Nicht aus Stein von Vienne (Der Kardinal und das Mädchen) ================================================================================ Kapitel 21: Erschöpfungszustand ------------------------------- Kapitel XXI: Erschöpfungszustand Marie beugte sich hinunter zu ihren Erdbeeren, die mittlerweile mehr als reif waren. Das durchwachsene Wetter der letzten Tage hatte sie noch einmal verwöhnt mit Sonnenschein am Tag und Regen in der Nacht. Ideale Voraussetzungen für einen neuerlichen Wachstumsschub. Sie würde die Früchte Madame Curée geben und einkochen lassen zu Marmelade. Für Kompott waren sie schon zu reif. Dafür würden dann die Birnen und Äpfel herhalten müssen. Wobei vor allem bei den Äpfeln Richelieu ganz anderer Meinung war. Er meinte, man sollte doch Cidre daraus herstellen. Für den Sommer wäre das eine viel leichter Erfrischung als der sonstige Wein. Vor allem da der bestelle Roséwein immer noch nicht eingetroffen war. Marie war nicht so ganz der Meinung. Doch sollten mehr Früchte geplant noch einmal am Baum hängen, würde sie ihm zustimmen. Soviel Kompott konnten sie unmöglich essen, selbst über die Wintermonate nicht und auch nicht das Kleine. Ein leichter Schmerz durchzog ihren Unterleib. Es war wohl wieder einmal munter geworden. Marie musste lächeln. Sanft stich sie über ihren mehr als kugelrunden Bauch. „Was bin ich froh, wenn du hier raus bist.“, lächelte sie leise zu sich selbst. „Wer wäre das nicht?“ Marie fuhr leicht erschrocken herum. Es war Angelique, die leise näher gekommen war und nun grinsend vor ihr stand. „Ach du bist es.“ „Wer sollte es denn sonst sein?“ „Du hast mich erschrocken. Und es hätten auch Michelle oder Madame Curée sein können. Oder Sophie.“ „Nein, wie du siehst bin ich es nur leider.“, sie setzte sich auf eine kleine Holzbank, die Richelieu hatte aufstellen lassen, falls Marie den Drang verspüren sollte, sich setzen zu wollen aufgrund der Anstrengung. Marie ließ sich neben ihrer Freundin nieder: „Schau nur, wie groß die Beeren geworden sind. Ich werde sie nachher pflücken lassen. Madame Curée soll sie zu Marmelade verarbeiten. Ein paar Gläser werde ich Sophie mitgeben. Wir werden mehr als genug davon haben. Und jeden Morgen werde wir sie gewiss auch nicht essen.“ „Du hast wirklich großartige Arbeit geleistet.“ „Ach was, das ist nicht mein Verdienst. Wir hatten einfach Glück mit dem Wetter und die Gärtner haben einfach ein grandioses Wissen. Mehr nicht.“ „Nun ich bleibe bei meiner Meinung. Und dein Mann wird mir sicherlich zu stimmen, wenn ich es ihm sage. Deine Bescheidenheit ehrt dich zwar, doch hier ist sie etwas zu arg.“ Marie wurde immer verlegener. Sie suchte nach Worten, die sind nicht fand. Schweigend betrachtete sie ihre Nutzbeete und auch ihren kleinen Bauernhof. Die Tiere fühlten sich sichtlich wohl. Der Hahn krähte jeden Morgen pünktlich ab Sonnenaufgang zu jeder vollen Stunde. Er war der ideale Muntermacher. Die Küchenjungen, die seit einigen Wochen hier arbeiteten, gingen jeden Morgen zum Stall und schauten nach frischen Eiern, meistens fanden sie auch welche. Manchmal wollte man schon gar keine Eier mehr essen. Erst vier Tage zuvor hatte Richelieu die Anweisung gegeben, dass man einige Eier liegen lassen und bebrüten lassen solle. Somit müsse man sich nicht jeden Tag ein Ei hinunter zwingen und gleichzeitig sorge man für Fleischnachschub. So ging es auch bei den Kaninchen. Die beiden Zuchttiere widmeten sich ganz dem jeweils anderen, während die Jungtiere gut wuchsen. Marie und Angelique fanden sie alle so niedlich, dass sie den Gedanken, die Tiere würden in nächster Zeit geschlachtet werden müssen, stets bei ihrem Anblick beiseite wischten. Lieber kuschelten sie mit ihnen und verwöhnten sie mit Möhren. Die beiden Frauen saßen so einige Zeit und unterhielten sich, als Rochefort mit zwei Schirmen herbei geeilt kam. Die beiden waren mehr als verwundert und mussten breit grinsen. „Rochefort, was wollt ihr denn mit Schirmen? Die Sonne strahlt doch vom Himmel.