Black Bird von Tomonyan (A Love that never should have been born [12.07. chapter 10 up ^^]) ================================================================================ Kapitel 4: Act 4 ---------------- So hier vor demDiru konzert nochmal ein neues Chap für euch. Diesmal hat auch Shinya seinen ersten Auftritt und seinen Steckbrief Also ihr Süßen... vel Spaß beim Lesen 4rd Act Ich sah mir die Bilder ein weiteres Mal an und verglich sie mit dem Video, was Kommissar Hayashi vor eine halbe Stunde auf meinen Schreibtisch gelegt hatte. Üblicherweise war das Kyos Job gewesen, aber der lag mit einer Grippe im Bett und würde für die nächsten zwei Tage ausfallen. Die sah mir gespannt zu. „Und gibt es Übereinstimmungen.“ Und ob es die gab. Das Foto des Jungen, der mich sogar nachts verfolgte, passte auf einen der beiden Jugendlichen von dem Film. Ich hatte ihn bereits bei den ersten Sequenzen erkannt, wollte aber auf Nummer sicher gehen. Saphir… „Ja. Es ist Saphir.“, sagte ich, zeigte Die das Bild. Er hatte sie sich ebenfalls alle angesehen. Die letzten beiden Tage hatten uns um ein großes Stück weitergebracht. Die und ich hatten die Informationen aus den Archiven der Redaktion herausgesucht und mit Hilfe von Utada und ihrem Assistenten ausgewertet. Es hatte sich herausgestellt, dass sie viele Dinge hatten, die uns weiterhelfen konnten, denn neben den Fotos und Interviews existierten auch Aufnahmen von den Treffpunkten der Jugendlichen, an denen sie sich anboten. Mein Partner und ich hatten gestaunt, wo sie sich überall mit ihren Kunden trafen. Es waren zunehmend exquisite Hotels in der Innenstadt oder Clubs mit den besten Rufen, also die Orte, die wir am wenigsten vermutet hatten. Ich musste zugeben, dass „Black Bird“ raffiniert vorging um nicht erkannt zu werden. Ich fragte Utada, warum sie die Reportage abbrechen mussten und wieso sie mit diesen Beweisen nicht schon eher zur Polizei gegangen waren? Darauf hatte sie nur ausweichend geantwortet. Ich vermutete, dass „Black Bird“ hinter ihre Arbeit gekommen war und sie erpresst oder bedroht hatte. Aber Utada sagte mir, nun da die Polizei von allein auf der Fährte von „Black Bird“ war, wollte sie diese wichtigen Indizien nicht länger geheim halten. Sie war eine mutige junge Frau. Hätte ich jedoch zu diesem Zeitpunkt schon geahnt, womit sie diese Hilfe bezahlen musste, wäre ich nie darauf eingegangen. Die nahm mir das Bild von Saphir aus der Hand. „Er ist verdammt hübsch. Ich frage mich immer wieder, was so junge Kids dazu treibt sich selbst zu verkaufen?“ Ich verstand ihn. Diese Frage hatte ich mir während der letzten Tage auch häufig gestellt. Die meisten dieser Kinder waren kaum sechszehn, bildhübsch und hatten ihr ganzes Leben noch vor sich, aber womöglich war es so, wie Kyo es vermutete und Kommissar Hayashi schon angedeutet hatte. „Black Bird“ holte diese Kinde aus Gettos und Slums der Großstädte oder schmuggelte sie aus Ländern wie Korea und Taiwan über die Grenzen wenn sie noch klein waren, verkauften sie an ihre Leute und zwangen sie dann dazu sich zu prostituieren. Solche Geschäfte gab es seit Jahrtausenden. Ich wusste, dass man sie niemals ganz auslöschen würde und das es für die meisten der Kids, die unter „Black Bird“ arbeiteten und aufgewachsen waren, bereits zu spät für Hilfe war, aber mit der Zerschlagung „Black Birds“ würden wir wenigstens die Kinder