Der Glasgarten von Gadreel_Coco ================================================================================ Kapitel 1: Irrsinn ------------------ Eine ganz wichtige Notiz zu Anfang: Unsere Gadreel ist NICHT diejenige, die hier schon existiert, sondern diejenige, die im Yaoi.de-Archiv ihre Geschichte 'Blut und Seele - The sign of the black cross' bereits 2002 veröffentlicht hat. Das möchten wir noch einmal ausdrücklich betonen, damit es zu keinerlei Verwechselungen kommt! Titel: Der Glasgarten Teil: 1 / ? Autoren: Gadreel und Coco Email: Gadreel.Coco@gmx.net Fanfiction: Weiß Kreuz Rating: PG-16 Warnungen: angst, Gewalt, Lemon, Sm/BD, Sap, Pairing: Schuldig x Aya, im Laufe der Geschichte noch einige nette andere Pairings, verlasst euch drauf! ^_~ Disclaimer: Die Charaktere gehören ihren Zeichnern und den Menschen, die in Japan für die Serie Weiß Kreuz verantwortlich sind. Wir wollen hiermit kein Geld machen. Kommentar: Die leisen Töne...auf die sollte man manchmal hören und wie der Titel schon sagt, geht es hier um zerbrechliche Blüten in einem großen Garten. Die Geschichte ist als Autorenzusammenarbeit entstanden mit RPG Charakter. Das heißt alle Rollen, die wir beide - Coco und meine Wenigkeit - schreiben, werden strikt vom jeweiligen Autor eingehalten. Auch wenn dabei längere Textpassagen von Nöten sind. Weiterhin wären bestimmte Gegebenheiten zur Geschichte an sich zu bemerken. Aya hat langes Haar, die Geschichte steht jedoch in keinem Zusammenhang zu den bekannten Serien. Wir wurden von einem Bild inspiriert, dass von Anfang an in unseren Köpfen Pate für diese Geschichte gestanden hatte. Vielleicht kennen es einige von euch schon, da P.L. Nunn im Bereich der Yaoi-Zeichner keine Unbekannte ist. Das Bild an sich findet ihr unter www.bishonenworks.com im Adultbereich unter dem klangvollen Titel ,chapscaptive'. Nun, wünschen wir viel Vergnügen bei eurer Reise durch den Glasgarten. Gadreel und Coco ~ Irrsinn ~ Geschlossene Abteilung der Psychiatrie 22.00 Die Front des Gebäudes mit den hohen, abweisenden Mauern lag im Dunkeln; nur gelegentlich durchbrach der Schein der automatischen Lichtanlage die mondlose Nacht und warf ihr kaltes Licht auf die Psychiatrie.Feine Fäden aus Schnee und Regen waren dann in den Lichtkegeln zu sehen. Der unangenehme Winter hielt das Land im Griff, doch die Patienten interessierten sich kaum für die Wetterverhältnisse. Hatte doch keiner die Erlaubnis die Anstalt zu verlassen... . Während im obersten Männertrakt, auf dem langen Flur, das Licht anging, umstrich das gespenstische Rauschen der Bäume im Wind die Stille. Es war nasskalt draußen, unangenehmes Wetter. Durch die vergitterten, hohen Fenster war ein Mann zu sehen, der seine abendliche Kontrollrunde drehte, dabei durch die Sichtfenster mit seiner Stablampe leuchtete und die Insassen jeder Zelle beäugte... . "Hey Sal, vergiss nicht den Neuling zu ,bedienen'." "Ja, keine Sorge, der kommt noch dran, hab ihn hier auf meiner Liste, bekommt die doppelte Dosis als die übliche." Ein verhaltenes Lachen antwortete ihm, als er seinen Rundgang fortsetzte. Der Trakt, in dem er seine Nachtschicht diese Woche absolvierte, war der mit den Neulingen. Sehr heikel, sehr schwierig - sehr gefährlich. Die Untersuchungen und die psychiatrischen Gutachten liefen zum Teil noch und so waren der Umgang und die - nur - kalkulierten statt