Die Wege des Schicksals von Terrorkeks (Jäger und Gejagte) ================================================================================ Prolog: -------- Sie betrat den Raum und sah eine Frau Ende 30 mit dem Rücken zu ihr am Fenster stehen. Sie erkannte sie sofort, es war ihre größte Feindin. „Hast du es also endlich hierher geschafft, Yuki-chan?“ „Mutter!“ Diese drehte sich um und schaute ihre Tochter an. Im Raum herrschte eine feindselige Atmosphäre, die hauptsächlich von Yukiko ausging. „Wenn du mich töten willst, reichen Blicke nicht aus.“, sagte Sanae. „Willst du so schnell sterben?“, schnappte ihre Tochter. „Das nicht, aber deswegen bist du doch hier, oder nicht?“ Sanae ging zum Schreibtisch und setzte sich. „Ich…ja…“, stotterte Yukiko. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass ihre Mutter so direkt war. Diese bemerkte ihre Unsicherheit ganz genau. „Aber da du schon mal hier bist, kann ich dir auch meine Version der Vergangenheit erzählen.“ „Wieso sollte…“ Weiter kam sie nicht, denn ein Junge von circa 12 Jahren stürmte in den Raum. „Mama!“, rief er und rannte zu Sanae. „Hallo, mein Schatz.“ Sie lächelte ihren Sohn an und schaute dann zu ihrer Tochter. „Darf ich dir deinen kleinen Bruder vorstellen? Das ist Tien Lee.“ „Meinen Bruder? Wie…?“ Yukiko war nun mehr als nur verwirrt, sie verstand die Welt nicht mehr. Sanae nahm Tien Lee auf den Schoß. „Lausche meiner Geschichte!“ Kapitel 1: So lernt man sich kennen... -------------------------------------- Ein Mädchen von 13 Jahren stand in einer alten Lagerhalle. Vor ihr lagen die Leichen ihrer Eltern. Sie hatte ihre Fäuste voller Zorn geballt. Zwei Männer kamen dazu. Sie sahen das schreckliche Bild. Das Mädchen drehte sich um und musterte die beiden. „Ihr seid zu spät, Jäger!“, meinte sie kühl und unbeteiligt. „Wir sind nicht wegen deiner Eltern hier.“, sagte der Ältere. „Wir sind hier um dich abzuholen, Sanae!“ Diese hatte die ganze Zeit den Jüngeren gemustert, doch nun wandte sie sich dem anderen zu. „Du übernimmst zwei Schützlinge? Bist du so gut?“ „Tomoe ist nicht mein Schützling, er ist mein Partner.“ „Ach so…“ Sie ging langsam auf die beiden zu und dann an ihnen vorbei. Sie schauten ihr verwirrt hinterher. Sanae drehte sich um. „Worauf wartet ihr? Lasst uns gehen!“ Am Abend saß Tomoe auf der Couch und hing seinen Gedanken nach. Tien Lee kam ins Wohnzimmer. „Sie schläft endlich!“, sagte er erleichtert und setzte sich neben den Jungen. Dieser schaute ihn an. „Warum war sie so kühl? Ich meine, es waren ihre Eltern! Und dann ist sie uns ohne Bedenken gefolgt. Ich versteh das nicht!“ Tien Lee hörte in Ruhe zu. „Sie ist das Kind von Jägern, dazu erzogen den Tod als normal anzusehen. Sie wurde seit ihrer Geburt darauf vorbereitet, dass sie ihre Eltern tot findet.“ „Was?“ „Die Jäger leben ihr Schicksal und sie…“ „…wissen, dass es so kommt, wie es vorher bestimmt ist! Jaja, das weis ich.“ „Warum fragst du dann noch?“ Damit war die Sache für den Älteren erledigt. Er stand auf. „Ich geh ins Bett. Gute Nacht ,Tomoe.“ „Nacht, Tien Lee.