Dieses Leben von Steinbock (Leben - Lieben - Leiden) ================================================================================ Kapitel 12: Sommertage, Sommernächte ------------------------------------ Hallo meine lieben Leser! Ich bin derzeit wunderbar gelaunt und wie es der Zufall so will, wirkt sich dies auch positiv auf meine doch eher mangelhafte Kreativität der letzten Zeit aus. Das Ergebnis zeigt sich in diesem (extra langen) neuen Kapitel zu Dieses Leben :) Ich bedanke mich wie immer an dieser Stelle bei all meinen Lesern, die mir trotz so langer Wartezeiten treu bleiben und mir jedes Mal so freundliche Kommentare schreiben. Ohne euch würde das Ganze gar nicht mehr laufen :) Also dann, genug Gefühlsduselei, viel Spaß jetzt beim Lesen! Kapitel 12 Sommertage, Sommernächte Zeit vergeht schnell, wenn man glücklich ist. Kaum hatte man sich versehen, war der Sommer gekommen. Die Sonne schien heiß herab, die Luft flirte. Dösend lag Sei auf ihrem Pult. Matheunterricht konnte ja so schon unerträglich genug sein, aber bei dieser Hitze war es die reinste Folter. Die junge Blonde sehnte sich danach, draußen zu sein, wenigstens eine leichte Brise zu spüren, das Leben zu genießen. Unauffällig ließ sie ihren Blick durch die Klasse schweifen. Shin und Shimako verfolgten den Unterricht mit einer Aufmerksamkeit, die für die junge Frau kaum nachvollziehbar war. Hina saß in ihrer Ecke, ihr Blick war nach vorn gerichtet, aber allem Anschein nach, war sie in Gedanken doch weit weg. Seis Blick wanderte weiter zu Reika. Ihr schien Mathe ziemlich zu schaffen zu machen, wenn sie ihren Gesichtsausdrucks richtig deutete. Und Chikane...innerlich zuckte Sei zusammen, als sie bemerkte, dass sie von ihrer Freundin beobachtet wurde. Doch sie fing sich schnell, schenkte ihr ein warmes Lächeln, dass Chikane nicht weniger warm erwiderte. Mittlerweile erschien es Sei nicht mehr ganz so unwirklich, wenn sie darüber nachdachte, was sie und Chikane nun verband. Es war schön, wenn sie gemeinsam Zeit verbrachten, wenn diese nur nicht immer so schnell vergehen würde. Gerade wollte Sei Chikane zuzwinkern, als sie merkte, dass ihr Handeln nicht ganz unbemerkt geblieben war. Augenblicklich richtete sie sich auf. „S...Sensei...“, meinte die Siebzehnjährige überrascht. „Anstatt in der Gegend rumzugucken, solltest du dich lieber auf den Unterricht konzentrieren.“, bekam sie sofort zu hören. „Vor an die Tafel, das Integral löst sich nicht von allein.“ Und so machte sich Sei mit hängenden Kopf vor an die Tafel, um sich dort bis zum erlösenden Pausenklingeln mit dem Integral abzumühen. Zum Glück war Freitag und mit Mathe der Schultag beendet. Jammernd verließ Sei den Klassenraum mit Chikane im Schlepptau. „Ich hasse Mathe, wer braucht schon Integrale?“, ließ die Blondine verlauten. Chikane kicherte nur: „Tja, du solltest dich eben nicht so leicht ablenken lassen.“ Ein verschworenes Zwinkern folgte von der Dunkelhaarigen, das Sei nur zu gut verstand. „Aber wenn es eben so viel interessantere Dinge gibt, wie irgendwelche kalten mathematischen Formeln.“, raunte sie ihr zu und Chikane konnte nicht verhindern, dass sich eine leichte Röte auf ihr Gesicht schlich. Gerade als sie etwas erwidern wollte, legte sich ein Arm um ihre Schulter. „Was tuschelt ihr beiden denn schon wieder? Ist ja schlimmer wie bei einem Liebespaar“, kam sofort der Seitenhieb von Reika. Sie wusste gar nicht, wie genau sie mit dieser Formulierung ins Schwarze traf. Doch die beiden Liebenden hatten sich mittlerweile an diese Art Spiel gewöhnt, das Verheimlichen, das Vertuschen, so kam es auch ganz locker von Sei rüber, als diese sagte: „Was denn, Reika, bist du etwa eifersüchtig?