Stolen Love von TayaTheStrange ================================================================================ Kapitel 1: First Meeting ------------------------ Erste Begegnung *Shins Sicht* Alles begann etwa vor 3 Monaten, als ein Diebstahl stattfand, der sich von allen bisherigen unterschied. Doch blieb es nicht bei dem einen, sondern eine Reihe von Diebstählen ergab sich und die Objekte waren alle von unschätzbarem Wert. Die Polizei versuchte alles, um den Dieb zu schnappen, doch bisher ohne Erfolg. Der Wert aller gestohlenen Kunstobjekte zusammen war ins Unermessliche gestiegen und die Polizei war am Verzweifeln... Auch heute wollte das Phantom wieder zuschlagen. Diesen Namen erhielt der Dieb, der immer genau wusste, was er tat, von der Polizei und er nahm diesen mit Freuden an. Es war eine halbe Stunde nach Mitternacht, als ein Schatten die Mauern und Wände von leeren Gassen streifte. Vor einem alten, verlassenen und heruntergekommenem Haus endete der Weg und die Gestalt lief in das Gebäude hinein und suchte das Dach auf. Von dort aus konnte man die Umgebung sehr gut überblicken, dazu gehörte auch das Museum für Kunst und Geschichte. Das Phantom hatte es auf eine kleine Skulptur von etwas 30 cm Größe abgesehen und ein Abbild der Aphrodite darstellte. Mit einem Fernglas überprüfte es die Lage. So war schnell klar, wo wie viele Wachposten aufgestellt waren, zumindest am Südflügel -dem Eingang- und am Westflügel. Mehr war von hier aus nicht zu sehen. Aber das reichte, da das Phantom durch den Westflügel in das Gebäude eindringen wollte. Ein Dieb, der urplötzlich auftauchte, nicht zu fassen sei und dazu noch so dreist - oder nett - war, sich anzukündigen. Und dabei kam er nicht einmal eine Minute zu spät oder zu früh. KangTa hatte den Kopf geschüttelt, als er davon hörte und las und wünschte in Gedanken demjenigen, den die Aufgabe erwischt hatte, diesen Dieb zu fangen, nur viel Glück. Allerdings gab es einen wahren Verschleiß an Inspektoren, die auf dieses Phantom angesetzt gewesen waren...und nun stand er hier. Er, einer der besten Polizisten der Stadt und musste sich mit dieser Aufgabe herumplagen. Er hatte sich direkt in der Halle mit dem Schmuckstück postiert und sah sich um. Auf einen Erfolg hoffte er heute Nacht noch nicht, er musste seinen Gegner erst kennen...dann konnte seine Arbeit beginnen. Für 1 Uhr hatte er seinen Raub angekündigt. Bis dahin war noch etwas Zeit, aber die würde er auch brauchen. Das Phantom verließ das Dach und fand sich schon bald darauf an der hohen Mauer des Museums wieder. Mit Anlauf rannte es darauf zu und erwischte die obere Kante mit den Händen, worauf es sich hinauf zog. Es überwand die Mauer aber nicht an irgendeiner Stelle, sondern da, wo ein Baum stand, in dessen Geäst das Phantom verschwand. Um den Bauch hatte es ein Seil gewickelt, welches es sich jetzt abnahm und an einem Ende wurde ein Widerhaken befestigt. Das Phantom wirbelte das Ende mit dem Haken herum, und warf es auf eines der oberen Fenster des Museums zu. Diese waren mit Gitterstäben versehen und dort verfing sich der Haken. Zur Kontrolle zog das Phantom ein paar Mal fest am Seil. Mit beiden Händen umfasste es das Seil, trat ein paar Schritte auf dem mächtigen Ast zurück, nahm erneut Anlauf und hangelte dann direkt auf eines der Fenster zu. Aber nicht irgendeines. Das Phantom wusste genau, welches Fenster es in die Halle bringen würde, wo die Skulptur stand. So zersprang das Glas des Fensters in tausende Stücke, als der Dieb vom Seil abließ und durch das Fenster sprang, um sich dann geschickt auf dem Boden des Saales abzurollen. Mit kleinen Wurfmessern zielte es dann auf die Kameras in den Ecken und schaltete sie aus. Dass ihm kein Polizist entgegen gestürmt kam, verwunderte das Phantom, das sich stutzig umsah. Dann stand es jedoch aus der geduckten Position auf, um die Vitrine mit der Skulptur aufzusuchen. Falle hin oder her; bisher hatte es IMMER bekommen, was es wollte. KangTa war klar, dass sein Gegner stark war und dass er gewitzt war. Wenn er selbst bei einem riesigen Aufgebot an Polizei und Fallen noch bekam, was er wollte. Doch KangTa arbeite auch etwas anders. Niemand wusste, dass er heute gar nicht vorhatte, irgendetwas zu tun. Außerdem versammelte er die Schar von Polizisten nicht an diesem Ort, an dem das Phantom zuschlagen würde, sondern an bestimmten Punkten...nur er selbst wollte in der Nähe sein, wenn der Raub geschah. Jetzt hatte er auch schon fast eine Stunde hier verharrt, die Uhr schlug eins........nichts...kein Geräusch.... Wollte er sich heute Zeit la- Klirrrr!!! Das Glas eines der Fenster zersprang und KangTa ging in Deckung, hinter eine größere Vitrine. "Hah...du bist eine Minute zu spät..." Flüsterte er mehr sich selbst zu und besah sich neugierig die Gestalt, die langsam auf die Vitrine mit der Figur zu schlich. Für einen Laien hätte es ausgesehen, als wäre das Phantom durch irgendein Fenster in den Raum gekommen. Doch KangTa wusste es besser. Von diesem Fenster aus konnte er von den Kameras nicht direkt erfasst werden und die somit einfach ausschalten. Der Typ verstand sein Handwerk.... Das Phantom war zuvor schon hier, in diesem Museum, diesem Saal und das mehr als einmal. Jeden Raum, jeden Winkel und auch das Sicherheitssystem waren ihm bekannt. So wusste es genau, durch welches Fenster es kommen musste und wo die Kameras montiert waren. Während es langsamen und achtsamen Schrittes weiter in die Mitte des Saales schlich, sah sich das Phantom unentwegt um. Alles war sonderbar still, dabei hätte man es doch hören müssen, als das Fensterglas zerbrach. Hatte es die Polizei etwa aufgegeben, es zu fassen? Das wäre dem Phantom zu... langweilig. Aber nun war es hier und die Skulptur fast in greifbarer Nähe. Und als das Phantom dann direkt vor der Skulptur stand, nahm es sich die Zeit, sie kurz zu bewundern. Doch würde es das Glas, was die Skulptur umgab, einfach entfernen, würde das sofort den Alarm auslösen, ein Kontakt mit dem Glas jedoch nicht. Genau dieses Wissen macht sich das Phantom zum Vorteil und da kein Widersacher in Sicht war, kam kurzer Hand ein Glasschneider zum Einsatz. Nach getaner Arbeit griff es vorsichtig in die Vitrine und holte, mit fast andächtig blickenden Augen, das Objekt der Begierde heraus. Zuvor blickte es sich noch einmal in alle Richtungen um, sicher konnte man nie genug sein. Aber hier war niemand. Glaubte es. So wickelte das die schwarze Gestalt die Skulptur in ein ebenso schwarzes Tuch. "Bei mir wirst du in besseren Händen sein..." Murmelte das Phantom sehr zufrieden vor sich hin und trat letztlich von der, nun leeren, Vitrine fort und zum Fenster zurück. Fast schon enttäuscht blickte es noch einmal in die Halle zurück, wobei die Enttäuschung der Polizei galt, der es doch etwas mehr zugetraut hätte. Aber so trat das Phantom auf das Fensterbrett, schnappte sich das Seil, welches noch vor dem Fenster baumelte, schwang sich vom Fenster ab und verschwand dahin zurück, wo es zuvor her kam. Im Hof, außen um das Gebäude und auch im Gebäude warteten die aufgestellten Polizisten gespannt und neugierig endlich auf den Startschuss. Einige sahen das Phantom über den Himmel schweben, doch KangTa hatte durchgesagt, dass niemand eingreifen solle, bis er bescheid sagte. Aber, selbst als das Phantom schon den Rückweg antrat, sagte er nichts. Mit äußerster Genauigkeit beobachtete KangTa das Verhalten des Phantoms. Mit Recht war es irritiert, was man ihm auch irgendwo ansehen konnte. Es tat seine Arbeit gut und gewissenhaft, KangTa hatte einen guten Gegner gefunden. Aufmerksam sah er dem Phantom nach und wartete noch einen kurzen Moment, dann rannte er zum Fenster und sah dem Phantom nach, wie es davon flog. "Ich freue mich auf die nächste Begegnung..." Meinte er mehr zu sich selbst, dann fuhr er herum, da die Wachen kamen. "Inspektor! Warum haben wir nicht eingreifen dürfen?" "Er ist uns einfach entwischt, was sollte das?" "Ganz ruhig...es ist alles in Ordnung. Ich wollte ihn mir nur mal ansehen." Und unter den verdutzten Blicken der Polizisten wandte er sich ab und ging. Dass ihn nicht einmal die Wachposten versuchten aufzuhalten, die draußen postiert waren, verdutzte das Phantom zum Schluss noch einmal. Das war alles dann zu einfach. Aber mit der Errungenschaft im Besitz tauchte es kurze Zeit später in einer abgelegenen Seitenstraße auf, von wo aus es weiter durch die Stadt zog, nach dem es sich die Maske abgenommen hatte. Würde es so gesehen werden, wäre das doch sehr auffällig. Und so wurde das Phantom wieder zu Shin Hye Sung, welcher die wahre Identität des Diebes verkörperte. Shin suchte seine kleine Wohnung auf, wie nach jedem Raubzug und stellte dort vorübergehend die 'Beute' ab. Aber heute war nichts wirklich anstrengend gewesen. Er hätte wahrscheinlich eine Blaskapelle mitbringen können und wäre trotzdem auf keinen Widerstand gestoßen. "Für das nächste Mal erwarte ich etwas mehr..." Dieses ~etwas mehr~ würde das Phantom, das in diesem Moment wieder nur Shin Hye Sung war, schon noch bekommen. KangTa würde sich schon etwas einfallen lassen. Darauf konnte dieser...verlogene Dieb Gift nehmen. KangTa war nicht umsonst Inspektor geworden. Er würde jedem unehrlichen Mann in dieser Stadt das Handwerk legen, davon war er fest überzeugt. Nur wusste er jetzt noch nicht, dass sich sein Schicksal bald drastisch wenden würde. Nach dieser Nacht ging es wieder früh raus. KangTa wusste, was nun auf seinem Plan stand. Eine Pressekonferenz war einberufen worden. Um über diese sehr erfolglose Nacht zu berichten und über den neuen Inspektor und dessen Methoden. Er hasste es...doch 2 Stunden später stand er wieder vor diesen ganzen Leuten und Kameras und beantwortete Fragen, so weit es ihm möglich war... Nachdem die Skulptur noch ein vorläufiges Versteck in der Wohnung fand, legte Shin sich schlafen, um zumindest noch ein paar Stunden Schlaf zu erhalten. Am nächsten Morgen hieß es nämlich früh aufstehen, wie immer. Aber so war das als Reporter. Dieser Beruf war nichts für Schlafmützen, da man sonst alle News verschlief. Als Shin dann in der Agentur war, schickte ihn sein Chef gleich wieder fort, zu der Pressekonferenz, die die Polizei einmal mehr gab. Shin war schon glücklich darüber, dass er geschickt wurde, so erfuhr er nämlich, dass ein neuer Mann auf ihn... auf das Phantom angesetzt wurde. Doch hielt sich Shin eher im Hintergrund, während alle anderen Reporter ihre Fragen durcheinander in die Runde warfen. Aber selbst aus dem Hintergrund heraus, ließ Shin es sich nicht nehmen, diesen Mann... Inspektor An KangTa, ins Auge zu fassen. Das sollte also sein neuer Gegenspieler sein. Shin war... gespannt, was es von ihm zu erhoffen gab... Das Phantom liebte Herausforderungen! Es war manchmal gar nicht so einfach, in diesem Durcheinander etwas mit zu bekommen, doch irgendwie schaffte KangTa es immer. Aber vieles beantwortete er gar nicht, denn zuviel konnte und durfte er von seiner Arbeit nicht offenbaren. Zwischen dem Getümmel fiel ihm dann auch weiter hinten ein Mann auf, scheinbar auch von der Presse, der nichts sagte. Aber da dieser nicht so vorlaut war, wie der Rest der Meute hier, bedachte KangTa ihn mit einem kurzen, aber interessierten Blick und widmete sich dann wieder der Konferenz. Diese war dann auch, Gott sei Dank, nach einer qualvollen Stunde vorbei und er war noch müder als am Morgen. Vielleicht ging er lieber erstmal einen Kaffee trinken, überlegte er und trat durch den Hintereingang aus. In seinem kleinen Notizblock notierte Shin sich einige Dinge, die er durch die Fragen der anderen Reporter erfuhr. Mit leeren Händen durfte er natürlich nicht in seine Agentur zurückkehren. Aber genauso wie der Rest, war Shin kein Stück zufrieden gestellt, als die Konferenz zu Ende war. Doch im Gegensatz zu allen anderen, die gebeten wurden zu gehen, schlich Shin dem Inspektor hinter her und folgte ihm so zum Hinterausgang. Shin wollte wissen, was KangTa für ein Mensch war und so gehörte ihm seine ungeteilte Neugier und das Interesse. Nicht auf Grund des Berichtes, den Shin noch schreiben musste. Es war, als wenn er spürte, dass er verfolgt wurde. Er setzte eine Fuß vor und war aus der Tür. Wer sollte ihn verfolgen und warum? Vor allem, wenn dieser jemand sich nicht wirklich bemerkbar machte. Einen Moment hielt er inne...dann drehte er sich blitzschnell um, packte seinen Verfolger am Handgelenk, zog ihn nach draußen und drückte ihn mit dem Rücken gegen die im selben Moment zugeschlagene Tür. "Könnten sie mir bitte verraten, was sie hier tun?" Als der Inspektor fast zur Tür hinaus war, legte Shin einen Zahn zu, um ihn nicht aus den Augen zu verlieren, aber kaum war er selbst der Tür näher, wurde er unverhofft gepackt und von außen gegen die Tür gedrückt. Überrascht war Shin schon, da er nicht gedacht hätte, bemerkt worden zu sein, doch blieb er cool und überlegte gespielt; auf die Frage des Inspektors hin. "Meinen Job." Entgegnete er ihm dann, fast schon unschuldig und blickte dementsprechend. Wer würde da schon ahnen können, was Shin für ein... Doppelleben führte...?! Erwartend sah er den Journalisten an und bemerkte, dass es der war, der vorhin keine einzige Frage stellte. Wollte er jetzt doch welche stellen? Und als dieser so ... unschuldig antwortete, schüttelte KangTa den Kopf und ließ ihn wieder los. "Verzeihung...ich wollte nicht so grob werden. Ihren Job also....ich könnte ihnen jetzt sagen, dass ihnen das Betreten dieses Teils des Gebäudes verboten ist...und dass es nicht besonders schlau ist, einen Polizisten zu verfolgen, aber das wissen sie....wollen sie mir jetzt die Fragen stellen, die bei der Pressekonferenz nicht heraus bekommen haben? Sie waren so still..." Auf die Erläuterung hin, was Shin so getan hatte, was er eigentlich nicht hätte tun sollen, sah er den Inspektor noch immer so an, als wäre er sich keiner Schuld bewusst, doch dann schüttelte er den Kopf. "Nein, ich habe nicht vor, Sie mit Fragen zu belästigen." Versicherte er dem Inspektor zunächst und stand dann wieder etwas bequemer, als dieser ihn wieder los ließ. "Und... ich bin nicht aus Glas..." Setzte er dann etwas leiser nach, als späte Anmerkung auf KangTas Entschuldigung hin, dass er grob geworden war. "Oh! ...Ohhh, das ist wirklich nett, denn ich bin glaube, ich bin grad nicht im Stande, viel zu beantworten...Und dass so jemand wie sie nicht aus Glas ist, kann ich mir denken..." Meinte er dann gleich hinten an und begann leise zu lachen. Naja, wenn sie schon hier standen...dann...ja, warum nicht? "Also wissen sie...ich wollte mir gerade einen Kaffee genehmigen...wollen sie auch einen? Natürlich nur, wenn sie noch Zeit haben..." Shin brauchte schließlich keine Fragen, um sich ein Bild von dem Inspektor machen zu können und so kam ihm die unverhoffte Einladung zum Kaffee wie gerufen und überaus gelegen. Davon sehr angetan vergaß Shin die andere Anmerkung und nickte. "Sehr gern und ja, ich habe Zeit. Und dass ich ein Reporter bin, sollen Sie mir nicht anmerken müssen." Meinte Shin lächelnd, worauf er seine Pressebinde entfernte und in die Jackentasche steckte. Er würde nicht beruflich mit dem Inspektor Kaffee trinken gehen, zumindest nicht in seinem offensichtlichen Beruf... "Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Entschuldigung. Mein Name ist Hye Sung. Shin Hye Sung." Dass dieser wirklich annehmen würde, hätte KangTa kaum gedacht, doch irgendwie freute es ihn. Trotz der Tatsache, dass er von der Presse war, war ihm dieser...Shin Hye Sung sehr sympathisch. So reichte er ihm lächelnd die Hand und zeigte ihm dann die Richtung zu einem kleinen Straßenkaffee, in dem sie es sich, keine 10 Minuten später, schon gemütlich machten. Er bestellte sich seinen Kaffee und sah mit einem uninteressierten Blick nach draußen. Das war sein neuer Job in dieser Stadt...wollte er ihn wirklich? Freundlich und aufgeschlossen ging Shin auf den Handschlag ein, der ihre Bekanntschaft besiegelte und dann folgte er dem Inspektor zu dem Cafè, in welchem sie dann Platz nahmen. Shin bestellte sich auch einen Kaffee und bemerkte dann diesen etwas nachdenklichen Blick KangTas. Doch er hatte versprochen, ihn mit keinen Fragen zu löchern und so würde sich Shin auch daran halten. Daher folgte er lediglich dem Blick KangTas und stützte das Kinn mit der Hand ab. "Die Schönheit dieser Stadt hält sich in Grenzen..." Merkte er dann mehr beiläufig an und doch direkt an KangTa gewandt, um ihm ganz anders vielleicht ein paar Dinge entlocken zu können. Er hob die Augenbrauen, als Shin dies anmerkte, doch hatte dieser mehr als Recht. "Ja, ich hasse es hier ziemlich. Aber was soll man machen, wenn man hier arbeitet? Ich würde gern aufs Land...aber...keine Chance." Und so war es nun mal. Wenn er doch ständig hier gebraucht wurde, konnte er sich diesen Wunsch an den Hut stecken.... Auf´s Land? Warum nicht einfach in eine andere Stadt oder in ein anderes Land? Doch kam Shin sein Haus in den Sinn, das außerhalb Seouls lag und in ländlicher Gegend stand, wo das Nachbarhaus mit bloßem Auge schwer zu sehen war, eigentlich gar nicht, da es keines gab. Absolute Idylle also. Aber wirklich Zeit, viel dort zu sein, hatte Shin nicht. Aber egal, das gehörte jetzt nicht hier her. "Vielleicht, wenn Sie irgendwann in den Ruhestand gehen." Warf Shin hingegen ein und lächelte. Manche Wünsche sollte man eben nie unter den Teppich kehren. Nicht, so lange es Möglichkeiten gab. Im Ruhestand? Das wäre auch eine Überlegung wert. Doch dann sah KangTa kurz auf sich selbst und legte dann für einen kurzen Moment das Gesicht in die Hände. "Im Ruhestand? Das dauert ja noch ewig...." Meinte er grinsend und trank dann einen weiteren Schluck Kaffee. Dieses Gespräch begann ihm zu gefallen. Wirklich, es weckte ihn auf und amüsierte ihn immer mehr. Da konnte Shin nur entschuldigend mit den Schultern zucken. Für den Ruhestand schien KangTa wirklich noch viel zu jung, aber überhaupt schien dieser... Inspektor jung und jünger als alle anderen, mit denen Shin... nein, das Phantom, bisher zu tun hatte. Aber das bewertete Shin nicht als Nachteil für den Inspektor, ganz im Gegenteil, dafür traute er ihm etwas mehr zu, schon allein was das Geschick anging. "Dann muss der Urlaub wohl erst einmal ausreichen oder eine Versetzung, aber das wäre sicher schade." Wenn KangTa nur wüsste, mit wem er gerade an diesem Tisch saß. Oh, wenn er es doch nur ahnen würde. Doch er ahnte nichts und das war leider viel zu wenig. Er ahnte überhaupt nichts...schon gar nichts von dem, was bald geschehen würde. "Scheint so. Aber ich beantrage selten Urlaub, ich brauch nicht wirklich welchen... da wird einem nur wieder bewusst, dass man keine Familie hat. Wie ist das eigentlich so im Presseberuf? Kommen sie viel herum?" Schon bald würde der Inspektor das mit dem Urlaub sicher anders sehen. Das Phantom hatte bisher jeden zur Verzweiflung gebracht und Urlaub war doch sicher noch das Beste zum Stressabbau, nicht? Aber die Sorge des Phantoms musste das nicht sein. So genoss auch Shin diese Unterhaltung. "Das vermuten erstaunlich viele Leute, aber dem ist nicht immer so. Beruflich habe ich die Stadt nie verlassen, aber mir macht das nichts aus. Ich mag die Aufregung, die meine Arbeit mit sich bringt..." Und dass sich Shin nicht nur auf das Arbeiten bei der Presse bezog, konnte KangTa genauso wenig wissen, doch wusste Shin nun mehr über KangTa und das, ohne Fragen gestellt zu haben... Das hätte er gar nicht erwartet. Aber es kam wohl darauf an, bei welcher Agentur Shin für welche Abteilung arbeitete. Wenn es nur um Stadtgeschehnisse ging, dann war das natürlich irgendwo logisch. Dass er sich mit den wenigen Worten mehr und mehr verriet, war ihm nicht bewusst, das stimmte, aber es befreite irgendwo. Manchmal konnte man mit fremden Leuten besser reden, als mit bekannten. Daher wurde ihre Unterhaltung auch noch besser, aber sie wurde nur lustiger, nicht mehr melancholisch. Und am Ende konnte KangTa sich nur bedanken. Es war schon seltsam, Shin saß zum ersten Mal mit einem Polizisten zusammen und unterhielt sich mit ihm, ohne dass seine Arbeit dahinter steckte und dem Inspektor schien die Unterhaltung nicht unbehaglich zu sein, was dessen Dank letztlich bestätigte. Shin konnte den Dank nur erwidern und sich damit zu gleich auf die Freundlichkeit mit einbeziehen. Wer setzte sich schon freiwillig mit jemandem von der Presse zusammen und sei es nur, um gemütlich einen Kaffee zu trinken? Eben; niemand. Reportern eilte doch immer der Ruf voraus, dass sie es nur auf Informationen abgesehen hatten. Shin auch, aber eher für das Phantom... Ein Blick auf die Uhr verriet dann aber, dass Shin so langsam los musste, wie der Inspektor selbst sicher auch. Dass Shin etwas verwundert war, konnte KangTa sich denken. Er war es ja selbst. Aber warum nicht mal spontan sein? Außerdem, wenn ein Mensch ihm schon zusagte, dann sollte er sich auch mit diesem auseinander setzen. Er gab auch nicht viel auf Vorurteile, nur eines würde er nie aus seinem Kopf verbannen. Aber das ging niemanden etwas an. Lächelnd gab er Shin vor der Tür die Hand und verabschiedete sich. "Danke für die Unterhaltung. Könnte ja sein, dass wir uns irgendwann nochmal treffen..." Meinte er, und er hoffte es auch ein bisschen. Selbst lächelnd nahm Shin die Hand KangTas an und verabschiedete sich auch. "Ich bin sicher, dass wir das werden..." Entgegnete er ihm dann und musste ein Schmunzeln verbergen, denn wie schnell das sein würde, würde der Inspektor gar nicht glauben, geschweige denn ahnen. So machte Shin sich dann auf den Weg in die Agentur zurück, wo er seinen Artikel schreiben musste, damit der heute Abend noch in der Zeitung gedruckt werden konnte. Eine Sekunde sah KangTa Shin noch nach. An irgendwen erinnerte dieser ihn doch. Oder die Art, wie dieser sich bewegte. Doch schüttelte er dan den Kopf und machte sich auf. Ein netter Typ, einer von sehr wenigen... Etwas besser gelaunt machte er sich so an die Arbeit im Revier. Alle warteten gespannt auf seine Vorschläge und auf eine neue Ankündigung vom Phantom. Zwischendurch gab es natürlich noch anderes zu tun. Überfälle, Morde, Körperverletzung, Unfälle...was in einer solchen Stadt so anfiel… KangTa wurde es mit jedem weiteren Tag zu wider. Als Shin dann, einige Stunden später, mit seiner Arbeit fertig war, legte er den Artikel seinem Chef vor und machte dann Feierabend, doch nur, um sich in die Arbeit des Phantoms zu stürzen. Das Phantom hatte bereits ein neues Objekt ins Visier genommen und dieses wollte es sich anschauen, genauso wie die Umgebung, in der es aufbewahrt wurde. So fuhr Shin ein ganzes Stück durch die Stadt, um den botanischen Garten aufzusuchen. Es war ungewöhnlich, dass dort außer Pflanzen etwas anderes vorzufinden war, vor allem ein wertvoller Edelstein. Aber so war es und diesen Edelstein, der aussah wie die Blüte einer geöffneten Rose, wollte das Phantom in seinen Besitz bringen. Doch nicht heute. Dieser Edelstein würde noch ganze 3 Tage hier zur Schau gestellt sein. Und Shin sah sich in den einzelnen Hallen genau um, aber ganz besonders in der Haupthalle, wo der Edelstein, auf einem Podest in der Mitte und umgeben von Rosenbeeten in rot und weiß, stand. Und während Shin oder besser: das Phantom seinen nächsten Coup ausarbeitete, stand KangTa vor zwei ziemlichen Einfallspinseln und nahm ihnen ihr Geständnis ab. Die Sache war recht einfach. Die beiden wollten mit den billigsten Mitteln eine Bank überfallen. Als KangTa mit seinen Leuten an der Bank ankam, standen sie tatsächlich mit Waffen, Masken und einem Beutel da und wollten Geld erpressen. Es sah so albern aus, dass er beinahe angefangen hätte zu lachen. Aber der eine Typ wurde ziemlich schnell nervös und schnappte sich eine Frau als Geisel. Da hob KangTa die Hände und meinte, O.K. wenn sie die Bank ausrauben wollen, mein Geld dein Geld, ist doch egal. Drehte sich um und ging. Der Typ musste ihn sehr blöd angeschaut haben, genau wie seine Kollegen, bis der Inspektor sich im nächsten Moment wieder umdrehte und dem Täter mit der Geisel die Waffe aus der Hand schoss. Über den Schreck verlor der andere auch gleich seine und als er sie wieder aufheben wollte, da meinte KangTa zu ihm, dass er das lieber nicht tun sollte, da schon einige Waffen auf ihn zielten. Damit hatte sich die Sache auch. Als er später am Abend den Bericht darüber tippte, dachte er auch mit etwas...fast schon wehmütigem Herzen an die letzte Nacht. Die Vorgehensweise seines neuen Gegners hatte soviel Professionalität und Eleganz...und er schlug sich mit solchen Stümpern herum... Das wäre doch eine heiße Story, wie der neue Inspektor den Banküberfall vereitelt hatte, aber Shin machte Feierabend und ein anderer würde sich der Story annehmen. Aber trotz der Tatsache, dass Shin Feierabend hatte, trug er noch seine Pressebinde, wodurch es nicht besonders verwunderlich war, wenn er sich den Edelstein sehr genau ansah und ihn bewunderte. Aber weniger auffällig ließ Shin seinen Blick durch die Halle und auch nach oben schweifen. Alles aus Glas. Selbst das Dach. War ja wohl klar, wie man so am schnellsten direkt zum Edelstein kam... Shin hatte, nach etwa einer Stunde, jedenfalls genug gesehen und Informationen über das Sicherheitssystem würde er sich noch beschaffen. Übermorgen würde er sich