“, lachte Marie. „Und einen Sonnenbrand bekommen wir trotz allem nicht, da wir doch im Schatten sitzen.“, ergänzte Angelique. „Nun, die Damen werden entschuldigen. Aber mir wurde soeben von Paul gemeldet, dass wohl ein starkes Unwetter hierüber ziehen würde. Es seien wohl schon Gewitterwolken über dem Dorf aufgekreuzt und auch einige Felder wurden durch Platzregen überschwemmt. Daher bitte ich die Damen, sich doch bitte der Schirme anzunehmen und ins Haus zu gehen.“ „Wie stark ist das Unwetter denn?“ „Madame, es ist unangenehm stark. Ihr Gatte sucht im Gasthaus Schutz. Paul kam halb nass hier an.“ „Gut, dann gehen wir wohl besser ins Warme.“, sagte Marie und an Rochefort gewandt, „Veranlassen Sie, dass die Beete halbwegs geschützt werden vor dem Unwetter und die Tiere haben auch in die Scheune gebracht zu werden, sicher ist sicher.“ Rochefort nickte als Zeichen dafür, dass er alles nötige sofort veranlassen würde. Marie und Angelique nahmen die Schirme sicherheitshalber entgegen und gingen in Richtung des Schlosses. Bereits auf den Stufen der Terrasse fielen die ersten dicken Tropfen und klatschten geradezu auf den Marmor. Als sie die Terrasse zum Salon hin durchquerten, fielen immer mehr und die Damen mussten einiges Tempo anziehen. Kaum im Salon angekommen, platzte der Wolkenkessel auf und es regnete geradezu in Strömen und schnurrgerade auf die Erde hinunter. „Das war wirklich knapp.“, hauchte Marie das Unwetter und die Regenströme bestaunend. Angelique trat heran, reichte Marie ein Glas verdünnten Sherrys. „Bitte sehr, zum Aufwärmen.“ „Danke.“, Marie nahm das Glas entgegen, „Aber mir ist nicht kalt.“ „Nun, schaden wird es trotzdem nicht.“, lachte Angelique, nahm von ihrem eigenen unverdünnten Sherry einen Schluck, „Dein Gatte wird sicher vollkommen durchnässt hier ankommen.“ „Bei diesem Wetter wäre es mir lieber, wenn er vorerst im Gasthaus bleiben würde. Sonst wird er sich nur eine unsymphatische Verkühlung einholen. Und wenn das geschieht, wird er sich wieder ewig und drei Tage von mir und dem Kleinen fernhalten. Soll er ruhig im Gasthaus schlafen. Das ist das Beste im Moment.“ Ihre Freundin nickte nur und schaute, wie bereits zuvor Marie zum Fenster hinaus und dem Unwetter zu. Etwas weiterhinten im Garten konnte man sehen, wie ein Teil der Gärtner die Beete versuchten zu schützen, indem sie Wolldecken und ähnliches drüber legten und mit Steinen beschwerten gegen den starken Wind. Der andere Teil der Gärtner scheuchte die Hühner zusammen und verfrachtete sie, wie auch die Kaninchen in die Scheune. Dort wären sie besser aufgehoben, als in den losen Freilaufbehausungen. Auch Rochefort rannte, so schnell es ihm möglich war. Ab und an hatte er eine Henne unter dem Arm und ihre dazugehörenden Küken in den Taschen seiner alten Lederjacke. Um ihn herum sprang Cupido, wild bellend. Rochefort hatte seine Mühe, nicht über ihn zu stolpern. „Geh weg!