Der Glasgarten von Gadreel_Coco ================================================================================ Kapitel 171: Guilty Torn ------------------------ Guilty Torn Doch Schuldig ging nach oben, wo er Firan eingerollt auf eine der Sitzgelegenheiten fand. Er sah auf als Schuldig zu ihm kam und sich neben ihn setzte. Sein Blick sprach von großer Neugier aber auch von ebenso großem Unverständnis. Von unten hörten sie noch Rans erboste Schreie. Schuldig gönnte sich ein paar Minuten und hörte den Schimpftiraden mit Genuss zu. „Komm, lass uns nach oben gehen und uns etwas ausruhen“, schlug er schließlich vor. Firan setzte sich auf und nickte unsicher. Sein Blick ging nach unten, er sagte jedoch nichts zu Rans hässlichen Worten, die sehr kreativ ausfielen – das musste selbst Schuldig zugeben. Schuldig zog sich aus und ging ins Badezimmer. Er stellte die Dusche an und ließ sich einige Zeit lediglich davon berieseln um seine Gedanken zu ordnen. Es war jedoch ein mühsames Unterfangen, er wusste nicht wo er anfangen sollte. Die Sorge um Brad drohte an die Oberfläche zu sprudeln, er spürte wie sich alles in ihm verkrampfte und er kurz vor einer ausgewachsenen Heulattacke stand. Mühsam Luft holend drängte er alles zurück und streckte sein Gesicht dem Wasser entgegen. Nicht jetzt. Ran brauchte ihn. Er konnte sich jetzt keine Gedanken um Brad machen, um Nagi, um seine angeblich noch lebenden Eltern. Wann hatte er das letzte Mal an dieses Wort ‚Eltern’ im Zusammenhang mit sich selbst gedacht? Es war schon zu lange her. Was sollte er damit anfangen? Welche Gefühle sollte er haben? Welche Gedanken oder Empfindungen waren in diesem Moment der Offenbarung angebracht? Sollte er wütend sein? Oder sich freuen? Er hatte keine Ahnung. Es fühlte sich belanglos an. Wichtig war nur Ran für ihn. Dieser war greifbar, er war da. Sie waren es nicht – aus welchen Gründen auch immer. Schuldig stellte das Wasser ab. Ein Schritt nach dem Anderen. Aber welche Schritte sollten das sein... und in welche Richtung? Er musste auch dieses Thema wegschieben, es machte keinen Sinn sich darüber Gedanken zu machen. Ran war wichtig. Nur er. Aus Gewohnheit ließ Schuldig seine telepathischen Fühler umherschweifen und stieg aus der Dusche. ‚Diese Liebe ist gefährlich’, schnappte er aus Firans Gedankenwust auf und musste lächeln. An dieser Feststellung war viel Wahres und... Aufregendes. Nachdem er fertig war ging er wieder zurück. Firan hatte sich umgezogen und lag bereits im Bett. Schön artig zugedeckt bis unters Kinn. Schuldig schmunzelte und legte sich auf die andere Seite. Mit einer Fernbedienung löschte er sämtliche Lichter im unteren Bereich und im Bereich um die Grotte. Nur die Seitenlichter am Bett gaben weiterhin ihr mattes Licht an die Umgebung ab. Er schloss die Augen und seufzte zufrieden. Nach einer Weile hörte er Rascheln und ein unwilliges Geräusch. Schuldig hatte sich schon gefragt wie lange es wohl dauern würde bis dem Dunkelhaarigen der Kragen platzte. „Wie lange soll er dort unten im Dunkeln bleiben?“, fragte Firan vorsichtig, Schuldig konnte jedoch deutlich Missfallen heraus hören. „Solange bis er ruhiger geworden ist. Dieser Prozess wird sich die nächste Zeit wiederholen.“ „Bis welcher Umstand eintritt?“ Schuldig drehte sich seitlich und sah zu Firan hoch, der sich aufgesetzt hatte. „Bis er loslässt.“ „Was soll er loslassen?“ „Negative Gefühle.“ „Und das funktioniert auf diese Weise?“ „Bei ihm... ja.“ „Mir scheint es eher als würde er eher negative Gefühle generieren“, sagte Firan skeptisch. „Könntest du nicht eingreifen und ihm dabei helfen?“, fügte er hinzu und setzte sich begeistert über seinen Vorschlag Schuldig zugewandt hin. Schuldigs Augen hatten sich an das Halbdunkel gewöhnt, er konnte die schmale Silhouette erkennen und selbst die besorgten Gesichtszüge blieben ihm nicht verborgen. „Das tue ich“, erwiderte er kryptisch. „Aber... ich meine telepathisch?“ „Unter gewissen Umständen könnte ich das“, sagte Schuldig kryptisch. „Ran will es auf diesem Weg.“ „Es klingt nicht so.“ Schuldig lachte leise. Firan war hartnäckig. „Nein, das tut es nicht.“ Schuldig seufzte und legte sich auf den Rücken zurück, verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Er war weit weniger entspannt als er vorgab zu sein. Zu viel war gerade im Gange und Ran war nicht in der Lage sich darauf zu konzentrieren. Wie auch? Er selbst verdrängte ihre jetzige Lage, denn er war in der glücklichen Situation sich um Ran kümmern zu können. Das war etwas womit er sich zumindest Ansatzweise auskannte, alles andere... Er sah zu Firan, der immer noch auf eine Antwort wartete. „Er möchte das Leid spüren, Schmerzen spüren und damit Schuld tilgen.“ „Welche Schuld?“ „Der Schuld, die er mit dem Töten von Menschen und dem Verlust von Familie und Freunden auf sich geladen hat.“ Schuldig musste daran denken, dass Aya im Winter gestorben war ebenso hatte es sich mit Kudous Tod verhalten. Der Winter brachte ihnen nichts Gutes. „Weshalb sollte er an diesem... Verlust schuld sein?“ Firans Stimme klang ungläubig und Schuldig richtete den Blick hinauf an die dunkle Decke, die sich über ihnen ausbreitete. „Er geht davon aus, dass es an ihm lag, dass sie nicht mehr am Leben sind.“ „Warum? Das verstehe ich nicht. Er hat sie doch nicht getötet... oder?“ Firan wurde unsicher und Schuldig musste lächeln über diese Reaktion. „Nein“, sagte er. „Viele Faktoren führten dazu, dass sie starben, einer davon bin wohl ich.“ Er schwieg einen Moment, dann seufzte er. „Hör mal... er... glaubt fest daran dass er sie hätte retten müssen. In seinen Augen hätte er es zumindest versucht haben müssen und noch besser wäre es gewesen wenn er bei diesem Versuch gestorben wäre.“ „Er gibt sich die Schuld, weil er lebt?“ Schuldig stützte sich auf einen Ellbogen und sah wieder zu Firan. „Tun wir das nicht alle auf gewisse Weise?“ Schuldig seufzte lautlos. „Aber... Ja. Das trifft es. Er hat überlebt. Die Schuld des Überlebenden.“ Er sah wieder zu Firan. Dieser schwieg einen Moment. Schuldig ließ ihn sich seine Gedanken dazu machen und vermied es diese zu lesen. „Und... dann passiert es, dass er sich zurückzieht, wie Sakura-sama es gesagt hat? Dass er ... fällt?“ „Ja. Zumindest hat sie gesagt, dass es ein Fall ist. Es ist schon einmal vorgekommen, nur damals wusste ich nicht was los war. Jetzt sind seine Familie und sein bester Freund tot. Er hat offenbart bekommen, dass er ein PSI ist – er hasst PSI, seit wir für Takatori gearbeitet haben um diesen zu beschützen. Takatori hat seine Familie getötet. Seine Großmutter war nicht da als er Hilfe gebraucht hätte. Bis vor kurzem wusste er nicht einmal, dass sie existierte, jetzt taucht sie plötzlich auf. Ich denke er fühlt sich wie ein Staubkorn in einem riesigen Hurrikane.“ „Das verstehe ich“, sagte Firan betrübt. „Damit würde wohl keiner klarkommen. Das braucht Zeit und ist nicht erfolgversprechend“, fügte Schuldig wenig zuversichtlich an. Er fragte sich wie es Firan mit dem Tod seines Bruders ging. Er sprach kaum bis gar nicht darüber und versuchte ebenso wie Ran seine Gefühle dazu zu finden. „Dann gib ihm Zeit“, forderte Firan in einem Tonfall als hätte er des Rätsels Lösung. Schuldig schmunzelte nachsichtig. „Firan, es liegt nicht an der Welt. Es liegt an ihm. Er will sich diese Zeit nicht nehmen. Er will raus und töten. Irgendjemanden, der dafür verantwortlich ist. Somi. Aber im Gegenzug weiß er, dass wir ihm momentan nichts entgegenzusetzen haben. Wenn ich nicht wäre und dieser Umstand ihn nicht zurückhalten würde hätte er seinen Rachefeldzug bereits begonnen.“ „Aber er würde sterben dabei.“ „Das ist ihm in diesem Zustand völlig egal.“ „Das ist verwirrend.“ „Nein, es ist verrückt“, meinte Schuldig lapidar. „Aber sollte er nicht... ich meine... er müsste sich einer Behandlung unterziehen.“ „Psychotherapie?“, fragte Schuldig ungläubig und wollte Firan nicht beleidigen in dem er lauthals zu lachen anfing, aber er war nahe dran. „Ja. Es gibt Methoden die auch... normale Menschen anwenden um Emotionen von Ereignissen zu entkoppeln. Es wäre ein leichtes für dich dies zu tun. Aber...“, Firan schien darüber ernsthaft nachzudenken, wie sie Ran helfen konnten. „Aber?“, hakte Schuldig nach. „Er ist ein PSI. Das funktioniert nicht wirklich. Bei uns hätten sie ihn längst zum Judge gemacht um ihn zu kontrollieren.“ „Sind Judges so?“, fragte Schuldig mit Neugierde in der Stimme. „Meinst du... außer Kontrolle?“ „Ja.