“ Ein herausforderndes Grinsen untermalte ihre Frage, auf die Reika ohne zu zögern einging, indem sie Chikane etwas näher an sich heran zog. „Natürlich, Chikane-chan und ich kennen uns schon viel länger, also habe ich die älteren Rechte bei ihr und auf sie.“ Die beiden Mädchen wollten gerade weiter diskutieren, als sich Chikane bemerkbar machte: „Habt ihr vielleicht auch mal daran gedacht, was ich davon halten könnte, wenn mich hier jeder als sein Eigentum betrachtet? Vielleicht will ich ja gar keine von euch beiden.“ Mit dieser kecken Bemerkung wandte sie sich aus Reikas Arm, stellte sich vor die beiden und streckte ihnen frech die Zunge raus. „Na wenn das so ist, brauch ich dich ja auch nicht in meine Pläne einweihen und am Samstag allein Spaß haben.“, konterte Sei. Verwundert blickte Chikane sie an. „Was hattest du denn vor?“ „Kann dir ja egal sein“, bekam die Sechzehnjährige nur zur Antwort. Sie ging langsam an ihr vorbei. „Hey, ich will es auch wissen“, wandte Reika noch ein. „Nein, hab's mir anders überlegt“, beharrte Sei stur. Chikane folgte ihr schnell, schnitt ihr den Weg ab, sodass Sei stehen bleiben musste. Mit traurigen Blick sah Chikane zu Sei auf und meinte mit unschuldigen Stimmchen: „Es tut mir Leid, was ich gesagt hab, aber willst du uns nicht doch deinen Plan verraten? Ich sag auch ganz lieb bitte.“ Dieser Blick, diese ganze Masche. Sei musste schlucken, Chikane wusste genau, was sie hier tat, sie wusste, dass ihr siebzehnjähriges Gegenüber immer schwach wurde, wenn sie sich so gab. Die junge Blonde sah zur Seite, um diesen Blick nicht länger standhalten zu müssen, flüsterte ein, nur für Chikane hörbares: „Du bist so mies.“ Währenddessen beobachtete Reika das Verhalten ihrer beiden Freundinnen aus einigem Abstand und wunderte sich über deren seltsames Verhalten, sie waren ja nicht erst seit gestern so, sondern schon seit geraumer Zeit, aber so einen richtigen Reim konnte sich Reika darauf bislang nicht machen. So kannte sie ihre Kindheitsfreundin gar nicht, Sei konnte sie sowieso immer noch nicht richtig einschätzen. „Was für Diskussionen führt ihr denn hier?“, erklang eine vertraute männliche Stunde. „Kyo-kun“, rief Reika fast schon erstaunt aus. „Hallo, Reika-chan“, entgegnete dieser freundlich und Reikas Knie wurden allein davon schon weich. Um nicht irgendwas Dummes zu sagen, zog sie es vor, den Mund zu halten. Wenigstens befreite Kyo Sei aus ihrer mehr oder weniger misslichen Lagen. „Es geht nur gerade um unsere Wochenendplanung. Ich hatte die Idee, dass wir morgen alle an den Strand gehen könnte und abends vielleicht noch ein bisschen feiern.“, fasste Sei kurz und bündig zusammen. „Super“, erwiderte Kyo nur grinsen, „Bin dabei!“ „War ja klar.“, meinte Sei nur trocken. „Und was ist mit euch beiden?“ Die Siebzehnjährige blickte abwechselnd von Reika zu Chikane, verweilte immer ein bisschen länger bei Chikane. Diese warf nur einen kurzen Blick zu Reika, die durch Kyos Gegenwart nur zu einem kurzen Nicken im Stande war und antwortete letztlich für beide: „Klar, wir kommen auch mit.“ „Cool.“ Sei strahlte, sah sich dann nochmal um, entdeckte Shin und Shimako und rief den beiden zu: „Hey, ihr beiden! Morgen am Strand. Seid ihr dabei?“ Es war schlichtweg Seis Art, einfach noch ein paar Leute ins Boot zu holen. Chikane lächelte Shimako aufmunternd zu, die sich unsicher zu sein schien, ob sie wollte oder nicht, letztlich jedoch auch zusagte. Man sah Sei die Freude an. „Dann ist es beschlossene Sache. Morgen am Strand. Und nachts wird gefeiert.