School of life von toto-Ro ================================================================================ Kapitel 10: 1.9 --------------- Das Vorletzte Unterkapitel kommt!! Oder ist eigentlich schon da (jedenfalls wenn ihr das hier lest XD) Heißt, es fehl eindeutig nicht mehr viel, wa? Ich selbst bin schon fleißig am 2. Kapitel am schreiben und na ja, mal schaun, wie lange es dauert bis ich es beendet habe. Für das erste apitel hab ich nämlich ganze 10 Monate gebraucht. Beim zweiten bin ich bisher schneller dran, hoffe also, dass ich weniger als 10 Monate brauch *seufz* Hmmm, ja, was kann ich über dieses Kapitel sagen? *seufz* Ruiza leidet. Endlich leidet mal nicht nur Hizumi, sondern nun ist Ruiza dran. Joa, außerdem gibt es einen enormen Zeitsprung, aber das werdet ihr schon merken *nodnod* Viel spaß beim lesen: ~~~1.9~~~I dreamed a long time of you~~~1.9~~~ Das Bett war kalt. Ruiza grummelte unzufrieden, kniff die Augen zusammen und zog die Decke über seinen nackten Körper. Unzufrieden stellte er noch mit geschlossenen Augen fest, dass ein Fenster auf sein musste, denn er spürte wie die kalte Luft über ihn hinweg zog und als er dann im Hintergrund eine leise Stimme hörte, wusste er auch, wer das Fenster aufgemacht hatte. Er öffnete langsam seine Augen und blinzelte gegen die im ersten Moment schreckliche Helligkeit an, bevor er dann seinen Blick zu seinem Radiowecker wandern ließ. Gut, die Uhrzeit war eingestellt, leider hatte er aber noch nicht herausgefunden, wie er sich damit wecken lassen konnte. Vielleicht sollte er sich mal die Bedienungsanleitung durchlesen. Ein Versuch war es jedenfalls wert, wenn er sich nicht weiterhin immer von seinem Handy wecken lassen wollte. Es war 8.00 Uhr morgens. Vielleicht brauchte er ja weder Handy noch Wecker, wenn das jetzt jeden Morgen so ablief. Er blinzelte zu Hizumi, der wie bisher jeden Morgen schon lange auf war, wenn Ruiza noch schlief. Hizumi saß auf einem Stuhl und telefonierte mit irgendjemanden, ihn dabei ignorierend. Verstimmt drehte sich Ruiza auf den Bauch, vergrub das Gesicht im Kissen und maulte leise, was ihm aber auch keinerlei Aufmerksamkeit brachte. Eigentlich wollte er nichts weiter, als dass er nun einfach weiter schlafen konnte. Acht Uhr war keine Uhrzeit um aufzustehen. Besonders nicht an einem Samstag. Er hatte dieses Wochenende frei. Keine Shootings, keine Castings für irgendwelche Designer. Nichts. Er konnte liegen bleiben solange er wollte und er hatte das auch fest vorgehabt. Doch nun saß Hizumi in seinem Apartment, in seinem Schlafzimmer auf einem Stuhl und telefonierte mit irgendjemanden. Er machte bloß seine Telefonrechnung teuer und was das Wichtigste war, er ignorierte ihn dabei. Wenn Ruiza neben dem telefonieren noch irgenwas hasste wie die Pest, dann war es wenn ihn jemand ignorierte. Er liebte es im Mittelpunkt zu stehen, die Aufmerksamkeit aller auf sich zu haben, doch selber ignorierte er dafür Leute aufs Übelste. Eigentlich hatte Ruiza noch nicht einmal darüber nachgedacht, dass er niemanden dafür verurteilen dürfte ihn zu ignorieren, wo er dies doch selber tat. Besonders Hizumi war in letzter Zeit oft zum Opfer geworden. Seit sie aus Europa zuzurückgekommen waren, waren inzwischen etwas mehr als zwei Wochen vergangen und sie trafen sich relativ regelmäßig. Wenn Ruiza Zeit und Lust hatte Hizumi zu sehen, dann trafen sie sich manchmal und wenn nicht, tja, dann wurden Hizumis Anrufe, und jegliche Versuche Kontakt mit ihm aufzunehmen, ignoriert. Er hätte sich nicht weiterhin mit Hizumi getroffen, nachdem sie ja schon lange Hizumis Arbeit beendet und abgegeben hatten, wenn Hizumi nicht darauf bestanden, jedenfalls dachte er das. Darin ähnelte Hizumi Kyo. Genau wie Kyo hatte er sich niemals von Ruizas Launen abschrecken lassen und selbst wenn er ihn auf schlimmste ignorierte, hatte er nicht aufgegeben. Es war beeindruckend, wenn man bedachte, dass sich dies bisher nur diese zwei Menschen getraut hatten. Alle Anderen mit denen Ruiza sich angefreundet hatte, waren von Vorteil für ihn gewesen, so dass er seine Freundschaft freiwillig gegeben hatte, allerdings nur so lange wie er sie brauchte. Kaum verwunderlich also, dass er zu keinem von diesen Freunden noch Kontakt hatte, jetzt wo er sie nicht mehr brauchte. Die einzige Freundschaft, die nun schon mehrere Jahre überstanden hatte, war die mit Kyo und dabei war es die mit dem holprigsten Start gewesen und er verstand bis heute nicht, wieso Kyo sich unbedingt mit ihm hatte anfreunden wollen. Aber auch wenn er immer dachte, dass die Freundschaft nur noch im Stande war, weil Kyo sich darum kümmerte, so bedeutete sie ihm doch mehr, als man auf dem ersten Blick vermuten würde. Kyo war sein einziger Freund und somit auch sein Bester. Wenn er irgendwann mal jemanden brauchte um sich anzuvertrauen, dann würde er zu Kyo gehen. Nicht zu Hizumi, nicht zu Uruha und erst recht nicht zu seinen Eltern. Die einzige Person in seinem Leben, der er ein so großes Vertrauen zukommen ließ, dass er ihr seine Probleme anvertrauen würde, war Kyo. Er war der einzige Freund, der augenscheinlich keinen Nutzen für ihn hatte, aber wenn man genau hinsah, dann gab Kyo Ruiza Kraft und Sicherheit, dass jemand für ihn da war, wenn er jemanden brauchte. Egal wie stark und eiskalt man nach außen wirkt, jeder braucht irgendeinen Platz an den er sich flüchten kann. Einen Platz an dem jemand auf einen wartet. Er bezweifelte, dass Hizumi jemals diese Position in seinem Leben einnehmen konnte und er wollte dies auch gar nicht, denn Hizumi wollte nicht sein bester Freund werden, sondern sein fester Freund. Klingt ähnlich, ist aber was ganz anderes. (Wah, ich werde noch zum Peter Lustig von mexx >.>) Ruiza streckte sich und beobachtete weiter Hizumi, welcher davon nicht im geringsten Kenntnis nahm und zufrieden weiter in den Hörer plapperte. Langsam fragte der Blonde sich wirklich, mit wem Hizumi da redete, dass er ihm keinerlei Beachtung schenkte. Denn er war schließlich nackt! Jeder andere Typ wäre schon längst wieder angetrabt gekommen. Ruiza schnaubte und zupfte an der Decke rum. Einerseits war Hizumi scharf auf ihn, aber die besten Gelegenheiten bemerkte er nicht mal. Jeden Morgen wenn er aufwachte, war die Hälfte des Bettes neben ihm kalt. Nicht nur die Morgene nach den Nächten ohne Hizumi, auch nach den anderen. Immer wenn er aufwachte, war Hizumi längst aufgestanden und machte irgendwas anderes, wenn er nicht schon zur Uni gegangen war und nur nen Zettel auf dem Wecker hinterlassen hatte. Wenigstens hatte Hizumi schon eine Verwendung für den neuen Wecker gefunden, wenn er sich schon nicht davon wecken lassen konnte. Er hasste es. Hizumi hatte doch bekommen was er wollte. Ruiza verbrachte Zeit mit ihm, sie küssten sich und schliefen miteinander. Jetzt wollte er dafür aber auch bekommen was, er wollte. Er wollte einmal aufwachen und Hizumi neben sich liegen sehen und er wollte sich dafür nicht den Wecker um Sechs Uhr morgens stellen, um dann zu sehen, dass Hizumi neben ihm lag und wieder einschlafen. Er wollte morgens einfach normal aufwachen und ihn dort liegen sehen, ob Hizumi dann schon wach war oder nicht, interessierte ihn einen scheiß Dreck. Er wollte dann nur nicht immer alleine im Bett liegen. Aber anscheinend schien das Hizumi überhaupt nicht zu interessieren, denn er schien nicht mal auf die Idee zu kommen, neben ihm liegen zu bleiben, bis er aufwachte. Er beobachtete aus den Augenwinkeln, wie Hizumi sich von dem Stuhl erhob und anfing mit dem Telefon in der Hand durchs Zimmer zu laufen. Seit Ruiza wach war, hatte er ihm nicht einen einzigen Blick zugeworfen und umso länger dieser Zustand anhielt, desto stinkiger wurde Ruiza. Wütend kniff er die Lippen zusammen und schlug die Decke zurück. Er würde sich nun Aufmerksamkeit holen. So leicht würde er nicht aufgeben. Da Hizumi auch nicht reagierte wo der Jüngere nun nackt und völlig unbedeckt auf dem Bett lag, es wahrscheinlich auch gar nicht bemerkt hatte, da bisher ja noch kein einziges Mal Hizumis Augen in seine Richtung geblickt hatten, beschloss er weiter zu gehen. Langsam, ohne irgendein Geräusch zu machen, rutschte er von dem großen Bett, stand auf und näherte sich dem Anderen, welcher ihm inzwischen den Rücken zugedreht hatte und davon folglich nichts mitbekam. „Wie meinst du das?