School of life von toto-Ro ================================================================================ Kapitel 40: 4.9 --------------- Endlich das neue Kapitel. Es ist ein klein wenig länger geworden, aber es geht ja jetzt wirklich, wirklich aufs ende zu, daher musste da auch einiges rein uund ein paar sachen konnte ich mir auch einfach nicht verkneifen. Auf meinem steckbrief hab ich übrigens aus versehen das falsche hochlad datum angegeben...^^° aber ich denke, das hat sich sowieso keiner angesehen, daher machts nix. Gut, dann viel spaß und danke~ ~~~4.9~~~How to steel God an angel~~~4.9~~~ Nach Luft schnappend wachte Sakito auf und starrte ins Schwarze. Er war nicht wegen eines Alptraums aufgewacht, sondern weil er schlicht und ergreifend kaum Luft bekam und er starrte ins Schwarze, weil sich Mini Mac auf sein Gesicht gelegt hatte. Er hob die Hände, schob seinen Kater runter auf die Brust und atmete erst einmal tief durch. Mit keinem Fell vor Mund und Nase war das Atmen gleich wieder viel leichter und sehen tat er nun auch etwas mehr. Er stupste Mini Mac ein wenig verärgert in die Seite. Er hatte gedacht, sein Kater hätte sich inzwischen abgewöhnt immer weiter nach oben zu wandern im Schlaf, bis er quasi auf Sakitos Gesicht lag. Mac ließ sich von Sakitos Stupser nicht aus der Ruhe bringen und schlief in aller Ruhe weiter. Sakito lugte an der Fellkugel auf seiner Brust vorbei zu Gaudi, der seinen Kopf auf Sakitos Bein gebettet hatte und ebenfalls seelenruhig schlief. Das sollte er selbst auch am besten tun, denn er war todmüde. Doch nun, da er schon mal wach war, fingen seine Gedanken wieder an zu kreisen. Er hatte auch am Abend zuvor schon lange gebraucht, bis er abschalten und einschlafen konnte und er war zu einem Schluss gekommen, der ihn nicht weiter brachte. Ganz im Gegenteil. Er machte es nur noch blöder. Denn Aki hatte Recht behalten: Er stand auf Bad Boys. Nachdem Karyu ihm quasi offen gedroht hatte, und ihm war klar zu was für einen Idioten ihn das machte, bekam er ihn nicht mehr aus dem Kopf. Er wusste zwar, dass er ihm nun wirklich aus dem Weg gehen sollte und er hatte in dem Moment auch tierische Angst gehabt, aber gleichzeitig hatte es seine Neugierde geweckt. Er wollte wissen, was hinter Karyus Fassade steckte. Er hatte inzwischen so viele unterschiedliche Seiten von Karyu gesehen, dass er nun wissen wollte, was davon wirklich real war. Wer war dieser Kerl wirklich? Sakito starrte die Decke seines Zimmers an und kraulte Mini Mac geistesabwesend hinter den Ohren. Vielleicht gab es ja an Karyu Seiten, die er kannte, die aber anderen bisher verborgen geblieben waren. Wie seine leichte Angst vor Hunden? Wer sonst an der Schule würde so etwas von einem Niemand-kennt-sie wissen? Wenn man von dem Rest der Gruppe absah wahrscheinlich niemand, wie der Name schon sagte. „Hab ich nicht Recht?“ Gaudi blinzelte und gähnte, während Mac nur kurz mit den Ohren zuckte. Mehr Antwort konnte Sakito um diese Uhrzeit wohl nicht erwarten. „Aber wie soll ich mehr über ihn herausfinden, wenn ich es nicht mehr wagen darf, mich den Niemand-kennt-sie zu nähern oder sie zu beobachten?“ Wieder nur ein Zucken. „Würde er es wirklich wagen, mir etwas anzutun? Und wenn ja, was könnte das sein?“ Inzwischen hatte sich Sakito nachdenklich aufgesetzt, Mini Mac wurde natürlich vorher von der Brust in den Schoß geschoben. „Andererseits... sie wollen ihren Ruf bewahren und ich will ihnen das wirklich nicht kaputt machen. Ich sollte ihren Wunsch dann wohl respektieren.