Der Glasgarten von Gadreel_Coco ================================================================================ Kapitel 175: Hunger ------------------- Teil 167 Hunger Schuldig blickte über Ran hinweg zu Firan, dieser hielt den Kontakt zu Ran aufrecht, der immer das gleiche vor sich hin flüsterte. Er reihte die Worte so hastig aneinander, dass er kaum zu verstehen war. Schuldig war selbst nahe dran in Panik zu verfallen, verkniff es sich angesichts des ängstlichen Ausdrucks auf Firans Gesicht. Sie beide hatten unterschiedliche Gründe für ihre Sorge um Ran wie Schuldig feststellte als er Firans Gedanken las. Firan hatte erneut Schwierigkeiten diesen schutzbedürftigen Ran mit dem Ran aus den Geschichten, die ihm im Orden erzählt worden waren in Einklang zu bringen. Schuldig fasste Ran unter den Knien und hob ihn kurzerhand hoch. Sie mussten raus aus der kühlen Abendluft. Ran klammerte sich geradezu in Todesangst in Schuldigs Pullover. Er brachte ihn wieder ins Warme und setzte sich mit ihm auf die Couch. Firan kam ganz nah heran und strich über Rans Rücken. „Er zittert“, flüsterte Firan. „Das war ein Traum, Ran“, sagte Schuldig an Rans Wange, wie um sich selbst zu beruhigen. Ran hatte sein Gesicht an Schuldigs Hals vergraben, wie Schuldig es gerne bei ihm tat. Er spürte die hastigen Atemzüge an seiner Haut. Seine Hand hatte sich in der Zwischenzeit aus ihrer verkrampften Haltung um Schuldigs Pullover gelöst und lag entspannter darauf. Es dauerte noch einige Minuten bis Ran wieder etwas normaler atmete und schließlich seufzte. „Hast du übertragen?“, fragte Schuldig Firan, dieser schüttelte den Kopf. Schuldig war erleichtert, dass Ran sich von alleine beruhigt hatte und vergaß dabei, dass er nicht Jei, sondern Firan hier bei sich hatte, der nicht in der Lage war dieselben empathischen Fähigkeiten wie sein Bruder anzuwenden. Ran hob die Hand und wischte sich die nasse Wange ab, hob jedoch nicht den Kopf oder tat etwas anderes. „Hast du davon geträumt, dass ich tot bin und nicht aus China zurückkomme?“ Rans Lippen bewegten sich an Schuldigs Haut, es kam jedoch kein Ton heraus. Er suchte immer noch Kontakt zu seiner Haut und seine Hand suchte einen Weg unter den Stoff, was ihm nicht zu gelingen schien. Schließlich gab er auf und seine Hand fiel nach unten. Ein unterdrücktes Schluchzen kam ihm über die Lippen und schüttelte seinen Körper durch. Er hob erneut die Hand und krallte sich in Schuldigs Pullover. Was war nur mit ihm los? ‚Firan, nimm ihn mir kurz ab, ja?‘ ‚Lässt er das zu, von mir?‘ ‚Sicher, er wird sich nicht wehren.‘ Firan umfasste Rans Mitte und zog ihn von Schuldig vollends zu sich. Ran war schwer und wollte sich mit Schuldig mitbewegen. „Bleib bei ihm, Ran. Ich geh nicht weg.“ Ran zitterte wieder heftiger und Schuldig beeilte sich. Er holte eine Flasche Wasser und stellte sie auf den niedrigen Tisch. Rans Kopf war nach unten geneigt, seine Haare hingen ihm ins Gesicht und klebten auf den nassen Wangen. Firan strich Ran die Haare von der Schulter. ‚Soll ich euch allein lassen?‘ ‚Nein, wo denkst du hin? Hol uns nur die zwei Decken von oben.‘ Firan machte sich auf den Weg. Schuldig hob Rans Gesicht von seiner Schulter und wischte ihm die Haare aus dem Gesicht. Seine Lider waren zur Hälfte geschlossen, das Gesicht drückte immer noch Trauer und Schmerz aus. Er küsste ihn auf die Stirn, strich mit seinen Lippen über die Schläfen und die Wangen bis er die Lippen traf die halb geöffnet waren. Er berührte sie nur versichernd. „Ich bin hier, Ran. Sieh mich an.“ Ran öffnete die Augen, doch Schuldig konnte sehen, dass sie ihn nicht direkt ansahen, sondern glasig waren. Er fokussierte nicht. „Ran wo bist du? Was siehst du?“ „Ich weiß nicht, ich fühle mich so allein“, sagte er mit brüchiger Stimme, die Schuldig an andere Phasen ihrer Beziehung erinnerte. „Du hörst mich aber.“ „Ja, ich hör dich. Ganz deutlich.“ „Fühlst du mich auch, spürst du, dass ich da bin?“ „Ja.“ Firan kam zurück, legte die Decken neben sie ab. ‚Was soll ich machen?‘ Schuldig spürte bei sich selbst die gleiche Unsicherheit die er in Firans Augen erkannte. Er hasste das Gefühl der Unsicherheit. Seit er Ran näher gekommen war schien dieses Gefühl allgegenwärtig zu sein. ‚Legen wir ihn hin.‘ Mit beruhigenden Worten halfen sie beide Ran sich hinzulegen, da dieser sich kaum von Schuldig lösen wollte. „Ran, schließ die Augen, atme ruhig ein und aus, leg dich hin.“ Firan strich ihm über die Hand und über den Arm, während Schuldig Ran lediglich festhielt. „Entspann dich, Ran. Wir helfen dir dich zu entspannen.“ Ran suchte mit seinen Händen Kontakt zu ihnen, Firan fing eine Hand ein und schob seine eigene hinein um ihm Halt zu geben. Nach einigen Minuten wandte sich Ran Schuldig zu und schob sich halb über ihn, er fing an mit seiner rechten Hand Schuldigs Haare zu verzwirbeln. Sein Kopf lag auf Schuldigs Schulter. Es dauerte lange bis Rans Atemzüge tiefer wurden. „Er ist eingeschlafen“, sagte Firan an Rans Rücken mit leiser Stimme. „Seine Atmung hört sich ganz ruhig an.“ „Hatte er noch Angst?“ „Nein, er war zufrieden und fühlte sich wohl und geborgen.“ Sie schwiegen eine Weile. Schuldig erlaubte sich für einen Moment dem Gefühl der Erleichterung nachzuspüren. Was war gerade passiert? Es war nicht Rans erster Albtraum, doch dass er die Augen offen hatte aber nichts sehen konnte war neu. Und warum war er jetzt so schnell eingeschlafen? „Ich hatte Angst“, sagte Firan dann und löste sich leicht von Ran um sich auf den Boden vor die Couch zu setzen. Er legte den Kopf in den Nacken und blickte aufseufzend an die felsige Decke. „Ich auch“, erwiderte Schuldig und strich über Rans Haar, zu Firans dunklem Schopf um darauf liegen zu bleiben. „Ich weiß nicht was mit ihm los war.“ Firan hob den Kopf und Schuldig strich ihm eine Haarsträhne hinters Ohr, Firan quittierte das mit einem Lächeln als er zu ihm aufblickte. „Selbst als es ihm nicht gut ging war er nicht so…“ „…ängstlich, verzweifelt?“, halft Schuldig ihm aus. Firan nickte. „Du hast China erwähnt.“ „Ja, vielleicht hat er etwas geträumt das die Gefühle von damals zurückgebracht hat.“ „Passiert das öfter?“, fragte Firan unsicher. „Nein, nicht in diesem Ausmaß. Aber… ich war nicht da - damals als er glaubte ich wäre tot - um diese Fehlannahme schnell aufzulösen. Er lebte zwei Wochen in dem Glauben daran, dass ich von dem Einsatz nicht mehr lebend zurückkommen würde. Als sie nachforschten fanden sie ein Bild von mir als Leiche präpariert. Sie waren alle fest davon überzeugt, dass ich tot war. Und einzig Brad war für ihn dagewesen.“ „Vielleicht ist etwas mitgekommen als er aus dem Seelengrund zurückgekommen ist“, sagte Firan nachdenklich. „Etwas?“ Schuldig zupfte an einer Haarsträhne und Firan sah erneut zu ihm auf. „Naja, Gefühle aus dieser Zeit.“ „Gut. Das ist okay denke ich.“ Firan lächelte unsicher. „An was hast du gedacht?