Black Bird von Tomonyan (A Love that never should have been born [12.07. chapter 10 up ^^]) ================================================================================ Kapitel 5: Act 5 ---------------- Kapitel 5: Act 5 Immer wieder glitten meine Augen durch den belebten Raum. Es war noch nicht Mitternacht, aber die Zeiger bewegten sich unweigerlich auf diese zu. Vor mir stand ein Glas Wasser. Wie gern hätte ich einen der zahlreichen Cocktails probiert. Aber ich war dienstlich hier, da durfte ich kein Risiko eingehen. Wieder ein Blick zur Uhr. Mit jeder Minute, die verstrich, sank meine Hoffnung heute Abend noch Kids von „Black Bird“ zu finden. Ich hatte vorhin zwar eine Gruppe von drei Jugendlichen entdeckt, von denen jedoch keiner das Tattoo besessen hatte oder besser ich hatte nicht erkennen können, ob sie es hatten oder nicht, denn einer von ihnen trug eine langärmlige Jacke, die anderen beiden hatten es nicht. Erneut schwenkte mein Blick durch den Club direkt an die Bar. Dort saßen zwei Jugendliche, jedenfalls einer von ihnen. Der andere war Barkeeper. Also auch nicht. Und die restlichen Jungen und Mädchen, die sich hier tummelten, trugen entweder auch langärmlige Oberteile oder hatten keine Tätowierung auf der Schulter, welche wie ein schwarzer Vogel aussah. Frustriert trank ich mein Wasser, als ich plötzlich angerempelt wurde. Das Glas entglitt meiner Hand und der Inhalt verteilte sich auf meinem schwarzen Hemd. „Verdammt!“, fluchte ich, sprang auf. „Oh Kami-sama. Sumimasen, Mister.“, hörte ich eine sanfte Stimme dicht neben mir. „Schon okay!“, fauchte ich, sah auf und stockte. Vor mir kniete ein Junge, dessen dunkle Augen mich in ihren Bann zogen. Ich ließ mich erschrocken zurücksinken, blinzelte. War es möglich, dass…? Der Junge richtete sich auf, sah mich entschuldigend an. Seine vollen Lippen glänzten etwas, ich unterdrückte den Impuls sie zu küssen. „Es tut mir wirklich leid. Ich… ich habe sie übersehen und da…“, stotterte er mühselig zusammen, sah sich hektisch um. Ich erkannte ihn. Es war der Junge, der vorher noch an der Bar gesessen hatte. Mein Blick glitt zu seinem rechten Oberarm, doch ich konnte kein Tattoo erkennen. Ich konnte nur lächeln. Nein dieser Junge konnte nicht Saphir sein, auch wenn er ihm verdammt ähnlich sah. Sein Verhalten passte auch nicht in das Muster eines Strichers. „Schon in Ordnung. Ist ja nichts Schlimmeres passiert und es war nur Wasser.“, versuchte ich den nervösen Jungen zu beruhigen. Er wirkte noch etwas verwirrt, nickte aber. „Ich werde ihnen ein neues Glas Wasser holen. Das bin ich ihnen schuldig.“, sagte er, wollte wieder aufspringen, doch ich umfasste sein Handgelenk und zog ihn zurück auf die Sitzbank. „Beruhige dich erst mal. Du bist mir nichts schuldig. Das kann schließlich jedem Mal passieren.“ Ich lächelte den Jungen an, er erwiderte scheu. Wie niedlich. „Ari-arigatou Sir.“ „Kaoru. Nenn mich einfach Kaoru. Sonst komme ich mir so alt vor.“, sagte ich schließlich. Normalerweise war das nicht meine Art, aber diesen Augen konnte ich nicht widerstehen. „Und du bist?“, fragte ich, als der Junge nickte. „To-Toshiya.“ Toshiya… ein ungewöhnlicher Name, bestimmt der Spitzname seines Richtigen. Ich lächelte. „Also Toshiya. Das ist wirklich nicht schlimm und wegen dem Hemd mach dir keine Sorgen. Das trocknet.“, schmunzelte ich. Der Kleine war wirklich süß. „Kaoru-san… ich möchte sie trotzdem auf ein Glas Wasser einladen sonst komme ich mit meinem Gewissen in Konflikt.