“ „…wenn die geliebte Person einem dem Sex verweigert, obwohl man zusammen ist, dann …“ Hizumi schwieg während Kaoru an der anderen Leitung erklärte. Kaoru und er hatten entdeckt, dass sie auf der selben Wellenänge waren, als sie an seiner Hausarbeit für die Uni gearbeitet hatten und seitdem konnte man sie sogar als eine Art von Freunden bezeichnen. Zwar weigerte sich Hizumi strikt über Kyo zu sprechen, da er, umso länger er mit Ruiza zusammen war, sich immer mehr Sorgen darum machte, wie Ruiza darauf reagieren würde, dass Kyo ihn liebte. Selbst wenn er und Ruiza…ja, vielleicht sowas wie ein Paar waren, Kyo und Ruiza kannten sich schon viel länger und er hatte inzwischen auch verstanden, dass Kyo Ruizas bester Freund zu sein schien. Tatsächlich hatte er Angst, dass sich Kyos Vorhersage erfüllen würde und Ruiza ihm Kyo vorziehen könnte. Daher blendete er das Thema Kyo so weit es ging aus, jedenfalls so lange er noch keine Gewissheit hatte. Und die hatte er sicherlich noch nicht. Viele Leute würden vielleicht sagen, dass er und Ruiza ein Paar waren. Aber tatsächlich hatte keiner der beiden die heiligen drei Wörter bisher in den Mund genommen. Noch nicht mal ein „Ich mag dich.“, also eine stark abgeschwächte Version, war bisher über ihre Lippen gekommen. Er wollte nicht nur mit ihm schlafen. Er wollte eine RICHTIGE Beziehung mit ihm führen. Er wollte, dass er ihm erzählte, was ihm auf dem Herzen lag, oder vielleicht auch ganz belanglose Dinge. Er wollte manchmal einfach nur in seiner Nähe sein, oder ihn völlig grundlos nur im Arm halten. Er wollte wissen, wie seine Gefühle waren, was er den Tag noch so machte, wie es bei der Arbeit lief und wie er das Wetter fand vielleicht auch. Er wollte nicht nur mit ihm schlafen, ihn küssen, nur eine körperliche Beziehung. Ihm fehlte der ganze Rest der dazu gehörte. Er machte sich Sorgen, dass Ruiza dies nicht wollte, dass das alles für ihn nur ein großes Spiel war und wenn es ihm langweilig wurde, ihre Beziehung ein plötzliches Ende nahm. Deswegen hatte er sich etwas überlegt, nämlich einen todsicheren Weg herauszufinden, wie es um Ruizas Gefühle für ihn stand. „…wird man erstens schrecklich nervös in dessen Gegenwart und zweitens auch unsicher, verstehst du?“ „Wenn du mir das erzählst, heißt das, sie hat dich immer noch nicht rangelassen?“ An der anderen Seite der Leitung herrschte erstmal Stille, bevor Kaoru furchtbar zufrieden antwortete: „Doch…gestern. Ich wollte dir nur mal erzählen was das für Gefühle sind, damit du weißt, dass dein Problem nichts dagegen ist.“ „Du weißt dafür sicher, dass sie dich liebt. Sie wollte bloß nichts überstürzen. Ich dagegen, weiß nicht ob ich bloß eine Affäre bin. Es könnte sein, dass er mich morgen abserviert! Nachdem ihr jetzt schon zwei Monate zusammen seit, glaube ich nicht, dass sie dich nun abserviert. Schließlich scheint sie ja gerade beschlossen zu haben, dass eure Beziehung was ernstes zu sein scheint, andernfalls hätte sie wohl nicht mit dir geschlafen, oder?“ Er hörte Kaoru seufzen und lächelte leicht. Er wusste das er Recht hatte. Seit er Kaoru kannte, war dieser niedergeschlagen gewesen, weil er das Gefühl hatte, dass es in seiner Beziehung nicht richtig lief und immer nur darüber gelacht, wenn Hizumi ihm gesagt hatte, dass er sich Sorgen um seine Beziehung machte, gerade weil er Sex hatte, da sein Problem genau das Gegenteil war. „Gut, du hast ja Recht. Für mich scheint es sich also gerade zum Guten zu wenden, für dich bestimmt auch…“ „Und was soll ich bitte machen? Vermeiden mit ihm zu schlafen? So lange ich in seiner Gegenwart bin, ist das so gut wie unmöglich…du weißt ja gar nicht wie schwer es für mich ist, nicht…“ Hizumi hielt erschrocken im Satz inne und schnappte nach Luft, als eine Hand von hinten über seinen Rücken und die Schulter nach vorne strich. Er spürte wie sich Ruizas Körper von hinten gegen ihn drückte und den warmen Atem an seinem Ohr. „Fuck me, I’m famous…“ Hauchte Ruiza in gedämpfter Lautstärke, aber noch so laut, dass Hizumi sich nicht sicher war ob Kaoru das nun gehört hatte oder nicht. Ruiza strich um ihn herum wie eine Katze, bis er vor Hizumi stand und ihm mit einem süßen Lächeln das Telefon aus der Hand nahm. Sein Opfer musste schwer schlucken, als es feststellte, dass Ruiza rein gar nichts anhatte und traute sich aus Schock gar nicht zu bewegen. Ruiza schmunzelte, hob das Telefon ans Ohr, teilte Kaoru ruhig mit: „Er ruft zurück.“ und legte auf. Bevor Hizumi noch weiter reagieren konnte, hatte Ruiza ihm einen kleinen Kuss auf die Lippen gehaucht, ihm mit der Hand über den Schritt gestrichen und war ins Badezimmer verschwunden, wo er die Tür hinter sich schloss und den Schlüssel umdrehte. Zurück blieb ein verwirrtert Schwarzhaariger, die Hand immer noch gehoben, als hielte er weiterhin das Telefon und auf die Badezimmertür starrend, hinter der gerade Ruizas perfekter Körper verschwunden war. Langsam ließ er die Hand sinken, schloss den Mund und sah auf das Telefon, welches vor ihm auf dem Tisch lag. Das Gespräch war anscheinend beendet und Ruiza hatte mit einem äußerst lebendigen Beispiel gezeigt, was er Kaoru eigentlich gerade hatte sagen wollen. Er sah an sich runter, seufzte auf und ließ sich auf das Sofa fallen. Diese Aktion gerade war genau Ruiza-like gewesen. Er hatte inzwischen bemerkt, dass Ruiza, wenn er sich vernachlässigt fühlte, quengelig wurde. Nicht so, dass er anfing rumzujammern, eher so, dass er versuchte Hizumi eins auszuwischen und da er natürlich mitbekommen hatte, wie er auf den Älteren wirkte, war seine Lieblinsgmethode Hizumi zappeln zu lassen geworden. Wahrscheinlich würde Ruiza erst wieder das Badezimmer verlassen, wenn er sich sicher sein konnte, dass Hizumi sich wieder abgeregt hatte und dann würde das Ganze in absehbarer Zeit wieder von vorne beginnen, wieder ohne überhaupt zur Sache zu kommen. Gerade wenn er den Älteren an der Leine hatte, würde Ruiza ihn wieder stehen lassen und ihn ignorieren. In Ruizas Augen die gerechte Strafe dafür, dass man ihn ignoriert hatte. Wenn man die ganzen Methoden Ruizas betrachtete, jeden dazu zu bringen, das zu tun was er wollte, dann konnte man sich wirklich darüber wundern, dass Hizumi immer noch festentschlossen war, mit Ruiza zusammen zu sein und zu bleiben. Er liebte ihn nunmal, mit diesen ganzen Macken und würde ihn niemals aufgeben. „Da hat sich wohl jemand vernachlässigt gefühlt…“ Murmelte er also leise, während er sich eine Zigarette ansteckte und auf den Balkon trat. Dabei hatte er sich solche Mühe gegeben, den Jüngeren nicht zu beachten, wie er hinter ihm nackt auf dem Bett gelegen hatte. Er hatte versucht sich auf Kaoru zu konzentrieren und hatte es mit äußerster Sorgfalt vermieden mit dem Blick über das Bett zu streichen, genau wissend, dass, wenn er ihn da liegen sähe, seine Beherrschung sich sowieso verabschieden würde. Klar, dass war nicht, weil er dauergeil war, sondern weil Ruiza es darauf anlegte. Er legte sich absichtlich so hin, dass Hizumi ihn anziehend fand. Er wusste wie man sowas machte, das war schließlich Teil seines Berufes. Und alles nur dafür, damit er Beachtung bekam. Hizumi bließ den blau-grauen Rauch in die kühle Luft und seufzte leise. Warum brauchte Ruiza so dringend seine Aufmerksamkeit? Er verstand nicht, wieso der Jüngere sofort stinkig wurde, wenn Hizumi sich nicht mit ihm beschäftigte. Klar, es gefiel, dass er so reagierte. Auf eine gewisse Art und Weise freute Hizumi sich darüber, dass der Andere so sehr von ihm beachtet werden wollte, aber so richtig normal war das nicht. Vielleicht sollte er mal mit Ruiza darüber sprechen. Das würde zwar eine hartes Stück werden, aber versuchen sollte er es mindestens. Ruiza mochte niemals mit ihm sprechen. Allen Gesprächen, die Hizumi versuchte mit ihm zu führen, wich er mehr oder weniger elegant aus. Noch ein Grund, warum Hizumi das Gefühl hatte, dass sie Beide keine wirkliche Beziehung führten. In einer Beziehung sprach man schließlich miteinander. Aber die einzige Konversation die zwischen ihnen stattfand war vielleicht, dass Ruiza es nicht ausstehen konnte, wenn Hizumi in seiner Wohnung rauchte und ihn dann mit herrischer Stimme entweder sofort ganz rausschmiss, oder ihn bloß auf den Balkon verwies. Dass er ihn ganz rausgeschmissen hatte, war sogar tatsächlich schon passiert, so dass der Ältere sich das ganz schnell abgewöhnt hatte und seitdem immer brav auf den Balkon ging, wenn sich seine Sucht bei ihm meldete. Ein schrilles Klingeln riss ihn aus seinen Gedanken und mit einen schnellen Blick in Ruizas Wohnung stellte er fest, dass Ruiza anscheinend fand, dass die Zeit, um wieder feindliche Gebiete zu betreten, noch nicht gekommen war. So drückte er also seufzend seine Zigarette aus und machte sich auf den Weg zur Wohnungstür, wohl wissend, dass Ruiza erst Recht nicht wegen ein wenig läppischen Besuch die heilige Stätte verlassen würde. Wenigstens war Ruizas Besuch geduldiger, als die eben genannte Person selber, denn wenn Ruiza vor der Tür stände, hätte er inzwischen schon wieder drei mal den Klingelknopf gedrückt und leise geflucht, wie lange jemand denn brauchen konnte um zur Tür zu kommen. So allerdings blieb es in der Wohnung still, während Hizumi langsam und lustlos zur Tür schlenderte, die er dann schließlich öffnete. Kurz darauf wünschte er sich, sie nicht geöffnet zu haben. Von all den Menschen die davor hätten stehen können, hatte er diese am aller wenigstens erhofft. Kyo schien dafür aber auch nicht sonderlich erfreut, dass nicht Ruiza ihm öffnete, stoß den Größeren zur Seite und stampfte in die Wohnung. Man konnte förmlich sehen, wie er vor Wut rauchte. „Ruiza?“ Hizumi seufzte und ließ den Kleinen erstmal schreien, während er die Wohnungstür wieder schloss. „Er ist im Bad.“ Kyo wurde augenblicklich still, trampelte zur Badezimmertür, wollte daran klopfen, hielt wieder inne und seufzte dann. „Er duscht. So schnell kommt er da nicht wieder raus.“ Murmelte also der Kleinere, ging ins Wohnzimmer und ließ sich auf die Couch fallen, als wäre es das Normalste der Welt. Hizumi folgte ihm mit einem misstrauischen Blick, nicht sicher ob er sich nicht doch lieber wieder auf den Balkon verziehen sollte um dem Angriffsfeuer Kyos entkommen zu können, entschloss sich aber dagegen, da es ihm nicht behagte Kyo alleine in Ruizas Wohnung zu lassen und ihm einfiel, dass der Balkon sehr gefährlich werden könnte, wenn Kyo Mordpläne gegen ihn schmiedete. Also setzte er sich auf den Platz im Wohnzimmer, der am weitesten von Kyo entfernt war und hoffte, dass Ruiza sich beeilte und sie die Zeit des Wartens schweigend verbringen konnten. Erst schien es so, als sollte sein Wunsch erfüllt werden, aber nach einigen Minuten des Schweigens, konnte Kyo nicht mehr an sich halten, setzte sich auf, musterte Hizumi mit funkelnden Augen und brach die Stille. „Du fühlst dich vielleicht momentan wie der Größte, weil du ihn ins Bett bekommen hast, aber wenn du ihn kennen würdest, dann wüsstest du, dass das nichts, rein gar nichts, zu bedeuten hat. Ruiza sucht sich genau aus, wem er sich anvertraut und genauso sehr sucht er sich aus, wem er sein Herz schenkt! Du hast nicht den Hauch einer Chance. Du hast dir wahrscheinlich Hoffnungen gemacht, weil er etwas Zeit mit dir verbringt und weil ihr einander behandelt wie es normerweise in einem Liebespaar üblich ist, aber…“ Kyo lehnte sich weiter vor und grinste Hizumis boshaft an. „…ich kenne ihn nun seit Jahren und ich habe beobachten können, wie er laufend seinen Freunden den Laufpass gab, während sie zurück blieben und sich fragten, was sie falsch gemacht hatten. Keiner seiner Freunde hat je wahrgenommen, dass er sie nicht wirklich liebte, oder sie wollten es sich bloß nicht eingestehen. Auf dem Internat auf das er ging, und ich eine Zeit lang auch, war er beliebt, konnte sich aussuchen mit wem er gehen wollte, aber keiner derer die er sich ausgesucht hat, wollte er aus Liebe. Zu 99% Sicherheit kann ich dir sagen, dass es bei dir das Selbe ist. Du kannst natürlich weiterhin in dem Glauben leben, dass er dich liebt und umschwärmt, dass es ihm genauso geht wie dir, aber dann wird die Enttäuschung nur noch größer. Du kennst ihn nicht genügend. Ich dafür kenne ihn. Ich weiß, wann er wirklich glücklich ist, ich weiß, was er mag und was nicht, ich kenn ihn in- und auswendig. Ich kann ihn glücklich machen, du nicht! Also rate ich dir, dass du das ganze jetzt beendest, bevor du dir wehtust. Denn gegen mich hast du keine Chance! Ich liebe ihn, seitdem ich ihn das erste Mal in der Schule gesehen hab. Seitdem beobachte ich ihn und ich erlaube nicht, dass du dich zwischen uns stellst, nachdem es mir so viel Zeit und Mühe gekostet hat, mich mit ihm anzufreunden! Ich-…“ Kyo brach ab. Sein Blick, der vorher Hizumi gefesselt hatte, war an Hizumi vorbeigeglitten und starrte nun hinter ihn. Vorsichtig drehte Hizumi sich um und sah hinter sich Ruiza stehen. Die Haare nass, nur ein Handtuch um die Hüften. Wie lange stand er schon dort? Sein Blick war kalt. Wanderte erst von Kyo zu Hizumi und dann wieder zurück. Dann räusperte er sich, verschränkte die Arme und holte tief Luft. Innerlich freute sich Hizumi schon auf das Donnerwetter, dass sich Kyo nun anhören durfte. Aber es kam anders als erwartet. „Geh!“ Hizumi zuckte zusammen und blickte Ruiza verwirrt an. Wieso lag dieser eisige Blick auf ihm? Er hatte doch nichts unrechtes getan oder gesagt! Warum wurde nicht Kyo sondern er weggeschickt? Verwirrt und auch ein wenig trotzig blieb er sitzen und blickte Ruiza fragend an, doch dieser schien seine Meinung nicht mehr ändern zu wollen. „Ich sagte geh! Hast du was an den Ohren? Da vorne ist die Tür!“ Fauchte der Jüngere ungehalten und deutete mit einer barschen Handbewegung gen Haustür. Hizumi spürte die triumphierenden Blicke Kyos, als er langsam aufstand. Es kostete ihn viel Mühe sich zu beherrschen und Ruiza nun nicht anzufahren. Er verstand nicht, was das nun sollte, aber er war in Ruiza Wohnung und wenn dieser ihn rausschmiss, dann blieb ihm eigentlich nichts anderes übrig als zu gehen, besonders da die Vorstellung von Ruiza verklagt zu werden wegen Hausfriedensbruch oder ähnlichem, nicht sonderlich schön war und so etwas wirklich zu dem Anderen passen würde. Viel schlimmer als Kyos Blick aber war, dass Ruiza ihm nicht die Ehre eines einzigen weiteren Blickes zu kommen ließ. Er wartete einfach, dass Hizumi seine Sachen zusammen getragen hatte und die Wohnung verließ. Wütend, mit einer Zigarette zwische die Lippen geklemmt, stampfte Hizumi zu seiner Wohnung zurück. Er fluchte leise mit sich selber, so dass er allerhand ängstliche Blicke zugeworfen bekam und die Leute auf der Straße ihm lieber freiwillig aus dem Weg gingen. Fluchend schloss er seine Wohnungstür auf, donnerte seine Tasche in eine Ecke und stand einige Sekunden einfach in der Mitte seiner Wohnung, nicht wissend, was er