den Edelstein ~Rose im Morgentau~ holen. Das Phantom würde ihn sich holen. KangTa ging heut sehr spät ins Bett...und ohne zu wissen, warum, erwachte er wenige Stunden später und konnte den Rest der Nacht nicht mehr schlafen. Ständig starrte er zum Himmel und ahnte, dass bald wieder etwas geschehen würde. Am nächsten Morgen sah er dann auch gleich auf der Titelseite sein eignes Gesicht und ein Bild vom Banküberfall. Konnten sich die Leute nicht um andere Dinge kümmern? Immer diese Zeitungstypen, die alles hoch in den Himmel hoben.... Diese Aufregung herrschte noch die weiteren Tage vor, während KangTa sich schon mit anderen Dingen herumschlug und nebenbei versuchte, alles über das Phantom heraus zu finden. Aber bis auf die Berichte über dessen Raubzüge hinterließ dieser Schatten von Mensch keine einzige Spur. Er könnte sich sonst wohin beißen, dachte KangTa, als er sich dies eingestehen musste. Aber nur 3 Tage später bekam er dann etwas vom Phantom...es war eine nette kleine Karte...eine Ankündigung... Kapitel 2: Night at the Garden of Roses --------------------------------------- Nacht im Garten der Rosen *Shins Sicht* Nachdem er den botanischen Garten verlassen hatte, ging Shin aber noch nicht nach Hause. Zuvor suchte er noch die Bücherei ganz in der Nähe seiner Wohnung auf und setzte sich dort an einen der PCs. Er hatte selbst einen, aber da er sich in ein System einhakte, konnte er von hier aus nicht wirklich nach verfolgt werden; zumindest nicht der Haker selbst. Von welcher Firma das Sicherheitssystem im botanischen Garten war, war schnell herausgefunden und so hakte sich Shin in die Leitung dieser Sicherheitsfirma ein, um sich über den Stand zu informieren. Alle nützlichen Daten druckte er sich auch gleich hier aus. Gut, dass der Drucker direkt neben dem PC stand, so konnte Shin die Blätter sofort in seiner Tasche verschwinden lassen, ohne dass jemand eine Einsicht darauf hatte. Anschließend ging Shin nach Hause, wo er die Nacht damit verbrachte mit Hilfe des Bauplanes alle wichtigen Punkte des Sicherheitssystems ausfindig zu machen. Aber das Durchmachen machte sich letztlich bezahlt und Shin wusste nun, worauf er achten musste. So konnte er sich dann an seine Arbeit als Reporter machen und zur Agentur fahren, um Aufträge entgegen zu nehmen. Doch all zu viel zu tun gab es nicht und so setzte er sich, in einer seiner Pausen mit einer Zeitung und einem Kaffee an seinen Platz in der Agentur und las etwas. Dabei stieß er auf den Artikel vom Banküberfall, der gestern verübt und von Inspektor KangTa vereitelt worden war. Da hatte dieser also auch einen aufregenden Tag gehabt... Mit diesem Gedanken stellte er die Tasse Kaffee bei Seite und nahm sich eine Schere zur Hand, mit der er den Artikel, samt des Bildes von KangTa, ausschnitt. Einfach so. Einen Tag später, nach Feierabend, nachdem Shin die Agentur verlassen hatte, ließ er der Polizei eine Ankündigung des Phantoms zukommen. ~~~ in der Nacht, 2 Uhr, hole ich mir die Rose im Morgentau das Phantom ~~~ Dann hielt sich Shin ran, um alles für den Auftritt des Phantoms vor zu bereiten. KangTa hatte sich ja schon fast einen gemütlichen Abend auf der Couch ausgemalt, als er in sein Büro kam und auf dem Schreibtisch diese Karte lag. Mindestens eine halbe Stunde fluchte er vor sich hin...er hätte doch den Videorekorder programmieren sollen, jetzt verpasste er diesen Film...aber das war ja das kleinere Übel... Die nächsten Stunden waren ein einziger Stress. 3 x musste er die Wachen umpostieren und den Leuten klar machen, nur auf sein Zeichen zu kommen. Und nur auf sein Zeichen. Das Sicherheitssystem war gescheckt, das Gebäude umstellt. KangTa war allein in dem Raum des Gartens, in dem das Objekt ausgestellt war. Das war seine Anordnung gewesen und seine Leute hatten sie zu befolgen. Es war 2 Uhr...die Show konnte beginnen. Da das Phantom allein arbeitete, musste es auch alles allein machen und das war viel Arbeit. Aber ein Hindernis sollte das nicht sein. In seiner Wohnung traf Shin noch die letzten Vorbereitungen, bis er sich dann, gegen 0.30 Uhr, auf den Weg macht. In normaler Kleidung und mit seiner Pressebinde am Hut lief Shin durch die Stad, zu einem Hochhaus, das dem botanischen Garten mit am nächsten lag. Um diese Zeit war immer noch jemand anzutreffen und durch Beziehungen kam er am Pförtner vorbei, der in einem Vorraum am Eingang saß. Diesem erschien es nicht verdächtig, da er Shin schon öfter hier gesehen hatte, auch zu späterer Stunde. Klar, Shin hatte einen Freund, der hier arbeitete. Doch hatte Shin heute nicht vor, diesen aufzusuchen, sondern fuhr mit dem Fahrstuhl auf das Dach des Gebäudes. Dort lief er in eine hintere Ecke, wo unter einer schwarzen Plane etwas verborgen lag. Bevor er dieses etwas jedoch hervor holte, zog Shin sich um und schlüpfte in die Rolle des Phantoms. Und dieses legte die Plane bei Seite und holte so einen Paragleiter hervor, der ebenfalls vollkommen schwarz war. Damit lief er an die Nordseite des Daches, von wo aus man zum Gebäude des botanischen Gartens blicken konnte, was das Phantom mit einem Fernglas tat, um die Lage am Tatort zu prüfen. Nachdem das getan war, schnallte es sich gewissenhaft die Gurte des Gleiters um, holte Anlauf und einige Sekunden später glitt es elegant und geräuschlos durch die Nacht. Zielgenau landete der Dieb auf dem Glasdach des botanischen Gartens und ohne bemerkt worden zu sein. Aber wer rechnete schon damit, dass das Phantom geflogen kommen würde...?! Schnell war der Gleiter wieder abgeschnallt. Es kniete sich hin und holte sein beliebtes Werkzeug hervor; einen Glasschneider und einen Saugnoppen, um ein großes Loch in das Dach schneiden zu können. Die Arbeit war schnell getan und lautlos glitt die schwarze Gestalt an einem Seil in Innere. Das Phantom wusste genau, wo es landen musste, um genau in die Haupthalle zu kommen, um direkt zum Edelstein zu gelangen. Als es wieder festen Boden unter den Füßen hatte, ging es sofort in geduckte Haltung und sah sich um, um von hier aus die Lage noch einmal zu prüfen. Pünktlich war es jedenfalls da. ...und sie begann genau pünktlich. Perfekter konnte das Phantom ja gar nicht sein. KangTa erwartete es angespannt im Schatten einer großen Pflanze...und was dann passierte, hätte er kaum erwartet. Wie sich dieser elegante Schatten völlig lautlos vom Dach in den Raum bewegte...Der Inspektor sah verwundert nach oben, als er das bemerkte und musste dann Schmunzeln. Das Phantom enttäuschte ihn nicht...völlig unbemerkt war es herein gekommen. Doch war er fasziniert davon, wie sich sein Gegner Katzengleich auf den Boden niederließ und sich sofort vorsichtig umsah. Es hatte etwas Kunstvolles an sich...als wenn das Phantom selbst ein Kunstwerk wäre. Aber musste er sich jetzt konzentrieren, da es sich auf die Vitrine mit dem Juwel zu bewegte. Einige Momente herrschte in KangTa vollkommene Stille, die Ruhe vor dem Sturm. Dann war es an ihm, diesem Schatten lautlos zu folgen. Bis er...unmittelbar hinter ihm stand. "Danke, dass ich wegen dir jetzt meinen Film verpasse..." Und wieder war es seltsam still. Kein Polizist versuchte ihn, wie sonst auch, von seinem Vorhaben abzubringen. Doch heute wusste das Phantom, mit wem es es zu tun hatte und wer hier irgendwo sein müsste. Irgendwo... Es war sehr dunkel in der Halle und der Mond war hinter den Wolken verschwunden, so dass kaum Licht hier herein drang. Aber die Augen des Phantoms waren an die Dunkelheit gewöhnt und so sah es hier verhältnismäßig gut. Seines baldigen Erfolges sicher erhob es sich aus der geduckten Haltung und lief zielstrebig auf die Mitte der Halle zu, wo die Vitrine stand. Das Phantom rief sich noch einmal die Sicherheitsvorkehrungen ins Gedächtnis, die es beim Entfernen des Glases und des Edelsteines beachten musste, als hinter ihm plötzlich eine Stimmer erklang. Überrascht und auch etwas erschrocken fuhr das Phantom hastig herum und aus Reflex machte es sofort einen Satz nach Hinten, um aus der Reichweite des Inspektors zu gelangen, der ihn nun schon zum zweiten Mal überraschen konnte. "Ah~, Inspektor An KangTa. Es ist mir eine Freude, Ihre Bekanntschaft machen zu dürfen." Entgegnete das Phantom schon wieder gelassen und grinste. Dem Phantom gefiel es sogar, dass der Inspektor so plötzlich da war, ohne dass es ihn wirklich bemerkt hatte. Denn jetzt war gewiss, er war ein Gegner für ihn und das Phantom liebte Herausforderungen. Die Jetzige bestand darin, an KangTa vorbei zu kommen, um an den Edelstein zu kommen. Wenn es sein musste, würde das Phantom ihn auch... ausschalten...doch nur, wenn es sein musste.... Lauernd und jeden Moment dazu bereit, zu reagieren, stand es KangTa, in seiner stolzen Haltung, gegenüber und wartete einen günstigen Moment ab. Oh, sein gegenüber hatte sich auch gut informiert. Aber KangTas Name war ja auch nicht schwer zu finden, schließlich musste man nur einen kurzen Blick in die Zeitung werfen...in der auch das Phantom nicht minder vertreten war. Und jetzt...wonach sah es aus? KangTa könnte über einen kurzen Knopfdruck, verübt durch seine rechte Hand, die in seiner Hosentasche steckte, den Rest der Meute zusammen rufen und das Phantom dann jagen...aber irgendwie fand er, dass ein Zweikampf diesem...Geschöpf vor ihm viel gerechter war. Daher nahm er die Hände aus den Taschen und fixierte auch das Phantom ganz genau. "Würde es dich sehr verletzen, wenn ich sage, dass ich das Selbe von mir nicht behaupten kann?" Fragte er etwas aggressiv und mit einem leichten Zischen in der Stimme, doch noch bevor er die Möglichkeit zu einer Antwort gab, stürzte er sich nach vorn auf seinen Gegner. Und schon war die reinste Rangelei im Gang. Denn sie waren Beide schnell und sportlich...keiner war unterlegen, so würde der erste Fehler den Kampf entscheiden...und den machte eindeutig das Phantom, als es einmal zuviel Schwung nahm... KangTa nutzte dies und mit einem gekonnten aber doch noch recht leichten Schlag gegen dessen Brust landete das Phantom auf dem Boden. Er packte dessen Handgelenke und im nächsten Moment herrschte Stille. "Hab ich dich." Das war dann doch schon fast eine Beleidigung für das Phantom, was KangTa ihm da sagte, doch hatte es keine Zeit, darüber enttäuscht zu sein, da sein Gegenüber sofort eine Auseinandersetzung suchte. Er war schnell, das gab das Phantom gern zu, aber geschlagen würde es sich niemals geben. Doch dann, einmal zu viel Elan gehabt und es musste einstecken, denn fand sich das Phantom schon bald am Boden wieder und hatte den Inspektor über sich, der auch nicht den Eindruck machte, dass er es so schnell wieder aufstehen lassen würde. Einen Moment lang aus der Fassung blickte das Phantom abwartend in KangTas Augen, doch hatte es nicht vor auf etwas, Seiten des Inspektors, zu warten, sondern wollte selbst schnell handeln. Es zog das rechte Bein etwas an, wodurch es sich anwinkelte und dann stemmte es den Fuß in den Bauch KangTas, um diesen so von sich weg zu drücken. Das Phantom trat ihm nicht brutal zu, sondern nahm nur so viel Kraft auf, wie nötig war. Dann galt es schnell aufzustehen, was das Phantom fast schon hektisch tat, da der Inspektor noch immer viel zu nah war. Tja, wer sich zu früh freut.... Doch hätte KangTa auch nicht gedacht, dass dies das letzte Wort ihrer Wortlosen Unterhaltung wäre. Dann hätte das Phantom ihn enttäuscht. Keuchend stolperte er rückwärts und packte sich fast hin, als dessen Fuß ihn in den Bauch traf. Aber er bemerkte, dass das Phantom, wie er, nicht mit voller Kraft kämpfte. Als würde es auf keinen Fall eine Verletzung provozieren wollen. Noch einen Moment ausharrend bereitete KangTa sich schon auf seinen nächsten Angriff vor. Das Phantom war gerade etwas hektisch und unkoordiniert, das musste er ausnutzen. Mit einem Schritt war er bei ihm und packte ein weiteres Mal das Handgelenk seines Gegners. Er riss das Phantom herum, damit es aus dem Gleichgewicht kam und holte im selben Zug seine Handschellen hervor. Mit einem Klacken öffneten sie sich und er schlug sie siegessicher an das Handgelenk des Phantoms. Und Klirr! ...mit weit aufgerissenen Augen musste er feststellen, dass die Handschellen an den Armschienen des Diebes abprallten, das hatte er nicht bedacht und nun war sein Vorteil auch schon verspielt. Fehlgeschlagen! Und das Phantom wusste auch sehr genau, warum ihm die Distanz zu KangTa zu nah war, denn kaum war es wieder auf den Beinen, sah es sich schon wieder mit dem Inspektor konfrontiert, der einmal mehr im Vorteil war. Dann war ein Geräusch zu hören, wie Metall auf anderes Metall stieß. Dass das KangTa nun überraschte, nutzte das Phantom nun zu eigenen Gunsten. In einer