“ Schuldig verzog das Gesicht. „Naja… an ETWAS eben. Das heißt es immer in irgendwelchen Horrorfilmen… etwas kam mit zurück…!“ Firan lachte verhalten „Du meinst das Böse kommt zurück, wie in dem Film den wir gesehen haben?“ Schuldig brummte etwas Zustimmendes. „Wenn du es so sagst, klingt es bescheuert“, murmelte er schließlich verdrossen. Firan drehte sich und berührte Rans Rücken. „Was soll schon Böses aus Ran kommen?“, fragte er leise und sah Schuldig an. Schuldig lächelte. „Das ist es nicht worüber ich mir Sorgen mache.“ „Was ist es dann?“ „Ich habe Angst, dass die Gefühle, die Ran für mich hatte als wir noch auf verschiedenen Seiten standen mit zurückgekommen sind.“ „Dann hätte er sich von dir trösten lassen und deine Nähe angenommen, sie so dringend gesucht wie er es getan hat?“ Schuldig schmiegte seine Wange an Rans Haarschopf. „Nein, bestimmt nicht.“ Aber die Angst blieb. Sie war immer da. „Hast du Angst, dass du ihn nicht einschätzen kannst?“ Schuldig seufzte. „Einerseits Ja, andererseits Nein. Ich will ihn einschätzen, aber auch wieder nicht.“ Darauf sagte Firan nichts mehr und sie hingen still ihren Gedanken nach. Schuldig musste eingeschlafen sein, denn als er aufwachte lag er mit Ran allein auf der Couch. Er sah sich nach Firan um und entdeckte ihn schließlich in der Küche. Schuldig hatte Durst und hangelte mit einem freien Arm nach der Flasche Wasser die Firan neben ihnen deponiert hatte, was dazu führte, dass Ran aufwachte. Schuldig lehnte sich wieder zurück. Ran wischte sich die Haare zur Seite und den Schlaf aus den Augen. „Hey, Schlafmütze“, sagte Schuldig. „Hey“, sagte Ran und setzte sich auf. „Wieso… sind wir…hier unten?“ Schuldig öffnete die Flasche und nahm einen Schluck daraus. „Firan und ich sind vorhin über dich hergefallen, wir hatten genug von diesem Spielchen und naja dann haben wir dir die Kleider vom Leib gerissen und dich gevögelt. Firan war richtig gut für sein erstes Mal.“ Ran setzte sich auf seinen Schoß und nahm ihm die Wasserflasche ab um einen Schluck zu trinken, bevor er sie zurück auf den Tisch stellte. „Ach ja?“, fragte er lauernd und nicht ganz ernst bei der Sache. „Und dann haben wir uns wieder ordentlich angekleidet?“ „Ja, aber sicher doch! Du glaubst mir nicht?“, gab sich Schuldig unschuldig. „Nein, ich glaube dir nicht.“ Ran kam näher und küsste Schuldig sanft auf die Lippen. „Ich kann mich an alles erinnern, Lügner“, sagte Ran und lächelte. Schuldig wurde ernst. „Auch daran, dass du nichts gesehen hast?“ Schuldig erkannte das minimale Weiten der Augen als Ran begriff, dass er das nicht mehr wusste. „Ich hatte die Augen offen?“ „Ja.“ Ran versuchte seine Gefühle vor ihm zu verbergen und schwieg. „Wie geht es dir jetzt?“, half ihm Schuldig über die Stille hinweg. „Gut, etwas… ausgelaugt. Ich… ich brauch nur kurz frische Luft.“ Ran kletterte von ihm herunter und stand auf. „Klar, tut dir sicher gut“, sagte Schuldig und beobachtete Rans Verhalten genau. Er war wortkarg, seine Bewegungen etwas hölzern. Ran ging an der Küche vorbei nach draußen. Schuldig seufzte und setzte sich ebenfalls auf um Ran zu folgen. Firan suchte Schuldigs Blick als dieser Ran folgte. „Es geht ihm besser“, sagte Schuldig und Firan nickte schien aber nicht ganz überzeugt davon zu sein. Schuldig ging in Richtung Terrasse und öffnete die Tür. Er schloss sie hinter sich und betrachtete sich die Gestalt die an der ummauerten Begrenzung stand und in die Weite blickte. „Warum ist das passiert, Ran?“, fragte Schuldig und ging zu Ran. „Ich hab geträumt und dann hatte ich das gleiche Gefühl wie damals als Nagi gesagt hat, dass du nicht aus China zurückgekommen bist. Es war genau wie damals, nicht abgemildert oder verblasst, wie Gefühle von Erinnerungen sich anfühlen und ich konnte das Gefühl nicht beherrschen.“ „Genau wie damals?“, hakte Schuldig nach. Die Tür öffnete sich und Firan brachte ihnen zwei dampfende Tassen. Er reichte Schuldig zwei Tassen Tee und verzog sich wieder ins Warme. Schuldig hielt Ran die Tasse hin und dieser nahm sie an, einen schuldbewussten Blick in Richtung Tür richtend. Er hatte Firans Anwesenheit wohl kaum bemerkt. „Nicht genau wie damals. Damals war mein erster Impuls Wut gewesen.“ Er nahm einen Schluck und wandte sich dann wieder der trüben Aussicht zu. „Das immense Gefühl der Einsamkeit kam erst …später dazu.“ Ran schien sich nicht sicher zu sein. „Es war doch nicht gleich, aber ähnlich“, entschied er als wolle er sich selbst überzeugen. Schuldig nahm die gleiche Haltung wie Ran ein und wickelte seine Hände um die Tasse Tee. „Was hast du geträumt? Kannst du dich erinnern?“ „Ja. Ich bin in so etwas wie einem Labor aufgewacht und dann bin ich in dieser Anlage herumgelaufen bis mich ein Mann mit dunklen Haaren aufgesammelt hat. Ich hab ihn glaube ich noch nie gesehen. Und ich war nicht ich selbst.“ „Wie meinst du das?“ „Ich weiß nicht genau, aber das war nicht ich.“ „Glaubst du, dass Firan was damit zu tun hat?“ „Nein. Ich weiß nicht. Warum sollte er?“ Schuldig seufzte. „Keine Ahnung. Hoffentlich passiert es nicht noch einmal. Ich hatte Angst, dass du wieder fällst.“ „Sah es so aus?“ „Weiß nicht, es war anders. Du warst immer wach. Firan sagte du warst einsam, was ja auch zu dem passt was du erzählt hast.“ „Ja, dieses Gefühl war so durchdringend, so… brutal.“ Schuldig sah wie Rans Linke sich an die Ummauerung klammerte. „Ich konnte es körperlich spüren. Es ist wie aus dem Nichts gekommen.“ Schuldig ging näher und legte einen Arm um Ran. „Es war nicht möglich es zu kontrollieren, als wäre ich völlig hilflos.“ Schuldig erkannte das Hauptproblem: Die Angst vor der Hilflosigkeit, diesem Gefühl der Einsamkeit ausgeliefert zu sein. Ran drehte sich um und lehnte sich seitlich gegen ihn an. „Was… wenn das wieder kommt?“ „Dann kriegen wir das hin, Ran. Ich weiß nicht wie, aber ich gehe nicht weg, ich bleibe bei dir.“ Ran hatte den Blick in Richtung Tür gelegt und sah nun wie Firan an der Scheibe stand und sie im Blick behielt. Ran winkte ihm. Firan öffnete die Tür und steckte seinen Kopf heraus. „Abendessen ist fast fertig“, sagte er rücksichtsvoll. „Wir kommen“, sagte Schuldig. „Ich hab keinen Hunger“, murrte Ran als Firan die Tür wieder geschlossen hatte. Schuldig hob eine Augenbraue in Erinnerung an ihr Gespräch vor ein paar Stunden. Ran sah ihn an und verzog den Mund. „Das hat nichts mit dir zu tun.“ „Du musst Essen, Ran. Bitte. Wenn... du... brauchst viel mehr Energie“, sagte Schuldig ernst und drehte sich herum. Ran sah ihn mit dem gleichen Ernst an. „Meinst du, das hat etwas mit meinen angeblichen Fähigkeiten zu tun?“, fragte er und zog ein düsteres Gesicht. „Kann sein, aber egal ob du die Energie dafür brauchst damit deine Wunden heilen, für deine Fähigkeiten, oder für den Kampf, das spielt keine große Rolle, du brauchst sie. Du läufst die ganze Zeit auf Sparflamme.“ „Ich kenne es nicht anders.