Das ist mein Leben, das bin ich von Manami (Seto x Joey) ================================================================================ Kapitel 6: Subete wa Yaburu desu -------------------------------- Es tut mir wirklich Leid, dass es schon wieder so lange mit dem neuen Kapitel gedauert hat... Dafür sind private Gründe verantwortlich. Jetzt geht es aber endlich nach langer Zeit weiter und ich muss euch warnen: Es geht zur Sache! Ps.: Hab mich wieder riesig über eure Kommis gefreut!! Anmerkungen: Ich hab nur den Anfang noch mal überarbeitet und hoffe das der Rest einigermaßen okay ist... in Hinsicht auf Rechtschreibfehler und auch Sinnfehler. Zum Titel: Ich hoffe mal, dass es soviel wie "Alles zerbricht" bedeutet. ^^° "reden" >denken< *** Part 6: Subete wa Yaburu desu Es war nun schon nach Mitternacht und Joey wartete immer noch auf seinen Vater. Er wollte gleich nachkommen, hatte er gesagt. Nun, davon war nichts zu merken. Lustlos zappte er durch die Kanäle auf der Suche nach ein bisschen Ablenkung. Doch es funktionierte einfach nicht. Seine Gedanken kreisten immer wieder um seinen Vater. >Wo ist er nur? Ob ihm etwas zugestoßen ist?< Es reichte! Er konnte nicht weiter nur herumsitzen und abwarten. Er musste jetzt wissen, was mit seinem alten Herrn war. Also stand er auf, warf die Fernbedienung auf den kleinen Tisch vor der Couch und verließ das Wohnzimmer. Er schnappte sich seine Jacke und die Schlüssel, band sich die Schuhe und wollte gerade zur Tür hinaus, als sie ihm entgegenkam – und zwar so plötzlich, dass er fast von ihr am Kopf getroffen wurde. In der Tür stand sein Vater. "Wo willst du denn hin?" fragte er verblüfft. "I-ich? Ich wollte dich suchen gehen! Wo warst du denn? Du hast doch gesagt, dass du gleich nachkommst. Ist irgendwas passiert?" sprudelte es aus Joey hervor. "Jetzt beruhige dich doch erst einmal." Er schloss die Tür hinter sich. "Außerdem müssen das doch nicht die Nachbarn mitbekommen. Ich habe noch einen alten Freund besucht. Ihm ging es nicht so gut und ich wollte schauen, ob er zurecht kommt. Dabei hab ich wohl die Zeit vergessen." "Jah... das hast du wohl! Ich hab mir Sorgen gemacht!" Joey konnte sich nicht so einfach beruhigen – er wusste selbst nicht so genau, warum. "Ist ja schon gut. Du spielst dich ja auf, als wärst du mein Vater und nicht anders herum. Na komm, wir machen uns erstmal einen schönen heißen Tee. Da draußen wird es von Tag zu Tag kälter." Er zog seine Jacke und Schuhe aus, schob sich an seinem Sohn vorbei und ging in die Küche. Joey folgte ihm wortlos. Sein Vater nahm am Küchentisch platz, während er das Wasser aufsetzte. "Geht’s ihm wieder besser?" fragte er mit Blick auf die Wasseroberfläche. "Hm? Was? Wem?" "Na deinem Freund." "Achso. Ja klar, dem geht es wieder einigermaßen. Wir haben uns gut unterhalten. Über alte Zeiten und so." "Ah ja." Joeys Misstrauen war geweckt. Sein Vater hatte ihm nie von irgendwelchen Freunden erzählt und so wie er sich erinnern konnte, hatte sein Vater auch nie welche gehabt. Seine letzte Aussage jedoch, gab ihm Gewissheit, dass etwas nicht stimmte: sein Vater redete nie über alte Zeiten. "Das Wasser kocht." Ohne diesen Hinweis von seinem Vater, hätte er es wohl gar nicht bemerkt. Während Joey nun hektisch den Kessel vom Herd zog, stand dieser auf und drängte seinen Sohn sanft zur Seite. "Ich mach das schon. Du wirkst irgendwie ein bisschen durch den Wind." "Jah... ich... es war ein langer Tag" antwortete Joey ausweichend. Er wusste, dass sein Vater ihm kalt ins Gesicht log, doch er traute sich einfach nicht ihn darauf anzusprechen. Er hatte Angst vor dem Grund für die Lügen. Auch wenn er ihn längst kannte. Mit traurigen Augen sah er seinem Vater zu. Dieser machte den Herd aus und füllte etwas Wasser in eine Tasse. "Hier bitte." Er reichte sie ihm und goss sich selbst auch eine ein. "Du musst ihn noch etwas ziehen lassen." Nickend