Last Christmas von Miko_Milano (Das letzte Weihnachtsfest) ================================================================================ Kapitel 1: Das letzte Weihnachtsfest ------------------------------------ Last Christmas Das letzte Weihnachtsfest Susi war ein tapferes kleines Mädchen, ihr fröhliches Lächeln erfüllte den Raum, in welchem sie war mit jeder Minute die verging mehr. Ihr gewelltes, braunes Haar schimmerte freundlich im Licht, wenn sie ihren Kopf bewegte. Ihre schmalen Hände konnten erstaunlich fest zupacken. Niemand hätte ihr wohl zugetraut, so lange stand zu halten. Doch Susi war stark, ließ sich niemals unterkriegen, auch wenn sie wusste, dass ihr nur wenig Zeit blieb. Das kleine Mädchen wollte leben, das spürte man, wenn man sie ansah. Ihre Augen zeigten keine Angst, weder Schmerz noch Trauer, die Kleine kämpfte, bis zum letzten Atemzug. Es brach einem das Herz, wussten wir doch alle hier im Dorf, das Susi litt. Sie litt unter dem Umstand, dass ihre Mutter, ihr geliebter Bruder und auch ihr über alles geliebter Vater von uns gegangen waren. Das kleine Herz hatte tiefe Wunden ab bekommen, bei dem schweren Unfall, damals vor sieben Jahren. Und nun sollte das kleine Mädchen sterben. Krebs im Endstadium. Niemand hatte es bemerkt, rechtzeitig gewarnt, es kam plötzlich und sehr überraschend, war Susi doch mittlerweile jedem im Dorf sehr ans Herz gewachsen. Mit ihren zwölf Jahren sollte sie am Ende ihres Lebens angekommen sein. Draußen fielen bereits die Blätter zu Boden, die Welt starb. Wie passend, dachte ich damals. Kälte durchzog das Land und ließ die Menschen frieren, es war nass und ungemütlich geworden. Man flüchtete sich lieber ins Haus, wärmte sich am Kamin und saß mit seinen Liebsten beisammen. Nur ein kleines Mädchen ging draußen spazieren und erfreute sich der Dinge, die um sie herum geschahen. Sie lachte, strahlte bis über beide Ohren, fing die Blätter im Fall auf und drückte sie an ihren zarten Körper. Es war ein erschütterndes und doch gleichsam ein wunderschönes Bild, wie die Regentropfen sich in der dunklen Mähne verfingen, wie der kleine Körper sich im Wind wiegte und sie begann im kalten Regen zu tanzen. Ihre Stimme schallte über die Straßen und manch einer, der hinaus sah, die Fenster und Türen öffnete und ihr beim leben zu sah, verlor eine kleine Träne und lächelte doch im selben Augenblick. Die trübe Herbstluft, die vorher so schneidend kalt und abweisend war, wurde freundlich und einladend, für diejenigen, die Susi zu hörten, wie sie von Welten fern ab unserer eigenen Welt sang, von Wesen, die den Engeln gleich, ein Licht der Wärme und Hoffnung brachten und von einem Leben, unbeschwert und voller Glück, wo niemand Abschied nehmen musste, von denen, die er liebte. Kurz, sie sang von Welten, paradiesisch schön und gemacht aus Fantasie, so wunderbar und doch, leider, auch so unerreichbar fern. Noch während des Herbstes allerdings verlor die kleine ihre Haare, ihre Haut wurde weiß wie Porzellan, sie magerte stark ab und ihre Stimme verlor an Kraft, so dass ihr selbst das sprechen schwer fiel, geschweige denn, dass sie noch singen konnte. Damals war es schon ein Wunder, dass Susi überhaupt noch lebte. Das Mädchen gab niemals auf, verlor niemals ihre Heiterkeit und Lebenslust, sie sprach nicht mehr viel, doch ihr Lächeln reichte aus, um die Herzen derer zu erwärmen, die sie sahen. Und noch heute spricht man von ihr, von ihrem Lächeln, dass so viel Liebe gab, so viel Kraft, dass man damals tatsächlich an ein Wunder glaubte. Die Vorstellung, das dieses kleine Kind sterben würde, war fast schon grotesk, sah man in ihre Augen, die nicht das kleinste Anzeichen dafür gaben, dass dieser kleine Mensch Todkrank war. Susi lebte, sie wollte nicht sterben, sie gab all ihre Kraft, kämpfte und letztendlich...verlor sie den Kampf. Weihnachten vor sieben Jahren, das Dorf war zusammen gekommen um mit der Kleinen zu feiern, jeder brachte ihr ein kleines Geschenk, nur um einmal noch das Leuchten in ihren Augen zu sehen, die Wärme zu spüren, die sie verbreitete, wenn ihr Lachen die Herzen der Anwesenden erhellte. Es war das schönste Weihnachtsfest seit vielen Jahren gewesen. Ich werde mich wohl noch lange daran erinnern. Damals sah ich Menschen Hand in Hand beisammen stehen, die sich sonst nicht einmal ansahen. An diesem Tag waren wir allesamt Kinder, ob groß oder klein, wir waren zusammen und das war es was zählte. Die Sterne über unseren Köpfen, die kleinen weißen Schneeflocken, die tänzelnd auf uns nieder schneiten, die Welt sanft bedeckten und uns ein weißes Weihnachtsfest schenkten. Und mitten drin, ein kleines Mädchen, sanft lächelnd, die Augen geschlossen, während wir anderen spielten, die Erwachsenen redeten und tranken. Es war spät, als die ersten gingen, Susi war friedlich eingeschlafen, ihr Herz schlug sehr schwach. In dieser Nacht war der Friede keine Illusion mehr in unserem kleinen Dorf. Man mag es nicht für möglich halten, doch die Liebe, die das kleine Herz damals ausstrahlte ging auf uns über und niemand dachte auch nur daran, sich dagegen zu wehren. Es war Weihnachten und wir waren glücklich und zufrieden. Und das verdankten wir einem kleinen Mädchen, dass in ihrem kurzen Leben so gelitten und doch niemals aufgegeben hatte. Susis Weihnachtstraum war ihr letzter, sie starb noch in der selben Nacht. Ihr Herz hörte einfach auf zu schlagen. Ganz plötzlich war die kleine Susi nicht mehr da. Doch ihr Zauber blieb bestehen. Seit damals feiert das kleine Dorf in dem ich lebe Weihnachten zusammen. Man trifft sich, redet, lacht und genießt die Zeit des Beisammen seins. Heute erinnert ein kleines Denkmal an das kleine, zierliche Mädchen. Und jedes Jahr zu Weihnachten legen wir Blumen nieder, für die Person, die uns die Liebe lehrte. So kalt und trist die Weihnachtszeit vorher war, so wunderschön und schützend ist sie nun. Welche Macht doch ein kleines Lächeln haben kann, wenn man es nur richtig einzusetzen weiß. Welches Wunder doch geschehen kann, glaubt man nur fest genug daran. Susi ging niemals ganz von uns. In unserer Erinnerung lebt sie weiter. Mag ihr Körper auch den Kampf verloren haben, ihre Seele tat es nicht. Es war das letzte Weihnachtsfest damals. Das letzte Weihnachten für Susi. Das letzte Weihnachten für einen Mensch gewordenen Engel auf Erden. Doch es war der Beginn einer neuen, friedlichen Weihnacht, hier, in dem kleinen Dorf, in dem ich lebe... Miko Milano Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)