“, murmelte der Jüngere. Er klappte die Couch aus und legte sich hin. Den Rest der Nacht versuchte er vergeblich einzuschlafen. Tomoe wälzte sich hin und her, als alles nichts half, schaute er Fernsehen. Gegen 5 Uhr früh tappste Sanae durch die Wohnung. Der 15-jährige schreckte auf und lief in den Flur. Sanae schaute auf und musterte ihn. „Sexy…“, meinte sie nur und ging dann ins Bad. Tomoe an sich nach unten. Er war nur in Boxershorts unterwegs und lief jetzt knallrot an. Er ging in sein Zimmer, zog sich an und danach ging er in die Küche, um sich Tee zu machen. Die 13-jährige kam in T-Shirt und Slip zu ihm, da sie sich ein Glas Wasser holen wollte. Tomoe wurde wieder rot. „Kannst du dir nicht was anziehen?“ „Warum? Seh ich so schlecht aus?“ Sie schaute ihm in die Augen und er wurde verdammt nervös. „Äh…n-nein…aber…“ „Aber?“ „Naja…äh…ich…ach egal…“ Tomoe wandte sich seinem Tee zu und die Kleine grinste. „Was hast du denn?“ „N-nichts…“ „Du bist lustig. Das gefällt mir!“ Der junge Mann schaute sie verdutzt an. „Du bist merkwürdig. Ich versteh dich nicht. Warum bist du uns ohne zu zögern gefolgt?“ Sanae zuckte mit den Schulter. „Warum nicht?“ Sie schaute ihn an. „Wann gibt’s Frühstück?“ „Wenn Tien Lee wach ist.“, murmelte der Rothaarige. „Na dann geh ich ihn mal wecken.“ Die Schwarzhaarige marschierte zielsicher aufs Schlafzimmer zu. „Halt! Warte! Du kannst ihn nicht einfach wecken!“ Er eilte ihr nach und hielt sie fest. „Und wieso nicht?“ „Weil er dann den ganzen Tag schlecht drauf ist.“ „Und?“ Er schaute sie verwirrt an, dann seufzte er und lies sie los. „Na schön! Mach doch was du willst!“ „Mach ich sowieso!“ Sie lächelte ihn an und ging dann ins Schlafzimmer. Tomoe blieb in der Tür stehen. Er beobachtete sie. Sanae kletterte ins Bett und kuschelte sich an den Großen. Dieser murrte leicht, aber umarmte sie. Die Kleine drehte sich hin und her, damit der andere munter wurde. Tien Lee murrte erneut. „Lieg still!“ „Ich kann aber nicht schlafen!“ Der Ältere schlug die Augen auf. „Sanae?“ „Wer denn sonst? Oder kommt Tomoe öfter kuscheln?“ Die Jüngere grinste ihn an. Tien Lee setzte sich auf und sah verwirrt drein. Dann sah er den anderen. „Warum seit ihr schon munter?“ Sanae hüpfte aus dem Bett. „Ich steh immer so früh auf.“ „Und ich konnte nicht schlafen.“, sagte Tomoe. Der Ältere seufzte und stand auf. Er ging zum Schrank um sich anzuziehen. „Ihr könnt ja schon mal Frühstück machen.“ „Okay!“ Sanae schnappte sich Tomoe und zog ihn mit in die Küche. „Hunger!“ „Du bist echt merkwürdig!“, meinte der Rothaarige und schüttelte den Kopf. Er machte sich daran den Tisch zu decken. Die 13-jährige half ihm. Nach 10 Minuten kam auch Tien Lee in die Küche. Er machte sich Kaffee. Nachdem alles fertig war, setzten sie sich. „Itatakemasu!“ Kapitel 2: Eine Nacht mit Folgen -------------------------------- Legende: „…“- jemand spricht //…//- jemand denkt <…>- jemand gibt Zeichen ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ 3 Jahre später: Sanae kam wie immer um 16 Uhr nach Hause. „Ich bin wieder da!“ „Sch…“ Tien Lee kam aus dem Wohnzimmer und lächelte sie an. „Er schläft.