Bis zum Tod von Ye_Tianyu (Caroline, Napoleon und Mephistophele) ================================================================================ Kapitel 2: ----------- Kapitel 2 Toulon, 1793 Napoleons nächsten Lebensjahre verliefen zwar ohne viel Freude, aber er konnte nicht sagen, dass er unglücklich war. Er erarbeitete sich Rang und Namen, sah Tod und Zerstörung, doch eines Morgens im Jahr 1793 wachte er auf und Mephistophele saß an seinem Bett und beobachtete ihn. Sofort riss Napoleon die Augen auf und setzte sich ruckartig auf. Er bereute es einige Sekunden später, als sich die Welt zu drehen begann und in seinen Ohren ein leises Piepsen ertönte. Mephistophele lachte leise und tätschelte Napoleon wie ein kleines Kind, während er aufstand. "Mephisto, was willst du hier?" Es ist Zeit...Sie wird morgen ankommen. "Wer?", fragte Napoleon verwirrt und versuchte wach zu werden. Er war an Mephisto gewöhnt. Seit fünf Jahren hörte er immer seine Stimme oder unterhielt sich in den vier Wänden seines Zimmers mit dem seltsamen Mann, der kam und ging wie es ihm passte. Schnell zog sich Napoleon um und lauschte weiter den Worten, die Mephistos weiche und glatte Stimme sagen. In zwei Tagen legt deine Familie mit einem Schiff in Antibes an. Du hast dort ein Haus auf deinen Namen, in dem sie leben können. Außerdem freut sich Caroline sicher, wenn du sie abholen kommst. Also nimm dir frei... Während Mephistophele sprach drehte er an einer Rose herum, die auf wundersame Weise langsam wieder zu blühen begann. Mephisto roch an ihr und warf sie Napoleon vor die Füße. Ohne noch ein Wort zu verlieren machte Mephistophele sich auf den Weg, einen Brief in seiner Hemdtasche. Es war Zeit Caroline davon zu berichten... Korsika, 1793 Freudig kam Caroline in die kleine Hütte hereingestürmt und umarmte ihren jüngeren Bruder Jerome, der gerade am Tisch saß und kleine Fische sortierte. Der Brief in ihrer Hand wurde beinahe zerknittert als Jerome sich loskämpfte und lachte. Es war immer so, wenn ein Brief von Napoleon ankam. Und diesmal war Caroline besonders aufgeregt. Ob sie etwas wusste? "Ja, er hat geschrieben. Nun lies schon!", rief ihr Bruder freudig aus und setzte sich näher an sie heran. Gerade noch hatte Caroline von ihrem Bruder gesprochen und schon war sein Brief angekommen. Liebe Familie, liebe Caroline! Ich habe eine Überraschung für euch, die euch sicher erfreuen wird! Ein Wiedersehen steht bevor und es dauert nicht mehr lange bis dahin. Es ist gerade Anfang des Jahres, aber in einem Monat solltet ihr zu mir, nach Antibes kommen! Dort habe ich gerade zu tun und es wäre mir eine Freude euch endlich bei mir zu haben. Kommt zu dem- Caroline hatte aufgehört zu lesen. Sie starrte ihren Bruder einige Sekunden lang an und brach erneut in Jubelgeschrei aus. "Wir kommen nach Frankreich und werden wieder bei Napoleon sein!" Bevor Jerome noch irgendetwas erwidern konnte war Caroline aus dem Haus gerannt und an den Strand, an dem sie sich von Napoleon getrennt hatte. Einige Zeit lang starrte sie vor sich hin, bis sie eine Hand auf ihrer Schulter fühlte und hochblickte, in das Gesicht, das ihr in letzter Zeit am Vertrautesten war. "Mephistophele, er hat wirklich geschrieben. Wieso wusstest du das?" Die blonden Haare des Mannes wehten im Wind, seine Augen ruhten auf dem Meer und die untergehende Sonne tauchte das ganze Land in ein sanftes rotes Licht. Für Mephistophele war es einfach, derartige Dinge vorherzusagen. Er hatte alle nötigen Quellen, um das zu erfahren, wonach sich die Menschen sehnten. Ich hatte etwas in der Art gehört, von einem Bekannten aus Paris. Vielleicht stelle ich ihn dir eines Tages vor. Für einen kurzen Moment schmiegte sich Carolina an Mephistophele, bis sie bemerkte was sie da tat. Mit Schamesröte im Gesicht ließ sie von ihrem besten Freund ab und sah seufzend in den Himmel. "Am liebsten würde ich heute schon nach Auxonne fahren... Ich kann es kaum erwarten." Mephisto sah Caroline fragend an. Vor kurzem wollte sie noch lange auf Korsika bleiben, damit sie sich von allem und jedem verabschieden konnte. Doch nun wollte sie einfach nur zu Napoleon. Jetzt gleich? Dann fahren wir doch. Pack deine Sachen, sammle die Familie ein es geht los. Wir könnten eine schöne Reise machen, Napoleon würde sich sicher freuen. Oder? Carolines Augen wurden groß und ihr Kopf schnellte herum, sodass sie Mephistophele ansehen konnte. Sie glaubte nicht, was er sagte. Er würde sie begleiten. Ihr treuer Freund in der Not, wenn sie sich nichts sehnlicher wünschte als den Tod, begleitete sie auch auf diese Reise. Caroline hatte noch nie gehört, dass er eine Familie hatte. Geschweige denn Freunde! Sie hörte immer nur von Bekannten und Leuten, die