Neuigkeiten von Myojo ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Disclaimer: Keiner der Charas gehört mir, ebenso wenig der Tokio Tower, und ich krieg hierfür auch nix (schön wärs), das übliche halt Sie lächelte und drehte sich zu dem Mädchen neben ihr um. Sie hatten sich lange nicht gesehen. Seit der Laden so von selber lief, hatte einfach keine Not mehr dazu bestanden. Und auch jetzt hätte es eigentlich keinen Anlass gegeben... doch Manx hatte gerufen, und Aya, pflichtbewusst wie sie war, war dem Ruf gefolgt. Natürlich lag auch die Hoffnung in ihrem Kommen, neues von Ran zu hören- eine Hoffnung, die Manx zumindest zu einem kleinen Teil erfüllen konnte. Die großen Glasfenster des Tokio Towers mit ihrer abendlich-romantischen Aussicht hinter sich, begann sie leise zu sprechen, jedes einzelne ihrer Worte abwägend. „Es gibt Neuigkeiten... aus Europa.“ Aya drehte aufgeregt an ihren Zöpfen, etwas, das Manx wie jedes mal einfach unglaublich niedlich fand. Bei jedem anderen Mädchen hätte es kindisch gewirkt, aber bei Aya... Irgendwie mochte sie die unschuldige Art der Jüngeren, ihre kindliche Aufregung, sobald es danach aussah, als würde etwas Positives passieren... Ihren ganzen offenen, ehrlichen Charakter, der sie so sehr von ihrem Bruder unterschied. Der sich so sehr widerspiegelte in den großen Augen, die aus sich selbst heraus zu scheinen schienen, über ihre ebenmäßigen Züge schimmerte, in ihrer ganzen Haltung zum Ausdruck kam. Wie konnte nur jemand fähig gewesen sein, diesem reinen, wunderschönen Gottesgeschöpf etwas Böses zu wollen? Sie verstand es immer noch nicht. Vermutlich würde sie es auch nie verstehen... Das Mädchen wirkte so unbefleckt von all dem Morden und Sterben um sie herum, von all der Korruption und den gescheiterten Träumen... Die Frau schüttelte leicht den Kopf, konzentrierte sich wieder auf die Situation. Dann lächelte sie leicht und fuhr fort. „Birman hat sich mal wieder gemeldet, sie meinte, eine alte Kollegin von ihr- also nach meiner Zeit, aber anscheinend auch schon nicht mehr aktuell- hätte ihn in ihrer Obhut.“ „Wo?“ Die Braunhaarige konnte ihre Aufregung kaum noch unterdrücken. Ihre schlanken Finger gruben sich in die Falten ihres Kleides, knitterten den Stoff ungeduldig zu kleinen Bällchen, ließen wieder los und griffen nach den nächsten Bügelfalten. „Das weiß ich nicht, weil sie es auch nicht wusste... oder nicht sagen konnte, wer weiß das schon... du musst verstehen, dein Bruder arbeitet in einem Beruf in dem er nicht zu viel Publicity brauchen kann...“ Sie brachte es schwer heraus. Die Worte waren hart, aber sie war noch nie eine gute Diplomatin gewesen. Menschen beeinflussen, manipulieren... ja, das konnte sie. Aber das wollte sie hier nicht, und genau da setzte das Problem an. Noch niemals vorher hatte sie sich zu einem Menschen einfach nur so verhalten wollen, dass er – sie - sie mögen würde. Sie fühlte sich in letzter Zeit immer mehr wie jemand, der über einen See geht, ohne zu wissen, wie dick die Eisdecke ist. Aya nickte. Ja, die Gründe für die geringe Informationsdichte waren ihr wohl durchaus klar... Sie war ja auch ein intelligentes Mädchen. Aber die Enttäuschung auf ihrem Gesicht war trotzdem unübersehbar- kein Wunder, sicherlich hatte sie sich mehr erhofft. Aber immerhin war es etwas, alles was Manx erbieten konnte. Nicht, dass sie sich nicht reingehängt hätte für das Mädchen- Für die Nachforschungen über