“ Die Blauäugige grinste. “Wo wart ihr denn diese Nacht, dass er so müde ist?“ „Glaub mir, das willst du gar nicht wissen.“ „Hast du heute einen Auftrag?“ „Ja…“ Sanaes Augen glänzten. „Darf ich diesmal mitkommen? Tomoe kannst du doch vergessen. Bitte!“ Sie sah ihn flehend an. „Na ja, Talent hast du schon. Das weis ich seit ´nem Jahr, aber…“ Die Kleine setzte ihren Hundeblick auf. „Na schön, na schön! Ich nehm dich mit!“, grummelte der Braunhaarige. „Danke!“ Sanae gab Tien Lee einen Kuss auf die Wange, dann verschwand sie in ihrem Zimmer. //Du bist wirklich das Kind deiner Eltern…//, dachte der Braunäugige. Am Abend brachen die beiden auf, während Tomoe immer noch schlief. „Worum geht’s eigentlich?“, fragte Sanae. „Wir haben den Auftrag einen Gejagten unschädlich zu machen.“ „Klingt gut. Wer ist es?“ „Das ist unwichtig.“ Die Schwarzhaarige zuckte mit den Schultern. Sie waren nicht lange unterwegs. „Lass uns in den Untergrund gehen.“, sagte Tien Lee leise. Die Kleine nickte nur. Die beiden stiegen n die Kanalisation. Keiner sprach auch nur ein Wort, sie verständigten sich mit Zeichen. Als sie da waren, stoppte Tien Lee. Ein Nicken kam von Sanae. Oben war ein Abstellraum. Sie waren unbemerkt ins Haus eingedrungen. Vorsichtig schlichen sie weiter. Die Blauäugige schlich ins Zimmer. Dort saß ein Mann, er vergnügte sich gerade mit mehreren Frauen und war eindeutig betrunken. „Hallo meine Hübsche! Komm schu misch!“, lallte er. Sanae ging lächelnd auf ihn zu. „Du schiehscht einer Frau ähnlisch, die isch vor Jahren gestorben.“ „Ich weis. Sie war meine Mutter.“ Sie lächelte immer noch, hielt jedoch nun eine Waffe mit Schalldämpfer auf den Typen. „Du und dein Komplize, ihr habt sie getötet!“ „Du hast ihn getötet!“ Der Typ wurde blas. „Nicht nur ihn!“ Sie erschoss ihn und auch die Frauen, dann eilte sie wieder nach draußen. Sanae sah Tien Lee. , zeigte sie ihm. Er nickte und sie schlüpften wieder in den Abstellraum. Es ging zurück durch die Kanalisation. Über den Auftrag bzw. das Ergebnis wurde nicht gesprochen. Beide schwiegen und beeilten sich nach Hause zu kommen. Tomoe wurde durch das Geräusch der Eingangstür wach. Er ging hin. „Wo wart ihr?“ „Unterwegs…“, sagte Tien Lee, während Sanae in ihr Zimmer ging. Der Rothaarige bemerkte, dass mit ihr etwas nicht stimmte. Er wünschte dem Braunhaarigen eine gute Nacht und ging dann zu der Schwarzhaarigen. Tomoe klopfte. „Darf ich reinkommen?“ „Hm…“ er ging rein. Die Blauäugige stand vor dem Bett, sie zog sich gerade um. Sie sah ihn an und wurde von seinen grünen Augen gefangen genommen, während er in ihren blauen versank. Tomoe ging langsam auf sie zu. „Was ist denn?“, fragte Sanae leise. „Du hast irgendwas und ich möchte dir helfen.“ „Ich hab gar nix…“ Sie setzte sich aufs Bett, er daneben. „Na schön…behalt’s für dich, aber ich bin immer für dich da und Tien Lee auch. Nur das du das weist.“ Der 18-jährige legte ihr einen Arm um die Schulter und die 16-jährige lehnte sich an ihn. „Ich hab euch lieb.