Fanum Lucis von Taijou (~Kapitel 24: Fallendisaster~ <=1.Platz im ersten Wb des FF-WB-Zirkels=>) ================================================================================ Kapitel 19: Lerayas Verrat und das Fluchportal ---------------------------------------------- Kapitel 19: Lerayas Verrat und das Fluchportal Diese Nacht hatte der Eisdämon schlecht geschlafen. Ein Alptraum hatte den anderen gejagt bis er es schließlich aufgegeben hatte auch nur eine ruhige Minute zu verbringen und er war aufgestanden. Um Yoru nicht eventuell zu wecken hatte er sich von ihr entfernt und lag nun im kühlen Gras und sah sich die Sterne an. Während er diese betrachtete musste er sich an viele Dinge der Vergangenheit erinnern. Er hasste es, wie man ihn behandelt hatte und in letzter Zeit zeigten sich sogar seine Ängste stärker als sonst. Leraya wünschte sich nichts mehr als Erlösung von all seinen Qualen und der Vergangenheit, doch er wusste, dass dies unerfüllt bleiben würde. Man konnte sie weder verändern noch auslöschen und Ängste wurde man nicht so einfach los. Insgeheim beneidete er Shingetsu auch zu tiefst. Sein Freund hatte eine Familie, die sich um ihn sorgte und selbst Lerayas Vater kümmerte sich mehr um ihn, als um den eigenen Sohn. Immer hatte er sich um Shingetsu gekümmert und höchstens einmal mit Leraya trainiert. Aber außer den Kampfkünsten hatte Rickimaru ihm nichts beigebracht. Meist ging dieser seinen Pflichten nach oder verreiste. Manchmal kämpfte er auch, doch der kleine Eisdämon war immer alleine gewesen und hatte sich Tag für Tag gefragt warum dies so sei. Selbst den Prinzen hatte er mehr als Sohn angesehen als sein eigen Fleisch und Blut. Immer hatte Leraya versucht die Aufmerksamkeit von seinem Vater zu gewinnen, aber dies war ihm bis zum Schluß nicht gelungen und er hatte es aufgegeben. Kurze Zeit darauf war seine Mutter gestorben, doch sein Vater hatte es ihm verboten sie noch einmal zu sehen. Shingetsu hatte sie noch sehen können und so wuchs auch die Eifersucht und der Hass in Leraya, obwohl er wusste, dass seinem Freund nicht die geringste Schuld traf. Das Wissen war zwar da, aber es half nichts, seine Gefühle waren stärker auch wenn er Shingetsu nicht hassen wollte. Er war zu seinem einzigen Freund geworden und er wollte ihn auf keinen Fall verlieren, egal was passieren würde. Die Finsternis in seiner Seele wollte er nicht gewinnen lassen. Niemals. Selbst wenn es ihm das Leben kosten würde, das hatte er sich vor langer Zeit geschworen. "Interessante Gedanken Leraya. Du hast recht, die Vergangenheit kann man nicht rückgängig machen, aber man kann sie aus dem Gedächtnis löschen", hörte der Eisdämon plötzlich eine kühle Stimme sagen. Als er sich nun umdrehte stand zu seinem Schreck ausgerechnet der Herr des Chaos hinter ihm und sah ihn aus seinen Amethystaugen genau an. "Was?! Wie?!", kam es völlig erschrocken von Leraya. "Ich bin schon seit längerem hier und habe dich beobachtet. Na gut, ich gebe zu, dass ich auch ein wenig deine Gedanken gelesen habe, aber ich möchte dir ein kleines Angebot machen..." "Angebot?", fragte der Dämon nun misstrauisch nach. "Ohne Hacken, ja", ergänzte Kemuel daraufhin. "Ich kann dir sowohl die Ängste als auch die grausame Vergangenheit nehmen. Du müsstest nie wieder darunter leiden..." Es klang zwar verlockend, doch Lerayas Misstrauen wuchs von Wort zu Wort des dunklen Drachengottes. "Und du würdest das aus lauter Nächstenliebe tun...", sagte der Eisdämon ironisch. "Natürlich nicht. Die Bedingung dafür wäre, dass du mir dienst." Während er sprach kniete sich der Herr des Chaos zu Leraya und sah im durchdringend in die Augen, so dass dieser instinktiv etwas zurückwich. "Damit würde ich meinen besten Freund verraten..." "Das sehe ich nicht so. Du bist bisher niemandem verpflichtet und es ist dein Leben mit dem du machen kannst was du willst. Auf Dauer ist das Vorhaben mich aufzuhalten sowieso nutzlos. Ich kann nicht sterben und auf einen zweiten Bann falle ich nicht hinein. Überlege dir mein Angebot." Leraya schien wahrhaftig zu überlegen, doch dann schüttelte er den Kopf. "Ich kann das nicht tun. Außerdem will ich dir nicht dienen." Kemuel stand wieder auf und sah zu den Sternen. "Dein Vater hat dich nie richtig als Sohn angesehen und weder dein Talent noch dein Können gewürdigt. Ich sehe es und würdige es. Du hast deine Kräfte in den Katakomben bewiesen und du hast mich auf gewisse Weise beeindruckt. Findest du nicht auch, dass Eis stärker ist als Feuer?" Leraya wollte ihm nicht glauben und sein Worte als Lügen abtun, doch er sprach die Wahrheit, das merkte er. "Talent und Können? Ich besitze nichts von beiden", meinte Leraya geknickt. "Doch. Und ich würde dir zusätzlich Kraft geben. Ich würde dich auch höchstpersönlich trainieren wenn du willst. Du willst allen doch zeigen, dass du weder feige noch schwach bist, oder?" "Ich...", fing der Eisdämon an, doch Kemuel war bereits verschwunden. Scheinbar um ihm wirklich Zeit zum Nachdenken zu gönnen. Sollte er dem Chaosgott glauben schenken und ihm vertrauen? Er wusste es nicht. Nachdem er bei Yoru angekommen war, hatte sich Leraya hingesetzt und weiter über Kemuels Worte nachgedacht. Erst als der Morgen graute und Yoru aufwachte, konnte er den Gedanken des Angebotes etwas verdrängen. "Meinst du, dass das Portal in der Nähe ist?", wollte die Dämonin wissen bevor ihr etwas eher negatives einfiel. "Nicht, dass es wieder ein Untoter ist, der das Portal bewacht. Lauf bloß nicht wieder weg!", drohte