Der kalte Wind einer Sommernacht von Tetsu (Kao x Die) ================================================================================ Kapitel 1: deai --------------- Der kalte Wind einer Sommernacht Kapitel 1: deai deai = Begegnung Musik: X-JAPAN - Crucify my love (Guitar solo Version), Kagrra - Satsuki (live) Ich erinnere mich noch genau, was ich gefühlt hatte, als ich ihn zum ersten mal sah. Dieses beeindruckende Gefühl ein Wesen zu sehen, das unmöglich ein Mensch sein konnte. War es doch viel zu schön. Zu anmutig. Ich lebte in einer kleinen Stadt. Gegenüber von dem Haus, indem ich aufwuchs lag eine Villa. Dieses riesige, alte Gebäude war wirklich faszinierend. Denn so verlassen es auch schien, jeder in der Stadt wusste, dass es bewohnt war. In diesem Haus lebte ein Ehepaar mit ihrem Adoptivsohn. Der Junge war etwa in meinem Alter. Doch bis zu meinem 16. Lebensjahr hatte ich ihn nie gesehen. Seine Eltern konnte man morgens zur Arbeit fahren sehen. Aber ihr Sohn schien das Haus nicht zu verlassen. Irgendwann erfuhr ich, dass der Junge zuhause unterrichtet wurde. Man munkelte, er sei völlig entstellt und traue sich deswegen nicht aus dem Haus. Vorne im Garten der alten Villa stand eine Schaukel. Sie schien alt und vermodert. Wenn es windig war gab diese ungeölte Schaukel die schaurigsten Geräusche von sich. Meine Freunde und ich hatten die Villa zwar als interessant empfunden, waren aber dennoch so vernünftig sie nicht zu betreten. Einmal in den Ferien, hatten Kyo, Shinya und Toshiya (sie wohnen alle ebenfalls in dieser Straße) bei mir übernachtet und wir hatten die ganze Nacht hinüber auf die Villa gestarrt. In der Hoffnung, einen Blick auf den mysteriösen Adoptivsohn zu werfen. Erfolglos. Wir erzählten uns die gruseligsten Geschichten. Das die Eltern ihren Sohn ermordet und unter der alten, quietschenden Schaukel begraben hatten. Oder das sie ihn im Keller gefangen hielten. Die Wahrheit erfuhr ich erst später. Es war eine laue Sommernacht, in der ich einfach nicht einschlafen konnte. Ein Blick auf meinen Wecker verriet mir, dass es kurz vor 3 war. Ich blieb noch einen Augenblick liegen, ehe ich entschied noch ein Glas Wasser zu trinken. Also erhob ich mich und ging leise die Treppe hinunter in die Küche. Erstaunt darüber, dass es so hell draußen war, sah ich aus dem Küchenfenster. Mein Blick wanderte über den sternenklaren Himmel zum Vollmond; dem Grund für die Helligkeit. Ich wollte mich umdrehen und mir die Flasche Wasser nehmen, die neben der Kaffeemaschine stand, als ich etwas ungewöhnliches entdeckte. Auf der quietschenden Schaukel gegenüber saß jemand. Mein Herz blieb stehen, als ich mir die Person näher ansah. Glänzendes, langes Haar wehte im leichten Wind. Umspielte das blasse Gesicht. Wunderschöne, dunkle Augen sahen hinauf zum Vollmond. Mein Blick wanderte weiter. Hohe Wangenknochen, die perfekt zum Gesicht zu passen schienen. Der fremde trug ein schwarzes Hemd mit leichten Rüschen und eine schlichte schwarze Hose. War dieses wundervolle Geschöpf etwa der Adoptivsohn der Familie gegenüber? Ich zitterte und konnte mir nicht erklären warum. Ohne auch nur einen weiteren Gedanken an die Flasche Wasser zu verschwenden hastete ich die Treppen hinauf in mein Zimmer. Zog schnell eine Jeans und ein schwarzes T-Shirt über. Fuhr mir kurz durch mein langes, rotes Haar und hastete dann die Treppen ebenso schnell wieder hinab. In der Hoffnung, der Fremde würde noch auf der Schaukel sitzen. Ohne einen Gedanken an Schuhe zu verschwenden schnappte ich mir meinen Schlüssel und verließ das Haus. Langsam und so leise ich konnte, ging ich auf den Hof. Der Fremde saß noch immer auf der Schaukel und blickte zum Vollmond. Ich ließ meinen Blick noch einmal über dieses wundervolle Geschöpf gleiten und spürte, wie ich erneut zu zittern begann. Ich versuchte mir jede Kleinigkeit seines Körpers einzuprägen. Musste lächeln als ich bemerkte, dass er keine Schuhe trug. Lange blieb ich unentschlossen zurück. Entschied dann doch, mich dem Fremden zu nähern. Langsam ging ich auf ihn zu. Wollte ihn keinesfalls erschrecken. Ich überquerte die Straße und je näher ich dem Fremden kam, desto faszinierender und wunderschöner schien er mir. Das diese Schönheit von menschlicher Natur war konnte ich nicht glauben. Ich hatte die andere Straßenseite erreicht, als er mich bemerkte. Der junge Mann zuckte deutlich zusammen, seine Augen weiteten sich vor Schreck. Deutlich zitternd erhob er sich von der Schaukel, drehte sich um - wollte fliehen. „Nein, warte!“, rief ich. Ein seltsames Gefühl erfüllte mich und tatsächlich blieb er stehen. Drehte sich wieder um und blickte mich zaghaft aus ängstlichen Augen an. „Bitte.“ Langsam ließ er sich wieder auf die Schaukel sinken. Ein Lächeln schlich sich auf meine Züge. "Sprich leiser. Ich möchte nicht, dass meine Eltern erwachen...“, flüsterte der wunderschöne Junge. Seine war tiefer, als ich vermutet hatte, aber dennoch unglaublich sanft und ruhig. „Du bist der Sohn, der Familie Niikura, oder?“, fragte ich flüsternd und näherte mich ihm langsam. Er beobachtete jede meiner Bewegungen und deutete schließlich auf die zweite Schaukel. Da ich keinesfalls irgendetwas tun wollte, was ihn zur Flucht treiben könnte, fragte ich noch einmal nach, ob ich näher kommen durfte. Er nickte nur, was ich leicht enttäuscht betrachtete. War mir doch so sehr danach dem Klang seiner Stimme zu lauschen. Ich legte den Kopf leicht schief, da mir erst jetzt auffiel, dass er meine Frage nicht beachtet hatte. Zu gern hätte ich meine Frage noch einmal gestellt. Aber ich war sicher, dass er sie gehört hatte und nichts sagte, weil er es nicht wollte. Ganz leicht stieß er sich mit den nackten Füßen vom Boden ab. Schaukelte hin und her. Unweigerlich musste ich Lächeln, als ich betrachtete, wie sein Haar sein hübsches Gesicht umspielte. Ohne mich dagegen wehren zu können, verspürte ich das Verlangen ihn zu umarmen. Durch das glänzende Haar und über die weißen, porzellanartigen Wangen zu streichen. „Ich habe dich sehr oft gesehen...“, flüsterte er schließlich. Schenkte mir ein leichtes Lächeln, welches so bezaubernd und unwirklich schien, dass mein Herz einen Augenblick aufhörte zu schlagen. Der Sinn seiner Worte wurde mir erst Sekunden später bewusst. „Gesehen?“ Er nickte. „Mein Zimmer lieg im zweiten Stock.“ Seine Anwesenheit brachte mich völlig durcheinander. Was wollte er mir damit sagen? Ich blickte zu der großen Villa. Betrachtete die Fenster im zweiten Stock. Von dort aus müsste man gut zu unseren Haus sehen können. Vielleicht wollte er das damit sagen? „Wie kommt es, dass ich dich noch nie gesehen habe?“ Das Lächeln wich aus dem Gesicht des Jungen. „Ich bin nur nachts draußen und selbst das selten.“, hörte ich ihn sagen. Seine Stimme klang so ernst und es war deutlich herauszuhören, dass er nichts weiter zu dem Thema sagen wollte. Dabei hätte ich noch so viele Fragen gehabt. Nachdenklich blickte ich zum Boden. Von einer Sekunde auf die andere wurde es heller. Es dauerte einen Augenblick, bis ich begriff, dass man in einem der Zimmer der Villa Licht angemacht haben musste. Die Augen des schönen Wesens waren vor Schock geweitet. „Ich muss gehen...“, hörte ich ihn flüstern; seine Stimme zitterte vor Angst. Er erhob sich von der Schaukel und verschwand ohne sich noch einmal umzudrehen hinter der Villa. Eine seltsame Leere füllte mich aus, als er aus meinem Blickfeld verschwunden war. Am liebsten wäre ich ihm nachgerannt, hätte ihn umarmt, fest an mich gedrückt... Mein Blick wanderte zu der Schaukel, die noch immer leicht vor und zurück schwankte. Das gewohnte quietschende Geräusch von sich gab. Seltsam... ich war mir sicher, dass die Schaukel keinen Ton von sich gegeben hatte, als der Junge geschaukelt hatte. Wie lange ich noch dort gesessen und die zweite Schaukel angesehen hatte, kann ich nicht sagen. Ich hatte die naive Hoffnung er würde gleich wiederkommen. Dieses wundervolle Wesen, das unmöglich ein Mensch sein konnte... ~ Kapitel 2: kibô --------------- Kapitel 2: kibô Das zweite Kapitel ^____^~ Und ich habe KEINEN depressiven Kyo *strahlt* kibô = Hoffnung Musik: X-JAPAN Guitar Solo Collection Widmung: Weiterhin Yuuutsu *nicku* ~ Als das Licht in der Villa ausging saß ich noch immer auf der Schaukel. Wartete auf den Sohn der Familie Niikura... Die Hoffnung, er könnte noch einmal herauskommen, löste sich nach und nach in Luft auf. Mein Blick wanderte zu der quietschenden Schaukel neben mir, welche sich leicht im Wind bewegte. Als würde ich erwarten, dass er noch immer dort saß. Und wenn es nur ein Traum war...? Ein Wesen, wie er... konnte es so etwas überhaupt in der Realität geben? Meine Hand wanderte in die Tasche der Jeans, die ich mir eilig übergezogen hatte. Zog den Schlüssel heraus. Vielleicht sollte ich gehen... Er sah so geschockt... und ängstlich aus, als das Licht in der Villa anging... Nur Nachts verließ er das Haus... und selbst das selten... durfte er sonst nicht? War die Theorie, die wir uns als Kinder ausgemalt hatten wahr? Sperrten sie ihn wirklich ein? Ich wusste nicht, was ich denken sollte... hätte ihn am liebsten gefragt... Ein Quietschen, welches nicht von der Schaukel stammte erweckte meine Aufmerksamkeit. Irritiert blickte ich mich um und erst nach einer Weile erkannte ich, dass das Geräusch vom Öffnen eines Fensters der Villa kam. Im zweiten Stock, an eben diesem geöffneten Fenster stand er... Ein seltsames Gefühl kam wieder über mich. Wie er dort stand... das blasse Gesicht und das lange, im leichten Wind wehende, schwarze Haar... wirkte es fast ein wenig unheimlich... Er legte einen Finger auf seine hübschen Lippen. Warf dann etwas weißes aus dem Fenster. Ich erhob mich von der Schaukel. Suchte im Gras nach dem Gegenstand, den er geworfen hatte. Dank des hell strahlenden Vollmondes fand ich den zusammengefalteten Zettel recht schnell. Mit zitternden Fingern faltete ich den Zettel auseinander. Betrachtete die saubere Schrift... so ordentlich, dass man fast vermutete es sei gedruckt. ~ Bist du morgen Nacht wieder da? ~ Mit einem strahlenden Lächeln blickte ich wieder hoch zum Fenster. Nickte dem schönen Wesen zu. Ich würde ihn also nächste Nacht wieder sehen... Ein leichtes Lächeln legte sich auf sein hübsches Gesicht, ehe er das Fenster schloss. Das seltsame Gefühl verschwand langsam, während ich mich umdrehte und noch immer strahlend über die Straße ging, zu hause schließlich die Tür aufschloss und die Treppe nach oben ging. Den Schlüssel ließ ich einfach auf den Boden fallen, legte mich so, wie ich war ins Bett und schloss die Augen. Den Zettel, den das Wesen geschrieben hatte, noch immer fast in meiner Hand haltend, als sei es ein Schatz. So entwich ich langsam der Realität und driftete in das Land der Träume. Als ich die Augen wieder aufschlug blendete mich die Sonne, die durch das Fenster meines Zimmers direkt aufs Bett schien. Wie die Erinnerung an einen Traum kam mir die Begegnung mit dem Sohn der Familie Niikura wieder in Erinnerung... Und für einen kurzen Augenblick war ich nicht sicher, ob ich ihn tatsächlich real getroffen hatte. Dieses seltsame Treffen verwischte die Grenzen von Traum und Wirklichkeit derart, dass ich selbst nach intensivem überlegen nicht völlig sicher war. Erst als ich mit den Händen durch mein Gesicht fuhr und in dem Augenblick realisierte, dass meine Hand krampfhaft etwas festhielt kehrte die Erinnerung so stark zurück, dass ich sicher war, dass es kein Traum war. Langsam öffnete ich die Hand. Betrachtete den gefalteten Zettel mit einem Lächeln. Konnte nicht wiederstehen ihn noch einmal auseinander zu falten und den Inhalt zu lesen, obwohl mir der genaue Wortlaut durch den Kopf schwebte. Diese ordentliche Schrift... wie gedruckt... Ich strich über das Papier... faltete den Zettel dann wieder sorgfältig zusammen. Das musste ich Kyo und den anderen erzählen, war mein nächster Gedanke. Ich erhob mich und legte das Blatt Papier in meine Schreibtischschublade. Es war ein seltsames Gefühl, als ich mein Zimmer verließ und das Bad betrat. Als würde der Zettel nicht mehr dort sein, wenn ich wiederkam. Als wäre der einzige Beweis, dass es Realität war dann weg. Diese Vorstellung beherrschte meine Gedanken. Ließ mich hektisch unter die Dusche treten und mit zitternden Händen die Haare waschen. Warum mich eine derartige Vorstellung so aus dem Konzept brachte konnte ich nicht sagen. Es war als hätte mich das Treffen mit dem Jungen völlig verwirrt- wahrscheinlich hatte es das auch. Ungeduldig spülte ich das Shampoo aus meinem Haar und verließ die Dusche. Nur halb abgetrocknet und mit einem Handtuch um die Hüften lief ich in mein Zimmer. Öffnete die Schublade und beruhigte mich wieder. Der Zettel lag da, wo ich ihn zurückgelassen hatte. Seufzend setzte ich mich auf den Rand des Bettes. Was hatte ich denn erwartet? Warum sollte der Zettel auch auf einmal weg sein? Wurde ich jetzt verrückt, nur weil ich den Sohn der Familie Niikura getroffen hatte? Wahrscheinlich gab es für die ganze Situation eine völlig logische und nachvollziehbare Erklärung... Nur weil er sonst nie draußen war musste das ja nicht heißen, dass man ihn einsperrte oder so etwas... und wenn doch? Den Kopf schüttelnd näherte ich mich meinem Kleiderschrank. Suchte Jeans, T-Shirt und Unterwäsche raus, ehe ich wieder ins Bad ging. Meine langen Haare trocknete und mich anzog. Nachdenklich ging ich die Treppe runter und in die Küche. Meine Mutter rührte summend in irgendeinem Topf. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass sie wohl das Mittagessen vorbereitete, da es bereits kurz nach 12 war. So spät, wie ich ins Bett gekommen war, war es ja kein Wunder, dass ich erst jetzt aufstand... „Ich geh rüber zu Kyo...“, murmelte ich ihr zu. Sie drehte sich um, wünschte mir einen guten Morgen und erklärte, dass es in einer halben Stunde Essen gäbe und ich dann zurück sein sollte. Ich nickte nur, drehte mich um und holte den Zettel aus meinem Zimmer, ehe ich das Haus verließ. Einen Augenblick blieb ich stehen. Betrachtete die Villa gegenüber. Die Gardinen des Fensters, aus dem er mir den Zettel zugeworfen hatte waren zugezogen. Nur zwei Häuser weiter wohnte Kyo mit seiner Mutter. Sein Vater hatte die Familie vor 2 Jahren verlassen. Er war mit seiner Geliebten verschwunden, von einem Tag auf den anderen. Seitdem verloren die beiden kein Wort mehr über ihn und auch sonst wagte es keiner die beiden darauf anzusprechen. In Gedanken an die Tage kurz nach diesem Ereignis klingelte ich. Es dauerte nicht lange, da hatte Kyos Mutter die Tür geöffnet. „Du kommst früh, Kyo schläft noch...“, lachte sie und schenkte mir ein mütterliches Lächeln. „Ich hatte das fast erwartet...“, grinste ich, „Darf ich ihn wecken?“ „Wenn du dich traust?“ Sie lachte erneut und brachte mich damit zum Lächeln. Ich mochte ihr Lachen. Da bekam man immer ein stückweit das Gefühl, das wirklich restlos alles in Ordnung sei. Jeder, den ich kannte mochte sie gern. Sie strahlte einfach etwas mütterliches aus, sodass man sich in ihrer Gegenwart immer irgendwie zu hause fühlte. „Ich versuche mein Glück.“ Sie trat ein Stück beiseite und ließ mich herein. Unter ihrem mütterlichen Blick zog ich meine Schuhe aus und ging den Flur entlang zu Kyos Zimmer. Sie lächelte mir noch einmal zu, ehe sie im Wohnzimmer verschwand. Ich klopfte an, aber wie es bereits zu erwarten war kam keine Reaktion. Als ich die Tür geöffnet hatte blickte ich in komplette Dunkelheit. Mutig machte ich mich auf dem Weg zum Fenster. Angst vor Stolperfallen oder ähnlichem hatte ich nicht, da Kyo im völligen Gegensatz zu mir, ordentlich war. Als ich das Fenster erreichte zog ich die dicken, schwarzen Gardinen zur Seite und schlagartig wurde es hell, sodass ich kurz die Augen schließen musste. Grinsend näherte ich mich dem Bett. Kyo war überhaupt nicht zu sehen. Wie immer, hatte er sich komplett unter der Decke verkrochen und schlief. Selbst als ich die Decke wegzog lag er noch immer vollkommen ruhig schlafend da. Ihn zu wecken war fast ein Ding der Unmöglichkeit... und wenn man ihn endlich wach bekam musste man sich in Acht nehmen, dass er einen nicht umbrachte. Aber abgesehen von dieser Tatsache war er der beste Freund, den ich mir wünschen konnte. Er verstand mich einfach. Egal, was passiert war; er sah mich an und wusste bescheid. Mit ihm konnte ich einfach über alles reden und er scheute sich auch nicht davor, es mir direkt ins Gesicht zu sagen, wenn ich etwas falsch machte. Und nur er allein war wirklich in der Lage mich zu trösten. Fand immer die passenden Worte. Ich war wirklich froh ihn zu haben, so launisch er manchmal auch war. Lächelnd setzte ich mich an den Rand des Bettes und strich durch sein, inzwischen ziemlich lang gewordenes, blondes Haar. „Kyo?“ Keine Reaktion. Aber damit hatte ich auch nicht wirklich gerechnet. Da ich es nicht abwarten konnte ihm von der Begegnung zu erzählen schloss ich die sanfte Art des Weckens für heute aus. Es würde einfach zu lange dauern... Ich erhob mich, ging ins Bad und füllte einen der Zahnputzbecher mit kaltem Wasser. Wieder zurück bei Kyo kippte ich es ihm langsam ins Gesicht- so ziemlich die einzige Methode, die etwas brachte, wenn man ihn möglichst schnell wachbekommen wollte. Der kleine Körper zuckte leicht, ehe Kyo mit einem Mal die Augen öffnete, hochschreckte und den Feind mit dem Wasser, also mich, anvisierte. Wenn Blicke töten könnten wäre von mir nicht einmal mehr ein kleines Häufchen Asche übrig. Eine ganze Weile blieb ich still stehen, Kyo warf mir weiter wütende Blicke zu, ehe er seufzte und sich hinsetzte. Ich war, wie meistens, wenn ich ihn weckte, verzückt „KAWAII“ zu brüllen, weil es einfach nur zu putzig aus sah. Kyo nur in Boxershorts mit viel zu großem T-Shirt darüber. Dazu die blonden Haare, die glatt, wie frisch gekämmt herunterhingen. Das war etwas, um das ich ihn wirklich beneidete! Kyo schlief wie ein Stein, drehte sich in der Nacht fast gar nicht herum. Ich hingegen schien überhaupt nicht stillzuhalten. Jeden Morgen waren meine Haare so durcheinander, dass es im Bad meist ewig dauerte, bis ich sie endlich gebändigt hatte. Trotz Kyos putzigen Anblicks hielt ich Abstand davon ihn direkt nach dem Aufstehen mit dem Wort „kawaii“ zu betiteln. Die Gefahr, dann doch Opfer eines Mordes zu werden, war mir zu groß. Einen Augenblick legte Kyo den Kopf schief und betrachtete mich eingehend. „Hast du ein Mädchen kennen gelernt?“ Manchmal war er mir fast schon unheimlich... Was in meinem Blick verriet ihm, dass ich jemanden kennen gelernt hatte? Er schien meinen verwirrten Blick wahrzunehmen, da er zu einer Erklärung ansetzte. „Deine Augen strahlen, als hättest du die Liebe deines Lebens getroffen. Außerdem hast du mich bisher nur 2 mal mit dieser Methode geweckt... das erste mal, nachdem du deine Ex kennen gelernt hast und das 2. Mal, nachdem sie Schluss gemacht hat... was auch dafür spricht, dass es etwas in der Richtung ist... und du hast einen Zettel in der Hand... ich nehme mal an das wird die Telefonnummer der Dame sein...“, erklärte Kyo gähnend. Er sollte in Betracht ziehen Detektiv zu werden. Ich setzte mich neben ihn aufs Bett und umarmte ihn. „Im Ansatz liegst du richtig...“ „Nur im Ansatz?“ Kyos schmollender Unterton brachte mich zum lachen und als ich spürte, dass er die Umarmung erwiderte schloss ich mit einem zufriedenen Lächeln die Augen. „Hai, ausnahmsweise wirklich nur im Ansatz...“ Ich löste mich wieder von Kyo und setzte mich weiter aufs Bett. Erzählte ihm jede noch so kleine Einzelheit von der Begegnung in der gestrigen Nacht. Er war überrascht. Fragte mehrmals nach, ob ich das nicht doch nur geträumt hatte. Erst als ich ihm den Zettel gezeigt hatte, glaubte er mir. An seiner Stelle wäre es mir genauso gegangen. Wir hatten inzwischen schon die Existenz dieses Adoptivsohnes angezweifelt, weil wir ihn nie gesehen hatten... „Und heute Nacht werde ich ihn wieder sehen...“ Am Ende meiner Erklärung betrachtete Kyo immer noch den Zettel, den der Junge geschrieben hatte. „Darf ich vielleicht mitkommen?“, fragte er zaghaft. Ich überlegte einen Augenblick, nickte dann aber. Auch wenn mir unwohl dabei war... irgendwie... wollte ich das Wesen für mich allein haben... ihn niemandem zeigen... „Erinnerst du dich noch an die Geschichten, die wir uns früher immer erzählt hatten?“, fragte Kyo, „Meinst du, sie halten ihn wirklich gefangen?“ Seine Stimme war ganz leise, fast gar nicht zu verstehen. „Ich weiß es nicht...“, antwortete ich ebenso leise. Zog die Beine an und schlang die Arme darum. Ich wusste es wirklich nicht. Im selben Augenblick erinnerte ich mich an seine vor Schreck geweiteten Augen, als das Licht in der Villa anging... „Aber ich habe Angst, das es tatsächlich so sein könnte...“ Kyo nickte nur. Eine Zeitlang schwiegen wir beide. Hingen unseren Gedanken über den Jungen nach. Heute Nacht würde ich ihn fragen, was los war... oder es zumindest versuchen... Mir kam wieder meine Mutter in den Sinn, der ich gesagt hatte, dass ich zum Essen zurück sei. „Ich muss los, meine Mutter wartet... kommst du dann heute Abend zu mir?“ Kyo nickte, begleitete mich noch zur Tür. „Bis später...“ Ich verließ das Haus und machte mich auf den kurzen Weg. Automatisch wanderte mein Blick wieder zu dem Fenster der Villa, an der das Wesen letzte Nacht stand. Noch immer waren die dunklen Gardinen zugezogen. Schienen kein Fünkchen Licht in das Zimmer dahinter zu lassen. //~+~*~+~\\ Die Zeit, bis Kyo um halb neun schließlich bei uns klingelte zog sich unmenschlich in die Länge, wie es meistens der Fall war, wenn man auf etwas wartete. Ich stürmte die Treppe runter und öffnete ihm. Kyo stand lächelnd vor mir. Er trug eine schwarze Hose und ein ebenso dunkles Hemd, dessen Ärmel hoch gekrempelt waren. Als er eintrat konnte ich nicht Wiederstehen ihm durch das ordentlich gekämmte Haar zu wuscheln, was er mit einem irritierten Blick, sowie einem leisen Grummeln mehr oder weniger hinnahm. „Du scheinst es gar nicht erwarten zu können ihn wieder zusehen...“, stellte Kyo fest, als er mich kurz ansah, während er seine Schuhe auszog. „Stimmt schon irgendwie...“, murmelte ich. Es wäre Unsinn, das Gegenteil zu behaupten. Wir gingen die Treppe hinauf in mein Zimmer. „Wie spät war es denn gestern Nacht ungefähr?“, fragte Kyo, während er sich auf meinem Bett niederließ. „So gegen 3... aber ich weiß ja nicht, wie lange er vorher schon dort saß...“ Kyo nickte nachdenklich. „Also müssen wir immer mal wieder aus dem Fenster gucken...“ „Hai...“ Wir entschieden uns, da es ja noch recht früh war, an der PlayStation zu zocken. Immer wieder machten wir kurz Pause und einer von uns beiden stand um aus dem Fenster zu sehen. Es wurde später und später... doch es tat sich nichts... Der Garten vor der Villa blieb leer. „Die-chan... ich bin müde...“, murmelte Kyo leise. Lehnte sich an mich. „Ich auch...“ Und das nicht nur ein bisschen. Das PlayStation spielen hielt uns nicht mehr wirklich wach. Mein Blick wanderte zur Uhr. Kurz nach halb 4... Hätte er nicht längst da sein müssen? Hatten wir ihn verpasst? Hatte er vielleicht darauf gewartet, dass ich den Garten betrete, um dann rauszukommen? Ratlos strich ich durch Kyos Haar. „Leg dich ruhig hin... ich bleib noch etwas wach...“ Erst wollte Kyo wiedersprechen, aber ich schüttelte lächelnd den Kopf. „Schon okay...“ Nachdem ich ihm eines meiner T-Shirts gegeben hatte verschwand er im Bad. Kam kurze Zeit später wieder und krabbelte direkt ins Bett, um sich dort unter die Decke zu kuscheln. „Vielleicht ist er eingeschlafen...“, murmelte Kyo noch leise, ehe er scheinbar einschlief. Wollte mich wohl aufmuntern. Ich setzte mich an meinen Schreibtisch, der vor dem Fenster stand. Legte meine Arme auf die Tischplatte und bettete meinen Kopf darauf. So blickte ich aus dem Fenster und immer mal wieder zu dem Wecker, der am Rande des Schreibtisches stand. 4:45 Uhr... Was, wenn ihm etwas passiert war? Wenn sie ihn wirklich einsperrten und er nun keine Möglichkeit hatte herauszukommen? Vielleicht hatten sie ihn gestern Abend draußen erwischt und nun bestraft? Sollte ich versuchen in das Haus zu kommen, um ihn zu suchen? Mein Blick wanderte zum Wecker. 5 Uhr... Der Garten war noch immer leer. Ich hatte das Fenster geöffnet. Konnte ganz leise das Quietschen der Schaukeln hören, die sich im Wind hin und her bewegten. Wenn man nicht ganz genau hinhörte klangen sie wie Schreie... Meine Augen schlossen sich... und ich spürte, wie ich langsam ins Land der Träume wanderte. Zwang mich aber, die Augen wieder zu öffnen. Erneut zum Garten zu blicken. Nichts... 5:17 Uhr, zeigte der Wecker inzwischen an... Vielleicht war es doch alles nur ein Traum... und der Zettel? Wie von selbst fielen meine Augen immer wieder zu. Ich konnte sie kaum noch offen halten... Der Gedanke, er könnte vielleicht doch noch auftauchen hielt mich zwar noch wach... aber wie lange konnte ich nicht sagen... 5:32 Uhr... Er kam nicht mehr. Der Gedanke vertrieb langsam das letzte bisschen Hoffnung, welches sich Standhaft dagegen wehrte. Er sollte kommen... bitte... Ich wollte ihn wieder sehen... ihn diesmal umarmen... und so viele Fragen stellen... Ohne es zu merken hatte ich die Augen geschlossen und war endgültig ins Reich der Träume geflohen. ~ Kapitel 3: Genkan ni dare ka kita yô desu ----------------------------------------- Ich bin etwas verunsichert, weil ich auf das zweite Kapitel um einiges weniger Kommis, als aufs erste bekommen habe... Verbesserungsvorschläge und ähnliches sind immer willkommen *nicku [Animexx kanns doch! Dieses Kapitel war nach 30 Sekunden online... WOW] Genkan ni dare ka kita yô desu – Es scheint, als ob jemand an der Tür ist Musik: ASAKI- Shinkyoku [Album] Widmung: Yuuutsu und Azumi ^__^~ Kapitel 3: Genkan ni dare ka kita yô desu ~ Er stand vor mir. Mitten in meinem Zimmer. Verwirrt blinzelte ich einige Male... nichts veränderte sich an dem Bild, dass sich mir bot. Lächelnd ging ich auf den Sohn der Familie Niikura zu. Umarmte ihn, wie ich es mir schon beim ersten Treffen gewünscht hatte... Ich drückte ihn an mich... schwor mir, ab jetzt auf ihn aufzupassen... „Entschuldige, dass ich nicht früher gekommen bin...“ Seine Stimme klang sanft und angenehm... Das konnte nicht real sein... niemals... Ich löste mich ein kleines bisschen von ihm. Strich über seine Wange... so wunderschön... Wieder dieses seltsame Gefühl, welches sich bei seinem Anblick durch meinen Körper zog. Ein Blick in seine dunklen Augen und ich war mir vollkommen sicher, dass ich ihn schon lange kannte. Nicht erst seit dem Treffen der letzten Nacht. Erinnerungen überkamen mich. Wie wir zusammen ins Kino gingen und das er im Unterricht neben mir saß. Erinnerungen, die keine Erinnerungen waren. Eine Bestätigung, dass ich nur träumte. Kyo saß im Unterricht neben mir. Mit ihm ging ich ins Kino. Zaghaft legte ich wieder die Arme um den Sohn der Familie Niikura. Drückte ihn an mich. Eine Traurigkeit überkam mich, als hätte ich mit dieser Erkenntnis einen Freund verloren... „Du passt auf mich auf, oder?“, erklang die ruhige Stimme des Jungen wieder. Ich nickte. Spürte wie er seinen Kopf auf meine Schulter legte. „Versprochen...“ Es war angenehm, ihm so nah zu sein und ich wünschte mir, auf ewig in diesem Traum bleiben zu können... Lass mich nie wieder aufwachen... bitte... ich würde absolut alles dafür geben... bringt mich um, damit ich auf ewig träumen kann... „Die...“ Nein... ich will nicht... „Daisuke...“ Ich spürte wie ich mich langsam von allem löste. Der Sohn der Familie Niikura entfernte sich von mir. Alles verschwamm und mir blieb nichts anderes übrig, als die Augen zu öffnen. Hinzunehmen, dass dies das Ende eines wundervollen Traums war. „Die, ich glaube da tut sich was...“ Einen kurzen Moment blickte ich zu Kyo, dann richtete sich meine Aufmerksamkeit auf die Villa. Hoffend, ich würde den Jungen dort sehen. Doch nichts... der Garten war leer. „Was soll da sein?“ Meine Stimme klang rau und ungewohnt. „Du schläfst wirklich noch...“, lachte Kyo leise, „Sieh doch einfach mal hin...“ Leise grummelnd sah ich wieder aus dem Fenster. Im unteren Stock der Villa brannte Licht. Die Tür stand offen und vorne an der Straße stand eine Auto, welches ich noch nie zuvor gesehen hatte.... und das war mir eben wirklich nicht aufgefallen...? „Die scheinen wegfahren zu wollen...“, murmelte Kyo, als Herr und Frau Niikura zum Auto gingen und einstiegen. „Hast du gesehen, ob er bei ihnen war?“, fragte ich aufgebracht. Hatte mich bereits für die Idee entschieden, die gerade durch meinen Kopf spukte. „Außer den Eltern war da niemand...“ Ich nahm Kyos besorgten und leicht verwirrten Gesichtsausdruck wahr, der sich dann in leichte Wut verwandelte. „ Du wirst NICHT in dieses Haus einbrechen, KLAR?“ Unheimlich... wirklich unheimlich... woher wusste er denn immer, was ich dachte? „Kyo... ich...“ Ich schüttelte den Kopf. Gab es schon auf, mein Vorhaben zu erklären. Auf dem Boden lag meine Tasche, aus der ich mein Handy kramte. „Wenn dir irgendetwas komisch vorkommt oder die Eltern zurückkehren rufst du mich an, hai?“ Kyo öffnete den Mund, es war eindeutig zu erkennen, dass er mir widersprechen wollte. Deswegen erstaunte es mich um so mehr, als er nur ein resignierendes „Hai...“ von sich gab. Nachdem ich noch meine Kontokarte genommen hatte hastete ich die Treppen runter. Schließlich konnte ich nicht wissen, wann seine Eltern wieder kommen würden... „Pass auf dich auf!“, rief mir Kyo noch hinterher. Wie schon das letzte Mal, als ich den Jungen gesehen hatte, verschwendete ich keine Zeit mit dem Anziehen von Schuhen. So leise wie möglich schloss ich die Tür hinter mir. Rannte über die Straße und blickte noch einmal zurück und in mein Zimmerfenster. Kyo stand dort. Hielt sein Handy hoch. Ich nickte und rannte weiter. Hatte die kleine Hoffnung, durch die Hintertür hereinzukommen. Meine Schritte verlangsamten sich, je näher ich der Villa kam. Dieses Gebäude war einfach... riesig... wie sollte ich ihn darin finden? Den Gedanken beiseite schiebend ging ich um die Ecke, um die auch der Junge gestern Nacht verschwunden war. An der Seite standen die Bäume recht nah am Haus. Mir die Äste aus dem Weg haltend bahnte ich mich dadurch. Erreichte schließlich den Garten hinter der Villa. Beeindruckt betrachtete ich einen Augenblick die gigantische Grünfläche. Vereinzelnd befanden sich weiße Figuren im Garten. Sahen im Licht der Dämmerung derart unheimlich aus, dass nich mich wieder der Villa zuwandte. Die Rückseite war nicht weniger schön, als die Vorderseite. Es dauerte einen Augenblick, ehe ich die Terassentür entdeckte. Ich trat auf die weißen Steinplatten, die ich kalt unter meinen Füßen spüren konnte. Die Karte aus meiner Hosentasche ziehend näherte ich mich der Tür. In den Filmen schafften es die Leute immer eine Tür mit einem solchen Teil zu öffnen, also würde ich das jawohl auch hinbekommen! Fest entschlossen quetschte ich die Karte zwischen Tür und Rahmen. Schob und bog angestrengt vor mich hin, bis ich ein ~Klack~ vernahm. Ein strahlendes Lächeln hatte sich bereits auf meinem Gesicht platziert, ehe ich bemerkte, dass das Knacken vom zerbrechen meiner Karte kam. Fluchend steckte ich die Überreste in meine Hosentasche. Und nun...? Vor mich hingrummelnd drückte ich die Klinge runter... und zu meinem Entsetzen öffnete sich das Teil einfach. Ich hatte mir völlig umsonst einen abgebrochen, da die Tür nie verschlossen war. Nun endgültig schlecht gelaunt trat ich in das Gebäude. Bemerkte nicht, wie meine schmutzigen Füße Dreck in den sauberen Raum brachten, der sich aufgrund der Dunkelheit erst auf den zweiten Blick als Küche zu erkennen gab. Ich schloss die Tür hinter mir. Ging ein paar Schritte weiter. Diese Küche war derart luxuriös, dass ich mir sicher war, dass sie mehr gekostet hatte als unser ganzes Haus. So langsam gewöhnten sich meine Augen richtig an die Dunkelheit. Irgendwie erschreckend sauber, wie es hier aussah... als wäre der weiße Herd oder die Marmor-Arbeitsplatte nie benutzt worden... Immer noch völlig erstaunt sah ich mich nach Türen um. Zwei Stück waren zu sehen. Ich vertraute auf mein Glück und nahm die rechte. Vor mir erstreckte sich ein langer Flur, an dessen Ende ich die Rückseite der Haustür erkennen konnte. Wie viele Türen zwischen mir und dem richtigen Eingang waren vermochte ich nicht zu sagen. Erneut traute ich einfach meinem Glück, nahm die vierte Tür auf der rechten Seite. Zu meinem bedauern, schien der Flur dahinter weiter zu gehen... auch wenn ich dort nur die Wahl zwischen zwei Türen hatte. Ich entschied mich einfach geradeaus durchzugehen. Zaghaft öffnete ich die Tür. Blickte erst durch einen Türspalt, da ich aber niemanden sah öffnete ich sie ganz und trat ein. Nur ein Bad... Mir kam wieder das Bild in den Sinn, wie der Junge oben an einem Fenster gestanden hatte. Vielleicht fand ich ihn jetzt auch dort vor? Dazu müsste ich aber erst einmal eine Treppe finden... Irgendwie hatte ich mir das alles sehr viel einfacher vorgestellt... von innen schien mir das Gebäude noch sehr viel größer, als es von außen bereits der Fall war... Seufzend verließ ich das Bad wieder und trat erneut in den kleineren Flur. Ich öffnete die zweite Tür und auch dahinter befand sich nicht spannendes. Der Raum war scheinbar ein Gästezimmer... Ich kehrte zurück in den großen Flur. Ließ die Tür hinter mir offen, damit ich nicht aus versehen alles doppelt durchsuchte. Ein paar Schritte ging ich weiter über den roten, weichen Teppich, ehe ich einfach vor einer wahllosen Tür stehen blieb. Auch dahinter befanden sich wieder zwei Räume, doch auch das Durchsuchen dieser beiden brachte nichts. Abgesehen von der Frage wie viele Gästezimmer man denn brauchte... Dieses Suchspiel ging weiter und ich hatte das Gefühl schoneine Ewigkeit in diesem Gebäude zu sein. Nach weiteren 2 Bädern, einem Gästezimmer, einem Wohnzimmer mit Kamin, einem großen Schlafzimmer (ich vermutete das der Eltern), zwei Ankleideräumen und 4 Abstellkammern lehnte ich mich an die weiße Wand des Flures. Wie lange sollte das denn noch so gehen? Wie viel Zeit würde ich noch haben, bis die Eltern des Jungen zurückkamen? Ich seufzte auf. Löste mich wieder von der Wand, als ich ein Geräusch vernahm. Mein Herz weigerte sich einen Augenblick zu schlagen, ehe es viel zu schnell loshämmerte. Waren sie zurück? Panisch zog ich mein Handy aus der Hosentasche. Hatte ich es auf lautlos gestellt? Zumindest etwas beruhigt nahm ich zur Kenntnis, dass kein Anruf eingegangen war... also waren die Eltern nicht zurück... Dennoch wollte sich mein Herz nicht beruhigen... vielleicht wohnten hier noch mehr Menschen? Eventuell hatten sie Angestellte? Das sie zu dritt in dieser gigantischen Villa lebten schien mir ohnehin fast schon wahnsinnig... Erst als ich genauer hinhörte erkannte ich eine Melodie aus den Geräuschen.... ein Klavier? Es hörte sich fast so an... Völlig auf das Geräusch konzentriert versuchte ich es zu orten. Näherte mich einer der noch geschlossenen Türen und öffnete sie. Es wurde lauter... Eindeutig... es spielte jemand Klavier... Ob er das war...? Ein leichtes Lächeln legte sich auf meine Lippen. Ich hatte erneut die Wahl zwischen zwei Türen. Entschied mich für eine und versuchte zu erkennen, ob das Geräusch lauter gewesen war. Der Unterschied war nur minimal... wie viele Türen lagen noch zwischen mir und ihm? Vor mir befand sich ein sehr kurzer Flur und dann erneut eine Tür. Ich öffnete auch diese. Das Geräusch wurde lauter. Da vor mir absolut Dunkelheit herrschte tastete ich mich langsam voran. Wäre beinahe hingefallen, weil es tiefer ging. Eine Treppe... aber nicht wie erwartet nach oben... Diese gigantische Villa hatte auch noch einen Keller? Ich suchte nach einem Geländer. Klammerte mich daran, während ich langsam die Treppen hinab stieg. Mir kam eine Idee und so blieb ich kurz stehen. Suchte mein Handy aus der Tasche und versuchte im schwachen Licht des Displays zumindest ein wenig zu erkennen. Durch diese einfache Idee kam ich tatsächlich heil unten an. Das Klavierspiel war erneut lauter geworden. Es schien nicht mehr weit zu sein... Vor mir lag ein weiterer Flur. Genauso gestaltet wie die im Stockwerk über mir. Wie lange brauchte man, um sich hier zurecht zu finden? Ausnahmsweise kam mir die Dunkelheit diesmal zu Hilfe, da unter einem der vielen Türspalten Licht hervor schien, wenn auch nur ein ganz kleines bisschen. Ich näherte mich eben dieser Tür. Blieb starr stehen, die Hand auf der Türklinke liegend. Das Klavier war verstummt. Ein Stuhl schien verschoben zu werden. Schritte näherten sich der Tür. Was... hatte ich eigentlich vor, wenn das nicht der Junge war...? ~ Kapitel 4: daku --------------- In der Charakterbeschreibung ist ganz unten ein Piccu von Kaorus Klavierlehrer , der ab diesem Kapitel auch mit dabei ist ^__^ Warnung: Teilweise sehr kitschig x_x" daku = umarmen Musik: Guy's Family- Bukiyou Merry-go-round, Hyde- White song Widmung: Yuuutsu ^__^ Kapitel 4: daku ~ Er ist es nicht. Dieser Gedanke ging mir durch den Kopf, während die Schritte an Lautstärke gewannen. Woher dieser Gedanke... nein, das Wissen... kam, konnte ich nicht sagen. Aber ich war mir noch nie so sicher gewesen. Mit schnellen und, weil ich keine Schuhe trug zum Glück auch leisen Schritten war ich um die nächste Ecke des Flures gehastet. Presste meinen Rücken an die kalte Wand und versuchte die Luft anzuhalten, da mir meine Atmung unnatürlich laut vorkam. Mein Herz schlug so schnell und laut das es schmerzte und dennoch konnte ich hören, wie die Klinke runtergedrückt wurde. Mit einem lauten Quietschen wurde die Tür aufgeschoben und schließlich wieder geschlossen. Einen Augenblick herrschte Stille, sodass ich überlegte, ob die Person den Raum vielleicht gar nicht verlassen hatte. Doch genau in dem Moment, als ich mich wieder in Bewegung setzen wollte ertönten wieder Schritte. Viel lauter als zuvor. Aufgrund meiner Panik dauerte es einen Augenblick, bis ich begriff, dass sie sich entfernten. Ich atmete tief durch, stieß mich leicht von der Wand ab und blickte um die Ecke. Braunes Haar fiel über schmale Schultern. Ein blauer Anzug, der die Figur des jungen Mannes umspielte. Mehr konnte ich nicht erkennen, da er bereits die Treppe nach oben betrat. Ich wartete, bis ich hörte, wie er die Tür oben öffnete und schließlich wieder schloss. Gerade, als ich um die Ecke gehen wollte ging die Tür zu dem Raum, aus der der junge Mann getreten war wieder auf. Ich war viel zu erschrocken, um wieder zurückzutreten. Ein Kopf lugte aus dem Türspalt, als wollte jemand sehen, ob der Mann wirklich weg war. Langes, glänzendes, schwarzes Haar... Das... war er, oder? Mein Herz, dass sich eben erst wieder ein kleines bisschen erholt hatte schlug wieder in einem ungesunden Tempo. Wenn er es nicht war hatte ich ein Problem... Es war das Risiko wert, entschied ich. „Hi...