Der Glasgarten von Gadreel_Coco ================================================================================ Kapitel 170: Erlösung --------------------- Erlösung Schuldig konnte nicht behaupten dieses Wetter zu mögen, denn kaum hatte er erneut einen Fuß vor die Tür gesetzt fing es wieder an zu regnen. Missmutig sah er den windgebeutelten Laternen zu die umherbaumelten und in ihrem Schein erkennen ließen wie stark es schon wieder zu regnen begonnen hatte. Der Van stand bereits vor dem Gästehaus geparkt und Sano kam gerade aus dem Haupthaus mit drei Reisetaschen bewaffnet auf ihn zu. Dank der Überdachung trockenen Fußes. Schuldig seufzte in Gedenken an die Leute in der Hauptstadt. Erst der Sturm, dann noch die Anschläge im ganzen Land. Weshalb sollte er sich da über den Regen beschweren? Sie hatten die Schäden miterlebt, die Sucheinheiten gesehen, die immer noch mit dem Wetter und dessen Auswirkungen zu kämpfen hatten. Wenn er die Möglichkeit bekam die Drecksäcke zu erwischen, die die Anschläge verübt oder geplant hatten, er würde sie zur Rechenschaft ziehen. Falls sie es jemals erfahren würden wer dafür verantwortlich gewesen war. „Entspann dich“, sagte Sano und stellte die Taschen ab als er bei Schuldig angekommen war. Mit einem frustrierten Schnauben musste Schuldig Sano zustimmen. Was brachte es sich aufzuregen? Eins nach dem anderen. Erst Ran, dann der Rest. Schritt für Schritt. Er nickte Sano zu. „Momo hat euch ein paar Lebensmittel und andere Dinge eingepackt“, sagte dieser und Schuldig ging zum Van um die seitliche Tür zu öffnen. Sano brachte die Taschen mit und verstaute sie im Van. „Sakura dachte in die gleiche Richtung wie du, denn ihr war bewusst, dass du früher oder später eine Auszeit brauchen würdest.“ Schuldig nickte erneut. Seine Laune war tatsächlich im Keller und ihm war nicht nach reden zumute. „Wir versuchen derweil mit Eve Crawford Kontakt aufzunehmen.“ „Noch gar nichts in diese Richtung?“ „Nein. Hier... nimm das.“ Sano warf ihm ein Handy hin und Schuldig steckte es ein. „Ich schick euch was wir haben – sofern wir etwas haben.“ Schuldig nickte. „Und bevor du fragst – wir können darüber euren Standort ermitteln.“ Schuldig hob eine Augenbraue. „Ich beschwere mich nicht, es hat Vorteile.“ Sano sah ihn lange an. „Ich habe 67 Jahre gebraucht um diese Zuflucht zu errichten. Ich wünsche mir, dass sie noch steht wenn ich dort hin möchte.“ Oha. „Und wir dürfen dort hin? Hast du dir das gut überlegt?“ „Ich habe sie für Sakura gebaut und sie hat entschieden. Es ist ihre Zuflucht. Im Übrigen: Sie hat sie bisher noch nie betreten.“ „Warum nicht?“, fragte Schuldig. „Weil wir es noch nicht für nötig befunden haben.“ „Und wer kennt diesen Ort?“ „Nur Momo, ihre Mutter, Sakura und ich.“ Schuldig nickte. „Danke. Ich weiß dieses Zeichen des Vertrauens in uns zu schätzen.“ „Keiner außer uns weiß wohin ihr fahrt. Wenn ihr in Aomori angekommen seid fahrt ihr in Richtung Schrein. Dort angekommen führt vom Parkplatz ein schmaler Weg hinauf zum Berg. Ein Schlagbaum wird euch die Einfahrt verwehren, aber keine Sorge, das Gelände gehört uns. Es sieht etwas heruntergekommen aus, damit es nicht zu einladend auf die Bewohner wirkt. Auf diesem Berg sollen Geister hausen und ich habe vor Jahren damit begonnen Vieles dafür zu tun um dieses Gerücht am Leben zu halten. Was tatsächlich dazu geführt hat, dass die Menschen dort nicht hingehen. Wenn ihr oben angekommen seid, verwendet den Schlüssel hier um das Tor zu öffnen. Drinnen könnt ihr dann den Van parken, ihr seid abgeschottet.“ Sano gab Schuldig den Schlüssel. „So etwas Ähnliches habe ich für Ran gekauft.“ „Eine Möglichkeit wäre es sicher gewesen dort hinzugehen, doch momentan wissen wir nicht inwieweit der Orden euch vorher schon beschattet hat.“ Schuldig nickte. Ob sie wohl jemals in Rans Ferienhaus zurück konnten? In ihre Wohnung? In Brads Haus? „Wollt ihr gleich los?“ „Ja.“ „Meldet euch am besten jeden Tag.“ Sie verabschiedeten sich und Schuldig kehrte ins Gästehaus zurück. Während er die Treppe nach oben nahm hörte er zu wie Ran und Firan miteinander leise über ein prekäres Themas sprachen. Das hatte Firan wohl keine Ruhe gelassen... „...Takatori.“ „Und sie waren überall?“, fragte Firan deutlich zu interessiert für Schuldigs Geschmack. Er blieb auf der Treppe stehen und fragte sich was Ran ihm wohl antworten würde. „...tatsächlich waren sie das.“ „Wirklich überall? Ich meine...“, dachte Firan laut und dann hörte Schuldig nicht was er etwas leiser hinzufügte. Aber viel Fantasie brauchte es auch nicht. „Nein, nicht dort“, sagte Ran frustriert. „Masafumi war verrückt und das was aus ihm geworden war hatte noch immer den gleichen irren Charakter. Aber bevor es sich verschlimmerte konnte ich befreit werden.“ Schuldig war sich immer noch nicht sicher ob einer der Tentakel Ran nicht doch penetriert hatte. Mittlerweile war dieses Thema fast schon ein Running Gag geworden, doch nüchtern betrachtet war es entsetzlich falls es stimmen sollte. War Rans Hass auf sie alle berechtigt gewesen? Hatten sie ihnen so schlimm zugesetzt? Beide Gruppen hatten sich nichts geschenkt... nur... Weiß waren ohne besondere Fähigkeiten angetreten, wollte Brad deshalb keine Toten? Was hatte Brad damals schon über die heutigen Ereignisse gewusst? Schuldig grübelte vor sich hin bis es stiller im Schlafzimmer wurde. Er setzte einen Fuß auf die nächste Stufe um seinen Weg fortzusetzen als Ran und Firan ihr Gespräch weiterführten und er erneut innehielt. „Ich bin momentan zu egoistisch um vernünftig denken zu können, falls du Zweifel hast solltest du nicht mitfahren.“ „Ich weiß und ich habe meine Gründe genannt.“ „Ja“, sagte Ran langsam. „Ich habe sie gehört.