sie als sie ein kurzes Zucken von Lerayas Körper bemerkt hatte. Da sie voraus ging hatte sie den nun verletzten Blick des Eisdämons nicht gesehen und er sprach leicht niedergeschlagen ein "Kommt nicht wieder vor" aus. "Und erschrecke dich auch ja nicht wieder vor irgendeiner Spinne. Klammer dich bitte auch nicht wieder an mich wie ein kleines Kind, das war ja wohl äußerst peinlich vor dem Feind. Benimm dich mehr wie ein Mann und nicht wie eine Memme..." So ging das einige Minuten weiter und jedes Wort machte Leraya zorniger. Sie tat gerade so, als ob er dies alles absichtlich getan hatte. "Es reicht...", sagte er daher irgendwann leicht schneidend und wollte so das ledige Thema beenden. Yoru hingegen hatte da andere Pläne und kritisierte ihn weiterhin. Nach zwei Stunden standen sie dann endlich vor dem neuen Portal. Komischerweise war kein Gegner zu sehen und es tat sich auch nichts, als sie mehrmals um das Tor zu Kemuels Welt herumgegangen waren, geschah noch immer nichts. "Warum passiert denn nichts? Wie sollen wir es so öffnen?", fragte Yoru den noch immer schlecht gelaunten Leraya. "Woher soll ich das wissen?" Doch genau zu dieser Zeit bebte die Erde und aus dieser entstiegen zwei Golems. Die Felsgiganten richteten jeder ihr eines Auge auf die Fremden, die es gewagt hatten ihr Gebiet zu betreten. Mit jedem schritt wurden die beiden Dämonen durchgeschüttelt und mussten um ihr Gleichgewicht kämpfen. "Was sind das so Wesen?", wollte Yoru panisch wissen, da sie sich schon als Flunder sah. Zwar hatte Leraya diese Wesen noch nie gesehen, doch er kannte sie aus alten Geschichten der dunklen Kriege, in denen diese Giganten gegen den Orden des Feuers auf der Seite der dunklen Union gekämpft hatten. Sie waren laut den Erzählungen zwar nicht stark, aber man konnte sie kaum verletzen. "Das müssen Golems sein, aber sie gehören dann nicht zu Kemuel..." Die Schwarzhaarige sah in irritiert an. "Warum sollen diese Monster denn nicht zu Kemuel gehören?!" "Weil Kemuel auf der Seite des Ordens des Feuers gekämpft hat." Während sie miteinander diskutierten wichen sie weiter nach hinten, möglichst weit weg von den Ungetümen. "Aber der Orden war doch gut, Kemuel kann dort nicht gekämpft haben! Er ist böse!", raunte sie ihren Begleiter nun an. "Das liegt im Auge des Betrachters, außerdem verlangte das damals die Situation. Die dunkle Union wollte ihn laut den alten Geschichten auch töten, daher hat er sich für den Krieg mit dem Orden verbündet. Zudem ist er doch auch ein Drachengott, zwar ein dunkler, aber immerhin...", kam es nun nicht minder zornig zurück. Langsam platzte ihm wirklich der Kragen, er hatte auch eine Toleranzgrenze. "Was hat das damit zu tun?" Dabei sah Yoru Leraya angriffslustig an. "Im Orden kämpften viele Drachen, nur wenige abtrünnige wechselten auf die Seite der dunklen Union, daher hat Kemuel so auch die Drachen schützen können." Jetzt drehte sich Yoru, während sie einem Schlag eines Golems auswich, um und funkelte Leraya an. "Das sind alles nur Geschichten, die man kleinen Kindern erzählt, davon ist nichts wahr! Und diese sogenannten Ordensdrachen existierten nie. Die einzigen Drachen, die es gibt sind die Postdrachen! Abgesehen davon hör auf den Feind in ein positives Licht darzustellen!" So langsam wurde es auch Yoru zu bunt. Glaubte dieser Eisdämon denn etwa alles, was er hörte? "Das tue ich gar nicht! Ich sage es nur so wie es war. Das sind keine Geschichten. Es ist Vergangenheit. Meine Mutter hatte mir das alles erzählt..." Weiter kam er nicht, denn Yoru schnauzte ihn erneut an und war kurz davor ihm eine zu Hauen. Statt zu kämpfen quatschte er über Märchen. "Sag ich doch. Märchen. Deine Mutter hat sie dir erzählt und du glaubst sie noch heute!", sagte Yoru abfällig. Das war zu viel für den Eisdämon gewesen. Niemand sprach in so einem Ton über seine Mutter. Was zu viel war, war zu viel. Durch seinen Zorn wuchsen seine Kräfte und er fror die zwei Golems einfach ein ohne ihnen große Aufmerksamkeit zu schenken und widmete sich dann Yoru zu. "Meine Mutter hat nie gelogen. Es ist alles wirklich passiert! Am Königshof gibt es sogar noch ein paar, die die Kriege miterlebt haben und mir genau das selbe erzählten. Mein Großvater war selbst im Krieg beteiligt gewesen und hatte meiner Mutter später alles erzählt!" Yoru hingegen machte eine wegwerfende Handbewegung und wollte das Thema endlich beenden. Der Eisdämon ließ sich scheinbar sowieso nicht überzeugen. Nachdem die Golems besiegt waren öffnete sich nun das Portal, was die Dämonin erst jetzt bemerkte. "Dann können wir ja zurück..." Dabei ignorierte sie völlig Leraya, der nun äußerst ungehalten schien, und ging voraus. "Ich komme später nach...", meinte dieser nur um sich wieder etwas zu beruhigen. Er verstand es einfach nicht. Warum glaubte sie ihm nicht? Es entsprach doch alles der Wahrheit und so über seine Mutter zu sprechen empfand er als Unverschämtheit. "Wütend?", kam es nun wie aus dem Nichts und Leraya zuckte vor Schreck zusammen. Als er sich umsah entdeckte er Kemuel, der gerade genauer die vereisten Golems betrachtete. "Deine Kräfte werden durch negative Energie stärker, oder?" Der Herr des Chaos erwartete nicht wirklich eine Antwort, da er es auch so sehen konnte. Der Eisdämon hatte in der Tat großes Talent und die Tatsache, dass seine Kraft sich auch noch von Negativem zerrte schien perfekt. Er passte damit bestens zu seiner Armee. "Kann ich dich etwas fragen?", wollte Leraya plötzlich wissen, was den