Eyes on me von Malin-Saturn (FF8) ================================================================================ Kapitel 2: 2/5 ein neuer Name ----------------------------- Kapitel zwei – ein neuer Name „Bei allen Sternen“, murmelte sie und fuhr sich mit der Hand über die Stirn „Ich fühle mich, als hätte mich ein Zug gerammt.“ „Oh, so ähnlich war es auch.“, sagte eine, für sie fremde Stimme und nun öffnete sie doch die Augen. „Ich bin Doktor Kadowaki. Wir haben es Abend. Du warst mehrere Tage ohnmächtig oder hast geschlafen.“ Das Mädchen versuchte sich etwas aufzurichten, doch das Dröhnen in ihrem Schädel wurde nur noch unangenehmer, und so ließ sie es. „Wo bin ich?“, fragte sie. Zum einem um irgendwas zu sagen, zum anderen weil sie es wirklich nicht wusste. „Du bist auf der Krankenstation.“, erklärte die Frau. Ach was, dachte das Mädchen sarkastisch, dass hätte ich jetzt nicht gedacht. Sie lächelte aber nur müde und nickte, als würde sie verstehen. „Hey, Doc. Ist sie wach?“ Jemand hatte die Tür aufgerissen und brüllte, für ihre Begriffe viel zu laut. „Ja, Xell. Diesmal ist sie wach.“, sagte die Doktorin freundlich. „Oh, gut, ich habe hier Kleidung für sie, dann kann sie ja aufstehen.“, nickte Xell, gutgelaunt wie immer. Das Mädchen raffte sich zu einem stechenden Blick auf. Der Junge war doch nicht bei Trost. Ihr war schwindlig und sie hatte Kopfschmerzen. Sie würde nirgendwo hingehen. „Ich weiß nicht, ob sie sich in der Lage dazu fühlt.“, wandte Kadowaki ein. Endlich jemand mit Verstand, dachte das Mädchen und dann, Kleidung? Sie stöhnte auf, als ihre Erinnerungen zurückkamen, das hieß, die seit sie dem Glaskasten entkommen war. „Ich komme nirgendwo hin mit, Junge.“, murmelte sie leise. „Ach so, ich dachte ich zeig dir gleich die Cafeteria und…“ Sie saß ruckartig aufrecht, den Schmerz ignorierend und fixierte Xell mit großen Augen. Dieser war so verwirrt, dass er stockte und auch Kadowaki starrte sie nun verwirrt an. „Essen?“, murmelte sie und Speichel sammelte sich in ihrem Mundwinkel. „Wirkliches und wahrhaftiges Essen?“ „Ähm… jau.“, nickte Xell äußerst intelligent und war nun sehr zufrieden. Quistis hatte ihn belehrt, das jemand, der kurz vor der Tür des Todes stand, wohl kaum ans Essen, geschweige dann ans Mensaessen denken konnte, doch Quistis hatte sich getäuscht. „Was?“, fragte das Mädchen leise. „Komm mit.“, grinste Xell. Schon warf das Mädchen die Decke zurück und wäre wohl, so wie sie war, mitgelaufen, doch Xells Wangen röteten sich leicht und er begann zu stottern. „D…d…du solltest dir was…“ Er räusperte sich und sein Finger deutete wage auf ihren Körper. Sie sah an sich hinunter. Nun, zugegeben, das Nachthemd war etwas kurz und im Rücken spürte sie einen luftigen Zug, aber ansonsten … Du meine Güte, hatte ich schon immer X-Beine? Oh, … nein, … ich steh nur komisch. Na bloß gut, dachte sie und sah zu den Sachen hinunter, die Xell ihr gebracht hatte. *** „Wahnsinnig kommt zum Essen?“, fragte eine Stimme hinter dem Mädchen, als diese gerade mit Heißhunger und Genuss in einen Hot Dog beißen wollte. Plötzlich schmerzte ihr Kopf wieder unerträglich, der Schwindel war zurück und nun kam auch noch Übelkeit hinzu. Eben typische Symptome, wenn man unangenehmen Leuten begegnete. „Willst du mir meine Essen versauen, Goldlöckchen?