“, murmelte sie. Der Rothaarige küsste lächelnd ihren Kopf. „Ich dich auch…“ Er hörte ihren gleichmäßigen Atem, er wusste, dass sie eingeschlafen war, doch blieb er noch sitzen um ihre Nähe zu genießen. Später legte er sie hin. Sie kuschelte sich sofort in die Decke, als er sie zudeckte. Tomoe ging in sein Zimmer und legte sich ins Bett. //Scheiße…mein Herz hat so schnell geschlagen…nur für sie…// Der Grünäugige seufzte schwer und schloss die Augen. Bald war er wieder eingeschlafen. Sanae wachte früh am nächsten Morgen auf. Sie setzte sich hin. //Ich hab mich zu ihm hingezogen gefühlt und…seine Nähe genossen…// „Warum er?“ Kapitel 3: Die Zukunft ---------------------- 2 Jahre später: Sanae kam spät am Abend zurück. Sie ging ins Wohnzimmer und lies sich auf der Couch fallen. „Na? Warst du erfolgreich?“, fragte Tomoe grinsend. Er stand in der Tür zur Küche und hielt eine Tasse Tee in den Händen. Die Blauäugige musterte ihn schweigend. Nach einer Weile sagte sie dann: „Du weißt es doch!“ Der Rothaarige grinste. Er setzte sich neben sie. „Du hast dich kein bisschen verändert.“, murmelte er, kurz bevor sie sich küssten. „Ah, da bist du ja Tien Lee!“ „Wie ihr es gewünscht habt.“ Tien Lee stand in einer alten Lagerhalle. Sein Gegenüber war das derzeitige Oberhaupt der Jäger. „Wie machen sich die beiden?“ „So wie es das Schicksal will. Die Gejagten haben schon Kontakt zu ihm hergestellt. Als Sohn ihres Anführers wollen sie ihn bei sich haben.“ „Und sie?“ „Sanae ist jetzt schon besser als ich.“ „Das Schicksal geht doch merkwürdige Wege! Der zukünftige Anführer der Gejagten…“ „…und unser zukünftiges Oberhaupt.“, beendete Tien Lee den Satz. „Für wahr meine Zeit ist fast um. Bereite die beiden gut vor.“ „Das werde ich.“ „Es liegt an dir, wie die Sache sich entwickelt. Im Wirrwarr findet nur der Zielstrebige seinen Weg.“ Mit diesen Worten verschwand der Anführer der Jäger. Als Tien Lee zurück kehrte, fand er die beiden auf dem Sofa. „Hey, ihr zwei! Macht es einem alten Junggesellen nicht noch schwerer. Geht in eure Zimmer, wenn ihr schon die Finger nicht von einander lassen könnt.“ Die beiden lösten sich nur widerwillig von einander. „Wenns dich glücklich macht…“ Sanae und Tomoe gingen, während Tien Lee sich aufs Sofa fallen lies. Er seufzte. //Mag das Schicksal nicht zu hart zu euch sein!// Kapitel 4: Scheideweg --------------------- 2 Jahre später: Tien Lee war sichtlich genervt. Den ganzen Tag musste er Kindergeschrei und das Tippeln kleiner Füße ertragen, aber das schlimmste war, dass „Onkel Lee“ als lebendes Klettergerüst missbraucht wurde. Die Kleinen waren jetzt etwas älter als ein Jahr und die größten Plagen, die er je erlebt hatte. Doch wenn sie ihn mit diesem herzerweichenden Blick anschauten, konnte er einfach nicht „Nein“ sagen. Zum Glück hatte er jetzt wenigstens für mindestens eine Stunde Ruhe, denn Tomoe und Sanae waren mit den Zwillingen spazieren gegangen. Er dachte über die letzte Zeit nach. Tomoe stand kurz vor seiner Ernennung zum Anführer der Gejagten. Sanae wurde ebenfalls vorbereitet und zwar auf ihre Position als Führerin der Jäger. Die beiden hatten sich sehr verändert. Tien Lee war der Meinung, dass sie sich auseinander gelebt hatten. In letzter Zeit stritten sie auch sehr oft. Der Braunhaarige seufzte. „Ich hoffe nur, dass sie nicht im Streit auseinander gehen.