“ Rans Stimme wurde einen Tick dunkler. Schuldig grinste ahnend was Ran vorhatte. „Alle davon“, setzte Ran hinzu, dann hörte Schuldig ein überrumpeltes Keuchen und Stoff der auf Stoff traf. Schuldig lächelte und ging weiter die Treppe nach oben. Er blieb im Türrahmen stehen und besah sich Ran und Firan. Ran lag halb auf ihm und seine rechte Hand war dabei seinen Körper zu streicheln. Firan schien etwas überfordert zu sein und wusste nicht was er tun sollte, er ließ sich von Ran küssen und Schuldig musste bei aller Forschheit die Ran an den Tag legte zugeben es war ein keuscher, zärtlicher Kuss der lediglich ihre Lippen einander berühren ließ. Schuldig ging näher und pflückte Ran von ihm herunter. „Zieh dich an, Kätzchen und dann geht’s los.“ Er packte Ran im Nacken und sah ihm in die Augen. „Hast du das verstanden?“, hakte Schuldig leise nach. Ran erwiderte den Blick trotzig nickte dann aber. Kurz erweckte es für Schuldig den Eindruck als würde Ran ihm die Zunge herausstrecken wollen, doch der Moment ging vorüber und Schuldig ließ ihn los, Ran verdrückte sich sofort ins Badezimmer. Schuldig ging hinüber zu Banshee die auf einer Decke am Fensterbrett gemütlich gemacht hatte und nach draußen blickte. Er streichelte sie. „Er ist noch nicht der Alte, Banshee, wir müssen wieder weg, aber Momo kümmert sich um dich.“ Banshee ignorierte ihn und Schuldig sah zu Firan hin, der gerade vom Bett krabbelte und zu ihm kam. Schuldig entdeckte rote Wangen auf Firans Gesicht und er sah so aus als würde er sich schämen, so als wäre er bei irgendetwas Ungehörigem ertappt worden. „Firan, ich sage das nur ein einziges Mal. Ran hat dich in unser Bett eingeladen, er ist der Eifersüchtige von uns beiden. Verstehst du was ich dir sagen will?“ Schuldig sah ihn ruhig aber abwartend an. „Ja.“ „Gut, dann verschwinde und pack dir ein paar Sachen zusammen, wir bleiben ein paar Tage.“ Firan nickte, sprang auf, rannte aus dem Zimmer und kam dann noch einmal zurück. „Ich habe keine Tasche.“ Schuldig ging zu ihrem Schrank und kramte darin herum. Er zog eine ihrer robusten Taschen heraus, die sie für den Transport von Supportmaterial bei einem Auftrag benutzten und warf sie Firan zu. Der machte sich eilig in sein Zimmer auf. Derweil ging Schuldig in Richtung Badezimmer. Er öffnete die Tür und fand sich Ran gegenüber. Immer noch nicht angezogen. Schuldig kam zu ihm und umarmte ihn. Ran ließ sich bereitwillig gegen ihn sinken. Was Schuldig als Fortschritt zu ähnlichen Situationen wertete in denen Ran keine Nähe zulassen konnte, es sei denn sie bestand aus Sex. „Warum hast du mir nicht gesagt, dass dich die Beeinflussung daran hindert mich zu ficken?“, fragte er leise, doch der Ärger dahinter war deutlich zu hören. Ran hatte momentan eine verdammt kurze Zündschnur, jedes falsche Wort oder eine unbedachte Geste konnten die Bombe hochgehen lassen. „Weil es das Problem nicht behoben hätte. Und stell dir vor... vielleicht hättest du dir jemand anderen gesucht... ich meine hier laufen schon ein paar herum, die es dir gerne besorgen würden“, sagte Schuldig frustriert. „Einer von diesen packt gerade seine Tasche.“ Kaum hatte er das ausgesprochen schubste ihn Ran an die geschlossene Tür. „Wofür hältst du mich?“ Schuldig verschränkte die Arme vor der Brust. „Ran. Ich weiß, dass es dir nicht um Sex per se geht.“ „Sondern? Das hat eben anders geklungen.“ Ran sah ihn vorwurfsvoll und zornig an. Schuldig verkniff sich einen Kommentar bezüglich dieser herrlich funkelnden violetten Augen. „Sicher. Ich will dich schließlich ärgern“, sagte Schuldig und grinste boshaft. Ran schnaubte und der Zorn verrauchte. „Warum er?“, fragte Schuldig. „Es ist mir egal wer, denn er hat einen Nutzen davon“, behauptete Ran trotzig. „Und als günstige Dreingabe... du auch.“ „Ja.“ „Willst du mich nicht allein für dich?“, fragte Schuldig lächelnd. Ran hob den Blick bis sich ihre Augen trafen. „Ja, das will ich, aber ich brauche mehr. Ich brauche mehr von dir.“ „Du glaubst mehr von mir durch ihn zu bekommen?“ „Ja.“ „Ich verstehe“, sagte Schuldig langsam. „Bist du sicher?“ „Ja. Ich bin mir sogar sehr sicher, Kätzchen“, sagte Schuldig, drängte Ran zurück an die geflieste Wand und hielt ihn mit seinem Körper fest. „Ich bin mir jedoch nicht so sicher ob du weißt was passiert wenn du diese Tür öffnest.“ Ran ließ die Stirn gegen Schuldig Schulter sinken. „Ich brauche es. Wir haben schon lange nichts mehr in diese Richtung getan.“ „Wie weit soll es gehen? Wie tief willst du fallen, Ran?“, fragte Schuldig Ran leise an seine Ohrmuschel. „Bis ich zerschelle.“ „Schmerzt es so sehr?“ „Ja“, sagte Ran leise. „Ich achte darauf, dass ihm nichts geschieht“, versicherte Schuldig und Ran nickte. „Los, mach dich fertig, ich warte unten auf euch.“ Ran sah ihn lange an. Schuldig fragte sich was in ihm vorging, doch Ran ließ den Moment vergehen und drehte sich fast schon abrupt in Richtung Waschbecken um. Schuldig nahm dieses klare Zeichen als Anlass um zu gehen. Er verließ das Schlafzimmer und ging nach unten um ein paar Wasserflaschen für die Fahrt einzupacken. Es war gerade einmal zehn Uhr durch. Hoffentlich fanden sie den Weg. Ob es so schlau war im Dunkeln dorthin zu fahren? Vielleicht hätten sie warten sollen bis es heller wurde... Firan kam wenig später und setzte sich neben ihn auf den Beifahrersitz. „Soll ich nach hinten?“ Schuldig wurde aus seinen Gedanken gerissen und sah ihn irritiert an. „Warum?“ „Weil... na... ich meine... Ran ist dein Partner. Und... ist es nicht so üblich, dass...“ „Nein ist es nicht. Bleib einfach sitzen. Ran ist es vollkommen egal wo er sitzt.“ Schuldig grübelte weiter vor sich hin und nach ein paar Minuten, dachte er daran noch einmal nach Ran zu sehen... „Worüber denkst du nach?