“, zischte sie über ihre Schulter hinweg und legte den Hot Dog wieder auf den Teller. Er könnte sonst im Gesicht von Anwesenden landen und dazu war er nun wirklich zu schade. Eine Faust tat es auch. Sie wollte sich gerade umdrehen, als neben ihr eine Hand auf den Tisch knallte. So wandte sie lediglich den Kopf. „Wie war das?“, zischte Cifer. „Sieh an, langsam erkennst du wo dein Platz ist. Wenn du nun noch niederkniest, hast du ihn fast erreicht.“, lächelte sie und wandte den Kopf. Ihre Iriden starrten in eisblaue und die wirkten irgendwie … kalt. Cifer hatte sich zu ihr hinuntergebeugt, so dass sie sich Aug in Aug gegenüber waren. Sein Mund war verkniffen, ihrer lächelte dünn. „Du solltest dich mal entspannen, sonst bekommst du graue Haare.“, sagte sie. „Und du solltest dir klar werden mit wem du hier redest.“, zischte er. „Hör mal, Goldlöckchen.“, begann sie und erhob sich, auch Cifer richtete sich auf „Wir wurden uns nie vorgestellt. Vor fünf Minuten bin ich auf der Krankenstation irgendwo auf der Erde, ich bin doch auf der Erde, aufgewacht und jetzt habe ich verflucht noch mal riesen Hunger.“ Ihre Stimme wurde immer lauter und Cifer immer unbeeindruckter. Er hatte die Arme verschränkt und sein Fuß wippte leicht ungeduldig. „Komm zum Punkt.“, warf er auch noch in ihrer Atempause ein. „Und du“ Sie zeigte auf ihn, Cifer hob eine Augenbraue. „Du gibst mir gefälligst keine bescheuerte Namen, wenn du mit mir redest.“, schrie sie nun. Mit Cifers Beherrschung war es vorbei. „Du hast angefangen.“, brüllte er in der gleichen Lautstärke zurück, was eigentlich völlig unnötig war, denn die beiden hatten die ungeteilte Aufmerksamkeit aller, die in der Mensa waren. „Habe ich nicht!“ Das Mädchen hatte die Fäuste geballt. „Hast du wohl.“ „Nein.“ „Doch.“ „Nein.“ „Doch.“ Quistis rieb sich die Nasenwurzel. Undeutliche Erinnerungen an einem Kindergarten machten sich in ihr breit. „Nein, nein, nein.“ Das Mädchen schüttelte nun standhaft den Kopf und ihre Haare flogen. Cifer atmete tief ein. Alles, bis auf die Fremde, duckte sich leicht, doch es kam nur ein ruhiges: „Rai-jin?“, von ihm. Der Angesprochenen klappte sofort ein Büchlein auf und fand recht schnell die Seite, die er suchte. „Du hast mal angefangen.“, nickte er zu dem Mädchen und diese starrte ihn sprachlos an. „Ihr führt Protokoll, über die Gespräche von dem da?“ Sie zeigte recht respektlos mit dem Daumen auf Cifer. Wie wichtig zur Hölle war dieser Kerl? „Nun, Cifer ist, mal der Ordnungsdienst. Sogar die Ausbilder unterstehen mal seinem Wort. Frag Quistis.“, wies der Schwarzhaarige in Richtung dieser. Das Mädchen wandte ungläubig den Kopf und die Blonde nickte entschuldigend. Cifer hingegen hatte die Arme wieder verschränkt und grinste sein selbstgefälliges Grinsen. Oh, er liebte es Macht zu haben. Dann wandte er sich um und ging. Das Mädchen blieb sprachlos zurück. „Wow, wann hat man Cifer je so ausflippen sehen?“, murmelte Xell und biss von seinem Hot Dog ab. Es war sein vierter, seit Cifer am Tisch aufgetaucht war. „Dir kann auch nichts den Appetit verderben, mhmm?“, fragte Quistis leicht grinsend. „Wiescho?“, nuschelte Xell. „Wa’ dosch scher un’erhalscham.“ „Man spricht nicht mit vollem Mund.“, murmelte Quistis tadelnd und Xell stopfte grinsend den Rest des Brötchens in sich hinein. Auch das Mädchen hatte nun das Essen wieder aufgenommen und ihre Essweise erinnerte stark an die von Xell. „Hallo, du bist ja wach.“, tönte da eine fröhliche Stimme neben ihr und das Mädchen ohne Namen sah auf. „Ich bin Selphie und das ist Irvine.