“ Hoppla. Das nenne ich Sinneswandel. Er lächelte mich zwar noch immer so unschuldig an, aber in seinen Augen erkannte ich plötzlich ein schelmisches Glitzern. War der Kleine also doch nicht so unschuldig wie er tat. Ich grinste. Warum nicht? Heute Nacht würde sowieso nicht mehr viel passieren und etwas Spaß würde mir nicht schaden, auch wenn dieser Junge bei weitem unter meiner Altersklasse lag, zum Unterhalten und einen Trinken reichte es allemal. „Also gut, ich will ja nicht, dass du mit deinem Gewissen in einen Konflikt gerätst, ne?“, lachte ich, stand auf und begleitete Toshiya zur Bar. Sofort war der Barkeeper zur Stelle und verwundert glaubte ich, dass er Toshiya einen belustigten Blick zu warf. „Bitte zwei Sunny Beaches.“, gab Toshiya die Bestellung auf. Der Barkeeper nickte, machte sich daran das Bestellte zu erfüllen. Ich sah Toshiya an, als zwei türkise Cocktails vor uns standen. „Ich dachte, wir wollten bei etwas Antialkoholischen bleiben?“, stellte ich meine Frage. Toshiya grinste schief. „Das ist ein Cocktail ohne Alkohol.“, sagte er, strich sich eine störende Ponyfranse aus dem Gesicht, schmunzelte. Das war dann wohl das typische Fettnäpfchen. Ich kratzte mich verlegen am Hinterkopf, Toshiya lachte verhalten. Mein Blick blieb erneut an seinen Lippen hängen. Sie sahen so verfüherisch aus, besonders jetzt, wo er sie zu einem leichten Lächeln verzogen hatte. Innerlich gab ich mir eine Ohrfeige, nippte an dem Getränk um mich abzulenken. Hey das Zeug schmeckte lecker. „Schmeckt es Ihnen Kaoru-san?“, fragte Toshiya neugierig, trank selbst einen Schluck und leckte sich über die Lippen. Wieder hing mein Blick an ihnen. Machte der Kleine das etwa mit Absicht? „Kaoru-san?“ Ich blickte in Toshiyas Augen, die mich fragend ansahen, ein leichtes Glitzern lag in ihnen. „Nani?“ Erst jetzt erinnerte ich mich, dass Toshiya mir eine Frage gestellt hatte. „Anou… hai… er schmeckt vorzüglich.“, stotterte ich mehr als das ich sprach. Toshiyas sanftes Lachen erklang ein weiteres Mal und erneut hatte ich mich blamiert. Super Kaoru! Von einem Fettnäpfchen ins Nächste. „Sie sind lustig, Kaoru-san.“, kicherte Toshiya, strich sich erneut eine Haarsträhne aus dem Gesicht, sah mich spöttelnd an. „Nun ja… besser als zu ernst, ne?“, erwiderte ich unsicher grinsend. Toshiya nickte, schlug nun seine langen Beine übereinander. Das machte er mit soviel Eleganz, dass ich einfach nur hinsehen musste. Waah… hier wurde man ja noch wahnsinnig! Ich trank nun einen größeren Schluck des Cocktails, dessen Süße auf meiner Zunge angenehm prickelte. „Das ist mein Lieblingscocktail.“, offenbarte mir Toshiya wenige Minuten später. Er hatte sich bereits ein zweites Glas bestellt. Er hatte aber recht. Das Zeug war wirklich verdammt lecker. „Darf ich fragen wie alt Sie sind, Kaoru-san?“ Nun ging er also in die Offensive. Ich lächelte ihn an. „Was würdest du denn schätzen?“ Auf die Antwort war ich gespannt. „Anou… aber nicht böse sein, wenn ich falsch liege, hai?“ Seine dunklen Augen blickten mich wie ein Hundebaby an. Kami-sama wie könnte man bei diesem Blick sauer auf ihn sein? Ich schüttelte den Kopf. „Okay… dann sage ich… 25?“ Erwartend sah er mich an, innerlich schmunzelte ich. Immerhin drei Jahre jünger, als ich tatsächlich war. Da fühlte man sich doch wieder jung. „Fast. Aber mehr sage ich nicht.“, lachte ich. „Mou… das ist gemein!“ Toshiyas Mund verzog sich zu einem Schmollmund. Kami-sama, konnte ein Mund so betörend sein? Erneut musste ich mich zusammenreißen, ihn nicht zu küssen. ‚Kaoru, du brauchst eindeutig wieder einen ordentlichen Fick! Jetzt stellst du schon Minderjährigen nach!