“ In seinem Schoß streckte sich Mac, der von dem Geplapper wohl geweckt worden war, sprang vom Bett und trippelte in Richtung Zimmertür, die nachts für ihn immer einen Spalt offen stand, wahrscheinlich um sich einen Mitternachtssnack zu holen, während Gaudi schnell den frei gewordenen Platz nutzte und seinen Kopf in Sakitos Schoß legte. „Ihr seid mal wieder so gar keine Hilfe....vielleicht muss ich die Niemand-kennt-sie tatsächlich aufgeben“, murmelte Sakito und wusste gleichzeitig schon, dass ihm das noch sehr schwer fallen würde. Wer auch immer da oben den Zufall organisiert, ist entweder ein Amateur oder hat einen sehr schwarzen Humor. Dieser Meinung war jedenfalls Karyu, als er sich am Samstag Nachmittag gerade noch hinter einen Baum retten konnte, bevor ihn Sakito erblickt hätte. Seit er ihm gedroht hatte und außerdem mit dem Versuch begonnen hatte, sich Sakito aus dem Kopf zu schlagen, sah er ausgerechnet diesen überall. So langsam fand er das alles andere als lustig und auch ein wenig grausam. „Zufall? Ich glaube kaum!“, knurrte er sich selbst zu und lugte am Baum vorbei. Wie sollte er sich denn Sakito aus dem Kopf schlagen, wenn dieser überall da auftauchte, wo er sich gerade befand? In der Schule, na gut, da war es schon recht schwer sich aus dem Weg zu gehen. Aber außerhalb? War er in einem Café, kam kurz darauf Sakito hinein. Wenn er einkaufen ging, hatte zufällig auch gerade Sakito etwas von seinem spärlichen Taschengeld übrig zum Ausgeben, was nun wirklich sehr verdächtig wirkte. Und jetzt traf er ihn sogar noch auf offener Straße und dabei waren sie nicht mal in der Nähe seines Hauses. Denn die nähere Umgebung von Sakitos Haus mied Karyu seit der Drohung. Das Risiko Sakito zu treffen war einfach zu hoch. Andererseits musste er einsehen, dass Sakito anscheinend überall war. Vielleicht würde er Sakito überhaupt nicht mehr über den Weg laufen, wenn er sich in dessen Zimmer setzen würde. Das könnte man ja schon mal als Plan B nehmen. Sakito selber schien nichts mit diesen wirklich verdächtig geplant wirkenden Zufällen zu tun zu haben. Jedenfalls sah er sich nie suchend um, bemerkte Karyu meistens nicht mal und in der Schule schien er genauestens darauf zu achten, Karyu keinen Grund zu geben seine Drohung wahr zu machen. Er sah sie weder offen an, noch kam er ihnen räumlich betrachtet näher. „Gaudi ist zu Hause, du brauchst keine Angst zu haben...“ „Nebenbei...was ist Gaudi für ein seltsamer Name für einen Hund? Klingt wie eine Verniedlichung von Gauda und wer nennt seinen Hund schon nach einem Käse?“ Hatte er damit gut von sich und seinem zugegeben schlechten Versteck abgelenkt? Karyu war sich da nicht so sicher und stellte resigniert fest, dass Sakito ihn mal wieder in so einer Situation erwischt hatte. Verdammt, er hatte doch versucht gerade DIESE Eigenschaft von Tora nicht zu übernehmen, doch so wie es aussah, war er inzwischen ebenso auffällig. Jedenfalls hatte Sakito ihn entdeckt und Karyu selber hatte das erst bemerkt, als er schon vor ihm stand und mit ihm sprach, was eventuell weniger ein Zeichen dafür war, dass er besonders auffällig war, sondern eher dafür, dass Sakito unauffällig war. „Es ist keine Verniedlichung von Gauda. Er ist nach dem Katalanischen Architekten Antoni Gaudí benannt.“ „Ahso...