Bermuda von Tei (バーミューダ) ================================================================================ Kapitel 2: Erinnern ------------------- Vielen Dank an meine beiden lieben Kommi- Schreiberinnen!!! Das nächste Kapitel ist euch gewidmet!^^ Viel Spaß beim Lesen!! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ "Tom! Wo steckst du?!" Eine helle, weibliche Stimme klang über den kleinen Hof. "Im Stall!", kam in brüchigen Englisch die Antwort. Amüsiert schüttelte Carolin den Kopf und ging in den Stall. Es war bereits nach Mitternacht und Tom war noch immer im Stall. Vermutlich war er wieder bei Belle in der Box und redete mit ihr. Belle war eine zehnjährige Friesenstute und konnte extrem zickig sein. Lediglich bei Tom wurde sie regelrecht zu einem Schoßhündchen. "Tom ist schon ein komischer Kauz!" Carolin war 28 Jahre alt und hatte vor über zwei Monaten einen jungen, ausgemergelten und verletzten Mann gefunden. Da sie sowieso auf dem Weg ins Krankenhaus gewesen war, da sie dort als Krankenschwester arbeitete, hatte sie ihn mitgenommen und untersuchen lassen. Sonderlich gesprächig war er nicht gewesen. Später hatte sie herausgefunden, dass das wohl daran lag, dass er kaum Englisch sprach. Dafür konnte er fließend Japanisch. In der Klinik hatte sich unter anderem herausgestellt, dass Tom unter starker Amnesie litt. Er konnte sich nicht einmal an seinen Namen erinnern und Ausweise hatte er nicht bei sich. Darum gab man ihm den Namen Tom. Seine körperlichen Wunden waren schnell abgeheilt, aber sein Gedächtnis kam nicht zurück. Carolin, die sich inzwischen mit ihm angefreundet hatte, bot ihm an, bei sich zu wohnen. "Ich sammle alles und jeden ein- ich hab Pferde, Hunde, Katzen, Hasen, Mäuse und Vögel bei mir. Auf einen Menschen mehr oder weniger kommt es da auch nicht an", hatte sie ihm damals lachend gesagt. Und nun lebte Tom seit einem guten Monat bei ihr und half Carolin tatkräftig bei ihrer kleinen Tierauffangstation. Gleichzeitig versuchte sie ihm Englisch beizubringen, aber ihre beiden Papageie waren eindeutig gelehriger. "Hey, es ist bereits nach Mitternacht!" Grinsend sah sie ihn an, als er aus dem Heu aufstand und hunderte von Strohhalmen an seinen Haaren und seiner Kleidung hing. "Gomen ne", sagte er leise und senkte den Kopf. "Schon in Ordnung", meinte sie lachend, "aber als wandelnde Futterkrippe lass ich dich nicht ins Haus. Also komm mal her!" Tom tat wie geheißen und Carolin entfernte das Stroh von ihm. "Kannst du dich wieder an irgendetwas erinnern?" Es war inzwischen zu einer Standartfrage geworden. "Nein." Und das war zu einer Standartantwort geworden. "Du wirst dich sicherlich bald wieder an alles erinnern..." "Ich hoffe es... es ist seltsam nichts über sich selbst zu wissen..." "Naja, ein bisschen etwas wissen wir schon! Zum Beispiel kannst du gut kochen- nicht gerade gewöhnlich für einen Mann- du kannst reiten, der Name Belle zieht dich automatisch an, du kannst Material Arts und außerdem würde ich mal sagen, dass du gebürtiger Japaner bist, der mit Englisch Null am Hut hat!", zählte Carolin lachend auf. "Stimmt schon... ich weiß nicht...?" "Was ist? "Dein Lachen und dein Grinsen, deine ewige Fröhlichkeit ... es kommt mir vor, als ob ich noch einen Menschen kenne, der so ist", erklärte Tom in stockendem Englisch. "Ja?! Fällt dir sonst noch etwas dazu ein?" "... Ja... Nein, dass ist ... blöd...!" "Was denn?" "Pink!" "Du bringst mit diesen Eigenschaften Pink in Verbindung??" Ein Nicken. "Vielleicht deine Freundin oder so... Oder ein Schwein... Oder eine Barbiepuppe...", überlegte Carolin laut und erntete von Tom einen skeptischen Blick. Manchmal machte sie ihm schon regelrecht Angst, wenn sie einfach ohne nachzudenken ohne