Bis zum Tod von Ye_Tianyu (Caroline, Napoleon und Mephistophele) ================================================================================ Kapitel 3: ----------- Vorher muss ich sagen: Hier ist am Ende die Gretchenfrage von Faust behandelt. Ich hoffe, man merkt es... Viel Spaß beim lesen! +*+*+*+**+***+ Kapitel 3 Antibes, Mai 1794 "Was? Maximilian François Marie Isidore de Robespierre?", fragte Caroline verschreckt und zog sich ihr togaartiges Kleid fertig an. Es tut mir besonders leid, dass du dabei sein musst, Caroline. Mephistophele sagte nicht oft Carolines Namen, doch immer wieder brachte er sie damit zum Lächeln, selbst wenn sie im Moment mehr Angst haben sollte. Auf dem Ball heute Abend würde viele berühmte Menschen auftauchen, darunter auch der Politiker Robespierre der mehr für Verurteilungen zu Tode berühmt war, als für gerechte Entschlüsse. Carolines Nervosität stieg ins unermessliche. Sie betrachtete sich noch einige Sekunden im Spiegel, drehte sich zu Mephistophele um und sah ihn fragend an. "Was meinst du?", sagte Caroline, drehte sich schwungvoll um ihre eigene Achse und kicherte leise. Mephisto deutete ihr, dass sie einige Schritte zu ihm kommen solle und ergriff ihre Hand. Wunderschön, Lady. Caroline kicherte und zog ihre Hand zurück. "Komm schon, wir sollten losgehen..." Bei Mephisto eingehängt schritt sie hinaus und hinunter in die Große Halle, in der der Ball bald beginnen würde. "Caroline Bonaparte?", rief eine Stimme durch die Menge. Seit ungefähr drei Stunden feierte die Menge schon und dementsprechend war die Stimmung. Caroline hatte so viele Menschen kennen gelernt wie noch nie und anscheinend sollte diese Liste noch erweitert werden. Fragend drehte sich Caroline in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. Ihre Augen weiteten sich, als sie den Menschen sah, der sie gerufen hatte. Maximilian Robespierre. Der Mann, dem sie heute nicht alleine begegnen wollte. "Oh, Monsieur Robespierre, liege ich richtig?", sagte Caroline und knickste tief. In Gedanken rief sie förmlich nach Mephistophele, damit er ihr beistehen konnte. "Was für ein höfliches junges Fräulein. Sie sind die Schwester von Napoleon Bonaparte, nicht wahr?" Caroline traute sich nicht, sich bewegen. Sie hatte ein künstliches Lächeln aufgelegt und versuchte so höflich wie möglich zu bleiben. Warum kam Mephisto nicht? Während sie Robespierre immer wieder anlächelte und zustimmen nickte schrie ihr Inneres, um von diesem Mann wegzukommen. Sie fühlte sich einfach nicht sicher. Als er ihre Hand berührte zuckte sie zurück und lächelte verkrampft. Robespierre schaffte es nicht, sein dreckiges Grinsen aus dem Gesicht zu wischen und ging einen weiteren Schritt auf Caroline zu. "Wollen wir nicht tanzen, Caroline?" Caroline blickte sich verzweifelt um und schüttelte den Kopf. Sie wollte nicht, doch Maximilian de Robespierre hatte sie bereits an sich gezogen. Das Mädchen war kurz davor zu schreien, als sie eine Hand an ihrem eigenen Handgelenk fühlte, und einen vertrauten Geruch einatmete. "Sie sollten darauf achten, was die Frau antwortet, wenn Sie ihr eine Frage stellen." Mephistophele drückte Caroline an sich und sah Robespierre herablassend an. Er hatte lange genug gewartet, jetzt konnte er eingreifen und diesen Mann auch bedrohen. Mephistophele hatte schon öfter mit ihm zu tun gehabt, selbst wenn sich dieses Wesen nicht an alles erinnern konnte. "Ich würde Ihnen empfehlen nun eine andere Dame zum Tanz zu fordern. Ich werde mit Caroline Bonaparte den nächsten Tanz tanzen." Caroline fühlte sich wie ein Gegenstand. Allerdings störte sie es im Moment nicht, weshalb sie sich von Mephisto auf die Tanzfläche ziehen ließ. Caroline bemerkte sofort, dass das Musikstück im Moment ein Streichquartett war. Caroline bewunderte die Musik, sie ließ ihr einen angenehmen Schauer über den Rücken laufen. Willst du den Komponisten kennen lernen? Caroline sah erstaunt auf. Mephisto schien wirklich immer ihre