‘, schalt ich mich innerlich. „Och, bist du jetzt beleidigt?“, fragte ich, als ich meine Gedanken wieder beisammen hatte. Toshiya antwortete nicht, schmollte er also doch. Grinsen. „Na komm schon… sie mich an.“ Ich beugte mich nach vorn und drehte sein Gesicht in meine Richtung. Seine Augen sahen mich in diesem Moment auf eine merkwürdige Art und Weise an. Es war so, als würden sie leer, doch schon im nächsten Augenblick strahlten mich die klaren braunen Augen an, die ich kennen gelernt hatte. „Ich verzeihe Ihnen, wenn sie mit mir tanzen.“, sagte Toshiya plötzlich. Überrascht ließ ich ihn los. Dieser Junge sorgte immer wieder für Überraschungen. Aber sein Blick. Ich konnte es ihm nicht abschlagen. „Okay.“, gab ich mich geschlagen und Toshiyas Augen leuchteten vor Freude. Er stand auf und fasste nach meiner Hand. Seine war angenehm weich und die Berührung hinterließ ein leichtes Prickeln auf meinen Fingern. Nicht weiter darüber nachdenkend, folgte ich Toshiya zur Tanzfläche. Inzwischen war es doch recht voll geworden und zahlreiche Menschen tummelten sich im dämmrigen Licht des Clubs auf der Tanzfläche. An der Bar war die Musik noch recht leise gewesen, jetzt jedoch hatte ich Mühe Toshiya überhaupt zu verstehen. Er rief mir etwas zu, doch ich verstand ihn nicht und ich brauchte es nicht. Toshiya ergriff erneut meine Hand und zog mich durch eine Welle von tanzenden Körpern zu sich. Es schien, als habe er sich ein weiteres Mal gewandelt, denn jetzt begann er zu tanzen. Sein hochgewachsener, schlanker Körper bewegte sich im Takt der lauten Musik. Doch egal welche Bewegung er ausführte, immer war sie graziös und elegant. Ich wusste nicht was, aber etwas an diesem Jungen ließ mein Blut in Wallung geraten. Noch befand sich etwas Platz zwischen uns, doch schon im nächsten Augenblick spürte ich einen Stoß im Rücken und wurde in Toshiyas Richtung geschubst. Toshiya vollführte eine gewählte Halbdrehung, sodass er in meinen Armen landete. Berechnend drehte er seinen Kopf und ein unbeschreiblicher Blick traf mich. Diese Augen… Ich war so umnebelt von seinem Blick, das ich erst bemerkte, was er vorhatte, als er mitten in seinem Tun war. Er hatte meine Hüfte umfasst, glitt nun sanft an ihr hinab und bewegte sich in rhythmischen Bewegungen wieder nach oben. Ich keuchte gedehnt auf, stand noch immer wie ein Stein am selben Fleck. „Beweg dich einfach im Rhythmus der Musik.“, raunte er mir leise zu. Wann waren wir zum Du gewechselt? Keine Zeit länger darüber nachzudenken. Toshiya startete eine neue Tanzeinlage, löste sich kurz von mir und sofort hatte ich das Gefühl, als würde etwas fehlen. Aber lange hielt es nicht an, denn da war Toshiya zurück. Er hatte sich nur in meinen Armen gedreht, stand jetzt mit dem Rücken an meinem Körper. Ich umfasste aus Reflex seine schmale Taille, ließ meine Hände an seinen Seiten nach oben gleiten, als er abwärts ging. Sein Becken streifte meines, ein unterdrücktes Stöhnen entrann meinen Lippen. Was tat dieser Junge? Langsam kam er wieder nach oben, drehte sich erneut, umschlang meine Hüfte mit einem seiner langen Beine. Tief sahen wir uns in die Augen, unsere Gesichter kamen sich näher, ich spürte seinen Atem bereits auf meinen Lippen, als ein kräftiger Stoß Toshiya von mir trennte. „Was hast du dir denn da angelacht, Totchi?