“, etwas anderes war einfach nicht über meine Lippen gekommen. Die Person zuckte zusammen, drehte den Kopf zu mir und brachte mich damit zum Lächeln. Er war es wirklich... Sein verwirrter Blick war irgendwie niedlich... und das leichte Lächeln, welches sich jetzt auch auf seinem Gesicht ausbreitete noch viel mehr... „Komm rein...“, flüsterte er. Ich nickte und folgte ihm in das hell erleuchtete Zimmer. Nachdem sich meine Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten sah ich mich um. Wirklich ein unglaublich gigantisches Zimmer... doch es befand sich nur ein Ding in diesem Raum. Ein großer schwarzer Flügel, der in der Mitte des Raumes stand. ... Was für eine Platzverschwendung... Kein Bild an der Wand... Nichts außer diesem Flügel... „Es tut mir leid, dass ich nicht gekommen bin...“, flüsterte der Junge. Ich blickte an die Stelle, an der er sich eben noch befunden hatte. Brauchte einen Augenblick, bis ich bemerkte, dass er nun neben mir auf dem Boden saß. Lächelnd setzte ich mich ebenfalls. „Ist okay... bin ja dann losgelaufen, um dich zu suchen...“ „Sehe ich.“, er lachte leicht, „Brichst du immer in Häuser ein, wenn du jemanden suchst?“ Ich war fest entschlossen ihn öfter zum Lachen zu bringen... das stand ihm wahnsinnig gut... „Gelegentlich...“, grinste ich. Hätte mich beinahe 'kawaii' schreiend auf ihn geschmissen, als er erneut lachte. Leider nur beinahe... „Dein Name ist Daisuke, richtig?“ Ich nickte irritiert. Woher wusste er das...? Er nahm meinen fragenden Blick wohl wahr... „Ich stand vor ein paar Wochen am Fenster und da bist du gerade zu dem blonden Jungen gelaufen... deine Mutter hat dir hinterhergerufen. 'Daisuke, wenn du diesmal wieder zu spät zum Essen kommst, zieh ich dich an den Haaren zurück!'“ Ich lächelte. Wenn auch ein wenig traurig. Er schien immerzu in diesem Haus zu sein... hatte er gar keine Freunde...? Unternahm er nie etwas...? Am liebsten hätte ich ihn jetzt gefragt... aber wir hatten ja noch Zeit... und ich wollte ihn nicht bedrängen... „Und deine Name ist...?“ „Kaoru.“, lächelte er etwas schüchtern. Kaoru... irgendwie passte der Name zu ihm... Ich wiederholte ihn tonlos. Süß... hübsch... und trotzdem total elegant... Ja, das passte tatsächlich zu ihm... Es ertönten Schritte und wir wurden schlagartig still. „Dass muss Yomi-san sein...“, flüsterte Kaoru, „Geh durch die andere Tür...“ Ich sah mich um. Wusste nicht, von welcher Tür er sprach, ehe ich die am Ende des Raumes bemerkte. Mit ein paar schnellen Schritten erreichte ich die große Holztür. Nachdem ich sie hinter mir geschlossen hatte erhellte nur noch ein kleiner Kegel Licht, der durchs Schlüsselloch schien die absolute Dunkelheit des angrenzenden Zimmers. Ich kniete nieder. Blickte durchs Schlüsselloch und bekam so gerade mit, wie die Tür am anderen Ende des Raumes geöffnet wurde. Kaoru... -ich erwischte mich bei einem verzückten Lächeln, als ich seinen Namen in Gedanken aussprach- erhob sich vom Boden und verbeugte sich vor dem jungen und deutlich kleineren Mann. Ich schätzte ihn so in etwa auf Kyos Größe... Angestrengt versuchte ich ihre Stimmen zu verstehen. „Ich glaube, es ist jemand im Haus... viele der Türen im Haus stehen offen...“, die Stimme des Mannes, den Kaoru - erneut das verzückte Lächeln - Yomi nannte klang panisch und deshalb etwas schrill, „Ich sollte die Polizei rufen...“ „Nicht nötig!“, unterbrach Kaoru, „Das war ich... ich... war vorhin draußen... und hatte davor meine Schuhe im Haus gesucht... Mutter muss sie bei Seite gestellt haben...“ Glatt gelogen. Und man sah es ihm wirklich kein Stück an. Scheinbar zumindest etwas beruhigt lief Yomi ein paar Schritte zur Seite und wieder zurück. Es machte den Eindruck, als würde ihm das beim Nachdenken helfen. „Eigentlich müsste ich ihren Eltern berichten, dass Sie das Haus erneut verlassen haben...“ Kaoru nickte mit gesenktem Kopf. Er schien so niedergeschlagen... warum war es denn so schlimm, wenn er das Haus verließ? Man konnte doch niemanden einfach einsperren... „Aber... ich kann Sie ja verstehen... wenn Sie es wünschen, können wir gemeinsam für eine Weile nach draußen gehen, solang ihre Eltern noch nicht wieder zurück sind... aber seien Sie bitte nicht wieder so leichtsinnig alleine zu gehen... das ist viel zu gefährlich...“ Zu gefährlich? Was war daran zu gefährlich? Ich wollte endlich wissen, warum Kaoru das Haus nicht verlassen sollte... wer war dieser Yomi? Wo waren seine Eltern gerade und wann kamen sie zurück? Ein Strahlen breitete sich auf Kaorus Gesicht aus- machte es mir unmöglich noch weiter nachzudenken. Wie konnte man so unglaublich putzig aussehen? Wäre die Situation nicht so ernst würde ich ein riesiges Stück Pappe nehmen, „Ich will dich HABEN“ drauf schreiben und damit um Kaoru herumtanzen... Yomis Angebot schien ihn wirklich glücklich zu machen... „Allerdings sollten Sie Kontakte, wie zu dem Nachbarsjungen gestern Nacht wirklich lassen... denken Sie vernünftig darüber nach... wenn Sie ihn zu gern haben wollen Sie sicher auch irgendwann etwas mit ihm unternehmen... und das kann selbst ich nicht verantworten...“ Ich betrachtete den ernsten Ausdruck in Yomis Gesicht. Warum...? Ich verstand das alles nicht... Da Kaoru daraufhin nichts erwiederte sprach Yomi weiter. „Lass uns noch ein paar Stücke spielen...“ Yomi näherte sich dem Flügel. Ließ sich auf dem Hocker davor nieder. Nur langsam folgte Kaoru ihm. „Kaoru-san... setzen Sie sich...“ Er tat, was ihm befohlen wurde und begann zu spielen, was Yomi mit angestrengtem Blick zu kontrollieren schien. Ich musste unweigerlich Lächeln. Kaoru spielte wirklich wunderschön... Nur wiederwillig schaffte ich es, mich vom Schlüsselloch zu lösen. Mit ausgestreckter Hand krabbelte ich über den Boden. Die Dunkelheit ließ mich absolut nichts erkennen. Immer weiter bewegte ich mich so über den Boden. Fragte mich, ob dieses Zimmer genauso groß war, wie das mit dem Klavier. Endlich berührte meine Hand etwas hartes. Ich tastete weiter und kram zu dem Ergebnis, dass es sich um ein Bett handeln musste. Ob dies sein Zimmer war...? Erst jetzt kam mir wieder der Gedanke mit dem Handy. Ich suchte es aus meiner Tasche und leuchtete damit meine Umgebung ab. 2 Gegenstände. Das Bett... und ein Kleiderschrank... Und auch hier befand sich kein Bild an der Wand. Ich krabbelte etwas weiter aufs Bett und wählte Kyos Nummer. Als er abnahm murmelte er direkt ein besorgtes „Ist alles okay?“ „Hai“, gab ich flüsternd zurück, „Ich hab ihn gefunden... aber momentan komm ich hier nicht raus, weil ein Typ bei ihm ist... so etwas wie sein Klavierlehrer... ich verstecke mich in seinem Schlafzimmer...“ „Die, du bist ein Volltrottel... was hast du eigentlich für hirnrissige Ideen?“, knurrte Kyo vor sich hin. Ich musste bei seinem niedlich besorgten Ton automatisch Lächeln. „Ich weiß noch nicht, wann ich wieder rüber komme... aber Kaoru wird bestimmt aufpassen, dass mich hier niemand findet... leg dich ruhig wieder hin...“ Ein leises Lachen kam vom anderen Ende der Leitung. „Was ist?“ „Kaoru heißt dein Traumprinz also... oho...“ Ich zog einen Schmollmund- widersprach aber nicht... Traumprinz war jawohl übertrieben... okay, er war wahnsinnig hübsch... süß und trotzdem total elegannt... er spielte fantastisch Klavier... schien auch noch super lieb... und er hatte eine derart extreme Anziehungskraft auf mich, dass er wohl restlos alles von mir verlangen könnte... Vielleicht doch nicht übertrieben... „So ist es...“, antwortete ich schließlich nach kurzer Zeit, „und jetzt ab ins Bett mit dir, Kyo...“ Erneut lachte Kyo. „Zu Befehl, Mama-Daidai...“ Ich konnte richtig vor mir sehen, wie er gerade salutierte. Musste aufpassen, dass ich nicht anfing zu lachen... wenn Yomi mich bemerkte wäre das wohl weniger gut für Kaoru... „Pass ja auf dich auf...“, fügte Kyo noch leise hinzu und legte auf. Ich schob das Handy zurück in meine Hosentasche. Machte es mir auf dem Bett bequem und lauschte mit geschlossenen Augen dem Klavierspiel. Kaoru war wirklich wahnsinnig begabt... ob er schon lange spielte...? Bestimmt. Vielleicht aber auch nicht... wenn er das Haus tatsächlich nur manchmal Nachts verließ hatte er ja viel Zeit... Ich konnte mir das nicht vorstellen... immerzu drinnen sein... kein Spaziergang durch die bunten Blätter im Herbst... keine einzige Schneeballschlacht im Winter... nie das langsame aufblühen der Natur im Frühling hautnah miterleben... und im Sommer nicht einmal Eis essend am Strand entlang gehen... All solche Dinge tagtäglich, ein Leben lang, nur durch das Glas der Fenster zu betrachten... Wurde man da nicht verrückt...? Oder fing man an, sich vor der Umwelt zu fürchten...? Als ich ihn gestern Nacht angesprochen hatte schien er verängstigt... heute war er ganz anders... viel vertrauter... als würden wir uns tatsächlich schon Jahre kennen... lag das an der Umgebung? War er ruhiger, weil er hier so viel Zeit verbrachte? Hatte er gestern mehr Angst vor der Umgebung, als vor mir? Das Klavierstück endete. Kurz vernahm ich Yomis Stimme, aber zu leise um ihn zu verstehen, dann begann das nächste Lied. Er schien wirklich eine Art Klavierlehrer zu sein... dabei wirkte er selbst noch sehr jung... Ein ruhiges... schönes Lied... Ganz langsam driftete ich ab... wanderte ins Land der Träume... „Daisuke?“ Ein zaghaftes Rütteln an meiner Schulter. Ich wollte nicht aufstehen... „Daisuke...?“ Die Person rüttelte weiter... wahrscheinlich Kyo... wer auch sonst... Ohne die Augen zu öffnen packte ich die Hand und zog die Person kurzerhand neben mich. Legte eine Hand um den schmalen Körper. „Noch ein wenig schlafen, hai?“ Ich strich über 'Kyos' Rücken, weil ich wusste, dass ihn das in den meisten Fällen besänftigte und auch diesmal schien es zu klappen, da ich keinerlei Gegenwehr spürte. „Aber...“ Die Stimme klang anders... und irgendwie ängstlich... Ich öffnete die Augen und blickte direkt in die meines 'Traumprinzen'. „Oh, entschuldige...“ Ich errötete leicht, nahm meine Hand von seinem Körper. „Schon okay... ich... hab mich nur erschreckt...“ Auf seine blassen Wangen legte sich ebenfalls ein roter Schimmer. Bei diesem 'Traumprinzen' bestand wirklich Zuckerschock-Gefahr... Ich konnte einfach nicht wiederstehen... wie von selbst legten sich meine Arme wieder um seinen zierlichen Körper, zogen ihn nah an mich. Der Wunsch, ihn nie wieder loszulassen breitete sich in mir aus. Zufrieden schloss ich die Augen. Spürte erst jetzt, dass sich Kaoru regelrecht an mich klammerte. Als würde er sonst eine Klippe hinabstürzen... Ich würde ihm den Halt geben, den er brauchte... ... mit ihm im Herbst durch die bunten Blätter laufen... im Winter Schneeballschlachten machen... im Frühling das Erwachen der Natur betrachten... und im Sommer würden wir ans Meer fahren... dort zusammen Eis essen... All das sah ich vor mir... als wäre es bereits passiert... wie eine Erinnerung... ~ Kapitel 5: Glühwürmchen ----------------------- Warnungen (?): 1. Ich mag das Kapitel nicht... garnicht >__< 2. Ich hab keine Ahnung, wo und wann Glühwürmchen auftauchen o.o" Die haben da jetzt einfach zu sein @.@~ 3. Ich hatte nur nen uralten PC zur Verfügung (meiner ist in der Reperatur Q.Q) und deshalb weder ein Rechtschreibprogramm drauf, noch eine Möglichkeit die Anzahl der Wörter an zu sehen Q__Q"" ... gibts trotzdem Kommis? Q.Q~ Musik: D- Glow in the sun, Fatima- Last Live DVD Widmung: Yuuutsu Kapitel 5: Glühwürmchen Wie lange wir noch so in der Umarmung verharrten konnte ich nicht sagen. Hätte Kaoru diese Berührung nicht unterbrochen säßen wir wohl noch Stunden da... Sein niedlicher entschuldigender Blick, als er meine Enttäuschung bemerkt hatte ließ mich die ganze Sache allerdings sofort vergessen. "Yomi-san ist zu Bett gegangen... du solltest jetzt besser gehen..." Ich nickte, auch wenn ich nicht sonderlich gewillt war zu gehen. Es war wohl das vernünftigste... wenn ich hierblieb stieg das Risiko entdeckt zu werden nur unnötig... "Wann sehen wir uns wieder...?" Kaoru lächelte, als hätte er sich diese Frage erhofft. "Ano... Yomi-san wird morgen Abend ausgehen... ich... würde dir gerne etwas zeigen... nur, wenn du magst..." Ich nickte strahlend. "Natürlich." Wir erhoben uns und nachdem Kaoru nachgesehen hatte, ob Yomi auch wirklich nicht mehr in der Nähe war verließen wir zusammen den Raum, gingen die Treppe hinauf und schließlich durch den langen Flur in die Küche und zur Tür in den Garten. Kaum einen Schritt draußen schien sich eine Unsicherheit auf Kaoru zu legen, die ich schon letzte Nacht bemerkt hatte. Er verbrachte tatsächlich viel zu viel Zeit eingesperrt in dieser Villa... Am liebsten hätte ich ihn wieder umarmt... doch das ihm bei der Unsicherheit jemand zu Nahe kam wäre wohl unpassend... Schweren Herzens löste ich mich schließlich von seinem Anblick und machte mich nach einem leisen "Sayonara" auf den Weg. "Daisuke!", hielt er mich zurück. Ich drehte mich noch einmal um. Konnte nicht anders als ihn anzulächeln. In der Morgendämmerung war er fast noch hübscher als in der Nacht... "Um 1 bei der Schaukel, hai?" Ich nickte. Da ich mir sicher war, dass ich mich diesmal nicht von seinem Anblick losreißen konnte wartete ich, bis er im Haus verschwunden war. Ein trauriger Seufzer kam über meine Lippen, als ich die Straße überquerte. Zu gerne wäre ich einfach zurückgegangen... Wie hielt er das alles nur aus... so allein...? Die Vorstellung derart eingesperrt zu sein war beängstigend... aber mit Kaoru zusammen...? Ich schloss die Haustür auf. Ging die Treppe nach oben und betrat mein Zimmer. Im ersten Moment hatte ich gedacht Kyo würde schlafen. Erst auf den zweiten Blick bemerkte ich das seine Augen geöffnet waren. "Du siehst ihn bald wieder, hm?" Wie schon so oft konnte ich Kyo nur irritiert anblinzeln. Unheimlich! Als er meinen Blick bemerkte lachte der kleine Blonde leise. "Wenn du schon bei ihm einbrichst um ihn zu sehen... dann würdest du deinen 'Traumprinzen' auch einfach entführen, wenn er sich weigern würde sich bald wieder mit dir zu treffen...", kicherte er schließlich, "Und da du alleine vor mir stehst... wirst du ihn wohl wiedersehen..." Ich ließ mich vor dem Bett auf die Knie sinken. Strich durch Kyos blondes Haar. Es war ganz schön lang geworden... und obwohl er ständig meckerte, dass ihn die Haare eigentlich nur störten ließ er sie nicht abschneiden. "Morgen Nacht...", lächelte ich, "Er hat gesagt, dass er mir etwas zeigen will..." Auch auf Kyos Lippen legte sich ein leichtes Lächeln. "Das ist schön... auch wenn es mir Sorgen macht wie schnell du ihm verfallen bist..." Ich nickte. Das stimmte schon... es war eigentlich nicht meine Art jemanden derart schnell gern zu haben... "Nun komm ins Bett... zum Grübeln bleibt morgen noch genügend Zeit..." Erneut nickte ich. Entledigte mich meiner überflüssigen Klamotten, ehe ich nur in Boxershorts zu Kyo unter die Decke krabbelte. Wenig später wurde seine Atmung gleichmäßiger und er war eingeschlafen. Ich hingegen lag wach... sah das hübsche Gesicht meines 'Traumprinzen' vor mir. Was er mir wohl zeigen würde...? Eigentlich egal... was zählte war, dass ich ihn wiedersah... Irgendwie hatte Kyo schon Recht... zumindest wär ich morgen wieder eingebrochen... Und was... wenn er morgen Nacht auch nicht kommen würde...? Er hatte ja gesagt, dass Yomi nicht im Haus sein würde... also konnte ihn theoretisch ja keiner daran hindern mich zu sehen... das würde schon gut gehen... und sonst... meine Eltern hatten ja auch noch Kreditkarten, mit denen ich mich an der Hintertür versuchen konnte... Bei dem Gedanken schlich sich ein Grinsen auf mein Gesicht. Während die Dämmerung ihren Lauf nahm und schließlich sogar die Sonne am Horizont auftauchte waren meine Gedanken einzig und allein bei Kaoru. Erst als mir die warme Sonne ins Gesicht schien, wie sie mich sonst weckte, fiel ich langsam ins Land der Träume. Als ich die Augen wieder aufschlug sah ich pink. Erschrocken richtete ich mich auf, um dann festzustellen, dass ich lediglich einen pinken Zettel im Gesicht kleben hatte. Dieser war bei der ruckartigen Bewegung abgefallen und bildete nun einen netten Kontrast zum weißen Laken... Ich schüttelte leicht den Kopf. Direkt nach dem Aufwachen über Dinge wie Kontraste nachzudenken war... seltsam... Ich schnappte mir das pinke Ding. Brauchte einen Augenblick, ehe ich das Gekrakel als ~Ich bin rauchen~ erkannte. Genervt, weil mich ein derartiger Zettel von dem angenehmen Gefühl ganz langsam aufzuwachen und nochmal die Augen zu schließen abgehalten hatte ließ ich mich zurück ins Kissen fallen. Weil wir unseren Eltern nicht gerade auf die Nase binden wollten, dass wir rauchten taten wir dies ausschließlich draußen... obwohl wir uns inzwischen fast schon sicher waren, dass sie es wussten. Allein schon wegen dem Geruch, der an der Kleidung haften blieb... Wenn meine Mutter mein Zimmer betreten hätte, hätte sie sich sicherlich darüber gewundert, dass mir so n pinkes Ding im Gesicht klebt und es gelesen... unaufällig, Kyo-kun... unauffällig... Ein wenig schlecht gelaunt richtete ich mich schließlich erneut auf und tapste träge auf meinen Schrank zu, aus dem ich eine Jeans und ein T-Shirt sowie frische Boxershorts fischte, ehe ich mich auf den Weg ins Bad machte. Den Vorgang des Duschens brachte ich in Rekordzeit hinter mich, sodass ich nur wenige Minuten später fertig angezogen die Treppe nach unten tapste und schließlich das Haus verließ. Gähnend machte ich mich dann daran die Straße bis zum Ende entlang zu schlendern. Kaum um die Ecke gebogen sah ich Kyo bereits auf der Mauer des alten Schulgebäudes sitzen. Jedes Mal, wenn ich mit Mutter daran vorbei ging schwelgte sie in Erinnerungen und hielt stundenlange Vorträge über ihre längst vergangene Schulzeit. Ein paar Jahre, nachdem sie ihren Abschluss gemacht hatte wurde diese Schule geschlossen, da sie ein paar Orte weiter ein größeres und moderneres Gebäude errichtet hatten. Seitdem stand dieses Gemäuer leer. Rückte mit jedem weiteren Jahr dem Zusammenbruch entgegen. Als Kinder hatten wir oft darin gespielt, bis es ein paar Leute aus der Nachbarschaft völlig verriegelt hatten. Aus Angst uns könnte etwas passieren... Ich ließ mich neben Kyo nieder. Spürte wenige Sekunden später, wie er seinen Kopf an meine Schulter lehnte. "Der Zettel war ne dämliche Idee..." "Ist mir auch eingefallen... aber erst, nachdem ich das Haus verlassen habe...", grummelte Kyo. "Du klingst ziemlich müde..." Ich nahm ein schwachses Nicken an meiner Schulter wahr. "Ich schlage vor wir verbringen den Tag im Bett mit DVDs gucken... und wenn du heute Nacht zu deinem 'Traumprinzen' gehst verschwind ich nach Hause..." "Vorschlag angenommen...", lächelte ich und schnappte mir seine Zigarette. Tatsächlich verbrachten wir den Rest des Tages damit im Bett zu liegen und uns über Filme lustig zu machen, die wir beide mindestens schon sechs mal gesehen hatten. Zwischendurch versorgte uns meine Mutter mit Essen, über das wir uns dankbar hermachten. Ein wirklich angenehmer Tag und Abend, der mich nicht die ganze Zeit an Kaoru denken ließ. Die Zeit verging wie im flug, sodass ich die Uhr einen Augenblick misstrauisch musterte, als sie 00:30 Uhr anzeigte. In einer halben Stunde würde ich ihn wiedersehen... Kyos Lachen riss mich aus meinen Gedanken. Er hatte scheinbar meinen Blick zur Uhr und das darauf folgende Lächeln bemerkt. "Du bist ja jetzt schon völlig weggetreten... bekommst du ihm gegenüber überhaupt ein Wort raus?" Schmollend schob ich ihn aus dem Bett. Betrachtete grinsend, wie er auf dem Boden plumste. Kyo schien sich dadurch nicht sonderlich zu stören. Blieb so liegen und blinzelte mich nun etwas ernster an. "Daisuke... ich wollte fragen... ob ich eventuell mitkommen kann... nur kurz. Ich will mir deinen 'Traumprinzen' nur ansehen... okay?" Etwas wiederwillig nickte ich. Eigentlich... wollte ich ihn nicht teilen... Was, wenn Kyo auch gefallen an ihm fand? Wenn er ihn ebenso für sich allein haben will...? "Nun guck nicht so... ich werd ihn dir ja nicht wegnehmen... will ihn mir ja nur ansehen..." Kyo setzte sich hin grinste mich an. "Oder nimmst du mich nur mit, wenn ich dir verspreche, dass ich ihn nicht anfasse..." Wenn er nicht schon auf dem Boden sitzen würde, hätte ich ihn nun wieder vom Bett geschubst. Stattdessen rollte ich mich einfach zur Seite, bis ich auf ihn fiel. "Daiiiii~~~ geh runter, du Riese..." Lachend rollte ich noch ein wenig weiter, bis ich neben ihm lag. "Du kannst ruhig mitkommen... ist schon okay... auch wenn ich nicht weiß, wie Kaoru darauf reagieren wird..." Es wäre vielleicht besser, wenn ich soetwas vorher mit ihm absprach... andererseits... bei Kyo gab es keinen Grund Angst zu haben... "Was ist gestern eigentlich alles in der Villa passiert?" Kyo plazierte seinen Kopf auf meinem Oberkörper. Ließ sich von mir durchs Haar streichen. Ich musste unweigerlich Lächeln. Es kam öfter vor, dass er sich bei mir seine Streicheleinheiten holte. Kyo war wie ein Kätzchen... Bei Menschen, die er mochte war er anschmiegsam und geradezu kuschelsüchtig. Wohingegen er bei Leuten, die er nicht leiden konnte die Krallen ausfuhr. Bei einem Kätzchen wusste man nie, was es dachte... und so war es auch bei ihm... zudem war er auch mindestens genauso nachtragend... Dann seine Art sich anzuschleichen... er war in der Lage sich jemandem zu nähern, ohne das dieser es bemerkte. Ein unheimliches Wesen... "Ich hab erstmal ewig nach ihm gesucht... das Gebäude sieht ja von außen schon gigantisch aus... aber von innen... keine Ahnung, wie lange man braucht um sich da zurecht zu finden..." So fing ich an Kyo die Geschehnisse der letzten Nacht zu erklären. Als ich endete wanderte mein Blick erneut zur Uhr. "Am besten wir gehen schonmal raus... in 5 Minuten wollten wir uns treffen..." Nickend löste sich Kyo von mir. Verließ das Zimmer um sich unten Schuhe anzuziehen. Er schien fast genauso aufgeregt wie ich... ein ungewohnter Anblick... Nachdem ich den Schlüssel in meiner Hosentasche verstaut hatte folgte ich ihm und wenig später verließen wir das Haus. "Ist er das...?" Kyos Stimme war leise... und klang irgendwie fasziniert. Ich folgte seinem Blick zu den Schaukeln. Lächelte, als ich Kaoru auf einer der beiden sitzen sah. Die schwarze Hose schmiegte sich ebenso an seinen schlanken Körper, wie das schlichte, dunkle Hemd. Schon wie das letzte Mal waren die sonst so quietschenden Schaukeln verstummt. Ich bereute es, ein T-Shirt angezogen zu haben, denn der Wind hatte die laue Sommernacht erheblich abgekühlt. Aus der momentanen Entfernung konnte ich zwar unmöglich ein Zittern seitens Kaoru erkennen aber dennoch hatte ich das Gefühl, dass er ebenso fror. Sein langes Haar, welches das hübsche Gesicht umspielte betrachtend näherte ich mich ihm. Erst als ich nurnoch ein kleines Stück von der Schaukel entfernt war sah Kaoru auf. Im fahlen Mondlicht wirkte seine Haut unnatürlich blass... wie Porzellan. Er lächelte kurz, ehe sich etwas ängstliches in seinen Blick mischte. Erst in dem Moment fiel mir Kyo wieder ein. Ich öffnete den Mund, als Kaoru das Wort ergriff. "Du bist Kyo, richtig?" Er nickte und verbeugte sich leicht. Das Leuchten in seinen Augen gefiel mir nicht... "Entschuldige, dass ich Daisuke begleitet habe... ich wollte mir nur ansehen, mit wem er sich trifft..." Mit einem leichten Lächeln und einer weiteren angedeuteten Verbeugung drehte sich Kyo um und verschwand in Richtung zu Hause. Erst, als er außer Sichtweise war ließ ich mich auf der zweiten Schaukel nieder. "Es lohnt nicht, sich zu setzen... ich wollte dir doch etwas zeigen..." Er schien etwas abweisend... es war wohl doch falsch Kyo mitzubringen... Seufzend erhob ich mich wieder von der Schaukel. "Kaoru? Es tut mir leid... das nächste Mal frage ich, bevor ich jemanden mitbringe..." Im nächsten Moment spürte ich, wie er zaghaft die Arme um mich legte. "Es ist schon okay...", wisperte er, "Ich... bin den Umgang mit nur wenigen Menschen gewohnt... es beschränkt sich eigentlich auf Yomi-san und meine Eltern... deswegen bin ich etwas unsicher..." Das war das erste mal, dass eine Berührung von ihm aus stattfand... "Schon okay..." Lächelnd drückte ich ihn an mich. Seine Unsicherheit machte mich traurig... auch wenn es ihn eigentlich nur noch niedlicher machte. Nun war ich mir sicher, dass er tatsächlich auch fror... sein schlanker Körper zitterte und fühlte sich eiskalt an. "Willst du dir vielleicht eine Jacke holen?" Er schüttelte den Kopf. Löste sich langsam von mir und ergriff stattdessen meine Hand. Ohne zu fragen ließ ich mich mitziehen. Wir gingen seitlich an der Villa vorbei, wo Kaoru mir die Äste der nahestehenden Bäume aus dem Weg hielt. Hinter dem Haus machten wir uns daran die große Grünfläche zu überqueren. Vorbei an den weißen Steinstatuen, die bereits letzte Nacht unheimlich gewirkt hatten. Aus der Nähe betrachtet empfand ich sie sogar als noch schlimmer. Kaorus kalte Hand haltend näherten wir uns dem kleinen Waldstück, das auch noch zum Grundstück der Villa gehörte. Diesmal ging ich etwas vorraus. Hielt Kaoru die Äste der dichten Tannen aus dem Weg. Nachdem wir uns durch ein paar Meter Tannenwald gekämpft hatten lockerte sich das Waldstück auf und wir konnten ohne Probleme weiter- wohin auch immer... Irritiert nahm ich viele kleine Lichter wahr, die ein Stückchen vor uns in der Luft umherschwirrten. "Wir sind gleich da...", flüsterte Kaoru. Beschleunigte seine Schritte, als könnte er es kaum erwarten sein Ziel zu erreichen. Wenige Schritte weiter kämpften wir uns durch die letzten dicht stehenden Bäume, ehe wir einen kleinen See erreichten. Mir stockte der Atem, bei dem Bild, welches sich mir bot... Hunderte kleine Glühwürmchen flogen umher, saßen auf den Grashalmen und den Blättern einiger Bäume. ~ Kapitel 6: Ichigo ----------------- Kommentar: Ich mag die Sache mit dem Kirsch-Lolli Kommis wären toll ^___^~ Musik: Phantasmagoria- ... Lost in thought Widmung: Yuuutsu *nicku* Kapitel 6: Ichigo ~ „Es ist wundervoll, oder...?“, wisperte Kaoru und ich sah im Augenwinkel, dass er sich hinsetze. Mehr als ein Nicken brachte ich gar nicht zustande. Völlig gefesselt von dem Bild ließ ich mich schließlich neben ihm nieder. „Letzte Woche habe ich diesen Ort entdeckt... seitdem hatte ich leider nicht wieder die Gelegenheit hierher zu kommen... in der Nacht, in der wir uns das erste mal begegneten musste ich nah beim Haus bleiben, weil meine Eltern noch nicht zu Bett gegangen waren...“, erzählte er mit leiser Stimme. „Es ist wirklich wahnsinnig schön...“ Schweigend betrachteten wir die vielen umherwandernden Lichter. Eine Szene, die man sich nicht einmal in einem Film erhoffen konnte... Nicht nur die unzähligen Käfer boten ein atemberaubendes Bild... fast noch schöner war der kleine See, in dem sich nicht nur all diese Leuchtkäfer spiegelten, sondern beim genaueren Hinsehen auch die Sterne und der Mond. Das schönste, was ich je gesehen hatte... der Ansicht blieb ich allerdings nur wenige Sekunden. Schweren Herzens wandte ich den Blick vom See ab... um tatsächlich etwas noch schöneres zu sehen... Die elegante Pose, in der Kaoru ein Stückchen von mir entfernt saß wirkte, als wäre sie direkt einem wunderschönen Gemälde entsprungen. Seine im fahlen Mondlicht wie Porzellan wirkende Haut bildete einen perfekten Kontrast zu dem glänzenden schwarzen Haar und den dunklen Augen. Dazu die hübsch geformten Lippen, die in einem derart intensiven rot hervorstachen, dass man meinen konnte er trug Make-up. Die Glühwürmchen, die überall zusehen waren gaben dem Anblick den letzen Funken Unwirklichkeit. Ich war so sehr auf dieses Bild konzentriert, dass ich nicht merkte, wie Kaoru sich zur Seite drehte. Meine verträumten Blicke wahrnahm. Erst als er das Wort ergriff glitt ich wieder zurück in die Wirklichkeit. „Ist das nicht seltsam...? Ich habe dich und deine Freunde so lange beobachtet, dass ich meine euch zu kennen... als hätte ich all die Zeit mit euch verbracht... ich träumte, ich würde bei euch sein... und nun habe ich dich kennen gelernt... all die Träume zerplatzen, denn du weißt nicht wer ich bin... ich kenne dich seit so vielen Jahren... und du mich überhaupt nicht...“ Ein trauriger Ausdruck legte sich auf das hübsche Gesicht und er wandte es ab. Was jetzt in ihm vorgehen musste war für mich unvorstellbar... Es musste sich anfühlen... als wenn sich die Menschen, mit denen man viele Jahre verbracht hatte, einfach nicht mehr an einen erinnerten... War so etwas überhaupt zu verkraften...? Wie würde ich reagieren, wenn Kyo keinerlei Erinnerung an eine gemeinsame Zeit hätte...? Ich schüttelte leicht den Kopf. Ertrug es nichteinmal daran zu denken... “Du hast Recht... aber wir werden uns kennen lernen...” Ich wollte ihn aufmuntern... doch es gelang mir nicht... Sein Blick blieb weiterhin traurig auf den See gerichtet. Ich rückte ein kleines Stückchen näher zu Kaoru. Hob die Hand und strich über seine Wange. Er zuckte unter der Berührung kurz zusammen und ich konnte sehen, wie sich seine Augen vor Schreck etwas weiteten. Doch schon im nächsten Moment war die Unsicherheit aus seinem Blick verschwunden. Stattdessen schenkte er mir ein zärtliches Lächeln. Wie schon so oft zuvor wirkte die ganze Situation absolut Unwirklich... vielleicht verlor ich deswegen die Kontrolle... Beugte mich vor und legte meine Lippen auf die des schönen Wesens. Ich wünschte es wäre ein Traum gewesen... denn in meinem Traum wäre das Folgende nicht passiert... Kaoru rückte schlagartig ein Stück von mir weg. “Was sollte das?” Ich hätte die Frage und sein Verhalten gern als Unsicherheit abgestempelt... oder, dass er einfach überrascht war... Aber seine Stimme klang zweifelsfrei wie wütend. Reine, unergründliche Wut... “Ich...” Woher hätte ich eine Erklärung nehmen sollen...? Mein Kopf war leer- abgesehen von drei kleinen Wörtern. Er hasst dich. Bevor ich auch nur die Möglichkeit hatte über eine Erklärung nachzudenken stand er auf und verschwand mit schnellen Schritten. Mit einem traurigen Lächeln auf den Lippen schloss ich die Augen. Konnte hören, wie er sich durch die Bäume kämpfte. Kleine Zweige knackten unter seinen Füßen. Mit jeder Sekunde wurde das Geräusch leiser, bis es verstummte. Was sollte ich tun...? Ihm nachlaufen? ...und warum? Wie sollte ich ihm das erklären? Ich war doch selbst nicht sicher, wie es dazu kommen konnte... Im Grunde war doch er Schuld... was war er auch so schrecklich anziehend? Und er hätte mich in dem Augenblick ja nicht so bezaubernd anlächeln müssen... Ein bitteres Lachen kam über meine Lippen. Ich war ein Idiot. Mein Lachen verstummte und ich ließ mich nach hinten ins Moos fallen. Langsam zog sich die Wolkendecke zu... verdeckte den Mond und all die leuchtenden Sterne... verdunkelte so die Nacht... Nur noch die Glühwürmchen spendeten ein winziges bisschen Licht... doch selbst die kleinen Wesen wurden immer weniger... Wer konnte es ihnen verübeln... Ich wäre wohl auch eingeschnappt, wenn ich ein derart tolles Bild bieten würde und dann käme ein Typ und sah noch viel besser aus... Tatsächlich schaffte ich bei meinem Gedanken ein leichtes Lächeln. Was wohl nun passieren würde...? Vielleicht war er so erzogen worden, dass er derartige Berührungen von einem Jungen nicht dulden konnte...? Er hatte Recht... Ich wusste tatsächlich nichts über ihn... Aber ich wollte ihn kennen lernen... Ihn da rausholen... mit ihm ans Meer fahren... ihn einfach nur umarmen... Tränen liefen meine Schläfen hinab. Sickerten durch mein Haar und landeten schließlich auf den Boden. Die ersten Regentropfen fielen auf mich nieder. Welch Ironie... der Himmel weinte mit mir... Kyo hatte gesagt, es mache ihm Sorgen, dass ich dem 'Traumprinzen' so schnell verfallen war... Mir ging es genauso... Wie konnte man einem Menschen derart verfallen, ohne ihn zu kennen? Ich schloss die Augen. Konzentrierte mich auf die Regentropfen, die meine Kleidung beschwerten. Und was... wenn er seine Angst durch Wut zu überspielen versucht hatte? So eingeschlossen, wie er sein Leben verbracht hatte... War er Berührungen nicht gewohnt? War es womöglich sein erster Kuss? Mich an diese kleine Hoffnung klammernd erhob ich mich. Wartete einen Augenblick, bis sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnten. Ich wandte meinen Blick kurz zum kleinen See, der nun schwarz und unheimlich vor mir lag. Ein Unterschied wie Tag und Nacht... Wie konnte ein wundervolles Bild zu so einer bizarren Dunkelheit wechseln...? Gab es Situationen, in denen es bei dem 'Traumprinzen' ähnlich war? Vorstellen konnte ich es mir nicht... andererseits hatte ich, als ich den See zuvor in voller Pracht sah auch nicht gedacht, dass er sich derart verändern könnte... Ich richtete mich auf und kämpfte mich, wie Kaoru wenige Minuten zuvor, durch die dicht stehenden Bäume. Zwischen den dicken Stämmen und unzähligen Ästen gab es keine Chance auch nur einen Millimeter meiner Umgebung zu erkennen. Ich hielt einen Arm schützend vors Gesicht, während ich mich mit dem anderen durch das kurze Waldstück tastete. Kaum hatte ich diesen Teil hinter mir rannte ich über die große Grünfläche. Versuchte die unheimlichen Statuen zu ignorieren. Was stellten sie eigentlich dar...? Meine Schritte wurden langsamer und ich kam bei der Statue, die der Villa am nächsten war zum Stehen. Aus weißem Stein hatte man eine Frau mit Kind gemeißelt. Bei Tageslicht sicher ein hübsches Bild... doch in der Nacht mit all ihren Schatten wirkte der Blick der Mutter erschreckend. Als würde sie ihr Kind im nächsten Moment erstechen. Kopfschüttelnd wandte ich den Blick ab und ging weiter. Die Hintertür ließ ich unbeachtet. Kaoru hatte schließlich gesagt, dass Yomi die Villa verlassen hatte. So bahnte ich mich wieder an den nah an der Villa stehenden Bäumen vorbei und erreichte schließlich die Vordertür. Zum Glück war ich nicht allzu nass