Ein besonders Weihnachtsgeschenk von Turbofreak ================================================================================ Kapitel 1: Das erste Geschenk ----------------------------- Mich hat die Weihnachtsmuse heuer komischer Weise auch im Griff, außerdem muss ich mich ein bisschen ablenken *g* Der Friedenswächter befand sich auf Kurs zu einem befreundeten Planeten, auf dem Weg zu ihrer nächsten ‚Mission’. König Jarred hatte die vier Helden zu seiner Weihnachtsfeier eingeladen und freute sich schon auf deren Ankunft. Saber und seine Mannschaft machten sich nach einem erneuten Kampf gegen die Outrider auf den Weg. Abgekämpft lehnte sich Colt in seiner Satteleinheit zurück und prustete erschöpft. Wenn er jetzt könnte, würde er sich aufs Ohr hauen. Doch da fiel ihm ein, er konnte ja! Also rappelte er sich wieder auf und schlenderte Richtung Ausgang davon: „So, ich zieh mich jetzt um und dann ab ins Bettchen. Viel Spaß noch,“ dabei deutete er mit einem Lächeln im Gesicht auf Fireball. Denn dieser würde sich nicht verkrümeln können. Der Weg zum Königreich Jarr war voller Gefahren und Asteroidengürtel, die man nur manuell umfliegen konnte. Der Cowboy hob noch einmal die Hand zum Gruß und verschwand dann. Kurze Zeit später erhob sich auch Saber Rider, der bis jetzt über dem Diagnosebildschirm gehangen hatte. Kraftlos fuhr er sich über die müden Augen und murmelte: „Ich werde Colts Beispiel folgen, das solltest du auch, April. Dir fallen schon die Augen zu,“ er wandte sich an Fireball: „Ich werde dich später ablösen, damit du dich auch hinlegen kannst, Fireball.“ Fireball nickte grinsend: „Wenn du meinst. Ich bräuchte eigentlich nur eine Kanne guten schwarzen Kaffee neben mir, dann würd ich schon durchhalten, edler Säbelschwinger.“ Der Schotte verstand den Wink mit dem Zaunpfahl sofort und wandte sich zum Gehen: „Der Kaffee kommt gleich. ...Danke, Fire.“ Saber bedankte sich bei Fireball deswegen, weil er jetzt schon wusste, dass der jüngste im Team Saber nicht aufwecken würde. Fireball würde solange die Stellung halten, bis Saber von alleine wieder wach wurde. Und das war ihm die Kanne Kaffee wert! Schmunzelnd sah er zu April hinüber, doch diese gab keinen Ton mehr von sich. Der blonde Anführer ging auf ihre Satteleinheit zu und steckte prüfend den Kopf hinein. Wenig später erschien er wieder mit einem verschmitzten Lächeln und drehte sich zu Fireball: „Sie ist eingeschlafen. Du bist also doch nicht alleine, heute Nacht.“ Verdutzt drehte sich Fireball zu seinem Boss um: „Wie meinen?“ Mit einem Zeigefinger deutete Saber noch einmal auf das schlafende Mädchen in ihrer Satteleinheit: „April hat die Müdigkeit übermannt und ist eingeschlafen. Ich möchte sie jetzt nicht wecken, sonst ist sie wieder unausstehlich.“ Nun war es an Fireball zu schmunzeln. Sein Chef war durchtriebener, als man es von ihm annahm. Aber er konnte Saber sehr gut verstehen. April war ein ausgesprochen unangenehmer Zeitgenosse, wenn man sie weckte. Er nickte Saber zu: „Ich schick sie dann ins Bett, wenn sie wach wird, Boss.“ Auch Saber nickte seinem Piloten zu. Er hatte also verstanden, was er damit sagen wollte. Wenn er Colt das gesagt hätte, der hätte die Blondine gleich unsanft aus dem Schlaf gerissen und sie aufgezogen. In der Hinsicht war Fireball doch feinfühliger als Colt. Saber verließ den Raum und brachte Fireball noch die Kanne Kaffee, ehe er selbst ins Bett ging. Fireball steuerte das große Schlachtschiff sicher durch diverse Gürtel, im freien Raum ließ er die Steuerhebel auch ab und an mal los, um sich dem Kaffee zu widmen, dem ihm Saber noch gebracht hatte. Jedes Jahr um diese Zeit wurden die Angriffe der Outrider heftiger, als ob sie wussten, dass Weihnachten ein besonderes Fest für die Menschen war. Seit drei Jahren geisterten die Star Sheriffs nun schon zusammen durch das Universum und schützten die Menschen vor den Outridern. Seit ihrem ersten Treffen hatte sich viel getan, wie Fireball fand. Colt war mittlerweile ein verheirateter Mann, Saber hingegen versuchte sich noch immer erfolglos gegen seine Gefühle für die schwarzhaarige Lehrerin Sincia zu erwehren. April widmete sich mit Vergnügen diversen Flirterein aus denen sich aber nie ernsthaft was entwickelte. Ab und zu fragte sich Fireball, worauf April nur wartete. Sie war eine hübsche Frau, intelligent und humorvoll und die Männer, die sich um sie scharten, waren allesamt hochangesehen im KOK oder auch außerhalb. Doch April verlor immer wieder schnell das Interesse an diesen Männern. Im Gedanken schüttelte Fireball den Kopf und grinste