Darkness is just an illusion von Tami (Dilikshipping (DracoxHarry)) ================================================================================ Kapitel 1: I. Der Anfang ------------------------ I. Der Anfang: Aufgebracht klappte Hermine ihr Zaubertränkebuch zu. Sie war so zerstreut, dass sie Ron ihr Glas Kürbissaft über den Schoss goss und schließlich mit Ginny Weasley eine Diskussion über den Nutzen von Riesenschnecken anfing. Harry seufzte. Ihre Prüfungen rückten immer näher, das Schuljahr näherte sich dem Ende und es würde bald wieder Zeit werden, bei den Dursleys zu leben. Die Sonne senkte sich immer tiefer über die Wiesen und Wälder Hogwards. Die Temperatur kletterte das Thermometer hinauf und zwang die Lehrer sogar in den in Schatten gelegten Räumen die Fenster zu öffnen. Während die Erstklässler draußen auf den Wiesen lagen und sich sonnten oder im Teich rumlümmelten, waren die Sechsklässler, und damit auch Harry, verpflichtet in der Bibliothek zu hocken und sich auf die Prüfungen vor zu bereiten. Harry war kein schlechter Schüler, er hatte es sogar geschafft, sich in Zauberkunst zu verbessern. Das einzige Fach, welches ihm immer Schwierigkeiten bereiteten würde, ist Zaubertränke. Snape hasste Harry. Es war eine Tatsache, keine Vermutung. Er liebte es Harry Fragen zu stellen, die sogar nur Hermine mit Schwierigkeiten beantworten konnte. Jegliche Zaubertränke, die Harry braute, waren Snapes Meinung nach nicht einmal als Gemüsesuppe zu gebrauchen. Harrys Wunsch, später einmal Auror zu werden, ging allein an seiner Note in Zaubertränke zugrunde. "Harry?" "Mhh?" Rons Blick wanderte durch den Esssaal und blieb schließlich am Lehrertisch hängen. "Hagrid ist jetzt seit zwei Tagen nicht mehr zum Essen gekommen. Meinst du, wir sollten ihn nachher einmal besuchen gehen?" Harry, der seinen Kopf mit dem Arm abstütze, sah auf. Tatsächlich waren sie schon seit ewig langer Zeit nicht mehr beim Wildhüter gewesen. Überhaupt waren sie in letzter Zeit so sehr mit dem Lernen beschäftig, dass Harry noch nicht einmal Zeit gefunden hatte, sich mit Malfoy zu streiten. Die Idee ein bisschen an die frische Luft zu gehen, kam ihm sehr gelegen. "Aber Jungs, meint ihr nicht, wir sollten noch einmal in die Bibliothek gehen? In zwei Wochen haben wir Prüfungen! Dadurch entscheidet sich unsere Zukunft!" Hermine, die sich inzwischen wieder ihren Aufzeichnungen gewidmet hatte, sah die beiden streng an. "Vor allem du, Harry, solltest allmählich mit Zaubertränke anfangen. Wolltest du nicht Auror werden?" Harry verzog das Gesicht. Er hatte keine Ahnung, wie er innerhalb von zwei Wochen das lernen sollte, was sie bereits seit 6Jahren können sollten. Er müsste wohl oder übel die Verabredung mit Hagrid sausen lassen und stattdessen sich zu dem Date mit der Bibliothek begeben. "Und Harry, denk daran, dass sogar Malfoy bessere Noten hat als du. Das kannst du doch nicht auf dir sitzen lassen." Harry war klar, dass Hermine damit erreichen wollte, dass er umso mehr lernen würde um diese Schande zu beseitigen. Leider verstand Hermine die Tatsache nicht, dass er einfach keine Ahnung von Zaubertränken hatte. Es stimmte schon, dass Malfoy dann und wann einen vernünftigen Trank zusammenbraute, während Harry seinen Kessel davon abhalten musste zu explodieren. Bei dem Gedanken an Malfoys höhnischem Grinsen stellten sich seine Nackenhaare auf. Es war wirklich schon viel zu lange her, dass er Malfoy seine Meinung gesagt hatte. "Ron, du solltest auch lieber weiter lernen. Hagrid hat nach den Prüfungen bestimmt Lust, sich mit uns zu treffen." Doch bei Hermines Worten verzog Ron das Gesicht. "Nein, danke. Wenn Harry schon nicht will, dann geh ich eben alleine zu Hagrid." "Ronald Weasley!" Und schon brach eine heftige Diskussion zwischen den beiden aus. Als sie sich nach dem Essen vor dem Klassenraum für Zauberkunst einfanden, glühte Rons Gesicht in modischen Rottönen und Hermine sprach kein Wort mit ihm. Harry seufzte. In letzter Zeit häuften sich ihre Streitereien immer mehr. Inzwischen hatte er sich entschlossen, sich ganz aus der Sache herauszuhalten und keine Partei zu ergreifen. Auch Professor Flitwick entschied sich ihnen einen Vortrag über die Wichtigkeit ihrer Prüfungen zu halten und Harry sah, wie Ron ärgerlich aus dem Fenster blickte. Ihm wurde erneut bewusst, dass er nicht mehr viel Zeit hatte um für Zaubertränke zu lernen. Selbst das Buch des Halblutprinzen enthielt nicht für alle Tränke, die Harry wissen müsste, Informationen. Zudem konnte er das Buch nicht mit in den Prüfungsraum nehmen. Wohl oder übel müsste er nachher in die Bibliothek und lernen. Seine Gedanken schweiften ab und er blickte sehnsüchtig aus dem Fenster. Er roch den lieblichen Sommerduft und verfiel in einen leichten Schlummer. Innerhalb kürzester Zeit war er eingeschlafen und begann zu träumen. Er lag im Krankenflügel und war am gesamten Körper mit Bandagen umwickelt. Er konnte sich nicht bewegen und fühlte, wie sich ein leichter Druck auf seiner linken Seite ausübte. Plötzlich erschien Malfoys Gesichtzüge über ihm und er sah, wie sich dessen besorgter Blick in ein diabolisches Grinsen verwandelte. "Potter, du bist so erbärmlich!" Grinsend schlug er auf Harrys linkes Bein und stand auf. Er lief um sein Bett herum und öffnete das Fenster. "Sieh es dir an, Potter. Ist das Wetter nicht herrlich? Der halbe Gryffindorhaufen liegt am See und sonnt sich - Erbärmlich, alle zusammen." Malfoy drehte sich erneut zu Harry. "Muss ich dich daran erinnern, dass du noch zwei Tage Zeit hast um für die Prüfungen zu lernen? Verzeih mir, aber bei deinem Talent wirst du gewiss durchfallen!" Er brach in schallendes Gelächter aus. "Denk doch mal an Zaubertränke!" Harry kniff die Augen zusammen. Warum lag er im Krankenflügel. Und warum war Malfoy bei ihm? "Und übrigens, Potter, deinetwegen haben Gryffindor das Quiddtichspiel verloren." Harry schrak auf und sah sich verwirrt um. "Mr. Potter, ich würde es sehr begrüßen, wenn auch sie endlich beginnen und ihre Federmappe durch den Raum fliegen lassen würden." Professor Flitwick hatte sich vor Harry aufgebaut und blickte auf ihn herab. "Und schlafen Sie nie wieder in meinem Unterricht!" Ein Teil der Klasse lache. Hermine warf ihm einen ihrer Du-sollst-aufpassen-denk-an-die-Prüfungen-Blicke zu und Ron stieß ihm in die Seite und lachte. "Na, wovon hast du geträumt? Ich hab nur Malfoy und deinen Schrei verstanden. Klang ja richtig schlimm." Zwinkernd lächelte er Harry zu. "Malfoy hat mich im Krankenflüger besucht. Meinetwegen haben wir das Quiddtichspiel gegen Slytherin verloren und damit den Quiddtichpokal verloren. Malfoy hat sich halb tot gelacht. Ich konnte mich nicht einmal wehren, da ich am gesamten Körper einbandagiert war." Nachträglich fügte er hinzu. "Das würde zu dem kleinen Feigling passen!" Ron lachte. "Harry, die Quiddtich Session ist seit drei Wochen beendet und wir haben den Quiddtich Pokal vor Malfoys Nase weggeschnappt. Was meinst du wohl, wie sehr ich sein entsetztes Gesicht geliebt habe!" Am Nachmittag hatte Harry Zeit für sich gefunden und in die Bibliothek gegangen. Ron war wie versprochen Hagrid besuchen und Hermine hatte sich in ihr Zimmer verzogen um Hausaufgaben zu machen. Die Zeit, in der sich seine beiden Freunde stritten, war für Harry immer unangenehm. Er war nicht gerne alleine und vor allem dann nicht, wenn er lernen musste. Gelangweilt schlich er durch die hohen Bücherregale der Bibliothek und zog dann und wann ein Buch heraus, blätterte darin und schob es zurück. Schließlich suchte er sich einen Platz am Ende der Reihe von Büchern über Kräuterkunde und breitete seine Schulsachen aus. Gezwungenermaßen zog er ein Blatt Pergament und begann sich Informationen zu den verschiedenen Tränken aufzuschreiben. In der Bibliothek war es unangenehm stickig und warm. Schweiß lief an seiner Stirn herunter und in die Augen. Verärgert nahm Harry die Brille ab und rieb sich die Augen sauber. Verschwommen nach er eine Gestalt wahr, die sich auf ihn zu bewegte. Als er sich die Brille wieder aufsetzte, erblickte er Malfoy. "Malfoy, was suchst du hier?" Malfoy tat, als hätte er erst jetzt bemerkt, dass Harry anwesend war. "Die Frage würde ich eher dir stellen, Potter. Du lernst doch sonst nie freiwillig. Außerdem würdest du ohne die Hilfe deiner Schlammblutfreundin nicht einmal hier sitzen. Du warst bereits nach der ersten Klasse draußen gewesen." Feindselig ging er einen Schritt auf Harrys Tisch zu und schlug dessen Schulbücher vom Tisch. "Malfoy, ich hasse dich. Ganz ehrlich." Gelassen stand Harry auf und bückte sich nach einem Buch. "Welch Wunder, Potter. Denkst du vielleicht, ich würde dich leiden können" Verächtlich rümpfte Malfoy die Nase. "Aber ich dachte, du würdest mich richtig toll finden! Bist du es nicht, der mir heimlich Liebesbriefe schreibt?" Grinsend klimperte Harry mit den Wimpern. Angeekelt trat Malfoy einen Schritt zurück. "Für nichts auf der Welt würde ich dich toll finden! Du bist nutzlos und schwach. Vielleicht solltest du mal deinen Wiesel-Freund oder deine kleine Schlammblutfreundin fragen. Sie sind doch totale Fans von dir!" Harry verzog das Gesicht. "Hör auf, andauernd meine Freunde zu beleidigen. Sieh dir doch mal dich an: Du bist ja richtig mutig ohne deine Schlägerfreunde!" "Dich mache ich auch ohne die Beiden fertig. Dann kann man deine Einzelteile den Wiesels schicken. Wenn sie die verkaufen, können sie sich ja vielleicht endlich mal ein paar neue Schuhe kaufen!" Malfoy begann zu lachen. "Heute Abend um 22:00Uhr im Raum der Wünsche. Und bring deinen Zauberstab mit!" Malfoy hörte auf zu lachen und funkelte Harry bösartig an. "Willst du das wirklich riskieren, Potter? Nun gut, vielleicht kannst du ja dann deinem Hündchen im Jenseits Gesellschaft leisten!" Harry verlor die Geduld und stürzte sich auf Malfoy. Wie konnte er es wagen, sich über Sirius lustig zu machen? Er versuchte Malfoy seine Faust ins Gesicht zu schlagen, doch dieser wich seinem Schlag aus und hielt seine Hand fest. Plötzlich drehte Malfoy Harrys Arm herum und presste ihn ihm auf den Rücken. Mit voller Wucht schupste er Harry gegen das Bücherregal und presste ihn dagegen. Harry begann zu fluchen und versuchte sich aus Malfoys Griff zu befreien. Doch je mehr er versuchte zu entfliehen, desto stärker zog Malfoy an seinem Arm. Harry biss sich auf die Unterlippe. "So, Potter. Jetzt hörst du mir einmal ganz genau zu: Du bist erbärmlich und ohne Dumbledore oder deine Freunde absolut hilflos! Denkst du wirklich, du kannst gegen mich gewinnen? Vergiss es, ein Niemand bleibt ein Niemand." Bei jedem Satz war Malfoy Harry näher gekommen und flüsterte ihm die letzten Worte zischend ins Ohr. Malfoy bemerkte wie Harry zitterte. Angewidert stieß er sich von ihm und verließ die Bibliothek. Harry atmete stockend aus und lehnte sich gegen das Regal. Seine Härchen auf den Amen hatten sich aufgestellt und Gänsehaut hatte sich auf seiner Haut gebildet. Noch immer spürte er Malfoys Atem in seinem Nacken. Noch nie war er ihm so nah gewesen. Eine Kälte hatte sich an seinem Herz gesammelt und ließ ihn erzittern. Als Harry den Gemeinschaftsraum der Gryffindors erreichte, war Ron gerade dabei durch das Portraitloch zu steigen. Er sah Harry und hielt für ihn die Tür offen. Gemeinsam traten sie ein und sahen Hermine am Kamin sitzen. Es schien, als hätte sie ihre gesamten Schulsachen der sechs Jahre über den Tisch und Boden ausgebreitet. Seufzend ließen sich die beiden Jungen zu ihrer Seite nieder. Hermine sah auf und signalisierte, dass sie die beiden bemerkt hatte. Ron schien noch immer nicht bereit zu sein, sich mit Hermine wieder zu vertragen, geschweige denn, mit ihr zu sprechen. Harry entschied