“, zwitscherte die andere weiter und zeigte auf einen Mann mit Hut neben sich. Das Mädchen nickte, unerdrückte aber ein Lächeln, ihr Mund war einfach zu voll. Die beiden anderen setzten sich und sahen abwartend zu ihr hinüber. Oh, verstehe, ich soll was sagen, dachte sie und schluckte den Bissen hinunter. „Nett euch wieder zu sehen. Du bist die mit den verboten kurzen Röcken, nicht?“, sagte sie. „Selphie hat das schon immer getragen. Seit ich sie kennt.“, warf Xell ein. „Sie hat auch die Beine dazu.“, nickte Irvine und fuhr mit dem Daumen, seiner Hand, die in Selphies Nacken lag, deren Hals entlang. Das Mädchen kicherte leicht und sah zur Seite. „Ja, nicht viele können das.“, nickte Xell und tippte mit dem Finger die letzen Brotkrumen auf. „Nicht viele?“, hackte Quistis ein und Xell sah ahnungslos zur Seite. „Hast du deshalb neulich beim Einkaufen gesagt, ich soll lieber Hosen tragen?“ „Wann habe ich das gesagt?“, fragte Xell, er konnte sich wirklich nicht erinnern. „Als ich den Rock anprobiert habe.“, half Quistis ihm auf die Sprünge. „Da habe ich lediglich erwähnt, dass man sonst nie deine Beine sieht.“, verteidigte sich Xell, er erinnerte sich wieder. „Oh, ja, das stimmt.“, nickte Selphie und Xell sah sie dankbar an. „Aber der Kontext, Xell, der Kontext.“, giftete Quistis und stand auf und war weg. Wieso warst du mit Quistis einkaufen, fragte sich Irvine. Wieso hat sie den Rock eigentlich nicht genommen, wunderte sich Selphie. Was wollen denn alle von mir, ich will doch nur essen, dachte Xell verzweifelt. Wo zur Hölle bin ich hier gelandet? Das Mädchen drehte die Augen zur Decke und seufzte. *** Ungewöhnlich? Ungewöhnlich war gar kein Ausdruck. Das Mädchen, das sein Namen nicht wusste, kam gerade aus dem Büro des Direktors. Man hatte ihr ein Zimmer bereitgestellt, in dem sie erst einmal wohnen konnte. Quistis hatte ihr alles Nötige gezeigt, und erklärt und ihr auch geraten Cifer aus dem Weg zu gehen. Nun, sie würde ihr Bestes tun. Jetzt saß sie in der Bibliothek und blätterte in einem Namensbuch. Sie musste ja irgendwie heißen, man konnte sie schlecht immer nur mit Mädchen anreden. Oder noch schlimmer mit Wahnsinnig. „Da ist sie ja.“, wurde sie in ihrem Suchen unterbrochen und das Mädchen stöhnte innerlich auf. Da pochte es schon wieder in der Schläfe. „Verstecken, hilft dir auch nicht, du wirst deine Strafarbeit ableisten.“, erklärte Cifer und sie sah auf. „Hast du nichts Besseres zu tun, als unbescholtene Bürger zu belästigen?“, fragte sie. „Ob du unschuldig bist, wird sich zeigen, wenn wir deine Namen wissen. Was tust du hier überhaupt?“ Cifer nahm eines der Bücher auf und las den Titel. „Ich suche mir einen Namen. Ich lasse mich nicht mehr ‚Wahnsinnig’ nennen.“ Cifer schlug die erste Seite von dem Buch auf und legte es auf den Tisch. „Nimm den ersten.“, sagte er. „Und jetzt komm, es gibt Aufgaben.“ Er drehte sich um und ging. Das Mädchen sah auf die Seite und zum ersten Namen. Sie war verblüfft. Der Name war sogar annehmbar. Aliah. „Kommst du nun, oder was?“, wurde sie gerufen. Fast schon regte sich so was wie Trotz in ihr, doch dann schlug sie die Bücher zu und folgte. Kurze Zeit später sollte sie es jedoch bitter bereuen. *** „Alle Roste?“, fragte das Mädchen entgeistert. „Nein, nur eins.“, meinte Cifer trocken und sie wollte schon aufatmen, als er zischte: „Natürlich alle. Was hast du denn gedacht?