Der Autor und der Vampir von Sadira ================================================================================ 01 - das erste Treffen ---------------------- Titel: Der Autor und der Vampir Kapitel: 1/? Es gibt drei goldene Regeln wenn man in eine neue Wohnung zieht. 1. Mach einen netten Eindruck. 2. Wenn etwas ungewöhnlich ist, wundere dich nicht drüber und 3. Mach niemandem auf, wenn es nach 22 Uhr ist. Als gestresster Autor fiel mir zumindest das erste schwer. Wer kann schon einen netten Eindruck machen, wenn er ständig Augenringe hat die in etwas so tief sind wie der 1eere Margen? Über ungewöhnliche Sachen wunderte ich mich schon gar nicht mehr – wenn ich sie überhaupt mitbekam. Und das dritte… wer klingelt schon bei einem Nachbarn, der tagsüber schläft und nachts tippt wie ein Verrückter? Aber was tut man nicht alles als Autor. Von Ort zu Ort ziehen, immer auf der Suche nach einem Fleckchen Erde der einem die Inspiration bringt die man braucht, die man sich erhofft, die man…. „Ja, verdammt noch mal. Ich komm gleich!!“ Frechheit… noch nicht mal Trübsal blasen konnte man hier! Wütend klappte ich den Laptop zu, stellte mich auf den Stuhl und hangelte mich die Treppe entlang. Achja… Faulheit wird eben doch bestraft… irgendwann muss ich mal aufräumen und vielleicht einpaar Pflanzen…. Dass nervige Geklingel risst mich – zum wiederholten Mal- aus meinen Gedanken und ich beende meinen Weg zur Tür. Als ich diese öffnete dachte mein ehrenwerter Gast – den ich jetzt schon auf die ziemlich kurze Liste meiner Todfeinde setzte- natürlich nicht daran aufzuhören zu klingeln. Der Kerl machte einfach weiter bis es mir zu bunt wurde und ich die Klingel einfach abstellte. …wieso war mir diese Idee nicht gekommen als ich noch drinnen war…? Da der Fremde vor mir erstaunt auf die Klinge schaute, die jetzt natürlich keinen Ton mehr von sich gab, hatte ich Zeit genug ihn zu mustern. Nach einem Blick fielen mir – außer die später Uhrzeit- noch einpaar Gründe auf den Kerl einfach hier stehen zu lassen. Er sah – um es kurz zu machen- verlaust aus. In einem Gruselkabinett hätte er vielleicht noch gute Chancen auf Arbeit gehabt aber ganz sicher nicht hier vor meiner Tür! Wie ich jetzt auf diesen Gedanken kam? Nun, unser langhaariger… Freund (?) hielt in seinen feingliedrigen Händen einen Zettel der mir mehr als bekannt vorkam. Zwischen all dem Schmutz, der zweifelsohne von seiner Hand auf das Papier gekommen war, konnte man noch die Worte ‚Putz’ und einen Teil meiner Adresse lesen. Ja, zu einer Zeit in der man noch den Boden sehen konnte hatte ich wirklich mit dem Gedanken gespielt jemanden zu suchen der bei mir aufräumt. Diese ‚Zeit’ war nun aber schon gut ein halbes Jahr lang her. Zum fünften Mal glitt mein Blick prüfend über ihn und zum fünften Mal gefiel mir nicht was ich sah. Aber wenn dieser…. Herr nicht bald mal etwas sagen würde, würde mich sein Äußeres noch in meine Träume verfolgen. Und für so was warne mir meine wenige Stunden Schlaf nun doch zu schade! Time is Money und ich verplemperte hier gerade meine Zeit! „Die Türklingel kann nicht sprechen“ erklärte ich dem Einfaltspinsel unterkühlt. Leider fand er daraufhin seine Sprache wieder. „Was suchen Sie in meinem Haus??!“ Och nö… auch noch ein Verrückter. „Dies ist nicht ihr Haus! Mister….“ „Sparen Sie sich das `Mister`! Sie sind in meinem Haus! Und –„ er hielt kurz inne und schnüffelte wobei man die kleinen roten Äderchen seiner Nase sehen konnte- „ Sie lassen es völlig verwall losen!“ Ohne mich zu fragen drückte er sich an mir vorbei in meine Wohnung die ich (!) durch einen Kaufvertrag (!) bekommen hatte. Diese und ähnliche Gedanken geisterten mir durch den Kopf als ich dem – angeblich – verschollenen Wohnungsbesitzer zu sah wie er es doch tatsächlich schaffte meine Unordnung in das reinste Chaos zu verwandeln. Aber gut… ich war ein genügsamer Mensch und wenn jemand dachte er könnte…. „Hände weg von meinem Laptop!!!!