Daily Trouble von Tea_Kaiba (One-Shots von Freundschaft bis an der Grenze zur Romantik) ================================================================================ Gelegenheiten ------------- Es gibt viele Gelegenheiten, die Joey als verpasst verbuchen muss, wenn er an Tea denkt. Zu viele. Das war zum Beispiel dieser Moment in der Schulcafeteria, als er es ihr fast gesagt hätte. Was genau gesagt, weiß er auch nicht wirklich. Vielleicht, dass er sie mag, wirklich mag – nicht so wie die Mädchen, denen er und Tristan so gerne unter den Rock kucken, er bezweifelt sogar irgendwie, dass die für etwas anderes gut sind, als angeschaut zu werden. Vielleicht eher so mag wie Serenity, obwohl das natürlich etwas völlig anderes ist, schließlich ist sie seine Schwester. Tea steht nun mal leider außerhalb dieser Kategorien, was es ein bisschen schwer macht, sie einzuordnen. Vielleicht hätte er auch nur gesagt, dass sie das einzige Mädchen ist, der er jemals erlauben wird, ihn beim Basketball zu schlagen. Und dass das nicht NUR damit zusammenhängt, dass sie es leider sowieso ständig tut. Dummer Weise war das exakt der Moment, in dem sie entdeckte, dass es Mousse au Chocolat zum Nachtisch gab und losrannte, um ihnen noch zwei Portionen zu sichern. Es sind eben nicht nur Männer manchmal viel zu unsensibel für gewisse Augenblicke. Oder die Sache, als sie ihn mitten in der Nacht (er hat nie herausgefunden, was sie eigentlich um drei Uhr morgens in dieser gottverdammten Gegend zu suchen hatte, immerhin ist sie ein MÄDCHEN!) auf der Straße aufgegabelt hat – vielleicht ein bisschen, aber ehrlich nur ein bisschen, angetrunken – und vor allem verfroren, schließlich war es Anfang November und sein Alter hatte ihn aus der Wohnung geschmissen. Er hätte ihr vielleicht sagen sollen, wie gut ihr so ein Wuschelkopf steht (auch Tea ist schließlich nur ein Mensch und ihre Haare stehen in alle Richtungen, wenn sie sich die Wollmütze vom Kopf reißt, um sie einem blaugefrorenen Freund aufzusetzen) – aber irgendwie hat er den Verdacht, dass das ihre Laune in dem Moment nicht gerade gebessert hätte. Also hat er es gelassen und sich lieber im Stillen damit beschäftigt – was ihm immerhin geholfen hat, etwa die Hälfte ihrer Strafpredigt zu überbrücken. Vielleicht hat sie deshalb nichts genützt. Vielleicht hat er einfach mal wieder nicht zugehört, das bescheinigen ihm seine Lehrer schließlich oft genug. >Joseph Wheeler, vorbestraft, Vater notorischer Alkoholiker. Schüler leidet unzweifelhaft an einer schweren Form von ADS. < >Tea Elizabeth Gardner, Klassensprecherin, aussichtsreiche Kandidatin auf den Posten der Schulsprecherin. Begabt in allen Fächern, tut sich besonders in Kunsterziehung und rhythmischer Sportgymnastik hervor. Leiterin des Arbeitskreises „Schüler für ein schöneres Domino“. < Vielleicht ist es doch ganz gut, dass er ihr „es“ nie gesagt hat. Was immer „es“ sein mag. Er erinnert sich auch noch an dieses Treffen ihres dubiosen Arbeitskreises. Soweit er das noch weiß, ging es darum, die Stadthalle zu dekorieren, damit dort... ja, was? Eine Weihnachtsfeier stattfinden konnte? Die größte Knalltüte Japans gekürt werden konnte? Er weiß es nicht mehr, auch wenn er findet, Kaiba hätte gute Chancen auf diesen Titel gehabt. Jedenfalls stand er die meiste Zeit nur seltsam in der Ecke