“ Verwirrt sah ich auf. Vor mir standen die drei Jungs, die ich bereits vorhin gesehen hatte. Toshiya befand sich in den Armen eines schwarzhaarigen Schönlings, der seine Arme um Toshiyas Taille gelegt hatte. Ihm schien das anscheinend nicht zu gefallen, denn er löste den, wohl nur lockeren Griff und drehte sich zu dem Schwarzhaarigen um. „Verschwinde Miyavi! Das geht dich nichts an.“, fauchte er so laut, dass ich es selbst durch die Musik verstehen konnte. Er kannte diesen Jungen also. Der Schwarzhaarige kicherte verhalten. „Ich denke, dass das Sugizo interessieren würde.“ Wovon sprach dieser Junge? Wer war Sugizo? Hatte Toshiya letztendlich etwa einen festen Freund? Verwirrt standen wir noch immer auf der Tanzfläche, störten die anderen Jugendlichen beim Tanzen. Einige begannen sich zu beschweren. Toshiya war das anscheinend egal. Sein Gesicht war wutverzerrt und dennoch unbeschreiblich schön. „Ihn interessiert es nicht, was ich in meiner Freizeit mache und nun verschwinde!“ Abrupt drehte Toshiya sich um, schnappte sich mein Handgelenk und zog mich mit. Hey… so einfach geht das aber nicht, oder? Doch es ging! Wir hatten den Club verlassen, als ich es endlich schaffte mich loszureißen. „Hey Toshiya! Jetzt bleib doch mal stehen!“, sagte ich, packte den aufgebrachten Teenager an den Schultern. Toshiya hielt an, blieb stehen und drehte sich um. Einen kurzen Moment traf mich sein hasserfüllter Blick, doch sofort wandte er sich, wurde ruhiger. Er stieß die angehaltene Luft durch seine Nasenflügel aus, lehnte sich an die Wand des Clubs. Noch hier hörte ich die hämmernden Bässe aus den Boxen. „Diese kleine Mistmade. Muss mir einfach alles versauen.“, murmelte Toshiya in seinen imaginären Bart, seufzte gedehnt. Ich blickte ihn an. Was sollte das denn jetzt? „Was hat er dir versaut, Toshiya?“, fragte ich weiter, ahnte bereits was die Antwort war. „Na den ganzen Abend. Erst lässt er sich zudröhnen, nur um mir dann die Tour zu verderben.“ Wusste ich es doch. So hatte ich den Kleinen anfangs gar nicht eingeschätzt… wie sehr der erste Eindruck doch täuschen konnte. Aber gut, wer wollte es Toshiya verübeln. Er war jung, wollte einfach nur ein bisschen Spaß haben, doch auf eine merkwürdige Art und Weise, schmerzte dieser Gedanke. Ich schüttelte den Kopf. „Wie alt bist du Toshiya?“, fragte ich ihn. Ich wollte auf Nummer sicher gehen. „Siebzehn.“, kam die eintönige Antwort. Wow… also geschlagene elf Jahre jünger. Ich hatte ihn auf 19 geschätzt. „Wo sollte denn dieser Abend enden, wenn ich das fragen darf?“ Es interessierte mich wirklich, kam schließlich nicht häufig vor, dass ich von Minderjährigen angesprochen wurde, denn dass das vorhin mit dem Wasserglas kein Versehen, sondern pure Absicht gewesen war, so schlau war ich dann doch. „Keine Ahnung.“, gab Toshiya zu, zuckte lediglich mit den Schultern. Er war noch immer sauer auf den schwarzhaarigen Jungen von vorhin. Ich war hingegen inzwischen froh, denn im Gegensatz zu Toshiya, konnte ich mir denken, wo diese Nacht geendet hätte und dann wäre ich wirklich in Schwierigkeiten gewesen. „Toll und was machen wir jetzt?“ Ich staunte. Meinte er das jetzt wirklich ernst? Es war inzwischen nach Mitternacht und dieser Knirps fragte mich, was WIR jetzt machen wollen? „Nun ich denke, dass du nach Hause gehen solltest. Um die Zeit gehören Kinder, wie du ins Bett.“, sagte ich ernst. Wollte ja schließlich nicht vergessen wo ich arbeitete, ne? Toshiya stieß einen verächtlichen Laut aus, kicherte leise. Was war denn bitte an dieser Aussage so lustig? Das fragte ich ihn auch. Toshiyas dunkle Augen trafen mich und er funkelte mich spöttisch an. „Es interessiert eh keinen, wie lange ich draußen bin, also kann Ihnen das egal sein!