“ 2 Stunden später wurde Tien Lee unsanft geweckt, er öffnete die Augen und sah Yuki auf seinem Bauch sitzen. Dieser grinste ihn an. Yukiko kletterte nun auch aufs Sofa, um zu kuscheln. Der Braunäugige seufzte, dann rangelte er ein bisschen mit den beiden. Am Ende saßen die Kleinen auf seinem Schoß und kuschelten sich an ihn. Kurze Zeit später waren die beiden eingeschlafen. Sanae kam ins Wohnzimmer, als sie die drei sah, musste sie lächeln. Die Blauäugige streichelte ihren Kindern über den Kopf. „Am besten wir bringen sie ins Bett.“, flüsterte sie und hob Yuki hoch. Dieser murrte leise, kuschelte sich aber an seine Mama. Tien Lee stand mit Yukiko auf dem Arm auf. Sie brachten die beiden ins Bett und schlichen dann aus dem Zimmer. „Wo ist Tomoe?“, fragte der Ältere, als sie zurück im Wohnzimmer waren. „Geht seinen Pflichten nach…“, meinte Sanae abweisend. „Was ist mit dir, Sanae? Du hast auch zu tun. Denkst du nicht du solltest im Quartier wohnen?“ „Du weißt, was ich davon halte. Es geht mir um die Kleinen. Denkst du, dass es eine gute Idee ist?“ „Die beiden werden sich damit abfinden, aber für dich und Tomoe ist es doch auch eine große Belastung.“ Sanae grinste. „Eigentlich willst du doch nur deine Ruhe, oder, Tien Lee?“ Er fühlte sich ertappt. „Schon, aber es geht mir um euch.“ „Ich denk drüber nach, okay?“ Ein paar Wochen später hatten Tomoe und Sanae einen heftigen Streit. „Ist mir doch egal, mach doch was du denkst!“, sagte die Schwarzhaarige zornig. „Ich wollte mit dir drüber reden, damit wir uns zusammen entscheiden können. Es geht schließlich um die Kleinen!“, erwiderte Tomoe. „Um mich geht’s dir also schon gar nicht mehr! Sehr schön! Weißt du was? Geh zu deinen Leuten, leb dein Leben und ich leb meins! Nur für meine Familie, du eingeschlossen, hab ich mein Amt noch nicht angenommen! Ab jetzt sind wir Feinde, Gejagter!“ Damit verlies Sanae das Zimmer. „Sanae!“ Sie packte ihre Sachen und ging noch einmal zu dem Rothaarigen. „Hör zu! Ich weiß, dass du Yuki-chan lieber hast als Yuki-kun und keiner von uns kann sich um beide kümmern, das wissen wir beide.“ „Du willst sie trennen?“ „Mir gefällt das auch nicht. Hast du eine bessere Idee?“ Tomoe schüttelte mit dem Kopf. Sie gingen zu Tien Lee, der auf die Kleinen aufpasste. Die Blauäugige nahm ihre Tochter auf den Arm und küsste sie sanft. Der Grünäugige tat das gleiche mit seinem Sohn. „Sagt tschüss zu Onkel Lee.“, sagte Sanae lächelnd. Tien Lee sah seine Schützlinge geschockt an. Yuki-chan und Yuki-kun kuschelten mit ihm und verabschiedeten sich dann wie aus einem Munde. Der Braunhaarige lächelte sie an, dann streichelte er ihnen über den Kopf. „Macht’s gut.