sich die Stille zu brechen. "Und Ron, wie war es bei Hagrid?" Als Antwort schnaubte Ron auf. Er starrte geradewegs in die Flammen des Kamins und ignorierte Harrys fragenden Blick. "Harry?" Hermine strich sich ihre Haare hinter das Ohr und legte ihr Arithmatikbuch beiseite. "Warst du in der Bibliothek?" "Hermine! Wenn du jetzt wieder so anfängst, dann rede ich die nächsten fünf Jahre nicht mehr mit dir! Hagrid hat mir nicht mal Tee angeboten, der hat mir auch gleich einen Vortrag über meine Prüfungen gehalten! Dreht sich hier denn alles um Prüfungen?!" Wutendbrand war Ron aufgesprungen und funkelte Hermine böse an. Sie dagegen zog eines ihrer Augenbrauen in die Höhe und funkelte zurück. "Vielleicht liegt das daran, dass wir darin eine ernste Sache sehen, Ronald Weasley!" "Das sind doch nur Prüfungen! Mag ja sein, dass so was wichtig ist, aber das muss nicht heißen, dass man Tag und Nacht an nichts anderes denken muss! Außerdem ist es ja nicht so, als würde ich gar nichts dafür tun!" Zornig stampfte er in Richtung Jungenschlafsaal davon. Harry sah ihm nach und wandte sich wieder Hermine zu. "Ja, ich war in der Bibliothek. Zufrieden? Trotzdem bin ich nicht zum lernen gekommen. Malfoy war auch da." "Ach Harry, meinst du nicht, du solltest endlich mal lernen, ihn einfach zu ignorieren? Wenigstens für die nächsten zwei Wochen." "Nein, dass werde ich bestimmt nicht. Um ehrlich zu sein treffe ich mich heute mit ihm zum Zauberduell!" Hermine sah ihn entsetzt an. "Harry, bist du verrückt geworden? Du weißt, dass Zauberduelle verboten sind! Wenn man dich erwischt, dann wirst du sogar noch vor den Prüfungen heraus geworfen!" Doch Harry wollte ihr nicht zuhören. Er hasste Malfoy einfach zu sehr und wollte ihn unbedingt besiegen. Ohne ein weiteres Wort stand er auf und stieg die Treppen zum Schlafsaal hinauf. Hermine lief hinter ihm her. "Wo? Wann? Harry, dass kann ich nicht zu lassen! Und notfalls warte ich die ganze Nacht ..." Doch Harry hatte die Tür hinter sich zugezogen und Hermines Stimme erstickte. Er fand Ron neben seinem Bett kniend und Karten spielend. "Wenn du mir jetzt auch einen Vortrag halten willst, dann kannst du gleich wieder umkehren. Ich hab echt keine Lust mehr dazu!" Doch Harry wollte über etwas ganz anderes reden und setzte sich auf Rons Bettkante. "Keine Angst, ich kann das Wort Prüfung auch nicht mehr hören. Ich wollte mit dir über Malfoy reden. Er war vorhin in der Bibliothek und hat mich vom Lernen abgehalten." Ron sah auf und blickte Harry an. "Und was hat er dieses Mal getan?" "Ich sag es mal so, wir treffen uns heute um 22:00Uhr im Raum der Wünsche zum Duell." Auf Rons Gesicht breitete sich ein Lachen aus und er setzte sich neben Harry aufs Bett. "Echt? Super! Hast du dich schon vorbereitet? Sollen wir ein bisschen üben? An was für Zauber hast du gedacht? Und wer ist dein Sekundant?" Harry lachte. Er hatte gewusst, dass Ron ihm keine Predigt halten würde, sonder dass er sich am liebsten selbst mit Malfoy duellieren würde. "Ich will gar nicht erst daran denken müssen, wer mein Sekundant ist, aber für den Notfall bist du es natürlich. Wenn man uns erwischt, werden wir wohl beide von der Schule fliegen, aber wenn ich Malfoy besiege, dann hat es sich alle Male gelohnt." "Mach dir keine Sorgen, ich werde mich gut um deine Sachen kümmern. Die Dursleys bekommen auf jeden Fall nichts." "Oh, na dann bin ich ja beruhigt." Harry lachte. Er dachte einen Moment nach und fügte schließlich hinzu. "Wenn ich ehrlich bin, dann würde Malfoy am liebsten den Zauberstab aus der Hand reißen und ihn eigenhändig k.o schlagen." "Keine schlechte Idee." Bis zum Abendessen waren die beiden Jungen damit beschäftigt, Harrys leicht eingerosteten Zauberfähigkeiten ein wenig auf Fordermann zu bringen. Inzwischen hatte Harry den Beinklammerungsfluch wieder halbwegs auf die Reihe bekommen, leider war Neville, der gerade den Schlafsaal betreten hatte, sein Opfer und bekam der Fluch mit voller Wucht an die Brust gefeuert. In sekundenschnelle sprangen seine Beine zusammen und er kippte mit dem Gesicht voran nach vorne. "Neville!" Entsetzt stürzten Harry und Ron vor und drehten Neville auf den Rücken. "Oh Gott, Neville, das tut mir wirklich leid! Ich hatte keine Ahnung, dass du gerade herein kommst. Tut es weh?" "Harry, es ist nur ein Beinklammerungsfluch und nicht ein Todesfluch. Neville hör zu, du bleibst hier liegen und ich hole Professor McGonagall." Ron sprang auf die Füße und wollte bereits losstürmen, als Neville ihn am Arm packte. "Ron, ich hatte nicht vor abzuhauen, aber vielleicht solltest du nicht Professor McGonagall holen, sie würde sicherlich fragen, wie mir das passiert ist und uns so kurz vor dem Schuljahresende noch Punkte abziehen." Ron blieb stehen und sah zu Neville. "Harry, guck mal unter mein Bett. Dort müssten ein paar Gläser herumstehen." Harry bückte sich und wühlte unter Nevilles Bett herum. Er zog ein paar seltsam aussehende Pflanzen in Glasbehältern hervor und blickte sie argwöhnisch an. "Nimm die Pflanze, mit den roten Blättern und den langen Stielen. Sei vorsichtig, wenn du den Deckel aufschraubst!" Harry begann zwischen den Gläsern zu suchen und fand schließlich die richtige Pflanze. Behutsam trug er den Glasbehälter zu Neville und sah ihm interessiert zu, wie dieser den Deckel aufschraubte und zwei Blätter der Pflanze abrupfte. Ebenso vorsichtig drehte er den Behälter wieder zu und gab ihm Harry zurück. Neville begann die Blätter zwischen den Finger zu kleinen Kugeln zu reiben und stopfte sie sich schließlich in den Mund. "Neville, was sind das für Pflanzen?" Ron sah Neville besorgt an und wartete darauf, dass etwas passierte. Und tatsächlich, als Neville schluckte, sprangen seine Beine auseinander und er stand auf. Lächelnd drehte er sich zu Ron und Harry. "Das sind besondere Heilpflanzen, die Professor Sprout mir geschenkt hat. Sie helfen gegen niedere Flüche und gegen Kopfschmerzen. Sehr praktisch, vor allem während der Prüfungen." "Genial, Neville, du ersparst uns damit einen Haufen Ärger." Neville, der selten Komplimente hörte, errötete bis unter die Haarspitzen und kicherte. "Sagt mal, könnten wir vielleicht ein oder zwei Blätter davon haben?" Harry sah Ron fragend an. "Na ja, vielleicht kannst du sie nachher brauchen!" Harry verstand. Vielleicht würde ja Malfoy versuchen, ihm einen niederen Fluch aufzuhetzen, dann könnte er sich in Windeseile davon befreien. "Ja, Neville, meinst du, wir könnten etwas davon haben. Ich muss noch für Zaubertränke lernen und dabei bekomme ich immer schreckliche Kopfschmerzen. Das Kraut wäre sicherlich hilfreich." Neville, der zunächst nichts von dem Gespräch zwischen Harry und Ron verstand, nickte. "Sicher, aber verratet bitte den anderen nichts davon. Leider ist die Betrutra eine sehr langsam wachsende Pflanze und sie hat zu wenige Blätter, um die Anderen auch damit zu versorgen." Als es Zeit zum Abendessen war, gingen Harry, Ron und Neville gemeinsam in die große Esshalle. Hermine saß bereits an ihrem Platz und blätterte in ihren Aufzeichnungen. Ron wartete bis Harry sich gesetzt hatte und setzte sich schließlich neben ihm, damit er nicht neben Hermine sitzen musste. Sie aßen schweigend und Harry bemerkte, wie Ginny ihn fragend ansah. Sie nickte mit dem Kopf in Ron und Hermines Richtung und Harry gab ihr zu verstehen, dass sie erneut einen ihrer Kleinkriege führten. Ginny lächelte und widmete sich ihrem Essen zu. Als Harry gerade dabei war sich Kürbispasteten aufzutun, betrat Malfoy den Raum und schreitete an ihnen vorbei in Richtung Slytherintisch. Ron stieß Harry schmerzvoll in die Seite und zeigte auf Malfoy. Harry verschluckte sich und musste einen großen Schluck Kürbissaft nehmen. Er beobachtete Malfoy, wie er sich zu Pansy Parkinson rüberbeugte und ihr etwas ins Ohr flüsterte. Sie brach daraufhin in schallendes Gelächter aus und einige Slytherins starrten sie an. Als Harry an seine Begegnung mit Malfoy in der Bibliothek dachte und wie er ihm ins Ohr geflüsterte hatte, lief ein Schauer durch seinen Körper und ließ ihn erzittern. Wie sehr freute er sich darauf, ihm nachher entgegenzutreten und ihn mit ein bisschen Glück zu besiegen. Hermine beobachtete Harry von der Seite und zog scharf die Luft ein. Harry blickte von Malfoy zu Hermine und machte ihr deutlich, den Mund zu halten. Er hatte keine Lust mitten am Gryffindortisch eine Diskussion über sein Verhalten im Bezug auf Malfoy zuführen. Hermine war ihm einen boshaften Blick zu und rümpfte die Nase. Harry wusste, dass sie das nicht verstehen würde. Hermine verstand nie wirklich, warum er Malfoy so hasste und vor allem verstand sie nicht, warum Harry immer wieder auf Malfoys Provokationen einging. Wenn Harry abends wach lag, während alle anderen schliefen, dann dachte er manchmal über Malfoy nach. Er stellte sich vor, wie Malfoy von Dumbledore von der Schule verwiesen wurde und wie sein Vater ihn anschreien würde. Bei dem Gedanken konnte Harry immer gut einschlafen. Wie es jedoch sein sollte, wenn Malfoy nicht mehr da wäre und er sich nicht mehr den Machtkampf mit ihm liefern könnte, viel ihm schwer sich vorzustellen. Malfoy war einfach schon immer da gewesen. Seit dem Moment, als Harry ihn das erste Mal bei Madam Malkin getroffen hatte. Er hatte auf einem Schemel gestanden und sein blasses, spitzes Gesicht mit seinen grauen Augen hatte Harry von oben bis unten gemustert. Schon damals war er arrogant und kalt gewesen. Mit seiner erheblichen Art hatte er Harry ausgefragt und mit jeder Frage kam sich Harry dümmlicher vor. Er hatte nicht einmal gewusst, was Quiddtich war. Doch jetzt war Harry sogar besser als Malfoy. Vielleicht würde er ihn heute im Duell besiegen. Harry fiel etwas ein. Er konnte gut zaubern, doch was würde er tun, wenn Malfoy dunkle Magie anwenden würde? Das Kraut von Neville würde ihn dagegen nicht schützen und die schwachen Schutzzauber, die sie bisher gelernt hatten, würde der Zauber mit Leichtigkeit durchbrechen. Entsetzt berichtete er flüsternd Ron von seiner Vorahnung. "Bist du sicher, dass Malfoy dunkle Magie beherrscht? Ich meine, zuzutrauen wäre es ihm, aber würde er sie direkt vor Dumbledores Augen anwenden?" "Natürlich würde er! Der steckt doch mit in der Verwickelung um Lord Voldemort. Vielleicht hat er nur auf so einen Moment gewartet und wurde speziell von seinem Vater dafür ausgebildet. Es wäre ein leichtes, wenn er sich heute mit mir duelliert!" Ron sah ihn zweifelnd an. "Ich weiß nicht. Malfoy ist böse, dass ist mir klar, aber ich traue ihm nicht zu, dass er jemanden töten würde. Zumindest noch nicht jetzt." Harry hingegen war anderer Meinung. Er dachte verzweifelt nach, was für Zauber, die er kannte, ihn gegen dunkle Magie schützen würde? Dann kam ihm ein Gedanke. Das Buch des Halbblutprinzen! Als Harry den Gemeinschaftsraum der Gryffindors erreichte und in den Schlafsaal stürmte, pochte seine Lunge so sehr gegen seinen Brustkorb, dass es schmerzte. Bis zu seinem Treffen mit Malfoy waren es noch genau zwei Stunden. Ob das reichen würde, um neue Zauber zu lernen, war Harry nicht klar. Er durchwühlte seine Schultasche und breitete deren Inhalt auf seinem Bett aus. Als er das Buch fand und herauskramte, atmete er erleichtert aus. Er setzte sich auf sein Bett, schob die Brille gerade und begann zu suchen. Seite um Seite umschlug er, doch nirgends stand ein Zauber, der ihm weiterhelfen konnte. Natürlich standen hauptsächlich nur Zaubersprüche und Ratschläge für Zaubertränke in dem Buch, doch manchmal hatte der Halbblutprinz kleine Zaubersprüche an den Rand geschrieben. Zu einigen standen Notizen, wie verwirrend oder unvollständig, zu manchen stand gar nichts. Als Harry nach langer Zeit noch immer