retten, die in der Zukunft dort gelandet wären. Mich bedrückte dieser Fall und er ging mir näher als alle anderen zuvor. Ich drehte mich von den Bildern weg, betrachtete weiterhin das Video, welche stumm auf meinem PC weiterlief. Dieser Junge. Was faszinierte mich so an ihm? Was? Es war nicht nur seine Schönheit, es war mehr. Seine Bewegungen, wie er über diesem anderen Jungen saß, seine Lippen sich zu einem stummen Stöhnen verzogen. Ich glaubte ein Gemisch von Widerwillen und Verlangen auf seinen hübschen Gesichtszügen zu erkennen. Anscheinend wollte er nicht, was mit ihm gemacht wurde, aber auf eine andere Art und Weise doch. Ich schüttelte den Kopf, schaltete das Video aus. Es war einfach zu bizarr. Ich konnte mich nicht in diese Kids hineinversetzen, egal wie sehr ich es versuchte. „Die?“ Mein Partner sah auf. „Wir sollten langsam damit beginnen die Clubs abzugrasen und selbst mit den Kids reden. Wir nehmen die Kameratasche mit.“ Die nickte, obwohl ich so etwas wie Widerwillen auf seinem Gesicht entdeckte. „Was ist los? Passt dir das nicht?“ Die lächelte gequält. „Doch schon… nur. Ich war mit Shinya heute Abend zum Essen verabredet. Wir konnten uns in letzter Zeit selten sehen, weil ich die meiste Zeit hier im Büro war oder er arbeiten musste.“, sagte er kleinlich. Es schien ihm peinlich zu sein. Kyo und ich waren die einzigen, die von seiner Beziehung mit dem Profiler Shinya wussten. Ich duldete es, freute mich für ihn, dass er jemanden hatte, dem er sich anvertrauen konnte. Ich selbst hatte diese Suche schon fast aufgegeben. Zwar lief hin und wieder etwas, doch meine längere Beziehung lag Jahre zurück und als es dann im Job stressiger wurde, sprangen meine Freundinnen immer ab, beschwerten sich, dass ich keine Zeit für sie hätte usw… Ich wollte nicht länger an die Vergangenheit denken. „Na dann mach dir mit Shinya einen schönen Tag und grüß ihn von mir. Ich werde einfach Gakuto fragen, ob er mitkommt oder alleine losziehen.“ Die sah mich an, als wäre Weihnachten. „Kaoru, dass willst du wirklich tun?“ Ich lächelte. Manchmal wirkte Die wie ein zugrossgeratenes Kind. „Ja… schließlich will ich nicht daran Schuld sein, wenn Shinya böse auf dich ist.“ Die schüttelte seine rote Mähne. „Das ist er nicht. Er versteht es, wenn es mit dem Beruf zusammenhängt.“ Ja und später gibt es trotzdem Streit. Ich sprach aus Erfahrung. „Palaver nicht rum, sondern mach das du wegkommst.“, scheuchte ich ihn schließlich aus dem Büro. Die lächelte, umarmte mich. „Ich mach das wieder gut.“, sagte er fröhlich, war kurz darauf verschwunden. Seufzend blieb ich zurück, schnappte mir meine Zigarettenschachtel und trat ans Fenster. Mein Blick glitt über die Lichter der nächtlichen Stadt, während der Rauch meiner Zigarette durch den Schlitz in den Himmel empor stieg. Ich dachte an mein geplantes Vorhaben. Würde ich also alleine durch die Clubs streifen und nach einigen Kids Ausschau halten, während Die mit seinem Liebsten in einem Restaurant saß und romantisch zu Abend aß. Werde jetzt bloß nicht eifersüchtig Kaoru! Du bist selbst dran Schuld, dass du keine Freundin hast… ‚oder einen Freund’ fügte meine Gedankenwelt dazu. Ich schüttelte den Kopf. Was dachte ich da nur schon wieder? Ich stand nicht auf Kerle, schon gar nicht auf diesen Jungen mit den schönen Augen… KAORU! Okay… ich brauchte eindeutig einen Kaffee. Wahrscheinlich würde dieser Fall mich noch süchtig nach diesem koffeinhaltigen Getränk machen. Na ja… ich müsste dann auch nach Hause und mich fertig machen. Mit Anzug und Krawatte käme ich bestimmt nicht in diesen Clubs an. Also beendete ich das Leben meiner Zigarette und warf sie aus dem Fenster. Ich fuhr den PC runter, warf einen letzten Blick auf Saphir und verließ dann das Büro. Mein Abend war lang genug. *** „Die, was ist denn los? Du wirkst so abwesend?