The Deep Souled Soldier von Tsutsumi ================================================================================ Kapitel 1: Phase 1 ------------------ Titel: The Deep Souled Soldier Teil: 1/4 Warnung: AU, -sans und -chans an Namenenden, Briefstil Pairing: Soryu Asuka Langley x Kensuke Aida Widmung: Nyx-chan Kommentar: Es ist recht schwer, so eine FanFic zu erklären. Es fing alles damit an, dass ich herausfand, dass die beiden oben Genannten sehr gut zusammenpassen würden. Ein angefangenes RPG und unermüdliche Diskussionen mit der oben Bewidmeten später vertiefte diesen Eindruck. Warum die Personen in der FF miteinander umgehen wie sie es nun mal tun, lässt sich nur so erklären: Sie müssen schon eine relativ lange Beziehung bis hierher geführt haben. Bitte seht das als Vorraussetzung. Alles andere sollte sich von selbst erklären.^^ Disclaimer: Charas gehören nicht mir, sondern Hideaki Anno und Gainax. Von mir erfunden wurde das Kriegsland sowie der Konflikt, die vorherschenden militärischen Verhältnisse, die berichtende Zeitung (Shin Asayomi) und sämtliche Adressen. The Deep Souled Soldier- Phase 1 23.08.20 Liebe Asuka! Wie geht es Dir? Okay, ehrlich gesagt, habe ich an diesen ersten beiden Sätzen jetzt eine halbe Stunde gesessen (die anderen lachen mich schon aus), weil ich nicht wusste, was man so als Soldat im Einsatz an seine Freundin schreibt. Sollte man echt schreiben „Liebster Schatz“ oder vielleicht doch eher „Hallo, Schnecke“? Davon abgesehen, dass ich nie auf die Idee käme, Dir letzteres zu schreiben, denn da wirst du doch immer böse, wenn ich versuche, solche Töne anzuschlagen. Noch dazu schreibt man hier an seine Frau, nicht an die Freundin, sagen alle. Hätten wir noch heiraten sollen? Whatever! Jedenfalls bin ich jetzt hier im Einsatz. Wie der Teil des Landes genau heißt, weiß ich zwar, aber nicht, wie er geschrieben wird. Ist eigentlich auch irrelevant. Und fragen bringt einem hier nichts, weil man auf uns „Frischlinge“ eh herabsieht. Tja, die müssen eben noch sehen, was so alles in mir steckt! Jedenfalls ist das hier ein ziemlich wüstiges Land. Hier und da gibt´s mal ´n paar Hügel, worin sich die Rebellen verschanzt haben (gut, ich sollte der Fairheit lieber „Gebirge“ sagen), nachts pfeifen hier Sandstürme, dass dir beim Wachdienst alle Körperöffnungen im Gesicht innerhalb von zehn Sekunden zusanden und tagsüber treiben die Einheimischen ihre Ziegen vorbei. Irgendwo kann ich die Rebellen verstehen- wenn ich in so einem öden Land leben müsste, würde ich wahrscheinlich auch einen Krieg anfangen. Ich komme hier auch voll auf meine Kosten. Wenn du einmal diese neuen UN-Panzer sehen könntest! Echte Maschinen vom Typ Panther 34, davon existieren überhaupt nur sechzig Stück! Ich würde sie ja gerne aufnehmen, aber meine Kamera ist versandet. Hatte bisher auch keinen Feindkontakt. Nachts hört man ab und an in der Ferne Bomben, aber das klingt eher wie Feuerwerk bei uns. Mir juckt´s in den Fingern, ich will auch endlich losstürmen! Was Besseres als das hier konnte mir nicht passieren! Mach´s gut, grüß die anderen von mir! Lieb Dich, Dein Kensuke P.S. Warum hast du dich beim Abschied eigentlich so über die kurzen Haare aufgeregt?! 08.09.2019 Kensuke, Manchmal möchte man dich nur nehmen und dir Vernunft einprügeln! Ehrlich gesagt habe ich bis eben nachgedacht, ob ich dir auf den Mist, den du da schreibst, überhaupt antworten soll! Aber dann dachte ich mir, dass man dir den Blödsinn wahrscheinlich eh nicht austreiben kann. Nun, was gibt es hier zu erzählen? Kaji-san und Misato haben geheiratet. In Las Vegas, in so einer aufblasbaren Kirche. Shinji hat Knochenmark an ein afrikanisches Kind gespendet und sich dabei seltsamerweise mit AIDS infiziert. Wie das passieren konnte, weiß kein Schwanz. Und ich bin jetzt übrigens schwanger. Tja, es war wahrscheinlich doch keine gute Idee, kurz vor deinem „Ruf in den Kampf“ miteinander zu schlafen. Na wenigstens werden deine Gene überleben, wenn du jetzt da drüben fällst. Liegst du jetzt im Lazarett? Ich hoffe, du bist auf der Stelle in Ohnmacht gefallen, zumindest beim letzten Teil, denn dann wäre meine Rache für deinen unverschämten Mist gelungen. Nichts im letzten Absatz ist wahr, mir ist dabei nur eingefallen, dass zwischen „Aids“ und „Aida“ nur ein Buchstabe Unterschied ist. Denk mal gut darüber nach! Die Wahrheit ist, dass die Dinge hier so weiterlaufen, als wäre nichts geschehen. Es ist irgendwie ruhiger. Und alle fragen mich nach dir aus. Als ob ich von der Tatsache, dass ich mit dir in der Kiste war, jetzt telepathische Verbindung mit dir hätte! Die sollen mich nicht so nerven! Wenn ich wüsste, wie es dir ginge, wäre mir auch wohler. Im Übrigen habe ich beim Abschied um deine Haare getrauert. Natürlich, weil sie wunderbar waren und du sie einfach kaltschnäuzig abrasiert hast. Wusstest du übrigens, dass man nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen vom Helmtragen eine Glatze bekommt? Ich habe das Geschehen versucht, im Fernsehen zu verfolgen. Den Krieg, die Rebellen und was ihr als UN-Friedenstrupp-Heinis da so macht. Und dass es immer wieder Bombenanschläge gibt. Ich habe dir noch gesagt, dass du den Schrott lassen sollst! Aber nein, der Herr hat keine Lust, im Kindergarten zu arbeiten oder im Altersheim ein paar Bettpfannen zu wechseln! Du wolltest ja unbedingt das große Drama! Schreib dir also bitte tunlichst hinter die Ohren, dass du jetzt wirklich im Krieg bist und nicht mehr durch Felder rennst und mit Plastikkügelchen schießt! Es geht um alles. Pass auf dich auf! Asuka 05.10.2019 Liebe Asuka, Habe deinen Brief gerade erst bekommen, da zwischendurch die halbe Post bei einem Angriff auf den Courier verlorenging, bzw. in Flammen aufging. Aber deiner hat es überstanden, er ist nur ein bisschen rissig und dreckig. Das sieht dir so ähnlich! Im Lazarett bin ich jetzt übrigens wirklich, was aber eher daran liegt, dass mir ein Kamerad seine volle Feldflasche auf den Zeh hat knallen lassen. Wahrscheinlich kannst du dir nicht vorstellen, wie schwer diese Teile sein können. Ansonsten geht es mir gut. Vor zwei Wochen bin ich zum ersten Mal einen Hubschrauber geflogen, einen Chopper 790X! Ein Traum! Ich wette, Eva steuern ist dagegen nichts! Ich war so glücklich dabei! Die Kamera ist übrigens immer noch im Arsch. Ob die jemals wieder funktionieren wird, ist dahingestellt, aber ich hab sie aufgehoben. Wusstest du denn nicht, dass meine Haare schnell wachsen? Jetzt habe ich schon wieder an die vier-fünf Zentimeter mehr, aber hier gibt es so wenige Friseure. Aber irgendwann muss das Kraut wieder runter- es ist abartig heiß unter´m Helm. Gestern ist neben mir ein LKW explodiert. Irgendwie hab ich jetzt das Gefühl, nur noch die Hälfte zu hören. Glücklicherweise war ich da gerade beim Wäschewechseln und stand weit weg genug um nicht von herumfliegenden Teilen getroffen zu werden (dabei ist dann die Sache mit der Flasche passiert- da hat man einmal nicht seine schützenden Stiefel an!). Der LKW sollte den Leuten im nächsten Dorf was zu essen bringen, weil hier absolut katastrophale Zustände herrschen. Ich kann nicht verstehen, wie die Idioten von Rebellen ihren eigenen Landsleuten das Essen wegsprengen. Die haben absolut einen an der Klatsche! Es ist toll zu hören, dass es euch allen gut geht da drüben. Tut mir Leid, dass ich dich mit meiner Entscheidung, nicht den Dienst im Krieg zu verweigern, wütend gemacht habe. Aber das hier habe ich mir schon seit Ewigkeiten gewünscht. Wie du bin ich jetzt in der Lage, die Welt mit meinen eigenen Händen zu verteidigen und vor irren Menschen zu retten. Auch wenn ich nicht in einen Eva, sondern nur in einen Hubschrauber steige. Ich weiß, was ich tue und passe natürlich auf mich auf. Mach dir keine Sorgen! Ich vermisse dich. Hab bisher schon dreimal von dir geträumt! Grüß die anderen von mir! Lieb dich, Dein Kensuke 29.10.2019 Kensuke, Natürlich überträgt sich meine geile Hartnäckigkeit auch auf Briefe, hättest du daran je gezweifelt? Was mich ankotzt, ist die Tatsache, dass es ewig dauert, eh die Briefe hier mal ankommen. Wenn man mal die Daten vergleicht... Und da denkt man, man lebt in der modernen Zukunft. Nein, ihr seid ja nicht einmal mit einer Email zu erreichen! Soviel zum Thema UNO! Die Sache mit dem explodierten Laster macht mich rasend, alleine deswegen, weil ich weiß, wie leicht das ins Auge hätte gehen können. Ich war schon drauf und dran, zu Kommandant Ikari rüberzugehen und bei ihm einen Eva-Einsatz in eurer Ecke zu beantragen. Davon abgesehen, dass der mich für verrückt erklärt hätte, hatte ich auch keinen Bock, mich bei dem sehen zu lassen. Dieser Kerl ist so was von furchtbar, da versteht man dann, warum Shinji so ein soziopathischer Idiot geworden ist. Apropos, den anderen geht´s gut. Mittlerweile habe ich ihnen die Macke, ständig nach dir zu fragen, ausgetrieben. Natürlich werde ich ihnen sagen, was du schreibst, aber ich werde jetzt immerhin nicht mehr täglich gefragt, wo du bist und wie du bist. In den Nachrichten sagen sie, der Konflikt würde sich jetzt mehr und mehr entspannen. Vielleicht ziehen sie euch dann ab und du bist bald wieder hier. Ja, wahrscheinlich stehst du in einer Woche schon wieder vor meiner Tür und gehst mir auf die Nerven. Lass solange deine Haare wachsen! Asuka Shin Asayomi Dienstag, 20.11.2019 Unruhen in Westen Pirgistans halten an Es kam zu mehreren Bombenanschlägen auf diverse Truppen des UN-Friedenscorps. Noch ist unklar, wie viele Todesopfer und Verletzte der gestrige Tag gefordert hat. Bemühungen um eine Vermittlung zwischen den Aufständischen und der Regierung brachten noch keinen Fortschritt. Zur Zeit sind etwa 3000 Japaner als UN-Soldaten im Land stationiert.