nichts Brauchbares gefunden hatte, legte er das Buch beiseite und schloss die Augen. Was wäre, wenn Malfoy schwarze Magie einsetzen würde? Wäre Malfoy in der Lage ihn zu töten? Oder würde der Zauber seiner Mutter in erneut davor beschützen? Harry zog die Beine an und legte seinen Kopf auf die Knie. Er konnte das Duell nicht absagen. Malfoy würde das als eine Niederlage von Harry ansehen und ich noch jahrelang damit verhöhnen. Andererseits hatte Harry nicht vor es Lord Voldemort so einfach zu machen und sich einfach von Malfoy heute Nacht töten zu lassen. Er kugelte sich zur Seite und rollte sich auf der Decke zusammen. Was sollte er bloß tun? Als Ron den Schlafsaal der Jungen betrat, war Harry bereits eingeschlafen. Er war zu lange bei Seamus und Neville geblieben und hatte Harry total vergessen. Als er auf die Uhr sah, hatten sie es bereits kurz vor halb Zehn. "Harry, verflucht, Harry! Wach gefälligst auf!" Ron rüttelte an Harrys Schultern und versuchte ihn auf die Seite zu drehen. "Was´n los?" Harry öffnete die Augen und sah Ron verwirrt an. "Ron? Was? ... Wie spät ist es?!" Entsetzt sprang Harry vom Bett und sah auf die Uhr. "Ganz ruhig, Harry. Du hast noch eine halbe Stunde Zeit. Wenn du dich langsam auf den Weg machst, müsstest du pünktlich da sein. Was ist? Du guckst so komisch." Harry hatte sich zurück auf das Bett fallen lassen und starrte an die Decke. "Ron, was mache ich, wenn Malfoy wirklich schwarze Magie anwendet?" "Dann weißt du, dass Malfoy feige ist. Und jetzt zerbreche dir nicht mehr den Kopf und mach dich endlich los." Ron zog an Harrys Arm und richtete ihn auf. "Na los! Nimm dein Zauberstab und zeig Malfoy, was es heißt ein Potter zu sein!" Widerwillig stand Harry auf. Ron lächelte ihm aufmunternd zu und öffnete ihm die Tür. Als Harry einen Schritt machte, spürte er etwas Hartes unter seinem Fuß. Er bückte sich und hob das Buch des Halbblutprinzen auf. Er sah hinein und fand eine Seite, die komplett durchgestrichen war. Ganz unten stand fünfmal unterstrichen ein Wort, Lovendos. Daneben war eine Notiz, die hieß: zu gefährlich. Harry zog die Augenbrauen zusammen und dachte nach. Zwar hatte er keine Ahnung, was Lovendos für ein Zauber war, aber falls Malfoy ihn tödlich angreifen wollte, könnte er es ausprobieren. Als er mit Ron zusammen durch das Portraitloch stieg, waren noch immer ziemlich viele Schüler im Gemeinschaftsraum. Keiner schien sich für die Beiden zu interessieren, nicht einmal Hermine war erschienen, so wie Harry es gedacht hatte. "Hör zu Harry, ich kann nicht mit dir kommen. Erstens bin ich inzwischen so groß geworden, dass wir beide kaum noch unter den Tarnumhang passen und zum anderen willst du dich mit Malfoy im Raum der Wünsche treffen. Sicherlich stellt sich Malfoy einen Raum ohne Publikum vor und daher müsste ich sowieso draußen bleiben." Er drückte Harry seinen Tarnumhang in die Hände und klopfte ihm auf die Schultern. "Und denk daran, ich bin dein Sekundant. Im Ernstfall sind deine Sachen gut verwat." Harry versuchte gelassen zu klingen, doch in seinem Kopf schwirrte der Gedanke, dass es das letzte Mal sein könnte, dass er seinen besten Freund sah. "Mach dir keine Sorgen um mich. Ich werde Malfoy sein dreckiges Lachen vom Gesicht wischen und morgen sehen wir dann zu, wie er erniedrigt und schweigend am Slytherintisch sitzt." Er drehte sich um, zog den Tarnumhang über und schritt den langen Flur entlang. Ron wartete, bis Harry um die Ecke verschwunden war und stieg zurück in den Gemeinschaftsraum. Er ging in den Schlafsaal und setzte sich aufs Bett. In Gedanken wünschte er Harry alles Gute und hoffte, dass er nicht erwischt werden würde. Harry fröstelte und wünschte, er hätte sich eine Jacke übergezogen. Die Flure schienen endlos zu sein und das schwache Licht der Fackeln ließ die Schatten tanzen. Er stieg Treppen hinauf und lief weitere Flure entlang. Angestrengt versuchte er jeden kleinen Laut wahr zu nehmen und achtete darauf, dass er nicht plötzlich auf Mrs. Noris trat. Die Zeit verging und Harry hatte das Gefühl, dass seine Füße inzwischen zu Eis gefroren waren. Draußen war es eine stickige, warme Sommernacht, doch nachts würde in den Gemäuern von Hogwards die Wärme umgewandelt und eine kühle Luft breitete sich in den Gängen aus. Als Harry sein Ziel erreichte und sich gegen die Mauer sinken ließ, schien es, als würden sich seine Sinne besonders anspannen. Er hörte, wie die Eulen von der Eulerei ein- und ausflogen. Er blickte sich um und besah sich die Gemälde. Wie spät es wohl war? Vielleicht war er ja überpünktlich und Malfoy war noch nicht eingetroffen. Es könnte aber auch sein, dass er bereits im Raum der Wünsche wartete. Harry entschloss sich nicht nachzusehen. Er war so früh losgelaufen, dass er als Erstes hier gewesen sein musste. Harry fiel ein, dass Malfoy bei ihrem ersten heimlichen Duell nicht erschienen war und stattdessen Filch auf die Suche nach ihnen geschickt hatte. Ob er wohl erneut feige sein würde? Andererseits, wenn Harrys Theorie stimmt, würde sich Malfoy diese Situation nicht entgehen lassen. Harry fragte sich, was Lovendos wohl bewirken würde. In seinem Kopf spielten sich tausende Szenen ab, bei denen Malfoy durch die Gegend geschleudert wurde und schließlich am Kopf blutend auf die Erde krachte. Er verspürte nicht die Lust, diesen Zauber auszuprobieren. Vielleicht war Lovendos ja selber schwarze Magie? Plötzlich hörte Harry ein Geräusch und seine Nackenhaare stellten sich auf. So leise wie möglich stand er auf und presste sich gegen die Wand. Er lauschte. Professor Snape bog um die Ecke und schritt eilends auf Harry zu. Harry spürte, wie sich sein Herz verkrampfte und er den Atem anhielt. Hatte Malfoy ihn wieder verraten? Als Snape nur noch wenige Schritte von Harry entfernt war, hörte er, wie Snape leise fluchte. "Wenn ich Draco erwische! Was denkt er sich dabei? Wenn das sein Vater erfährt!" Harrys Herz schien stehen geblieben zu sein und war kurz davor laut aufzuschreien. Ihm fiel einfach keine Ausrede ein! Snape würde dafür sorgen, dass Harry eine Strafe bekommen würde. Gerade, als Professor Snape vor ihm stand, presste sich Harry gegen die Mauer und wollte etwas sagen, doch genau in dem Moment rauschte Snape an ihm vorbei und verschwand in der Dunkelheit. Harrys Augen waren vor Schreck geweitet und er hatte das Gefühl, als müsste er jeden Moment in Ohnmacht fallen. Als sein Herz sich langsam wieder beruhigte und im normalen Takt weiter schlug, fiel Harry ein, dass er noch immer den Tarnumhang trug. Wie so oft dankte er seinem Vater für dieses Geschenk. Harry war sich unsicher. Was sollte er jetzt tun? Noch immer auf Malfoy warten? Oder auf Snapes Rückkehr? Er entschloss sich für den Rückweg. Malfoy war nicht gekommen und er wäre beinahe von Snape erwisch worden. Der Rückweg schien wesentlich schwieriger als der Hinweg. Plötzlich erschien es Harry, als wäre jeder Luftzug und jedes kleine Geräusch Snape, der hinter Harry her war. Als er um die Ecke bog und das Portraitloch zum Gryffindorraum sah, beschleunigten sich seine Schritte wie von selbst und er rannte schließlich das letzte Stück. Die fette Dame war weniger begeistert, dass sie so spät in der Nacht geweckt wurde. Sie drohte dem unbekannten Eindringling, dass sie das nächste Mal laut schreien würde und man würde so eine harte Strafe erhalten, dass man nie mehr nach 22:00Uhr das Bett verließe. Schwer atmend ließ sich Harry auf sein Bett fallen und zog den Tarnumhang herunter. Ihr Schlafsaal war um einiges wärmer als die Flure und seine Körper füllte sich langsam wieder mit Wärme. Seine Zimmergenossen schliefen bereits alle. Harry kroch zu Rons Bett und rüttelte ihn wach. Ron hatte noch immer seine normalen Klamotten an und schlief in einer seltsamen Pose. Er musste wohl die ganze Zeit auf Harrys Rückkehr gewartet haben. "Harry?" Gähnend und streckend richtete sich Ron auf. "Mensch, du lebst ja noch? Und..." Er blickte an Harry herunter. "Du bist unversehrt! Du hast Malfoy geschlagen!" Freudestrahlend grinste Ron Harry an. "Nein Ron, dass habe ich nicht! Malfoy ist nämlich nicht einmal erschienen. Dafür war Snape unterwegs." Flüsternd berichtete Harry von dem Verlauf des Abends. "Ich hab doch gesagt, Malfoy ist, wenn es darauf ankommt, ein Feigling! Der hat sich doch nie getraut, sich mit dem Auserwählten zu duellieren!" "Ach hör auf. Ich frage mich, warum Malfoy das getan hat. Und vor allem, warum Snape sich so über seinen sonstigen Lieblingsschüler aufgeregt hat?" Ron gähnte. "Ins Detail gehen können wir morgen. Leg dich jetzt schlafen, Harry, und genieße deinen zweiten Sieg über Malfoy." Als Harry im Bett lag, fiel ihm auf, dass es in ihrem Schlafsaal nicht nur warm, sondern richtig heiß war. Er schob die Bettdecke von sich und dachte nach. Warum sollte Malfoy sich erneut vor dem Duell drücken wollen? Er war doch sogar richtig scharf darauf gewesen, es Harry zu beweisen. Und was hatte er angestellt, dass Snape es seinem Vater petzen wollte? Harry kniff die Augen zusammen und versuchte Malfoy aus seinen Gedanken zu vertreiben. Darüber konnte er auch später noch nachdenken, viel wichtiger war es, dass er jetzt ein bisschen Schlaf bekam, damit er morgen endlich für Zaubertränke lernen könnte. Am nächsten Morgen zog Ron die Vorhänge beiseite und schupste Harry an. "Na komm schon, oh allmächtiger Malfoy-Bezwinger! Frühstückszeit! Aufstehen!" Harry murmelte in sein Kopfkissen und drehte sich weg. Ron zog ihm die Bettdecke weg und Harry zog aufgrund des plötzlichen Temperaturunterschiedes die Beine an. "Steh auf, ich will doch Malfoys entsetzten Gesichtsausdruck sehen, dass du noch immer auf der Schule bist." Noch immer schlaftrunken setzte sich Harry an den Frühstückstisch. Ron begann ihm Berge von Rührei und Schinken aufzutun und quasselte fröhlich vor sich hin. Nicht einmal Hermines zornigen Blicke konnten ihn davon abhalten gute Laune zu haben. Mit jedem Bissen, den Harry zu sich nahm, wurde er wacher. Er suchte den Slytherintisch ab, doch er konnte nirgends Malfoy entdecken. "Der sitzt wahrscheinlich wütend in seinem Bettchen und ärgert sich schwarz!" Ron stieß ich lachend in die Seite und zeigte zum Lehrertisch auf Hagrid. "Hagrid scheint seinen Streit mit Professor Sprout beglichen zu haben." "Seinen Streit mit Professor Sprout? Hagrid hatte Streit mit einem Lehrer? Worüber das denn?" Ungläubig sah Harry Ron an. "Na ja, er meinte, dass sie eine kleine Auseinandersetzung wegen der Blumenbeete gehabt hätten. Hagrid wollte wohl eine nicht ganz legale Pflanze züchten und brauchte dafür eines von Professor Sprouts Gewächshäusern, die hatte sich jedoch geweigert. Du kennst ja Hagrids Vorliebe für nicht legale Geschöpfe aller Art." Auch während des gesamten Frühstückes war Malfoy nicht erschienen. Harry hatte immer wieder den Tisch der Slytherins abgesucht, doch er fand nur Crabbe und Goyle, die sich stapelweise Essen auf ihre Teller luden. Das sich Malfoy so schämte, hätte Harry nicht gedacht. Ron schlug sich auf den Bauch und seufzte. "Oh man, hab ich viel gegessen." Er schob den Plumpudding angewidert von sich und wendete sich zu Harry. "Sag mal, hast du eigentlich die 2 Pergamentrollen über den Riesenaufstand von 1672? Mein Aufsatz ist nicht mal eineinhalb Seiten lang. Professor Binns wird mich bestimmt zu einem neuen verdonnern." Harry schrak auf. "Mensch, der liegt noch immer oben im Schlafsaal. Wie viel Zeit haben wir noch?" Ron sah auf die Uhr. "Du hast noch zehn Minuten, dann fängt Geschichte der Zauberei an. Beeil dich lieber." Harry sprang auf und rannte aus der Großen Halle. Er war gestern so sehr mit Malfoy beschäftigt gewesen, dass er ganz vergessen hatte, sich um seine Hausaufgaben zu kümmern. Als