geworden. Die Bäume um den See herum hatten halbwegs Schutz geboten. Zaghaft drückte ich auf den runden Knopf der Klingel. Vernahm ein leises Glockenspiel im Inneren. Bitte Kaoru... mach auf... Das Licht im Flur ging an und kurze Zeit später öffnete sich die Tür. “Yomi-san, ich habe sie nicht so früh-” Kaoru stoppte. Senkte den Blick und trat ohne ein Wort zu sagen etwas zurück. Ich folgte der stillen Anweisung und betrat den Flur. Innerlich atmete ich auf. Also war es wirklich eine Art Unsicherheit...? Nahe liegend wäre es ja... Immer noch schweigend schloss Kaoru die Tür lief den Flur entlang und ich folgte ihm. Er schlug den Weg in Richtung Keller ein. Schaltete das Licht hinter uns aus, bis wir das Klavierzimmer erreichten. Dort ließ er das Licht an und trat ins Schlafzimmer. Ich folgte ihm. Schloss die Tür hinter mir und lehnte mich an das kühle Holz. Noch immer mit gesenktem Blick setzte sich mein 'Traumprinz' aufs Bett. Eine Weile verharrten wir schweigend. “Ich... kenne derartige Berührungen nicht... und... ich...” Er brach ab. Schien die richtigen Worte einfach nicht zu finden. Langsam ließ ich mich an dem kühlen Holz hinabsinken. Blieb dort sitzen und wagte es nicht den Blick auch nur eine Sekunde von Kaoru zu nehmen. “Können wir... einfach so tun, als seien wir uns nie begegnet? Ich beobachte euch und träume weiter...” Er hob den Kopf. Sah mir direkt in die Augen. Das Flehen, welches darin lag machte mir deutlich, dass er es tatsächlich ernst meinte... “Warum...?” Warum ich fragte wusste ich nicht... ich war sicher die Antwort zu kennen... “Ich kann das alles einfach nicht...” Kaoru zog eins der Kopfkissen zu sich. Drückte es an seinen schlanken Körper. “Ich bin den Umgang mit Menschen nicht gewohnt... verstehe weder die Bedeutung von Berührungen, noch kann ich sie einordnen... weiß nicht, wie ich darauf reagieren soll... außerdem hatte Yomi Recht... wenn ich noch länger Zeit mit dir verbringe werde ich dich zu gern haben... etwas mit dir unternehmen wollen... und das geht nicht... wirklich nicht...” Erneut suchte er nach passenden Worten. Gab mir Zeit mich voll und ganz auf sein hübsches Gesicht zu konzentrieren. Ich konnte nicht umhin zu lächeln... er war niedlich, wenn er nachdenklich umherblickte. Eigentlich war er immer niedlich... selbst, als er mich vorhin so wütend angesehen hatte. “Es ist das beste, wenn wir uns nicht wieder sehen...” Er nickte noch einmal, um seine Worte zu bestätigen. Wartete nun scheinbar auf meine Reaktion. Ich lächelte ihn lediglich an. “Nein.” Putzig, wie verwirrt er mich ansah. “Wie 'Nein'?” “Na 'Nein' eben...” Sein Blick erreichte eine noch niedlichere Stufe der Verwirrtheit. Wenn ich jetzt an seinem Finger lutschen würde, würde er bestimmt den Geschmack eines Kirsch-Lollies haben. Ich schob den Gedanken beiseite. Zumindest vorerst. “Aber du kannst doch nicht einfach 'Nein' sagen... wenn ich dich nicht mehr sehen will...” Den Kopf etwas schief legend rückte ich ein kleines Stück auf Kaoru zu. “Aber du willst mich ja weiterhin sehen... und ich dich ja auch...” “Will ich nicht...” “Willst du wohl...” Vielleicht würdest du doch eher nach einem dieser glasierten Äpfel schmecken, die man auf Jahrmärkten kaufen konnte. Ich nickte kurz vor mich hin, was dich scheinbar noch etwas mehr verwirrte. Du schütteltest kurz den Kopf. “Daisuke... mach es doch nicht unnötig schwer... es ist besser, wenn wir uns nicht mehr sehen...” Das letzte bisschen, dass uns noch von einander trennte überwand ich ebenfalls noch, ehe ich meine Arme auf deinen Schoß legte und meinen Kopf darauf bettete. So zu dir hoch blinzelte. “Machen wir mal eine Analyse ihrer Probleme, Herr Niikura... da wäre zum einen ihre Unsicherheit, was Berührungen angeht... wenn sie wünschen frage ich jetzt jedes mal vorher nach... oder sie schubsen mich einfach weg, wenn ich ihnen zu Nahe komme... das wäre doch eine geeignete Lösung... und wenn sie Fragen haben, stellen sie sie einfach. Kommen wir zum zweiten Punkt: Sie haben Angst, mich gern zu haben, weil sie dann den Wunsch verspüren könnten, etwas mit mir zu unternehmen. Warum das im Bereich des Unmöglichen liegt wollen sie mir aber nicht sagen... was ich akzeptieren kann... denn ich bin sicher, dass sie es mir irgendwann anvertrauen werden... was dieses Problem angeht... ich verlange nicht, dass sie etwas mit mir unternehmen... der heutige Abend am See war doch auch wunderschön... wenn auch leider sehr kurz... und das schien ja noch im Bereich des Möglichen zu liegen... und selbst wenn wir uns nur hier drinnen treffen könnten wäre das für mich okay... sie sehen, Dr. Andou hat für jedes Problem eine Lösung, also versuchen sie gar nicht erst irgendwelche Ausreden zu erfinden...” Das putzige Wesen, auf dessen Schoß mein Kopf bettete musste lachen. Strich zärtlich durch mein leicht nasses Haar und kraulte mir den Nacken. “Du hast gewonnen...” Ich schloss genießend die Augen. Murmelte leise: “Ich weiß... Mutter nannte mich mal ein gewinnsüchtiges Kleinkind...” Kaoru lachte erneut. Wenn er lachte war sein Gesicht mit Abstand am schönsten. Eine Weile kraulte er mir weiter den Nacken, ehe er wieder etwas sagte. “Willst du Sachen von mir? Nicht, dass du dich vielleicht erkältest.” “An sich würde ich dem zustimmen, aber ich zweifle daran, dass wir die gleiche Größe haben...”, ich blinzelte wieder zu ihm hoch. “Das dürfte nicht so das Problem sein... Yomi-san und meine Eltern kaufen Kleidung für mich... da fällt öfter etwas zu groß oder zu klein aus...” Sie hielten ihn wie ein Haustier gefangen... zogen ihm an, was sie wollten... das ganze wurde mit jeder kleinen Information, die ich bekam unheimlicher... “In dem Fall nehme ich gerne was...”, antwortete ich. Ließ mir meine Nachdenklichkeit nicht anmerken. “Um dir etwas zu geben müsste ich aber aufstehen...” “Wenn das eine Andeutung war, dass ich meinen Kopf von deinem Schoß nehmen soll... ziehe ich eine Erkältung doch vor...” Zufrieden, weil ich meine 'Traumprinzen' erneut zum lachen gebracht hatte, gab ich seine Beine frei. Er erhob sich und trat auf seinen Kleiderschrank zu. Öffnete die großen Türen. “Sag mal... warum sind hier und in dem Klavierzimmer keine Bilder an der Wand... und auch sonst ist deine Einrichtung irgendwie... unpersönlich...” Ich wollte ihm nicht zu Nahe treten, aber ich hoffte durch so kleine Fragen mehr über ihn herauszufinden. Vielleicht auch etwas über den Grund, warum er das Haus nie verließ. “Vater und Mutter meinen, dass mich Kunst und andere unnötige Dinge ablenken würden. Ich soll mich voll und ganz aufs Klavierspiel konzentrieren...” Am Ausdruck seiner Stimme konnte ich hören, dass es ausschließlich die Meinung seiner Eltern war... bei der nächsten Gelegenheit würde ich ihm ein Bild mitbringen... oder eins mit ihm zusammen malen...? “Die Aussage deiner Eltern ist widersprüchlich. Musik ist doch auch eine Form der Kunst...” Kaoru drehte sich um und trat mit ein paar Kleidungsstücken auf dem Arm auf mich zu. “Das mag sein... aber ich versuche nicht, meine Eltern zu verstehen... ich mag ihre Ansichten nicht... und wenn ich versuchen würde sie zu verstehen würde ich vielleicht doch irgendwo Logik entdecken und so werden wie sie... ein scheußlicher Gedanke, oder? So werde wie die Eltern... die gleichen Fehler machen...” Ich nickte verständnisvoll. Nahm ihm die Sachen ab. “Am besten du ziehst dich im Bad um... da kannst du dann auch gleich deine Haare etwas trocknen...” Nickend tapste ich Kaoru hinterher. Erst durchs Klavierzimmer und dann im Flur zwei Türen weiter in ein großes geräumiges Bad. Die Fliesen hatten ein blaues Muster, welches sich weiter über die Wände zog. Wirklich hübsch... “Ich bringe eben in Erfahrung, wann Yomi-san zurückkommt...” Ich nickte Kaoru zu und schloss die Badtür hinter mir. Betrachtete nun die Kleidung näher. Eine schlichte schwarze Hose und ein schwarzes Hemd. Nicht ganz so mein Stil, aber zu Kaoru passte es... Ich zog meine Sachen aus und legte sie über die Heizung an einer der Wände. Schnappte mir dann den Föhn der in einem der Regale lag und trocknete mein Haar, auch wenn es eigentlich nicht so nass war, dass ich es für nötig hielt. Vielleicht gab es hier die Möglichkeit noch etwas über Kaoru herauszufinden... und sei es nur was für ein Shampoo er benutzte. Ich sah mich um, konnte auf den ersten Blick aber nichts interessantes erkennen. Wie sollte man auch? Dieser Raum war so steril, dass man wohl auf dem Boden eine Operation durchführen konnte... Ich öffnete einen der Schränke und das einzige, was ich entdeckte waren Medikamente. Was hatte ich auch ungewöhnliches erwartet? So gab ich schon nach einer Schranktür auf und verließ das Bad. Im Nachhinein betrachtet hätte ich die anderen Schränke auch noch durchsuchen sollen... Ich tapste durch den Klavierraum und weiter zu Kaorus Schlafzimmer. Der Gute saß auf dem Bett und schien auf mich zu warten. “Und? Wann kommt Yomi-san wieder?” “In etwa 2 Stunden meinte er am Telefon...” Also würde ich in etwa einer Stunde gehen müssen... Ich seufzte. Aber die Zeit würde ich nutzen... schließlich würde ich dann mindestens den ganzen Tag auf Kaoru-Entzug sein... “Niemals vergessen, wenn ich dir zu Nahe komme schubs mich weg...”, mit den Worten sprang ich zu ihm ins Bett und kuschelte mich leicht an ihn. Mein 'Traumprinz' lächelte mich an und strich über meine Wange. “Du bist kindisch, Daisuke...” Bei der Gelegenheit konnte ich einfach nicht wiederstehen und nahm einen seiner Finger in den Mund. Kaoru blinzelte irritiert und ich gab seinen Finger schnell wieder frei. “Musste nur was testen...”, erklärte ich mein Handeln. Weder Kirsch-Lolli, noch Apfel mit Glasur... Aber süß schmeckte er tatsächlich... wenn auch eher wie reife, leicht gezuckerte Erdbeeren... ~ Kapitel 7: miwakeru ------------------- Kommentar: Ich mag dieses Kapitel nur stellenweise.... Kommis wären lieb *anblinzel* Musik: Dir en grey- Namamekashiki Ansoku, Tamerai no Hohoemi (acoustic version) miwakeru- erkennen Widmung: Yuuutsu Kapitel 7: miwakeru Letztendlich hatten wir die restliche Stunde, die uns blieb bevor Yomi zurückkehrte im Bett liegend verbracht. Wirklich etwas über Kaoru erfahren hatte ich nicht mehr. Schade... aber es war ja noch viel Zeit, das aufzuholen. Schweren Herzens tapste ich nun über die Straße zurück zu mir nach Hause. Blickte kurz zum Horizont. Es würde gewiss nicht mehr lange dauern, bis die Sonne aufging... Ob mein Eltern bemerkt hatten, dass ich die nacht über nicht zu Hause war? Ob sie sich etwas dabei denken würden, wenn ich heute schon wieder so lange schlief? Was spielte das schon für eine Rolle.. ich würde einfach sagen, ich sei bei Kyo gewesen... Kyo... erst jetzt fiel mir wieder ein, wie er Kaoru angesehen hatte. Vielleicht sollte ich mit ihm reden? Es konnte ja durchaus sein, dass ich seine Blicke falsch wahrgenommen hatte. Ich sah kurz zum Haus, in dem er wohnte. Hoffte tatsächlich, dass ich um diese Zeit Licht in seinem Fenster sehen würde. Aber alles war schwarz, wie ich es auch hätte erwarten sollen. Ich drehte mich also wieder um und schloss die Tür auf- besser gesagt ich wollte es... Ich Blödmann hatte Kaorus Hose am... meine lag noch im Keller im Bad, mit meinem Schlüssel in der Tasche. Gerade, als ich anfangen wollte zu fluchen breitete sich ein Lächeln auf meinem Gesicht aus. Gab es denn einen besseren Vorwand um noch mal zurückzugehen und somit Kaoru sofort wieder zu sehen? Sicher nicht. Stolz wegen des tollen Einfalls machte ich kehrt und tapste leise summend auf die große weiße Haustür zu. Nachdem ich geklingelt hatte wiederholte sich die Szene von vorhin erneut. Kaoru öffnete die Tür wieder mit dem Satz: “Yomi-san, ich habe sie nicht so früh-” Wieder stoppte er. Nur, dass er mich diesmal anlächelte. “So schnell sieht man sich wieder...”, grinste ich und betrat den Flur. “Ich merke es...” Schmollend blinzelte ich den 'Traumprinzen' an. “Etwas mehr Begeisterung bitte...” Das hübsche Wesen legte den Kopf leicht schief. Schien nicht wirklich zu verstehen, was ich meinte. “Sowas wie: Daisuke! Was hab ich dich vermisst! Lass dich drücken, küssen, ficken und-” Ich brach ab. WHA! Ich redete einfach zu viel...und da rutschten dann auch mal solche Dinge raus. Sollte ich mich dafür schämen? Kurzfristig entschied ich mich für 'Nein'. Aber eigentlich nur um den Gedankengang abzubrechen, um mich endlich wieder auf Kaoru konzentrieren zu können. Der Gute sah mich derart verlegen an, dass ich meine Meinung in 'Ja' umänderte. Zumindest Offiziell. Inoffiziell blieb ich bei 'Nein'. Stopp. Ich war schon wieder dabei in sinnlosen Gedanken zu versinken. “Äh...” Oh, sehr geistreich von mir. Peinlicherweise erhoffte ich tatsächlich mit dem 'Äh...' alles erklärt zu haben. “Ist es okay, wenn ich dich drücke und den Rest vorerst... ignoriere?” Ich blinzelte Kaoru einen Augenblick an. Nickte dann lächelnd. Immer noch mit diesem verlegenen Blick trat der 'Traumprinz' auf mich zu und umarmte mich. Leider nur sehr kurz... aber immerhin. Erst als er sich von mir löste kam mir die Bedeutung seiner Worte in den Sinn. VORERST! Er hatte “vorerst” gesagt... Das bedeutete doch theoretisch, dass er das Küssen und Ficken nicht ausschloss. Ein Gedanke, der mich irre grinsen ließ. Das gab ich aber wenige Sekunden später wieder auf, da ich Kaoru mit dem Ausdruck Angst zu machen schien. Also... moment.... warum war ich hier? “Mein Schlüssel.”, erklärte ich nickend. Als könne Kaoru mit dem Ausdruck alleine irgendwas anfangen. Oh Man... schaltete sich mein Hirn in seiner Gegenwart denn jetzt vollständig ab? “Der ist noch in meiner Hosentasche... und die liegt noch unten...”, fügte ich hinzu. “Achso...” Mit einem lieben Lächeln auf den Lippen tapste Kaoru voraus in Richtung Keller und ich folgte ihm brav. Er hatte es verdient hier rauszukommen... immerzu eingesperrt zu sein... da konnte man doch überhaupt nicht glücklich werden... ich würde ihn hier rausholen... und sei es nur immer wieder mal kurz... Vielleicht würde ich ja wirklich mal mit ihm ans Meer fahren? Auch wenn er gesagt hatte, dass Unternehmungen nicht möglich waren... ich war mir sicher, dass das ausschließlich an dem Wunsch seiner Eltern lag. Damals hatte ich ja noch keine Ahnung, was wirklich war... Wir erreichten im Keller das Bad und Kaoru legte meine Sachen zusammen, die ich über die Heizung gehängt hatte. Er reichte sie mir rüber und ich bedankte mich. Wieder lächelte er nur... und ich konnte einfach nicht anders... ich ließ die Sachen fallen und umarmte ihn. Drückte seinen zierlichen Körper fest an mich. Wie konnte einem ein Mensch, den man im Grunde überhaupt nicht kannte derart wichtig werden? Soviel wichtiger als die Menschen, mit denen man schon ewig Zeit verbrachte? Es tat fast schon weh... ich sollte mich schämen, dass ich Kyo überhaupt noch in die Augen sehen konnte... Denn... wenn ich zwischen den beiden stehen würde... würde ich zu Kaoru gehen. Was war nur passiert? Wie hatte Kaoru alles innerhalb von 3 Tagen so durcheinander gebracht? Zaghaft legte er seine Arme ebenso um mich. Ich schloss die Augen. Fühlte als wäre ich mein Leben lang nach etwas auf der Suche gewesen... und hätte es nun gefunden... ein seltsamer Gedanke... Es fiel mir schwer, mich wieder von Kaoru zu lösen... aber Yomi sollte bald zurückkommen... Zwar löste ich die Umarmung, aber ich blieb dennoch nah bei ihm. Hob meine Hand etwas und strich über seine Wange. “Ist wohl besser wenn ich jetzt gehe...” “Hai...” Etwas verlegen senkte Kaoru den Blick. Bückte sich und hob meine Sachen hoch, um sie mir erneut zu reichen. Schweigend verließ er das Zimmer und ich folgte ihm erneut. “Wann... können wir uns wieder sehen?” Kaoru ließ die Frage unbeantwortet, bis wir die Tür erreichten. “Morgen dürfte es schwierig werden... aber ich werde Yomi-san überreden übermorgen einkaufen zu fahren... dann können wir uns am Nachmittag treffen...” “Das klingt toll...” “Ich werfe einen Zettel in euren Briefkasten... damit du weißt, wann genau...” Ich nickte zufrieden lächelnd. Hätte auch nicht gewusst, ob ich gegangen wäre wenn er mir 'Ich weiß nicht wann wir uns wiedersehen' geantwortet hätte... “Dann bis übermorgen...” Den Weg bis zur Straße lief ich rückwärts, um Kaoru noch so lange wie möglich anzusehen. Als er die Tür schloss drehte ich mich um. Legte die letzten Meter bis zu meinem zu Hause zurück und schloss die Tür auf, nachdem ich den Schlüssel aus der inzwischen getrockneten Hose gefischt hatte. So leise, wie es mir möglich war betrat ich das Haus und ging die Treppen hoch. Ich warf meine sachen samt Schlüssel auf den Boden und ohne mich umzuziehen ließ ich mich auf mein Bett fallen. Schloss lächelnd die Augen und genoss den leichten Duft Kaorus, der von seiner Kleidung ausging. Es vergingen nur wenige Sekunden, bis ich ins Land der Träume sickerte. Der nächste Morgen... bzw. Mittag verlief ruhig. Ich frühstückte entspannt und entschied dabei, dass ich zu Kyo gehen würde. Ich wollte ihn auf die Blicke, die er Kaoru zugeworfen hatte ansprechen. Auch wenn ich mir fast sicher war, dass sie nichts zu bedeuten hatten. Frisch geduscht und in einer Jeans und einem weiten T-Shirt machte ich mich auf den Weg. Ich klingelte bei Kyo und wartete darauf, dass seine Mutter mir öffnete, da ich annahm er würde noch schlafen. Tatsächlich öffnete sie die Tür. Schenkte mir das gewohnte mütterliche Lächeln. “Du kommst tatsächlich einmal zu spät...”, lachte sie in einer freundlichen, liebevollen Art und Weise, “Kyo ist nicht nur schon wach... er hat das Haus sogar schon verlassen.” Erstaunt blickte ich sie an. Untypischer ging es für Kyo ja gar nicht. “Wo wollte er denn hin?” “Er ist bei Toshiya, die beiden wollten Eis essen gehen, wenn ich sie richtig verstanden habe... und du kennst doch Kyo... für eine Portion Eis stellt er sich selbst in den Ferien einen Wecker...” Sie lachte erneut. “Dann werd ich mal gucken, ob sie inzwischen wieder da sind...” Kyos Mutter nickte lächelnd und ich machte mich auf den Weg zu Toshiya, der mit seinen Eltern im letzte Haus der Straße wohnte, direkt neben Shinya. Als ich das Haus erreichte entdeckte ich Kyo, Toshiya und Shinya, die aus der entgegen gesetzen Richtung kamen. “Hey~” Toshiya und Shinya lächelten, als sie mich entdecken... Kyos Miene hingegen schien sich zu verfinstern. “Wir wollten dich eigentlich fragen, ob du mit Eis essen kommen willst... aber Kyo hat gemeint, dass du wohl noch schläfst...”, plapperte Toshiya drauf los. “Da hatte er Recht... hab heute lange geschlafen... Hm... Kyo... kann ich kurz allein mit dir reden?” Der Blondschopf nickte. “Dann gehen wir schonmal rein... könnt ja nachkommen, wenn ihr euch ausgequatscht habt.” Mit den Worten betrat Toshiya das Haus und ließ die Tür offen stehen. Shinya folgte ihm, wie gewohnt. “Über was willst du denn reden?” Etwas abwertendes lag im Klang seiner Stimme. “Über deinen bescheuerten 'Traumprinzen'?” “Nenn ihn nicht bescheuert, du kennst ihn doch gar nicht....” Ein spöttisches Grinsen legte sich auf Kyos Lippen. “Stimmt... DU bist bescheuert...” Ich verstand absolut nichts mehr. Was redete er da? “Was zur Hölle macht er mit dir? Wie du ihn gestern Nacht angesehen hast... als sei er irgendein Gott... was erzählt er dir, dass du ihn so ansiehst? Was tut er??” Die aufgebrachte und wütende Stimme Kyos ließ mich zusammenzucken. Ich schüttelte den Kopf. Wollte wiedersprechen, aber Kyo ließ mich nicht. “Ich will, dass du ihn nicht wieder siehst! Die Art wie du ihn ansiehst... wie du über ihn redest... das du selbst dort einbrichst, um ihn zu sehen... das macht doch eindeutig, dass er dir schadet...” Eine Weile war ich einfach zu perplex um irgendein Wort über meine Lippen zu bekommen. In meinem, Kopf war alles durcheinander gewirbelt. Was war passiert...? Hatte Kyo Recht? Tat Kaoru mir nicht gut? ... seine Worte kamen mir wie die Wahrheit vor... nach 3 lächerlichen Tagen war ich so weit, dass ich mich im Ausnahmefall für Kaoru entscheiden würde... schadete er mir wirklich? Hatte er irgendeinen seltsamen Einfluss auf mich? War Kaoru sich dessen bewusst und tat es absichtlich? “Er... er schadet mir nicht...” Ich war von meinen Worten nicht überzeugt... aber von Kyos auch nicht... Ein Lachen kam von meinem Gegenüber. “Was macht er, damit du ihm so hinterher hechelst? Darfst du ihn ficken?” Ich schüttelte den Kopf. Trat ein paar Schritte zurück. Was mochte in Kyo vorgehen? Vielleicht... hatte er einfach nur Angst, dass ich ihm keine Aufmerksamkeit mehr schenken würde? Das unsere Freundschaft an Kaoru zerbrach, weil ich ihn so unglaublich gern hatte... Der Gedanke ließ mich traurig Lächeln. Und was sollte ich sagen, wenn das wirklich seine Angst war? Das er Recht hatte? Das ich mich für Kaoru entscheiden würde, wenn es Streit gäbe? ... Ich war wiederlich... Das konnte doch nicht mein Ernst sein... Ich konnte doch nicht die jahrelange Freundschaft von Kyo und mir... von drei Tagen mit Kaoru verdrängen lassen... ... und dennoch... tat ich es... Was auch immer Kaoru tat... ob mit Absicht, oder nicht... wenn es das Ziel war, mich und Kyo dadurch zu trennen... würde er sein Ziel erreichen... Ich konnte es nicht erklären, aber ich war ihm verfallen... ~ Kapitel 8: yûjô (oder: Der Tod der Spülmaschine) ------------------------------------------------ Kommentar: Dai macht, was er will- Dai denkt, was er will und Dai sagt, was er will T__T Da stimmt doch was nicht! ICH schreibe die Fanfic... warum entscheidet er dann? Q.Q~ Zu der Sache mit der Spülmaschine: Ich erlaube keinerlei Fragen... *kopf in den sand steck* Musik: Mucc- Haruka (LIVE) yûjô- Freundschaft Widmung: Yuuutsu Kapitel 8: yûjô Was sollte ich Kyo sagen...? Ihn anlügen...? ... Ja. Ich näherte mich dem Blondschopf wieder. Legte meine Hände an Kyos Wangen. “Kyo... mach dir keine Gedanken. Nichts und niemand wird sich zwischen unsere Freundschaft schieben, hörst du? Niemals.” Kyo blickte mir in die Augen... und in diesem Moment machte ich mir keine Gedanken darüber, dass er mich doch sonst immer sofort durchschaute... dass ihm sonst kein noch so winziges Detail entging... “Okay...” Er legte die Arme um mich und ich spürte, dass er erleichtert durchatmete. Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen löste er sich schließlich von mir. “Lass uns reingehen...” Ohne einen Blick zurück zu werfen betrat er Toshiyas Haus. Mir kam nicht in den Sinn, dass er mich auch diesmal durchschaut haben konnte... das er vielleicht nur schwieg, weil er die Wahrheit nicht ertragen konnte... und sie deshalb einfach wegschloss... Ich hatte dem traurigen Ausdruck seines Lächelns keinerlei Aufmerksamkeit geschenkt... Einen Augenblick stand ich noch regungslos draußen, ehe ich Kyo ins Haus folgte. Die Treppe hoch, zu Toshiyas Zimmer lief. Als hätte das Gespräch nicht stattgefunden alberten wir herum. Verabredeten uns schließlich für den Abend bei Kyo, da seine Mutter über Nacht zu ihren Eltern fahren würde. Shinya meinte, er würde ein paar DVDs mitbringen, während Toshiya und ich für Chips und dergleichen zuständig waren. So trennten wir uns wieder und ich tapste über die Straße nach Hause. Schnappte mein Geld und machte mich auf dem Weg zum Supermarkt, wo ich meine Aufgabe erfüllte und Chips sowie Schokolade kaufte. Wieder zu Hause schmiss ich mich aufs Bett. Es war wahrscheinlich das beste den Abend mit den anderen zu verbringen... wenn ich alleine wäre würde ich doch nur die ganze Zeit an Kaoru denken... und daran, dass ich ihn erst morgen wiedersehen würde... Ich vermisste ihn... Vielleicht sollte ich einfach mit ihm abhauen... wir würden ein paar Sachen packen... in den Zug steigen und einfach wegfahren. Nach Tokyo... wo man uns zwischen all den Menschen nicht finden würde... Ich würde mir dort einen Job suchen... mit Kaoru zusammen wohnen ... Aber wir würden keine Kinder bekommen, was ja nun wirklich etwas schwierig werden würde... und die Vorstellung von einem Kaoru mit dickem Babybauch war auch irgendwie... unerotisch... Würde er dann auch Brüste bekommen? Wirklich gruselig... Die Möglichkeit wäre tatsächlich nichts... mal davon abgesehen, dass ich gar nicht wusste ob so etwas medizinisch überhaupt möglich war... eine Adoption war viel zu viel Papierkram... stattdessen würden wir uns einfach zwei Katzen kaufen... die machten auch Dreck und wenn wir gemeine Biester erwischten bissen sie wie Babys und machen auch genauso viel Krach... nur das Windeln wechseln würde uns erspart bleiben. Es sprach eindeutig mehr für Katzen. Was komische Gedankengänge anging hatte ich auf jeden Fall den ersten Platz sicher. Ein leichtes Lächeln huschte über meine Lippen. Kaoru musste dort weg... Ich hatte etwas Geld auf dem Konto... wir würden uns sogar eine Weile über Wasser halten können... Vielleicht... würde ich ihn einfach mal darauf ansprechen... Ich beschloss morgen eine Kamera mitzunehmen. Dann hatte Kaoru wenigstens ein Bild für seine weißen Wände... obwohl... aufhängen konnte er es wohl nicht... wenn Yomi es sehen würde... oder gar seine Eltern... Hm... was auch immer der Grund war, warum Kaoru das Haus nicht verlassen durfte... wieso durfte er nicht wenigstens jemanden sehen? Freunde haben? Konnten seine Eltern nicht nachvollziehen, wie einsam er sein musste? Wie grausam es sich anfühlen musste, wenn man völlig ohne Freunde aufwuchs? Wenn man immer nur alle beobachten konnte, ohne je dazu zu gehören... Wie herzlos konnte man sein...? Egal was sie davon halten würden, wenn sie es wüssten... ich würde bei Kaoru bleiben... vielleicht würde ich deshalb im Notfall auf Kaorus Seite stehen... Wenn die Freundschaft von Kyo und mir zerbricht... könnte er zu Toshiya und Shinya gehen... Aber was würde Kaoru tun, wenn ich gehen würde? Zu wem könnte er...? Was das anging... konnte man fast sagen, dass er abhängig von mir war... Vielleicht ließ er sich obwohl er Angst hatte von mir berühren, weil er nicht länger allein sein wollte? Weil er glaubt, dass ich sonst gehe? Das würde bedeuten... das er MICH nicht mochte... sondern nur eine Möglichkeit gefunden hatte die Einsamkeit zu verdrängen... Ich schüttelte leicht den Kopf. Daran wollte ich nicht einmal denken... aber... Wenn er sich von mir berühren ließ, weil er Angst hatte, dass ich gehen könnte... wie weit konnte ich gehen? Ab welchem Punkt wäre ihm die Einsamkeit lieber? Wie viel Macht hatte ich über ihn? ... Oder war er es, der Macht besaß? Wusste er, dass ich mich im Notfall für ihn entscheiden würde, weil er sonst niemanden hatte? Und wenn... dachte er, ich würde es aus Mitleid tun? Natürlich tat er mir leid... und das wäre mit Sicherheit auch ein entscheidender Punkt, wenn es denn zu einem Notfall kommen würde... aber davon abgesehen... ich mochte ihn. Sogar sehr. Ich sollte es Kyo erklären. Ich sollte ihm sagen, was ich dachte... ... oder wusste er es schon? Er durchschaute mich doch sonst immer... Aber wäre es nicht feige sich darauf zu verlassen, dass er es ahnte... und nichts zu sagen...? Ich erhob mich vom Bett, rannte die Treppe hinunter und stürmte raus. Über die Straße zu Kyos Haus, wo seine Mutter gerade eine Reisetasche ins Auto stellte. “Kyo ist in der Küche und macht den Abwasch.”, rief sie mir lächelnd zu und ich rannte weiter durch die offene Haustür in die Küche. Tatsächlich stand Kyo dort und trocknete grummelnd das eben von ihm gewaschene Geschirr ab. “Kyo... ich... es tut mir leid... aber ich will es dir erklären...” Einen Moment lang betrachtete mich Kyo, ehe er leicht grinste. Irgendwie... schien er froh zu sein, dass ich gekommen war. “Dann hilf mir...” Er warf mir eines der Handtücher zu und ich war selten so glücklich ihm beim Abwasch helfen zu dürfen. Mir kam wieder in den Sinn, warum wir überhaupt von Hand abwaschen mussten... Das ganze war vor etwa einem Jahr passiert. Wir hatten uns zu viert bei Kyo betrunken, als seine Mutter nicht da war. Noch mitten in unserer Sauforgie fiel uns ein, dass wir ja schonmal aufräumen könnten, damit wir am nächsten morgen schön ausschlafen können... dummerweise machten wir mehr dreckig als sauber... also haben wir überlegt, was wir stattdessen machen könnten... Irgendwann Nachts hatten wir dann die gloreiche Idee unsere Klamotten zu waschen, weil sie derart nach Alkohol stanken, dass es wehtat... Dank unseres wundervollen Zustands stopften wir unsere Wäsche nicht in die Waschmaschine... sondern in der Küche in die Spülmaschine... Als Kyos Mutter am nächsten Tag wiederkam lagen wir vier nur in Boxershorts im Wohnzimmer. Die Spülmaschine war jämmerlich verreckt und hatte als Abschiedsgeschenk noch die ganze Küche überflutet. An dem Tag wurde Kyo dazu verdonnert bis er ausziehen würde den Abwasch zu machen. Weitere Folgen hatte das Ganze glücklicherweise nicht. Kyo war wirklich um seine Mutter zu beneiden. Nachdem sie uns alle ordentlich zur Sau gemacht hatte erzählte sie uns lachend, was sie in ihrer Jugend für Unsinn gemacht hatte. Ich lächelte leicht bei dem Gedanken an die ganze Sache. Zwang mich, nun vorerst nicht mehr mit den Gedanken abzuschweifen... ich wollte Kyo das ganze erklären... auch wenn ich nicht so ganz wusste wie. “Kyo... du magst recht haben... ich bin ihm wirklich verfallen... aber nicht, weil er mich irgendetwas mit ihm tun lässt... wirklich nicht... ich weiß selbst nicht warum...”, ich nickte kurz. Überlegte, wie ich das alles nur erklären sollte. “Ich glaube, dass du Angst hast... das er mir zu viel bedeutet und ich dich deswegen vergesse... zum einen... ist deine Angst begründet. Wenn wir uns wegen Kaoru streiten sollten... würde ich wohl zu ihm halten.” Ich wagte es nicht mehr, Kyo in die Augen zu sehen. Blickte stattdessen zu Boden. “Lass es mich erklären... wenn wir Streit haben... kannst du zu Toshiya oder Shinya gehen... aber wenn ich mich mit ihm streite... zu wem soll er dann gehen?” Schweigend trocknete ich zwei Gläser ab. Wusste nicht, wie ich das, was ich jetzt fühlte ausdrücken sollte. Leise seufzend legte ich das Handtuch beiseite. Trat näher an Kyo. Ich legte meine Hände an seine Wangen und lehnte meine Stirn gegen seine. “Kyo-kun... es gibt keinen Grund, warum es zu einem Streit kommen sollte... ich werde dich nicht vergessen. Niemals. Du bist mir unglaublich wichtig... Kaoru bedeutet mir auch viel... aber auf eine andere Art und Weise, verstehst du?” Der Blondschopf nickte leicht. Legte auch sein Handtuch beiseite und dann die Arme um mich. “Danke, Daisuke... Danke, dass du mit mir geredet hast... es tut weh, dass du zu ihm gehen würdest, wenn es Streit gäbe... aber... ich glaube, ich kann dich ein kleines bisschen verstehen... und...”, nun war Kyo es, der seine Hände an meine Wangen legte, “Es muss ja zu keinem Streit kommen...” Ich lächelte. Fühlte mich jetzt, wo ich ihm alles gesagt hatte um einiges besser... Ein plötzlicher Blitz ließ uns beide zusammen zucken. Bei einem Blick in Richtung Küchentür entdeckten wir Kyos lächelnde Mutter mit einer Kamera in der Hand. “Das Foto kommt an die Wand!”, erklärte sie und lachte leise, während sie sich umdrehte und wieder in Richtung Haustür ging. Scheinbar um die Kamera auch im Auto zu verstauen. Wir schüttelten beide grinsend den Kopf und Kyo lief vorraus in sein Zimmer. Ihm brav folgend schloss ich die Tür hinter uns. Als ich mich umdrehte lag Kyo bereits auf dem Bett. “Verstehe... du hast heute deine Streicheleinheiten noch nicht bekommen...” Das blonde Kätzchen nickte nur und richtete sich auf. Ich legte mich aufs Bett. Wartete, bis Kyo sich auf mich gelegt hatte. Den Kopf auf meinen Oberkörper gebettet. Lächelnd strich ich ihm über den Rücken und von Zeit zu Zeit durchs glatte, blonde Haar. “Daisuke?” “Hm?” “Willst du mal mit ihm wegfahren? ... Mit Kaoru meine ich... weil wenn... Toshiya, Shinya und ich könnten dich bestimmt decken... so das deine Eltern denken, dass du bei uns bist... oder mit uns wegfährst... wir könnten auch alle zusammen wegfahren... also zu 5. ... wir können ja aufpassen, dass wir deinem 'Traumprinzen' nicht zu Nahe kommen, falls er Angst hat... und vielleicht mag er uns ja auch... irgendwie... ich mein nur... selbst wenn es dann zu einem Streit kommen sollte... dann kann er sich auch an Toshiya oder Shinya wenden... und du musst nicht unbedingt bei ihm bleiben... weil... du bedeutest mir doch so viel...” Ich kraulte Kyos Nacken. Genoss sein leises Schnurren. “Das klingt schön... vielleicht gibt es tatsächlich die Möglichkeit, dass wir gemeinsam wegfahren...” Auch wenn ich noch nicht wusste wie... für uns vier dürfte das kein Problem werden... aber was war mit Kaoru? Er konnte wohl kaum einfach mal ein paar Tage verschwinden... Vielleicht fanden wir ja noch eine Lösung... vorschlagen konnte ich Kaoru das ganze ja mal... “Hai...” Das blonde Kätzchen hob leicht den Kopf und betrachtete mich ernst. “Ich will, dass du mir etwas versprichst...” “Und was?” Ich konnte es mir eigentlich schon denken... “Wirf all die Jahre nicht für ein paar Tage unvollkommenen Glücks weg... wenn er versucht dich von mir und den anderen zu lösen... vergiss ihn... dann ist er es nicht wert... wenn ich das ganze richtig verstanden habe hat er uns in all der Zeit immer wieder beobachtet... er sollte wissen, wie nahe wir uns stehen... und sollte er sich tatsächlich dazwischen drängen wollen ist er nichts als ein selbstsüchtiger Bastard. Wenn der Streit von mir aus geht, mach was du willst... aber wenn er anfängt... dann vergiss ihn... versprichst du mir das?” Vergessen... ob ich Kaoru wirklich vergessen konnte...? Ich verstand Kyo... und... ich war seiner Meinung... wenn Kaoru den Streit auslösen würde... wenn er versuchen würde uns auseinander zu bringen, dann würde ich bei Kyo bleiben... Ich war bisher immer davon ausgegangen, dass mein blondes Kätzchen einen Streit auslösen könnte... wegen seines Blickes letzte Nacht... “Ich verspreche es dir...” Auch wenn es mir schwer fallen würde... Vielleicht gab es gar keinen Grund sich über all das Sorgen zu machen... es bestand doch die Möglichkeit, dass alles gut ging... Kapitel 9: oboete iru --------------------- Kommentar: Ich weiß, das Kapitel ist kurz... aber ich wollte die letzten Sätze so stehen lassen... Ansonsten... ich mag die Sache mit den Fotos sehr, sehr gern... Musik: Angelo- Dear [Master] , Angelo- Reborn oboete iru- erinnern Widmung: Yuuutsu Kapitel 9: oboete iru Ich saß nun bereits seit 2 Stunden an meinem Fenster und wartete. Heute Nachtmittag sollte Yomi wegfahren, sodass ich etwas Zeit mit Kaoru verbringen könnte... Doch es regte sich Nichts. Niemand verließ die Villa und niemand betrat sie. Hatte Kaoru es nicht geschafft Yomi zu überreden einkaufen zu fahren? War Yomi womöglich misstrauisch geworden, weil Kaoru ihn drängte die Villa zu verlassen? Oder hatte Yomi schlicht und ergreifend gesagt, dass er es ein anderes Mal tun würde? Ich hatte wirklich keine Ahnung. Mir blieb vorerst nichts anderes übrig, als am Fenster zu sitzen und abzuwarten, ob sich nicht vielleicht doch etwas tat. Den Blick abzuwenden wagte ich nicht. Was wäre, wenn sich genau dann, wenn ich wegsah oder wegging etwas tat? Warten war noch nie etwas gewesen, dass ich mochte... Aber bei der Aussicht den Nachmittag mit Kaoru verbringen zu können...? Eine weitere halbe Stunde verbrachte ich starr auf dem Stuhl meines Schreibtisches sitzend, ehe ich langsam die Geduld verlor. Anfing die unnötigen Blätter in den Müll zu schmeißen. Stifte in den Schubladen zu verstauen und letztendlich sogar sie nach Farbe zu sortieren. Jeder Blick, den ich aus dem Fenster warf zeigte das gleiche Bild. Die geschlossene, hübsch verzierte, weiße Haustür. Der kleine Garten vor der Villa mit den quietschenden Schaukeln. Seufzend zog ich den Mülleimer näher zu mir. Machte mich daran Stift für Stift anzuspitzen. Doch auch nachdem ich das erledigt hatte war alles beim alten. Keine Regung war von der Villa gegenüber zu vernehmen. Ich erhob mich vom Stuhl. Schob den Schreibtisch etwas zur Seite und öffnete das Fenster ganz, um mich dann auf der breiten Fensterbank nieder zu lassen. Aus der Position versuchte ich dann irgendwelche Bewegungen hinter den weißen Gardinen auszumachen. Nichts. Irgendwie hatte ich es nicht anderes erwartet. In der wenigen Zeit, die ich Kaoru kannte hatte ich länger auf ihn gewartet, als Zeit mit ihm verbracht. Eine traurige Bilanz. Als ich das nächste Mal zur Uhr blickte war es bereits kurz nach 17 