(trp.) 28.11.2019 Liebe Asuka, Es dauert wirklich eine halbe Ewigkeit, ehe hier die Post ankommt. Wieder war der Brief einen Monat lang unterwegs. Ich möchte gar nicht wissen, was das Stück Papier hier so auf sich genommen hat. Das mit der einen Woche war zu schnell spekuliert. Es war vorabzusehen, dass die Rebellen sich nur längerfristig auf diesen Schlag von vor drei Wochen vorbereitet haben. Diese Kerle sind irgendwie wie Insekten, die sich irgendwo verstecken und dann plötzlich losschlagen. Die Explosionen der Bomben waren wirklich markerschütternd. Aus meiner Abteilung hat es gleich zehn Leute erwischt. Drei von ihnen kannte ich näher, wir haben hin und wieder Tischtennisch und Doppelkopf gespielt und so was. Einer wirkte irgendwie wie Shinji, auch wenn er schon Ende Dreißig war. Ziemlich deprimierend, das Ganze. Aber ich lasse den Kopf nicht hängen! Ich bin noch da und werde mich bei den richtigen Leuten für meine Kumpels rächen. Mit dem Hubschrauber werde ich ihnen einfach das Hirn aus den Köpfen schießen. Auf der Pritsche neben mir wohnt jetzt einer, der eine ganz seltene Sprache beherrscht. Damit funken wir in die andere Basis. Das ist lustig, weil einiges fast wie Japanisch klingt, nur viel monotoner. Neulich sagte er so etwas, was sich anhörte wie „Dreck im Telefonschuh“, aber dann merkte ich, dass er in seiner Sprache redete. Seine Nase ist ganz platt und er selbst ist dunkel und gedrungen. Aber er ist echt nett. Mit ihm übe ich, wenn wir Zeit haben, Pokern. Manchmal spielen wir zu acht oder zehnt Strip-Poker. Ich wette, so wie ich jetzt aussehe, würde ich dir gefallen. Irgendwie habe ich, frag mich nicht wie, diese komischen Dellen auf dem Bauch entwickelt. Ob es noch ganz zum Waschbrettbauch wird? Würdest du doch heiß finden, oder? Und das trotz des komischen Essens hier. Man hat den Eindruck, dass sie einem jeden Tag Tôfu auftischen, zumindest sieht das weißgraue Zeugs so aus. Vielleicht kann sich der Staatenbund nicht soviel leisten? Oder sie denken, Japaner kriegen den Unterschied nicht mit? Irgendwie scheint sich mein Heimweh zu kultivieren. Ich vermisse unser Essen (könnte im Moment morden für ein anständiges Okonomiyaki) und unser nettes Klima. Unseren Regen, um genau zu sein. Seit ich hier angekommen bin, hat es nicht einmal geregnet. Und nicht zu vergessen: Ich vermisse dich. Grüß die anderen von mir! Lieb dich noch immer, dein Kensuke 21.12.2019 Liebe Asuka, Ich weiß, von dir kam noch keine Antwort. Wie ich die Sache hier so einschätze, hälst du meinen Brief wahrscheinlich auch erst im nächsten Jahr in den Händen. Aber die anderen hier schreiben alle an ihre Familien daheim Weihnachtspost. Da musste ich daran denken, dass du ja auch Weihnachten feierst und gefeiert hast, und dass es schön blöd von mir wäre, dir nicht zu schreiben! Von Besinnung und Ruhe und Frieden kann man hier nicht gerade reden. Selbst jetzt, in diesem Moment, höre ich draußen das Krachen in der Ferne. Ich muss jetzt ganz oft ausrücken. Früher war das hier vergleichsweise Urlaub. Aber es ist nicht schlimm. Ich rücke einfach aus, fliege mit dem Hubschrauber los und schieße die Rebellen über den Haufen, möglichst schnell, damit sie mir nicht zuvorkommen und den kostbaren Chopper runterholen. Das könnte ich mir nie verzeihen! Es ist alles okay, denn ich bin ein guter Pilot, das haben sie alle gesagt. Weil ich so motiviert bin. Nur fühle ich mich in letzter Zeit in jeder Sekunde irgendwie erschlagen und übermüdet. Keine Sorge, ich werde das bald untersuchen lassen. Ich wünsche dir ein frohes Weihnachtsfest! Am liebsten würde ich mich am Heiligabend mal mit dir treffen und dann irgendwas Schönes machen. Spazieren gehen. Oder wieder ins Kino. Ich vermisse dich sehr. Rutsch gut ins neue Jahr! Grüß die anderen von mir! Und gratuliere bitte Touji von mir zu seinem Geburtstag! (Tu´s für mich!) Lieb dich sehr, dein Kensuke 01.02.2020 Kensuke, Weihnachten ist schon lang vorbei, aber ich hab´s Suzuhara dann doch gesagt. Irgendwo war das ja auch klar. Damit ist auch endlich unser Riesenbaby achtzehn und zumindest auf dem Papier erwachsen geworden. Motiviert es dich vielleicht zu wissen, dass er hier tatenlos herumdümpelt? Vielleicht hätte der so wie du als Soldat irgendwohin gehen sollen, anstatt hier so herumzuhängen. Aber mit dem stimmt in letzter Zeit eh irgendwas nicht. Er ist ungewohnt schweigsam und höflich. Möchte nicht wissen, was dahintersteckt. (Ich weiß, du schon, aber du erwartest doch nicht wirklich von mir, dass ich den frage, oder?) Ich hoffe jedenfalls, dass es dir gut geht und du gut ins Neue Jahr gekommen bist. Trinkt man bei euch? Hast du angestoßen? Das, worüber du dich da beklagt hast, wird wahrscheinlich nur der Stress sein. Ich glaube kaum, dass da ein Arzt was tut. Scheinbar zieht sich dieses Szenario auch länger hin. In den Nachrichten bringen sie nur immer wieder was von Rebellen und Unruhen, aber dass ihr da mit drinhängt, scheint niemanden zu interessieren. Da siehst du mal wieder, wie bekloppt deine Idee damals war! Da hilft auch kein Gerede über Waschbrettbäuche (als ob ich auf Waschbretter stehen würde!) Habe mal wieder alle gegrüßt und soll jetzt auch ausdrücklich zurückgrüßen. Ist somit also bei dir angekommen. Pass auf dich auf! Ich liebe dich. Asuka 23.03.2020 Liebe Asuka, Du hast es nicht beabsichtigt, nehme ich mal ganz stark an, aber mir ging bei deinem „Ich liebe dich“ so richtig einer ab! Ist dir eigentlich klar, dass du mir das noch nie gesagt hast, obwohl wir seit drei Jahren zusammen sind? Nicht mal geschrieben. Aber jetzt weiß ich es ja- und es macht mich geradezu hyperaktiv! Generell geht es mir echt gut gerade. Es sieht so aus, als ob der Konflikt jetzt endlich gelöst ist. Der Waffenstillstand läuft echt gut. Ich war sogar schon in der nächsten, größeren Stadt und habe mich dort mal umgeguckt. Ich hatte überlegt, ob ich dir nicht irgendwas kaufen und mitbringen soll, aber ich fürchte, du sympathisierst nicht gerade mit diesem Land hier. Also hab ich´s gelassen. Viel zu holen hätte es eh nicht gegeben, es sei denn, du stehst auf mit Kräutern ausgestopfte Ziegenzunge. Die Stille nachts ist einfach nur herrlich, weil man endlich nicht ständig von irgendwelchen explodierenden Salven geweckt wird. Überhaupt ist die Stimmung hier echt gut. Der Maori aus Neuseeland (das ist der Typ, der diese komische Sprache spricht) freut sich auch. Wir haben uns angefreundet. Und ständig ist das Klo besetzt, weil alle erst mal ein Erleichterungswichsen veranstalten. Bin vielleicht wirklich bald wieder zu Hause! Im Moment fände ich den Gedanken wirklich nicht schlecht. Ich träume nachts ständig von Zombie-Rebellen, denen ich Bomben auf den Kopf geworfen habe. Das ist schon fast belastend. Grüß die anderen von mir! Und halt mich, was Touji angeht, auf dem Laufenden! Lieb dich, dein Kensuke Shin Asayomi Donnerstag, 12.03.2020 Erneut Anschläge auf die UNO Nach einem von der UNO mühsam vermittelten Waffenstillstand ereigneten sich am gestrigen Tag erneut Anschläge auf UN-Truppen. Die gegen die Regierung rebellierende Gruppe im Landesinneren versuchte, mehrere Militär-Basis-Stützpunkte zu stürmen und zu erobern und verbreitete in der Hauptstadt Kadun Unruhen durch mehrere explodierende Autobomben. Zwar konnten die Angriffe der Rebellen durch UN-Soldaten abgewehrt werden, doch gab es auf deren Seite mindestens 50 Todesopfer und geschätzt 120 Schwerverletzte. Im UN-Rat wird heute über einen Lösungsansatz für den Bürgerkrieg in Pirgistan und die Aggressionen gegen das UN-Friedenscorps diskutiert. (scr.) 15.03.2020 Kensuke, Von wegen Waffenstillstand und der ganze Scheiß! Vor drei Tagen haben sie´s in den Nachrichten gebracht, explodierte Autobomben und Einfall von Rebellen in Uno-Lager. Da war irgendwie diese Stadt bei, die ständig bei dir auf dem Absender steht. Ich hab schon zwei Kissen zerrissen, weil ich diese immer wiederkehrenden Gedanken nicht unter Kontrolle kriege! Du musst mir sofort schreiben, wenn du das hier in den Händen hälst. Es ist mir dabei egal, ob du gerade auf dem Klo sitzt oder beim Essen oder im Schützengraben oder wasweißichwo! Jetzt weißt du auch, warum ich es endlich geschrieben habe. Ich dachte mir, dass wenn du sterben würdest, es ohne das Wissen, dass ich dich wirklich liebe, es alles umsonst gewesen wäre. Und es stimmt ja auch. Ich liebe dich. Soweit hast du kleiner, blöder Penner mich jetzt schon! Asuka 31.05.2020 Asuka-chan, Gegenfrage: Hättest du mich auch sterben lassen können in dem Wissen, dass du mir die Worte „kleiner, blöder Penner“ an den Kopf geworfen hast? Nein, nein, schon gut, ich weiß ja, was du meinst. Und du hast Recht, es ist wirklich viel passiert. Ich hoffe ja mal, die Leute hier hatten Recht damit, dass man gleich nach Hause weitergeleitet hat, wen es von uns erwischt hat und wen nicht. Und mich hat es eben nicht erwischt. Ich war allerdings nicht weit davon entfernt. Also, erst mal der Reihe nach; Nein, ich bin nicht tot. Ich liege lebendig hier im Lazarett und quäle mich mit Fliegen herum, während ich den Brief hier tippe. An mir ist auch noch alles dran. Es ist richtig, das Lager wurde angegriffen. Der Maori ist tot. Viele andere hier, die um mich herum waren, sind jetzt tot. Mich hat irgendeiner dieser Rebellen angeschossen, aber zum Glück bin ich rechtzeitig beim Arzt gelandet. Es war echt komisch zu sehen, wie viel Blut da aus meinem Bauch geströmt kam, und wie dunkel es war. Sah ganz anders aus als in „Kill Bill“. Weniger spritzend, eher wie flüssige Kirschmarmelade. Ich werde das wohl nie vergessen. Überall war Lärm und das Krachen und das Schreien. Mir hat nicht einmal mehr der Chopper geholfen. Außer dem Gewehr hat mir gar nichts mehr geholfen. Ich habe zum ersten Mal bewusst getötet und dabei gesehen, wie die Leute gestorben sind. Und es stimmt. Es ist nicht zu vergleichen mit all diesen Videospielen, die ich früher gezockt habe. Der Krieg ist jetzt wieder im vollen Gange und er ist jetzt härter denn je. Sie wollten mir schon einen Seelenklempner vorbeischicken, aber ich habe dankend abgelehnt. Was sollte der auch mit mir veranstalten? Was ich gesehen und gespürt habe, kann mir eh keiner mehr nehmen. Ich fühle mich wie gegen eine Wand gelaufen. Ich wollte die Welt retten und ein strahlender Held sein, der Frieden stiftet. Aber jetzt bin ich genau das, was du meintest: Ein kleiner, blöder Penner, dem einmal täglich der Verband gewechselt wird und der nachts Alpträume hat. Gestern habe ich wohl die Station aufgeweckt. Kannst du dir das vorstellen? Sag weiterhin, dass du mich liebst, wenn es so ist. Das hat mir gefehlt. Ich wünschte, ich könnte dich sehen, aber die Vorstellung muss jetzt reichen. Ich liebe dich, dein Kensuke 10.06.2020 Kensuke, Kannst du nicht einfach kündigen und wieder zurückkommen? Davon abgesehen, dass du verwundet bist, bist du jetzt schon fast ein Jahr dort drüben. Ich weiß schon gar nicht mehr, wie du aussiehst. Du bist ein blöder Idiot, weißt du das eigentlich? Du wusstest doch genau, worauf du dich da einlässt. Genau genommen dürftest du jetzt deswegen nicht heulen. Oder war das Eintreten in die Armee für dich etwa auch nur ein Spiel? Wie konntest du auch nur im Entferntesten daran glauben, dass das alles gut gehen würde, du dämlicher Blödmann! Du gehst einfach so weit weg, so weit, dass ich dich nicht mehr beschützen kann, und wenn ich es noch so sehr wollte. Ist das wieder der bescheuerte männliche Stolz? Nur weil du Zivildienst feige fandest, sitzt du jetzt dort, denk mal darüber nach. Asuka P.S. Ich wünschte, ich würde dich hassen, aber ich lande immer wieder beim vollem Gegenteil. 