Gedanken lesen zu können. "Ja, wäre das denn möglich?" Die Musik hörte während Carolines Frage auf und unter den Musikern wurde es ein wenig unruhig. Der Dirigent sagte einige Worte zu seinem Orchester und verschwand letztendlich in der Menge. Caroline warf einen fragenden Blick zu Mephistophele der sie dezent weiter nach vorne drängte und sie letztendlich hinaus auf die Terrasse schob. Der Dirigent stand bereits im Freien und starrte in den Himmel, der schwarz und voller Sterne war. Verlegen trat Caroline nach vorne und räusperte sich leise. Sofort drehte sich der Mann um und lächelte Caroline an. Überrascht wurde das Mädchen rot und knickste leicht. "Caroline Bonaparte.", stellte sie sich leise aber deutlich vor. "Joseph Haydn, bitte, bleiben Sie aufrecht stehen, Fräulein Caroline." Haydn lächelte erfreut als Caroline sich erhob und weniger verschreckt wirkte. Immerhin war Haydn selbst nur ein kleiner Mann. Er selbst hielt sich nicht für besonders hübsch, war sein Gesicht doch von Narben der Pocken übersät. Es wunderte ihn immer wieder, wie viele junge Frauen ihn ansprachen und sogar für ihn schwärmten. "Woher ist die Musik, die gerade gespielt wurde?", fragte Caroline unbeholfen. Sie wollte ein Gespräch beginnen, wusste aber nicht so ganz worüber. Das Mephistophele wieder in den Saal gegangen war hatte es nicht gerade einfacher gemacht, eine Unterhaltung zu beginnen. Mephistophele stand am Fenster und sah hinaus zu Caroline, die sich anscheinend prächtig mit Franz Joseph Haydn unterhielt. Einige Sekunden stand Mephisto noch da, dann wandte er sich um und ging in den nächsten Raum. Es war dunkel und sofort verschmolz Mephisto mit derFinernis. Man konnte nur Umrisse der Möbel erkennen. Einige Stühle, ein Tisch, ein großer gepolsterter Sessel vor einem Kamin und eine Wanduhr waren zu erkennen. Was willst du hier? Warum rufst du nach mir, du weißt genau, dass wir bald fertig sind. Ein Mann saß in dem großen Sessel und hatte das Gesicht in den Händen vergraben. Er schien verzweifelt und als er Mephisto sprechen hörte erzitterte er und suchte in der Dunkelheit nach dem Körper, von dem die Stimme kam. Da er ihn nicht fand legte er den Kopf zurück in die Hände und schüttelte sich so, als würde Eiswasser über seinen Rücken geleert werden. "Du Teufel!" Oh, Verzeihung Monsieur Robespierre, habe ich da einen neuen Namen für mich vernommen? "Entschuldige, Charon... Sag mir, wann ist es vorbei? Was ist der Preis?" Es tut mir leid, du wirst es selbst erfahren... Am 26. Juli diesen Jahres wirst du es erfahren, und am 28. Juli wirst du die Folgen tragen. Nimm es hin, der Pakt ist besiegelt. Du hast hier nichts mehr zu suchen, geh nach Hause. Mephisto drehte sich herum, als ihm gerade noch auffielt, wie ein Mann davonrannte. Mit einem Grinsen im Gesicht machte Mephisto einige Schritte hinaus, sah wie der Mann um die Ecke rannte und blieb einige Sekunden ruhig stehen, so als wäre er eine Statue geworden. Johann Wolfgang von Goethe hatte extremes Herzklopfen. Gerade hatte er etwas gehört das ihm nicht gefiel. Ein Pakt war besiegelt. Das kam ihm zu bekannt vor. Durch die ganze Aufregung hatte er vergessen wo er hingelaufen war und stand letztendlich vor der Garderobe. Da die meisten Gäste bereits eingetroffen waren und sich im Saal unterhielten war niemand hier und Goethe dachte, dass er sich ein wenig ausruhen konnte. Eine Gestalt wie diese würde sicher auffallen, wenn sie plötzlich nicht mehr im Saal war. Auffällig blass und doch mit einer dunklen Ausstrahlung, wer konnte ihn nicht bemerken, diesen dämonischen Engel? Goethe zuckte bereits sein Büchlein, in dem er Informationen sammelte die er vielleicht irgendwann verwenden konnte, als er neben sich einen Körper entdeckte. Erschrocken zuckte er zusammen, als er den Dämon neben sich erkannte. Dieser schien interessiert in das kleine Büchlein zu starren, in das Goethe gerade schreiben wollte. "Kann ich Ihnen helfen?", fragte er unbeholfen und schlug das