kodoku kara jiyu ni suru von Badou ((von der Einsamkeit befreien)) ================================================================================ Kapitel 2: brotherhood ---------------------- Ich war anscheinend eingenickt gewesen, denn ich hatte nicht bemerkt, wie die Sonne aufgegangen war und auch nicht, dass um kurz vor 7:00 Uhr ein Wagen anhielt und der Mann von gestern, Yuen, zu mir gekommen war. Als er mich berührte und aufzuwecken versuchte, schrak ich plötzlich hoch und sah in seine knallgrünen Augen. Ich war mir nicht sicher, ob ich erleichtert darüber war, dass er hier war, oder ob ich eher vor ihm Angst haben sollte. „Levi, ist alles in Ordnung? Du siehst ziemlich mitgenommen aus...“, er sah mich bedrückt an und ich antwortete kühl: „Mir geht es bestens. Blendend. Wieso bist du hier?“ Ich verbarg gekonnt meine Schmerzen, doch er durchschaute mich mit nur einem einzigen Blick: „Dir geht es nicht gut! Das sehe ich dir an. Du brauchst mich nicht zu belügen. Ich wollte mich eigentlich bei dir wegen gestern entschuldigen... Du hast das ja anscheinend irgendwie falsch aufgenommen, was wiederum an mir lag... Tut mir leid.“ Er musterte mich kurz. „Willst du mir nicht sagen, was vorgefallen ist?“ Ich wusste nicht warum, aber seinem besorgten Blick konnte ich nicht wiederstehen und ich erzählte ihm, was gestern passiert war. Ziemlich wütend sah er mich an und ich bekam auf einmal wieder Angst vor ihm. Nur gekonnt, konnte er seine Wut unterdrücken. „Diese Frau gehört hinter Gitter! Verdammt! Sie kann dich nicht einfach behandeln, wie es ihr passt! Immerhin hast du ein eigenes Leben!“, er schüttelte den Kopf. „Ich muss dagegen etwas unternehmen. Wo wolltest du eigentlich hin? Du kannst doch wohl kaum ohne irgendeine Idee, bei wem du unterkommen könntest, abgehauen sein, oder?“ Ich schluckte schwerfällig und antwortete zaghaft: „Ich habe keine Ahnung, wo ich hin soll...“ Seufzend ging Yuen in die Hocke, sodass er mir direkt in Augenhöhe war: „Du bist vielleicht ein Dussel... Wenn ich dir, als dein großer Bruder, anbieten würde, dass du bei mir wohnen könntest, was würdest du dann dazu sagen? Eigentlich darf man vom Gesetz aus nicht abhauen, aber ich will nicht, dass du zu ihr zurück gehst und dir nur noch mehr passiert... Das könnte ich mir nicht verzeihen...“ Ich musterte ihn bedacht mit unsicheren Blicken und entgegnete sehr, sehr leise, sodass er es nur gerade so hören konnte: „Ich würde mitgehen... Ich will nicht mehr zurück... Bruder...“ Mein letztes Wort schien ihn überglücklich zu machen und er fiel mir um den Hals. „Ich schwöre dir, dass ich alles dafür tun werde, dass dir nichts mehr geschieht, okay?“ Während ich ihn umarmte rann mir unwillkürlich eine Träne über die Wange. Ich nickte stumm, um ihm antwort zu geben. Er stand auf und reichte mir seine Hand: „Komm, ich bring dich heim! Ich weiß, wie es bei dir schulisch aussieht, hab keine Angst, dass werde ich regeln, versprochen! Du wirst deinen Abschluss machen!“ Ich ging mit ihm zu seinem Auto und wir fuhren zu seiner Wohnung. Dort angekommen, gingen wir 4 Stockwerke nach oben und in der Wohnung führte er mich kurz herum und zeigte mir mein Zimmer. „Das hier war mein Gästezimmer, aber ab jetzt ist es dein Zimmer, kay?“ Während ich mich umsah nickte ich und legte meinen Rucksack neben das Bett. Das Zimmer war größer als das Zimmer, in dem ich bisher gewohnt hatte. Es gab einen Kleiderschrank an der Wand neben der Tür, einen Nachttisch neben dem Bett und einen runden Teppich mitten im Raum. Die Wände der ganzen Wohnung, sowie die in diesem Zimmer, waren in einem leichten Gelb gehalten, was mir gefiel. Yuen’s Stimme riss mich aus den Gedanken: „Was isst du denn gerne? Wir sollten, glaub ich, noch einkaufen, bevor ich schaffen muss.“ „Wann musst du denn schaffen? Und wann bist du wieder da? Dir kann bei der Arbeit doch nichts passieren, oder?“, ich hatte eine unbewusste Angst, dass er nicht wiederkommen könnte und wollte Gewissheit. „Ich hab unterschiedlich Dienst. Heute muss ich um 10:00 Uhr los und komm gegen 18:00 Uhr wieder. Wenn ich Nachschicht habe, muss ich um 18:00 Uhr los und komme erst um 5:00 Uhr rum heim... Es kann mir zwar was passieren, aber ich passe auf. Ich will ja nicht, dass du alleine bist!“, lächelnd sah er mich an, was mich ziemlich beruhigte. Nachdem wir eingekauft hatten und der Kühlschrank auf einmal nicht mehr so leer aussah, wie am Anfang, sah Yuen auf die Uhr und meinte hastig, dass er sich beeilen musste. „Levi, ich muss los! Ich bin schon fast zu spät...! Ähm... Pass auf dich auf und schlaf am besten etwas, okay?“, er war schon fast aus der Tür, als ich ihm kurz und knapp antwortete und ihn ermahnte: „Ja, werd ich tun. Aber pass du auch auf dich auf!“ Er bedachte mich noch mit einem herzlichen Lächeln und zog die Tür ins Schloss. Ängstlich sah ich ihm nach. Ob er mich auch wirklich nicht alleine ließ? Ich ging zum Fenster und schaute ihm nach, wie er in sein Auto stieg und davon fuhr. Dann ging ich in mein Zimmer und legte mich, müde gähnend hin. Nach wenigen Minuten war ich bereits eingeschlafen und ich erwachte erst wieder, als ich einen Schlüssel im Schloss hörte. Müde setzte ich mich auf und schaute durch meine Tür, direkt auf die Abschlusstür, die sich langsam öffnete und eine mir unbekannte Person eintrat. Erschrocken fuhr ich zusammen und fragte unsicher: „Wer... Wer bist du...?“ Der ca. 18jährige Junge musterte mich fragend und gab mir ohne weiteres Zögern antwort: „Ich bin Shô. Und du bist...?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)