18.07.2020 Liebe Asuka-chan, Reg dich nicht so auf und denk an deinen Blutdruck! Ich kann förmlich vor mir sehen, wie sehr du dich aufregst. Dabei werden deine Wangen immer ganz rot und deine Stimme schrill, wusstest du das eigentlich? Hehe, ich wette, das sage ich jetzt auch bloß, weil ich weiß, dass uns gerade ein paar tausend Kilometer trennen. Wie auch immer, ich bin vor einer Woche aus dem Lazarett geschmissen worden, weil ich wieder gesund bin. Alles, was zurückgeblieben ist, ist so eine irre Narbe am Bauch. Sieht fast aus wie bei Harry Potter. Meinen Chopper haben sie in der Zwischenzeit auch abgeschossen- welch eine Verschwendung! Ja, du siehst, ich bin kein Trauerkloß geworden in der Zwischenzeit. Kannst also stolz auf mich sein! Ich werde bald an die Front gehen und dort direkt stationiert. Schade eigentlich... Das Hubschrauberfliegen hat mir immer soviel Spaß gemacht. War auch sicherer. Noch dazu sieht es so aus, als ob sich der Konflikt noch ausweitet. Für jeden Rebellen, den wir abschießen, kommen drei neue dazu. Es ist komisch, wenn man mal darüber nachdenkt, dass wir uns „Friedenstruppe“ nennen, ist das nicht gerade einleuchtend. Aber diese Typen greifen auch ihre eigene Bevölkerung an und das sieht die Uno eben nicht so gerne. Ehrlich gesagt weiß ich nicht mehr so recht, woran ich glauben soll. Hier gibt es nicht wirklich strahlenden Ruhm, nur Staub und Dreck und Bomben. An die Front gesteckt zu werden, war das Negativste, was mir passieren konnte. Ich habe noch einige Monate Pflicht über, also kann ich auch nicht einfach aussteigen. Bevor du jetzt wieder wetterst wie ich auf den Gedanken hierzu gekommen bin: Jetzt ist es eh zu spät. Es ist jetzt egal. Alles was zählt, ist dass ich mich jetzt durchschlage. Das kriege ich schon hin. Und wenn ich zurückkomme, kann ich dich beschützen, egal wovor! Grüß mir die anderen! Lieb dich, Dein Kensuke To be continued... Kapitel 2: Phase 2 ------------------ Titel: The Deep Souled Soldier Teil: 2/4 Warnung: AU, -sans und -chans an Namenenden, Briefstil Pairing: Soryu Asuka Langley x Kensuke Aida Widmung: Nyx-chan Kommentar: Es ist recht schwer, so eine FanFic zu erklären. Es fing alles damit an, dass ich herausfand, dass die beiden oben Genannten sehr gut zusammenpassen würden. Ein angefangenes RPG und unermüdliche Diskussionen mit der oben Bewidmeten später vertiefte diesen Eindruck. Warum die Personen in der FF miteinander umgehen wie sie es nun mal tun, lässt sich nur so erklären: Sie müssen schon eine relativ lange Beziehung bis hierher geführt haben. Bitte seht das als Vorraussetzung. Alles andere sollte sich von selbst erklären.^^ Disclaimer: Charas gehören nicht mir, sondern Hideaki Anno und Gainax. Von mir erfunden wurde das Kriegsland sowie der Konflikt, die vorherschenden militärischen Verhältnisse, die berichtende Zeitung (Shin Asayomi) und sämtliche Adressen The Deep Souled Soldier- Phase 2 13.08.2020 Kensuke, Mittlerweile regt mich diese blöde Rolle der Freundin, die zu Hause sitzt und zagt, auf. Du weißt, ich hasse es, nichts zu tun und nur abzuwarten und Tee zu trinken. Kotzt mich eigentlich regelrecht an! Front bedeutet jetzt, dass du im Schützengraben hockst und versuchst, dir nicht den Kopf abschießen zu lassen, richtig? Mann, tut mir ja Leid, aber ich muss es einfach noch mal sagen: Du bist ein Idiot! All das hättest du vorher wissen müssen. Das sieht euch Männern so was von ähnlich! Aber du hast Recht; jetzt ist es eh egal. Also erzähle ich dir jetzt einen Schlag von den anderen, damit ich wieder runterkomme. Misato und Kaji-san: Status quo. Ich möchte echt wissen, wie lange die noch umeinander herumspringen wollen. Mittlerweile hoffe ich schon fast, dass sie nicht endlich mal in einem spontanen Anfall ein Flugzeug nach Las Vegas nehmen um dort endlich zu heiraten. Von mir aus auch in einer aufblasbaren Kirche. Suzuhara: Hat sich erholt von seinen komischen Anfällen und ist so ungenießbar wie eh und je. Er tut so, als hätte er jetzt eine Freundin, aber er bringt sie nie mit nach Hause oder halt zu uns. Shinji: Wie immer! Mehr muss ich da nicht sagen. Im Moment überlege ich, auszuziehen. Die Stadt ist angenehm leer und die Studentenbuden dementsprechend billig. Dann wäre ich näher an der Uni und ein Stück weiter weg von Misato und ihrem Drama. Neulich habe ich mich dabei erwischt, wie ich mir eine WG mit dir vorgestellt habe. Frag mich nicht, wie in diesen Wahn verfallen konnte. Wahrscheinlich, weil ich dich jetzt seit wirklich einem Jahr nicht mehr gesehen habe. Das kotzt mich auch wieder an! Schick mir mal ein aktuelles Foto! Die Post macht gleich zu. Ich muss los, wenn ich will, dass das hier möglichst schnell bei dir ankommt. Pass auf dich auf! Asuka 12.09.2020 Kensuke, Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag! Ich habe stundenlang Geschäfte nach einer Karte abgeklappert, aber nur welche mit dämlichen Witzen gefunden. Oder mit kitschigen Blumen, Frauenbrüsten und blöden Sprüchen. Kaum zu glauben, dass es in ganz Neo Tokyo nicht eine ordentliche Geburtstagskarte gibt! Werde dich also damit verschonen. Stattdessen habe ich mal die Meute zusammengetrieben und von uns allen ein Foto schießen lassen. (Ayanami war es egal, ob sie drauf ist oder nicht, und da ihr eh nicht soviel miteinander zu tun habt, habe ich sie das Foto machen lassen). Das stecke ich dir mit rein. Ist sicherlich auch viel besser als so eine olle, unpersönliche Karte. Wie geht es dir sonst so? Ich denke ständig an dich, heute besonders. Habe mich dazu hinreißen lassen, dir eine Kerze anzuzünden. Kennst du de Brauch vom Lebenslicht? Bei mir zu Hause gab es damals zum Geburtstag immer eine Kerze, die meine Ziehmutter „Lebenslicht“ nannte. Das lässt man runterbrennen und dann bedeutet das, dass man im nächsten Jahr gesund und munter bleibt. Dämlicher Brauch, aber ich mach es irgendwie trotzdem. Ich werd hier sitzen und aufpassen, dass die Kerze nicht ausgeht. Deine Asuka 28.09.2020 Asuka-chan, Ja, Front bedeutet Schützengraben. Im Prinzip der ganze Kram, den du dir in schlechten Kriegsfilmen angucken kannst. Kannst gerne bei mir zu Hause vorbeigehen und dir die Filme aus meinem Regal suchen, wenn du magst- die Schlüssel habe ich dir ja gegeben. Ich bin mir mittlerweile nicht mehr sicher, ob ich die Dinger überhaupt behalte, wenn ich zurückkomme. Falls ich zurückkomme. Momentan ist es nachts und ich sauge gerade wahrscheinlich unvernünftigerweise den letzten Saft aus meiner Taschenlampe um dir zu schreiben. Der Typ neben mir- ich hab seinen Namen vergessen- knufft mich ständig an und nennt mich Idiot. Das kommt mir irgendwie bekannt vor. Ich bin müde, Asuka, extrem müde. Seit drei Tagen sind wir hier im Dauereinsatz und die Truppenmoral sinkt mit jeder Sekunde. Das Krachen von Gewehren und den Handgranaten wird einem mit der Zeit zuwider. Wann hatte ich das letzte Mal was zu essen? Ist auch schon etwas länger her. Die Rebellen haben uns mehr oder weniger eingekesselt und die Verstärkung, sagen sie, kommt nur ganz langsam voran. Ich schreibe dir, um mich abzulenken und weil ich nicht schlafen kann. Obwohl ich müde bin, so etwas Bescheuertes! Hin und wieder geistern die Zombies, von denen ich dir schon mal erzählte, durch meinen Kopf. Das kommt meistens vor, wenn ich beim Einschlafen bin, und dann wache ich wieder auf und habe das Gefühl, einen Herzkasper zu kriegen. Dadurch wiederrum kriege ich am Morgen darauf kaum die Augen auf und schieße ständig daneben. Ich fürchte, diesmal kann ich dir nicht ein guter Soldat sein. Meine Moral ist ein wenig angeschlagen. Aber ich glaube, nach einem guten Essen und einer Mütze richtigem Schlaf würde die Welt auch wieder besser aussehen. Und wenn ich endlich aus diesem verdammten Erdloch hier rauskäme. Ein Foto habe ich nicht aufgetrieben. Hier hat keiner einen Fotoapparat. Aber ein Kumpel von den Fallschirmjägern hat meine Kamera wieder zum Laufen gebracht und so hab ich ein bisschen was aufgenommen. Lager, Umgebung, Kollegen, mich... Das wolltest du ja so. Ich hab ´n bisschen abgenommen, wunder dich nicht drüber. Wenn ich wieder zurückkomme in mein Quartier, schicke ich beides los. Immerhin eine Motivation, hier rauszukommen. Liebe dich noch immer sehr! Dein Kensuke 13.10.2020 Kensuke, Sag mir, was ich sagen soll! Die Einheit aus dem Brief und dem Video, was wahrscheinlich wie durch ein Wunder hier in einem Stück angekommen ist, schockt mich. Ein bisschen abgenommen, sagst du. Mann, wenn du früher eine Nacht durchgemacht hast, hast du im Vergleich dazu wie das blühende Leben ausgesehen! Dein Grinsen hat da auch nicht viel geholfen. Hast du eigentlich schon immer so grau ausgesehen oder liegt das an der Aufnahmequalität des Videos? Manchmal wackelte auch der Ton und ich konnte nicht verstehen, was gerade gesagt wurde. Aber immerhin habe ich dich gesehen, du hast Recht, das wollte ich. Ich weiß jetzt, dass du diese Belagerung da überstanden hast. Aber du könntest inzwischen in der nächsten hocken, in diesem Augenblick. Argh, nein, ich werde mir jetzt nicht ausmalen, was alles sein könnte und was nicht. Wieviele Stunden Zeitverschiebung sind es eigentlich zwischen Neo Tokyo und dort? Fünf? Ich glaube. Das heißt, dass du jetzt gerade wahrscheinlich im Bett liegst und schläfst. Idealerweise jedenfalls. Hat dich der Bericht über die Chaoten hier bei mir aufgeheitert? Wenn ja, sag es, ich breite dir gerne Misatos und Shinjis Privatleben aus. Solange es dich ein bisschen aufmuntert, denn du hörst dich wirklich müde an. Wie lange musst du noch bis du endlich zurückkommen kannst? Ich weiß es nicht mehr. Von den Videos in deinem Zimmer werde ich tunlichst die Hände lassen. Schlimm genug, die Bilder in den Nachrichten zu sehen, du hast echt Nerven! Aber ich war tatsächlich bei dir zu Hause, ziemlich oft sogar. Hab deine Regale abgewischt und hin und wieder mal gesaugt, weil sonst alles zustauben wirken würde. Und wehe, du grinst jetzt dämlich und denkst „Hausfrau“! Ich hab´s nur getan, weil dein Vater anscheinend dazu nicht in der Lage war. Ihn sehe ich , wie immer, extrem selten. Schreibt er dir eigentlich? Ich wechsel auch hin und wieder deine Bettwäsche. Eigentlich pro forma, denn es liegt ja niemand drin. Außer ich manchmal. Zwei- dreimal habe ich mich abends einfach reingelegt und bin vor Müdigkeit eingepennt (das Studentenleben ist auch ganz schön nervend hin und wieder). Und vielleicht ist das ja auch ganz gut. So behält das Bett irgendwie ein Wesen, statt nur Möbelstück zu sein. Außerdem fühle ich mich dir so ein klein bisschen näher. Hast du eigentlich irgendein Andenken an Zuhause mitgenommen? Ich meine, außer dem blöden Foto, auf dem ich gerade bei McDreck sitze und im Begriff bin, Pommes zu essen? Wir hätten vorher ein extra-Shooting machen sollen... Pass auf dich auf! Ich häng stets im Gedanken an deinen Fersen! Asuka 