Bitter ist das Los der Sterblichen von abgemeldet ================================================================================ Prolog: Es war einmal, oder auch nicht.... ------------------------------------------ "Vor langer, langer Zeit – so lang her, das selbst die Ältesten nicht mehr wissen, wann es geschah - , da lebte ein armer Fischer, hier an diesem Küstenstreifen. Sein Vater hatte ihm nichts als Schulden hinterlassen, und obwohl der Fischer noch recht jung war, glaubte er nicht, das er jemals die Schulden ausgleichen könnte. Man würde ihm bald sein Hab und Gut wegnehmen und er müsse als Bettler oder Vagabund durch die Straßen ziehen. Von Tag zu Tag wurde er trauriger. Als er eines Tages zum Fischen hinaus aufs Meer, mit seinem kleinem Boot fuhr, da kam ein großer Sturm auf und warf sein Boot hin und her. Der Fischer drohte zu ertrinken." Die alte Frau blickte im Raum umher. Sie saß auf einem alten Schaukelstuhl am Feuer und sah in die weit aufgerissen Augen ihrer Enkelkinder. Ihr Haar war weiß und dick, ihr Gesicht schien nur noch aus Falten zu bestehen und ihre hellblauen Augen strahlten gütig und allwissend. "Was passierte dann, Großmutter?", fragte Eines mit ängstlicher Stimme. Die Großmutter wandte sich dem kleinen Mädchen zu, das gesprochen hatte. Es hatte schwarze, lange Locken, als einziges Kind in der Familie und besaß überzeugende grüne Augen. "Nun, Graínne, ja was passierte dann? Die Wellen warfen das Boot hin und her und schleuderten den Fischer ins tosende Meer. Er kämpfte erbittert gegen die Kraft des Meeres, denn er war ein sehr guter Schwimmer. Mit allerletzter Kraft erreichte er einen Strand. Erschöpft schlief er dort, an Ort und Stelle ein und erwachte erst, als er leise Stimmen singen hörte. Es war Nacht und der Vollmond schien hell vom Himmel. Er stand auf und schlich sich an die Stimmen heran, die hinter einem großem Felsen herkamen. Es waren Roane in ihrer Menschengestalt. Die Männer waren sehr kräftig, doch besonders die weiblichen Roane, waren schön anzuschauen. Sie waren dunkelhaarig und hatten schwarze, funkelnde Augen. Der Fischer hatte schon in Sagen und Geschichten von ihnen gehört und wusste, was er zu tun hatte. Er stahl einer Roanefrau ihr Robbenfell, versteckte es in einem hohlen Felsen und wartete ab, bis es morgen würde. Die Roane tanzten bis zu dem Morgengrauen, um dann ihre Robbenfelle anzuziehen und ins Meer zurück zu kehren. Doch eine Roanefrau fand ihr Fell nicht mehr. Der Fischer, der ihr Fell gestohlen hatte, war sehr stolz auf seine List, denn nun musste die Roanefrau einwilligen sein Weib zu werden. Und von dem Tag an, ging es dem Fischer nie mehr schlecht. Die Roanefrau war ein sehr gutes Weib. Nicht nur verstand sie sich der Medizin, konnte in der Zukunft sehen und kochte ausgezeichnet. Seitdem sie da war, brachte der Fischer kein leeres Netz mehr nach Hause. Bald waren die Schulden abbezahlt und das Paar lebte glücklich in ihrer Hütte. Die Roane gebar dem Fischer drei Kinder, die alle ihre Schönheit und Gaben besaßen. Die Jahre vergingen, die Kinder heirateten, bekamen selber Kinder. Der Fischer war sehr alt, doch die Roanefrau, schien um kein Tag gealtert zu sein. Als ihr Mann sehr krank wurde, versuchte sie alles, um ihn genesen zu machen. Doch der Tod war sehr nah, und auf seinem Sterbebett verriet der Mann seiner Frau, wo er ihr Fell versteckt hatte. Nach seinem Tod kehrte die Roanefrau ins Meer zurück, doch sie wacht noch heute über ihre Familie, heißt es." Die Großmutter schloss mit einem zufriedenem Lächeln die Geschichte. Die Kinder, welche sich zu ihren Füßen hingelegt hatten, seufzten. Das Kleinste war schon eingeschlafen und schnarchte nun leise vor sich hin. "Nun, aber schnell ins Bett! Es ist schon sehr spät." Die Großmutter klatschte in die Hände und stand so plötzlich auf, das der Schaukelstuhl beinah umkippte. "Nein..., wir sind doch noch gar nicht müde!", jammerte der Älteste, der vier Geschwister. "Ich bin noch hellwach! Ich