“ Am Nachmittag des selbigen Tages, stand auf einmal Reika vor Chikanes Haustür. „Hallo, Reika-chan“, wurde sie freundlich, doch auch etwas überrascht von Chikane begrüßt. Sie hatte nicht erwartet, dass ihre Freundin heut noch vorbei kommen würde. Diese rückte auch gleich raus mit der Sprache: „Chikane-chan, ich hab nichts zum Anziehen!“ Chikane musterte ihre Freundin aus Kindertagen nur, bevor sie trocken entgegnete: „Komisch, müsstest du unter solchen Umständen dann nicht eigentlich nackt vor mir stehen?“ Dafür fing sie sich sofort eine Kopfnuss von Reika ein. „Du bist doof. Ich meine, ich hab nichts für morgen. Nichts für den Strand und für den Abend schon gar nicht.“ „Soll heißen?“, fragend hob Chikane eine Augenbraue. Reika schenkte ihr ihr strahlendstes Lächeln: „Wir gehen shoppen.“ Und kaum hatte sich die Dunkelhaarige versehen, stand sie auch schon mit ihrer Freundin mitten in der Stadt und machte die Geschäfte unsicher. Während Reika wie verrückt alle Regal durchsah und mal dieses, mal jenes Stück bewunderte, sah ihr Chikane ruhig über die Schulter. Sie machte sich keine großen Gedanken...allerdings...wenn sie doch mal darüber nachdachte...Sei würde sie morgen in Bademode sehen. Ob da ihr alter Bikini wirklich so vorteilhaft wäre. Chikane fing gerade an, darüber zu grübeln, als Reika ihre Gedanken gelesen zu haben schien. „Chikane-chan, wie wär es mit dem?“ Sie hielt ihrer besten Freundin einen Bikini vor die Nase. Relativ schlicht, petrolfarben, aber irgendwie hatte er was. „Aber ich dachte, du wolltest etwas Gemustertes?“, kam es irritiert von Chikane. „Doch nicht für mich, für dich!“, berichtigte Reika sie und schob sie gleich darauf schon in die nächste Umkleidekabine, ohne eine Antwort abzuwarten. Tatsächlich passte der Bikini wie angegossen. „Der steht dir super, Chikane-chan“, entfuhr es Reika anerkennend. Chikane betrachtete sich nur stumm im Spiegel, ob das Sei gefallen würde? „Keine Angst, Sei wird das bestimmt gefallen.“, hörte sie auf einmal Reika sagen. Erschrocken fuhr sie herum. „Wie..wie kommst du denn auf einmal darauf?“ Während Chikane die Anspannung selbst in jenem Moment war, blieb Reika gelassen. „Keine Ahnung, was da zwischen euch läuft, aber ihr benehmt euch seit geraumer Zeit schon so schräg... von daher dachte ich, dass du dir vielleicht gerade darüber Gedanken machst, oder so...“ Reika fragte nicht nach, sie stellte nur das Gesehene fest, zu gern hätte Chikane ihr alles erzähl, aber sie hatte Sei ja versprochen, die Sache erstmal für sich zu behalten. So belastend sie selbst das auch fand, sie hatte Reika doch immer alles erzählen können. Der Sechzehnjährigen entging nicht, wie niedergeschlagen ihre Freundin auf einmal wirkte, darum entschied sie sich dazu, sie auf andere Gedanken zu bringen. „So und da du ja jetzt deinen Bikini gefunden hast, suchen wir mir einen.“Somit war dieses Gespräch beendet. Sie wollte Chikane nicht dazu zwingen, etwas zu erzählen, was sie allem Anschein nach nicht erzählen wollte oder gar konnte, auch wenn es sie innerlich schon etwas verletzte. Trotz diesem kleinen Zwischenfalls verbrachten die beiden Mädchen einen schönen Nachmittag in der Stadt miteinander. Mit vielem Gekicher, dutzenden Kleidungsstücken, die anprobiert wurden. Eben allem, was einen vernünftigen Shoppingnachmittag zwischen Freundinnen ausmacht. Ausgelassen kam Chikane gegen Abend nach Hause und aß mit ihren Eltern zu Abend, teilte ihnen ihre Pläne für den nächsten Tag mit. Ihre Mutter betrachtete sie besorgt: „Aber überanstreng dich bitte nicht.“ „Mum, ich weiß schon, was ich tue.“, erwiderte Chikane nur entschlossen. Der morgige Tag würde sicher toll werden, sie malte sich ihn bereits in den buntesten Farben aus. Irgendwann verschwand Chikane auf ihr Zimmer. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie ihr Handy nicht bei sich gehabt hatte. Es lag noch immer auf ihren Schreibtisch. Reika hatte sie ja unvermittelt mit sich gerissen, sie hatte gar nicht daran gedacht, ihr Handy einzustecken und beim Shopping mit Reika war sie so abgelenkt gewesen, dass sie es auch gar nicht vermisst hatte. Besorgt sah sie nun auf den Display. Sechs Anrufe in Abwesenheit wurden ihr angezeigt. Alle von Sei. Bestimmt machte sie sich bestimmt schon Sorgen um sie, die Arme. Chikane zog sich schnell um, bevor sie sich auf ihr Bett setzte und Seis Nummer wählte. „Ja?“, sagte am anderen Ende der Leitung nur eine Mädchenstimme, die allem Anschein nach nicht besonders fröhlich war. „Hallo, Sei-chan!“, meinte Chikane munter. Sie hatte ja schon erwartet, dass ihre Siebzehnjährige Freundin nicht besonders gut drauf sein würde. „Hey...“, kam es nur zurück. „Bist du sauer?“, hakte Chikane vorsichtig nach. „Sauer? Verrückt vor Sorge wohl eher? Ich hab x mal versucht anzurufen und du bist kein einziges Mal ran gegangen, jedes Mal nur diese verdammte Mailbox. Ich dachte schon dir sei was zugestoßen?“, Seis Stimme klang aufgewühlt, besorgt, sauer, alles mögliche auf einmal. „Sorry, Reika-chan kam vorbei und wir waren spontan shoppen und da hab ich total vergessen, mein Handy einzustecken. Es war echt nicht böse gemeint.“, rechtfertigte sich Chikane. Sie wollte sich wegen so etwas nicht mit Sei streiten. „Mach so 'nen Mist ja nie wieder“, grummelte die nur immer noch am anderen Ende. „Ich versprech's dir. Aber jetzt sei bitte nicht mehr böse, Sei-chan. Schließlich war ich ja eigentlich nur für dich shoppen.“, versuchte Chikane sie zu beschwichtigen. „Für mich?“, kam sofort die Frage zurück, schon völlig ohne jeglichen Groll. Sei war hellhörig geworden. „Ja, für dich. Wir habe uns neue Bikinis gekauft, schließlich will ich ja morgen auch gut aussehen.“, entgegnete Chikane ruhig, wurde dabei jedoch etwas rot. Sie kam sich dumm vor, Sei so etwas zu erzählen, es war irgendwie peinlich. „Wann siehst du denn mal nicht gut aus?“, kam die sanfte Frage von Sei. An ihrer Stimme konnte Chikane erkenne, dass die Blonde in jenem Augenblick lächelte. „Aber ich bin schon gespannt, wie es aussehen wird, wenn du dir schon extra die Mühe gemacht hast.“ Auf diese Aussage hin wurde Chikane nur noch röter, sie konnte ja nicht ahnen, dass auch Seis Gesicht in jenem Moment eher einer Tomate glich, weil sie ihr diese Worte durch das Telefon zuhauchte. „Ich...also...ich...ähm...hoffe er wird dir gefallen“, stammelte Chikane nur irgendwie zusammen. „Ganz bestimmt, aber leider muss ich mich ja bis morgen gedulden“, kam es von Sei schmunzelnd. „Das...na ja...schaffst du schon...“ Chikane wusste nicht wo ihr der Kopf stand. Am liebsten wäre sie in jenem Moment bei Sei gewesen. In letzter Zeit sehnte sie sich immer häufiger nach ihrer Nähe. „Hm...dann sollten wir jetzt wohl besser schlafen, damit morgen bald kommt“, schlussfolgerte die Blondine. „Ja, wär wohl besser“, entgegnete Chikane. Vor allem besser für meine Nerven, fügte sie in Gedanken hinzu. „Na dann...gute Nacht und bis morgen“, flüsterte Sei sanft. So sanft, dass sich Chikanes Seele fast gestreichelt vorkam. „Ja, träum was Schönes“, erwiderte sie, bevor sie das Telefonat beendeten. Doch an Schlaf war bei Chikane nicht zu denken. Sie lag starr in ihrem Bett und betrachtete die Zimmerdecke. In ihren Gedanken wünschte sie sich, dass Sei jetzt hier wäre. Langsam drehte sie sich auf die Seite, stellte sich vor, Sei wäre jetzt hier neben ihr, in diesem Zimmer, diesem Bett. Die Dunkelhaarige