Harry über die Korridore flitzte, warfen ihm einige Schüler seltsame Blicke zu. Innerlich spornte er sich an, schneller zu laufen. Er rannte die Treppen hinauf und bog in Richtung Gryffindorraum ab, als er plötzlich am Arm ergriffen würde und gegen die Wand geschuppst wurde. Harry keuchte bei dem harten Zusammenprall mit der Wand auf und kniff die Augen zusammen. "Potter, wo wollen wir denn so schnell hin?" Als Harry die Augen aufschlug und sich den Rücken rieb, erblickte er Malfoy, der ihn höhnisch angrinste. "Malfoy, was tust du hier? Ich dachte, du würdest schmollend in deinem Bettchen hocken und dich über deinen gescheiterten Verrat ärgern." "Vergiss es, Potter. Glaub mir, du kannst froh sein, dass ich gestern nicht zu unserem kleinen Duell erschienen bin. Du würdest sonst heute nicht hier stehen." Harry schnaubte. "Malfoy, du warst doch einfach nur feige! Du traust es dir doch nie, dich mit mir zu duellieren. Deine Drohungen werden mit mal zu mal leerer." Malfoy knurrte und stemmte seine Arme zu beiden Seiten von Harrys Kopf ab und kesselte ihn so mit der Wand ein. "Sei vorsichtig, Potter. Wenn du so scharf darauf bist umgebracht zu werden, dann mach ruhig weiter so! Und glaub mir, ich wäre nicht der Einigste, der sich an deinem Tod erfreuen würde." "Geh weg von mir! Ich bin bestimmt nicht hergekommen, um mich mit dir über deine Feigheit zu unterhalten. Sieh es ein, Malfoy, ein Niemand bleibt ein Niemand!" Harry reizte Malfoy zunehmend mehr. Er verlor die Geduld und schlug mit der Faust neben Harrys Kopf gegen die Wand. Harry zuckte unwillkürlich zusammen. Er hatte nicht vor, sich jetzt mit Malfoy zu prügeln. "Du glaubst ja gar nicht, wie viel Freude es mir bereiten würde, wenn ich derjenige sein dürfte, der den berühmten, allmächtigen Harry Potter töten dürfte. Nur leider ist es mir nicht gestattet!" Harry hatte doch gewusst, dass Malfoy bereits ein Todesser war. Zornig funkelte er Malfoy ins Gesicht. "Nur zu, tu es doch. Benutze deine schwarze Magie und zerreise mich doch vor den Augen aller anderen! Ob du es nun tust oder nicht, dann tut es eben später dein Vater oder die anderen Todesser!" Zornig funkelte Malfoy zurück. Er hatte die Zähne zusammengebissen und sein Atem kam gepresst, als müsste er sich beherrschen nicht jeden Moment los zu schreien. "Zu deiner Information, Potter. Erstens sitzt mein Vater deinetwegen in Askaban, zweitens bin ich erfreut zu hören, dass du bereits eine Vorstellung von deiner Zukunft hast und drittens, ich besitze über keine schwarze Magie!" Harry zog eine Augenbraue argwöhnisch in die Höhe. "Tatsächlich? Ich glaub dir kein Wort. Außerdem ist es nicht meine Schuld, dass dein Vater sich verhaften ließ. Er hat doch selbst Schuld, wenn er mit Lord Voldemort unter einer Decke steckt. Ihm ist das passiert, was allen anderen Todessern auch passieren wird! Auch du wirst irgendwann in Askaban sitzen und ich werde mich jeden Tag erneut daran erfreuen!" Harry presste Malfoy seine Hände gegen die Brust und versuchte ihn von sich zu stoßen. Malfoy drehte sich zur Seite und Harry stolperte nach vorne. "Potter, du spinnst! Ich habe gar keine Interesse daran nach Askaban zu gehen, geschweige denn daran mit Lord Voldemort zu arbeiten. Mir passt es nun mal nicht, Befehle erteilt zu bekommen. Du hast Recht, es war mein Vater seine eigene Entscheidung, dennoch bleibt es dabei, das du die Schuld daran trägst. Du hättest gar nicht erst geboren werden müssen, dann hätte ich allein schon weniger Probleme am Hals!" Harry sah ihn verwirrt an. Malfoy war von Anfang an für ihn ein Todesser gewesen. Alleine die Art, wie er über seinen Vater sprach, verwirrte ihn zutiefst. "Du bist kein Todesser?" "Sehe ich so aus? Vergiss es! Und selbst wenn, dann würde dich das Ganze herzlich wenig angehen!" "Was willst du dann von mir?" Malfoy lachte auf. "Von dir? Von dir will ich bestimmt nichts! Mir lag es lediglich am Herzen, dass du ja nicht denkst, dass ich mich vor unserem Duell gedrückt hätte. Es ist jedoch zur Zeit nicht möglich, dass nach zu holen. Aber keine Angst, du wirst deine Chance, dich vor mir lächerlich zu machen, noch erhalten!" Er warf Harry einen verächtlichen Blick zu und drehte sich zum Gehen um. Harry funkelte ihm böse nach und rannte das letzte Stück bis zum Portraitloch. In Windeseile lief er in den Schlafsaal, packte seinen Aufsatz für Geschichte der Zauberei ein und rannte zurück in den Gemeinschaftsraum. Es war zu viel Zeit während des Gespräches mit Malfoy vergangen, sodass Harry nicht rechtzeitig zum Unterricht erschien. Professor Binns war weniger begeistert und zog Gryffindor fünf Punkte ab. Da sie nun alle vollzählig waren, begann der Professor in seiner üblichen öligen Stimme von seinem Lehrerpult aus zu erzählen. Ron, der gerade in eine Art Trance verfallen war, wurde von Harry geweckt und hörte ihm schweigsam bei seinem Bericht über das Zusammentreffen mit Malfoy zu. "Denkst du wirklich, dass Malfoy kein Todesser ist? Kann ich mir nicht vorstellen." "Ich weiß nicht. Ich hab schon immer gedacht, dass er einer ist. Ich meine, dass war doch schon fast offensichtlich, so sehr wie er mich gehasst hat. Und außerdem ist sein Vater einer der berühmtesten Todesser, da wäre es doch mehr als wahrscheinlich, dass er ebenfalls einer wird. Aber die Art und Weise wie er über seinen Vater sprach, hat mich sehr verwundert. Normalerweise ist er doch für Malfoy so was wie ein Heiliger." "Aber nur, weil er in alle Himmelsrichtungen Kontakte hat und daher, dass die Leute beim Namen Malfoy immer die Köpfe einziehen. Wegen Draco machen die das bestimmt nicht. Aber mal im Ernst, meinst du vielleicht, dass Malfoy so was wie väterliche Liebe vermisst? Den sein Vater kann ich mir nicht gerade als liebliches Familieoberhaupt vorstellen und das Malfoy je etwas anderes als Tätscheleien seiner Mutter erhalten hat, auch nicht." Harry zuckte die Schultern und dachte nach. Sollte Malfoy seinen Vater wirklich nur hassen, weil er ihn als Kind nie auf den Arm genommen hat oder mit ihm spielte? "Er hatte noch gesagt, dass er es nicht leiden könne, wenn man ihm Befehle erteilte und daher würde er nie mit Lord Voldemort zusammen arbeiten." "Ich bitte dich, Harry, denkst du vielleicht, Lucius würde es zulassen, dass Draco kein Todesser werden müsste, nur weil er es nicht mag Befehle erteilt zu bekommen? Ich würde eher sagen, dass Lord Voldemort gar keine Interesse an einem Feigling wie Malfoy hat! In Wirklichkeit ist er doch nichts weiter als ein verwöhnter, arroganter Mistkerl, der den Mund nie zu voll kriegt!" Ron regte sich so sehr über Malfoy auf, dass er die letzten Worte laut aussprach. "Mr. Weasley? Möchten Sie uns etwas mitteilen?" Professor Binns stand an seinem Lehrerpult und sah Ron missmutig an. Er mochte es überhaupt nicht, wenn man in seinem Unterricht Gespräche führte. "Nein, Verzeihung, Sir!" Hecktisch senkte Ron den Kopf und schrieb eilends ein paar Notizen auf. Hermine warf Harry einen fragenden Blick zu, doch er ignorierte sie und entschied sich, die Diskussion bis zum Ende des Unterrichtes hinauszuschieben. Nach Geschichte der Zauberei hatten sie Kräuterkunde. Professor Sprout empfing die Klasse am Rande des Schulgartens und wies sie in das drittgrößte Gewächshaus. In Vierergruppen sollten sie Alraunen zupfen, da dies ein beliebtes Thema für die Prüfungen sei. Harry und Ron arbeiteten mit Neville und Seamus zusammen und da sie Ohrenschützer trugen, fanden sie keine Zeit sich weiter über Malfoy zu unterhalten. Verschmutzt und verschwitzt erreichten Harry und Ron den Schlafsaal der Jungen. Sie wuschen sich schnell und zogen sich um. Gemeinsam betraten sie die große Halle und setzten sich zum Mittagessen. Harry, der noch vom Frühstück relativ satt war, nutzte die Zeit während Ron aß und beobachte Malfoy am Slytherintisch. Wie immer trug er seine schwarzen, teuren Umhänge und seine blassblonden Haare waren nach hinten gekämmt. Malfoy aß immer mit Messer und Gabel und achtete sehr darauf, sich nicht zu bekleckern. Seine Bewegungen wirkten ein wenig steif und doch gingen sie fließend ineinander über. Alles schien an ihm perfekt zu sein. Tante Petunia hatte sich immer gewünscht, dass Harry wenigstens essen könnte, ohne sich einmal zu bekleckern. Wären seine Haare so ordentlich gekämmt, wie die von Malfoy, dann hätte sie sicherlich weniger an ihm auszusetzen gehabt. Durch seine ausgebeulten und teilweise viel zu großen Sachen von Dudley, machte Harry immer einen leicht chaotischen Eindruck. Durch seine geflickte Brille und seinen schrubbeligen Haaren, wurde dieser Eindruck meist noch bestätigt. Harry musste sich eingestehen, dass Malfoy das komplette Gegenteil von ihm war. In den nächsten zwei Tagen fand Harry keine Zeit, um über Malfoy nachzudenken. Zusammen mit Ron hockte er in der Bibliothek oder im Gemeinschaftsraum und lernte. Er hatte immer gehofft, dass er es so weit wie möglich hinausziehen könnte, doch ihm war schnell bewusst geworden, dass ihm Zeit davon lief! Ohne Hermines Hilfe hatte Harry keine Ahnung, wie er es schaffen sollte, die Prüfungen zu bestehen. Als hätte Ron gerade das Selbe gedacht, blickte er sich zu Hermine um und sah sie an. Er seufzte. "Okay, ich geb´s ja zu. Vielleicht hat sich Hermine wirklich nur Sorgen um mich gemacht, aber dann hätte sie mir nicht Tag und Nacht einen Vortrag halten sollen." Er sah Harry zweifelnd an, "Meinst du, ich sollte..." "Ja! Das solltest du bereits seit zwei Tagen tun. Und egal was sie verlangt, tu es! Wie wollen wir sonst die Prüfungen bestehen?" Ron zupfte seine Kleidung zu Recht und stand auf. Harry sah zu, wie er erst zögerlich auf Hermine zuging. Als sie den Kopf hob und Ron anblickte, schluckte er hart und setzte sich neben sie. Harry konnte nicht hören, was sie sprachen, aber es schien, als müsste sich Ron für etliche Dinge entschuldigen. Hermine hörte ihm schweigsam zu und rührte keine Miene. Als Ron endete, saß sie noch immer unbeweglich da. Ron blickte sie fraglich an und plötzlich fiel ihm Hermine um den Hals. Harry lachte. Manchmal war es zu einfach zwischen den Beiden, doch er freute sich sehr, dass ihr Kleinkrieg endlich beendet war. Er packte seine und Rons Schulsachen zusammen und ging zu den Beiden. Ron, der einen leicht rötlichen Schimmer um die Nase herum hatte, nahm ihm dankend die Schulsachen ab und breitete sich mit auf dem Tisch aus. "Tut mir Leid, Hermine. Ich war auch nicht gerade besser." Zerknirscht lächelte Harry Hermine zu. "Inzwischen habe ich mich daran gewöhnt, dass ihr immer derselben Meinung seid. Aber das ist schon okay. Erzählst du mir von Malfoy?" Sie saßen bist spät in der Nacht zusammen und diskutierten über Malfoys Verhalten. Hermine war der Meinung, dass Malfoy kein Todesser war. Sie stimmte Harry in dem Punkt zu, dass Lord Voldemort wohl keine Verwendung für Malfoy haben würde. Seinen Vater könne er sowieso nicht ersetzen. Andererseits könnte er genauso gut zum ausspionieren geeignet sein. Als Harry in sein Bett fiel, schwirrten tausend Fragen in seinem Kopf umher. Die Sache mit Malfoy beschäftige ihn sehr, vielleicht sogar zu sehr, wie er empfand. Die Frage, die ihn jedoch am meisten quälte war, wie er in Zaubertränke bestehen sollte?! Da sie nun wieder mit Hermine befreundet waren und mit ihr zusammen an einem Platz saßen, mussten sich Harry und Ron wieder daran gewöhnen, im Unterricht besonders gut aufzupassen. Am Ende musste sich Harry eingestehen, dass wenn er genau aufpasste, dem Unterricht viel besser folgen konnte und somit schaffte er es auch in Verwandlung seine Feder in einen Füller zu verwandeln. In Zaubertränke traf er das erste Mal wieder auf Draco Malfoy. Doch der schien gar nicht richtig anwesend zu sein. Er bemerkte