“ Karyu hatte nichts mehr zu sagen. Außerdem dachte er lieber darüber nach, ob es wirklich notwendig war, dass er sich vor Sakito so blamierte, oder ob er das auch irgendwie umgehen könnte. Vielleicht hätte er sich nicht verstecken, sondern einfach gleichgültig tun und Sakito ignorieren sollen. „Warum versteckst du dich vor mir?“ Konnte er Gedanken lesen? Er hätte ihn tatsächlich einfach ignorieren sollen, obwohl...vielleicht hätte Sakito ihn dann auch angesprochen. Und dann? Moment...wieso sprach er ihn überhaupt an? „Warum sprichst du mich an?“ „Wieso nicht?“ War das nicht klar? Er hatte ihm gedroht? Musste er das jetzt wirklich wiederholen? Karyu sah Sakito fragend an. „Ach so...wegen der Drohung?“ Telepathie? „Ich dachte, da absolut niemand den wir kennen in der Nähe ist, tatsächlich sind wir vollkommen alleine gerade, gäbe es keinen Grund warum ich dich nicht ansprechen dürfte. Schließlich kann ich so keinen Ruf ruinieren.“ Sowie Karyu das sah, hatte er nun genau 2 Möglichkeiten: 1. Er konnte Sakito erneut drohen und diese Sache damit ein für allemal beenden oder 2. Er konnte zugeben, dass Sakito damit richtig lag. Denn schließlich konnte ein Ruf nur dann ruiniert werden, wenn sich irgendwo was gegenteiliges rumsprach und das klappte nun mal nicht ohne Zuschauer. Ihn sprach besonders Option 2 an. Das mochte wohl daran liegen, dass er bei dieser Wahl, Sakito nicht drohen musste. Er konnte nett sein, wenn auch nicht zu nett. Aber er hatte zumindest die Option Sakito nicht komplett zu verschrecken und er wusste eigentlich, dass Option 1 irgendwo gar keine Option wahr. Das würde er sowieso nicht wieder über sich bringen. „Entschuldige, aber bist du noch da? Redest du nicht mehr mit mir?“ Vorsichtig stupste Sakito Karyu an. Der Ältere brauchte ungewöhnlich lange um ihm zu antworten. Und dabei sah er eindeutig hin und hergerissen aus. Er hatte ihn anscheinend in eine unangenehme Lage gebracht, indem er ihn so auf offener Straße ansprach. Nervös stieg Sakito von einem Fuß auf den anderen und betrachtete seinen Gegenüber genau. Heute war es furchtbar leicht in Karyus Gesicht zu lesen. Nicht das es ihn störte, denn eigentlich gefiel ihm, was er da sah, doch ihm tat leid, dass er ihn anscheinend so aus dem Konzept gebracht hatte, dass er nicht mal mehr seine Fassade bewahren konnte. Es war vielleicht doch zu forsch von ihm gewesen, Karyu mitten auf der Straße aus dem Nichts heraus anzuquatschen. Andererseits, hätte er es nicht getan, hätte er nicht sagen können, wann die nächste Gelegenheit für ein Gespräch gekommen wäre. Es war schließlich seit der Drohung das erste Mal, dass er Karyu alleine begegnete. „Komm mit.“ Sakito fasste Karyu am Handgelenk und zupfte auffordernd daran, so wie er es mit Gaudis Leine tat, wenn er diesen zum Gehen anregen wollte. Er wusste nicht, ob das bei Menschen genauso funktionierte, aber einen Versuch war es wert. Wenn er mit Karyu reden wollte, dann mussten sie einen privateren Ort dafür finden. Ganz offensichtlich war Karyu momentan nicht in der Lage sich zu entspannen, solange sie auf der offenen Straße standen und damit Gefahr liefen jeden Moment von jemanden gesehen zu werden. Deswegen zupfte nun also Sakito an Karyus Handgelenk und setzte sich gleichzeitig in Bewegung. Und wider Erwarten folgte Karyu. Wie ein braver Hund ließ er sich von Sakito führen, der seinen Arm wie eine Leine lose in der Hand hielt. Er ließ Karyus Arm erst wieder frei, als sie in seinem Zimmer angekommen waren und Karyu sich wortlos umsah. „So. Niemand kann uns sehen, niemand kann was verraten. Jetzt kannst du sorglos mit mir reden.