Uhr. Würde Yomi überhaupt noch verschwinden? So langsam gewann meine Wut Oberhand über das Gefühl Kaoru wieder sehen zu wollen. Weitere zehn Minuten später hatte ich genug. Fein säuberlich verschloss ich das Fenster und schob den Schreibtisch an seinen ursprünglichen Platz. Von unten war bereits der Duft des Abendessens zu vernehmen und ich entschied, dass es eine wesentlich sinnvollere Tätigkeit war meiner Mutter zu helfen. Deutlich schlecht gelaunt stapfte ich die Treppe runter und in die Küche. “Ich dachte schon du verlässt dein Zimmer gar nicht mehr...”, war der erste Kommentar meiner Mutter. Als ich darauf nicht reagierte und mich nur still auf einen der Küchenstühle setzte, drehte sie sich ganz zu mir. “Daisuke... willst du mir nicht sagen, was los ist? Dein Vater und ich machen uns Gedanken... seit ein paar Tagen benimmst du dich... seltsam. Du schläfst morgens so viel länger als sonst... und warum hast du heute den ganzen Nachmittag aus dem Fenster gestarrt? Du hast nicht einmal reagiert, als ich dich angesprochen habe...” Ich blinzelte verwirrt. Sie war in meinem Zimmer gewesen und hatte mich angesprochen? “Und... dein Vater und ich... wir haben gehört, dass du Nachts das Haus verlassen hast...” Wie dumm von mir, dass ich wirklich erwartet hatte, sie würden es nicht mitbekommen... Schon als Kind hatte ich feststellen müssen, dass meine Mutter keinen sonderlich tiefen Schlaf hatte. Egal, wie leise ich versucht hatte Nachts noch ein wenig Fernsehen zu gucken, sie war jedes Mal aufgewacht und hatte mich zurück ins Bett gescheucht. “Hast du eine Freundin?” Ich schüttelte automatisch sofort den Kopf, woraufhin Mutter seufzte. “Du kannst es uns ruhig sagen... wir finden es okay in deinem Alter eine Freundin haben... du kannst sie uns auch vorstellen, wenn du magst... und es ist auch nicht nötig, dass du dich Nachts raus schleichst, wenn du sie sehen willst.” Was sollte ich darauf antworten? Einfach 'Ja' sagen? ... dann würden sie sicher darauf drängen, sie kennen zulernen... Die Wahrheit? Was war schon so schlimm daran? Wie sehr ich ihn mochte musste ich ja nicht sagen... nur das er es war, den ich traf... Vielleicht war es sogar besser... Aber aus irgendeinem Grund traute ich mich nicht. “Ich bin nur bei Kyo gewesen...”, erklärte ich leise. “Bei Kyo also...” Am Ton meiner Mutter konnte ich hören, dass sie mir nicht einmal im Ansatz glaubte. Warum sollte sie auch? Wenn ich zu Kyo wollte konnte ich schließlich einfach bescheid sagen... es gäbe keinen Grund das zu verheimlichen... Ich hätte einfach sagen sollen, dass ich eine Freundin hatte und gut. Es klingelte, aber keiner von uns regte sich. Mutter war voll und ganz damit beschäftigt mich misstrauisch anzusehen, während ich mich darüber ärgerte, warum mir spontan keine gute Ausrede eingefallen war. Wir hörten beide, wie Vater aus dem Wohnzimmer in Richtung Tür ging und diese öffnete. Vernahmen leise den Klang seiner dunklen Stimme. “Daisuke, hier ist ein junger Mann, der dich sehen will...”, meinte er schließlich so laut, dass wir es verstehen konnten. Das Wort 'Mann' sprach er derart seltsam aus, dass ich einen Augenblick irritiert blinzelte. Kaoru? Kaum war der Gedanke entstanden erhob ich mich so schnell vom Stuhl, dass dieser fast umkippte. Ich Baka hatte natürlich nicht darüber nachgedacht, wie seltsam das für Mutter wirken musste... Mit ein paar schnellen Schritten war ich im Flur und blickte nun an meinem Vater vorbei. Tatsächlich stand Kaoru vor unserer Haustür. Fühlte sich sichtlich unwohl, weil er nun nicht nur von meinem Vater, sondern auch von mir und Mutter, die mir gefolgt war, angestarrt wurde. Da er scheinbar nicht wusste, was er tun sollte verbeugte er sich noch einmal. “Willst du reinkommen?”, fragte ich lächelnd. Hatte die ganze Wartezeit innerhalb einer Sekunde vergessen. Kaoru nickte, bewegte sich aber kein Stück. Sein Blick war etwas ängstlich auf meinen Vater gerichtet und erst, als dieser ihm zugenickt hatte betrat er das Haus. Irgendwie... fühlte ich mich unwohl... Kaoru war soviel Platz gewohnt... all diese riesigen Zimmer, die hochwertige Einrichtung... Aber ich entschied, dass es keinen Grund gab, mich zu schämen. Vater arbeitete hart für das, was wir hatten und darauf konnte man stolz sein. Ich nickte kurz. Betrachtete, wie Vater wieder in Richtung Wohnzimmer verschwand, nicht ohne Kaoru noch einmal mit einem seltsamen Blick zu mustern, was den scheinbar noch mehr verunsicherte. Seine Hände zitterten, als er seine Schuhe auszog. Wir gingen an Mutter vorbei, vor der er sich ebenfalls verbeugte, ehe er mir die Treppe hinauf und in mein Zimmer folgte. Erst, als die Tür geschlossen war legte ich lächelnd die Arme um ihn. Hätte beinahe vor Freunde aufgeschrien, als ich spürte, dass er sich in meinen Armen zumindest ein kleines bisschen beruhigte. Es machte sogar Sinn. In diesem Haus war ihm absolut nichts vertraut... nur daran, dass ich ihn ständig umarmte hatte er sich scheinbar ein ganz kleines bisschen gewöhnt. Vielleicht sogar an mich als Person. Ich war ja auch schwer zu ignorieren. Entweder man gewöhnte sich an mich, oder man ergriff die Flucht. Mit einem strahlenden Lächeln auf den Lippen löste ich mich von Kaoru. Ließ mich einfach auf den Boden sinken und er tat es mir gleich. “Gomen, dass es so spät geworden ist... Yomi wollte erst gar nicht wegfahren...” Ich betrachtete Kaorus besorgtes Gesicht. “Meinst du er ahnt, dass wir uns treffen?” “Irgendwie... ja...”, erzählte der 'Traumprinz' leise, “... er wollte erst gar nicht wegfahren... hat immer wieder gefragt und mich seltsam angesehen...” Ich seufzte. Was wäre, wenn Yomi davon wusste? Als er mit Kaoru gesprochen hatte meinte er doch, dass er so etwas nicht unterstützen würde... Während ich nachdachte beobachtete ich, wie sich Kaoru unsicher, aber eindeutig neugierig umsah. “Du kannst dir ruhig alles ansehen...” Ich lächelte ihn an. Betrachtete daraufhin, wie er aufstand und sich im Zimmer umsah. Der Pinnwand mit den ganzen Fotos die meiste Aufmerksamkeit schenkte. “Ich dachte eigentlich wir könnten auch mal Fotos zusammen machen... aber du könntest sie ja gar nicht aufhängen... und wenn sie jemand findet...”, seufzte ich. Kaoru nickte. Betrachtete schweigend die vielen Bilder von Kyo, Shinya, Toshiya und mir. Ich erhob mich und nahm auf dem Bett platz. Lehnte mit dem Rücken an der Wand. “Daisuke?” “Hai?” “Können wir... vielleicht trotzdem Fotos machen?” Kaoru drehte sich um. In seinem Blick lag soviel Traurigkeit, dass mir einen Moment lang die Worte fehlten. “Wir haben zu Hause ganz viele Fotoalben... von der Kindheit meiner Eltern... sogar einige von meinen Großeltern... das letzte Fotoalbum, das wir haben stoppt genau bei meiner Geburt... als würde die Geschichte unserer Familie da zu Ende sein... ich hab lange überlegt, warum es von mir keine Bilder gibt... aber wenn man genau darüber nachdenkt ergibt es Sinn... wenn man ein Fotoalbum aufschlägt und die Bilder anguckt denkt man doch immer so etwas wie 'Sieh nur, was muss diese Person für eine schöne Kindheit gehabt haben!'... in Fotoalben hält man keine traurigen Momente fest... wer will sich schon an die unglücklichen Tage im Leben erinnern?” Ein leichtes Lächeln legte sich auf Kaorus Lippen. Ein Lächeln, wie ich es noch nie zuvor gesehen hatte... so verzerrt und unglücklich... “Das bedeutet wohl, dass ich ein einziger unglücklicher Moment bin...” Ich streckte meine Hand aus und Kaoru ergriff sie ohne zu zögern. Ließ sich zu mir ins Bett und in meine Arme ziehen. Was taten seine Eltern mit ihm? Warum behandelten sie ihn so? Meine zitternde Hand strich durch sein langes, schwarzes Haar. Drückte ihn so nah an mich, wie es ging. Sie behandelten ihn wie eine Art Haustier... sie zogen ihm an, was sie wollten... ließen ihn nicht raus... entschieden, mit wem er Kontakt haben durfte... wahrscheinlich sogar, was er zu essen bekam... “Weißt du, wovor ich Angst habe?”, vernahm ich Kaorus Stimme. So leise, dass ich ihn fast nicht verstanden hätte. Ich schüttelte den Kopf. “Das Mutter und Vater nur darauf warten, dass ich sterbe... und ich dann einfach ohne jegliche Erinnerungen zu hinterlassen von dieser Welt gehe...” Ich nickte zaghaft. So grausam es auch klang... seine Angst schien mir begründet... sie machten keine Fotos von ihm... wenn man sein Zimmer betrat konnte man meinen es sei ein Gästezimmer, da es keinerlei persönliche Gegenstände gab... das einzige, was man vernichten müsste wäre seine Kleidung... dann würde nichts mehr darauf hinweisen, dass dort ein Junge aufgewachsen war... ... Wie grausam konnte man sein...? Ich spürte heiße Tränen durch mein T-Shirt sickern. Er weinte. Mein 'Traumprinz' weinte... ~ Kapitel 10: Futatabi ome ni kakareru ka dô ka wakarimasen ne ------------------------------------------------------------ Kommentar: Hm... Dramaaa~~~ ...? Und dann... Spaß...? xD Musik: D- Gareki no hana, Merry- Ringo to uso Futatabi ome ni kakareru ka dô ka wakarimasen ne. - Ich weiß nicht, ob wir uns noch einmal wiedersehen werden. Widmung: Yuuutsu Kapitel 10: Futatabi ome ni kakareru ka dô ka wakarimasen ne. Ich kann nicht sagen, wie lange ich Kaoru über den Rücken gestrichen habe... wie oft ich sein Gesicht von all den Tränen befreite, bis er sich endlich beruhigt hatte... Meine Lippen auf seine Stirn gelegt drückte ich seinen schlanken Körper fest an mich. Er musste da weg... das, was er führte war doch kein Leben... Für das, was sie Kaoru antaten gehörten seine Eltern eingesperrt. Und Yomi...? Er hatte Kaoru zwar angeboten, mit ihm raus zu gehen... doch letztendlich war er auch nicht besser... man konnte doch keinem Menschen einfach den Kontakt zu anderen verbieten... Wenn dieser Kontakt Gefahr bedeutete, okay... aber das tat er doch nicht. Was für Erfahrungen hatten seine Eltern denn gemacht, dass sie annahmen jeder Mensch sei eine Gefahr für ihren Sohn? Egal, aus welcher Richtung ich das alles betrachtete... es machte keinen Sinn... Ich nahm meine Lippen von Kaorus Stirn. Seine ruhige und gleichmäßige Atmung verriet, dass er ins Land der Träume geflüchtet war... wer könnte es ihm verdenken? Dort konnte er restlos glücklich sein... Wie es sich wohl anfühlte? Andere immer nur zu beobachten, ohne in das Geschehen eingreifen zu können? Im Grunde war es doch, als würde man einen Film sehen. Die Charaktere wuchsen einem ans Herz, man weinte, wenn einer starb... freute sich, wenn alles gut ging... aber Eingreifen war nicht möglich... keine Berührung, keine Worte... nichts... Und all das über Jahre... ein nie endender Film, in dem man selbst keine Rolle spielte... egal, wie sehr man es sich wünschte. Vorsichtig richtete ich mich mit Kaoru im Arm etwas auf, um mich dann richtig hin zu legen. Seinen hübschen Körper an mich zu drücken. Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen betrachtete ich meinen 'Traumprinzen'. Strich ihm durchs lange Haar und schlief schließlich mit der ruhigen Gewissheit ein, dass ihm niemand etwas tun konnte, weil er so nah bei mir war. Im Augenblick des Einschlafens vergaß ich, dass Yomi nicht allzu lange wegbleiben würde. Das es auffiel, wenn Kaoru sich nicht mehr in der Villa befand. Ganz weit weg nahm ich ein Klingeln wahr. Dachte mir nichts dabei und drückte den warmen Körper weiter an mich. Leise Stimmen durchbrachen die kurze Stille nach dem Klingeln. Wurden zunehmend lauter und das nicht, weil sie näher kamen. Auf den Streit folgten erneut einige Sekunden der Stille. Eine Tür wurde geöffnet und langsam registrierte ich, dass diese Geräusche kein Bestandteil meines Traumes waren. Noch völlig schlaftrunken öffnete ich die Augen und von einer Sekunde auf die andere begann mein Herz in einem erschreckenden Tempo zu schlagen. Yomi stand in der Mitte des Raumes. Betrachtete uns wütend. Hinter ihm konnte ich meiner Mutter in der Tür stehen sehen. Ehe ich in der Lage war irgendeinen klaren Gedanken zu fassen hatte er Kaoru auch schon bei der Hand gepackt und auf die Beine gezogen. Erst da bemerkte ich, dass mein 'Traumprinz' durch die Geräusche wohl ebenfalls wach geworden sein musste. Ohne auch nur einen Ton zu sagen ließ er sich von Yomi aus dem Raum ziehen und wenig Später hörte ich unten die Tür zu knallen, während ich noch immer völlig perplex auf dem Bett saß. Nicht in der Lage das Geschehene irgendwie zu begreifen blieb ich noch eine ganze Weile einfach stumm sitzen. Erst als Mutter das Zimmer betrat reagierte ich. Betrachtete sie nachdenklich. Was sie jetzt wohl dachte? Vielleicht das Kaoru meine 'Freundin' war. Eigentlich gab es keinen Grund dazu... Kyo und ich lagen auch manchmal so eng umschlungen im Bett und sie glaubte ja auch nicht, dass ich etwas mit ihm hatte... Wahrscheinlich fragte sie sich einfach nur, warum ein Freund ihres Sohnes aus unserem Haus gezerrt wurde. Eine berechtigte Frage. Aber beantworten konnte ich sie ihr nicht wirklich. Wie denn auch? Ich hatte keine Ahnung, warum sie Kaoru derart gefangen hielten... warum sie ihm den Kontakt zu anderen verboten... “Der junge Mann war der Grund, warum du Nachts das Haus verlassen hast, richtig?” Ich nickte, während sich Mutter neben mir auf dem Bett niederließ. “Ist er... so etwas wie... deine Freundin?” Wahrheitsgemäß schüttelte ich den Kopf. Das sich meine Mutter nun merklich entspannte machte mich unsicher. Dennoch sprach ich die nächsten Worte laut aus. “Aber ich wünschte er wäre es.” “Du bist jung... du weißt nicht, was du da sagst...”, meinte sie fest entschlossen. Ihre Worte ließen mich wütend aufstehen. Sie meinte also besser zu wissen was ich fühle? Das ich mir das alles nur einbilde? Die Reaktion und ihre Worte machten deutlich, dass sie mir nicht erlauben würde Kaoru wieder zu sehen... aus dem einfachen Grund, dass sie Panik hätte ich könnte mir das ganze doch nicht nur einbilden. Vielleicht schrie ich sie deshalb an... ich hatte ja nichts mehr zu verlieren. Egal, ob ich antwortete oder nicht... sie würde mir verbieten ihn zu sehen. “Du weißt doch überhaupt NICHTS! Woher willst du wissen, dass ich nicht weiß, was ich sage? Pech gehabt, ich BIN schwul und wenn ich könnte würde ich Kaoru ficken als gäbe es kein Morgen mehr! Nun guck nicht so entsetzt, nur weil du kein Sexleben mehr hast heißt das doch nicht, dass dein Sohn auch keins hat! Wenn dich die Vorstellung, dass dein Sohn es mit anderen Kerlen treibt derart aufregt, dann HAU DOCH ENDLICH AB!” Tatsächlich erhob sie sich und war mit schnellen Schritten aus dem Zimmer geeilt. Wütend trat ich gegen das Bett, schmiss die Lampe vom Schreibtisch und die Bücher aus dem Regal. Ließ mich dann den Tränen nahe ins Bett fallen. “VERDAMMT!” Meine Atmung und mein Herzschlag beruhigten sich langsam und ich drehte mich auf den Rücken. Ganz langsam verstand ich, was die Geschehnisse des heutigen Nachmittages für Folgen haben würden... Yomi hatte uns gesehen... er hatte gewusst, dass Kaoru hier sein würde... mir kamen wieder seine Worte in den Sinn, die ich bei meinem zweiten Zusammentreffen mit Kaoru angehört hatte. >„Allerdings sollten Sie Kontakte, wie zu dem Nachbarsjungen gestern Nacht wirklich lassen...“< Er hatte uns bei unserem ersten Treffen gesehen... deswegen hatte er vielleicht geahnt, dass er Kaoru hier vorfinden würde... Jetzt würde er meinen 'Traumprinzen' sicherlich gar nicht mehr aus den Augen lassen und nicht einmal mehr ein kurzes Verlassen des Hauses erlauben... Gab es überhaupt noch eine Möglichkeit Kaoru wieder zu sehen? Verdammt, warum war ich denn eingeschlafen... wäre das nicht passiert hätte Kaoru rechtzeitig wieder zurück gehen können... Yomi hätte nichts bemerkt... und wir hätten uns bald wieder getroffen... Würde Yomi Kaoru dafür bestrafen...? Und wenn ja... was tat er ihm an? Hausarrest wäre sinnlos, er durfte doch sowieso nicht raus... Wie konnte man jemanden, der ohnehin nichts durfte noch bestrafen? ...Was, wenn er ihm wehtat? ... Kaoru... Ich schluchzte leise. Wenn jetzt irgendetwas passierte war das meine Schuld... Vielleicht sollte ich einfach wieder einbrechen... ihn da raus holen... aber wohin dann? Seine Eltern würden nach ihm suchen... das ganze würde mit Sicherheit kein gutes Ende nehmen... Was hatte ich nur angerichtet? Und alles, weil ich einfach eingeschlafen war... Wie blöd war ich denn? Ich wusste doch, dass Yomi bald wiederkommen würde... Verdammt... Ich wollte Kaoru wiedersehen... ihn umarmen und küssen und... Ich setzte mich hin und wischte die Tränen aus meinem Gesicht. Sinnloses rumgeheule brachte mir Kaoru jetzt auch nicht zurück... Das ganze schien so aussichtslos... Seufzend erhob ich mich. Suchte meine Zigaretten aus der Tasche und zündete mir eine an. Das jahrelange Versteckspiel deswegen war mir nun egal. Sollten sie mich doch rauchen sehen und deswegen anschreien... ich hatte meinen 'Traumprinzen' verloren... schlimmer als das Gefühl konnte es gar nicht sein. Ich würde mir etwas einfallen lassen... ihn zu mir zurück holen... und dann mit ihm verschwinden... Mit der Zigarette zwischen den Lippen verließ ich mein Zimmer. Ging die Treppen runter und zog meine Schuhe an. Im Wohnzimmer stritten meine Eltern. Ich musste mich nicht auf die Worte konzentrieren um zu wissen, dass es um mich ging... „ICH GEH ZU KYO.“, brüllend verließ ich das Haus. So konnten sie mir wenigstens nicht vorwerfen ich hätte nicht bescheid gesagt... wobei das wohl gerade deren geringste Sorge war... Es wunderte mich, dass Mutter solche Probleme damit hatte, dass ich Männern nicht abgeneigt war... eigentlich... hatte ich gedacht sie wüsste es schon längst... las man nicht immer, dass Mütter so etwas spüren? Scheinbar purer Unsinn... vielleicht passte meine Mutter auch einfach nicht in das Konzept. Ich klingelte bei Kyo und diesmal öffnete mir das blonde Kätzchen persönlich mit einem Lächeln auf den Lippen. Sein Gesichtsausdruck wurde allerdings zunehmend ernster, als er mich musterte. „Komm rein und erzähl...“, meinte Kyo schließlich und tapste voraus in sein Zimmer. Ich folgte ihm. Ließ mich neben dem Bett am Boden nieder und begann von den Geschehnissen des Nachmittages zu berichten. Kyo wartete schweigend, bis ich alles erzählt hatte. Nickte nur von Zeit zu Zeit mit dem Kopf. „Das klingt nach einer Menge Stress...“, war sein erstes Kommentar dazu. Nickend krabbelte ich zu dem blonden Kätzchen aufs Bett. „Wenn ich wenigstens mit ihm reden könnte... dann hätten wir die Möglichkeit abzusprechen, wann wir uns vielleicht trotzdem sehen könnten...“ Aber wie sollten wir uns jetzt treffen? Ich wusste nicht, wann er Nachts vielleicht rauskam und ob überhaupt... und es lag wohl kaum in meiner Macht so lange aus dem Fenster zu starren, bis sich etwas tat... „Hast du irgendeine Idee?“ Hoffnungsvoll blinzelte ich Kyo an. Rutschte noch etwas näher zu ihm. „Wenn ich ehrlich bin... ja...“ Strahlend und vor Freunde leicht quietschend warf ich mich regelrecht auf ihn. „Ich wusste es!“ Und das hatte ich tatsächlich! Wenn einem ein guter Plan einfiel, dann Kyo! „Aber ich warne dich vor... der Plan ist wahnsinnig beschissen...“ Ich stoppte kurz in meiner Freunde. Blickte in Kyos Gesicht und legte den Kopf schief. „So beschissen, als käme der Plan von mir? Oder einfach nur beschissen?“ „Einfach nur beschissen...“ Ich atmete erleichtert auf und machte mich weiter daran Kyo durchzuschmusen. „Du bist meine Rettung!“ „Weiß ich doch...“ Er tätschelte meinen Kopf und versuchte mich von sich runter zubekommen. Weiterhin strahlend rutschte ich ein Stückchen weg. Blinzelte ihn erwartungsvoll an. „Nun... erzähl deinen Plan...“ Seufzend starrte das blonde Kätzchen einen Augenblick an die Wand, ehe er mich wieder ansah. „Ich schäme mich fast für diesen Plan...“ „Das macht das ganze nur noch interessanter.“, lachte ich. „Also... Toshiyas Vater arbeitet ja bei der Post... der Plan ist total simpel... wir basteln ein Paket und ein Formular zum Unterschreiben... Toshiya zieht die Arbeitskleidung seines Vaters an, klingelt da und überreicht das Paket... hat aber leider keinen Stift dabei, sodass dieser Yomi einen holen gehen muss. Bei der Gelegenheit rennst du rein und nimmst die erstbeste Tür- wäre praktisch wenn du nicht die nimmst, die Yomi auch genommen hat. Nunja... dann bist du zumindest im Haus... wie du ihn dann findest und so ist deine Sache...“, Kyo nickte kurz vor sich hin, „Das ist mein beschissener Plan...“ Okay... das war tatsächlich reichlich abenteuerlich... aber das tat man nicht alles um sein Kao-Erdbeer-Lolli-chan wiederzusehen~ „Ich bin dabei! Lass uns Toshiya überreden gehen.“, enthusiastisch stand ich auf. Einen Augenblick meinte ich Entsetzen darüber, dass ich tatsächlich diesen Plan angehen wollte, in Kyos Augen zu sehen. Vielleicht hatte ich mir das auch nur eingebildet. „Okay... hm... Daisuke? Was... willst du jetzt eigentlich machen...? Zum einen wegen deinen Eltern... und zum anderen... wie willst du Kaoru dort wegbekommen? Wo willst du mit ihm hin?“ Seufzend setzte ich mich wieder. Lehnte meinen Kopf an Kyos Schulter. „Ich hab absolut keine Ahnung...“ Das ganze war sehr viel schwieriger, als ein simpler Besuch bei Kaoru... er musste unbemerkt Sachen packen, ebenso wie ich... wir mussten planen, wo wir hinfahren, vorher billige Hotels raussuchen... vernünftige Verstecke, wo man uns nicht finden würde... so einfach wie der Gedanke 'Ich werde mit ihm abhauen' klang war das alles nicht... „... aber wir lassen uns was einfallen, oder?“ Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen nickte Kyo. Ich löste meinen Kopf von seiner Schulter und lehnte meine Stirn an seine. Zusammen würden wir uns etwas tolles ausdenken! „Na dann... ab zu Toshiya!“ Wir lösten uns von einander und tapsten in den Flur, wo wir Schuhe überzogen, ehe wir das Haus verließen. „Wo ist eigentlich deine Mutter?“ „Nur einkaufen...“ Es war jedes Mal ein komisches Gefühl zu Kyo zu gehen, wenn seine Mutter nicht dort war. Man begann sofort das mütterliche Lächeln dieser lieben Frau zu vermissen. Die paar Meter zu Toshiyas Haus hatten wir schnell überwunden und als wir klingelten öffnete uns seine jüngste Schwester. Das Mädchen war optisch purer Zucker. So etwas niedliches gab es sonst nirgendwo zu sehen. Genau aus dem Grund beging ich ja auch jedes mal den selben Fehler und vergaß, wie giftig dieses Biest war. So hockte ich mich also auch diesmal vor dieses entzückende Wesen. „Ist Toshiya da?“ Es legte den Kopf schief, sah dadurch noch ein wenig niedlicher aus. Also streckte ich die Hand aus, um ihr hübsches Köpfchen zu tätscheln. Da hatte es auch schon meine Hand gepackt und mit ihren kleinen Zähnchen so fest es konnte reingebissen. Böserweise konnte ich Kyo hinter mir lachen hören. Was konnte ich denn dafür, dass dieses Biest hypnotische Fähigkeiten hatte, sodass ich diesen Fehler so gut wie jedes Mal beging? Durch meinen nicht unbedingt leisen Schrei angelockt kam auch schon Toshiya den Flur angedackelt und brachte das Biest dazu ihre Reißzähne von meiner hübschen Hand zu lösen. Das kleine Näschen arrogant nach oben gereckt verschwand die verwöhnte Göre in Richtung ihres Zimmers, während Kyo und ich das Haus betrachten. Die schmerzende Hand war sofort vergessen, als ich mich erinnerte, warum wir hergekommen waren. „Toshiya, du musst mir helfen!“ Auch ihm erklärten wir nun den ganzen Plan und wie es nicht anders zu erwarten war willigte Toshiya sofort ein. Dinge, bei denen er sich verkleiden durfte machte er schon aus Prinzip wahnsinnig gerne. So tapsten wir also leise nach oben ins Schlafzimmer seiner Eltern und schnappten uns die Kleidung seines Vaters. Damit bepackt verschwanden wir alle drei im Bad, wo sich Toshiya umzog und wir dann noch an seinen Haaren rumwerkelten, sodass sie ihm hübsch ins Gesicht fielen. Eine wichtige Sache, sonst erkannte Yomi ihn vielleicht noch als einen der Nachbarssöhne. Nachdem wir ihm die Mütze aufgesetzt hatten war alles perfekt. Mit dem fertig gekleideten Toshiya machten wir uns wieder auf den Weg zu Kyo, wo seine Mutter gerade die Einkäufe ins Haus brachte. Lachend betrachtete sie uns drei, gab aber keinen weiteren Kommentar dazu ab. Bei Kyo im Haus kümmerte ich mich darum einen Karton mit der richtigen Adresse zu versehen, während das blonde Kätzchen am Computer unter der Anleitung von Toshiya ein Formular zum Unterschreiben erstellte. „Bleibt nur eine Frage: Was tun wir in das Päckchen?“ Ich betrachtete der Karton in meinen Armen. Darüber, was da rein soll hatte ich mir noch gar keine Gedanken gemacht... Wenn das Teil leer war wäre das wohl sehr verdächtig... Kurzerhand zog Kyo ein paar Bücher aus dem Regal seiner Mutter und stopfte sie in das hübsche Päckchen, ehe er mir Klebeband gab, mit dem ich es schloss. „Nun steht der Umsetzung unseres Planes wohl nichts mehr im Wege...“, murmelte ich leise. Oh man... was taten wir hier eigentlich? Das sollte gut gehen? Zu dritt verließen wir das Haus. Kyo versteckte sich bei mir im Garten und beobachtete das ganze, während Toshiya und ich zur Tür gingen. Ich versteckte mich hinter der nächstgelegenen Ecke. „Bereit?“, fragte der 'Postbote' flüsternd. Ich schloss die Augen. Atmete noch einmal tief durch. „Hai.“ ~ Kapitel 11: izon shite ---------------------- Kommentar: Meine Rechtschreibprüfung macht aus „Yomi“ immer „Omi“ T__T“ Gomen, dass das Kapitel so kurz ist, aber mehr habe ich mit meiner verletzten Hand nicht geschafft. Hoffentlich kann ich nächste Woche auch wieder die rechte Hand zum tippen benutzen. Musik: Blood- Brumes Et Pluies, Hakuei- kyou wo ikiyou izon shite- abhängig Widmung: Yuuutsu Kapitel 11: izon shite Man hörte das schrille Klingeln durch den langen Flur hallen. Es dauerte etwas, bis Yomi die Tür erreichte und öffnete. Hoffentlich klappte das ganze... „Ein Päckchen für sie.“ Gespannt wartete ich auf seine Reaktion. „Wir haben nichts bestellt.“ Was sollte denn der scheiß? „Vielleicht ein Päckchen von der Familie?“ Toshiya war GUT! Das hatte ich ihm gar nicht zugetraut... aber der Junge hatte es drauf einen immer mal wieder zu überraschen. „Es gibt keine Familie. Schicken sie es zurück zum Absender.“ Ein paar Sekunden später hörte ich die Tür ins Schloss knallen. Seufzend verließ ich mein 'Versteck' und tapste niedergeschlagen mit Toshiya über die Straße zu Kyo. „Der Plan war tatsächlich beschissen...“, murrte ich unzufrieden. Ließ mich zu dem Blondschopf auf den Boden sinken. Und nun...? Einen anderen Plan hatten wir nicht... Es wäre weniger schwer, wenn ich direkt mit Kaoru verschwinden würde... dann könnte ich Yomi einfach k.o. schlagen und den hübschen mitnehmen... Aber ich wusste ja nicht, ob mein 'Traumprinz' überhaupt dort weg wollte... vielleicht konnte er ja auch nicht? Was, wenn es doch einen Grund gab, aus dem er das Haus nicht verlassen durfte? Um all das zu klären musste ich erst einmal so mit ihm sprechen... und wenn ich Yomi jetzt schon schlagen würde, würde ich womöglich gar nicht mehr an Kaoru rankommen, wenn es ums abhauen ging, weil Yomi vorgewarnt war. Der nächste Plan würde besser sein... viel besser... Ich würde wohl oder übel etwas mehr riskieren müssen... „Der nächste Plan wird auf Morgen verschoben... wenn da heute noch mal jemand antanzt wird es wohl verdächtig...“, seufzte ich. Stocherte mit einem Stock im Sand. Schon wieder so viel Zeit ohne Kaoru... wie deprimierend... aber wenigstens war er heute bei mir gewesen... und er hatte in MEINEN Armen geschlafen. Jawohl... wenn das mal nichts hieß... das bedeutete ja theoretisch, dass er sich bei mir entspannen konnte. Oder er war einfach erschöpft vom Weinen. Ich hatte mich so erschrocken, als ich seine Tränen gespürt hatte... davor... hatte ich mir irgendwie nicht vorstellen können, dass mein 'Traumprinz' weint. Seltsam... „Hast du denn einen nächsten Plan?“ Ich blinzelte Kyo an. „Naja... eine Idee... aber über die muss ich erst noch nachdenken...“ Denn ob mein Plan besser war als die Postboten-Sache wusste ich nicht. „Worum geht es in deiner Idee?“, fragte Toshiya und legte den Kopf schief. „Es ist wahnsinnig simpel... ich schnapp mir ne Leiter und breche in den zweiten Stock ein... unten wird Yomi jetzt wohl alles verriegelt haben... aber ich denke nicht, dass oben alle Fenster geschlossen sind.“ Besonders einfallsreich war der Plan nicht, aber was solls... Einfacher wäre es zu warten, bis Yomi wieder einkaufen fährt oder einfach das Haus verlässt... aber ich wusste ja nicht, wann das sein würde... und ich wollte nicht so lange warten, bis ich Kaoru wiedersehen würde... „Das klingt tatsächlich sehr einfach... aber ich kann mir schon vorstellen, dass es klappt...“, murmelte das Kätzchen nachdenklich und lehnte seinen Kopf an meiner Schulter, „Dann schlag ich vor, dass ich wieder in deinem Zimmer Stellung beziehe und dich anrufe, sobald ich irgendetwas seltsames bemerke... wir können es ja auch so machen, dass du reingehst und ich die Leiter erst einmal bei Seite räume... falls Yomi Verdacht schöpfen sollte musste er ja nicht auch noch die Leiter sehen... oder stell dir vor jemand fährt vorbei und sieht das... der ruft noch die Polizei... und wenn du wieder raus willst rufst du kurz an und ich stelle die Leiter wieder hin.“ Ich nickte, während ich mit der Hand Kyos Nacken kraulte. So langsam wurde der Plan zumindest etwas durchdachter... Wo ich Kaoru wohl finden würde? Wenn er unten, in seinem Zimmer war würde das kein Problem sein... aber was, wenn nicht? Nachher platzte ich noch in Yomis Zimmer. „Dann wünsch ich euch viel Spaß mit dem neuen Plan... ich werd Mal wieder gehen, bevor noch jemandem auffällt, dass Papas Kleidung fehlt...“ Toshiya winkte uns noch zu und verschwand dann in Richtung Zuhause. „Ziehen wir den Plan heute Nacht durch?“ Ich nickte. „So gegen 2, hab ich gedacht...“ „Dann sollten wir uns jetzt vielleicht noch etwas hinlegen...“ Wir erhoben uns und betraten das Haus. Das Mutter wohl noch immer wütend war hatte ich vergessen. Aber scheinbar versuchte sie das Problem nun zu ignorieren, da sie, als wir ihr im Flur begegneten, demonstrativ in den nächstbesten Raum flüchtete. Vielleicht dachte sie auch, ich würde sie wieder anschreien. Wir gingen hoch in mein Zimmer, das natürlich noch immer 'leicht' verwüstet aussah... ich hatte es ja auch nicht wieder aufgeräumt. Kyo betrachtete das Ganze zwar mit hochgezogenen Augenbrauen, sagte aber kein Wort. Stattdessen half er mir die Bücher wieder ins Regal zu stellen. „Meinst du... er will dort überhaupt weg...?“, fragte ich leise. Abgesehen von Kyo hätte ich die Frage wohl niemanden gestellt. Die meisten Menschen hätten wohl über meine Zweifel gelacht... nur bei Kyo war ich sicher, dass er mich vollkommen ernst nahm. In mir nicht nur den Spaßvogel sah und erkannte, wann ich etwas nicht aus Spaß sagte, auch wenn es den Anschein erweckte. Ich vertraute ihm. „Ehrlich gesagt... bin ich mir nicht sicher...“, fing er leise an. Stellte die letzten beiden Bücher ins Regal und räumte dann einige um, sodass sie innerhalb kürzester Zeit nach der Größe geordnet dort standen. „Er ist das Leben in der Villa und mit den wenigen Menschen, die dort mit ihm leben gewohnt... ich kann nur erahnen, wie groß sein Wunsch ist zu flüchten... nicht länger eingesperrt zu sein... aber genauso groß wie der Wunsch dürfte seine Angst vor dem Fremden sein... an dich scheint er sich ein wenig gewöhnt zu haben... aber als er auf mich traf schien er ängstlich...“ Einen Augenblick schwieg Kyo. Ließ sich auf den Stuhl an meinem Schreibtisch nieder, während ich auf dem Bett Platz nahm. „Vielleicht ist sein Wunsch nach Freiheit größer und er wird mit dir fliehen... aber ich glaube nicht, dass er in der Lage ist das Leben zu führen, welches er sich so sehr wünscht... die Kindheit prägt einen Menschen so sehr... und all das, was er sich wünscht war kein Teil seiner Kindheit... ich glaube, dass er mit der Freiheit nicht umgehen könnte.“ Seine Worte klangen einerseits einleuchtend, andererseits war ich nicht völlig sicher, ob ich ihn verstand. Kyo schien dies zu bemerken... wie gewohnt. „Stell dir einen Vogel in einem goldenen Käfig vor. Nie hat er etwas anderes kennen gelernt. Dann, eines Tages bekommt er die Chance in die Freiheit zu gelangen. Was glaubst du passiert?“ „Er fliegt davon...?“ Ich verstand noch immer nicht, worauf Kyo hinaus wollte. „Er wird nicht fliegen können...“ Warum...? „Warum sollte er nicht fliegen können?“ Ein leises Seufzen kam über die Lippen des blondes Kätzchens. „Okay... noch ein Versuch... stell dir vor du hättest einen wunderschönen Vogel und um nichts in der Welt würdest du ihn hergeben wollen... du hättest Angst, er könne eines Tages davon fliegen... was würdest du tun?“ Endlich hatte ich verstanden, was Kyo meinte. Aber... „Ich würden dafür Sorgen, dass er nicht mehr fliegen kann...“ Kyo nickte. „Denk doch mal darüber nach... er hat dir gegenüber gesagt, dass Ausflüge nicht möglich wären... er könnte fliehen, wenn er wollte. Doch stattdessen bleibt er immer in der Nähe. Ich finde einfach keine andere Erklärung... irgendetwas müssen seine Eltern machen, dass ihm wirklich keine Wahl lässt, als hier zu bleiben... sich höchstens in den Garten zu wagen...“ Ich nickte zaghaft. Nur was war das...? Was ließ ihn immer wieder nach Hause zurückkehren, obwohl er dort unglücklich war? Seufzend ließ ich mich nach hinten fallen. Starrte die weiße Decke an. Nach kurzer Zeit spürte ich ein leichtes Gewicht auf dem Rand des Bettes. Nur wenige Sekunden später, wie sich Kyo an mich schmiegte. „Am besten... du fragst deinen 'Traumprinzen' einfach, was ihn davon abhält von zu Hause zu fliehen.“ Kyo hatte wohl Recht... eine andere Möglichkeit das zu erfahren gab es wohl vorerst nicht. Und vielleicht... würde Kaoru es mir ja wirklich erzählen? Wie sehr wünschte ich mir er würde mir voll und ganz vertrauen... zu einem Teil tat er es... ich hoffte es zumindest... Nur eine wirkliche Angst hatte ich. Das er keine Zeit mit mir verbrachte, weil er mich mochte... sondern einfach, weil ich als einziger da war. Weil er an dem Abend, an dem wir uns das erste mal begegnet waren gemerkt hatte, dass ich vielleicht seine Chance war nicht mehr ganz so allein zu sein. Was, wenn ich ersetzbar war...? Wäre Kyo ihm zum Beispiel zu erst begegnet... würde er dann genauso mit Kyo umgehen, wie mit mir? Oder wäre er an dem Abend dann einfach ins Haus geflüchtet und nicht geblieben, wie er es tat, nachdem ich ihn gebeten hatte? Ich wusste es nicht. ... und das war etwas... das ich mich vielleicht nicht trauen würde zu fragen. „Mach dir keine Gedanken, er hat dich sicher gern...“, flüsterte das blonde Kätzchen. Ein leichtes Lächeln legte sich auf meine Lippen. Wie Kyo das immer machte wusste ich nicht. Vielleicht waren wir seelenverwandt und ich war nur einfach zu blöd um auch ihn derart zu durchschauen... wer konnte das schon so genau sagen... „Warum glaubst du das?“ Kyo richtete sich etwas auf. Stützte seine Arme auf meinen Oberkörper und legte den Kopf darauf. „Daisuke... ich glaube es gibt keinen Menschen, der dich NICHT mögen könnte.“ Nach einem kurzen Lächeln ließ er sich zurück sinken. Den Kopf wieder auf meiner Schulter liegend. Das Kyo trotz der anfänglichen Sorge jetzt derart hinter mir stand machte mich wirklich glücklich. Selbst wenn alles schief ging würde ich mich weiter auf ihn verlassen können... er würde mir helfen... und auch Kaoru... dessen war ich mir sicher. Ich strich mit meiner Hand durch Kyos Haar, brachte ihn so dazu mich anzusehen. „Wir sollten uns richtig hinlegen...“ Während Kyo den Wecker stellte sortierte ich die Bettdecke und zog mich bis auf die Boxershorts aus, um mich dann schonmal hin zu legen. Das blonde Kätzchen entkleidete sich ebenfalls, ehe er sich wie gewohnt an mich kuschelte. ~ Kapitel 12: Kaoru-san wa kirei na hito desu ne. ----------------------------------------------- Kommentar: Ui, die Kommizahlen sind ganz schön gesunken ^ ^“ Das Drama baut sich langsam auf, was man stellenweise ganz gut merkt (hoffe ich). Endlich läuft die Story auf das zu, was ich beim Schreiben im Kopf hatte. Zum Titel des Kapitels... äh... ^ ^“ Mir fiel nichts ein, gomen xD“ Wenn jemandem was einfällt kann er es mir ja schreiben ^^ Ich wünsche euch viel Spaß beim lesen. Kaoru-san wa kirei na hito desu ne. - Ist Kaoru nicht schön. Musik: Gackt- Leeca / Lapis Widmung: Yuuutsu & Hakuchan Kapitel 12: Kaoru-san wa kirei na hito desu ne. Als der Wecker kurz vor 2 Uhr in der Nacht klingelte erhoben wir uns und machten uns fertig. Die ganze Zeit bekam ich die Bilder meines Traumes nicht aus dem Kopf. Ich hatte so real vor mir gesehen, wie Yomi meinen 'Traumprinzen' bestraft... ihn schlägt und beschimpft... Es kam mir vor, als hätte ich es wirklich erlebt. Immer wieder musste ich mir sagen, dass es nur ein Traum war. Andernfalls hätte ich wohl angefangen zu weinen. Hoffend, dass an diesem Traum wirklich nichts reales war schob ich die Gedanken daran beiseite. Wenn ich mir jetzt derartige Sorgen machte würde ich bei der Suche nach ihm wahnsinnig werden und Fehler machen... Keine Zehn Minuten später standen wir hinter meinem Zuhause und betrachteten die alles andere als sicher wirkende Leiter. „Auf mich wirkt das Teil... schief...