Der Abschiedsbrief (Prolog)
Liebe Mama, ich hab dich lieb! Schon dreimal hat der Jan gesagt das ich eine
Missgeburt bin! Was heißt das? Warum bin ich braun und die anderen in meiner
Klasse haben alle hellere Haut? Warum ist es schlecht anders zu sein? Warum
habt ihr das gemacht das ich dunkel bin? Ich will das nicht Mama! Mama du
hast gesagt das Gott alle gleich liebt! Aber warum macht er es dann so das
alle mich auslachen? Mama ich will ihn das Fragen!
Lieber Papa, warum hasst du mich nie in den Arm genommen? Ich hab dich lieb,
du mich nicht? Du hast gesagt ich muss stark sein! Papa ich war stark! Aber
ich bin klein! Papa ich will dich wiedersehen und dann sollst du mir sagen
das ich stark war und du sollst mich in den Arm nehmen und sagen das ich
deine kleine Prinzessin bin so wie Mama das immer sagt!
Liebe Nenia, vergiss den Phill der ist doof, der hat mich immer Blage
genannt! Du sollst nicht wegen ihm weinen! Nenia du warst immer für mich da
auch wenn du mal wegwolltest bist du bei mir geblieben um mich in den Arm zu
nehmen! Ich hab dich lieb! Und kümmere dich bitte um den Flori, du weißt ja
das er gerne Wassermelone isst!
Es tut mir leid aber ich will und kann nicht mehr!
Ich werde Gott fragen ob ich euch besuchen kommen kann!
Ihr werdet mir fehlen!
Noemi
Seid dem Tag an dem sich Noemi von der Brücke gestürzt hatte saß ich oft
Stundenlang in meinem Zimmer und starte auf diesen kurzen doch auch so
erfüllten Abschiedsbrief. Ich würde sie niemals vergessen können, ich hatte
nicht nur meine kleine Schwester sondern auch einen Teil meiner Seele
verloren. Es kümmerte mich nicht wenn mich meine Eltern hier besuchen
kamen. Ich hörte nicht zu wie der Psychotherapeut oder eine der
Betreuerinnen beruhigend und bemüht mir zu Helfen auf mich einsprachen. Ich
wollte nicht mehr ich konnte nicht mehr genauso wie meine Schwester nicht
mehr gekonnt hatte. Nur ein Gedanke hielt mich vom Selbstmord ab: Sie hätte
niemals gewollt das ich sterbe. Sie hätte ein Leben voller Qualen gelebt um
mich vom Selbstmord abzuhalten. Nun saß ich da in meinem Einzelzimmer das
eher einer Zelle glich wo man niemals rauskam. Ich war gefangen, gefangen in
einem Haus wo mir alle nur helfen wollten und Mitleid mit mir hatten,
gefangen in meiner Traumwelt wo es Noemi noch gab, gefangen in meiner Angst
vor dem Ständigen allein sein.
Chapter 1
Langsam verdunkelte sich der Himmel. Ich saß da, wie immer schweigen auf meinem Bett und starrte ins Leere. Tränen rollten über meine Wangen als ich mich zwang, mich an Noemi zu erinnern. Das Bild, die Erinnerung verblasste von Tag zu Tag. Ich sah die schrecklichen Bilder wie sich Noemi in den Tod stürzte. Wie sie Hilfesuchen ihre Hände nach mir ausstreckte. Und wie ich nach den Händen zu greifen versuchen aber sie mir entglitten. Ein Schrei. Die Tränen rollten nur noch mehr. Wüten schlug ich auf die Wand ein bis meine Hände bluteten und ich erschöpft in mich zusammenfiehl. Die Tür öffnete sich und eine Pflegerin eilte herein, versucht mich tröstend zu ermahenen sowas nie wieder zu tun. Erschöpft schloss ich die Augen und fiel in die selben, immerwieder auftretenden Träume, die mich von Nacht zu nacht plagten.
Ich wachte früh auf. Ich fühlte die Wwarmen Strahlen der Sonne auf meinem Gesicht. Doch da war noch etwas was mich sanft berührte. Eine Hand! Langsam öffnete ich die Augen und blinzelte. Neben meinem Bett saß eine Frau. Es war keine Pflegerin und auch sonst niemand den ich kannte. Jemand Fremdes, jemand der unermüdlich über meinen Kopf strich und mich aus müden Augen liebevoll ansah.
Als ihre Hand langsam über meine von Narben und Beulen übersähte Stirn strich zuckte ich instinktiv zusammen und stieß einen Schrei aus.
Ich rappelte mich auf und presste mich in panischer Angst gegen die Wand.
Als die Frau langsam ihre Hand nach mir ausstreckte begann ich zu weinen. Ich hatte Angst, panische Angst.
Aus hass- und angsterfüllten Augen blickte ich die Fremde an, die ihr nur eine Wahl boten: 'Geh!'.
Langsam stand sie auf. Sie war nicht besonders hübsch aber sie hatte eine schönes, liebevoll sanftes Gesicht. Ich mussterte sie spekptisch als sie zu Tür ging,
und kurz befor sie meine Zelle verließ, blickte sie mich noch einmal an und legte ohne ein weiteres Wort zu sagen ein Päkchchen auf meinen kleinen Arbeitstisch.
An diesem Tag verzichtete ich auf den Ausgang in den Park. Ich blieb in meiner Zelle zurück, starred auf das Päckchen als könnte ich es aus 2 Metern entfernung mit bloßer Willenskraft zereissen.Es war etwas flach, so wie ein Buch nur etwas kleiner und dicker als normal Maße. Ein Buch? Was sollte ich mit einem Buch? Ich hatte seit ewigkeiten nichts mehr zu lesen bekommen. Ich schlief, aß, schrie und versuchte den schmerz zu verarbeiten, mehr tat ich in meinem Leben nicht mehr seit dem Tod meiner Schwester.