“ Shinya blickte seinen Freund besorgt an. Schon seit sie das Restaurant betreten und ihr Essen bestellt hatten, war der Rothaarige anders als sonst. Die sah auf, lächelte. „Nichts Shinya.“ Der Braunhaarige zog die Augenbrauen zusammen. „Mich kannst du nicht belügen Daidai. Dazu kenne ich dich schon zu lange. Hat es mit deinem neuen Fall zu tun?“ Die seufzte. Das Shinya auch immer alles wissen musste. Ergeben nickte der Rothaarige. „Hai. Ich mache mir etwas Sorgen um Kaoru.“ „Kaoru? Das ist doch dein Vorgesetzter, oder?“ Shinya wurde aufmerksam. Die nickte als Antwort. „Was ist denn mit ihm?“ Shinya würde nicht locker lassen, bis Die ihm erzählte was genau los war. Der Rothaarige wusste um diese Eigenschaft seines Freundes, ahnte, dass er ohne Antworten nicht davonkommen würde. „Na ja… ich habe dir noch nichts von dem neuen Fall erzählt, weil ich nicht wusste, wie du darauf reagieren würdest.“ Shinya lächelte Die sanft an, war von seiner Fürsorge gerührt. Er griff über den Tisch nach Dies Händen, verflocht sie mit seinen Fingern. „Erzähl mir doch einfach, worum es dabei geht, hm?“, sagte der Braunhaarige sanft, lächelte. Die nickte. „In unserem neuen Fall geht es um eine kriminelle Untergrundorganisation mit dem Namen „Black Bird“. Sie schmuggelt wohl Kinder aus fremden Ländern und zwingt sie zur Prostitution und anderen grausamen Dingen. Außerdem soll sie Kontakte zum Drogenmarkt haben. Unsere Aufgabe besteht darin diese Organisation zu zerschlagen. Aber wir sind noch nicht weit gekommen. Vor zwei Tagen haben Kaoru und ich Material von einer Journalistin bekommen, dass uns endlich Anhaltspunkte lieferte. Und heute wollten Kaoru und ich in einige Clubs fahren, selbst nach Kids von „Black Bird“ suchen, sie gegebenenfalls beschatten um so eventuelle Aufenthaltsorte von „Black Bird“ finden. Aber da ich heute mit dir verabredet war, hat Kaoru mir freigegeben und zieht das jetzt alleine durch. Ich mache mir Sorgen um ihn…“ Die senkte betrübt den Kopf. „Gomen ne, jetzt habe ich die ganze Stimmung versaut.“, entschuldigte er sich bei seinem Freund. Shinya schüttelte nur den Kopf. „Du brauchst dich für nichts zu entschuldigen, Daidai. Das was du erzählst ist schlimm und ich verstehe, dass du dir Sorgen machst. Wenn ich dir helfen kann, musst du es nur sagen, hai?“ Shinya streichelte über Dies Hand, löste die sanfte Verbindung, als der Kellner mit dem Essen kam. Während sie aßen herrschte Schweigen zwischen ihnen. „Shinya… ich möchte, dass du dich aus der Sache raushältst.“, sagte Die plötzlich, legte die Stäbchen beiseite mit denen er seine Frühlingsrollen verspeist hatte. Shinya hörte auf zu Essen, schluckte die letzten Bissen, blickte Die fragend an. „Wie meinst du das?“ „Das weißt du Shinya. Ich kenne deinen Sinn für Gerechtigkeit und wie sehr du dich für Elend einsetzt, aber hier bitte ich dich. Halte dich da raus. Diese Organisation ist gefährlich und ich möchte dich nicht in Gefahr wissen. Versprich mir, dass du dich nicht einmischen wirst.