“ „Über dich. Und ob wir das Richtige tun“, sagte Schuldig grübelnd. „Das Richtige tun?“, fragte Firan nach und er wurde jetzt tatsächlich wütend. Schuldig sah ihn interessiert an. Oh Ähnlichkeit mit Jei hatte diese Wut tatsächlich. „Das richtige Tun?“, rief Firan erneut aus und bemerkte nicht wie Ran einstieg und die hintere Seitentür leise ins Schloss gleiten ließ. „Ich habe meine halbe Pubertät damit verbracht einem Mann das zu geben was er von mir gefordert hat. Ich durfte nie tun was ich wollte und er hat mich für Dinge bestraft die eigentlich mir gehören sollten. Aber nichts gehörte mir, nicht einmal mein eigener Körper.“ Er wurde immer lauter und sein Gesicht war vor Wut verzerrt, seine Wangen davon gerötet und seine Augen brannten vor Leidenschaft. Sehr interessant was sich hier offenbarte. „Ich will tun was ICH will! Und ich will es mit den Menschen tun denen ich momentan am Meisten vertraue und ich will es JETZT tun. Vielleicht liege ich immer noch in dieser Kammer und das hier ist ein generierter Traum und es hört bald auf und ich sterbe. Und falls nicht: Niemand interessiert sich für mich, wenn sie mich finden töten sie mich oder sperren mich wieder ein. Ich bin keine Schlüsselfigur in diesem Spiel um Macht oder was auch immer. Ich bin nur ich!“ Stille setzte ein und Schuldig richtete den Blick nach hinten, da Ran gerade die Tür öffnete und hinten Platz nahm. Ran sah ihn fragend und ein bisschen herausfordernd an, zumindest deutete Schuldig dieses minimale Heben der Augenbraue und das sanfte Zucken um die Mundwinkel so. Schuldig ließ den Wagen an. Bereits als sie das Grundstück verließen spürte er dass die Beeinflussung die mit seiner Ankunft hier plötzlich begonnen hatte weniger wurde. Je weiter sie sich entfernten desto freier fühlte er sich. Er hatte nicht gespürt wie stark der Druck der auf ihn ausgeübt wurde war bis er jetzt freier atmen konnte. Für einen Augenblick wurde ihm schwindlig und er lenkte den Wagen an den Rand. Gefühle die er geglaubt hatte nicht zu fühlen strömten wie eine Welle durch ihn hindurch. Er keuchte und sein Brustkorb wurde eng. „Was ist los?“, fragte Ran alarmiert. Schuldig schüttelte den Kopf und öffnete die Tür um frische Luft zu schnappen. Er lehnte sich an den Wagen und fand sich kurz darauf Firan und Ran gegenüber. Schuldig stützte sich am Wagen ab und lehnte sich seitlich an. „Nichts. Es ist nur leichter jetzt. Besser. Ich bin wieder frei“, flüsterte er. Er hatte den Übergang nicht gespürt als sie hier angekommen waren, da er andere Probleme gehabt hatte. Die Angst um Ran. „Wir müssen nicht hierher zurück wenn du nicht willst“, bot Ran sofort an. „Doch müssen wir und werden wir. Ich komme schon klar, ich wusste nur nicht was Sakura damit meinte als sie sagte sie müssen dafür sehr viel Energie aufbringen um mich zu... drosseln.“ „Spürst du es noch?“, fragte Firan. „Ja, aber im Hintergrund.“ Das Rauschen war wieder da. Es war nur minimal aber er hörte das vertraute Rauschen, das die Gedanken unzähliger Menschen für ihn bedeutete. Es beruhigte ihn es wieder hören zu können. „Ich fahre eine Weile“, sagte Ran und Schuldig ließ sich von Firan in den Sitz nach hinten bugsieren. Sie fuhren eine Weile bis Schuldig sich wieder besser fühlte, dann wechselten sie wieder und Ran ging nach hinten. Erneut diskutierten sie Firans Entscheidung. „...er will seinen... Schild stabilisieren, lass ihn das tun“, sagte Ran und lehnte sich zu Firan und entsperrte dessen Sitz sodass er Firan zu sich herum drehen konnte. Er kniete sich vor Firan der ihn mit großen Augen ansah, bückte sich und arretierte den Sitz wieder. Weil er gerade hier unten war... Rans strich mit seinen Händen über Firans Oberschenkel und sah ihn an. Er sah wirklich unschuldig mit diesen roten Wangen aus und Ran konnte dieser augenscheinlichen Unschuld kaum widerstehen. Das musste jedoch behutsam angegangen werden. Er setzte sich wieder zurück auf seinen Sitz und ließ Firan nicht aus den Augen. Lange konnte Firan Rans Blick nicht standhalten und er wich ihm aus. „Erzähl mir von deinem Schild“, forderte Ran ihn auf. Er musste unweigerlich an Nagi denken und an dessen Zustand als sein Schild instabil geworden war. Was auch immer das bedeuten mochte. So ganz verstand er diese ganze Sache noch nicht. „Wie meinst du das?“ „Ich will wissen wie du das bewerkstelligst – ihn aufladen.“ „Er ist so gut wie leer, also dieser besondere Teil in mir, meine ich, oder besser gesagt wurde er nie so richtig aufgefüllt. Denke ich. Genau weiß ich es nicht. Mein Ziehvater sagte mir, dass die Zeit kommen würde und wenn es dann soweit sein würde, würde ich es bemerken.“ „Wusste Somi davon?“, fragte Ran. „Ich weiß nicht. Mein Ziehvater meinte, dass ich Niemandem damit schaden würde, ganz im Gegenteil.“ „Sehr kryptisch. War das so eine Art Aufklärungsgespräch?“, hakte Schuldig skeptisch nach und er sah nach hinten, während er darauf wartete, dass die verdammte Ampel endlich auf Grün umsprang. Ran sah von Schuldig zu Firan. „Nein, also ich weiß nicht. Er hat jedenfalls nicht über Sex gesprochen, soweit ich mich erinnere, oder ich habe es verdrängt.“ „Hattest du diese Art von Gespräch?“, fragte Schuldig in Richtung Ran und grinste. „Du weißt gut genug, dass wir dieses Thema schon einmal hatten“, knurrte Ran und sah zum Fenster hinaus. „Ja wirklich?“, meinte Schuldig in harmlosem Tonfall. „Ja, wirklich“, erwiderte Ran düster. „Im Übrigen ist es grün geworden.“ Eine Weile sagten keiner etwas und sie fuhren schweigend weiter aber Ran war viel zu unruhig. Er ruckelte sich in seinem Sitz gerade und seufzte. „Hattet ihr eine schöne Kindheit?“, fragte er in Ermangelung eines besseren Themas Firan. „Du meinst Jaimie und ich?“ „Jaimie?“, fragte Schuldig. „Hieß Jei so?