schüttelte den Kopf, wurde rot, aufgrund ihrer eigenen Gedanken. Sie hatten ja noch nicht einmal beieinander übernachtet und sobald ihre Küsse mal etwas fordernder wurden, blockte Sei irgendwann ab, tat, als ob nichts wäre. „Ich muss einfach noch warten, irgendwann wird Sei schon lockerer damit umgehen“, meinte Chikane zu sich selbst und kniff die Augen zusammen, um endlich einzuschlafen. Der nächste Tag zeigte sich von seiner schönste Seite. Es war warm, die Sonne lachte, kein Wölkchen zeigte sich am Himmel. Fröhlich und ausgelassen trafen sich alle am Strand. Nun ja bis auf eine. „Chikane-chan, was ist denn mit dir los? Du siehst aus, als hättest du die halbe Nacht nicht geschlafen.“, stellte Reika fest, als sie ihre Freundin kommen sah. Diese Aussage traf es jedoch nur zur Hälfte. Tatsächlich war es Chikane irgendwann gelungen, einzuschlafen. Aber anstatt eine ruhige Nacht zu haben, spielte ihre Fantasie ihr nachts miese Streiche, in dem sie sie mit Träumen quälte, die sich Chikane lieber nicht nochmal wach rief. Diese bescheuerten Hormone! „Hab nicht gut geschlafen“, antwortete die Dunkelhaarige nur verschlafen. „Chi-chan!“ Arme schlossen sich mit einem Mal um den Körper der Dunkelhaarigen, die erschrocken aufschrie. „Hey, Sei-chan“, meinte sie dann im nächsten Moment, als sie sich bewusst wurde, wer sie da in den Armen hielt. Am liebsten hätte sie gesagt: Lass mich nicht mehr los. Einfach nur, weil das Gefühl, ihr so nahe zu sein, so gut tat. Doch ihre Träume schossen der Sechzehnjährigen auf einmal wieder in den Kopf und sie konnte die Röte in ihrem Gesicht nicht unterdrücken, immerhin war sie dadurch hellwach. Sei hatte sie mittlerweile wieder losgelassen und betrachtete sie forschend. „Stimmt irgendwas nicht mit dir?“ Chikane jedoch winkte ab. „Nein, nein, alles super.“ Und schon marschierte sie voran. „Kommt schon, suchen wir uns ein schönes Plätzchen am Strand, bevor alle guten weg sind.“, meinte sie munter an alle gewandt. Ihre Freunde folgten ihrer Aufforderung. Kaum hatten sich Kyo und Sei umgezogen, waren sie auch schon, mit einem Ball bewaffnet im Wasser. Shimako saß unsicher, die Arme um die Beine geschlungen, auf ihrem Handtuch. Beobachtete die nun drei jungen Leute im Wasser. Ungewöhnlich offen hatte sich Shin zu den beiden ins Wasser gesellt, die sich nun feurige Bälle zuschmetterten. Nach einer Weile kamen auch Reika und Chikane umgezogen dazu. Chikane zierte sich nun doch, war das nicht doch etwas zu wenig Stoff, den sie da trug? „Jetzt zier dich nicht so, Chikane-chan! Das sieht gut aus“, meinte Reika lautstark, sodass Sei auf die beiden aufmerksam wurde. Die junge Blonde blickte in die Richtung ihrer Freundin und blieb wie gefesselt mit ihrem Blick an ihr hängen. Chikane bemerkte ihren Blick, wurde leicht rot aus Verlegenheit und sah zu Boden. Noch immer gefangen von diesem Anblick, vergaß Sei völlig das Ballspiel, in dem sie sich momentan befand. „Sei, pass auf“, rief Kyo noch. Doch schon war es passiert. Der Ball traf die unvorbereitete Sei am Kopf und diese fiel natürlich prompt ins Wasser. „Sei-chan“, hörte sie Chikanes Stimme noch ihren Namen rufen. Blinzelnd erwachte Sei einige Zeit später wieder. Ihr Kopf lag angenehm weich. Noch etwas benommen sah sie auf und blickte in Chikanes Gesicht, das ihr ein sanftes Lächeln schenkte. „Bist du endlich aufgewacht?“ „Ähm...also...“ Die Siebzehnjährige war nahe dran, nochmal wegzutreten. Sie wurde sich bewusst, dass ihr Kopf auf Chikanes Schoß lag und aus ihrer jetzigen Position hatte sie nicht nur einen Blick auf Chikanes Gesicht. Zärtlich strich Chikanes Hand über Seis Stirn. „Der Ball muss dich ja ziemlich mies getroffen haben, er scheint sogar dein Sprachzentrum angegriffen zu haben.