“ Firan nickte. „Sie werden immer aggressiver und durch ihre starken Schilde dringt kein Telepath oder ein Empath mehr um sie zu beruhigen. Deshalb müssen sie kontrolliert werden. Aber Sakura sagte, du seiest kein Telepath. Du könntest ihn... reparieren, ihm helfen.“ „Das würde vielleicht seine Persönlichkeit ändern.“ „Du magst wie er ist?“ „Oh ja“, sagte Schuldig und lächelte wehmütig. Er legte sich zurück und seufzte. „Ich mag es wie hinter seiner ruhigen Art etwas Düsteres und Grauenhaftes lauert. Ich liebe diesen Teil von ihm. Wie es ihn zerreißt und ihn zu verschlingen droht. Das Leid, dass ihn verzweifeln lässt.“ „Aber...das...“ Firan verstummte. „Du spürst es Firan. Jeder tut das in seiner Nähe.“ Firan befreite sich von der Decke, stand auf und ging ein paar Schritte, bevor er damit begann auf- und abzulaufen. Schuldig sah ihm müßig zu und seufzte. „Ran empfindet das Gleiche bei mir“, sagte er dann. Firan blieb stehen und sah auf. „Was meinst du?“ „Ran bezeichnet es als meine dunkle Seite.“ „Du verdrängst sie nicht“, stellte Firan fest und er klang ganz ohne Zweifel. „Sie ist momentan sehr zufrieden.“ Firan nickte als wäre das ein Fakt. „Ach, ist sie das?“, fragte Schuldig und setzte sich auf. Das war ihm neu. Das Teil in ihm das ... ja was... Energiemuster oder Ähnliches wie Butter durchtrennte oder ... was auch immer damit tat, war gerade zufrieden wie die Dinge liefen? Firan redete wieder und Schuldig wurde aus seinen Gedanken gerissen als er erneut Rans Namen hörte. „...bei ihm nicht.“ „Hmm?“ „Es ist nicht richtig. Mein Herr, mein früherer Herr, Somi. Er ist genauso. In seiner Nähe zu sein ist für mich unerträglich gewesen. In ihm lauert auch etwas Unaussprechliches. Und es ist chaotisch.“ „Ist es bei Ran auch so?“ „Nein.“ Firan wandte sich ihm zu. „Aber genau das ist es bestimmt, das ihn zerstören wird. Eben weil er dagegen ankämpft. Vielleicht hat Somi früher auch dagegen gekämpft und den Kampf... verloren? Was wenn... wenn Ran auch so werden wird? Wenn wir ihm nicht helfen können?“ „Wir?“ „Ja, ich will ihm helfen. Ich will irgendjemandem helfen. Mir wurde auch geholfen. Und... ihr seid die Einzigen, die mich aufgenommen haben und das in so schneller Zeit, als würde ich zu euch gehören. Erst vor wenigen Tagen dachte ich mein Leben wäre vorbei.“ „Sakura hat dich aufgenommen.“ „Ja. Aber ihr habt mich... angenommen. Als einen Freund und das ohne Bedingungen.“ „Empfindest du es so?“ Schuldig fühlte sich Jei näher wenn Firan in seiner Nähe war, das war wohl der Hauptgrund warum es so einfach war dem Jungen zu vertrauen. Und natürlich weil er ihn telepathisch überprüft hatte. „Ja.“ Firan starrte ihn an und sein Gesicht wirkte jetzt düsterer. Jei hatte manchmal diesen Gesichtsausdruck gehabt. „Ich bin nicht dumm, nur weil ich Vieles erduldet habe. Ich habe eine Kampfausbildung genossen, ich bin sehr belesen und ich weiß einiges mehr über unsere Geschichte und den Aufbau der Strukturen innerhalb des Ordens als manch anderer. Außerdem kenne ich uns PSI besser als ihr es tut. Ich bin der Erste Assistent von Somi gewesen und habe viel gelernt. Ich kenne jeden der etwas Wichtiges zu sagen hat innerhalb des Ordens. Also möchte ich nicht, dass jeder glaubt ich wäre ein misshandelter Welpe, der nicht weiß was er will und...“ Firan war lauter geworden und Schuldig hatte sich bis zu diesem Punkt alles geduldig angehört. Jetzt jedoch hob er die Hand und Firan verstummte. „Das weiß ich alles, Firan“, sagte Schuldig gelassen, Er würde trotzdem nicht zulassen, dass Firan sich ihrem Kampf anschloss, bisher hatte dieser noch keinem Menschen geschadet und das sollte so bleiben. „Was glaubst du warum ich dich mitgenommen habe? Weil du so arm und traurig dreingeschaut hast?“ Firan schwieg. „Und ja... du bist ein misshandelter Welpe um bei deinem Vergleich zu bleiben.“ Schuldig streifte die Decke ab und rutschte an den Bettrand. Er sah zu Firan auf. „Wir alle haben eine Geschichte, sie führte uns bis zu diesem Punkt und sie zeichnet immer ein unschönes Bild unserer Vergangenheit. Aber wie der Name schon sagt es ist die Vergangenheit.“ Er angelte sich seine Jeans vom Boden... „Möchtest du dass ich ausspreche wie oft du versucht hast einen Ausweg zu finden und dafür unmoralische Wege gegangen bist? Wie oft du anderen die Schuld für das in die Tasche geschoben hast nur um einer Bestrafung zu entg...?“ Er hatte noch nicht den Satz zu Ende gebracht da wirbelte Firan an ihm vorbei und lief in Richtung Treppe davon um sie Hals über Kopf nach unten zu nehmen. Schuldig sah dem Schatten nach und stöhnte frustriert. Nach einigen Minuten in denen er ins Halbdunkel gestarrt hatte stellte er das Licht im Komplex wieder an, jedoch beließ er es bei minimaler Beleuchtung. Er wollte kein Flutlicht, das vielleicht Ran wieder aus seinem Zorn weckte - sein kleines Ungeheuer, das im Keller angekettet auf ihn wartete. Er gähnte verhalten, wischte sich mit beiden Händen die Müdigkeit aus dem Gesicht und zog sich seinen Pullover über. Dann band er sich die Haare flüchtig zusammen und machte sich auf, um den Scherbenhaufen zusammenzukehren, den er angerichtet hatte. Vielleicht war es zu früh Firan mit seinen eigenen kleinen Dämonen zu konfrontieren, aber deshalb hatte er ihn schließlich mitgenommen und er schuldete Jei sehr viel. Schuldig hielt kurz inne und atmete tief durch. „Ich krieg das hin, Jei. Verlass dich drauf“, flüsterte er. Er fand Firan auf der Terrasse, wo er in einer Ecke saß und die Stirn auf die Knie gelegt hatte. Es war empfindlich kalt geworden, der Schlafanzug den er trug half sicherlich nicht diese Kälte davon abzuhalten in ihn zu kriechen. Schuldig warf einen Blick auf ihn, dann ging er zu ihren Taschen, die auf einem ausladenden Tisch unmittelbar vor der sicher grandiosen Aussicht stand und holte sich seine Zigaretten. Mit einer Decke unter dem Arm geklemmt öffnete er die Tür und schloss sie hinter sich wieder, dann legte er Firan die Decke um und trat an die hohe Brüstung der Terrasse. Er zündete eine Zigarette an und inhalierte tief. Sie beide waren barfuß und ‚empfindlich kalt’ war nicht ganz die Umschreibung für die arktische Kälte die hier herrschte. „Die geht auf dich, Kudou“, sagte er leise. Er rauchte einige Zeit, dann griff er sich eine zweite Zigarette und zündete sie ebenfalls an. „Darf ich hierbleiben?“, fragte Firan leise. „Warum solltest du das nicht?“ „Ich... bin nicht das was ihr von mir gedacht habt. Nicht so arm und traurig“, sagte Firan und benutzte Schuldigs Worte. Schuldig lachte freudlos auf. „Eben weil du das nicht bist habe ich dich mitgenommen. Ran ging es nur um sich selbst als er zustimmte.“ Schuldig blickte kurz zu Firan und sah dann wieder in die dunkle, wogende See. Firan war so unschuldig wie er in ihrer Welt nur sein konnte, er sah sich selbst jedoch in einem anderen Licht. „Sakura denkt anders von mir“, sagte er nach einer Weile. „Glaubst du das? Glaubst du tatsächlich sie weiß nicht wie du tickst?“ „Wie ticke ich denn?“, fragte Firan müde und war kaum zu verstehen. Die Stille hier schien Schuldig geradezu ohrenbetäubend, er war noch nie ein Fan von urbaner Atmosphäre gewesen, die Stadt mit ihren Geräuschen und der Lärm von tausenden Gedanken waren eher nach seinem Geschmack. Sie lenkten ihn von seinen eigenen unnützen Gedanken ab. Schuldig blickte hinaus auf die dunkle wogende Masse, die sich langsam vom Horizont abzuheben begann denn es dämmerte bereits. „Du hast überlebt. Mit der Hilfe von Jei vielleicht. Aber auch durch dein eigenes Tun. Dennoch bist du jung und in einem Bereich definitiv unerfahren.“ „Und der wäre?“ „Was deine eigenen Gefühle angeht.“ „Und was soll ich jetzt machen?“ „Sie erforschen.“ Sie schwiegen eine Weile bis Schuldig fertig war. Dann ging er nach drinnen und holte sich etwas zu Trinken. Er trank die kleine Wasserflasche aus und ging wieder nach draußen um Firan reinzuholen. „Komm mit rein, es ist zu kalt um hier...“ „Was denkst du von mir?“, unterbrach ihn Firan. „Dass du ein zurückhaltender junger Mann bist, der seinen Bruder verloren hat, den er seit Jahren verloren geglaubt hat. Du suchst einen Platz für dich. Und wir bieten ihn dir bei uns an. Bis du soweit bist um zu gehen.“ „Was wenn ich nicht gehen will?“ „Dann bleibst du.“ „Warum?“ „Du erinnerst mich an ein Kind, dem es ähnlich ergangen ist. Er hat sich ähnlich verhalten wie du.“ „Wer?