Splinter von Beyond_Redemption (Splitter) ================================================================================ Kapitel 1: Backyard ------------------- Hat das Leben eigentlich noch einen Sinn, wenn man immer schon vorher weiß, dass der nächste Tag genauso ablaufen wird, wie der vorige? Wenn man sowieso immer aufs Neue von irgendwem ignoriert wird? Ich meine, nützt es denn noch überhaupt was, den gleichen Tag, am nächsten Tag, zu wiederholen? Versteht ihr, was ich meine? ...Wie gerne würde ich alles besser verstehen können.... 1: Es lief genauso wie am Vortag ab...nur, dass es andere Unterrichtsstunden waren. Eigentlich achte ich nicht all zu sehr auf den Unterricht. Ich bekomm schon Kopfschmerzen, wenn ich meine Klasse betrete. Müssen die immer neben mir so laut rumschreien? Mir scheint’s als würden die das mit Absicht machen...ich kann’s nicht oft genug sagen...nein...schreien. Wenn ich meinen Blick wende, sind sie dann auf einmal ganz ruhig... also liegt’s doch an mir? Eigentlich kann es mir ja egal sein, oder? Manchmal, nach der Schule, setz ich mich in den Park, der direkt hinter dem Gebäude liegt. Dem einen oder anderen sag ich zwar immer, dass ich nicht in die Nähe der Schule gehen möchte, doch hier find ich es einfach nur wunderschön. Da kommen einem ständig die Fragen auf, warum hier bloß niemand ist. Durch die ganzen Bäume, der wie ein Wald scheint, sieht man dieses bekloppte 5-Tage Gefängnis überhaupt nicht. Ab und zu kommen nur ein paar Rentner wegen nem Spaziergang hierher...aber das ist gerade mal 1 Mal in Zweieinhalb Jahren vorgekommen...soweit ich weiß. Wieso ich hier eigentlich immer alleine bin, weiß ich auch nicht. Die einen sagen, ich wäre zu leise für sie, andere wiederum behaupten, ich würde nichts mit ihnen zu tun haben wollen... Aber eines frage ich mich doch:...woher wollen sie das alles wissen, wenn sie mich noch nicht einmal kennen? Und wie schon so oft, liege ich wieder auf einer kleinen ’Bühne’ aus Natursteinplatten und denke, zum abertausendsten Mal, über den Sinn des Lebens nach. Nach Hause möchte ich noch lange nicht...dort komm ich nämlich nicht mehr raus...weil meine Mutter immer wieder die Tür absperrt, sobald ich Zuhause bin, und den Schlüssel irgendwo im Haus versteckt. Mein Vater hat mir gesagt, dass das psychisch veranlagt sei, weil ich schon einmal gekidnappt geworden bin...mehr sag ich dazu auch nicht... Als ich mich schließlich wieder aufrichte, um an ein paar ‚’Hinterhofgedanken’‚ weiter zu schreiben, in meiner Tasche nach dem Buch krame und es schließlich entdecke, mir einen Stift suche und an neuen Zeilen zu schreiben beginne, merkte ich jedoch erst nach Sekunden, dass ein kleinerer Junge mir gegenübersteht und mich freundlich ansieht. “Hast du vielleicht etwas dagegen, wenn...wenn ich mich ein wenig zu dir setze?“ Sicher nicht älter als ich, mit Sicherheit um ein paar Jahre jünger. So lasse ich ihn, wenn auch mit Misstrauen, neben mich auf die Natursteinbühne setzen. In Hintergedanken merke ich, wie mich der Kleine ab und zu ansieht, dann wieder zu den Bäumen über uns, zu den Vögeln, die an dem kleinen Brunnen sitzen und schließlich wieder zu mir. Schließlich wende ich meinen Blick einmal zu ihm und sehe ihn kurz fragend an. “Was schreibst du denn da?