“, fügte sie schmunzelnd hinzu. „Gar nicht wahr“, Sei richtete sich ruckartig, protestierend auf. Sofort wurde ihr von dieser schnellen Bewegung wieder schwindlig, sie taumelte sitzend leicht hin und her, Chikane stützte sie sofort. „Schon okay, aber ruh dich lieber mal noch etwas aus“, meinte die Dunkelhaarige besorgt. Sei lehnte sich an sie, ihren Kopf gegen Chikanes Schulter, genoss die ungewohnte Nähe. Es fühlte sich so anders an, jetzt, das Chikane so wenig an hatte, aber auch angenehm irgendwie. In dieser Position verharrend, sah sich Sei unauffällig um. Kyo alberte mit Reika im Wasser herum. Shin und Shimako unterhielten sich etwas weiter weg. Zwar genoss Chikane diese Nähe ebenso, aber so richtig damit umzugehen, wusste sie nicht. „Alles okay?“, fragte sie leise, nur um irgendetwas zu sagen, ihre eigene Anspannung etwas zu lindern. „Ja, jetzt schon. Aber der Anblick von dir im Bikini hat mich eben echt umgehauen“, meinte Sei kichernd. „Du siehst echt verdammt gut darin aus“, fügte sie leiser hinzu. Augenblicklich schlug Chikanes Herz schneller aufgrund dieser merkwürdigen Situation. Sie konnte sich dessen gar nicht richtig bewusst werden, da sprang Sei schon auf. „So und jetzt bekommt Kyo seine Abreibung“, rief sie aus und rannte im nächsten Moment auch schon auf Kyo zu. Irritiert sah Chikane ihr nur nach. „Oh Mann...“ Sie ließ sich nach hinten auf ihr Handtuch fallen, legte den Arm über ihre Augen. „Ich dreh nochmal durch...“ „Warum das denn?“, wurde sie unerwartet gefragt. „Reika-chan?!“ „Du brauchst dich gar nicht versuchen raus zu reden. Da läuft doch was zwischen euch.“, redete diese weiter. Chikane leugnete nicht. „Sei will es nicht an die große Glocke hängen, es sollte unser Geheimnis bleiben...erstmal“, erklärte sie vorsichtig. Ein wenig fürchtete sie sich vor Reikas Situation. „Schon okay, ich behalt's für mich.“, kam es gelassen von ihrer Freundin zurück. Chikane drehte sich auf die Seite und sah ihre beste Freundin mit nicht zu verbergender Verwunderung an. „Bist du gar nicht überrascht?“ „Schon...aber ändert ja nichts an unserer Freundschaft.“, bekam sie die relativ nüchterne Antwort. „Ich hätte zwar nicht gedacht, dass du so eine bist...aber warum nicht. Meine Chikane-chan bleibt doch trotzdem Chikane-chan.“ Die Sechzehnjährige wusste nicht, was sie erwidern sollte. Sie war viel zu gerührt von Reikas Reaktion. Reika schenkte ihr nur ein warmes Lächeln, es bedurfte in jenem Moment nicht mehr Worten zwischen den beiden. Der Tag verstrich. Auch Chikane traute sich ins Wasser. Es wurde geschwommen, sich nass gespritzt, die Jungs tauchten einander unter und Shin traute sich sogar daran, hin und wieder Shimako etwas zu necken und diese somit aus der Reserve zu locken. Der Tag verging fast schon schneller als gedacht und der Abend rückte näher. Langsam wurde es kühler und alle saßen nun zusammen am Strand. „Okay, dann würde ich mal sagen, wir treffen uns alle gegen Neun beim 'Blue Star'“, stellte Sei fest. „Wir sind raus“, warf Shin nur ein und bezog dabei Shimako mit ein. „Ja, wir...ähm, haben bereits etwas vor“, pflichtete die scheue Shimako ihm zu und wurde dabei sichtlich verlegen. In Sei brannte es, eine bissige Bemerkung dazu zu machen, einfach nur, um die beiden etwas aufzuziehen, doch Chikane rammte ihr ihren Ellbogen leicht gegen die Rippen und hinderte sie somit an ihrem Vorhaben. Der 'Blue Star' war wohl der Club in dem kleinen Städtchen. Wollte man feiern, so ging man hier her. Pünktlich kamen Reika und Chikane vor dessen Tür an. Kyo gesellte sich bald zu ihnen. Nur von Sei war keine Spur. Dafür kam jemand anderes um die Ecke, den die drei kannten. „Hallo, Hina! Du auch hier.