in sich hinein. Wahrscheinlich war ihr keiner gut genug, so wählerisch wie sie in manchen Dingen war, konnte das auf die Männerwelt durchaus zutreffen. Der Rennfahrer nahm einen Schluck von seinem Kaffee und blickte wieder in den Weltraum hinaus. Er war ja auch nicht besser als April. Allerdings verlor er wegen etwas anderem schnell das Interesse an den Mädchen, die er kennen lernte. Fireball hatte schnell herausgefunden, dass es nicht nur sein Ruf als Rennfahrer war, der die Frauen scharenweise anzog, sondern auch teilweise der Beruf als Star Sheriff. Nach dem ersten Reinfall hatte er gemerkt, dass die Art von Frauen, die er anzog, eher das schnelle Geld und den Ruhm suchten, als eine Beziehung. Seitdem war für Fireball die Sachlage klar: Seinen Spaß mit Mädels haben - ja, tiefe Gefühle zulassen - nein. Jetzt freute er sich erst einmal auf ein paar beschauliche Tage im Königreich Jarr. Sie kamen jedes Jahr zu Weihnachten zum König und seinem Sohn, der mittlerweile auch verheiratet war. Prinz Roland war Colt allerdings schon einen Schritt voraus, seine Frau erwartete einen kleinen Thronfolger. Langsam wurden auch Fireball die Augenlider schwer, der beste Kaffee würde nicht mehr lange helfen und auch er würde einschlafen. Gerade, als er herzhaft gähnte und sich streckte, rührte sich auch in der Satteleinheit hinter ihm was. Es war April, die aufgestanden war und sich beschwerte: „Wieso weckt mich denn keiner von euch Pappnasen?“ Müde lächelnd drehte sich Fireball zu April um und ihm stockte für einen kurzen Moment der Atem. Sie war unheimlich süß, wenn sie verschlafen war. Er ließ sich nur kurz von diesem Gedanken ablenken und antwortete ihr: „Pappnase ist nur noch eine da, das wär dann ich. ...Wir wollten dich nicht wecken, du hast so gut geschlafen, Kleines.“ April fuhr sich gähnend durch das lange blonde Haar und ging einige Schritte in Richtung der riesigen Windschutzscheibe. Sie blickte kurz hinaus und sah dann auf Fireball hinab: „Wir sind fast da,“ lächelnd deutete sie auf die beiden leeren Satteleinheiten von Colt und Fireball: „Und die beiden haben sich verdrückt?“ Fireball nickte und rieb sich die Augen: „Jupp. Die weilen schon seit einigen Stunden im Land der Träume. Da wäre ich jetzt auch gerne. Mir fallen gleich die Augen zu, wenn ich noch länger da hinausstarren muss.“ April kniete sich zu Fireball hinunter und setzte sich schlussendlich auf den Boden neben seiner Satteleinheit. Es machte ihr nichts aus, mit Fireball alleine in einem Raum zu sein, schließlich kannten sie sich jetzt lange genug. Im Gegenteil, April genoss es sogar, ein paar ungestörte Momente mit dem jüngsten an Board verbringen zu können. Sie blickte kurz in sein Gesicht und wandte ihren Blick dann wieder hinaus. Mit Wehmut dachte sie an das vermeintlich letzte Gefecht mit den Outridern vor einem dreiviertel Jahr zurück. Jesse schien vernichtend geschlagen, doch nach nicht einmal einem halben Jahr hatten sich die Outrider unter seiner Führung wieder so weit aufgerappelt, dass sie Angriffe starten konnten. Doch nicht nur dieser Gedanke machte sie traurig. Fireball hatte sich nach dieser Schlacht so sehr verändert, dass April ganz anders zumute geworden war. Nach den Feierlichkeiten damals hatte er sich verabschiedet und war wieder im Rennzirkus verschwunden. Und verschwunden traf die Sache ganz gut. Er hatte sich nicht mehr bei ihr blicken lassen, nicht einmal ein Telefonat war sie ihm wert gewesen. Sie erfuhr aus Zeitungen, dass Fireball seinem Ruf als Rennfahrer alle Ehre machte, jedes Wochenende stand ein anderes Mädchen neben Fireball. Müde schüttelte April diese trüben Gedanken ab. Er war doch wieder da, hier bei ihnen auf Ramrod! Weshalb verschwendete sie dann einen Gedanken an damals? April seufzte leise, als ihr einmal mehr klar wurde, dass sie damals aussprechen hätte sollen, was sie empfand, doch sie hatte den Mut nicht aufgebracht. Nach ihrer Ankunft verließen April und Fireball als erste Ramrod. Die anderen beiden schliefen noch immer tief und fest. König Jarred empfing die beiden am Fuß der Rampe: „Hallo, April. Fireball,“ nachdem er beiden freundschaftlich die Hand gegeben hatte, blickte er hinter die beiden. „Wo sind Colt und Saber?“ „Schlafen noch,“ war die knappe Antwort des Rennfahrers. Nun hatte er wieder die volle Aufmerksamkeit des Königs und er grinste: „Ein Königreich für ein Bett, König Jarred.“ April wollte Fireball bereits herzhaft ihren Ellenbogen in die Seite rammen, als Jarred lächelnd erwiderte: „Mein Königreich gebe ich wegen eines Bettes nicht her, aber eure Zimmer sind schon bereit. Ruht euch erst einmal aus und dann,“ Fireball unterbrach den Monarchen verstört: „Was und dann?