“ Ran sagte das mit einem Ernst und einem klein bisschen Bedauern in der Stimme, das Schuldig sagte, dass hinter diesem Satz mehr steckte als sie beide vielleicht gerade verstanden. Schuldig nickte und zog Ran dichter. „Ja, ich weiß.“ Sie standen eine Weile dort bis es Schuldig kalt wurde. „Wollen wir?“ Ran nickte und löste sich von ihm. Schuldig ging in Richtung Tür. „Dein Energiebedarf muss mit Sicherheit sehr hoch sein, wenn man bedenkt, dass du ein Dämon bist“, sagte er und grinste halbherzig. Er hatte die Geschichte, die Sakura über ihre Vergangenheit erzählt hatte nicht vergessen! Sie eignete sich perfekt um die Stimmung wieder in bessere Bahnen zu lenken. „Findest du das lustig?“, knurrte Ran. Schuldig ging nach drinnen. „Und wie!“ „Sehr schön, mein Engelchen“, sagte Ran mit ausgesuchter Höflichkeit und Schuldig stoppte mitten im Laufen. Ran spielte das Spiel mit! Schuldig freute sich, verbarg aber dieses heimelige, tröstende Gefühl in sich. Er hatte Ran nichts über den Käfig und sein Pendant mit den blöden weißen Flügeln erzählt. „Gut, machen wir Folgendes. Hier ist der Deal: Ich sage nie mehr Dämon und du vergleichst mich nicht mit einem blöden Engel, alles klar? Machen wir das so?“, offerierte er artig. Doch da hatte er die Rechnung nicht mit dem Wirt gemacht, denn der sah ihn gar unternehmungslustig an. „Vergiss es. Kullerpfirsich und Möhre haben ja nicht so gezogen, aber ... Engelchen finde ich perfekt. Dafür würde ich sogar den Dämon in Kauf nehmen!“, sprach Ran im Verhandlungsmodus und setzte sich an den Tisch, seinen Tee abstellend. „Du gehst nicht darauf ein?“, fragte Schuldig fassungslos. Das war schlecht. Den Mund unglücklich verziehend setzte sich Schuldig neben Firan und starrte Ran furchtbar böse an. „Was ist los?“, fragte Firan und sah von einem zum anderen. „Was soll los sein?“, brummte Schuldig. „Dem da drüben scheint die Sonne aus‘m Arsch vor guter Laune!“, behauptete Schuldig und Firan verschluckte sich fast an seinem Saft. Schuldig begann sein Abendessen und dachte über den Umstand nach, dass sich Ran einen Engel in einem Käfig hielt, der aussah wie er selbst. War Ran ein Christ? Nö. Buddist? Auch nicht. Eine Mischung? Schon eher. Von jedem nur das Beste? Hatten sie darüber schon gesprochen? Sie hatten das Thema kurz angerissen. Eher Atheist. Vermutlich sahen Engel einfach hübsch aus und der westliche Einfluss hatte in den vielen Jahrzehnten gute Werbung für das Federvieh gemacht. Er könnte Ran einfach von seinem Haustier erzählen... Ein teuflisches Lächeln irrlichterte auf seinem Gesicht herum und plötzlich verstummte die Unterhaltung die Firan und Ran begonnen hatten. „Was?“, fragte Ran in Erwartung einer wirklich blöden Antwort. Schuldig sah harmlos auf. „Nichts? Wieso?“ „Du hast doch etwas vor. Das sehe ich“, sagte Ran misstrauisch. „Nein. Ich esse nur.“ „Aha“, sagte Ran sparsam und sah zweifelnd zu Firan hinüber, der seinen Blick fragend erwiderte. Aber würde es gut sein, Ran das zu erzählen? Was würde er davon halten, wenn er ihm erzählte, er hielt sich Schuldig mit Flügeln – weißen Flügeln wohlgemerkt - an Ketten in einem Käfig. Und er schlüpfte, wenn er Lust dazu hatte unter einen Flügel. Was sagte das aus? „Was hältst du eigentlich von Engeln? So ganz generell?“, fragte Schuldig beiläufig und fummelte währenddessen am Smartphone herum das ihm von Sano gegeben worden war. Sicherheitshalber schob er sich einen Bissen Gemüse in den Mund um nicht sofort auf eine Gegenfrage antworten zu müssen. „Siehst du“, sagte Ran zu Firan gewandt. „Ich wusste es kommt gleich was Blödes.“ „Gar nicht“, behauptete Schuldig entrüstet. Nach einer Weile in der sie still gegessen hatten... „Es sind Boten der Götter.“ sagte Ran. „Ah ja, klar“, erwiderte Schuldig nicht zufrieden mit dieser Aussage, denn mit dieser allgemeinen Antwort konnte er nicht viel anfangen. „Und magst du sie lieber mit weißen oder mit schwarzen Flügeln?“ „Ich mag sie gar nicht. Weder mit weißen noch mit schwarzen Flügeln“, sagte Ran und sein Tonfall machte Schuldig klar, dass er das Thema ziemlich daneben fand. „Dann hast du gar keinen Bezug zu Engeln?“ „Was soll die Fragerei?“ Oha, jetzt musste Schuldig vorsichtig sein, Ran hatte Lunte gerochen. „Hey!“ Angriff war die beste Verteidigung, beschloss Schuldig. „Du hast damit angefangen“, behauptete er mit seinem Esswerkzeug wedelnd und erneut in Entrüstung verfallend. Ran sagte nichts mehr. Gut, gerade nochmal abgewendet. Besser wenn er das Thema erst einmal fallen ließ. Aber wie kam Ran dann auf diese Engel-im-Käfig-Nummer? Skywalker hatte gesagt, dass es sein Anker war. Hatte er selbst diese Engel-Nummer kreiert und Ran... keine Ahnung... damit gebunden? Also... aber in welcher Phase ihrer beginnenden Beziehung hatte er das dann getan? Als sie über seinen Namen gesprochen hatten? Hatte Ran damals oder danach seinen Anker als dieses Bild festgelegt? Schuldigs Gedanken überschlugen sich und er war vermutlich ohnehin auf dem Holzweg. Oder hatte Ran unbewusst diese Gestalt für den Anker gewählt? Und wie funktionierte das überhaupt? Aber selbst Assoziationen beruhten auf Erlebtem oder zumindest intensivem Interesse an einem Thema. Und... hatten sie dieses Thema so stark behandelt, dass Ran es mit Schuldig assoziierte? Nein, hatten sie nicht. Oder? Doch hatten sie, aber nur ganz kurz als es um seinen Vornamen ging. Trotzdem glaubte Schuldig nicht daran, dass dies schon ausreichte um einen Anker in Form eines verdammten Engels mit weißen Flügeln zu kreieren. Firan hatte das Schauspiel interessiert beobachte und ein zufriedenes Lächeln auf dem Gesicht. Na wenigstens einer der hier seinen Spaß hatte. Schuldig stand auf und holte sich die Flasche Weißwein die Firan ihnen geöffnet hatte, er schenkte jedem von ihnen ein. Ran beäugte das kritisch, Schuldig lächelte nur. Damit war die Flasche leer. So ein Pech. Nach diesem Tag hatten sie mehr als nur ein Glas Wein verdient, Schuldig hatte nicht Übel Lust sich volllaufen zu lassen. Nach dem Essen stand Schuldig auf und öffnete den Kühlschrank um nachzusehen ob Firan nicht zufällig noch eine zweite Flasche kaltgestellt hatte. „Na, sieh mal einer an…“, sagte Schuldig und griff nach der Flasche als er plötzlich einen Schlag auf seinem Hintern spürte und eine Hand die gar dreist zupackte. Wechselte Ran gerade die Seiten? Das konnte nur gefährlich für Schuldig werden. Die Anzeichen waren da gewesen, nur der Traum und das was daraus resultierte hatte dies unterbrochen. Schuldig drehte sich langsam um und schloss die Tür. Ran sah ihn stumm an und Schuldig blieb seinerseits abwartend stehen. Ran überlegte, fragte ihn. Er konnte ihm keine Antwort geben und blieb stumm und dabei unbestimmt. Ran nickte und ging wieder zum Tisch. Schuldig sah ihm nach und folgte dann um auf seinen Platz zu rutschen. Das bedeutete Ran würde irgendwann das Ruder übernehmen. Aber wann...? Mist, vielleicht hätte er etwas sagen sollen. Das würde zumindest bedeuten er konnte sich frei alles erlauben was er wollte um ihn zu reizen. Ran war in der Stimmung dafür. Verlockend. Firan setzte dazu an nach dem Essen abzuräumen. „Ich mach das“, sagte Schuldig. „Okay, dann… gehe ich nach unten und schwimme ein bisschen, wenn das in Ordnung ist…“, erwiderte Firan zaghaft. Schuldig grinste. „Ja, sicher mach worauf du Lust hast.