machte sich Joey aus der Küche und setze sich ins Wohnzimmer auf die Couch. Nachdenklich spielte er mit dem Teebeutel. Nach kurzer Zeit kam auch sein Vater in den Raum. Er legte leise Musik auf und gesellte sich zu seinem Sohn aufs Sofa. "Es ist schon spät. Wenn du ausgetrunken hast, solltest du ins Bett gehen. Schließlich musst du morgen wieder früh raus." Joey sagte nichts auf diese Worte. Stattdessen nahm er seinen Tee, stand auf und verließ mit einem leisen 'Gute Nacht' den Raum. Er konnte diese heuchlerische Atmosphäre einfach nicht länger ertragen. Ihm war der leicht süßliche Geruch, der von seinem Vater ausgegangen war, als er ihm im Flur und am Herd so nahe war, nicht entgangen. Sein Vater hatte wieder getrunken, das wusste er. Auch wenn es anscheinend nicht viel war, denn schließlich machte er nicht den Eindruck angetrunken zu sein, hatte er sein Versprechen gebrochen. Und das war es, was Joey nicht so einfach übersehen konnte. Murrend öffnete er seine Zimmertür und trat ein. Er schaltete die kleine Lampe neben dem Bett ein und schloss die Tür hinter sich. Jetzt war er wieder allein. Er hörte zwar die leise Musik, die aus dem Wohnzimmer drang, doch trotzdem konnte sie in ihm nicht das Gefühl der Einsamkeit verscheuchen. "Das war es also? Diese kurze Zeit voller Glück und Unbeschwertheit? Das soll jetzt schon wieder alles gewesen sein? Und ich hatte gehofft es dieses Mal länger genießen zu können..." flüsterte er zu sich selbst. Er stellte die Tasse auf seinen Schreibtisch und ging ins Bad. Als er im Spiegel über dem Waschbecken sein Angesicht erblickte, drehte Joey sich angewidert weg. Er hasste sich für seine Schwäche. Warum konnte er seinem Vater nicht ins Gesicht schreien, was für ein Versager er war und wie sehr er ihn verachtete für seine Lügen? Nein, dafür fehlte ihm der Mut. Ob er es je schaffen würde von seinem alten Herrn loszukommen? Im Moment sah es nicht danach aus. Joey entkleidete sich und stieg unter die Dusche. Das heiße Wasser prasselte auf seinem nackten Körper nieder und er genoss die Wärme. Auch wenn sie sein kaltes Inneres nicht zu erreichen vermochte. Genießerisch warf er seinen Kopf in den Nacken und ließ sein Gesicht berieseln. Joey verweilte länger in der Dusche, als es nötig gewesen wäre, doch er brauchte jetzt dieses illusionäre Gefühl der Geborgenheit. Mit noch nassen Haaren kam er wieder in sein Zimmer zurück. Den Tee nicht weiter beachtend, warf er sich aufs Bett. Kurz bevor er einschlief fiel ihm noch ein, dass er vergessen hatte seinen Wecker zu stellen, doch da übermannte ihn schon der Schlaf. "Mister Wheeler! Immer das Gleiche mit Ihnen! Ich möchte einmal einen Tag erleben, an dem Sie nicht zu spät kommen! Jetzt schauen Sie nicht so bedröppelt daher, sondern setzten Sie sich endlich, damit ich mit dem Unterricht beginnen kann." Wütend schlug der Lehrer das Klassenbuch auf, um Joey einzutragen, während der Blonde mit hängendem Kopf zu seinem Platz trottete. "Oh, der Alte hat heute aber wieder schlechte Laune. Hast du mal ausnahmsweise vergessen deinen Wecker zu stellen?" fragte Tristan flüsternd mit einem breiten Grinsen. "Ja. Verdammt! Warum muss mir das auch immer passieren!?" Grimmig holte Joey einen Block hervor. "Wow, da ist aber heute jemand mit dem falschen Fuß aufgestanden. Ist irgendwas passiert oder bist du einfach nur so schlecht drauf?" "Ach, einfach nur so." Seufzend lehnte er sich im Stuhl zurück und ließ die erste Unterrichtsstunde über sich ergehen. Von dem Blonden unbemerkt, wanderte Kaibas Blick immer wieder zu ihm. Ihm war die Bedrückung Joeys sofort aufgefallen und nun fragte er sich, wie es dazu kam. Auch wenn er eine leise Vorahnung hatte, wollte er Joey nach der Stunde persönlich darauf ansprechen. Das helle Läuten der Schulglocke riss Joey aus seinen trüben Gedanken. >So, die erste Stunde ist überstanden< stellte er mürrisch fest und stand von seinem