“ „Das spielt keine große Rolle. Und ihr seid euch sonst auch nicht ähnlich. Euer Überlebenswillen ist jedoch groß und in dem Punkt ähnelt ihr euch.“ Firan schwieg und Schuldig ging zu ihm und setzte sich neben ihn. „Was... wenn ich aber einen Herrn brauche, der mich bestraft wenn ich etwas falsch mache? Was wenn ich so Jemand bin?“ „Niemand ist so Jemand. Zumindest nicht diese Strafe die du bisher erduldet hast.“ „Die Jaimie erduldet hat.“ „Ja“, sagte Schuldig seufzend. Sie saßen noch eine Weile dort, obwohl es sehr ungemütlich war. Schuldig betrachtete sich seine eigenen Zehen, die bereits eine ungesunde bläuliche Färbung angenommen hatten. „Ich weiß gar nichts von ihm“, sagte Firan mit dünner Stimme. „Wir erzählen dir von ihm“, versprach Schuldig und sie schwiegen wieder. „Wie lange bleibt er dort unten? Er war verletzt“, gab Firan nach einer Weile zu bedenken. Er hatte die Decke eng um sich geschlungen. „Magst du ihn? Trotz der Düsternis, die du spürst?“ „Ja. Ich mag ihn.“ Ah, jetzt wurde es langsam interessant für Schuldig. „Lass uns reingehen, bevor wir uns noch etwas Wichtiges abfrieren“, sagte er und sie erhoben sich. „Wir sollten uns aufwärmen.“ Und Schuldig hatte da schon eine fantastische Idee wie das am Besten anzustellen wäre. Er ließ Firan voran gehen und schloss die kühle Nachtluft aus als er die Tür hinter ihnen schloss. Die Wärme im Inneren dieser kleinen Festung tat ihnen gut. Schuldig setzte Wasser für einen Tee auf und sie saßen sich schweigend gegenüber als sie ihn tranken. Schuldig maß Firan, wie er vorsichtig an dem heißen Tee nippte. Jeis Gesichtszüge waren weniger ausdrucksstark als Firans gewesen, wohl durch einige der verblassten Narben. Narbengewebe war nicht sehr flexibel. In welchem Alter hatten die Vergewaltigungen begonnen? Wann war dieses Kind zu Thomas Straud gekommen? Welches Verhältnis hatte Firan zu körperlicher Nähe unabhängig von sexueller Annäherung? Wusste er was Zärtlichkeit war? Er war früh von seiner Familie getrennt worden. „Hast du für jemanden im Orden etwas Tieferes empfunden?“ Es gab schließlich genug Mitglieder die einem über den Weg laufen konnten. Im Orden war man nie alleine – ob man wollte oder nicht. Firan sah von seinem Tee auf. „Nein.“ Er schwieg und Schuldig ließ ihm Zeit. Firan nahm die Arme vom Tisch und rieb sich einmal über die Oberschenkel als würde er sie wärmen wollen und sah ihn dabei unsicher geworden an, allerdings nur für einen Augenblick bevor er den Blick wieder auf den Tisch senkte. „Ich...“, fing er an wusste aber dann nicht weiter und verstummte. Schuldig sagte nichts und wartete. „Ähm... ich...“, Firan zuckte hilflos mit den Schultern. „Ich...fühlte nichts.“ „Gar nichts?“ „Doch schon, also Freude, auch Unbehagen, Angst, aber keine Zuneigung oder sexuelles Verlangen, das erschien mir immer sehr weit weg wie durch einen dicken Nebel. Mein Körper reagierte auf Manipulation, dennoch war ein Teil der Reaktion abgespalten. In letzter Zeit jedoch änderte sich dies und wenn Somi mich bestrafte trafen die Gefühle mich teilweise mit voller Wucht, ich war plötzlich sehr nahe dran wohingegen ich früher sehr weit weg war. Ich wusste nicht wie intensiv sie sein können.“ „Gefühle?“ „Ja. Vor allem die Negativen“, sagte Firan und wich seinem Blick erneut aus. Schuldig stand auf und nahm seinen Tee. „Gehen wir zu ihm?“, fragte Firan und sah auf, wohl froh auf ein anderes Thema umschalten zu können, aber so einfach ließ Schuldig ihn nicht vom Haken. „Nein, noch nicht“, sagte dieser und sah auf die Uhr. „Er ist noch lange nicht fällig.“ „Komm mit, wir machen etwas ganz Ausgefallenes.“ Firan stand unsicher auf und sah auf seine Tasse. „Nimm sie mit rüber“, Schuldig zeigte auf die Couch. Firan nickte und griff sich seine Tasse. Sie gingen hinüber zur Couchlandschaft und er stellte seine eigene Tasse nach einem Schluck auf dem niedrigen Tisch ab. Dann legte er sich auf die Couch und hangelte nach der Decke. Firan stand unschlüssig vor ihm und sah zum Fernseher hinüber. Schuldig nahm ihm die Tasse aus der Hand und griff nach seiner Hand. Firans Kopf ruckte augenblicklich zu ihm hinunter. „Leg dich zu mir“, sagte Schuldig aufmunternd. Viel Platz war nicht, Firan musste sich halb auf ihn legen. Was er umständlich tat und unter Schuldigs nachsichtigem Blick lag er schlussendlich, einen Arm unter das Kissen auf dem Schuldig lag geschoben, den anderen vor sich gebettet, die Hand zur Faust geballt vor sein Gesicht gelegt. Schuldig hangelte nach der Decke und zog sie über Firan, hüllte ihn ein bis nur noch das Gesicht herausspitzelte. Firan sah unsicher zu ihm hoch. „Was... machen wir jetzt?“ Schuldig lachte leise. „Was erwartest du?“ „Nichts... glaube ich.“ „Gut, denn wir werden auch nichts tun. Das was wir tun werden ist kuscheln. Die Nähe des anderen spüren. Nimm deine Hand und suche Hautkontakt.“ Firan löste seine Hand aus ihrer verkrampften Haltung und schob sie sichtlich aufgeregt unter den Pullover. Sofort spülte eine Fülle an Gefühlen an die Ränder seine Wahrnehmung. Tränen schossen ihm in die Augen. Er schloss sie und legte seinen Kopf auf Schuldigs Schulter, der Körper schien sich nach und nach zu entspannen. „Ganz ruhig.“ Firan nickte in seinem kleinen Kokon. „Ist es so schlimm?“, fragte Schuldig nach einer Weile in der Firan still weinte. Firan nahm sicher mehr von Schuldigs Gefühlen wahr, als dieser für sich selbst erfassen konnte. „Du bist so traurig.“ „Wirklich?“ Schuldig fühlte sich nicht traurig, er fühlte gar nichts. „Ja.“ Firans Stimme klang müde und nach einiger Zeit glaubte Schuldig ihn schlafend als er ein leises Murmeln hörte. „Körperliche Nähe ist für einige von uns Überlebenswichtig...“ „Hört sich nach Etwas an das in einem Lehrbuch steht“, brummte Schuldig. „Das tut es auch.“ „Schlaf, ich passe auf, dass kein Ungeheuer aus dem Keller kommt und uns frisst.“ „Ja...“, hauchte Firan ernst und das war das Letzte was er von sich gab bis auf leise, ruhige Atemzüge. Er ließ Firan und sich eine Stunde Zeit um sich auszuruhen. Als es Zeit war und es langsam heller wurde strich er Firan sanft mit dem Arm in dem er ihn hielt über den Rücken bis dieser die Augen aufschlug. Schuldig ließ ihm erneut Zeit wach zu werden. Firan sah ihn schließlich fragend an. „Wie geht es dir mit meiner Nähe?“ „Ich kenne sie von Judge Mia und sie schmeckt nach Sicherheit.“ Schuldig lachte auf. „Nach Sicherheit?“ „Ja. Alles in mir schrie früher Gefahr, halte dich fern. Aber es fühlte sich gut an in ihrer Nähe zu sein, weil es wie eine Art düsterer Schleier war, unter den ich schlüpfen konnte. Nichts konnte schlimmer sein. Wenn mich so etwas Gefährliches wie sie schützen würde, dann konnte mir nichts passieren. Ein Raubtier das einem seinen Schutz schenkt was gab es da noch zu befürchten? Es fühlt sich vertraut an.“ Bevor Schuldig nach Morioka gekommen war hatte er gar nicht gewusst wie seine Ausstrahlung seine Umgebung beeinflusste oder er auf sie wirkte. War das nur bei Firan so ausgeprägt? Ran war still geworden und Schuldig dachte darüber nach ihm einen Besuch abzustatten um die Lage zu sondieren. Er erhob sich vom Tisch. „Ich sollte nach ihm sehen, willst du mich begleiten?“ Firan nickte und löste sich von der Decke. Schuldig durchquerte den weitläufigen Wohnraum und ging in Richtung Grotte. Firan folgte ihm. „Was magst du an ihm?“, fragte Schuldig. „Seine Stimme“, sagte Firan als sie die Stufen nach unten gingen. „Hmm“, stimmte Schuldig zu. „Die mag ich auch sehr gern.“ „Was magst du an ihr?“ „Sie ist dunkel und manchmal klingt es als würde er nicht oft sprechen, als wäre sie rau. Aber sie ist nicht zu tief. Sie passt zu ihm. Zu seinen Augen.“ „Geheimnisvoll, was?“, sagte Schuldig begeistert als sie unten ankamen und Ran ansichtig wurden, der es sich so gut es ihm möglich war bequem gemacht hatte. „Das kommt sicher von seiner japanischen Abstammung“, sagte Firan und Schuldig konnte so etwas wie Aufregung aus seiner Stimme heraushören. Ran hatte seinen Kopf gesenkt und seine mittlerweile halb trockenen Haare waren nach vorne gefallen. Als er sie bemerkte hob er den Kopf etwas an und fasste sie ins Auge. „Oh, er ist... wirklich...wirklich sauer“, stellte Schuldig fest. Er schlüpfte in Firans Gedanken. ‚Bleib stehen.’ Firans Bewegungen stoppten augenblicklich. Er sah wie gebannt zu Ran. ‚Dieser Augenblick’, sagte Firan in Gedanken. ‚Faszinierend, nicht wahr?’ ‚Wir waren gerade noch in ein gänzlich anderes Gespräch vertieft und...’ ‚Ja... ich weiß was du meinst, ein Blick auf diesen Mann und...’ ‚Es ist wie ein Sog’, sagte Firan und sah zu Schuldig. ‚Du spürst es auch?’ Firan nickte. ‚Was ist das?’ ‚Etwas das mich an ihm immer fasziniert und angezogen hat. Für mich war es immer seine Verzweiflung, gemischt mit dieser unwilligen verführerischen Attraktivität.’ ‚Kennst du die Theorie darüber welchen Platz PSI in der Evolution einnehmen?’ ‚Nein.’ ‚Wir sind Raubtiere, die ihre Beute auf unterschiedliche Art anlocken.’ ‚Darüber gibt es eine Theorie? Für mich ist das die logische Erklärung...’ ‚Firan bleib stehen’, fügte Schuldig hinzu als er sah wie sich Firan wieder in Bewegung setzte. ‚Er ist gefesselt.’ ‚Seine Beine sind es nicht, Firan.’ ‚Er zittert. Meinst du er greift uns an?’ ‚Dich nicht. Mich schon.’ „Möchtest du ihn berühren?“, fragte Schuldig laut. ‚Darf ich das?’ ‚Oh sicher, ich erlaube es dir.’ Schuldig grinste. „Ja“, sagte Firan. „Wirst du ihm wehtun, Kätzchen?“, fragte er Ran und dieser schnaubte nur frustriert. Er hasste diesen Kosenamen wie er alle anderen auch mehr oder weniger hasste. „Nein“, kam es zurück. Er hatte wohl länger geschrien als Schuldig bemerkt hatte. Seine Stimme war rau belegt. „Wirst du brav sein?“, hakte Schuldig noch einmal nach. „Nein.“ „Wenn ich dich los mache?“, lockte Schuldig. „Ich habe Durst“, brummte Ran zur Antwort und umschiffte die Frage. „Wenn ich dich los mache und dir etwas zu trinken gebe?“, versprach Schuldig scheinheilig. „Dann ja“, sagte Ran und grinste dabei. Firan trat einen Schritt zurück. ‚Was ist, Firan?’, fragte Schuldig. ‚Er sieht nicht so aus als wenn er das ernst meint.’ ‚Ja, Ran hat etwas von einem ‚Raubtier’ wenn er es darauf anlegt. Dieses Grinsen hat es schon in sich.’ ‚Seine Augen wirken als würden sie dich in Stücke reißen wollen. Das magst du?’ ‚Oh ja. Ich fahre voll drauf ab.’ ‚Warte hier’, wies Schuldig Firan an. Firan nickte und Schuldig ging nach oben. Firan sah ihm nach und dann wieder zu Ran, dessen Gesichtsausdruck sich verändert hatte. Er sah müde aus und hatte den Kopf an die Wand hinter sich gelegt. Firan näherte sich und blieb vor ihm stehen. Er ging noch näher, da sich Ran keinen Millimeter bewegte und berührte ihn an der Flanke, die nicht verletzt war. Das schien ihm der ungefährlichste Bereich zu sein. Bis er sich jedoch versah wurde er mit einem ihn umschlingenden Bein näher gezogen. Er keuchte und fand sich konfrontiert mit den violetten Augen die ihn stumm maßen. „Und jetzt?“, fragte die Stimme und Firan fühlte den heißen Atem auf seinen Lippen als sie näher kamen. Was sollte er tun? Verunsichert wollte er etwas sagen bis Rans Lippen ihn berührten und er sich an ihm festhielt. Gefühle von Lust bis Wut strömten in ihn, aber auch gesättigte Zufriedenheit in einem kleinen Teil. Firan wimmerte etwas als sich eine forsche Zunge in seinen Mund schieben wollte. Er lehnte sich mehr an den nackten Körper und öffnete sich für Ran. Sein zweiter Kuss. Das was forsch begonnen wurde änderte sich und wurde sanfter, weicher und lockender. Firan hielt sich an Ran fest und küsste ihn zurück, ging auf das Spiel ein, zu dem Ran ihn verführen wollte. Er löste sich keuchend von ihm, mit rasendem Herzschlag und lehnte seine Wange an Rans Schulter und Arm. Er fühlte eine immense Hitze in sich, ein Kribbeln in unteren Regionen und einen Druck in seinen Geschlechtsteilen. „Dein erster richtiger Kuss?“, fragte Ran sanft und Firan blinzelte. Die Stimme war dunkel, aber so weich und sanft, wie er sie noch nicht gehört hatte. „Ja“, hauchte Firan. „Hat es dir gefallen?“ „Ja“, sagte Firan wieder und fühlte sich verwirrt. Ran ließ sein Bein kraftlos auf den Boden gleiten und Firan drehte sich halb zurück. Schuldig war wieder da, eine Wasserflasche in der Hand. Firan löste sich von Ran und trat zurück hinter Schuldig. ‚Und? Hast du dich getraut das Raubtier anzufassen?’, fragte Schuldig neugierig und maß Ran mit einem Lächeln. ‚Er hat mich geküsst.’ ‚Hat er sich benommen? War es schön?’ ‚Ja. Der zweite Kuss von ihm.’ Schuldig schmunzelte weich. ‚Das kannst du gleich noch einmal wiederholen.’ Firan nickte. Schuldig öffnete die Wasserflasche, die zitternden Beine im Auge behaltend und näherte sich Ran. Er hielt ihm die Flasche hin und ließ ihn trinken. Dann warf er Firan die Flasche zu und löste die Fesseln aus der Halterung. Ran brach fast augenblicklich nach unten weg. Was ihn wohl selbst überraschte. Er sah Schuldig erstaunt an als dieser ihn unter den Armen auffing und an die Wand lehnte. Ran hatte wohl nicht bedacht wie derangiert sein Körper noch war. „Ich hab dich“, sagte Schuldig leise an Rans Ohr. „Du bist noch verdammt angeschlagen.“ „Das will ich jetzt nicht hören“, erwiderte Ran knurrend und sah ihn mit diesem speziellen Blick an, der ihm sagte, dass Ran spielen wollte. Noch immer... obwohl er nicht in der körperlichen Verfassung für derlei zu sein schien. Schuldig packte Ran unter den Knien, hob ihn hoch und legte ihn drüben auf das Lager ab. Unter den Fellen war eine bequeme Matratze, wohl in den Boden eingelassen worden. Ran legte ermattet den Kopf zur Seite und sah zu Firan, der sich neben ihn gesetzt hatte. „Ausruhen kannst du später, hoch mit dir“, sagte Schuldig und Ran sah ihn sofort aufmüpfig an. Er blieb liegen und Schuldig ging hinüber zu Firan, hielt ihm seine offene Hand hin und Firan ergriff sie. Schuldig nahm ihm die Wasserflasche aus der Hand und warf sie auf das Bett. Dann trat er hinter Firan, öffnete ihm sanft den Zopf und küsste ihn auf die rechte Ohrmuschel. Beide sahen zu Ran, der sie beobachtete. Firan legte seine Hände vorsichtig auf Schuldigs als dieser sein langärmliges Shirt hochhob und seine Hände auf die weiche Haut darunter legte. Er hielt ihn jedoch nicht auf. Firans Kopf lehnte sich an Schuldigs Schulteransatz. Schuldig küsste Firans seitliche Halsregion. Er strich ihm sanft die Haare zur Seite bevor er dazu ansetzte ihm den Stoff nach oben zu schieben und es ihm auszuziehen. ‚Wie fühlst du dich?’, fragte Schuldig. ‚Seltsam.’ ‚Was fühlst du von mir?’ ‚Freude, Ruhe, Besorgnis... Ich weiß nicht was ich machen soll. Ich bin unsicher.’ ‚Das ist in Ordnung. Genieße einfach. Du musst nichts machen. Nimm deine Arme nach oben und leg sie in meinen Nacken. Halt dich an mir fest.’ Firan nahm seine Hände nach oben und fasste vorsichtig Schuldigs Nacken. Sehr sanft, wie Schuldig auffiel. Das musste sich ändern. Er streichelte Firan weiter und sah Ran mit fragend erhobener Augenbraue an als er langsam die Hose Knopf für Knopf öffnete. Seine Hand stahl sich zwischen den Stoff der Hose und dem der Unterwäsche. Das tat er solange bis Firan die Lippen zusammenkniff und keuchte. Während Schuldig ihn wieder weiter oben streichelte aber immer noch unterhalb des Bauchnabels hielt er mit seinen Lippen Hautkontakt, bis er Firans Blickkontakt zu Ran unterbrach, seinen Kiefer seitlich drehte und sanft die unsicheren Lippen einfing. Er zog Firan etwas fester an sich und die Finger um seinen Nacken packten härter zu. ‚Wenn du abbrechen möchtest, dann kannst du das jederzeit tun.’ ‚Das weiß ich. Ich erkenne es am behutsamen Umgang mit mir. Ihr tut das für mich... nicht wahr?’ ‚Vielleicht...’, sagte Schuldig vage, nur um gleich mit der Tür ins Haus zu fallen... ‚Hat dir schon mal jemand einen geblasen?’ ‚Somi, aber das zählt nicht, willst du das tun?’ Schuldig betrachtete sich das wie verzaubert wirkende Gesicht – Firan hielt immer noch die Augen geschlossen und riss sie plötzlich auf. Er blickte hektisch nach unten. Ran – das Raubtier kniete vor ihm und sah ihn ... nun zugegeben ruhig... aber irgendwie auch hungrig an. Das musste Schuldig zugeben. Er musste unternehmungslustig grinsen als Ran sich vorbeugte und über Schuldigs Finger leckte, die leichten Druck unterhalb des Bauchnabels übten und Firan bei sich behielten. Ran spreizte die Kette zwischen seinen Fesseln auf Zug, was ihm ungefähr zehn Zentimeter Spielraum gab und zog Firan die Hose nach unten, samt Unterwäsche, während er über die weiche Haut leckte. Firan sah Schuldig keuchend an. Sein Atem beschleunigte sich. Ran half Firan die Beine nacheinander zu heben und beförderte die Hose in weite Ferne. Dann küsste sich Ran einen Weg nach oben und saugte und leckte an den Schenkelinnenseiten. Was Firan dazu brachte in Schuldigs Mund zu keuchen und er löste sich kurz um sich an Schuldig anzulehnen und wurde unruhig als Ran plötzlich damit begann seine Hoden zu lecken. Ran vergnügte sich da unten und genoss offenbar wie sich Firan zu winden begann als er einmal aufsah um die Reaktion zu sehen. Er traf auf lächelnde blaugrüne Augen. Ran hatte bisher das Herzstück von Firans momentaner Lust ausgespart was diesen schier wahnsinnig zu machen schien. „Bitte... ich...