Harry erst, als Pansy Parkinson sich über Harrys ausgebeulte Jacke lustig machte, doch darüber konnte er nicht einmal richtig lachen. Auch im Unterricht selbst arbeitete er schweigsam und sah nie von seinem Kessel auf. Harry versuchte sich auf seinen Trank zu konzentrieren, doch Professor Snape schlich zwischen den Reihen umher und machte ihn mit seinen spitzen Kommentaren zunehmend nervöser. Schließlich schaffte es Harry nur mit Hermines geflüsterten Anweisungen seinen Trank in den halbwegs richtigen Blauton zu mischen. Als ihre Zeit abgelaufen war und sie ihre Tränke in Phiolen füllten, sah Harry, dass Malfoy es nicht geschafft hatte, seinen Trank den Anweisungen gerecht anzufertigen. Als Draco Malfoy seine Phiole nach vorne zu Snapes Lehrerpult brachte, warf ihm dieser einen finsteren Blick zu, doch Malfoy blickte ebenso finster zu Professor Snape zurück. Harry gab seine Phiole ab und setzte sich zurück zu Hermine und Ron. Wenn ihn nicht alles täuschte, dann führte sein Hasslehrer mit seinem sonstigen Lieblingsschüler eine Art Krieg? Konnte es wirklich sein, dass Professor Snape, der Harry hasste und erniedrigte, sich mit seinem Erzfeind Draco Malfoy stritt? Diese Erkenntnis war so verblüffend für ihn, dass er ganz vergaß davon Hermine und Ron zu erzählen. Als Harry an diesem Abend auf dem Weg zurück von der Bibliothek in Richtung Gryffindor war, hatte er das Gefühl, als würde er die Prüfungen vielleicht doch bestehen. Hermine war eine große Hilfe. Manchmal waren es nur kleine Dinge, an denen Harry verzweifeln würde, aber dann gab ihm Hermine einen kleinen Ratschlag und schon wusste er, was zu tun war. Harry verstaute seine Bücher ein wenig anders, damit sie ihm nicht aus den Händen gleiten würden. Er war in Gedanken vertieft und blickte sehnsüchtig aus dem Fenster. Er freute sich schon viel zu sehr auf die freie Woche nach den Prüfungen. Doch Harry war so vertieft, dass er nicht einmal bemerkte, dass er falsch abgebogen war und in den falschen Korridor lief. Erst, als er mit jemanden zusammen lief, blickte er auf und signalisierte, dass er komplett falsch war. Er fand sich auf dem Boden, neben seinen Büchern liegend, wieder. Sein Kopf schmerzte und er spürte, wie sich eine Beule an seiner Stirn herausbildete. Fluchend richtete er sich auf und blickte sich nach dem Verursacher um. Zunächst nahm er nur einen verschommenden schwarzen Umhang war, als sich seine Augen wieder klärten, sah er, wie sich Malfoy aufrichtete und sich den Kopf hielt. "Verflucht, Potter! Bist du sogar zu blöd zum laufen?!" Harry verzweifelte. Warum musste er ausgerechnet immer mit Malfoy zusammenstoßen? "Wessen Schuld war es denn? Du hättest genauso gut aufpassen können! Was suchst du überhaupt hier oben? Sind die Slytherins nicht unten im Kerker untergebracht?" "Das geht dich überhaupt nichts an, was ich mache, klar? Außerdem warst du es doch, der nicht nach vorne gesehen hat!" "Wenn du das gesehen hast, warum bist du dann nicht ausgewichen? Warst wohl scharf darauf, in mich hinein zu laufen?" Malfoy funkelte ihn böse an. "Vergiss es! Zudem war ich ..." Er brach ab und sah weg. "Potter, das geht dich verflucht noch mal absolut nichts an! Hör auf mir andauernd irgendwelche Fragen zu stellen!" Er stand auf und wischte sich die Klamotten ab, als wäre er gerade mit irgendwas Klebrigem zusammengeprallt. Harry schnaubte und stand ebenfalls auf. "Geh mir endlich aus dem Weg, ich hab heute Abend noch wichtige Dinge zu erledigen!" "Ach ja, was denn zum Beispiel? Vielleicht wieder deinen Vater enttäuschen? Oder deinen Streit mich Professor Snape begleichen?" Malfoys Blick wechselte von Verwirrung in Wut. "Woher weißt du davon, Potter?" "Dann ist es also wahr?" Wutendbrand schloss Malfoy die Augen. "Ich sagte doch gerade, dass du dich nicht in meine Privatangelegenheiten einzumischen hast!" Er stieß Harry beiseite und schob sich an ihm vorbei. Doch Harry drehte sich um, lief vor Malfoy und breitete die Arme aus, damit dieser nicht an ihm vorbei konnte. "Es interessiert mich aber! Was hat der Lieblingsschüler von Snape angestellt, dass dieser so feindselig zu dir rüberguckt? Was will er denn deinem Vater petzen?" "Potter ich warne dich! Du solltest die Tatsache, dass ich dich bei unserem letzten Gespräch angelogen habe, vielleicht einmal ins Auge nehmen. Es könnte ja sein, dass ich doch über schwarze Magie verfüge und wenn du mir weiterhin so auf die Nerven gehst, dann könnte es passieren, dass du eine Gratisvorführung erhältst!" Harry trat einen Schritt zurück. "Das würde du dir doch sowieso nicht vor Dumbledores Augen trauen!" Ein diabolisches Grinsen huschte über Malfoys Gesicht und ohne, dass es Harry bemerkt hatte, hatte Malfoy seinen Zauberstab gezogen und richtete ihn genau auf Harrys Stirn. "Wollen wir es ausprobieren?" Harry wusste nicht, was jetzt passieren würde. Zu seinem großen Entsetzen, begann Malfoy ihn genau zu fixieren und bewegte eine Lippen, als würde er einen Fluch aussprechen. Ein Kribbeln breitete sich in seinem Nacken aus und ließ ihn zusammenzucken. Aus reinem Reflex heraus, zog Harry seinen Zauberstab und sprach den nächst bestem Zauberspruch, der ihm einfiel. Harry wusste nicht, was er bewirken würde, doch vielleicht war es eine einzige Chance sich gegen Malfoy Fluch zu schützen. Er ging in Kampfstellung und rief: Lovendos. Malfoy ließ verwirrt den Zauberstab sinken und nahm einen seltsamen Gesichtsausdruck an. Ein Ruck ging durch seinen Körper und ließ ihn nach vorne fallen. Er fiel direkt in Harrys Arme und presste ihn zu Boden. Ehe Harry bemerkte, was geschah, spürte er, wie Malfoy seine Lippen auf seine drückte. Entsetzt riss er die Augen auf und sah, dass Malfoy ebenfalls total verwirrt aussah. Innerhalb weniger Augenblicke war der Zauber verfallen und Malfoy sprang von Harry herunter. Entsetzt und angewidert rutschte er von ihm und lehnte sich gegen die Mauer. Sein Atem ging stoßweise und seine Augen waren entsetzt geweitet. "Potter, was ... was hast du getan?" Harry, der noch immer wie versteinert auf dem Boden lag, schüttelte den Kopf. "Ich... ich hab keine Ahnung. DAS war nicht geplant!" Er atmete tief durch und richtete sich schließlich auf. Er fuhr sich mit einem Finger über die Lippen und spürte, wie sie kribbelten. Das also hatte der Halbblutprinz mit zu gefährlich gemeint. Harry merkte, dass Malfoy ihn anstarrte. "Was ist, denk ja nicht, dass ich das mit Absicht getan habe! Ich hatte keine Ahnung, was der Zauber bewirken würde." "Soll das heißen, du hast gerade einen unbekannten Zauber gegen mich gewendet! Bist du verrückt geworden?" Zornig funkelte er Harry an. "Na wenn du einen Todesfluch gegen mich aussprichst? Irgendwie musste ich mich doch wehren!" "Einen Todesfluch? Potter, das war ein Spaß! Ich hab keine Ahnung von schwarzer Magie! Außerdem wäre ich wirklich dämlich gewesen, wenn ich sie direkt vor Dumbledores Nase angewendet hätte!" Harry stand auf und trat zu Malfoy und reichte ihm die Hand um ihm aufzuhelfen. Immerhin war er es gewesen, der Malfoy verzaubert hatte. "Dann bist du wirklich kein Todesser?" Malfoy schlug ihm die Hand weg und stand auf. "Das hab ich dir doch schon mal gesagt! Ich warne dich, Potter. Wenn irgendjemand von dieser Aktion eben erfährt, dann bringe ich dich eigenhändig um." Er drehte sich um und wollte gehen, als ihm etwas einfiel. "Warte mal, da kommt mir eine Idee. Gleichberechtigung für alle." Er richtete den Zauberstab auf Harry und sprach: Lovendos! Harry verlor den Halt unter den Füßen und sprang auf Malfoy vor. Gerade als er seine Lippen auf Malfoys drücken wollte, hob dieser die Hand und Harry küsste sie. "Oh Gott, wie erbärmlich! Und solche Zauber verwendest du? Wurdest anscheinend noch nie geküsst?" Malfoy zögerte. "Moment, sag mir bitte, dass ich nicht der Erste war!" Harry verzog das Gesicht. "Keine Angst, du warst nicht der Erste!" Malfoy atmete aus. "Na ein Glück, sonst würdest du dich noch ewig daran erinnern!" Er drehte sich um und verließ den Korridor. Harry bückte sich und hob seine Bücher auf. Nie wieder würde er einen unbekannten Zauber benutzen! Als Ron und die anderen Zimmergenossen bereits schliefen, lag Harry noch immer wach. Die Luft in dem Schlafsaal wurde durch den Atem der anderen noch mehr erhitzt und Harry hatte das Gefühl, als würde er in einem Hochofen sitzen. Zum tausendsten Mal, so kam es ihm vor, schob er die Decke von sich und drehte sich zu Seite. Innerhalb kürzester Zeit drehte er sich auf die andere Seite und knurrte genervt auf. Er konnte einfach nicht einschlafen. Sein T-Shirt klebte an ihm und er entschied sich, es auszuziehen. Er sah auf die Uhr und seufzte. Es war bereits nach Mitternacht und er verspürte kein bisschen Müdigkeit. Schließlich legte er sich auf den Rücken und starrte zur Decke. Lovendos, welch seltsamer Zauber. An wen oder von wem wurde er wohl vom Halbblutprinzen ausprobiert, sodass er zu gefährlich dahinter geschrieben hatte. Ob er wohl auch von seinem Erzfeind geküsst worden war? Harry dachte an Malfoys entsetzt geweiteten grau/silbernen Augen. Er konnte sich nicht helfen, aber Malfoys Lippen waren so schrecklich weich gewesen. Und er fand es fast schade, dass er ihn nicht ein zweites Mal küssen konnte. Bei dem Gedanken lief ihm Blut in den Kopf und er spürte, wie er rot wurde. Verärgert zog er sich sein Kopfkissen über und schlug mit der Faust auf das Bettlacken. Vielleicht meinte der Halbblutprinz genau das mit zu gefährlich? Man bekäme plötzlich Halluzinationen und schließlich würde man seinen Erzfeind noch attraktiv finden! Fand er Malfoy attraktiv? Harry spürte, wie im noch heiser wurde! Verflucht, natürlich war Malfoy nicht attraktiv! Er war blond und blöd! Und hatte nichts an sich, was Harry als bemerkenswert bezeichnen würde! Er dachte daran, dass er einmal gedacht hatte, dass Malfoy mit seinen grauen Augen und den blassblonden Haaren einem männlichen Model aus Tante Petunias Zeitschriften ähnlich sah, doch jetzt hasste er sich dafür. So weit würde er es erst gar nicht kommen lassen! Er drehte sich auf die Seite und schloss die Augen. Er dachte an Quiddtich und Schokofröschen, er dachte sogar an Dudley, er hoffte nur, nicht weiter an Malfoy denken zu müssen. Am nächsten Morgen fühlte sich Harry schrecklich. Es schien, als hätte er in der Nacht einen Dauerlauf mitgemacht und überhaupt nicht geschlafen. Mit geschwollenen Augen starrte er auf seine Scheibe Toast und verspürte keinen Hunger. Angewidert schob er es von sich und blickte zu Hermine in den Tagestropheten. Ron kam angelaufen und hielt sich japsend die Seite. "Wir haben Verteidigung gegen die Dunklen Künste mit den Slytherins!" Hermine sah auf. "Was? Warum das denn? Die kann ich jetzt überhaupt nicht gebrauchen!" Harry hatte ebenso wenig Lust, jedoch aus einem anderen Grund als Hermine. Er hatte nicht vorgehabt so schnell wieder mit Draco Malfoy zusammen zu stoßen. Er legte die Stirn auf die Tischkante und biss die Zähne zusammen. "Harry, alles in Ordnung? Siehs mal so, Slytherin am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen für den Rest des Tages." Ron schlug ihm auf die Schulter und setzte sich neben ihn. Er schaufelte sich Schicken und Toast auf und sah Ginny und Neville beim Daumencatchen zu. Es herrschte reges Gedrängel vor dem Klassenraum. Gryffindors und Slytherins stießen sich gegenseitig durch die Gegend und warfen sich böse Blicke zu. Harry stand mit Hermine und Ron abseits und starrte die ganze Zeit auf Malfoys Hinterkopf, als hoffe er, er würde sich jeden Moment umdrehen und ihn ansehen. "Harry? Hey, hörst du mir überhaupt zu?" Ron wedelte mit seinen Händen vor Harrys Gesicht herum und verzog das Gesicht. "Also wirklich mal, da frag ich dich