denn nun tun sollte. Gut, Fakten klären, war eine gute Idee. Er musste dringend in seinem Kopf aufräumen, denn momentan flogen die Gedanken nur so durcheinander, dass ihm der Kopf wehtat. Er hatte ihn rausgeschmissen. Ihm machte das einzig und allein daher so viel aus, da Kyo es ihm vorher, Sekunden vorher, prophezeit hatte. Er hätte Kyo keinen Glauben geschenkt, wenn das nicht passiert wäre. Kyo war eifersüchtig. Das war ihm klar. Es war natürlich, dass Kyo so reagierte und versuchte ihn und Ruiza auseinander zu bringen. Aber das Ruiza darauf einging, sprach eindeutig nicht dafür, dass er Liebe für ihn empfand. Wenn er davon ausging, dass Ruiza Kyos letzten Worte mitbekommen hatte, also nun wusste, dass Kyo etwas für ihn empfand und ihn daraufhin rausgeschmissen hatte, dann sprach das alles dafür, dass es für ihn wirklich an der Zeit war aufzugeben. Ruiza hatte die Wahl gehabt. Kyo oder Hizumi und hatte sich für Kyo entschieden. Es gab keinen Grund mehr, jetzt weiter zu kämpfen. Er hatte sich bemüht, nicht nachgegeben, aber es hatte nicht gereicht. Hizumi seufzte. Man konnte sich halt nicht aussuchen wohin die Liebe fiel und dass er sich unbedingt in Ruiza verlieben musste, war nunmal Pech gewesen und dass Ruiza anscheinend keinerlei Liebe für ihn empfand, tja, das war dann anscheinend doppeltes Pech. Mehr tun, als nun würdevoll aufzugeben, konnte er nicht. Er blinzelte stark, als er spürte wie seine Augen zu brennen begannen. Nein, er würde jetzt nicht weinen, beschloss er und schlurfte lustlos zu einer Schublade. Aus der Schublade zog er einen Ordner und ließ sich mitten im Wohnzimmer auf dem Teppich nieder. Bilder. Tausende von Bilder. Werbeanzeigen mit Ruiza, aus Modezeitschriften ausgeschnitten, im Internet gefunden und ausgedruckt, von Plakatwänden abfotografiert. Alles was er über ihn gefunden hatte, hatte er hier gehortet. Teilweise waren die Bilder nicht mal so hoch, wie sein Daumen es war, aber trotzdem hatte er sie sorgfältig ausgeschnitten und aufbewahrt. Langsam befreite er alle Bilder aus den Schutzfolien in die sie gepackt waren und nach kurzer Zeit saß er in Mitten von kleinen Bildern. Um ihn herum lag wahrscheinlich die größte Bildersammlung von Ruiza auf der Welt. Die Bilder erstreckte sich in einem Radius von vielleicht 2 Metern um ihn herum. Egal in welche Richtung er blickte, irgendwo strahlten ihn das geliebte Augenpaar entgegen. Er sollte diese Bilder wegschmeißen. Das wäre der erste Schritt zum Vergessen. Er fuhr mit dem Finger über einen großen Ausschnitt aus einer Modezeitschrift. Sein erstes Bild. Ruiza trug die Haare damals ebenso lang wie sie inzwischen wieder waren, denn zwischenzeitig hatte er sie kürzer gehabt. Aber auf diesem Bild jedenfalls, waren sie lang und sogar noch pechschwarz. Mit diesem Bild hatte er sich verliebt. Als er dieses Bild das erste Mal gesehen hatte, hatte er sofort gedacht, dass dieses Mädchen was besonderes war. Kein anderes Model hatte jemals so seine Aufmerksamkeit erregt. Er stand auf, das Bild in den Händen. Vorsichtig, darauf bedacht auf keines der Bilder zu treten, suchte er sich seinen Weg zum Sofa, ließ sich darauf nieder und betrachtete das Bild. Vergessen. Das war leicht gesagt, aber so weit war er bei weitem noch nicht. „So weit gekommen und am Ende stößt du mich nur noch härter von dir.“ Flüsterte und spürte, wie langsam doch die Tränen in ihm hochkamen. Hizumi hörte nicht mehr, wie die Tür in seiner Wohnung aufgeschlossen wurde und jemand hineintrat, da er zu diesem Zeitpunkt schon, mit leicht geröteten Augen und das Bild umklammernd, eingeschlafen war. Ruiza schloss die Tür hinter sich und legte den Zweitschlüssel auf eine Komode. Eigentlich hatte er klingeln wollen, sich aber dann dagegen entschieden, bezweifelnd, dass Hizumi ihm geöffnet hätte. Da er einmal hatte beobachten können, wo Hizumi seinen Ersatzschlüssel versteckte, hatte er ihn einfach aus dem Versteck hervorgeholt und die Wohnungstür geöffnet. Nun stand er im Wohnzimmer, da diese Wohnung keinen Flur besaß und man so direkt in dem Wohnzimmer ankam, wenn man sie betrat. Schmuddelig wie eh und je. Es war ja nicht so, dass Hizumi besonders unordentlich war, eher im Gegenteil. Aber Ruiza gefiel diese Wohnung einfach nicht. Sie war klein und alt und egal wie schön man sie einrichtete, man sah es ihr auch an. Aber heute war noch ein Faktor dazugekommen. Heute schien Ruiza die Wohnung erstaunlich unordentlich. Normalerweise lag nichts auf den Boden, jedenfalls wenn Ruiza kam und heute… Er sah sich stirnrunzelnd um. Drumherum war es ordentlich. Nur an dieser einen Stelle im Wohnzimmer waren unkoordiniert Bilder ausgeteilt. Langsam trat er näher, in den Kreis rein, dort wo vorher Hizumi auf den Boden gesässen hatte, als er die Bilder betrachtete. Er kannte die Bilder. Natürlich kannte er sie. Jedes dieser Bilder stellte die selbe Person dar. Nämlich ihn selber. Er hockte sich hin und betrachtete wortlos diese unglaubliche Sammlung. Er musste feststellen, dass Hizumi keine Kinderbilder von ihm hatte. Er hatte anscheinend nicht bemerkt, dass er schon seit der Einschulung modelte. Aber das hatte er ausgeglichen, indem er die unwichtigste Anzeige mit Ruiza ausgeschnitten hatte. „Er ist verrückt…“ Murmelte Ruiza tonlos und erhob sich vom Boden, blickte zu Hizumi der immer noch auf dem Sofa lag und schlief. Sein Blick fiel auf den Magazinsausschnitt, um welchen sich Hizumis Hände klammerten. Leise, hoffend, dass er Hizumi nicht weckte, kam er näher zu ihm, löste Hizumis Griff um das Bild und nahm es ihm aus der Hand. Ein altes Bild. Er hatte noch schwarze Haare, wirkte relativ weiblich. Es war ein Auftrag gewesen, für den er wenig Geld bekommen hatte. Der Designer war nicht so bekannt gewesen. Er seufzte leise. Sein Blick fiel wieder auf Hizumi, auf die gerötete Augen. „Du hast geweint… Du bist wirklich verrückt.“ Stellte er leise fest, hockte sich neben das Sofa, legte den Ausschnitt zu Boden und betrachtete Hizumi. Wartete einfach bis dieser aufwachte. Lange musste er nicht warten. Anscheinend schien Hizumi das Bild zum Klammern zu fehlen, denn nach kurzer Zeit öffnete er seine Augen, sah sich suchend um und erstarrte beim Anblick von Ruiza. Er hatte sich zwar erhofft ihn zu sehen. Allerdings aber auf einem Bild und nicht real. Nicht jetzt. Er konnte sich jetzt nicht mit ihm konfrontieren. Das war ihm zu hart. Er war dafür noch nicht bereit. Er wollte noch nicht wissen, dass Ruiza nun mit Kyo zusammen war und dass das mit ihm nur ein Spaß gewesen war. „Wie kommst du hier rein?“ Wisperte er schließlich nach einigen Sekunden der Stille und blickte Ruiza kurz unsicher an, bevor er seinen Blick wieder senkte. „Ich weiß wo dein Zweitschlüssel ist.“ Ruiza stand auf und strich seine Kleidung glatt. „Du wolltest mit mir heute doch irgendwo hin! Also los, ich hab heute frei.“ Ungläubig blickte Hizumi zu Ruiza auf. Er hatte zwar mit Ruiza weggewollt, seinen todsicheren Plan durchführen, aber nun brauchte er das doch nicht mehr. Allerdings verhielt sich Ruiza fast so, als hätte sich nichts zwischen ihnen geändert. „Was ist mit Kyo?“ „Was soll mit ihm sein? Ich war nicht mit ihm verabredet. Wir haben das geklärt und jetzt gehen wir nun dahin, worauf du gestern noch bestanden hast, oder nicht? Wenn nämlich nicht, dann such ich mir andere Pläne für heute!