Der kalte Wind einer Sommernacht von Tetsu (Kao x Die) ================================================================================ Kapitel 16: Ame --------------- Kommentar: Ein ruhiges, süßes Kapitel? Oder doch der Beginn des Dramas? Es war eine schwere Entscheidung. Musik: Regentropfen in Begleitung von: Dir en grey- Despair in the Womb DVD (<- Conceived Sorrow, The Final, Kodou, Itoshisa ha fuhai nitsuki) Ame - Regen Widmung: Cherry_tree, Namida_desu Kapitel 16: Ame Wir lagen noch eine ganze Weile am Strand, ehe wir entschieden zurück zu gehen. Das Meer hinter uns lassend liefen wir die Straße zum kleinen Hotel hinauf. Zogen eine Spur aus Wassertropfen hinter uns her. „Es wird heute Nacht noch regnen...“ Ich blickte zu Kaoru. War nicht sicher, ob ich mir die eben gesagten Worte nur eingebildet hatte. Er machte nicht den Eindruck etwas gesagt zu haben. Im Gegenteil, mein 'Traumprinz' schien mit den Gedanken ganz weit weg zu sein. ... Bei sich Zuhause...? Vermisste er es doch? „Wie kommst du darauf, dass es regnen wird?“, die Frage kam wie von selbst über meine Lippen. Als hätte die Angst, er könne an sein altes Zuhause denken die Macht über mich ergriffen um ihn mit der Frage von dem Gedanken abzulenken. Wie selbstverständlich zuckte Kaoru mit den Schultern und meinte: „Ich weiß es eben.“ Seine Stimme hatte einen Klang, der mich die ganze Sache einfach hinnehmen ließ. Wie erreichten das Hotel. Schlossen erst unten auf und dann oben unser Zimmer. „Duschen und dann ins Bett?“ Ich nickte. Obwohl wir bereits am Nachmittag geschlafen hatten kam ich mir völlig erschöpft vor. Vielleicht lag es an der Meeresluft? Wahrscheinlich wohl eher an den vielen Gedanken. Egal wie gut ich die Flucht inzwischen durchdacht hatte... die Angst, man könne uns doch finden war nicht zu leugnen. Ich setzte mich aufs Bett. Hörte, wie Kaoru ins Bad ging und wenig später das Rauschen der Dusche. Mein Blick wanderte durch das Zimmer und stoppte schließlich beim Fernseher. Ohne weiter darüber nachzudenken erhob ich mich und schaltete das Gerät ein. Der Bildschirm flackerte kurz, ehe man etwas erkennen konnte. Eine junge Japanerin berichtete über die Eröffnung einer neuen Schule. Nachrichten. Ich ließ mich zurück aufs Bett sinken und lehnte mich, die Fernbedienung neben mich legend, nach hinten. Starrte die Decke an, während die Worte der jungen Japanerin an mir vorbei rauschten. „Seit gestern... neues Gesetz... ab Montag...“ Selbst wenn ich gewollt hätte wäre ich wohl nicht in der Lage gewesen ihren Worten richtig zuzuhören. Mein Kopf schien so voller Gedanken zu sein, dass neue Informationen einfach an ihm abprallten. So verstrichen die Minuten, in denen mich lediglich Bruchstücke der aktuellen Geschehnisse erreichten. „Zwei Jugendliche aus dem Gebiet... vermisst...“ Ein Grinsen schlich sich auf mein Gesicht. Ob man uns auch bald so suchen würde? Übers Fernsehen und mit jede Menge Steckbriefen an Wänden und in den Schaufenstern verschiedener Läden? Ich drehte mich etwas zur Seite, um zum Fernseher blicken zu können und mir stockte der Atem. Neben der jungen Frau waren zwei Fotos abgebildet. Die Gesichter der beiden Jugendlichen waren mir nur zu gut bekannt. Während mein Herz eben noch vor Schock stehen geblieben war schlug es jetzt in einem fast schon schmerzhaften Tempo. „Die Polizei bittet bei der Abgabe von Hinweisen um Eile, da einer der beiden Jungen-“ Der Bildschirm flackerte und das bunte Bild wurde wieder zu mattem Schwarz. Fast schon panisch tastete ich nach der Fernbedienung, aber sie lag längst nicht mehr neben mir im Bett. Ich sah mich um und entdeckte meinen 'Traumprinzen'. Nur mit einem Handtuch um den Hüften stand er neben dem Bett. Hielt das kleine schwarze Gerät in der Hand- noch immer auf den Fernseher gerichtet. Im Normalfall hätte ich wohl schlichtweg angefangen zu sabbern aber in diesem Augenblick war ich derart verwirrt, dass mein Blick lediglich zwischen der Fernbedienung und dem Fernseher hin und her schwankte. „Was... aber... warum hast du ausgemacht?“ Kaoru legte die Fernbedienung auf den Tisch, ehe er sich zu mir auf das Bett hockte. Beide Hände an meine Wangen legte. „Weil ich es nicht wissen will... ich will nicht hören wie sie sagen, dass wir von Zuhause geflohen sind... denn das war nicht mein Zuhause... und das wird es auch nie werden. Ich will nicht hören, wie sie behaupten meine Eltern würden sich Sorgen machen... denn das tun sie nicht. Ich will nicht wissen, wer uns sucht... wann... warum... oder wo... das ist doch alles egal. Es spielt keine Rolle... Nicht mehr...