“ Es war die Angst, die aus Die sprach. Er erinnerte sich an Kyo, was ihm widerfahren war. Sollte das auch mit Shinya passieren, würde für Die eine Welt zusammenbrechen. Shinya blickte Die tief in die Augen. Er erkannte die Angst in ihnen, die Hoffnung auf ein Versprechen. Konnte Shinya es ihm so einfach geben? Es stimmte, was Die gesagt hatte. Er hatte einen Sinn für Gerechtigkeit den manche schon als fanatisch einstuften, deshalb war er zur Polizei gegangen, hatte sich den Weg des Profiler ausgesucht. Und ohne das er mehr über Dies Fall wusste, schockierten ihn bereits diese wenigen Angaben. Unschuldige Kinder wurden entführt, verkauft und zur Prostitution gezwungen. Shinya spürte bereits jetzt in sich das Verlangen seinem Freund bei dem Fall zu helfen, obwohl er als Profiler wohl keine große Hilfe war. „Ich… ich verspreche es.“, sagte er schließlich. Die lächelte ihn so dankbar an, dass Shinya einfach nicht anders konnte, als sich über den Tisch zu beugen und Die zu küssen. Der Rothaarige war so überrascht, dass er Shinya anstarrte, sich dann aber auf den Kuss einließ. „Hach… so jung und so verliebt.“, hörten sie eine Frau vom Nachbartisch zu ihrem Mann sagen. Shinya schmunzelte, hauchte ein weiteres Küsschen auf Dies leicht geöffnete Lippen und lehnte sich wieder zurück. „Sh-Shin…“, stotterte Die. Der Braunhaarige lachte. „Du sahst so süß aus. Da musste ich die Chance einfach nutzen.“, gluckste er, zwinkerte Die an. Der Rothaarige lächelte zurück. Er liebte Shinya über alles und er wusste auch wieso. *** „Mou Totchi! Beeil dich… ich will heute noch los!“ Genervt drehte ich mich um. „Ja… ich mach doch schon.“, rief ich durch die Zimmertür, mühte mich weiter mit den Schnüren meiner Stiefel ab. Wenn ich mir wegen diesem Idioten die Beine brechen würde, würden seine meinen folgen! Endlich hatte ich es geschafft, schnappte mir meine Tasche und griff nach Bous Hand. „Na komm mein Kleiner. Ayumi wartet auf dich.“ „Warum kommt Toshiya immer erst so spät zu Tante Ayu?“ Er sah mich traurig an. Teruki-chan hielt er in seiner Hand. Ich lächelte gequält, hockte mich vor den Kleinen und nahm in die Arme. „Weil ich arbeiten muss. Das weißt du doch.“ „Wann hast du mal wieder Zeit für mich?“ Der Vorwurf in seiner Stimme war deutlich zu hören. „Morgen, Kleiner. Versprochen.“, sagte ich, küsste seine Stirn. Bou schürzte die Lippen, nickte aber. „Arigatou…“ Ich verließ mit ihm zusammen mein Zimmer, traf sogleich auf Miyavi, der mich ansah, die Hände in die Hüfte gestemmt. „Da bist du ja endlich! Können wir dann endlich los?“, nervte er. „Hai, hai. Ich bringe nur den Kleinen weg. Warte unten, okay?“, versuchte ich ihn abzuwimmeln. Miyavi rümpfte die Nase, stöckelte auf den hohen Absatzstiefeln davon. Ich verstand nicht wieso der Kerl noch Absatz trug bei einer Größe von über 1,80? Na ja, Miyavi konnte man nicht verstehen. Ayumi wartete bereits an der Tür. Ihre Augen glitten über mein Outfit und sie nickte mir zu. „Du siehst großartig aus, Toshiya. Ich bin froh, dass du heute ausgehst. Vielleicht triffst du ja jemanden nettes.“ „Vielleicht.