Stuhl auf. Er schlenderte auf den Gang hinaus und sah aus einem der Fenster, die sich auf dem gesamten Flur erstreckten. Man konnte durch sie auf den ganzen Schulhof blicken und auch die Stadt konnte man zu einem großen Teil überblicken. Joey lehnte sich an den Fensterrahmen und ließ seinen Blick über dem Hof unter ihm schweifen. Nach der Pause würde er noch zwei Stunden Mathe im Klassenzimmer haben, ehe es in die Computerräume zum Datenverarbeitungsunterricht ging. Normalerweise hasste Joey diese Stunden. In den PC-Räumen herrschte immer konzentrierte Stille und wehe jemand machte einen Mucks. Ihr dortiger Fachlehrer war ein äußerst grimmiger Kerl. Seine schon weißen Haare ließen viel mehr die Vermutung zu, mit einem Geschichtslehrer zu reden, als mit einem Computerfachmann. Tatsächlich besaß er ungeahnte Fähigkeiten im Umgang mit diesen komplexen Maschinen und selbst Kaiba hatte schon so manchen Kniff von ihm gelernt. Das war auch der Grund, weshalb der Alte der einzige Lehrer war, den Kaiba respektierte. Joey war in diesem Fach natürlich hoffnungslos überfordert. Mit Computern kannte er sich ungefähr so gut aus, wie Kaiba mit dem herzlichen Umgang mit Kleinkindern. Seine Welt waren mehr die natürlichen Dinge, jene, die man richtig anfassen konnte und nicht irgendwelche Zahlen und Buchstaben auf einem flackernden Bildschirm. Er hatte bis jetzt immer Probleme in diesem Fach mit den anderen mitzuhalten – was wohl auch daran lag, dass er sich keine sonderliche Mühe gab. Es interessierte ihn einfach nicht und er war jedes Mal froh, wenn er diese langweiligen Stunden hinter sich gebracht hatte. Heute jedoch sehnte er sich fast danach, in dem stickigen Computerraum zu sitzen und sich mit Programmieraufgaben konfrontiert zu sehen. Er wollte seine Ruhe und am besten mit niemandem sprechen. Doch das Glück sollte nicht auf seiner Seite sein, denn genau in diesem Moment gesellte sich Kaiba zu ihm. "Was willst du?" fragte Joey barsch. "Die Aussicht genießen." Kaiba lehnte sich an den nächsten Fensterrahmen und sah nach draußen. "Quatsch nicht so einen Mist. Ich weiß genau, was du willst. Aber ich habe jetzt keine Lust mich mit dir zu Unterhalten, also verschwinde." Joey hatte Kaiba keines Blickes gewürdigt und sah auch jetzt noch stur auf den Hof hinunter. "Du hast ja eine vorzügliche Laune, Köter." "Na und, ist doch nicht dein Problem." "Wenn du sie an mir auslässt, schon." "Hau einfach ab und nerv mich nicht, dann lass ich sie auch nicht an dir aus." "Schon verstanden, das Hündchen hat Angst über seine Probleme zu reden." Kaiba wandte sich schon zum Gehen, als er von Joey am Arm zurückgehalten wurde. "Ich habe keine Angst." Die braunen Augen blickten entschlossen in die Kaibas und für einen Moment schien die Welt um sie herum zu verschwinden. Für einen winzigen Augenblick, der doch so unglaublich lang erschien, gab es nur sie Beide. Doch dieser kostbare Moment erlosch ebenso schnell wieder, wie er gekommen war, als plötzlich Yugi zu ihnen stieß. Sofort ließ Joey Kaibas Arm los und drehte sich weg. "Na ihr Zwei. Was treibt ihr da?" fragte der Kleine harmlos lächelnd. Mit einem verächtlichen Schnauben entfernte sich Kaiba von den Beiden und verschwand wieder im Klassenzimmer. Yugi sah ihm kurz fragend hinterher, wandte sich aber dann an den Blonden. "Hey Joey, hast du heute schon was vor? Die anderen und ich wollen ein bisschen in den Park gehen. Was ist, kommst du mit?" In Joeys Kopf formten sich schon wieder ungewollt düstere Gedanken, als er Yugi zugehört hatte. >Park... Basketballplatz... gestern Abend... Vater... gebrochenes Versprechen...