schnellen und wieder geschickten Bewegung packte es KangTa bei den Schultern und drückte ihn nun zu Boden. So konnte man die Rollen auch tauschen. Etwas außer Atem, aber eher wegen all der Aufregung, sah es KangTa in die Augen und auch erst jetzt registrierte das Phantom wirklich, dass es beinahe gefangen genommen worden wäre. Da hatte er einen listigen Gegner. Die Sache wurde immer... interessanter. Doch brauchte es einen kurzen Moment, um einen neuen Überblick zu gewinnen, diesen nutzte es mehr dazu, sein Gegenüber intensiv... zu betrachten. "Was ist mir denn da hübsches zwischen die Finger geraten?!" Äußerte es dann unter einem Schmunzeln, aber galt es nicht noch mehr Zeit zu verlieren. Sicher hatten sie in ihrem Gefecht alle Aufmerksamkeit der anderen Polizisten auf sich gezogen und so wollte das Phantom nur noch hier weg. Aber nicht ohne den Edelstein, versteht sich. Rasch löste es eine Hand von KangTas Schulter, um an den Gürtel greifen zu können. Von dort löste es eine Blendgranate, die das Phantom so gleich verwendete. Danach richtete es sich schlagartig auf, zertrümmert die Glasvitrine mit einem Schlag, auch wenn es anfangs nicht so gedacht war und griff sich die "Rose im Morgentau". Mit dem Edelstein in der Hand rannte der Dieb auf eine der Wände zu, die ohnehin aus Glas waren und mit dem Kopf voran machte es einen Spruch durch die Scheibe, um sich außen auf dem kalten Boden abzurollen, hurtig wieder auf die Beine zu kommen und wie immer in der Nacht zu verschwinden. So hatte es sich seinen Abgang dann aber auch nicht ausgemalt... Viel zu... unelegant. Er hätte sich treten und ohrfeigen können ohne Ende. Aber dazu bekam er nicht einmal eine Gelegenheit. Schon fühlte er sich von diesem Schatten gepackt und zu Boden gedrückt. KangTa hielt den Atem an, als dieses Gesicht über ihm auftauchte und der Mond sich zum ersten Mal in dieser Nacht hinter den Wolken hervorschlich. Es war...ein seltsamer Augenblick, als ihm das Phantom mit seiner halben Maske entgegen blickte. Doch dessen Spruch riss ihn wieder aus dieser neuen Faszination. Was sollte das denn jetzt? Doch bevor er dazu kam, selbst noch etwas zu sagen, wurde er schon geblendet und musste sein Gesicht in seinen Armen verstecken. So auf den Boden gekauert konnte er das Phantom natürlich nicht mehr erwischen. Zweimal kurz aufeinander folgend ein Klirren und dann...war es weg... Kaum konnte er wieder sehen, war er an dem Loch im Fenster und sah noch, wie das Phantom sich seinen Weg über den Platz bahnte und dabei den außenstehenden Wachen perfekt entwischte. "Wir haben uns nicht das letzte Mal gesehen!" Kapitel 3: Evil Trap -------------------- Böse Falle *Shins Sicht* Die Wachposten draußen waren kein Thema, die hatte das Phantom ohne Probleme überlistet und verschwand dann gänzlich von der Bildfläche. Adrenalin schoß noch immer durch sein Blut und ließ das Herz aufgeregt rasen. Selbst als Shin sicher in seiner Wohnung saß und den Edelstein in aller Ruhe betrachten konnte. Der Diebstahl lief aber alles andere als glimpflich über die Bühne. Er hätte mit einigem gerechnet, aber darauf war das Phantom dann doch nicht gefasst. "Das nächste Mal wirst du es nicht so einfach haben..." Das versprach Shin sich auch selbst. Er hatte sich wohl an das Niveau der Vorgänger KangTas angepasst, doch dieser spielte auf einem höheren Level und so würde auch das Phantom sich diesem Niveau anpassen. Aber es hat auch keine Lust, noch einmal so überlistet zu werden. Doch auch KangTa müsste sein Niveau erhöhen. Das hier war etwas anders, etwas Neues. Seine Herausforderung! Noch Stunden später zitterten seine Hände und er hatte das Gefühl, Bäume ausreißen zu können...bis er plötzlich in seiner Wohnung vor seinem Bett stand. Es ergriff ihn eine so plötzliche Erschöpfung, dass er, mit allem was er an sich hatte, hinein fiel und sofort einschlief. Diese Nacht hatte es wirklich in sich. Am nächsten Morgen fühlte er sich, als wollte er die ganze nächste Woche nicht aufstehen, doch er hatte keine Wahl. Ein paar blaue Flecken von gestern waren zurück geblieben, sonst nichts. So machte er sich recht schlecht gelaunt an die Arbeit und keifte deswegen auch leider einen Kollegen voll, weil schon wieder etwas mit den Akten nicht stimmte. Den Rest des Tages verbrachte er fast nur damit, aus dem Fenster zu sehen und Papierkugeln in den Papierkorb zu werfen. Er musste einen Bericht schreiben...und egal wie sachlich und genau er war, das gefiel ihm alles nicht. Nachdem die "Rose im Morgentau" ein vorläufiges Versteck gefunden hatte, legte sich auch Shin schlafen, aber ließen ihn die Ereignisse einfach nicht ganz los. Am nächsten Morgen stand er jedoch, guter Dinge, auf und machte sich auf zur Arbeit. Er beeilte sich regelrecht, um so schnell wie möglich in die Agentur zu kommen. Dort holte er sich seinen Auftrag ab und verschwand gleich wieder. Und obwohl das letzte Nacht alles andere als ein Zuckerschlecken war, war Shin top fit und voller Energie. Aber ihn trieb es auch regelrecht an, sich nun dieser Herausforderung gegenüber zu sehen. Gegen Feierabend saß Shin wieder in der Agentur und schrieb einen Artikel fertig, auf Grund dessen er heute auch unterwegs war. Er berichtete über den neuen Spielplatz, der in dem alten Wohnviertel errichtet wurde. Langweilige Angelegenheit, aber nun mal seine Arbeit. Als Shin dann aber vor dem fertigen Bericht saß und vor sich hinstarrte, überkam ihn das Bedürfnis, KangTa irgendwie noch einmal auf sich aufmerksam zu machen. Auf ihn, Shin. Er wollte mehr über ihn wissen. Shin wollte... alles über ihn wissen. Nichts sollte ihm über seinen... Kontrahenten verborgen bleiben. Am Abend bastelte er dann doch noch etwas Annehmbares zusammen und wurde zu einem Einsatz gerufen. Aber im Großen und Ganzen war nichts mehr los. Und auch die nächsten zwei Tage tat sich nichts. Doch da er seine Energie zurück hatte, verfolgte er jedes kleine Detail des Phantoms, das er finden konnte. Aber verdammt...alles endete in einer Sackgasse. Woher nahm das Phantom seine Informationen? Woher wusste es über alle Sicherheitssysteme Bescheid? Und über Grundrisse? KangTa konnte sich nur eines denken und das traf auch zu, das Phantom war unglaublich gut was das Aufspüren ihm nicht zustehender Informationen anging. Sofort rief er bei einigen Sicherheitsfirmen an und Bingo! Es hatte sich jemand eingehakt...doch die Verfolgung endete in der Bibliothek...aber da dies öfter passierte, konnte KangTa ja davon ausgehen, dass das Phantom immer hier her kam. Oder zumindest sich immer in irgendeiner Bücherei oder einem öffentlichen Gebäude mit Internetzugang seine Informationen holte. Mit diesem Gedanken und endlich etwas Erleichterung darüber, dass er eine Spur hatte, kehrte er einmal mehr in das kleine Straßenkaffee ein, in dem er mit Shin gesessen hatte. Und dort traf er diesen sogar... In den nächsten Tagen wurde jedoch nichts mehr daraus, dass sich Shin dem Inspektor widmen konnte, da mit einem Mal ein Haufen an Arbeit einging. Da passte es ihm auch sehr gut in den Kram, dass zur Zeit nichts ausgestellt war, was das Phantom gern in seiner Sammlung hätte. Shin wollte aber nicht länger in diesem verqualmten Raum in der Agentur bei seinen Kollegen sitzen. So nahm er sich seinen Laptop und verlegte die Arbeit. In das kleine Café, das ihm durch KangTa offenbart wurde. Dort setzte sich Shin an einen der hinteren Tische, bestellte sich einen Kaffee und schrieb dann auf dem Laptop an seinem Artikel weiter, den er heute Abend noch beim Chef vorlegen müsste. Wie weit der Inspektor inzwischen mit seinen Ermittlungen war, das wusste Shin nicht, doch musste er sich auch keine Sorgen machen, da er doch sehr gewissenhaft und vorsichtig arbeitete, was seine eigenen Ermittlungen anging. So einfach würde ihm niemand auf die nähere Spur kommen. Aber... KangTa würde er das durchaus zutrauen... Da hatte er ja einiges an Arbeit vor sich, wen dass Phantom so undurchschaubar war. Doch daran mochte KangTa jetzt gar nicht denken. Eher packte ihn eine seltsame Freude, als er Shin sah. Dieser sah zwar sehr beschäftigt aus, aber vielleicht hätte er ja 10 Minuten für einen kleinen Plausch. Ihr letzter war ja sehr schön gewesen. "Entschuldigung...dürfte ich mich zu ihnen setzen?" Als er unerwartet Besuch erhielt, blickte Shin auf und... ja, daher kam ihm die Stimme so bekannt vor. Da musste er nicht erst zu KangTa kommen, da kam dieser schon zu ihm. Im ersten Moment war Shin jedoch etwas unwohl zu Mute, da er nicht wusste, warum ihn der Inspektor aufsuchte. Aber dass er ihn durch Zufall hier sah, das konnte Shin ja auch nicht ahnen. "Natürlich." Entgegnete Shin freundlich und lächelte. Er riss sich sofort zusammen. Selbst wenn KangTa beruflich hier wäre, müsste er erst recht die Ruhe bewahren. Aber Shin war ein cooler Typ, daher fiel ihm das nicht all zu schwer. So speicherte er schnell alles ab und klappte dann den Laptop zu, um ganz seinem Gegenüber zu gehören. Im ersten Moment schien Shin etwas nervös, was KangTa verwunderte. Doch dann schien er sich wieder zu entspannen. Hatte er denn eine solche Ausstrahlung, dass man jetzt schon dachte, man stände unter irgendeinem Verdacht, wenn er ankam? Aber diesen Gedanken schüttelte er wieder ab und setzte sich. "Was für ein schöner Zufall, dass wir uns hier wieder sehen. Ich hoffe, ich störe nicht..." Shin schüttelte so gleich den Kopf. "Nein, Sie stören nicht. Und die Freude ist ganz meiner Seits." Und ja, Shin freute sich wirklich. Und dass er im Prinzip mehr wusste als KangTa, das amüsierte ihn, denn wenn KangTa wüsste, mit wem er hier am Tisch saß... Doch so rief Shin gleich die Kellnerin zu sich und bestellte für KangTa einen Kaffee, auf den er ihn einladen würde. "Sie sehen geschafft aus, wenn ich das anmerken darf." Warf Shin dann ein, als die Kellnerin weg war und er wirkte besorgt. Aber das war er auch. Er wollte doch, dass KangTa fit war, wenn er das nächste Mal dem Phantom gegenüber stand. Das erleichterte ihn doch um einiges. Und dankend nahm er auch den Kaffee an, von dem er sofort einen Schluck trank. Dass Shin dann aber so besorgt war und das anmerkte, verwunderte KangTa schon etwas. Aber schön, dass sich mal jemand Gedanken machte. "Äh....das täuscht. Ich bin so fit wie man nur sein kann, nach zwei durchgemachten Nächten." Merkte er lachend an. Ganz auf dem Dampfer war KangTa also nicht. Aber das Phantom würde ihm keine Schonfrist geben. Vielleicht eine ganz kleine. Aber wenn etwas auftauchte, was es unbedingt ins einen Besitz bringen wollte, dann würde es zuschlagen. "Vielleicht... kann ich Ihnen etwas behilflich sein, was... das Recherchieren über das Phantom angeht..." Meinte Shin dann und er scherzte wirklich nicht. Als Reporter hatte er es nicht am schwersten, an Informationen zu kommen, aber wie nah er an der Quelle saß, würde niemand vermuten. Verwundert und sehr überrascht sah er Shin an, als dieser ihm ein solches Angebot machte. KangTa zweifelte nicht, dass dieser ein gutes Händchen und Beziehungen in dieser Sache hatte. Mit ihm hätte er sicher viel gewonnen...aber abgesehen davon, welchen Ärger er bekommen könnte, wenn herauskäme, dass er das "irgendeinen" Journalisten für sich erledigen ließ, war er auch Alleingänger. "Das ist wirklich sehr nett von ihnen...aber ich mach das schon. Das ist mein Job und ich werde ihn allein erledigen. Trotzdem, danke für das Angebot." Dann eben nicht. Shin zuckte mit den Schultern und ihm sollte es recht sein. Er würde auch andere Vorwände finden, durch die er sich noch mit KangTa treffen könnte. In seiner wahren Identität...als Shin.. "Wenn doch mal etwas sein sollte; das Angebot bleibt bestehen." Erklärte er jedoch und es musste ja nicht im Zusammenhang mit dem Phantom stehen. Er Lächelte. Na schön, dass es noch nette Menschen gab. Und dafür, dass sie sich erst einmal getroffen hatten... ganz abgesehen davon, dass dieses schon ihr drittes Treffen war, ohne dass KangTa es wusste. Er schlürfte weiter seinen Kaffe und betrachtete Shin. Wieder hatte er einen Moment das Gefühl, ihn zu erkennen, doch dann war der Gedanke fort. "An was haben sie eigentlich gerade geschrieben? Irgendwas spannendes?" Als Shin bemerkte, dass KangTa ihn etwas eingehender ansah, ließ auch er es sich nicht nehmen, sein Gegenüber genauer zu betrachten. Bei ihrer letzten Begegnung war das etwas schwieriger, in der Dunkelheit der Nacht. Doch unterbrach KangTa selbst diesen stillen Moment und Shin warf einen kurzen Blick auf den Laptop. "Spannend...?! Naja, eher schockierend. Ich schreibe einen Artikel über Jugendkriminalität, die in letzter Zeit immens ansteigt..." Na, das hatte er ja nicht weniger mitbekommen. Und KangTa durfte ebenfalls seine eigenen Berichte über spezielle Fälle abfassen. "Was gibt es denn dazu zu sagen? Ein paar spannende Fälle vielleicht, von denen ich nichts weiß?" Das wäre nämlich äußerst interessant, da er ja für einen ganz anderen Bereich zuständig war. Shin hob die Augenbraue. Na, immer hin konnte er in einem Punkt KangTas Interesse treffen und um dessen Frage ganz simpel beantworten zu können, fuhr Shin den Laptop wieder hoch, öffnete die Datei, in der der Bericht gespeichert war und schob es KangTa dann zum Lesen hin. "Schauen Sie selbst." Meinte er dazu lächelnd und trank selbst mal wieder von seinem Kaffee, der inzwischen kalt geworden war. Dass er den Artikel, der wohl erst morgen in der Zeitung sein würde, gleich zu sehen bekam, freute ihn aber sehr. So begann er ihn zu überfliegen und las dabei doch gleich von einigen bekannten Fällen. "Ah...diese ausgeartete Demonstration vor einem Monat. Ja, da war ich auch dabei. War gar nicht so einfach, die wieder ruhig zu bekommen. Dabei hatte ich an dem Tag was ganz anders vor." Kopfschüttelnd drehte er den Laptop wieder zu Shin. "Wirklich traurig..." Traurig war nur ein passender Begriff, um das zu beschreiben. "Dabei gibt es so viel Schönes, an dem sich jeder erfreuen könnte..." Merkte Shin mehr beiläufig an, da er eher laut dachte, als er die Datei auf dem Laptop wieder schloss und diesen selbst dann wieder zusammen klappte. Es gab so viel Schönheit... und Shin sah sie auch in dem Menschen, mit dem er hier am Tisch saß. "Und hübsches...." Das Wort kam ihm plötzlich in den Kopf. Was hatte das Phantom doch gleich ein paar Tage vorher zu ihm gesagt? ~Was ist mir denn da Hübsches zwischen die Finger geraten?