berechneten Dosierungen der Medikamente oft schwierig. Sal war müde, er hatte seine sechste Nacht und noch zwei vor sich. Hinzu kam noch, dass er untertags schlecht schlafen konnte..., hoffentlich ging diese Nacht schnell vorüber, aber es war erst..., sein Blick wanderte zum wiederholten Male zur Armbanduhr....es war erst 22.10 Uhr. Er kam zum vorletzten Zimmer und klopfte zunächst an bevor er mit einem Schlüssel die Zelle öffnete. Der Patient konnte durch die gepanzerte Glastür kaum etwas verborgenes in dem Zimmer machen, da die Zellen so gebaut waren, dass die Tür in einer Zimmerflucht angebracht war und der Raum im Halbrund aus Sicht der Tür gebaut war. Es gab keine verborgenen Ecken und Winkel in den Räumen. Aufsichtskameras gaben allerdings bereits die Aufschlüsse über etwaige abnorme oder gar bedrohliche Verhaltensweisen. Was nicht selten vorkam. Der Gast jedoch, der sich hinter dieser Tür aufhielt, war gestern erst eingetroffen und Sal fragte sich warum er hier war. Er war noch nicht dazu gekommen, die ausführliche Anamnese zu studieren. Schizophrenie, hatte er auf den ersten Blick gesehen, aber wie weit oder ob es andere Psychosen waren, die noch mit hineinspielten, hatte er noch nicht ergründet. Es fiel ihm oft schwer, sich in der Nacht mit dem Lesen der Akten zu beschäftigen, auch wenn es wichtig in seinem Job war. Oft auch überlebenswichtig. Sein Kollege saß zwar - so hoffte er - an der Monitorzentrale, doch wie es der Zufall wollte, waren die Insassen oft schneller als sein Kollege mit dem Notruf. Er konnte sich zwar wehren, aber dennoch... . Einen Fixiernotruf hatte er in seiner Laufbahn schon desöfteren mitgemacht. Sobald der Notruf gesetzt war, liefen von jeder Station in der Anstalt ein bis zwei Mann los um zum Ort des Geschehens zu laufen. Wurde der Ruf nicht binnen einer bestimmten Zeit gelöscht, kam die Polizei ins Haus. Sal war groß und breit und sein massiger Körper füllte den Türrahmen, als er hindurch trat und sich den fixierten Mann auf der Liege betrachtete, der augenscheinlich für ihn schlief. "Wachen Sie auf, Herr...", er sah auf seine Liste, "Schuldig. Sie bekommen Ihre Injektion. Eine Notwendigkeit, wie Ihnen sicher Ihr beurteilender Psychologe mitgeteilt hat." Er hatte bemerkt wie sich der Mann ihm träge zugewandt hatte. Ihm ein verschlafen wirkendes Lächeln schenkte und ihn aus nur halbgeöffneten Lidern entgegenblickte, als er mit der bereits im Stationszimmer aufgezogenen Spritze auf ihn zukam. Sal sah nicht, dass die Augen hinter den nachlässig geöffneten Lidern hellwach waren, der Mann ein glänzender Schauspieler war und ihm das Bild gab, das er sich in seiner Müdigkeit von einem gehorsamen Patienten erhoffte. Schnell seine Arbeit erledigen und schnell wieder an den Stationsstützpunkt um sich einen frischen Kaffee zu kochen. "Ich habe Kopfschmerzen und Durst", krächzte der Mann und die Stimme hörte sich noch verschlafen an. Dies kam sicherlich von den Medikamenten, die er alle paar Stunden verabreicht bekam, mutmaßte Sal. Er stellte sein Tablett am Fußende ab. "Die Gutachten laufen noch, solange kann ich Ihnen keine gesonderten Freiheiten einräumen. Hausvorschrift. Ich habe meine Weisungen erhalten. Sie kennen Ihre Erkrankung besser als ich, wissen besser wie Sie sich in einem derartigen Schub verhalten und Sie sind eine Gefahr für ihre Mitmenschen, Herr Schuldig. Sie