A Boy's Awakening von WhiteFighter ================================================================================ Kapitel 8: Hilferuf! - Der Drang sich selbst zu beweisen! --------------------------------------------------------- Wie konnte das alles passiert sein? Es erschien mir einfach nicht mehr logisch, dass diese Frau, Yoshiko, uns alle hat einfach so besiegen können. Aber was hatte sie mit Kasumi vor? „ Sie sagte, dass sie das zweit beste sei. Ich verstehe ja, dass sie mich haben will aufgrund meiner Kraft, aber warum sie? Ich verstehe es nicht…“ langsam verschwand meine Wut wieder, alles wandelte sich in Schmerz, Kummer und Einsamkeit auf. Das schlimmste an allem war diese Einsamkeit. Noch vor wenigen Minuten hielt ich sie in meinen Armen, war überglücklich, und jetzt? Sie war einfach so weg.. wir wussten nicht wo sie war und was mit ihr passieren würde. Vielleicht nahm ich es nicht so richtig wahr, aber als ich Hayate ansah wurde mir klar, dass ihm jetzt mindestens genau soviel fehlte wie mir. „ denk doch mal nach“ sprach ich selber zu mir „ sie hat ihm seine kleine Schwester genommen.. wie muss er sich jetzt fühlen?“ auch jetzt erst realisierte ich, wie wichtig sie für uns alle war. Die Töne des Windes hatten sich völlig verändert.. sie klangen nicht mehr so fröhlich wie sie es noch vor wenigen Augenblicken taten, ganz im Gegenteil, sie klangen so wie wir uns fühlten. Einsam, verlassen, einfach nicht mehr so wie vorher. Mein Blick hatte sich geändert, er war ganz starr, kalt.. verträumt.. ich hielt jetzt schon an Erinnerungen fest, als wäre bereits alles vorbei gewesen, als gäbe es keine Chance sie zu finden. „ Hey, schaut euch das an, ein Falke! Er scheint wirklich genau auf uns zuzufliegen!“ sagte Rei mit aufgeregter Stimme und zeigte nach oben. Eigentlich interessierte mich das kein Stück weit, es war doch nur ein Falke, nichts, was mir.. uns helfen könnte, aber Hayate schien ihn erkannt zu haben. „ Ich kenne diesen Falken..“ mit dem Satz ging er ein paar Schritte vorwärts und hielt seinen Arm in die Luft, auf welchem der Falke nach nur wenigen Augenblicken auch schon landete. „ Er trägt eine Schriftrolle mit sich, was denkst du steht dort drin?“ fragte ich ihn, während er leicht mit dem Kopf schüttelnd die Schriftrolle auf den Klauen des Falken nahm und sie öffnete. Während Hayate die Schriftrolle öffnete, stellten sich Rei und ich neben Hayate und starrten gespannt auf den Inhalt… es war ein Hilferuf! „ Mein sehr geehrter Freund Hayate! Es scheint mir so, als hätten wir uns schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen. Aber um nicht in Erinnerungen längst vergangener Tage unserer Kindheit zu versinken, komme ich direkt auf den Punkt, warum ich dir diesen Brief zukommen lasse. Schon seit mehreren Wochen verschwinden immer mehr unserer Männer aus dem Dorf. Bis auf mich sind nur noch die Frauen und Kinder übrig geblieben! Natürlich ist unser Dorf nicht groß wie du weißt, doch sind wir jetzt völlig schutzlos, wenn es zu einem Angriff kommen sollte. Auch ist dort noch etwas, was mir sehr komisch vorkommt. Auf dem Dämonenberg ist wie auf dem Nichts einfach so ein Schloss aufgetaucht, in dem höchst wahrscheinlich nur eine einzelne Person lebt – Nur eine einzige Frau! Es ist genau dieselbe Frau, die immer wieder in unser Dorf gekommen war, um Lebensmittel zu kaufen, doch jedes Mal, wenn sie ging, waren auch Männer verschwunden. Ich weiß nicht, was diese Frau an sich hat, aber sie muss mit dem Verschwinden der Männer zu tun haben! Ich kann sie dir zu meinem Bedauern nicht sehr gut beschreiben, da ich sie immer wieder nur flüchtig gesehen habe, aber sie dürfte nicht schwer zu erkennen sein, falls du sie sehen solltest. Sie hat schulterlange schwarze Haare, trägt schwarze zerrissene Kleidung und hat einen einfach umwerfenden Körper. Aber das ist nicht so auffällig wie ihre Augen. Um ehrlich zu sein, kannst du sie schon an ihrer Augenfarbe ausmachen, es ist dasselbe rot wie in Ayane’s Augen!