20.12.2020 Kensuke, Warum, verflucht noch mal, antwortest du mir nicht?! Es ist jetzt fast Weihnachten und von dir kein Sterbensw... Wort! Hast du die Weihnachtspost vergessen?! Oder hast du geschrieben und dein Brief hat es nur nicht bis hierhergeschafft? Ich gehe jetzt einfach mal davon aus. Vielleicht flattert mir ja auch morgen oder übermorgen endlich einer ins Haus, das würde natürlich wieder den Gesetzen des Murphy entsprechen. Ja, so wird das sein, das lege ich jetzt mal fest. Also, um meine Gedanken zu ordnen, werde ich dich einfach erst mal auf den neuesten Stand bringen, was die kleine, heile Welt hier in Neo Tokyo angeht. Misato und Kaji haben sich doch endlich zu einer Verlobung durchgerungen! Seitdem wirken sie auch viel harmonischer und ruhiger, was sich auf den ganzen Haushalt niederschlägt. Hatte ich erwähnt, dass PenPen schon anfing, sich vor Gram die Federn rauszureißen? Er hat eine richtige Glatze entwickelt. Shinji tat das auch ganz gut. Er macht aber keine Anstalten, auszuziehen so wie ich. Ach, das hatte ich noch nicht erwähnt! Ich wohne jetzt alleine. Gut, dass kann man relativ sehen. Ich wohne jetzt nur drei Straßen entfernt von Misato. Aber direkt vor der Bahn. So spare ich jeden Tag bis zu zehn Minuten, weil ich einfach nur aus dem Appartment in die Bahn hüpfen muss und durchfahren kann. Außerdem war es extrem billig dort und die Gegend ist gut. Es ist eine kleine Einraumwohnung, in die ich nur mühsam all mein Zeug gequetscht bekommen habe. Aber ich habe mich heimisch gemacht und mir sogar ´nen Goldfisch gekauft. (Frag mich nicht, wie ich auf die Idee gekommen bin.) Allerdings hänge ich noch oft bei Misato herum, da ist es wirklich etwas geselliger. Genau genommen war das mit der eigenen Wohnung auch nur ein Versuch. Wie ein Experiment, dass ich auch wirklich auf eigenen Füßen stehe. Und selbstverständlich hat das auch wunderbar geklappt! Ich werde jetzt zur Post gehen und den Brief abschicken, damit er heute noch weggeht. In den nächsten Tagen habe ich ja dann bestimmt einen von dir im Kasten! Murphy hat uns doch nie im Stich gelassen, der blöde Wichser! Ich wünsch´ dir ein frohes Weihnachten. So froh es eben geht. Übermorgen stell ich meinen fünfzehn-Zentimeter-Plastikbaum auf und werde dann nur noch an dich denken. Asuka 22.02.2021 Kensuke, Wo zum Teufel bist du?! Warum antwortest du mir nicht? Bisher kamen deine Briefe doch alle an! Bist du zu faul geworden? Hast du keine Zeit? Ich habe gestern an die japanische Botschaft geschrieben in deinem Kriegsland da um bei denen nachzubohren. Dein letzter Brief liegt vier Monate zurück- und da einer immer ungefähr einen Monat braucht, ehe er hier eintrudelt, heißt das, du hast vor fünf Monaten den letzten geschrieben! Das kann nicht wahr sein! Hier ist nichts angekommen, kein Wisch, auf dem steht, dass du gefallen bist (oder wie immer man den Scheiß auch ausdrückt) und keiner, der gegenteiliges behauptet. Oder haben sie dich nach Hause geschickt und es dauert so lange, ehe du ein Flugzeug nach Japan bekommst? Die anderen fragen ständig nach dir. Ich habe ihnen nichts gesagt, denn wenn ich mit der Wahrheit rausrücken würde, wäre hier die Hölle los. Du kennst Toujis hysterische Anfälle und Shinji Sorgenfresse, und beides würde ich nicht ertragen. Nicht zu der Angst, die ich jetzt schon habe. Nein, du bist nicht tot. Du kannst einfach nicht tot sein, das würde überhaupt nicht ins Konzept passen! Beim Abschied damals hast du gesagt, dass ein guter Soldat lebend und wohlbehalten zurückkommt. Ich nehme dich beim Wort, du blöder Idiot! Asuka Von:ikari.third.child@nerv.net Freitag,05.03.2021 An:suzuhara_the_great@web.jp Betreff:Asuka Hey Touji! Wir haben uns irgendwie lange nicht mehr gesehen, oder? Hast du Asuka mal in letzter Zeit gesehen? Sie wirkt so angespannt und irgendwie...hoffnungslos. Hast du irgendeine Ahnung, ob da was los ist bei ihr? Ich nehme mir ständig vor, sie zu fragen, aber ich weiß nicht, wie ich das angehen soll. Wenn nun irgendwas mit Kensuke ist... Ich wüsste nicht, was ich sagen sollte. Gruß, Shinji Von:suzuhara_the_great@web.jp Samstag, 06.03.2021 An:ikari.third.child@nerv.net Betreff:Asuka Yo, Shin! Was hast du denn für ´ne komische Email-Adresse?? Und warum hab ich die nicht früher bekommen? Du hast ja Gedanken! Woher soll ich wissen, was mit Asuka los ist? Ihr habt doch viel mehr miteinander zu tun. Und sehe ich das richtig, dass du zu feige bist, dich mal ihrer anzunehmen? Ich hab keine Ahnung, aber wenn sie mies drauf ist, braucht sie vielleicht eine Aussprache oder so. Und da du gerade nicht so wirkst, als ob ich dich dazu animieren kann, werd ich eben selbst hingehen. Wünsch mir Erfolg! Touji 12.03.2021 Kensuke, Noch immer keine Antwort von dir. Natürlich auch nicht von der Botschaft. Gut, denen gestehe ich es zu, dass sie länger brauchen im Moment. Aber du könntest doch endlich mal deinen Hintern bewegen und endlich mal zurückschreiben! Ich wage gar nicht mehr, fernzusehen, seit sie vor einigen Tagen was von Vermissten und Todesopfern unter der japanischen Truppe brachten. Da war ich gerade beim Essen und es kam mir buchstäblich wieder hoch. Ich halte diese Spannung kaum aus. Jetzt weiß ich wie das in all den amerikanischen Filmen immer ist, wenn die zu Hause verbliebene Frau rumheult „Diese Ungewissheit ist das Schlimmste!“ , denn es ist wirklich so! Ich hätte es vorher wissen müssen! Du bist ja früher schon ständig in Schwierigkeiten gekommen, aus denen ich dir heraushelfen musste. Wie konntest du dir da einbilden, dass du es jetzt besser kannst? Touji hat mich neulich ausgequetscht. (Ja, soweit sind wir jetzt schon gekommen, dass ich den Idioten beim Vornamen nenne!) Er stand einfach so vor der Tür bei mir und meinte, er müsste mal reden. Du darfst nicht tot sein, du musst jetzt darüber lachen, hörst du! Ausgerechnet Touji sagte, er wolle reden! Sogar eine Flasche Wein als Gastgeschenk hatte er dabei. Die Manieren kann er nur von seiner neuen Freundin haben. Jedenfalls fing er an, mich vollzuquatschen; ich sähe schlecht aus in letzter Zeit, ob es etwas mit dir zu tun hätte. Er ließ einfach nicht locker. Irgendwann war ich so auf Hundertachtzig, dass ich ihm eine knallte und ihn angeschrien habe, mit der Wahrheit. Und zum Glück bekam er dann keinen hysterischen Anfall (Wenn wir beide durchgedreht wären, würde das Haus nicht mehr stehen). Er wurde ganz still. Dann legte er seine Hand auf meine Schulter. Es ist wirklich komisch, wie sehr sich die Beziehung zu ihm gewandelt hat. Der Abend endete damit, dass wir den Wein zusammen ausgetrunken und Jazz gehört haben. Weil das so eine einlullende Wirkung hatte. Warum erzähle ich dir das ganze eigentlich? Ich fürchte, diese Geschichte eben hatte so gar keinen unterhaltenden Wert. Wahrscheinlich habe ich sie aufgeschrieben um dir zu verdeutlichen, wie sehr wir alle in Sorge um dich sind. Selbst dein Vater hat mich neulich angerufen, mehrmals sogar. Misato und Kaji-san weigern sich zu heiraten bevor du wieder da bist. Es ist, als ob die Welt stehengeblieben wäre. Und der Gedanke daran, dass sie sich nie wieder drehen würde, beschwört das kalte Kotzen in mir herauf. Asuka 30.03.2021 Kensuke, Ja, ich schreibe jetzt öfter. Ich habe die Hoffnung, dass einfach nur der Schriftverkehr unterbrochen wurde. Deswegen werde ich dich jetzt mit Briefen zuballern bis einer zu dir durchkommt. Ich kann an deinem Leben nicht zweifeln. Das wäre schwach und irgendwo auch ein Vertrauensbruch. Und darum werde ich dich einfach zuschütten mit sinnlosen und witzlosen Dingen aus dem Alltag unserer Clique. Ich habe einen zweiten Goldfisch gekauft. Und ein sauteures Aquarium dazu. Der eine Fisch wäre mir vor Einsamkeit fast eingegangen. Wie bezeichnend, denn genau genommen ist es hier bei mir wirklich einsam. Aber ich will wenigstens so lange hier wohnenbleiben bis du wieder da bist und ich dir somit meine tollen Einrichtungskünste mal zeigen kann! Eigentlich sind Goldfische langweilige Viecher. Ich hätte mir eher eine Katze oder wenn nicht sogar einen Hund anschaffen sollen. Aber so ein paar rumgluckernde Fische stören einen nicht, sie maunzen nicht, sie zerkratzen das Mobiliar nicht und sabbern dich nicht an. Gut, darüber hinaus sind hier in diesem Haus alle Haustiere außer Fische verboten. Japaner spinnen eben doch! Shinji ist noch immer eine alte Jungfer! Seit ich ihn kenne, hatte er keine Freundin, bis heute nicht. Wir versuchen ihn dazu zu animieren, mal rauszugehen und sich zu amüsieren, aber er dümpelt ja gerne noch immer so herum wie vor vier Jahren. Was soll man da noch machen? Misato und Kaji-san haben noch immer keine Hochzeitspläne geschmiedet. Auch auf die Gefahr hin, dass du vielleicht nie mehr wiederkommst, sie wollen noch warten. Weil sie gerne alle dabei haben wollen. Willst du ihnen das wirklich antun? Wenn die beiden noch länger warten, kommen sie noch um. Oder trennen sich irgendwann aus Frust. Asuka 31.03.021 An Aida Sousuke 4-6-1 harabashi-cho shinjuku-ku, sangubashi-shi Neo Tokyo 3 Japan Sehr geehrter Herr Aida, Ich bedaure sehr, Ihnen mitteilen zu müssen, dass Ihr Sohn Aida Kensuke seit dem 16. Januar 2021 in seiner Abteilung als vermisst gemeldet gilt. Sollte die Japanische Botschaft weitere Informationen über seinen Verbleib erhalten, werden diese selbstverständlich umgehend an Sie weitergeleitet. Hochachtungsvoll, Saeguchi Tarou, Japanische Botschaft To be continued... Kapitel 3: Phase 3 ------------------ Titel: The Deep Souled Soldier Teil: 3/4 Warnung: AU, -sans und -chans an Namenenden, Briefstil Pairing: Soryu Asuka Langley x Kensuke Aida Widmung: Nyx-chan Kommentar: Es ist recht schwer, so eine FanFic zu erklären. Es fing alles damit an, dass ich herausfand, dass die beiden oben Genannten sehr gut zusammenpassen würden. Ein angefangenes RPG und unermüdliche Diskussionen mit der oben Bewidmeten später vertiefte diesen Eindruck. Warum die Personen in der FF miteinander umgehen wie sie es nun mal tun, lässt sich nur so erklären: Sie müssen schon eine relativ lange Beziehung bis hierher geführt haben. Bitte seht das als Vorraussetzung. Alles andere sollte sich von selbst erklären.