“ Und diesmal bekam Fireball seinen herzhaften Hieb in die Seite: „Spinnst du?!“ April starrte Fireball wutschnaubend an. Es war ihr zutiefst peinlich, dass Fireball den König einfach so unterbrach. Das konnte er doch nicht machen! Fireball hingegen rieb sich mit einem leidigen Gesichtsausdruck die schmerzende Stelle: „Das ist der Grund, weshalb ich keine Freundin brauche! Mir reichen die Schläge, die ich von dir kassiere, vollkommen aus.“ Beleidigt drehte sich Fireball von April weg und folgte König Jarred ins Innere des Palastes. Der Japaner war hundemüde und auf Schläge von seiner Kollegin hatte er absolut keine Lust mehr. Er ließ sich von König Jarred einweihen, wie die Feierlichkeiten dieses Jahr ablaufen würden. Hin und wieder nickte er und endlich vor seinem Zimmer angekommen, verabschiedete er sich von König Jarred: „Wir sehen uns später, beim Empfang, König.“ April, die den beiden schweigend gefolgt war, bedachte Fireball nur mit einem beleidigten Blick, bevor er in seinem Zimmer verschwand. Am späten Nachmittag fand der Empfang schließlich statt und die drei Freunde warteten am Fuß der riesigen Treppe nur noch auf April. Colt stieg ungeduldig von einem Fuß auf den anderen: „Wo bleibt dieses Weibsbild nur wieder?“ Saber warf Colt einen tadelnden Blick zu. Es war unbegreiflich, wie ungehobelt Colt manchmal sein konnte. Saber schüttelte genervt den Kopf und richtete sein Jackett zurecht. Der Cowboy hingegen hatte bereits ein Opfer auserkoren um sich die Zeit bis zu Aprils Ankunft zu vertreiben. Er hatte im Laufe des Tages mitbekommen, dass April und Fireball bei ihrer Ankunft beide etwas gereizt waren. Das hatte ihm zumindest König Jarred erzählt und dem guten alten König konnte man das ohne weiteres glauben. Er drehte sich also zum Rennfahrer, der sich gelangweilt auf dem Treppengeländer abstützte, um und grinste ihm entgegen: „Ist sie vielleicht beleidigt?“ Unweigerlich kniff Fireball die Augen zusammen. Er roch bereits, dass Colt wieder sticheln wollte und antwortete deshalb nichtssagend: „Kann sein.“ Das war nicht die Antwort, die Colt haben wollte, aber auch daraus ließ sich bestimmt was machen. Er lehnte sich lässig zu seinem Freund und grinste: „Hast du sie abblitzen lassen?“ Fireball stieß sich vom Geländer ab und steckte die Hände in die Hosentaschen. Er blickte kurz zu Boden bevor er Colt angriffslustig ins Gesicht sah: „Ich wollte sie nicht zu mir unter die Bettdecke schlüpfen lassen, deshalb ist sie ein bisschen sauer. Aber ja, Colt du hast recht. Ich hab sie abblitzen lassen.“ „Fireball!,“ Saber blitzte den jüngsten im Team fuchsteufelswild an, während Colt beinahe das Gleichgewicht verloren hätte. Der Kuhhirte war von dieser Antwort so baff, dass er sich erst mal sammeln musste. Saber hingegen ging einen Schritt auf Fireball zu und erklärte ihm: „Lass deine privaten Probleme zuhause. Wir sind hier auf einem Empfang, benimm dich gefälligst auch so!“ Sofort ging Fireball in die Verteidigungsstellung über. Er wich vor Saber zurück und murmelte: „War doch bloß Spaß. Ich wollte Colt lediglich eines auswischen.“ Der Schotte verstand bei solchen Sachen keinen Spaß. Immerhin ging es um eine Kollegin, um die einzige Kollegin, wenn man ehrlich war. Außerdem befanden sie sich wie gesagt auf einem Empfang und solche Scherze gehörten maximal zu Ramrod in die Küche, wenn alle beisammen beim Essen waren. Und nicht einmal da konnte Saber diese Stichelein leiden. Saber seufzte, er mochte Fireballs Charakterentwicklung absolut nicht. Nachdem das Team wieder zusammengetrommelt worden war, war ihm sofort aufgefallen, dass Fireball ganz und gar nicht mehr der alte war. Gut, auch die anderen hatten sich verändert, aber eher zum Positiven hin. Endlich kam April die Treppe herunter. Und sie lächelte gut gelaunt. Sie trug ein kurzes Cocktailkleid mit Spaghettiträgern. Das kleine Schwarze passte sich Aprils Rundungen perfekt an und ließ sie so weiblich wie selten erscheinen. Die Blondine schritt zielstrebig zu ihren Jungs herunter, von denen sie bewundernde Blicke zugeworfen bekam. Am Treppenabsatz angekommen, hakte sie sich bei Saber ein und forderte sie auf: „Lasst uns gehen, Jungs.“ Die beiden Blondinen schritten vorne weg, während sich Colt und Fireball hinter ihnen einreihten. Der Kuhhirte flüsterte Fireball zu: „Das vorhin war aber schon ganz schön derb, was du abgezogen hast.“ Fireball funkelte Colt an: „Wer dumm fragt, bekommt dumme Antworten. Fang du jetzt nicht auch noch an. Saber reicht mir.