Punkt und Komma redete. Carolin lachte, als sie Toms Gesichtsausdruck sah und schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter. "Komm jetzt ins Haus." ~*~ Stumm betrachtete Chacha die schlafende Gestalt in dem großen Bett. Gackt war während den Proben ohnmächtig geworden. Zwar war er nach kurzer Zeit wieder bei Bewusstsein gewesen und wollte weitermachen, doch dagegen hatte sich die ganze Band gesträubt. Seit Yous Gedenkfeier vergrub sich Gackt nur so in Arbeit und vergaß seine Gesundheit dabei total. Es war an der Tagesordnung, dass der Sänger zusammenbrach, doch das war ihm egal. Er wollte immer nur weiter machen. Weiter und weiter. Zwei Wochen nach dem Flugzeugabsturz war er bereits wieder im Studio gewesen und hatte Aufnahmen gemacht. Nach einem neuen Gitarristen und Violinisten hatte er bis jetzt noch nicht gesucht und würde auch nach keinem suchen. Niemand konnte You ersetzen. Dass die Stücke dadurch unvollkommen klangen, störte ihn nicht- er wollte es so. Auch wenn Chacha das seiner Meinung nach nicht verstand. "Die Stücke sind unvollkommen, weil You fehlt!", schrie er ihm dann jedes Mal ins Gesicht, während der andere nur den Kopf über ihn schüttelte. Auch heute hatte Gackt ihn wieder angeschrieen und war danach zusammengeklappt. Als er dann wieder zu sich kam, hatte Chacha sämtliche Widersprüche von ihm ignoriert und ihn nach Hause gebracht. Dort hatte er dann auch noch die unverschämte Dreistigkeit besessen ihn wie ein kleines Kind ins Bett zustecken. Er hatte sich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt, doch letztendlich verlor er und als er dann unter der Bettdecke lag, fielen seine Augen schon beinahe von selbst zu. Chacha seufzte, stand auf und vertrat sich im Obergeschoss von Gackts Haus etwas die Beine. Er blieb an einer geschlossenen Tür stehen und öffnete sie vorsichtig. Leise ging er hinein und sah sich um. Alles war noch feinsäuberlich an seinem Platz. In mehreren Regalen stapelten sich diverse Mangas. Auf einer Kommode lag der Geigenkoffer, daneben befand sich ein Ordner, in dem sämtliche Noten sortiert eingeheftet waren. Über einem bequemen Sessel hingen zusammengelegte Cargos. Den Nachttisch zierten wie immer mehrere Fotos vom JOB und von Gackt und You. Auf dem kleinen Tisch lagen noch mehrere Skizzen von neuem Schmuck für h- darts. "Gackt hat wirklich nichts verändert. So als ob er darauf wartet, dass You jeden Tag zurückkommen könnte..." Aber You würde nicht zurückkommen und das wusste Chacha. Der Lead- Gitarrist und Bandleader von GacktJOB hatte sich inzwischen damit abgefunden, dass der Roboter, wie sie ihn immer alle liebevoll genannt hatten, nie mehr mit ihnen auf der Bühne stehen und tausende von Fans verzaubern würde. Was ihn jedoch schmerzte, war, dass es wohl nie eine Beerdigung für You geben würde. Seine Leiche war noch immer nicht gefunden worden- im Gegensatz zu den anderen Vermissten- und man würde sie wohl auch nicht mehr entdecken. Vermutlich hatte das salzige Meerwasser inzwischen seinen Tribut gefordert... Ein erneutes Seufzen verließ Chachas Lippen und er drehte sich um, um das Zimmer wieder zu verlassen. Er konnte sich nie lange in Yous Schlafzimmer aufhalten, ohne sich wie in einem Museum zu fühlen. Leise ging er wieder zu Gackt, doch dessen Bett war leer. "Wo ist er denn jetzt?", murmelte er vor sich hin und machte sich auf die Suche nach ihm. "Gackt!!" rief er durch das ganze Hause, doch er erhielt keine Antwort. Lediglich Belle kam Schwanz wedelnd zu ihm. "Na Kleine, weißt du, wo dein Herrchen steckt?" Er fragte die kleine Hündin mehr spaßeshalber und erwartete keine Reaktion von ihr, doch sie rannte bellend die Treppen hinunter und wartete ungeduldig auf Chacha, sodass er