Chaosgott aus seinen Gedanken warf, da er nicht mit einer Gegenfrage seitens Lerayas gerechnet hatte. "Nur zu..." Nun drehte sich Kemuel zu dem vermeintlich neuen Diener und wartete auf dessen Frage. "Du hast in den dunklen Kriegen doch mit dem Orden des Feuers gegen die dunkle Union gekämpft, oder?" Das erstaunte Kemuel dann doch zugegebener Maßen. "Ich hätte nicht gedacht, dass du davon gehört hast. Nach 5000 Jahren besitzt dieses Wissen kaum jemand, was mich gerade bei so einem jungen Dämonen wie dich wundert. Interessierst du dich für die alten Kriege?", forschte der dunkle Drachengott nun seinerseits nach. Leraya nickte kurz. "Ja. Meine Mutter hatte mir davon erzählt als ich noch klein war." Kurz überlegte der Herr des Chaos bevor er etwas erwiderte. "Ich verstehe. Sie war bestimmt eine schlaue Frau. Wie hieß sie?" Jetzt war Kemuels Interesse zugegebener Weise wahrhaftig geweckt. Wann traf man schon jemanden, der darüber so gut Bescheid wusste? Vielleicht war seine Mutter gar eine Nachfahrin eines berühmten Kriegers des Ordens gewesen. Während er auf eine Antwort wartete aß er eine Nespula und bot auch seinem Gegenüber der Höflichkeit her eine an, die aber abgelehnt wurde. "Sie hieß Ayame...", sagte Leraya und musste verwundert mit ansehen wie sich Kemuel an der Nespula verschluckte. "Ayame?!" Jetzt musterte Kemuel Leraya das erste Mal haarscharf und musste tatsächlich eine gewisse Ähnlichkeit feststellen. "Hast du sie etwa gekannt?", fragte der Eisdämon nun neugierig nach dieser Reaktion auf den Namen. "Das kann man wohl sagen. Ihr Großvater hatte schon für mich gekämpft und sie selbst hatte mir auch gedient. Zumindest so lange bis sie einen Mann kennengelernt hatte. Das war dann wohl dein Vater. Wegen meines Bannes wusste ich nie wer es genau war, aber ich hatte damals schon das Gefühl, dass sie in ihr Unglück rannte. Was dann auch eintrat. Sie hatte mich durch Gebete viele Male um Hilfe gebeten, doch ich konnte nichts durch den Bann hindurch für sie tun", erklärte Kemuel ruhig. "Sie starb so weit ich es mitbekommen habe unter großen Schmerzen. Erwähnt hatte sie einen Sohn in ihren Gebeten, aber ich hätte nicht gedacht, dass du das bist." Jetzt überschlugen sich Lerayas Gedanken förmlich. Seine Mutter hatte für Kemuel gearbeitet? "Ich schätze, dass sie dir alles erzählt hatte, weil sie so hoffte, dass ich wesentlich dir helfen kann, wenn ich es schon bei ihr nicht schaffte...", sagte Kemuel in einem nachdenklichen Tonfall. "Wobei wollte sie von dir Hilfe?" Der Herr des Chaos zog nun fragend eine Augenbraue hoch. "Wusstest du das nicht? Sie war schwer krank und leidete immerzu. Sie wollte, dass ich ihr die Schmerzen nehme...", kam es dieses Mal nicht so kühl von Kemuel als sonst. "Sie hatte mir immer gut gedient. Vergiss das Angebot, welches ich gemacht habe, ich werde dir als Entschädigung, die ich deiner Mutter eigentlich schulde, helfen. In all den Jahren in denen sie mir diente hatte sie nie etwas verlangt, doch als es soweit war, waren mir die Hände gebunden. Ich habe stets mein Wort gehalten und ich belohne die, die mir dienen. Ausnahme bildete Takeru, aber das hatte auch eine Menge Gründe, die teilweise schon weit zurück liegen...", wollte er nicht verheimlichen. Leraya dachte über das gerade gehörte nach. Seine Mutter hatte Kemuel freiwillig gedient und er würde ihm helfen, wenn er wollte. Aber wenn seine Mutter dem Herrn des Chaos gedient hatte und im Sterben dem Gott ihr Leben anvertraute... "Ich werde dir dienen..." Erst hatte Kemuel nicht richtig zugehört, doch als er nach wenigen Sekunden begriff, sah er Leraya nicht mehr mit der üblichen Kälte, sondern total perplex an. Hatte der Eisdämon ihm etwa nicht richtig zugehört? "Ähm...Ich sagte ich mache es ohne irgendwelche Gegenleistungen von deiner Seite..." Sein Wort hielt er in der Tat, dass hatte Leraya nun bemerkt. "Ich will dir dienen, da meine Mutter es getan hat. Sie wollte bestimmt, dass ich es tue, sonst hätte sie mir nicht so viel erzählt...", meinte Leraya entschlossen. Und diese Entschlossenheit spürte auch sein Gegenüber. Wenn Leraya darauf bestand, dann würde er ihm nicht im Weg stehen. "Gut, wenn du dir so sicher bist, dann werde ich der letzte sein, der dich aufhält. Aber ich werde dir gleich sagen, dass ich es nicht mag, wenn du mir in den Rücken fällst, falls Shingetsu in meinem Reich auftaucht oder eine Schlacht gegen Tenebrae ausbrechen sollte", warnte er den Eisdämonen vor. Dieser schien kurz zu überlegen, doch dann nickte er. "Ich werde es nicht einmal wagen", sagte Leraya mit fester Stimme. "So sei es. Ich werde etwas Zeit zum Vorbereiten brauchen, bis ich dich von deinen Ängsten und den schrecklichen Erinnerungen befreien kann, aber so lange kannst du dich in meinem Tempel umsehen und meine anderen Gefolgschaft kennen lernen." Mit diesen Worten benutzte Kemuel seine Magie und löste sich zusammen mit Leraya auf. Nur kurze Zeit später standen beide im Hof des Tempels. "Willkommen in meinem Reich. Auf dem Gelände des gesamten Tempels ist es sicher, aber außerhalb existiert nur Tod für all die jenigen, die die Grenze überschreiten." Dabei zeigte er gelassen wie eh und je in die schwarze Dunkelheit, die sich um den gesamten Tempel und dessen riesigen Hofes befand. Erst jetzt schaute er sich alles richtig an. Schwarze Blitze zuckten über dem Gebäude hinweg und viele zuckten in dieser dunklen Finsternis in der kein Licht zu existieren schien. Zudem erkannte er noch seltsame Gebilde, die ihn