~ Plötzlich wurde er rot. In der Nacht war er mehr verwundert. Jetzt bemerkte er erst, was dies für ein Kompliment gewesen war und das von einem Dieb...der eigentlich sein Feind war. Ach, er hasste kriminelle Menschen. Er hasste sie wirklich. Und doch fiel es ihm bei diesem Phantom jetzt schon schwer. "Denken Sie dabei an etwas Bestimmtes?" Hakte Shin darauf hin neugierig nach und blickte KangTa ein wenig verdutzt an, da ihm dessen Röte nicht verborgen blieb. Er selbst kam nun nicht darauf, dass dieser an die Worte des Phantoms dachte. Aber würde gerade das noch mehr Verwunderung auslösen, gerade weil KangTa deswegen rot wurde... "Häh?...N...n...nein. Nicht...nicht wirklich." Jetzt kam er auch noch ins Stottern. Das war wirklich nicht das Bild, das man vom angeblich fähigsten Inspektor Seouls haben sollte. Er schluckte und trank seinen Kaffee leer. "Ich weiß nicht...das Wort hab ich erst kürzlich gehört, daher kam es mir in den Sinn..." Auf KangTas letzte Äußerung hin machte es bei Shin dann doch noch klick. Er konnte es nur vermuten, doch ging er stark davon aus, mit seiner Vermutung goldrichtig zu liegen. So war das. Na, wenn das mal nichts war... "Achso." Äußerte Shin jedoch nur knapp und sagte damit nicht mehr als nötig. Aber er wollte schon gern wissen, was Schönheit für KangTa bedeutete, aber so würde das wohl nichts werden und so lang sie auf der ~Ich rede dich mit Sie an-Ebene~ waren sicher erst recht. "Aber... ich hoffe, Sie finden es noch heraus." Vielleicht hoffte er das auch. KangTa wusste es nicht. Ach, es war zum verrückt werden. In letzter Zeit wusste er ziemlich wenig. Besonders über das Phantom. Diese Stimme ging ihm nicht aus dem Kopf. "Wenn ich Zeit habe, werde ich mir darum Gedanken machen..." Dabei möchte man ja meinen, dass man dafür fast immer Zeit hätte, aber KangTa eher nicht. Und wo sie gerade dabei waren... Er sah auf die Uhr. Oh mist, so langsam wurde es wieder Zeit. Er stand auf. "Ich muss so langsam wieder. Hoffentlich treffen wir uns nochmal. Bis dann!" Es war wirklich schon... traurig, wenn man Menschen traf, die nicht wussten, was sie als schön empfanden. Dafür wusste es Shin aber zu gut. Er hatte ein Auge und ein Händchen dafür... Aber wirklich schon so spät? Das war schade, aber nicht zu ändern. "Das hoffe ich auch. Ciau..." Konnte Shin KangTa nur noch rasch mit auf den Weg geben, da dieser es plötzlich sehr eilig hatte. Aber schön, dass sie doch recht viel Zeit hier verbrachten... Er winkte Shin noch vom Eingang her zu, dann verschwand er. Da die Mittagspause um war und er noch einiges zu bearbeiten hatte, auch noch andere Fälle, machte er sich schnell auf. Wenn er gut war, konnte er heut Abend früher gehen...obwohl...er war gar nicht mehr so müde. Nicht jetzt, wo er ein nettes Gesicht gesehen hatte. Mit weitaus mehr Elan ging er jetzt an die restliche Arbeit. Und er sollte auch in den nächsten Tagen Glück haben, zwar arbeitete er viel, aber es gab keine neue Warnung und der Stress war nicht so groß. KangTa erholte sich zusehens und würde diesmal besser gewappnet sein. Nachdem KangTa dann weg war, starrte Shin einen Moment lang noch etwas nachdenklich vor sich her, bis er sich dann selbst wieder seiner Arbeit widmete und diesen Bericht zu Ende schrieb. Und auch wenn Shin zur Zeit viel in der Agentur zu tun hatte und es nichts Neues vom Phantom zu hören gab, arbeitete dieses auf Hochtouren. Denn es hatte sein Auge auf ein weiteres Kunstobjekt geworfen, über das es sich auf dem Laufenden hielt. Da dieses Objekt ursprünglich aus dem Ausland stammte und erst in wenigen Tagen, zur Aufbewahrung, nach Seoul käme, um von hier aus weiter nach HongKong geschafft zu werden. Das Phantom musste genau wissen, wo das Objekt aufbewahrt werden würde, für wie lang genau und wann es endlich eintreffen würde. Was die Bewachung und das Sicherheitssystem anging, das folgte, so bald der Rest klar war. Und so war es das dann, 5 Tage später. Durch aufwendiges Recherchieren gelang Shin an die Information, dass der Ring mit dem Namen ~Ring der Sänftigung~ morgen Abend in den Kellern des nationalen Museums für Geschichte aufbewahrt werden würde. Das stellte eine durchaus schwierige Situation da, da es in den Kellern nicht viele Möglichkeiten zur Flucht gäbe. Das wusste Shin schon vorher, da er sich schon einmal mit den Grundrissen dieses Gebäudes beschäftigt hatte. Aber er würde einen Weg finden, da war er sich sicher und das Phantom holte sich immer, wonach es sich verzehrte. So sandte Shin eine Ankündigung aus. ~~~ Noch bevor der nächste Morgen graut, wird der Ring der Sänftigung mir gehören. In der Nacht, 4 Uhr, werde ich ihn mir holen. das Phantom ~~~ Und das musste er auch, denn diesmal wollte das nette Phantom schon um 4 Uhr morgens anfangen. "Wundervoll...muss der das immer zu nachtschlafender Zeit machen?" Natürlich war das nicht das Problem, aber KangTa regte sich gern ein bisschen auf. Der Rest seiner Kollegen machte sich eher lustig über diese angebliche Kamikaze Aktion. Immerhin war das Schmuckstück in einem Keller untergebracht. Wie wollte es da wieder rauskommen? Lüftungsschächte und Fluchtwege waren gesichert und würden noch zusätzlich gesichert werden. Was natürlich wieder eine Menge Planung und Stress bedeutete. Die Besitzer des Schmuckstücks, die es verliehen hatten, waren natürlich völlig aufgeregt und sogar selbst anwesend. KangTa meinte, er würde sein Bestes tun, aber er war eben auch nur ein Mensch. Einige Stunden nach Beginn der Arbeiten war dann auch angeblich alles fertig...aber stattdessen kamen die Typen jetzt noch mit einer neuen Sicherung für das Objekt an. Sogar etwas ziemlich Gefährliches. Wenn man die Lichtschranken, die sich direkt um den Kasten des Ringes befanden, berührte, wurde sonst nur ein Alarm ausgelöst...diesmal würde eine kontrollierbare Feuerwand hinauf schießen...und das bedeutete dann wohl das Aus. Auch wenn dies nur einmal anwendbar war, war es brutal genug. KangTa gefiel diese Maßnahme überhaupt nicht, aber das konnte er nicht entscheiden. Also setzte er sich wieder allein im Kellerraum auf die Lauer und war gespannt. "Na, wo bleibst du...mein kleiner Schatten. Heute krieg ich dich..." Wahrscheinlich glaubten nun alle, dass sich das Phantom mit dieser Aktion sein eigenes Grab schaufelte. Aber es war die einzige Möglichkeit in dem Museum zu zuschlagen, da der Ring morgen Mittag noch weiter verfrachtet werden würde. Und da das Phantom haben wollte, was ihm gefiel und es zu dem wusste, was es tat... Nein, es würde diesen Diebstahl durchziehen, auch wenn es dieses Mal etwas ungewohnter Methoden bedurfte und für den Notfall machte es sich sein Wissen über das Museum zu nutze. Ein Wissen, von dem sicher nicht einmal die Besitzer ahnten, dass Shin es hatte. Das war auch sehr wichtig, denn käme es nicht in Frage, durch eines der Fenster zu flüchten, da diese viel zu klein waren, als dass ein erwachsener Mann hindurch passen würde. Shin saß sehr lange an dem Plan der Durchführung, da er alle möglichen Zwischenfälle mit einkalkulieren wollte, um auf absolut alles gefasst zu sein, aber auf die Falle, die kurzfristig montiert wurde, konnte er das wohl nicht... So machte er sich, gegen 3 Uhr in der Nacht, auf, nachdem er die Gestalt des Phantoms annahm. Um diese Zeit schlief sogar Seoul und es war ungewöhnlich still auf den Straßen. Und durch diese suchte sich das Phantom seinen Weg, bis hin zum Museum. Am Tatort angekommen, verschaffte es sich, wie immer, einen Überblick. An Wachposten war nicht gespart worden, aber das sollte kein Problem darstellen. Und auf Grund der letzten beiden Raubzüge, nahm das Phantom stark an, dass KangTa wieder allein im Raum mit dem Objekt sein würde. Zur eigenen Sicherheit machte es sich dennoch auf alles gefasst. Aus dem Hinterhalt und so gut wie lautlos schlich es sich an die Wachposten an, die am Westflügel postiert waren, an und da es den Moment der Überraschung auf seiner Seite hatte, konnte es sie niederstrecken, ohne Aufsehen zu erregen. Letzte prüfende Blicke in alle Richtungen und das Phantom kletterte an einem der Fenster hinauf und dann noch eines höher. Ohne es zu zerbrechen, knackte es die Verriegelung und stieg durch das Fenster in das Gebäude ein. Nicht irgendwo, sondern in dem Raum, in dem ältere und beschädigte Kunstwerke restauriert wurden. Damit rechnete sicher niemand... Aber selbst wenn. Es prüfte die Lage im Flur vor besagtem Raum. Die Luft war rein. Es konnte also weiter gehen. Der Wachmann, der ohnehin für die Aufsicht hier zuständig war, würde erst in einer 1/4 Stunde zum Kontrollgang hier vorbei kommen. So schlich das Phantom weiter, zur Treppe, um nach unten zu gelangen und auch hier war niemand zur Wache. Im Erdgeschoss sah das dann aber schon anders aus. Dort wimmelte es von Polizisten. Es gab nun zwei Möglichkeiten; alle aus dem Hinterhalt überwältigen, was fast unmöglich wäre, oder zweitens, sie überraschen, mit einer Blendgranate außer Gefecht setzen und dann in die Kellerräume flüchten. Das Phantom entschied sich für die zweite Möglichkeit. So schlich es in eine Ecke des Erdgeschosses, holte eine kleine metallene Kugel aus einer Tasche an seinem Gürtel und ließ sie über den Boden kullern, wo diese dann ihr Licht preis gab und ihre Aufgabe erledigte. Das Phantom zögerte nicht lang und kam aus seinem Versteck. Durch K.O.