“ Damit war für Fireball das Thema gegessen. Er hatte absolut keine Lust, heute Abend zu streiten oder sich rechtfertigen zu müssen. Er wollte heute Abend nur irgendwie rumkriegen und die Ruhe genießen, die sie für ein paar Tage haben würden. Colt schüttelte verwundert den Kopf. Solche Trotzkopfantworten gefielen ihm gar nicht, auch nicht so derbe Scherze, wie der von vorhin. Der Kuhhirte fragte sich ernsthaft, was los war. Als er am Vorabend schlafen gegangen war, war doch noch alles in Ordnung. Saber wirbelte mit April übers Parkett, die beiden amüsierten sich königlich auf dem Empfang. Gerade, als sich Colt missmutig zu Fireball, die beide bei einem Bierchen an der Bar standen, umdrehen wollte, stach ihm das Antlitz seiner Frau in die Augen. Robin war hier! Sein geliebter Schatz wohnte den Feierlichkeiten bei. Ohne Anstalten zu machen, ließ der Cowboy sein Bier auf die Theke und machte sich auf den schnellsten Weg zu Robin. Wochen hatte er sie nicht gesehen und dann traf er sie nicht zuhause in Tranquility an, sondern bei König Jarred. Überglücklich umarmte er Robin, die ein dunkelblaues, langes Kleid trug. Er hob sie hoch und wirbelte sie durch die Luft: „Heiliges Kanonenrohr! Wie kommst du hier her, Robin?!“ Strahlend umarmte auch Robin ihren Mann, der ihr im dunklen Anzug außerordentlich gut gefiel: „König Jarred hat mich eingeladen. Er meinte, du würdest dich freuen.“ Colt ließ seine Robin endlich runter. Er sah ihr tief in die Augen, ehe er sie stürmisch küsste. Zwischen zwei Küssen brachte er kaum hervor: „Ich hab dich so vermisst, mein Engel!“ König Jarred war die Überraschung sichtlich gelungen. Er hatte Robin einfliegen lassen, weil er wusste, dass Colt seine bessere Hälfte schon Wochen nicht mehr gesehen hatte. Der König hatte ein gutes Herz und seit die Allianz zwischen ihm und dem KOK so ausgezeichnet funktionierte, was alleine den vier Star Sheriffs zu verdanken war, wollte sich der König erkenntlich zeigen. Fireball hatte die Szene aufmerksam verfolgt und dann zu Saber und April hinüber gesehen. So wie’s aussah, war er der einzige, der hier keinen Grund zur Freude hatte. Er hob das Bierglas hoch und prostete sich selbst zu: „Schöne Weihnachten und ein gutes Neues wünsch ich dir!“ Er leerte das Glas in einem Zug und blieb noch eine Weile an der Bar stehen. Es ging ihm jedes Jahr um Weihnachten gleich. Auch, wenn es ruhige und beschauliche Tage sein sollten, keimte in ihm der Frust auf. Und das war nicht erst seit den Weihnachtsfeiern von König Jarred so. Schon als Kind hatte er keine Freude daran, unter einem Christbaum zu stehen und fröhlich Lieder zu singen. Denn Weihnachten erinnerte ihn jedes Jahr wieder schmerzhaft daran, dass sein Vater gegen die Outrider in die Schlacht gezogen war und dabei nie wieder heimgekehrt war und sich ein paar Jahre drauf seine Mutter vor Kummer das Leben genommen hatte. Um die schmerzlichen Erinnerungen los zu werden, bestellte er sich noch ein Glas und bemerkte gar nicht, dass sich jemand zu ihm gesellt hatte. Dieser jemand war weiblich und sehr gut gebaut. Sie hauchte ihm ein Küsschen auf die Wange, als sie bemerkte, dass er sie nicht bemerkte. Verdattert drehte sich Fireball dann doch zu ihr hinunter. Bruchteile von Sekunden später erkannte er das zierliche Persönchen, das ihm gerade frech ein Küsschen aufgedrückt hatte. Stimmlos hauchte er: „Mandarin!,“ kurz darauf allerdings hatte er sich schon wieder gefangen und er grinste von einem Ohr bis zum anderen: „Das Ganze hier artet ja zu einem KOK-Treffen aus, wenn’s so weitergeht.“ Der zierliche Captain stellte sich auf die Zehenspitzen um den Größenunterschied zwischen ihr und Fireball zu verringern. Sie lächelte ihn warmherzig an: „Freust du dich nicht, mich zu sehen?“ „Doch, doch!,“ Fireball nahm Mandarin in den Arm und drückte sie herzhaft. Danach fragte er Mandarin ganz Gentleman: „Auch eins?“ Mandarin hatte den Blick zu seinem Bierchen, das gerade vom Kellner serviert wurde, nicht übersehen und sie nickte. Bier war um einiges schmackhafter für sie als Sekt oder Champagner. Der Sterncaptain ließ sich auf dem Barhocker nieder, der Fireball am nächsten stand und musterte ihn. Sie hatte Fireball schon lange nicht mehr gesehen, genauso wie die anderen drei. Ihr langes, ausschweifendes Kleid hing geschmeidig vom Barhocker herunter. Das zart in Pastellfarben gehaltene silberfarbene Kleid unterstrich Mandarins porzellangleiche Haut und ihre roten Haare, die inzwischen bis über ihre Schultern fielen. Sie überkreuzte die Beine und zupfte sich anschließend den Ausschnitt zurecht. Das langärmlige Kleid, dessen Ärmel in Glockenform auseinander gingen, war nicht so sehr die Garderobe, die Mandarin üblicherweise trug. Man sah ihr an, dass sie sich in ihrem Kampfanzug wohler gefühlt hätte. Fireball blickte zu ihr hinüber und schmunzelte: „Wenn es dich aufbaut, das Kleid steht dir hervorragend, Mandy. Du musst nicht dauernd daran herumzupfen.