an Tornados erinnerten, die auftauchten wie sie wollten und wieder verschwanden. Erst jetzt wurde dem Eisdämon die ganze Macht des Chaos klar und er wurde regelrecht überwältigt. Sie hatten von Anfang an keine Chance gehabt. "Das ist die wahre Natur des Chaos. Was du da siehst bin ich. Mein richtiges Wesen. Den Körper den ich benutze ist nur eine Art Leihgabe. Irgendwann zerfällt er unter der Macht des Chaos und ich muss mir einen neuen suchen. Zwar dauert das noch, aber ohne Körper fühle ich mich etwas unwohl." Während er sprach grinste er unter den staunenden Blicken Lerayas und musste schließlich ein wenig kichern. "Ich fühle mich sonst so breit und träge..." Das konnte Leraya in gewisser Weise auch nachvollziehen. Wo er auch hinsah war kein Ende vom Chaos in Sicht. Hier konnte man jegliche Orientierung verlieren. Überall war nur diese allumfassende Leere und Stille. Im Inneren konnte Leraya nur hoffen, dass Shingetsu diesen Ort nie betreten würde sonst wäre dessen Schicksal besiegelt gewesen. "Das bist du?", fragte der Dämon noch einmal unsicher nach. "Ja. Der Tempel ist das Zentrum oder besser ausgedrückt mein Geist, der diesen Körper besitzt und sich meist in diesem aufhält. Ich werde mich nun um die Vorbereitungen kümmern. Eideen und Mesire sind noch nicht von ihrem Auftrag zurück, daher wird dir Tsuki alles zeigen." Damit verschwand der Herr des Chaos. "Herr des Chaos? Warum nennt man ihn so, wenn er in Wahrheit das personifizierte Chaos ist?", fragte sich Leraya. "Kemuel-sama ist zwar das Chaos, aber es gibt mehrere verschiedene Bereiche, die andere Chaosgötter beherrschen. Dennoch ist er am ältesten und mächtigsten. Er kann die anderen problemlos lenken. Daher nennt man ihn auch Herr des Chaos", kam völlig unerwartet die freundliche Antwort. "Ich bin übrigens Tsukiyomi, ein Mondgott und arbeite für Kemuel-sama unter seinem Diener Mesire. Du kannst mich auch einfach nur Tsuki nennen", stellte sich der Sprecher nun vor. Zwar schaute sich Leraya überall nach der Stimme um, doch er sah niemanden, bis er auf die Idee kam nach oben zu sehen, obwohl er eher bezweifelte, dass dort jemand war, aber dies war die einzige Richtung in die er noch nicht überprüft hatte. Dort entdeckte er einen jungen Gott, der auf einer Art Halbmond saß und zu ihm hinunterschaute. Dieser löste nun den Schneidersitz auf, in dem er bisher gesessen und dem Gespräch gelauscht hatte, und sprang von der Mondsichel hinunter, die daraufhin verschwand. Scheinbar war er wirklich ein Mondgott. Er trug ein weißes Gewand mit goldener Bestickung. Um dessen Hüpfte befand sich noch ein goldfarbenes Band, dass sich beim näheren Hinsehen als Waffe entpuppte, da es an einem Ende in eine Metallspitze endete. Seine silbernen Haare trug er offen und er besah sich aus seinen silbrigblauen Augen neugierig das neue Mitglied in Kemuels Gefolgschaft an. Seine ganze Erscheinung machte ihm als Mondgott alle Ehre. "Du bist ein Dämon, aber welche Art genau?", fragte Tsuki neugierig. "Ich bin ein Eisdämon." Doch dann sah er jemanden mit gezogenen Schwert auf sie zukommen. "Vorsicht!", warnte er Tsuki, der sich daraufhin umdrehte und geschockt in Richtung Mesire sah. "Verdammt! Warum kommt er denn heute früher?", fluchte Tsukiyomi leise, was jedoch die Seeschlange dennoch mit bekam. "Ich habe mich extra beeilt, damit du dein Training fortsetzen kannst!", kam auch prompt die Antwort auf die ein kraftvoller hieb der zweischneidigen Klinge folgte. "Danke, aber ich muss Leraya alles zeigen. Ich habe keine Zeit!", sagte der Mondgott schleunigst, während er den Hieben ausweichte und am Ende Leraya packte und das Weite suchte. Kaum, dass sie aus dem Blickfeld waren, da steckte Mesire auch das Schwert weg und genoss die Ruhe. "Dann kann ich mich jetzt endlich etwas sonnen..." Mit diesen Worten zog er eine Sonnenbrille auf und öffnete ein Portal, welches während seines Strandbesuches ständig offen bleiben würde. "Und warum hast du Tsuki verscheucht?", wollte Eideen nun wissen als er in seiner Falkengestallt auf Mesires Schulter landete. "Damit er nicht quengelt, dass man ihn nicht mitgenommen hat. Er wird ja am offenen Portal früher oder später erkennen wo wir waren und so habe ich eine Ausrede und obendrauf noch einen schönen Tag ohne mir anhören zu müssen, dass ich die ganzen Menschen in der Umgebung zu Mittag verspeist habe." Eideen schluckte nun bei der Aussicht die Seeschlange beim Fressen zu beobachten. "Über Geschmäcker lässt sich streiten..." Yoru konnte es nicht fassen. Leraya war tatsächlich verschwunden. Wie konnte er nur so verantwortungslos sein und sie alleine zurücklassen? Sie hatte nicht einmal einen Anhaltspunkt auf den Verbleib des Eisdämons. Wie bald sie ihn treffen sollte würde sie ihm einmal gehörig die Meinung sagen. Im Weitergehen bereute sie doch so langsam, dass sie so gemein zu ihm gewesen war. Lag es etwa daran, dass sie noch immer nicht wusste wo sich ihr verschollener Bruder befand und die Sorge um seine Gesundheit von Tag zu Tag wuchs? Er war schon immer kränklich gewesen und sie wusste einfach nicht wo sie suchen sollte, daher half sie ihrer Herrin in der Hoffnung ihn irgendwann zu finden. Auch ihr Bruder hatte des öfteren einen alten Dämon gefunden, der ihm etwas über dieses Märchen der dunklen Kriege erzählt hatte und genauso wie Leraya hatte er diese auch immer geglaubt, was schließlich in seinem Verschwinden endete. Er hatte von einer alten Ruine gehört, die er suchen wollte als es passierte. So hatte