Buch wieder zu. Die Frage ist eher: Kann ich dir helfen? Goethe schüttelte den Kopf und stand auf. Er wollte sich nicht mit ihm einlassen. Goethe wusste, dass da etwas faul war. Besonders, da ihn dieses Gespräch zu sehr an sein eigenes Stück erinnerte, an dem er gerade arbeitete. "Nein, entschuldigen Sie mich, ich werde nun gehen. Ich brauche Ihre Hilfe nicht." Mephisto lächelte in sich hinein während Goethe leise murmelnd wegging. ____________ Caroline warf eine Vase gegen die Tür und da erschien auch schon Mephisto im Stuhl neben ihr und lachte zufrieden. Caroline funkelte ihren treuen Begleiter wütend an. "Warum lachst du so dümmlich vor dich hin? Hilf mir lieber!" Augenblicklich hörte Mephistophele auf zu lachen und stand auf um Caroline beruhigend in den Sessel zu drücken. Sowas solltest du nicht sagen, das weißt du genau. Was ist daran so schlimm Baron Delacour zum Mann zu nehmen? Ist das nicht in deinem Interesse - ein Adelstitel? "Ich will mir aussuchen wen ich heirate! Napoleon ist weder mein Vater, noch ist er mein Besitzer, dass er mit mir machen kann was er will! So viel Macht hat er nicht. Also hilf mir, Mephistophele, hilf mir!" Mephisto wich einige Schritte von Caroline zurück. Er wusste, was es bedeutete ihr zu helfen: Den Tod. Aber wäre diese Handlung nicht sogar in seinem Interesse? Carolines Tod, damit die Ewigkeit mit Caroline verbunden? Während Mephisto vor sich hingrübelte wurde Caroline stutzig. Normal half Mephisto ihr sofort und ohne nachzufragen. Warum hinderte er sie nun an diesem einen, kleinen, letzten Schritt? "Mephistophele...", sagte sie sanft und trat an den Mann heran, der sich seit Jahren kein bisschen verändert hatte. "Warum grübelst du? Tu mir den Gefallen." Sag mir vorher, warum du diesen Baron verschmähst. "Er ist alt, hässlich, ungehobelt, hat kein Benehmen und nimmt sich etwas, solange es ihm passt, bis er es auf den Müll wirft. Ich bin niemandes Besitz!" Caroline ging erregt von Mephisto weg und trat an das Fenster. Ihr Blick wurde glasig und es wirkte, als würde sie in eine ferne Welt blicken, die nur sie sah. "Nimm mich mit." Wohin? "An den Ort, an dem du bist wenn du nicht gerade bei mir bist." Glaubst du an Gott? Einige Sekunden zögerte Caroline, bevor sie schmunzelte und den Kopf schüttelte. "Wer darf sagen, dass er an Gott glaubt? Selbst wenn du einen Heiligen fragst wird seine Antwort nur so klingen, als würde er dich verspotten." Also glaubst du nicht an Gott? "Versteh mich nicht falsch... Ich frage mich: Wer darf ihm einen Namen geben, und an ihn glauben? Wer darf sich überwinden und sich bereit fühlen zu sagen: Ich glaube nicht an ihn? Er, der alles ist und darauf achtet, dass es bleib, achtet er nicht auf dich und mich und erhält nebenbei noch sich selbst? Der Himmel ist noch immer über uns, der Boden ist fest unter unseren Füßen, die Sterne kommen und gehen jeden Tag freundlich wieder, oder etwa nicht? Ich stehe dir gegenüber und hast du nicht auch das Gefühl, dass du dich nach mir verzehrst? Es entsteht geheimnisvoll neben dir, ohne das du es bemerkst, so wie schon vor Ewigkeiten. Nimm es, und füll dir dein Herz an, wie groß es auch ist. Wenn du dich dann glücklich fühlst, darfst du es nennen wie du willst. Sag dazu Glück, Liebe oder Gott, denn ich habe keinen Namen dafür. Das Gefühl ist alles. Wenn du ihm einen Namen gibst, machst du es nur schwächer." Von wem hast du das gelernt? Ähnliche Worte verwendet auch ein Priester... "Ich weiß, es sagen viele Menschen auf der Welt, jeder in einer anderen Sprache. Warum ich nicht in Meiner?" Mephisto stutzte kurz und nickte. Er gab auf. Caroline wusste was sie wollte und es war der Augenblick gekommen. Er drückte das Mädchen an sich und hauchte ihr einen Kuss auf die linke Schläfe. Caroline verlor das Bewusstsein, während Mephisto langsam mit ihr verschwand. In Ordnung, Prinzessin. Dein Wunsch sei mir Befehl. Willkommen in der Hölle... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)