“ Hayate, Rei und ich sahen uns an und wussten sofort, um wen es sich handelte. Was für ein Zufall es doch war, gerade jetzt diese Beschreibung von ihr zu erhalten! Was mich aufgeregt machte, waren die verschwundenen Männer.. was wollte sie mit ihnen bezwecken? Einfache Gedankenkontrolle wäre bei ihnen bestimmt möglich, man konnte auch mit einbeziehen, dass sie jeden von ihnen stärken könnte, doch glaubte ich nicht, dass es ihnen wirklich etwas bringen würde, wenn sie in einem Kampf gegen Hayate, Rei oder mich antreten müssten. Aber wir waren noch nicht fertig, denn es stand noch mehr in dem Brief geschrieben. „ Vielen Berichten zufolge gibt es eine Gruppe von Schwertkämpfern, die sich nahe unseres Dorfes aufhalten. Ich habe keine genaueren Informationen über sie, dennoch bereiten sie mir Kopfschmerzen. Ich weiß auch nicht, ob du bereits wieder in deiner Heimat bist, oder ob du dich noch immer in Europa befindest, um deine beiden Schüler auszubilden, dennoch muss ich dir diesen Brief einfach zukommen lassen um dich um deine Hilfe zu bitten. Ich weiß, dass du ein exzellenter Ninja bist, daher hoffe ich, dass du mich unterstützen und mit mir, Seite an Seite kämpfen kannst, wenn es dazu kommen sollte. Du wirst dich vielleicht darüber freuen, aber ich habe bereits erfahren, dass dein Freund Ryu kommen wird, er dürfte bereits morgen hier sein, trotzdem habe ich das schlechte Gefühl, dass in den nächsten Tagen etwas Grausames geschehen wird... Daisuke Isamu “ Für mich stand bereits jetzt fest, dass wir in dieses Dorf gehen würden. Sicherlich lag mir nicht viel an den Bewohnern dieses Dorfes, aber allein der Anhaltspunkt darauf, wo sich Yoshiko.. nein, wo sich Kasumi aufhielt war mir Grund genug. Aber natürlich nicht zuletzt war es wichtig die Frauen und Kinder zu beschützen. Irgendwie.. freute ich mich auf einen Kampf.. es war so, als hätte ich mit meiner Kraft etwas gefunden.. ein Geschenk, was ich aber bis jetzt noch nicht auspacken konnte. Hayate rollte den Brief wieder fein säuberlich zusammen, kurz nachdem er mit der Feder, welche den Brief inne lag etwas als Antwort hineingeschrieben hatte. Er gab die Schriftrolle dem Falken zurück und kurz darauf flog er auch schon wieder los, zurück in die Richtung des Dorfes. „Wir werden hingehen? Und.. wer ist dieser Ryu?“ fragte ich Hayate, welcher wie gebannt dem Falken hinterher sah. „ Natürlich werden wir gehen! Wir müssen nur noch unsere Sachen holen, dann geht es auch schon los! Und du wirst Ryu schon noch kennen lernen, ich denke du wirst ihn mögen..“ schnell liefen Hayate, Rei und ich in das Haus, griffen unsere Sachen und traten wieder aus dem Haus heraus. „ Also gut, wir werden eine Nacht in einem noch recht belebten Dorf verbringen müssen, wir können den ganzen Weg nicht an einem Tag zurücklegen!“ Hayate’s Gesichtsausdruck hatte sich irgendwie verändert, als er das gesagt hatte. Auch er schien aufgeregt zu sein, allerdings eher deswegen, weil er seinem Freund Daisuke helfen musste und natürlich weil wir dann einen großen Schritt näher waren Kasumi zu finden. Nach nur wenigen Stunden des Fußmarsches standen wir drei bereits vor den Toren des Dorfes, die Sonne ging bereits unter und im Schein der untergehenden Sonne fiel mir ein recht gut verstecktes Gebäude auf. „ Ich glaube kaum, dass es etwas mit dem Dorf zu tun hat.. und ob überhaupt Jemand dort lebt?