-Spray betäubte es die Polizisten, die ihm am nächsten waren, aber verrieten sie dennoch seine Anwesenheit, da... eine Blendgranate eben nur blenden konnte. Nun galt es, keine Zeit zu verlieren. Das Phantom setzte zu einem Spurt an und rannte auf die andere Seite des Saales zu, von wo aus man in den Keller kam. Und als es hinter der Tür verschwand, riegelte es diese ab, damit ihm so schnell niemand nachkommen konnte. Doch waren hinter dieser Tür auch Polizisten und die kamen dem Phantom, durch das Warnen der Kollegen, entgegen. Aber das Phantom ließ sich wie immer nicht fassen und entwischte ihnen. Es sprintete die hinunter und stand drei Türen gegenüber. Hinter welcher Tür das Phantom suchen musste, das wusste es. Zielstrebig ging es auf die mittlere Tür zu und öffnete sie...nicht abgeschlossen.... Doch war das Phantom schon ein klein wenig aus der Puste, da der Weg bis hier her einiges beanspruchte. Aber davon ließ es sich nicht beirren und trat langsamen Schrittes in den Raum. Endlich. Es war sehr dunkel hier unten und doch sah sich der Dieb aufmerksam um, um jede noch so kleine Bewegung wahrnehmen zu können, denn es wusste, jetzt war es noch längst nicht allein und da es Inspektor KangTa nicht gesehen hatte, konnte er nur hier sein. "Spielen wir Katz und Maus, Inspektor? Ich verrate Ihnen gleich, dass ich nicht die Maus sein werde." Warf es in die Dunkelheit, während es weiter in die Mitte des Raumes trat, ohne unachtsam zu werden. Von dem, was da oben vorging, wurde KangTa natürlich per Funkt unterrichtet und er musste schon sagen, dieser Typ hatte Nerven, sich mitten in die Schlacht zu stürzen. Doch das zeigte nur, wie entschlossen der Dieb war. Und KangTa wartete jetzt immer gespannter, wie viele Etappen er noch schaffte...und er wurde nicht enttäuscht, er schaffte alle, bis hier herunter. KangTa zuckte leicht zusammen, als die Tür aufging und dann wieder zufiel. Es ging also los. Doch er machte keinen Mucks und bewegte sich nicht. Nur als das Phantom dann dieses Satz in den Raum warf, hatte KangTa plötzlich das Gefühl, nun wie eine Maus in der Falle zu sitzen...dabei war er gar nicht der Gejagte...noch nicht. Zwanghaft schüttelte er den Gedanken wieder ab, rührte sich aber immer noch nicht. Man hatte ihm geraten, erstmal abzuwarten, ob das Phantom der Falle auf den Leim ging...doch je länger er hier herumhockte und das Phantom dem Kasten mit dem Ring immer näher kam, desto unwohler fühlte er sich dabei. Er wollte das nicht, das war nicht seine Art...nicht mit so fiesen und gefährlichen Tricks! Er wollte nicht, dass irgendwer unnütz verletzt wurde... Keine Reaktion und noch immer keine Spur vom Inspektor. Aber das Phantom war sich dennoch sicher, dass dieser hier war. Es konnte dessen Anwesenheit förmlich spüren. Aber es war letztlich hier, um sich etwas ab zu holen und dieser Ring lag nicht mal mehr 2 Meter vom Phantom entfernt. In diesem Kellergewölbe gab es kaum Sicherheitsvorkehrungen und so würde es ein Leichtes sein, den Ring aus der Vitrine zu holen. Dachte das Phantom. Es lief, langsam und bedacht, immer weiter auf das Podest mit dem Ring zu und blickte sich weiterhin um, um nicht wieder einem Hinterhalt zum Opfer zu fallen. Und dann war es da und der Ring zum greifen nah. Nur noch zwei Schritte und... es würde die Falle auslösen, von der es nichts wissen konnte. Kapitel 4: Dangerous Happenings ------------------------------- Gefährliche Geschehnisse *KangTas Sicht* Auch KangTa wusste, dass das Phantom wusste, dass er da war. Das Phantom schien Wissen über so vieles zu haben. Wohl auch über einen Fluchtweg aus diesem Keller heraus. Es würde sich nicht in sein eigenes Grab bringen. Niemals... Doch etwas wusste das Phantom nicht und dieser miese Trick war ihr einziger Trumpf...und je weiter das Phantom sich dem Ring näherte, desto stärker brach KangTa in Schweiß aus. Normalerweise behielt er die Nerven...doch das war einfach nicht...fair. Nur noch ein paar Zentimeter und diese Feuerwand würde in die Höhe schießen. Das konnte er einfach nicht verantworten... "Halt! ...Geh da weg!" In der letzten Sekunde sprang er aus seinem Versteck und rief es dem Schatten vor sich zu. Das musste jetzt albern klingen, doch es ging nicht anders. "Geh weg, wenn du deine Arme behalten willst..." Das Phantom hielt sofort in allen Bewegungen inne, als dieser Ruf... diese Warnung zu ihm drang und KangTa nun endlich aus seinem Versteck kam. Aber das hörte sich wirklich seltsam an. Mehr als das. Was sollte KangTa schon tun? Wollte er dem Dieb zur Strafe die Arme abhacken, wenn er sich den Ring holte oder was? Es wusste jedenfalls nicht wirklich, was der Inspektor ihm sagen wollte. Aber egal, Drohung oder Warnung hin oder her, das Phantom würde sich nicht einschüchtern lassen. Aber es hatte auch keine Ahnung... "Nice Try, aber ich lasse mich von Nichts und Niemanden aufhalten." Entgegnete es selbstbewusst wie immer, blieb aber noch stehen, denn wollte es nicht riskieren KangTa im Nacken zu haben, während es nach dem Ring griff. Aber... es musste KangTa irgendwie ausschalten oder austricksen... Langsam führte es eine Hand zur kleinen Tasche am Gürtel... Es war irgendwo schon klar, dass das Phantom dies für einen Scherz halten würde oder für einen plumpen Versuch, ihn von seinem Vorhaben abzubringen. Doch das war es nicht...keines Wegs. Und als KangTa sah, wie es einen neuen Versuch startete, rannte er auf das Phantom zu und gab ihm keine Gelegenheit, noch irgendetwas von seinem Gürtel zu nehmen oder den Ring zu bekommen. Er stieß das Phantom einfach nur bei Seite. "Ich bin vielleicht bei der Polizei, aber ich bin kein Lügner...also glaub mir lieber." Und damit diese Gefahr auch endlich aus der Welt wäre, kramte KangTa in seinen Taschen und fand den Lageplan des Gebäudes, den er zusammengefaltet hineingesteckt hatte. Er war groß genug...mit einer schnellen Bewegung warf er diesen durch die Lichtschranke vor dem Podest. Im nächsten Moment wurde der Raum durch eine große Stichflamme erhellt. Sie war kräftig und heiß, doch hielt nicht lange an. Aber es hätte gereicht. Auch wenn das Phantom den Inspektor im Auge hatte, kam dessen Aktion etwas plötzlich und es wurde vom Podest mit der Vitrine weggestoßen. Es stieß gegen einen anderen Kasten, aber ohne sich zu verletzen. Und kaum, dass es zu KangTa sah, entfachte in dieser Dunkelheit dieses... Feuer. Die Augen des Phantoms weiteten sich. Da wollte man ihn tatsächlich grillen und das Schlimmste war, es wusste nichts von dieser Falle. Eine kleine Welt brach in diesem Augenblick für das Phantom zusammen und nun war es wohl auch noch... einem Polizisten etwas schuldig... Doch es fasste sich schnell wieder, es hatte noch immer nicht, was es wollte und da die Falle nun ihre Wirkung verpufft hatte... Und während KangTa noch durch das Feuer abgelenkt war, löste das Phantom, in schnellen Zügen, eines der kleinen Wurfmesser von einer der Unterarmschienen und zielte damit auf die Vitrine des Ringes, die darauf hin zerbrach. Dann raffte sich es wieder gänzlich auf, griff nun in seine kleine Tasche und holte die gedachte Kugel heraus, die es zu Boden warf, damit das Licht sofort frei trat. Als das geschah, machte es einen Satz nach vorn und krallte sich den Ring vom Kissen. Jetzt musste es nur noch schnellst möglich hier heraus kommen. Das Phantom wusste von den geheimen unterirdischen Gängen dieses Museums, da es auch die ganz alten Baupläne kannte. Es rannte in die andere Ecke des Raumes, in der eine hölzerne Truhe stand. Diese schob das Phantom schnell bei Seite und zum Vorschein kam ein unscheinbarer Schalter. Diesen betätigte es sofort, worauf sich die Wand in der Ecke auftat. Das Phantom hatte also Glück, die Geheimgänge waren noch intakt... Aber so langsam ließ die Wirkung der Blendgranate nach und bevor noch etwas weiteres unkalkuliertes geschah, setzte sich das Phantom in Bewegung und verschwand in dem Gang, der nach draußen führen würde. Hoffentlich. "Vielen Dank für die Unterstützung. Ich werde mich sicher noch erkenntlich zeigen..." Diese Worte ließ das Phantom noch zurück und hatte dabei sein gewohntes Grinsen auf den Lippen. So geblendet von dieser gefährlichen Falle bekam KangTa nicht mit, dass das Phantom schnell wieder zu seiner Arbeit überging. Was hatte er auch erwartet? Als der Glaskasten klirrte und in sich zusammen fiel, wandte er sich erschrocken um und sah noch einen Moment ein triumphierendes Grinsen, dann geschah das, was geschehen musste, und er sah überhaupt nichts mehr. "Scheiße!" Brüllte er durch den Raum und kniff die Augen zusammen. Der Schatten huschte an ihm vorbei und hatte ihn wieder mal übers Ohr gehauen. Was nun? Hinterher?..... Die Kraft der Blendgrante ließ nach und da sah er sie! Die Geheimtür! Was war das denn? Und woher konnte dieses Phantom das wissen? Sein Gegner war noch gerissener, als er dachte. KangTa rannte diesem nach und dabei entging ihm dieser Satz nicht. Sofort war er hinter dem Dieb her im Geheimgang verschwunden, während seine Kollegen es geschafft hatten, in den Kellerraum zu gelangen. Das Phantom rannte vor ihm, er konnte es hören, noch etwas sehen. Doch dann, das Ende des Ganges...er kam im schwachen Licht der Straßenlaternen nach draußen. Keine Spur vom Phantom...aber es war noch in der Nähe, das spürte er. Es beobachtete ihn. "Bitte sehr! Ich helfe immer wieder gern!" Rief er in das Zwielicht, erhoffte sich aber keine Antwort. Wütend kickte er gegen eine Straßenlaterne und schlug mit der Faust dagegen, dann ließ er die Hände sinken. Einige Sekunden später kamen seine Kollegen, doch hier gab es nichts zu finden und nichts zu sehen, das Phantom war vielleicht immer noch da, aber gut versteckt. Und als KangTa wieder ging, war ihm in all der Aufregung sein Ring vom Finger gerutscht. Vielleicht auch eine unbewusste Entschuldigung für diese hinterlistige Falle und als Belohnung für den besten Dieb aller Zeiten. Dass ihm der Inspektor schon bald folgte, bemerkte das Phantom, aber es störte sich nicht daran. Es hatte einen Vorsprung und den Vorteil, sich hier auszukennen, laut Plan. Und so fand es schon bald die Tür, die nach draußen führte. Weit hinter dem Museum, wo Unbefugte nie hinkommen würden. Die Tür war zum Glück schnell geöffnet und so konnte das Phantom in der Nacht untertauchen, bevor auch der Inspektor den Ausgang erreichte. Und ja, es blieb in der Nähe, da es jetzt nicht verschwinden konnte, ohne entdeckt zu werden, da es noch ein ganzes Stück über das Gelände musste, um ganz davon kommen zu können. So konnte das Phantom KangTa sehen, während es umgekehrt nicht der Fall sein konnte. Und das Phantom wartete geduldig, bis der Inspektor wieder verschwand, ehe es aus seinem Versteck kam. Den Ring entdeckte es jedoch eher zufällig, da es etwas Glitzerndes aus den Augenwinkeln wahr nahm und davon wie eine Elster angezogen wurde. Und bei näherem Betrachten erkannte es das Glitzern als den Ring wieder, den es an der Hand des Inspektors sah, als sie... zusammen im Café waren. Das Phantom steckte den Ring in seine Tasche und machte sich dann davon, ehe es hier nur so von Polizisten wimmelte. Dass er den Ring verloren hatte, bemerkte er erst Stunden später, am nächsten Morgen um genau zu sein. Die Nacht war von zuviel Stress erfüllt gewesen. Zum Beispiel bekam KangTa ganz schönen Ärger, da natürlich durch Kameras beobachtet wurde, wie dieser dem Phantom half. Stundenlang hörten diese Diskussionen nicht auf, bis sie ihn endlich mit einer Verwarnung nach hause ließen. Aber KangTas Vorsitzende kamen nicht um hin, ein schlechtes Gewissen zu haben, da KangTa ihnen wegen dieses miesen Tricks kräftig einiges eingeredet hatte. Als es das Museum weit hinter sich gelassen hatte, setzte das Phantom die Maske ab und verschwand darauf schon bald in der Wohnung. Shin hatte den Rest der Woche und auch das Wochenende frei. Und die Zeit wollte er nutzen, um mal wieder zu seinem Haus zu fahren und alle Kunstobjekte dort hinzubringen, die sich in letzter Zeit angesammelt hatten. Dort waren sie am besten aufgehoben. Doch bevor er sich auf den Weg machte, holte sich Shin zumindest noch ein paar Stunden Schlaf, nachdem er den Ring der Sänftigung und den Ring KangTas gut verwahrt hatte. Wenn er nur wüsste, dass die Schmuckstücke, die nun vermisst wurden, gar nicht all zu weit weg von ihm lagen...KangTa würde sich sonst wohin beißen. Denn die Wohnung des Phantoms lag nur zwei Straßen weg von der seinen. Und was war mit ihm? Er hatte natürlich nicht frei, sondern konnte Überstunden machen und sich noch einmal dafür verantworten, was er in der Nacht getan hatte. Aber bereuen tat er es längst nicht. Niemals... Gegen 11 Uhr ließ sich Shin von seinem Wecker aus den Federn holen, danach wusch er sich schnell, zog sich an, packte alle Sachen in verschiedene Koffer, wo keinem Gegenstand, selbst bei Erschütterungen, etwas passieren konnte. Die Fahrt dauerte etwa zwei Stunden, aber die meiste Zeit ging dafür drauf, überhaupt erst einmal aus Seoul heraus zu kommen. Als das dann aber geschafft war und die Stadt schon bald nur noch aus der Ferne im Rückspiegel zu sehen war, wurden die Häuser immer einzelner und die Abstände zwischen ihnen immer größer. Bis Shin an seinem ankam. Elektronisch öffnete sich das Tor und er fuhr in den Hof, worauf sich das Tor selbst wieder schloss. Schnell war dann alles wieder aus dem Wagen geholt und ins Haus gebracht, wo ein Butler, dem Shin vollends vertrauen konnte, alles in Ordnung hielt. Dieser war heute jedoch nicht da, da Shin ihn nur hin und wieder bat, im Haus nach dem Rechten zu sehen. Und wie es aber immer der Fall war, schenkte Shin seinen Kunstobjekten alle Aufmerksamkeit. Sofort brachte er sie in den Keller, wo schon sehr viel untergebracht aber dennoch sehr viel Platz war. Das Gemälde fand seinen Platz an der Wand, der Ring wurde in eine Schachtel zu weiteren Ringen gelegt und die Skulptur wurde auf ein Podest, im griechischen Stil, gestellt, nachdem alles noch einmal poliert und überhaupt feinsäuberlich und mit Bedacht gereinigt wurde. Der Ring, den Shin von KangTa hatte... diesem widmete er sich in seinem Arbeitszimmer. Auch dieser wurde mit einem speziellen Wachs poliert und Shin betrachtete das Schmuckstück von allen