verstehen also, dass ich mich nicht in diese Gefahr begeben möchte und Ihnen Freiheiten einräume, die mich selbst gefährden können." Der Mann lächelte etwas verträumt, war wohl noch sehr müde. "Sicher weiß ich das", sagte er sanft. Er schloss die Augen und Sal beobachtete während er sein Tablett näher heranzog wie sich die Zunge des Mannes hervorstahl und die trockenen Lippen benetzte. Er stöhnte unterdrückt und Sal erstarrte einen Moment in seiner Bewegung. Es hörte sich fast an, als wäre der Andere sexuell erregt. Hör auf Sal, mahnte er sich und konzentrierte sich wieder auf seine Spritze. Es war still im Haus zu dieser Zeit, keiner schrie wie sonst umher, denn die Zellen und Zimmer waren geschlossen und schützten vor Lärm. Noch während er die Spritze ansetzte und langsam injizierte, kleine Pausen machte um das Medikament nicht zu schnell zu verabreichen, kreisten seine Gedanken in ungewohnter Weise immer wieder zu dem Mann. Er sah verdammt gut aus, der halbgeöffnete Mund, die gerade Nase, die langen Haare, der muskulöse Körperbau, sportlich, trainiert. Ja, das war es worauf er stand: eindeutig männlich. Und er war gefesselt, er könnte ihn hier und jetzt nehmen. Diese Fixierung mit den breiten Lederbändern würde er kaum aufbekommen.... . Diese und ähnliche Gedanken hatte Sal während er das Medikament injizierte. Er konnte seine Gelüste gut unter Kontrolle halten, lebte sie nur bei seiner ,Herrin' einmal die Woche aus, weshalb verspürte er jetzt diesen Drang? Woher kam diese plötzliche Lust? Es hörte erst auf, als er die laszive Stimme des Mannes an sein Ohr dringen hörte. "Ich wette, du besorgst es dir später heimlich auf der Toilette", wisperte die Stimme in intimer Vertrautheit, als spräche sie zu jemand Bekanntem, nicht zu einem Fremden. Irritiert blickte Sal auf und runzelte die Stirn. "Hat deine Herrin dir nicht verboten, diese schmutzigen, kleinen Dinge zu machen?" Ein tadelndes Seufzen entkam den trockenen Lippen und die Zunge benetzte erneut die aufgesprungene Haut. "Dabei könnte ich es doch mit meinen Lippen weitaus besser, als du mit deinen rauen großen Händen. Meine Lippen, sieh sie dir an, so sanft... und meine Zunge erst, ich kann dich besser, viel besser verwöhnen, mein Großer", flüsterte die Stimme jetzt heiser. Es war als spräche der Kerl zu seinem Inneren und filtere genau das heraus, was er momentan gerne wünschte. Der Kopf des Mannes lag immer noch auf der Seite, er hatte sich kaum geregt, wenn diese verdammte Stimme nicht wäre, die wie eine Schlange in seinen Kopf kroch, zumindest hatte er das Gefühl, sie dort zu fühlen. Die Lider des Mannes waren noch immer halb geschlossen. Sal musste raus hier, diese Stimmung, diese drückende Hitze in diesem Raum und dieser Mann in seiner dahingegossenen Wehrlosigkeit machten ihn ganz wirr. Einen Moment starrte er auf die Gestalt, als ihm ein glasklarer Gedanke durch den Kopf schoss: Der Mann war ganz und gar nicht wehrlos. Raus hier. Sal erledigte schnell seine Arbeit und stand dann hastig auf. Mit einem letzten Blick auf den Mund des Mannes drehte er sich um und verließ fluchtartig den Raum. Er glaubte noch ein gehässiges Lachen zu vernehmen, als die Tür ins Schloss fiel und er tief durchatmete. Wann hatte er das letzte Mal derartige Angst verspürt? Wann? Er konnte sich nicht erinnern. Was hatte der Typ überhaupt zu ihm gesagt? Die Erinnerung