Broken Wings von Meng-chan (- Engel der Schönheit) ================================================================================ Prolog: Bittersüsser Schmerz ---------------------------- Es war jener denkwürdige Tag, an dem er seine Eltern verlor und ich mich seiner annahm. Ein Autounfall hatte ihm seine Familie auf einen Schlag entrissen. Sie sind noch bevor der Rettungswagen kam, am Unfallort verstorben- der andere Fahrer hatte Schuld- Trunkenheit am Steuer. Die erste Woche nach dem Unfall war die schlimmste. Er schloss sich in seinem Zimmer ein, verweigerte das Essen und immer wenn man an der Tür lauschte, vernahm man ein leises Schluchzen. Auch wenn man ihn Tagsüber nie zu Gesicht bekam, hörte ich ihn doch die ein oder andere Nacht durch das Anwesen schleichen. In einer Vollmondnacht, der siebten nach dem Unfall, fand ich ihn auf dem abgeflachten Dach sitzend - eine stumme, vom leben gequälte und doch strahlende Schönheit nur vom Licht des Mondes beschienen. Es war jene Nacht in der wir uns das erste mal küssten. Kapitel 1: Höllenqualen ----------------------- Die Welt stand für einen Moment still und alles was ich sah, war ein endloses Meer aus Schatten. Ein Stimmengewirr, ausgehend von so vielen Menschen die ich nicht kannte, die keine Bedeutung für mich hatten einfach nur unwichtig für mich waren. Doch eine Stimme hob sich aus allen hervor und ein Schatten vor mir begann an Gestalt zu gewinnen. Ich blickte in ein mir wohl bekanntest Gesicht, welches jedoch von Trauer, Schmerz und Tränen entstellt schien. Ihre Lippen bewegten sich, doch konnte ich ihre Worte nicht verstehen.So schwer zu glauben, wollte ich es nicht wahrhaben was sie mir so eben mitgeteilt hatte. Tot, alle waren sie tot.... Ich drehte mich hilfesuchend im Kreis, fuhr mir über das Gesicht und wollte aufwachen. Feuchte Striemen zogen sich über mein Wangen und fühlten sich an wie ein brennender Fluss meiner nicht versiegen wollenden Qualen. Eine Hand legte sich auf meine Schulter und ich fuhr herum, erkannte nun endlich das Gesicht welches mir so bekannt vorgekommen war. Meine Großmutter schloss ihre Arme um mich und begann unkontrolliert zu zucken. Wieder entwichen ihr Worte die jedoch nie den Weg in meinen Verstand finden sollten und in mir wurde eine Leere breit als ich endlich begann zu begreifen was geschehen war. Ich befreite mich aus ihrer Umarmung und wich vor ihr zurück. Ich wollte nicht alleine sein und doch war ich es nun. Ich drehte mich um, die Rufe die mir folgten ignorierend und rannte, egal wohin, es war mir egal. Die Tränen beeinträchtigten meine Sicht und so sah ich ihn nicht. Den Engel der vor mir erschien. Ich stieß gegen etwas, jemanden und wurde mit einer gewaltigen Kraft festgehalten. Panik übermannte mich und ich begann um mich zu schlagen, doch die starken Arme hielten mich weiter fest bis ich keine Kraft mehr hatte und mich fallen lies. Ein gequälter Aufschrei entrann meiner Kehle und endlich schaffte ich es mich meinen Gefühlen hinzugeben. Nicht enden wollend suchten sich Tränen den Weg ins Freie und mein Körper gehorchte mir nicht mehr. Ich krampfte meine Hände in das Hemd des Fremden und lies mich gehen. Ich sank zu Boden und doch lockerte sich der Griff um mich nicht. Die starken Arme trugen mich weiter in meinem nicht enden wollenden See der Qualen und hielten mich über Wasser welches schwarz zu sein schien und nur aus Schmerz bestand. Als der Fluss der Trauerbekunder langsam schwächer wurde fühlte ich mich ausgebrannt und müde, doch ich wurde weiter gestützt und so war ich nicht gewillt mich von dieser Geborgenheit losreißen zu lassen. Mit einem Ruck wurde ich in die Höhe gehoben und das letzte an das ich mich erinnern konnte, bevor ich die wohlverdiente Erlösung im Schlaf fand, war der regelmäßige und wohlklingende Herzschlag meines Engels, der mich nicht alleine gelassen hatte. Kapitel 2: Fliegen ------------------ Die traurige Botschaft ereilte mich in der Nacht und ich machte mich, so schnell es die vorangeschrittene Stunde erlaubt, auf den Weg ins Krankenhaus. Seit vier Jahren hatte ich sein Gesicht nun nicht mehr erblickt. Damals waren wir die besten Freunde, bis er dann mit seiner Mutter im Alter von 11 Jahren fortzog und nun