“ „Ja. So hieß er. Ich habe ihn als Kind immer nur Aimi genannt. Ich konnte wohl das J nicht richtig aussprechen.“ Firan lächelte und lehnte seinen Kopf an die Kopfstütze an. „Ich denke schon, dass es schön war, ich kann mich aber nicht mehr so gut daran erinnern, denn wir hatten keine Fotos oder Ähnliches. Wir verbrachten die Zeit immer zusammen.“ Firan nickte. Er wollte nicht mehr weitersprechen, das konnte Ran sehen. „Ich habe meine Schwester auch verloren.“ „Ja“, sagte Firan und sie sahen sich an. Ran sah zu Schuldig hinüber. Dieser hatte nichts von alldem fühlen dürfen - keine Bruderliebe, keine Elternliebe, nichts davon. „Glotzt ihr mich jetzt an?“, fragte Schuldig gelassen. Firan sah sofort wieder weg und Ran knurrte eine Zustimmung. „Entspannt euch. Was man nicht hat kann man nicht vermissen.“ „Lügner“, behauptete Ran. „Immer gern, mein Kätzchen.“ Ran schmälerte seinen Blick. Er wusste ganz genau worauf Schuldig da anspielte. An welchen Tag er dabei dachte und an welche Spielart. Aber darauf hatte Ran keine Lust dieses Mal. Er musste an das Katzenklo denken, welches ein paar Tage danach von Jei... Jaimie geliefert worden war und musste plötzlich lachen, wenn auch leise und eher melancholisch. Ran äußerte sich nicht und Schuldig hielt sich wohlweißlich bedeckt. Dennoch Jei hatte Banshee gemocht. „Jei hat sie gemocht“, sagte Ran leise. „Wen?“, fragte Firan. „Ein Plagegeist, der nur Augen für Ran hat und den Ran mir immer vorzieht“, sprach Schuldig im Brustton der Überzeugung. Firan sah von Schuldig zu Ran. Dieser verzog den Mund in gelangweilter Skepsis. „Er spricht von Banshee.“ „Achso“, sagte Firan und lächelte. „Schuldig hat sie mir geschenkt als sie noch ein kleines Kätzchen war. Sie hat die gleiche Fellfarbe wie Schuldigs Haare, nicht ganz so feurig und wesentlich getigerter, aber der Farbton ist der gleiche.“ Ran konnte förmlich sehen wie sich die Gedanken in Schuldig formten. Er würde sich nicht wundern wenn Firan bald ein schwarzes Kätzchen mit goldenen Augen in seinen Händen halten würde. Ran lächelte. „Ich glaube Banshee mochte ihn auch sehr “, sagte Ran und behielt für sich, dass er diese Zusammentreffen stets argwöhnisch beäugt hatte. Jetzt wünschte er sich Jei zurück. Und jetzt hatten sie die Kleine schon wieder allein gelassen. „Momo kümmert sich um sie“, sagte Schuldig und Ran nickte. Sie konnten sich tatsächlich um Niemanden kümmern, denn ständig funkte ihnen Jemand dazwischen. Brad hatte Recht damit gehabt, dass die Kinder nicht sicher bei ihnen waren. Vor ein paar Monaten bestimmt, aber Asugawas Plan war zu spät gekommen. Und jetzt waren sie alle irgendwie auf der Flucht. Wie es wohl Lilli ging? Ran konnte die Gedanken nicht abstellen, seit er wusste, dass er ein PSI war. Ständig kreiselten sie um das gleiche Thema und ließen ihn nicht los. Es war wie eine bösartige Krankheit, die ihn vereinnahmte. Er wollte schreien und um sich schlagen nur damit dieses unsichere Gefühl aufhörte, damit alles zur Ruhe kam. Ran legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Er musste diese Unruhe loswerden. Und er hatte Angst zu Schlafen. Immer wenn er den Sog der Müdigkeit nachgeben wollte spürte er etwas das ihn tiefer ziehen wollte. Er hatte Angst davor wieder... zu fallen. Wie es Schuldig bezeichnet hatte. Er wollte Schuldig nicht erneut zumuten ihn daraus zu... retten. Mit diesem ominösen Fremden, der ihn geleitet hatte und von dem sie nicht wussten wer es war. Ein Helfer oder eine Bedrohung oder was wahrscheinlicher war: Beides. Doch lange konnte er den Schlaf nicht aufschieben. Sie fuhren einige Zeit lang und unterhielten sich nicht mehr. Irgendwann musste Ran doch eingeschlafen sein. Erschrocken darüber fuhr er auf und wurde von Firan zurück in den Sitz geschoben. „Alles ist gut. Wir sind fast da.“ Ran orientierte sich. Sie waren noch im Van und er war mit Schuldig und Firan immer unterwegs. Was war das nur für ein Traum gewesen? Er wusste es nicht, nur der schale Geschmack von Angst hing ihm noch nach. Sein Herz raste und ihm war unangenehm heiß. „Du hast nur geschlafen“, hörte er Firan beruhigend auf ihn einreden. Ran sah an sich herunter. Firan hatte seine Hand gehalten. Er entzog sie ihm unauffällig und Firan setzte sich wieder zurück. Schuldig musste ihn dazu angewiesen haben. Er war beiden dankbar dafür. Schuldig kannte ihn schon so gut. Er musste gewusst haben, dass Ran Angst hatte einzuschlafen. Oder hatte Schuldig selbst Angst davor? Firan reichte Ran eine Wasserflasche als Schuldig ausstieg und eine Absperrung für sie zur Seite bewegte. Er stieg wieder ein, fuhr den Wagen durch und stieg wieder aus um sie zu schließen. Dann ging es einen schmalen Weg weiter. Geäst schlug an die Seitenwände des Vans. Firan schien ängstlich zu sein. Er hatte seine Hände um seine eigene Wasserflasche geschlungen und starrte darauf. „Wovor hast du Angst?“, fragte Ran. „Was wenn wir in einen Abgrund fahren? Es ist ein Wald und der Hang ist so steil. Was wenn wir zurückrollen? Oder nicht mehr vom Fleck kommen?