“, sagte er. Jetzt war ich verwirrt. Hatte der Kleine tatsächlich solche Eltern, dass sie sich nicht um ihn kümmerten und ihn bis weit nach Mitternacht hier draußen rumliefen ließen? Hier in einer Gegend, die tagsüber zwar recht ruhig, nachts aber sehr gefährlich werden konnte? Und das mit so einem hübschen Gesicht. „Machen sich denn deine Eltern keine Sorgen um dich?“ Kurz glimmte etwas wie Trauer und Schmerz in den dunklen Augen auf, dann sah Toshiya mich an, leer. „Meine Eltern interessiert das nicht. Sie müssen eh immer nur arbeiten und sind froh, wenn ich mich selbst beschäftige.“, sagte er gleichgültig, als wäre dieses das Normalste der Welt. „Okay. Trotzdem ist es spät genug. Ich bringe dich nach Hause. Sag mir, wo du wohnst.“, sagte ich schließlich. Mir wurde das hier zu bunt. Toshiya drehte den Kopf. „Nein.“ Äh… wie jetzt? „Ich vertraue keinen Fremden. Außerdem muss ich noch auf Miyavi warten.“, sagte er, sah weg. Sollte ich jetzt lachen? Vorhin hatte er keine Schwierigkeiten mich zu küssen oder besser er war bereit gewesen es zu tun und jetzt vertraute er mir nicht? Und wer war Miyavi? „Wer ist Miyavi?“, fragte ich weiter. „Der Kerl, der mich vorhin gestört hat.“ Wieder schnaubte Toshiya wütend. Es fiel mir wieder ein. Er hatte ihn einmal beim Namen genannt. „Ihr gehört zusammen?“, fragte ich etwas ungläubig. „Ja. Er ist mein kleiner Bruder. Deshalb muss ich jetzt warten bis er kommt und dann kann ich erst nach Hause.“ Moment! Hatte ich eben richtig verstanden… KLEINER BRUDER??? Wie alt war denn bitteschön Miyavi, wenn Toshiya selbst erst siebzehn war. Und wie war er in den Club reingekommen? Fragen über Fragen, die mir im Kopf rumschwirrten. Dieser Junge überraschte mich immer wieder aufs Neue. Plötzlich hörte ich helles Lachen hinter uns. Erschrocken drehte ich mich um und auch Toshiya sah auf. Er verdrehte die Augen, seufzte genervt. Es waren drei Jungen, die auf uns zutorkelten. Zwei von ihnen hielten den Dritten in der Mitte. Ich erkannte in ihm Toshiyas Bruder. „Mou… Uru… nicht so schnell.“, murrte er, kicherte schon wieder, stolperte. Die beiden anderen hatten Schwierigkeiten ihn zu halten. Meine Augen wurden groß. Der Kleine war zu bis oben hin. Wie viel hatte der in der kurzen Zeit, die ich mit Toshiya hier draußen war getrunken oder war er vorhin schon so zu gewesen und ich hatte es nur nicht gemerkt. „Uh… Ni! Da ist Toshiya-kun.“, sagte der eine Junge mit blonden Haaren. Sein Freund nickte und die beiden kamen weiter auf uns zu. Ich hörte ein Klatschten, drehte mich zu Toshiya um. Er hatte sich die Hand vor den Kopf geschlagen, stieß sich von der Wand ab und lief auf die drei Jugendlichen zu. Unsanft packte er seinen Bruder an der Schulter und riss ihn hoch. Miyavi kreischte erschrocken auf, war aber zu schwach um sich gegen den Griff des Älteren zu wehren. Toshiya hatte keine Gnade. Er schleppte ihn zu mir und stieß ihn gegen die Wand. Miyavi konnte sich nicht halten und rutschte an ihr hinab. Toshiya interessierte das nicht. Er drehte sich zu den anderen beiden. „Was hat er nun schon wieder angestellt?“, fauchte er sie an. Ich sah nur aus den Augenwinkeln, wie sie zusammenzuckten. Ich kümmerte mich um Miyavi. „Hey Kleiner, geht’s?