“ fragte ich mich, während ich immer noch auf dieses Gebäude sah.. es sah aus wie ein Tempel, und genau aus diesem Grund bezweifelte ich auch, dass dort Jemand lebte.. wie falsch ich doch damit lag. Es lebte Jemand dort.. Jemand der mir sehr wichtig war, was ich aber erst später erfahren sollte… „ Sag mal Hayate..“ fing ich leicht seufzend an Hayate zu fragen:“ Gibt es eigentlich Hoffnung, dass wir Kasumi wieder finden können?“ ich ließ meinen Kopf, sowie meine Arme leicht hängen und ging voraus. Hayate versuchte mir zu erklären, dass wir nicht aufgeben dürften, egal wie die Chancen auch standen.. selbst wenn es keine Hoffnung mehr gab sie wirklich zu finden. „ Wo ist denn dein Enthusiasmus hin Pascal? Du bist nicht mehr derselbe, wie vorher“ mein Blick wurde langsam leerer, gelangweilter.. mein Körper wurde mit jeder Sekunde müder. „ Er ist mit ihr gegangen. Sie ist mein Enthusiasmus.. sie ist noch mehr als das..“ er legte seine Hand auf meine Schulter und erklärte mir mit einem leichten Lächeln im Gesicht, dass ich daran denken solle, dass Kasumi bei uns Wäre:“ Was denkst du würde sie davon halten, wenn du so redest? Denk nicht an sie, dass sie verloren ist, sondern stell dir vor, dass sie bei dir.. dass sie bei uns ist!“. „ Dass sie bei uns ist?“ flüsterte ich leise vor mich hin und richtete meinen Blick auf den Boden. Mit fehlte einfach alles an ihr.. das Gefühl, wenn sie mich ansah, wie sie anfing zu lächeln, wenn ich es tat, das Gefühl in einem Traum zu leben, wenn ich ihr zusah, wie sie sich bewegte und für mich „alltägliche“ Dinge tat. Einfach nur dieses Gefühl, dass sie da war fehlte, als wenn mir ein Teil aus meinem Herz gerissen wurde und ich es nicht zurückbekommen kann. Als wir in das Dorf eintraten und Hayate kurz mit den zwei Wachen sprach, die uns das Tor öffneten, sah ich mich betrübt in dem Dorf um. Die Blicke der Frauen waren exakt dieselben, die man sah, wenn man mir in die Augen blickte. Sie sahen traurig aus, völlig emotionslos und starr, genau wie die Kinder. Einige der Kinder spielten auf den Straßen, wobei andere sich an die Häuserwände setzten und ihr Beine an ihre Körper zogen und auf die Straße starrten. „ Sie nehmen auch nichts mehr um sich herum wahr, oder Hayate?“ er sah die Kinder betrübt an und nickte:“ Sie haben genau wie wir etwas lebenswichtiges verloren. So gut wie keines dieser Kinder besitzen mehr eine Person, die sie Vater nennen können. Wie du gesehen hast, sind die einzigen Männer hier die beiden Wachen. Der letzte unter ihnen ist Daisuke, alle anderen Männer wurden entführt.“ Sie waren wirklich wie ich. Sie hatten kein Ziel mehr vor Augen, keine Lust mehr am Leben und das einzige was sie am Leben hielt war der Gedanke, dass sie gebraucht würden.. wenn auch von Jemandem, der in ihren Köpfen nur als Jemand existiert, der es so haben will, dass ihm geholfen wird.. nicht mehr.. „ Hayate, bist du das?“ wir drehten uns um und erblickten einen Mann, der etwas älter als Hayate zu sein schien. Ich schätzte ihm auf knappe dreißig Jahre, wenn man ihn sich genau ansah, schien er genau wie Hayate, Rei und ich ein Shinobi zu sein. „ Daisuke, bin ich froh, dass wir dich hier treffen!“ Hayate ging auf ihn zu und umarmte ihn brüderlich:“ So ihr beiden, das hier ist Daisuke, ihr habt seinen Brief ja gelesen! Ich kenne ihn schon seit meiner Kindheit. Wenn es nichts in unserem Dorf zu tun gab, wurde ich hier her gebracht und habe mit Daisuke gespielt.. es waren sorglose Zeiten, stimmt’s?“ Daisuke nickte mit einem Lächeln und sagte, dass es gute Zeiten waren, ganz im Gegensatz zu den jetzigen. Rei ging auf ihn zu, reichte ihm seine Hand und erzählte ihm wer er sei und dass es ihm eine Ehre sein einen so guten Freund von Hayate kennen zulernen:“ Pff.. was interessiert mich das alles..