“ Ruiza klang ziemlich entnervt und unterstützte diesen Eindruck nur noch damit, dass er die Arme vor der Brust verschränkte und Hizumi mit einem auffordernden, drängelnden Blick anschaute. Hizumi war verwirrt. Dies war keine eindeutige Antwort. Er schwieg einen Augenblick, musterte Ruiza dann forschend und schüttelte dann leicht den Kopf. Er war sich sicher, dass Ruiza dem Thema auswich. Das war pure Absicht. Ruiza wusste genau, dass er wissen wollte, wie es nun um sie stand, aber er wollte ihm nicht antworten. Nun, wenn er es ihm nicht sagte, dann würde er sich wo anders die Antwort suchen und da Ruiza anscheinend ja auch so darauf bestand, dass er ihn zu diesem Ort brachte, dann sollte er seinen Willen bekommen. So waren sie dann letztendlich beide glücklich. „Gut. Du brauchst nichts mitzunehmen. Ich geh mich kurz fertig machen und dann können wir los.“ Murmelte er schließlich und erntete einen dankbaren Blick von Ruiza, bevor er aufstand und ins Bad ging um sich fertig zu machen. Ruiza wusste noch nicht, was ihn erwartete und so sollte es auch möglichst lange noch bleiben. Hizumi lächelte zufrieden bei dem Gedanken, dass er bald Hundertprozentig wusste, ob Ruiza ihn liebte. Während Hizumi im Bad beschäftigt war, blieb Ruiza ihm Wohnzimmer. Still saß er auf dem Sofa, ließ seinen Blick schweifen. Diese Mengen an Bildern. Das war unglaublich. Es waren teilweise sogar schon ältere Bilder. Wie lange war Hizumi denn schon in ihn verliebt? Diese Bilder führten ihm erstmal richtig vor Augen, wie ernst es dem Anderen war. Auch die verheulten Augen, waren ein Zeichen dafür, dass es Hizumi sehr schwer aufnehmen würde, wenn er ihn abservierte. Ruiza schluckte und sah aus dem Fenster. Er wollte ihm nicht wehtun, aber was sollte er machen? Er war sich seiner Gefühle nicht sicher, dann war da noch die Sache mit Kyo und überhaupt, konnte er eine richtige Beziehung führen? Wenn er so darüber nachdachte, dann hatte er noch nie eine Beziehung geführt, in der es um Liebe ging. Hizumi war anders als seine bisherigen Freunde, denn er erwartete mehr als bloß körperlichen Kontakt und er wusste nicht, ob er ihm so etwas geben konnte. Er musterte noch einmal das Bild was sich dort vor ihm auf den Boden bot und atmete tief durch. Entweder war Hizumi verrückt, die Wahrscheinlichkeit, dass er es war, war sehr hoch aufgrund seiner Familie, oder er war einfach hoffnungslos in ihn verliebt. Er hatte gehört, dass Liebe schwer wäre, aber nun durfte er es am eigenen Leibe mit erleben. Zwar nicht auf dem üblichen Weg, nämlich das man jemanden liebte, aber nicht wusste wie es um die Gefühle des Anderen stand, sondern andersrum. Er wusste wie es in Hizumi aussah, aber nicht wie in ihm selber und das fand er viel beängstigender. „Wir können los.“ Ruiza blickte zu dem Anderen, welcher gerade wieder den Raum betreten hatte, und nickte zustimmend. „Okay…“ Er stand auf, strich wieder aus Gewohnheit seine Kleidung glatt und folgte Hizumi aus der Wohnung. Er wusste nicht wohin Hizumi ihn führte, aber das war ihm auch egal, denn bei seinem Orientierungssinn, war es nicht verwunderlich, wenn nicht wusste wo er hinlief. Aber es hatte sich gebessert. Seitdem er versuchte selbstständiger zu leben, selber Sachen besorgen ging und alleine zu seinen Terminen kam, erkannte er manchmal sogar Orte wieder. Es war also nicht so, dass er ein Hoffnungsloser Fall war. Wahrscheinlich hatte er, wo er es schließlich nie benötigt hatte, diese Funktion einfach ausgestellt und vergessen und sich dafür immer auf andere Sachen zum Ausgleich konzentriert. Nun musste er das nur wieder erlernen, aber so schwer konnte das ja nicht sein. Schließlich gab es sogar Grundschüler die morgens alleine zur Schule fanden und nachmittags wieder zurück, dann sollte er das auch hinbekommen. Ruiza sah sich um. Inzwischen saßen er und Hizumi nebeneinander in einem Linienbus. Zwischen ihnen herrschte eine bedrückende Stille. Hizumi saß mit einem zufrieden, grimmigen Grinsen neben ihm und er wusste nicht so Recht, ob es jetzt klug von ihm wäre ihn anzusprechen. Aus irgendeinem Grund hatte sich Hizumis Stimmung geändert. Er schien irgendwie zufrieden, aber auch nervös. Seitdem sie losgegangen waren, hatte Hizumi nicht ein Wort zu ihm gesagt und normalerweise legte er es doch immer so auf Unterhaltungen an. Dadurch das Hizumi nichts sagte, hatte Ruiza natürlich auch seinen Mund gehalten, auch aufgrund Hizumis seltsamen Gesichtsausdrucks. Vielleicht wollte er ihm ja einen besonderen Ort zeigen, dachte Ruiza sich und blickte aus dem Fenster des Busses. Tatsächlich kam ihm die Umgebung bekannt vor, aber er wusste nicht genau wo er es einordnen sollte. Wenn Hizumi also einen zufriedenen Gesichtsausdruck hatte und dieser dadurch entstanden war, dass sie zusammen wohin gingen, dann musste es wohl mit dem Ort zu dem sie fuhren zu tun haben, denn vorhin war Hizumi ja noch am Boden zerstört gewesen. Eventuell wollte er ihm ja irgendeinen bedeutenden Platz zeigen. Vielleicht dort, wo sie sich das erste Mal getroffen hatten? Ruiza schnaubte und schüttelte leicht schmunzelnd den Kopf. Das wäre ja auch zu kitschig. Wenn Hizumi wirklich so etwas vorhatte, dann würde er in dieser Situation wahrscheinlich nicht mehr an sich halten können und laut loslachen. Hizumi riss ihn aus den Gedanken, indem er aufstand und ihm erklärte, dass sie die nächste Station raus mussten. Neugierig wo wie sich befanden, blickte er wieder aus dem Fenster, um entsetzt festzustellen, dass sie in seinem Geburtsort waren. Hier war er aufgewachsen, von hier war er geflohen. Verwirrt blickte er zu Hizumi, aber dieser schien den Blick nicht zu bemerken, sondern drückte stattdessen nur auf den Stopp-Knopf des Busses. Jetzt machte es auch einen Sinn, wieso er die Umgebung auf dem Weg hierher gekannt hatte. Diese Linie war er schon einmal gefahren, nämlich als er seine Eltern besucht hatte. Er hatte es nur nicht bemerkt, weil sie diesmal an einer anderen Station in den Bus gestiegen waren, als er das letzte Mal und er auch nicht drauf geachtet hatte, welche Buslinie es war. Zusammen mit Hizumi stieg er aus und sah sich draußen um. Wenigstens war es nicht sein Viertel. Hier in der Nähe sollte das Cafe sein, in welchem Uruha arbeitete. Glaubt er jedenfalls. Er war niemals dort gewesen. Uruha hatte ihm nur beschrieben wo es war und nach dieser Beschreibung müsste es hier irgendwo sein. Sein Elternhaus war ungefähr 10 Minuten Fußmarsch von hier, was ihn ein wenig beruhigte, denn er wollte nicht wirklich seiner Mutter oder gar seinem Vater über den Weg laufen. Er folgte dem Älteren durch die Straßen, die ihm zwar bekannt vorkamen, aber er wusste nicht genau wo sie hinliefen. Was ebenfalls nicht wirklich verwunderlich war. Er war sehr lange nicht mehr hier gewesen. Alle Besuche dieser Gegend waren so ausgefallen, dass er so kurz wie er es hinbekam bei seinen Eltern gewesen war und dann wieder zurück fuhr. Für die Umgebung hatte er da nie sonderlich viel Zeit gehabt, auch kein Interesse dran. Seine Schulzeit hatte er auch nie hier verbracht und als kleines Kind war er auch nicht der Typ gewesen, der mit Freunden draußen gespielt hatte. Ein paar Puppen und sein Zimmer hatten auch gereicht. So kam es, dass er sich hier gerade mal im engsten Radius um sein Elternhaus auskannte und nun nur ungefähr raten konnte, wohin sie gingen und in Richtung seines alten Gefängnisses war es sicherlich nicht. Erst als sie vor einem rosarotem Haus mit türkisen Blümchen hielten, wusste er wo sie waren. Ungläubig zog er eine Augenbraue hoch und blickte zu Hizumi, welcher neben ihn stand. „Du stellst mich deinen Eltern vor? Wie niedlich…“ Seine Stimme strotzte nur so vor Ironie, doch Hizumi ignorierte dies und wartete einfach, dass ihnen jemand die Tür öffnete. Sein Vater öffnete, musterte sie beide leicht misstrauisch und ließ sie dann stehen, erwartete einfach, dass sie der stummen Aufforderung folgen würden und das Haus betraten. Verwirrt starrte Ruiza dem stummen Mann hinterher und warf Hizumi einen fragenden Blick zu, natürlich nicht im Bilde über Hizumis genaueren Familienumstände. Aber auch das ignorierte Hizumi, wohl wissend, dass er Ruiza damit aufregte und betrat das Haus. Brav zog er seine Schuhe aus und tauschte sie gegen Hausschuhe, hing seine Jacke auf und wartete, dass Ruiza es ihm gleich tat. Ein Trampeln auf der Treppe kündigte seine Mutter an, die in gewohnter Manier durchs Haus hetzte. „Hallo Schatz, was machst du hier? Willst du Shizumi besuchen? Er ist oben in seinem Zimmer.