^^ Disclaimer: Charas gehören nicht mir, sondern Hideaki Anno und Gainax. Von mir erfunden wurde das Kriegsland sowie der Konflikt, die vorherschenden militärischen Verhältnisse, die berichtende Zeitung (Shin Asayomi) und sämtliche Adressen. The Deep Souled Soldier- Phase 3 26.04.2021 Kensuke, Vor ungefähr einer Woche rief dein Vater bei mir an. Ja, die Botschaft hat geantwortet, nur nicht so, wie ich mir das vorgestellt hatte. Scheinbar schreiben diese Flachwichser nur an nächste Verwandte, bzw. an Eheleute. Hätte ich dich damals etwa auch noch ehelichen sollen um jetzt zu erfahren, was Sache ist?! Dieser ganze Bürokratiescheiß regt mich auf! Du giltst jetzt als vermisst. Weißt du das eigentlich? Oder gibt es inzwischen doch nichts mehr für dich zu wissen? Um ehrlich zu sein, habe ich erst mal das halbe Mobiliar meiner Wohnung zertrümmert. Ich dachte nicht mehr an meine Pläne, dir das irgendwann zu zeigen. Im Klartext heißt „Vermisst“ nichts anderes als dass man dich abgeschossen hat und du jetzt irgendwo im Sand liegst, dich nur noch keiner gefunden hat um sicher sagen zu können „Sorry. Ms. Langley, aber Ihr Freund ist tot“. Ich bin drei Tage nicht zur Uni gegangen und hing eigentlich fast nur bei Nerv herum. Sogar geschlafen habe ich dort. Ich hatte das Gefühl, dass Eva in meiner Nähe mir eine Sicherheit geben könnte, die ich ganz dringend brauchte. Ich war sogar so geistlos und habe den Kommandanten gebeten, mich einfach in Eva einsteigen zu lassen und einfach drin sitzen zu lassen. Das hat der Kerl natürlich nicht verstanden. Denn wenn ich das gemacht hätte, hätte es sich wieder angefühlt wie vor vier-fünf Jahren. Als ich noch was verändern konnte. Irgendwann kamen Shinji und Touji und haben mich wieder ans Tageslicht gezerrt. Die haben ganz schön Prügel einstecken müssen. Und jetzt... Jetzt befinde ich mich in einer seltsamen Lethargie. Ich schwänze die Uni und schlafe bis um zwei nachmittags. Einerseits schelte ich mich selbst, dass ich mich so hängen lasse, andererseits ist es das erste Mal in meinem Leben, dass ich mich überhaupt gehen lasse. Ich gestehe mir eine gewisse Schwäche selbst zu. Kannst du dir das vorstellen? Früher wäre ich lieber gestorben als mir Schwäche zuzugestehen. Ich kann nicht aufhören, Briefe zu schreiben. Es ist wie eine Sucht, wie eine Vergewisserung Verbindung zwischen uns. Die ollen Briefe waren immer eine Verbindung, und wenn ich sie weiterschreibe, bleibt wenigstens nicht so das Gefühl, dass man dich mir weggenommen hat. Es ist alles, was ich tun kann im Moment. Schreiben. Ich bin auch nicht mehr sauer auf dich. Ab jetzt werde ich dir deine Entscheidung von damals nicht mehr vorhalten. Denn du hattest Recht- jetzt ist es ohnehin nicht mehr zu ändern. Ab morgen werde ich mich wieder zusammenreißen. Ich kann nicht einfach aufhören. Ein „vermisst“ ist kein „tot“, jedenfalls nichts 100%ig. Und du kennst mich, ich verlange für etwas Wahrhaftiges immer 100%. Wo auch immer du gerade bist, ich hoffe, es geht dir gut. Weißt du noch, dass ich dich liebe? Asuka 13.05.2021 Kensuke, Neulich ertappte ich mich in der Vorlesung dabei, wie ich deinen Namen murmelte. Entweder irgendwas in mir dreht ab oder es war eine Erinnerung. Seit fast zwei Jahren hab ich dich nicht mehr gesehen, bzw. dich nicht angesprochen mit diesem Namen. Und das letzte Mal, dass ich dich gehört habe, war auf dem Videoband. Ich habe Streit mit Misato und sogar mit Kaji-san, kannst du dir das vorstellen? Die beiden wollten nun doch mit ihrer Hochzeitsplanung anfangen. Irgendwo kein Wunder, die beiden sind jetzt jenseits der 30, irgendwann wollen sie ja auch unter die Haube kommen. Obwohl ich nicht verstehen kann, warum man nur zwangsläufig glücklich wird, wenn man einen Ring trägt und den gleichen Namen. Ihr Japaner seid so rückständig! Jedenfalls habe ich ihnen indirekt verboten, an ihrer Hochzeit herumzuplanen, wo du doch jetzt noch nicht da bist. Sie haben mich ganz mitleidig angesehen, was mich so wütend gemacht hat, dass ich seit einer Woche kein Wort mehr mit ihnen rede. Wahrscheinlich halten die mich für eine Traumtänzerin. Das kotzt mich so an! Shinji ist zur Zeit meine Vebindung zu dem Haus. Mit ihm komme ich zur Zeit ganz gut klar. Irgendwo geht es mir auf die Nerven, wenn er und Touji versuchen, sich um mich zu kümmern. Denn so habe ich das Gefühl, dass sie mir nur Mitleid schenken wollen oder sich verpflichtet fühlen, die Freundin ihres besten Freundes aufzumuntern. Auf der anderen Seite aber lenken mich die beiden mit ihrem Blödsinn tatsächlich ab. Und sie meinen es wahrscheinlich doch nur gut. (Siehst du, vor einiger Zeit habe ich das auch noch ganz anders gesehen. Es ist als hättest du mich sehr verändert, obwohl du gar nicht bei mir bist.) Ich denke ständig an dich. Wenn du das hier liest, wo auch immer du bist, gib mir ein Lebenszeichen! Ich schreibe meine Adresse auf dem Absender mit wasserunlöslichem Stift und lege sie dir noch mal auf einem Zettelchen mit ein paar Briefmarken bei, nur zur Sicherheit. Vielleicht hilft dir das? Guck, ich schreibe es dir noch mal auf; Ich liebe dich. Und ich würd´s wieder schreiben. Asuka 06.06.2021 Kensuke, Heute hat Shinji Geburtstag, und das hat mich stutzen lassen. Er wird 20 heute und freut sich tatsächlich darüber. Dabei musste ich daran denken, dass du in drei Monaten auch schon zwanzig wirst. Nicht zu fassen, dass es schon zwei Jahre her ist, seitdem du weggegangen bist; acht Monate seit deinem letzten Brief und ein halbes Jahr seitdem man dir den Stempel „vermisst“ aufgedrückt hat. Inzwischen denke ich fast nur noch in diesen lächerlichen Monatszahlen und es regt mich auf. Shinji macht heute Abend eine Sause. Nicht zu glauben, oder? Er hat ein paar Leute aus unserer ehemaligen Klasse eingeladen, unter anderem auch Hikari. Sogar Ayanami hat sich dazu durchgerungen, mal unter Menschen zu kommen. Vorhin war sein Vater bei ihm zu Hause und hat ihm wohl gratuliert. Er musste mir natürlich ganz begeistert davon erzählen, der Angeber. Als ob mich das tangiert! Aber ich freu mich für ihn. Ich wusste nicht, dass man hierzulande erst mit 20 als richtig erwachsen gilt. Das heißt, dass Touji immer noch ein Kind ist! Muss ich ihm nachher direkt unter die Nase reiben! Ich habe mich mit Misato und Kaji-san versöhnt. Das heißt, die beiden haben sich bei mir entschuldigt. Gut so, anders hätte ich das nicht akzeptiert. Die Hochzeitsplanung wird verschoben um ein halbes Jahr. Eigentlich nur ein Verschieben des Problems und des Konfliktes, aber ich hab eingewilligt. Gleich muss ich los. Es wird komisch sein ohne dich. Wie immer, wie schon seit zwei Jahren. Shinji meinte vorhin zu mir, dass er einen Platz extra decken wird für dich, so rein symbolisch. Erst habe ich mich furchtbar darüber aufgeregt, weil das so was von Begräbnis und Tod hat. Aber dann habe ich gar nichts mehr gesagt und einfach aufgelegt (wir waren beim Telefonieren), weil mir plötzlich die Tränen kamen. Ist das zu fassen? Jetzt werde ich nachher nur diesen leeren Platz anstarren können. Vielleicht sollte ich mich betrinken-? Ich denke stets an dich. Liebe dich! Asuka 13.07.2021 Asuka-chan, Ich lebe, das zuerst einmal. Und ich bin einigermaßen gut am Leben, das zum Zweiten. Es gibt soviel zu erzählen, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Es fällt mir auch schwer, hier auf dem Papier mit diesem Stift herumzukratzen, der kaum funktioniert, meine Hand zittert auch sehr- Verzeih also meine Sauklaue!- aber ich werde mein Bestes versuchen! Ich bin in Gefangenschaft. Keine Ahnung, ob die Bezeichnung gerechtfertigt ist, denn ich habe bis heute nicht herausbekommen, ob die mich als Geisel sehen oder als Kriegsgefangenen oder was weiß ich noch. Wahrscheinlich spielt alles ein bisschen zusammen. Den Anfang nahm das alles im November letzten Jahres als ich wieder vier Tage lang durchgehend ganz vorne an der Front war. So genau weiß ich nicht mehr wie das war, einige Erinnerungen sind wie weggesprengt, jedenfalls krachte es mitten in der Nacht plötzlich und ich wurde aus dem Graben geschleudert. Alles, woran ich mich erinnern kann, war, dass mir irgendwo Blut über das Gesicht lief und neben mir ein abgerissener Arm lag und ich schnell meine Hände hochriss um mich zu vergewissern, dass es nicht mein Arm war. Dann wurde alles schwarz und ich bin erst viel später wieder zu mir gekommen. Da war ich längst verschleppt. Das war eindeutig das Härteste, was ich je erlebt habe. Ich bin irgendeinem „Lazarett“ aufgewacht (den Namen hat diese provisorische Bandagenstation nicht verdient) als mir irgendeine Frau einen Verband ums Bein wickeln wollte, obwohl aus der Wunde Eiter und irgendwelche schwarzen Bruchstücke quollen. Verzeih, meine Gedankengänge sind gerade so durcheinander, und ich habe nicht viel Zeit zum Schreiben, darum nimm´s mir nicht übel, wenn ich auf irgendwas kaum eingehe und auf was anderes so detailliert. Von medizinischer Versorgung hat man jedenfalls nicht viel gesehen. Es gab außer Morphium kein Schmerzmittel. Ich hatte also die Wahl zwischen tierischen Schmerzen oder mir das Hirn wegblasen lassen. Habe mich dann doch für letzteres entschieden. Ich weiß bis heute nicht, warum man mich nicht einfach abgeknallt hat. Zwischendurch habe ich es mir gewünscht, das gebe ich zu. Alles hier ist dunkel, weil wir hier halb unterirdisch sind. Den ganzen Tag sprechen die Leute in ihrer Sprache zu mir, was heißt, dass ich seit acht Monaten nicht wirklich verstehe, was die von mir wollen. Das fing an mit irgendwelchen Verhören, sobald ich nicht mehr halb weggedriftet war. Wahrscheinlich war das der Grund, warum man mich hat lebenlassen. Allerdings hätten die sich doch gleich denken können, dass ich sie nicht verstehe! Ich habe versucht verständlich zu machen, dass ich Japaner bin und zur Not auch Englisch kann, aber diese abgewrackte Organisation hier hat bis heute keinen aufgetrieben, der das auch kann. Eine Zeitlang war ich so was wie der allgemeine Punchingball, so lächerlich das auch klingt. Wenn die Leute frustriert waren, hatten die jemanden, auf den sie schimpfen und manchmal auch treten konnten. Irgendwann haben sie mich dann aber in Ruhe gelassen. Mittlerweile kann ich mich hier sogar einigermaßen frei bewegen, mache Küchendienste, repariere Waffen, was gerade so anfällt. An Flucht ist nicht zu denken, zumal ich mit dem Bein noch immer hinke. Es tut auch noch weh wie am ersten Tag. Ich versuche immerzu, mich nützlich zu machen um zum Erschießen zu schade zu sein. Und dann das Wunder! Heute kamen die mit einem Stapel Briefe an! Deinen Briefen! Kannst du dir das vorstellen?? Soweit ich das mit den wenigen Worten verstanden habe, die ich inzwischen kann, haben die mein altes Lager angegriffen und in Schutt und Asche gelegt. Im Büro des Colonels stapelten sich deine Briefe. Einer, der hier um mich herum und relativ freundlich ist hat meinen Namen auf der Adresse wiedererkannt (den musste ich ihnen am Anfang aufschreiben) und hat das Bündel einfach mitgenommen! Ist das zu fassen? Ich glaube, die denken jetzt, ich wäre total durchgedreht, weil ich anfing zu johlen und zu heulen vor Glück. Ich musste mich schnellstmöglich wieder einkriegen. Aber jetzt, mit deinen vielen Briefen um mich herum, geht es mir gerade extrem gut! Es tut mir Leid, dass du und die