“ Nachdem sie sich verabschiedet hatten, zogen sie um, jeder zu seinem Gefolge. Sanae nahm ihr Amt auf und der Kampf zwischen Jägern und Gejagten wurde erbitterter. Tien Lee beobachtete diese Entwicklung mit Grauen. Er hoffte nur, dass Yuki und Yukiko sich nicht vergaßen und ihren Eltern folgten, denn dann würde diese Fehde zu einem Krieg werden, der die ganze Stadt in Angst und Schrecken versetzen würde. Doch das Schicksal hatte andere Pläne… Kapitel 5: Tien Lees Tod ------------------------ Zum fünften Geburtstag der Zwillinge wollte Tien Lee mit ihnen den Tag verbringen. Sanae und Tomoe waren zwar dagegen , aber er konnte sie doch noch dazu überreden. Die Kleinen konnten sich zwar nicht leiden, doch es war eigentlich ein schöner Ausflug bis es zu einem fatalen Missverständnis kam. Den Dreien folgten ein Jäger und ein gejagter, denen befohlen wurde aufzupassen. Das Problem war nur, dass durch eine Handbewegung von Tien Lee der Eindruck entstand, dass er Yuki und Yukiko etwas antun wollte. Als der Braunhaarige mit ihnen in eine Seitengasse abbog, tauchten vor ihnen die Aufpasser auf. Sie wollten, dass er die Kleinen rausrückte, aber er weigerte sich. Es kam zu Handgreiflichkeiten. Plötzlich fielen zwei Schüsse und Tien Lee zusammen. Sein Hemd war an der Brust blutdurchtränkt. Zwei Wochen später war die Trauerfeier. Es waren nur wenige Leute gekommen, denn Tien Lee war ein Außenseiter gewesen. Der Mann, der eine Ansprache für ihn hielt, war, wie sich herausstellte, sein Lehrer gewesen. Nach der Feier wollte er mit Tomoe und Sanae sprechen. „Seid ihr seine Schützlinge?“, fragte dieser. „Wir waren es.“, meinte der Rothaarige. Der Mann nickte. „Mein Name ist Akira Fuyuki. Ich habe Tien Lee aufgezogen und unterrichtet. Er hat viel von euch erzählt.“ „Es freut mich sie kennen zulernen Fuyuki-san, aber warum wollten sie mit uns reden?“, fragte die Schwarzhaarige. „Ich wollte euch kennen lernen. Es kommt schließlich nicht oft vor, dass Jäger und Gejagter ein Kind zeugen. Außerdem kommt bei euch noch dazu, dass ihr die jeweiligen Anführer seid und Zwillinge bekommen habt. Wie geht es den Kleinen?“ „Denen geht es gut, aber was soll das andere bedeuten?“ „Ach, das wisst ihr ja gar nicht. Tien Lee war der Sohn einer Gejagten und eines Jägers, er war dein Cousin, Sanae.“ „Was? Aber…“ Sie war völlig verwirrt. „Was wollen sie uns eigentlich sagen?“, mischte sich Tomoe ein. „Ganz einfach, ihr solltet auf eure Kinder aufpassen. Sie werden es nicht leicht haben. Genau so wenig wie er. Sein Leben lang musste er in Angst verbringen. Denkt darüber nach. Ich bin sicher, ihr werdet es verstehen.“ Damit verabschiedete sich Fuyuki-san und lies die beiden verwirrt zurück. „Was hat das zu bedeuten?“ „Auf diese Antwort müssen wir selber kommen.“ Kapitel 6: Zukunftsweisende Ereignisse -------------------------------------- Die nachfolgenden Ereignisse lenkten beide, sowohl Sanae als auch Tomoe, von Fuyuki-sans Worten ab. Die Tage vergingen. Zwei Jahre waren nun seit Tien Lees Tot vergangen und die Anführer trafen sich zu Verhandlungen: „Schön dich zu sehen. Wie geht’s Yuki-chan?“, meinte Sanae lächelnd. Tomoe umarmte sie. „Sehr gut. Ihr Lehrer lobt sie fast immer in den Himmel. Und was macht Yuki-kun?“ Sie setzten sich. „Der ist ein guter Sportler und in der Schule ist er auch gut.