sich dann doch entschloss ihr zu folgen. Sie führte ihn schnurstracks ins Wohnzimmer und dort war auch Gackt. Er saß zusammengekauert in einer Ecke am Boden. Die Knie hatte er dicht an seinen Körper gezogen und mit den Armen umschlungen- sein Gesicht lag darauf und einzelne Tränen rannen seine Wangen hinab. "Hey, was machst du denn hier unten? Du solltest dich doch ausruhen..."sagte Chacha leise und kniete sich vor ihn hin. Erschrocken sah Gackt zu ihm und hob den Kopf etwas an. "Du bist nicht gegangen?" Bei dieser Frage klang er wie ein kleines, verängstigtes Kind. "Nein, ich hab' mir nur etwas die Beine vertreten. Ich hab' dir doch versprochen hier zu bleiben!" Ein Lächeln zierte Chas Gesicht und im nächsten Moment spürte er Gackts Arme, die sich um ihn schlossen und ihn an sich drückten. Einmal mehr drückte er ihn sanft an sich und strich ihm beruhigend über den Rücken, bis die Tränen des Jüngeren versiegt waren. Schließlich stand Chacha auf und zog ihn mit hoch. "Du solltest dich wieder hinlegen und ausruhen. Morgen ist das Interview bei Utaban, da musst du fit sein...", schlug er vor und dirigierte Gackt mit sanftem Nachdruck zur Treppe. "Ich will nicht!", sagte dieser und drehte sich um. "Was...?!" "Das Interview... ich will nicht vor die Presse treten..." "Es ist schon alles arrangiert." "Ich geh' nicht!", bockte er. "Gackt, du hast in den vergangenen Wochen sämtliche Interviews, Fernseh- und Radioauftritte abgesagt oder mich hingeschickt. So kann das nicht weitergehen! Du nimmst Songs auf wie ein Verrückter, aber wenn es um die Promotion geht, dann drückst du dich!" "Ich geh' nicht!" Chacha seufzte. "Geh' du!" Das war Gackts Lösungsvorschlag für sämtliche öffentlichen Auftritte: Chacha sollte sie erledigen- und meistens ließ sich dieser dann auch dazu breitschlagen. "Die Leute wollen aber dich sehen! Du kannst dich nicht ewig in deinem Schneckenhaus verkriechen!" Die ewig leidige Diskussion. Was Chacha am meisten dabei nervte, war, dass Ju-Ken und Ryu sich immer geschickt davor drückten und er immer der Einzige war, der sich das ständige Theater mit Gackt antat. Trauer schön und gut- aber dann sollte er nicht ständig neue Songs produzieren und sich dann vor der Promotion drücken. "Ich will nicht! Ich will ihre Fragen nicht hören... ich will ihre mitleidigen Gesichter nicht sehen! Ich will nicht!!" Die letzten Worte schrie Gackt schon beinahe. "Okayokay! Ich mach es..." Beschwichtigend hatte Chacha die Hände gehoben. "... Mal wieder..." "Deswegen legst du dich trotzdem wieder hin und ruhst dich aus!", entgegnete der Lead- Gitarrist. Ein schwaches Nicken war die Antwort und aus dem bockigen Gackt von gerade eben war wieder ein ängstlicher, von Schmerz und Leid gekennzeichneter junger Mann geworden, der Chacha mit dem Blick eines kleinen Jungens bedachte. "Kommst du mit?", fragte er leise. "Ins Bett?" Eigentlich war die Frage überflüssig, schließlich kannte Chacha die Antwort, aber er hakte dennoch nach. Und wie erwartet war ein Nicken die Antwort. "Ich fühl' mich sonst so einsam und alleine...", flüsterte Gackt. "Ich komme mit", antwortete Chacha mit einem Lächeln und folgte dem Sänger nach oben ins Schlafzimmer. Während Gackt schon unter der Decke lag, entledigte sich der andere noch seiner Hose und seines Shirts. Kaum, dass er dann selbst im Bett lag, kuschelte sich auch schon der Jüngere schutzsuchend an ihn. Chacha gewährte es ihm, schlang die Arme um ihn und zog ihn zu sich, sodass Gackt mit seinem Kopf auf seiner nackten Brust lag. Sein Atem kitzelte etwas, aber schon bald spürte er, wie er gleichmäßig und ruhig war. "Oyasumi...", flüsterte Cha und war ebenfalls bald eingeschlafen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)