“ „Damit bin ich ja die ganze Nacht beschäftigt.“, meckerte sie und wedelte mit der Drahtbürste. „Dann fang am Besten gleich an.“, lächelte Cifer, drehte sich auf dem Absatz um und schlenderte, scheinbar höchst vergnügt aus der Küche der Mensa. „Möge er in der Hölle schmoren.“, knurrte sie leise vor sich hin und erntete ein Kichern. Verwundert blickte sie zur Seite. Dort stand ein jüngeres Mädchen, das sie bis dahin gar nicht bemerkt hatte. „Du bist neu hier, oder?“, fragte diese, stemmte die Hände in die Seite und legte den Kopf schief. Sie hatte rote Zöpfe. Zwei, was sie sicher jünger aussehen ließ, als sie wirklich war. „Ich bin Jodi. Heute habe ich Küchendienst. Ich werde dir helfen, dann sind wir bald fertig.“ Die andere gestattete sich eine Augenbraue zu heben und skeptisch zu gucken, worauf Jodi wieder anfing zu kichern. Man, ein wahrer Sonnenschein, dachte sie genervt und wandte sich zu einem der Rostgitter um. Eine Weile arbeitete sie schweigend, bis Jodi sie fragte: „Wie heißt du eigentlich und wo kommst du her?“ Das Mädchen sah auf. „Ich bin… Aliah.“, sagte sie stockend. „Ich bin mit Quistis angekommen.“ Das war eine perfekte Antwort, gut, dass ihr so schnell ein Name eingefallen war. Das hieß… Aliah runzelte die Stirn, von wegen eingefallen. Cifer hat ihr den Namen vorgeschlagen. Nun, sie würde es keinem verraten. Jodi würde mit Sicherheit irgendwas rein interpretieren. „Oh, aus Esthar.“, rief Jodi aufgeregt und Aliah nickte zögernd. An Esthar konnte sie sich nicht erinnern. „Dort war ich noch nie, aber muss toll sein. Diese riesige Stadt und die vielen Menschen. Selphie sagt, man kann dort wunderbar einkaufen.“ Stadt? Aliah horchte auf. Moment, es gab eine riesige Stadt und sie saß in diesem Dorf fest? „Ja, aus Esthar.“, murmelte sie und schruppte emsig weiter. „Bist du mit Quistis Trepe gut befreundet, ja?“, fragte Jodi weiter. „Mhmmm.“, kam es ausweichend zurück. „Und Selphie und Irvine und… Xell.“ „Mhmmm, mhmmm.“, wiegte Aliah den Kopf. Herrje, sie kannte diese Leute doch kaum mit Namen. „Es muss wunderbar sein, mit so berühmten Leuten befreundet zu sein.“ „Berühmt?“, fragte die ältere. „Aber ja, sie haben doch Artemisia besiegt, vor nicht einmal einen halben Jahr.“ Wer auch immer Artemisia war. „Oh, und Squall sah so umwerfend aus, als er zurückkam.“ Squall? Wer war das denn jetzt schon wieder? Aliah schielte zur Seite und blickte zu Jodi, die selbstvergessen in die Luft starrte und Herzchenpupillen hatte. „Zu schade, dass er eine Freundin hat. Rinoa. Sie sollte eingefroren werden, aber…“ Jodi unterbrach sich um zu seufzen „Squall hat sie gerettet. Das war unglaublich romantisch.“ „Was? Jemanden einzufrieren ist romantisch?“, fragte Aliah verwirrt. Sie kam nicht wirklich mit. Moment. Einfrieren. „Nein, dass er sie gerettet hat.“, sagte Jodi. „Wen gerettet?“ „Na, Rinoa. Seine Freundin.“ „Wessen Freundin?“ Jodi blinzelte verwirrt. „Du bist mit den Gedanken ganz woanders, wie?“, lächelte sie dann und beugte sich, für Aliahs Begriffe zu vertraulich zu ihr hinüber. „Denkst du an jemand bestimmten?“, fragte sie. „Nein.“, schüttelte Aliah den Kopf und bürstete weiter den Rost. Auch Jodi machte sich wieder an die Arbeit und schielte ab und zu, zu der anderen hinüber. Irgendwie war die Neue merkwürdig. „Hey, wie lange brauchst du noch?