“, maulte er, doch der Hund hörte nicht im Geringsten zu. „Hörst du denn nicht? Ich habe zu tun. Also nerve mich nicht. Geh zu deinem neuen Frauchen. Ich muss die Tiere in die Scheune bringen, da bist du mir keine große Hilfe dabei.“ Doch im Gegensatz zu Rochefort fand Cupido das alles sehr amüsant. Eine knappe Viertelstunde später kam Rochefort zusammen mit Cupido in den Salon. Beide waren vollkommen durchnässt. Marie schaut auf und auch Angelique folgte ihrem Blick. Rochefort stand triefend vor Nässe im Salon, neben ihm stand ebenso nass Cupido, der es sich nicht nehmen lies, sich zu schütteln. Am Ende war sein Fell trocken, Rochefort dafür umso nässer. Marie stand auf, nahm eine der Decken vom Sofa und ging hinüber zu dem treuen Leibdiener ihres Liebsten. „Schnell Rochefort, trocknet Eure Haare und dann geht in Eure Gemächer und zieht Euch etwas anderes an. Sonst werdet Ihr euch schneller verkühlen als Euch lieb ist.“ „Danke Madame.“, Rochefort nahm die Decke, deutete einen Diener an und ging dann raschen Schrittes in Richtung seiner kleinen Gemächer unterem Dach. Die beiden Frauen konnten das Gezeter der Zimmermädchen hören. Sie wussten, dass diese gerade die Flure und Stiegenhäuser reinigten und nun schien Rochefort alles wieder mit Schlamm und Dreck voll zutropfen. „Der Armer.“, schmunzelte Angelique, „ Er hat es wahrlich nicht leicht. Vor allem nicht bei uns weiblichen Wesen.“ „Da hast du recht. Ich glaube, er wird nie jemanden finden, mit dem er bis ans Ende seiner Tage zusammen leben wird.“ „Darüber solltest du dir aber nicht deinen hübschen Kopf zerbrechen. Immerhin hast du ja deinen Prinzen gefunden.“ „Kein Prinz, ein Herzog.“, lachte Marie. *********************************************** Richelieu kam am späten Nachmittag zurück nach Mirabelle. Im Gegensatz zu dem Laufburschen Paul war er von oben bis unten trockenen Fußes. Er ließ sich seinen Umhang abnehmen und erkundigte sich bei Rochefort, der gerade aus seinem Gemach kam, wo er denn seine Frau und deren Freundin finden würde. „Die Damen befinden sich auf der Terrasse, Eminenz!“, Rochefort deutete einen seiner ungeschickten Diener an. „Meine Frau war doch wohl hoffentlich nicht bei diesem Unwetter heute Nachmittag draußen im Garten?“ „Nein Eminenz, sie und Madame de Bergerac gingen sofort ins Haus, als ich ihnen die Nachricht von Paul überbrachte.“ „Sehr gut!“, Richelieu streifte sich seine braunen Lederhandschuhe ab. Sein Gesicht hatte eine ernste Miene und Rochefort entging dies nicht. „Eminenz, Ihr schaut, als läge Euch etwas auf dem Herzen.“ Richelieu schaute ihn an und nickte. „Ja, ich habe gewisse Dinge in Erfahrung bringen können, was Madame de Bergerac anbelangt. Gehen wir in mein Arbeitszimmer. Dort werde ich es Euch erklären Rochefort.“ Sein Diener nickte und folgte seinem Herrn. Auf dem Weg in dessen Arbeitszimmer begegneten sie Paul und Michelle. Richelieu gab beiden zu verstehen, dass Marie unter keinen Umständen erfahren sollte, dass er bereits wieder da war und das sie diesen Befehl auch den anderen Bediensteten zu sagen hätten. Beide nickten und als ihr Herr samt Diener weiter ging, sah Michelle ihm hinterher mit einem seltsamen Gefühl im Bauch. „Michelle, kommst du?“ „Ja Paul.“, nickte sie. Richelieu ließ sich unterdessen in seinen Arbeitssessel fallen, während Rochefort die schwere Eichentür abschloss. „Ich habe nach eurer Geschichte bezüglich Madames erster Ehe in Amsterdam ein paar Boten dorthin geschickt. Sie sollten ein paar Nachforschungen anstellen. Natürlich vertraue ich Euch Rochefort, allerdings wollte ich die Geschichte noch einmal bestätigen lassen. Ich hoffe, dass ich Euch in Eurer Ehre nicht gekränkt habe.