es zumindest in seinem letzten Brief gestanden, den er vor seinem Aufbruch seiner Schwester hinterlassen hatte. Daher hatte sie wohl überreagiert. In gewisser Weise hatte sie wohl auch Angst um Leraya, da sie nicht noch eine Person verlieren wollte, die sie mochte. Aber warum sollte sie sich um ihn Sorgen machen? Im Gegensatz zu ihrem Bruder konnte er kämpfen auch wenn er dies nicht allzu gerne tat und Angst hatte. Dennoch hätte er sie nicht einfach hier alleine zurücklassen dürfen. Egal wie sehr es ihr widerstrebte sie musste nun alleine wieder zum Schloss von diesem arroganten Feuerdämon, der ihre Herrin immer belästigte. Tsuki hatte Leraya durch den ganzen Tempel gelotst und ihm auch so einiges über die Vergangenheit erzählt, auch weshalb die einzelnen Mitglieder von Kemuels Gefolgschaft ihm dienten. Es war wirklich erstaunlich, welche Schicksale manche von ihnen hatten erleiden müssen. Kemuel in diesem Licht zu sehen war für ihn etwas ganz anderes. Scheinbar war er gar nicht so böse wie er vorher vermutet hatte, doch Tsukiyomi schüttelte dazu nur lachend den Kopf. "Glaub mir, er kann wirklich böse sein. Momentan hat er nur gute Laune, da er sich bisher mit euch ganz gut amüsieren konnte. Aber wehe dem, der ihn wahrhaftig provoziert. Jasaad, der Anführer der dunklen Union, hatte dies einmal geschafft. Was meinst du wie es dann hier aussah? Glaub mir, das willst du nie erleben. Ich selbst habe es auch nur von Mesire erfahren und ein wenig durch Takerus Abdanken erlebt. Das muss wahrlich die Hölle sein sich zu dieser Zeit hier oder in Kemuels Nähe zu befinden. Siehst du die Blitze, die ab und zu vorbei zucken? Hier ist der einzig sichere Ort für die Gefolgsleute, aber wenn er wütend ist, dann..." Damit ging Tsukiyomi näher an die Grenze und hoffte gleichzeitig, dass sich Kemuel in diesem Moment auf keinen Fall aufregte. Er zückte ein kleines Stückchen Papier hervor und faltete daraus einen Flieger. Dann ließ er diesen mitten ins Chaos hineinsegeln und sprach weiter, während er sich zur Sicherheit wieder vom Rande des Tempelgeländes entfernte. "...passiert das hier." Und wie auf ein Kommando schlug plötzlich einer der Blitze in das kleine Flugzeug ein, das sich daraufhin auflöste. "Wenn man getroffen wird ist es aus. Egal ob Gott, Dämon, Mensch oder sonst was. Alles wird sofort aufgelöst. Sollte er wirklich wütend werden, dann schlagen die Blitze wie ein Inferno ein. Da hilft selbst der magische Schutzwall um den Tempel nichts. Wenn man nicht binnen von Sekunden weg ist, war es das ein für alle mal. Nur Kemuel selbst könnte die Seele dann zurückholen. Ob er das macht ist eine andere Frage." Als er den letzten Satz sagte schnalzte er mit der Zunge. "Tja, pass also auf, dass du niemals in seine oder in die Nähe des Chaos kommst. Schon gar nicht wenn er schlechte Laune hat." Jetzt schluckte Leraya doch etwas nervös. "Und wie merke ich, dass er schlechte Laune hat?", wollte der Eisdämon nun wissen. "Entweder er zeigt seinen Zorn direkt, so dass er einen finster ansieht und es man es auch heraushört, oder er ist noch kühler und ruhiger als sonst. Letzteres ist schlimmer, da man ihn dann mit einem Vulkan vor dem Ausbruch vergleichen kann." Das klang in Lerayas Ohren alles nicht sehr beruhigend. "Mach dir keine Sorgen, so was passiert eigentlich nur alle paar tausend Jahre, dass er die Beherrschung verliert. Und wenn es so weit ist, dann bringen wir uns einfach in Sicherheit. Er bringt dir noch die Magie bei mit der du hier in die Chaoszone und in der normalen Welt auftauchen kannst wie du willst. Hast du noch Fragen? Wenn nicht kann ich dir ja unsere Köche vorstellen." Eigentlich hatte er noch viele, aber fürs erste hatte er genug zu verarbeiten und später konnte er immer noch nachfragen, daher verneinte er. "Es gibt hier Köche?", wollte Leraya jedoch verwundert wissen. "Jup. Das sind unsere Zwillinge Shaza und Tora. Beides Drachen, die als Spione für Kemuel in der dunklen Union tätig waren. Spitzenköche, aber sie haben da eine ziemliche Schwäche, daher werden sie nicht so häufig auf Missionen geschickt...", meinte der Mondgott auf dem Weg zur Küche nur leicht verlegen. "Und die wäre?", fragte der Eisdämon nun neugierig geworden nach. "Unsere Schwäche für....", erklang eine Stimme aus der Küche. "...für Frauen", beendete eine Zweite. "Sie baggern absolut jede an, die ihnen gefällt, daher sind sie zu abgelenkt...", flüsterte Tsuki im Hineingehen noch Leraya zu. Shaza und Tora waren wirklich Zwillinge. Eineiige wie Leraya gleich erkannte. Beide hatten kurze braune Haare, die vorne etwas länger waren und besaßen beide je ein Piercing im linken Ohr. Die ganze Küche war von einem leckeren Geruch gefüllt. "Ich bin Shaza und das ist...", begann dann der eine und wieder wurde der Satz vom anderen beendet. "...Tora. Nett von dir Tsuki, dass du ihn herumführst während unser Bruder sich am Strand sonnt." Leraya hatte sichtlich Probleme die beiden aus einander zu halten, was auch nicht einfacher wurde, wenn einer den Satz des anderen beendete. Tsukiyomi hingegen war recht aufgebracht. "Wie bitte?! Mesire ist am Strand?! Ohne mich? Ich wollte doch schon seit Wochen einen freien Tag!", maulte dieser enttäuscht herum. "Tja, sorry, Tsuki. Er hatte es uns vor kurzem erst gesagt und wir sind mitten...", erklärte Shaza und beendet wurde es von Tora. "...in den Vorbereitungen. Heute gibt es Lasagne." Dann wandte sich Tora an den noch immer etwas Irritierten Leraya. "Ich hoffe, dass du Lasagne magst." Ein