“ Kaum hatte sie den Satz beendet, war sie schon wieder verschwunden und in Ruizas Augen zeichnete sich immer mehr Ungläubigkeit ab. Doch das war leider noch nicht genügend Familienschock für Ruiza. Einige Sekunden später, also nicht mal genügend Zeit für ihn um das gerade Gesehene zu verarbeiten, tauchte Shizumi am oberen Fuß der Treppe auf, als hätte er von ihrem Dasein gewusst und sah zu ihnen nieder, eine Augenbraue gehoben, auf eine Erklärung wartend. „Ahm…hi Shizumi. Das ist Ruiza.“ Hizumi deutet auf den Jüngeren neben sich und erntete ein seichtes Nicken seitens Shizumi. Kurz bevor er noch was sagen konnte, seufzte Shizumi auf und winkte ab. „Schon okay, wie du willst. Ich halte das zwar für idiotisch. Aber wie ich sehe kann ich dir deinen Plan eh nicht ausreden. Komm hoch!“ Der letzte Satz war an Ruiza gerichtet, welcher mit einem imaginären, hüpfenden, neongelben Fragezeichen über dem Kopf neben Hizumi stand. Da weder Hizumi noch dessen Bruder sich anschickte ihm was zu erklären, fügte sich Ruiza seinem ungewissen Schicksal und folgte der Aufforderung, stieg also zu Shizumi die Treppe hoch. Hizumi blieb und stehen, sah ihm nach, bevor er dann das Wohnzimmer suchen ging. Er wollte die beiden alleine lassen. Ihnen genügend Zeit lassen, sich ein wenig zu unterhalten und Shizumi die Gelegenheit herauszufinden, was Ruiza ihm verschwieg. Herauszufinden, wie Ruizas Gefühle für ihn waren. Er konnte nicht mehr warten. Dieses Spiel welches Ruiza mit ihm trieb gefiel ihm nicht und er wollte nun endlich Gewissheit haben. Es war sicherlich unfair es auf diesen Weg zu machen, aber die Zeit hatte ja gezeigt, dass es auf die natürliche Art nicht funktionierte. Also musste er zu härteren Mitteln greifen. Oben bei Shizumi angekommen, folgte Ruiza diesem erstmal wortlos. Dieses Haus war verblüffend. Von außen wie von innen. Und es wurde von Minute zu Minute unglaublicher. Erst hatte ihnen ein stummer Mann die Tür geöffnet. Er hatte die Tür geöffnet sie angestarrt, vielleicht einige Augenblicke nachgedacht ob sie Zeugen Jehovas waren und ob er sie reinlassen durfte, dann offenbar beschlossen, dass das eine zu schwere Entscheidung für ihn war, aufgegeben und war einfach weggegangen. Er hatte ihnen die Entscheidung überlassen, ob sie nun mit ihm über Gott und die Welt sprechen wollten oder nicht. Hizumi war allerdings der Meinung gewesen, es wäre normal, denn er hatte darauf nicht besonders reagiert. Kaum war der eine Stumme verschwunden, kam ein Elefant von Frau runtergestürmt. Na ja, Elefant von Frau stimmte nicht wirklich. Sie war klein, schlank und hübsch, allerdings auch energisch und laut gewesen. Der Hut voller bunter Federn auf ihrem Kopf und Hammer und Türklinke in ihrer Hand hatten sie noch zusätzlich seltsam wirken lassen. So schnell wie sie erschienen war, war sie auch wieder verschwunden. Zu guter Letzt war der kleine Bruder Hizumis oben erschienen, nicht im geringsten überrascht über ihr erscheinen, obwohl sie doch spontan vorbei gekommen waren. Doch das Beunruhigenste überhaupt an allem war eigentlich das Innere des Hauses. Gerade eben war er mit Shizumi durch einen Flur gegangen, an dessen Wände schwarz-weiße Kringel gepinselt waren, die irgendwie hypnotisieren wirkten und hatte eine Brücke über einen Goldfischteich überquert, welcher in den Boden des Flures im ersten Stock eingelassen war. Wie das zu Stande gekommen war, wollte er gar nicht erst wissen. Er wollte auch nicht wirklich wissen, wie es im Rest des Hauses aussah, denn umso mehr er sah, desto suspekter wurde ihm alles. Nun saß er mit Shizumi in dessen Zimmer und sie unterhielten. Er hatte erleichter festgestellt, dass Shizumis Zimmer relativ normal war, bis auf Pendeltreppe in der Ecke vielleicht, die zu sowas wie einer Falltür in der Decke und angeblich zum Klo führte, wie Shizumi ihm erklärt hatte. Diese Treppe war so seltsam, da er von außen feststellen hatte können, dass das Haus keinen weiteren Stock mehr besaß und er nun nicht ganz sicher war, wie dort oben denn das Klo sein konnte. Aber wenn er an seine bisherigen Erkenntnisse dachte, dann konnte er sich vorstellen, dass oben auf dem Dach einsam und verlassen ein Klo stand auf welches Shizumi dann ging, wenn er dringend mal musste und Ruiza beschloss, dass er hier nicht auf Klo gehen würde, egal wie stark die Natur nunmal riefe. Das konnte warten. Er würde sich jedenfalls nicht dort oben hinhocken. „Du weißt nicht wieso er dich hierher geschleppt hat.“ Ruiza blickte auf und sah Shizumi fragend an. Er wusste nicht genau, ob er darauf antworten sollte, denn eigentlich hatte es sich bei diesem Satz seitens Shizumi mehr um eine Feststellung gehandelt, als um eine Frage. „Du brauchst nicht antworten, ich weiß eh, dass du es nicht weißt.“ Shizumi grinste selbstzufrieden und sah Ruiza gleichzeitig mitleidig an. „Du weißt es nicht und hältst das alles für ein großen Witz. Bisher jedenfalls.“ Shizumi setzte sich Ruiza gegenüber und lehnte sich zurück, bevor er weitersprach. „Also sag ich es dir.“ Shizumi ignorierte vollkommen den leicht sarkatischen Gesichtsausdruck Ruizas, welcher sich gerade fragte ob Shizumi überhaupt mitbekommen hatte, dass er inzwischen noch kein Wort gesagt hatte und dass das Gespräch eigentlich bloß von Shizumi alleine bestritten wurde. „Er will, dass ich für ihn herausfinde, ob du in ihn verliebt bist.“ Ruiza zog eine Augenbraue hoch, während Shizumi aufgestanden war und in einer Schublade suchte. „Gummibärchen?“ Shizumi streckte Ruiza die Tüte hin und pickte sich selber schnell all die roten Bärchen raus. Ruiza schüttelte den Kopf. „Nein, danke. Du sollst herausfinden, ob ich ihn liebe?“ Er lachte leise und beobachtete misstrauisch, wie Shizumi sich wieder setzte und sich rote Gummibärchen in den Mund schob. „Wieso denkt er, dass ich es dir erzählen würde, wenn ich es nichtmal ihm sage? Besonders, wo ich dir leider mitteilen muss, dass deine Taktik nicht besonders intelligent ist.“ Er lächelte süffisant, doch Shizumi zeigte sich unbeeindruckt und fischte sich inzwischen die gelben Gummibärchen aus der Tüte. „Er denkt nicht, dass du mir was erzählen würdest. Du hast mir nicht richtig zugehört. Ich habe gesagt, dass er will, dass ich es herausfinde. Nicht, dass du mir das einfach so erzählst. Das ist etwas völlig anderes.“ Shizumi warf einen enttäuschten Blick in die Gummibärchentüte, musste feststellen, dass es keine gelben und roten Gummibärchen mehr gab und legte die Tüte zur Seite. Erst dann ließ er seinen Blick wieder zu Ruiza schweifen, welcher ihn mit einem schrecklich ungläubigen Blick bedachte. „Gut, wenn du das jetzt nochmal so erklärst, dass auch ich es verstehe, dann wären wir schon mal sehr viel weiter. Schließlich willst du doch wissen wie es um meine Gefühle steht und wenn du mich restlos verwirrst, dann wird daraus wahrscheinlich nichts.“ Keine Reaktion von Shizumi. Die Selbstsicherheit des Jüngeren verwirrte Ruiza von Minute zu Minute mehr. Er hatte nun irgendeine Reaktion von ihm erwartet. Ein Seufzen, Aufsetzen und dann der Ansatz ihm zu erklären was er meinte beispielsweise. Aber Shizumi saß ihm bloß gegenüber, sah ihn an und schien sich nicht sicher zu sein, ob er nun antworten sollte oder nicht. Als Ruiza für Shizumi deutlich sichtbar ungeduldig wurde, rang er sich doch dazu durch etwas zu sagen. „Dass dann daraus wahrscheinlich nichts wird, ist gut.