“ Freundschaftlich strich er Mandarin eine Falte ihres Kleides glatt. Da beide keine ausgesprochenen Tanzbären waren, gefiel es ihnen an der Bar, die weihnachtlich dekoriert war, außerordentlich gut. Mandarin riskierte einen Blick nach oben und bemerkte, dass genau über Fireball ein Mistelzweig hing. Verschmitzt lächelnd stupste sie ihren Kumpel, dessen schwarzer Anzug mit der feuerroten Krawatte ihn attraktiv machte, an: „Du stehst gewaltig ungünstig. Es sei denn, du möchtest mit Küssen überhäuft werden.“ Auf diese Worte hin linste auch Fireball über sich. Hämisch lachte er dann: „Die Küsse krieg ich auch so, da brauch ich keinen Mistelzweig über mir hängen zu haben.“ Doch Mandarin gab ihm einen gehörigen Dämpfer: „Das hab ich gesehen. Du stehst hier Mutterseelen alleine, und von Küssen ist bisher auch noch nichts zu sehen.“ Der Rennfahrer wollte das Thema schon wieder abhaken und sich mit Mandarin über die letzten paar Wochen austauschen, in denen sie sich nicht gesehen hatten, doch da kamen Saber und April von der Tanzfläche zurück. Die beiden hatten das Ende der Diskussion noch gehört und April lächelte Fireball schief entgegen: „Dein Rennfahrercharme scheint hier im Königreich Jarr nicht sonderlich zu ziehen, Matchbox.“ „Hauptsache, bei dir zieht er!,“ mit einem vielsagenden Lächeln nahm er einen Schluck von seinem Bier. April wurde auf diesen Satz hin verlegen und das versuchte sie, zu überspielen, indem sie in den Angriff ging. Seit heute Vormittag war das Verhältnis zwischen Fireball und April schon gespannt, seit sie ihm in die Seite gestoßen hatte. Ihre ausgelassene Stimmung und die Laune zu feiern, war ihr gründlich vergangen. Spitz bemerkte sie: „Bei mir hat die Masche nie gezogen, das weißt du!“ Saber und Mandarin verfolgten gespannt das Schauspiel vor ihnen. Der Schotte ahnte nichts Gutes. Solche Töne schlugen die beiden ansonsten nie an, auch nicht im Spaß. Ihm drängte sich der Verdacht auf, dass etwas vorgefallen sein musste, als er gestern den Schlaf der Gerechten geschlafen hatte. Und auch Mandarin zog sich aus der Kampflinie zurück. Sie erkannte Fireball plötzlich nicht, mit seiner Kollegin war er nie so kalt umgesprungen. Ihr guter Instinkt verriet ihr, dass einer kurz vorm Ausbruch stand. Sie nahm Saber an der Hand und forderte ihn auf: „Lass uns tanzen gehen, Schwertschwinger.“ Als Saber und Mandarin außer Hörweite waren, gab Fireball stinksauer und sarkastisch zurück: „Mit dir wollte ich auch nie in die Kiste, sonst hätte ich schon ganz andere Geschütze aufgefahren,“ diese Worte waren nicht gerade die feine englische Art gewesen, allerdings wollte sich Fireball nicht eingestehen, dass sein Charme bei April bisher wirklich keine Früchte getragen hatte. Und sein verletzter Männerstolz ließ diese spitze Bemerkung nicht auf sich sitzen. Fireball nahm sein Glas Bier in die Hand und ging an April vorbei, ohne sie noch einmal anzusehen: „Und jetzt entschuldige mich bitte, ich hab noch was zu tun.“ Völlig verdattert und überrumpelt blieb der weibliche Star Sheriff an der Bar zurück. Es war also wahr. Was April immer vermutet hatte, wurde nun Gewissheit. Sie bedeutete ihm nichts! Zitternd hob sich Aprils Brustkorb und senkte sich bei ihren unregelmäßigen Atemzügen wieder. Tränen stiegen ihr in die Augen. Das war es also, was er nie ausgesprochen hatte. April konnte sich auf den Kopf stellen, Fireball empfand nichts für sie. Diese Worte von Fireball schmerzten April sehr. Weshalb war er nur so kalt und unbarmherzig geworden? Früher wären Fireball solch verletzende Worte nie über die Lippen gekommen, aber jetzt? Sie spürte noch Fireballs blitzend böse Augen auf ihr ruhen, als stünde er noch vor ihr. War April mit ihrem Scherz so zu weit gegangen? Der blonde Star Sheriff wollte sich gerade umdrehen und gehen, da verstellte ihr König Jarred den Weg. Mit einem sorgenvollen Blick musterte er das Mädchen und fragte: „Ich hab gerade gesehen, dass wohl zwischen dir und Fireball was vorgefallen ist. Geht es dir gut, April?“ April traute sich nicht, zu König Jarred aufzusehen, denn sie wusste, dass ihre blauen Augen voller Tränen waren. Deshalb behielt sie ihren Blick zum Boden gerichtet und nickte zaghaft: „Ja, keine Sorge. Fireball fühlt sich nur nicht so.