“ „Du bist aber nicht auf die Idee gekommen, das uns jemand auf dem Weg hierher sehen könnte? Meinst du man hätte mich vielleicht für Gaudi halten können?“ Wortlos starrte Sakito Karyu an und stellte fest: Da war was dran. Mist. Dabei hatte er sich alle Mühe gegeben. Gab es für sie wirklich keine Möglichkeit zumindest Freunde zu bleiben? Selbst wenn niemand sonst davon wusste. Er wusste doch, dass Karyu auch gerne mit ihm befreundet wäre. Warum wäre er sonst so nett zu ihm? Warum würde er sonst so zögern ihm zu drohen und ihn klar abzulehnen? „Aber ich weiß doch, dass du mich magst! Und ich mag dich auch!“ Fast hätte Karyu aufgelacht und geantwortet, dass er ihn aber nicht auf die selbe Art möge, doch er schüttelte nur den Kopf. „Ich sollte jetzt wieder gehen...“ Doch bevor Karyu auch nur nur einen Schritt tun konnte, hatte sich Sakito zu ihm gebeugt und ihn geküsst. Für kurze Zeit war Karyu quasi in Schockstarre. War das gerade wirklich passiert? Würde er gleich aufwachen? War das auch die wirkliche Welt? Dann meldete sich irgendwo in seinem Kopf eine Stimme, die der Meinung war, dass das doch gar keine Rolle spielte. Real oder nicht, er sollte jetzt bloß was daraus machen. Analysieren würde er auch noch später können. Diese Meinung schien plausibel und so schaltete Karyu einfach alle weiteren Gedanken ab, außer sie drehten sich darum, dass er diese Lippen unbedingt nochmal küssen musste. Und da Sakito ganz offensichtlich nichts dagegen hatte, tat er das dann auch. Sanft haschte er nach Sakitos Lippen während er ihn näher zu sich zog. Er spürte das Lächeln auf Sakitos Lippen und seine Beine wurden langsam aber sicher zu Pudding. Und wieder fragte er sich, ob das gerade wirklich passierte. Er öffnete die Augen und sah Sakito an, der ihm strahlend und mit geröteten Wangen gegenüber stand. Sakito erwiderte seinen Blick, lachte leise und klaute sich noch einen kleinen Kuss. Er war dabei so schön, selbstbewusst, glücklich und unschuldig zugleich, dass Karyu nicht anders konnte als ihn zu lieben. „Hast du mich nur hierher gebracht, um mich zu verführen?“, fragte Karyu und beschäftigte sich nebenbei noch mit der Frage, ob er gerade zur Uke gemacht worden war und wie das denn zum Henker passieren konnte? Daran würde man noch was ändern müssen. Aber wer hätte auch gedacht, dass Sakito so schnell sein würde? „Nein. Ich wollte dir eigentlich nur die Möglichkeit geben, mit mir zu reden, ohne dass uns wer erwischen kann.“ „Ob reden oder küssen...bei beidem sollte man uns nicht unbedingt erwischen.“, murmelte Karyu und plötzlich, dank seiner eigenen Worte, waren die Gedanken wieder da. Er konnte doch nichts mit Sakito anfangen! Das wäre ein unmögliches Szenario! Warum zum Teufel, fiel ihm jetzt auf, hatten sie damals herausfinden wollen, ob Sakito etwas von einem von ihnen wollte? Hatte das wer zu Ende gedacht? Da Tora für diesen Plan verantwortlich gewesen war, wohl eher nicht. Eine Beziehung mit Sakito. Er konnte sich nicht vorstellen, dass das ihrem Ruf irgendwie gut tun sollte. „Scheiße...“, knurrte er bei diesem Gedanken und schüttelte den Kopf. „Was ist?