“, fragte da jemand. Xell hatte sich über die Theke gelehnt und winkte zu Aliah hinüber. Diese war etwas überrascht, den Blonden hier zu sehen. „Eine Stunde, vielleicht.“, zuckte sie dann mit den Schultern, als sie auf drei weitere Roste sah. „Soll ich dir helfen?“, bot sich Xell an, doch Aliah winkte ab: „Lass nur. Jodi hilft mir.“ Sie wandte sich halbherzig zu der Jüngeren um und riss erstaunt die Augen auf. Jodi stand vollkommen reglos da. Ihr Mund war vor Staunen aufgerissen und sie starrte Xell mit ebenso weit aufgerissenen Augen an. „Hey, Jodi.“, nickte Xell zu ihr hinüber, eher aus Höflichkeit und diese kippte nach hinten um. „Ach, herrje.“, murmelte Aliah und musste sich ein Lachen verkneifen. Xell war verwirrt. Was hatte er nur getan? „Was gibt es denn?“, fragte sie nun und Xell wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Mädchen zu, das nicht ohnmächtig auf dem Boden lag. „Wir wollen nachher in die Stadt, ins Kino und ich wollte fragen ob du mitkommen willst.“ Er blickte wieder zu Jodi, die immer noch da auf dem Boden lag. „Sollten wir nicht den Doc holen.“ Doch Aliah winkte ab: „Nein, nein, sie wird aufwachen, sobald du weg bist. Ich komm gern mit.“ Xell nickte langsam und ging dann. Da schlug Jodi auch schon die Augen auf. Ihr Atem ging stoßweise, als hätte sie gerade einen Marathon hinter sich. „Oh, mein Gott, oh, mein Gott. Er war hier und hat mich angesprochen.“, murmelte sie. Aliah halft ihr auf und gemeinsam beendeten sie die Arbeit. Sie waren eher fertig, als gedacht. *** Kritisch musterte Aliah in ihrem Zimmer ihren Schrank und dort hingen nichts als leere Kleiderbügel. Natürlich, ihre einzig Kleidung, die sie im Moment besaß, hatte sie an. „Ich kann noch nicht in einer Uniform in die Stadt.“, sagte sie sich selber, als es klopfte. Sie ging zur Tür und öffnete. Es waren Quistis und Selphie, die über irgendwas diskutierten. „Überleg doch mal. Sie hat schwarze Haare, sie kann alles tragen.“, sagte Selphie gerade. „Ich würde sagen, wir lassen sie entscheiden.“, erwiderte Quistis diplomatisch wie immer. Beide Mädchen kamen unaufgefordert herein, schlossen die Tür und hielten jeweils einen Kleiderbügel samt Outfit hoch. „Welches?“, fragte Quistis. „Äh, welches? Was? Wofür?“, fragte Aliah, auch wenn sie es sich schon denken konnte. „Welche Sachen willst du heute Abend anziehen, du kannst nicht in einer Uniform ausgehen. Morgen gehen wir mit dir einkaufen.“, erklärte Quistis und Selphie klatschte in die Hände: „Oh, ja. Einkaufen.“ „Blau, oder?“, wedelte Quistis mit ihrem Bügel. „Nein, nein, gelb.“, fuhr Selphie dazwischen. Aliah war diplomatisch. Sie nahm Quistis blaues Oberteil und Selphies gelben Rock. „Wow, ganz schön kurz.“, murmelte sie verlegen, als sie sich im Spiegel betrachtete und zupfte am Rocksaum, doch er wurde nicht länger. „Beneidenswert, die Beine.“, seufzte Selphie. „Draußen ist es kühl. Hier, nimm den Mantel.“, sagte Quistis und faltete ein Stück Stoff auseinander. „Cifer weigert sich ihn zurück zu nehmen. Wir haben ihn reinigen lassen und umgefärbt. In schwarz sieht er viel besser aus.“, erklärte Quistis und nötigte Aliah geradezu ihn anzuziehen. Sie sah wirklich umwerfend darin aus. Leicht skeptisch schaute sie auf die Ärmel. Ob, schwarz oder nicht, die Kreuze sah man trotzdem noch. „Das fällt doch kaum auf. Gehen wir?“ Aliah wurde von Selphies Fröhlichkeit angesteckt und nun lachte sie sogar, als diese zu Quistis flüsterte: „Wir sollten Cifer mal den Vorschlag machen, seine Kleiderfarbe zu ändern.