ihm etwas schuldeten. Anscheinend war Mephistophele ein sehr reicher Mann von adeliger Abstammung. Er erfüllte ihr jeden Wunsch, den sie nur annähernd aussprach und wirkte so edel und galant. Vor allem irritierte es sie, dass er nicht gealtert war. Seit sie ihn kannte und als Freund bezeichnete, trug er diese schwarze Hose, sein weißes Hemd, welches nur selten hervorblitzte und darüber ein schwarzes Jackett. Immer flogen seine Haare gleich im Wind und immer duftete er gleich. Seine Augen waren auch immer so eisig und doch voller wärme, wie die ihres Bruders. Bewundernd sah sie Mephistophele an, weshalb sie nicht bemerkte, dass Jerome näher an sie heran trat. "Caroline, wir fahren wirklich nach Frankreich?" Caroline zuckte zusammen. Jerome hatte sicher die Worte Mephistopheles gehört. Warum fragte er noch nach? "Natürlich, Jerome, wir fahren zu Napoleon!", lachte Caroline vergnügt und wirbelte ihren kleinen Bruder ein wenig durch die Luft. Dieser genoss es anscheinend nicht sonderlich, denn er kämpfte sich schnell wieder frei. "Bitte, Jerome, lauf los und hol Lucien und alle anderen! Pack deine wichtigsten Sachen und wir legen heute noch ab. Ich laufe zum Hafen und erzähle es Mutter." Caroline drehte sich herum und wollte gerade loslaufen, als sie noch einmal herumwirbelte, dass ihre Haare nur so durch die Luft flogen. "Und Jerome! Beeil dich...!" Schon spurteten die beiden Kinder in verschiedene Richtungen los. Jerome, um seine Geschwister zu holen und Caroline, um der Mutter und Joseph bescheid zu geben. Antibes, Dezember 1793 Zitternd stand Caroline in der kalten Nachtluft an Deck des Schiffes, mit dem sie gerade unterwegs zu Napoleon war. Leider musste der Kapitän einen Umweg machen, weshalb die Familie wohl zwei ganze Tage nach Antibes brauchen würde. Caroline starrte ins Wasser, welches heftige Wellen warf und die salzige Luft in ihre Nase trieb. Bist du nicht glücklich? Caroline erschrak nicht, als sie Mephistopheles Stimme hörte. Sie hatte ihn lieb gewonnen und freute sich, wenn sie die zarten Klänge seiner Stimme vernahm. Warum sie unglücklich war? Sie konnte es Mephistophele nicht sagen, da sie es selbst nicht wusste. Einerseits hüpfte ihr Magen vor Vorfreude auf Napoleon, andererseits fühlte sie eine gewisse Unruhe, die von dem Festland Frankreichs ausging. "Ich weiß es nicht... Kannst du es mir sagen?", fragte Caroline und seufzte schwer. Mephistophele trat sanft und ohne einen Laut zu machen hinter das Mädchen und umarmte sie. Nimm es nicht so schwer. Napoleon wird da sein und dir wird es gefallen. Außerdem bin ich bei dir. Caroline ließ sich fallen und lehnte sich an ihrem besten Freund und Beschützer. Ihr wurde plötzlich wohlig und warm, sie hatte keine Bedenken mehr. Langsam wurde sie in einen wohligen Schlaf gezogen, traumlos und beruhigend. Als Caroline wieder aufwachte, starrte sie einige Sekunden verloren an die Decke. Sie war an der Reling in Mephistopheles Armen eingeschlafen und nun lag sie in einem Bett. Sie hörte kein Rauschen der Wellen und auch sonst nichts, das man auf dem Meer hörte. Es bewegte sich auch nichts mehr, was wohl bedeutete, dass sie angelegt hatten. Hektisch sprang Caroline aus dem Bett und schlüpfte in ihr Kleid. Sie riss die Tür auf und rannte sofort in Mephistophele, der wohl gerade zufällig kommen wollte, um sie zu wecken. Mit einem sanften Lächeln drückte er sie zurück in das Zimmer, schloss sanft die Tür hinter sich und legte den Zeigefinger auf seine Lippen. Caroline wusste sofort, dass es besser war zu schweigen und setzte sich deshalb widerstandslos auf das Bett zurück. "Wo ist Napoleon? Ich will endlich zu ihm..." Gedulde dich noch kurz. Er wird gleich da sein. Das Schiff war schneller als erwartet, also gib ihm noch zehn Min- Die Tür wurde aufgestoßen und ein schnell atmender Napoleon kam hereingestürmt. Erst traf sein Blick Caroline und er strahlte, doch als sein Blick auf Mephistophele fiel, verfinsterte sich sein Blick. "Napoleon! Wie geht es dir? Ich freue mich so dich zu sehen! Sieh, das ist Mephistophele, ein guter Freund von mir." Caroline ergriff Mephistos Hand und drückte sie leicht. Irgendwie wirkte ihr Bruder verärgert. Er war doch nicht etwa böse, weil er mitgekommen war? Doch seine Miene schien sich zu entspannen als Mephistophele ihm die Hand reichte und sich leicht vor ihm verneigte. "Brigadegeneral Bonaparte... Darf ich mich selbst vorstellen? Mephistophele, Freund von Caroline Bonaparte und hoffentlich auch bald der Ihre..." Napoleon musste sich zurückhalten, damit ihm der Unterkiefer nicht herunterklappte. "Sehr erfreut. Und nun kommt bitte mit, wir wollen uns unser Haus ansehen." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)