“ dachte ich mit dem Kopf schüttelnd und sah Daisuke gelangweilt an, ich hatte auch gemerkt, dass meine Augen nur noch halb geöffnet waren, sie fühlten sich so schwer an, auch hatte ich keinen Grund sie wirklich auf zuhalten. Ich konnte spüren, wie Daisuke versuchte mich mit seinen Blicken zu durchbohren, es schien mir so, als wolle er alles wissen, was ich gerade dachte und fühlte. Hayate bemerkte dies und flüsterte ihm das, was geschehen war ins Ohr, woraufhin er kurz die Augen geschockt aufriss und mich betroffen ansah. Rei drehte sich um und sah mich an, als wolle er jeden Moment sagen:“ Hey komm.. bitte.. lach wieder, wir werden sie finden!“.. wie konnte das denn nur alles passiert sein? War es etwa doch meine Schuld? Hätte ich versuchen sollen Yoshiko anzugreifen? „ Es ist mir eine Ehre dich zu treffen Pascal. Es tut mir sehr leid, was passiert ist, das kannst du mir glauben. Ich kenne sie genau wie Hayate schon seit unserer Kindheit…“ er reichte mir seine Hand und ich sah sie an. Ich wollte mich gar nicht erst bewegen, schüttelte seine Hand und sagte leise, dass es mich freuen würde ihn kennen zu lernen. Über die Trauer hinweg Kasumi nicht bei mir zu haben, hatte ich ganz vergessen, welche wichtigen Informationen wir durch Daisukes Brief erhalten hatten. Es kam mir so vor, als wenn jeglicher Zweifel in mir in einem einzigen Moment verschwunden waren. Ich spürte ein Feuer in mir brennen, welches mit unvorstellbarer Kraft in mir brannte, nur darauf ausgerichtet mich zu Kasumi zu führen. Sowohl mein Blick, als auch der ganze Ausdruck meines Gesicht schienen sich abrupt verändert zu haben, denn Daisuke, Hayate, Rei und alle anderen, die mich in diesem Moment ansahen, bestaunten, wie sehr sich meine Einstellung geändert hatte. „ Na, wieder bereit sie zu finden?“ fragte mich Hayate mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht:“ Er ist wieder dahaaa!!“ rief Rei und ich antwortete nur, als ich in den Himmel sah und mir Kasumi vorstellte, wie sie auf uns herab sah:“ Sicher, hab ihr je daran gezweifelt?“. Doch so lang dieser Aufschwung meiner Gefühle blieb, so verwandelte er sich sofort in Ernüchterung, oder sogar in eine bestimmte, ganz ungewöhnliche Art der Langeweile. Auf dem Weg in das Dorf hatte ich einen sehr merkwürdigen Tempel sehen können und irgendwie. Ich wusste zwar nicht warum, aber ich wusste, dass dort etwas für mich persönlich wichtiges war. Alles was in mir selber existierte verschwamm.. es vermischte sich und bildete etwas, was ich so noch nie erfahren hatte. Mit fragenden Blicken legte ich meine rechte Hand und streichelte ein wenig über ihn. Vielleicht war es einfach nur Aufregung oder Nervosität, vielleicht aber auch etwas gänzlich anderes was sich dort abspielte. „ Hey Pascal, was ist denn los?“ unterbrach Rei meine Gedanken und kam einige Schritte auf mich zu „ Hm? Was soll denn schon los sein? Weißt du.. ich werde mir mal den Tempel ansehen gehen, sag bitte Hayate bescheid, ja? Danke..“ dann drehte ich mich um und ging los. Das was Rei mir hinterher rief überhörte ich gänzlich. Zum Glück lies er mich dieses Mal wirklich allein, ich wollte zu diesem Zeitpunkt einfach nur noch für mich sein, wenn ich Jemanden bei mir haben wollte, dann wären es nur zwei Personen in meinem Leben, diese waren Kasumi oder Philipp. Gab es denn Jemanden der genau so dachte wie ich? Gab es auch nur eine Person, die mich irgendwo ei sich haben wollte? Jetzt da ich einsam meines Weges durch das Dorf schlenderte erschien es mir nicht so. Alles was ich getan hatte.. war das nicht für andere gewesen? Hatte ich in meinem Leben