< "Joey? Hast du mir überhaupt zugehört?" Mit einem kurzen Zusammenzucken fand Joey wieder in die Gegenwart zurück. "Jah... ja, hab ich. Aber nein, ich habe keine Zeit. Ich hab heute Zuhause viel zu tun. Tut mir Leid." "Na gut, wenn das so ist... Aber sag mal, Joey, ist denn bei dir auch wirklich alles in Ordnung? Du siehst irgendwie so bedrückt aus. Ist etwas passiert?" Große besorgte Augen blickten zu Joey auf, welcher unter diesem Blick sonst immer sein Herz ausschüttete – abgesehen von ein paar Ausnahmen natürlich. Doch heute wandte er sich einfach ab und sagte in beruhigendem Ton: "Nein. Es ist alles in Ordnung, du kannst mir wirklich glauben. Es geht mir gut." Mit einem falschen Grinsen drehte er sich wieder zu Yugi und klopfte ihm auf die Schulter. "Heute hab ich zwar keine Zeit, aber wie wär's mit morgen? Da komm ich auf ne Runde bei dir vorbei und wir duellieren uns mal wieder. Was sagst du dazu?" Da Yugi Joeys heuchlerische Fröhlichkeit nicht auffiel, nahm er das Angebot strahlend an. >Tut mir Leid, Yugi, dass ich dich belügen muss. Aber so ist es besser< dachte Joey missmutig, während er mit dem Kleinen wieder ins Klassenzimmer ging. Die zwei Mathestunden vergingen wie im Flug für den Blonden, da er die ganze Zeit seinen Gedanken hinterher hing und vom eigentlichen Unterricht nichts mitbekam. Nur wenn er aufgerufen wurde, versuchte er sich kurz zu beteiligen. Allerdings waren diese Versuche zum Scheitern verurteilt, da er nicht wusste, worum es überhaupt ging. Die erlösende Schulglocke erscholl genau im richtigen Moment, denn Joey wurde gerade über für ihn vollkommen unverständliche Gleichungen abgefragt. Die Klasse packte lautstark zusammen und verließ gemächlich das Klassenzimmer. Joey atmete auf und räumte seinen Platz, ehe er auch nach draußen auf den Flur trat. Dort erwartete ihn wieder einmal Kaiba. "Was willst du denn schon wieder?" stöhnte Joey genervt auf. Der Blauäugige ignorierte diese unfreundlichen Worte jedoch und lief einfach weiterhin neben Joey her, der sich gerade versuchte aus dem Staub zu machen. "Ich hätte da ein paar Fragen." "Schön für dich. Verpiss dich." Joey sah ihn nicht einmal an. "Nein, das überlasse ich dir, Hündchen" konterte Kaiba prompt. "Also noch mal: was ist mit dir los? Mit deiner Laune verjagst du ja jeden." "Ach ja? Und warum dann nicht dich?" "Seh ich aus wie jemand, der sich von dir beeindrucken lässt?" fragte Kaiba spöttisch. "Hör mal, wir hatten doch eine Vereinbarung. Du wolltest mit mir reden, schon vergessen?" "Ein andermal" wehrte Joey ab. "Ich denke jetzt ist genau die richtige Zeit dafür." "Jetzt? Wir haben gleich Unterricht. Ich denke das ist kein so besonders guter Zeitpunkt." "Was soll's, du bist doch sowieso geistig abwesend und ich hab den Stoff allemal drauf." >Angeber< dachte sich Joey, blieb aber trotzdem stehen. "Wie stellst du dir das vor? Ich hab jetzt schon genug Fehlstunden, da kann ich mir keine mehr leisten." "Ich werde einfach sagen, dass es dir wieder einmal nicht so gut ging und ich dich ins Krankenzimmer gebracht habe" schlug Kaiba vor. "Vergiss es!" Joey nahm wieder den Weg zu den DV-Räumen auf und beschleunigte seine Schritte sogar, als Kaiba ihm folgte. Er wollte nicht, dass er schon wieder als Schwächling, dem man ständig helfen musste, hingestellt würde. >So weit kommt's noch< "Na gut. Ich finde, ich bin dir jetzt lange genug hinterher gerannt, was ich ja eigentlich sowieso bei niemandem mache. Wenn du nicht reden willst, dann verschwinde ich jetzt und lass dich allein weiterschmollen." Kaiba zog an ihm vorbei und würdigte ihn keines Blickes mehr. Auch die Geduld eines Kaibas war irgendwann mal erschöpft. Joey sah ihm missmutig hinterher und bereute es nun fast so unfreundlich gewesen zu sein, denn im Grunde war ihm die Gesellschaft von Kaiba im Moment gar nicht so unangenehm und nervig, wie er behauptet hatte. >Ach was soll's, eigentlich bin ich froh dass ich allein bin und meine Ruhe habe< Er versuchte den Gedanken sich selbst zu belügen zu verscheuchen und trottete weiter den leeren Gang entlang. Die Schulglocke läutete zum Unterricht und Joey schlenderte immer noch durch den einsamen Schulflur, ganz eingenommen