Tote kehren nicht zurück von Tea_Kaiba (Ein Traum und was machen daraus machen kann - ja, das hab ich wirklich geträumt!) ================================================================================ Kapitel 4: Isanami II --------------------- Vorbei. Einfach vorbei. Ich war darauf vorbereitet, und trotzdem - es ging so schnell. Aber ich weiß, so hätten sie es beide gewollt. Einfach einzuschlafen, zusammen, und nicht mehr aufzuwachen. Jetzt, wo meine Eltern tot sind, wird mir erst richtig klar, dass sie sich nicht nur damit abgefunden hatten, sondern sogar sterben wollten. Hätten sie das nicht gemusst, dann hätten sie vielleicht nie mehr zusammen gefunden. Die Schmerzen müssen schrecklich gewesen sein, vor allem in den letzten paar Wochen, aber ich glaube, das hat keiner von ihnen wirklich wahrgenommen. Sie waren zu glücklich, dass uns dreien noch ein wenig Zeit blieb, nicht viel zwar, aber immerhin. Die Beerdigung zu organisieren, erwies sich als etwas kompliziert. Da war erst mal die Sache mit dem Sarg. Als ich die beiden nämlich morgens gefunden habe, hatte die Leichenstarre schon eingesetzt, und es wäre schwer gewesen, sie aus ihrer Umarmung zu lösen. Also Spezialanfertigung. Und dann die Journalisten! Ich habe durchsetzen können, dass nur eine begrenzte Zahl von ihnen zugelassen wurde, aber ganz konnte ich die Medien eben doch nicht aussperren. So oft ich in diversen Zeitungen von Beerdigungen, Hochzeiten oder sonstigen Großereignissen aus der "High Society" gelesen habe, mir war nie klar, wie fehl am Platz die Medien bei so etwas waren. Haben die denn überhaupt kein Gespür dafür, dass ich für meine Eltern gern eine ruhige Bestattung hätte? Sie hatten in ihrem Leben wirklich genug Unruhe, da sollte man sie wenigstens nach ihrem Tod in Ruhe lassen! Aber jetzt sind sie ja weg. Jetzt sind alle weg, sogar Yugi, nachdem ich ihm gesagt habe, dass ich noch etwas allein sein möchte. Danach bleibt immer noch Zeit, meine letzten Sachen aus der Villa zu holen und zu ihm zu ziehen, wo ich wohnen soll, bis ich volljährig bin. Er wird auch zum Schein unser Haus kaufen, ich wollte es nicht weggeben, auch, wenn man es mir vermutlich aus den Händen gerissen hätte, wie das eben so ist mit Promihinterlassenschaften. Ich könnte es einfach nicht ertragen, dass fremde Leute in unserem Wohnzimmer sitzen, oder sogar das Zimmer betreten, in dem die Beiden gestorben sind. Und Mokuba wollte es nicht haben. Ich kann ihn ja irgendwe verstehen, schließlich hat er an dieses Haus bei weitem nicht nur gute Erinnerungen. Im Gegenteil. Für ihn war es das Haus, in dem er und Dad von ihrem Adoptivvater gefangen gehalten wurden. Er ist ja nicht einmal zur Beerdigung gekommen. Ich weiß, er wird das Grab besuchen, er hat sie beide geliebt - seinen Bruder natürlich, aber auch meine Mutter, irgendwie. Aber die Beerdigung... ich kann verstehen, dass er sie nicht ertragen hätte. Auf der anderen Straßenseite hört jemand bei offenen Fenster Musik. Während ich so mit geschlossenen Augen dasitze und meinen Gedanken nachhänge, drängt sich zuerst die Melodie und dann auch - langsam - der Text in mein Bewusstsein. I have a dream, a song to sing To help me cope with anything If you see the wonder of a fairy tale You can take the future even if you fail I believe in angels Something good in everything I see I believe in angels When I know the time is right for me I'll cross the stream - I have a dream Engel - ob sie jetzt welche sind? Vielleicht, aber zumindest sind sie noch irgendwo... ich kann ihre Gegenwart immer noch spüren. Nein, im Stich lassen werden sie mich sicher nicht, sie werden mir beide helfen, meinen Weg zu finden. I have a dream, a fantasy To help me through reality And my destination makes it worth the while Pushing through the darkness still another mile I believe in angels Something good in everything I see I believe in angels When I know the time is right for me I'll cross the stream - I have a dream I'll cross the stream - I have a dream I have a dream, a song to sing To help me cope with anything If you see the wonder of a fairy tale You can take the future even if you fail I believe in angels Something good in everything I see I believe in angels When I know the time is right for me I'll cross the stream - I have a dream I'll cross the stream - I have a dream Vielleicht wäre es gar keine schlechte Idee, zu singen. Die Anlagen dazu habe ich schließlich. Andererseits könnte ich natürlich auch in die Kaiba Corp einsteigen, auch auf dem Gebiet habe ich schon meine Erfahrungen gemacht. In zwei Monaten werde ich fünfzehn, das heißt, ich habe noch drei oder vier Jahre Zeit, bis ich mich entscheiden muss. Und wer weiß, vielleicht gehe ich ja in eine ganz andere Richtung als meine Eltern, das wäre schließlich auch möglich. Ich weiß es nicht, nur eines weiß ich genau: ich werde nie mehr Angst haben, weder vor der Zukunft noch vor dem Tod. Vor dem schon gar nicht, schließlich habe ich schon einmal erlebt, dass er nicht so endgültig ist wie er vielleicht erscheint. Tote kehren nicht zurück, heißt es. Meine Mutter hat es geschafft. Und vielleicht, vielleicht schafft sie es sogar noch einmal. Ich werde sie und Dad nicht wiedersehen. Aber ich werde ganz sicher wieder von ihnen hören. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)