“ Was war das denn für eine Ausrede? April nahm Fireballs Verhalten vor König Jarred auch noch in Schutz! Hatten sie denn alle guten Geister verlassen? Dieser Dreikäsehochjapaner hatte ihr gerade äußerst uncharmant gesagt, dass er sie nicht attraktiv fand und sie gab ihm für sein Verschwinden auch noch ein Alibi?! Der König nahm April an den Schultern und sprach ihr gut zu: „Er ist nicht gerade ein Freund von Weihnachten, oder?“ April lächelte schon wieder, der König hatte das so niedlich ausgesprochen, sie konnte einfach nicht anders. Mit einem kleinen Lächeln um die Mundwinkel erklärte sie Jarred: „Er ist schon länger so ein Muffel.“ Nun stand auch Prinz Roland mit seiner Charlotte bei Jarred und April. Er nahm seine Frau in den Arm und lächelte April an: „Na, kann man nur `offen, dass es nur eine Phase ischt.“ Jarred stimmte seinem Sohn zu: „Ich hätte ja gesagt, er kann sich selbst gerade nicht leiden, aber das wäre dann zu pubertär.“ April unterhielt sich noch lange mit den dreien, sie amüsierte sich wieder halbwegs gut. Sie beschloss, Fireball vielleicht später zu suchen und die Sache zu klären, immerhin war morgen der Weihnachtstag, da wollte sie keine bösen Worte hören. Colt saß mit seiner Angebeteten unter dem riesigen Christbaum, der in der Halle aufgestellt worden war. Er unterhielt sich leise, aber viel mit seiner Frau. Auch wenn er sie jeden Tag über Hypercom sah und auch sprach, so war es nicht das selbe, wie sie im Arm halten zu können. Er hatte das schwarze Jackett inzwischen ausgezogen und es Robin über die Schultern gelegt. Die blaue Krawatte war zwar noch dran, allerdings schon gelockert und der erste Knopf von seinem Hemd war auch schon offen. Dies war für Colt mit Abstand das beste Weihnachtsgeschenk, das man ihm machen konnte. Er war so glücklich, seine Frau wieder im Arm zu halten und zu sehen, dass es ihr gut ging. Seit die Outrider wieder aufgetaucht waren und er wieder hauptberuflich Star Sheriff war, war Robin ganz alleine in ihrem Häuschen in Tranquility. Colt hatte oft Angst, dass Robin etwas zustoßen könnte, dass Jesse Blue sie sich holen könnte. So saßen die beiden eng umschlungen unter der großen Tanne, die sie fast versteckte. Beide wollten ihre Zweisamkeit genießen. Immer wieder gaben sie sich innigen Küssen hin und bemerkten gar nicht, was um sie herum passierte. Saber Rider brachte Mandarin nach einer sicheren Tanzrunde wieder zurück zu April, bei der inzwischen auch alle anderen versammelt waren, so schien es auf den ersten Blick. Als Saber jedoch näher kam, bemerkte er schnell, dass außer Colt und Robin auch Fireball fehlte. Allerdings sprach er niemanden auf Fireballs Verbleib an. Saber hoffte lediglich, dass der jüngste nichts anstellte und seinem Namen nicht alle Ehre machen würde. Es reichte schon, wenn einige hier mitbekommen hatten, dass Fireball ungehalten sein konnte. Er unterhielt sich mit König Jarred und auch mit Prinz Roland hervorragend, während April, Mandarin und Charlotte ein Schwätzchen unter Frauen hielten. Die Stunden verrannen und allmählich kamen auch Colt und Robin zu den anderen zurück. Allerdings war immer noch keine Spur von Fireball. Der schien den Empfang nach dem Streit mit April verlassen zu haben. Und tatsächlich. Fireball hatte sich auf Ramrod zurückgezogen. Als erstes hatte er sich seines Jacketts und der Krawatte entledigt, die Schuhe waren in eine Ecke im Aufenthaltsraum geflogen. Frustriert ließ er sich auf die große Couch fallen. Was war nur in ihn gefahren? Mit dir wollte ich auch nie in die Kiste.... So ein Schwachsinn! Natürlich wollte er sie, mit jeder Faser seines Körpers wollte er sie. Aber das Thema war abgehakt. April wollte ihn nicht, das hatte sie selbst gesagt. Und zwar hatte sie es Robin auf dem Ball nach dem vermeintlichen Kriegsende erzählt. Er schloss die Augen und erinnerte sich daran. Er war mit Mandarin gerade von der Tanzfläche gekommen, als er hörte, wie April sich ihren Traumpartner vorstellte. Sie hatte lächelnd zu Robin gesagt: „Mein Mann sollte charmant sein, und Humor haben. Außerdem sollte er auf mich eingehen können und zärtlich sein. Nicht so ein Haudrauf wie Fireball...