verblasste schon... . Er musste weiter arbeiten, war sein nächster Gedanke und er widmete sich wieder den verbliebenen Spritzen und den Namensetiketten auf dem Tablett. Er hatte bereits vergessen, was er in diesem Zimmer erlebt hatte und wer dort lag... . Die Nacht verlief ruhig. o~ Das Lachen, welches von den Wänden größtenteils geschluckt wurde, verebbte nur nach und nach und Schuldig kaute gelangweilt auf seiner Unterlippe herum. Das Medikament würde sicher bald seine Wirkung zeigen. Manche Psychopharmaka hatten die dumme Angewohnheit nicht sofort ihre Wirkung zu entfalten, sondern erst einige Minuten nach der Verabreichung. Und das alles nur deshalb, weil er einen Auftrag verbockt hatte ...oder nein! - weil Crawford zu wissen glaubte, dass er ihn verbockt hatte und er ihn nun zur ,Genesung' in diese Anstalt gesteckt hatte. Für ganze sechs Tage! Seine Strafe also. Dem fiel doch wirklich noch was Neues ein um ihm das Leben madig zu machen. Schuldig sollte hier über sein Verhalten nachdenken und sich überlegen wie er das wieder gut machen wollte. Wie er für den verpatzten Auftrag und die damit verlorenen 100 000 $ für Brad Crawford auf irgendeine Art ersetzen wollte. Zeit sollte er genügend hier haben. Umgeben von lauter Psychopathen, gefesselt und nur von Pflegern und Psychologen umgeben, sollte ihm hier die Zeit gegeben sein um über sein Versagen nachzudenken. Schuldig setzte an, tief Luft zu holen, wurde aber durch den engen Brustgurt der Fesselung daran gehindert. Eine Zwangsjacke hatten sie ihm bisher nicht gegeben, da er sich nicht selbst verletzte. Na, wäre ja noch schöner gewesen! Der Pfleger eben hatte ihm etwas Abwechslung geboten, doch nur kurz und eigentlich hatte er nicht vor außer einer vorgespielten Schizophrenie noch mehr hier zum Besten zu geben. o~ Es war doch reichlich kühl in dem Raum geworden, schoss es Aya durch den Kopf, als er nur nebenbei zuhörte, was ihnen die rothaarige Perseragentin gerade über ihren neuesten Job offenbarte. Sie sollten also eine Irrenanstalt heimsuchen. Wie nett. Der Grund dafür war allerdings weniger nett...mehr befriedigend, wie Aya für sich befand. Anscheinend sollten sie den Teamtelepathen von Schwarz aus eben diesem Etablissement befreien. Befreien. Gefangen nehmen, wie sich Manx ausgedrückt hatte. Ihn für Kritiker einfangen. Sie brauchten ihn, um diverse Tests durchzuführen und dafür zu sorgen, dass sie eine wirksame Waffe im Kampf gegen Schwarz hatten. Irgendwie zweifelte Aya den Erfolg dieser Mission an, aber gut. Es lag nicht an ihm, zu widersprechen. Es lag an ihm, Befehlen zu gehorchen, damit er weiterhin für seine Schwester sorgen konnte. "Habt ihr verstanden? Die Akten liegen im Stationszimmer, genau dort", stahl sie sich ein weiteres Mal seine Aufmerksamkeit, ließ seinen Blick unwillkürlich auf die vor ihnen ausgebreiteten Fotos fallen. "Dort findet ihr, was für Medikamente er verabreicht bekommen hat und was ihr ihm spritzen könnt, ohne seine Gesundheit ernsthaft zu beeinträchtigen. Denkt daran, wir brauchen ihn unversehrt." Jaja. Als wenn das so einfach wäre. Du hast doch gar keine Ahnung....von gar nichts, erwiderte er der rothaarigen Frau und warf mit einem bösen Stirnrunzeln seine Haare zurück. ZU lang. ZU schwer. ZU hinderlich. Übermorgen hatte er einen Frisörtermin. Und dann ab damit. Sie sprachen die Mission durch. Ihre einzelnen