“ „Dann gehen wir zu Fuß weiter“, sagte Schuldig nüchtern. Wenn Firans Worte nicht dermaßen von Sorge durchzogen und sein Gesicht nicht so ernst ausgesehen hätte dann hätte Ran wohl laut gelacht. „Wir sind sicher gleich da“, beruhigte er stattdessen. Firan nickte nur. Ran entriegelte den Sitz und drehte Firan wieder nach vorne. Vielleicht war es besser wenn er sehen konnte wohin sie fuhren. Ran interessierte das nicht wirklich. Schuldig würde sie sicher hinbringen, daran bestand für ihn kein Zweifel. Aber es dauerte noch eine Zeitlang in der sie durch unwegsames Gelände fuhren. Dann endlich kamen sie an eine Sackgasse. Vor ihnen kam ein sehr verwittert aussehendes Garagentor in Sicht. Schuldig stieg aus und ging darauf zu. Bis auf den laufenden Motor war es still. Der Wind rauschte durch die Bäume, ansonsten war nichts zu hören. Schuldig fand ein Schloss, steckte den Schlüssel hinein, drehte ihn und sah sich nach etwas um, dann drückte er einen Knopf und das Tor sprang mit einem Ruck an. Es öffnete sich in dem es in die Wände einfuhr, bis sie hinein fahren konnten. Schuldig zog den Schlüssel ab und das Tor ruckte wieder. Es würde sich wieder schließen. Sie mussten sich beeilen. Es zwar jedoch breit genug wie sie feststellten. Der Großteil war jedoch hinter Blättern und Ranken verborgen. Sie fuhren eine natürliche Höhlengang entlang und kamen in eine Rundhöhle. Dort stand ein zweiter Wagen. Ein Mustang Chevelle parkte dort. Er war halb abgedeckt. Lichter sprangen nach und nach an. „Was ist das hier? Der Batcave?“, fragte Schuldig und ließ den Motor ausgehen. „Der ... was?“, fragte Firan. Schuldig schüttelte den Kopf. „Wir sollten dringend deine Allgemeinbildung etwas auffrischen.“ „Gut“, sagte Firan und Ran stieg seufzend aus. „Er verarscht dich nur Firan, das ist ein Film... ein Versteck eines Superhelden in einem Film.“ „Oh... ja... trotzdem kann ich mir den Film ansehen“, sagte Firan wohl um die Harmonie nicht zu gefährden. Schuldig sah sich um und sah eine Glastüre die einen Bereich abtrennte. Ein Weg schloss sich mit Stufen an diese Tür an. Die Treppe verschwand um die Ecke. Sie war in den bloßen Fels gehauen, aber mit Sorgfalt und Akribie. Sie stiegen nach oben und Ran bemerkte einen leichten Luftzug. Er hatte sich schon gewundert woher die Frischluft hier kam. Aber zwischendurch konnte er die Technik sehen die verbaut wurde. Hier gab es eine Klimaanlage. Sie kletterten noch etwas weiter nach oben bis sie erneut an eine Glastüre kamen, die sie öffneten und in einen weitläufigen Raum traten. „Wow. Das ist riesig“, sagte Firan begeistert und sie standen da und bestaunten Sanos Werk. „Kein Wunder, dass er über sechzig Jahre daran gearbeitet hat. „Wer?“, fragte Ran. „Sano. Er hat es für Sakura gebaut.“ „Das ist ein... ein liebevoll eingerichteter Palast“, sagte Firan. „Ja“, sagte Ran. Es gab verschiedene Areale, voneinander durch Raumteiler getrennt oder nur durch verschiedene Böden oder Erhöhungen. „Was sind das? Vier- fünfhundert Quadratmeter?“ „Wenn nicht mehr.“ Ran ging in den offenen Raum hinein. Die Wände bestanden aus rohem Fels die Deckenhöhe wirkte durch verschiedene Installationen nicht ganz so weit und erschreckend hoch. In der Mitte begann eine Treppe die sich hochschlängelte in einen offenen Bereich der ein Drittel in die Höhle hineinragte. Verschiedene Materialien und Pflanzen rankten sich hier und da. Ran ging die Bereiche ab und checkte alles auf Ausgänge und ihre Möglichkeiten die sich ihnen hier so bieten würden – und Anderen die ungebeten hier einfallen mochten. Firan staunte nur. „Seht euch mal um ich...“, fing Schuldig an und schmunzelte. Er schien abgemeldet zu sein und Schuldig überließ Ran und ihn ihren Erkundigungen. Er machte sich nach unten auf um ihre Sachen zu holen. Währenddessen fand Ran einen Schalter, der wohl dazu diente mehrere automatische Rollläden nach oben zu fahren. Er betätigte sie und sie fuhren nacheinander nach oben. Firan kam an. „Wow, diese Aussicht ist wunderschön“, hauchte er. Ran öffnete eine der Glastüren auf eine beachtliche Terrasse, die von Felswänden auf beiden Seiten eingegrenzt den Blick auf den Ozean freigab. „Das... ist wirklich... schön“, murmelte er und sah wie der Mond sein kühles Licht auf die aufgewühlte See warf. Der Boden der Terrasse war in verschiedenen grünen und braunen Mosaiken willkürlich angelegt worden. Eine gute Tarnvorrichtung. Außerdem hatte die Terrasse einen kleinen felsigen Überhang. Er ging wieder nach drinnen und ließ Firan zurück. Irgendwoher hörte er Wasser rauschen. Der Zugang zur Terrasse lag etwas erhöht sodass er den gesamten Raum überblicken konnte, bis auf den Teil der direkt darunter lag. Er ging auf die Treppe zu und folgte den Stufen nach oben. Dort war offensichtlich der Schlafbereich. Ein großes in den Boden eingelassenes Areal, nur leicht erhöht, umrandet mit ausgewählten schwarzen Steinen. Er blickte über das Bett hinweg und sah sich den gleichen Rollläden gegenüber. Die natürliche Öffnung musste mit Glas abgedeckt worden sein und umfasste sicher zehn Meter. Rechts und links führten zwei Glastüren in andere Bereiche. Die eine war zur Hälfte weiß satiniert, die andere zur Hälfte schwarz satiniert. Er sah zunächst auf die Linke Seite. Dort war ein Badezimmer eingerichtet, ebenso mit der Möglichkeit den Blick auf der einen Seite nach draußen zu genießen. Ansonsten gab es nur eine offene Dusche, eine Toilette und ein Waschbecken. Sehr modern und neu sah das alles aus. Liebevoll und detailliert gestaltet. Er verließ das Badezimmer und durchquerte den Schlafbereich um den anderen Raum zu inspizieren. Das war... Er runzelte die Stirn. Als wäre dieser Raum komplett aus dem Fels gehauen, selbst die Ablagemöglichkeiten und Schränke. In der Mitte ein Block aus Fels. Außen herum diverse... Spielmöglichkeiten. Das war ein Spielzimmer. Ran ging hinein und berührte diesen tischähnlichen Felsblock der rauer aussah als er war. Einige der Kanten waren geglättet worden, doch Unebenheiten waren geblieben. Er war warm. Ansonsten war der Raum leer. Keine Spielzeuge, nichts. Er ging herum und sah in einem dieser Felsregale ein unbenutztes Bondageseil. Er sah nach oben, dort waren bereits Vorrichtungen dafür. Wie er so dastand, den Felsblock betrachtete und sich vorstellte darauf zu liegen, nackt und gefesselt, wie die Unebenheiten ihn nach einiger Zeit zu schaffen machten, wie er gefickt wurde... spürte er wie er hart wurde. Okay. Zeit zu gehen. Er verließ den Raum und spürte als er die Tür schloss, dass jemand hinter ihm war. Schuldig. Er drehte sich um zumindest wollte er es, doch Schuldig griff um ihn herum und öffnete die Glastür wieder. „Dachte ich mir doch, dass die Beule in deiner Hose nicht von ungefähr kommt.