gerade, ob du in den Sommerferien mit zu mir kommst und du ignorierst mich einfach!" "Entschuldige Ron, ich hab nicht besonders gut geschlafen und bin noch recht müde." Zerknirscht lächelte Harry Ron an. "Also, was ist? Kommst du oder kommst du nicht?" "Was für eine Frage, natürlich komme ich! Denkst du, ich bin scharf darauf, bei den Dursley zu leben?" Als sie den Klassenraum betraten, kam ihnen ein widerlicher Geruch nach faulen Eiern und Staub entgegen. "Keine Bange, immer herein mit euch! Wir öffnen gleich die Fenster." Professor Slughorn hielt ihnen die Tür offen und wies sie auf die Plätze. "Ich habe extra darum gebeten, mit den Slytherin und den Gryffindors zusammen diese Unterrichtstunde verbringen zu dürfen, da ich etwas ganz Besonderes mit ihnen vorhabe. Aber bitte setzen sie sich gleich mit einem Slytherin zusammen. Paarweise bitte!" Keiner in dem Raum rührte sich. Niemand verspürte den Drang, mit einem Slytherin bzw. einem Gryffindor zusammen zu sitzen. "Ja, das habe ich bereits befürchtet. Nun, dann werde ich Sie wohl einteilen müssen. Je verfeindeter die Paare, umso besser. Wir beginnen mit Ihnen. Mr. Potter, Mr. Malfoy, ich denke, sie werden das beste Paar sein. Kommen Sie, Sie sitzen hier." Genervt setzt sich Malfoy Harry gegenüber und starrte aus dem Fenster. "Wunderbar, Potter, wie schaffst du es eigentlich immer in solche Situationen zu gerade? Und vor allem, warum kannst du so was nie alleine machen?!" Er fixierte Harry und seufzte. "Warum bin ich eigentlich immer der Schuldige? Ich kann nichts dafür, dass wir das beste Paar sind! Meine Idee war das nicht!" "Ja ja, schon gut. Aber du bist nun mal immer an allem Schuld, damit bist du schon auf die Welt gekommen. Sieh es ein!" Harry wusste, dass die Unterrichtsstunde der reinste Horror werden würde. Malfoy würde ihn für alles die Schuld geben und pausenlos triezen und reizen. "Schön, da wir uns nun alle glücklich zusammen gefunden haben..." Ein Raune ging durch den Raum und Harry sah, wie Ron mit Crabbe und Hermine mit Pansy Parkinson zusammen saßen. Beide gucken wenig begeistert. "... werde ich nun einen kleinen Versuch mit ihnen starten. Vor sich finden Sie einen kleinen Glasbehälter. Bitte achten sie bestens darauf, dass Sie ihn nicht zerbrechen. Wer kann mir sagen, was das ist? Ja, Mrs. Granger?" "Dabei handelt es sich um Guruple. Diese kleinen Geschöpfe werden meist auf die Haut aufgetragen und je nach Farbveränderung zeigen sie an, ob man lügt oder die Wahrheit sagt. Sie werden häufig als Ersatz für Veritaserum gebraucht." "Wunderbar, zehn Punkte für Gryffindor." Die Slytherin grummelten und warfen Hermine feindselige Blicke zu. Sie jedoch guckte ebenso bösartig zurück und warf ihre Haare zurück. "Genau das möchte ich heute mit ihnen versuchen. Leider kann ich ihnen nicht gestatten, die kleinen Tierchen aus ihren Behältern zu nehmen. Es müsste jedoch genügen, wenn sie den Behälter auf den Arm ihres Partners legen. Wir wollen ja einmal testen, ob sich die Slytherin und Gryffindors wirklich so sehr hassen, wie sie immer vorgeben! Ich darf sie jedoch bitten, lediglich Fragen zum Thema Gryffindor, Slytherin und Hass zu stellen. Private Fragen sind verboten!" Er klatschte in die Hände und sah sich um. "Nur zu, sie haben eine Stunde Zeit zum ausfragen. Bei roter Farbe hat ihr Partner gelogen, bei Gelb war es die Wahrheit." Er drehte sich auf dem Absatz um und ging zum Lehrerpult. Friedlich lächelnd ließ er sich darauf nieder und sah den Schülern beim arbeiten zu. "Hab ich das richtig verstanden? Ich soll mich von dir ausfragen lassen?" Entsetzt sah Harry Malfoy an. Dieser grinste bösartig zu Harry. "Wunderbar, da gäbe es schon ein paar Fragen, die ich dir stellen würde." Er beugte sich vor und schnappte sich den Glaskasten. Er presste ihn auf Harrys Arm und band ihn mit einem Zauber fest. "Malfoy, was tust du? Es war nicht abgesprochen, dass du hier die Fragen stellst!" "Du hast mich in letzter Zeit schon zu viel ausgefragt, Potter, jetzt bin ich dran! Bis ich den Zauber wieder löse musst du mir Rede und Antwort stehen. Und glaub mir, ich habe viele Fragen!" Gelassen lehnte sich Malfoy zurück und starrte Harry in die Augen. "Erste Frage, Potter, ist deine Haarfarbe echt?" Verwirrt sah Harry Draco an. "Äh, ja?" Das kleine insektenähnliche Tierchen begann sich gelb zu färben. "Gut, es scheint zu funktionieren. Deine Haarfarbe interessiert mich weniger, kommen wir zu den wirklich wichtigen Sachen." Er legte die Fingerspitzen aneinander und fixierte Harry. "Also, wie sieht es aus, hast du vor in der Prüfung zu schummeln?" Harry dachte nach. "Nein!" Sofort spürte Harry einen Blitz durch seinen Arm fahren und zuckte zusammen. Das Insekt färbte sich rot. Malfoy hob die Augenbrauen. "Na was denn? Wir wollen also schummeln? Schön, schön... in Zaubertränke?" "Vielleicht." "Potter, dass zählt nicht." Harry funkelte Malfoy böse an. "Denkst du wirklich, dass ich dir hier meine Geheimnise anvertraue? Für wie blöd hältst du mich?" "Für sehr blöd. Na schön, wenn du mir schon nicht über deine Lernmethoden erzählen willst, dann hab ich eine andere Frage." Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus und er stützte den Kopf auf seinen Armen ab. "Hat dir mein Kuss gestern gefallen?" Harry schrak zurück. "Überleg dir deine Antwort gut, es könnte sonst peinlich für dich werden." "Was hältst du davon, wenn ich dir die Frage gar nicht erst beantworte?" Malfoy zog seinen Zauberstab und legte ihn auf den Tisch. "Ich könnte den netten kleinen Zauber ja noch mal ausprobieren. Nur würde keiner erfahren, dass ich deine Reaktion daraufhin bezweckt habe. Alle würden denken, dass der allmächtige Harry Potter schwul ist. Welch lustige Vorstellung." Harry lief rot an. "Vergiss es! Ich antworte gar nichts. Und wenn du den Zauber benutzt, dass tue ich es danach auch! Und dann sind wir wenigstens Beide schwul." "Warum fällt es dir so schwer einfach zu sagen, dass er dir nicht gefallen hat? Angst, dass dieses kleine Tierchen dich verraten könnte? Schon gut, Potter, ich hab schon verstanden." Harry sah auf seine Schuhe. "Du hast gar nichts verstanden! Ich bin der Meinung, dass wir die Sache umdrehen sollten und ich stelle von jetzt die Fragen!" Malfoy lachte. "Nein, der Meinung bin ich nicht. Dann hat dir mein Kuss wirklich gefallen? Oh Gott, du bist also schwul?" Harry wurde rot und hielt die Luft an. "Ich bin nicht schwul, verstanden! Ich war viel zu überrascht, als das ich mir ernsthaft darüber Sorgen gemacht habe. Außerdem wolltest du doch, dass ich dich dann ebenfalls küsse!" "Ich wollte lediglich Gleichberechtigung. Zudem kannst du nicht mal gut küssen. Was du meiner Hand angetan hast, hat mir gereicht." Zornig funkelte Harry über den Tisch hinweg zu Malfoy und unterdrückte den Drang aufzuspringen und ihm eine runter zu hauen. "Entschuldige, habe ich vielleicht deinen Stolz verletzt?" Malfoy brach in schallendes Gelächter aus. "Als ob dein Kuss besser gewesen wäre. Du bist doch steif wie ein Brett." "Potter, zu deiner Info, ich wurde gezwungen dich zu küssen. Glaubst du vielleicht, ich habe mir dabei besonders viel Mühe gegeben?" "Seltsam, ich brauche mir nie Mühe bei küssen zu geben. Ich kann´s einfach!" "Du hast doch noch nie eine Freundin gehabt!" Harry stockte, er durfte nicht vergessen, dass er noch immer den Guruple auf dem Arm hatte. "Natürlich hatte ich eine." Seine Betonung lag auf eine, da er bisher nur Cho kurz als Freundin hatte. Malfoy bemerkte das jedoch nicht. "Tatsächlich?" "Natürlich!" Beide schwiegen für einen Moment. Harry fragte sich, ob er vielleicht ein wenig zu viel verraten hatte? Professor Slughorn erreichte ihren Tisch und blickte fragend zwischen ihnen hin und her. "Und, meine Herren, wie läuft es? Ich denke es wird Zeit, dass sie den Partner wechseln." Er hob den Zauberstab und befreite Harry von dem Glaskasten, nur um ihn wenig später bei Malfoy auf den Arm zu binden. Angeekelt starrte Malfoy das Insekt an. Harry grinste. Zwar hatten sie für seine Befragung den Guruple kaum benötigt, aber vielleicht würde er bei Malfoy nützlich sein. Als Professor Slughorn weiter zog um sich bei den anderen Schülern umzusehen, legte Harry wie zuvor Malfoy die Fingerspitzen zusammen und fixierte ihn. "Erste Frage, hast du Streit mit Professor Snape?" Malfoy biss sich auf die Unterlippe. "Denk an den Zauber." Harry grinste Malfoy bösartig an. "Warum bist du so scharf darauf, dass zu erfahren?" Harry zuckte die Schultern. "Ich bin neugierig? Ich bitte dich, was könnte es geben, das meinen Erzfeind mit meinen Hasslehrer verfeindet?" Malfoy sah Harry nicht an. Er hatte den Blick gesenkt und spielte an dem Glasbehälter an seinem Arm herum. "Snape verlangt gewisse Dinge von mir, die ich nicht erfüllen werde." "Was für Dinge?" "Geht dich nichts an, Potter. Du sollst keine privaten Fragen stellen!" " Bitte was? Wer hat mich denn vorhin so privat ausgefragt? Gleichberechtigung, Malfoy! Also, was verlangt Snape von dir?" Malfoy tippte mit dem Finger gegen das Glas und antwortete erst nach langer Zeit. "Er will, dass ich die Sache meines Vaters beende." "Die Sache? Erklär das." "Nein." "Oh doch, oder ich überlege mir noch richtig gemeine Fragen!" "Herrgott, Potter, bist du so dämlich? Er will, dass ich dich töte, umbringe, abmurkse! Willst du es noch genauer haben?" Erschrocken wich Harry zurück. "Snape will, dass du bist ermordest? Hier? In Hogwards? Und warum tut er das nicht selbst?" "Davon verstehst du nichts! Snape ist dazu verpflichtet, er ist mein Patenonkel." Harry schwieg. Seine Theorie hatte also gestimmt. Malfoy wollte oder sollte ihn töten, aber er tat es nicht. Er war kein Todesser. "Und was ist? Läufst du jetzt zu Dumbledore und verpetzt mich? Nur zu, lange lebe ich sowieso nicht mehr." Harry wusste nicht, was er jetzt tun sollte. Ihm war klar, dass er bestimmt zu Dumbledore gehen sollte. Aber sollte er Malfoy verraten für eine Tat, die er nicht begehen wollte. "Warum hast du mir die Fragen beantwortet?" Malfoy schwieg. "Weil, ..." Er zögerte. "... sobald mein Vater aus Askaban kommt, und das wird wohl schon sehr bald sein, dann werde ich nicht mehr lange am Leben sein. Ich habe mich seinen Anweisungen widersetzt. Ich bin nicht so wie er." Die Glocke läutete und der Glaskasten löste sich automatisch von Malfoys Arm. Er stand ohne ein weiteres Wort auf und verließ den Raum. Harry blieb allein zurück und starrte ihm hinterher. "Das war die bescheuerste Verteidigung gegen die dunklen Künste-Stunde, die ich je gehabt habe! Eine geschlagene Stunde lang habe ich mich mit Parkinson angefunkelt. Eine Stunde lang! In der Zeit hätte ich gut weiter lernen können!" Zornig lief Hermine neben Ron und Harry und ärgerte sich über Pansy. "Pah, was soll ich denn sagen? Denkst du, es war mit Crabbe besser? Am Ende hat er mir sogar die Nase blutig geschlagen! Das war die dämlichste Idee, seit Lockharts Valentinstagsfeier." Ron sah zu Harry. "Und wie war es mit Malfoy? Harry?" Harry sah auf. "Oh, mit Malfoy? Es war ... auch nicht gerade toll. Slughorns Theorie ist bestätigt, die Slytherins hassen die Gryffindors." "Na also, dass hätten wir dem Clown auch schon vorher sagen können! Als ob sich Slytherin und Gryffindor je verstehen würden. Welch Ironie!" Ron regte sich den gesamten Weg bis zu Pflege Magiescher Geschöpfe über sie Slytherins auf. Hermine stimmte ihm dann und wann zu und fluchte weiterhin über ihre vergeudete Lernstunde. Harry lief schweigsam neben ihnen. Er war verwirrt, sehr verwirrt sogar. Malfoy sollte Harry umbringen. Und Snape zwang ihn dazu. Und Malfoy sollte von seinem Vater getötet werden... Harry konnte sich nicht erinnern je einen so schlechten Tag gehabt zu haben. Vorher