Aufgaben. Bombay zuständig für die technischen Dinge, Balinese, Siberian und er selbst für das Grobe. Auch wenn sie in diesem Fall ein Blutbad weitgehenst vermeiden würden. "Nehmt ihr an?" Was hatten sie auch für eine andere Wahl? o~ "In Ordnung, ich habe die Zusammensetzung...wir können das hier nehmen... ." Omi fischte eine der kleinen Ampullen aus dem Sicherheitsschrank, den er zuvor geknackt hatte und griff in der gleichen Bewegung nach einer Kanüle. Damit machten sie sich auf den Weg in das letzte Zimmer auf dem dunklen Flur, der, reichte die allgemeine, klaustrophobische Atmosphäre dieser...Anstalt nicht schon, in dunklen Tönen ausgekleidet war. Aya schauderte angesichts des beklemmenden Gefühls und wünschte sich, niemals...niemals einer solchen Umgebung länger als nötig ausgesetzt zu sein. Ihm reichte schon das Krankenhaus, in dem Aya lag. Doch hier... . Er würde froh sein, wenn sie den Telepathen in ihrem Gewahrsam hätten. Lautlos bewegte er sich den Flur hinunter, erreichte die letzte, massive Tür. Gitterstäbe und massive Glasverkleidungen, wo er nur hinsah. Grässlich. Beängstigend. Er betrat das stille Zimmer, brauchte einen Moment, um die auf dem Bett liegende, ruhige Gestalt des Schwarz als den teuflisch-mörderischen Telepathen zu erkennen. Blass, dürr und hilflos lag er vor ihm. Bereit getötet zu werden, wenn es ihnen nicht verboten worden wäre. Aber nein. Sie mussten ihn ja mitnehmen. Ohne zu zögern trat Bombay an ihm vorbei und prüfte die Pupillen des Deutschen. Einzig eine träge Reaktion zeugte davon, dass der Schwarz nicht schon längst über den Jordan getreten war. Trotzdem war Schuldig hinüber, anscheinend unschädlich gemacht durch die Drogen, die sie ihm gespritzt hatten. Alleine deren Namen hatten sich schon grausam angehört... Der Kleine setzte schweigsam das Betäubungsmittel an und leerte die Ampulle Stück für Stück. Ließ sich Zeit. Aya sah aus dem vergitterten Fenster. Er wollte hier weg. Diese Umgebung machte ihm Angst. o~ Sein ausgetrockneter Körper wirkte in der dämmrigen Schwerelosigkeit des medikamentös bedingten Schlafes, als wüsste er nicht, wohin er sollte. Endlich aufwachen, oder doch weiterdriften in die Tiefe eines erholsamen Schlafes. Doch dazu reichte es nicht, etwas hielt ihn zurück. Worte, wie Nebelschwaden, die durch ihn hindurch streiften, ihn berührten, ihn jedoch nicht belangten. Seine Fähigkeiten waren leider abhängig von seinem Bewusstseinsgrad und dieser war in einer Ebene angekommen, in der er unfähig war, Entscheidungen in seinem Bewusstsein zu treffen. Unbewusst entkam Schuldig ein trockenes Seufzen, sein Körper lechzte nach ausreichend Flüssigkeit, die ihm schon seit einem Tag verwehrt geblieben war. o~ Das war alles zu einfach gewesen. Würden Schwarz ihren Telepathen wirklich einfach so in einer Irrenanstalt lassen? Ohne Bewachung? Aya glaubte es nicht, als sie nun zu dem versteckten, etwas außerhalb gelegenen Lagerhaus fuhren. Wo sie Schuldig die erste Nacht unterbringen sollten. Aya hielt das für eine gefährliche Idee, waren sie doch so mehr angreifbar als sonst für das feindliche Team. Oder bildete er es sich nur ein? Er wusste nicht...Ohne jeglichen weiteren Gedanken ließ er seinen Blick nun über die dunkle Straße gleiten, auf der sie fuhren. Balinese fuhr, Bombay und Siberian waren hinten bei ihrem Opfer. Hinten in dem ausgepolsterten