Ran hatte sie mehr Zeit investiert als für sonst eine Tätigkeit in der letzten Zeit. Alte Kontakte angezapft, Netzwerke durchstöbert- Sie hatte einen ganzen, seit Pershas, des alten Pershas, Tod völlig verstaubten Apparat aufgestöbert und wieder angeworfen. Und sie kam der Sache langsam näher... Warum tat sie das eigentlich? Sie hatte weiß Gott nicht zu wenig zu tun. Nein, es war viel mehr... Sie wollte Aya lachen sehen, wollte, dass diese wunderschönen Augen viel häufiger in dem glitzernden, schillernden inneren Licht erstrahlten, dass sie manchmal, in kurzen Momenten der Freude, an ihnen beobachtet hatte. Aus einem Reflex heraus wuschelte sie dem Mädchen durch die Haare. „Wir finden ihn schon, keine Sorge...“ Aya sah sie einen Augenblick an, dann ließ sie sich gegen Manx fallen und barg ihren Kopf an der Brust der älteren Frau, die ob der plötzlichen Berührung leicht zusammenzuckte. Nicht, dass es ihr unangenehm gewesen wäre, das Mädchen so nah bei sich zu fühlen, ganz und gar nicht. Sie wusste bloß nicht, wie sie damit umgehen sollte. Das Trösten war nicht wirklich ihr Kompetenzbereich. „Ich... ich weiß inzwischen nicht mehr ob ich ihn wirklich jemals wiedertreffen werde... vielleicht will er mich ja gar nicht sehen?“ Die junge, für all die Sorgen viel, viel zu junge Stimme klang erstickt. Die Rothaarige streichelte ihr über die Haare und sprach in einem beruhigenden Tonfall, der Verständnis und Mitgefühl enthielt. Hoffentlich tat sie das Richtige. Das Letzte wäre es gewesen, Ayas Schmerz durch ihr Handeln noch zu verstärken. „Sicher will er dich noch sehen, warum sollte er nicht? Er hat nur für dich diesen Beruf überhaupt auf sich genommen.“ „Ja, aber nun, da ich wach bin, will er nicht mehr kommen und mich treffen... Habe ich ihn so verjagt? Bin ich so ein furchtbarer Mensch geworden?“ Ihr Schmerz spiegelte sich in ihremsonst so freudigen und lebendigem Gesicht. Offenbar brach sich hier etwas Bahn, das schon lange in Kopf und Herz des Mädchens herumgepoltert war. „Bin ich ihm denn so unangenehm?“ Es tat Manx in der Seele weh, das mitansehen zu müssen. Wie konnte ein so engelhaftes Menschenkind annehmen, furchtbar zu sein? „Das... das bist du ganz sicher nicht...“ Und sie wusste noch im selben Augenblick wie lahm ihre Worte klangen. Die kleinere Fujimiya schüttelte heftig den Kopf, ihre Zöpfe klatschten gegen alles, was sich ihnen auf ihrer Bahn in den Weg stellte. „Ich bin so unbedeutend... nutzlos... es wundert mich überhaupt nicht dass er mich nicht sehen will...“ Sie schluchzte. „Ich habe ja überhaupt keinen Nutzen für ihn... für niemanden... was kann ich denn schon außer Blumen verkaufen und nett lächeln?“ „Nein!“ Die ehemalige Kritiker-Mitarbeiterin war von der Heftigkeit ihrer eigenen Worte überrascht. „Nein, du bist nicht Nutzlos! Du bist nicht unbedeutend oder unwichtig oder irgendetwas!“ Würde ich mir sonst so viel Mühe geben um dich glücklich zu machen?! Würde ich sonst Leute anrufen, mit denen ich schon lange abgeschlossen zu haben glaubte – Kontakte wiederbeleben, die besser für immer geruht hätten – Schlafende Hunde von der Größe eines Berges wecken? Würde ich - All das sprach sie nicht aus. Konnte sie nicht sagen. Nicht vor... Sie biss sich auf die Unterlippe. Umgekehrt war es. Was konnte sie schon bewirken? Es war doch sie, die nichts zustande brachte, was auch immer sie anstrengte und versuchte; sie, die unfähig war den größten Wunsch dieser Person, die ihr am wichtigsten war, zu erfüllen. Aber ihr Ausbruch hatte einen Effekt gehabt- nämlich den, dass Aya einen halben Schritt zurückgetreten war und zu ihr aufsah. „Wie meinst du das?