“ Dieses Gespräch zwischen Robin und April war damals der Anstoß für ihn gewesen, wieder in den Rennzirkus zu wechseln. Und auch dieses Gespräch war dafür verantwortlich, dass er so vollkommen verändert wieder zu Ramrod zurück gekehrt war. Die Frauen interessierten Fireball nicht, auch wenn er sich scharenweise mit ihnen abgab. Das war ja wieder ein herrliches Weihnachten! Der Japaner machte Musik und holte sich aus der Boardküche die Whiskyflasche, die Saber für alle Fälle hinter den Wasservorräten versteckt hatte. Ja, auch den edlen Säbelschwinger gelüstete manchmal nach einem guten Tropfen. Fireball ließ sich mit der Flasche wieder auf die Couch nieder. Er öffnete sie und roch daran. Angewidert verzog er das Gesicht und murmelte: „Boah, wenn der so schmeckt wie er riecht, Prost Mahlzeit!“ Schon nach dem ersten Schluck verschloss der Rennfahrer die Flasche wieder und stellte sie auf den kleinen Tisch vor sich. Das Zeug brannte seine Kehle hinunter und Fireball konnte nur mit Müh und Not einen Hustenanfall verhindern. Er löschte die Beleuchtung auf Ramrod. Seufzend fiel Fireball zur Seite. Mit der rechten Hand stützte er seinen Kopf auf und starrte vor sich hin. Er war froh, wenn die Feiertage endlich rum waren, es war wirklich jedes Jahr dasselbe. Obwohl, wenn er genauer darüber nachdachte, dieses Weihnachten war doch was besonderes. Er hatte es geschafft, seiner Kollegin derart eins vor den Latz zu knallen, dass diese gar nichts mehr sagen konnte. Im Gedanken klopfte er sich auf die Schulter: Anstatt nur dir selber Weihnachten zu vermiesen, reißt du April gleich mit. Prima! Irgendwann zeigte der Whisky seine Wirkung und Fireball schlief auf der großen Couch im Aufenthaltsraum ein. Sabers Stimme riss Fireball aus dem Schlaf. Mit ziemlich kleinen Augen sah er sich um und erkannte, dass er wohl im Aufenthaltsraum auf der Couch lag. Sabers Stimme wurde immer lauter und schließlich glitt die Tür zum Aufenthaltsraum auf: „...Hier befinden wir uns im Aufenthaltsraum von Ramrod. Hier verbringen wir die wenigen Stunden, die wir von den Outriderschlachten entspannen können...“ Saber hatte eine Delegation der wichtigsten Männer des Königreichs im Schlepptau und deutete gerade auf die riesige Wohnlandschaft, als ihm die halbleere Whiskyflasche in die Augen stach. Bevor noch jemand auf dumme Gedanken kommen konnte, schlich Saber zum Tisch hinüber und stellte die Flasche vor der Couch auf den Boden, damit sie wirklich niemand zu Gesicht bekam. Als er sich bückte, stellte er fest, dass derjenige, der die Flasche offensichtlich hier stehen gelassen hatte, noch schlaftrunken auf der Couch lag. Er raunte Fireball wütend zu: „Bist du jetzt vollkommen wahnsinnig geworden?! Wenn die Delegation weg ist, kannst du was erleben!“ Benommen setzte sich Fireball daraufhin auf und versuchte Saber scharf auszunehmen. Er murmelte: „Was? Welche Delegation?,“ er drehte sich flüchtig zur Tür um und stellte fest, dass allerhand hochrangige Offiziere, darunter auch König Jarred und Prinz Roland, im Raum standen und auf das Schauspiel vor ihnen starrten. Fireball gähnte noch einmal herzhaft und entschied sich dafür, freundlich zu grüßen: „Guten Morgen die Herren! ...Sie sind aber schon früh unterwegs.“ Saber verpasste Fireball noch einen verärgerten Tritt gegen das Schienbein und wandte sich mit einem Lächeln wieder der Delegation zu: „Ja, auch Star Sheriffs sind nur Menschen und werden wie alle anderen auch von der Müdigkeit manchmal übermannt. Wenn Sie gestatten, bringe ich Sie jetzt zum Herzen unseres Schiffes, den Kontrollraum...“ Damit waren die Menschenmassen auch schon wieder aus dem Raum verschwunden. Vollkommen unkoordiniert fuhr sich Fireball durch die zersausten Haare. Was war denn das gerade eben? Seit wann tummelten sich auf Ramrod so viele Menschen, gestern Abend war er doch noch alleine hier gewesen? Ein Blick auf seine Armbanduhr verriet ihm, dass es bereits nach zehn Uhr vormittags war. Seufzend blickte er an sich hinab und stellte fest, dass er im Anzug eingeschlafen war. Seine Laune war bereits wieder im Keller, wenn er an den letzten Abend dachte. Grummelnd nahm er sich der Flasche vor seinen Füßen an und brachte sie, still wie ein Mäuschen, wieder an ihren Platz in der Küche zurück. Danach machte er sich auf den Weg in sein Quartier, auf dem er April und Charlotte begegnete. Die zukünftige Monarchin begrüßte den jungen Mann mit einem Lächeln im Gesicht: „Guten Morgen, Fireball. Wir haben Sie heute Morgen beim Frühstück vermisst.“ Fireball gab Charlotte die Hand: „Es tut mir leid, Charlotte. Ich war derart geschlaucht von der letzten Schlacht, dass ich gestern Abend wie ein Stein ins Bett gefallen bin und erst vor guten zehn Minuten von Saber geweckt wurde. ...Aber heute Mittag werde ich Sie mit meiner Anwesenheit beglücken.