“ Shizumi schmunzelte. „Ich weiß schließlich schon alles was ich wissen sollte. Daher…möchtest du noch was mit mir plaudern oder sollen wir diese Sitzung sofort beenden?“ Ruiza schwieg. Er wusste nicht, was er nun darauf antworten sollte. Diese dünne Person die dort vor ihm saß, behauptete, dass sie wisse wie es in seiner Gefühlswelt aussah und schien sich dessen auch noch noch total sicher zu sein. „Das ist ein Scherz, oder?“ Murmelte er also etwas später und schüttelte nochmals den Kopf, als Shizumi ihm die übrig gebliebenen grünen Gummibärchen anbot. Shizumi schüttelte ebenfalls bloß den Kopf um auf die Frage zu antworten und legte die Tüte zur Seite. „Die heb ich dann mal für Ruka auf. Da freut er sich.“ Darauf ging der Ältere nicht ein, überhörte den Kommentar sogar völlig, denn mit seinen Gedanken war er momentan sowieso ganz wo anders. Shizumi dachte also, dass er seine Gefühle verstand. Er war zwar der Ansicht, dass es kein Scherz war, aber das bedeutete ja trotzdem nicht, dass er tatsächlich wusste ob Ruiza Hizumi nun liebte oder nicht. Denn erstens war Ruiza der Meinung, dass es völlig unmöglich wäre, dass Shizumi wusste wie er fühlte. Woher denn auch? Sie hatten ja kaum ein Wort miteinander gewechselt. Sie hatten sich nicht unterhalten, sich sogar erst einige Minuten vorher kennengelernt. Und selbst wenn sie sich unterhalten hätten oder sich schon etwas länger kannten, konnte Shizumi immer noch nicht in seinen Kopf oder besser in sein Herz schauen, so dass es völlig ausgeschlossen war, dass er es jemals herausfand. Zwar hatte Kyo ja behauptet, dass man nichts vor Shizumi geheim hallten konnte und er alles wisse, aber das war lächerlich. Shizumi war nunmal ein Mensch und wenn Ruiza das richtig mitbekommen hatte, dann konnten Menschen weder Gedanken lesen, noch sonst irgendwie in das Innere anderer schauen. Von Röntgen und ähnlichen ärztlichen Mitteln mal abgesehen. Und zweitens konnte er es schon gar nicht wissen, weil um das herauszufinden hätte er ja wissen müssen, wie Ruiza darüber dachte und da Ruiza dies selber nicht wusste, konnte ihm auch niemand diese Information abluchsen. Tatsächlich, wenn man Ruiza gefragt hätte, ob er Hizumi liebte und er ehrlich geantwortet hätte, und die Chance, dass er so etwas tun würde, war sehr gering, dann hätte er jedenfalls zugeben müssen, dass er es nicht wusste. Momentan fühlte er sich eher von Hizumi unter Druck gesetzt und wenn das so weiterging, dann befürchtete er, dass er es niemals herausfinden konnte. Wahrscheinlich, so dachte er, war er sogar unfähig jemanden zu lieben. Ruiza schreckte zurück, als er plötzlich das schmale Gesicht von Shizumi direkt vor sich sah. Shizumi lächelte und legte ihm väterlich eine Hand auf die Schulter. „Keine Angst. Du wirst es bald herausfinden.“ Ruiza wischte sich die Hand von der Schulter, setzte sich gerade auf und reckte das Kinn in die Höhe. Er brauchte keine Bevormundung von einem, ja…wie alt war Shizumi wohl? Ruiza sah ihn abschätzend an. Jedenfalls brauchte er keine Bevormundung von einem eindeutig Jüngeren. „Ja, spätestens wenn du es ihm sagst, nicht wahr?“ Shizumi schien die spitze Bemerkung nichts auszumachen, sondern zuckte nur mit den Schultern, während er sanft lächelte. Hizumi saß auf dem Sofa. Er hatte das Wohnzimmer gefunden. Na ja, eigentlich hatte nicht wirklich er es gefunden. Nachdem er hilflos einige Zimmer abgeklappert hatte, im Bad, der Küche, Abstellkammer und dem neuen Wintergarten gelandet war, hatte er einen beschäftigt wirkenden Handwerker angehalten und sich den Weg auf ein Stück Papier zeichnen lassen. Mit dieser Karte hatte er dann das Wohnzimmer gefunden und mit diesem auch seinen Vater, welcher auf dem Sofa saß, Zeitung las und vor sich hinschwieg. Ein normaler Zustand also. Hizumi hatte sich neben ihn gesetzt, eine Zigarette gezückt, woraufhin sein Vater stumm auf ein Schild über den Sofa gedeutete hatte, auf welchem eine Zigarette abgebildet war, durch welche sich unverschähmterweise ein roter Strich zog und ihm so signalisiert, dass Rauchen seit neustem in ihrem Haus verboten war. Wenn Shizumi und Ruiza fertig waren, sollte er Shizumi mal fragen, wieso sie hier nicht mehr rauchen durfte. Irgendeinen absurden Grund hatte das sicherlich, denn so wie er seine Familie kannte, war es bestimmt nicht weil Rauchen ungesund war, oder weil der Rauch irgendjemanden störte. Ja, das würde er Shizumi fragen müssen, direkt nachdem er wusste ob Ruiza ihn liebte oder nicht. Zufrieden steckte Hizu seine Kippen wieder in die Tasche. Wenn er solche Aussichten hatte, dann verzichte er gerne darauf den grauen Rauch zu inhalieren. Selbst wenn sich langsam wirklich wieder seine Sucht meldete. Einfach an Ruiza denken, dann würde er die Zeit hier überstehen ohne heftige Entzugserscheinungen. So saßen Vater und Sohn stillschweigend nebeneinander. Das einzige Geräusch das ab und zu in dem Zimmer zu hören war, rührte daher, dass Hizumis Vater die Zeitung umblätterte und das sonst so leise Geräusch schien in der Stille des Raumes unglaublich laut. Leicht gelangweilt wackelte Hizumi mit den Zehen, spielte mit den Fingern, kaute auf seiner Unterlippe, malte auf seine Wegbeschreibung, schielte in die Zeitung seines Vaters und erfuhr, dass ein Hamster vermisst wurde und der, der ihn finde 1 Millionen Yen Finderlohn erwartete und dachte an die Massen von Hamstern die nun wahrscheinlich zu der angegeben Adresse gebracht wurden. Irgendwas musste er nun tun. Er saß wahrscheinlich gerade mal eine Minute hier und er war schon die Unruhe in Person. Er konnte nicht einfach so untätig hier rumsitzen, während Shizumi gerade herausfand, ob die Person die er anbetete, von ganzem Herzen begehrte, ebenso für ihn empfand. Er schielte zu seinem Vater, welcher neben ihm saß. Es war wahrscheinlich eine dumme Idee, aber wenn Ruiza ihn liebte, dann würden sie es eh bald herausfinden. Warum also nicht schon hinter sich bringen? Besser erstmal die Reaktion seines Vaters beobachten, bevor er seine Mutter damit konfrontierte. Denn deren Reaktion würde sicherlich sehr viel lauter werden, als die seinen Vaters, da leiser sein als er, nicht wirklich möglich war. „Papa? Ich bin schwul.“ Gespannt beobachtete Hizumi seinen Vater, der noch seelenruhig die Seite zuende las, dann die Zeitung zur Seite legte, langsam den Kopf hob und ihn dann abwartend ansah. Gott, wenn Hizumi bloß wüsste, was dieser Blick nun aussagen sollte. Glaubte er ihm nicht? Wollte er vielleicht eine Erklärung? Oder auch mehr Details? „…der junge Mann, den ich mitgebracht habe. Ich liebe ihn…“ Erklärte er also weiterhin. Erstaunlich wie fest seine Stimme war. Er fühlte sich auch nicht sonderlich unsicher. Ok, es war etwas rätselhaft ob sein Vater ihn wirklich verstanden hatte, denn es kam natürlich wieder keine Reaktion die Hizumi verstand, aber das hatte er auch nicht erwartet. Jedenfalls nicht, wenn sein Vater keine große Abneigung dagegen hatte. Er wusste wenn sein Vater wütend oder aufgebracht war. Die einzigen Gesichtsausdrücke seines Vater, die er wirklich deuten konnte. Also konnte er wenigst mit Sicherheit behaupten, dass sein Vater es wenigstens zu akzeptieren schien. Ob es ihm nun gleichgültig war, er sich für ihn freute oder was auch immer, dass konnte er nicht wirklich sagen. Noch etwas, was er Shizumi fragen sollte. Da wären sie schon bei zwei Sachen. Shizumi nach dem Rauchverbot und Vaters Meinung fragen. „Er heißt Ruiza und ist Model.“ Fuhr er fort. Wenn sein Vater nicht reagierte, konnte er ja weiter erzählen, es schien ihm ja nichts auszumachen. Außerdem konnte er darauf vertrauen, dass sein Vater nichts rumerzählen würde. Eine Tratschtante war er nun wirklich nicht. „Ich weiß noch nicht, ob er mich auch liebt. Aber…“ Hizumi lächelte bei dem Gedanken. „…in ein paar Minuten werde ich es wissen. Gott sei Dank, ich weiß nicht, ob das noch viel länger ausgehalten hätte, in der Ungewissheit zu leben.