“ „...du hättest mich nicht küssen sollen. Ich sagte dir doch, dass wir unseren Ruf, koste es was es wolle, verteidigen werden“, antwortete Karyu und versuchte dabei so kühl und unbeteiligt zu klingen, wie es ihm nur möglich war, was aber etwas in die Hose ging. „Aber...“ Sakito sah sich verwirrt um. „....hier ist doch niemand. Wie soll das deinen Ruf beeinflussen.“ Überrascht musterte Karyu Sakito und dachte: „Achso.“ Wenn das also für Sakito tatsächlich nur so eine einmalige Sache hier war, ja dann war das kein Problem. Jedenfalls nicht was seinen Ruf anging, was seine Würde und seinen Liebeskummer anging, war das schon eher ein gewaltiges Problem. Während sich Karyu noch verletzt fühlte, merkte er, dass das aber gar nicht zu Sakito passte. Schließlich war dieser doch die Verkörperung des Guten. „...ja dann, pass besser auf, dass das eine einmalige Sache bleibt.“ Abwartend und ein wenig auch lauernd beobachtete er Sakito. Irgendwie musste er doch jetzt überrascht reagieren oder aber es abstreiten. Irgendwas zumindest. „Aber....wenn uns doch niemand sieht, kann ich dich doch wieder küssen.“ Obwohl Karyu irgendwo auf diese Worte gehofft hatte, überraschte es ihn trotzdem, wie geradeheraus und kühl Sakito dies anging. Ein wenig bezweifelte er, dass er und Sakito die selbe Auffassung von der Lage hatten. „Heißt das, du willst dich heimlich mit mir treffen, um mich ab und an küssen zu können und unsere Beziehung vor anderen geheim halten?“ „Das ist die einzige Möglichkeit, nicht wahr?“ Korrekt. Solange er der Ansicht war, dass alles andere seinen Ruf untergraben würde. Hinzu kam, dass Karyu an und für sich nichts dagegen einzuwenden hatte. Es war nicht seine Idealvorstellung einer Beziehung, aber die einzige, die er sich als Niemand-kennt-sie leisten konnte, wenn er sich nicht gerade einen Bösen angeln wollte. In Hinsicht auf Sakito war diese Art von Beziehung sowieso viel mehr als er sich erhofft hatte. „Na dann, okay.“, lenkte er also ein und konnte sich das Grinsen nicht verkneifen, womit er allerdings nicht alleine war. Er konnte beobachten, wie sich auf Sakitos Gesicht wieder ein strahlendes Lächeln legte. Und da nicht sicher war, wann sie das nächste Mal alleine waren, wollte er die Zeit jetzt direkt nutzen und stahl sich noch einen der süßen Küsse von Sakito, die er sich trotz seiner, in der Beziehung, recht lebhaften Fantasie nicht so benebelnd vorgestellt hätte. Mit einem seiner momentan typischen Dauergrinsen saß Karyu in Toras Zimmer und sah diesem dabei zu wie er sich mit einem Tablett abmühte. „Sag mal, willst du mir nicht helfen?“ Immer noch grinsend stand Karyu also auf, um seinem besten Freund zu helfen, die Tür zu schließen und nahm ihm dann eine der Tassen ab. „Nur Kekse?“ Er bezweifelte, dass das reichen würde und warf einen kritischen Blick auf die Packung Knabberzeugs. „Wir haben gerade nicht mehr, wir können ja gleich zu dir gehen...“ Nachdenklich nickend ließ sich Karyu auf Toras Bett nieder und nippte am Tee, der allerdings noch viel zu heiß zum trinken war, wie er dabei feststellen durfte. Tora saß ihm gegenüber und musterte ihn, wie er die Zunge aus dem Mund hängen ließ. „Was findet Sakito nur an dir.....“ „Haha....genau das hab ich mich auch gefragt, als er sich noch für dich interessiert hat...“, log Karyu ein wenig eingeschnappt, da er es schließlich ganz genau wusste und auch verstand. Er holte die Zunge wieder rein und griff sich einen Keks. „Nein...aber im Ernst“, sagte Tora und bließ nachdenklich auf seinen Tee. „...ich mach mir ein wenig Sorgen. Nicht das du nicht toll wärst. Ich kenne niemanden der mir so ähnlich ist wie du und das muss dann wohl bedeuten, dass du unglaublich bist, aber kann es sein...