“ Er zwinkerte der Frau von Prinz Roland schelmisch lächelnd zu und wollte sich schon wieder auf den Weg machen, als sein Blick auf April fiel. Sie schien immer noch verletzt zu sein, denn ihr Blick verweilte auf seinen Füßen. Aus dem Bauch heraus entschied sich Fireball, so zu tun, als sei gestern Abend nichts geschehen, obwohl er sich vorstellen konnte, dass zumindest Saber und Colt davon wussten. Er fuhr April mit der Innenseite der rechten Hand über die Wange und strich ihr dabei einige Haarsträhnen aus dem Gesicht: „Morgen, Kleines!“ „Morgen!,“ April nahm barsch Fireballs Hand von ihrem Gesicht und sah ihn traurig an: „Ich bin nicht dein Kleines, merk dir das.“ Sie versuchte, es so unbeschwert und so neckisch wie möglich zu sagen, doch ihre Stimme machte ihr einen Strich durch die Rechnung. Es klang, als täte es ihr leid, nicht seine Kleine zu sein. Und so war es auch. April schmerzte es sehr, nicht die selben Gefühle in ihm hervorzurufen, die er bei ihr hervorrief. Sie lächelte ihm zaghaft zu. Der Japaner nickte den beiden Damen noch einmal zu und verzog sich dann Richtung Quartiere. Er wollte schleunigst aus dem Anzug raus und sich frisch machen. Er wollte Saber nämlich nicht noch mehr Grund zum Ausrasten geben. Fireball verstand schon, dass es für Saber eben furchtbar peinlich gewesen war, seinen Kollegen mit einer Flasche Whisky und völlig verschlafen vorzufinden, noch dazu, weil eine Delegation des Königreichs mit war. April und Charlotte setzten ihren Weg auch fort. Die beiden Frauen verstanden sich gut, deshalb zeigte April ihr das Schiff auch, wie sie es vorzog, in einer kleinen privaten Runde. Sie wollten nicht den Männern hinterher trotten, die nur nach den Waffen und den Schutzschilden fragten. Der blonde Star Sheriff zeigte Charlotte das Schiff von der anderen Seite. Sie erzählte ihr auch allerhand Geschichten und schlussendlich auch, wie sich Colt und Robin kennen gelernt hatten. Lächelnd schloss sie ihre Erzählung mit den Worten: „Die beiden haben sich sprichwörtlich gesucht und gefunden. Ich freue mich schon, wenn es bei den beiden soweit ist.“ Auch Charlotte lächelte. Sie wusste, worauf April anspielte: „Kinder zu bekommen, geht schneller als man es sich vorstellt. ...Colt und Robin werden sicherlich auch bald eine kleine Familie gründen.“ Die beiden Frauen setzten sich in die Küche und unterhielten sich noch eine ganze Weile. April richtete zwei Tassen Kaffee für sich und Charlotte. Sie genoss es, endlich mal ein Frauengespräch führen zu können, bei drei so testosterongesteuerten Jungs, wie es Saber, Colt und auch Fireball ohne Zweifel waren, war Frauenkram zu besprechen alles andere als ein Kinderspiel. Die Delegation war nach ihrem Rundgang wieder verschwunden, nur König Jarred und Prinz Roland waren noch an Board. Die beiden Männer hatten sich zu April und Charlotte in die Küche gesetzt und tranken mit ihnen eine Tasse Kaffee. Saber hingegen hatte die Delegation an der Rampe noch verabschiedet und war dann schnurstracks zu Fireballs Quartier marschiert. Ohne zu klopfen trat er ein und sah sich um. Fireball war offensichtlich im angrenzenden Waschraum, also folgte er ihm dorthin. Ohne Vorwarnung platzte es aus dem Teamführer heraus: „Was zum Teufel ist los mit dir? Gestern die Sache mit April und heute die Whiskyflasche! Bist du noch ganz bei Trost?!“ Erschrocken, weil er nicht damit gerechnet hatte, die Standpauke von Saber so bald zu kassieren, ließ Fireball von seinen Haaren ab und legte die Bürste wieder an ihren Platz zurück. Er versuchte, es zu erklären: „Saber, hör zu. Ich hatte gestern einen beschissenen Tag und wollte meine Ruhe haben. Kann ich riechen, dass du so einen Haufen Offiziere anschleppst? Hätte ich es nämlich gewusst, dann hätte ich gestern Abend den Whisky wieder verschwinden lassen.“ Saber akzeptierte diese Ausrede nicht. Er war wütend auf Fireball. Wenn der Rennfahrer so weiter machte, wie er sich die letzten Stunden über benommen hatte, würde er noch allen das Weihnachtsfest verderben. Ungehalten fuhr er den jüngsten aus seinem Team an: „Wir haben alle mal einen schlechten Tag und lassen es auch nicht an April aus. Und ersäufen versuchen wir unseren schlechten Tag auch nicht! Es ist Weihnachten, Herrgott noch mal! Reiß dich gefälligst zusammen. Wenn ich dich noch mal bei so einem Blödsinn erwische, haben wir beide ein ernsthaftes Problem.“ Fireball nickte, es war ihm schon klar, dass Saber als sein Boss der Spiegel seines Teams war. Fireball senkte schuldbewusst den Kopf und versprach Saber: „Kommt nicht wieder vor, Boss.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)