kurzer Blick zu Shaza genügte um zu wissen, dass dieser nun erst einmal Tsukiyomi aufmuntern würde und er so lange Zeit hatte den neuen besser kennen zu lernen. "Lass dich von uns nicht irritieren. Es gibt schon ein paar Unterschiede zwischen uns beiden, aber es macht uns halt viel Spaß Leute zu verwirren oder die Sätze des anderen zu beenden", meinte er in einem entschuldigenden Tonfall. "Nicht schlimm. Aber wie kann ich euch denn auseinander halten?" Nun grinste Tora breit. "Tja, ich flirte mehr als Shaza und bin etwas fauler. Naja, ansonsten gibt es noch ein paar Feinheiten, die unser Bruder scheinbar kennt, aber was das ist, weiß ich nicht genau. Laut Tsukiyomi und Eideen kann man uns, wenn man uns besser kennt, recht gut unterscheiden, es sei denn, wir wollen einen aufs Glatteis legen, dann schaffen das selbst die beiden nicht!", meinte er lachend und sah unschuldig zu dem Mondgott, der das letzte mitbekommen hatte. "Und wann war das?", versuchte dieser nun in Erfahrung zu bringen. "Das ist ein Geheimnis...", sagte Shaza nur verschwörerisch. So weit Leraya das beurteilen konnte verstanden sich hier alle prächtig und er konnte gar nicht glauben, dass er hier angeblich bei den früheren Feinden war. Da fiel ihm auch erst auf, dass sie ja gesagt hatten sie wären Drachen, also hatte er doch Recht behalten und Yoru hatte in allen Punkten falsch gelegen. Shingetsu hatte sich über lange Zeit Yukis verzweifeltes Gemurmel auf dem Weg zum letzten Portal anhören und ihr immer wieder bestätigen müssen, dass Kemuel gelogen hatte und er auf keinen Fall ihr Gott sein konnte. Sie hatte sich mittlerweile fest eingeredet, dass dies so war und wollte auch keine andere Meinung hören. Aber selbst dies schien ihm besser, als dass sie deprimiert in einer Ecke hockte und sich Vorwürfe machte. Er konnte sich schon denken, was erst auf sie zukam, wenn der Herr des Chaos eines Tages plötzlich im Tempel von Fanum Lucis aufkreuzte. Ob sie das psychisch verkraften würde? Er hoffte es. Jetzt galt es jedoch erst einmal die Portale zu öffnen. Leraya und Yoru hatten dies wahrscheinlich schon längst hinter sich und kamen so langsam im Schloss an, während sie viel Zeit verloren und noch immer keine Spur vom Portal entdeckt hatten. Wie sollten sie in diesem Schneckentempo die Zwangshochzeit verhindern? Als er so vor sich hin dachte, wanderte sein Blick schon fast automatisch zu Yuki. (Vielleicht war es ja doch keine schlech...) Diesen Gedanken verdrängte er auch gleich wieder und verschloß ihn hinter einer eigens dafür angelegten Panzertür, auf dass dieser nie wieder herauskam. Sein Blick blieb der Priesterin nicht verborgen und so sah sie ihn leicht misstrauisch an. Wer konnte schon sicher sagen, dass er sich nicht wieder einen heimtückischen Scherz erlaubte? Andererseits ist ihr dies schon öfter aufgefallen, daher beschloss sie nach einigem hin und her ihn zu fragen. "Was ist denn? Bin ich deiner Meinung nach etwa fetter geworden?" Jetzt schien der Feuerdämon erst aus seinen Gedanken zu erwachen. "Was? Ähm...nein. Ich würde eher sagen, dass du abgenommen hättest...", antwortete er ehrlich und fragte sich insgeheim wie sie auf solch eine Frage kam, zumal da er nun wieder giftig angesehen wurde und sie unverständliches murmelte. "So ehrlich musst du auch nicht antwort..." Da unterbrach sie sich selbst. "Warte...Wenn du auf sowas achtest dann...hast du mich gemustert?!", meinte sie geschockt wie verblüfft gleicher Maßen. Shingetsu fühlte sich nun ernsthaft ertappt und hoffte sogar schon, dass Kemuel auftauchte und diesen peinlichen Moment durchbrach. Aber wie es nun mal so war tauchte dieser nur auf, wenn es Shingetsu nicht passte. "Also...", begann er und mied direkten Blickkontakt. "Ja?", hakte sie nach und kam näher. "Vielleicht..." Wie sehr wünschte sich Shingetsu nun fort oder einfach in der Erde zu versinken. Yuki war sprachlos und wurde sogar etwas rot. Hatte er nicht selbst vorgeschlagen den Ausrutscher auf dem Ball zu vergessen? Und er selbst... Doch als sie nun weiter darüber nachdachte und am Ende noch seinen Charakter hinzu tat, wich der Rotton auch gleich wieder und sie verpasste ihm einen weiteren Handabdruck in seiner Sammlung. Was hatte er nun schon wieder getan? "Du bist wirklich unmöglich! Nur um mich zu ärgern oder zu schikanieren...!", meckerte sie los und der Feuerdämon verstand die Welt nicht mehr. Hatte sie denn Tomaten auf den Augen? Normalerweise hieß es ja, dass Männer nie etwas bemerkten, aber dieses Mal war es eindeutig anders herum. Sie machte ihn noch fertig. Aber zumindest war das nicht heraus gekommen... Nach einer guten Stunde kamen sie schließlich eher durch Zufall am Portal an. Sie wollten Fisch essen und waren an einem kleinen Fluss angekommen an dem sich seltsamer Weise das Portal befand. Seltsam deshalb, weil es überhaupt nicht in die Gegend passte. Wüsste es Shingetsu nicht besser, dann hätte er gewettet, dass Kemuel dies beabsichtigt tat, damit ihre Reise nicht all zu lange dauerte. Auch Yuki machte große Augen und konnte ihr Glück nicht fassen. Keine lange Reisen mehr. Sie näherten sich dem letzten Tor in Kemuels Welt und entdeckten eine Notiz, die an eine der Drachenschlangen hing. Yuki nahm diese an sich und las laut vor. "Salve! Da ich gerade beim Essen einer leckeren Lasagne bin und ihr mir letztens sowieso nicht richtig zugehört habt, mache ich es halt per Brief. Wie ihr euch vorstellen könnt wird sich das Portal nicht so einfach öffnen. Eure Freund haben