“ Ich erwiderte nichts weiter. Ayumi kannte meine Einstellung, kannte mich fast besser als ich selbst, dennoch gab sie die Hoffnung niemals auf. Ich beneidete sie, wusste aber, dass sie in einem Traum lebte, in ihrem Traum. Bou zog an meiner Hand. Ich verstand, was er wollte. Ich beugte mich nach unten, er umamte mich, gab mir einen feuchten Schmatzer auf die Wange. Lächelnd drückte ich ihm einen Kuss auf die Stirn, zog seinen kleinen Körper enger an mich, flüsterte ihm leise Worte ins Ohr. Bou nickte und ich ließ ihn los. „Bis nachher.“, verabschiedete ich mich und eilte nach oben zu Miyavi. Er drehte sich um, hatte den Kopf schief gelegt. „Wieso brauchst du bloß immer so lange? Da hat man schon mal frei und du vertrödelst die beste Zeit!“ Ich lächelte nur kokett, ging einfach an ihm vorbei. Tja Süßer. Ich hatte deine Tat nicht vergessen. Sugizo war so mit unseren Einnahmen zufrieden gewesen, dass er uns beiden einen Tag frei gegeben hatte. Den wollten Miyavi und ich nutzen um mal wieder ordentlich feiern zu gehen. Zwar wäre ich lieber allein losgezogen, doch das gestattete Sugizo nicht. Keiner seiner ‚Kronjuwelen’, wie er uns betitelte, durfte das Haus ohne Begleitung verlassen. Eine Regel, die oberste Priorität hatte. Uruha und Ni~ya, zwei Freunde von Miyavi, erwarteten uns bereits beim ‚Come In’. Sofort ließ Miyavi mich links liegen, eine Tatsache, die ich nur gern willkommen hieß. Miyavi sonderte sich also ab, so hatte ich den Abend für mich, konnte mich endlich einmal nach langer Zeit wieder meinem Alter entsprechend benehmen. Demnach hatte ich auch mein Outfit für diesen Abend zusammengestellt. Die meistens übermäßig kurzen Röcke hatte ich gegen eine enge schwarze Jeans getauscht, die ich an den Kniekehlen mit Silberbändchen und Kettchen etwas aufgepeppt hatte. Den weiten Schlag hatte ich aufgetrennt und fransig geschnitten, sodass die schwarzen Schnürstiefel besser zur Geltung kamen. Darüber trug ich einen rot-schwarzen Minirock im Schottenmuster. Obenrum trug ich ein, ebenfalls von mir präpariertes, Tanktop mit der Aufschrift ‚Sexy Dynamite’. Armgelenke und Hüfte zierten Nietengürtel und Armbänder. Meine Haare hatte ich lässig etwas aufgestylt, sodass die eine Seite meines Ponys in frechen Fransen über meine Augen fiel, während die andere mit Klemmen von meinem Kopf abstand. Den Rest hatte ich locker zu einem Zopf gebunden, der bei jedem meiner Schritte etwas hin- und herschwenkte. Ein dunkles Bandana und dezentes Make-up vervollständigten mein Erscheinungsbild. Ich fühlte mich an diesem Abend wie ein ganz normaler Teenager und war gewillt diesen auch rauszulassen. Meine erster Weg führte mich zur Bar, wo ich auch sofort einen alten Bekannten traf. „Tatsurou!“, rief ich erfreut und er drehte sich zu mir. Er blitzte mich gelangweilt an, stockte dann aber, blinzelte, sah noch mal hin. „Toshiya?“, fragte er scheinbar etwas ungläubig. Ich nickte freudig. Ein Lächeln breitete sich auf Tatsurous Gesicht aus. „Das ist ja ne Überraschung. Dich hat man ja ewig nicht hier gesehen. Warte kurz.“, sagte er, wandte sich an seine Mithilfe und nahm sich für ein paar Minuten frei. Wir setzten uns an die Bar. Er spendierte mir meinen Lieblingscocktail. Genießerisch trank ich einen Schluck des schrilltürkisen Getränks. „Sag, wie kommt’s das du hier bist? Hast du frei?“, sprudelte es sofort aus ihm hervor. Ich schlug meine Beine übereinander und stützte mich auf die Theke. „Hai, Miyavi und ich haben gestern einen ordentlichen Gewinn eingebracht, also haben wir heute freibekommen.