“ Der Kerl stoppte zum Glück noch bevor er das teure Stück auf den Boden donnerte. „Hören Sie zu Mister `Ich dreh hier am Rad und mache so als wäre das meine Wohnung` was fällt ihnen ein so spät abends hier rein zu platzen!“ ich riss ihm das gute Stück aus der Hand und deutete mit einem befehlenden ‚Hinsetzten!’ auf das Fleckchen Teppich, dass nun wieder frei war. Brav gehorchte der Kerl und gab mir so leider keinen weiteren Grund ihn anzupflaumen… Seufzend fuhr ich mir durch die Haare. Die gewohnte Unordnung wieder herzustellen würde lange dauernd, aber in diesem Chaos konnte ich nicht arbeiten! Den Stuhl wieder aufstellend räumte ich die dreckigen Klamotten in die eine – das dreckige Geschirr in die andere Ecke, als sich mein ‚Gast’(?) wieder meldete. „Die Wohnung ist total versaut!“ moserte er rum und stand wieder auf. Mein nächstes ‚Hinsetzten! ’ blieb mir vor Verblüffung im Hals stecken als der Unbekannte mich auf meinen Stuhl drückte und mir mein Arbeitsgerät gab. „Tipp nur, bevor dir die Galle hoch kommt!“ Zwischen Scharm und Trotz pendelnd sah ich ihn giftig an, eine Geste, die zuletzt meinem Banknachbar in der 4. Klasse zu Ehren wurde. Oh wie tief war ich schon gesunken… Mal wieder in mein Selbstmitleid verfallend ignorierte ich den Kerl und schlug beleidigt meinen Laptop auf. Mir egal, der letzte Irre der meine Wohnung haben wollte hatte sich auch verzogen! Als eine Uhr 4 Uhr morgens schlug sah ich mit den Sprichwörtlichen vier-eckigen Augen auf und… fiel fast rückwärts vom Stuhl. Ich sah… meinen Teppich – er war gar nicht gelb wie ich immer gedacht hatte, sondern grün mit gelben Punkten- und nicht nur ihn. Den Teppich, die Treppe nach oben zu meinem Schlafzimmer, die Blumenkübel in denen vor Jahre mal Topfpflanzen gelebt hatten und auch Schränke und andere Stühle und Hocker und – wow- das Ding an der Wand war gar kein Schmutzfleck sondern ein Bild! Immer noch fassungslos stand ich langsam auf und tastete mich vorwärts. Das alles konnte doch nur ein Traum sein, oder sonst was in der Art. Vorsichtig, als würde er gleich beißen, näherte ich mich den Tisch – der auch nicht schwarz sondern hellbraun war – als mir von hinten eine rustikale Schuhsohle an den Kopf geschmissen wurde. ..autsch. Mir den Kopf halten drehte ich mich um. Und wer stand da in der Tür? Es war mir schon leicht peinlich, dass dieser Kerl meine Verwunderung gesehen hatte… zumal mir gerade auch nicht einfiel was ich ihm an den Kopf schmeißen könnte. „Ich dachte schon du tippst weiter bis es morgen wird“ als er hochnäsig grinsend die Arme vor der Brust verschränkte viel mir auf, dass seine Hände immer noch schmutzig waren… genau wie der Rest von ihm. Wie hatte es so eine Person hinbekommen meine Wohnung zu putzen??? „Was machst du hier?“ meine Stimme war heißer, nichts Neues nach einem Schreibmarathon. Neu war nur die Tatsache, dass eine Person die Zeit genutzt hatte meine Krempel aufzuräumen. „Ich versuche etwas Ordnung in meine (!) Wohnung zu bringen die du… aber, wir hatten das Thema ja schon“ Irgendwie war der Kerl seltsam. Mehr als seltsam. Wäre er verrückt gewesen hätte er nicht die Wohnung in so kurzer Zeit aufräumen können. Aber wäre er nicht verrückt, würde er nicht auf diese Wohnung bestehen, oder? „Hören Sie, ich hab’s ihnen doch schon gesagt, dass-„ „Jap, und genau deswegen lassen wir das Thema jetzt auch“ unterbrach er mich und warf mir wieder etwas zu. Dank meinen Reflexen konnte ich es diesmal fangen. Verdutzt sah ich auf den Apfel in meiner Hand. „Was…?