bereits das Portal des Katakombenmonsters und das Portal der feindlichen Felsengolems geöffnet..." Da sprach auch schon Shingetsu dazwischen. "Katakomben? Armer Leraya...Das war bestimmt hart für ihn...", vermutete der Feuerdämon und erinnerte sich gut an dessen größte Angst. "Es wird euch freuen, dass sie sich gut geschlagen haben und sich bester Gesundheit erfreuen. Das vorherige eurer Portale werde ich ja nicht mehr erwähnen müssen. Momentan steht ihr vor dem Portal des Fluches und wie der Name schon sagt kann es euch leicht passieren, dass euch ein Fluch trifft, aber dies muss nicht so sein. Ich wünsche euch viel Spaß beim Öffnen des Portals. Ich werde euch über meine Kristallkugel beobachten...Gezeichnet, Kemuel, Herr des Chaos", endete die Priesterin. "Also beobachtet er uns nicht nur, sondern hat wohl sogar das Portal extra für uns hier her gebracht...", meinte Shingetsu dazu nur trocken. "Und wie muss man das jetzt genau öffnen?" Dabei umrundete er einmal das Portal. "Einen Schalter scheint es nicht zu haben..." "Warte. Hier steht noch etwas. Komisch, das habe ich gar nicht gesehen...Wartet?", las Yuki mit einem großen Fragezeichen über dem Kopf. Auch Shingetsu wusste nichts damit anzufangen. "Wer wagt es uns zu wecken?" Als die beiden nun zum Portal schauten, erblickten sie eine Seele, die vor ihnen schwebte. Sie schillerte in einem dunklen Blau und schwebte etwas näher heran. "Kannst du das Portal öffnen?", stellte Shingetsu auch gleich die Gegenfrage ohne der des Geistes Achtung zu schenken. "Das kann ich, aber vorher..." Nun nahm die Lichtkugel Form an. Sie bestand jetzt eigentlich nur aus einem großen Kopf mit lüsternem Blick und Händen, die eine Grabschbewegung machten. Dabei hatte er den Blick stets auf die junge Priesterin gerichtet, die sich auf Grund der Reaktion des Geistes hinter Shingetsu in scheinbarer Sicherheit gebracht hatte. "Niemals! Du kommst nicht in meine Nähe!", rief sie dem Lustmolch zu, der ihr nun Kusshände zu warf und ihr so einen Schauder über den Rücken laufen ließ. Shingetsu brodelte schon vor Zorn und hätte wetten können, dass Kemuel ihn auf diese Weise provozieren wollte. Wie er diesen Chaosgott doch verabscheute. "Och komm schon Zuckerschnecke und schenke dem lieben Geist Willi einen Kuss!" Dies brachte Yuki vor Angst zum Zittern und sie duckte sich noch mehr hinter den Rücken des Feuerdämons, der schon fast vor Wut platzte und sich kaum noch zusammenreißen konnte. Nur zu gerne hätte er den aufdringlichen Verehrer Yukis gegrillt, aber leider war er der Einzige, der wusste, wie man das Portal öffnen konnte. "Ach, Schätzchen ich weiß rein zufällig, dass du eine Zwangsheirat vollziehen musst, wenn du Kemuel nicht aufhälst, also lass uns einen schönen Tag in Zweisamkeit verbringen und ich bin so freundlich und öffne dir das Portal..." Während er jedoch sprach machte er erneut diese eklige Grabschgeste und Yuki schüttelte aus vollster Seele den Kopf. "Niemals! Da heirate ich freiwillig lieber Shingetsu!" Nun war der Feuerdämon etwas perplex und schaute erstaunt zu der Priesterin. Diese kleine Unaufmerksamkeit entging dem geübten Grabscher nicht und er eilte schwebend zur wehrlosen Yuki. Es fehlten ihm nur einige Millimeter, dann hätte er es geschafft, doch genau dies verhinderte Shingetsus Stahlgriff, der sich immer enger um den Hals des Lustmolches zog. "Nein, lass mich los! Ich will zu meinem Schatz! Ich will sie küssen und..." Da packte der Feuerdämon so fest zu, dass dem Geist die Luft zum Sprechen fehlte und dessen Farbe von blau auf rot anlief. "Noch ein Wort...", drohte Shingetsu. "Öffne sofort das Portal!", verlangte er weiterhin. Der Erstickende tat wie ihm befohlen und das letzte Portal war endlich offen. "Gut...Ich lasse dich los, wenn du ihr fern bleibst..." Der kleine Geist nickte und wurde dann losgelassen, doch kaum war er frei, da stürzte er wieder Richtung Yuki. "Küss miiiiiich!" Dies brachte Shingetsu endgültig zur Weißglut und er packte ihn erneut. Aber dieses Mal verbrannte er ihn solange bis er kohlrabenschwarz war und Kohlenstoffdioxid aushustete, danach warf er den Perversling achtlos auf den Boden. Zwar konnte dieser nicht sterben, aber weh tat es scheinbar schon. Jedoch verfluchte der Besiegte den Feuerdämon noch während dieser vorbei ging und verschwand dann. Erst bemerkte Shingetsu gar nichts, doch dann spürte er wie ihm kälter wurde und er sich schwächer als sonst fühlte, als er dann in Yukis völlig geschocktes Gesicht sah, war es Gewissheit, dass etwas nicht stimmte und er musste schlucken. Was war passiert? Er musste sie fragen. "Yuki? Was ist..." Doch sie schüttelte nur den Kopf, starrte ihn an und versuchte die richtigen Worte zu finden. "Also...