schon einmal etwas nur zu meinen Gunsten getan? Nein! Das erschien mir so unglaublich unfair, denn alles führte darauf hinaus, dass ich daran war zu handeln. Ich war die Person um die sich alles drehte, doch die nicht verstanden wurde – von Niemandem, bis.. ja bis auf Kasumi und Philipp. Diese beiden waren die einzigen, die versuchten mich zu verstehen, die ernsthaft versuchten auf mich einzugehen. Was waren die Gründe dafür, dass ich aber trotzdem immer so weiter gemacht habe, warum ich immer wieder so gehandelt habe, um nicht auf mich selber achten zu müssen? Immer kamen mir neue Fragen in den Kopf, auf die es – wie immer – keine mir plausible Antwort gab. Meine Miene wurde immer finsterer, immer mehr Wut kroch in mir hoch.. auf was? Auf alles andere außer mir. Alles wurde mir wie aus dem nichts zuwider. Mein Leben bestand fast grundsätzlich aus Philipp und Kasumi. Kasumi, die ich liebte, der ich vertraute und der ich mein Leben anvertrauen würde. Und natürlich Philipp, meinem besten Freund.. er war schon immer wie ein Bruder für mich gewesen, so war er es auch immer noch. Ihm vertraute ich blind, wir kannten uns fast schon auswendig. Unsere Gedanken waren dem anderen oft schon klar, bevor man sie selber dachte.. er war der, dem ich in jeder Situation zur Seite stehen wollte, wie wir es uns bereits geschworen hatten. Wir haben Tode miteinander durchstanden.. sind gemeinsam durch die grausamsten Zeiten, die ein Mensch haben kann gegangen.. dies war für mich selber immer wieder bewundernswert. Als sich mein Blick dem nun schwarzen Himmel zuwendete, konnte ich seltsame rote und gelbe Blitze erkennen, die durch die Wolkendecke schossen. Sie waren ungemein laut und extrem hell, doch Niemand um mich herum schien sie wahrnehmen zu können, wieder war ich eine Ausnahme. Doch ich war dieses Mal nicht alleine, ein junges Mädchen schützte ihre Augen kurz bevor ein weiterer Blitz durch den Himmel zuckte. Ich legte den Kopf licht zur Seite und ging auf das junge Mädchen zu „ Sag mal Kleines, was siehst du dort oben?“ zitternd und eingeschüchtert sah sie mich an und stammelte etwas von „Bösem“ vor sich hin. Was meinte sie denn mit „Bösem“? Es waren doch nur Blitze.. oder waren sie doch etwas anderes? „ Diese Blitze zeigen den Punkt, an dem sich Gut und Böse wieder treffen werden. An dem ein Bund für die Ewigkeit geschlossen wird.. der Ort, an dem sich unser Aller Schicksal vielleicht entscheiden wird. Ich habe gehört, dass der Auserwählte in unserem Dorf ist.. ich wette mit dir, dass ihm schon bald eine gefährliche Aufgabe gestellt wird, die er nur mit Hilfe seines Begleiters meistern kann..“ wie konnte dieses kleine zierliche Mädchen so viel über diese doch „ganz normalen“ blitze und besonders über den „Auserwählten“ wissen? Die einzigen, die heute in diesem Dorf angekommen waren, waren Hayate, Rei und ich, was bedeutete, dass wohl oder übel ich mit „Auserwählter“ gemeint war. Immer wieder diese mystische Kraft die in mir ein Zuhause fand, sie war der eigentliche Grund, warum ich etwas Besonderes war.. sonst gab es nichts, was mich einzigartig machte. Nur dieser Zufall.. ein Zufall war der Grund, warum ich etwas Besonderes war. Mein ganzes Leben würde ich durch dieses „Brandmal“ als etwas Außergewöhnliches, Grauenerregendes oder gar bewundernswertes bleiben, alles war nur ein Zufall. Langsam beugte ich mich zu dem Mädchen hinab und streichelte ihr einige Strähnen ihres Haares aus dem Gesicht „ Du brauchst keine Angst zu haben. Ich denke, dass der ‚Auserwählte’ sich schon um alles kümmern wird. Wenn er wirklich so etwas Besonderes ist, wie alle sagen, dann wird er das, was von ihm erwartet wird auch schon erledigen können..