von seinen Gedanken, die ihn wieder einmal in einen tiefen Abgrund hinab zu ziehen drohten. Er war schließlich nicht mehr in den Unterricht gegangen. Stattdessen hatte er die Schule verlassen und seinen Weg in den Park fortgesetzt. Dort saß er nun auf einer Bank und genoss die fast vollkommene Stille. Das Einzige, was er vernahm, war das Rauschen der Bäume, wenn ein Windzug durch sie hindurchwehte und das melodische Zwitschern der Vögel, die in ihren Kronen saßen. Er liebte die Natur, hier konnte er für sich sein und musste sich nicht verstellen. Zudem war es der perfekte Ort, um über seine nächsten Schritte nachzudenken. Er würde seinem Vater nicht schon wieder das Trinken durchgehen lassen. Nein, dieses Mal, hatte er beschlossen sich dagegen zu wehren und seinen Vater wenn nötig sogar zu einem Entzug zu zwingen. Natürlich war das seine Theorie. Ob er sie auch umsetzen konnte, würde sich erst noch herausstellen. Jedenfalls würde er nicht so schnell aufgeben. Er wollte seinen Vater wieder so zurückhaben, wie er ihn von früher kannte. Selbst wenn ihm das nicht in vollem Maße gelang, so wollte er doch zumindest einen Teil von ihm zurück. Also erhob sich Joey von der Bank und wählte den Weg durch den Park, auf dem er am schnellsten nach Hause gelangen würde. Die Tür zur Wohnung stand weit offen, als Joey die Treppe hinaufstieg. Verwundert brachte er die letzten Stufen hinter sich und trat ein. "Dad?" fragte er vorsichtig in die Stille hinein. Niemand antwortete. Dennoch hörte er leise Geräusche aus dem Wohnzimmer. Als er sich der Tür zu dem Raum näherte, erkannte er, dass es einem Wimmern sehr nahe kam. Besorgt sah er sich um, bis er endlich die Quelle der kläglichen Laute erspähte. Hinter der Couch kauerte Tea. Sie hielt sich die Hände vors Gesicht und schluchzte ohne Unterlass. Erschrocken kam Joey auf sie zu und berührte sie bei den Schultern. "Tea?" Mit einem überraschten – und wie Joey feststellte – angsterfülltem Laut, sprang sie auf und drehte sich mit Panik in den Augen um. Voller Entsetzen wich Joey einen Schritt zurück. Teas Wange war rot und aus ihrer Unterlippe rann etwas Blut. "Tea! Oh mein Gott! Was ist passiert? Wer hat dir das angetan?" "WER?" schrie sie in einem fast verrücktem Tonfall. "Du fragst mich, wer das getan hat? Was denkst du denn?" Sie blickte ihm mit Tränen in den Augen entgegen. Joey konnte nichts erwidern. Er stand einfach nur da und konnte nicht fassen, was hier geschah. "Warum hast du uns nichts erzählt? Warum hast du uns all die Zeit nichts gesagt?" Sie schrie nun nicht mehr und senkte auch ihre Augen, in denen sich neue Tränen sammelten. Joey starrte sie wie versteinert an. Langsam begann er sich zu regen und ballte die Hände zu Fäusten, dass sie vor Anspannung zitterten. Ohne auf den Schmerz zu achten, biss er sich auf die Unterlippe. "Das wird er büßen" sagte er gefährlich leise. Tea hob langsam ihren Blick und fragte Joey mit vor Angst bebender Stimme: "Was willst du jetzt tun?" Joey antwortete nicht, sondern ging zu ihr hinüber. Er legte ihr die Hand auf die gerötete Wange und sah ihr in die Augen. "Es tut mir so Leid. Ich wollte nicht, dass so etwas jemals geschieht." Dann wandte er sich ab und verließ mit unbändiger Wut die Wohnung. Gelangweilt sah Kaiba aus dem Fenster. Die Sonne ging bereits unter und ein roter Schimmer legte sich über die Stadt. Er hatte sich nicht sonderlich gewundert, als Joey nicht mehr zum Unterricht erschienen war. Dennoch beschäftigte ihn das Verhalten des Blonden. Er wusste, dass es mit seinem Vater zu tun haben musste. Was konnte ihn sonst so dermaßen aus der Bahn werfen. Wenn der Köter allerdings nicht mit ihm redete, konnte er ihm auch nicht helfen. Das Telefon klingelte. "Kaiba" meldete er sich wenig neugierig. Seine Augen weiteten sich jedoch überrascht, als er die Stimme des Anrufers vernahm. "Kaiba? Hier ist Tea. Ich... also... es geht um