Frei sein von Tonksi ================================================================================ Kapitel 9: Der Abschied ----------------------- Wie erstarrt standen wir ein paar Minuten da, bis Seichiro die Waffe sinken ließ. "Du bist wirklich hartnäckig Yoe! Das mag ich so an dir! Aber leider..." Plötzlich war es still, eine Todesstille, wie die Ruhe vor dem Sturm. Dann ein Schuss... Blut... darauffolgende Stille. Ich spürte einen Stich in der Brust, wie ich langsam nach hinten fiel. Kurz verkrampfte ich mich, dann wurde ich ganz locker. Ein grelles Licht, ein dumpfer Aufprall. Dann schloss ich meine Augen. "Yoe!" mein Name, wer hatte ihn gerufen? Ich öffnete langsam meine Augen. Rajin beugte sich über mich. In seinen Augen stand ein Schock, wieder war sein Gesicht bekleckert mit Blut. Seine Hand ruhte auf meinem Bauch, als er sich herumdrehte und zu jemandem anderes blickte. "Rajin... was ist!" Ich sah an mir herab, ich war total vollgekleckert mit Blut, jedoch wurde ich nicht angeschossen. Als ich Rajins Blick folgte, wusste ich woher das Blut gekommen war... und warum ich auf dem Boden lag. Ich sprang auf und rannte zu Juan. Er lag auf dem Boden, eine Schusswunde im Bauch und leise stöhnend. Als ich mich neben ihn kniete, lächelte er leicht. Seine Haut war nun nicht mehr so bleich wie sonst, sondern etwas rötlich. "Yoe!" Er fuhr mir mit der Hand durchs Haar und flüsterte leise, als ich ihn auf meinen Schoß zog: "Ich liebe dich...." Er kuschelte sich noch ein letztes Mal an mich, schloss entgültig die Augen und verstummte. Tränen liefen in meine Augen, wie noch nie zuvor. Ich biss mir leicht auf die Unterlippe und beugte mich zu ihm runter, hauchend: "Ich ... ich dich auch ... Juan... du... du darfst ... du kannst doch jetzt ... nicht einfach sterben!" Ich drückte ihn an mich, den leblosen Körper eines Menschen ... eines Freundes, den ich schon immer geliebt hatte. Er war der Einzige der mein Herz berührte, er war der Einzige der immer bei mir war. Ich legte meine Hand auf seine Wange, streichelte diese sanft mit meinem Daumen und sah ihn nur an, wie er da lag. Wie ein schlafender Engel, gefallen aber ein Engel. Für eine Weile redete ich es mir ein, er schlief nur... Seine Bleiche war wieder zurückgekehrt, sein langes schwarzes Haar hing quer über meinen Schoß und ein kleines Lächeln war immer noch auf seinem Gesicht. Als wäre er glücklich gestorben. Ich hatte schon viele Menschen sterben gesehen, doch nie hatte es mich so mitgenommen. Langsam beugte ich mich nach vorne und berührte seine Lippen mit den Meinen: "Juan, wie kannst du mich jetzt nur verlassen!" Eine einzige Träne bannte sich den Weg, heraus aus meinen Augen und über meine Wangen. Sie tropfte still nieder auf Juan und lief seine Wange entlang. "Ich liebe dich" flüsterte ich, mit halb geschlossenen Augen. Drückte ihn ein letztes Mal an mich und ließ ihn langsam zu Boden sinken. Während ich aufstand, verfinsterte sich mein Gesichtsausdruck. Rajin war die ganze Zeit neben mir gestanden und hatte Seichiro beobachtet. Dieser lachte nur und meinte breit grinsend: "Oh die arme Yoe hat einen wichtigen Menschen verloren!" Ich zog meine Waffe, zielte auf Seichiro und murmelte: "Du, ... hast es ... gewagt... d...dich .... in meine Angelegenheiten einzumischen!" Er grinste: "Als würdest du abdrücken!" Rajin starrte mich und Seichiro an. "Eines weiß ich, wenn ich jetzt nicht abdrücke... bringst du Rajin auch noch um... und den Verlust eines weiteren Menschen, der mir wichtig ist... überlebe ich nicht!" Blitzschnell zog Seichiro seine Waffe erneut. Schüsse, wieder spritzte Blut. Ich kniff meine Augen zusammen. "YOE!" hörte ich Rajin schreien. Schon im nächsten Moment war er hinter mir und hielt meinen Oberkörper. Ein dumpfes Geräusch, das sich wie das Fallen eines Gegenstandes anhörte. Als ich die Augen öffnete, erkannte ich wie Seichiro in die Knie sank, die Waffe neben ihm auf dem Boden, sich den blutenden Bauch haltend. "Du .. hast... mich getroffen" er nahm seine Hände vom Bauch und starrte diese eine Weile an, bevor er zu mir und Rajin sah. "Yoe du kleines Biest!" Ein kurzes Grinsen huschte über mein Gesicht, als Seichiro kraftlos zu Boden fiel, sich noch kurz krümmte und dann entgültig tot war. Ich ließ meine Waffe fallen und murmelte: "Nie wieder, nie wieder werde ich töten!" Rajin drückte mich leicht an sich. "Yoe! Bin ich froh dich wieder zu haben!" Ich drehte mich herum, umarmte ihn und drückte ihn fest. "Ich lass dich nie wieder los!" Bevor ich etwas dagegen tun konnte, rannten mir etliche Tränen aus den Augen. "Warum weine ich? Ich bin glücklich, dich wieder zu haben ... aber ... Juan... ich hab ihn so einfach verloren, ich konnte gar nichts tun!" Rajin streichelte mir durchs Haar. "Ganz ruhig Yoe, er wird immer bei dir sein, über dich wachend.... Er liebt dich und dass ist jetzt auch nicht anders!" Ich drückte mich immer stärker gegen ihn, schon fast Schutz suchend. "Er hat mich verlassen!" "Um dich zu schützen. Er wollte dich nicht verlieren!" "Und jetzt habe ich ihn verloren... ist das besser?" einen Moment wartete ich dann sagte ich leise: "Er hatte niemanden, außer mich... doch ich habe noch dich! Wenn ich gestorben wäre, hätte er niemanden mehr gehabt!" Ich senkte den Blick: "aber ich vermisse ihn trotzdem!" Rajin hielt mich noch lange fest, bevor ich mich endlich von ihm löste. "Ich ... werde ... es überstehen, denk ich!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)