“ Rochefort schüttelte den Kopf. Wenn er ehrlich war, machte es ihn sogar stolz, dass sein Herr noch mal nachhakte. Er nahm auf einem Holzschemel Platz. „Einer meiner Boten traf einen Nachbarn, der im Palais neben den Bergeracs wohnte. Der Herr gab an, dass ihm Madame noch nie ganz geheuer vorkam. Sie gab damals an, sie würde aus dem einfachen aber mit Gütern versehenen Landadel stammen. Jedoch kursierten immer wieder Gerüchte unter den Dienstboten, dass sie lediglich eine niedere Kammerzofe sei und ihre Eltern wären wohl eben einfach Händler auf den Wochenmärkten gewesen. Einige Mädchen erkannten sie aus den Sommerpalais’ der flämischen Adelsfamilien.“ „Das klingt, verzeiht den Ausdruck Eminenz, sehr weit hergeholt.“ „Ja, das dachte ich auch. Aber der Nachbar erzählte auch, dass eines Tages die flämische Adelsfamilie Van de Hoaken bei ihm speiste, da seine Frau eine Freundin von Madame Van de Hoaken war und gerade eben erst ihren ersten Sohn entbunden hatte. Als es zur Verabschiedung vor dem Haus kam, kamen die Bergerac und ihr Gatte auf Besuch. In einem späteren Brief schrieb die Van der Hoaken, dass sie die Bergerac kenne. Sie wäre früher eine ihrer Kammerzofen gewesen.“ „Gewesen Eminenz?“ „Sie hätte sie wohl entlassen, weil sie angeblich Schmuck gestohlen hatte.“ „Und nun?“, fragte Rochefort. Er erwartete ein Ende der Geschichte. „Nichts und. Das war es. Mehr haben die Männer noch nicht raus gefunden. Ich hoffe jedoch, dass in den nächsten Tagen neue Nachrichten eintreffen werden.“ Rochefort nickte. „Solange Rochefort, wirst du die beiden Damen auf Schritt und Tritt begleiten.“, Richelieus Stimme schlug einen schärferen Ton an. „Mit welcher Begründung, Eminenz. Eure Frau ist sehr misstrauisch, wenn es darum geht, sie zu beschützen und bewachen. Sie wird es hinterfragen.“ „Wie ich sehe, kennt Ihr meine Frau schon sehr gut, Rochefort.“, Richelieu musste ein lautes Lachen verbergen und grinste stattdessen einmal quer über sein Gesicht, „ Nun gut, dann werde ich ihr eben heute beim Dîner etwas spontan erfinden müssen.“ Rochefort stimmte mit einem Nicken zu: „Eminenz wird schon – „ Weiter kam er nicht, da die Tür von Michelle aufgerissen wurde. Sofort stand Richelieu. „Michelle was ist?“, ein ungutes Gefühl beschlich ihn. „Madame, Madame ist ohnmächtig geworden. Auf der Terasse.“ „Was stehst du dann noch hier, Michelle? Ruf sofort Monsieur Nuré. Los!“ Michelle nickte und rannte los, um den Doktor im Sommerhäuschen im unteren Gartenteil zu benachrichtigen und auch Richelieu und Rochefort stürzten in Richtung Terrasse, wo bereits Madame Cureé zusammen mit Madame de Bergerac neben der bewusstlosen Marie kniete. Beide Frauen rutschten sofort zur Seite, als Richelieu kam. „Was ist passiert?“ „Madame ist plötzlich bewusstlos geworden, Eminenz. Wir unterhielten uns und dann rutschte sie plötzlich vom Sessel.“, erklärte Angelique hektisch. „Wir konnten gar nicht so schnell schauen, wie sie auf dem Boden lag.“ Richelieu hörte nur mit einem Ohr zu, nahm Marie in die Arme und hob sich hoch. „Madame Cureé, bereitet das Bett vor und wartet dann auf Michelle, sie holt gerade den Doktor.“ Die Köchin nickte und eilte voraus. Richelieu wandte sich an Rochefort. „Rochefort, Ihr bleibt bei Madame de Bergerac und beruhigt sie. Es war jetzt sicherlich ein Schock für sie.