“ Ich war nicht in der Lage irgendetwas zu sagen. Wie von selbst nickte ich, denn in gewisser Hinsicht konnte ich ihn verstehen. Er hatte mit seinem alten Leben wohl noch lange nicht abgeschlossen... aber er versuchte es... und derartige Fernsehberichte waren dabei wohl alles andere als hilfreich. Hätte ich damals den Fernseher einfach wieder angemacht wäre alles anders gelaufen... ich hätte eine Information erhalten, die es mir möglich gemacht hätte all die traurigen Dinge zu verhindern, die zu dem Zeitpunkt bereits unscheinbar in Reichweite gerückt waren... „Ich verstehe was du meinst...“ Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen beugte ich mich vor. Küsste meinen 'Traumprinzen' zärtlich. Ich schlang die Arme um seinen Körper und zog ihn näher an mich. Erst jetzt wurde mir die Tatsache, dass er nichts außer einem Handtuch um die Hüften trug bewusst. Allein das Wissen ließ den Wunsch in mir wachsen ihn überall zu berühren. Mit ihm zu schlafen. Aber ich würde es nicht tun. Nicht jetzt. Etwas in mir wusste, dass Kaoru noch nicht bereit dazu war. Nicht wollte... oder konnte. Es spielte keine Rolle. So lange dieses Gefühl... nein, dieses Wissen derart deutlich zu fühlen war würde ich mich ihm nicht so weit nähern. Außerdem hatten wir von nun an ja alle Zeit der Welt... Dachte ich... Wir lösten uns voneinander und auch mein 'Traumprinz' lächelte nun. „Ich geh duschen... du kannst dich ja schonmal hinlegen.“ Er nickte, während ich mich erhob und das Bad betrat, nachdem ich mir ein paar Sachen aus meiner Reisetasche genommen hatte. Ich zog mich aus und betrat die kleine Dusche. Drehte das Wasser so auf, wie es gerade eingestellt war. Viel zu warm... hatte Kaoru gefroren? Nachdem ich die richtige Temperatur gefunden hatte schloss ich die Augen. Genoss einen Augenblick, wie das Rauschen des fließenden Wassers alles andere übertönte und das einzige, was ich spürte die unzähligen lauwarmen Tropfen auf meinem Körper waren. Für einen Moment konnte ich absolut alles vergessen. Ein befreiendes Gefühl, wenn der Kopf nicht mehr so voll mit Gedanken war. Mein Herz wurde ganz leicht und der Gedanke alles schaffen zu können kehrte endlich wieder vollständig zurück. Das Gefühl der reinen Naivität. Ich wusch meinen Körper und die Haare, ehe ich die Dusche verließ. Der kurzen Entspannung zwar ein wenig nachtrauerte, aber ich freute mich mindestens ebenso sehr darauf Kaoru gleich wieder nahe zu sein. Nachdem ich mich halbwegs vernünftig abgetrocknet hatte zog ich mir Boxershorts und ein weites T-Shirt über, ehe ich das Bad wieder verließ. Mein 'Traumprinz' schien auf mich gewartet zu haben, da er – nun ebenfalls in Boxershorts und zu großem T-Shirt – auf dem Bett saß und mich anblinzelte. „Wolltest du dich nicht schon hinlegen?“ Ich krabbelte lächelnd zu ihm ins Bett. Betrachtete den etwas unsicheren Blick meines Gegenübers. Vorerst ohne zu antworten legte er sich richtig hin und forderte mich auf es ebenso zu tun. Immer noch lächelnd kam ich dem nach und deckte uns zu. Nach kurzem Zögern rückte Kaoru etwas näher. Legte sich wie ich auf die Seite und lehnte seine Stirn gegen meinen Oberkörper, während ich die Arme um ihn legte. „Ich... habe Angst... wenn ich allein an Orten bin, die ich nicht kenne... Nein, so ist das nicht richtig...“, versuchte mein 'Traumprinz' zu erklären, „Ich habe auch Angst wenn an diesen Orten Menschen sind... weil... ich bin so etwas nicht gewohnt... mein Leben beinhaltete immer die gleichen, einzelnen Menschen... und die gleichen Orte... verstehst du?“ Ich nickte. Wollte ihn erst unterbrechen, weil ich mir dessen ja bereits bewusst war. Aber... es war ein so rührendes Zeichen seines Vertrauens, dass ich es nicht übers Herz brachte. Und wahrscheinlich würde es ihm helfen, wenn er darüber sprach. „Es verunsichert mich, zwischen vielen fremden Menschen zu sein... oder einfach nur in einer Umgebung, die ich nicht kenne. Deswegen hänge ich so an dir und will nicht, dass du dich weit von mir entfernst... also... nein, nicht nur deswegen...“, er suchte erneut nach Worten, „ach man... und im Reden bin ich mindestens genauso schlecht...