Van. Falls es dem Schwarz doch noch gelingen sollte, seinen Drogen zu entfliehen, was Aya schwer bezweifelte. Wenn er es genau nahm, war es komisch. Sie, die anscheinend immer unfähigen Weiß hatten den mächtigen Telepathen. Aya lächelte bitter. Ein minimaler Triumph, wenn auch keiner, den er genießen konnte. Sie waren da, stiegen aus auf sandigem Grund, während ihnen der Wind die Haare um die ernsten, schweigsamen Gesichter wehen ließ. Wiederum verfluchte er seine Haare, die sich strähnenweise aus dem mittlerweile gelockerten Zopf lösten. Nein...sie würden ab kommen. Ab. Kurz. Auch wenn er sich geschworen hatte, sie solange wachsen zu lassen, bis seine Schwester wieder aufwachte. Aya hievte zusammen mit Youji den schweren, halb bewusstlosen, halb benommenen Mann aus dem Van und trug ihn mit sich in die Halle. Den Keller, um genau zu sein. Dort, wo in einem durch Neonlicht erhellten, mit einem einzigen Eisenbett bekleideten Raum das nächste Quartier auf den Telepathen wartete. Massiver Stahl in Kombination mit noch massiveren Ketten würde den Deutschen daran hindern zu fliehen. Zur Not käme dann zusätzlich noch ein Knebel in Gebrauch, falls der Mann zu sehr toben würde. Der rothaarige Weiß lächelte. Es würde ihm eine Freude sein, genau das zu tun, sollte Schuldig es darauf anlegen, auch wenn er nicht wirklich scharf darauf war, den anderen Mann zu quälen. Töten, auf dem Feld, ja. Das konnte er mit Freude. Doch das, was Kritiker nun mit ihm vorhatte... Es wäre nicht sein Weg, dennoch legte er dagegen keinen Widerspruch ein. Er führte nur Befehle aus. Legte den Deutschen nun in materielle, schwere Ketten, befestigte sowohl Hand- als auch Fußgelenke an den massiven Bettpfosten. Kein Entkommen. Es war unmöglich zu fliehen. Dennoch war er froh, nun die erste Wache zu haben und aufzupassen, dass nichts geschah. Wenn es denn der Fall wäre. o~ Schuldig war plötzlich hellwach. Zunächst blieb er ruhig liegen, versuchte seinen schnellen Herzschlag zu beruhigen. Wie er diese Medikamente hasste. Diese schnelle Aufwachphase war ihm ein Gräuel. Wie in einem Albtraum wurde man von der Schlafphase in die Wachphase gerissen. Er wälzte sich unruhig auf seiner Lagerstatt hin und her, fand keine bequeme Liegeposition. Die Temperatur im Raum hatte sich verändert, oder er hatte sich die Decke, die der Pfleger ihm gegeben hatte heruntergestrampelt. Seine Lider hoben sich blinzelnd und er versuchte sich im Raum zu orientieren. Er räusperte sich und musste aufgrund der Trockenheit in seiner Kehle zunächst husten. Sein Gesicht vor Schmerz ob dieser Reizung kurz verziehend wurde er sich erst jetzt voll bewusst, dass er erstens nicht mehr in der Psychiatrie und zweitens an Händen und Füßen in einer sehr unangenehmen Lage gefesselt war. Die klebrige Feuchte auf seiner Haut unter seiner weißen, dünnen Anstaltskleidung fühlte sich unangenehm an. Sie kam von dem Medikament, wie er wusste aus früherer Erfahrung. Doch ihm war immer noch heiß, viel zu heiß. Unruhig bog er seinen Rücken durch, hob seinen Unterkörper minimal an um sich den rauen Kasack im Rücken und am Bauch nach oben zu streifen. Er hatte das Gefühl zu verglühen. Seine Fersen drückten sich in das harte Bettgestell, jedoch hatte er erst nach einigem Ausprobieren das grobe Kleidungsstück ein wenig nach oben geschoben. Ermattet blieb er liegen, hatte noch kein wirkliches Auge