“, fragte ich, hockte mich vor ihn. Miyavis zusammengesackter Körper zuckte kurz, dann hob er den Kopf, sah mich aus glasigen Augen an. Ich erschrak. Seine Pupillen waren stark geweitet und der verwirrte Ausdruck kam mir nur zu bekannt vor. Miyavi hatte nicht nur getrunken, sondern auch Drogen genommen. Ein Zucken ging durch seinen Körper, als er plötzlich würgte und sich übergab und das genau auf mein Hemd. Drop. Memo an mich selbst: Spreche nie wieder einen betrunkenen Jugendlichen an! Angewidert lehnte ich den Jungen zurück gegen die Wand. Der Abend war wirklich gelaufen. Erst hatte ich ein Glas Wasser über das teure Hemd geschüttet, das erst nigelnagelneu war und jetzt hatte mich dieser Junge mit seinem Abendessen und den Getränken dieser Nacht beglückt. Ob ich das je wieder sauber bekommen werde? Mir wurde von dem Geruch schon selbst schlecht, also sah ich nur eine Möglichkeit. Ich knöpfte so schnell ich konnte das Hemd auf und zog es mir aus, mein silberner Anhänger war jetzt das einzige, was ich Obenrum trug. Ich wischte mir mit dem Stück Stoff über die Schulter, die etwas feucht war. Dann begann ich damit auch noch Miyavi das Gesicht sauber zu wischen. Konnte ihn ja nicht in seinem eigenen Erbrochenen dort sitzen lassen. Er würde sich nur noch mehr einsauen. Inzwischen schien auch Toshiya mit den beiden anderen fertig zu sein, denn er kam irgendwelche Flüche murmelnd zurück, stockte, blinzelte mich an, als er mich mit nacktem Oberkörper vor seinem Bruder sitzen sah. „Was…?“, setzte er an, doch ich unterbrach ihn. „Dein Bruder hat sich dazu entschlossen mir sein Abendessen und seine Getränke zu zeigen.“, meinte ich sarkastisch. Toshiya seufzte. „Das tut mir leid. Wie kann ich das nur wieder gut machen?“, sagte er, sah mich wieder mit diesem Hundeblick an. „Schon gut. Du kannst diesmal wirklich nichts dafür, aber sag mir. Weißt du, dass dein Bruder Drogen nimmt?“ Ich blickte kurz hinab auf Miyavi, der noch immer benommen da lag und uns ansah. Toshiya sah ihn ebenfalls an, doch in seinem Blick lag kein Erschrecken oder Sorge, sondern nur Abneigung und Ekel. „Sicher. Ist doch fast sein Dauerzustand, aber das er so blöd ist und sich dann noch mit Alkohol zulaufen lässt, wusste ich nicht. Selbst Schuld! Das Einzige was mir jetzt Sorgen macht ist dein Hemd und wie ich ihn nach Hause kriege.“ Ich starrte ihn an. Diese Abneigung in seiner Stimme schockierte mich. Seinem Bruder ging es schlecht und er hatte nichts anderes zu tun, als sich um mein Hemd und sein Wohlergehen zu sorgen. „Ist das dein ernst?“, fragte ich ungläubig. Toshiya sah mich an, fragend, wusste anscheinend nicht, was diese Frage zu bedeuten hatte. „Dir ist das scheißegal? Er ist dein Bruder!“ „Na und! Es kümmert keinen, was er macht! Wichtig ist nur, dass er nach Hause kommt und das rechtzeitig zur Arbeit.“ Arbeit? Hatte ich das jetzt richtig verstanden? Dieser Junge war unter siebzehn und ging arbeiten? Hier war doch etwas faul. „Arbeit?“, fragte ich verwirt nach. „Ach nein… Schule. Er bezeichnet es immer als Arbeit, deshalb, gomen ne.“ Ich entspannte mich. Hatte schon sonst welche schlimmen Vermutungen gehabt. Aber Miyavi konnte nicht zu „Black Bird“ gehören, denn er hatte kein Tattoo auf dem Oberarm. Ich war erleichtert. „Na ja, wie auch immer. Ich muss jetzt nach Hause. Und dein Hemd, soll ich es mitnehmen und waschen? Ich könnte es dir dann vorbei bringen, wenn du mir deine Adresse gibst.“ Ein ungewöhnliches Lächeln lag auf Toshiyas vollen Lippen. „Ähm nein. Schon okay. Das mache ich selbst, danke.“, sagte ich. Toshiyas Lächeln verschwand, er zuckte die Schultern. „Aber ich kann euch nach Hause fahren, dann brauchst du nicht laufen und der Kleine hat’s nicht so schwer.“ „Ähm… ich… weiß nicht.