“ „Das würde mir nur eine von seinen dämlichen Strafarbeiten einbringen. Im besten Fall.“, grinste Quistis. „Ach, und im schlimmste Fall?“, fragte Aliah nach. „Schießt er dich über den Haufen.“, erklärte Selphie fröhlich und hob den Arm um Irvine und Xell zuzuwinken, die bereits auf sie warteten. „Irvine.“, rief sie auch noch, als wollte sie sichergehen, dass man sie auch wirklich sah. Dieser schob mit dem Daumen seinen Hut zurück und grinste, die drei Mädchen wohlwollend betrachtend. „Drei Schönheiten ganz für mich allein.“, sagte er und stellte sich zwischen Selphie und Quistis. „Entschuldige mal.“, mischte sich Xell ein. Doch er wurde schlicht weg übergangen. „Ah, und die unbekannt Schöne, ohne Gedächtnis ist auch da.“, säuselte Irvine weiter. Ein Ellebogen ließ ihn schmerzvoll das Gesicht verziehen. „Das hat er verdient.“, nickte Xell zufrieden und sah zu Aliah. „Hast du inzwischen eine Namen?“, fragte er. „Oh, sicher.“, nickte diese und erinnerte sich, an den Namen, den sie Jodi genannt hatte. „Nennt mich Aliah.“ „Aliah. Hübscher Name. Wie bist du darauf gekommen?“ Das Mädchen wollte schon antworten, doch sie schluckte die Worte wieder hinunter. Sie wollte doch glatt sagen, Cifer hätte ihn für mich ausgesucht, aber wie komisch musste das klingen? Nein, besser niemand würde davon je erfahren. „Es ist neun Uhr.“, sagte jemand und Aliahs Stirn umwölbte sich. „Und? Wir sind alt genug. Wir dürfen in die Stadt.“, sagte Quistis gelassen. „Du bist doch nur neidisch, weil du nicht mitkommen kannst.“, stichelte Irvine und Cifer sah ihn herablassend an. „Was werdet ihr schon Aufregendes in der Stadt machen?“, fragte er. „Wir zeigen Aliah die Stadt und gehen ins Kino.“, erwiderte Selphie fröhlich und Cifer wandte den Blick zu der Neuen. „Sieh an, hast also einen Namen gefunden.“, meinte er trocken und wandte sich zu Rai-jin. „Wahnsinnig ändern.“, ordnete er an und Rai-jin nickte. „Ich stehe immer noch auf der Liste? Ich habe heute doch schon gearbeitete.“, fragte Aliah wütend. „Wer sagt, dass das die Liste für die Strafarbeiten ist?“, grinste Cifer und ging davon. „Der Mantel steht dir übrigens nicht.“, rief er noch über die Schulter nach. „Oh, oh.“, murmelte Quistis leise, doch da war es schon zu spät. „Du siehst in deinem auch beschissen aus.“, brüllte Aliah hinterher und Cifer stoppte. Er drehte sich um, in Zeitlupe und kam zurück. Er blieb vor Aliah stehen und schaute auf sie hinunter. „Morgen früh, um fünf.“, sagte er sehr leise und sehr kalt. „Da werde ich schlafen.“, zischte sie. „Oh, nein. Das wirst du nicht.“, versicherte Cifer ihr lächelnd und ging dann endgültig. *** Aliah hatte sich keinen Wecker gestellt. Es gab für sie keinen Grund früh aufzustehen, das hatte ihr Cid sogar versichert. Also, würde sie es auch nicht tun. Mit Selphie und Quistis würde sie am Nachmittag einkaufen gehen. Kleidung und auch eine neue Waffe. Sie hatte also Zeit. Sie konnte ausschlafen. Und Cifer? Hatte eine Stimme in ihrem Hinterkopf gefragt. Der kann mich mal kreuzweise. Er würde wohl kaum so dämlich sein und auch um fünf aufstehen nur um sicher zu gehen, das auch sie aufstand. Pünktlich zehn vor fünf wurde ihr Zimmer von einem ohrenbetäubenden Krach erfüllt und Aliah saß kerzengerade im Bett. „Bei allen Dinos.“, murmelte sie und hielt sich die Ohren zu. „Was IST DAS?“, schrie sie dem Lärm entgegen. „Das nennt man Wecker.