“ „Essen“ Achne, so schlau war ich auch. „Ich meinte; Wieso-„ „Du siehst scheiße aus“ Na danke! Wenn der Kerl mir noch einmal ins Wort fallen würde, dann…! Ihn - so finster wie ich es grade hin bekam - anschauend aß ich langsam den Apfel und ging, einen großen Bogen um den Unbekannten machend, Richtung Treppe. Ich ließ den Kerl dabei nicht aus den Augen und er mich auch nicht. Na… klasse. Ich fühlte mich wie eine Beute. „Wollen Sie nicht langsam gehen?“ „Ich wohne hier“ „Das tu’n Sie nicht“ „Doch“ „Nein!“ „Doch!“ „Nein!!“ „Doch!“ „Nein!!!“ „Doch!“ „NEIN!!! Verdammt noch mal!!“ „Du musst nicht so brüllen“ „Ach, halt doch die Klappe!“ Klugscheißer… Ja, es war eine Niederlage für mich und ja, für seine arrogante Art hätte ich ihn geradewegs aus der Wohnung schmeißen können - theoretisch zumindest- und ja ich wollte jetzt nur noch ins Bett. Die Reste des Appels in eine Ecke schmeißend ging ich nach oben, oder wollte es zumindest, aber eine Person, die es – wenn sie so weitermachte- bald schaffen würde mein Todfeind zu sein, schlug mir auf den Hinterkopf, dass ich Sterne sah und kurz taumelte. Benommen stütze ich mich am Geländer an als schon seine nervige Stimme hinter mir erklang: „So haben wir bald wieder den schönsten Saustall!“ Gott, konnte er nicht einfach gehen?! „Mir egal…“ murmelte ich. „Mir nicht!“ Oh Jesus… den Kopf hebend sah ich ihn an. Ich könnte nachgeben, natürlich könnt ich das… wenn ich im Unrecht wäre, was ich aber nicht war… „Wer sind Sie?“ „Das wollen Sie gar nicht wissen...“ Stimmt, ich wollte nur, dass er die Klappe hielt und ging. Aber den Gefallen würde er mir wohl nicht tun. „also können sie mich auch Herbert nennen“ „Herbert?“ das klang so…. normal. „Ja, einfach nur Herbert.“ Nagut … meine gute Kinderstube würde es mir auf immer verübeln wenn ich auf seinen aufforderten Blick nicht reagiere würde. „Mein Name ist Paul Möller“ „Ich weiß“ „Jaja“ tz, woher hätte er es denn wissen können? „Es steht an ihrer Haustür“ „….“ Klugscheißer. Ich warf ihm einen wütend Blick zu, er parierte mit einem Blick den man vielleicht morgens um 2 Uhr einsetzte um eine Frau rum zubekommen, aber ja wohl bitte nicht bei mir! „Was?“ knurrte ich lauernd. „Paul…“ hatte ich ihm erlaubt mich beim Namen zu nennen? „… könnten Sie bitte die Freundlichkeit haben diesen ihren Apfel in den Biomüll zu schmeißen?“ „Ich hab keinen Biomüll!“ na holla, zum Glück war dieser Satz schon so tief in mir drinnen, dass ich ihn auch aussprechen konnte ohne zu denken, Was wollte der Kerl mit dieser Stimmungsschwankung bewerkstelligen?! Ich hoffte einfach s war nur eine andere Taktik von ihm und nicht eine neue Ebene seiner Verrücktheit. Aber… andererseits sollte man Verrückten nicht ins Wort fallen und sie nicht verärgern…. …. Egal! Einen Autor sollte man auch nicht verärgern! Ein Händedruck riss mich aus den Gedanken. Er war keineswegs sanft oder zögernd, nein… Dieser Hornochse zoppelte mich quer durch die kleine Wohnung in die Küche ohne auf Gegenwehr meinerseits zu achten. Demonstrativ öffnete er den Biomülltonne und demonstrativ sah ich weg als er den Apfelrest in eben jenen warf. Beim Wegsehen fiel mein Blick auf die Uhr. Es tickte auf 5 Uhr zu, in meinem Kopf tickte es auch. Irgendetwas Wichtiges war doch… Ich kramte in meinem Gedächtnis, ging in Gedanken wieder zurück ins Wohnzimmer – ohne aufgehalten zu werden-. Mein Blick schweifte durch den sauberen Raum, blieb an meinem Laptop hängen. Keine Notiz. Wenns wichtig gewesen wäre hätte mir jetzt ein gelber Zettel vom Laptop Rücken her zu gewunken – natürlich nur im übertragenen Sinnen. Aber irgendetwas war doch gewesen… Nachdenklich zerbrach ich mir den Kopf. „Musst du nicht langsam los?“ „Hm?“ fragend drehte ich den Kopf zu Herbert. Seltsam… diesmal klang seine Stimme ganz normal. „Der Termin“ versuchte er mir auf die Sprünge zu helfen, merkte aber wohl an meiner verständnislosen Miene, dass ich gerade nix verstand. Seufzend hielt er mir einen Zettel vor die Nase, eine gelben Zettel… den, den ich am Laptop gesucht hatte. In meiner eigenen unleserlichen Schrift standen einpaar kurze Wörter und Zahlen auf dem Zettel. ‚5:30 Z. Hb.