anderen euch so große Sorgen gemacht habt und dass du solche Angst hattest! Ich habe zwischendurch fiebernd überlegt, wie ich mich der Welt mitteilen kann, damit ihr eben nicht denkt, dass ich irgendwo im Sand verrotte. Das mit der Vermisstmeldung konnte ich mir nämlich denken. Ich weiß nicht, ob ich die Leute hier dazu überreden kann, den Brief irgendwie loszuschicken. Wahrscheinlich gar nicht. Diese Basis hier ist streng geheim und sie können meine Sprache nicht, wissen also auch nicht, ob ich hier nicht irgendwas über meinen Standort geschrieben habe. (Obwohl ich ohnmächtig hier angekommen bin, das wissen die doch! Werde versuchen, es ihnen irgendwie beizubringen) Ich werde mein Bestes versuchen und einfach die Briefmarken vorne draufkleben, die du mir geschickt hast. Wie bist eigentlich an die Briefmarken dieses Landes hier gekommen?! Du bist ein echtes Genie! Asuka-chan, ich danke dir, dass du mich nicht aufgegeben hast, trotz der langen Funkstille. Du bist die Allergrößte für mich! Ich liebe dich unheimlich! Dein Kensuke 20.08.2021 Kensuke! Willst du meine erste Reaktion wissen als ich heute morgen ganz beiläufig zum Briefkasten gegangen bin und mir dein Brief entgegenfiel? War ungefähr so: „Oh Gott! Oh Gott! OhGottohGottohGottohGottohGott!” Allein deine Handschrift hat meinen Puls auf 220 getrieben! Du lebst! Du hast es geschafft, diesen Brief bis hierher zu bekommen! Ich bin sprachlos! Ich wollte heute zur Uni, hatte ohnehin nur eine Vorlesung, aber ich war so fertig, dass ich gar nicht erst losgefahren bin. Ich hab erst mal alle Leute angerufen, die es was angeht; Misato und Kaji: Jubelschreie. Shinji: Ein Seufzer der Erleichertung plus Jubelschrei. Touji: „Yesss!“ plus Jubelschrei plus hysterischem Anfall, Nein, der hat sich nicht verändert. Auf der anderen Seite kam nach der anfänglichen Erleichterung die Ratlosigkeit. Ich weiß doch nicht, wohin ich den Brief hier jetzt schicken soll. Und wer versichert mir, dass diese Leute nicht doch durchdrehen und du am Ende nicht doch tot bist? Meine Gedanken und mein Puls fahren Achterbahn, und wieder einmal bin ich ratlos und hasse es, nichts tun zu können. Und überhaupt, was meinst du mit Punchingball? Was haben dir diese Wichser angetan?! Auch wenn ich noch nie einen Menschen umgebracht habe, jetzt würde ich es garantiert tun! Nun, wohin soll ich den Brief jetzt schicken, wenn ich nicht weiß, wo du bist? Und wenn dein altes Lager nicht mehr steht...? In der Hoffnung, dass der Stützpunkt wieder zurückerobert wurde, werde ich ihn einfach mal dahinschicken. Habe ich eine andere Wahl..? Halt durch! Irgendwie kriegen wir das schon hin! Wenn du bis hierhin gekommen bist, wird es auch weitergehen! Ich liebe dich! Asuka 25.08.2021 Asuka-chan, Ich weiß, du kannst mir nicht antworten, aber ich werde einfach weiterschreiben. Wenn wir zuerst die einseitige Verbindung von dir her hatten, machen wir das jetzt einfach mal andersrum. Ich werde einfach weiterschreiben, weil ich damit etwas tue. Ich meine, was anderes als nur herumsitzen und zittern oder Kartoffeln schälen oder so etwas. Man wird irgendwie dumm dabei. Nein, dumm ist das falsche Wort- eher träge und stumpf. Jeden Tag gibt es so einen seltsamen Brei zu essen (für mich versteht sich, die Rebellen essen etwas besser), habe bis heute nicht rausgefunden, was das genau ist. Aber ich bin davon nicht gestorben und habe keine Halluzinationen entwickelt, also geht es. Zwischen den Mahlzeiten ist halt nur Rumsitzen angesagt oder ich versuche mich eben nützlich zu machen um ihnen täglich auf´s Neue zu beweisen, dass ich zu wichtig bin um geköpft zu werden. Inzwischen haben sie sich ja auch irgendwo mit mir abgefunden. Der eine Typ, der den Brief für mich in die Stadt gebracht hat (wo auch immer hier eine Stadt ist), ist recht freundlich. Ich hoffe mal, er übernimmt den Job auch weiterhin, sonst bin ich ganz schön angeschmiert. Wahrscheinlich bin ich doch ein Überredungskünstler, dass ich ihn dazu brachte, den letzten Brief wegzuschicken. Überlebens- und Überredungskünstler- bist du nicht stolz auf mich? Was eigentlich am Allerbelastendsten ist, ist die Dunkelheit. Ich hab seit neun Monaten keine Sonne mehr gesehen. Nur das Licht hier in dieser Höhle. Genau genommen weiß ich nicht mal, woringenau ich hier bin. Ob nun Höhle oder unterirdischer Schacht oder wasweißichwas. Dunkelheit, Dämmerlicht und kein wirklich freundliches Gesicht seit einer Ewigkeit. Manchmal will man da die Hoffnung aufgeben. Ich vermisse dich, Asuka! Ich vermisse all das, was ich verlassen habe. Du hattest damals Recht, wenn du mit mir gemeckert hast, von wegen falsches Bild von einem Soldaten. Manchmal stell ich mir vor, wie es so wäre, einfach wegzugehen, nach Hause zu fahren. Zu Hause auszuschlafen. Eben so alltägliche Dinge. Ramen essen. Baden fahren. Tekken zocken. Oder mit dir campen. Oder einfach Musik hören. Hab mich schon dabei ertappt, wie ich mir selbst was vorgesungen habe. Manchmal, da gibt es so Momente, in denen ich das Gefühl habe, verrückt zu werden. Ich kann schlecht schlafen, darum kommen mir Träume manchmal so vor, als würde ich wach sein. Einmal habe ich geträumt, dass du plötzlich im Raum stehst und bin dementsprechend krakeelend wachgeworden. Im nächsten Moment hatte ich dann doch wieder den Gewehrlauf an der Schläfe. Nichts zu machen. Ich muss aufhören, gerade ist hier heftige Unruhe. Ich schaue, ob ich dem Kerl von letztends den Brief wieder zustecke. Liebe dich sehr! Dein Kensuke 12.09.2021 Kensuke, Alles Gute zum Geburtstag! Es ist kaum zu glauben, dass du heute schon zwanzig wirst. Es ist zwei Jahre her, dass ich dich vis-á-vis gesehen habe. Gestern kam dein Brief hier an. War so komisch zugeklebt und der Umschlag halb zerfetzt. Sieht so aus, als ob dein freundlicher Kerl neugierig war und ihn noch mal aufgerissen hat. Möchte wissen, worin der Sinn liegt, einen Brief aufzureißen, dessen Sprache darin man nicht versteht. Bist du sicher, dass der so freundlich ist wie er tut? Scheiße, dass du meine Antworten nicht bekommst! Ich habe ein ungutes Gefühl bei der Sache und kann dich nicht einmal warnen! Verflucht! Du darfst diesen Knilchen nicht vertrauen! Das klingt jetzt wahrscheinlich total altklug, aber vergiss nicht, dass du da beim Feind sitzt. Ich weiß nicht, was ich sonst noch schreiben soll. Alles Alltägliche hier kommt mir zu nichtig und blöde vor als dass ich es aufschreiben sollte. Es ist auch nicht viel passiert. In letzter Zeit versuche ich wieder, die Nachrichten zu verfolgen. Aber die bringen kaum noch was zu dem Krieg- ist wahrscheinlich nicht mehr medientauglich genug. Könnte diese Medienheinis alle umbringen! In was für ein Land bin ich damals gewandert, in dem man keine brauchbaren Informationen bekommt?! Normalerweise bin ich nachtragend, das weißt du. Aber du brauchst nicht mehr zu betonen, dass ich Recht hatte. Ich gebe zu, als du damals weggingst, war ich sauer auf dich. So sauer, dass ich dachte, es würde dir nur gut tun, mal auf die Schnauze zu fliegen und zu sehen, wie das Leben wirklich aussieht. Dass dir irgendwer deine bescheuerten, überromantischen Vorstellungen eines Soldaten austreibt. Aber die Strafe, wenn man es überhaupt so nennen kann, ist viel zu hart. Es ist unfair. Aber wahrscheinlich ist es so, wenn man sich mit dem Schicksal einlässt. Dabei ist alles, was ich will, doch nur, dass du bald hier vor der Tür stehst. Ganz und gar und gesund. Asuka 13.09.2021 Asuka-chan, Hier ist die Unruhe ausgebrochen. Ich hab keine Ahnung, was hier los ist- ob der Unterschlupf entdeckt wurde und nun belagert wurde oder dergleichen. Die Leute rennen total aufgeregt durch die Gegend, bewaffnen sich und schlafen seit zwei Nächten kaum noch. Dazu kommt noch, dass sie mich wieder eingesperrt haben und ich jetzt nur durch die Tür höre, wie draußen gemurmelt wird. Eher getuschelt. Und mich sucht eine abartige Vermutung heim. Vielleicht haben sie mich nur am Leben gelassen, damit sie im Fall, dass das Loch hier gefunden wird, eine Geisel haben. Ein Druckmittel quasi. Mein Herz rast seit Stunden ununterbrochen. Zwischendurch bricht mir der kalte Schweiß aus und ich durchlebe Phasen, in denen ich ganz apathisch werde und dann wieder hysterisch. Ich kann mir das nicht erklären. Ist nicht das erste Mal, dass ich kurz davorstehe, über die Klinge zu springen, aber niemals bin ich dabei so durchgedreht. Oder lag es immer daran, dass ich nicht wusste, dass ich kurz davor stand, über die Klinge zu springen...? Ich will nicht sterben, Asuka! Wirklich nicht! Ich hab nicht zehn Monate in einem dunklen Loch gehockt um so zu enden- ich hab mich nicht umsonst so lange bei Sinnen gehalten. Sollte ich euch jetzt wirklich nicht mehr wiedersehen...? Ist jetzt doch alles vorbei? Ich will nicht, Asuka, ich will nicht, dass es jetzt alles vorbei ist! Ich will einfach nicht, das würde allem widersprechen, woran ich immer gegl To be continued... Kapitel 4: Phase 4 ------------------ Titel: The Deep Souled Soldier Teil: 4/4 Warnung: AU, -sans und -chans an Namenenden, Briefstil Pairing: Soryu Asuka Langley x Kensuke Aida Widmung: Nyx-chan Kommentar: Endspurt. Disclaimer: Charas gehören nicht mir, sondern Hideaki Anno und Gainax. Von mir erfunden wurde das Kriegsland sowie der Konflikt, die vorherschenden militärischen Verhältnisse, die berichtende Zeitung (Shin Asayomi) und sämtliche Adressen. 