“ „Das freut mich.“ Tomoe lächelte die Schwarzhaarige an. Diese seufzte. „Hör auf damit! Am Ende geb ich mich noch geschlagen.“, grinste sie. „Ein Versuch war’s wert! Lass uns lieber anfangen.“ „Ja...“ Nach mehreren Stunden stand Sanae auf. „Wie wär‘s, wenn mit ‘ner Pause?“ „Gute Idee!“ Sie streckte sich und ging zum Fenster. Tomoe trat zu ihr. Einen Arm um ihre Schulter legend sagte er: „Es ist lange her...“ Sie lehnte sich an ihn. „Ja, verdammt lange.“ Als er zu ihr schaute, bemerkte er ihren sehnsüchtigen Blick. „Sanae, ich...“ „Scht...“ Sie legte ihm einen Finger auf die Lippen und schüttelte leicht den Kopf. Ihre Augen waren halb geschlossen. Ihm sollte es nur recht sein. Er umarmte sie und küsste ihre Stirn. „Wir sollten das nicht tun.“ „Ich weiß und es ist mir scheißegal!“, sagte Sanae leise. Ein paar Stunden später war Tomoe gerade damit beschäftigt sein Hemd zu zuknöpfen, als es an der Tür klopfte. Sanae ging hin und öffnete. Ein gejagter stand draußen. „Ähm...also ich...unser Anführer...!, stammelte er. „Tomoe! Ist für dich!“, sagte die schwarzhaarige und ging zum Schreibtisch um ihre Sachen zu holen. „Ich glaube, wir haben alles geklärt, oder? Ich werde jetzt gehen.“ Der Rothaarige nickte nur und Sanae verschwand. Zu Hause angekommen, wurde sie stürmisch von ihrem Sohn begrüßt. „Mama, Mama! Heute in Sport hab‘ ich alle stehen lassen. Sogar Shimizu-sensei meinte, ich sei verdammt gut.“, erzählte Yuki-kun aufgeregt. „Langsam, langsam, mein Schatz. Worum geht’s denn überhaupt?“ „Na, um den 100-m-Sprint!“, sagte der Kleine, als müsste Sanae das wissen. „Und was hast du heute gemacht, Mama?“ „Ich hab mich mit deinem Vater getroffen und einige Dinge geklärt.“, sagte sie lächelnd und strich ihm eine Strähne aus der Stirn. „War er lieb? Wenn nicht, kriegt er Ärger mit mir!“ Die Blauäugige musste lachen. „Keine Sorge! Mir geht’s gut!“ Am anderen Ende der Stadt kehrte Tomoe gerade nach hause zurück. „Hallo, Vater.“ Yukiko stand in der Tür zur Küche. „Hallo, mein Engel.“, sagte der Grünäugige lächelnd. „Wie war dein Tag, Yuki-chan?“ Er ging zu ihr und hob sie hoch. „Ging so. der Unterricht war langweilig. Aber der Nachmittag war toll.“ Die Kleine lächelte ein wenig verlegen und wurde leicht rot. „Wieso denn das?“ „Naja...Ich bin am Sportplatz gewesen...“ Sie sprach nicht weiter. „Und der war so toll?“, fragte ihr Vater ungläubig. „Nein...Ein paar Jungen haben dort Fußball gespielt...“ „Och komm schon Yukiko, nun lass dir doch nicht jedes Wort aus der Nase ziehen!“ „Also...da war ein junge und...der sah dir ähnlich. Auf jeden Fall war er süß...und er hat einen ähnlichen Namen wie ich...Er heißt Yuki...zumindest haben ihn die anderen so genannt. Er hat ein ganz tolles Lächeln!“ //Ach du Schande! Sie hat ihren Bruder nicht erkannt...//, dachte Tomoe, aber er sagte: „Das klingt, als wärst du verliebt.“ „Wie erkennt man, dass man verliebt ist?“, fragte Yuki-chan und ihr Vater schilderte es ihr kurz. „Ja, dann bin ich wohl verliebt...“, sagte die Kleine in Gedanken versunken. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)