“ Ran beobachtete ihn aus düster wirkenden Augen und verfolgte wie Schuldig um ihn herumstreifte ihn nur zufällig berührte um den Tisch abzuräumen. „Machst du das mit Absicht?“, fragte er nach einer Zeit lauernd. „Was?“, fragte Schuldig ernst. „Mich herausfordern“, sagte Ran. „Nein, ganz bestimmt nicht, finsterer D...“, fing Schuldig an verschluckte den Rest jedoch, als Ran mit einem Knurren drohte. „Ich geh schwimmen“, sagte Schuldig und Ran legte ein maliziöses Lächeln auf. „Aha. Schwimmen.“ „Ja, sicher. Körperliche Ertüchtigung“, behauptete Schuldig. „Gut. Mach das. Ich sehe zu ob ich für morgen etwas vorbereiten kann.“ „Schön. Lecker.“ Schuldig kam zu ihm, sah ihn an und packte Ran um ihn leidenschaftlich zu küssen, ebenso schnell verließ er ihn und Ran wischte sich den Speichel von den Lippen. „Warte nur...“, drohte er ungehört von Schuldig. Dieser schlenderte hinunter in die Grotte und warf sich auf die Felle um Firan beim Schwimmen zuzusehen. Der hatte keine Scheu um nackt zu schwimmen, sie hatten schließlich ohnehin keine Badesachen dabei und Unterwäsche eigneten sich nur bedingt als Schwimmbekleidung. Firan schwamm über eine Stunde und Schuldig zählte in Ermangelung einer anderen Beschäftigung die Bahnen. Das Tattoo auf seinem Rücken war ihm zuvor nicht aufgefallen. Und er hätte es an diesem jungen Mann auch nicht erwartet. Es sah nicht freundlich aus, auch nicht bedrohlich, aber irgendwie düster. Schuldig verfolgte den Raben im Wasser und fühlte sich irgendwie beobachtet. Er verzog den Mund. Vermutlich ließ er sich vom Gedanken an Halloween ein wenig mitreißen denn tatsächlich war es nur ein Tattoo. Schlussendlich kam Firan an den Rand, verschränkte die Unterarme darauf und ließ seine Augen über Schuldig wandern, der halb erhöht in den Fellen lag und auch nicht gerade schicklich, wie er zugeben musste. Ein wenig dahingegossen könnte man sagen, als wäre er gerade für eine Parfüm oder Unterwäschewerbung platziert worden. Er hörte wie Firan nach seiner Beobachtung aus dem Wasser kam aufgrund der Wassermenge die sich über die Steine ergoss. Dann tapste er zu den Handtüchern, griff sich eins und trocknete sich halb ab bevor er es um sich schlang und immer noch unschlüssig abwartete und weiterhin Schuldig beobachtete. Zugegeben Schuldigs Hose war schon sehr weit heruntergerutscht und vielleicht waren ein zwei Knöpfe aufgegangen, die noch so halb in ihren Knopflöchern hingen. Aber eben nur halb. Firans Gedanken gingen in eine wirklich schmutzige Richtung und Schuldig musste sich fest davon abhalten sich nicht in den Schritt zu greifen um Firan noch etwas Fantasiefutter zu liefern. Schuldig hatte ein Einsehen und räkelte sich leicht nur um kurz danach halb verschlafen die Augen zu öffnen. Er lächelte träge. „Bist du schon fertig?“, fragte er mit rauer Stimme. Bei genauerer Betrachtung war er wirklich ein… Arsch. Firan schluckte, sichtlich erregt, er kniete sich hin und setzte sich auf die Fersen zurück wohl um zu vermeiden, dass Schuldig seine Erregung bemerkte. Seine Hände legten sich wie zufällig auf seinen Schoß. „Ja.“ „Damit aber noch nicht.“ Schuldig ließ seinen Blick über den Körper wandern und blieb im Schritt hängen, über dem Firans Hände lagen. Firan presste die Lippen aufeinander. „Was soll ich tun?“, fragte Schuldig. Firan schüttelte den Kopf. „Nichts?“, fragte Schuldig, setzte sich langsam auf und kroch die zwei Meter zu Firan hinüber. Langsam kam er näher, betrachtete sich die aufgeregten Augen, die ihn unsicher entgegenblickten. Vorsichtig stupste er Firans Nase mit seiner an, strich dann über die verschlossenen Lippen mit seinen eigenen. „Wirklich?“, wisperte Schuldig an die Lippen, die sich langsam öffneten. Seine Hand strich die Unterschenkel nach oben, zwischen das Handtuch und den Oberschenkel entlang was Firan nach vorne auf die Knie und auf Schuldigs Schoß ausbrechen ließ. Da war aber Schuldig schneller und hatte Firans Glied umschlossen. Firan senkte seine Stirn auf Schuldigs Schulter und keuchte. „Ganz ruhig“, beruhigte Schuldig und umschmeichelte die linke Ohrmuschel mit seinen Lippen. „Öffne deine Schenkel. Spürst du wie heiß dir wird?“ Firan nickte nur. „Was fühlst du?“ Firan schüttelte den Kopf und drehte den Kopf nach außen. ‚Sag es mir in deinen Gedanken, Firan’, wisperte Schuldig. ‚Deine Stimme, sie macht etwas mit mir. Es ist anders bei euch. Alles ist anders. Ich will es und ich will es andauernd. ’ ‚Nun, du hast Glück. Wir sind zu zweit, das birgt ungeahnte Möglichkeiten und eine hohe Erfüllungsrate’, sagte Schuldig und Firan wollte lachen, was Schuldig unterband in dem er fester massierte. ‚Ich fühle deine Lust auf mich’, las Schuldig und biss sanft in Firans Ohrmuschel. ‚Oh ja...es potenziert sich und ich... ich...’ ‚Noch nicht...’ Schuldig strich nur noch sanft über den prall gefüllten und harten Schaft. Seine Hand verließ die samtige Haut und streichelte über die Schenkelinnenseiten. Dann zog er Firan mehr zu sich auf seinen Schoß, befreite ihn von dem nutzlosen Handtuch und streichelte die festen Halbrundungen. ‚Genieß es. Hier ist der Weg das Ziel...’ ‚Das Ziel ist auch wichtig’, kam dann verschämt zurück und Schuldig lachte leise auf. Schuldig streichelte ihn und massierte ihn bis Firan so entspannt war, dass er seinen Kopf hob und seine Lippen suchte. Schuldig blieb passiv, sodass Firan die Initiative ergreifen musste. Er lächelte kurz bevor Firans Zunge einen Weg zu seiner fand, zwar noch etwas unbeholfen, aber genau wissend was sie wollte. Derweil strich Schuldig mit zwei Fingern über Firans zarte rosa Haut. Genießende lang gezogenes Stöhnen war seine Belohnung. Noch währenddessen begann plötzlich Musik im Hintergrund zu laufen. Und sie war definitiv zu sexlastig um Zufall zu sein. Er hörte Seufzen und Stöhnen im Hintergrund, während im Vordergrund eine Frau sprach und ein Mann ihr antwortete. Dazwischen immer gesungene Halbworte. Teilweise in Japanisch, teilweise in Englisch. Sehr langsam. Perfekt. Firan keuchte an seine Lippen, hielt den Kontakt aber noch knapp aufrecht als sich die Lider einen Spalt hoben und Schuldig von irritierend leuchtenden goldenen Iriden konfrontiert wurde. Sehr hübsch. Anders als Brads. Weniger warm, eher metallischer. Er zischte auf als Schuldig mit der anderen Hand nun seinen Schwanz erneut massierte, bis er plötzlich schneller wurde und Firan vor Lust ein gequältes Wimmern verlauten ließ. Er klammerte sich an Schuldig fest bevor er damit anfing in Schuldigs Hand zu stoßen. Er streckte sich durch und ließ seinen Kopf nach hinten gleiten, sich immer noch an Schuldig festhaltend, während seine Bewegungen unkontrollierter wurden und er kurz darauf mit e heftig kam. Schuldig leerte ihn ganz und genoss den Anblick. Dann zog er ihn an sich und streichelte ihn besänftigend. Er ließ sich mit ihm nach hinten nieder und ließ die Beine aufgestellt um Firan ein Gefühl der Geborgenheit zu geben. Schuldig döste mit Firan auf sich liegend ein, bis er ein Geräusch hörte und seine Augen öffnete. „Hattet ihr Spaß?