“ Ich nickte nur kurz. Wollte gar nicht länger darüber nachdenken, dass das ganze vielleicht doch gefährlicher war, als wir gedacht hatten. Nachher hielt Yomi mich noch für einen Einbrecher und stach mich ab, oder so? Ich schüttelte kurz den Kopf um diesen Gedanken los zu werden. Schnappte mir dann die Leiter. Sicher, Kyo hätte mir helfen können. Aber da das Kätzchen nicht einmal halb so groß war wie die Leiter hielt ich es doch für besser das alleine zu erledigen. Es fiel mir schwer das alte Stück Schrott ruhig über die Straße zu bekommen, da es bei hastigen Bewegungen ganz schön klapperte. Deutlich erleichtert, keinen großen Krach verursacht zu haben lehnte ich die Leiter an die Hauswand der Villa. „Du siehst nachdenklich aus...“ Kyo nickte zaghaft. „Ich bin nicht sicher, ob dieser Plan wirklich gut ist... es kommt mir jetzt nur noch idiotisch vor...“ „Mir auch.“, grinste ich. Schob die Leiter weiter, bis zu einem geöffneten Fenster. Zumindest der Teil der Theorie hatte geklappt. Unten schien alles verriegelt, aber oben konnte ich sogar mehrere leicht geöffnete Fenster entdecken. Den Kopf schief liegend trat ich etwas zurück. Von dort aus hatte Kaoru mir den Zettel zu geworfen. ... Was das wohl für ein Raum war...? Ich würde es ja gleich herausfinden. „Na dann... wünsch mir viel Glück.“ Nachdem ich noch einmal überprüft hatte, ob mein Handy an war kletterte ich die erschreckend kippelnde Leiter hinauf. Versuchte dann durch den Spalt des Fensters zu greifen und es ganz zu öffnen, was mir erst nach einigen Versuchen gelang. Mühsam kroch ich durch das Fenster. Darauf bedacht keinen allzu großen Lärm zu machen. Von drinnen lächelte ich Kyo noch einmal an. Hob den Daumen und atmete noch einmal tief durch. Besser ich ging ohne Schuhe... wenn ich irgendwo schnell wegmusste wäre es zu laut. Ich setzte mich also hin, wobei mein Blick durch den Raum schwiff. Nichts. ... In diesem Raum befand sich überhaupt nichts. Was hatte Kaoru in der Nacht hier gemacht? Oder war er lediglich hier gewesen, um den Zettel runter zuwerfen? Erst sehr viel später bemerkte ich, dass der Raum, in dem sich Kaoru damals befunden hatte eine Tür weiter war. Ohne Schuhe stand ich wieder auf und näherte mich erneut dem Fenster. Warf die blöden Teile einfach nach draußen- natürlich achtete ich darauf Kyo nicht zu treffen. Wobei das wohl auch schwierig gewesen wäre... er war eben einfach eine kleine Zielscheibe. Das Kätzchen winkte mir noch kurz zu und machte sich dann daran die Leiter weg zu bringen. Ich war erstaunt, dass er sie so problemlos hoch bekam. Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen drehte ich mich wieder um. Näherte mich der Tür, die wie erwartet in einen Flur führte, der genauso aussah, wie der Flur im Stockwerk unter mir und dem Keller. Wenn man hier irgendwo aufwachen würde wüsste man ja nichteinmal in welcher Etage man sich befand... So viel Platz um Einrichtungswünsche zu erfüllen und dann sah alles gleich aus... nachvollziehen konnte ich das nicht. Ich schritt also den Flur entlang. Wo die Treppe nach unten war konnte ich nicht sagen... und ich wusste ja auch nicht, wo sich Kaoru jetzt befand. Vielleicht war er ja hier oben? Am Ende des Flures begann ich Tür für Tür zu öffnen. Betrat mal ein Wohnzimmer, mal ein Bad, mal ein Schlafzimmer. Eins glich dem anderen... wie langweilig konnte man sich denn einrichten? Wie sie das wohl eingekauft hatten? Hatten sie im Möbelladen gesagt: „Wir haben 45 Schlafzimmer, also brauchen wir das Bett 45 Mal.“ ? Wahrscheinlich kauften sie gar nicht im Möbelladen ein. Waren bestimmt Sonderanfertigungen. So teuer sah der Kram nämlich aus. Und warum machten sie so etwas für Kaoru nicht? Für den kauften sie immer irgendetwas. Mal passte es ihm, mal nicht. Dabei sollten sie bei dem vielen Geld doch keine Probleme haben ihm die Sachen Schneidern zu lassen oder so... ... vielleicht bedeutete ihnen ihr 'Haustier' dafür ja nicht genug... Hatte Kaoru Recht...? Warteten sie tatsächlich darauf, dass er einfach starb...? Sie waren so selten hier... vielleicht wollten sie das Ganze nicht mit ansehen... hatten ihn bereits fast ganz aus dem Gedächtnis gestrichen... Ich wusste nicht, wie ich reagieren würde, wenn ich diesen Menschen begegnen würde... Nach unzähligen langweiligen Räumen fand ich schließlich die Tür, hinter der sich die Treppe verbarg. Leise tapste ich die vielen Stufen hinab. Sah mich untern erst um, ehe ich weiter ging. Den Keller würde ich von hier aus vielleicht finden. Ich tapste mit schnellen Schritten den Flur bis zum Ende, wo ich die Küche vermutete. Tatsächlich lag der Raum vor mir, als ich die Tür öffnete. Von hier aus kannte ich den Weg noch ungefähr. Nach einigen Türen stoppte ich, betrachtete den Raum dahinter. Fehlanzeige. Etwas weiter versuchte ich es erneut und hatte Glück, da ich mich nun in der nächsten Abzweigung des Flures befand. Leise öffnete ich die Tür hinten rechts und als wäre das der Auslöser begann unten das Klavier zu ertönen. Kaoru...? Langsam Schritt ich die Treppen hinab und je weiter ich ging, desto sicherer wurde ich, dass es nicht Kaoru war, der dort spielte. Blieb also nur Yomi. Das vereinfachte das alles nicht wirklich... Aber die Hoffnung, Kaoru könnte allein sein war ja auch irgendwie naiv... nach den Geschehnissen des Nachmittags konnte ich mir nicht vorstellen, dass Yomi ihn überhaupt noch aus den Augen ließ... Raus durfte er bestimmt gar nicht mehr... nicht einmal, wenn Yomi mitginge... Ich erinnerte mich an das wunderschöne strahlende Lächeln Kaorus, als Yomi ihm gesagt hatte er könne mit ihm etwas raus gehen. Ich war Schuld, dass er das jetzt vergessen konnte, oder? ... das er nun gar nicht mehr allein sein durfte... Aber dafür würde ich ihn hier weg holen... ganz bestimmt... wir würden das alles schaffen... zu zweit von hier fliehen und glücklich werden... an einem Ort, an dem man uns nicht finden würde... Doch... gab es so einen Ort überhaupt...? Ich erreichte das Ende der Treppen. Näherte mich der Tür, unter dessen Spalt Licht hervor schien. Davor ging ich in die Knie. Versuchte durchs Schlüsselloch etwas zu erkennen. Ich entdeckte Yomi, der wie erwartet Klavier spielte. Aber sonst nichts. War Kaoru nicht bei ihm? Oder war er hinten in seinem Zimmer...? In das ich nur gelangen würde, wenn ich an Yomi vorbei käme... Es verging etwas Zeit, bis ich meinen 'Traumprinzen' doch noch entdeckte. In schwarzer Kleidung saß er vor dem Flügel auf den Boden. Den Kopf so nach vorn gesenkt, dass ihm das dunkle, glänzende Haar ins Gesicht fiel. Vielleicht hatte ich ihn deswegen bei meinem hektischen Gesuche zu erst nicht gesehen... Nur wie sollte ich jetzt an ihn ran kommen? An Yomi vorbei kam ich nicht, das war klar... und das der meinen 'Traumprinzen' nicht aus den Augen lassen würde wohl auch. Das einzige, was ich ausnutzen konnte war vielleicht die Tatsache, dass sich Yomi so sehr auf das Klavierspiel konzentrierte... Aber mir kam nicht wirklich eine Idee, wie ich das zu meinem Vorteil nutzen konnte... Seufzend lehnte ich mich mit dem Rücken an die Wand neben der Tür. Ich war wirklich ratlos... Irgendwie musste ich Kaoru an einen Ort bringen, an den Yomi ihm nicht folgen würde. Das einzige, was mir in den Sinn kam war das Bad. Blieb nur die Frage, wie ich Kaoru jetzt dort hin bekam. Wenn ich die Aufmerksamkeit meines 'Traumprinzen' auf die Tür lenken könnte könnte ich eventuell einen Zettel drunter durchschieben...? Einen Versuch war es Wert. ... blöderweise hatte ich nur keinen Zettel... und natürlich auch keinen Stift. Aber so etwas dürfte man in dieser Villa doch irgendwo auftreiben können. Ich stand also wieder auf und betrat wahllos einen Raum. Sah aus, wie ein weiteres Wohnzimmer. Seltsam... was machte man denn mit all diesen gleichen Zimmern? Einfallslose Menschen... Ein paar Räume weiter gelangte ich in eine Art Büro. Nachdem ich die Tür hinter mir geschlossen hatte erhellte ich das Zimmer ein kleines bisschen mit dem Licht meines Handys. Am Rande des großen Schreibtisches lagen ein paar Zettel und in einem kleinen Kästchen befanden sich Stifte. Ich schnappte mir beides und krakelte einen Zettel für Kaoru. 'Sag Yomi, dass du duschen gehst. Ich warte im Bad auf dich. Daisuke' Einen Augenblick betrachtete ich den Zettel. Erinnerte mich an die Nachricht, die Kaoru mir geschrieben hatte. So fein und sauber geschrieben. Meine Schrift hingegen sah aus wie die eines Kindes. Nach kurzem Schmollen nahm ich einen neuen Zettel und schrieb das ganze noch einmal. Diesmal so ordentlich wie ich konnte. Zumindest etwas besser sah es aus. Mit dem Zettel in der Hand wollte ich den Raum gerade verlassen, da tapste ich doch noch mal zum Schreibtisch zurück. Malte ein kleines Herz an den Rand des Blattes. Zufrieden lächelnd tapste ich wieder dem Klavierspiel entgegen. Vor der Tür setzte ich mich wieder. Die Frage war, wie ich Kaoru dazu bekommen sollte zur Tür zu sehen, ohne Yomis Aufmerksamkeit zu erwecken. Ich beugte mich vor und sah durchs Schlüsselloch. Kaorus Haltung war nahezu unverändert. Nur, dass er den Kopf etwas gehoben hatte und einen Punkt an der Wand anstarrte. So bewegungslos machte er den Eindruck er sei eine Puppe. Wenn sich bei der Tür etwas bewegte müsste er es eigentlich im Augenwinkel sehen können. Ich betete, dass es klappte. Vorsichtig und hoffend, dass es keine allzu lauten Geräusche gab drückte ich die Klinke runter. Zum Glück wurde das leise Quietschen vom Klavier übertönt. Ganz langsam schob ich die Tür einen kleinen Spalt auf. Blickte dabei weiter durchs Schlüsselloch und durfte dabei zusehen, wie Kaoru das Öffnen der Tür mit einem putzigen, irritierten Blick wahrnahm. Durch den kleinen Spalt schob ich meine Hand, den Zettel deutlich zeigend. Lesen würde Kaoru den aus seiner Position nicht können, aber ich hoffte er fand eine Möglichkeit hier her zu kommen. Genauso vorsichtig, wie ich die Tür geöffnet hatte schloss ich sie wieder. Legte den Zettel so unter den Türspalt, dass er ein kleines bisschen in das Klavierzimmer ragte. Durch das Schlüsselloch konnte ich sehen, wie sich Kaoru erhob und der Tür näherte. Fast augenblicklich hörte Yomi auf Klavier zu spielen. „Wohin willst du?“ „Ich gehe und setzte mich so weit von Ihnen weg, wie es mir in diesem Raum möglich ist, wenn Sie gestatten... ich kann Ihr blödes rumgeklimper nicht mehr hören und verspüre auch nicht den Drang Ihrer Nahe zu sein.“ Das Yomi diese Sätze leicht kopfschüttelnd einfach hinnahm ließ deutlich werden, dass dies wohl nicht die erste Auseinandersetzung in den letzten Stunden war. Mein 'Traumprinz' ließ sich neben der Tür nieder. Wartete, bis sein Lehrer wieder angefangen hatte zu spielen, ehe er den Zettel nahm und ihn las. Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen lehnte ich meine Wange gegen das kühle Holz. Jetzt war er nur noch wenige Zentimeter von mir entfernt... ein schönes Gefühl... Ganz leise meinte ich ein geflüstertes „Ich versuche es.“ vernommen zu haben. Es dauerte etwas, bis Kaoru seine Stimme erhob. „Ich werde jetzt duschen gehen. Bleiben Sie hier, oder wollen Sie mich auch dahin begleiten?“ Ai, der Klang von Kaorus Stimme war vielleicht böse. ... Das fand ich auch putzig. Yomi hielt inne und ich konnte durchs Schlüsselloch sehen, wie er sich zu Kaoru drehte. „So sehr dir das auch Wiederstreben mag. Zumindest vor der Badtür werde ich warten, bis du fertig bist. Du weißt, dass ich deine Eltern morgen über alles informieren werde... deswegen denke ich, dass es besser ist. Ich vermute, wenn ich nicht aufpasse flüchtest du tatsächlich... auch wenn du es doch eigentlich nicht kannst...“, seine Stimme klang ruhig und seltsam. „Dann informieren sie meine Eltern doch. Was soll dann groß passieren? Wollen sie mich etwa bestrafen? Womit denn??“ Die Frage hatte ich mir auch schon gestellt. Einem Jungen, dem man alle Freiheiten bereits geraubt hatte... was würde man dem noch nehmen können? „Kaoru...“, Yomis Stimme klang belustigt, „... du hast es echt vergessen? Deine Eltern können dich auch an einen anderen Ort schicken... soweit ich weiß wäre das wohl die größte Strafe für dich...“ Eine ganze Weile erwiederte mein 'Traumprinz' nichts. „Das werden sie nicht tun... sie haben mir versprochen, dass ich da nicht mehr hin muss...“ Er klang unsicher und traurig. Ich sah, wie Yomi sich erhob. Sich Kaoru seufzend näherte und schließlich vor ihm hockte. „Du weißt, dass ich dich immer in Schutz nehme... aber diesmal bist du zu weit gegangen.“ Ich verstand nicht wirklich, worum es ging. Von welchem Ort sprach er? Und warum war der Ort eine solche Strafe? Und was bedeutete //auch wenn du es eigentlich nicht kannst//? Warum konnte er denn nicht? Was hielt ihn hier...? Ich wollte endlich Antworten... aber genauso wollte ich Kaoru nicht bedrängen... er sollte es von sich aus erzählen. Wie sollte ich ihm denn helfen, wenn ich nicht wusste, was ihn am Gehen hinderte? „Darf ich jetzt duschen gehen?“ Kaorus Frage erinnerte mich daran, dass ich mich vielleicht auch mal ins Bad bewegen sollte. Schließlich würde Yomi vor der Tür warten und wenn er mich hier erwischte war ich Geschichte. Hastig erhob ich mich und tapste los. Zum Glück fand ich das Bad auf anhieb wieder. Versteckte mich vorerst einfach hinter dem Duschvorhang. Für den Fall, dass Yomi doch mit hinein kam. Dann müsste Kaoru mit mir duschen, um keinen Verdacht zu erregen, denn mit unter die Dusche würde Yomi wohl kaum kommen. Hach... das wär schon toll... Das dreckige Grinsend ließ sich gar nicht mehr von meinem Gesicht bekommen. Die Vorstellung von Kaoru unter der Dusche war aber auch herrlich... Moment mal! Selbst wenn Yomi nicht mit hinein käme wär es ja verdächtig, wenn Kaoru ungeduscht wieder aus dem Bad käme... das bedeutet wohl... mein 'Traumprinz' muss duschen gehen... egal ob Yomi mit rein kam oder nicht. Ah! Das war zu viel für mich! Ich würde Kaoru duschen sehen~ Egal, wie es kam! HACH! Was für eine herrliche Nacht! Vielleicht würde Kaoru sogar fragen, ob ich mit ihm dusche? Unwahrscheinlich. Aber HEY!, träumen durfte jawohl noch erlaubt sein. Aber was, wenn Yomi vorher das Bad kontrollierte? Dann wäre ich wegen Einbruch hinter Gittern und Kaoru würde alleine duschen... so ganz alleine und ohne mich. Ich könnte heulen! Am besten ich dachte gar nicht erst daran. Denn wenn man ganz viel dran denkt, dann passiert es auch. Ich sprach aus Erfahrung! Es war schon einige Jahre her, da saß ich in meinem Zimmer am Fenster und hab eine Katze auf der Straße sitzen sehen. Die ganze Zeit hab ich mir nichts dabei gedacht und betrachtet, wie das dumme Tier einfach sitzen blieb, während die Autos um es herum fuhren. Aber kaum hatte ich auch nur an das Wort 'überfahren' gedacht ~PLATSCH~ war sie nur noch ein blutiger Klumpen. So war das im Leben, das hatte ich bereits durchschaut! Blöderweise hatte sich der Gedanke Yomi könne mich entdecken ganz schön festgesetzt. Ich brauchte eine Idee! Und zwar Sofort! Fest entschlossen machte ich die Augen zu und dachte an die überfahrene Katze. Darin war ich derart vertieft, dass ich nicht mitbekam, wie ich irgendwas von einem „roten Klumpen“ vor mich hin murmelte. Noch nichteinmal wie Kaoru ins Bad kam merkte ich. Erst als er mich zaghaft an tickte öffnete ich verwirrt die Augen. „Was redest du da?“ Mein 'Traumprinz' hatte den Kopf schief gelegt und blinzelte mich nun fragend an. ZUCKER! Purer, reiner Zucker! „Ich musste an eine überfahrene Katze denken.“, erklärte ich leicht grinsend und ebenso leise wie Kaoru. Den nun leicht irritierten Gesichtsausdruck ignorierte ich, während ich aus der Dusche stieg und das Wasser anstellte. So... nun konnten wir uns halbwegs normal unterhalten. Nach einem kurzen Nicken blickte ich wieder zu meinem 'Traumprinzen' und hätte direkt anfangen können zu weinen. Ich war wieder bei ihm. Es ging ihm gut. Niemand hatte ihn geschlagen oder etwas ähnlich schlimmes mit ihm gemacht. Er war okay... Ich schlang die Arme um ihn und drückte seinen schmalen Körper fest an mich. Immer wieder musste ich mir selbst sagen, dass es ihm gut geht. Einfach, weil ich Angst hatte. Angst, es könnte nur ein Traum sein. „Lass uns zusammen abhauen...“, wisperte ich, ohne ihn auch nur ein kleines bisschen los zu lassen. Solang ich mich an ihn klammerte konnte ihn auch keiner aus meinen Armen reißen. Da müsste sie mir die schon abhacken. „Hai...“ Mein Herz setzte einen Schlag aus. Hai? ... er hatte zugestimmt? Was auch immer ihn hier gehalten hatte... das spielte nun keine Rolle mehr... ich würde mit ihm gehen. Im Nachhinein ein leichtsinniger und idiotischer Gedanke. Hätte ich nicht zumindest fragen sollen, warum er nicht früher schon geflüchtet ist? Wir würden zusammen glücklich werden. Ganz weit weg von seinen Eltern und all den Problemen hier. Dessen war ich mir in dem Augenblick so sicher, dass ich vor Glück weinen musste. Ich dachte nicht daran, dass es woanders auch Probleme gab. Das Gefühl des Glücks blendete derart, dass ich alle Warnungen nicht mehr sehen konnte. Mich diesem Gefühl - dieser Blindheit - hingebend löste ich mich leicht von Kaoru. Betrachtete ihn, auch wenn ich alles lediglich verschwommen wahrnahm. In dem Moment konnte ich nicht anders. Ich beugte mich vor, legte meine leicht zitternden Lippen auf die meines 'Traumprinzen'. ~ Kapitel 13: Naivität -------------------- Es hat lange gedauert, tut mir leid. Nach den Konzerten, war ich erstmal krank und dann kam die erste OP wegen meinen Weisheitszähnen, die ich leider nicht wirklich gut überstanden habe. Genug Privatkram- Dieses Kapitel ist ziemlich ruhig. Ich möchte einfach erstmal etwas mehr Nähe zwischen Kaoru und Daisuke aufbauen, worum ich mich in diesem Abschnitt der Fanfic bemühe. Über wie viele Kapitel sich dieser Abschnitt ziehen wird weiß ich noch nicht. Vielleicht bleibt es bei diesem? Mal sehn... Viel Spaß beim lesen! Musik: Faye Wong- Red Bean Widmung: Hakuchan (ich hoffe es geht dir gut...) Kapitel 13: Naivität Ganz langsam und vorsichtig bewegte Kaoru seine Lippen gegen die meinen. Seine zitternden Arme legten sich um mich und ich fühlte mich restlos glücklich. Als hätte ich das gefunden, was ich mein bisheriges Leben gesucht hatte. Das musste Liebe sein. Die erste, richtige Liebe. Romantisch, süß und leider viel zu naiv. Vielleicht war die erste Liebe gerade wegen dieser Naivität die schönste im Leben? In der Hinsicht war man noch so unberührt. Kannte den Schmerz des Verlassen-Werdens nicht... hatte deswegen wohl auch keine Angst davor. Als sich unsere Lippen wieder voneinander lösten lächelte mein 'Traumprinz'. Er hob eine Hand und wischte mir die Tränen von den Wangen. In diesem Moment erinnerte ich mich an einen Gedanken, den ich ein paar Tage zuvor gehabt hatte. ~ ... mit ihm im Herbst durch die bunten Blätter laufen... im Winter Schneeballschlachten machen... im Frühling das Erwachen der Natur betrachten... und im Sommer würden wir ans Meer fahren... dort zusammen Eis essen... ~ Unsere Flucht würde der Anfang unseres gemeinsamen Lebens sein. Wir würden ans Meer fahren. Ich nickte ganz leicht. War froh, entschieden zu haben, welches unser erstes Ziel sein würde. Irgendwie würden wir das alles schaffen. Kyo würde uns unterstützen, die anderen sicher auch. Meine Hand legte sich fast automatisch an die Wange Kaorus. Strich über die zarte Haut. „Unser erstes Ziel... ist das Meer...“ Ein hübsches Lächeln legte sich auf die Lippen des 'Traumprinzen', ehe er nickte. Dieses hübsche Wesen brachte mich derart aus dem Konzept, dass es mir schwer fiel einen klaren Gedanken zu fassen. Wiederwillig löste ich mich von ihm und ließ mich auf dem Rand der Badewanne nieder. Okay... nachdenken... „Wann wollen wir fliehen?“ Mein 'Traumprinz' ließ sich auf den Boden nieder. „So bald wie möglich... ich wäre für morgen...“, flüsterte er, senkte dabei den Blick. „... ich kann dir keine Uhrzeit sagen... sobald Yomi-san schlafen geht könnte ich meine Sachen packen und zu dir kommen... wir müssten weg sein, bevor Yomi-san wieder erwacht...“ Zweifelnd und irgendwie traurig blinzelte Kaoru zu mir hoch. Als hätte er Angst, was ich davon hielt, dass er so schnell flüchten wollte. Ich rutschte vom Rand der Badewanne zu ihm auf den Boden. Hauchte einen Kuss auf seine Lippen. „Ist okay... sobald die Bank öffnet hole ich Geld... ich habe etwas gespart, das dürfte uns zumindest eine Weile über Wasser halten.“ Theoretisch hätte ich es ja einfach aus dem Automaten ziehen können... aber da war ja das kleine Problem, dass meine Karte zerbrochen war. Es blieb mir also wirklich nichts anderes übrig, als zu Warten bis die Bank öffnete. „Danach pack ich dann meine Sachen, sodass wir los können, sobald du zu mir kommst...“ Kaoru nickte. Lehnte seinen Kopf lächelnd an meine Schulter, während ich die Arme um ihn legte. „Ich kann noch gar nicht glauben, dass ich wirklich hier weg komme... ich war noch nie am Meer... und auch sonst nirgendwo...“ Er klang so glücklich, dass ich gar nicht anders konnte als zu Lächeln. „Daisuke?“ „Hai?“ „Morgen... fängt mein Leben an, oder?“ „Hai...“ Er würde hier wegkommen... Menschen kennen lernen... und die Dinge tun können, die ihm bisher verboten wurden... Ja, morgen würde er anfangen können zu leben... Die ganze Zeit sagten wir 'Morgen'... aber im Grunde war unsere Flucht doch schon heute... es blieb nicht viel Zeit... Mit geschlossenen Augen blieben wir Arm in Arm sitzen. Träumten beide von einer glücklichen, freien Zukunft und bemerkten die allgegenwärtige Naivität nicht. Ich fühlte mich erwachsen genug um das alles zu schaffen. Dachte dabei nicht daran, dass ich nichts weiter war, als ein 17 jähriger Junge, der noch zu Hause lebte und aufgrund seiner durchschnittlich besorgten Eltern bisher nichts alleine regeln musste. Naivität verwechselte ich mit Wissen. Und das wirklich schlimme daran war, ...dass man derartige Dinge erst erkennt, wenn alles zu spät ist. Diese kindliche Naivität lässt einen bis zur letzten Sekunde glauben es sei Wissen... und erst, wenn die letzte Sekunde vollständig verstrichen war... wenn wirklich alles in Schutt und Asche lag... Dann erkannte man sie... Yomis Stimme holte uns zurück in die Gegenwart. „Kaoru? Wie lange brauchst du denn noch?“ „Entschuldige Yomi-san... aber meine langen Haare zu waschen dauert nun mal...“, antwortete Kaoru geistesgegenwärtig. „Du solltest jetzt wohl duschen gehen...“ Das Grinsen ließ sich absolut nicht von meinem Gesicht wischen, so viel Mühe ich mir auch gab. Um das Duschen würde er nicht drum herum kommen... und er konnte mich jawohl kaum rausschicken, da stand schließlich Yomi. Hach~ ... herrliche Situation! Die Wangen meines 'Traumprinzen' nahmen einen süßen dunkelroten Ton an. „Ich... ano... hai, das sollte ich wohl...“ Kaoru erhob sich, stand einen Augenblick unschlüssig herum, ehe er mich anblinzelte. „Drehst... du dich bitte um?“ Ohne zu Versuchen mein Schmollen zu verstecken drehte ich dem hübschen Wesen den Rücken zu. Und ich hatte schon kurz gedacht er würde mich wirklich fragen, ob ich mit ihm dusche. Das wäre so schön geworden... Ich konnte hören, wie der Stoff seines Hemdes zu Boden fiel. Wie er den Knopf seiner Hose öffnete und den Reißverschluss öffnete. KAMI-SAMA! Dabei konnte doch niemand ruhig bleiben! Hinter mir zog sich gerade der heißeste und süßeste Typ aus, den ich kannte! Ach verdammt! Ich gab auf, gegen die Versuchung anzukämpfen und drehte mich um. Da stand mein 'Traumprinz'... in nichts als engen, schwarzen Shorts. Reflexartig wischte ich mir mit dem Handrücken über den Mund, da ich befürchtete ich könnte angefangen haben zu sabbern. Ich war so sehr damit beschäftigt diese weiße, wahnsinnig zart aussehende Haut zu betrachten, dass ich gar nicht bemerkte, wie irritiert Kaoru mich ansah. Es dauerte noch eine ganze Weile, in der ich diese wundervollen schlanken Beine und den schmalen Oberkörper musterte, ehe sich mein 'Traumprinz' vor mich hockte und sein Gesicht direkt vor meines schob. „Ich fühle mich geschmeichelt, aber würde es dir etwas ausmachen dich wieder umzudrehen?“ Ach bitte, in der Situation hätte niemand anders gehandelt... Ganz der Gentleman stürzte ich mich regelrecht auf Kaoru. Innerhalb kürzester Zeit war ich über ihm und küsste diese wahnsinnig süchtig machenden Lippen, während meine Hände gierig über seinen Oberkörper fuhren, der sich noch viel besser anfühlte als er aussah. Jetzt, so unter mir, kam mir mein 'Traumprinz' allerdings etwas ZU dünn vor. Automatisch schaltete ich einen Gang zurück. Tatsächlich aus der kurzfristig entstandenen Angst ich könnte ihn zerbrechen. Ich löste meine Lippen von seinen. Entfernte ich mein kleines bisschen von ihm und sofort, als ich die Augen aufschlug platzierte sich ein verzücktes Lächeln in meinem Gesicht. Kaoru... mit geröteten Wangen und viel zu schneller Atmung unter mir. Es dauerte einen Moment, bis ich bemerkte, dass die geröteten Wangen und die ungleichmäßige Atmung daher rührten, dass mein 'Traumprinz' weinte. Nicht in der Lage mich irgendwie zu rühren betrachtete ich die Tränen, die seine Schläfen hinunter rannen. Er weinte. Er weinte... wegen mir. Als die Information endlich bis in meine Gedanken vorgesickert war löste ich mich ruckartig von dem schlanken Wesen unter mir. Ein wenig ratlos beugte ich mich vor. Strich ihm mit zitternder Hand die Tränen aus dem Gesicht. „Es tut mir leid...“ Das hätte ich mir doch vorher denken können... derartigen Kontakt war Kaoru mit Sicherheit nicht gewohnt... und dann auch noch so stürmisch, ohne Vorwarnung... Ich war ein Idiot. „Es tut mir wirklich leid... ich konnte nur einfach nicht Wiederstehen.“ Die Tränen ließen nach und mein 'Traumprinz' lächelte sogar wieder leicht. Er richtete sich vorsichtig auf und blinzelte mich etwas verlegen an. „Es... war mir unangenehm... weil ich überrascht war und...“ Ich schüttelte den Kopf. „Du musst dich nicht rechtfertigen, es ist okay.“ Kaoru nickte zaghaft. Beugte sich vor und hauchte einen Kuss auf meine Wange. Konnte irgendjemand auf der Welt niedlicher sein, als er? Für mich lautete die Antwort auf jeden Fall 'Nein'. „Ich will nicht, dass du denkst ich sei... derartigen Dingen... abgeneigt... aber...“, murmelte mein 'Traumprinz' und senkte den Kopf, sodass schwarze Haarsträhnen vor die geröteten Wangen fielen, „... momentan geht... einfach alles so schnell... und zumindest mit manchen Sachen... will ich... mir noch etwas Zeit lassen...“ Er nickte kurz und erhob sich dann wieder. „Drehst du dich um...?“ Verwirrt zu Kaoru blickend nickte ich und drehte mich um. Hatte diesmal vor brav zu sein und nicht zu ihm zu sehen. Außerdem war ich ohnehin beschäftigt. Seine Worte... deutete ich sie wirklich richtig, oder hatte ich da etwas ganz gewaltig falsch verstanden? Es klang so, als hätte Kaoru vom Prinzip her nichts dagegen... mich auf sich zu haben. Nur, dass er noch etwas Zeit brauchte. Mit einem verträumten Lächeln auf den Lippen lehnte ich meinen Kopf gegen den kühlen Rand der Badewanne. Das Leben war schon ne verdammt schöne Sache... Es dauerte eine ganze Weile, bis ich mich wieder beruhigte. Erst als das Wasser der Dusche ausging entkam ich endgültig den bildlichen Vorstellungen, die sich nicht aus meinem Kopf vertreiben lassen wollten. Ich hörte, wie der Duschvorhang zur Seite gezogen wurde und verspürte erneut den starken Drang mich umzudrehen. Blieb diesmal aber tatsächlich so sitzen, bis Kaoru mir schließlich sagte, dass er fertig sei. Ich drehte mich um und stand auf, um die Arme um meinen 'Traumprinzen' zu legen. Das hübsche, lange Haar tropfte leicht und hing ihm etwas wirr ins Gesicht. Ein niedlicher Anblick. „Wir sehen uns später...“, flüsterte er lächelnd, wollte sich von mir lösen und den Raum verlassen, aber ich konnte nicht anders, als ihn noch mal zu mir zurück zu ziehen. Meine Lippen erneut zart gegen seine zu bewegen. Nichts weiter, als ein unschuldiger, sanfter Kuss. Es tat fast schon weh, wie unglaublich viel Kaoru mir bedeutete... Mit einem leichten Lächeln löste ich mich wieder von ihm. Versteckte mich erneut hinter dem Duschvorhang, auch wenn ich dadurch nasse Füße bekam. Ich hörte, wie Kaoru die Tür aufschloss und Yomi rum jammerte, weil er derart lange warten musste. „Es tut mir leid Yomi-san... Spielen sie ein wenig Klavier mit mir?“ Ich konnte mir das glückliche Gesicht des kleinen Klavierlehrers richtig vorstellen. Es freute ihn sicherlich, dass Kaoru nach dem Streit des Tages nun wieder auf ihn zukam... er wusste ja nicht, dass es ihr letztes gemeinsames Klavierspiel werden würde... Ich wartete, bis sich ihre Stimmen weit genug entfernt hatten, ehe ich das Bad verließ. Den Flur entlang lief und dabei dem gemeinsamen Klavierspiel lauschte, bis ich die Treppe erreichte und die Töne immer leiser wurde. Als ich oben die Tür schloss waren sie nur noch minimal zu hören. Den Weg durch den langen Flur in Richtung der Treppe nach oben lief ich bereits ohne musikalische Untermalung. Wie abgesprochen suchte ich mein Handy aus der Tasche und rief Kyo an. Teilte ihm mit, dass er die Leiter zurückstellen sollte, da ich alles mit Kaoru besprochen hatte und nun wieder raus wollte. Kurze Zeit später befand ich mich an dem Fenster, durch das ich die Villa betreten hatte. Betrachtete amüsiert, wie Kyo sich abmühte die große Leiter aufzurichten, damit ich raus kommen konnte. Wieder am Boden strahlte ich das blondes Kätzchen an. Legte die Arme um ihn. „Ich werde mit ihm fliehen... schon heute...“ Er schien ziemlich überrascht. „Heute? Ist das nicht etwas überstürzt?“ Ich schüttelte leicht den Kopf. „Was würde es ändern erst in ein paar Tagen zu fahren? Unser erstes Ziel wird das Meer sein... wohin wir danach gehen werden wir dann entscheiden... alles, was für unsere Abreise wichtig ist steht fest... also warum warten?“ Kyos traurigem Blick hielt ich nicht lange stand. Ich löste mich von ihm, drehte mich leicht weg und blickte zu den paar Sternen, die man zwischen den vielen vorbeiziehenden Wolken sehen konnte. „Er will hier weg, Kyo... und ich werde ihn hier weg bringen... so schnell wie möglich... mach dir keine Sorgen...“ Ein leises, bitteres Lachen war hinter mir zu hören. „Ich soll mir keine Sorgen machen? Wie denn? Du verschwindest mit diesem seltsamen Jungen... willst mit ihm zum Meer, ohne zu wissen wo ihr dort schlaft... ohne zu wissen wohin ihr flieht, wenn man euch dort sucht... Daisuke... bist du dir überhaupt darüber im klaren, was alles passieren könnte?“ Lächelnd drehte ich mich zurück zu Kyo. „Es wird aber nichts passieren... Kaoru und ich werden glücklich... weit, weit weg von hier...“ Einen Augenblick herrschte Stille. Die Wolken zogen weiter und gaben für kurze Zeit freie Sicht auf den Mond, in dessen fahlem Licht wir nun standen. Kyos hellblondes Haar wirkte nahezu weiß. Ein seltsamer Anblick, wie es im kalten Wind wehte. Immer wieder die dunklen Augen verdeckte, deren stechender Blick auf mir lag. „Du bist blind, Daisuke...“ „Dann lass mich doch blind sein! Ich bin wenigstens glücklich...“ Das blonde Wesen schüttelte den Kopf. „Das ist so typisch... denk doch mal über die Folgen deines Handelns nach! Du brichst dort ein, ohne darüber nachzudenken was passiert, wenn du erwischt wirst... immer wieder machst du solche Dinge... bis jetzt magst du damit durchgekommen sein... aber das wird doch nicht ewig so bleiben! Jedes Mal, wenn du wieder mit irgendeiner hirnrissigen Idee durchkommst hast du auch schon die nächste... und es steigert sich immer weiter... irgendwann wird es nicht mehr gut gehen... und weil du es immer weiter steigerst wird das ganze dann kein kleines, blödes Ende nehmen, sondern das pure, reine Unglück!“ Damals verstand ich Kyos Worte nicht... hielt seine Versuche mich aufhalten zu wollen für Neid, weil ich ihn für weniger glücklich hielt als mich... „Es macht keinen Sinn mich aufhalten zu wollen... ich werde gehen, egal was du sagst...“ Ich zog meine Schuhe über, die noch immer im Gras lagen. Schnappte mir dann die Leiter und brachte sie zurück hinters Haus. Kyo ließ ich einfach dort stehen. Warf nicht einmal mehr einen Blick auf ihn zurück. Wie Kyo schon gesagt hatte. Bisher war ich immer mit meinen Ideen durchgekommen... also warum sollte es sich jetzt ändern? Allein dieser Gedanke lässt mich im Nachhinein den Kopf schütteln. Elende Naivität... ~ Kapitel 14: kaihô suru ---------------------- Kommentar: Ich glaube, ich hab noch nie so lange an einem Kapitel gesessen xD“ 4 ½ Stunden... und dabei ist es nicht einmal sonderlich lang geworden. Man muss es positiv sehen: So bekommt man langweilige Feiertage rum xDDD Viel Spaß beim lesen~ Musik: Mucc- Kuchiki no tou [Album], D-Tafel Anatomie Tour 2006 [DVD] kaihô suru- befreien Widmung: eba-chan, chain Kapitel 14: kaihô suru Ich hatte die Leiter zurück gebracht und war wieder ins Haus gegangen. Nachdem ich den Wecker gestellt hatte ließ ich mich ins Bett sinken. Es würde das Beste sein, wenn ich mich noch etwas ausruhte. Außerdem musste ich ja ohnehin warten, bis die Bank aufmachen würde. Mit geöffneten Augen lag ich auf dem Rücken. Den Blick starr an die Decke gerichtet. Immer wieder zogen die Wolken weiter. Ließen das Mondlicht frei und erhellten damit mein Zimmer, nur um sich wenige Sekunden später wieder davor zulegen, sodass alles in rauchiger Dunkelheit verschwand. Kaum hatten sich meine Augen daran gewöhnt wurde es wieder heller. Ein ewiger Kreislauf, dem ich mich auslieferte, während meine Gedanken bei Kyo lagen. Hatte ich jetzt noch mit seiner Unterstützung zu rechnen? Vielleicht... Brauchte ich seine Unterstützung überhaupt? Was brachte es mir schon, dass er auf meiner Seite war, wenn ich mit Kaoru so weit weg auf der Flucht war? Er könnte mich verraten. Yomi sagen, dass wir ans Meer wollen. Nein... das würde Kyo nicht wagen... oder doch? Er war gegen meine Pläne... hielt sie für zu gefährlich. Ob er mich deswegen verraten würde? Ich schüttelte leicht den Kopf. Drehte mich auf die Seite. Es brachte doch nichts darüber nachzudenken... beeinflussen konnte ich es ohnehin nicht. Es sei denn ich ginge zu Kyo und würde mich bei ihm entschuldigen. Aber wofür denn? Dafür, dass ich meine Träume leben wollte? Dafür, dass ich Kaoru hier wegbringen wollte? Nein. Ich würde mich nicht entschuldigen. Ich drehte mich zurück auf den Rücken. Am liebsten hätte ich Kaoru jetzt in meine Arme gezogen... Wir würden das zusammen schaffen... ich werde nicht zulassen, dass man ihn mir wieder nimmt... Ganz langsam legte sich ein gewisse Müdigkeit über mich, ließ mich völlig ruhig einschlafen. Das widerlich quietschige Piepen des Weckers riss mich aus dem Schlaf. Ich beendete diesen Höllenlärm und wollte mich eigentlich zurück ins Bett sinken lassen, als die Erinnerung an die letzte Nacht zurückkehrte. Hand in Hand mit der Erinnerung rückte eine gewisse Angst näher. Was, wenn das alles nicht klappte? Was, wenn das Geld ausging? Wenn man uns erwischte? Wenn wir keinen Ort zum übernachten fanden? Hatte Kyo Recht? War es zu gefährlich? Ich versuchte all diese Fragen zu verdrängen. Erhob mich und ging duschen. Frisch geduscht und in neuen Klamotten machte ich mich auf den Weg zur Bank. Hob dort, wie geplant alles von meinem Konto ab. Den misstrauischen Blick der Bankangestellten ignorierend machte ich mich auf den Weg nach Hause, wo ich meine Tasche packte, die ich dann erstmal unter dem Bett verstaute. Denn wie sollte ich meinen Eltern die gepackte Tasche erklären? Tief durchatmend ließ ich mich auf den Stuhl beim Schreibtisch sinken. Jetzt hatte ich alles vorbereitet, was ich konnte. Die Zugfahrkarte würden wir direkt am Bahnhof holen... und eine Übernachtungsmöglichkeit Vorort suchen. Der Augenblick der Flucht rückte immer näher. Trotz des momentanen Streits hätte ich mich gern bei Mutter und Vater verabschiedet, aber schon vorhin, als ich zur Bank ging war ich im Flur auf Mutter getroffen, die sich nur kopfschüttelnd in die Küche verzogen hatte. Vielleicht sollte ich ihnen sagen, dass ich gehen würde? Wahrscheinlich würden sie sich auch noch freuen. Ein schwuler Sohn- sicherlich nicht das, was sie sich gewünscht hatten. Ich legte die Arme auf den Schreibtisch und bettete den Kopf darauf. Blickte so aus dem Fenster. Beobachtete die Villa. Doch wie die meiste Zeit tat sich überhaupt nichts. Seitdem ich Kaoru kannte war ich mehr mit Warten beschäftigt als mit irgendetwas anderem. Aber es war ja nicht seine Schuld... was konnte er schon dafür, dass er derartige Eltern hatte? Es verging eine halbe Stunde, in der ich aus dem Fenster sah und mich nahezu tödlich langweilte. Vielleicht war es besser, wenn ich meine Tasche schon jetzt nach draußen brachte? Nachher klingelte Kaoru noch und es würde für Mutter sicher seltsam aussehen, wenn ich ihn mit einer Reisetasche in der Hand an der Tür begrüßen würde... Ich zog das Gepäckstück unter dem Bett hervor und tapste leise die Treppen hinab. Sah mich dabei die ganze Zeit um und zuckte bei jedem noch so kleinen Geräusch zusammen. Ohne Schuhe lief ich nach draußen, schob die Tasche hinter einen der Büsche in unserem Vorgarten, ehe ich wieder nach drinnen tapste. Direkt meiner Mutter in die Arme lief. „Was hast du gemacht?