führte uns ausgerechnet der Tod seiner Eltern wieder zusammen. Er hatte nie viele Freunde, war schon immer wie ein stolzer Engel, aber dennoch ein Einzelgänger. Ich war damals der einzige, der hinter seine kalten Blockade sehen konnte und diese Eismauer auch schließlich durchdrang. Wie mir seine Großmutter am Telefon mitteilte, war das bis heute so geblieben und so hatte er nun nur noch sie und mich. Da die alte Frau aber im Moment mit der Situation auch überfordert war, hatte sie mich gebeten mich um ihn zu kümmern und genau das wollte ich nun tun. Ich wollte ihn stützen und ihm Kraft geben. Die Distanz zwischen uns war schnell überwunden und so trat ich nach kurzer Fahrt in das geschäftige Treiben des Krankenhauses. Eiligen Schrittes ging ich die Gänge entlang und lies meinen Blick über die nicht enden wollende Menschenmenge schweifen und als ich um die nächste Ecke bog erblickte ich ihn schon von Weitem. Er rannte auf mich zu, der Blick leer und von Tränen getrübt. Ich sah seine weißen Flügel, welche er hinter sich ausgebreitet hatte. Schon damals war ich von ihrer Schönheit verzaubert worden, doch nun schienen sie wie gebrochen. Ich rief seinen Namen, doch er zeigte keine Reaktion und so suchte ich Antwort in dem Blick seiner hinter ihm stehenden Großmutter. In ihrem Blick lag Trauer, Schmerz und eine Panik die eindeutig ihrem Enkel zugeordnet war. So trat ich ein paar Schritte auf meinen Engel zu und fing ihn auf, schloss meine Arme um ihn und hielt ihn einfach nur fest. Er schlug wild um sich, schien meinen Brustkorb und alles was sich ihm in den Weg stellte zerschmettern zu wollen , doch ich lies ihn nicht los. Liebevoll streichelte ich ihm übers Haar, strich besänftigend über seinen Rücken, wollte ihm einfach etwas von seinem Leid in mir aufnehmen. Ich presste ihn enger an mich, versuchte ihm Geborgenheit und Kraft zu spenden, ihm zu zeigen, dass da noch jemand war der ihn stütze, auch wenn ihm das im Moment so unendlich fern zu sein schien. Seine Bewegung wurde schließlich langsamer und dann unterband er ganz das tun seiner Fäuste. Er sackte zusammen und wie ein sterbendes Tier bäumte er sich noch ein letztes Mal in Form eines gequälten Aufschreies auf, bevor er schließlich alle Kraft verlor. Sein ganzer Körper bebte in meinen Arme und ich spürte sein Herz, wie es schlug, viel zu schnell für diesen zierlichen Körper. Es fühle sich an als wolle es von seiner Brust in die meine springen, so stark spürte ich seine Nähe und ich fühlte mich mehr denn je mit ihm verbunden. Endlich lies er sich gehen, lies Gefühlen freien Lauf welche sein Körper nicht mehr halten konnte und begann unkontrolliert zu zucken. Er vergrub sein Gesicht noch tiefer in meinem Hemd und ich fühlte eine leichte Feuchtigkeit welche sich nun auf meiner Kleidung ausbreitete und ihm den Schmerz zumindest für diesen Augenblick nahm. Ganz langsam breitete sich auch in mir ein Gefühl der Trauer aus, denn ich hielt diesen kleinen, unter Schmerzen zuckenden Leib in meinen Armen und fühlte mich so hilflos wie noch nie. Er litt Qualen welche nicht körperlicher Natur waren und somit auch durch keinerlei Geste von mir, hätten gelindert werden können. Ich spürte wie sich seine Hände an mir festklammerten und nach Halt suchten den ich ihm aber in dem Moment nicht geben konnte, denn ich hatte keine Schwingen mit denen ich ihn hätte wieder an den Himmel tragen können. Ich hielt ihn weiter fest in meinem Armen bis sein Griff sich lockerte und er immer schwächer zu werden schien. Langsam hob ich ihn hoch und ging seiner Großmutter entgegen welche nun endlich die Kraft gefunden hatte sich in Bewegung zu setzen. In kürze war abgesprochen dass er in nächster Zeit bei mir leben konnte und so trug ich ihn zum Auto und brachte ihn in sein neues Zuhause. Dort angekommen brachte ich ihn in sein neues Zimmer, legte ihn auf Bett und lies ihn erst einmal seinen wohl verdienten schlaf finden. Er lag zwar ruhig da, doch sein Gesicht schrie geradezu den Schmerz heraus und selbst ihm schlaf suchten sich noch einzelne Tränen den Weg ins freie. Ich beugte mich zu ihm und hauchte ihm einen sanften Kuss auf die Stirn. "Willkommen Zuhause Julien." 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