für seine Umwelt übrig. Schweigend wie auch äußerst vorsichtig beobachtete Aya, dass der andere Mann für ihn überraschend abrupt zu sich kam, anscheinend Qualen erlitt, die mit den Nachwirkungen der Drogen zusammen hingen. Durst, Fieber, Orientierungslosigkeit, meldete ihm sein Hirn, schlug ihm gleichzeitig vor, wenigstens eines dieser drei Leiden zu beenden, war doch das trockene, reibende Husten wie ätzende Säure in seinen Ohren. Und sich das die nächsten Stunden anzuhören....darauf hatte er nicht wirklich Lust. Schweigend stand er auf und griff in der gleichen Bewegung nach der Wasserflasche samt Pappbecher. Nichts, das Schuldig als Waffe dienen konnte. Nichts...nicht einmal seine Telepathie, die an Aya abprallen würde. An seiner tiefen Schicht von verhüllten Emotionen. Er schauderte. Kalt war es hier...viel kälter als erwartet, doch anscheinend schwitzte der rothaarige Telepath. Nein, augenscheinlich sogar. Aya hätte gar nicht seine Hand nun unter die schweißnassen Strähnen des Deutschen legen müssen, um das heraus zu finden. Auch nicht seinen Kopf anheben müssen. Er hätte ihn einfach so liegen lassen können. Doch dann hätte das Wasser nie das Glas und schließlich die Lippen erreicht. Dann hätte Aya nie einen Blick in die glasigen, weiß unterlaufenen grünen Augen werfen können. "Trink." Augenblicke vergingen, in denen Schuldigs Orientierung zurückkehrte. Seine außersinnliche Wahrnehmung sagte ihm, dass er nicht alleine war, dass er aber auch diese Person mit seinen Fähigkeiten nicht erfassen konnte. Als schützte sich diese Person bewusst vor ihm. Das bedeutete Gefahr. Fakt war, dass er nicht mehr im ,Schutz' der Psychiatrie weilte. Das Licht war nicht angenehm gedimmt, stattdessen prasselte Neonlicht auf seine Gestalt nieder. Kettenglieder rasselten, wenn er sich in einem Hustenanfall regte. Das alles nahm er wahr, dies alles und auch die unwillkommene Nähe desjenigen, der ihn hier festhielt. Jemand kam näher zu ihm, fasste ihn an. Schuldig sah rot. In seinem Kopf brandete Wut an die Grenzen seines Geistes und schwemmte mit einem Schub Adrenalin durch seine Adern. Niemand fasste ihn an. Nicht ihn. Sein Körper schnellte nach oben, als sein Kopf angehoben wurde, preschte vor, wie ein gespannter Bogen, und aus seiner Stimme entlud sich ein Fauchen, dass einer Raubkatze würdig gewesen wäre. Er wollte demjenigen, der ihn gefangen hielt, mit einem Schrei auf Abstand halten, aber herauskam nur ein rauer Laut, der eher einem Fauchen glich. Mit der gleichen Wucht wurden seine Gelenke zurückgerissen und er krachte wieder auf das Bett zurück, den Schmerz in seinen Gliedern nicht registrieren wollend. Wild sah er sich nach dem um, der es gewagt hatte sich ihm zu nähern. Wasser hatte sich über sein Gesicht ergossen und er fühlte erst jetzt die willkommene Abkühlung, seine Haarsträhnen klebten an seiner Wange und seinem Hals. Als er sich halb seitlich drehte, verdeckte die Hälfte sein grimmig blickendes Gesicht, mit dem er auf den Mann blickte, der vor ihm stand. Schuldig ließ sich seine Überraschung zwar nicht anmerken, spürte aber wie er seine Hände um die Eisenmanschetten verkrampfte. Er hätte sie am Liebsten zu Fäusten geballt. Weiß ausgeliefert zu sein, war genau das, was ihm nach der Psychiatrie gefehlt hatte. Fortsetzung folgt... . Danke fürs Lesen. 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