“ Wow, sie sprach also doch noch mit mir... „Nur nach der Post gesehen...“, grummelnd lief ich die Treppe wieder hoch. Konnte ihren misstrauischen Blick regelrecht spüren. Zurück in meinem Zimmer nahm ich wieder auf dem Stuhl am Schreibtisch platz. Machte mich weiter daran die Villa zu beobachten und auf jede noch so kleine Bewegung zu achten. Tatsächlich tat sich etwas, allerdings nicht das, was ich mir erhofft hatte. Kyo lief die Straße entlang. War scheinbar auf dem Weg zu mir, da er in unseren Hof einbog. Wenige Sekunden später hörte ich es Klingeln, konnte dem aber keiner Aufmerksamkeit schenken, da sich im selben Moment die Haustür der Villa öffnete. Mein hübscher 'Traumprinz' blickte sich einen Moment unschlüssig um. Hielt die Hand vor Augen, da ihn die Sonne scheinbar blendete. Er trug, wie eigentlich immer, eine schwarze Hose und ein dunkles Hemd, mit leichten Rüschen am unteren Rand. Nach kurzem Zögern drehte er sich um und kam kurze Zeit später mit einer Reisetasche wieder nach draußen. Eindeutig darauf bedacht leise zu sein schloss er die Tür und tapste mit der Tasche den Weg zur Straße lang, wo er das Gepäckstück erst einmal abstellte. Mit einem verzückten Lächeln auf den Lippen betrachtete ich, wie er die Tasche böse musterte, da sie ihm scheinbar etwas zu schwer war. „Daisuke... bitte überleg dir das alles noch mal...“ Etwas erschrocken drehte ich mich um. Scheinbar hatte Mutter Kyo die Tür geöffnet. Er würde mich nicht von meinem Plan abhalten... Ohne ihn weiter zu beachten öffnete ich das Fenster. Ein weiteres Lächeln stahl sich auf meine Lippen, da Kaoru durch das Geräusch zusammenzuckte und sich irritiert umsah, ehe er zu mir sah und ebenfalls lächelte. Ich winkte ihm zu. Schnappte mir einen Block vom Schreibtisch und einen dicken schwarzen Stift. Krakelte in großen Buchstaben „Komme gleich zu dir“ darauf und malte dahinter noch ein Herz, ehe ich den Block hochhielt. Mit einem zuckersüßen Lächeln auf den Lippen nickte mein 'Traumprinz'. Zeigte mit einem Finger auf sich, ehe er mit beiden Händen ein Herz formte und auf mich zeigte. Wäre es mir körperlich möglich gewesen wäre ich mit Sicherheit geschmolzen. Und wenn es nicht so gefährlich gewesen wäre, wär ich wohl auch aus dem Fenster gesprungen, nur um ihn jetzt und auf der Stelle zu küssen, umarmen, drücken und ficken. Deshalb beließ ich es dabei ihm noch einmal strahlend zu zuwinken, ehe ich das Fenster schloss und - so schwer es mir auch fiel – den Blick abwand. Soviel Zucker auf einem Menschen platziert... Wahnsinn, wer braucht da noch Süßigkeiten? Völlig verwirrt lief ich gegen Kyo, den ich schon wieder ganz vergessen hatte. Ich legte meine Hände an seine Wangen und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. „Ich werde jetzt mit Kaoru verschwinden... es tut mir leid, dass ich diesmal nicht auf dich höre...“ Traurig lächelnd drückte ich ihn kurz an mich, ehe ich mich ganz von ihm löste und das Zimmer verließ. Ihn wieder einfach so stehen ließ. Immer zwei Stufen auf einmal nehmend hastete ich die Treppe hinab und begab mich ins Wohnzimmer, wo ich meine Eltern vorfand. „Wohin willst du?“ „Ich übernachte bei Toshiya...“ Nur ein Nicken als Antwort. Diese Ausrede würde Kaoru und mir noch etwas Zeit einbringen... wenn auch nur Minuten. Denn Yomi nahm sicherlich an, dass Kaoru hier bei mir war. So mussten er dann erst einmal weiter zu Toshiya. Ich ging zurück in den Flur, wo ich schnell Schuhe überzog, bevor ich das Haus verließ. Mein 'Traumprinz' stand noch immer neben seiner Tasche, betrachtete das Teil etwas unzufrieden. Grinsend näherte ich mich ihm, schlang die Arme um seinen schlanken Körper und hob ihn hoch. Ein erschrockenes Quietschen kam über Kaorus Lippen, ehe er lachte. „Bereit?“ Er ließ sich wieder auf dem Boden absetzen, schlang die Arme ebenso um mich und lehnte seinen Kopf an meine Schulter. „Hai... das Meer wartet schon auf uns...“ So gern ich auch noch länger so mit ihm dagestanden hätte... noch waren wir in einem gefährlichen Bereich... wenn Yomi jetzt erwachen würde hätten wir wohl keine Chance mehr den Plan ein anderes Mal durchzuführen. Ich löste mich von ihm. Ging wieder zurück zum Hof und holte meine Tasche hinter dem Busch hervor, ehe ich wieder zu Kaoru ging und dort auch seine Tasche nahm. Es irritierte mich, dass es sie ihm zu schwer zu sein schien. Im Vergleich zu meiner wirkte sie doch ziemlich leicht. Mein 'Traumprinz' betrachtete mich mit schief gelegtem Kopf. „Ich kann meine Tasche auch selber tragen.“ Lachend ging ich los in Richtung Bahnhof. „Das kann ich mir aber nicht mit ansehen... da bekomm ich ja Angst, dass deine dünnen Ärmchen durchbrechen.“ Kaoru blinzelte mich empört an. Wollte Wiedersprechen, aber als sein Blick von seinen eigenen Ärmchen zu meinen fiel schloss er den Mund wieder und fing an zu schmollen. Erneut lachend beugte ich mich zu ihm und hauchte einen Kuss auf seine Lippen, ehe ich weiter Richtung Bahnhof tapste. Noch immer ein klein wenig schmollend tapste er neben mir her. „Was willst du denn alles sehen?“ Mir begegnete der fragende Blick meines 'Traumprinzen'. „Unser erstes Ziel ist das Meer... wohin wir danach wollen ist ja noch nicht entschieden... irgendwelche Wünsche?“ „Hm... ich war noch nie in den Bergen... ich würde auch gern mal eine große Stadt sehen...“, seine Augen leuchteten regelrecht, „Obwohl es bestimmt unheimlich ist... So viele Menschen auf einmal...“ Wie ein kleines Kind schwärmte er von den Vor- und Nachteilen der verschiedenen Gegenden, bis wir schließlich den Bahnhof erreichten. Ein paar Menschen warteten auf ihre Züge, betrachteten uns etwas misstrauisch. Wir tapsten an ihnen vorbei ins Gebäude, wo ich die beiden Taschen abstellte. „Ich hol eben unsere Tickets.“ Kaoru nickte und stellte sich brav neben unser Gepäck, während ich zum Schalter ging und die Tickets kaufte. Wieder zurück nahm ich erneut die beiden Taschen und ging mit meinem 'Traumprinz' zum richtigen Gleis, wo wir uns auf eine der Bänke setzten. „Unser Zug geht in etwa zehn Minuten.“ Er nickte. Rutschte näher zu mir, als sich eine ältere Frau etwas von ihm entfernt auf der Bank niederließ. „Ich bin noch nie Zug gefahren...“, flüsterte Kaoru nachdenklich. Behielt die ältere Dame die ganze Zeit im Blick. Wann sollte er auch Zug fahren? Wie grausam mussten seine Eltern sein, dass sie ihn so eingesperrt hatten... Yomi würde nach ihm suchen... und seine Eltern? Würden die überhaupt einen Finger rühren, nur weil ihr Sohn verschwand? Vorstellen konnte ich es mir beim besten Willen nicht. „Du siehst müde aus...“, ich strich über Kaorus Wange. Lächelte leicht. „Bin ich auch... In der Nacht konnte ich nicht schlafen... als Yomi-san endlich zu Bett gegangen ist habe ich meine Sachen gepackt und bin los zu dir...“ Ich nickte. So wie Yomi ihn im Auge behalten hatte gab es auch keine andere Möglichkeit. „Wir fahren etwas über 3 Stunden... du kannst also gleich ein wenig schlafen...“ „Okay...“, lächelte Kaoru. Betrachtete den einfahrenden Zug neugierig. „Ist das unserer?“ „Hai...“ Ich erhob mich und nahm erneut beide Taschen. Wartete dann bis der Zug vollständig gehalten hatte und die wenigen Leute ausgestiegen waren. Im Zug liefen wir durch ein paar Abteile, bis wir ein fast leeres erreichten, in dem lediglich ein älterer Herr saß. So weit vom ihm weg wie möglich ließen wir uns nieder. Die beiden Taschen packte ich oben in die Ablage für das Gepäck, ehe ich mich setzte. Kaoru ließ sich mir gegenüber nieder. Blinzelte etwas unzufrieden aus dem Fenster, ehe er zu mir blickte. „Kann ich mit bei dir sitzen?“ Lächelnd nickte ich. Nahm ein Bein auf den Sitz und lehnte mit dem Rücken an der Wand des Zuges. Mein 'Traumprinz' lehnte seinen Kopf an meinen Oberkörper und machte es sich bequem. Mit einer Hand fuhr ich über seinen Rücken. Die andere hatte er. Hielt sie fest umklammert. ~ Kapitel 15: Atari ga myô ni shizuka ni narimashita -------------------------------------------------- Kommentar: Schonmal ein Buch von Banana Yoshimoto gelesen? Ich lese ihre Bücher gern. Sie inspirieren mich, bringen mich immer wieder auf neue Ideen- auch wenn meine Fanfics dann stellenweise anders verlaufen, als ich es möchte. Die Vorbereitung für mein Tokyo Decadance- Outfit braucht mehr Zeit als erwartet, deswegen hat es diesmal länger gedauert, gomen. Dafür ist es ein schönes Kapitel... finde ich *nicku* Hab auch 7 3/4 Stunden gebraucht @.@ Echt Wahnsinn... 7 3/4 Stunden am Stück hab ich geschrieben, verändert, geschrieben, gelöscht, geschrieben usw. Musik: X-JAPAN- DAHLIA TOUR [DVD] Atari ga myô ni shizuka ni narimashita- Ringsherum wurde es merkwürdig still. Widmung: Shinya-Haru, Namida_desu Kapitel 15: Atari ga myô ni shizuka ni narimashita Mit einem Lächeln auf den Lippen betrachtete ich meinen 'Traumprinzen'. Der zufriedene Ausdruck auf seinem Gesicht, während er in meinen Armen lag. ... und aus irgendeinem Grund fing ich an zu zweifeln... Ich bekam das Gefühl, dass der ganze Plan mit der Flucht nichts als Idiotie war. Ein hoffnungsloser Wunsch von einem Jungen, der nicht wusste, wie das wirkliche Leben war... der nicht einmal mit Menschen umgehen konnte... und einem zweiten Jungen, der so tief in seiner eigenen Naivität vergraben war, dass nichts und niemand ihn dazu bringen könnte seine Gedanken zu ändern... Das erste Mal, seitdem ich überlegt hatte mit Kaoru zu fliehen waren diese Zweifel derart stark, dass ich sie nicht verdängen konnte... Was würden wir nur tun, wenn man uns erwischt? Niemals würde Yomi mir erlauben meinen 'Traumprinzen' je wieder zusehen... Ich spielte mit dem Gedanken umzudrehen... noch würde Yomi vielleicht schlafen... Kaoru würde zurück in den Keller der Villa gehen... und ich in mein Zimmer... als wäre das alles nie passiert. ... als hätten wir uns nie getroffen? Ich strich mit der freien Hand durch Kaorus Haar. Küsste seine Stirn. Nein... es gab kein Zurück mehr... der Moment, an dem man noch umdrehen konnte war verstrichen. Einfach vorbeigezogen, ohne das wir es wirklich bemerkt hatten... und es war okay. Wenn es schief ging, würde es eben schief gehen... wir würden schon eine Möglichkeit finden uns wieder zusehen... erneut zu fliehen... immer weiter weg, bis man uns nicht mehr findet. Die Zweifel hatten wieder Abstand genommen. Verschwanden so schnell, wie sie kamen. Das zufriedene Lächeln legte sich wieder auf mein Gesicht während ich aus dem Fenster sah. Still die Landschaft betrachtete und immer wieder kurz einen Blick auf meinen 'Traumprinzen' warf, bis er sich nach fest 2 ½ Stunden wieder rührte. Mit der freien Hand strich er sich über die Augen. Öffnete sie kurz, um sie sofort wieder zu schließen. Scheinbar unschlüssig, was er tun sollte. Das Gesicht in mein Oberteil vergrabend verharrte er noch etwas. Auch, als er sich nach einigem Hin und Her schließlich dazu entschlossen hatte die Augen zu öffnen und sich etwas verwirrt umzusehen, blieb seine andere Hand um meine geklammert. Nachdem er sich scheinbar erinnerte, wo wir waren hob Kaoru den Kopf richtig und blinzelte mich von unten her an. Ein wahnsinnig niedlicher Anblick. Ich musste mal sehen, ob er im allgemeinen länger schläft als ich... wenn Ja könnte ich ihn jeden Morgen beim Aufwachen beobachten... wenn nicht musste ich mir etwas überlegen, damit ich früher wach werden würde als er. Denn der niedliche Anblick war früher Aufstehen in jedem Fall wert. „Wie lange hab ich geschlafen?“ „2 Stunden und etwa 25 Minuten...“, lächelte ich- selbst wenn ich nicht gewollt hätte, das Lächeln weigerte sich von meinem Gesicht zu weichen. „Ah...“, unzufrieden stöhnend sank sein Kopf zurück gegen meinen Oberkörper, „Ich fühl mich, als wären es nur 10 Minuten gewesen...“ Lachend strich ich durch sein weiches Haar. „Wir suchen am Meer eine Unterkunft und dann kannst du noch mehr schlafen...“ Ich vernahm ein schwaches Nicken an meinem Oberkörper. Eine Weile schwiegen wir beide. Hingen einfach unseren Gedanken nach. „Daisuke?“ „Hai?“ „Es ist ein seltsames Gefühl sich immer weiter von Zuhause zu entfernen... und dabei nicht zu wissen wann... und ob man zurückkehrt...“ Zu mehr als einem Nicken war ich nicht fähig. Er hatte Recht. Je weiter wir fuhren, desto größer wurde dieses seltsame Gefühl. Wenn man in den Urlaub fuhr... oder einen Tag an den Strand... machte man sich über solch eine Entfernung keine Gedanken... selbst wenn man auf unbestimmte Zeit wegfuhr... aber mit dem Wissen, dass man vielleicht nie wieder zurückkehren würde... Es war, als würde sich ein seltsamer Druck auf einen legen. Nicht nur gedanklich. Auch auf die Lungen, das Herz und alles andere... das Luft holen fühlte sich anders an... es schien, als müsste sich das Herz mehr anstrengen, um seinen Dienst vernünftig zu erfüllen... Als wolle einem der ganze Körper sagen: Dreh um. Kehr zurück, noch ist es nicht zu spät. Wahrscheinlich waren all diese Gefühle nur Einbildung, aber in diesem Moment fühlte es sich so real an, dass ich kein Wort herausbrachte. Völlig davon eingenommen konnte ich nicht aufhören an meine Eltern zu denken. Wie sie sich sorgten. Nicht wussten, wo ich war. An Kyo, bei dem ich mich nicht vernünftig für mein Verhalten entschuldigt hatte. An Shinya und Toshiya... die viele Zeit, die ich mit ihnen verbracht hatte... Kaoru erhob sich etwas. Löste die eine Hand von der meinen und legte beide an meine Wangen. Seine Lippen wanderten zu meiner Stirn. Ruhten dort still... und als hätte mein Körper darauf gewartet ließ der Druck nach. Er verschwand nicht... sank aber auf ein Maß, dass mich wieder klar denken ließ. Woher er wusste, dass mich das beruhigen würde konnte ich nicht sagen. Die ganze Situation wirkte eher wie ein Traum. Mit einem traurigen Lächeln auf den Lippen löste sich Kaoru wieder etwas von mir. Behielt seine Hände an meinen Wangen, während er mir in die Augen sah. Er schien zu verstehen, was in mir vorging... und gerade das war es, was mich beruhigte. Ich beugte mich vor. Legte meine Lippen auf Kaorus und bewegte sie sanft dagegen. Was auch immer das Gefühl zwischen uns war... es fühlte sich einfach nur fantastisch an. Die Arme um seinen schmalen Körper legend zog ich ihn näher. Legte meinen Kopf etwas schief und leckte über seine weichen Lippen. Teilte sie dann mit der Zunge, um die seine zu umspielen. Ich konnte nicht genug von meinem 'Traumprinzen' bekommen. Nicht Wiederstehen ihn immer wieder zu küssen. Zwischen jedem Kuss blickten wir uns lächelnd in die Augen. Mussten Grinsen, weil wir beide atemlos waren, aber kaum hatten wir wieder genug Luft geschnappt fanden unsere Lippen wie von selbst wieder zueinander. Erst die Ansage, die unsere Zielhaltestelle ankündigte ließ uns unsere kleinen Kämpfe wirklich unterbrechen. Etwas unschlüssig blieb Kaoru sitzen, während ich die beiden Taschen aus der Gepäckablage holte. Mit den beiden sperrigen Teilen in der Hand verließ ich den Zug. Mein 'Traumprinz' blieb dicht bei mir. Im Gegensatz zu unserem kleinen Bahnhof wimmelte es hier regelrecht vor Menschen. Wen wunderte das schon? Es waren Ferien und einige Familien fuhren ans Meer. Verbrachten einen oder mehrere Tage dort. Eine Unterkunft zu finden könnte doch schwieriger werden, als erhofft. Eigentlich hatte ich vorgehabt im Bahnhof nach einer Karte zu suchen, auf der man die Hotels und Unterkünfte dieser Gegend vorfand, aber Kaoru schien sich zwischen all den Menschen derart unwohl zu fühlen, dass ich entschied, dass es im Ort selbst sicher auch ein paar Karten geben würde. Sonst mussten wir halt jemanden fragen. So verließen wir das Gebäude und machten uns auf den Weg, den ein Schild uns wies. Unser Weg führte durch die scheinbar größte Straße der Stadt. Links und rechts waren kleinere Läden mit Souvenirs und jede Menge Eisdielen. Eine Weile führte die Straße bergauf, bis wir schließlich den höchsten Punkt erreichten und, wie die meisten anderen auch, stehen blieben. Vor uns verlief die Straße noch ein ganzes Stück weiter, direkt bis ans Meer, dass sich strahlend blau und gigantisch vor uns befand. Erst jetzt registrierte ich den Geruch des Meeres wirklich, atmete bewusst tiefer ein. Die oben am Himmel stehende Sonne brachte all die kleinen Wellen, die sich dem Strand näherten zum glitzern. Ein toller Anblick. Ich blickte zur Seite und wie erwartet strahlte mein 'Traumprinz' übers ganze Gesicht. Schien für einen Moment sogar die Menschen um sich herum zu vergessen. Völlig konzentriert und verzaubert versuchte er all die neuen Eindrücke auf einmal in sich aufzunehmen. Ich stellte die Taschen auf den Boden, trat hinter Kaoru und schlang die Arme um seinen schmalen Körper. Um die Blicke der umstehenden Menschen machte ich mir keinerlei Gedanken. Warum sollten mich auch die Vorurteile fremder Leute interessieren? Meinen Kopf an seinen lehnend genoss ich den Ausblick. „Wir suchen uns eine Unterkunft, schlafen etwas und heute Abend gehen wir ans Meer, okay? Dann sind weniger Menschen da...“ Nicht in der Lage wirklich zu antworten nickte Kaoru. Wandt den Blick nach links und rechts. Es dauerte etwas, bis er die Worte herausbekam, die ihm im Kopf umherschwirrten. „Das Meer ist gigantisch.“ Ich musste lachen. „Hai, ist es.“ „Das es groß ist, wusste ich... aber so groß...? Und so schön blau...“ Nickend gab ich Kaoru einen Kuss auf die Wange. Löste mich von ihm und schnappte wieder die beiden Reisetaschen. „Können wir nicht sofort hin?“ Mir begegnete sein flehender Blick- als hätte ich da je 'Nein' sagen können... So tapsten wir also weiter die Straße entlang. Die ganze Zeit heftete Kaorus Blick am Meer und nur, wenn es wirklich sein musste wand er den Blick kurz ab. Je näher wir kamen, desto größer wurde auch das Glitzern in seinen Augen. Wie ein ungeduldiges, kleines Kind beschleunigte er seine Schritte, sodass ich ihn von Zeit zu Zeit zurückrufen musste, da er sich zu weit vom mir entfernte. Denn so sehr ihn das Meer jetzt auch ablenkte, das würde nicht ewig anhalten und wenn er sich dann alleine in der Menschenmenge vorfand würde er sich sicher alles andere als wohl fühlen. Die Straße endete, der Sand begann. Nur noch wenige Meter trennten uns vom Meer. Als Kaoru erneut seine Schritte beschleunigte hielt ich ihn nicht auf. Betrachtete lächelnd, wie er nahe beim Wasser hockte. Mit den Händen in der gerade ankommenden Welle planschte. Mit einem strahlenden Ausdruck drehte er sich zu mir. „Daisuke! Das Wasser ist ganz warm!“ Es war wirklich eindeutig, dass er das erste Mal am Meer war. „Pass auf, gleich kommt wieder eine Welle und dann wirst du nass~“, versuchte ich ihn noch zu warnen, aber es war bereits zu spät. Lachend betrachtete ich, wie das Wasser über seine Schuhe schwappte. Sein überraschter Gesichtsausdruck war überwältigend niedlich. Dem Meer einen beleidigten Blick zuwerfend tapste er zu mir. Sichtlich unzufrieden. Da ich mir das Lachen noch immer nicht verkneifen konnte bekam ich ebenfalls einen beleidigten Blick. „Du kannst die Schuhe und Socken ruhig ausziehen. Wir können ja am Strand weitergehen, dann kannst du durch den Sand gehen. Die Schuhe stellen wir später in die Sonne, dann sind sie bald wieder trocken.“ Mit einem Nicken ließ sich mein 'Traumprinz' in den Sand sinken und zog Schuhe, sowie Socken aus, die er dann in den Händen mit sich trug, während wir den Strand entlang liefen. Langsam erreichten wir das Ende des kleinen Küstenortes. Die Menschen wurden etwas weniger. Vom Strand aus konnte man ein etwas größeres Haus sehen, an dem ein kleines Hotelschild angebracht war. „Versuchen wir unser Glück.“ Wir liefen ein kleines Stück die Straße hinauf und traten dann in das Gebäude. Erfolg hatten wir nicht, da alle Zimmer bereits belegt waren. Der nette Herr an der Rezeption teilte uns aber mit, dass etwas weiter oben in der Straße noch ein kleines Hotel war, indem wir unser Glück versuchen konnten. Wir bedankten uns höflich und gingen dann weiter. Fanden das Hotel, von dem er sprach tatsächlich. Drinnen an der Rezeption stand eine ältere Dame, bei der man nicht drum herum kam „Oma“ zu denken. Sie machte den Eindruck einer Oma, wie aus dem Bilderbuch. Tatsächlich war noch ein Zimmer frei, dass wir uns nahmen. Die ältere Dame forderte uns auf ihr zu folgen. Sie brachte uns nach oben zu einem ihrer 6 Zimmer. Erzählte stolz, dass sie dieses kleine Hotel schon seit Jahren führte. Oben überreichte sie uns zwei Schlüssel. Einen für das Zimmer, der andere für die Haustür unten. Wir bedankten uns und betraten das kleine, gemütlich eingerichtete Zimmer. In der Mitte befand sich ein einladendes, großes Doppelbett, ein paar kleine Schränke, ein Tisch mit Stühlen und ein kleiner Fernseher. Die zweite Tür im Zimmer führte zum kleinen Bad. Ich stellte die beiden Taschen ab, während sich Kaoru aufs Bett fallen ließ. „Meinst du das hat n Grund?“ „Was?“, ich blinzelte etwas irritiert. „Na, das sie uns ein Zimmer mit Doppelbett gegeben hat... oder meinst du all ihre Zimmer sind mit Doppelbetten?“ Ich legte den Kopf leicht schief. Stimmt... wie hoch war die Wahrscheinlichkeit, dass all ihre Zimmer ein Doppelbett hatten? „Vielleicht sind alle anderen belegt?“ Mein 'Traumprinz' nickte nachdenklich. Rollte sich auf den Rücken. Ich öffnete das Fenster, das zum Meer gerichtet war und blickte nach draußen. „Man hat hier eine tolle Aussicht... direkt auf den Strand und das Meer...“ Genießend schloss ich die Augen. Ließ mir den leichten, warmen Wind ins Gesicht wehen. Wundervoll. Ein wirklich schöner Ort. Mit einem Lächeln auf den Lippen schnappte ich mir Kaorus Schuhe und Socken. Legte sie zum trocknen auf die Fensterbank. Als ich mich wieder zu meinem 'Traumprinzen' drehte lag er noch immer auf dem Rücken. Sein Atem ging ruhig und sein Gesichtsausdruck war so zufrieden, wie ich es noch nie bei ihm gesehen hatte. „Bist du noch wach?“, fragte ich leise. Bekam ein gewispertes „Hai“ als Antwort. Ich näherte mich dem Bett, krabbelte zu ihm, um mein Gesicht über seins zu beugen und meine Lippen auf die seinen zu legen. Nur eine kurze, sanfte Berührung, ehe ich mich neben ihn legte. „Bist du glücklich?“ Er öffnete die Augen. Drehte sich zu mir gerichtet auf die Seite. „Hai...“ Ein ehrliches Lächeln legte sich auf sein Gesicht. Gesellte sich zu dem zufriedenen Ausdruck. „Schlafen und dann ans Meer?“ Ich nickte. Legte einen Arm um Kaoru, während er sich an mich kuschelte. Meine eine Hand ergriff. Eine Decke brauchten wir nicht. Es war warm und in der Nacht würde es mit Sicherheit nicht sonderlich abkühlen. Vielleicht würden wir später sogar noch ins Wasser können, wobei ich mir nicht vorstellen konnte, dass Kaoru wusste wie man schwamm... aber ich würde ihm schon helfen... „Ich kann gar nicht glauben, dass ich wirklich von Zuhause weg bin...“, flüsterte er leise und obwohl ich die Augen geschlossen hatte konnte ich sein Lächeln deutlich vor mir sehen. „Hai... und ich werde aufpassen, damit sie dich nie wieder dorthin bringen...“ Still liegend wanderten wir beide langsam in Richtung Land der Träume... Sein ruhiger Atem und das entfernte Rauschen des Meeres war zu hören. Vorerst waren wir in Sicherheit... so schnell würden sie uns hier nicht finden... nachher würde ich Kyo anrufen... fragen, ob er Yomi oder meinen Eltern etwas erzählt hatte... selbst wenn sie am Bahnhof fragen würden... das Zugticket, dass ich gekauft hatte war für einen anderen Ort... etwa 2 Stunden entfernt... dort würden sie suchen... nicht hier... „Daisuke?“ „Hai?“ „Danke...“ Mit eine Lächeln auf den Lippen wanderten wir beide endgültig ins Land der Träume. Einen Wecker mussten wir nicht stellen. Ob wir nun wirklich Abends aufwachen würden, um ans Meer zu gehen, oder ob wir bis morgen schliefen und dann erst gingen- es spielte keine Rolle. Eine Berührung auf meiner Wange weckte mich. Murrend drehte ich mich zur anderen Seite. Erntete dafür ein leises Lachen- allein das stimmte mich schon bereit zum Aufstehen. Ich blieb dennoch etwas liegen. Wartete, bis Kaoru über mich rüber gekrabbelt war, um erneut meine Wange zu küssen. Erst als er seine Lippen auf meine legte kam Bewegung in meinen Körper. Erwiderte den Kuss. „Wir wollten noch ans Meer...“ Ich öffnete die Augen. Musste aufgrund des kindlichen Klangs von Kaorus Stimme grinsen. „Ja...“ Da seine Schuhe inzwischen getrocknet waren zog er die über, während ich meine anzog. Weitere Kleidung brauchte man nicht. Die Nacht war richtig warm, so wie ich es bereits erwartet hatte. Falls das Wasser noch eine angenehme Temperatur hatte - und das nahm ich an – konnten wir ja einfach in Shorts reingehen. Ich holte zwei Handtücher aus dem angrenzenden Bad, schnappte mir die beiden Schlüssel und Geld, ehe ich mit Kaoru das Zimmer und dann das Hotel verließ. Wir tapsten die Straße hinunter und erneut konnte mein 'Traumprinz' gar nicht schnell genug am Wasser sein. Ich ließ ihn vorauslaufen, während mein Blick nach oben gerichtet war. Unzählige Sterne funkelten neben dem Mond am Himmel und nur einzelne Wolken verdeckten das hübsche Bild. Der leichte Wind hatte nachgelassen, sodass das Meer ungewohnt still vor uns lag. Das Mondlicht brachte die Oberfläche zum glitzern. „Daisuke, sieh nur... jetzt sieht das Meer fast schwarz aus!“, rief Kaoru von etwas weiter vorne. Drehte sich dabei zu mir um und wartete, bis ich ihn wieder aufgeholt hatte. Gemeinsam liefen wir über den Sand immer näher ans Wasser. Ein Stückchen davon entfernt legte ich die Handtücher ab. Blickte mich dabei am Strand um. Nur vereinzelt waren noch Leute unterwegs. „Ich gehe eben telefonieren, wartest du hier?“ Kaorus Blick machte deutlich, dass er definitiv nicht allein hier bleiben wollte, aber als ich auf die Telefonzelle deutete, die noch in Sichtweite war nickte er. Mit dem Kleingeld machte ich mich auf den Weg. Drehte mich immer wieder kurz um, um nach meinem 'Traumprinzen' zu sehen. Es war, wie ich erwartet hatte- er ließ mich keine einzige Sekunde aus den Augen. Hatte sich in den Sand gesetzt und blickte mir jetzt hinterher, wie ein kleiner ausgesetzter Hund. Dachte er, ich würde ihn wirklich einfach irgendwo allein lassen? Nicht zu ihm zurückkommen? Letztendlich blieb ich stehen, drehte mich ganz zu ihm. „Komm her!“ Die Sachen einfach im Sand liegen lassend kam er mit schnellen Schritten auf mich zu. Nahm meine Hand und lief mit mir bis zur Telefonzelle. Ich warf das Geld in den kleinen Kasten und wählte dann Kyos Nummer, während Kaoru dicht hinter mir stand. Den Kopf an meinen Rücken gelehnt. „Nishimura.“, nahm seine Mutter ab. „Ah, Frau Nishimura. Hier ist Daisuke, können sie mir Kyo ans Telefon holen?“ „Daisuke! Es geht dir also gut? Hier war vorhin ein ganz aufgebrachter junger Mann, der nach dir gesucht hat!“ Yomi... „Ja, es geht mir gut. Machen sie sich keine Sorgen, es ist wirklich alles in Ordnung.“ „Gut, mein Junge. Ich hab mir schon Sorgen gemacht... der junge Mann war wirklich ziemlich wütend. Ich hol Kyo eben, einen Moment.“ Ich musste Lächeln, während ich darauf wartete, dass Kyo das Telefon erreichte. Seine Mutter war wirklich eine herzliche, liebe Frau und ich meinte selbst durchs Telefon ihren mütterlichen Blick auf mir zu spüren. „Daisuke? Wo bist du?“, war das erste, was Kyo fragte. „Eins nach dem anderen... wir sind jetzt am Meer, wie ich dir gesagt hatte... wir haben ein schönes, kleines Hotel gefunden, in dem wir wohl die nächsten Tage bleiben...“ Ich spürte, wie sich Kaoru von mir löste. Ein kleines bisschen in Richtung Meer ging, weil dort ein paar Muscheln lagen. „Kyo... hast du Yomi oder meinen Eltern irgendetwas gesagt?“ Am liebsten hätte ich diese Frage gar nicht gestellt... es klang, als würde ich ihm überhaupt nicht vertrauen... „Nein... natürlich nicht. Nur weil ich deinen Plan scheiße finde verrat ich dich noch lange nicht.“ Kyos Stimme klang gereizt. Wer konnte es ihm verübeln... „Es tut mir leid... ich wusste nur nicht, weil... ich dachte, du bist sauer...“ „Bin ich auch! Wenn du hier wärst würde ich dir sowas von in den Arsch treten!“ Ich musste lachen. „Wenn du mit deinen kurzen Beinchen an meinen Arsch rankommen würdest.“ Ein Grummeln war vom anderen Ende der Leitung zu hören, ehe er schließlich auch lachte. „Dann nehme ich mir eben n Hocker.“ Erneut konnte ich nicht anders, als zu lachen. „Da brauchst du schon ne Leiter~“ Es war schön, wieder so mit Kyo zu albern. Die ganze Sache mit Kaoru hatte uns mehr auseinander gedrängt, als ich es für möglich gehalten hätte. Aber in Momenten wie diesen war er wieder wie früher- und das machte mich glücklich. „Wie geht es deinem 'Traumprinzen'?“ Ich blickte mich kurz um. Entdeckte Kaoru, wie er immer noch bei den Muscheln hockte und nach einer schönen suchte. „Sehr gut... alleine hat er hier scheinbar ziemlich Angst, aber ich bin ja bei ihm... das mit ihm und dem Meer war Liebe auf den ersten Blick... man merkt, dass er es noch nie gesehen hat. Kaoru freut sich wirklich wie ein kleines Kind. Ich werd gleich mal sehen, wie warm das Wasser noch ist... vielleicht gehen wir noch ein wenig rein...“ „Ai, dann viel Spaß... weißt du schon, wo ihr danach hinwollt?“ Ich schüttelte den Kopf. „Das ist schlecht.“ Moment- woher wusste er denn bitte, dass ich den Kopf geschüttelt habe? ... Kyo. „Ja... entscheiden wir wohl spontan... es sei denn uns fällt was ein... vielleicht will Kaoru irgendetwas sehen... dann gehts dahin.“ „Ja... okay... es beruhigt mich, dass ihr vorerst eine Unterkunft habt... ich muss jetzt Schluss machen, wollte noch zu Toshiya und Shinya rüber, wir gehen aus. Pass gut auf den 'Traumprinzen' auf und melde dich bald wieder!“ „Werd ich, versprochen!“ Ich legte auf und der kleine Kasten spuckte mir mein Restgeld entgegen. Lächelnd tapste ich zu Kaoru. Es war ein schönes Gefühl zu wissen, dass Kyo auf unserer Seite war. Das er das alles vielleicht nicht nachvollziehen konnte, aber akzeptierte und trotzdem unterstützte. „Und? Hast du eine schöne Muschel gefunden?“ Mein 'Traumprinz' sah zu mir hoch und hielt mir wortlos eine Muschel entgegen. Ich nahm das schneeweiße Ding entgegen. „Ja, die ist wirklich hübsch...“, lächelnd reichte sie ich ihm zurück und während wir zu unseren Sachen gingen hatte er nur noch Augen für dieses kleine weiße Muschel-Ding. Niedlich, wie schnell er sich für etwas begeisterte. Es gab so unzählig viele Dinge, die er gar nicht kennen konnte... Ich legte das Kleingeld zurück und ging dann zum Wasser, wo ich meine Hand reinhielt um die Temperatur zu testen. „Das Wasser ist noch ganz angenehm... wollen wir ein bisschen reingehen?“ Mein 'Traumprinz' hatte sich inzwischen wieder in den Sand gesetzt und blinzelte mich nun etwas unentschlossen an. „Aber... hm... ich kann ja nicht schwimmen.“ Ich näherte mich ihm wieder. Hockte mich vor ihm in den Sand. „Wir müssen ja nicht weit rein gehen. Nur hier vorne ein wenig...“ Kaoru blinzelte mich weiter an, ehe er zum Wasser blickte und schließlich wieder zu mir. „Ohne Badesachen?“ Ich tippte ihm an die Stirn. „Das geht auch in Shorts...“ Erneut sah er eine Weile hin und her, ehe er nickte. Ich zog mein T-Shirt, Schuhe, Socken und die Hose aus, ehe ich das Geld in die Handtücher einwickelte. Kaoru tat es mir gleich und tapste schon zum Wasser. Wenig später folgte ich ihm. Kam nicht umhin, meinen 'Traumprinzen' eingehend zu mustern. In den dunklen, engen Shorts sah er einfach nur lecker aus. Dann das schwarze Haar, welches ihm glatt über den Rücken hing. Seine weiche Haut, die im Mondlicht wie Porzellan wirkte. Mit ein paar schnellen Schritten war ich bei ihm. Nahm seine Hand und ging langsam etwas weiter ins Wasser. „Je weiter man geht, desto kälter wird es...“, stellte Kaoru fest. Betrachtete seine Hände, mit denen er etwas Wasser schöpfte. Als ihm das Wasser bis zum Bauch reichte blieb er stehen. Ich hielt ebenfalls inne. Betrachtete lächelnd, wie er immer wieder etwas Wasser mit den Händen schöpfte und dann zurückfallen ließ. Als ich einen Augenblick nicht mehr auf ihn achtete, sondern zum Meer blickte, schüttete er das geschöpfte Wasser über meinen Kopf. Betrachtete mich dann mit einem zufriedenen Grinsen. „Dir ist klar, dass das Rache fordert?“ Ein paar Schritte zurückweichend nickte mein 'Traumprinz'. Lachend stürzte ich mich auf ihn, spritze ihn komplett nass, während er versuchte zu fliehen. Hin und wieder blieb er kurz stehen, spritze etwas Wasser zurück. Wir machten eine ganze Weile so weiter, bis wir beide lachend inne hielten. Nass von Kopf bis Fuß. „Pause...“, grinste ich. Kaoru nickte. Ich näherte mich dem Strand. Setzte mich ins seichte Gewässer, während Kaoru blieb, wo er war. Wieder mit den Händen im Wasser planschte. Nach einer Weile hielt er inne. Blickte hoch und betrachtete die unzähligen Sterne. Ich konnte nicht anders als den Atem anzuhalten. Mein 'Traumprinz' bot erneut ein Bild, das einfach nicht real sein konnte. Wie er dort bis zur Hüfte im Wasser stand. Die porzellanweiße Haut und all die Wassertropfen, die auf ihr im Mondlicht glitzerten. Dazu das lange schwarze Haar, dass an seinem Oberkörper klebte. Die Gesichtszüge, die ihn in dieser Position an eine Puppe erinnern ließen. Der Mond und die Sterne, die sich leicht im schwarzen Meer spiegelten... Das alles gab ein Bild ab, wie es niemals der Realität entsprungen sein konnte... Einfach bezaubernd und wunderschön. Während er so dastand. Den Blick noch immer zu den Sternen gerichtet, schien die Welt einfach still zustehen. Ich vernahm das Geräusch des Wassers nicht mehr, hörte die Geräusche der Bar am Strand nicht mehr. Keine einzige Stimme, kein Wind. Nichts. Als würde jedes Wesen und jedes Element aufgrund dieses fantastischen Anblicks einen Moment stoppen. Einfach innehalten um sich jede Kleinigkeit dieses Bildes einzuprägen, so wie ich es in diesem Moment tat. Eine Stimmung nahm von mir Besitz, die ich so noch nie gehabt hatte... es war mir nicht möglich dieses Gefühl einzuordnen... ob sich schon einmal jemand so gefühlt hatte? Und mit einem Schlag war alles vorbei. Das Meer rauschte wieder, die Stimmen der vorbeigehenden Menschen waren zu hören, die leise Musik aus der Bar und selbst das leise Pfeifen des Windes. Alles war zurück, als wäre nie etwas geschehen. Mit all diesen Dingen, war auch meine seltsame Stimmung von einer Sekunde auf die andere verraucht. Kaoru näherte sich mir. Ließ sich Lächelnd neben mir im Wasser nieder, als wäre nie etwas gewesen. Die Bezeichnung 'Traumprinz' passte wirklich zu ihm. „Das Meer ist toll...“, murmelte er. Lehnte seinen Kopf gegen meine Schulter. Ich legte die Arme um ihn. „Hai... das ist es wirklich..." Wir blieben eine ganze Weile still so sitzen, ehe wie wieder zurück an den Strand gingen und uns dort auf die beiden Handtücher legten, nachdem wir sie ausgebreitet hatten. Hand in Hand lagen wir dort. Betrachteten die Sterne, während das Meer leise rauschte. „Daisuke, sieh nur, eine Sternschnuppe!