“ mit einem Lächeln auf den Lippen setzte ich meinen Weg fort. Doch durch das was ich gerade gesagt hatte, wuchs meine Wut noch weiter. „ Wenn ich doch so verdammt besonders bin, warum kann ich dann Kasumi nicht finden? Warum wurde sie dann erst entführt? Warum…“ immer weiter fragte ich mich, was ich denn hätte tun können, wenn ich wirklich so „toll“ war. Wenn ich denn überhaupt der war, für den mich alle hielten. Und wieder sahen sie doch eigentlich nur mein Geschenk Gottes und nicht mich als Person, so wie ich lebte.. und liebte. Doch irgendwie musste ich mich auf den Tempel konzentrieren, denn eine unheimlich große Energie ging von ihm aus. Selbst wenn dort – wie es aussah – Niemand lebte, gab es dort eine immense Energiequelle, die ich mich unbedingt ansehen wollte. Und dann kam auch noch die Aussage des Mädchens hinzu.. sie sagte, dass sich dort wo die Blitze sind, das Gute und das Böse treffen würden. Irgendwie vertraute ich auf diese Aussage, was sollte ich denn auch anderes tun? Das was sie sagte einfach zu ignorieren wäre völlig falsch gewesen, wie ich später noch erfahren sollte. Weiter folgte ich dem engen Weg aus dem Dorf heraus und beachtete Niemanden weiter. Niemanden der mir über den Weg lief und mit einem Ausdruck der Verzweiflung und Trauer in die Augen blickte. Was sollte ich denn in meinem Zustand jetzt tun.. ich konnte die Männer des Dorfes nicht einfach so wieder herzaubern, selbst wenn ich mir etwas Glück für die Frauen und Kinder.. und den noch wenigen Männer wünschte. Ich wünschte ihnen etwas, was ich nicht hatte – Glück. Endlich aus dem Dorf heraus, erblickte ich einen Pfad der direkt zu dem Tempel führte. Alles war nur eine frage der Zeit, wann ich dort oben ankommen würde. Aber wie ich die Zeit kannte, würde sie es mir wieder schwer machen.. es endlos andauern lassen oder mir ein Hindernis in den Weg legen. Anfangs war noch alles ganz normal.. ich ging die hoch mit Gras bewachsene Ebene hinauf, den Blick nur auf den Tempel gerichtet. „ Warum fällt es mir so schwer zu gehen.. meine Füße sind so schwer..“ flüsterte ich leise vor mich hin, bis ich eine jung klingende Stimme in meinem Kopf hörte „ Du bist also wirklich der Auserwählte, oder? Dann ist dies deine Bürde.. Schritt für Schritt wird dir das Leid dieses Dorfes als gewicht an deine Füße gelegt werden. Doch es wird nur schwerer werden, umso höher du steigst.. solltest du umkehren, werden deine Füße leichter werden..“ nachdem sie mir das gesagt hatte, verschwand sie völlig. Kurz blickte ich auf meine Füße und meine zitternden Knie. Mir war es völlig egal wie schwer es werden würde „ Lass mich wenigstens sterben, wenn ich es nicht schaffe. Mir ist es völlig egal..“ dachte ich und setzte meinen Weg fort. Tatsächlich wurden meine Füße immer schwerer.. ich konnte nicht einmal meine Kraft erhöhen.. als wäre meine Kraft komplett versiegelt worden. Etwas sagte mir, dass ich es durch meine eigene Kraft schaffen musste und mich nicht auf meiner geschenkten Kraft ausruhen durfte. Mit jedem weiteren Schritt spürte ich das ganze leid was auf den Bewohnern des Dorfes lag mehr.. all der Schmerz den sie über Jahrzehnte hatten erleiden müssen. „ Ich kann es spüren.. ich weiß was sie durchleben mussten.. „ sprach ich mir selber vor und rutschte leicht aus, sodass ich in die Knie ging. Es war eine Qual den Hang hinauf zu gehen, doch der Tempel war nicht mehr fern. Eine glänzend weiße Treppe war bereits zu sehen, sie führte den Berg hinauf, bis hinauf zum Tempel. Das letzte was ich jetzt tun wollte war aufgeben. Ich wollte der ganzen Welt beweisen, dass ich auch ohne diese besondere Kraft auskam! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)