“, fragte Ran und kam zu ihnen. Er setzte sich und legte sich dann auf die Seite. „Kann man so sagen“, grinste Schuldig. „Wie lang geht dieser Song eigentlich?“ „Vier Stunden. Das sind Aufnahmen eines Videos. Hier unten kommt nur die Musik an.“ „Ein Porno?“ „BDSM Porno, könnte man sagen. Sehr künstlerisch angehaucht, nur Schwarz-weiß.“ „Den hast du dir oben reingezogen?“, fragte Schuldig neidisch. „Nein, ich habe Gemüse für Morgen vorbereitet“, sagte Ran lächelnd. „Klar, wers glaubt.“ „Übrigens gibt’s überall Kameras, mein unartiger Engel“, sagte Ran und lächelte breiter. „Dann... hattest du Spaß Mr. D.?“, fragte Schuldig und wackelte mit den Augenbrauen. Von wegen Engel. „Den hatte ich.“ Ran schloss die Augen. Sie hörten dem Plätschern des Wassers und der Musik zu. Schuldig strich über Rans Haarschopf, während Firan vor sich hindöste. „Das hätte ich nicht erwartet“, sagte Ran und hob die Hand um das Tattoo auf Firans Rücken zu berühren. „Warte“, sagte Schuldig eilig. Ran sah ihn an, die Hand noch nicht auf Firans Haut gelegt. „Keine Ahnung warum aber lassen wir lieber die Finger davon, solange er nicht wach ist.“ „Warum?“, fragte Ran mit ungläubiger belustigter Skepsis zog aber seine Hand zurück. Schuldig zuckte mit den Schultern. „Du bist abergläubisch“, sagte Ran und lächelte amüsiert. „Es ist ein Rabe oder eine Krähe, Ran! Totenbegleiter... das sollte man ernst nehmen, das sollten WIR ernst nehmen“, behauptete Schuldig in sakraler Stimmlage. Ran lachte nur. „Unsere Katze heißt Banshee.“ „Das ist etwas völlig anderes“, behauptete Schuldig und schloss zufrieden die Augen. „Ich... ich hätte gerne eine richtige Session. Bei Toshi im Club“, sagte Ran nach einer Weile in der er Firan betrachtet hatte. Schuldig sah zu ihm. „Du hast… Grenzen, denen wir im Augenblick nicht zu nahekommen sollten, vor allem nicht in der Öffentlichkeit“, sagte Schuldig leise und drehte den Kopf zu Ran hinüber. Er erinnerte sich noch gut daran wie er selbst über diese Grenzen gegangen war und wie sehr er Ran damit verletzt hatte. Und das nur weil er Ran vor diesen vermaledeiten Wunden der Folter schützen wollte. „Momentan habe ich das Gefühl keine zu haben. Ich will alles einreißen, alles töten, ich will, dass alles aufhört, dass diese Gefühle aufhören. Sie sollen aufhören zu existieren.“ „Für einige Momente schaffe ich sicher, dass sie dich nicht quälen, aber was passiert dann mit ihnen? Aufgeschoben Ran, nicht aufgehoben.“ „Du meinst ich bin… ausgeflippt, weil ich zu viel mit mir herumschleppe?“ „Es wäre nicht das erste Mal das etwas Ähnliches mit dir passiert ist.“ „Ich will das nicht.“ Ran schloss die Augen und ließ seinen Kopf sinken. Schuldig strich über Firans Rücken. „Glaubst du das weiß ich nicht?“, fragte Schuldig leise. „Doch.“ Sie schwiegen ein Weilchen und Schuldig ließ seinen Blick über Ran schweifen. Er lag auf der Seite, den rechten Arm nach oben ausgestreckt, seinen Kopf auf den Oberarm abgelegt. Seine Augen hielt er immer noch geschlossen, er sah entspannt aus. „Vielleicht hätte meine Mutter Aya und mich doch bei unserer Großmutter zurücklassen sollen. Dann wäre dieser ganze Mist nicht passiert. Meine Eltern und Aya würden noch leben. Ich würde mit meinen Fähigkeiten umgehen können und wäre nicht so unfähig mit Gefühlen und… Menschen umzugehen.“ „Ja, dann wären wir uns bestimmt erst später irgendwann begegnet.“ Ran öffnete die Lider und sah ihn aufmerksam an. „Glaubst du?“ „Sicher.“ „Ziehst du jetzt die Schicksalskarte?“ Ran musste grinsen. „Soweit würde ich nicht gehen. Aber deine verspulte Oma hätte bestimmt einen anderen perfiden Plan ersonnen um ihre kruden Ideen an den Mann zu bringen.“ „Du willst damit sagen, dass wir uns trotzdem begegnet wären, um uns auf die Nerven zu gehen?“ Schuldig zog eine Schnute und gab sich nachdenklich. „Ich weiß nicht, Ran. Stell dir vor die Trias hätten einen anderen gefunden außer deiner Schwester. Ich weiß nicht ob Weiß ohne dich auf diese Art funktioniert hätte.“ „Brad hätte ohnehin der Trias ein Ende bereitet, auf die eine oder andere Art“, hielt Ran dagegen. „Das mag sein, aber du vergisst bei deinem Wunschdenken einen Punkt.“ „Welchen?“ „Deine Mutter hätte euch nicht zurückgelassen, nur um sich selbst von dort zu befreien.“ Ran seufzte. „Nein. Wohl nicht.“ „Ich frage mich an welchen Punkten man hätte drehen müssen um das eine oder andere zu verhindern.“ „Ich frage mich eher an welchen Punkten hat Brad an der Schraube gedreht um bestimmte Dinge zu verhindern, die ansonsten eingetreten wären.“ „Es hätte schlimmer kommen können?“ „Vielleicht, keine Ahnung.“ Schuldig sah wie Ran zu Lächeln anfing, sanft und nur ein bisschen, so wie Schuldig dieses Lächeln kannte. „An was denkst du?“ „Ich musste gerade daran denken wie es gewesen wäre, wenn wir uns anders begegnet wären. Stell dir vor meine Eltern hätten dich adoptiert und wir wären zusammen aufgewachsen und zusammen zur Schule gegangen.“ Schuldig musste grinsen, obwohl er tief in sich das Gefühl von Trauer verspürte. „Sicher nicht in die gleiche Klasse. Außerdem wäre ich dann dein großer Bruder gewesen.“ Ran lachte leise. „Du warst sanft, liebenswert und traurig auf dem Foto. Ich hätte dich verführt, früher oder später, darauf kannst du wetten.“ „Meinst du? Stehst du nicht eher auf die bösen Jungs? Wahrscheinlich hätte ich zusehen müssen wie du dir jemand anderen anlachst und ich hätte nichts tun können außer süß und belämmert drein zu schaun.“ „Ich hätte dich geliebt und beschützt“, sagte Ran und das Lächeln war verschwunden, Ran sah ihn ernst an, mit diesem ganz speziellen Blick, der Schuldig sagte wie ernst er das Gesagte meinte. „Nun, dann wäre das Ergebnis beider Versionen das Gleiche“, sagte Schuldig ebenso ernst. Er schloss die Augen und genoss den Moment. Firan döste selig vor sich hin und Schuldig war froh ihn für Jei hier halten zu können – den Sex mal ausgeklammert. ‚Wir passen auf ihn auf, Jei.‘ Er sah zur Seite und hatte gedacht Ran wäre eingeschlafen doch er beobachtete ihn. Schuldig fühlte sich gerade jetzt sehr im Fokus dieser violetten Augen. „Firan sagte du brauchst eine Therapie“, sagte Schuldig schmunzelnd. Ran hob eine Braue. „Sicher brauche ich die. Eine Sextherapie“, sagte Ran dann bierernst und rollte sich auf den Rücken. Er seufzte und richtete seinen nachdenklichen Blick an die Decke. Schuldig lachte leise. „Dann willst du nicht wechseln?“ „Nein“, sagte Ran. „Dann wirst du deine Therapie beim besten Sextherapeuten bekommen!