“, sagte eine Stimme und ihr blieb die Luft weg. Cifer stand in ihrem Zimmer. Ekelhaft wach und sah zu ihr hinunter. „Aufstehen. In zehn Minuten bist du in der Übungshalle.“ Aliah wollte schon zu einer passenden Antwort ansetzen, als Cifer nachsetzte: „Und wage es nicht, nicht da zu sein.“ Aliah klappte den Mund wieder zu und schob schmollend die Unterlippe vor. „Den Gesichtsausdruck kannst du dir sparen. Ich bin nicht Kineas. Und jetzt aufstehen. Anziehen.“ „Solange du hier bist, werde ich mich nicht bewegen. Perverser Spanner.“, knurrte sie. Cifer sah sie gelassen an, wandte sich um und verließ das Zimmer. Aliah überlegte einen Sekunde, ob sie sich einfach umdrehen und weiter schlafen sollte, doch schließlich sah sie ein, dass sie Cifer nur mit einem Mittel bekämpfen konnte. Ihm keinen Anlass mehr zu geben, ihr Strafarbeiten zu geben. Das würde aber verflucht schwer sein. Frustriert warf sie die Decke zurück und stand auf. *** „Und was genau tun wir hier?“, gähnte Aliah. Sie konnte kaum die Augen offen halten. Sie stützte sich auf dem Besen, den sie von Cifer bekommen hatte und blinzelte ihn an. „Du fegst, die Halle.“ „Aha.“, meinte Aliah gelangweilt. „Bis Mittag.“ „Okay.“, nickte sie. „Und achte auf die Monster da drin.“ „Ist gut.“ Cifer sah sie verwundert an. Keine Widerworte? War sie so müde, oder einfach nur ahnungslos? Er öffnete die Tür und scheuchte sie hinein. Aliah schleifte den Besen hinter sich her und durchquerte die Halle. Na, dann wollte sie doch mal. Cifer wartete an der Tür. Er konnte sie schlecht alleine lassen. Da drin gab es Dinos und andere Monster und dieses Mädchen war praktisch unbewaffnet. Doch kein Wesen zeigte sich und gegen sieben kamen einige Schüler um zu üben, die er beauftragte, ein Augen auf Aliah zu haben. Dann ging er frühstücken. Aliah bekam von all dem nichts mit. Sie fegte unermüdlich den Boden. *** „Du hast sie einfach zurück gelassen? Bist du verrückt geworden? Was hast du gegen Aliah? Was hat sie dir nur getan?“, fragte Quistis aufgebracht. Cifer sah sie gelangweilt an. Zugegeben. Es war unverantwortlich, die Neue nur mit einem Besen in der Übungshalle zurück zu lassen. Nicht einmal Squall hätte er das angetan und der konnte kämpfen. Er hatte auch nicht gedacht, dass sie einfach so einwilligen würde. Er war davon ausgegangen, dass sie sich weigern würde, aber das hatte sie nicht getan. „Wie lange ist sie schon dort?“, fragte Irvine. Auch er fand das Ganze nicht lustig. „Seit sieben Stunde.“, erklärte Cifer. „Ohne was zu essen?“, rief Xell nun dramatisch. Selphie sprang auf. „Wir holen sie da raus, Jungs.“, sagte sie entschlossen. „Jawohl.“, nickten die anderen drei und sahen dann strafend zu Cifer, der erstaunt war. Doch das brauchten sie gar nicht, denn in dem Moment, kam einer der Jungen, die Cifer in der Übungshalle zurückgelassen hatte, in die Mensa gestürmt und blieb atemlos vor einer Gruppe Jugendlicher stehen. Offenbar seine Klassenkameraden. „Ihr glaubt nicht was ich gerade gesehen hab.“, sagte er. Auch die anderen horchten auf. „Wir haben eine Neue im Garden und sie hat zwei Dinos auf einmal platt gemacht. Nur mit einem Besen.“ „Nein.“, riefen die Jugendlichen ungläubig, doch der Junge nickte dramatisch, als sich eine Hand auf die Schulter von ihm legte und ihn grob herumdrehte. „Wo ist sie?“, fragte Cifer. „Äh… in der Übungshalle.“ „Und wo solltest du sein?