“ Ich blickte leicht zur Seite und tatsächlich raste eine Sternschnuppe über den Himmel. „Jetzt müssen wir uns was wünschen...“, flüsterte mein 'Traumprinz' leise. „Hai...“ Ich wünschte mir, dass uns niemand finden würde... nicht Yomi, nicht die Polizei, nicht meine Eltern. Niemand. „Soll ich dir sagen, was ich mir gewünscht habe?“ Ich drehte den Kopf zur Seite. „Das darf man doch gar nicht, sonst geht es nicht in Erfüllung...“ Kaoru lachte leise. „Ich bin mir sicher, dass wir uns das gleiche gewünscht haben... also ist es doch egal, wenn ich es sage...“ Das klang einleuchtend. Mein 'Traumprinz' rutschte zu mir rüber. Legte den Kopf auf meinen Oberkörper und ich einen Arm um ihn. „Ich hab mir gewünscht, dass man uns nicht findet... das wir auf ewig so weiterleben wie jetzt... und wir nie wieder zurück müssen...“, flüsterte Kaoru leise, „Denn jetzt bin ich glücklich...“ ~ Kapitel 16: Ame --------------- Kommentar: Ein ruhiges, süßes Kapitel? Oder doch der Beginn des Dramas? Es war eine schwere Entscheidung. Musik: Regentropfen in Begleitung von: Dir en grey- Despair in the Womb DVD (<- Conceived Sorrow, The Final, Kodou, Itoshisa ha fuhai nitsuki) Ame - Regen Widmung: Cherry_tree, Namida_desu Kapitel 16: Ame Wir lagen noch eine ganze Weile am Strand, ehe wir entschieden zurück zu gehen. Das Meer hinter uns lassend liefen wir die Straße zum kleinen Hotel hinauf. Zogen eine Spur aus Wassertropfen hinter uns her. „Es wird heute Nacht noch regnen...“ Ich blickte zu Kaoru. War nicht sicher, ob ich mir die eben gesagten Worte nur eingebildet hatte. Er machte nicht den Eindruck etwas gesagt zu haben. Im Gegenteil, mein 'Traumprinz' schien mit den Gedanken ganz weit weg zu sein. ... Bei sich Zuhause...? Vermisste er es doch? „Wie kommst du darauf, dass es regnen wird?“, die Frage kam wie von selbst über meine Lippen. Als hätte die Angst, er könne an sein altes Zuhause denken die Macht über mich ergriffen um ihn mit der Frage von dem Gedanken abzulenken. Wie selbstverständlich zuckte Kaoru mit den Schultern und meinte: „Ich weiß es eben.“ Seine Stimme hatte einen Klang, der mich die ganze Sache einfach hinnehmen ließ. Wie erreichten das Hotel. Schlossen erst unten auf und dann oben unser Zimmer. „Duschen und dann ins Bett?“ Ich nickte. Obwohl wir bereits am Nachmittag geschlafen hatten kam ich mir völlig erschöpft vor. Vielleicht lag es an der Meeresluft? Wahrscheinlich wohl eher an den vielen Gedanken. Egal wie gut ich die Flucht inzwischen durchdacht hatte... die Angst, man könne uns doch finden war nicht zu leugnen. Ich setzte mich aufs Bett. Hörte, wie Kaoru ins Bad ging und wenig später das Rauschen der Dusche. Mein Blick wanderte durch das Zimmer und stoppte schließlich beim Fernseher. Ohne weiter darüber nachzudenken erhob ich mich und schaltete das Gerät ein. Der Bildschirm flackerte kurz, ehe man etwas erkennen konnte. Eine junge Japanerin berichtete über die Eröffnung einer neuen Schule. Nachrichten. Ich ließ mich zurück aufs Bett sinken und lehnte mich, die Fernbedienung neben mich legend, nach hinten. Starrte die Decke an, während die Worte der jungen Japanerin an mir vorbei rauschten. „Seit gestern... neues Gesetz... ab Montag...“ Selbst wenn ich gewollt hätte wäre ich wohl nicht in der Lage gewesen ihren Worten richtig zuzuhören. Mein Kopf schien so voller Gedanken zu sein, dass neue Informationen einfach an ihm abprallten. So verstrichen die Minuten, in denen mich lediglich Bruchstücke der aktuellen Geschehnisse erreichten. „Zwei Jugendliche aus dem Gebiet... vermisst...“ Ein Grinsen schlich sich auf mein Gesicht. Ob man uns auch bald so suchen würde? Übers Fernsehen und mit jede Menge Steckbriefen an Wänden und in den Schaufenstern verschiedener Läden? Ich drehte mich etwas zur Seite, um zum Fernseher blicken zu können und mir stockte der Atem. Neben der jungen Frau waren zwei Fotos abgebildet. Die Gesichter der beiden Jugendlichen waren mir nur zu gut bekannt. Während mein Herz eben noch vor Schock stehen geblieben war schlug es jetzt in einem fast schon schmerzhaften Tempo. „Die Polizei bittet bei der Abgabe von Hinweisen um Eile, da einer der beiden Jungen-“ Der Bildschirm flackerte und das bunte Bild wurde wieder zu mattem Schwarz. Fast schon panisch tastete ich nach der Fernbedienung, aber sie lag längst nicht mehr neben mir im Bett. Ich sah mich um und entdeckte meinen 'Traumprinzen'. Nur mit einem Handtuch um den Hüften stand er neben dem Bett. Hielt das kleine schwarze Gerät in der Hand- noch immer auf den Fernseher gerichtet. Im Normalfall hätte ich wohl schlichtweg angefangen zu sabbern aber in diesem Augenblick war ich derart verwirrt, dass mein Blick lediglich zwischen der Fernbedienung und dem Fernseher hin und her schwankte. „Was... aber... warum hast du ausgemacht?“ Kaoru legte die Fernbedienung auf den Tisch, ehe er sich zu mir auf das Bett hockte. Beide Hände an meine Wangen legte. „Weil ich es nicht wissen will... ich will nicht hören wie sie sagen, dass wir von Zuhause geflohen sind... denn das war nicht mein Zuhause... und das wird es auch nie werden. Ich will nicht hören, wie sie behaupten meine Eltern würden sich Sorgen machen... denn das tun sie nicht. Ich will nicht wissen, wer uns sucht... wann... warum... oder wo... das ist doch alles egal. Es spielt keine Rolle... Nicht mehr...“ Ich war nicht in der Lage irgendetwas zu sagen. Wie von selbst nickte ich, denn in gewisser Hinsicht konnte ich ihn verstehen. Er hatte mit seinem alten Leben wohl noch lange nicht abgeschlossen... aber er versuchte es... und derartige Fernsehberichte waren dabei wohl alles andere als hilfreich. Hätte ich damals den Fernseher einfach wieder angemacht wäre alles anders gelaufen... ich hätte eine Information erhalten, die es mir möglich gemacht hätte all die traurigen Dinge zu verhindern, die zu dem Zeitpunkt bereits unscheinbar in Reichweite gerückt waren... „Ich verstehe was du meinst...“ Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen beugte ich mich vor. Küsste meinen 'Traumprinzen' zärtlich. Ich schlang die Arme um seinen Körper und zog ihn näher an mich. Erst jetzt wurde mir die Tatsache, dass er nichts außer einem Handtuch um die Hüften trug bewusst. Allein das Wissen ließ den Wunsch in mir wachsen ihn überall zu berühren. Mit ihm zu schlafen. Aber ich würde es nicht tun. Nicht jetzt. Etwas in mir wusste, dass Kaoru noch nicht bereit dazu war. Nicht wollte... oder konnte. Es spielte keine Rolle. So lange dieses Gefühl... nein, dieses Wissen derart deutlich zu fühlen war würde ich mich ihm nicht so weit nähern. Außerdem hatten wir von nun an ja alle Zeit der Welt... Dachte ich... Wir lösten uns voneinander und auch mein 'Traumprinz' lächelte nun. „Ich geh duschen... du kannst dich ja schonmal hinlegen.“ Er nickte, während ich mich erhob und das Bad betrat, nachdem ich mir ein paar Sachen aus meiner Reisetasche genommen hatte. Ich zog mich aus und betrat die kleine Dusche. Drehte das Wasser so auf, wie es gerade eingestellt war. Viel zu warm... hatte Kaoru gefroren? Nachdem ich die richtige Temperatur gefunden hatte schloss ich die Augen. Genoss einen Augenblick, wie das Rauschen des fließenden Wassers alles andere übertönte und das einzige, was ich spürte die unzähligen lauwarmen Tropfen auf meinem Körper waren. Für einen Moment konnte ich absolut alles vergessen. Ein befreiendes Gefühl, wenn der Kopf nicht mehr so voll mit Gedanken war. Mein Herz wurde ganz leicht und der Gedanke alles schaffen zu können kehrte endlich wieder vollständig zurück. Das Gefühl der reinen Naivität. Ich wusch meinen Körper und die Haare, ehe ich die Dusche verließ. Der kurzen Entspannung zwar ein wenig nachtrauerte, aber ich freute mich mindestens ebenso sehr darauf Kaoru gleich wieder nahe zu sein. Nachdem ich mich halbwegs vernünftig abgetrocknet hatte zog ich mir Boxershorts und ein weites T-Shirt über, ehe ich das Bad wieder verließ. Mein 'Traumprinz' schien auf mich gewartet zu haben, da er – nun ebenfalls in Boxershorts und zu großem T-Shirt – auf dem Bett saß und mich anblinzelte. „Wolltest du dich nicht schon hinlegen?“ Ich krabbelte lächelnd zu ihm ins Bett. Betrachtete den etwas unsicheren Blick meines Gegenübers. Vorerst ohne zu antworten legte er sich richtig hin und forderte mich auf es ebenso zu tun. Immer noch lächelnd kam ich dem nach und deckte uns zu. Nach kurzem Zögern rückte Kaoru etwas näher. Legte sich wie ich auf die Seite und lehnte seine Stirn gegen meinen Oberkörper, während ich die Arme um ihn legte. „Ich... habe Angst... wenn ich allein an Orten bin, die ich nicht kenne... Nein, so ist das nicht richtig...“, versuchte mein 'Traumprinz' zu erklären, „Ich habe auch Angst wenn an diesen Orten Menschen sind... weil... ich bin so etwas nicht gewohnt... mein Leben beinhaltete immer die gleichen, einzelnen Menschen... und die gleichen Orte... verstehst du?“ Ich nickte. Wollte ihn erst unterbrechen, weil ich mir dessen ja bereits bewusst war. Aber... es war ein so rührendes Zeichen seines Vertrauens, dass ich es nicht übers Herz brachte. Und wahrscheinlich würde es ihm helfen, wenn er darüber sprach. „Es verunsichert mich, zwischen vielen fremden Menschen zu sein... oder einfach nur in einer Umgebung, die ich nicht kenne. Deswegen hänge ich so an dir und will nicht, dass du dich weit von mir entfernst... also... nein, nicht nur deswegen...“, er suchte erneut nach Worten, „ach man... und im Reden bin ich mindestens genauso schlecht...“ Ich konnte mir ein leises Lachen nicht verkneifen, als er einen Schmollmund zog und sein Gesicht endgültig in meinem T-Shirt vergrub. Es war deutlich zu hören, dass er einmal tief durchatmete, ehe er den Kopf etwas hob und ein wenig höher rückte, sodass sein Gesicht direkt vor meinem war. Seine Hand legte sich wieder an meine Wange, strich zärtlich darüber. „Ich kann das, was ich denke und fühle nicht so ausdrücken wie ich es am liebsten würde... aber ich versuche es...“, erneut schien er einen Moment nach den richtigen Worten zu suchen, „Ich bin dir so dankbar dafür, dass du die Geduld mit mir nicht verlierst... das du trotz des vorhandenen Stresses immer darauf achtest, dass es mir gut geht und mich aus den Situationen rausholst, in denen ich mich unwohl fühle...“ Kaoru beugte sich vor. Küsste mich zärtlich und für einen Augenblick war ich nicht in der Lage den Kuss in irgendeiner Form zu erwidern. Seine Worte hatten mich so sehr gerührt, dass ich nicht wusste wohin mit den ganzen Gefühlen, die durch meinen Körper flossen. Sich dabei miteinander vermischten. Trauer, Glück, Wut, Liebe, ... Dieses Gemisch der Gefühle hatte mich vollständig erstarren lassen und erst nach einigen Sekunden reagierte mein Körper für mich. Ließ meine Augen zufallen und meine Lippen gegen die meines 'Traumprinzen' bewegen. Als sich unsere Lippen wieder trennten wollte ich Kaoru von all diesen Gefühlen, diesem unglaublichen Durcheinander erzählen- aber ich hatte keine Ahnung wie. Meine Augen begegneten den seinen und schlagartig wurde ich wieder ruhig. Sein Blick wirkte, als wüsste er alles. Was ich gerade fühlte, wer ich war, wer ich bin... und da war noch etwas anderes. Etwas, das ich nicht deuten konnte. Es war lediglich auszumachen, dass es eine tiefe Traurigkeit beinhaltete. Ich glaube... er hat gewusst, was passieren würde... die tiefe Traurigkeit in seinen Augen war für mich zu erkennen, weil der Zeitpunkt dieser Traurigkeit immer näher rückte... Obwohl es vielleicht besser wäre traute ich mich nicht nach dieser Traurigkeit zu fragen. Ich war mir sicher sie läge daran, dass er dachte er würde mir zu viele Sorgen bereiten. Kaoru löste sich von mir. Lief durchs Zimmer und schaltete das Licht aus, ehe er zurück ins Bett kroch. Seine Stirn wie eine Weile zuvor gegen meinen Oberkörper lehnte, während ich einen Arm um ihm legte. Langsam wanderte ich ins Land der Träume... Ein leises, gleichmäßiges Plätschern ließ mich ganz langsam und stetig aus dem Land der Träume erwachen. Erst nach wenigen Minuten öffnete ich die Augen. Stellte fest, dass es noch immer tiefste Nacht war. Mein Blick wanderte zum noch immer geöffneten Fenster, aus dem man den Regen im Mondlicht fallen sehen konnte. Ein wunderschöner Anblick. Vorsichtig löste ich Kaoru von mir. Kein leichtes Unterfangen, da er sich regelrecht in mein T-Shirt gekrallt hatte. Seine Hände waren kalt, wie auch der Rest seines Körpers. Kein Wunder... die Decke war fast ganz von uns gerutscht. Und das, wo die Nacht durch den Regen derart abgekühlt war. Als ich mich von ihm befreit und ihn zugedeckt hatte trat ich ans Fenster. Lehnte mich ein kleines bisschen nach draußen, als könne ich das Bild dann noch deutlicher sehen. Wie lange ich so dort stand konnte ich nicht sagen. Erst Kaorus Stimme holte mich aus meinen Gedanken. „Daisuke...?“ Das Rascheln der Decke verriet, dass er wohl um sich tastete. „Daisuke, wo bist du?“ Ich drehte mich zu ihm um. Sah, wie er sich in Richtung Bad drehte. Verzweiflung mischte sich in seinen Blick, als er dort kein Licht brennen sah. „Ich bin hier...“ Sein Kopf drehte sich sofort zu mir und seine eben noch etwas zu schnelle Atmung beruhigte sich. Es machte mir Angst, wie viel Macht ich über ihn hatte. Was würde er alles tun, wenn ich nur damit drohen würde ihn hier allein zu lassen? Ich schüttelte leicht den Kopf. Was wäre, wenn mir etwas passieren würde? Wie ginge es dann für ihn weiter? Mein 'Traumprinz' kroch aus dem Bett und tapste langsam zu mir. Legte die Arme um mich. „Kannst du nicht schlafen?“ „Der Regen hat mich geweckt...“, flüsterte ich leise. Legte ebenfalls beide Arme um ihn, während mein Blick - ebenso wie der seine - nach draußen gerichtet war. „Ich habe dir doch gesagt, dass es regnen wird...“ Ein leises Lachen kam über meine Lippen. „Stimmt...“ ~ Kapitel 17: Tsuyu ----------------- Kapitel 17: Tsuyu Kommentar: Es tut mir leid, dass es so lange nicht mehr weiterging. Mir fehlte die Stimmung zu dieser Fanfic... und auch die Zeit. Aber nun geht es weiter und auch wieder regelmäßig, versprochen. In 14 Tagen gibt es das nächste Kapitel. Tsuyu- Regenzeit Musik: Luna Sea- Providence (live) Widmung: kyo_roshi, Kao_Niikura ~ „Woher wusstest du, dass es regnen wird?“ Ich legte den Kopf leicht schief, blickte vom Fenster zurück zu meinem 'Traumprinzen'. „Ich wusste es eben einfach.“, war die ruhige Antwort. Den Kopf noch immer an meinen Oberkörper gelehnt sprach er weiter: „Sie haben unsere Bilder jetzt schon in den Nachrichten gezeigt... lange können wir hier nicht mehr bleiben, oder? Und auch sonst gibt es doch eigentlich keinen Ort, an den wir fliehen könnten...“ Da hatte er recht... es gab sicherlich Menschen, die uns Wiedererkennen würden... „Mach dir keine Sorgen... ich lass mir etwas einfallen. Lass uns jetzt lieber schlafen... falls wir Morgen wirklich weiter reisen müssen sollten wir nicht allzu müde sein.“ Ob mir wirklich eine Lösung einfallen würde war unklar. Wohin sollten wir gehen? Vielleicht aufs Land fahren? Aber was, wenn uns dort jemand erkannte? Es musste ja nur ein einziger Mensch die Polizei rufen und schon wäre alles vorbei... Kaorus Hand nehmend zog ich ihn zurück ins Bett. Drückte ihn vorsichtig an mich. Es musste einfach irgendwie gut gehen... Wie ich es mit all den Sorgen und Gedanken geschafft hatte überhaupt einzuschlafen wusste ich nicht. Aber als ich die Augen wieder öffnete war bereits der nächste Tag angebrochen und von grauen Wolken getrübtes Licht schien in unser kleines Zimmer. Diesmal war ich es, der nach Kaoru tastete und nur eine leere Betthälfte vorfand. Ein Blick zur Seite verriet, dass mein 'Traumprinz' auf dem Fensterbrett saß. Die Beine angezogen und einen Arm darum gelegt wehte ihm der kalte Wind sein langes Haar ins Gesicht. Und obwohl ich mir sicher war, dass es ihn kitzelte bewegte er sich nicht um es wegzustreichen. Er schien mit den Gedanken soweit weg, dass es ihm gar nicht aufzufallen schien. Selbst als ich die Decke wegschob und das Bett verließ um mich ihm zu nähern blieb er starr sitzen, nahm die Geräusche scheinbar gar nicht wahr. Ohne sich zu rühren oder in sonst irgendeiner Weise deutlich zu machen, dass er mich bemerkt hatte begann er zu sprechen. „Wir sollten uns ein wenig verändern, damit man uns nicht erkennt... vielleicht sollten wir dein rotes Haar schwarz färben... so fällt es zu sehr auf... und meine Haare könnten wir abschneiden.“ Ich trat noch ein wenig näher, hauchte einen Kuss auf Kaorus Wange, ehe ich ihn etwas besorgt anlächelte. Seine Wange war kalt. Wie lange er wohl schon vor dem geöffneten Fenster saß? „Von mir aus können meine Haare abgeschnitten und gefärbt werden... aber deine bleiben wie sie sind...“ Die langen Haare passten einfach zu ihm. „Es reicht doch, wenn wir dir einen Zopf machen... oder willst du sie gern abschneiden?“ Er schüttelte nur den Kopf, bevor er mich endlich richtig ansah. Die Hand ausstreckte und eine Haarsträhne von mir berührte. „Dabei mag ich das rot...“ „Vielleicht schneiden wir sie erstmal ab, dann sehen wir weiter.“ Ich sah mich um, konnte aber nirgends eine Schere entdecken und mitgenommen hatten wir auch keine. „Ich werde nach unten gehen und die ältere Dame von der Rezeption nach einer Schere fragen.“ Kaoru nickte nur, während ich mich anzog und das Zimmer verließ. Ein wenig stolz darauf, dass es für ihn okay war einen Augenblick alleine zurückzubleiben. Ich lief die knarrende Holztreppe nach unten, wo ich die „Oma“ lesend am Eingang des kleinen Hotels entdeckte. „Entschuldigung , wir bräuchten eine Schere. Können sie uns vielleicht eine leihen?“ Die ältere Dame blickte zu mir auf und blieb einen Moment lang einfach nur still sitzen. „Ihr seid die Jungen, von denen sie im Fernsehen gesprochen haben.“ Für einen Augenblick glaubte ich keine Luft mehr zu bekommen. Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Hatte sie eben erst erkannt, dass wir diese Jungen sind oder war ihr das schon vorher aufgefallen? Hatte sie vielleicht sogar schon die Polizei gerufen? War das jetzt das Ende? Wenn ich sofort mit Kaoru wegrannte... hätten wir dann noch eine Chance zu entkommen? Sie durften ihn mir nicht wegnehmen... er gehörte doch zu mir... Das Gefühl der Panik breitete sich immer weiter aus, machte jede Bewegung nahezu unmöglich. Ich stolperte ein paar Schritte rückwärts, als die ältere Dame das Wort ergriff. „Ich habe die Polizei nicht angerufen...“ Ihre Worte beruhigten mich nicht. Wollte sie mich nur in Sicherheit wiegen? Damit wir nicht abhauten, bevor die Polizei auftauchte? „Wenn ich das gewollt hätte, hätte ich es schon getan, als ihr noch geschlafen habt...“ Sie lächelte mich freundlich an, doch in dieser Situation konnte ich ihr einfach nicht trauen. Die Gefahr war viel zu groß. „Komm her und setz dich zu mir...“ Ich zögerte. Verlor vielleicht wichtige Zeit und dennoch näherte ich mich ihr wieder etwas. Ließ mich schließlich sogar auf dem Stuhl neben ihr sinken. Warum konnte ich nicht sagen. „Als ich jung war, etwa in deinem Alter würde ich sagen... da bin ich mit meinem Mann durchgebrannt. Er war der Sohn eines Kaufmannes. Sein Vater war krank und er sollte seine Geschäfte übernehmen. Es widerstrebte ihm so sehr, dass wir zusammen vor der Verantwortung flohen und woanders unser Glück suchten. Vor 3 Jahren ist er gestorben... und wenn ich an all die Dinge, die wir gemeinsam erlebten zurückdenke war unsere damalige Flucht vielleicht feige... aber dennoch richtig. Wir hatten die Wahl zwischen dem Glück und einem sicheren Leben... und ich finde jeder sollte diese Wahl selbst treffen. Ist es euch nicht möglich Zuhause glücklich zu sein?“ Während sie von ihrem Mann sprach war ihr Blick so weich und dennoch entschlossen, dass ich nicht anders konnte als ihr zu glauben. Wie von selbst schüttelte ich den Kopf. „Es wurde eine Belohnung ausgesetzt für denjenigen, der einen brauchbaren Hinweis liefert wo ihr euch aufhaltet... ihr könnt also unmöglich hier bleiben... ich bin bereit euch zu helfen.“ Helfen? Sie wollte uns wirklich helfen? „Aber wie? Wo sollen wir hin?“ Einen Moment schwieg sie, schien abzuwägen, ob es auch wirklich richtig war uns helfen zu wollen. Aber letztendlich hatte sie ihre Entscheidung bereits getroffen. „Das Haus, in dem mein Mann und ich bis zu seinem Tod gelebt haben steht leer. Die Gegend dort ist ziemlich einsam, ich denke nicht, dass man euch dort finden würde. Wenn ihr wollt stelle ich es euch zur Verfügung...“ Ungläubig blickte ich sie an. Wie konnte sie völlig Fremden solches Vertrauen entgegenbringen? Vielleicht, weil Kaoru und ich nichts mehr zu verlieren hatten? Weil sie unsere Situation nachempfinden konnte? Das Knarren der alten Holztreppe ließ mich aufsehen. Kaoru stand auf der letzten Stufe, sah etwas unsicher zu mir und der älteren Dame. Ich hätte ihn nicht so lange allein lassen sollen... Mit einem entschuldigenden Lächeln deutete ich ihm an, dass er näher kommen sollte. Mein 'Traumprinz' nickte zaghaft und kam auf uns zu. Ohne den Blick auch nur einmal von der „Oma“ zu nehmen. Ich richtete meine Aufmerksamkeit wieder zurück zu der älteren Dame. „Wir wären ihnen wirklich sehr Dankbar für ihre Hilfe.“ Sie schenkte uns ein großmütterliches Lächeln, ehe sie sich erhob und zur Rezeption ging, bei der sie eine Schere aus einer Schublade holte. „Packt ihr eure Sachen und macht euch fertig... ich gehe euch ein paar Lebensmittel und die Bustickets, die euch zum Haus bringen kaufen.“ Ich erhob mich von dem Stuhl und verbeugte mich tief. Etwas irritiert tat Kaoru es mir gleich. Die ältere Dame nahm ihre Tasche und verließ das Haus, während ich nach der Schere griff und die alte Holztreppe wieder hoch lief. Kaoru dicht hinter mir. „Was ist passiert?“ Während ich die wenigen ausgepackten Dinge zurück in die Taschen räumte erklärte ich meinem 'Traumprinzen', was mir die alte Dame erzählt hatte. „Und du meinst, wir können ihr wirklich trauen?“ Mit der Schere in der Hand begab ich mich ins Bad. „Ich hoffe es... hier bleiben können wir jedenfalls nicht ewig... und sie meinte ja, das Haus wäre in einer recht einsamen Gegend. Wenn sie die Wahrheit sagt ist das die Gelegenheit...“, lächelnd blickte ich zu Kaoru, „Dort wären wir vorerst sicher.“ Er trat ein wenig näher, nahm die Schere aus meiner Hand. „Was machen wir, wenn sie jetzt gerade die Polizei holt?“ „Dann springen wir aus dem Fenster und rennen los...“, lachte ich leise. Brachte damit wenigstens ein kleines Lächeln auf seine Lippen. „Wenn wir jetzt eh verschwinden... müssen wir dann deine Haare überhaupt abschneiden?“ Den Kopf schief legend betrachtete ich mein Spiegelbild. War das wirklich noch nötig? Zeit zum umfärben blieb uns nicht... und das alleinige Abschneiden machte das rot auch nicht weniger auffällig. „Einen großen Unterschied macht es wohl wirklich nicht.“ Ich drehte mich ganz zu Kaoru und legte beide Arme um ihn. Er war immer noch ganz kalt. „Ich werde aufpassen, dass uns niemand mehr trennt... in dem Haus werden wir erst einmal zur Ruhe kommen und warten, bis die Sache etwas in Vergessenheit geraten ist. Dort können wir überlegen, wie es weitergehen soll.“ Das Klopfen an der Tür erweckte unsere Aufmerksamkeit. Einen kurzen Moment bekam ich Panik, ob sie vielleicht doch die Polizei gerufen hatte. Doch vor der Tür stand tatsächlich nur die ältere Dame, die uns zufrieden anlächelte und eine Tüte voller Lebensmittel überreichte. „Der Bus fährt in einer halben Stunde... ich werde euch noch aufschreiben, wo ihr aussteigen müsst und wie ihr von dort aus zum Haus gelangt.“ Wir folgten ihr samt unseren Reisetaschen und warteten, bis sie uns den fertigen Zettel samt dem Schlüssel für das Haus überreichte und erklärt hatte, wo der Bus abfahren würde. Mit einer tiefen Verbeugung versuchten wir der großen Dankbarkeit, die wir empfanden wenigstens ein kleines bisschen Ausdruck zu verleihen, ehe wir das Hotel verließen. Wir blickten noch einmal zurück zum Meer, dessen Anblick sich deutlich verändert hatte. Die Sonne war hinter dunklen Regenwolken versteckt, ein kalter Wind wehte umher und das gestern so friedliche, ruhige Meer glich einem rauen Durcheinander. War das ein schlechtes Vorzeichen? Sollten wir nicht gehen? Oder war es ein Zeichen dafür, dass die schöne Zeit hier vorbei war und es nun Zeit war weiterzuziehen? Ich stellte die Tasche einen Moment auf den Boden, um meinem 'Traumprinzen' über den Kopf zu streichen, der das Meer traurig musterte. Es erinnerte wirklich nichts mehr an das blaue, glitzernde Bild, dass wir gestern noch genossen hatte... „Irgendwann kommen wir hierher zurück... und dann wird es wieder so wie gestern sein...“ Er nickte nur, bevor wir uns auf den Weg zur Bushaltestelle machten. Den ganzen Weg sahen wir uns immer wieder um, wurden nervös, sobald uns jemand etwas länger ansah. Erst als wir im Bus saßen und ganz hinten Platz nahmen beruhigten wir uns ein wenig. Dennoch behielten wir jeden anderen Fahrgast im Auge. Eine unnötige Vorsichtsmaßnahme, wie wir schnell merkten, da die meisten anderen Fahrgäste innerhalb weniger Minuten einschliefen. Nach einer Weile war Kaorus Blick starr nach draußen gerichtet. Betrachtete die vielen kleinen Dörfer und Felder, an denen wir vorbeikamen. Wir fuhren schon fast zwei Stunden, die wir stumm und nahezu reglos verbracht hatten, ehe er sich wieder rührte. „Nicht schon wieder Regen...“, war das einzige, was seufzend seinen Mund verließ, bevor er die Augen schloss und den Kopf an meine Schulter lehnte. Mein Blick wanderte nach draußen und ich verstand erst nicht, was er meinte. Die grauen Wolken waren nicht weniger geworden, aber geregnet hatte es trotzdem noch nicht. Ich wollte Wiedersprechen, da fing es tatsächlich an zu regnen. Als hätten die Wolken in all der Zeit nur auf diese Worte gewartet fiel der Regen so dicht vom Himmel, als würde jemand ganze Eimer ausschütten. Das Geräusch der fallenden Regentropfen hallte durch die Decke des Busses, ließ einige Fahrgäste aus dem Schlaf hochschrecken. Ich konnte nicht anders als meinen 'Traumprinzen' anzulächeln. Die Wege wurden schmaler und als schließlich die Station genannt wurde, die uns die ältere Dame gesagt hatte, befanden wir uns mitten in einem Wald. Und hier sollten wir richtig sein? Das es hier einsam war stimmte ja wirklich, aber es wirkte derart verlassen, dass ich mir nichteinmal vorstellen konnte, dass sich hier überhaupt ein Haus befinden sollte. Wir stiegen aus und liefen schnell ein paar Schritte beiseite, um unter den hohen Bäumen Schutz vor dem Regen zu suchen. „Meinst du hier ist überhaupt irgendetwas?“, fragte Kaoru, während wir in die Richtung liefen, die uns der Zettel von der älteren Dame wies. Ich konnte nur mit den Schultern zucken, während ich nach dem kleinen Weg Ausschau hielt, der zu dem Haus führen sollte. „Nach der Beschreibung hätten wir doch schon längst an dem Weg vorbeikommen müssen...“ Wir gingen wieder ein Stück zurück und entdeckten diesmal tatsächlich einen kleinen Weg, der allerdings schon derart zugewachsen war, dass kein Zweifel bestand, dass schon lange niemand mehr hier war. Als Versteck wirklich gut geeignet. Aber was, wenn irgendetwas passieren würde? Der Bus hielt nur zweimal am Tag hier. Aber was sollte schon passieren...? Wie wahnsinnig zu glauben es könne nichts passieren... Kaoru lief voraus. Hielt mir die Zweige aus dem Weg, die den schmalen Pfad versperrten. Wie es auf dem Zettel beschrieben war führte der Weg ein kleines Stück tiefer in den Wald, ehe wir an eine kleine Lichtung kamen auf der ein kleines Haus stand. Etwas heruntergekommen, aber immerhin nicht ganz so schlimm, wie ich es mir vorgestellt hatte, als wir hier angekommen waren. „Irgendwie unheimlich, oder?“, murmelte mein 'Traumprinz', „Und das wird unser Zuhause für die nächste Zeit?“ Ich nickte nur. Wusste auch nicht, was ich dazu sagen sollte. „Vielleicht ist es ja von innen schöner?“, versuchte Kaoru die Stimmung ein wenig zu heben, während wir uns dem Gebäude schnell näherten, da uns hier keine Bäume mehr vor dem Regen schützten. ~ Kapitel 18: Mirai? Kôun? ------------------------ Kapitel 18: Mirai? Kôun? Kommentar: Das letzte Kapitel bevor es dramatisch wird. Ein trauriger Gedanke. Mirai? Kôun? - Zukunft? Glück? Musik: Von KAT-TUN bis Dir en grey war alles dabei. Widmung: Kao_Niikura Mit schnellen Schritten bewegten wir uns auf das kleine Haus zu. Suchten unter dem Vordach Schutz vor dem Regen, der immer noch ungewöhnlich stark vom Himmel fiel. Ich betrachtete das morsche Holz unter unseren Füßen und blickte seitlich auf das an einigen Stellen undicht wirkende Dach. Der Regen hatte dem kleinen Gebäude aufgrund der fehlenden Reparaturen in den letzten Jahren sehr zugesetzt. Innen war es mit Sicherheit an einigen stellen feucht oder gar komplett unbewohnbar. Mir die schlimmsten Dinge ausmalend suchte ich in der Tasche nach dem Schlüssel, den uns die alte Dame mitgegeben hatte. Reichte ihn dann an Kaoru weiter, der einen Moment unentschlossen auf das alte Schloss sah, ehe er den Schlüssel schließlich hereinschob und umdrehte, bis es leise klackte. Nach einem kurzen unsicheren Blick zu mir drückte er die Klinke runter und trat ein. Drehte sofort hustend wieder um. Innerhalb weniger Sekunden wurde das Husten zu einem Lachen. „Der alte Mann ist dadrin gestorben, oder? Meinst du er liegt immer noch da? So riecht es jedenfalls...“ Ich hatte mich, nachdem Kaoru zurückgewichen war ebenfalls vom Eingang wegbewegt und trat nun langsam wieder näher. Musste lachend ebenfalls erneut zurückweichen, nachdem auch ich den unangenehmen Geruch bemerkt hatte. Es roch tatsächlich so, als würde der alte Mann noch immer irgendwo in einem alten Sessel vor sich hin gammeln. Nachdem ich mich etwas beruhigt hatte betrat ich den Flur. Ließ die Taschen erst einmal draußen stehen. Die altmodische Blümchentapete passte perfekt zu der alten hölzernen Kommode, über der ein staubiger Spiegel hing. Viel mehr befand sich in dem kleinen Flur nicht. Es war zwar sehr staubig, ansonsten aber durchaus bewohnbar. Etwas beruhigt öffnete ich eine der 4 Türen. Das Wohnzimmer. In der Decke befanden sich zwei Löcher, durch das eine konnte man sogar die grauen Wolken am Himmel erkennen. Es tropfe auf den wohl irgendwann einmal weiß gewesenen Teppich, der in aller Ruhe vor sich hin schimmelte. Auch das kleine Sofa und die anderen Dinge in diesem kleinen Zimmer waren völlig durchgeweicht und moderten vor sich hin. Wirklich brauchbar schien hier lediglich der rostige Ofen, der wohl noch halbwegs seinen Zweck erfüllen würde. Ich hörte Kaoru hinter mir seufzen. „Dieser Raum ist völlig vermodert, oder?“ Mein 'Traumprinz' näherte sich dem Sofa, fuhr mit zwei Fingern über die feuchte Oberfläche und verzog das Gesicht. „Die Möbel sind jedenfalls hin. Aber wenn ich das Dach abdichte kann man den Raum vielleicht wieder hinbekommen...“, versuchte ich ein wenig Hoffnung zu machen. Auch wenn ich meine Worte selbst nicht glauben konnte. „Vielleicht sind ja wenigstens die anderen Räume zu gebrauchen...“ Wir verließen das Wohnzimmer um im Flur eine weitere Tür zu öffnen. Das Bad, das halbwegs in Ordnung zu sein schien. Danach ging es in die Küche. Auch hier klaffte ein großes Loch in der Decke. Durch die Feuchtigkeit hatte sich zwischen und auf den Fliesen Schimmel gebildet, der wohl nicht so leicht zu entfernen sein würde. Aber wenigstens hatten hier die Möbel, abgesehen von einem kleinen gammligen Holzschrank, die Feuchtigkeit einigermaßen überlebt. Dennoch sah es alles andere als gut aus. Meine Laune war derart gesunken, dass ich nichteinmal mehr aufmunternde Worte hervorbrachte um Kaoru wenigstens etwas zu beruhigen. Es war nicht anders zu sagen: Bewohnbar war es hier nicht. Ohne große Erwartungen öffneten wir die Tür am Ende des Flurs und betraten entgegen unserer Vermutungen ein halbwegs trockenes Schlafzimmer. Die Decke war hier heil geblieben und abgesehen von einer dicken Staubschicht wirkte es zwar nicht meinem Geschmack entsprechend, aber dank der schlichten Tapete wenigstens etwas angenehmer. Das Bett war bezogen, im offenen Schrank lag noch etwas Kleidung und die Kerze auf der kleinen Kommode war halb runtergebrannt. Wo man auch hinsah überall wurde deutlich, wie fluchtartig die ältere Dame das Haus verlassen hatte nachdem ihr Mann gestorben war. Aber wer konnte es ihr verdenken. Für sie gab es wohl keinen Ort in diesem kleinen Haus, an dem nicht irgendeine Erinnerung hing. Es machte mich ein wenig traurig, dass dieser Ort, an dem sie einst ihr Glück gefunden hatte nun derart runtergekommen war. ... und auf eine gewisse Art und Weise Stolz, weil sie wollte, dass wir hier ebenso unser Glück finden. „Wir sollten wenigstens versuchen es hier wieder halbwegs bewohnbar zu machen...“, entschied ich leise. Wartete auf Kaorus Reaktion, der das Bild über dem Bett betrachtete, welches eine einfache Landschaft zeigte. Doch zu mehr als einem schwachen Nicken konnte er sich scheinbar nicht durchringen. Es war nicht zu übersehen, wie enttäuscht er war. Wir hatten wohl beide zu viel Hoffnung in dieses kleine Haus gesteckt. Mein 'Traumprinz' drehte sich zu mir und lächelte zumindest ein wenig. „Es wäre schön gewesen, wenn alles glatt gelaufen wäre... aber sehen wir es positiv. Langweilen werden wir uns hier nicht, es gibt schließlich eine Menge zutun.“ Auch auf meine Lippen legte sich ein zaghaftes Lächeln. Ich tapste auf Kaoru zu drückte ihn in Richtung Bett, um dann einen Arm um ihn zu legen und gemeinsam in das Bett zu fallen. Es quietschte furchtbar unter unserem Gewicht und die dicke Staubschicht darauf flog durch den Raum, sodass wir beide lachen mussten. „Wie romantisch....“, grinste ich. Legte mich auf die Seite um Kaoru anzusehen, während der aufgewirbelte Staub langsam auf uns niederfiel. „Es hört gleich auf zu regnen... dann können wir all das nasse Zeug hier rausbringen... und die Bettwäsche zum Lüften raushängen...“ Ich wollte fragen, woher er das mit dem Regen immer so genau wusste, schwieg aber. Vielleicht, weil es mich enttäuscht hätte eine logische Erklärung zu bekommen, denn Kaoru war schließlich mein mysteriöser 'Traumprinz'. „Okay... das wird eine Menge Arbeit...“ Nur wiederwillig erhob ich mich wieder, weil ich das Geräusch des Regens vermisste. Und tatsächlich tröpfelte es nur noch, als ich aus dem Fenster sah. „Nur wo fangen wir an?“ Einen Blick ins Wohnzimmer werfend entschied ich mich dafür, da dort fast alle Möbel raus mussten. Ich schnappte mir erst einmal einen Stuhl mit dem ich mich auf den Weg nach draußen machte. Dort eine Weile überlegte, wo wir all das Zeug hinbringen sollten. Letztendlich fing ich einfach an es am Rand des Waldes zu stapeln. Während ich einen sperrigen Tisch durch den Flur nach draußen schleppte zogen die dunklen Wolken beiseite und die Sonne kam wieder zum Vorschein. Ich stellte den Tisch einen Moment ab, wischte mir den Schweiß von der Stirn und sah in den strahlend blauen Himmel, der so tat als hätte es nie geregnet. Im Augenwinkel nahm ich eine Bewegung war. Drehte mich zur Seite und entdeckte Kaoru der sich streckte um ein Band an einen der Äste zu binden. Lächelnd betrachtete ich, wie er das andere Ende des Bandes an einen anderen Ast band und sein Werk dann zufrieden nickend betrachtete. Wieder auf dem Weg ins Haus bemerkte er meinen fragenden Blick den er mit „Eine Wäscheleine“ beantwortete. Mit den Schultern zuckend schleppte ich den Tisch zu den anderen Dingen, bevor ich den Teppich zusammenrollte und ebenfalls raus brachte. Kaoru befand sich schon wieder bei seiner Wäscheleine, auf die er nun die staubige Decke hing und ausklopfte. „Du drückst dich nur vor der vielen Schlepperei~“, rief ich ihm grinsend zu. „Jedem das seine. Du machst die körperliche Arbeit und ich die Dinge, für die man etwas nachdenken muss.“, gab er lachend zurück. Ich schüttelte ebenfalls lachend den Kopf. „Ein Band zwischen zwei Bäume zu binden ist kein Zeichen von besonderer Intelligenz.“ Bevor er darauf etwas erwidern konnte war ich grinsend ins Haus geflüchtet, wo ich vor dem nassen Sofa stand von dem ich nicht wusste, wie ich es allein rausbringen sollte. Ich öffnete das Fenster, um Kaoru zu rufen, aber als ich ihn die kleinen gehäkelten Deckchen von den Kommoden aufhängen sah entschied ich, dass das nasse Sofa auch noch etwas warten konnte. Auf der Suche nach Hammer und Nägeln wühlte ich im Flur in den Schubladen. Aber mehr als ein Kartenspiel und alte Streichhölzer waren nicht zu finden. Wie sollte man denn ohne Werkzeug das Dach flicken? Auch im Schlafzimmer war nirgends etwas zu entdecken und in der Küche eben sowenig. Lediglich die alten Putzmittel, die ich unter der Spüle fand konnten wohl noch nützlich sein. „Was suchst du?