Joey. Ich denke, er ist dabei etwas Dummes zu tun. Ich konnte ihn nicht abhalten..." Ein Schluchzen war zu hören. "Bitte... bitte, kannst du ihn suchen? Ich weiß nicht, wo er ist... er ist einfach losgerannt, nachdem... bitte... kümmerst du dich um ihn?" Kaiba hatte schweigend gelauscht. Die Tatsache, dass Tea ihn anrief war schon seltsam genug, aber was er da eben gehört hatte, ließ ihn ernsthaft an seinem Verstand zweifeln. Zudem spürte er noch ein völlig anderes Gefühl, als Überraschung: Sorge. Sorge um Joey. Er konnte es sich selbst nicht erklären, doch ohne weiter zu überlegen, sagte er: "Weißt du, wo er hinwollte? Hat er etwas gesagt?" "Nein, aber er wollte seinen Vater suchen. Er... Ich weiß nicht, wo er ist." Wieder begann Tea zu schluchzen. "Na gut, ich werde mich darum kümmern. Also hör auf zu heulen" sagte Kaiba fast sanft. Teas Stimme klang wieder etwas fester, als sie sagte: "Danke. Aber bitte beeil dich. Er ist gefährlich." Damit legte sie auf und Kaiba sah auf den Hörer in seiner Hand hinab. >Gefährlich?< Joey rannte, bis ihm die Lungen bei jedem Atemzug wie Feuer brannten. Trotzdem wurde er nicht langsamer. Sein Weg führte ihn durch den Park. Er rannte, immer den Blick suchend um sich werfend. >Wenn ich ihn finde... Wie konnte er nur? Wie konnte er das nur tun? Ich werde ihn...< Als Joey zum Basketballplatz kam, fand er ihn leer vor. >Mist< Er hatte gehofft seinen Vater hier zu finden, doch er hatte sich getäuscht. Auch hier war keine Spur von ihm. Mit zornigen Augen sah Joey zum schon dunklen Himmel empor. "Wo bist du?!" schrie er mit verzweifelter Wut. Plötzlich hörte er ein Rascheln hinter sich. Alarmiert drehte er sich um und blickte direkt in die dunkelbraunen Augen seines Vaters. Sofort packte ihn wieder seine unbändige Wut. Mit Funken sprühenden Augen blickte er seinem Vater entgegen. Dieser verzog die Lippen zu einem höhnischen Lächeln. "Was brüllst du denn hier so herum? Willst du ein bisschen Aufmerksamkeit?" fragte er mit schwer nach Alkohol stinkendem Atem. Joey verzog angewidert das Gesicht, wandte jedoch keine Sekunde den Blick ab. "Wie konntest du es wagen?" Joeys Stimme zitterte vor Zorn. "Ich weiß nicht wovon du redest", sagte der Alte kühl. Joey entfuhr ein drohendes Knurren. "Oho... das kleine Hundebaby knurrt", spottete Mr. Wheeler. Joey konnte sich nicht mehr länger zurückhalten. Mit bebender Stimme schrie er seinen Vater an. "Wie konntest du es wagen, sie anzurühren! Wie konntest du ihr nur so wehtun? Du hattest kein Recht dazu!" Etwas leiser, jedoch drohender, fuhr er fort. "Ich werde dich dafür büßen lassen." Mr. Wheeler fing plötzlich laut schallend an zu Lachen. Brach jedoch schon wieder nach kurzer Zeit abrupt ab und beugte sich weit zu seinem Sohn. "Wie willst du das tun? Du schaffst es doch noch nicht einmal dich gegen einen Straßenköter zu behaupten. Im Gegenteil, du bist selbst einer. Wie willst du mich denn büßen lassen?" Seine Augen blickten herausfordernd in die Joeys. "Ich werde dir das nie verzeihen!" Joey ballte die Fäuste und holte mit einem Schrei aus. Doch bevor er zuschlagen konnte, hatte sein Vater schon seinen Arm gepackt und mit unerwarteter Wucht schlug er stattdessen Joey in die Magengrube. Nach Luft schnappend klappte Joey zusammen. Der Alte sah auf ihn hinab. "Wie jämmerlich", sagte er verachtend. Doch weiter kam er nicht, denn Joey stürzte sich ohne Vorwarnung auf ihn und riss ihn zu Boden. Mit seinen Fäusten schlug er immer wieder nach seinem Vater, doch dieser vermochte die Schläge mühelos abzuwehren. Wenn er getrunken hatte, schienen seine Kräfte jedes Mal zu wachsen und es schien unmöglich für Joey gegen sie anzukommen. Mit Leichtigkeit packte er seinen Sohn und stieß ihn von sich. Joey landete unsanft auf der Seite und wollte sich gerade wieder ausrappeln, als der Alte an ihn herantrat und ihm einen Tritt verpasste. Mit einem Schmerzenschrei fiel