Seiten. Aber... behalten würde er diesen Ring nicht... Die nächsten Tage stand nur Arbeit an und er war ganz schön geschafft. Außerdem ärgerte er sich jeden Morgen, als er aufstand und jeden Abend, wenn er ins Bett ging, da er keinen Ring mehr zum anstecken und keinen zum abnehmen mehr hatte. Der Ring hatte keinen besonders hohen Wert im Handel, aber für KangTa hatte er schon einen. Doch die Geschichte, warum er ihm wichtig war, erzählte er nie jemandem. Vielleicht irgendwann einmal....vielleicht Shin.... Zumindest musste er zugeben, jetzt wo der Ring weg war, hatte er eine Menge mehr Pech als sonst. Irgendwie kam er ständig zu spät, war andauernd im Klinsch mit irgendwelchen Leuten und...und er traf Shin den Rest der Woche nicht mehr. Und selbst als er am Wochenende in das Cafe ging, sah er ihn nicht. Dabei hatte er das Gefühl, dass zumindest dieser ihn aufmuntern könnte. Seufzend fuhr er, drei Tage nach dem Wochenende, am Mittwochmorgen, zum Revier und wurde dort sofort in einem einzigen Chaos begrüßt. Irgendein Verrückter stand angeblich auf dem Platz vor dem Gericht und bedrohte mit einer Waffe jeden, der ihm zu nahe kam und er hätte wohl schon Passanten angeschossen. Na, das hatte ihm ja gerade noch gefehlt. Und dafür war er auf einmal wieder gut genug.... Sie machten sich sofort auf dem Weg und waren 10 Minuten später auch da. KangTa hatte sich bis dahin alles erzählen lassen, was wichtig wäre, dann hielt der Wagen. Auf dem Platz waren trotz der Gefahr noch viele Menschen. Er zwängte sich sogleich hindurch und da sah er ihn. Fast schon verängstigt, umkreist von Polizisten, die versuchten, ihn zu beruhigen, es aber nicht schafften. Sie verzogen sich langsam, als KangTa auf der Bildfläche erschien. Viele Augen richteten sich auf ihn...auch das Auge der Kamera eines doch recht makaberen Hobbyfilmers, der wohl scharf auf solche Bilder des Schreckens war. Doch in diesem Moment durchzuckte KangTa ein kurzes und intensives Gefühl von Angst. Eigentlich wollte er sich diesem Typen gar nicht stellen, er wollte weg. Wollte sich der Gefahr nicht aussetzen...doch er verdrängte es und begann wortlos und allen Warnungen zum trotz auf den Mann zu zulaufen. "Kommen sie nicht näher! Ich schieße! Ich mach keine Witze!" KangTa antwortete nicht, kam beharrlich immer näher. Und vielleicht hatte er nicht damit gerechnet, vielleicht doch, aber es löste sich ein Schuss und die Kugel schoss auf KangTa zu, doch dieser wich nicht aus...wurde in den Arm getroffen. Ein glühender Schmerz, der ihn fast betäubte, er lief weiter, weiter auf den nun sehr verunsicherten Mann zu, der nicht wusste, was er davon halten sollte. Noch einmal schrie er, dass KangTa nicht näher kommen sollte, dann war dieser bei ihm, griff nach dem Lauf der Pistole. Ein letzter Schuss löste sich und flog knapp an dem Kopf des Inspektors vorbei...da ließ der Mann die Waffe los und sank in die Knie. KangTa konnte später nicht genau sagen, was danach passiert war. Nachdem er die Waffe hatte, breitete sich Erleichterung unter den Leuten aus und seine Kollegen kamen auf ihn zu, um den Mann festzunehmen. Sie sprachen ihn an, KangTa ließ die Waffe einfach fallen. Sagte nichts. Vor seinem inneren Augen begann sich alles zu drehen, er wurde weggeführt von der Stelle und sollte sich erst einmal hinsetzen und seine Wunden verarzten lassen, doch mitten im Gehen brach er zusammen. Er erwachte Stunden später mit Kopfschmerzen im Krankenhaus. Die Kugel war entfernt worden, doch sein Arm tat noch höllisch weh und dank einer leichten Blutvergiftung hatte er auch Fieber bekommen...zumindest hätte es schlimmer kommen können. Ja, das hätte es ja immer.... Die ganze Geschichte war natürlich sofort in allen Zeitungen und dank des Hobbyfilmers sogar mit Video im Fernsehen. Doch KangTa sah kein Fern im Krankenhaus. Er bekam es nur von seinen Kollegen erzählt, die ihn einen Tag später besuchten. Dabei durfte er auch erfahren, dass der Filmtyp ja auch noch unbedingt seinen Zusammenbruch filmen musste, als wenn das jetzt so toll wäre. Das also lief jetzt ständig in allen Nachrichten. Aber irgendwie wurde es KangTa dann egal und es wäre ihm sicher erst so richtig schnuppe, wenn er von dem Besuch wüsste, den er bald bekommen würde... Kapitel 5: Talks ---------------- Gespräche *Shins Sicht* Nichts von all den negativen Dingen ahnend, die KangTa so widerfuhren, verbrachte Shin seine freien Tage, widmete sich seiner wunderschönen Sammlung und betrachtete sie jeden Tag und jede Nacht. Nebenbei machte er sich über weitere Schätze der Welt schlau, die er unbedingt auf seine Liste setzen musste. So verging der kleine Urlaub sehr schnell und Shin fuhr am Sonntagabend in die Stadt zurück, um am Montag wieder auf der Arbeit zu erscheinen. Gut erholt und guter Dinge stürzte er sich in alle Recherchen und schrieb seine Artikel. Vergessen hatte er KangTa nicht eine Minute lang. Shin hatte in den letzten Tagen eher alte Zeitungen aufgespürt, aus den Orten, wo KangTa früher und vor kurzem noch arbeitete. Er schnitt sämtliche Artikel und Bilder über ihn aus und fertigte sorgfältig eine Akte über ihn an. KangTa war... ein wunderschönes Geschöpf und Shin... das Phantom liebte wunderschöne Dinge. Mit Elan erledigte Shin seine Arbeit, auch wenn die Stories, die ihm übertragen wurden, langweilig waren. Und der Bericht von den Geschehnissen am Mittwoch wurde ihm auch nicht gegeben. Vielleicht hätte Shin sogar... etwas tun können, um der Polizei zu helfen, aber ohne wirklich aufzufallen. Doch so musste er dann in den Nachrichten sehen, als alles vorbei war, was vor Ort geschah und wie... KangTa betroffen war. Shins Hand rutschte zur Hosentasche, in der er etwas aufbewahrte. Eine Schatulle, in der KangTas Ring steckte. Shin trug ihn immer bei sich, seit er ihn hatte. Und ihm ging es gut. Dem Ring ging es gut. Er war in besten Händen. Ganz anders als KangTa. Shin sprang regelrecht von seinem Platz auf, als er dieses entsetzliche Video in den Nachrichten sah. KangTa war ihm nicht egal. Und das von der ersten Sekunde an, in der er ihn sah. So fuhr Shin am nächsten Tag nach Feierabend nicht nach Hause sondern ins Krankenhaus. Leider war er am Montag und Dienstag nicht im Café, da er mit seinen Recherchen zu tun hatte, aber spätestens jetzt wollte er KangTa wieder sehen. Und im Krankenhaus waren alle sehr freundlich, so erfuhr Shin schnell und ohne Probleme, wo er KangTa finden konnte. Von Vorteil war da sicher auch, dass er sich nicht als Reporter outete, aber er war auch nicht dienstlich hier. Als er dann die Tür fand, hinter der KangTa lag, klopfte Shin leise an und wartete, ob eine Reaktion käme. Trotz der vielen Schmerzmittel und Medikamente schlief er die Nacht sehr schlecht und hatte eher wenig Appetit. So eine Geschichte war ihm noch nie passiert. Er hatte schon einiges hinter sich, aber so etwas nicht. Daher war es auch nicht verwunderlich, dass er den gesamten Morgen lang eher sehr müde und abwesend war. Doch so bekam er den Tag auch irgendwie rum. Die Schwester, die zuletzt nach ihm sah, war schon seit einer halben Stunde fort und KangTa schlief, als Shin hier ankam. Daher bekam dieser auch keine Reaktion von innen, als er klopfte. Shin trat somit leise ein und fand KangTa schlafend vor. Doch er würde nicht mehr lange schlafen. Er spürte, dass nun jemand im Raum war, das machte ihn unruhig. Shin klopfte noch einmal, als keine Antwort kam. Da dann aber noch immer nichts geschah, öffnete er langsam die Tür und steckte zunächst nur den Kopf ins Zimmer, um zu schauen, ob KangTa überhaupt da war. Und dieser war da. Shin wollte erst wieder gehen, da KangTa schlief, doch trat er dann gänzlich in das Zimmer, schloss die Tür leise wieder und trat, ebenso leise, etwas näher an das Bett heran. Er konnte gar nicht anders, als den schlafenden Inspektor viel genauer zu betrachten und so gab dieser ein ganz anderes Bild ab. Ein Bild, das... sehr gut zu ihm passte. So friedlich und unschuldig. Mit diesen Gedanken glitt seine Hand wieder über die Schatulle mit dem Ring, die er dieses Mal jedoch in der Innentasche der Jacke hatte. Er wollte KangTa den Ring wieder geben, aber hier und einfach so ginge das nicht ohne verdächtig zu erscheinen. Nun vernahm er tief im Innern, dass ihm jemand sehr nah war. Doch nicht nur äußerlich...auch im Herzen. KangTa wälzte sich herum, versuchte gegen das Erwachen anzukämpfen, kam dann aber gegen seinen verletzten Arm und wurde letztendlich wach. Etwas verschlafen und verwirrt öffnete er die Augen und sah sich um, da er Shins Anwesenheit nicht sofort bemerkte. Doch dann fiel sein Blick auf die Gestalt neben dem Bett und er fuhr leicht hoch, fiel aber zurück in die Kissen, da er immer noch Fieber und leichte Kopfschmerzen hatte. "Shin...was machst du...ach, was machen sie denn hier?" Diese Unruhe machte das fast harmonische Bild dann doch etwas kaputt und zauberte eine Sorgensfalte auf Shins Stirn, die aber wieder verschwand und durch ein besorgtes Lächeln ersetzt wurde, als KangTa die Augen öffnete und ihn 'begrüßte'. "Schon gut, dieses ~du~ gefällt mir besser. Und ich bin hier, um nach Ihnen zu sehen. Ich hab die Nachrichten gesehen..." Dieses Lächeln, irgendwie munterte es ihn sofort auf. Kaum zu glauben. Und...hier um nach ihm zu sehen? "Oh, ~du~ gefällt mir auch besser." Lächelte er und nickte. "Das ist aber nett. Endlich mal Besuch, mit dem ich auch was anfangen kann....oh, die Nachrichten? Gut, dass ich mir das Elend nicht noch mal ansehen musste, es war genug, es mitzuerleben." Meinte er müde grinsend und senkte etwas den Blick. Als KangTa ihm dann so... ja, schon warmherzig entgegen kam und dieses ~du~ erwiderte, wusste er, dass er willkommen war und zog sich einen der Stühle heran, um sich an das Bett setzen zu können. So könnte man bequemer etwas Zeit verbringen. Und dass sein Gegenüber das alles nicht noch einmal sehen, erleben wollte, war völlig klar. Doch senkte Shin den Blick selbst etwas, als KangTa es tat. Denn... zum ersten Mal hatte er so etwas wie ein schlechtes Gewissen, ohne genau zu wissen, warum eigentlich. Das Phantom hatte doch nichts mit der Sache von gestern zu tun... "Sie... du hast viel riskiert..." Setzte Shin dann an und wollte weiter fortfahren, doch konnte er nicht. Was er eigentlich damit sagen wollte, war, dass KangTa dabei hätte drauf gehen können und dass er solche Aktionen... doch nicht machen konnte. //Ein... so schönes Wesen muss doch auf sich aufpassen...// "Aber gut. Reden wir über etwas anderes. Ich hoffe, wenn du hier raus bist, sehen wir uns vielleicht mal wieder im Café." Meinte Shin dann und lächelte erneut. Es war... schwer, aber er tat es, denn würde er sich wirklich freuen, KangTa wieder treffen zu können. Unter anderen Umständen. Sein Blick hob sich erst wieder, als Shin ihn darauf ansprach. Viel Riskiert...ja vielleicht. Aber das hatten sie doch alle. "Anders geht es nun mal nicht. Und ich denke auch, dass Reporter einiges zu riskieren haben." Und davon war er überzeugt. Er kannte so einige verrückte Typen, die für eine gute Story alles taten. Das andere Thema gefiel ihm dann auch besser und er ging lieber darauf ein. Doch blieb ihm Shins völlig besorgter Unterton nicht verborgen. Dieser musste ihn wirklich mögen, wenn er so fühlte. Irgendwie machte KangTa das sehr glücklich. "Ich hoffe nicht mehr auf einen Zufall. In zwei Tagen bin ich hier raus. Sag mir, wann du Zeit hast und wir treffen uns vernünftig..." Aber Shin gehörte nicht zu diesen Reportern. Er bekam immer die langweiligen Storys ab und selbst wenn es anders wäre, würde er nicht Kopf und Kragen riskieren. Es gab Dinge, die ihm wichtig waren, die ihm etwas bedeuteten und schon allein deswegen wollte er leben... Aber er wollte KangTa keinen Vortrag halten oder versuchen zu belehren. Er würde schon seine Gründe haben. So erfreute er sich lieber an KangTas geteiltem Interesse an einem Treffen. "In zwei Tagen...?! Und wehe wenn nicht." Entgegnete Shin und vergab ein Zwinkern, das wie von selbst kam. "Wie wäre es mit Sonntag? Wenn dir der Tag recht ist." Und... wenn KangTa nicht ganz auf sich selbst aufpassen konnte, würde... Shin... das Phantom, auf ihn aufpassen... Das Zwinkern belustigte ihn regelrecht und KangTa musste leise lachen. Er würde doch niemals... "Hey! Ich bin vielleicht bei der Polizei, aber ich lüge doch nicht. Versprochen...und Sonntag passt mir super, da hab ich nämlich frei." Sagte er und war schon weitaus besser gelaunt als den Rest des Tages. Und wenn er jetzt einen Beschützer hatte, von dem er nichts wusste...um so besser. "Daran zweifle ich... längst nicht mehr." Versicherte Shin ihm, auf das mit dem Lügen bezüglich