“ „Ja... Firan?“, hakte Schuldig nach. „Sollen wir aufhören?“ „Nein“, schrie dieser fast schon und krallte sich regelrecht in Schuldigs Nacken. „Was soll er tun?“, fragte Schuldig. „Er soll... ich meine... er...“ ‚Ich kanns nicht sagen’, las Schuldig in Firans Gedanken die verzweifelten Worte, die sich stetig wiederholten. „Möchtest du, dass er dir deinen Schwanz leckt? Dass er ihn zwischen seine wunderbaren Lippen nimmt?“ „Ja“, keuchte Firan bevor Schuldig ihn erneut küsste und seine Zunge tief in seinen Mund schob, in diesem Moment schien auch Ran seine Lippen um Firans Schwanz zu schließen denn dieser stöhnte laut und er verlor halb den Griff um Schuldig. Das würde wohl nicht allzu lange dauern, dachte sich Schuldig. ‚Sieh hin’, schickte er zu Firan und dieser sah mit gerötetem Gesicht nach unten. Er keuchte und atmete schwer während Ran ihn mit Lippen und Zunge verwöhnte. ‚Meinst du das? Hast du... hast du davon gesprochen?’, fragte Firan. ‚Wovon spricht du?’ Schuldig berührte mit seinen Lippen die heiße und stark gerötete Ohrmuschel. Sanft knabberte er an der zarten Haut. ‚Das Raubtier... ich meine... er ist gefährlich... und du hast ihn gezähmt... ihn hier so zu sehen... ist es das? Was... was dir gefällt?’ ‚Welch trügerische Annahme, mein junger Freund. Sieht er für dich gezähmt aus?’ ‚Nicht wirklich...’ ‚Es ist eine Täuschung. Gib dich ihr nicht hin, das könnte gefährlich werden, schickte Schuldig mit einem Lächeln zu Firan zurück. ‚Oh Gott... oh Gott...oh Gott...’, mehr bekam Schuldig zu diesem Zeitpunkt nicht mehr zu lesen. Er konnte sehen wie sich Firans Gedanken in die Richtung entwickelten wie er selbst Somi diesen Dienst erweisen musste und Schuldig änderte diesen Weg in dem er Firan fester hielt und ihm schmutzige Dinge ins Ohr einflüsterte. Firan vergaß alles um sich herum bis er anfing sich zu zu bewegen und Ran ihm etwas die Führung überließ, ihn aber dabei die Richtung wies und ihn hielt. Schlussendlich kam Firan mit einem erlösend klingenden halben Schrei. Schuldig streichelte ihn beruhigend und löste seine Arme von ihm und ließ ihn nach unten zu Ran gleiten. Er hatte Beine wie Pudding. Firan döste fast augenblicklich ein, während Ran ihn abschätzend ansah. Stumm. Abwartend. Schuldig sah ihn ebenso abschätzend an und entsperrte die Verbindungsglieder, er wickelte die Ketten um die jeweiligen Bänder und klickte sie fest. „Steh auf.“ Schuldig deckte Firan zu während Ran noch abwog ob er ihm trauen wollte. Schließlich ergriff er seine Hand und Schuldig zog ihn mit sich nach oben. Ran war immer noch wacklig auf den Beinen. Die Wunde mochte langsam verheilen, sein Blut jedoch war noch nicht soweit, dass es vollständig nachgebildet war. Das dauerte zwar nicht so lange wie bei normalen Menschen aber eine Woche war dennoch zu kurz. Auch für einen PSI. „Du solltest etwas schlafen.“ „Ich kann nicht“, sagte Ran leise. „Ich helfe dir dabei“, sagte Schuldig. „Ich schluck das Zeug nicht“, wies er Schuldigs Angebot ab. Ran sagte nichts mehr, sondern folgte ihm artig. Was Schuldig beinahe schon verdächtig vorkam. Schuldig Schwanz platzte fast, so hart war er. Ran hatte die Show nicht nur für Firan abgezogen, das wusste Schuldig nur zu gut. Oben im Schlafbereich angekommen drehte er Ran zu sich, was diesen halb aus dem Gleichgewicht brachte, weil er damit wohl nicht gerechnet hatte. Schuldig küsste ihn sanft was damit einherging, dass er Rans Hände festhielt und sie auf den Rücken zerrte. Er legte ihm ein Bein und führte seinen Fall auf das Bett. Schuldig setzte nach und kniete sich auf Rans Hintern um die Fesseln auf seinem Rücken zu schließen. Dieses Mal ohne Spielraum. Die Handgelenke waren fest miteinander verbunden, dadurch traten Rans Schultern umso mehr hervor. Er packte ihn im Nacken und Ran hatte Schwierigkeiten ihm zu folgen als er die Tür öffnete und ins Spielzimmer hinüberging. Dort beugte er Ran über den Stein und spreizte ihm seine Beine. Als Ran unwillig wurde, hob er seine gefesselten Handgelenke nach oben. Ran stöhnte vor Schmerz und schrie schlussendlich schmerzerfüllt auf. Seine Schultern dankten es ihm als er schließlich aufgab und brav liegen blieb. Der Stein war abschüssig in dem Bereich auf dem Rans Oberkörper auflag, sodass er nichts weiter tun konnte als liegen zu bleiben. „Was hast du vor?“, fragte Ran keuchend. Es klang matt und Schuldig wurde kurz unsicher, wie er es immer wurde wenn sie diesen Weg gingen und Fesseln eine Rolle zu spielen begannen. „Dir eine Abreibung zu verpassen.“ Schuldig hatte begonnen um Ran herumzugehen. „Wofür?“ „Für deine Verfehlungen unten in der Grotte“, sagte Schuldig - ein wenig wohl platziertes Erstaunen in die Stimme legend. „Für die Tatsache, dass du dich von mir entfernt hast als ich dich brauchte. Für die Tatsache, dass du egoistisch bist. Dafür, dass du vergessen hast wem du gehörst.“ Ran schrie plötzlich wütend auf, sagte jedoch nichts wirklich Sinnvolles dazu. Diese Reaktion reichte Schuldig um seine eigene Unsicherheit loszuwerden. „Liegst du bequem?“, fragte er und lächelte. „Nein.“ „Oh? Warum nicht?“ „Weil ich halb auf meinem Schwanz liege“, knurrte Ran. „Wie ungünstig“, pflichtete Schuldig überrascht bei, tat jedoch nichts um diesen Umstand zu beheben. Schuldig hatte bereits eine Lederpeitsche vorbereitet und ließ sie probehalber durch die Luft sirren, was Ran keuchen ließ. „Das wagst du nicht“, blaffte er. „Oh... du hast sicher gedacht, dass ich dich hier ficke.“ Schuldig ließ einen ersten Hieb auf Rans Oberschenkelinnenseite treffen. Sanft zum aufwärmen. Ran gab viele Dinge von sich vor allem erneut Schimpftiraden, bis Schuldig seine Eier traf und das Aufwärmen definitiv vorbei war. Schuldig konnte sehen wie es ihm die Luft raubte und ihm der Schweiß ausbrach. Dann war Ruhe. Schuldig küsste Rans geröteten Hintern und massierte sanft die Hoden. Ran seufzte auf. Vielleicht dachte er, dass es vorbei war. Es ging erst los. Ran stöhnte nach einiger Zeit nur mehr. Sein Hintern war in einem tiefen Rot gefärbt und sein Körper hing schlaff auf dem Stück bearbeiteten Fels. Einmal war er lautlos gekommen wie Schuldig feststellen musste als er ihn davon herunterholte und die vor Lust und Schmerz verschleierten Augen betrachtete. Ran schmiegte sich an ihn und Schuldig gönnte ihm die Nähe. Jetzt war er im perfekten Zustand um ihn zu vögeln. Er beförderte sie wieder zurück in den Schlafbereich. Ran plumpste auf die Matratze und stöhnte über seinen brennenden Hintern. Schuldig zog sich die Jeans vom Körper und platzierte Ran auf den Rücken, er nahm keine Rücksicht auf die gefesselten Arme und drang fast augenblicklich in ihn ein. Er erntete ein Stöhnen, dich gefolgt von einem Wimmern als Schuldigs Finger sich in seinen Hintern krallten. Beruhigend strich Schuldig über Rans Bauch und seine Brust. Er schlang Rans Beine um sich und begann einen langsamen Rhythmus. Den gleichen den seine Hand um Rans Schaft aufnahm. Nach kurzer Zeit begann sich Ran zu winden und suchte seinen Blick. Er stöhnte mit offenem Mund und bog seinen Oberkörper durch. Schließlich kamen sie beide nacheinander und Ran seufzte zufrieden auf und klappte die Augen ermattet zu. Schuldig säuberte sie beide und befreite Rans Hände, bevor er ihn an sich zog und die Arme sanft massierte. Ran rieb seine Wange an seiner Halsseite und schlief schon halb als Schuldig sich in seine Gedanken schmuggelte. ‚Schlaf gut’, sagte er in Rans Gedanken hinein. ‚Bleib bei mir’, kam es von Ran entfernt zurück, da er sich bereits im Halbschlaf auf eine andere Ebene begeben hatte. ‚Mach ich’, versprach Schuldig und gab Ran einen zärtlichen Kuss. Das Gefühl welches Ran verspürte immer dann wenn Schuldig bei ihm blieb und in seinen Gedanken weilte verblasste langsam und er vergaß was war und sein würde. Er wachte auf und hatte das Gefühl nicht geschlafen zu haben, als wären nur ein paar Minuten vergangen. Was hatte ihn geweckt? Dunkelheit herrschte um ihn herum und er tastete nach Schuldig, nein, nicht nach Schuldig, nach jemand anderem. Wo war er? „Wo seid ihr?