“, sagte Schuldig und grinste freudig. „Ich bin so rastlos... und...“ „...hungrig, vielleicht?“, fragte Schuldig wesentlich ernster als noch zu vor. Ran neigte den Kopf in den Nacken und sah ihn an. „Das lässt dir keine Ruhe“, sagte er leise. „Nein. Tut es nicht. Ich füttere dich aber sehr gern!“, behauptete Schuldig und lächelte, dieses Mal zärtlich. Ran senkte den Blick. „Mit egal was! Du brauchst mir nur eine Liste schreiben von den Dingen, die dir am Besten schmecken.“ „Du hast es nicht so mit Listen“, meinte Ran. „Ach komm. Ich besorg dir was du willst! Zarte Menschenherzen, belebende Seelenenergie, das frische Blut einer Jungfrau was du willst!“, ereiferte sich Schuldig. Ran stöhnte und sah wieder zu Schuldig. „Wieso fall ich immer darauf herein!“, brummte er und schloss die Augen. Firan hob kurz verschlafen den Kopf. „Hey... willst du noch ein bisschen pennen?“, fragte Schuldig und Firan ließ sich zwischen sie fallen um sich bequemer abzulegen. Und schon waren die Augen wieder zu. Schuldig stützte sich auf die Ellbogen und sah über Firan zu Ran, der sich gerade wieder auf die Seite drehte um ihn anzusehen, „Gehen wir hoch?“ Ran setzte sich auf. „Ja, lassen wir ihn schlafen.“ „Er schläft sehr viel, wenn du mich fragst – für sein Alter“, sagte Schuldig in nachdenklicher Betrachtung von Firan vertieft als er aufgestanden war. „Vielleicht hat es etwas mit seinen Fähigkeiten zu tun. Es kann doch sein, dass es ihn sehr müde macht“, sagte Ran und zog Schuldig mit sich. „Hmm...“, meinte Schuldig und folgte Ran. „Oder er... saugt uns aus.“ Ran blieb auf der Treppe stehen und sah ihn mit halb gesenkten Lidern skeptisch an. „Was genau saugt er uns aus?“, fragte Ran gelangweilt. „Na, vielleicht Gefühle? Und das macht ihn satt und zufrieden und deshalb schläft er nach dem Sex auch wie ein Toter.“ „Du meinst diesen Schwachsinn mit dem Incubus ernst?“ Ran schüttelte den Kopf und ging die Stufen nach oben. „Jetzt komm, Ran... das hört sich doch interessant an!“ Er eilte hinter Ran her. „Hast du ihn deshalb mitgenommen? Um ihn zu... erforschen, Herr Professor?“ Schuldig machte einen abfälligen Laut und überholte Ran. „Nein. Ich will, dass er sich selbst erforscht“, sagte er dann etwas ernster. „Ich empfand es als viel zu schrecklich als ich ihn gelesen habe und... all die unterdrückten Wünsche und Hoffnungen dort lagen und sie waren nicht mit Gefühlen angereichert, wie es bei uns der Fall ist. Er war so... blass.“ Ran ging hinüber in den Küchenbereich und machte mit seiner Arbeit weiter, während Schuldig die Musik auf etwas weniger Erotisches umschaltete. „Meinst du Jeis Einfluss bewirkte das?“ Schuldig ging zur Kaffeemaschine und warf sie an. „Ich weiß nicht. Kann sein, aber es kann auch sein, dass es Somis oder der Einfluss dieses Beltramis waren. Es ist jedenfalls nicht normal.“ „Und dann willst du was... Herr Doctor? Ihn mit Sex heilen?“, fragte Ran ironisch. „Ja! Klar warum nicht? Ich mach ne Praxis auf!“, behauptete Schuldig. Ran sah ihn nur gelangweilt an und werkelte an irgendetwas, das aussah wie eingelegtes Gemüse. „Was willst du wirklich?“, fragte Ran. Schuldig ließ sich einen Kaffee raus und schaltete die Musik um auf einen Radiosender. „Er soll Spaß haben und Sex genießen. Stell dir vor er sitzt die ganze Zeit in Morioka und ... fügt sich in die Rolle als Untergebener, wie er es bei Somi war. Klar, Sakura ist nicht dumm und sie lässt ihn sicher irgendwann was anderes machen. Aber...“, Schuldig verstummte. „Willst du mit deinem Gestotter sagen, dass er wissen soll, dass Sex auch schön sein kann und die Gefühle dazu echt sind?“ „Ja, das klingt gut“, pflichtete Schuldig bei. „Ran... ich meine... hmm... wenn er rausgeht und ein hübsches Mädchen oder einen attraktiven Jungen findet ... wie soll er wissen dass Nähe und Sex schön sein können wenn er nur das Beispiel Thomas Straud hat? Außerdem...“ „Hmm?“, hakte Ran nach als Schuldig verstummte. „Ich weiß nicht... er denkt sehr viel an diesen Straud. Das macht mir Sorgen.“ „Verstehe. Meinst du er empfindet etwas Positives für diesen Mann?“ „Ich fürchte“, sagte Schuldig und seufzte. „Er erweckt nicht den Eindruck.“ „Nein, tut er nicht und dass ist es was mir Sorgen bereitet, er schämt sich dafür.“ „Und, was wenn mehr dran ist?“, fragte Ran nach einer Weile, kam zu ihm und nahm einen Schluck Kaffee aus seiner Tasse. „Was meinst du?“, hakte Schuldig nach. „Diese Gefühlssache.“ „Willst du auch einen?“, fragte Schuldig und nickte in Richtung Kaffee. Ran bejahte. „Es hat mich erstaunt, dass er unbedingt mitwollte“, sagte er. „Ich meine nach der langen Zeit in der er von Straud misshandelt wurde habe ich es nicht gleich verstanden.“ Schuldig drückte Ran die Tasse in die Hand und der nahm einen Schluck. „Meinst du es gab noch einen anderen Grund warum Jei ihm seine Gefühle genommen hat?“ „Einen gefährlichen meinst du?“ „Keine Ahnung. Firan ist nicht blöd und er dosiert die Informationen die er einem gibt genau. Er ist ein guter Schauspieler und er hängt Leute gerne hin um nicht selbst dran zu kommen. Das alles tut er... tat er um zu überleben. Er war verzweifelt. Gefährlich würde ich es nicht nennen.“ „Hört sich wie Nagi zum Teil an“, meinte Ran. „Ich bin nicht gefährlich und ich bin nicht unehrlich“, sagte Firan, der langsam um die Ecke kam und dort stehen blieb. Er hatte sich wieder angezogen und stand etwas unsicher dort am Mauervorsprung. Er war genau so groß wie Ran, seine Haare waren ebenso lang wie Rans. Etwas mehr Muskeln und Firan würde mit Sicherheit ein beeindruckendes männliches Exemplar der Gattung PSI abgeben. „Schickt mich bitte nicht weg“, sagte Firan dann. „Also ich für meinen Teil...“, fing Ran an und griff nach seinem Messer um irgendetwas Grünes zu zerschneiden. „... habe noch vor dich zu vögeln, von diesem Punkt aus gesehen kannst du also noch gar nicht gehen“, sagte er im ernsten Tonfall und Schuldig erkannte den Versuch seines dämonischen Freundes das Thema zu wechseln. „Wie kommst du klar?“, fragte Schuldig. Firan sah von einem zum anderen. „Warum macht ihr euch so viele Gedanken?“ „Weil es nicht gut sein könnte für dich, wenn du dich zu sehr emotional auf uns einlässt. Du könntest enttäuscht sein.“ „Ich weiß wie ihr fühlt. Das ist mehr als ich bisher hatte. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es da mehr gibt. Außer dem was ich mit Jaimie in der Vergangenheit teilte. Als es noch eine gemeinsame Vergangenheit gab, aber das ist unerreichbar und wird es immer sein.“ „Du fühlst dich wohl bei uns?“, fragte Ran. „Ja. Ihr achtet auf mich. Ihr geht auf meine Wünsche ein. Ich bin euch nicht egal, bei allem was ihr tut und ihr beschützt mich. Gefühle von Schuld, von Trauer, von Reue begleiten diese Handlungen. Unabhängig davon mögt ihr es wie ich bin, ihr nehmt mich wie ich bin und ihr seht nicht meinen Bruder in meinem Gesicht. Wenn ihr mich berührt oder ich euch dann geht es um Nähe, um Lust und um Befriedigung. Nicht um Liebe. Nicht diese Liebe die ihr teilt. Es ist die Liebe zu mir als Wesen. Ihr habt den Wunsch mich zu trösten. Und es gelingt euch. Ich fühle Annahme und Trost.