und fragte sich, was er hier soll – aber Heimgehen kam ihm nicht in den Sinn, schließlich weiß er, wie unglaublich fies Tea ihn vors Schienbein treten kann. Das ist fast genauso schmerzhaft wie ihr bestes „Du bist für mich gestorben“-Gehabe, und wenn es jemanden gibt, der qualifiziert ist, die beiden Dinge zu vergleichen, dann wohl er. Er hat von beidem schließlich schon reichlich abbekommen. Nicht bei dieser Gelegenheit allerdings, das weiß er genau, schließlich hat sie ihn die ganze Zeit überhaupt nicht wahrgenommen, was ausnahmsweise nichts damit zu tun hatte, dass sie beleidigt war. Genau genommen war sie viel zu beschäftigt dazu, obwohl sie ihn kurz zuvor noch bekniet hatte, mitzukommen – als sei er so ziemlich der einzige Mensch, der sie jetzt noch vor einer großen Katastrophe retten könnte. Er ist so was von ihr gewohnt. Komisch nur, dass sie immer ihn fragt, wenn es um solche Last-Minute-Operationen geht, und nie Yugi oder Tristan oder sonst wen. Aber wenn es ihr hilft, dass er dann in der Ecke rumsteht und sich fehl am Platz vorkommt, dann soll es ihm recht sein. Allerdings ist es ihm immer hochgradig peinlich, wie dankbar sie ihm danach regelmäßig ist. Als hätte er irgendwas beigesteuert. Oder sogar was Besseres zu tun gehabt. Sie weiß genau, dass er das nicht hat. Wahrscheinlich ist Tea das einzige Wesen auf Gottes weiter Erde, das es fertig bringt, in ausgeleierten, abgewetzten Jeans, dem letzten Schlabber-T-Shirt und dekoriert mit einer widerspenstigen Papiergirlande noch unglaublich sexy auszusehen. Oder sogar besonders dann. Nicht, dass ihm jemals in seinen wachen Momenten dieses Wort in Zusammenhang mit ihr einfallen würde. Sie ist schließlich seine beste Freundin und damit quasi asexuell. Theoretisch. Und Lernen? Lernen mit Tea ist eine Katastrophe. Dass er es trotzdem tut, liegt einzig und allein daran, dass er sich so oder so einen ihrer Vorträge anzuhören hat, ob er nun zu ihrem Treffen auftaucht oder nicht – da kann er genauso gut versuchen, wenigstens noch was daraus zu lernen. Aber verdammt, wie SOLL er denn irgendwas im Kopf behalten, wenn sie ihm alle Nase lang den Stift aus der Hand reisst, um irgendeinen Fehler zu verbessern, oder sich von hinten über sein Heft beugt und einen besonders wichtigen Punkt unterstreicht, oder... sie lenkt ihn ab. Er hat keine Ahnung, wieso, schliesslich bringt es sogar Yugi fertig, zusammen mit Tea zu lernen, und fährt nicht schlecht dabei. Dabei sieht man ihm auf 500 Meter Entfernung an, dass er ihr vollständig verfallen ist. Warum also sollte er, Joey, sich von Teas bloßer Anwesenheit aus dem Konzept bringen lassen? Vielleicht ginge es besser, wenn er endlich mal eine der Gelegenheiten ergreifen und ihr ES einfach sagen würde. Leider erinnert er sich meistens erst daran, dass er immer noch nicht herausgefunden hat, was ES ist, wenn es wieder ernst wird, und bevor er darüber nachdenken kann, ist die Gelegenheit vorbei, verpasst, verspielt. Es gibt viele Gelegenheiten, die Joey als verpasst verbuchen muss, wenn er an Tea denkt. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Irgendwie kommt mir der Schluss lahm vor... daran ändert auch meine tolle Stilschleife nichts. *Seufz* Aber ich mochte den Anfang, also hab ichs trotzdem hochgeladen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)