“ „Nein, denk ich nicht.“ Karyu wusste worauf Tora hinaus wollte, aber er machte sich da wirklich keine Gedanken. Jedenfalls nicht mehr. „Wieso bist du dir da so sicher?“ „Weil wir von Sakito sprechen. Anfangs ist mir natürlich auch der Gedanke gekommen, dass ich vielleicht nur der Ersatz für dich bin, eben weil wir hammergeilen Typen uns halt etwas ähnlich sind, aber wie gesagt, wir reden von Sakito. Und Sakito ist einfach der ehrlichste und liebenswürdigste Mensch überhaupt. Er würde so was nicht tun.“ „Und darauf verlässt du dich blind?“ Tora sah noch ein wenig zweifelnd aus. Er schien entweder nicht begreifen zu können, wie jemand so schnell über ihn hinweg kommen konnte, wo er doch so hammergeil war, oder er machte sich vielleicht einfach ein wenig zu viele Sorgen um seinen besten Freund. Vielleicht war es aber auch beides. „Was heißt hier blind? Ich weiß das. Er ist prädestiniert um die Welt zu verbessern. Er ist ein Engel auf Erden. Ich weiß, das klingt übertrieben. Aber desto näher ich ihn kennenlernen, desto mehr bezweifle ich, dass Sakito jemals irgendwas getan haben sollte, wofür er nicht die allerbesten Vorsätze gehabt hätte.“ „Und wie fühlst du dich dann bei ihm? Meinst du, du hast einen schlechten Einfluss? Da du im Vergleich so ein schlechter Mensch bist, müsstest du dich doch eigentlich unwohl mit ihm fühlen.“ „Nein, das nicht, aber ich hab manchmal das Gefühl, dass ich seine Gutmütigkeit zu sehr ausnutze.“ „So wie ich dich kenne, könnte das natürlich sein“, murmelte Tora, lehnte sich nach hinten und schob sich den Rest Keks in seiner Hand direkt ganz in den Mund. „Du hast wirklich unheimliches Glück...“, fuhr er fort, schien sich dabei allerdings nur begrenzt über Karyus Glück zu freuen. „Ich meine, du suchst dir jemanden aus, von dem man erwarten könnte, dass er zumindest beinahe so unmöglich zu haben ist wie meine Wahl und trotzdem funktioniert es bei dir. Und wie kommt es übrigens, dass er doch erst in mich verliebt war und jetzt trotzdem alles gut ausgeht. Nicht das ich dir das Unglück wünsche, aber wie kommt es, dass ich anscheinend so unbedeutend für ihn war?“ Karyu beobachtete wie sich Tora erneut einen Keks in den Mund schob. War er jetzt wütend? Traurig? Ihm war klar, dass es für Tora, so fröhlich er normalerweise auch war, nicht leicht war zu sehen, wie sich für ihn alles von alleine ergab, während es bei ihm selbst das absolute Gegenteil war. Doch er hatte nicht erwartet, dass es ihn tatsächlich so stark belastete. „Bin ich wirklich so leicht zu vergessen?“, knurrte Tora leise und schien jetzt auch nicht mal mehr Lust auf Kekse zu haben. Was auch kein Wunder war, nachdem er die letzten fünf quasi ohne jede Kieferbewegungen verschlungen hatte. „Du tust so, als wärst du zurückgewiesen worden, dabei...“ „...richtig, er würdigt mich eigentlich gar keines Blickes. Das ist natürlich viel besser.“ „Ja, aber vielleicht würde er es, wenn du dich um ihn bemühen würdest.