kann bestimmt nicht einschlafen!" "Ronan, Sean, tut was eure Großmutter sagt!", befahl eine dunkle Stimme aus einer Ecke des Raumes. Es war ein älterer Mann, mit schwarzem Haar und hellen Augen. Sein Gesicht war wettergegerbt und seine Hände schwielig, von der harten Arbeit. Er saß an einem Tisch und flickte ein Netz. Seine Frau, die neben ihm saß, nähte, legte ihre Arbeit zur Seite und stand auf. Sie hatte feuerrotes Haar, wie ihre Söhne, doch dunkle, fast schwarze Augen. Sie nahm sanft das Kleinkind hoch, ohne es aufzuwecken und legte es in einem einfachen Bett, das an der Wand stand, hinein. Auch das Mädchen folgte ihrer Mutter, nachdem sie ihrer Großmutter und ihrem Vater geküsst und eine gute Nacht gewünscht hatte. Ihre Mutter küsste beide auf die Stirn und deckte sie zu. Dann kehrte sie zur Feuerstelle zurück, um die beiden Jungen ins Bett zu treiben. Das kleine Mädchen, hörte noch die leise Diskussion zwischen ihren Brüdern und ihrer Mutter zu, dann schlief auch sie ein. Und in der Nacht, träumte sie von der Roane und ihrem Fischer. "Graínne, wo bleibst du denn nun?", rief ihr großer Bruder Ronan, über die Ruinen hinweg. Mit seinen zehn Sommern war er sehr groß für sein Alter, doch tat umso erwachsener. "Wenn wir nicht rechtzeitig da sind, macht Mutter sich Sorgen!" Wie gebannt starrte das kleine Mädchen in einem Männergesicht mit grauen Augen, welche um die Iris gelb wurden. Der Mann war für sie so groß wie ein Baum und so schön wie ein Engel. Tatsächlich hatte sie sich so immer Engel vorgestellt: Ein helles, freundliches Gesicht mit faszinierenden Augen, lange weiße Haare, die Jener zu einem lockeren Pferdeschwanz zurück gebunden hatte. Mein Engel, dachte sie, denn für sie war er das, von dem Augenblick an, seit sie ihn gesehen hatte. Er trug grüne Kleidung, die ihn mit dem Wald verschmelzen ließen. Kein Wunder also, das sie ihn vorher nicht gesehen hatte. Sie hatte mit ihren beiden älteren Brüdern in einer alten Ruine gespielt. Gnädigerweise hatten ihre Brüder sie mitgenommen und ließen sie schworen, das sie der Mutter nichts erzählte, denn sie verbat ihnen strikt, auch nur in der Nähe der gefährlichen und baufälligen Ruine zu kommen. Während die Jungen mit Stöcken kämpften, hatte sich das kleine Mädchen zufrieden auf einem Stein gesetzte und einen Kranz aus Blumen geflochten. Ein frischer Wind war aufgekommen und sie hatte von ihrer Arbeit aufgesehen, als ihr Bruder sie gerufen hatte. Schnell hatte sie sich ihren Kranz auf gesetzt und wollte zu ihnen, da hatte sie etwas Weißes in den Augenwinkeln gesehen. Neugierig hatte sie sich umgedreht. Ein Mann stand hinter ihr im Wald, gut versteckt von den Bäumen und doch hatte sie ihn gesehen. Der junge Mann, ihr Engel, hatte erschrocken geblinzelt. Nun blendete sie ein Sonnenstrahl und unwillkürlich musste sie blinzeln. Verwirrt schaute sie sich um. Wo war er denn? "Siehst du, wir hätten sie nicht mitnehmen sollen! Mädchen trödeln immer nur rum", hörte sie ihren anderen Bruder, Seamus flüstern. Er war zwei Jahre älter als sie und hatte rotes, struppiges Haar. Abrupt drehte sie sich um und rannte auf sie zu. Sie hatten ihre Stöcke weggelegt und warteten ungeduldig auf mich. Ronan fasste sie am Arm und begann schnell zu laufen. "Wo warst du?" "Da war...", sie klappte den Mund wieder zu, als sie Ronans hochgezogene Augenbraue sah. "ein Nest, ein Vogelnest." Seamus schloss zu ihnen auf, schnappte sich den anderen, noch freien Arm und beide machten sich daran, ihre Schwester den Hügel hinauf zu ziehen. "Nun, aber...", sie versuchte den linken Arm frei zu bekommen, "jetzt ist’s gut! Ich bin doch kein kleiner Säugling mehr!" Sie entriss sich ihnen und rannte den Pfad zu dem Haus entlang. Schon konnte sie es sehen. Es war zwar nur eine Hütte, doch es reichte für seine sechs Bewohner vollkommen aus. Geschützt, vor Unwetter und dem heftigem Wind vom Meer, lag es zwischen den Felsen, mit ihrem spärlichen Grün. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)