“, rief er und wusste nicht nach wem er rief. Wo waren alle? Aber wen meinte er? Angestrengt versuchte er herauszufinden nach wem er suchte als es plötzlich hell wurde und er seine Augen vor dieser Helligkeit zu schützen versuchte. „Langsam, setz dich langsam auf“, hörte er eine Stimme, er glaubte nicht sie zu kennen. Wer sind Sie?, wollt er fragen, herauskamen allerdings andere Worte. „Was ist los?“, fragte er stattdessen und wusste, dass er es nicht selbst ausgesprochen hatte, er war nur ein Zuschauer. „Ich weiß um was es geht“, sagte die Stimme und vorsichtig öffnete er seine Augen und sah in das Gesicht eines Mannes der in seinem Alter zu sein schien. Er hatte blonde kurze Haare und ein ebenmäßiges Gesicht. Seine Augen schienen besorgt zu sein. Um seine Lippen spielte ein amüsierter Zug. „Du musst vorsichtig sein, Tom“, riet er selbst eindringlich und fasste den Mann am Arm der ihm gerade aufhalf. „Das war ich lange genug, meinst du nicht? Im Übrigen war ich ausnahmsweise vorsichtig. Komm mit.“ „Gönn mir noch einen Moment“, sagte er selbst und der mit Tom angesprochene Mann ließ ihn eine Weile sitzen, während er redete. Über Dinge, die Ran nicht verstand, weil er keinen Bezug dazu hatte. „Die neuen Rekruten, Sabin, sie sind nicht freiwillig hier.“ Sabin? Was passierte hier? „Tom, ganz ruhig. Wie kommst du darauf? Ich meine...“ Sabin sah zu Tom auf, doch der begann im Raum auf und ab zu laufen. Er war aufgebracht. „Ich habe sie mir angesehen. Sie sind entführt worden. Das geht zu weit. Und ich werde nicht Teil dieser... Dinge sein.“ „Bist du sicher?“, fragte Sabin skeptisch. Er rieb sich den Nacken und erhob sich. Der Blonde war etwas kleiner als Sabin. „So sicher wie ich sein kann nachdem ich ihre Gedanken gelesen habe.“ Sie sahen sich lange an. „Dann lass uns zusammen herausfinden was das soll. Du hast noch nicht mit deinem Vater gesprochen?“ Tom verneinte und verschränkte die Arme vor der Brust, er mied seinen Blick. „Es ist eine Order von ganz oben. Ich bin mir sicher, dass es ein direkter Befehl war, zumal es nicht erst gestern passiert ist. Es muss gedauert haben die Kinder zu finden und sie herzubringen.“ „Was hast du vor?“, fragte Sabin und begann sich anzuziehen. Er griff nach Kleidung, die Ran schon einmal gesehen hatte, nur wo? Und an wem? „Ich glaube nicht, dass Sakura und Aim sich damit identifizieren können. Ich kann es nicht.“ „Das steht außer Frage, Tom.“ Sabin zog sich fertig an. „Du kannst dich aber auch nicht gegen deinen Vater stellen. Wenn er erfährt, dass du ihm in einer Entscheidung diesen Ausmaßes widersprichst, wird das Konsequenzen für dich nach sich ziehen.“ „Das ist mir klar“, sagte Tom und ging in Richtung Tür. Sabin zog sich die Jacke über und schloss sie während er Tom folgte. „Vor allem wenn man bedenkt, dass ich keinen guten Stand bei ihm habe.“ „Er verleugnet dich immer noch?“ „Sicher“, sagte Tom. Sabin folgte dem Mann in den dunklen Flur... Es war wieder dunkel und Ran versuchte sich zurechtzufinden. Wo war er jetzt? Er tastete nach den Wänden und irgendwie spürte er wie sie nachgaben. Erschrocken zuckte er zurück. Das Gefühl als würde er fallen erschreckte ihn so sehr, dass er Halt suchend um sich griff. „Ran!“ Jemand packte ihn und riss ihn zurück. Das Gefühl verschwand. „Mach die Augen auf!“ Das war Schuldig. Ran öffnete die Augen und versuchte sich erneut zu orientieren. „Du hast nur geträumt“, hörte er Schuldig sagen. „Ja“, keuchte Ran. „Du warst nicht da“, sagte er dann und machte sich langsam von Schuldig los um sich aufzusetzen. „Nein, wie immer hast du mich rausgeschmissen... nach einer Weile.“ „Wie lange hab ich geschlafen?“ „Ein paar Stunden.“ „Ein paar Stunden... also“, murmelte Ran. „Wie spät ist es?“ Schuldig suchte nach seiner Uhr. „Halb elf durch.“ Schuldig warf sie wieder zu seiner Kleidung und drehte sich wieder zu Ran zurück. „Alles in Ordnung, Ran?“ Ran sah auf und in das besorgte Gesicht von Schuldig. „Nicht wirklich, ich hatte einen seltsamen Traum.“ Er spürte die Hitze auf seinem Hintern und ein unangenehmes Gefühl in dieser Region. „Kannst du dich erinnern?“ Schuldig sah ihn forschend an. „Er verblasst schon. Vielleicht... hatte es etwas mit Yohji zu tun. Jemand war da, blond... es war sicher Yohji“, sagte Ran vorsichtig. Er wischte sich die Haarsträhnen aus dem Gesicht und zuckte zusammen als er an der Naht auf seiner Kopfhaut hängenblieb. Vorsichtig nahm er die Hand herunter. Warum zum Teufel wollte er zusätzlich zu seinen schmerzenden Verletzungen noch... Verwirrt schüttelte er den Kopf und konzentrierte sich auf Schuldig. „Das wäre nicht verwunderlich.“ Schuldig legte sich zurück und stützte sich auf einen Ellbogen ab. Ran schwieg eine Weile und Schuldig drängte ihn nicht, er begnügte sich damit seine Nähe zu genießen. Dann setzte Ran sich vorsichtig auf und lehnte sich am Kopfende an. „Yohji war nicht ständig um mich herum, ich habe nicht das Gefühl, dass er tot ist. Eher... es ist eher so... als ob ich“, Ran verstummte. Wie sollte er das erklären? Er war nicht wirklich gut mit Worten. „Hast du das Gefühl, dass du zurück nach Tokyo fährst und dann ist er dort im koneko und klopft seine blöden Sprüche über rothaarige Telepathen?“ Ran nickte. „Ja“, sagte er mit rauer Stimme. „So in der Art. Ich muss mir in Erinnerung rufen, dass ich ihn tot gesehen habe. Dass sein Körper kalt war. Ich muss es mir immer wieder sagen. Er ist tot.“ „Dein Gehirn braucht diese Information um es in dein Unterbewusstsein zu integrieren.“ Ran reagierte lediglich mit einem Nicken während er auf seine Hände blickte. „Und doch wirkt es so als hätte ich alles nur geträumt oder mir eingebildet. Es ist noch nicht real für mich. Es ging zu schnell. Ohne Abschied. Ich habe geweint, ich bin neben seinem toten Körper gesessen und jetzt... Tage später denke ich es ist nicht wahr.“ „Du brauchst Zeit, Ran um diese Realität ohne Yohji zu schalten.“ „Wovon sprichst du?“ „Es dauert bis es für dich real wird.“ Ran sagte nichts, er verbarg sein Gesicht hinter Haarsträhnen als er auf seine Hände hinunterblickte. „An was denkst du?“, fragte Schuldig vorsichtig. Ran schüttelte nur den Kopf und sagte nichts. Schuldig drehte sich auf dem Bett und hangelte nach einer kleinen Flasche Wasser die er dann Ran reichte. Dieser nahm sie an und trank einen Schluck. Er hielt die geöffnete Flasche in der Hand und betrachtete sie. „Ich konnte niemanden retten“, sagte er dann leise. „Wen genau meinst du?“ „Alle. Meine Eltern, Aya, Yohji... sogar Brad. Wir haben immer noch keinen Kontakt zu Omi und Ken. Manx ist verschwunden. Und was ist mit den Kindern?“ „Ah“, seufzte Schuldig und ließ sich zurück auf den Rücken gleiten. Er betrachtete die Decke über sich. „Ich verstehe“, sagte er dann langsam. „Und ich? Zähle ich nicht?“, fragte er dann den Fels über sich. Manche Gespräche mit Ran gestalteten sich tatsächlich so als würde er mit einem Fels sprechen. Ran ließ sich Zeit mit seiner Antwort. Zu viel Zeit für Schuldigs Geschmack. Er stand auf und ging ins Badezimmer um sich frisch zu machen. Als er herauskam saß Ran immer noch in der gleichen Haltung auf dem Bett. Er brütete vor sich hin. Schuldig betrachtete ihn besorgt, beschloss aber ihn erst einmal seinen Gedanken zu überlassen. Er setzte sich aufs Bett und zog sich seine Socken an bevor er seine Haare locker im Nacken zusammenfasste und nach unten streunte. Wo war Firan? Dieser tauchte gerade auf als er sich hinter dem Küchenblock erhob und eine Schüssel in der Hand hielt. „Ich dachte ich mache uns etwas zu essen, es ist fast Mittag“, sagte er schüchtern und seine Ohren wurden leicht rot, das konnte Schuldig bis zu seinem Standort ausmachen. „Essen? Sehr gute Idee. Brauchst du Hilfe?“ „Nein“, sagte Firan und lächelte. Schuldig streunte zu ihm und linste auf die Zutaten. Es sah nach etwas wie einem Omelett aus. Oder einer Quiche? Er stellte den Kaffeeautomaten an. „Wie geht es ihm?“, fragte Firan nach einer Weile, während Schuldig sich einen Schluck seines Kaffees gönnte und sich an die Theke setzte. „Er grübelt.“ Firan sah zu ihm hinüber. „Ist das gut oder schlecht?“ „Bei ihm?“ Schuldig sah Firan an. „Ich weiß nicht“, gab Schuldig zu und sein Blick ging in Richtung Halbetage. Er wollte diese Frage nicht mit Firan erörtern weil er selbst noch keine wirkliche Antwort darauf hatte. „Ich weiß nur eines...“, fing Schuldig an und nahm einen Schluck seines Kaffees. Firan wartete auf seine Antwort. „... er braucht ein Ziel. Eines das sich töten lässt. Und das möglichst nicht zu einfach.“ „Warum?“ „Damit die Jagd länger dauert.“ Präfektur Kobe „Was ist mit deinem Kontakt?