“ Er drängte Ran in den Raum. „Oh... das ist hübsch hier. Perfekt sozusagen.“ „Das geht nicht... meine Großmutter... ich meine... vielleicht...“, brummte er verlegen. „Sie war noch nie hier. Also mach dir keinen Stress... wir werden das Teil hier schön einweihen. Und keiner wird’s erfahren!“, begeisterte sich Schuldig dafür und drängte Ran zu dem Felsblock bis er ihn an seiner Kehrseite spürte. „Und benutz bitte das Wort ‚Großmutter’ nie wieder im Zusammenhang mit diesem Raum!“, brummte Schuldig leise. Er öffnete Ran die Jacke und streifte sie ihm ab als sie einen Aufschrei von unten hörten. Beide sahen sich für einen Augenblick an und rannten aus dem Raum und nach unten. „Firan!“, rief Ran. „Hier“, rief dieser zurück, es klang nicht nach Stress. „Hier unten, kommt runter!“ Beide stöhnten erleichtert und sahen sich um. Wo ging es zu diesem... runter? Ran fand es als erster: ein schmaler Spalt, versetzt und so eingearbeitet in die Umgebung, das er nicht sofort gesehen werden konnte. Stufen wanden sich nach unten. Weiches Licht begleitete ihren Weg in eine Art Grotte die mit blauem und grünem Licht in Szene gesetzt worden war. Ein breiter angelegter Wasserfall leerte sich etwa ein Meter tief in ein Wasserbecken. Firan kniete davor und tauchte die Hand hinein. „Es ist warm“, verkündete er begeistert. Gegenüber gab es einen Ruhebereich der mit Fell ausgelegt worden war. Alles wirkte gemütlich und einladend. Ran gesellte sich zu Firan und betrachtete sich das Wasser mit einem kleinen Lächeln. Er freute sich über Firans Begeisterung. Schuldig gesellte sich zu ihnen und gab spontan einem Impuls nach. Er warf beide mit einem kräftigen Schubs ins hübsch beleuchtete Wasser. Prustend kamen beide wieder hoch und bevor Ran zu zetern anfangen konnte warf Schuldig Ran etwas zu. Dieser fing es auf und sah es für einen Moment irritiert an. „Leg es ihm an, Firan“, sagte Schuldig ruhig und hielt Rans Blick stand – bis dieser das Blickduell abbrach und es somit verlor. Schuldig lächelte kühl. Ran wischte sich mit der anderen Hand die Haare von der Wange und offenbarte Grimm aber auch Entschlossenheit. Er hielt Firan das Halsband hin ohne ihn dabei anzusehen. Ran sah auf Etwas zwischen dem Wasser und Schuldigs Füßen. Firan nahm es ihm ab und legte es ihm vorsichtig um. „Fester“, wies Schuldig an und er konnte sehen wie Firan schluckte. Er nickte und legte es Ran glatt um, dann verschloss er es mit der Schnalle. Firan kam zum Rand und Schuldig zog ihn aus dem Wasser. „Oben im Badezimmer sind Handtücher.“ ‚Firan, kannst du mir einen Gefallen tun?’, nahm Schuldig telepathischen Kontakt auf. ‚Möchtet ihr allein sein?’ ‚Darum geht es nicht.’ ‚Ich will euch nicht stören.’ Ran kam an den Beckenrand und versuchte auszusteigen, was Schuldig beiläufig verhindert indem er ihn zurückschubste als Ran seinen Fuß bereits auf den Rand setzte. Firan sah das und sah Schuldig erstaunt an. ‚Das tust du nicht und ich möchte keine weitere Diskussion über dieses Thema. Wenn du etwas nicht tun willst dann möchte ich, dass du es mir sagst. Allerdings solltest du dann wissen, dass ich dich umgehend zurückfahre. Nicht weil wir dir böse sind sondern weil ich mich auf Ran konzentrieren möchte.’ ‚Ich weiß und ... deshalb bereue ich es mitgekommen zu sein. Ich will euch nicht im Weg sein.’ ‚Was ist jetzt anders als vorhin?’ ‚Ich habe ihn berührt. Es geht ihm schlecht. Sehr schlecht und das habe ich falsch eingeschätzt. Es geht nicht um Sex.’ ‚Nicht vordergründig, das stimmt. Unabhängig davon wie es in ihm aussieht gibt er es nicht gerne zu. Er muss sich austoben können. Du kannst ein sehr ansprechender Part darin sein, wenn du es möchtest. Aber entscheide dich bitte. Wir werden nichts tun oder dich zu etwas zwingen, das du nicht willst.’ ‚Ich kann nicht sagen was ich will. Ich weiß es nicht.’ ‚Das macht nichts, aber du weißt was du nicht willst?’ Firan nickte. ‚Ja das weiß ich.’ ‚Gut, das reicht. Und jetzt geh nach oben, wir kommen nach wenn wir soweit sind – oder er soweit ist.’ ‚Für was?’ ‚Sich auf die Situation und das Spiel einzulassen.’ ‚Es ist ein Spiel.’ ‚Nicht nur, Firan. Zwischendurch ist es mehr als das.’ ‚Ich verstaue unsere Sachen und sehe zu ob ich etwas für morgen zu Essen in der Küche finde“, sprachs und machte sich fort. Schuldig sah Firan schmunzelnd nach als er eine Bewegung aus dem Augenwinkel bemerkte und zurückwich. Ran stand am Rand des Beckens wohl mit der festen Absicht ihn ins Verderben zu ziehen... oder das Wasser. Das Seeungeheuer war heute mal wieder verdammt verführerisch wie es ihn böse anfunkelte. Schuldig hielt ihm seine behandschuhte Hand hin und Ran betrachtete sie als würde sie beißen. Nun, wer wusste das in diesen Tagen schon? Schuldig lächelte ... unschuldig und vor allem harmlos. Bevor Ran jedoch seine Hand ergreifen konnte schloss Schuldig sie. „Zieh dich aus, mon chèr“, sagte Schuldig aufreizend langsam. „Im Wasser?