“, meinte Reika freundlich. Doch Hina schenkte ihr keinen weiteren Blick. Nach einem kurzen „Hallo“, ging sie bereits an ihnen vorbei, hinein ins 'Blue Star'. Vielleicht würde sie hier Kotori treffen, die ihr schon viel zu lang aus dem Weg ging. Alles andere interessierte sie entsprechend wenig. „Komische Type“, sagte Kyo nur. „Sie hat ihre Gründe...denke ich“, versuchte Reika Hinas Verhalten zu verteidigen. Chikane hörte den beiden gar nicht richtig zu. Immer wieder prüfte sie ihre Sache. Strich den halblangen Sommerrock, den sie trug, glatt oder richtete das helle Top, dass sie trug. Sogar einen Hauch Parfum hatte sie aufgelegt, in der Hoffnung, Sei würde es auffallen. Und nun kam sie ewig nicht und brachte Chikane damit in ihrer Nervosität fast zur Verzweiflung.Gerade wollte sie ihr Handy zücken und versuchen, Sei zu erreichen, als sich der kleinen Gruppe schnelle Schritte näherten. „Sorry, ich weiß, ich bin zu spät“, rief Sei ihnen noch im Laufen zu. Dabei fand Chikane nur, dass sie am heutigen Abend besonders gut aussah. Ein schwarzes Hemd, dessen erstes Knopf betont lässig geöffnet war, ein Lederband um den Hals, irgendwie verlieh dieses Outfit der Siebzehnjährigen einen ganz besonderen Charme. „Mann und wir stehen uns hier wegen dir die Beine in den Bauch“, maulte Kyo und knuffte Sei kumpelhaft in die Seite. „Schon gut, schon gut, aber jetzt sind wir da und können endlich richtig feiern“, entgegnete Sei nur grinsend. Der Club war gut gefüllt, die Musik war laut, der Bass ging einen durch den ganzen Körper. Man konnte gar nicht anders, als sich zu der Musik bewegen zu wollen. Hina ließ dies alles unbeeindruckt, immer wieder schweifte ihr Blick durch die Menge, stets in der Hoffnung, irgendwo Kotoris Gesicht ausfindig zu machen. Doch in diesem Getümmel war es schwer, jemanden zu finden, wenn man sich keinen Treffpunkt ausgemacht hatte, um nicht zu sagen nahezu unmöglich. Nicht weiter auf ihren Weg achtend, lief Hina direkt in jemanden hinein. „Entschul...digung“ Hinas Augen waren überrascht geweitet, als sie aufsah und Kotori erkannte. „Hi“, kam es von dieser nur unschlüssig, kaum verständlich in der lauten Clubatmosphäre. „Ich hab dich gesucht“, platzte Hina gleich heraus. Kotori lächelte. Sie freute sich, Hina zu sehen, der sie so hartnäckig aus dem Weg gegangen war, seit sie die sprichwörtlichen Karten vor Hina auf den Tisch gelegt hatte, weil diese sich nicht hatte entscheiden können, sie nicht so sah, wie es Kotori wollte. Gerade wollte Kotori etwas erwidern, als eine hochgewachsene dunkelhaarige junge Frau einen Arm um sie legte. „Kotori-chan, da bist du ja. Komm, ich will unbedingt mit dir tanzen, gerade spielt mein Lieblingslied.“ Schon ließ sich Kotori mit ihr ziehen. Wandte sich noch kurz um, erblickte für einen Moment noch Hinas schmerzhaft verzogenes Gesicht, bevor sie sich zwischen den Menschenmassen aus den Augen verlor. Einmal mehr stand Hina allein da. Und alles, was sie in jenem Moment wollte, war die Zeit rückgängig zu machen, bis zu dem Zeitpunkt ihres letzten Gesprächs mit Kotori, um ihr gleich die richtigen Worte zu sagen und somit solchem Leid zu entgehen. Von all dem bemerkten die vier Freunde nur wenig. Sie feierten nach Herzenslust und genossen den Abend sichtlich. Kyo und Sei tranken ab und an etwas miteinander, was Sei nur noch lockerer machten. Irgendwann stürmten sie die Tanzfläche. Durch die vielen Besucher war es eng. Doch die vier verschafften sich Platz. Tanzten zu der Musik. Immer wärmer schien es zu werden, doch es verschaffte