“ Ich konnte mir ein leises Lachen nicht verkneifen, als er einen Schmollmund zog und sein Gesicht endgültig in meinem T-Shirt vergrub. Es war deutlich zu hören, dass er einmal tief durchatmete, ehe er den Kopf etwas hob und ein wenig höher rückte, sodass sein Gesicht direkt vor meinem war. Seine Hand legte sich wieder an meine Wange, strich zärtlich darüber. „Ich kann das, was ich denke und fühle nicht so ausdrücken wie ich es am liebsten würde... aber ich versuche es...“, erneut schien er einen Moment nach den richtigen Worten zu suchen, „Ich bin dir so dankbar dafür, dass du die Geduld mit mir nicht verlierst... das du trotz des vorhandenen Stresses immer darauf achtest, dass es mir gut geht und mich aus den Situationen rausholst, in denen ich mich unwohl fühle...“ Kaoru beugte sich vor. Küsste mich zärtlich und für einen Augenblick war ich nicht in der Lage den Kuss in irgendeiner Form zu erwidern. Seine Worte hatten mich so sehr gerührt, dass ich nicht wusste wohin mit den ganzen Gefühlen, die durch meinen Körper flossen. Sich dabei miteinander vermischten. Trauer, Glück, Wut, Liebe, ... Dieses Gemisch der Gefühle hatte mich vollständig erstarren lassen und erst nach einigen Sekunden reagierte mein Körper für mich. Ließ meine Augen zufallen und meine Lippen gegen die meines 'Traumprinzen' bewegen. Als sich unsere Lippen wieder trennten wollte ich Kaoru von all diesen Gefühlen, diesem unglaublichen Durcheinander erzählen- aber ich hatte keine Ahnung wie. Meine Augen begegneten den seinen und schlagartig wurde ich wieder ruhig. Sein Blick wirkte, als wüsste er alles. Was ich gerade fühlte, wer ich war, wer ich bin... und da war noch etwas anderes. Etwas, das ich nicht deuten konnte. Es war lediglich auszumachen, dass es eine tiefe Traurigkeit beinhaltete. Ich glaube... er hat gewusst, was passieren würde... die tiefe Traurigkeit in seinen Augen war für mich zu erkennen, weil der Zeitpunkt dieser Traurigkeit immer näher rückte... Obwohl es vielleicht besser wäre traute ich mich nicht nach dieser Traurigkeit zu fragen. Ich war mir sicher sie läge daran, dass er dachte er würde mir zu viele Sorgen bereiten. Kaoru löste sich von mir. Lief durchs Zimmer und schaltete das Licht aus, ehe er zurück ins Bett kroch. Seine Stirn wie eine Weile zuvor gegen meinen Oberkörper lehnte, während ich einen Arm um ihm legte. Langsam wanderte ich ins Land der Träume... Ein leises, gleichmäßiges Plätschern ließ mich ganz langsam und stetig aus dem Land der Träume erwachen. Erst nach wenigen Minuten öffnete ich die Augen. Stellte fest, dass es noch immer tiefste Nacht war. Mein Blick wanderte zum noch immer geöffneten Fenster, aus dem man den Regen im Mondlicht fallen sehen konnte. Ein wunderschöner Anblick. Vorsichtig löste ich Kaoru von mir. Kein leichtes Unterfangen, da er sich regelrecht in mein T-Shirt gekrallt hatte. Seine Hände waren kalt, wie auch der Rest seines Körpers. Kein Wunder... die Decke war fast ganz von uns gerutscht. Und das, wo die Nacht durch den Regen derart abgekühlt war. Als ich mich von ihm befreit und ihn zugedeckt hatte trat ich ans Fenster. Lehnte mich ein kleines bisschen nach draußen, als könne ich das Bild dann noch deutlicher sehen. Wie lange ich so dort stand konnte ich nicht sagen. Erst Kaorus Stimme holte mich aus meinen Gedanken. „Daisuke...?“ Das Rascheln der Decke verriet, dass er wohl um sich tastete. „Daisuke, wo bist du?“ Ich drehte mich zu ihm um. Sah, wie er sich in Richtung Bad drehte. Verzweiflung mischte sich in seinen Blick, als er dort kein Licht brennen sah. „Ich bin hier...“ Sein Kopf drehte sich sofort zu mir und seine eben noch etwas zu schnelle Atmung beruhigte sich. Es machte mir Angst, wie viel Macht ich über ihn hatte. Was würde er alles tun, wenn ich nur damit drohen würde ihn hier allein zu lassen? Ich schüttelte leicht den Kopf. Was wäre, wenn mir etwas passieren würde? Wie ginge es dann für ihn weiter? Mein 'Traumprinz' kroch aus dem Bett und tapste langsam zu mir. Legte die Arme um mich. „Kannst du nicht schlafen?“ „Der Regen hat mich geweckt...“, flüsterte ich leise. Legte ebenfalls beide Arme um ihn, während mein Blick - ebenso wie der seine - nach draußen gerichtet war. „Ich habe dir doch gesagt, dass es regnen wird...“ Ein leises Lachen kam über meine Lippen. „Stimmt...“ ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)