“, blaffte Ran deutlich gereizt. Nicht gereizt genug für Schuldigs Geschmack. „Im Wasser“, bestätigte Schuldig und behielt sein Lächeln bei, das wie er wusste tödlich für Rans Stimmung war. Er hörte beinahe das Zähneknirschen, zumindest mahlten die Kiefer bedrohlich. Ran empfand diese Anweisung als dämlich, das konnte Schuldig ihm ansehen, vor allem aber als er neben Schuldig Anstalten machte aus dem Bauchhohen Becken steigen zu wollen. Schuldig war so frei und schubste ihn erneut zurück. „Das können wir noch die ganze Nacht machen“, meinte Schuldig und blieb in der Hocke am Becken als Ran wieder auftauchte. Er versuchte es noch zwei Mal bis er dann frustriert aufschrie und ins Wasser schlug. Ah, das war schon besser. „Ich warte“, sagte Schuldig nach ein paar Augenblicken in denen er zorniges Starren über sich ergehen lassen hatte. „Fick dich, Schuldig“, knurrte Ran und begann damit seinen Pullover, der an ihm herunterging mühsam über den Kopf zu zerren. Er klatschte ihn wütend ins Wasser. „Bring ihn mir, bitte“, sagte Schuldig leise und sein Gesicht verlor sein Lächeln. Es wurde Zeit Ran die Regeln aufzuzeigen. „Hol ihn dir selbst.“ „Das werde ich nicht tun, mon chér. Und du weißt wie sehr ich es schätze, wenn ich mich wiederholen muss.“ Er starrte Ran an und dieser verlor erneut das Blickduell. „Nein!“, schrie er und sein Gesicht war so wutverzerrt, dass es Schuldig fast das Herz zerriss. Ran war weit über das hinaus was sie normal regeln konnten. Aber jetzt wusste Schuldig wie er es händeln konnte. Und es war gut, dass sich diese frühe Gelegenheit geboten hatte. Ran musste sich sofort austoben, dann konnten sie langsamer weitermachen. Vielleicht reichte das schon aus um ihm zu helfen. Rans Blick flackerte als er seinen suchte, doch darin fand er nur Härte. Er schrie erneut und Schuldig konnte jetzt sogar einige Emotionen auf dem sonst so verschlossenen Gesicht erkennen. Er kämpfte. Mit vielem, aber vor allem mit seinem Stolz. Und das bereits zu diesem Zeitpunkt. Schuldig musste es langsam angehen. Vor allem weil Firan hier war. Aber Ran hatte es gewollt. Schuldig fragte sich plötzlich warum. Ran musste gewusst haben, dass es schlimm werden würde. Dass Schuldig schlimm war. Er erhob sich und sah auf Ran hinunter. „Warum willst du Firan hier haben?“, fragte er dann in ruhigem Tonfall. Ran sah vom im Wasser treibenden Kleidungsstück auf als hätte er ihn bei etwas ertappt. Er presste die Lippen zusammen. Stumm schüttelte er den Kopf. „Soll ich es dir sagen?“, bot Schuldig an. Ran sah auf das Wasser vor sich und sah nun zu ihm auf. Diesen Blick kannte er: purer Hass. Auf sich selbst. Schuldig ging zwei Schritte und sah dann zu Ran zurück. „Du willst dich also der ultimativen Herausforderung stellen und dich einem Empathen und einem Telepathen ausliefern? Und – wie ich an deinem Blick sehen kann – ist es dir scheißegal was du in ihm auslösen könntest?“ Ran behielt seinen Blick bei, sein Mund verhärtete sich und er sah aus als würde er ihn jeden Moment angreifen wollen. Dumm nur, dass Schuldig ihn im Wasser belassen hatte. So schnell war er nicht. „Oh“, Schuldig lächelte amüsiert. „...wir wissen doch beide, dass es dieses Mal hässlich werden wird, Ran. Schmutzig, hart und hässlich. Dieses Mal ohne Drama, ohne Missverständnisse und ohne Entschuldigungen. Keine Ausnahmen, keine Lockerungen, kein Entkommen. Wie passt da hier der Kleine rein? Sag es mir.“ Ran verweigerte die Aussage und senkte den Blick zur Seite. „Du weißt mich ab?“, fragte Schuldig mit kühler Berechnung in der Stimme. „Du wirst mir diese Fragen beantworten. Früher oder später. Und nun... leg deine Kleidung am Rand ab.“ Sie mussten kleine Brötchen backen. Nicht zu viel auf einmal. Ran riss sich das Shirt fast vom Körper und klatschte es dann zusammen mit dem Pulli den er unwirsch aus dem Wasser pflückte an den Rand. Mit der Jeans jedoch, die Ran trug war es nicht so einfach. Er kämpfte sich aus ihr und Schuldig konnte sehen wie verzweifelt Ran versuchte die Fassung zu wahren. Er klatschte dann schlussendlich die Schuhe und die Socken ebenso an den Rand und stand nackt im Wasser. Die abgeklebte Naht gut sichtbar. Langsam und bedächtig holte Schuldig Lederfesseln aus seinen Jackentaschen und hielt sie an der kurzen Kette die sie miteinander verband an seinem Zeigefinger vor sich, damit Ran sie gut sehen konnte. „Leg sie an.“ Er warf sie Ran zu, der darauf bedacht war sie nicht nass werden zu lassen. Sofort besah er sie sich und stellte wohl fest, dass es nicht ihre waren, die er öffnen konnte wenn es ihm zu viel wurde. Schuldig sah wie Ran Anstalten machte sie an den Rand zu werfen. Nicht als Verweigerung sondern um ihn zu reizen. „Du kleines manipulatives Miststück“, sagte Schuldig und lächelte - von dieser kleinen Trotzreaktion angetan. Ran behielt die Lederbänder in den Händen. Schuldig ging in die Hocke und senkte ein Knie auf die Steinfliesen. „Entscheide dich ob du den Rest der Nacht mit den Handgelenken vor dir oder hinter dir schlafen möchtest. Es liegt an dir.“ Spott tanzte in Schuldigs Augen und Ran besah sich seine Augen sehr genau. Er wusste nicht was er gesehen hatte aber Ran senkte den Blick und legte sich die Lederbänder an. Sie klickten leise und verschlossen sich bündig. Er zog probehalber daran, doch da war nichts zu machen. Ran starrte darauf und für einen Moment flackerte Unsicherheit auf seinem Gesicht bevor sie in der üblichen Wut versank. „Komm raus.“ Schuldig erhob sich und trat einen Schritt zurück. Er bot Ran keine Hilfe an und dieser stützte sich mit den Händen ab bevor er sich an den Rand setzte. Schuldig trat hinter ihn und begann seine zum Zopf geflochtenen Haare zu öffnen. Die dunkelroten Strähnen klebten sich an die nasse Haut auf seinem Rücken. Wunderschön, befand Schuldig. „Knie dich hin und spreiz deine Beine.“ Ran kam dem aufreizend langsam nach. Zu langsam für Schuldigs Geschmack. „Wenn ich von dir fordere, dass du dich hinkniest dann ist das die Haltung die du einnehmen wirst“, stellte Schuldig klar. „Wir werden heute streng nach Lehrbuch vorgehen, schließlich haben wir Firan hier. Was meinst du?“ „Fick dich“, knurrte Ran. „Ich werte das als Zustimmung“, säuselte Schuldig und lächelte zuvorkommend. „Du bekommst also zwei Safe Wörter. Wenn du das Erste benutzen solltest gönne ich dir eine Pause. Verstanden?