“ Wurde er plötzlich nervös? „Keine Angst, ich tue euch nichts.“, sagte ich sanft, aber ich verstand das Toshiya unsicher war. Wer traute auch schon fremden Menschen so leicht über den Weg? Und so schön, wie die beiden waren, konnte ich nachvollziehen das sie vorsichtig sein mussten. Toshiya überlegte einige Augenblicke, nickte dann aber. „Okay.“ Ich nickte. „Dann hole ich schnell den Wagen und du wartest hier, hai?“ Toshiya nickte erneut als Antwort und ich stand auf um mein Auto zu holen. Wenig später hielt ich an der Stelle an, an der Toshiya mit dem Kleinen wartete, stieg aus und half ihm seinen Bruder auf den Rücksitz zu verfrachten. Ich hoffte nur, dass er nicht noch einmal seinen Mageninhalt freigeben wollte. Die Schonbezüge waren teuer gewesen. Toshiya setzte sich neben seinen Bruder und nahm seinen Kopf in seinen Schoß. Dieses Mal ging er unerwartet sanft mit dem Jüngeren um. Ich startete den Motor und fuhr los. Während der Fahrt dirigierte Toshiya mich durch die Stadt. Erstaunlicherweise landeten wir in einem Stadtteil, der mir von meiner Arbeit sehr bekannt war. Hier gab es zahlreiche Kleinverbrecher und es wunderte mich nicht länger woher Miyavi seine Drogen bekam. Ich parkte den Wagen an einer Straßenecke und half Toshiya erneut Miyavi aus dem Wagen zu tragen. „Soll ich dir noch hoch tragen helfen?“, fragte ich. Aber Toshiya schüttelte den Kopf. „Du hast uns genug geholfen. Den Rest schaffe ich allein, aber ich möchte mich gerne noch bei dir bedanken, Kaoru-san.“, sagte Toshiya und seine sanfte Stimme ummantelte mich. Ich wollte etwas erwidern, doch meine Worte wurden von ihm seinen weichen Lippen im Keim erstickt. Am Anfang noch überrascht, ließ ich mich auf den Kuss ein. Meine Hände umschlangen seine schmale Taille, während er seine Arme um meinen Nacken legte, den Kuss noch etwas vertiefte. Seine Zunge strich über meine Lippen und ich gewährte ihm seinen Wunsch. Zielsicher ertastete er meinen Mundraum, stupste mich an und forderte zum Mitmachen aus. Während wir in einem sinnlichen Zungenspiel verschmolzen, lief mir ein kalter Schauer nach dem anderen über den Rücken. Seine Hände kraulten meinen Nacken, während ich mehr und mehr dahinschmolz. Diese samtigen Lippen, seine Leidenschaft steckte mich an. Noch nie in meinem Leben hatte mein Herz bei einem Kuss so schnell geschlagen, wie in diesem Augenblick. Ich seufzte enttäuscht, als uns der Sauerstoffmangel trennte. In blickte in seine dunklen Augen, die mich sanft und ruhig ansahen, versank nahezu in ihren Tiefen. „Arigatou…“, flüsterte er leise Toshiya hauchte mir noch einen kurzen Kuss auf die Lippen, löste dann unsere Umarmung, lächelte, wandte sich dann Miyavi zu. Ich blinzelte, wurde mir erst jetzt meinem Handeln bewusst, errötete. Ich wollte weg, einfach nur weg von hier. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, schlug ich die Autotür zu und fuhr davon. In meinem Kopf drehten sich die Gedanken, ständig landete ich bei diesen samtigen Lippen, bei diesen dunklen Seen. Ich verspürte bereits jetzt die Sehnsucht nach ihnen, wollte sie wieder spüren, wollte erneut von ihrer Süße kosten, wollte sie mein nennen. Aber ich wusste, dass ich es nicht zulassen durfte. Ich musste ihn vergessen, je eher desto besser, doch ich ahnte, dass das nicht so leicht werden würde. ~~~ Sumimasen!!!! Ich hab es einfach verschlafen ein neues Kapitel hochzuladen. Verzeiht mir. ICh hoffe, dass euch dieses Kapitel besonders gefällt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)