“ Zufrieden lehnte sich Hizumi zurück und bekam nur aus den Augenwinkeln mit, wie sein Vater sich gerade aufsetzte und ihn musterte. „Du hast Shizumi gebeten, für dich herauszufinden, ob Ruiza dich liebt?“ Hizumi lehnte zufrieden im Sessel. Lächelte und träumte vor sich hin. Es dauerte einen Moment bis Hizumi begriff, dass außer ihm und seinem Vater niemand im Raum war und da er nicht gesprochen hatte, dass eben gesagt von seinem Vater stammen musste. Erschrocken japste Hizumi und sprang in die Höhe. Mit weit aufgerissenen Augen sah er auf seinen Vater nieder, der immer noch auf der Couch saß. Das war eine Halluzination. Eine andere Erklärung gab es dafür nicht. Sein Vater sprach nicht. Er hatte während seines ganzen Lebens seinen Vater einmal reden hören und das war am Telefon gewesen und nicht mal mit ihm. Sein Vater hatte, so weit er sich entsinnen konnte, noch niemals mit ihm geredet. Also, es war beschlossene Sache. Ab heute passte er in seine Familie. Er hatte Halluzinationen. Er war verrückt. „Ich hätte dich nicht für so rücksichtslos gehalten, Hizumi! Du musste Ruiza die Chance geben seine Gefühle freiwillig preiszugeben. Über deinen Bruder herauszufinden, ob er dich liebt oder nicht, ist unfair Ruiza gegenüber. Du weißt, dass Ruiza bei Shizumi keine Chance hat es ihm zu verheimlichen. Seine Gefühle werden also gegen seinen Willen offenbart, was für ihn bestimmt sehr verletzend ist. Die Gefühle einer jeden Person sind kostbar und man sollte nicht so mit ihnen spielen.“ Perplex starrte Hizumi seinen Vater an, direkt in dessen dunkelbraunen, fast schwarzen Augen, die ihn vorwurfsvoll musterten. Erst nachdem er verdaut hatte, was hier gerade passierte und er den Sinn der Wörter erfasst hatte, war er im Stande zu antworten. Auch erst dann baute sich Wut in ihn an. „Und was ist mit meinen Gefühlen? Mit denen darf man also spielen? Seit Wochen spielt Ruiza mit mir, weiß um meine Gefühle, sagt mir aber nicht. wie es mit ihm ist. Wenn ich ihn gerade aufgegeben habe, dann kommt er wieder und macht mir Hoffnung. Weißt du wie weh mir das tut? Ich halte das nicht mehr aus. Ich will jetzt endlich wissen, ob er mich liebt oder nicht. Es gibt keinen anderen Weg es herauszufinden. Glaub mir, ich habe es versucht. Jedem Gespräch, das ich versuche mit ihm anzufangen, weicht er aus. Ich glaube die Sätze die wir seit dem Beginn unserer „Beziehung“, wenn man das so nennen kann, miteinander gesprochen haben, kann man an einer Hand abzählen. Und deren Inhalt war meistens bloß der Art, dass er mich auf den Balkon geschickt hat, wenn ich rauchen wollte!“ Aufgebracht hatte er es tatsächlich geschafft all dies in einem Atemzug zu sagen. Aber nachdem er wieder auf das Rauchen gekommen war, meldete sich sogleich wieder seine Sucht, natürlich auch teilweise deswegen, da er gerade aufgebracht war und Rauchen ihm half sich zu beruhigen. Hizumi atmete tief durch um sich zu beruhigen, wartete einen Moment auf eine Antwort von Seiten seines Vater und musste feststellen, dass dieser ihn nur mit einem ernsten Blick musterte. Obwohl Hizumi sonst nie sagen konnte, was seines Vaters Blicke bedeuten sollte, hatte er dieses Mal die Aussage auf den Punkt genau erfasst. Dieser ernste Blick sollte wohl einfach heißen, dass er seine Meinung geäußert hatte und trotz Hizumis Argumente noch immer hinter ihr stand. Er wollte ihm damit sagen, dass egal was Hizumi auch sagte, sein Handeln falsch gewesen sei. Verärgert holte Hizumi wieder Luft um seinen Standpunkt zu verteidigen, doch genau in diesem Moment öffnete sich dir Tür und Shizumi trat ohne Ruiza im Schlepptau herein. Hizumi fuhr herum und starrte ihn an, während sein Vater einfach wieder die Zeitung in die Hand nahm, diese aufschlug und erleichtert wieder anfing zu lesen. „Wow. Du hast das Wohnzimmer gefunden.“ Hizumi nickte zur Bestätigung. Er bekam nicht wirklich ein Wort heraus. Kaum hatte Shizumi das Zimmer betreten, klopfte ihm das Herz bis zum Hals. Zu guter Letzt würde er erfahren, was Ruiza für ihn empfand. Egal, was sein Vater sagte, er musste es jetzt wissen. „Und? Was hast du herausgefunden?“ Ungeduldig sah Hizumi seinen kleinen Bruder an, welcher mit dem Blick ihren Vater fixierte und die Stirn gerunzelt hatte. „Seltsam…“ Kommentierte Shizumi die Entdeckung, welche er gerade gemacht hatte und schenkte erst danach Hizumi seine Aufmerksamkeit. Dieser war schon total verzweifelt von der ersten Aussage, da er nicht mitbekommen hatte, dass sie nicht an ihn gerichtet war. „Seltsam? Was ist seltsam?“ Fragte er also noch einmal hibbelig nach, während er seine Finger ineinander krallte. Shizumi seufzte schwer und brachte Hizumi damit schon fast ins Grab. Der Ältere, gespannt auf jede Information, deutete das Seufzen sofort als sein persönliches Unglück, welches seinem Bruder so schwer fiel ihm mitzuteilen: Ruiza liebte ihn nicht. Er würde bald mit ihm Schluss machen. Das Leben konnte so schrecklich sein. Hizumi war schon dabei sich gedankenlich auszumalen, in was für einer schrecklichen und ungerechten Welt sie lebten und das vor allem er, die Unschuld in Person am schlimmsten behandelt wurde, wo er doch nur ein armes wehrloses Opfer war, als Shizumi energisch seine Gedankengänge unterbrach: „Würdest du bitte mal aufhören in Selbstmitleid zu zerfließen?! Ich hab doch noch gar nichts gesagt.“ Augenblicklich flackerte erneut Hoffnung in den dunklen Augen des älteren Bruders auf, als er Shizumi ansah und wartete auf die so lange gehoffte Information. „Hizumi, es tut mir leid, aber…“ Shizumi warf einen Blick zu ihrem Vater. „…ich kann es dir leider nicht sagen. Er hat ein Recht darauf es dir selber mitzuteilen.“ Er musste wohl noch länger warten. Entgeistert starrte Hizumi seinen Bruder an. Das war ja wohl ein abgekartetes Spiel! Erst fing sein Vater mit sowas an und dann auch noch Shizumi. Ein schlechter Scherz. Genau, das musste ein schlechter Scherz sein. Er hatte doch nicht Ruiza extra hierher geschleppt, um danach genauso ahnungslos wie vorher dazustehen.Warum wollte ihm partout nicht einer helfen? Hizumi spürte wie wieder Wut in ihm hochloderte, aber bevor er dazu kam, Shizumi zur Schnecke zu machen, betrat Ruiza den Raum. Shizumi ignorierte Hizumi prompt und drehte sich zu ihm um. „Und hast du das Bad gefunden?“ Die Natur hatte also doch nicht mehr warten können. Ruiza nickte, den Blick auf den aufgebrachten Hizumi gerichtet. Dieser schluckte die ungerechten Worte für Shizumi wieder runter und warf diesem dafür nur noch einen Blick zu, welcher äußerst tödlich hätte sein können. „Ich denke, wir haben hier alles erledigt, Rui. Lass gehen.“ Knurrte Hizumi wie ein Hund, dem man seinen Lieblingsknochen weggenommen hatte und verließ auch schon ohne eine Antwort abzuwarten den Raum. Ruiza blieb noch einen kleinen Moment lang bei Shizumi stehen und musterte diesen mit einem misstrauischen Blick. „Du hast mitgehört, nicht wahr?“ Shizumi lächelte und sah Ruiza mit einem unheimlich vergnügten Blick an. „Warum hast du es ihm nicht einfach gesagt?“ Ruiza verstand es nicht. Shizumi hatte die Chance gehabt, Hizumi zu sagen, ob er ihn liebte oder nicht und hatte es nicht getan. Er hatte lieber Hizumis Gefühle verletzt, als Ruizas. Obwohl Hizumi sein Bruder war und Ruiza nur ein Fremder. Shizumi lächelte immer noch als er antwortete: „Ich hätte es ihm gesagt, wenn ich ihm dadurch spätere Schmerzen hätte ersparen können.“ ~~~tbc~~~ Sooo, freut euch auf das letzte Kapitel! Es kommt bald! ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)