“ „Ich hab doch gesagt er ist nicht blöd“, sagte Schuldig in Richtung Ran und nahm einen Schluck Kaffee. „Hat ja auch keiner behauptet“, knurrte Ran. „Was ist das mit den Gefühlen, deinem Schild und dem Auffüllen selbigen?“, fragte Ran beiläufig und sah nicht auf. Firan sah ein wenig zerknirscht drein. Er steckte seine Hände in die Gesäßtaschen seiner Jeans. Schuldig sah diese Geste zum ersten Mal. Hatte er es sich von ihm abgeschaut? Ah, er würde schon noch einen feschen jungen Mann aus dem verschüchterten Kerl machen. Noch ein wenig Zeit mit ihnen und sie versauten ihn so richtig! Yeah. Schuldig sah ihn fragend an und schlürfte seinen Kaffee. „Du musst nicht antworten, Firan.“ Dieser nickte und ging dann hinüber zum Automaten um sich heißes Wasser herauszulassen. Schuldig setzte sich an den Tisch. Sie fingen ein anderes Thema an und Firan war sehr still geworden. Er hatte sich zu Schuldig gesetzt und sah hin und wieder von seinem Tee auf um einen Blick auf sie beide zu werfen. Als müsse er etwas abwägen. „Ich...“, sagte Firan dann. „... ich habe keine besonderen Fähigkeiten. Das heißt, ich kann nur bei Kontakt fühlen was jemand fühlt. Das war schon immer so. Allerdings habe ich bemerkt, dass sich meine Energie erhöht, wenn ich starken Emotionen ausgesetzt bin. Wenn ich zornig bin oder sehr verzweifelt werden meine Schilde sehr stark und sie werden sichtbar, wenn ich das möchte. Die Energie verdichtet sich.“ „Und was kann man damit anfangen?“, fragte Schuldig. Ran sah ihn für einen Moment an und Schuldig deutete den Blick als Tadel. Hatte er etwas Falsches gesagt? War das zu überheblich gewesen? „Eigentlich nichts Besonderes, denke ich.“ „Wenn Jei andere in diesen Zustand des Berserkers bringen konnte, dann wäre Firan davor geschützt gewesen“, sagte Ran. Firan nickte. „Ja. Er hätte mir ohnehin nichts getan. Er schützte mich. Das war immer seine Aufgabe, sein Ziel gewesen.“ „Aber warum?“ „Weil ich schwach bin“, sagte Firan. Schuldig glaubte nicht daran, dass es sich so verhielt. „Kannst du deine Gefühle mit anderen Teilen? Ich hab dich das vorhin schon gefragt, aber eher aus… Gewohnheit, wegen Jei.“ „Du meinst Übertragen?“ Schuldig nickte. „Warum sollte ich das?“, fragte Firan. Ran schnaubte und schüttelte dann leise vor sich hin murmelnd den Kopf. „Der denkt nur an Sex, sonst nichts, Firan“, meinte Ran dann lauter. „Das ist so nicht ganz korrekt, Verehrtester“, meinte Schuldig in näselndem Tonfall. „Aber fast korrekt“, erwiderte Ran spöttisch. „Soll ich es versuchen? Das nächste Mal?“, fragte Firan und Ran hörte ein bisschen zu viel Begeisterung heraus. Schuldig färbte ab. „Auf jeden Fall!“ Oh ja Schuldig hatte da schon ein paar Ideen. Firan sah zu wie Gabriel an ihm vorbeischritt und in Richtung Vorratsraum ging. Er hatte seinen Oberkörper auf die verschränkten Arme gelegt die auf dem Tisch auflagen. Sein Blick war in Richtung Küche gerichtet wo Ran still und augenscheinlich in sich ruhend arbeitete. Er hatte Hilfe ausgeschlagen und so war Firan zur Untätigkeit gezwungen. Er seufzte geplagt. Ran warf ihm einen unlesbaren Blick zu und Firans Gesicht rutschte tiefer in seine Arme hinein, sodass nur noch ein Auge auf Ran warf. Ran trug eine Cargohose und ein enges Shirt und Firan betrachtete sich den stillen Mann sehr genau. Er hatte Männerkörper noch nie auf diese... Weise betrachtet. Sie hatten dieselbe Größe, aber Rans Muskeln waren definierter und im Gegensatz zu ihm war sein Körper durch und durch trainiert. Rans Hände hatten sich etwas rau auf seiner Haut angefühlt, was ein himmlisches Gefühl bei ihm ausgelöst hatte. Und die bloße Tatsache, dass dieser Mann so sanft sein konnte aber auch etwas Düsteres unter der Oberfläche brodelte löste in Firan bereits erneut eine Welle der Erregung aus. Vorhin als er so verletzlich gewesen war, das waren alles Widersprüche die in diesem Mann lebten, die ihn sehr anziehend machten. Auch wenn es auch eine beunruhigende Komponente innehatte. Er verstand was Gabriel zu ihm hinzog. Erneut löste sich ein Seufzen aus ihm, als er es bemerkte presste er seinen Mund an seinen Oberarm. Hoffentlich hatte Ran das nicht gehört. Firan löste seinen Kopf aus seiner Haltung und verfolgte wie Gabriel hereinkam und dann nach oben ging. Die Badezimmertür schloss sich und Firan ließ seinen Kopf sinken um wieder in die Betrachtung des Japaners zu verfallen. Kein Wunder, dass sich Gabriel in diesen Mann verliebt hatte. Ran ging hinüber zum Kühlschrank und öffnete ihn um eine Schüssel herauszuholen. Firan verfolgte diese Handlungen mit Blick auf Rans Körper, vor allem seiner Kehrseite. Er hatte noch gut das Bild vor Augen als Ran gefesselt vor ihm gekniet hatte. Jetzt konnte er sich gar nicht vorstellen wie dieser Mann gefesselt sein konnte. Jede Bewegung warnte einen guten Beobachter ihm zu nahe zu kommen. Firan ließ seinen Blick nach oben wandern zu den nachlässig zusammengebundenen Haaren. ‚Verliebst du dich, gerade? ’, fragte Gabriel plötzlich in seine Gedanken. Firan spürte die Hitze, die gerade in seine Wangen... und nicht nur dorthin schoss. ‚Nein’, schickte er schnell zurück. ‚Ah... aber sieh ihn dir nur an... wie er sich gerade bückt... die Kurve seines Rückens...’ ‚Hör auf’, gebot Firan hitzig in Gedanken und verbarg sein Gesicht komplett in seinen Armen. Er hörte so etwas wie ein amüsiertes Lachen und verzog die Lippen gepeinigt. ‚Bist du nicht eifersüchtig, wenn ich deinen Partner auf diese Weise ansehe? ’, fragte er. ‚Nein. Das ist körperliche Begierde, die du verspürst. Das ist okay, Firan. Es ist nicht das Gleiche was ich für ihn fühle, was er mir bedeutet.’ ‚Ich weiß nicht, es fühlt sich verboten an’, meinte Firan und sein Auge schob sich wieder über seinen Arm um Ran zu beobachten. ‚Du willst sagen, dass ich dir nicht gefährlich werden kann? ’, fragte Firan nachdenklich. ‚Willst du es drauf anlegen? ’ ‚Nein. Niemals! ’, entrüstete sich Firan über diese Frage. ‚Ganz ruhig. Ein bisschen Wettkampffeeling hat noch niemandem geschadet. ’ ‚Das ist unmoralisch!“, behauptete Firan. ‚Oh ja, das ist es’, erwiderte Gabriel und Firan konnte sich des Gedankens nicht erwehren, dass Gabriel ganz angetan von dieser sogenannten unmoralischen Sache war. ‚Du magst das? ’, fragte er vorsichtig nach. Ran fragte ihn gerade etwas und Firan sah auf. „Möchtest du noch einen Tee? Oder etwas anderes?