Joey wieder zu Boden und blieb keuchend liegen. Der andere blickte ihn herablassend an und kniete sich neben ihm nieder. "Du willst mich büßen lassen? Dass ich nicht lache!" Brutal drehte er Joey auf den Rücken und legte seine starken Hände um seine Kehle. Dann drückte er langsam zu. "Ich werde dich büßen lassen. Dich – für meine Qualen", flüsterte er Joey leise ins Ohr. Dieser versuchte verzweifelt die Hand von seinem Hals wegzuziehen, doch jeder Versuch scheiterte kläglich. Ihm fehlte einfach die Kraft. Langsam begannen ihm die Sinne zu schwinden. Kaiba stieg in großer Eile aus seiner Limousine und rannte gerade durch das Tor dass den Eingang zum Park markierte, als er Schreie hörte. Ein ungutes Gefühl beschlich ihn und bewegte ihn dazu noch schneller zu rennen. Er musste Joey unbedingt aufhalten. Auch wenn er sich nicht sicher war, was Tea mit gefährlich gemeint hatte, so glaubte er doch zu wissen, dass Joey seine Hilfe brauchte. Mit weit ausholenden Schritten bog er um eine Ecke und erreichte den Basketballplatz. Jedoch galt sein nun entsetzter Blick nicht dem Platz, sondern den zwei Männern daneben. Einer der Beiden lag am Boden und rührte sich nicht. Der Andere kniete neben ihm und sah auf ihn hinab. Kaiba musste nicht erst näher kommen, um zu wissen, was passiert war. Er legte einen Sprint hin und holte weit mit der Faust aus, als er die Beiden erreicht hatte. Sofort schnellte sie auf Mr. Wheeler nieder und riss ihn von den Füßen. Er landete schmerzhaft auf dem Rücken und sah überrascht auf den über ihm stehenden Kaiba. Dieser hatte die Faust noch geballt und ging nun drohend einen Schritt auf den Alten zu. Mr. Wheeler erkannte jedoch nicht die Überlegenheit des Blauäugigen und rappelte sich mit einem gehässigen Grinsen wieder auf. "Noch einer also... Na gut, ich hab nichts dagegen", sagte er gefällig. Doch weiter kam er nicht. Kaiba packte ihn beim Kragen und sah ihn drohend an. Dann holte er aus und schlug dem Alten in den Magen, so dass dieser wieder niedergegangen wäre, hätte Kaiba ihn nicht weiterhin festgehalten. Er packte ihn noch fester und seine Augen verengten sich zu Schlitzen. "Sollten Sie es noch einmal wagen, Hand an irgendjemandem anzulegen, werde ich Sie fertig machen. Und merken Sie sich eins: Ich scherze nicht. Sie sind also gewarnt." Damit ließ er ihn los und stieß ihn von sich. Der Alte taumelte, sah noch einmal zurück und verschwand dann taumeln in der Dunkelheit. Erst jetzt wandte sich Kaiba zu Joey, der am Boden lag. Der Blonde hatte die Augen geschlossen und atmete nur flach. Sofort kauerte sich Kaiba zu ihm nieder und betrachtete ihn besorgt von oben bis unten. Dabei entdeckte er die Druckstellen an Joeys Hals. Voller Entsetzen und Wut schlug er mit der Faust auf den Boden. Dass er sie sich dabei blutig schlug, bemerkte er nicht einmal. Er beugte sich wieder über Joey und hob ihn auf seine Arme. Da öffnete der Blonde leicht seine Augen und sah ihm mit trübem Blick entgegen. "Kai...ba", sagte er verständnislos. "Ja, ich. Kaum zu glauben oder?" Kaiba wandte schnell den Blick ab, als seine Augen zu brennen begannen. Mit Joey auf den Armen stand er auf und ging in Richtung Parktor. Joey schloss seine Augen nicht wieder. Auch wenn ihm fast die Kraft fehlte sie offen zu halten – er wollte keinen Moment verpassen. Kaiba hatte ihn gerettet, gerettet vor seinem eigenen Vater. Joey konnte nicht begreifen, was gerade geschehen war. Noch nie war sein Vater so weit gegangen. Er hätte ihn beinahe... Joey wollte den Gedanken nicht zu Ende führen. Er versuchte einen tiefen Atemzug zu nehmen, doch ein stechender Schmerz breitete sich in seiner Kehle aus und er schloss gequält die Augen. Kaiba war das verzweifelte Luftschnappen des Blonden nicht entgangen. "Bekommst du genug Luft? Willst du dich kurz ausruhen?" Joey schüttelte nur den Kopf und versuchte Kaiba ein beruhigendes Lächeln zu schenken, doch