“ Es war eigentlich hoffnungslos. Das wusste Karyu und das wusste auch Tora. Und trotzdem fand Karyu, dass still vor sich hin leiden keine Lösung war. Ein Mal mit aller Härte zurückgewiesen werden könnte letztendlich angenehmer sein. „Tut mir leid Kayyu, aber du verstehst anscheinend wirklich nicht, was für ein immenses Glück du hast. Dir muss doch klar sein, dass für einen Niemand-kennt-sie in unserer jetzigen Position Beziehungen in eine andere Gruppe so gut wie unmöglich sind. Und ich gehe doch wohl richtig in der Annahme, dass du niemals erwartet hättest, dass Sakito einverstanden damit ist, eure Beziehung geheim zu halten, oder? Dass ausgerechnet dein Schwarm sich auf eine „Affäre“ einlässt, ist eher eine Ausnahme. Sakito nimmt das überraschend locker, aber...“ Tora seufzte und wedelte mit der linken Hand in der Luft rum. „Vergiss es... es ist nicht mal nur unser Gruppenstatus. Es ist alles zusammen. Und ganz ehrlich, mir fehlt der Mut dazu. Warum hab ich mir ausgerechnet ihn ausgesucht? Nicht im Traum würde er auf mich zukommen, wie Sakito auf dich. Verdammt, du hast so ein Glück, Kayyu.“ „Warum nennst du mich plötzlich wieder Kayyu? Das hast du seit Jahren nicht gemacht.“ „Ja, warum eigentlich nicht? Klingt doch süß.“ „Vielleicht gerade deswegen.“ Ungeduldig wippte Sakito von seinen Zehenspitzen auf die Hacken und wieder zurück nach vorne und starrte aus dem Fenster. Er hatte doch eigentlich um diese Uhrzeit kommen wollen, oder nicht? Er warf einen Blick auf die Uhr und stellte fest, dass er wohl schon fast so pedantisch wie Uruha war. Apropos Uruha: Wie hielt der das nur aus? Uruha war in der Schule zwischen den Schulstunden nur sehr selten mit Kyo zusammen. Meistens verbrachte Kyo die Zeit in der Schule mit Kaoru und Uruha war bei Aki und ihm und die beiden trafen sich erst nachmittags. Und Sakito wollte sich darüber gar nicht beschweren, er freute sich ja darüber, trotz Uruhas Beziehung noch Zeit mit ihm verbringen zu können. Aki hatte zunächst ja noch behauptet, dass sie Uruha nun wahrscheinlich gar nicht mehr zu Gesicht bekommen würden und er war froh, dass diese Prophezeiung nicht wahr geworden war. Doch nachvollziehen konnte er es nicht, denn was ihn betraf, so ertappte er sich dabei, wie er in den Pausen immer nach Karyu Ausschau hielt. Natürlich so unauffällig, wie er nur konnte, denn schließlich sollte niemand etwas von ihrer Beziehung erfahren. Tatsächlich hatte er es geschafft weder Uruha noch Aki davon zu erzählen, was genau so schwer war, wie es sich anhörte. Aber da er wusste, wie wichtig das Karyu war, hatte er sich zusammengerissen. Ihm war klar, dass er irgendwie die Arschkarte in dieser Beziehung gezogen hatte. Während Karyu anscheinend alles offen mit Tora diskutieren konnte, hielt er selbst alles in Anwesenheit seiner besten Freunde zurück. Bloß seine Tiere, vor allem Gaudi, da sie beim Gassi gehen viel Zeit zum reden hatten, wussten alles. Doch so gern Sakito auch mit seinen Tieren sprach, es war kein richtiger Ersatz für seine Freunde. Er seufzte und starrte wie gebannt auf die Straße, wo schließlich jeden Moment Karyu auftauchen müsste. Wie gesagt, er verstand nicht, wie Uruha das aushielt. Freiwillig so wenig Zeit mit Karyu zu verbringen, wie Uruha anscheinend freiwillig mit Kyo, konnte Sakito sich nicht vorstellen. Wenn er könnte, würde er das auf der Stelle ändern und sich dann nur noch von seinem Freund trennen, wenn es unbedingt sein musste. Aber er konnte das leider nicht ändern und so war er dazu verbannt, durchs Fenster zu spähen und zu warten. Sie hatten sich seit 3 Tagen nicht mehr treffen können und nie im Leben hätte er sich eine Trennung über drei Tage so unglaublich schwer vorgestellt. Vielleicht lag