=>7:50 D.’ … Oh, verdammte… „WIESO HAST DU DEN ZETTEL ABGEHÄNGT???!!?!?!“ ich riss ihm das gute Stück aus der Hand ohne auf eine Antwort seinerseits zu warten. Himmelarschgewitter.. arg!!!! Der Termin bei dem Verlag!! Ich hätte den Kerl töten können! … wenn ich genug Zeit dafür gehabt hätte. Aber ich würde es auch so fast nicht schaffen. Immer noch auf den Zettel sehen flitze ich zu meinem Kleiderberg. Hm, Pech gehabt. Der war ja weg. „Wo sind meine Klamotten?!“ fauchte ich sauer und wollte diesen… diesen Hornochse vom einem Herbert anfunkeln, als eben jener mir einen mir einen Berg Klamotten ins Gesicht warf. Nach dem Geruch her mussten sie frisch aus der Waschmaschine kommen. „Komm, zieh dich an!!“ Ich folgte seinem Befehl, aber nur weil ich es auch aus freien Stücken so gemacht hätte. Als ich den Kopf wieder aus dem Pullover steckte war der Kerl- nagut…. Herbert – schon auf dem Weg zur Tür. Mit meinem (!) Laptop! „Was…“ „Wir nehmen was Auto!“ … hatte ich mich verhört? Wollte er mir wirklich helfen?? Argwöhnisch sah ich ihn an, sah sein genervtes Augenrollen und wurde noch argwöhnischer. „Willst du jetzt rechtzeitig ankommen, oder nicht!?“ Gut, gut.. er hatte die richtigen Argumente und ich war eh ihm Stress. Zögernd nickte ich kurz. Was Herbert als überschwängliche Zustimmung anzusehen schien. Er packte – mal wieder meinen Arm und zerrte mich so schnell raus, dass ich grade noch genug Zeit fand den Haustürschlüssel einzustecken. Draußen gab es dann schon mal die erste Meinungsverschiedenheit: Er wollte zur Treppe, ich zum Fahrstuhl, er war stärker, ich hatte eine fast ausgekugelte Schulter. Netter Anfang… Auf der Straße sah er sich erstmal suchend um während mein Blick auf der Uhr klebte. 5:05 ob wir das noch schaffen würden? Ein befehlendes „einsteigen“ riss mich aus den Gedanken und ich setzte mich auf den Beifahrersitz. In Gedanken ging ich noch mal die Zugfahrt durch. Erstmal eine Stunde fahren, dann Umsteigen, dann…. Irritiert blickte ich zu meinem Fahrer und wurde leicht blass als ich sah, dass Herbert an den Kabel rumfingerte. „äm…“ ich hatte zwar kein eigenes Auto, aber ich wusste, dass man fürs Autofahren meistens einen Schlüssel benutzte. „Was..- „ „Keine Panik, ich habs gleich geschafft.“ Ach… und da sollte ich mir als keine Sorge machen?!! „Sie klauen das Auto gerade!“ sprach ich mit der anklagenden Stimme eines gesetzestreuen Bundesbürgers. „Jap“ sprach er mit der Selbstverständlichkeit einen Kleinkriminellen und sah von seiner Arbeit auf. „Aber so schaffen wir es vielleicht noch rechtzeitig zum Zug“ Hm, nagut… als Mieter, der mit der Miete zwei Monate hinterher war, war das ein sehr schlagkräftiges Argument. „… dann machen sie mal hinne“ brummte ich, mich geschlagen gebend. Sein überhebliches Grinsen ignorierend sah ich aus dem Fester und tat so als wäre alles in bester Ordnung. Zwei Minuten später sprang der Wagen endlich an… aber wie! Mit durchdrehenden Reifen jagte Herbert durch die Ortschaft Richtung Bahnhof. Zu Fuß brauchte ich knapp 40 Minuten. Herbert schaffte es in 5 Minuten und verstieß dabei nur gegen ca 20 Gesetze die in der Straßenverkehrsordnung festgelegt waren. Ein kurzes Danke – für was auch immer – murmelnd, stieg ich mit meinen drei Sachen (dem Laptop, der Jacke und der Fahrkarte) aus dem geklauten Auto und rannte zu Gleis. Der Zug stand schon da als ich schnaufend ankam. Mir meinen Platz suchend stöpselte ich den Laptop wieder ein, stellte dein Sitz richtig und versuchte so gut es ging die letzten Stunden seitdem Herbert in mein Leben getreten war zu verdrängen. Naja, egal… ich würde den Kerl ja nie wieder sehen!.... hoffte ich zumindest Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)