es missglückte ihm. Besorgt blickten die blauen Augen auf ihn hinab und Joey sah in ihnen eine Wärme, die er noch nie zuvor darin wahrgenommen hatte. Dieser Ausdruck verwirrte ihn ungemein, so dass er nun doch seine Augen schloss, um ihm zu entfliehen. Er spürte, wie sich der Griff Kaibas verstärkte und zum ersten Mal seit Langem fühlte er sich annähernd geborgen. Kaiba erreichte wenige Zeit später seine Limousine. Sein Fahrer hatte bereits draußen auf ihn gewartet und war nun sehr überrascht über den jungen Mann den sein Herr da auf den Armen hatte. Ohne jedoch zu fragen, öffnete er Kaiba die Wagentür und half ihm Joey ins Innere des Wagens zu bugsieren. Nachdem Kaiba hinterher gestiegen war, schloss er die Tür und startete den Motor. "Soll ich zum Krankenhaus fahren?" "Nein, schon gut. Fahren Sie zur Villa", antwortete Kaiba ruhig. Dann wandte er sich zu Joey, der neben ihm saß. Er hatte den Kopf zurückgelehnt und atmete angestrengt. Seine Augen waren verkrampft geschlossen und auf seiner Stirn hatte sich Schweiß gebildet. "Sag mir, wie ich dir helfen kann", verlangte Kaiba, doch Joey sah nur kurz zu ihm und konzentrierte sich dann wieder auf das Atmen. Mit besorgtem Blick beobachtete der Blauäugige weiterhin den Blonden. >Wieso kann er so schlecht atmen? Das kann doch nicht nur vom Würgen kommen? Vielleicht hat er innere Verletzungen...< Schnell zog er sein Handy hervor und wählte die Nummer seines Privatarztes. "Hallo, hier Kaiba. Können Sie noch heute in meine Villa kommen? Es ist dringend." Kaiba lauschte kurz, dann sagte er: "Gut, vielen Dank." Er steckte das Handy weg und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Joey. Ein paar Minuten später lag Joey in dem weichen Bett, in dem er schon einmal gelegen hatte. Er erinnerte sich gut daran: An die weiche und saubere Bettwäsche. Das Einzige, was ihn jetzt noch störte und am Einschlafen hinderte, waren diese nervigen Hände, die die ganze Zeit an seinem Oberkörper tasteten und ihm Schmerzen bereiteten. Er bekam immer noch nicht richtig Luft und dieser Mensch, der da an ihm rumwerkelte, machte das Ganze nicht besser. Der Arzt tastete vorsichtig an Joeys Rippen entlang und gab immer wieder beunruhigende Geräusche von sich. Kaiba hielt es langsam nicht mehr aus. "Was fehlt ihm denn nun, verdammt?" fragte er besorgt. "Hmm... hm hm hm... ich fürchte das sieht nicht allzu gut aus. Er hat sich vor ein paar Tagen mal eine Rippe angebrochen und die drückt nun ungünstig auf seinen rechten Lungenflügel. Deswegen fällt ihm das Atmen so schwer. Bisher schien ihn anscheinend die angebrochene Rippe nicht zu stören, da sie in ihrer alten Position geblieben war. Doch nun hat sich wahrscheinlich wegen der Schläge, die er erlitten hat, der Bruch vergrößert und die Rippe verschoben." "Und das heißt? Was machen Sie jetzt dagegen?" fragte Kaiba ungeduldig. "Ich denke wir müssen sie richten." "Und wie?" "Mit einem gezielten kurzen Schlag, könnte man erreichen, dass die gebrochene Stelle wieder in ihre alte Position rutscht. Allerdings ist das riskant und wenn es nicht funktioniert..." "Was dann?" "Dann müssen wir Wohl oder Übel operieren." "Hmm..." Kaiba grübelte kurz, dann hatte er sich entschieden. "Wir versuchen es." "Na gut." Der Arzt tastete noch ein letztes Mal zu der Stelle, an der der Impuls erfolgen musste und bereitete sich dann auf den nächsten Schritt vor. Er setzte mit dem Handballen an der angebrochenen Rippe an und holte aus... Ein schmerzerfüllter Schrei zerriss die Stille der Kaiba-Villa. Dann herrschte wieder Ruhe. ***to be continued*** Wie es weitergeht, behalte ich erst einmal für mich. Aber ihr könnt euch auf ein neues Kapitel verlassen. Ich hoffe, ich werde es dann eher fertig haben... Danke an alle Leser! Es bedeutet mir sehr viel, dass ihr meine Geschichte lest. Ich fühle mich geehrt! Eure Manami Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)