“ Tatsurou nickte. Er wusste in welchem Geschäft ich tätig war, schließlich hatten wir uns so auch kennen gelernt, damals als ich noch nicht zu Sugizos Oberschicht zählte und wie viele andere auch auf den normalen Straßenstrich tätig war oder in Bars meine Kunden abgefangen hatte. Ich erinnerte mich nicht gern daran zurück, wusste aber, dass diese Zeit mich wieder einholen könnte. „Dann bist du also mit Miyavi hier? Ist er immer noch so ne Zicke?“ „Aber hallo. Leider muss ich zugeben, dass er es geschafft hat mich übers Ohr zuhauen, das kleine Biest.“, knurrte ich. „Wie ist das zu verstehen?“ Tatsurou sah mich fragend an. Wieso hatte ich auch mit diesem Thema angefangen. „Na so, wie ich es sage. Er hat’s geschafft mich flachzulegen.“ Die Überraschung stand Tatsurou deutlich ins Gesicht geschrieben und schließlich auch etwas Belustigung. Tatsurou prustete los. „Du hast dich von einem Jüngeren flachlegen lassen? Och Totchi, wie konnte das denn passieren?“ „Wenn du so freundlich wärst und aufhören würdest dich über mich lustig zu machen, erzähle ich es vielleicht.“, maulte ich. Tatsurou hörte sofort auf zu lachen, doch der Schalk war nicht aus seinen Augen zu vertreiben. Ich trank einen weiteren Schluck meines Cocktails, sah Tatsurou dann an. „Gestern waren wir wieder im ‚Palace Cleopatra’ und haben unsere Stammkunden beglückt. Die haben gestern mächtig Kohle gelassen. Die Suite war ein Traum und das Badezimmer. Nun ja um es auf den Punkt zu bringen. Miyavi und ich haben uns ein Bad gegönnt, als sein Typ dazukam. Miyavi hat mich vorher schon bedrängt, doch ich konnte ihn erfolgreich abwehren, als natürlich sein Typ mich festgehalten hat, hatte Miyavi leichtes Spiel.“, erklärte ich, fand plötzlich mein Getränk interessanter. Was für eine schöne Farbe. „Dann hast du das nicht gewollt?“, schlussfolgerte Tatsurou aus meiner Erzählung. „Bingo! Ich wollte es nicht, aber darauf nimmt man bei uns keine Rücksicht und so schlimm war es nicht, nur mein Stolz hat gelitten.“ Ich blickte Tatsurou wieder in die Augen. Er schüttelte den Kopf. „Ich werde nie verstehen, wieso ihr so was macht, aber es ist euer Leben und eure Sache.“ „Richtig. Aber sag mal. Ist heute Abend was los? Ich meine gibt es paar schicke Mädels oder Typen?“, wechselte ich das Thema. Wie gesagt ich wollte Spaß haben und nicht über meinen Job reden. Tatsurou runzelte die Stirn. „Richtig voll wird es ja erst gegen zwölf, aber ein paar Mädels findest du bestimmt oder warte…“ Er grinste. „Du stehst doch auf was Erfahrenes, ne?“ Was sollte diese Frage plötzlich? „Ja, aber was soll das jetzt?“, fragte ich nichtverstehend. Sein Blick ruhte auf irgend etwas hinter mir, ich drehte mich um, konnte aber im ersten Moment nichts entdecken. „Schau mal da drüben, an dem kleinen Tisch.“, raunte er mir ins Ohr, deutete in die Richtung. Ich folgte seinem Finger und grinste. Hm… das was Tatsurou da entdeckt hatte, war nicht übel. Allein an einem kleinen Tisch saß ein junger Mann. Das Alter konnte ich über die Entfernung nicht einschätzen, aber er sah verdammt gut aus. Seine Haare trug er halblang und dunkel. Die Augen waren geschminkt und sahen sich aufmerksam im Raum um. Ob er jemanden suchte? Ich drehte mich zurück zu Tatsurou. „Ich mache mich dann mal auf die Pirsch, ne?“, zwinkerte ich ihm zu. Tatsurou verstand sofort. Mit einem Schluck trank ich den Rest des Cocktails, stand dann auf und ging auf den Fremden zu. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)