“. Rochefort nickte, während Angelique Richelieu mit weit aufgerissenen Augen anstarrte. „Monsieur,“, sie tat einen Knicks, „vielleicht sollte ich Euch als Frau doch begleiten. Madame ist in anderen Umständen und vielleicht kann ich ja helfen.“ „Nein, Ihr bleibt hier Madame. Ihr habt ihr gerade genug geholfen, vielen Dank. Aber ich glaube nicht, dass meine Gattin vor der Geburt steht. Sie braucht wahrscheinlich einfach nur Ruhe oder sonstiges. Und für das Sonstige kommt ja jetzt auch Monsieur Nuré.“, Richelieus Ton war bestimmend und ließ keinen Widerspruch zu. Missgelaunt tat Angelique einen erneuten Knicks und ging zurück zu dem Sessel in dem sie saß. ********************************************* Monsieur Nuré war eine gute Stunde in Maries und Richelieus Schlafgemach und untersuchte die junge Frau genau. „Was ist mit mir passiert Doktor?“, fragte Marie erschöpft, „Mir wurde so plötzlcih schwarz vor Augen.“ „Madame, das kann ich Euch leider im Moment nicht sagen. Ich weiß allerdings, dass Ihr erst einmal etwas Ruhe braucht. Schlaft und esst regelmäßig. Und im Garten solltet Ihr auch nicht mehr so oft selbst Hand anlegen, lasst das Eure Gärtner verrichten.“ Marie nickte schwach und schloss daraufhin gleich wieder die Augen. Monsieur Nuré ging in das kleine Vorzimmer und Richelieu, der bis dahin auf dem Bettrand neben Marie gesessen hat, folgte ihm leise und wortlos und schloss die Türe. „Monsieur Nuré, vielen Dank für Euren schnellen Besuch.“, er gab dem Doktor einen kleinen Ledersack mit dessen Entlohnung und bat ihn, sich zu setzen. „Danke Eure Eminenz.“, Nuré steckte den Sack in seinen Gehrock und schaute dann Richelieu an, „Ihr seht blass aus.“ „Nun ja, meine Frau ist in ihrem Zustand plötzlich schwanger geworden, wie sollte ich sonst aussehen?“ „Natürlich, dass ist nur selbstverständlich, dass das ein kleiner Schock für Euch war. Ihr solltet Euch ebenso etwas Ruhe gönnen.“ Richelieu nickte: “Wisste Ihr wirklich nicht, was es sein könnte, Doktor?“ „Leider nein. Ich bin wirklich etwas ratlos. Eure Gattin hat keinerlei Verkühlung noch zeigt sie sonst irgendwelche Anzeichen einer Krankheit. Im Moment scheint es sich wirklich nur um einen reinen Erschöpfungszustand zu handeln.“ „Wie geht es dem Kind?“ „Dem geht es ausgezeichnet. So weit ich das beurteilen kann, entwickelt es sich so, wie es sein sollte. Es wird gesund und munter und kräftig zur Welt kommen. Es ist ja auch bald soweit. Nur noch etwas mehr als zwei Monate. Gute sieben Wochen.“ „Sind solche Erschöpfungszustände denn normal bei Frauen in diesen Umständen?“, fragte Richelieu nach. Schließlich war es das erste Mal, dass er mit so was konfrontiert war. Auch wenn er hoffte, dass es noch öfters sein möge in späteren Zeiten. Monsieur Nuré musste lachen, was Richelieu jedoch anscheinden nicht verärgerte. „Bei vielen Frauen ist das bei der ersten Schwangerschaft vollkommen normal. Ihr Körper ist es nicht gewohnt. Sie werden sehen, dass es bei der nächsten und übernächsten ganz anders aussehen wird. Nicht nur der Mensch auch sein Körper wächst an seinen Aufgaben.“ „Na dann bin ich ja beruhigt.“ Nuré kannte diese Angst junger Väter. Aber auch diese Angst würde sich legen. Er fragte nach, ob er sonst noch etwas für Richelieu tun könne und als dieser verneinte, tat der Doktor einen Diener und verabschiedete sich. Richelieu ging unterdessen wieder in sein Arbeitszimmer, stützte die Ellenbogen auf den Tisch, legte den Kopf in seine Hände und begann fieberhaft nachzudenken. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)