“, fragte Manx mürrisch und starrte den Mann über die visuelle Verbindung an. „Nichts. Die Teams sind abgetaucht, aber einige hat es erwischt.“ „Ich habe 37 Rückmeldungen und 32 Vermisste. Vielleicht leben ein paar noch und sie konnten sich noch nicht melden.“ „Ja... vielleicht“, sagte Manx mit wenig Hoffnung in der Stimme. „Gibt es Hilfsgesuche?“ „Vier um genau zu sein.“ „Gut, ich schicke ihnen ein Team.“ „Ich melde mich wieder.“ Der Mann nickte und sie unterbrach die Verbindung. Der Monitor wurde dunkel und verspürte den Wunsch hineinzuschlagen. Es waren in der Hauptsache Teams die für die Informationseinholung und Aufklärung eingesetzt wurden, keine ausführenden Einheiten. Manx stand auf und ging zu Sineater, der sich über eine hell beleuchtete digitale Karte beugte. Der Tisch war in den Boden integriert und konnte auf eine angenehme Höhe hochgefahren werden. „Was ist mit den Teams?“ „Keine weiteren Verluste bisher.“ „Zieh sie zusammen und gib ihnen den Standort unseres Treffpunkts bekannt.“ „Was ist mit den Aufklärern?“, fragte Sin. „Abgetaucht. Aber wir haben vier Hilfsgesuche.“ „Willst du jemanden schicken?“ „Ja.“ „Ist es das Risiko wert?“ Sie nickte. „Es sind unsere Leute, wir werden gejagt. Ich bin nicht bereit sie aufzugeben.“ „Maneater!“ Manx sah vom Tisch auf als die junge Frau zwei Koffer hereintrug und auf die Ablagen hievte. „Versuch noch einmal einen Kontakt zu Chiyo herzustellen.“ „Mach ich, Boss.“ „Wen willst du schicken?“ Am liebsten würde sie Weiß schicken, aber die standen nicht zu ihrer Verfügung. „Schick Hide’s Team los.“ „Surrogate? Das sind die Letzten die ich losschicken würde um jemanden zu retten, Boss“, zweifelte Sineater. „Vor allem weiß ich nicht ob ich sie erreichen kann.“ „Versuch es. Hide lässt so etwas ungern auf sich sitzen. Lassen wir ihn sich etwas austoben.“ „Sie sollen die Leute retten, sie nicht töten.“ „Wenn du ihn erreicht hast sag ihm das.“ Sineater nickte. Manx tigerte eine Weile auf und ab um ihre Gedanken zu ordnen. Was passierte hier? Sie setzte sich an ihren Rechner und versuchte erneut Schwarz zu erreichen. Dann setzte sie eine Anfrage an Naoe ab. Hatten sie Schwarz erwischt? Und was war mit Weiß? Chiyo hatte sicher kein Interesse daran ihren Enkel im Stich zu lassen. Wenn Naoe in der Lage war ins Netz zu kommen dann würde er sicher ihre Anfrage finden. Die Frage war nur ob er auch antworten wollte. „Wer jagt uns?“, fragte sie laut und Sineater drehte sich um. „Boss?“ „Wer zum Teufel jagt uns? Wer sprengt das halbe Land in die Luft um uns zu treffen?“ „Die Standorte korrelieren mit den Anschlägen“, sagte Sineater bestätigend. „Das wissen wir schon. Nur wer hätte einen Vorteil davon und warum?“ „Der Clan?“ „Kann sein. Aber nicht allein. Keiner unserer Leute hätte die Standorte verraten.“ „Es sei denn es gibt einen Telepathen. Einen starken Telepathen.“ Sie sahen sich an. „Fujimiya hatte keine Informationen über das verzweigte Netz der Organisation, geschweige denn die Standorte der unterschiedlichen Teams.“ „Aber es gibt einen Telepathen den wir kennen, der jeden von uns hätte lesen können wenn er es darauf angelegt hätte.“ „Ja, das ist richtig“, sagte Manx nachdenklich. „Und da ist der Haken: Schuldig hatte kein Interesse daran.“ „Wer dann?“ „Andere. Andere Telepathen sind in der Stadt. De la Croix zum Beispiel. Es sind noch mehr hier. Es wäre ein Leichtes für sie einen von uns zu lesen. Denn sie hätten ein Interesse an unseren Standorten. Und wenn es dumm gelaufen ist auch den Standort von Schwarz.“ Sie fluchte. „Ich werde mich etwas hinlegen. Gib mir Bescheid falls sich etwas ändern sollte.“ „Was ist mit Surrogate?“ „Gib ihnen die Daten.“ „Mit welchem Auftrag?“ „Finden und in Sicherheit bringen.“ „Hide wird sich vielleicht nicht daran halten.“ „Richte ihm aus falls er es nicht tut trete ich ihm dort hin wo es ihm am Meisten wehtut.“ „Autsch.“ Manx drehte sich um und ging in den hinteren Bereich des Trucks um sich auf eine der Liegen zu legen. Ihre Gedanken kreisten noch lange um die Anschläge und die möglichen Verursacher als sie eine Berührung am Arm spürte und die Augen aufschlug. Maneater kniete neben der Liege. „Was ist?“ „Ich habe Chiyo erreicht.“ „Gib sie mir auf den großen Bildschirm.“ „Nur audio.“ „Besser als nichts“, sagte Manx und konnte ihre Frustration nicht aus ihrer Stimme tilgen. Sie nahm das Pad in die Hand und steckte sich den Communicator ins Ohr. „Manx“, meldete sie sich. „Ich hoffe du bist wohlauf, meine Liebe“, hörte sie die milde Stimme der Frau. Manx stand auf und neigte leicht den Kopf nach unten. „Ja. Das bin ich“, erwiderte sie wenig begeistert. „Ich verstehe.“ Sie schwieg für einige Sekunden. „Ich dagegen verstehe sehr wenig“, gab sie zu und Bitterkeit und Vorwurf lagen in ihrer Stimme. „Nanami, hör mir gut zu. Wir haben ein weit größeres Problem als wir zunächst dachten. Was ist bei euch passiert?“ „Es gab Anschläge an unseren Standorten im ganzen Land.“ „Sie korrelieren?“ „Ja.“ „Dann war es ein gezielter Anschlag gegen Kritiker.“ „Es sieht zum jetzigen Zeitpunkt danach aus.“ „Ihr müsst die Hauptinsel verlassen.“ „Wir sind bereits unterwegs.“ „Du hast die Notmaßnahmen für so einen Zwischenfall eingeleitet?“ „Ja.“ „Das ist gut. Wie viele haben sie getötet?“ „Zum jetzigen Zeitpunkt haben wir 32 vermisste. In der Hauptsache Aufklärer.“ „Was ist mit den Cleanern?“ „Sie sind abgetaucht. Ich befolge das Protokoll.“ „Hast du ein Team mit einem Auftrag draußen?“ „Nein. Nur eines und das habe ich gerade zu einer Rettungsmission ausgeschickt.“ „Wir haben die Hauptstadt verloren.“ „An wen?“, fragte Manx. „An den Clan? Asami hätte nie zugelassen, dass Clanmitglieder sein Gebäude infiltrieren und es mit Sprengstoff und Zündern an strategisch günstigen Stellen bestücken. Das wäre niemals unauffällig und ohne Hilfe von Insidern geschehen.“ „Der Clan steckt in der Sache mit drin. Genaueres wissen wir nicht, wir bewegen uns sehr vorsichtig in der Stadt.“ „Ihr habt eure eigenen Leute geschickt?“ „Ja. Aber es gilt sehr vorsichtig zu sein.“ „Sagt mir warum.“ „Es sind PSI, Nanami. Der Clan arbeitet für sie oder er wurde infiltriert und gelenkt. Das konnten wir noch nicht herausfinden. Es ist jedoch wahrscheinlich.“ „Welche PSI?“ Manxs Stimme versagte fast. Hatte sie Schwarz derart falsch eingeschätzt? Hatte sie etwas übersehen?“ Chiyo schwieg einen Moment und Manx hielt ihr Pad so fest in der Hand dass sie hörte wie das Leder ihrer Handschuhe knirschte. Rede endlich, Frau. Spuck es schon aus oder bin ich es nicht wert darüber informiert zu werden, wenn die Hälfte meiner Leute gestorben ist!, schrie sie sie in Gedanken an. „Nanami... es ist die Trias. Sie sind endlich in Erscheinung getreten.“ Manx Augen weiteten sich und für einen Moment spürte sie wie Herzschlag sich kurz beschleunigte. „Warum gerade jetzt? Es gab keine Hinweise auf Anschläge oder eine derartige Demonstration ihrer Macht. Vor allem für wen? Für uns? Oder treten sie an die Öffentlichkeit? Was hätten sie davon?“ „Nein, ich glaube sie haben etwas Größeres vor.“ „Das... müssen sie lange geplant haben“, erwiderte Manx. „Davon gehe ich aus.“ Manx wischte sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und sah zu ihrem Team. Maneater und Sineater standen an der Karte und blickten sie mit besorgten Gesichtern an. „Das weitere Vorgehen beschränkt sich darauf sich zurückzuziehen.“ „Ja. Wir sind nicht das Hauptziel. Sie wollen uns jedoch aus dem Weg räumen weil wir ihnen im Weg stehen.“ „Wer ist das Hauptziel?“ „Die Hintergründe kann ich dir nicht erklären, da ich zu wenig Informationen im Augenblick für dich habe, fest steht jedoch, dass sie Schwarz dazu benötigen.“ „Er hatte Recht. Sie waren hinter ihm her“, sagte Manx und ein wirklich beschissenes Gefühl machte sich in ihr breit. Ein Gefühl als hätten sie verloren. Als hätten sie alles verloren. Standen sie mit dem Rücken zur Wand ohne dass sie die Mauer hinter sich und die Gefahr vor sich erkannt hatten? „Ich gehe davon aus, dass du vom Hellseher sprichst“, mutmaßte Chiyo. „Ja. Er hatte die Vermutung geäußert dass die Vorkommnisse der letzten Zeit etwas mehr mit Schwarz und weniger mit Weiß zu tun hatten.“ „Sie haben ihn.“ „Was ist passiert?“ „Der Hellseher hat sein Team weggeschickt, er hat die Gefahr für sich kommen sehen. Wir gehen davon aus, dass er sie schützen wollte.“ „Und übergibt sich selbst der Trias?“, rief Manx ungläubig aus. „So sieht es aus. Er hatte... wohl keine bessere Wahl gesehen.