“ Ran nickte, sah ihn jedoch nicht an. „Sieh mich bitte an“, sagte Schuldig leise. Ran hob zögernd den Kopf. „Bist du damit einverstanden?“ „Ja“, sagte Ran ebenso leise aber definitiv unwillig. Nicht weil er nicht einverstanden war sondern weil Schuldig von ihm eine offizielle Zusage wollte und er diese auch verbalisieren musste. „Was soll das bringen?“ fragte Ran ungehalten. Schuldig sagte nichts, stattdessen stand er abwartend da bis Ran die Stille wohl unangenehm wurde. Ran mochte Stille, nur im Moment behagte sie ihm gar nicht. „Wie lautet es?“, presste Ran schließlich hervor. „Gnade“, sagte Schuldig ironisch und gut gelaunt. Ran schnaubte und sah ihn fassungslos an. Das würde er nicht benutzen. Niemals. So zumindest interpretierte Schuldig den unverständigen Gesichtsausdruck. „Oh ich weiß... Gnade gewährst du deinen Opfern nicht. Aber ich will mal nicht so sein. Nicht wahr?“ Schuldig ging um Ran herum. „Das Zweite ist Erlösung. Wenn du es benutzt höre ich auf. Wir brechen alles ab. Verstanden?“ Ran verzog die Lippen und schüttelte den Kopf. „Nein?“, fragte Schuldig unschuldig nach. „Ja!“, schrie Ran erbost über seine gespielte Verwirrung. „Und?“ „Ich bin damit einverstanden.“ Ran wollte noch etwas sagen brach aber ab. „Ja?“ „Was ist danach, wenn wir abgebrochen haben?“ Fragte Ran tatsächlich ob er denn sauer werden würde? War Ran derart unsicher geworden? „Dann verbringen wir einige schöne, entspannte Tage hier. Vögeln Firan durch und bringen ihm bei, wie schön Sex sein kann. Wenn er will. Wenn nicht, dann lassen wir es uns so gut gehen.“ Ran nickte. „Hast du mich gerade gefragt ob ich dann sauer wäre?“, hakte Schuldig nach und strich provozierend über Rans Haarschopf. Ran wich ihm aus. „Ich verlange viel von dir“, kam es düster von den zusammengepressten Lippen. „Die Regeln sind klar. Ein Nein interessiert mich nicht. Wie lauten deine Wörter?“ „Gnade für langsamer oder eine Pause. Erlösung damit wir aufhören.“ „Gut.“ „Steh auf.“ Ran stand elegant auf und Schuldig führte ihn an eine der Wände. Relativ weit oben war ein Haken. Er griff sich Rans Handgelenke an der Kette und klickte sie in den Haken ein. Ran musste sich auf die Zehen stellen so gestreckt war sein Körper als Schuldig seinen Hintern zu sich herzog. Ran stöhnte ungehalten auf. Er massierte Rans Hoden und strich dann über den Hintern um die beiden Hälften sanft zu massieren. Dann öffnete er die Knöpfe seiner Hose langsam und zog aus seiner rechten Tasche eine kleine Tube Gleitgel. Er setzte die Tube an Rans Hintern und spritzte das Gel hinein. Ohne große Vorbereitung verteilte er das Gel mit einem Finger auf der Rosette und auf seinem Schwanz. Er streichelte sich selbst, sorgte für ausreichend Härte. Dann setzte er an, hielt Ran ruhig dessen Beine bereits wacklig waren und drang in einem Zug ein. Ran keuchte und schrie. „Du verdamm... verdammter... Bastard.“ Das Keuchen wurde lauter, die gequälten Atemzüge auch. Schuldig hielt inne. Aber nicht zu lange, er wartete nur für wenige Augenblicke bevor er anfing Ran zu ficken. Ihre Körper trafen laut aufeinander. Ran wimmerte fast und es dauerte bis sich Lust in die Laute mischte. Als es soweit war kam Schuldig und riss Ran an sich. Er packte ihn am Hals uns drückte zu. Ran gurgelte und hustete schließlich als Schuldig ihn losließ. Schuldig löste sich aus ihm und sah zu wie sein Sperma aus Ran floss. Er lächelte angetan. Ran wankte und Schuldig lehnte ihn näher an die Wand sodass Ran auf der ganzen Fußsohle stehen konnte. Sein Gesicht lehnte keuchend an der Wand, die trockenen Lippen schabten verführerisch über den Fels. Sein Atem brach sich daran. Schuldig fischte ein kleines Handtuch aus einem Stapel der neben dem Bettenlager lag, feuchtete es an und wischte Ran nicht gerade sanft sauber, was dazu führte, dass Ran gequält aufstöhnte. Er war offenbar schmerzhaft hart. Schuldig drehte ihn herum, sodass Rans Arme verdreht waren und stützte sich mit den Händen neben Ran ab achtete aber darauf, dass er ihn nicht berührte. Er kam ganz nah an Ran heran bis sich fast ihre Nasenspitzen berührten. Rans Augen waren auf Halbmast und seine Lippen geöffnet. Der Kopf seitlich geneigt. Schuldig lehnte sich mit der Schulter seitlich an die Wand und strich großflächig über Rans Bauch, hinunter zu seinen Genitalien um sie sanft zu streicheln und dann wieder über seinen Bauch, bis seine Atmung sich einpendelte und langsam schneller wurde, bis er einen sehnsüchtigen Blick von ihm einfing. „Möchtest du dass ich Gnade walten lasse?“, fragte Schuldig mit einem durchtriebenen Lächeln. Ran schüttelte den Kopf und legte ihn leicht in den Nacken, ließ ihn dabei jedoch nicht aus den Augen. Wie er da so hing war er Verführung pur für Schuldig. Dieser fing an Rans Glied sanft zu massieren, was Ran zu einem kehligen Stöhnen brachte. „Brauchst du... Erlösung?“, fragte Schuldig scheinheilig. Ran nickte und wähnte sich wohl auf der Zielgeraden. „Dann sag es...“, flüsterte Schuldig ihm ins Ohr. Schuldig spürte wie Rans Kopf herumruckte und seinen Blick suchte, wie groß Rans Augen wurden, als ihn die Erkenntnis traf. Er hatte genau gesehen wie er zunächst nicken wollte, dann jedoch zögerlich verneinte. Schuldig ließ seine Massage ausklingen bevor Ran kommen konnte. „Oh... nun dann...“, Schuldig entfernte sich von ihm und leckte sich die Finger ab, bevor er wieder zu dem Handtuch griff und sie sich trocknete. Dann warf er das Ding in den Wäscheabwurf und ging. „Komm...“, hörte er leise. Dann etwas lauter, bis Ran schließlich erbost schrie... „Komm zurück!“ Fortsetzung folgt... 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