“ hallte es noch im Nachhinein in meinen Gedanken. Ich zeige ihm nur den Umschlag meines Buches auf dem mit verzierter Schrift 'Poems' stand. Der Junge beginnt zu Lächeln. Es ist kein Lächeln von Verspottung, sondern von Verständlichkeit. Er rückt ein wenig näher und betrachtet mein Buch ein wenig genauer. “Darf ich mal sehen? ...“ Zustimmend nicke ich ihm zu und gebe ihm das Buch. Mit Begeisterung sieht er sich das Buch von vorne und hinten an, fährt mit seinen Fingerspitzen die Titelschrift nach und liest danach die ersten beschriebenen Seiten darin. “Ich finde die Texte wunderschön...die drücken genau das aus, was man fühlt...hast du die bis jetzt alle selber geschrieben?“ Ich nicke ihm wieder zustimmend zu und nahm mein ‚Herzstück’ wieder an mich. Der Junge scheint, nachdem er meine Texte gelesen hatte, viel fröhlicher als zuvor. Er sieht sich kurz um, als jemand einen Namen gerufen hatte...seinen Namen. Er steigt von der kleinen Bühne herunter, dreht sich noch kurz zu mir um, und sagt mir noch anschließend: “Ich bin morgen auch wieder da...ich hoffe, wir sehen uns wieder...und danke dass ich deine Texte lesen durfte...“ Kaum hat er diese Worte gesagt, läuft er zu einer Frau, höchstwahrscheinlich seine Mutter und geht mit ihr davon. Obwohl ich diesen Jungen noch nicht mal richtig kenne, könnte es sein, dass er bis jetzt der einzige ist, der mich richtig zu verstehen scheint. Eine Weile, denke ich noch über dies alles nach. Lehne mich zurück, und überlege, wann es wohl die beste Zeit wäre, nach Hause zu gehen. -Nach Hause-...ist das überhaupt noch die richtige Bedeutung?...eigentlich nichts, als ein zweites Gefängnis. Vielleicht wartet dort wieder Schelte auf mich, weil ich nicht gleich heimgekommen bin...ich könnte genauso gut einen Zug nehmen...ein Flugzeug...um von hier wegzukommen- //...Ich hoffe, wir sehen uns wieder...hat er gesagt// So etwas habe ich noch nie gesagt bekommen. Vielleicht, als ich noch klein war...aber sonst nie. Als ich erste Regentropfen bemerke, packe ich meine Sachen, vor allem mein Poembook und mache mich auf den Heimweg. Von diesem ganzen Weg, ist mir die etwas längere U-Bahnfahrt am liebsten. Sie gibt einem Zeit, ein wenig nachzudenken, wenn er nicht wieder mit lauter, pubertären Schüler und Schülerinnen vollgestopft ist. Schon der Weg dorthin, ist anstrengend...nicht Konditional...ihr versteht schon...man muss genau an dem Ort auf etwas warten, wo genau diese Leute sitzen, die einen auf den Tod nicht ausstehen können. Kaum das überwunden, geht die Straße runter zu der U-Bahn. Auf den Bänken sitzend, warte ich auf die Erlösung des ganzen Tages...nach Hause...nein, in mein Zimmer zu kommen und den ganzen Alltag vergessen zu können. Wie erwartet kündigt man durch den Lautsprecher an, dass die Bahn zehn Minuten Verspätung hat. Also warte ich noch weiter. Verschränke meine Arme und wickle mich somit mehr in meine Jacke, da es allmählich kalt hier unten wird. Ich blicke zu Boden und denke darüber nach, wie ich den restlichen Tag verbringen könnte. Zum Glück habe ich mich bei keiner AG gemeldet...an diesem Tag hatte ich geschwänzt... So richtig in Gedanken versunken spüre ich erst durch den gewaltigen Luftzug die Ankunft der Bahn. Weiterhin zu Boden sehend gehe ich los, suche mir den bestmöglichen Platz aus, lege meine Füße auf den Sitz gegenüber von mir und schließe für kurze Zeit meine Augen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)