“ ‚Diese Stimme kann dir unter die Haut gehen…’, hörte er Schuldig in seinen Gedanken und er nickte lediglich in Richtung Ran. Ran sah ihn nachdenklich an, nickte dann und ging hinüber um ihm einen Tee zu machen. Eigentlich wollte er das selbst tun. Ran musste ihm keinen Tee machen, er war schließlich derjenige, der für derlei Belange zuständig war. Unglücklich darüber, dass er den Einsatz verpasst hatte – weil Gabriel ihm unanständige Dinge in den Kopf flüsterte ließ er den Kopf wieder fallen. ‚Du bist nicht hier um uns zu bedienen, Firan’, hörte er dann. ‚Das war bisher meine Aufgabe und ich kann sie gut erfüllen. Was könnte ich sonst tun? ’ ‚Spaß haben. ’ ‚Ehrlich gesagt, ich weiß nicht genau was mir Spaß macht. ’ ‚Macht dir Sex Spaß? ’ ‚Ja. ’ ‚Na, das ist ein Anfang. ’ Firan schürzte die Lippen und drehte den Kopf so, dass er nicht mehr zur Terrasse sah, sondern wieder in Richtung Ran, der jedoch gerade auf ihn zukam und ihm die Tasse mit dem Tee brachte. Er stellte sie ab und beäugte ihn dann ohne etwas zu sagen. Ein Umstand der Firan suspekt war. Er setzte sich gerade hin und sah Ran an. „Ist alles in Ordnung mit dir?“, fragte Ran und schien besorgt zu sein. „Ja. Warum?“, fragte Firan unbehaglich. Ran legte ihm seine Hand auf die Stirn. Firan spürte schon wieder diese unsägliche Hitze zwischen seinen Beinen. „Du wirkst müde und dein Gesicht ist rot. Vielleicht hast du Fieber?“ „Ich, Fieber?“, fragte Firan total überrumpelt von dieser Antwort und der unwahrscheinlichen Möglichkeit krank zu sein. War er schon einmal krank gewesen? „Meine Wunden sind gut verheilt.“ „Hmm, ich weiß nicht, Schuldig hat auch einmal eine Grippe als er seine Wunden nicht ausgeheilt hatte. Das war wirklich schlimm. Vielleicht solltest du dich noch einmal ein bisschen hinlegen.“ ‚Ja, mit ihm’, schlug Gabriel in Firans Gedanken vor. ‚Glaubst du er meint wirklich ich werde krank wie normale Menschen? ’ ‚Quatsch, Ran hat Lunte gerochen, er weiß sicher, dass du scharf auf ihn bist. ’ ‚Und was soll ich jetzt machen? ’ ‚Spiel das arme, kranke Häschen! ’, kam der nächste unmoralische Vorschlag. ‚Wie soll ich das spielen? Ich weiß nicht wie das gehen soll. Und warum soll ich das? Was soll das bringen? ’, fragte er ein wenig aufgeregt. ‚Das ist für dich nicht so schwer. ’ „Mir ist schon ein bisschen heiß“, sagte Firan vorsichtig. Ran legte den Kopf schief um ihn genauer ins Auge zu fassen. Firan wurde unter diesem Blick ganz mulmig zumute. ‚Bist du schon auf den Gedanken gekommen, dass er mich ins Bett stecken will damit er mit dir allein sein kann? ’, fragte Firan vorsichtig. Erst kam keine Erwiderung. ‚Das kann tatsächlich sein, aber so gemein ist Ran nicht. ’ ‚Nicht? ’ ‚Nein. Mein kleiner Moralapostel würde so etwas Schäbiges nie tun, vertrau mir in diesem Punkt. ’ „Sollen wir uns einen Film ansehen? Das entspannt dich vielleicht“, bot Ran an und Firan nickte. Was sollte er schon sagen? Dass er eigentlich etwas anderes wollte, aber sich nicht traute Ran dies offen zu sagen oder zu zeigen? Ran durchquerte den Raum und ließ sich auf der kleinen Insel mit den Sitzgelegenheiten nieder. Ran wählte einen Film aus. „Was meinst du? Den hier?“ „Ja, sehr gern. Ich kenne nicht so viele Filme“, sagte Firan und lächelte unbeholfen. Er wusste wirklich wenig über solche Dinge und er hatte deutlich den Eindruck, dass es Ran nicht um Filme ging… Sie schauten zusammen den Anfang und schnell wurde ihm klar, dass der Film wohl sehr erotisch war. Waren Filme immer so... detailliert? In der Zwischenzeit war Gabriel heruntergekommen, die Haare noch feucht mit einem Handtuch darin herumrubbelnd. ‚Netter Film’, bedeutete Schuldig Firan. ‚Er ist... also sehr freizügig... ich meine die Darsteller. ’ Ran erhob sich und verabschiedete sich mit den Worten: „Ich geh duschen.“ Firan sah ihm nach und Schuldig schwang sich über die Couch um mit Firan die nächsten heißen Szenen zu sehen. Was Firan immer unruhiger werden ließ. Seine Wangen fühlten sich sehr heiß an und er war damit beschäftigt seine Erregung vor den Beiden zu verbergen. „Kannst du mir kurz helfen, Schu?“, fragte Ran von oben und verschwand wieder im Badezimmer. Schuldig stand auf, legte sich das Handtuch über die Schulter und ging hinüber zu einer der Taschen die hier unten standen. Er kramte das Verbandszeug heraus und die Folie, die sie mitgenommen hatten um den Verband wasserdicht abzukleben und folgte Ran nach oben. Firan hatte das mit Argusaugen beobachtet und wandte sich dann wieder dem Film zu. „Schu…“, wiederholte Firan nachdenklich. Er kuschelte sich tiefer in die Couch und zog die Decke über sich. Er spürte, dass der Wein ihm etwas zu Kopf gestiegen war, allerdings nicht so schlimm, dass seine Erregung davon verschwunden wäre. Vor allem machte der Film die Sache nicht besser. Seine rechte Hand glitt wie von selbst zu diesem drängenden Punkt und umfasste sein Glied. Mit einem Seufzen strich er einmal daran auf und ab bis er Schritte auf den Stufen hörte. Unauffällig drehte er sich auf die Seite und zog seine Hand unter der Decke hervor. Ran holte sich sein Weinglas vom Tisch und kam zu ihm herüber. Er setzte sich zu seinen Füßen auf die Couch und nahm einen Schluck des Weins. Scheinbar unberührt von dem sexuellen Geschehen auf dem Bildschirm saß er dort und blickte den Protagonisten zu wie sie sich auszogen. „Schu…“, sagte Firan dann. „So nennst du Gabriel manchmal.“ „Ja, wenn er brav ist“, sagte Ran beiläufig und nippte wieder an dem Glas. „Warum fragst du?“ „Du nennst ihn Schuderich“, versuchte sich Firan. „Schuldig. Das ist ein deutsches Adjektiv, das bedeutet im englischen guilty, sein Alias bei Schwarz. So habe ich ihn kennengelernt.“ „Willst du ihn nicht bei seinem richtigen Namen nennen?“ „Nein, es gefällt mir so besser und ich denke ihm auch. Es verbindet uns auf eine spezielle Weise.“ „Habt ihr nicht auch schlechte Erinnerungen an diesen Namen?“ „Sicher haben wir das.“ Firan schwieg ein Weilchen. „Schu ist ein ägyptischer Gott… er steht für die…“ Firan konnte nur im Augenwinkel sehen wie Ran das Glas auf den Tisch abstellte sodass es überschwappte und dann spürte er wie der Mann über ihn kam, ihn bedrohlich ansah und die Hand auf den Mund presste. „Zum Teufel, du wirst nie und ich sage nie mehr diesen Satz erwähnen“, sagte Ran mit erschrockenem Gesichtsausdruck. Firan bekam für einen Moment Angst und schüttelte den Kopf. „Denn wenn Schuldig jemals diese Verbindung zieht… wenn er jemals das herausfindet dann Gnade uns jeder Gott den es gibt. Er wird uns damit bis auf Blut nerven und nicht mehr damit aufhören! Hast du das verstanden?“ Firans erster Schreck legte sich und er nickte lächelnd. „Lach nicht, das ist ernst. Todernst. Was meinst du wie er uns auf den Sack gehen wird, wenn er…“, Ran verstummte. „Wenn er… was?“, hakte Schuldig nach, der gerade die Sitzgelegenheiten samt Weinglas erreicht hatte. Ran seufzte als er das Weinglas sah. „Wie lange stehst du da schon?“ „Lange genug! Huldigt dem Gott Schu!“ Er hob das Weinglas an. Firan musste lachen und Ran ließ sich auf Firan fallen und stöhnte frustriert. Firan linste an Rans Haarschopf vorbei und sah einen äußerst zufrieden grinsenden Gabriel an. Fortsetzung folgt… Vielen Dank fürs Lesen! Gadreel Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)