“ Ich zuckte zusammen, da ich Kaoru nicht kommen hören hatte. „Hammer, Nägel und so. Ich wollte eigentlich das Dach reparieren, falls das möglich ist.“ „Hinter dem Haus steht eine Leiter, vielleicht ist da auch Werkzeug.“ Nickend lief ich an ihm vorbei um dort nach zusehen. Und tatsächlich fand sich dort ein alter, rostiger Werkzeugkasten in der ein paar Nägel und ein Hammer befanden. Ich lehnte die Leiter an einer Stelle gegen das Haus, die etwas Halt bot und kletterte dann rauf. Testete Schritt für Schritt, da ich nicht wusste, wie viel dieses Dach aushalten würde. Irgendwie schaffte ich es, die Löcher mit alten Holzbrettern abzudichten und den Rest des Nachmittages verbrachten Kaoru und ich damit weitere nasse Dinge aus dem Haus zu schleppen und zumindest das Schlafzimmer und einen Teil der Küche zu putzen. Belohnt wurden wir mit Reisbällchen und etwas Schokolade aus der Tüte mit den Lebensmitteln. Erst als es langsam dunkel wurde bemerkten wir, dass es keinen Strom gab. „Den werden sie wohl abgestellt haben... es wohnt ja auch niemand hier...“, seufzte ich. Hatte mich frisch geduscht und völlig erschöpft ins Bett fallen lassen. Wenigstens das Wasser lief. Es wäre aber auch eine Katastrophe gewesen, wenn das auch nicht funktionieren würde. Schließlich hatten wir schon genug andere Sorgen. Den Strom zum Beispiel oder die Tatsache, dass der Herd nicht funktionierte. Mit den Streichhölzern versuchte Kaoru die Kerzen zum brennen zu bringen, die nach einigem Knistern nachgaben und uns etwas Licht spendeten. „Jetzt ist es wirklich romantisch.“, lächelte mein 'Traumprinz' und ließ sich neben mir in das quietschende Bett fallen. Einen Augenblick blieben wir still liegen, ehe ein weiteres Quietschen verriet, dass sich Kaoru wieder bewegte. Er beugte sich nahezu ausdruckslos über mich. Kaltes Wasser tropfte aus seinen Haaren in mein Gesicht und der Duft seines Shampoos erfüllte die Luft. Ganz langsam wurde sein Ausdruck weicher, liebevoller, bevor er sich schließlich vorbeugte und die Lippen auf meine legte. Bewegungslos so verharrte. Wie von selbst fielen meine Augen zu, während sich meine Hände um seinen schmalen Körper legten. Ich wartete geduldig, bis er begann seine Lippen gegen die meinen zu bewegen. Erwiderte jede zärtliche Berührung ebenso vorsichtig und ruhig. Ohne jede Hektik öffnete ich den Mund ein wenig. Schenkte seiner Zunge bereitwillig Einlass, um sie sanft zu umspielen. Meine Hand wanderte zur Wange meines 'Traumprinzen'. Strich über die weiche Haut, ehe sie langsam erst seinen Hals hinab, dann über seinen schmalen Oberkörper fuhr und schließlich an seiner Hüfte ruhte. Lächelnd schloss Kaoru die Augen , legte den Kopf auf mein Herz und zog die Decke ein wenig über uns. In diesem Moment konnte ich nicht aufhören zu Lächeln. Ich war wirklich glücklich. Mein 'Traumprinz' war hier bei mir. Wir waren weit von jeder Gefahr, die ich mir vorstellen konnte entfernt und mir schien ein glückliches Leben in Reichweite. Meine Lippen fanden zu Kaorus Wange. Küssten langsam weiter bis zu seinen Lippen, ehe ich mich wieder etwas von ihm entfernte. Ich konnte uns bereits klar und deutlich Abends mit dem alten Kartenspiel spielend an einem Tisch sitzen sehen, kochend und lachend in der kleinen Küche, lesend vor dem Ofen oder im Schnee spazieren gehend. All das wirkte so greifbar und real, dass ich meinte wir würden schon ewig hier zusammen wohnen. Ich dachte nicht daran, dass ein Teil des Hauses nicht so einfach wieder herzurichten war... oder das wir hier keinen Strom und nicht genügend Lebensmittel hatten. Ich war so geblendet vor lauter Zuneigung... vor lauter Liebe, dass Gefahr in diesem Augenblick nicht existierte. Wenn ich gewusst hätte, dass uns nur noch wenige Stunden blieben... ~ Kapitel 19: kurayami -------------------- Kapitel 19: kurayami Kommentar: Diese Fanfic ist in 110 Favoritenlisten. Mit diesem Wissen wirkt die Kommizahl ziemlich lächerlich, oder? Ich fasse das so auf: Diese Fanfic ist es vielleicht gerade so wert sie zu lesen, aber gut genug um sich die Zeit zu nehmen einen kurzen Kommentar zu hinterlassen scheint sie nicht zu sein. Irgendwie traurig, oder? Kommentar 2: Das Drama, auf das ich so lange hingearbeitet habe nimmt seinen Lauf. Am Ende des Kapitels folgt noch ein kurzes Nachwort, um ein paar Dinge zu erklären. Vorletztes Kapitel! Musik: X-JAPAN- Without You (live) kurayami- Dunkelheit Widmung: Kaoru. Kapitel 19 kurayami Kalt. Ich zog die Decke enger, aber es wurde nicht besser. Kaoru. Warm. Meine Hände suchten nach ihm, konnten aber nichts warmes ertasten. Leise murrend öffnete ich die Augen, aber es war noch immer tiefste Nacht und ich konnte fast gar nichts erkennen. Ich drehte mich zur anderen Seite. Meinte die Siluette meines 'Traumprinzen' auszumachen und tastete nach ihm. Kalt. Ich rückte näher. Konnte ihn durch seine nahezu weiße, porzellanartige Haut trotz der Dunkelheit erkennen. Meine Hand legte sich an seine Wange. So kalt. „Kaoru?“ Ich rückte noch etwas näher, schlang die Arme um seinen schmalen Körper, um ihn etwas zu wärmen. Keine Reaktion. Keine Bewegung. Keine Atmung. Kein Herzschlag. „Kaoru?“ Meine Stimme zitterte. Mein Körper zitterte. Und das nicht mehr aufgrund der Kälte. Ich rüttelte leicht an ihm, versuchte irgendeine Reaktion in seinem Gesicht zu erkennen. Doch nichts. Panisch zog ich seine Hand zu mir, versuchte den Puls zu fühlen, aber ich war viel zu aufgewühlt. Mein Herz schlug so unsagbar schnell, als ich die Decke wegzog und das T-Shirt meines 'Traumprinzen' hochzog, um meinen Kopf auf seinen Oberkörper zu legen. So versuchte seinen Herzschlag zu hören. Doch mein eigenes rasendes Herz pochte so laut in meinen Ohren, dass ich nicht mit Sicherheit sagen konnte, ob ich etwas hörte. Ich rückte höher, lehnte meine Wange nah an seinen Mund, um vielleicht seine Atmung zu spüren. Wieder nichts. Warum weckten ihn meine Taten denn nicht? „Kaoru?“, erneut versuchte ich es mit dem Rütteln an seiner Schulter. Doch wieder keine Reaktion. Ich musste mich beruhigen... dann würde ich sein Herz hören können... Das redete ich mir immer wieder ein. Schloss die Augen und versuchte mich zu entspannen. Doch der Gedanke, dass Kaoru nicht nur schlief machte es unmöglich. Erneut legte ich den Kopf auf seinen Oberkörper. Es musste einfach schlagen. Das konnte doch nicht das Ende sein. Nicht jetzt. Nicht hier. Wir hatten doch noch so viel vor... Immer wieder meinte ich seinen Herzschlag zu spüren. Aber jedes Mal schien es doch nur mein eigenes sein, dass sich weigerte sich zu beruhigen. ... für meinen 'Traumprinzen' mit zuschlagen schien. Immer mehr Tränen sammelten sich in meinen Augen, ehe sie meine Wangen hinab und auf Kaorus Oberkörper tropften. Ich zog seine Hand zu mir. Legte meine Lippen auf die kalten Finger. „Nicht jetzt, Kaoru...“ Meine Stimme klang nicht wie die eines Weinenden, sondern ganz entspannt. Als bestünde gerade keinerlei Gefahr. Wie von selbst schlossen sich meine Augen. Ich konnte jede einzelne Träne deutlich spüren. Mein Herzschlag, meine Atmung, alles wurde mit einem Mal völlig ruhig und wie aus der Ferne vernahm ich zwischen den Schlägen meines Herzens die von Kaoru. Sie waren leise und schwach. Kaum hör- oder fühlbar... aber dennoch ein deutliches Zeichen, dass noch Leben in dem Körper meines 'Traumprinzen' steckte. Ich öffnete die Augen wieder. Die Wolken mussten weitergezogen sein, denn helles Mondlicht machte es mir möglich Kaoru deutlich zu sehen. Ganz langsam, als hätte ich große Angst diese Ruhe zu zerstören beugte ich mich vor. Hielt inne, als meine Lippen nur noch Millimeter von den seinen getrennt war. Sein schwacher Atem streifte mich und sorgte dafür, dass sich ein leichtes Lächeln auf meinen Lippen bildete. Doch so plötzlich, wie diese Ruhe gekommen war verschwand sie auch wieder. Er kam nicht zu sich, sein Herzschlag war fast nicht mehr spürbar. Ein Arzt. Ein Krankenhaus. Der nächste Bus kam erst morgen früh. Solange würde er vielleicht nicht mehr durchhalten. Wohin nur? Was sollte ich tun? Eine Verzweiflung ergriff von mir Besitz, wie ich sie noch nie verspürt hatte. Sollte ich in den nächsten Ort laufen und Hilfe holen? Aber ich konnte Kaoru doch nicht alleine hier lassen. Was wenn er... dann ganz alleine starb...? Am ganzen Körper zitternd verließ ich das Bett. Kramte hastig Kleidung aus meiner Tasche, die ich mir so schnell wir möglich überzog. Mein Blick wanderte panisch durch den Raum, blieb an Kaorus Tasche hängen. Ich bekam den Reißverschluss nicht zu packen, riss an der Tasche herum, bis ich sie endlich aufbekam und nach einer Hose suchte. Als ich etwas hartes ertastete stockte ich einen Moment, zog den eckigen Gegenstand heraus. Eine Tablettenpackung. Digacin. Ich wollte dem Text auf der Rückseite entnehmen, um was für ein Mittel es sich handelte, aber alles verschwamm aufgrund meiner Tränen. Was, wenn es Kaorus Zustand bessern würde? Wenn es nur das war, was er jetzt brauchte? Zusammensetzung... das half mir auch nicht weiter. Ich drehte die Packung in meiner Hand hin und her. Anwendung bei Herzinsuffizienz. Was bedeutete das? Würde das Mittel dafür Sorgen, dass sein Herz wieder richtig schlug? Oder beruhigte es sein Herz, sodass es ihn umbringen würde, wenn ich es ihm jetzt gab? „... Daisuke...?“ Schlagartig drehte ich mich um. Die Augen meines 'Traumprinzen' waren geöffnet. Die Packung immer noch fest im Griff hastete ich zurück zu Kaoru. Eine Welle der Gefühle durchflutete meinen Körper. Brachte mich dazu nur noch mehr zu weinen. Ich hätte ihn am liebsten an mich gedrückt, aber so blass wie er war wirkte er nahezu zerbrechlich, sodass ich mich lediglich traute seine Hand zu nehmen. „Brauchst du diese Tabletten?“ Die Packung hochhaltend wartete ich auf seine Reaktion. Aber er schien meine Worte nicht richtig mitbekommen zu haben. Seine Augen waren auf die Tabletten gerichtet, doch die Art wie er sie ansah wirkte, als würde er sie nicht erkennen. „Die Tabletten aus deiner Tasche.“, versuchte ich ihm weiterzuhelfen und erstmals klang meine Stimme so verzweifelt, wie ich mich fühlte. Ein schwaches Kopfschütteln war seine Antwort. „Etwas anderes? Ein Arzt?“ Er löste seine Hand von meiner und legte sie an meine Wange. Das schwache Zittern ging auf mich über. Es erschreckte mich, wie sehr es ihn anzustrengen schien, die Hand zu heben. „Nichts...“ Seine Stimme war nicht mehr als ein wispern. „Wird es von allein wieder besser?“ Meine Tränen liefen über seine schlanken Finger, als er erneut den Kopf schüttelte. „Aber dann brauchst du doch Hilfe...“ Ich wagte es nicht zu fragen, ob es keine Rettung mehr für ihn gab. Allein der Gedanke sorgte dafür, dass sich mein ganzer Körper eingekettet fühlte, als würde man mir die Luft abschnüren. Seine Hand verließ meine Wange, fiel kraftlos zurück auf das Bett. Selbst das Blinzeln schien ihn Kraft zu kosten und mit jedem Mal behielt er die Augen ein wenig länger geschlossen. „Wenn ich in ein Krankenhaus komme und dort überlebe... werde ich zurück Nachhause geschickt...“, ein leichtes Lächeln legte sich auf sein Gesicht. Es wirkte schwach und zitternd, aber ehrlich. „Ich sterbe lieber jetzt und hier... wo ich glücklich bin...“ Ich konnte nur den Kopf schütteln. Das würde ich nicht zulassen. Er durfte nicht sterben... Wenn er in ein Krankenhaus käme könnte er überleben... Wir verloren Zeit. Zeit, in der er immer schwächer wurde. „Ich werde nicht zulassen, dass du stirbst...“, ich ging zurück zu seiner Tasche, um dort eine Hose und eine Jacke rauszusuchen, „Wenn sie dich zurückschicken... werde ich dich wieder rausholen... wir schaffen das... werden wieder flüchten und diesmal richtig...“ Ich wünschte mir so sehr, dass meine Worte die Wahrheit sein würden... aber gleichzeitig bildeten sich andere Gedanken. Dieses Medikament allein hielt ihn nicht am Leben... wenn wir wieder flüchten würden wäre es nur eine Frage der Zeit, bis es wieder so weit kam. Kaoru musste es gewusst haben. Er musste gewusst haben, dass er eine Flucht nicht überleben würde... War er bereit zu sterben und wollte es nur nicht eingesperrt in diesem Haus? Mit der Kleidung in der Hand trat ich zurück an das Bett. Betrachtete meinen 'Traumprinzen'. Stand sein Tod schon fest? Wenn ja... stellte das alle Geschehnisse in ein völlig neues Licht. Die Tatsache, dass seine Eltern wenig Zeit mit ihm verbrachten und keine Fotos vom ihm gemacht hatten. Einfach, weil sie wussten, dass er sterben würde? Damit sie ihn nicht so sehr ins Herz schlossen und der Verlust nicht mehr so stark wäre? Untersagten sie ihm den Kontakt zu anderen, damit auch niemand sonst um einen Jungen trauern würde, der vielleicht von Anfang an zu einem frühen Tod verurteilt worden war? Mir kam ein Gedanke in den Sinn, den ich beim betrachten von Kaorus Räumen bekommen hatte. Wenn man sein Zimmer betrat konnte man meinen es sei ein Gästezimmer, da es keinerlei persönliche Gegenstände gab... das einzige, was man vernichten müsste wäre seine Kleidung... dann würde nichts mehr darauf hinweisen, dass dort ein Junge aufgewachsen war... Sie schienen tatsächlich auf seinen Tod zu warten... Mein Herz tat so weh... Wut, Mitleid und Trauer strömten in gleichmäßigen Bahnen durch meinen Körper, während ich mich daran machte Kaoru erst die Hose und dann die Jacke anzuziehen. Er schien mir widersprechen zu wollen, aber kein Ton verließ seine Lippen. Stattdessen schloss er die Augen und ließ es still über sich ergehen. Ich beugte mich über ihn. Legte meine Lippen kurz auf seine. „Ich werde dich nicht aufgeben, Kaoru.“ Vorsichtig brachte ich ihn am Rand des Bettes in eine sitzende Position. Drehte ihm so den Rücken zu. „Kannst du die Arme um meinen Hals legen?“ Es schien ihn eine Menge Kraft zu kosten, aber er gab sich Mühe und schaffte es letztendlich. Ich nahm seine Beine in die Hände und zog ihn richtig auf meinen Rücken, ehe ich langsam mit ihm aufstand. Leicht nach vorne beugte, damit er nicht so viel Kraft brauchte um sich festzuhalten, weil er mehr an mir lehnte. „Du musst kämpfen... damit wir zusammen leben können... und selbst wenn dieses Leben daraus besteht immer im Haus zu bleiben... ich bleibe bei dir...“ Erneut konnte ich die Tränen nicht unterdrücken. Wie hoch war die Wahrscheinlichkeit, dass mein 'Traumprinz' durchhielt, bis ich ihn in das nächste Dorf gebracht hatte? Und wie lange würde er dort noch auf einen Krankenwagen warten müssen? Mit all der Ungewissheit, Sorge und Trauer als zusätzlichem Ballast auf den Schultern verließ ich mit Kaoru das Haus. Bemerkte erst draußen, dass ich keine Schuhe angezogen hatte. ... aber wenn ich jetzt umdrehen würde... würde ich nicht die Kraft haben noch einmal loszugehen... Schritt für Schritt entfernten wir uns von dem Haus und liefen tiefer in die Dunkelheit, die vor uns lag. ~ Nachwort: Herzinsuffizienz = Herzschwäche Das Medikament Digacin ist ein herzstärkendes Mittel. Eingesetzt wird es vor allem bei einer Herzschwäche oder einem Herzklappenfehler. Die Spannweite zwischen einer wirksamen Dosis und einer Vergiftung ist sehr gering und da Kaoru dieses Medikament allein einnehmen musste ist es zu einer Vergiftung gekommen. (Normalerweise stellt der Arzt nach einer Blutuntersuchung und genauen Sichtung des Patienten die gebrauchte Menge fest. Da diese Menge innerhalb einer Person sehr schwanken kann müssen diese Tests sehr oft gemacht werden.) Die Symptome einer solchen Vergiftung sind: Schmerzen im unteren Teil des Bauches, unübliche Schwächeanfälle oder Bewusstlosigkeit, ein langsamer/unregelmäßiger Herzschlag, Benommenheit, Sehstörungen (farbiger Schein um das Gesehene), Depressionen, Verwirrtheit und Kopfschmerzen. Diese Vergiftung kann zu einem Herzblock führen, der zu Benommenheit, Schwindel und Bewusstlosigkeit führt. Diese „Anfälle“ enden ohne Behandlung tödlich. Da es kein Gegengift für diese Vergiftung gibt kann es in vielen Fällen selbst im Krankenhaus zum Tode kommen. Kapitel 20: Long Distance Call, The End --------------------------------------- Kapitel 20: Long Distance Call, The End Kommentar: Das letzte Kapitel! Wirklich! Ich bin gespannt, ob es euch gefällt... und auch, ob ihr alle Handlungen und Gefühle von Die nachvollziehen könnt. Schreibt mir bitte einen Kommentar! Musik: Mucc- Kuchiki no tou, X-JAPAN- Endless Rain/Without You, Buck Tick- Long Distance Call Widmung: kyo_roshi [und natürlich allen anderen lieben Lesern, die mir fleißig Kommentare geschrieben haben] Danke! Das war sicher nicht meine letzte Fanfic! Kapitel 20 Long Distance Call, The End Der schmale, zugewachsene Weg, der zur Straße führte kam mir unendlich lang vor. Äste, die ich wegen der Dunkelheit nicht sehen konnte schlugen mir ins Gesicht, dass ich schützend zur Seite drehte, damit wenigstens Kaoru nichts abbekam. Mit jedem Schritt konnte ich spüren, wie sich spitze Stöcke in meine Füße schnitten. Als ich die Straße erreichte atmete ich erleichtert auf, doch die kleinen Steine, die dort überall verteilt waren taten nicht weniger weh. Und wo lang nun? In welche Richtung würde ich schneller ein Dorf erreichen? Ich versuchte mich daran zu erinnern, wann wir mit dem Bus durch den letzten Ort gefahren waren... aber ich hatte zu wenig auf die Umgebung geachtet. „Kaoru? Weißt du, ob der letzte Ort weit entfernt ist?“ Es dauerte, bis ich eine gewisperte Antwort bekam. „Zu weit, um es zu Fuß zu schaffen...“ Meine Hoffnung schwand. Was, wenn es in die andere Richtung noch weiter war? Und in welcher Richtung würde ein Krankenhaus näher dran sein? Eine falsche Entscheidung von mir könnte bedeuten, dass wir es nicht rechtzeitig schaffen... Der Druck und die Hilflosigkeit ließen mich zittern. Verzweifelt blickte ich hin und her. Es war keine Zeit für lange Überlegungen... Ich drehte mich um und lief los. In die entgegengesetzte Richtung des Busses. Denn letztendlich würde ich bei einer Weggabelung auch nicht wissen, wo wir hergekommen waren. Es blieb nichts anderes übrig als zu beten, dass meine Entscheidung richtig war. So schnell ich mit dem Gewicht auf meinem Rücken konnte lief ich über den Asphalt. Doch der Schmerz an meinen Füßen erreichte mich nicht. Mein Körper wurde viel zu sehr von der Verzweiflung beherrscht. Langsam gewöhnten sich meine Augen an die Dunkelheit, aber die Tränen verhinderten, dass ich den Weg erkennen konnte. Immer wieder Äste unter meinen Füßen spürte und dann verzweifelt nach der Straße suchte. Dichte Wolken hatten sich vor den Mond geschoben. Schienen nicht einen einzigen Lichtstrahl auf die Erde fallen zu lassen. So wie sie das Licht verschluckten schienen sie auch meine Hoffnung immer mehr verschwinden zu lassen. Mit jedem Schritt hoffte ich ein Ende des Waldes zu entdecken. Irgendein Haus oder ein Auto. Irgendetwas. Doch alles blieb schwarz. Mein Zeitgefühl war völlig verschwunden. Wie viele Minuten oder ob bereits eine Stunde vergangen war... ich konnte es nicht sagen. Ich spürte nur wie der ohnehin schon schwache Griff von Kaorus Händen in meinem Oberteil immer weniger wurde. Es würde nicht mehr lange dauern, bis sie nur noch leblos herunterhing. Sein Körper war so kalt und schien auch durch meine Nähe nicht wärmer zu werden. Es war, als könnte ich fühlen, wie seine Schwäche und Kälte langsam auch auf meinen Körper überging. Mich mit in die tiefe Dunkelheit, die uns umgab zog. Ich wollte mit ihm reden, ihn wach halten... aber was, wenn ihm das Kraft nehmen würde, die er brauchte um es zu schaffen bis ich Hilfe erreicht hatte? Ich wollte weitere Tränen zurückhalten, doch sie liefen einfach immer weiter über meine Wangen. Erinnerten mich daran, dass es so nicht enden durfte. Das ich Kämpfen musste. Ich wollte Kaoru nicht aufgeben. Auch wenn er nur noch wenig Zeit hatte... oder das Haus wirklich nicht mehr verlassen könnte... ich würde bei ihm bleiben. Mit ihm zusammen ein Leben versteckt vor dem Rest der Menschheit führen... So viel, war ich bereit zu geben, nur damit er nicht von mir ging... und trotzdem konnte ich spüren, wie er sich immer weiter vom Leben entfernte. „Daisuke?“ Ich hielt automatisch an. Wollte ihm eigentlich sagen, dass er seine Kräfte sparen sollte... aber seine Stimme zu hören gab mir neuen Mut... und beruhigte mich... „Hai?“, es war nicht zu überhören, dass ich weinte. „Ich... glaube nicht, dass ich diese Nacht überlebe... bitte bleib stehen... lass uns die letzte Zeit ganz ruhig verbringen...“ Ein Schluchzen verließ meine Lippen, als ich zitternd weiter ging. „Ich kann nicht... ich kann dich nicht aufgeben...“ Niemals... Meine Schritte beschleunigten sich. Stunden vergingen. Wann meine Schritte angefangen hatten langsamer zu werden konnte ich nicht sagen. Ein Ende des Waldes war noch immer nicht in Sicht... und so wie die Dunkelheit angehalten hatte war auch die Hilflosigkeit geblieben. Das Wissen, dass meine zitternden Beine Kaoru nicht mehr weit tragen würden drohte immer wieder das letzte Fünkchen Hoffnung zu vernichten. Ich geriet wieder vom Weg ab, doch diesmal bemerkte ich es nicht in Form von Stöcken, die ich unter meinen Füßen spürte. Ein großer Stein lag im Weg. Brachte mich aus dem Gleichgewicht und ließ mich nach vorne stürzen. Ich wollte die Arme nach vorne Strecken- mein Gesicht vor dem Aufprall schützen, aber meine Hände ließen Kaoru nicht los. Ich drehte den Kopf zur Seite und spürte wie meine Wange über den harten Boden schliff und die kleinen Steine und Stöcke meine Haut abschürften. Der Schmerz zog sich durch meinen Körper, ließen mich einen Moment völlig erstarren. Schwer atmend und Kaorus Gewicht auf mir habend blieb ich einen Moment liegen. Ein fataler Fehler, denn mit einem Mal wurde ich mir meiner Erschöpfung bewusst. Jede Faser meines Körpers tat so sehr weh, dass ich glaubte mich nicht mehr bewegen zu können. Ein stechender, brennender Schmerz ging von meinen Füßen aus und der Gedanke auch nur noch einen Schritt zu laufen wurde unmöglich. Mein schneller Herzschlag pochte in meinen Ohren, blendete alle anderen Geräusche aus. Ich wollte Kaoru fragen, wie es ihm ging, aber selbst zum Sprechen fehlte mir die Kraft. Selbst das Gefühl der Tränen, an das ich mich bereits gewohnt hatte verebbte und wie von selbst fielen mir schließlich die Augen zu. War das das Ende? Fühlte sich sterben so an? Wir lagen zu weit am Rande der Straße... wenn ein Bus hier vorbeifuhr... würde man uns nicht sehen... Es darf nicht enden. Nicht jetzt... und nicht hier... „Kaoru?“ Ich versuchte mich zu konzentrieren, um seine Antwort zu verstehen. Doch da war nichts. Kein einziges Wort. Die Panik, dir in mir aufkam überdeckte sogar meine Kraftlosigkeit. Meine Hände lösten sich von Kaorus Beinen. Zogen ihn vorsichtig von mir runter, ehe ich mich auf die Seite drehte um ihn anzusehen. Die Gesichtszüge meines 'Traumprinzen' waren starr. Leblos. „Das hier ist nicht das Ende... hörst du? Es ist nicht das Ende...“ Ich legte einen Arm um Kaoru, zog ihn dichter an mich, um seinen eiskalten Körper zu wärmen. Meine Lippen lagen auf seiner Wange, während meine eine Hand schwach über seinen Rücken strich. „Hier wird es nicht enden...“ Wie oft ich diese Worte wiederholte... ihm immer wieder ins Ohr geflüstert hatte... konnte ich nicht sagen. Nur am Rande nahm ich wahr, wie die Dämmerung einsetzte und die dunklen Wolken sich langsam verzogen. Ich war so schwach, dass ich nicht einmal um meinen 'Traumprinzen' weinen konnte. Aber in den Stunden, in denen ich seinen Körper fest an meinen drückte konnte ich mir auch nicht vorstellen, dass tatsächlich jedes Fünkchen Leben aus ihm geflohen sein sollte. Das letzte bisschen Kraft verließ mich beim aufgehen der Sonne. Noch bevor ich die ersten Strahlen sehen konnte versank alles in einem tiefen Schwarz. Als würde ich noch immer in der Dunkelheit auf dieser endlosen Straße entlang laufen... ~ „Andou? Andou Daisuke?“ Wie von selbst nickte ich der Stimme zu. „Können sie die Augen öffnen?“ Wieder ein Nicken, aber mein Körper reagierte nicht auf meinen Versuch die Augen zu öffnen. „Ich werde ihnen jetzt eine Infusion verabreichen, erschrecken sie sich nicht.“ Ich spürte einen Stechen, aber ich konnte nicht einmal sagen wo es herkam. Mein ganzer Körper fühlte sich so taub an. So leblos... als hätte man mir das Herz herausgerissen... und all mein Blut war zum Stillstand gekommen... Kaoru. Die Erinnerung kehrte zurück, löste die Taubheit ab und brachte mich dazu hochzuschrecken. „Nicht so schnell bewegen!“, rief die Frauenstimme erschrocken, doch ich reagierte nicht drauf. Versuche das Schwindelgefühl loszuwerden und meine Umgebung zu erkennen. Ein... Krankenzimmer? Man hatte uns gefunden? „Kaoru? Wo ist Kaoru?“ Er war nicht hier. Bedeutete das...? Wie viel Zeit war vergangen? „Wo ist er? Wie geht es ihm?“ Mein Blick fixierte die Ärztin. „Ich bin nicht befugt es ihnen zu sagen.“ Mein Herz raste, die ganze Angst wurde in wenigen Sekunden zur Wut... denn das war ein Gefühl, dass ich in diesem Moment leichter ertragen konnte... Ich riss die Decke zur Seite und stand, die Ärztin beiseite schubsend, auf. Sie schien nicht damit gerechnet zu haben, dass ich wirklich hochkam, sodass sie überrascht zu Boden fiel. Doch lange konnte ich mich nicht auf sie konzentrieren. Hätte man mich gefragt, wie diese Frau ausgesehen hat... ich hätte es nicht gewusst. Meine Füße waren verbunden,nur gedämpft spürte ich den Boden unter mir. Meine Wut schob das Adrenalin durch meinen Körper, sodass ich keinerlei Schmerz wahrnahm. Mit wenigen Schritten war ich an der Tür, riss sie auf und sah mich im Flur um. Noch ehe ich mich für eine Richtung entschieden hatte spürte ich eine Hand an meinem Arm. Ich hob den Blick und erkannte meine Eltern. Urplötzlich schien das gesamte Adrenalin wieder verschwunden zu sein. Die Kraft, die mein Körper aus reiner Verzweiflung aufgebracht hatte ließ mit einem Mal nach. Ihre vertrauten Gesichter zu sehen. Das Gefühl der Sicherheit, dass ihr Anblick bei mir verursachte. Ich sah, wie sich ihre Lippen bewegten. Ihre hektischen, wütenden Gesten. Aber nicht ein einziger Ton schien bei mir anzukommen. In dem Moment wünschte ich mir nichts mehr, als eine Umarmung. Das mich jemand festhielt. Mir sagte, dass Kaoru all das überstanden hatte und ihm noch mehr Zeit blieb. Ich hatte die ganze Zeit versucht ihm so gut wie möglich Halt zu geben... aber wer hielt mich? Wer tröstete mich? Erst in diesem Moment, als ich meinen Eltern gegenüber stand, bemerkte ich, wie sehr mir ihre Hilfe... ihre alleinige Anwesenheit, die für eine gewisse Sicherheit sorgte, gefehlt hatte. Ich konnte weder nach Kaoru fragen, noch Wiedersprechen, als sie die Unterlagen unterschrieben, die ihnen erlaubten mich mit Nachhause zu nehmen. Wie eine Puppe ließ ich mich von ihnen mitziehen und ins Auto setzen. Mein Blick lag auf dem Krankenhaus, dass langsam außer Sicht geriet. Und mit jedem Meter den wir fuhren, der mich weiter von Kaoru entfernte, zog sich etwas in mir zusammen. Ich fühlte mich an den Wegrand zurückversetzt. Als stünde die Dunkelheit noch immer zwischen mir und meiner Umgebung. Ich wusste nicht, ob mein 'Traumprinz' noch lebte... diese Ungewissheit betäubte mich. Ließ meinen Kopf zur Seite, gegen das kalte Glas kippen, während die Sonne so hell strahlte als wäre dies ein ganz normaler Tag wie jeder andere. Die Welt drehte sich einfach weiter... Mein Blick blieb immer wieder ein vorbeilaufenden Menschen hängen, die mit ihrem Lächeln, ihrer Zufriedenheit, ihrer Hektik und all den anderen normalen Gefühlen und Ausdrücken so fremd auf mich wirkten, dass ich die Augen schließen musste. Der Gedanke, dass ich mein Leben jemals wieder genauso verbringen sollte war einfach nicht greifbar. Und mit einem Mal realisierte ich, dass ich das nicht zulassen konnte... nicht durfte. Ich war dabei, den Gedanken, dass mein 'Traumprinz' gestorben war als Realität anzusehen. Was, wenn er nicht gestorben war? Er würde nach mir fragen... und ich würde nicht da sein...? Mir blieb die Luft weg. „STOP!“ Mein Vater erschrak so sehr, dass er tatsächlich auf die Bremse drückte. Sobald wir standen riss ich die Tür auf. Die anderen Autos, die quietschend zum Halten kamen ignorierend rannte ich los. Wir waren noch nicht weit gekommen, ich konnte das Krankenhaus noch sehen. Tränen rannen über meine Wangen, während ich so schnell rannte, als wäre die Erschöpfung völlig verflogen. Kaoru. Ich musste zu ihm. Er durfte nicht tot sein... er konnte nicht tot sein... das würde ich doch spüren, oder? Ich würde es doch fühlen, wenn er wirklich nicht mehr leben würde... Ich kam dem großen Gebäude immer näher, beachtete die seltsamen Blicke der Leute nicht, die mir auswichen. Der Verband an meinen Füßen löste sich durch die heftige Berührung mit dem Asphalt, doch in diesem Augenblick konnte mich nichts aufhalten. Ich drückte eine der großen Glastüren auf und rannte zu dem Schalter, der direkt vor mir war. „Niikura, Kaoru.“ Die Krankenschwester gab ohne aufzublicken den Namen in ihren Computer ein. „2. Etage, Raum 246.“ Ohne noch eine Sekunde zu verlieren rannte ich zu den Fahrstühlen. Drückte den Knopf, doch das alles dauerte mir viel zu lange. Ich blickte mich um, entdeckte die Tür zum Treppenhaus und stürmte wieder los. Wie ich es in meinem Zustand die Treppen hoch schaffen konnte wusste ich nicht. Die Hoffnung, dass Kaoru noch leben könnte trieb mich immer weiter voran. Im 2. Stock angekommen blickte ich mich um. Entdeckte die Aufschrift „Intensivstation“ an einer der Türen. Ich wollte die Tür öffnen, doch sie war verschlossen. Als sich ein Arzt der Tür näherte und sie öffnete schubste ich ihn zur Seite und rannte los. 246... So schnell rennend wie möglich blickte ich zur Seite auf die Schilder der Zimmernummern. Als ich die 241 erblickte wurde ich langsamer. Lief schwer atmend die restlichen Meter, ehe ich die richtige Nummer entdeckte. In der Tür war ein Gläsernes Fenster, durch das ich ihn sah... Ich drückte die Tür auf. Konnte die Stimme eines wütenden Mannes hinter mir hören, doch sie war noch weit genug entfernt. Mit ein paar schnellen Schritten erreichte ich Kaoru. Sank weinend auf die Knie. Er lebte... er lebte wirklich noch... „RAUS HIER!“ Ich brauchte nicht aufzusehen um zu wissen, dass diese Stimme zu Yomi gehörte. Wie von selbst schüttelte ich den Kopf. Die ganze Anspannung war von meinen Schultern gesunken und das einzige, zu dem ich in diesem Moment in der Fähig war... weinen. So bitterlich und gleichzeitig erleichtert, wie noch nie zuvor. Das ganze Hin und Her meiner Gefühle, meine Trauer, meine Angst, meine Wut... all die Sorge... das Glück, dass er noch lebt. All das schwemmte über mich nieder, wie die Wellen am Meer. Ich streckte die Hand aus, legte sie vorsichtig auf Kaorus. Ich hatte erwartet, dass Yomi mich herauszerren würde. Oder das er zumindest weiter schrie. Aber nichts... Der Arzt, der auf dem Flur hinter mir her gebrüllt hatte betrat den Raum, aber noch bevor er etwas sagen konnte, hörte ich Yomi. „Ist schon okay, er bleibt hier.“ Hatte er es verstanden? Hatte er verstanden, dass man mich nicht mehr von Kaoru Fernhalten konnte? Ich wollte mich umdrehen, Yomi ansehen, mich bei ihm bedanken... aber ich konnte den Blick nicht von meinem 'Traumprinzen' nehmen, den ich verschleiert durch all meine Tränen vor mir liegen sah. Zwei Wochen sind seitdem vergangen. Yomi hatte mir erklärt, dass Kaorus Zustand alles andere als gut war. Die Vergiftung, die das Medikament ausgelöst hatte, hatte viel Zeit sich auszubreiten und Kaorus ohnehin sehr schwachem Herzen ziemlich zugesetzt. Die Ärzte konnten lediglich die Symptome bekämpfen und hoffen, dass Kaorus Körper die Kraft aufbringen würde dagegen anzukämpfen. Und tatsächlich verbesserte sich sein Zustand von Tag zu Tag. Aber all die Gifte hatten ihre Spuren hinterlassen, so dass mein 'Traumprinz' noch immer nicht aufwachte. Vor vier Tagen hatten sie seinen Zustand für stabil erklärt und ihn am nächsten Tag Nachhause transportiert. Stundenlang hatte ich mit Kyo an meinem Fenster gesessen und auf den Wagen gewartet. Während der letzten zwei Wochen waren Kaorus Eltern nicht einmal zu ihm gekommen. Sie weigerten sich, ihren Sohn zu sehen. Yomi hatte meine Vermutung bestätigt. Kaoru kam bereits mit einem Herzfehler auf die Welt. Von Anfang an hatten die Ärzte gesagt, dass seine Lebenserwartung sehr gering sein würde. Seine Eltern hatten den Gedanken nicht ertragen können und ihren Sohn deshalb von Kindermädchen aufziehen lassen. Doch statt, wie erwartet, sehr früh zu sterben wurde er älter. Immer wieder musste er ins Krankenhaus, hatte Zusammenbrüche und musste deshalb nahezu jede Nacht an ein Beatmungsgerät und ein EKG angeschlossen werden. Wie oft man ihn schon wiederbelebt hatte wusste selbst Yomi nicht. Jede noch so kleine Erkältung war ein möglicher Todesgrund, da sein geschwächter Körper mit keiner Krankheit wirklich zurecht kommen konnte. Es gab so viele Situationen, in denen ich es hätte herausfinden können. Als ich in den zweiten Stock geklettert bin und nur einen Raum zu weit war... denn im Raum daneben war das Bett mit den technischen Geräten... Als ich im Bad nicht in die Schränke gesehen war... die voller Herzmedikamente waren... Als ich den Fernseher nicht wieder angemacht hatte... denn die Nachrichtensprecherin hatte von der Dringlichkeit der Sache geredet und Kaorus Herzfehler erwähnt... Doch all diese Dinge waren an mir vorbeigezogen. Hatten das Drama seinen Lauf nehmen lassen. Nachdem ich zurück ins Krankenhaus gerannt war, waren meine Eltern ziemlich ausgerastet. Es hatte mich Stunden an Erklärungen gekostet ihnen zu berichten, wie ich mich fühle, was geschehen war und das ich Kaoru nicht aufgeben würde. Glücklich über meine Liebe waren sie nicht... aber sie hatten schließlich zumindest etwas Verständnis aufgebracht. Yomi hatte mit den Eltern Kaorus gesprochen. Sie erlaubten ihrem Sohn nun, dass er Kontakt zu anderen hatte. Seitdem er wieder Zuhause war blieb ich immer in seiner Nähe. Hoffte, dass er bald aufwachen würde... doch wann und ob es jemals so weit kommen würde wusste niemand. Ich betrachte Kyo, der neben mir auf der Terrasse hinter der Villa sitzt. Er dreht den Kopf zur Seite, erwidert meinen Blick lächelnd. Streckt die Hand aus und legt sie um meine. Während all des Stresses und auch bei dem Gespräch mit meinen Eltern war er bei mir gewesen. Hatte mich nicht eine Sekunde im Stich gelassen. Mein Blick wanderte zu den Bäumen, hinter denen der kleine See lag, an dem ich mit meinem 'Traumprinzen' gewesen bin. Wo ich ihn das erste Mal geküsst hatte... „Er ist wach...“, flüstert Kyo leise. Reißt mich damit aus meinen Erinnerungen. Ich verstehe erst nicht, was er meint, als das Quietschen der Terassentür meine Aufmerksamkeit weckt. Ich drehe mich um und traue meinen Augen nicht. In der Tür steht mein 'Traumprinz'. Schwach Lächelnd und von Yomi gestützt. Mein ganzer Körper kribbelt vor Glück, als ich aufstehe und seinen geschwächten Körper an mich drücke. Ich höre wie Yomi Kyo mit sich ins Haus zieht. Uns beide allein zurücklässt. „Ich dachte ich würde sterben...“, seine Stimme klingt noch rau und heiser. „Ich hab doch gesagt, dass es nicht das Ende sein wird... nicht dort... und auch nicht jetzt und hier... noch einmal werden wir das Schicksal nicht so herausfinden... deine Eltern erlauben, dass ich hier bleibe... es gibt keinen Grund mehr abzuhauen...“ Meine Wange streift seine, während meine Hand durch sein Haar streicht. Ich habe die Nähe meines 'Traumprinzen' so sehr vermisst... „Wir bleiben hier und werden zusammen alt...“, füge ich nach kurzem Schweigen hinzu. Seine Hand legt sich an meine Wange, drückt mich ein wenig zurück, sodass wir uns ansehen. Kaorus Lächeln ist zum ersten Mal wirklich glücklich. Kein Trauriger Schimmer, keine geheimen Sorgen mehr. Ich kann nicht Wiederstehen und schließe die Augen. Lege meine Lippen auf die seinen. Natürlich wird unser gemeinsames Leben nie einfach sein... aber wir werden jede Minute, die wir haben genießen... The End. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)