Daily Trouble von Tea_Kaiba (One-Shots von Freundschaft bis an der Grenze zur Romantik) ================================================================================ Punsch ist Medizin ------------------ "Ich habs verbockt." Missmutig stapfte Joey neben Tea durch den Schnee. Sie versuchte ihn aufzuheitern. "Ach was, das hast du nicht. Nur, weil du diesem Typen Wasser über die Hose geleert hast..." "Es war nicht irgendein Typ, er war ein weiterer potentieller Chef auf meiner kürzer werdenden Liste. Und ich brauche das Geld, das weißt du." Allerdings, das wusste sie. Aber sich selbst runter zu machen, würde ihm auch nicht helfen. "Vielleicht stellt er dich ja grade deswegen ein, weil du ihm so gut im Gedächtnis geblieben bist?" Langsam gingen selbst der auf solche Situationen immer vorbereiteten Tea die Argumente aus. Joey lachte trocken. "Ja, die Chancen sind besonders gut, wo SEIN Vorgesetzter Kaiba ist." Insgeheim hatte die Brünette ja schon von Anfang an gedacht, dass es keine gut Idee war, sich bei der Kaiba Corp zu bewerben, und sei es nur als Päckchenpacker. Dass daraus nichts besonders Gutes werden konnte, war irgendwie klar gewesen, bei der tollen "Beziehung" die zwischen Joey "Was musste dieser Kotzbrocken auch ausgerechnet heute einen Rundgang durch seine Firma veranstalten? Hätte er das nicht auf morgen verschieben können?" schimpfte ihr Freund weiter. "Dass er vorbei gekommen ist und den Lärm gehört hat, heißt noch nicht, dass er auch gemerkt hat, wer dafür verantwortlich war. Vielleicht hat ihm sein Personalchef ja deinen Namen nicht gesagt..." Was natürlich, wenn man Kaiba kannte, recht unwahrscheinlich war. Der musste doch alles immer ganz genau wissen. Tea hegte den Verdacht, dass sich sogar eine Reissack-umkipp-Statistik für sämtliche Chinesische Provinzen irgendwo in er hintersten Ecke seines - sprechenden - Computers verbarg. Oder vielleicht hatte er die auch schon im Kopf. Erbsenzähler. Da war es, zugegebener Maßen, nicht besonders wahrscheinlich, dass ihm der Name eines Aushilfsjobbers, der in seiner Firma für Aufruhr sorgte, entging. Nicht, wenn er gerade direkt vor der Tür vorbei ging und in der Folge sogar seinen Personalchef zu sich bestellen ließ. Aber Hey - es heißt doch immer, die Hoffnung stirbt zuletzt! Langsam aber sicher fror sie sich hier die Finger blau, während sie neben dem immer noch vor sich hinwetternden Joey hertrottete. Der Schnee fiel so dicht, dass sie beide schon wie die wandelnden Schneemänner aussahen, und natürlich hatte sie in der Eile mal wieder vergessen, Handschuhe mitzunehmen. Aber man wurde schließlich auch nicht jeden Tag von einem so deprimierten Freund aus dem Haus geklingelt. Wenn sie es genau bedachte - doch, eigentlich kam das in letzter Zeit viel zu oft vor. Seit Joey seinen Job bei "Burgerwold" verloren hatte, war er auf der Suche nach einem neuen, mit geringem Erfolg. Und sein Vater war ihm dabei auch nicht grade eine große Hilfe. Sie hatte sich schon immer gefragt, warum Joey eigentlich überhaupt so viel Stress damit hatte, das Geld für seinen Lebensunterhalt herzuschaffen. Natürlich wusste sie, dass sein Vater Alkoholiker war und all das. Aber genau an diesem Punkt lagen ihre Probleme. In seinen seltenen - sehr seltenen - klaren Momenten, war Mr. Wheeler senior schließlich ein wirklich netter Mensch, Tea hatte ihn einmal kennen gelernt - eine Begegnung, die sie nie wiederholt hatten, weil es Joey offensichtlich peinlich war, über die Probleme, die er zu Hause hatte, zu reden. Gut, er erzählte, wenn er mal wieder auf der Suche nach einem Job war, aber das war's dann auch schon. Und seine Schwester war der einzige Teil seiner Familie, den die Anderen in einigermaßen regelmäßigen Abständen zu Gesicht bekamen, nämlich dann, wenn sie alle zwei bis drei Monate zu Besuch kam. Offiziell, um ihren Vater zu besuchen, aber Tea fragte sich, ob der überhaupt etwas davon mitbekam, wenn seine Tochter zu besuch war. Meistens übernachteten sie und Joey dann schließlich bei Yugi, Tea oder Tristan - was ihnen keiner verdenken konnte, schon gar nicht jemand, der die blauen Flecke gesehen hatte, die Joey so sorgfältig zu verstecken versuchte. Oder sich damit herausredete, er sei beim Zeitungsaustragen vom Fahrrad gefallen. "Ich mach dir nen Vorschlag, Joey. Lass uns erst mal was warmes trinken, und dann sehen wir weiter, ja?" Ohne eine Antwort abzuwarten, kämpfte sie sich durch die Schneewehen zur Theke das nächsten Glühweinstandes durch, legte Geld auf die Theke und nahm zwei Becher entgegen. "Bitte. Und jetzt nimms nicht so schwer, wir finden schon was für dich. Ich helf dir, Okay? Aber kuck nicht so, das kann ich nicht sehen!" Die Siebzehnjährige drückte ihm eine der dampfenden Tassen in die klamme Hand. "Zur Not musst du eben Cheerleader bei meinen Auftritten werden..." Nach einem kurzen Blick auf ihren zitternden Freund nahm sie auch noch ihren Schal ab, um ihn Joey umzubinden. Der lächelte zum ersten Mal an diesem verkorksten Nachmittag. "Danke, Tea." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)