ähm...wie soll ich es ausdrücken? Du...siehst nun aus wie ein normaler Mensch..." Besonders das Wort Mensch hallte ihm nun durch den Kopf. Als sie ihm dann ihren Spiegel, den sie immer mir sich trug vor die Nase hielt, war der Schock perfekt. Seine Haare waren nun nicht mehr rot, sondern schwarz und seine Augen hatten die goldene Farbe gegen eine braune getauscht. Auch seine spitzeren Ohren sahen anders aus und seine längeren Eckzähne waren verschwunden. Das war eindeutig zu viel für ihn gewesen und er musste das alles erst einmal verarbeiten. Wie konnte das passieren? Wie sollte er so Kemuel besiegen, schlimmer, wie sollte er so weiterleben? Auch nach dem ersten Schock, der nun schon eine halbe Stunde vorbei war, lag er noch immer unbrauchbar unter einem Baum in der Nähe des Flusses und starrte in die Leere, während Yuki versuchte ihn zu beruhigen und ihm frische Luft zu fächelte. "Das hört schon wieder auf, genauso wie der andere Fluch. Vertrau mir..." Wie oft hatte sie das nun schon gesagt? Sie wusste es selbst nicht mehr, doch Shingetsu reagierte noch immer nicht. Er hatte scheinbar tatsächlich einen schweren Schock erlitten. Und das noch bei seiner Arroganz in so mancherlei Hinsicht. "Ich bin auch ein Mensch, so schlimm ist das auch wieder nicht..." Darauf reagierte er endlich. "Ihr seid so schwach und ihr sterbt so schnell. Ich kann diesen Körper regelrecht beim Sterben beobachten..." "Ach was. So schnell sterben wir auch wieder nicht...", versuchte Yuki die menschliche Rasse zu verteidigen. "Doch...Außerdem friere ich...nein...ich erfriere...", maulte er geknickt weiter. "Hä? Es ist doch ganz warm. Was machst du dann erst im Winter? Ah...stimmt ja...Als Feuerdämon war dir bestimmt immer wärmer...Aber ich kann dich beruhigen. Das sind für Menschen ganz normale Temperaturen. Du erfrierst schon nicht", versuchte sie ihn vergeblich zu beruhigen. "Ich fühle mich das erste Mal in meinem Leben richtig schwach, hilflos und ausgeliefert. Wie hälst du das aus?" "Ich fühle mich eigentlich immer ganz sicher..." Shingetsu sah sie ungläubig an bis ihm etwas auffiel, was er noch nicht bedacht hatte und verzweifelte nun vollkommen. "Wie soll ich so meinem Vater ins Gesicht sehen?" Also langsam übertrieb der ehemalige Feuerdämon dann doch. Sie kannte ihn noch gar nicht von dieser Seite. So benahm er sich als, wenn er verzweifelt war und nicht mehr weiter wusste. "Jetzt verfalle ich schon in Selbstmitleid...Das ist eine menschliche Eigenschaft. Dämonen kennen das nicht...Der Fluch muss ziemlich mächtig sein..." Yuki war sich da zwar nicht so sicher, ob das wirklich alles wegen dem Fluch war, aber sie tat so, als ob sie seiner Meinung war. "Soll ich dir irgendetwas bringen?" Ein Kopfschütteln. "Ich habe wirklich Mitleid mit euch Menschen, das ist doch kein Leben..." Das war's. Yuki konnte nicht anders als loszuprusten, was von seiten Shingetsus mit einem irritierten Blick quittiert wurde. "Was ist denn bitte so lustig?", wollte er wissen. "Dein Mimosern. Für dich mögen Menschen nicht lange leben, aber aus unserer Sicht schon. Naja, manchmal empfinden wir es als etwas zu kurz, aber in die Zeit, die wir leben, versuchen wir vollkommen auszufüllen. Außerdem sterben viele, die uns wichtig sind schon sehr früh und man wünscht sich zu ihnen, daher ist für manche der Tod ein Segen." Dies brachte Shingetsu scheinbar zum Nachdenken, da Stille einkehrte. "Ach! Wenn das Leben für euch länger wäre, dann würden auch die Personen die ihr liebt länger leben", meinte der Sohn Tengus nun und sah dabei weg. "Schon, aber sieh es positiv. Du wirst mich schneller los und fühlst dich dann nicht mehr so in deiner Ruhe gestört", scherzte Yuki und bemerkte nicht den entsetzten Blick Shingetsus. "Damit scherzt man nicht!", ermahnte dieser sie auch gleich und sah sie ernst an. Dies erstaunte sie schon in gewisser Weise. "Tut mir Leid, du hast ja Recht. Ich vermisse sie so sehr...", gestand die Prinzessin dann traurig. "Deine Mutter?" Darauf folgte ein trauriges Nicken und eine vereinzelte Träne bahnte sich über ihre Wange. Shingetsu hob seinen rechten Arm ein wenig und wischte ihre Träne vorsichtig weg. "Sie möchte dich bestimmt nicht weinen sehen", sagte er sanft zu ihr und setzte sich wieder auf. Dann zog er sie zu sich und umarmte sie. "Zumindest möchte ich nicht, dass du weinst..." Dies hatte ausgereicht um die Traurigkeit zu verbannen und eine leicht verlegene Yuki zurück zu lassen. Sagte er das nur so oder war es ernst? Oder lag das nur daran, dass er ein Mensch war? Sie konnte keine passende Antwort finden, aber sie freute es schon so etwas von Shingetsu zu hören. Doch dann geschah etwas, was sie gar nicht erwartet hatte. Er hob ihren Kopf ein wenig an und küsste sie zärtlich. Wenn sie vorher schon rot war, was war sie dann erst jetzt? Ihr Herz klopfte wie wild und ihr wurde ganz schwummerig. Aber sie mochte es wie er sie küsste. Es war anders als bei Kemuel gewesen, der das nur tat um seine Gegner zu provozieren. Als er dann den Kuss löste, hätte sie ihn umbringen können. Er grinste sie frech an und besaß wieder seine Dämonengestallt. "Ich hasse dich!", sagte sie nun zornig. Er hatte das nur getan um wieder normal zu werden. "Tut mir leid, aber ich ziehe es doch vor ein Dämon zu bleiben. Mir ist die Lösung gerade eingefallen. Der Geist wollte dich ja die ganze Zeit küssen..." Weiter kam er nicht in seiner Erklärung, denn sie gab ihm eine weitere Ohrfeige. "Mach das nie wieder!" Damit stand sie entschieden auf und ging weg. Wie konnte er es wagen? Während er sie beim Wegstapfen beobachtete und sich über die leicht schmerzende Wange rieb, musste er schmunzeln. Sie hatte ihn doch tatsächlich dazu gebracht sie zu küssen. Nebenbei bekam er auch noch unerwarteter Weise seine richtige Gestalt wieder, was ihm zumindest eine Notlüge eingebracht hatte. Noch wollte er ihr es nicht sagen. Erst wenn Kemuel besiegt war. Er wollte sie auf keinen Fall traurig machen, falls er den Kampf nicht überleben würde. Lieber sollte sie ihn hassen, als dann um ihn zu weinen. Aber dieser eine Kuss musste sein. Wer wusste schon, ob dies nicht die allerletzte Gelegenheit dazu war? Shingetsu stand auf und folgte Yuki dann in gebührenden Abstand. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)