“ „In der Übungshalle?“ Der Junge wurde immer leiser und sah Cifer mit gesenktem Kopf an. „Ich gehe gleich…“ „Nein.“, unterbrach ihn Cifer und sah aus dem Augenwinkel, wie Quistis, Selphie, Irvine und Xell davon liefen. Er wusste wohin und er folgte ihnen. *** „Ist doch nicht zu fassen, wie soll ich da jemals fertig werden?“, schimpfte Aliah vor sich hin. Sie fegte immer noch unermüdlich, doch inzwischen lagen auf dem Boden diverse Leichnahme von Monstern. „Was ist passiert?“, wurde sie da gefragt und sah auf. „Hey, Quistis. Wie spät ist es?“ „Mittag.“, sagte diese. „Wir haben auf dich gewartete.“ Immer noch leicht fassungslos sah sie sich um. „Warst du das?“ „Sie haben gestört.“, zuckte Aliah mit den Schultern. Hinter Quistis kamen auch die anderen drei zum Stehen. Am Ende traf auch Cifer ein. Alle waren baff vor Staunen. „Hör mal, Goldlöckchen, dafür kann ich aber nichts.“, rief Aliah sofort zur Verteidigung. Cifer blickte sie finster an. Goldlöckchen? „Noch so eine Beleidigung und ich streiche dir den Ausgang.“, sagte er. „Das kannst du nicht machen. Ich muss in die Stadt. Ich habe nichts anzuziehen.“ „Das ist dein Problem, nicht meins.“, sagte er. „Es ist Mittag. Hör hier auf, sonst gehen uns noch die Dinos aus.“, nickte er zu den beiden toten Echsen hinüber. Aliah drückte ihm auch schon den Besen in die Hand und ging. „Wie hat sie das nur gemacht?“, murmelte Xell leise. Irvine runzelte die Stirn. „Ich will es nicht wissen.“, gab er zurück. „Mich würde wirklich interessieren, wo sie herkam.“, sagte Quistis leise. „Sag du es mir. Sie war in der Ragnarock, als ihr aus Esthar gekommen seid.“, entgegnete Cifer und Quistis, Selphie und Xell sahen sich an. Stimmt. Sie muss irgendwo zugestiegen sein. In Esthar wohl kaum, da war das Raumschiff nie unbewacht. Es blieb nur die Wüste, wo Xell irgendwas gesehen hatte. „Selphie und ich gehen mit ihr in die Stadt und ihr fliegt noch mal da hin.“, sagte Quistis leise. Xell nickte verstehend. Er und Irvine machten sich sofort auf den Weg. Zu ihrer Überraschung kam Cifer mit. *** „Ah, endlich wieder zurück.“, seufzte Rinoa und stieg aus dem Auto. Squall streckte sich und stieg dann auch aus. Es war eben doch sehr viel angenehmer mit dem Raumschiff zu fliegen, aber das hatte man ihnen nicht geben wollen. „Schade, dass wir den Ball verpasst haben.“, sagte Rinoa und lief auf den Garden zu. „Du wärst also lieber hier geblieben?“, fragte Squall und ein leichtes Grinsen zuckte um seine Mundwinkel. Sie lächelte ihn schelmisch an und wickelte sich in seinen Arm. „Oh, nein, um nichts in der Welt.“, versicherte sie ihm, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn flüchtig. „Lass uns die anderen suchen.“, sagte sie dann und zog Squall mit sich. „Hey, Rai-jin. Weißt du wo die anderen sind?“, fragte sie dann auch schon den dunkelhaarigen und dieser sah auf. „Ähm… Cifer, Xell und Irvine sind mal was suchen. Und Selphie und Quistis sind mal mit Aliah einkaufen.“ „Aliah?“, fragte Rinoa. „Eine Neue. Ist mal aus Esthar gekommen.“ Rai-jin grinste und setzte nach: „War kaum eine Stunde hier und stand mal schon auf der Liste.“ Er tippte auf das Blatt, auf dem neben ein durchgestrichenes ‚Wahnsinnig’ ‚Aliah’ stand. „Oh, hat sich gleich mit Cifer angefreundet.“, bemerkte Squall trocken. Scheint, als würde man mit dieser Aliah gut auskommen. ~~~ Kapitel Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)