war alles so einfach gewesen. Er hatte Malfoy gehasst und musste sich nie Gedanken um ihn machen. Er hätte ihn nur sehen müssen, da wäre ihm schlecht geworden. Als Harry Malfoy beim Abendessen sah, wirkte er ein wenig kleiner als sonst. Er hatte mitgelacht und sich selber über die Gryffindors lustig gemacht, doch zwischendurch senkte er den Blick und versuchte Harry nie anzusehen. Und je mehr Harry sich versuchte dagegen zu wehren, desto mehr empfand er Mitleid für Malfoy. Was hatte er damit gemeint, als er sagte, dass sein Vater bereits sehr schnell aus Askaban entlassen werden würde? Würde er fliehen wollen? Harry wusste, dass er spätestens jetzt zu Dumbledore gehen sollte. Vielleicht war ein Ausbruch aus Askaban geplant und Harry müsste es wenigstens einem Menschen sagen, der die Macht dazu hatte, dass zu verhindern. Doch etwas hielt ihn zurück. Nicht er sollte zum Schulleiter gehen, sondern Malfoy. Harry fehlte eine Bestätigung, dass Malfoy tatsächlich in keinem bösen Konflikt verwickelt war. Er stand von seinem Sessel auf und starrte in den leeren Kamin. Es war alles so verwirrend. "Willst du schon schlafen gehen?" Ron wühlte in seinen Schulsachen und suchte nach seiner Feder. Harry reichte sie ihm. "Nein, ich würde nur noch gern einen kleinen Spaziergang machen." Er drehte sich um und ging in Richtung Schlafsaal. Ron blickte ihm stirnrunzelnd hinterher und wandte sich schließlich seinen Aufzeichnungen zu. Harry öffnete seinen Koffer und kramte seinen Tarnumhang heraus. Er wollte, dass Malfoy es Dumbledore sagte. Und zwar so schnell wie möglich. Er hatte keine Ahnung, wie er an ihn herankommen sollte, aber vielleicht würde ihm der Tarnumhang dabei helfen. Als er aus dem Portraitloch gestiegen war, zog er sich den silbernen Stoff über und verschwand vor den Augen der fetten Dame. Der Weg bis zu den Slytherins erwies sich als äußerst schwierig. Die Flure waren mit Schüler überfüllt und Harry war sehr darauf bedacht mit niemanden zusammen zustoßen. Einmal verhedderte er sich im Saum des Umhanges und wäre fast auf ein Zweitklässler der Slytherins gefallen. Gerade rechtzeitig fing er sich und konnte den Sturz verhindern. Unten in den Kellern war die Luft kühler und seine Arme überzogen sich mit Gänsehaut. Dennoch lief ihm Schweiß über die Stirn und er musste sich ständig über die Augen reiben. Als er den Eingang der Slytherins fand, kam ihm zum ersten Mal der Gedanke, dass er keine Ahnung hatte, wie er hinein gelangen sollte. Verärgert über seine Leichtsinnigkeit ließ er sich gegen die Mauer sinken und starrte auf seine Füße. Je mehr Zeit verging, desto mehr Zeit blieb den Todessern um aus Askaban zu fliehen. Harry hoffte darauf bei der Gelegenheit, wenn ein Slytherin hineinging, dass er mit durch die Tür huschen konnte. Die ersten Zwei Versuche liefen fehl. Als eine kleine Gruppe Erstklässler den Gemeinschaftsraum betraten, war Harry nicht rechtzeitig aufgesprungen und die Tür fiel vor seiner Nase zu. Auch beim zweiten Versuch hatte sich die Tür nicht weit genug geöffnet. Als Harry sich erneut gegen die Wand sinken ließ, wurde die Tür plötzlich von innen geöffnet und Crabbe und Goyle verließen den Raum. Die Beiden waren so breit genug, dass Harry flink an ihnen vorbei huschen konnte und sich im dämmrigen Gemeinschaftsraum der Slytherins befand. Das feste Gestein schien Harry zu erdrücken und er füllte sich zunehmend unwohler. Außerdem hatte er keine Ahnung, wo sich Malfoy befinden würde. Er sah sich an den Sesseln an den Kaminen um und musste aufpassen, dass nicht plötzlich einer der Slytherins aufstehen würde und in ihn hineinlief. Er entschied sich die Türen nach dem Schlafsaal der Sechsklässler umzusehen. Harry hoffte jedoch sehr, dass Malfoy nicht außerhalb des Gemeinschaftsraumes war. Er lief zu den einzelnen Treppen und blickte zu ihren Türschildern hinauf. Verwundert stellte er fest, dass die Schlafsäle genau andersherum als bei den Gryffindors angebracht waren, so stand Harry zunächst vor den Mädchenschlafsälen. Gerade als er sich umdrehte um an der anderen Seite zu suchen, öffnete sich die Tür des Gemeinschaftsraumes erneut und Malfoy trat ein. Ein paar Mädchen sahen von ihren Kaminplätzen herüber und begannen aufgeregt zu tuscheln. Als Malfoy ihnen einen ärgerlichen Blick zuwarf, wurden sie rot und blickten auf ihre Füße. Genervt wandte sich Malfoy seinem Blatt Pergament in der Hand zu und ging auf eine der vielen Treppen zu. Harry sprang die letzten Stufen hinunter und lief hinter Malfoy her. Er bemühte sich nicht zu dicht hinter ihm zu laufen, aber dennoch so dicht, dass wenn er die Tür öffnete, er mit hinein schlüpfen konnte. Erleichtert stellte Harry fest, dass sich niemand sonst im Schlafsaal aufhielt. Malfoy steuerte auf ein Bett am Fenster zu und ließ sich schließlich darauf fallen. Er drehte sich auf den Rücken und lass den Brief in seinen Händen. Harry war leicht verwirrt und hatte keine Ahnung, was er jetzt tun sollte. Vielleicht würde Malfoy ihn sogar prompt heraus werfen oder ihn mit dem Zauberstab bedrohen, wenn er sich zeigte... "Potter, du kannst deinen Umhang abnehmen." Malfoy ließ das Pergamentblatt sinken und starrte in Harrys Richtung. Verwundert hielt Harry die Luft an und nahm seinen Tarnumhang ab. "Ähm, woher ... woher wusstest du..." "Niemand sonst verfügt über einen Tarnumhang. Außerdem atmest du wie ein Walross." Harry räusperte sich und sah auf den Boden. "Also, was um Himmels Willen tust du hier?" "Ich wollte mit dir reden." "Und darum brichst du hier ein?" "Es ist verdammt noch mal dringend! Und du wirst mir jetzt genau zuhören, verstanden?" "Sollte ich dich daran erinnern, dass du dich gerade nicht in der Position befindest um mir Befehle zu erteilen?" Harry hatte gewusst, dass Malfoy nicht so einfach mit sich reden ließ. "Hör mir einfach nur zu, kapiert! Also, ich will, dass du sofort zu Dumbledore gehst und ihm von deinem Vater erzählst!" Malfoy brach in schallendes Gelächter aus. "Potter, du bist verrückt! Du verfolgst mich und verlangst, dass ich zu dem Schulleiter gehe? Wegen meinem Vater?" Harry nickte. "Tatsächlich! Und was gedenkst du, wird Dumbledore tun? Zumal er sowieso schon auf freiem Fuß ist! Denkst du, dein allmächtiger Schulleiter wird irgendetwas ausrichten können? Gar nichts kann er tun! Genauso wenig wie jeder andere." Malfoy stand auf und drückte Harry seinen Brief in die Hand. "Der ist von meiner Mutter, sie weiß nicht, was jetzt passieren wird. Und sie soll es nicht einmal wissen. Was interessiert es dich eigentlich? Du hast damit gar nichts zu tun und es sollte dich nicht interessieren!" Plötzlich klopfte es an der Tür und Harry erfror zu Stein. Malfoy sah von Harry zur Tür und wieder zurück. "Verflucht!" Er zog Harry am Arm herunter und presste ihn unter sein Bett. Harry war zu verwirrt um sich dagegen zu wehren. Er hörte, wie sich die Tür öffnete und jemand herein trat. Malfoy hatte sich währenddessen wieder auf sein Bett gelegt. "Draco, ist alles in Ordnung? Du wirkst so angespannt in letzter Zeit." Harry vermutete, dass es sich um die Stimme von Pansy Parkinson handelte. "Was soll das? Natürlich ist alles in Ordnung. Du hast hier nichts zu suchen, Parkinson und jetzt macht, dass du wieder raus kommst! Sollte ich jemals Hilfe brauchen, dann würde ich gewiss nicht zu dir kommen. Verschwinde." Harry hörte, wie Pansy scharf Luft einzog und die Tür hinter sich zu knallte. Plötzlich erschien Malfoys Gesicht neben Harry und zog ihm unterm Bett hervor. "Potter, du machst nur Ärger! Sieh zu, dass du verschwindest und hör endlich auf, dich in meine Privatsache einzumischen!" Harry hockte neben dem Bett und sah zu Malfoy hinauf, der auf seinem Bett lag. "Du scheinst zu vergessen, dass du mich nicht töten willst." Malfoy zog eine Augenbraue in die Höhe. "Na und? Was hat das damit zu tun?" Harry zog die Beine an und setzte sich im Schneidersitz vor Malfoy. "Na ja, du bringst mich nicht um, obwohl man es von dir verlangt. Und Ron würde sicherlich von mir verlangen, dass ich dich von deinem Vater töten lasse würde." Malfoy verstand nicht, was Harry von ihm wollte. "Das nennt man Gleichberechtigung, Malfoy. Ich lasse nicht zu, dass dein Vater dich umbringt." "Potter, hör endlich auf, ich brauche dein Mitgefühl nicht und vor allem will ich bestimmt nicht von dir gerettet werden! Es ist schon okay, ich habe mich damit abgefunden." Sie schwiegen für eine Zeit. "Das habe ich früher auch immer gedacht. Ich habe keine Ahnung, wie ich gegen Lord Voldemort gewinnen soll. Alle erwarten es von mir, immerhin bin ich der Auserwählte. Ich dachte immer, dass ich nicht älter als Elf werde, immerhin bin ich damals das zweite Mal auf ihn getroffen und ich hätte nicht gegen ihn gewinnen können. Eigentlich wäre ich schon damals gestorben, aber Professor Dumbledore kam und hatte mich gerettet. Und die anderen Male war ich nie alleine, meine Freunde waren bei mir. Manchmal hatte ich auch einfach nur Glück. Aber ich hatte nie vor zu sterben. Du kannst das doch nicht wirklich ernst meinen, dass du dich damit abgefunden hättest!" Malfoy zögerte. "Ich bin nicht so gefühlsduselig wie du. Ich brauche keine Freunde und ich habe mich bisher nie auf andere verlassen. Das ist eine Tatsache, Potter, die du nicht ändern kannst." Harry wollte etwas darauf erwidern, doch Malfoy hielt ihn zurück. "Nein, Potter. Das reicht jetzt. Es wird Zeit, dass du zurückgehst. Der Schulleiter wird nichts davon erfahren, verstanden! Deine Bemühung war umsonst. Finde dich damit ab, es ist meine Entscheidung." Er stand auf und gab Harry seinen Tarnumhang. Harry nahm ihn entgegen und zog ihn sich über. Malfoy trat zur Tür und öffnete sie. Er spürte, wie Harry an ihm vorbei lief und hielt ihm am Arm fest. "Auf Wiedersehen, Potter." Er ließ ihn los und schloss die Tür hinter Harry. Es fühlte sich seltsam an. Harrys Schritte waren schwer und er hatte das Gefühl nur langsam vorwärts zu kommen. Er hatte sich aus dem Gemeinschaftsraum der Slytherins geschlichen und ging in Richtung Eingangstor. Als er am See angekommen war, zog er den Umhang herunter und ließ sich in das kühle Gras sinken. Sein Kopf fühlte sich an, als würde er in einem Schraubstock stecken und sein Herz pochte schmerzhaft. Er wusste nicht, was es war, das er gerade empfand. Sein Körper erschien ihm leer und ausgesaugt und er hatte das Gefühl, als könnte er nie wieder aufstehen. Er lag lange dort und dachte nach. Das Gras war inzwischen feucht geworden und Nässe sickerte durch seinen Umhang. Er hob die Hand und rieb sich über die Augen. Er konnte hier nicht liegen bleiben. Als Harry in die Eingangshalle trat, hatte sich der Himmel in einen dunklen Blauton gefärbt und die Luft füllte sich mit Spannung. Von weit her hörte er bereits die ersten Donnerschläge und eine dunkle Wolkenmasse zog von Norden herauf. Harry hatte sich den Tarnumhang unter den Arm geklemmt und erreichte den Gemeinschaftsraum der Gryffindors. Hermine und Ron saßen noch immer an den Fensterplätzen und beugten sich über ihre Schulbücher. Erschöpft ließ sich Harry neben sie sinken und griff nach seinen Aufzeichnungen. Er glaubte nicht, dass er heute noch lernen konnte, aber so mit blieben ihm die Fragen seiner Freunde erspart. Er lehnte sich tief in den Sessel und verbarg sein Gesicht hinter den Pergamentblättern. Ron warf Hermine einen fragenden Blick zu, doch sie zuckte die Schulter und schrieb weiterhin aus ihrem Buch ab. Wie Harry bereits befürchtet hatte, erreichten die Wolkenwände am späten Abend Hogwards und ein Gewitter brach an. Er saß im Zauberkunstklassenzimmer und starrte aus dem Fenster. Die trockene Erde zog das Wasser auf und es bildeten sich kleine Rinnsale, die sich über die gesamte