24.09.2021 Kensuke, Noch kein weiterer Brief von dir. Ich bin nicht etwa zu ungeduldig? Seit dem vom 25.08. hab ich nichts weiter bekommen. Naja, ist noch keinen Monat her. Und trotzdem renne ich jeden Morgen voller blöder Erwartungen und mit einem kriminell anmutenden Herzrasen zum Briefkasten. Ich glaube, meine Nachbarn halten mich schon für verrückt. Irgendwie blöde, dass unser Kontakt schon wieder einseitig abläuft. Es gibt hier auch nicht viel zu erzählen. Außer der endlich offiziellen Verlobungsfeier für Kaji-san und Misato. Ach nein, Ryôji und Misato. Er hat gestern zu mir gesagt, dass er es lieber hätte, wenn ich ihn endlich beim Vornamen nenne statt ihn wie einen Fremden anzureden. Wenn man sich die beiden so ansieht, könnte man sie glatt....niedlich finden. Herrjeh, ich habe es tatsächlich geschrieben und lebe noch! Es war jedenfalls ganz nett. Sogar Hikari war und hat mit angestoßen und später bin ich mit ihr noch ein bisschen um die Häuser gezogen. Später ist selbst Ayanami noch aufgetaucht, das komische, menschenscheue Ding. Ich muss nicht unbedingt erwähnen, dass du gefehlt hast, oder? Ich hoffe sehr, dass es dir gerade gut geht, wo auch immer du sein magst, ob du den Brief hier auch je zu Gesicht bekommst oder nicht. Aber eine komische Zuversicht trägt mich seit einigen Tagen; wahrscheinlich nur eine Laune, aber es fühlt sich ganz gut an. Andere Gedanken werden nicht mehr akzeptiert. Wahrscheinlich hab ich sie einfach nur satt. Gib nicht auf! Asuka Shin Asayomi Montag, 15.09.2021 Vorläufiger Frieden in Pirgistan Nach der entgültigen Kapitulation der gegen die demokratische Regierung gerichteten extremistischen Rebellen ist der Bürgerkrieg gestern für offiziell beendet erklärt worden. Führende Köpfe der Rebellen, nach denen bis zuletzt gefahndet wurde, wurden in Verstecken in den Bergen im Norden des Landes tot aufgefunden. Man geht von Selbstmord aus. Der Bürgerkrieg hinterlässt das Land in mittlerer Verwüstung. Er forderte mindestens 300 Todesopfer auf der Seite der Regierung, mindestens 200 unter den UN-Soldaten und rund 2000 auf der Seite der Rebellen. (trp) 27.09.2021 Asuka, meine Asuka-chan! Der September scheint wirklich mein Glücksmonat zu sein. Nicht nur, weil ich im September geboren bin. Ich sitze gerade in einem Krankenbett, genauer gesagt im Krankenhaus in der Hauptstadt. Von draußen scheint die Sonne rein. Ich meine, richtige Sonne! Das blendet noch immer total! Dreimal am Tag gibt´s was zu essen. So richtig mit Bestandteilen aus Gemüse und Obst, Reis und Fleisch! Aber vielleicht sollte ich von vorne anfangen mit der Geschichte der letzten zwei Wochen. Setz dich besser erst mal. Ich muss mich erst mal daran gewöhnen, dass ich jetzt und hier alle Zeit der Welt habe um zu erzählen. Sollte es trotzdem irgendwie durcheinander klingen, verzeih mir! So ganz bin ich trotz allem noch nicht auf der Höhe. Also. Meinen letzten Brief konnte ich nicht mehr abschicken. Ich hab es nicht einmal geschafft, ihn zuendezuschreiben. Als ich meinen letzten Satz angefangen hatte, kamen sie hereingestürmt, ich konnte ihn gerade noch irgendwie zusammenfalten und in meine Jackentasche stecken. Auf der einen Seite warst du wahrscheinlich wieder besorgt, weil ich nichts von mir hab hörenlassen, auf der anderen bin ich froh, dass dich diese Zeilen niemals erreichen. Inzwischen habe ich auch die beiden Briefe bekommen, die du inzwischen geschrieben hattest. Und du hattest Recht mit deiner Warnung. Ich war wirklich nur Mittel zum Zweck, eine Geisel, die man am Leben gelassen hat um im Notfall ein Druckmittel zu haben. Nicht dass ich zwischendurch ein Helsinki-Snydrom entwickelt hätte (oder wie hieß das noch mal?) und plötzlich alle dort ganz freundlich gefunden hätte, aber ich konnte wahrscheinlich nur mit dem Gedanken weiterleben, dass nicht alle dort von Grund auf böse sein würden. Es war einen Tag nach meinem Geburtstag, als das alles passiert ist. (Übrigens hatte ich den Geburtstag kaum mitbekommen, ich war in den letzten Tagen halb weggetreten dort.) Jedenfalls hatten unsere Leute den Unterschlupf entdeckt und kamen an dem Tag angerückt, um ihn auszuräumen. Frag mich nicht, wie sie das angestellt haben, sie hatten jedenfalls keine Ahnung, dass ich da drin war. Also hat man mir k.o.-Tropfen ins Essen getan, nicht viel, aber es hat gereicht um erst meinen Kreislauf verrückt spielen und mich halb wegtreten zu lassen. Diese Leute erinnern mich mit ihrer verzweifelten Kampfmoral an den Vietkong vor fünfzig Jahren- sie haben wirklich dran geglaubt, dass ein gesamtes Sturmkommando durch eine läppische Geisel zum Rückzug gezwungen werden kann. Naja, geglaubt vielleicht nicht, eher gehofft. Das ist alles ziemlich selbstbezeichnend. Zwei haben mich genommen und zum Eingang geschleppt. Die Sonne hat geblendet, ich war daran überhaupt nicht mehr gewöhnt (selbst jetzt noch empfinde ich Tageslicht als furchtbar hell- aber keine Sorge, Vampirzähne hab ich nicht entwickelt.) Mein Bild war verschwommen von dieser seltsamen Droge. Ich kann mich nur noch daran erinnern, dass irgendwas geschrien wurde und sich drei Läufe in meine Schläfen bohrten. Und obwohl ich so weit weg war, hatte ich das Gefühl...das ist schwer zu beschreiben... als wüsste ich, was gerade passiert. So übermenschlich, verstehst du? Ich hab genau gemerkt, dass da so etwas wie ein Scheideweg war. Tod oder Rettung. Natürlich denkt man, wenn man im Krieg an einem Eingang im Sand kniet und drei Maschinengewehre einen angucken nicht so wirklich an die zweite Variante. Ich jedenfalls nicht. Es war so ganz seltsam, als ob die Zeit stillgestanden hätte. Ich dachte plötzlich an meine Mutter, was total hirnrissig an sich ist, weil ich mich doch kaum noch an sie erinnere. Aber ein Seelenklempner, der gestern vorbeikam, hat mir erklärt, dass das wohl ganz normal ist, kindliche Erinnerungen, Sehnsucht nach Geborgenheit und so weiter. Ich dachte an meine Mutter und an dich. In meinem Kopf standet ihr nebeneinander und es sah so aus als würdest du mich an die Hand nehmen und wegführen. Wie eine Art Schutzengel. Es war wie eine Entscheidung; entweder zu meiner Mutter in den Tod oder zu dir und damit weiterleben. Vielmehr erzählen muss ich dir wahrscheinlich nicht mehr. Du weißt ja, wie es ausgegangen ist. Die Kollegen haben mich in einem Stück und ohne hässliche Löcher rausgeholt dort. Zehn Monate haben sie dafür gebraucht. Ich weiß gar nicht, ob ich sauer oder stolz auf sie sein soll. Jetzt versuche ich also erst mal, wieder ein normaler Mensch zu werden. Das heißt, einer, der ohne Sonnenbrille bei Tageslicht herumläuft (Aber hey, ich sehe stylisch aus damit!), wieder gescheit was auf die Waage bringt und nicht bei jeder zuknallenden Tür vor Schreck aus dem Bett springt. Ob mein Bein wirklich wieder ganz gesund wird, wissen die Ärzte wohl nicht. Den Rest meines Lebens zu hinken würde aber blöd aussehen. Wie seh ich denn dann aus neben dir schöner Frau? Jedenfalls ist das Schlimmste jetzt hinter mir. Und da ich meinen Pflichtdienst ja schon seit einigen Monaten hinter mir habe, gibt es zum Glück auch nichts mehr, was mich hier hält. Der Colonel war zwar neulich hier und erzählte mir, dass ich für eine bestimmte Verdienstmedaille vorgeschlagen wurde (ich kann mich beim besten Willen nicht mehr erinnern. Ist das nicht komisch, vor zwei Jahren hätte ich das niemals vergessen- nicht nur du hast dich verändert) und ich geehrt würde und man einen Soldaten mit solch einem zähen Lebenswillen dringend bräuchte. Ich finde es ja nett von ihm, mir eine Medaille umzuhängen für all das, was ich überstanden habe, aber ich wäre verrückt, wenn ich hierbliebe. (Das erinnert mich an „Catch 22“, hast du es mal gelesen? Das Buch mit dem hellblauen Rücken neben dem Fernseher bei mir zu Hause.) Ich habe soviel über das Soldatendasein gelernt, dass ich mich inzwischen fast dafür hasse, es damals so genau wissen zu wollen. Du hast Recht, ich hab´s wirklich herausgefordert. Aber es hätte schlimmer enden können. Ich möchte nach Hause. Ich will endlich wieder japanischen Boden unter meine Füße bekommen und solche alltäglichen Dinge tun wie studieren und lernen und auf Parties gehen. Mal wieder mit Touji und Shinji rumhängen, Misato-san besuchen. Dich sehen. Ich will mir deine Wohnung angucken! Und dein Bett mit meiner Anwesenheit beehren. Und deine Goldfische füttern- leben die noch? Diese Gedanken treiben mich an, mir beim Gesundwerden Mühe zu geben. Momentan hat man mir Krücken zugewiesen. Eigentlich komisch, weil ich bei den Rebellen ja auch ohne laufen konnte. Okay, da hat es scheiße wehgetan, aber da war mein Bein auch nicht das größte Problem. Jedenfalls muss es erst mal heilen. Heute hab ich erfahren, dass man sogar schon über Amputation nachgedacht hat, weil die Entzündung so tief ging. Aber das wird jetzt nicht mehr nötig sein. Ich laufe meine halbe Stunde täglich, die ich mich bewegen darf, mit den Krücken durch´s Krankenhaus, schaue am Coca-Cola-Automaten vorbei (ja, so was gibt´s selbst hier) und sag der Frau an der Anmeldung hallo. Bisher ignoriert die mich oder guckt mich höchstens tadelnd über den Rand ihrer Brille an. Aber irgendwann werde ich sie soweit haben, mich wenigstens zurückzugrüßen. Bevor du Eifersucht entwickelst: Sie ist mindestens sechzig Jahre alt. Ich sehe gerade, dass der Brief schon so lang ist. Entschuldige, aber ich musste dir das alles einfach schnell erzählen! Feststeht, dass ich offiziell aus dem Wehrdienst entlassen bin. Wie lange es dauert, bis ich einen Flug nach Japan bekomme, ist allerdings noch nicht raus. Es könnte sich wohl noch zwei Monate hinziehen, meinte mein Vorgesetzter. Aber ich bin jetzt wohl irgendwie berühmt oder so was (Und das ohne Geiselvideo, hey!). Vorhin war ein Typ da, der mich im Schlaf fotographiert hat. Ohne zu fragen! Als ich vom Blitzen wach wurde, ist der Kerl einfach rausgerannt. Also, wenn demnächst ein Bild in der Zeitung ist von einem Typen, der verhärmt zwischen weißen Laken im Schlaf sabbert: Das bin ich. Soweit erst mal. Ich lege dir die Adresse des Krankenhauses bei, so kannst du mir jetzt direkt schreiben. Jetzt dürfte das Verschicken von Post auch nicht mehr länger als ein bis zwei Wochen dauern. Sag Misato und Kaji-san, dass sie ihre Hochzeit jetzt anfangen können zu planen! (Ich hätte nie gedacht, dass ihr alle wirklich auf mich wartet!) Ich verhasple mich schon wieder! Bis dann, Ich liebe dich! Dein Kensuke 06.10.2021 Kensuke, Ich komme mir bescheuert und debil vor, wenn ich auf weibische Art und Weise wiederhole, was du geschrieben hast, aber: Du kommst nach Hause! Ich habe die Fische (ja, na klar leben die noch) eben aus Versehen doppelt gefüttert. Hoffentlich ersticken sie jetzt nicht in dem Futter. Wunderst du dich jetzt, warum ich nichts von Hyperventilieren und Ohnmachtsanfällen schreibe? Dann lass dir gesagt sein, dass dir dein Ruf tatsächlich vorausgeeilt ist. Letzte Woche wurde ich von Misato aus dem Schlaf geklingelt. Es war vier Uhr 45 und sie hatte Frühschicht, musste also noch früher aufstehen. Auf ihre nicht sehr mitfühlende Art und Weise hielt sie mir die Zeitung vor die Nase. Ob du sabberst, kann man auf dem Bild nicht sehen, aber du schläfst wirklich. Wenn man es nicht genau weiß, könnte man denken, du würdest im Koma liegen. Ich glaube, nur Ayanami war jemals so blass. Hätten die da nicht druntergeschrieben; „Der Held schläft den Schlaf der Gerechten“, wäre ich schon wieder im Dreieck gesprungen. Du siehst also, die lausigen Medien sind deinem Tatsachenbericht zuvorgekommen. Hast du für das Foto wenigstens Geld gesehen oder muss man als neuer Nationalheld so was kostenlos machen? Wo bleibt da die PR? Gut, Nationalheld ist vielleicht etwas übertrieben, aber in einigen Zeitungen war ein Bericht über dich drin, immer mit diesem Foto. Manche haben einen Schrott zusammengeschrieben, dass selbst mir als Unwissender über die Rettungsaktion das Frühstück wieder hochkommt. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Ich weiß nur, dass ich mich erschreckt habe und zugleich erleichtert war. Denn es gab den Beweis, dass Menschen dich lebend gesehen haben. Die restlichen Tage saß ich wie auf heißen Kohlen, weil ich auf einen Brief gewartet habe. Danke übrigens für den Rat mit dem Hinsetzen. Übrigens kannst du Witze über Vampirzähne stecken lassen. Ich kenne dich jetzt seit fünf Jahren genauestens um zu sagen, dass dein Weg zur Genesung erst angefangen hat. Und nein, damit meine ich nicht dein Bein. Ich hätte sie am liebsten selbst alle über den Haufen geschossen, diese Rebellen. Oder erwürgt, alle einzeln, einen nach dem anderen. Meinst du nicht, dass mir nicht ein bisschen Blutrache zugestanden hätte? Moralische Standpunkte spielen da überhaupt keine Rolle. Bisher habe ich immer die Ansicht vertreten, dass keiner auch nur es wagt, jemanden anzufassen, der zu mir gehört. Weißt du noch, wie oft ich dich verteidigt habe? Jetzt musste ich quasi zugucken und hatte genau genommen nicht einmal eine Ahnung, was gerade vor sich ging. Ich habe die Rolle gehasst, in die du mich gezwängt hast, so wie ich die deine gehasst habe. Zwischendurch war ich so sauer auf dich, dass ich Schluss machen wollte, aber ich konnte es einfach nicht. Was auch immer das ist, was uns zusammenhält, es ist stärker geworden. Keine Ahnung wie es weitergehen wird, aber es kann vielleicht nur besser werden. Was auch immer. Die Krisenlage ist vorbei und ich schreibe wegen dir noch immer schnulzige Ehefrauenbriefe. Wann kommst du endlich?! Ich werde erst aufatmen, wenn ich dich live vor mir habe, wenn ich an deiner ollen Hundemarke deinen Namen ablesen kann und deine Sommersprossen nachgezählt habe. Wenn ich dich anfassen kann. Was weiß ich, was sonst noch inzwischen passiert! Habe es versucht, den anderen beizubringen, was du da geschrieben hast. Mit leichter Zensur, versteht sich. Es gibt Dinge, die gehen einen Touji Suzuhara eben nichts an und wenn er sich sprichwörtlich auf den Kopf stellt! Alle waren sie ziemlich betroffen. Geschockt hat sie ja schon der Zeitungsartikel. Irgendwo ist es so makaber, dass man schon fast darüber lachen muss; letztendlich hast du erreicht, was du wolltest: Ruhm, Ehre, Auszeichnungen und eine strahlende Heimkehr. Du darfst dich vom Bekanntheitsgrad in militärischen Kreisen jetzt beinahe neben uns einreihen. Hätten wir noch ein paar Leute mehr, könnten wir uns das „Dreckige Dutzend“ nennen. (So ein Vorschlag würde dir wahrscheinlich noch einfallen!) Nur war der Preis hoch. Bist du jetzt wenigstens zufrieden? Nein, das sollte kein offener Angriff sein. Du kennst mich, und ich hab keine Ahnung wie man mit Trauma-Leuten umgeht. Tut mir Leid. Die Sache mit deiner Mutter und dem Scheideweg geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Meinst du, es war deine Entscheidung? Das klingt so idealistisch, so nach der These „Man kann alles, wenn man nur wirklich will“. Lag es vielleicht nicht eher an den Drogen? Nicht ich hab dich gerettet. Das waren deine Leute und du selbst, weder deine Mutter noch ich. Aber der Gedanke, dass du in diesen Momenten im Gedanken bei mir warst...ist ein unbezahlbarer. Komm bald nach Hause! Asuka P.S. Die dich liebt. P.P.S. Die Katsuragi´sche Hochzeit ist für den 20. Dezember angesetzt. Du bist Trauzeuge. 15.11.2021 Asuka-chan, Ich habe schon dreimal einen Antrag auf schnellstmögliche Abreise gestellt, aber du weißt ja, dass die Wege der Bürokratie unergründlich sind. Oder so ähnlich. Jedenfalls werde ich dich, sobald ich weiß, wann es losgeht, kontaktieren, ob nun über Telegramm oder Email oder Brieftaube. (Nein, die Scherze lass ich mir nicht von dir verbieten!) Inzwischen sehe ich wieder hervorragend, wenn man davon absieht, dass ich eine neue Brille brauche. Was hat dieses miese Kassengestell nicht alles mitmachen müssen? Jedenfalls geht es mir langsam immer besser. Ich entwickle Farbe und nehme zu und meinem Bein geht es prima. Es ist zwar noch immer nicht raus, ob ich jemals hinke-frei sein werde, aber das ist mir egal. Hauptsache, ich kann damit wieder laufen. Und für den Rest gibt es Schmerzmittel. Da sich der vorläufige Frieden im Land hält, brauchst du keine Angst zu haben. Das meine ich jetzt wirklich ernst, man versucht, hier eine normale Linie reinzukriegen. Und sobald in einer Maschine nach Japan ein Platz für mich frei ist, haut das hin. Ich habe dir viel Angst eingejagt, ich weiß. Nicht nur dir, auch den anderen. Mir ja auch selbst. Ich weiß nicht wie ich es wiedergutmachen kann, all die Angst, die ich aus deinen Briefen herausgelesen habe, aber auch die Aufmunterungen, die alltäglichen Beschreibungen. Das hat mich bei der Stange gehalten. Ich weiß nicht, ob ich es jemals so durchgestanden hätte. Da war immer etwas, woran ich mich gedanklich festhalten konnte. „Heil nach Hause kommen“, dachte ich immer. „Du hast es Asuka versprochen! Sonst haut sie dir noch eine runter!“ Komische Motivation, aber durchaus hilfreich. Du siehst also, du hast mich schon gerettet. Indirekt. Wieder einmal. Also sei nicht mehr sauer, bitte. Keiner weiß, was morgen alles passieren kann. Man muss den Tag nutzen. Das hast du selbst mal gesagt, weißt du noch? (Ist ewig her, aber!) Nimm mich zurück. Alles andere kommt danach. Ob ich jetzt zufrieden bin, fragst du. Eigentlich eine Frage im Foul-Bereich. Natürlich bin ich nicht zufrieden. Ich denke bewusst nicht zurück, sondern nur vorwärts. Denn wenn ich nachts wachliege und zurückdenke, drifte ich immer wieder ab in all diese Momente. Es ist wie eine Spirale, gegen die ich nichts tun kann. Ich muss vorwärts schauen. Wie schon gesagt, alles andere kommt danach. Grüß mir die anderen! Ich liebe dich abgöttisch! Dein Kensuke P.S. Ich bin Trauzeuge? Wow! P.P.S. Habe mir wieder die Haare wachsen lassen. 24.11.2021 Kensuke, Es ist fast Dezember und du bist noch immer nicht da. Misato hat heute ihr Brautkleid anprobiert. Kaum zu fassen, wie jung sie darin wirkt, ich meine, dafür, dass sie schon über Dreißig ist! Wir Brautjungfern werden eingekleidet in Hellrosa (Ich fühle mich gegenüber Ayanami benachteiligt! Das Rosa beißt sich total mit meiner Haarfarbe!) und ihr Kerle bekommt dann schlichtes Schwarz. Logisch. Es läuft also alles auf Hochtouren. Hikari macht mir die Hölle heiß von wegen ich soll dann unbedingt den Brautstrauß fangen. Wozu? Wehe du fängst jetzt mit Heiraten an! Zu allem anderen ist nichts hinzuzufügen. Es ist wirklich langsam an der Zeit, dass wir wirklich miteinander reden und nicht in Briefen herumrudern. Wen kann ich eigentlich für den Verlust meines Nervenkostüms belangen? Heute Nacht habe ich geträumt, dass du mit dem Flugzeug abgestürzt bist. Das ist auch so eine Spirale. Du bist inzwischen nunmehr wie Sand, der mir immer und immer wieder durch die Finger rinnt. Und dabei brauche ich dich doch. Asuka Von:ken.aida@onlinebox.jp Samstag, 02.12.2021, 10:23 Uhr An:so_asu_langley@web.jp;langley.second.child@nerv.net Betreff:Baby, I´m coming home! Asu-chan, Hab nicht viel Zeit, hocke gerade in der jap. Botschaft. Mein Flug geht morgen um 12:55 Uhr(Ortszeit). Ich werde dann planmäßig 21:05 Uhr (Ortszeit) auf dem alten Narita-Airport ankommen. Meine Flugnummer ist xl 346. Kannst du mir vielleicht Kaji-san vorbeischicken zum Abholen? Ich habe überhaupt keine Wertsachen mehr (außer meiner Kamera), hab darum auch kein Geld für´n Taxi oder den Zug. Sollte dich diese Nachricht nicht rechtzeitig erreichen, werd´ ich auf dem Flughafen versuchen, mir ´n bisschen Geld zum Telefonieren zu schnorren. Wir schaffen das schon. Liebe dich sehr! Bis morgen(!!!) Dein Kensuke Shin Asayomi Montag, 04.12.2021 Die Rückkehr eines Helden (Narita,03.12.21) Es war ein so rührendes Wiedersehen. Nachdem der Gefreite Kensuke Aida (20) als japanisches Mitglied der UN-Friedenstruppe zwei Jahre in den Kriegswirren, und davon zehn Monate unter unnatürlichen Bedingungen als Geisel gefangen, leben musste, ist er als ein kleiner Held gestern Abend endlich nach Hause zurückgekehrt. Es war eine relativ ruhige Wiederkehr, die nur die b mitverfolgte. Begrüßt wurde Aida von seinem Vater Sousuke (45) und seiner Freundin (20). Es war ein selbstverständlich emotionales Wiedersehen und obwohl die junge Frau bis zuletzt gegen die Tränen ankämpfte, konnte sie sie doch nicht zurückhalten als sie nach zwei langen Jahren ihren Freund endlich wieder in die Arme schließen durfte. Das Pärchen ist nur ein Beispiel so vieler anderer im Land. Aida selbst sagte, dass er sich jetzt erst einmal einige Wochen im Kreise von Familie und Freunden ausruhen wolle. (scr.) Von:suzuhara_the_great@web.jp Donnerstag, 07.12.2021, 18:28 Uhr An:so_asu_langley@web.jp Betreff:Heißesten Dank, an dem du dich hoffentlich nicht verbrühst! Hi, Lady! Weil wir euch Turteltäubchen seit drei Tagen ja nicht mehr zu Gesicht bekommen, hoffen wir, dich über diesen Weg mal zu erreichen. Shinji meint zwar, dass das Zeit hätte, das finde ich aber nicht. Es ist uns beiden eigentlich vor drei Tagen aufgefallen, als wir bei Misato-san die Welcome-Home-Party geschmissen haben. Dass Kensuke nicht mehr der alte ist, ist uns ja allen klar. Aber wir glauben, wenn du ihn nicht so energisch und rigoros und trotzdem einfühlsam (ehe du dich erschreckst- das letzte Worte stammt von Shinji! Als ob ich so ein Wort je benutzen würde!) bei der Sache gehalten und ihm hin und wieder in den Hintern getreten hättest, hätte das alles vielleicht böse ausgehen können. Kensuke braucht wahrscheinlich hin und wieder so was. Sowas und Fürsorge. Das hätten wir ihm, selbst als beste Freunde, nie geben können. Darum: Ergebendsten Dank, dass du ihn gerettet hast! Sie lasen das Wort zum Donnerstag Von Shin & Touji Von:so_asu_langley@web.jp Donnerstag, 07.12.2021, 22:05 Uhr An:suzuhara_the_great@web.jp Betreff:Re:Heißesten Dank, an dem du dich hoffentlich nicht verbrühst! Ihr könnt euren verdammten Pathos mit Witzchen verschleiern, soviel ihr wollt; denkt ihr, ich kriege das nicht mit? Allerdings ist es so besser als wenn ihr euch das persönlich vor mir rausgestottert hättet- von daher: Nichts zu danken. Herrjeh, seit wann sind wir ein Freundeskreis? Das ist ja direkt furchtbar. Ich werde Kensuke einen Gruß von euch bestellen. (Der schläft gerade wieder. Überhaupt schläft er seit er bei mir ist, nur. Ich hab gar nix von ihm!) Macht´s gut, ihr Idioten! Asuka Letztendlich braucht die Welt mehr Menschen wie meinen Freund. Er hat sein Versprechen gehalten. Als wir uns damals verabschiedeten, sagte er: Ein guter Soldat kommt lebend heim. Ich schätze, er ist ein guter Soldat, in vielerlei Hinsicht. Meiner Meinung nach hat er nur einen Fehler gemacht; Er hat damals als er eingezogen wurde, seine Seele nicht abgegeben. Die hat er die ganze Zeit dabei gehabt. Und wenn das nicht das Mutigste überhaupt war? ENDE Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)