es daran, dass er Karyu sonst überall ignorieren musste oder dass sie noch nicht so lange zusammen waren, also alles noch frisch war, aber es war eine unglaubliche Qual für ihn. Endlich tauchte Karyu am Ende der Straße auf und im selben Moment befand sich Sakito schon auf seinem Sprint zur Haustür, hinter der er noch eine gefühlte Ewigkeiten warten musste, bevor es dann endlich klingelte und er in der selben Millisekunde die Tür aufreißen konnte. „Das ist unheimlich, dass du anscheinend immer genau weißt, wann ich klingeln werde“, murmelte Karyu und spähte an Sakito vorbei, als würde hinter ihm die Antwort auf dieses Mysterium stehen. Währenddessen zog Sakito seinen Freund schon am Arm durch die Tür und lächelte. Er verschwieg Karyu lieber, dass er mit der Hand auf der Klinke lauschend hinter der Tür gestanden hatte, wie ein Sprinter in den Startblöcken. „Wo warst du so lange?“, fragte Sakito in seinem Zimmer angekommen und ließ sich von Karyu in den Arm nehmen. „Noch bei Tora. Ich hatte doch gesagt, dass ich „ungefähr“ jetzt komme. Hast du gewartet?“ „Hm...vielleicht ein wenig.“ Karyu lachte über diese offensichtliche Untertreibung, setzte sich aufs Bett und zog Sakito auf seinen Schoß. „Tora bezeichnet unsere Beziehung als Affäre....“ „Affäre?“ Sakito legte den Kopf nachdenklich schief. Der Begriff war nicht wirklich schmeichelnd, allerdings konnte er das auch nicht wirklich abstreiten. „Wir haben wohl tatsächlich so was wie eine Affäre...“, antwortete er letztendlich und musste über die Bezeichnung aber doch leise lachen. Wer hätte gedacht, dass er in so einer Beziehung landen würde? „Dass ausgerechnet ich als erster aus der High Society eine „Affäre“ haben würde, hätte ich nicht gedacht.“ Darüber lachte nun auch Karyu, allerdings ein wenig ironisch. Erst als er Sakitos Blick sah, brach er ab. „Du meinst das ernst?“ „Ja, klar.“ „Oh....“ Ein wenig überrascht musterte Karyu den Jüngeren, runzelte die Stirn und fuhr sich durchs Haar. Was zum Henker wusste der, was Sakito nicht wusste? Sakito starrte Karyu an und langsam ging ihm ein Licht auf. „Du meinst aber nicht Uruha und Shou, oder?“, fragte Sakito nochmal vorsichtig nach. „Hu? Shou und Uruha waren ein Paar?“ „Oh mein Gott!“ Sakitos Schlussfolgerung hatte ihn aufspringen lassen. „Mit wem hatte Aki was? Und er war so entrüstet gewesen, dass Ruha uns nichts von Shou erzählt hat, aber selber“, murmelte Sakito sich selber zu und lief im Zimmer auf und ab. „Oh man, jetzt macht das auch einen Sinn, warum er sich so selten mit uns treffen konnte! Er benutzt die selben Ausreden, wie ich es jetzt tue.“ „Kann es sein, dass es irgendwie zur Gewohnheit in der High Society wird, sich gegenseitig zu verheimlichen, dass man in einer Beziehung steckt?“, ließ Karyu, der sich ihr Treffen heute deutlich anders vorgestellt hatte, vorsichtig aus dem Hintergrund verlauten. Aber er war ja selber Schuld. „Bist du dir ganz sicher? Vielleicht ist das nur ein dummes Gerücht.“ „Nein, ich weiß es von der anderen Person und er würde sich so was nicht ausdenken. Übrigens, wie wäre es, wenn du dich anstatt mit den Affären anderer, mit deiner eigenen Affäre beschäftigen würdest?“ ~~~tbc~~~ Meine benachrichtigungen müssen jetzt leider was warten, weil ich gerade nachricht erhalten hab, dass ich doch nochmal jetzt weg muss, aber ich machs sobald ich kann ^^ Danke fürs Lesen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)