der guten Laune der kleinen Truppe keinen Abbruch. Durch das Gedränge kamen sich Sei und Chikane beim Tanzen noch näher. Sei war offener durch den Alkohol in ihrem Blut, der langsam seine Wirkung zeigte. Sie zwinkerte Chikane zu, flirtete offensichtlich mit ihr, irgendwann zog sie ihre Freundin näher an sich ran, tanzte mit ihr auf eine Weise, die Chikane nicht kannte, ihre Knie jedoch weich werden ließ und ihr Herz zu Höchstleitungen aufforderte. Die Zeit war bereits weit voran geschritten, als sie den Club verließen. Gemeinsam gingen sie nach Hause. Kyo verabschiedete sich als erster. Reika einige Zeit später, bis Sei und Chikane allein waren. „Du musst mich nicht bis nach Hause bringen, du musst doch in die andere Richtung“, meinte Chikane fürsorglich zu Sei, die ungeniert ihre Hand hielt. „Ich will aber noch etwas Zeit mit dir verbringen.“, meinte diese heiter. „Schließlich hab ich deine Nähe viel zu selten“, mit diesen Worten ließ sie Chikanes Hand los und legte ihren Arm um deren Schultern. Chikane genoss die Nähe, legte ihre Hand vorsichtig auf Seis Hüfte. „Da wären wir“, murmelte Chikane einige Zeit später, als sie vor ihrem Haus standen. Dann nahm sie all ihren Mut zusammen, um eine andere Frage zu stellen: „Willst du vielleicht noch mit rein kommen, wenn du schon einmal hier bist?“ „Klar“, kam die gelassene Antwort. Leise schlichen beide in Chikanes Zimmer. Sei sah sich um. „Warum hab ich eigentlich noch nie bei dir übernachtet, wenn wir schon so lange zusammen sind?“, sprach Sei die Frage aus, die ihr in jenem Moment durch den Kopf schoss. Chikane wusste darauf nichts zu antworten, errötete stattdessen nur. Sei bemerkte es, trat auf sie zu. „Kein Grund gleich so rot zu werden“, flüsterte sie. Dann beugte sie sich etwas herab und küsste Chikane. Zuerst sanft, zögernd, wie sie sich häufig küssten. Die Dunkelhaarige erwiderte nicht weniger sanft, wurde jedoch nach und nach fordernder, küsste Sei auf die Art, die diese sonst immer abgeblockt hatte. Überrascht stellte die Sechzehnjährige fest, dass ihre Liebste jedoch dieses Mal darauf einging, sogar ihre Hände wandern ließ, sanft über Chikanes Rücken strich, dann ihre Hüften entlang. Chikane erwiderte, den Kuss immer wieder neu beginnend, fuhren ihre Finger Seis Hemd entlang, fuhren ein kleines Stück darunter, ertasteten nackte Haut. Dann ließ sie ihre Hände zurück wandern. Kam an bei Seis Hals, strich diesen entlang, öffnete einen weiteren Knopf. Sei ließ sie gewähren. Auch als Chikane den Kragen leicht zur Seite strich, ihren Hals entlang fuhr. Die Dunkelhaarige löste den Kuss. Der Atem der beiden ging schnell. Ein wenig scheu lächelte Chikane Sei an, dann beugte sie sich vor, begann Seis Hals zu küssen, zaghaft, unsicher. Einen Moment schloss Sei die Augen, doch dann, mit einem Mal, öffnete sie diese wieder, hörte auf zu genießen, war nicht mehr ent- sondern viel mehr angespannt. Mit Nachdruck fasste sie Chikane an den Schultern und schob sie von sich weg. Alles in in kribbelte, war im Aufruhr. Sie hätte durchdrehen können. „Ich...ich muss los“, stammelte sie nur irgendwie zusammen, küsste Chikane auf die Stirn und stürmte dann schon aus Chikanes Zimmer, zur Haustür heraus und auf dem Weg zu ihrem zu Hause und ließ somit eine völlig irritierte Chikane allein in ihrem Zimmer stehen. So, das war es auch schon wieder für heute. Ich hoffe, dass Kapitel hat euch gefallen und hoffe auch, dass ich meien Kreativität noch etwas halten kann, um euch bald ein neues Kapitel zeigen zu können. Über Kommentare würde ich mich wie immer natürlich sehr freuen. Ciao Steinbock Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)