“ „Gab es Verluste?“, fragte Manx. „Die gab es.“ „Wo ist Weiß jetzt?“ „Crawford hat seine Schwester, Tsukiyono, Hidaka und die Kinder in die Staaten geschickt. Sie konnten noch rechtzeitig abfliegen. Allerdings haben wir im Augenblick keinen Kontakt. Fujimiya ist hier bei mir, zusammen mit Schuldig. Kudou und der Ire wurden von Crawford zu einer Observierung nach Kyoto entsandt, während Schuldig mit meinem Enkel auf dem Weg zu mir waren. Kudou und Berserk drehten jedoch um, während der Zugriff durch die PSI auf das Haus erfolgte und liefen mitten hinein. Sie starben dabei. Schuldig und Fujimiya drehten um und trafen auf eine zweite Welle PSI. Schuldig eliminierte sie. Ran wurde verletzt, ist aber bereits auf dem Weg der Genesung. Naoe wird vermisst. Wir gehen davon aus, dass er in der Klinik war, die unter Asamis Gebäude lag. Sein Status ist unklar. Der Junge war noch sehr geschwächt... wir wissen nicht ob er noch am Leben ist.“ Prodigy und Berserk waren... tot? Wie war das alles nur passiert? Und... „Kudou ist tot? Wie sicher ist die Information?“ Chiyo schwieg einige Sekunden und Manx ging der blonde Mann nicht mehr aus dem Kopf. Sie sah sein Lächeln vor ihren Augen. „Wie... sicher ist es?“, wiederholte sie. „Wir haben ihn hier bestattet, zusammen mit Berserk. Der Telepath hat die beiden und meinen Enkel, der schwer verletzt war hierher gebracht. Es ist nichts mehr übrig, Nanami.“ Die folgende Stille traf Manx unvorbereitet. Die Worte klangen in ihrem Kopf nach und sie schüttelte einmal den Kopf. Kudou war tot? Wie... aber... „Du kannst nichts mehr tun. Wir sind geschwächt, zieht euch zurück“, wiederholte Chiyo. Glaubte sie, dass Manx etwas Dummes tun würde? Sie setzte sich und schüttelte erneut den Kopf. „Nein... ich meine Ja. Wir ziehen uns zurück. Wie lange?“ „Ich melde mich bei dir, Nanami, sobald ich etwas weiß.“ „Können wir gar nichts tun?“ Chiyo schwieg wieder und Manx hatte den flüchtigen Eindruck jemand anderer würde im Hintergrund sprechen. „Hast du Kontakt zu Spears in den Staaten?“ „Könnt Ihr ihn nicht erreichen?“.“ „Ich kann von diesem Standort keinen Kontakt herstellen. Das wäre zu riskant. Er soll alle Teams von laufenden Aufträgen abziehen. Sein Team soll sich den Flughafen ansehen um herauszufinden wo Lilli und Gabriel sind. Ich schicke dir die Daten des Fluges.“ Wenigstens etwas dass sie tun konnten. „Verstanden.“ „Viel Glück. Falls Spears sich meldet kontaktiere mich.“ „Ja.“ Chiyo beendete die Verbindung. Manx legte das Pad zur Seite. „Kudou ist tot?“, fragte Sineater und Manx nickte. „Was ist mit den anderen von Weiß?“ „Fujimiya lebt, ist aber schwer verletzt. Tsukiyono und Hidaka sind in die Staaten geflogen, haben sich bisher jedoch nicht gemeldet, was auch immer das heißen mag. Spears soll sich umsehen und herausfinden warum sie sich nicht melden.“ „Commander Spears?“ Manx erhob sich und fühlte sich um Jahre gealtert als sie zu den anderen trat. „Ich geh kurz nach vorne und sehe zu den Beiden ob sie eine Pause brauchen. Wir müssen reden.“ Sie fuhren ab und hinunter auf einen Rastplatz bevor sie über die Hängebrücken nach Shikoku fuhren. Nachdem sie angehalten hatten versammelte Manx ihr eigenes Team im Besprechungsraum des Trucks und klärte sie über die Situation auf. Betretene Stille trat ein. „Aber wir müssen die Aufklärer schützen“, sagte Kenshi, der den Truck gesteuert hatte. „Surrogate sind dran“, erwiderte Manx. „Oh man.“ „Hide nimmt seinen Job ernst, macht euch keine Sorgen“, erwiderte Maneater. „Bist du dir sicher?“ „Ja. Er hat verstanden um was es geht.“ „Beten wir, dass du Recht hast“, sagte Kenshi. „Was machen wir jetzt?“, fragte Sineater. „Wir fahren weiter nach Süden, in Richtung Aki. Während wir das tun, werden wir versuchen Spears zu erreichen. Hast du einen Satelliten?“, fragte Manx in Richtung Maneater. Dieser nickte. „Es dauert jedoch eine Weile.“ Sie brauchten Naoe. War er wirklich tot? Hatten sie die schweren Geschütze rund um den Hellseher ausgeschaltet? Einfach so? Sie schwiegen alle. „Esst etwas, verlasst den Truck nicht bis wir über die Verbindung Shikoku erreichen. Wir müssen uns ruhig verhalten und uns neu formieren.“ Alle nickten und Manx ging hinüber zu ihrer Liege. Sie setzte sich darauf und wartete bis Maneater die Verbindung auf die Reihe bekam. Irgendjemand stellte ihr einen Teller hin und sie blickte auf zwei Onigiri, die ihr Sineater kredenzt hatte. Sie strafte sie mit einem mürrischen Blick und seufzte bevor sie danach griff. Sie hatte keinen Hunger. Lustlos begann sie zu essen. Nach einer Weile in der sie versuchte sich auf all das einen Reim zu machen rief Maneater. „Ich hab ihn. Deine Kennung ist raus Boss. Nur Audio.“ Manx klickte auf ihrem Pad die Verbindung an. „Commander Spears?“ „Wer will das wissen?“ „Manx.“ „Das kann jeder behaupten.“ „Fick dich, Spears. Wir haben hier Probleme und ich brauche Informationen.“ „Was gehen mich eure Probleme an?“ „Weil sie zu euren werden könnten, oder es bereits sind.“ „Ich höre.“ „Die Order kommt von oben...“, fing sie an. „Vom Boss selbst?“ „Ja, würdest du mich aussprechen lassen?“ Es war still, bis sie ein genervtes Stöhnen hörte. „Ich schicke dir die Daten eines Fluges. Zwei unserer Agenten begleiten eine Frau die zwei Kinder bei sich hat. Sie gehört zur Spezialeinheit des Außendienstes und hat zwei wichtige Passagiere bei sich. Der Boss hat großes Interesse daran dass die zwei Passagiere in Sicherheit sind. Wir haben bisher nichts von den Passagieren gehört weil hier die Hölle los ist.“ „Wir haben es mitbekommen“, brummte er. „Zieh deine Teams von ihren laufenden Aufträgen ab, keine Observationen im Augenblick.“ „Ist das nicht ein bisschen voreilig?“ „Die Trias hat uns am Arsch, Spears.“ „Die Trias war das?“ „Ja.“ „Aber wir haben Tristian in Vegas gesichtet.“ „De la Croix ist hier. Ich habe ihn gesehen. Und Somi ebenfalls. Sie haben hier eine beschissene Uni eingeweiht, ganz offiziell.“ „Das kann nicht sein. Somi wurde von einem verdeckten Ermittler in den Biotech- Laboratorien gesehen. Ich habe hier mehrere Statusmeldungen vorliegen. Wir verfolgen seine Bewegungen so gut es uns möglich ist.“ „Er ist hier, Spears. Die Zeitungen sind voll von seinen Bildern.“ „Dann stimmt hier etwas nicht.“ „Das würde ich auch sagen. Wie auch immer... Somi und De la Croix haben ihr Ding hier durchgezogen und das Land liegt in Schutt und Asche. Unsere Leute sind tot.“ „Wer sind die beiden Agenten?“ „Siberian und Bombay.“ „Du hast Weiß damit betraut? Wie wichtig sind diese Passagiere?“ Sollte sie ihm sagen, dass Weiß nicht mehr existierte? Das Team für die wirklich heiklen Aufträge. Aufgelöst und das schon vor dem Schlamassel in dem sie steckten. „Sehr wichtig. Balinese hat es nicht geschafft und Abyssinian ist schwer verletzt.“ „Ich verstehe. Wie lautet der Auftrag?“ „Finde heraus warum sie sich noch nicht gemeldet haben. Falls sie in Gefahr sind beseitige die Gefahr und bring sie an einen sicheren Ort. Bombay und Siberian hätten sich sicher gemeldet wenn sie in der Lage gewesen wären.“ Sie konnte ihm nicht sagen, dass Omi und Ken zuvor nicht mehr gesehen hatte und auch nicht, dass sie von Crawford nur eine sehr einsilbige Nachricht erhalten hatte, die nur lautete, dass sie sich in Sicherheit bringen sollte. Sicher hatten sie von Crawford Instruktionen erhalten wie sie sich nach der Landung verhalten sollten. „Bericht an dich?“ „Ja.“ „Was ist mit dem Boss?“ „Im Augenblick... in Sicherheit.“ „Verstehe. Ich melde mich.“ Spears war der Operateur in den Staaten und unterstand ebenso wie Manx Chiyo persönlich. Sie hatte früher öfter mit ihm zu tun gehabt, als Persha noch lebte. Einen Mann den sie ebenfalls nur dazu benutzt hatten um in Justiz, Politik und ausführende staatliche Organe zu infiltrieren. Sie hatte Persha gemocht und er hatte davon profitiert. Schließlich hatten sie die gleichen Ziele: Takatori. Nur war Takatori nicht das Ziel von Kritiker. Das war die Trias gewesen. Durch den Tod der Drei hatten sie aber mehr losgetreten als sie zunächst wissen konnten. Nur was plante die jetzige Trias? Sie hatten Brad. War dies ihr Plan gewesen? Oder war Brad zurückgeblieben um Schuldig zu schützen? Aber warum? Das war der Pfad ohne Widerkehr und sie hatte den untrüglichen Gedanken, dass derjenige der ihn bereits beschritten hatte und ihn kannte in den Händen ihrer Feinde war. Vielen Dank! Liebe Grüße, Gadreel ^_^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)