“ „Aya...“ So, da hatte sie den Salat. Jetzt konnte sie sich nur noch Kopf voran in die Schlacht stürzen. Augen zu und durch lautete nun die Devise. „Ich wollte dir schon länger etwas sagen...“ Sie stockte wieder. Aber wie? Sie hatte keine Ahnung. Ihre übliche Coolness war irgendwie ins Nichts verschwunden, zerschmolzen unter dem fragenden Blick aus den großen, braunen Augen. “Nämlich dass du eben überhaupt nicht unbedeutend bist, sondern, zumindest was mich betrifft, der wichtigste Mensch auf Erden überhaupt. Dass du...“ Sie verstummte. Fieberhaft überlegend, was sie jetzt noch sagen sollte, konzentrierte sie ihren Blick auf Ayas rechtes Ohr. Zum tausendsten Mal überlegte sie, warum sie noch nie Ohrringe an ihr gesehen hatte, obwohl in der weißen Haut die Einstiche von Ohrlöchern zu sehen waren. Oft schon war sie in Kaufhäusern stehengeblieben und hatte überlegt, welche der Steine in der Auslage geeignet wären, diesen Mangel zu beheben... auch wenn sie ihr Fehlen nie als störend empfunden hatte. Wie hätte sie auch... Der verwirrte Blick der Anderen bekam plötzlich einen Hauch von Ahnung. „Du meinst, du...?“ Sie nickte. „Aya, ich liebe dich. Schon lange... noch bevor ich das erste Mal mit dir reden konnte, habe ich mich in dich verliebt...“ Ihre Augen fixierten jetzt einen Punkt irgendwo schräg rechts über Ayas Schulter, sie wagte nicht, das Gesicht anzusehen. Schweigen, tiefes, alles verschlingendes Schweigen folgte, und sie schloss kurz die Augen. Es war heraus, und würde sich nicht mehr rückgängig machen lassen, was auch immer sie tat. Sie holte tief Luft, versuchte, sich Mut zuzusprechen. Doch bevor sie die Lider wieder heben und zu einer Erklärung, zu einer Entschuldigung ansetzen konnte, spürte sie wie weiche Hände die ihren umschlossen. Als sie die Augen wieder öffnete und den Kopf senkte, sah sie direkt in kakaofarbenen Augen des Mädchens, dass sie so lange geliebt hatte. „Danke...“ Ein Lächeln huschte über die verweinten Wangen. „Und... auch danke, dass du dich getraut hast... Ich habe es nie fertiggebracht.“ Halt. Stop. Jetzt mal kurze Pause. Sie war wie vor den Kopf gestoßen. Hatte Aya etwa auch-? Das Mädchen sah sie mit einer Ernsthaftigkeit an, die ein Fremder nie an ihr vermutet hätte. Das Licht der Lampen spiegelte sich in ihren Augen, als sie zum Sprechen ansetzte. „Ich liebe dich, Frau mit den roten Haaren, wie auch immer du heißen magst. Nicht nur, weil du mir hilfst, Ran zu finden. Sondern einfach... So.“ Sie lachte. Sanft und melodisch, lieblich, wie immer, und doch irgendwie... anders. Und da merkte Manx, wie ihr ein dicker Felsbrocken vom Herzen fiel. „Ich hätte also schon viel früher...“ Schoss es ihr durch den Kopf, allerdings wurde sie an diesem Punkt durch die Braunhaarige unterbrochen, die ihr leicht über die Wange streichelte. „Findest du nicht auch, wir sollten das Ganze besiegeln?“ Reine Freude schimmerte sanft durch ihr schelmisches Blinzeln. „Besiegeln?“ Erwiderte sie verwirrt. Aya zwinkerte verschmitzt. „Ein Kuss!“Sie zögerte keinen Augenblick, stellte sich auf die Zehenspitzen, legte den Kopf ein bisschen in den Nacken und zog den überraschten roten Lockenkopf zu sich heran. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)