Wiese erstreckten. Der Himmel hatte sich dunkel gefärbt und Wolken verdeckten die Sonne. Harry beobachtete Hagrid, der mit seinen riesigen gelben Gummistiefeln am Waldrand entlang lief. Dicht hinter ihm lief Fang, der ab und zu nach den Regentropfen schnappte. Er seufzte. Das Wetter passte bestens zu seiner Stimmung. Er hatte sich extra in ein leeres Klassenzimmer verzogen, damit er in Ruhe lernen konnte. Wenn er bei Ron und Hermine war, stellte er sich tausendmal die Frage, ob er ihnen nicht von Malfoy berichten sollte. Im Endeffekt tat er nicht. Er wusste nicht einmal warum es ihm so schwer fiel. Bestimmt würden sie ihm raten zu Dumbledore zu gehen. Doch Malfoy wollte keine Hilfe, vor allem nicht von ihm. Er vertrieb die Gedanken und blickte auf seine Aufzeichnungen. Er war besser vorangekommen, als er erwartet hatte. Inzwischen waren es noch neun Tage bis zu den Prüfungen. Würde er weiterhin so arbeiten, wie bisher, dann hätte innerhalb von fünf Tagen seine Ausarbeitungen durch gearbeitet und könnte die letzten Tage zum wiederholen nutzen. Malfoy erschien nicht zu Abendessen. Die verzauberte Decke war wolkenverhangen und der Regen brach bis zu einem gewissen Bereich bis ins Innere der großen Halle durch und verdampfte schließlich. Nachdem Harry die ersten Bisse von seiner Kürbispastete aß, füllte sich sein Körper mit neuer Energie und es fiel ihm leichter klar zu denken. Er verdränge die schlechten Gedanken und schloss sich Ron und Seamus Diskussion über Quiddtich an. Als Ron bereits Schlafen gegangen war, sah Harry noch immer mit Hermine vor dem leeren Kamin und lernte. Er frage sich, wie sie es bloß schaffte, die ganze Zeit über zu lernen. Während Harry innerhalb einer Stunde vier Mal aufstand oder auf Toiletten ging, sah sie die gesamte Zeit über über ihre Aufzeichnungen gebeugt und in Gedanken versunken. Harry tat der Kopf weh und je mehr er versuchte sich zu konzentrieren, desto mehr verschwammen die Buchstaben vor seinem Auge und er verlor die Konzentration. Nach einer weiteren Stunde gab er es auf und wünschte Hermine gute Nacht. Sie blickte nicht einmal auf, sondern winkte Harry mit ihrer Pfauenfeder. Das Gewitter hatte die Luft deutlich abgekühlt und im Schlafsaal der Jungen herrschte eine angenehme Temperatur. Nur von weit her vernahm Harry einzelne Donnerschläge. Es Regnete noch immer und als er die Augen schloss, hatte er das Gefühl, als könnte er die dicken Tropfen auf seiner Haut spüren. Er stellte es sich angenehm vor, draußen am See zu sitzen und dem Regen beim Eintauchen des Sees zuzusehen. Sein Kopf drehte sich zur Seite und bald schon war er eingeschlafen. Es war ein erholsamer Schlaf, denn Harry hatte das Gefühl, als hätte er seit Tagen nicht mehr richtig geschlafen. Als Ron ihn am nächsten Morgen weckte, verfluchte Harry die Sonne dafür, dass sie so früh aufgegangen war. Sehnsüchtig blickte er zu seinem Bett zurück und zog sich um. Als die beiden Jungs sich zum Frühstück setzten wollten, sprang ihnen Hermine freudig entgegen und umarmte jeden von ihnen. "Oh Jungs, ich hab es geschafft! Ich bin fertig." "Verrätst du uns vielleicht auch womit du fertig bist?" Ron rieb sich das Kinn, da er Hermines Ellenbogen abbekommen hatte. "Na mit lernen! Ich habe alles für die Prüfungen gelernt. Es ist alles hier oben drinnen." Sie zeigte auf ihren Kopf und lachte. Ron verdrehte die Augen und setzte sich. "Ich verstehe einfach nicht, wie man sich so viel merken kann! Ich hab nicht vor ein Lexikon zu werden. Die verlangen ja sogar den Stoff der ersten Klasse und daran kann ich mich wirklich kaum erinnern." Harry stimmte ihm zu und schaufelte sich Rührei auf. "Ich bitte dich, Ron, du hast doch viel weniger zu lernen als ich. Und den Stoff der ersten Klasse müsstest du können, da du inzwischen in der Sechsten bist. Ein Stein in einen Knopf zu verwandeln war ja noch einfach. Denk viel eher mal an die Teetassen oder die Aufsätze über den Zwergenaufstand!" Harry, der befürchtete, dass ein erneuter Streit zwischen seinen Freunden ausbrechen konnte, stimmte Hermine ebenfalls zu und wechselte das Thema. Der Unterricht schien sich besonders in die Länge zu ziehen. Gemeinsam mit Ron lag Harry auf seinem Tisch und blickte auf die Uhr. Die Zeiger wollten einfach nicht schneller laufen. Innerlich sporne Harry sie an und war kurz davor sie anzuschreien. Bei dem Gedanken musste Harry lächeln. Das fehlte nun wirklich noch, dass er die Zeiger anschrie, nur weil sie ihm zu langsam liefen. Ron schrieb ihm einen Zettel und fragte, was sie zusammen in den Sommerferien machen wollten? Harry war der Meinung, dass sie alles machen könnten, Hauptsache er müsse nicht bei den Dursleys wohnen. Bei dem Gedanken an Tante Petunias schriller Stimme oder Onkel Vernons zitternden Bart, wenn er sich aufregte, ließen ihn das Gesicht verziehen. Er fragte sich jedoch, ob Dudley inzwischen noch breiter geworden war und ob er spätestens jetzt in dem Türrahmen stecken bleiben würde? Als Harry drohte im Unterricht einzuschlafen, richtete er sich gerade auf und lauschte Professor Flitwicks Vorträgen. Nach kürzester Zeit schlich sich die Müdigkeit ein und er stützte seinen Kopf auf seinen Händen ab. Er sah sich um und bemerkte, dass die halbe Klasse ebenfalls damit kämpfte wach zu bleiben. Die Wärme des Klassenzimmers war erstickend und Harry spürte, wie ihm der Schweiß von der Nase lief. Er rieb sich das Gesicht und blickte sehnsüchtig aus dem Fenster. Er gähnte und wünschte sich einen kühlen Lappen, um sich wach zu halten. Bald hatte ihn die Müdigkeit ergriffen und er verfiel in eine Art Trance. In seinem Kopf schien sich alles zu drehen, seine Gedanken schwirrten durcheinander und bildeten einen schleiernden Regenbogen. Er sah Malfoy, der gegen die Mauer lehnte und ihn erschrocken ansah. Harry erinnerte sich an seine Begegnung mit ihm im falschen Korridor. Bei dem Gedanken an Malfoys weiche Lippen lief ein Kribbeln über Harrys Rücken und er verspürte den Drang die Hand auszustrecken und ihn zu berühren. Als er sich bewegte und auf ihn zu kriechen wollte, verschwamm das Bild und er sah Malfoy auf seinem Bett sitzend und wie er zu Harry herunter sah. Harry beobachtete Malfoy, wie er ihn ansah und führ mit den Augen seine Konturen nach. Er bemerkte, dass Malfoy blasser war als gewöhnlich und seine Augen wirkten nicht so kühl wie sonst. Als Harry sie Stirn runzelte, verschwamm das Bild erneut und er sah, wie Lucius Malfoy hinter seinem Sohn stand und ihm den Zauberstab gegen den Rücken presste. Draco zeigte keinerlei Regung und starrte stattdessen zu Boden. Harry wollte Draco wegziehen, doch als er einen Schritt nach vorne machte, sprach Lucius Malfoy den Avada Kedavra Fluch aus und Draco brach zusammen. Harry wollte Malfoy auffangen, doch je mehr er versuchte auf ihn zuzukommen, desto mehr entfernte er sich von ihm. Harry schrie, doch niemand antwortete. "Harry, mach endlich die Augen auf! Sag mal sabberst du?" Ron rüttelte an Harrys Arm und versuchte bereits seit längerer Zeit ihn aufzuwecken. Harry nuschelte in seinen Arm und drehte den Kopf auf die andere Seite. "Tzz, der schläft wie ein Baby! Das gibs doch nicht! Aufwachen, verflucht noch mal!" Als Ron erneut begann Harrys Schulter zu schütteln, schlug Harry die Augen auf und sah sich verwirrt um. "Was? Was ist denn los?" "Was los ist? Es hat seit zwei Minuten geklingelt und du hockst noch immer hier und pennst!" Ron stand auf und zog Harry vom Stuhl hoch. "Bin ich schon wieder eingeschlafen?" "Na klar, aber keine Angst, du warst nicht der Einzige. Sag mal, hast du vorhin gesabbert?" Verwirrt zog Harry die Augenbrauen hoch. "Gesabbert? Nein, nicht das ich wüsste. Was beobachtest du mich auch beim schlafen?" Ron wurde rot. "Du hast geschnarcht und irgendwas von Malfoy gequasselt. Du hast ihn sogar fast angeschrieen, dass er da endlich abhauen sollte. Erzählst du mir von deinem Traum? Wenn Malfoy in Gefahr war, dann find ich ihn bestimmt toll!" Harry, der sich nicht mehr genau erinnern konnte, was er geträumt hatte, erfand ein paar actionreiche Szenen dazu und im Endeffekt wurde Malfoy sogar von einem Drachen verschlungen. Das Ganze sorgte bei Ron für viel Freude. Da Hermine den gesamten Lernstoff auswendig konnte, fand sie mehr freie Zeit und konnte Ron und Harry beim lernen helfen. Zu Harrys allergrößter Überraschung konnte er sich sogar noch an die auswendig gelernten Zauber der zweiten Klasse erinnern. Mit Hermines Hilfe würde er sogar noch schneller fertig werden. Ron dagegen stöhnte immer mehr und fluchte bereits über die kleinsten Vergesslichkeiten. Bald schon wechselten sich Hermine und Harry ab und versuchten ihn im Minutentakt einzelne Zauber oder Merksätze zu erklären. Je mehr Harry Ron half, desto besser lernte er gleichzeitig mit. Als sie zu dritt die große Halle betraten, kam ihnen ein verführerischer Duft von Steaks und Kürbispastete entgegen. Freudig stürzten sie sich auf das Essen und luden sich ihre Teller stapelweise voll damit. Ron sah zufrieden schmatzend neben Harry und zeigte mit der Gabel auf Malfoy. Harry bemerkte, dass seine Haut inzwischen kränklich weiß wirkte und wie er mit seinen blassblonden Haaren zwischen Crabbe und Goyle hell hervor stieß. Pansy Parkinson schien noch immer wütend auf ihn zu sein, denn sie war ihm böse Blicke zu. Malfoy dagegen funkelte ebenso zornig zurück und spieß seine Würstchen auf. Es schien, als sei er heute besonders schlecht gelaunt. Ein spitzer Schrei durchbrach das Stimmegewirr und ein Raubvogel stürze durch das hohe Fenstern in die Menschenmassen hinab. Von nahen konnte Harry erkennen, dass es sich um einen Falken handelte. Er breitete seine Schwingen aus und umkreiste die vier Haustische. Als er sein Ziel fand, stürzte er im Tiefflug hinunter und flog dich über Malfoys Kopf entlang. Seine blonden Haare wurden durchwühlt und er hielt sich schützend den Kopf. Der Falke drehte und landete vor Malfoy auf dem Tisch. Angeekelt blickte Malfoy auf den Vogel und zog ihm die Botschaft vom Bein. Sofort erhob sich der Falke und flog aus dem Fenster davon. Harry sah ihm hinterher und fragte, was er wohl für Malfoy gebracht hatte. Als er den Kopf wendete und zum Slytherintisch blicken wollte, sah er direkt in Malfoys grauen Augen, die vor Entsetzen waren sie geweitet. Verwirrt runzelte Harry die Stirn und wartete auf eine Reaktion von Malfoy. Der jedoch stand auf und verließ die große Halle. Seine Bewegungen wirkten fade und es schien, als wäre er kurz davor zu rennen. Sogar Crabbe und Goyle sahen sich fragend an. "Man, was hat den denn gestochen?" Seamus blickte Malfoy grinsend hinterher und schüttelte den Kopf. "Wahrscheinlich muss er nachsitzen oder hat eine Strafarbeit bekommen." Neville dachte daran, wie sehr er Strafarbeiten hasste. "Vielleicht ist das ein heimlicher Liebesbrief gewesen. Bestimmt von der Bulstrode oder so und Malfoy hat sich nur schnell vom Acker gemacht." Ron lachte. "Oder es war ein Brief von seiner Mutter. Vielleicht ist ein Hauself gestorben und sie kann den Herd nicht bedienen." Harry schreckte bei der Erwähnung von Malfoys Mutter auf. Hatte er nicht erwähnt, dass seine Mutter von dem Ausbruch von seinem Vater nichts wusste? Vielleicht hatte sie nun doch davon erfahren und wollte Malfoy warnen? Er sprang auf und stieß dabei sein Glas um. Erschrocken blickte Hermine ihn an. "Ist alles in Ordnung, Harry? Du guckst so komisch." Verwirrt sah Harry von Hermine zu dem Slytherintisch und wieder zurück. Vielleicht war es nicht seine Mutter, vielleicht war der Brief von seinem Vater! Harry drehte sich auf dem Absatz um und stürmte aus der großen Halle. "Na prima, jetzt haut der auch einfach so ab!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)