und seine Sorgen verschwanden schnell, als KangTa nun so erheitert vor ihm saß. Dieser Anblick war doch viel... schöner. "Sehr schön. Dann 15 Uhr, ich muss nämlich arbeiten. Leider." Aber sonntags zum Glück nicht so lang, auch wenn die Presse so zu sagen nie schlief. "Ach, du Armer...ja, Arbeit ist ne dumme Sache. Hält einen ständig vom Faulenzen ab." Und er schüttelte verständnislos über diese Tatsache den Kopf, wobei er dann aber, dank der Kopfschmerzen, eher eine Grimasse zog, anstatt zu lachen. Aber immerhin hatte er wieder etwas Spaß, was ihm wohl nur mit Shin, einem Reporter, eigentlich erklärter Todfeind der Polizei, gelang. "Um drei ist so oder so die beste Zeit." So schlimm war das gar nicht und für Shin brachte es einige Vorteile und da er jetzt auch ein wenig Urlaub gehabt hatte... Daher lächelte er nur und nickte dann, als KangTa bestätigte, dass drei Uhr eine sehr gute Zeit war. Dann war das abgemacht. Aber da es KangTa im Augenblick sichtlich nicht glänzend ging, entschied sich Shin dazu, nun doch besser wieder zu gehen. Sie... würden sich ja wieder sehen. "Okay, es wird Zeit. Die Besuchszeit ist auch gleich vorbei." Mit diesen Worten erhob sich Shin des Stuhles und schob ihn an seinen ursprünglichen Platz zurück, trat aber noch einmal an KangTas Bett heran. "Gute Besserung und bis Sonntag dann. Ich wünsch dir was..." Ein letztes, freundliches Lächeln und Shin wandte sich zum Gehen ab. Dass Shin nun so plötzlich gehen wollte, gefiel ihm allerdings so gar nicht. Gut, er hatte Kopfweh, aber das hatte er auch, wenn Shin wieder weg war. Er würde ihn gern noch hier behalten...doch wenn dieser gehen musste. "Ach schade. Aber danke für den Besuch. Ich freu mich auch schon!" Meinte er lächelnd und winkte Shin noch nach. Na, wenn das keine schöne Überraschung war. Jetzt ging es ihm doch gleich besser. Viel besser sogar. Selbst die Schwester, die später herein kam, merkte an, dass er sehr viel gesünder aussähe. Aber dass das alles an Shin lag, das konnte nur KangTa wissen. Er wollte selbst noch nicht gehen, aber an den Besuchszeiten gab es leider nichts zu rütteln und so verließ Shin das Zimmer und folglich das Krankenhaus, um nach Hause, in seine kleine Wohnung, zu gehen. KangTa sah enttäuscht aus, als er sich verabschiedete. Das entging Shin natürlich nicht, doch hatte er seine Zweifel, dass das auch so wäre, wenn KangTa über seine zweite Identität Bescheid wüsste. Seufzend setzte er sich auf die Couch und stellte die Schatulle mit dem Ring vor sich auf den Tisch. Shin hatte wirklich so ziemlich alles über KangTas Leben in Erfahrung gebracht und in diese... seine Akte gepackt, aber über den Ring wusste er nichts. KangTa sprach wohl nie darüber, vielleicht weil es auch einfach niemanden interessierte. Aber Shin wusste dennoch, dass er KangTa diesen Ring zurückgeben musste, auch wenn er ihn gern als kleines Andenken in seine Sammlung mit aufnehmen würde. Dann zerbrach sich Shin jedoch über KangTas körperlichen Zustand den Kopf. Selbst, wenn er Samstag aus dem Krankenhaus entlassen werden würde, würde er sich noch eine Weile schonen müssen. Es wäre also kein idealer Zeitpunkt, um sich mit dem Phantom an zu legen, aber dass KangTa es trotzdem tun würde, hatte Shin im Gefühl. Also... keine Ankündigungen in den nächsten Tagen. Seine Schätze könnten warten, aber KangTa musste sich jetzt erholen, um wieder ganz fit zu werden und Shin wollte KangTa im vollen Bewusstsein seiner Kräfte als Gegner haben. Und dass er alle seine Kräfte bei sich hatte, das wäre wohl gelogen. Denn er schlief schon bald wieder ein, nachdem er die letzten Tabletten bekommen hatte und ließ sich auch so bald nicht wieder wecken. Aber KangTa hatte Glück. Am folgenden Tag verschwand das Fieber recht schnell, er hatte den Sieg davon getragen und das wohl auch noch aus einem anderen Grund, als aus dem, dass die Medikamente anschlugen. Nur zu gern stand er endlich aus diesem Bett auf und ging etwas nach draußen, auch wenn er merkte, dass er noch Schonung brauchte. Und er würde wohl auch die gesamte nächste Woche zu hause verbringen müssen. Allein...da würde er ja lieber arbeiten gehen... Irgendwann ging auch Shin schlafen, doch musste er sich wecken lassen. Morgens, von seinem Wecker. Er musste ja zur Arbeit. So stand er auf, machte sich fertig und anschließend auf den Weg in die Agentur. Und heute bekam er einen Auftrag, der ihm überaus zusagte. Im städtischen Museum begann die neue Ausstellung eines ausländischen Künstlers. Shin sollte sich die Ausstellung anschauen und einen Bericht darüber schreiben, genauso wie über den Künstler selbst. Rein zufällig war ein Gemälde unter all den Kunstwerken, auf das das Phantom ein Auge geworfen hatte. Aber die Ausstellung dauerte noch eine Woche, es war also noch genug Zeit. So machte sich Shin auf in das Museum und konnte sich alles, wirklich alles, genau anschauen, ohne dass es verdächtig wirkte. Wenn er nur wüsste, dass das Phantom schon wieder in vollem Einsatz war, während er, KangTa, sich in einem Krankenhausbett den Rücken wund lag. Aber das war ja mit dem heutigen Tag vorbei. Endlich Samstag und der Arzt gab das Einverständnis, dass er nun endlich gehen konnte. Aber natürlich noch eine Nachuntersuchung und so weiter und so fort. Das wusste er ja alles. Daher war KangTa auch so scharf darauf hier raus zu kommen, es wurde einem immer alles dreimal gesagt. Schließlich und endlich fand er sich in seiner Wohnung wieder. Jetzt war es nur noch an der Zeit, den Rest des Nachmittages herum zu bekommen, aber wie? Das war alles gar nicht so einfach, wenn man kaum etwas zu tun hatte. Na dann, an die Arbeit... Er machte ein paar Fotos, stellte dem Künstler selbst, der vor Ort war, um noch ein paar Dinge mit dem Museumsdirektor zu besprechen, ein paar Fragen und knöpfte sich den Direktor auch noch vor. Geschickt stellte Shin ein paar Fragen, die lediglich dem Phantom von Nutzen sein könnten. Eine ganze Weile später machte sich Shin, mit sämtlichen Informationen im Gepäck, in die Agentur auf, wo er seinen Artikel schrieb. Danach war Feierabend. Aber nicht für das Phantom. Ein paar Sachen, das Museum betreffend, sollten schon einmal durchgeschaut und überprüft werden, um kurz vor Ankündigung des Raubzuges nicht alles mit einmal machen zu müssen. Der nächste Tag war wieder etwas weniger aufregend, zumindest für Shin. Er bekam einen kleinen Auftrag, doch hatte er so Zeit, mal wieder in die Bibliothek zu gehen, aber nicht, um sich von dort aus irgendwo einzuhaken. In der Ecke für Kunst stöberte er in den Regalen und suchte sich ein paar Bücher heraus, die über den Künstler erzählten, von dem sich Shin... nein, das Phantom, ein Gemälde heraus gesucht und ins Visier genommen hatte. KangTa ging früh schlafen, da er sich noch immer sehr müde fühlte, allerdings wachte er dafür umso früher auf und gab sich geschlagen. Er konnte nicht mehr schlafen. Aber bis zum Nachmittag war noch soviel Zeit. Und über diese hinweg bemerkte er erst so richtig, wie er sich auf das Treffen mit Shin freute. Unglaublich freute. Deswegen saß er auch eine halbe Stunde vor verabredeter Zeit im Cafe und trank eine heiße Schokolade während er ein Buch las, dass er zu hause wieder mal aufgegabelt hatte. Wenn die Zeit doch nur schneller vergehen würde. Nachdem er einen Teil der Bücher so weit wie nötig überflogen hatte, machte sich Shin wieder auf den Weg und an die Arbeit, da die sich leider nicht von selbst machte. Nach Feierabend ging er mit einem Kollegen noch etwas essen und danach, ohne weitere Umwege, nach Hause. Am nächsten Tag musste er auch arbeiten und so fuhr er am frühen morgen in die Agentur, um sich seine Aufträge zu holen. Mit dem ersten beschäftigte er sich auch gleich, womit die Zeit sehr schnell verflog und als Shin nach Abschluss auf die Uhr sah, war es kurz vor drei Uhr. Noch pünktlich zum Treffen zu kommen, war unmöglich. Aber Shin machte sich sofort zügig auf den Weg, dabei wurde er fast angefahren, als er über die Straße rannte, um auf die andere Seite zu kommen, wo das Café lag. Doch hatte er zumindest da Glück und kam heil, aber knapp zehn Minuten zu spät, an. Im Café hielt er Ausschau nach KangTa, von dem er hoffte, dass er noch da war. Und da war er. Sehr zu Shins Freude und er lief eilig zu ihm an den Tisch. "Tut mir wirklich sehr, sehr Leid, dass ich zu spät bin. Ich wollte dich nicht warten lassen." Shin entschuldigte sich aufrichtig und verbeugte sich demonstrativ vor KangTa. Als es dann langsam aber sicher immer weiter auf drei zuging, war KangTa sogar aufgeregt. Wann kommt er nur? Hoffentlich kommt er früher. Dachte er sich immer wieder. Doch am Ende kam er zu spät, aber er kam und allein das war von Belang. "Puh! Ich dachte schon, du hättest es vergessen oder ich hätte mich im Tag geirrt." Meinte er lachend und begrüßte Shin dann. "Ist nicht so schlimm, du hast sicher viel zu tun." Damit deutete er dann auf einen Stuhl, sich gegenüber und winkte den Kellner heran. Als KangTa es mit einem erleichterten Lachen nahm, konnte auch Shin wieder lächeln und er setzte sich, als KangTa es ihm bedeutete. Dann winkte er ab. "Eigentlich nicht, die Zeit verging nur so schnell." Erklärte er rasch und blickte dann auf, als der Kellner neben ihm erschien. Shin holte zunächst etwas Luft, durch die ganze Aufregung und Hektik, die er auf seinem Weg hier her hatte, war das nötig. Dann bestellte er ein Tonic und nachdem der Kellner wieder verschwand, lehnte er sich zurück und... sah sich KangTa an. Recht genau. "Wie geht es dir?" Dieser eingehende Blick, der folgte, nachdem der Kellner verschwand, beunruhigte KangTa ein wenig. Damit wollte er nicht sagen, dass es unangenehm war. Das nicht, aber es wühlte ihn etwas auf, wie diese sanftmütigen und doch so wachen braunen Augen ihn musterten. Daher sah er auch erst ausweichend zur Seite, bevor die Frage kam. Das schien Shins Blicke dann zu erklären. Er konnte ja nicht wissen, dass noch mehr dahinter steckte. "Ach, eigentlich ganz gut. Ich muss zwar zugeben, dass ich noch ein paar Tage brauche, aber an sich gehts mir nicht schlecht." Wie gern betrachtete er diesen Mann. Man konnte schon sagen, dass sich Shin nie satt sehen könnte. Wie viele Bilder er inzwischen von KangTa gesammelt hatte, das wusste er nicht, doch war es noch immer das Schönste, ihn real betrachten zu können. So schreckte es Shin auch nicht ab, als KangTa seinem Blick auswich. An dessen Antwort erfreute er sich jedoch noch etwas mehr. KangTa sah auch schon etwas genesener aus, als es noch im Krankenhaus der Fall war. "Ein paar Tage noch..." Wiederholte Shin ein wenig nachdenklich und... das zu Recht. "Ich hoffe, dir wird die Zeit gegeben, die du brauchst. Die Arbeit... soll deine Gesundheit... dein Leben nicht kaputt machen..." Fuhr Shin dann fort und klang nicht nur besorgt. Nein, er nahm... Anteil an KangTas Leben und das mehr, als dieser je ahnen könnte. Nein, ahnen könnte er es nie. Außer er würde dem Phantom endlich die Maske vom Gesicht reißen. Doch wenn dies geschah...würde es zu spät sein. Aber dass Shin, der nun einmal als Shin jetzt hier vor ihm saß, wirklich so besorgt war, machte ihn glücklich. Denn sonst sorgte sich niemand so um ihn. Er hatte zwar Kollegen...aber sie waren eben Kollegen. "Nein, das...das soll sie nicht. Danke, dass du dich so sorgst. Aber es wird schon alles gut werden. Und wie gehts dir?" Und Shin sorgte sich nicht nur aus dem Grund um KangTa, damit das Phantom ihn weiter hin als ebenwürdigen Gegner haben konnte, nein, denn er mochte KangTa wirklich und aus diesem Grund sorgte er sich genauso. Dass sie.. gute Freunde werden könnten, war gewiss ausgeschlossen, vor allem mit Shins Geheimnis, aber sich hin und wieder zu unterhalten und nach dem Befinden des anderen zu fragen, war viel Wert. Nur wusste Shin selbst noch nicht, dass ihm das bald... schon sehr bald, nicht mehr reichen würde. Auf KangTas Dank hin lächelte Shin sanft und blickte ihn dementsprechend an. Es war ein ungewöhnliches Bild, dass Shin abgab, denn niemand hatte ihn bisher so erlebt. Schon seltsam, was manche Menschen auslösen konnten... "Mir geht es sehr gut. Es ist schön, in so angenehmer Gesellschaft zu sein." Dass man das oft erlebte, konnte Shin schließlich nicht behaupten, doch war er daran sicherlich ein bisschen selbst Schuld. Er hielt sich eigentlich immer im Hintergrund, um möglichst wenig irgendwo aufzufallen. Dafür machte sich das Phantom sehr präsent. Welch ein Lächeln. Wann hatte er so etwas jemals gesehen? Doch noch nie, oder? Fast wie ein Engel, ganz sanft und beruhigend und doch irgendwie ein bisschen frech. KangTa war sofort gefesselt und wusste selbst nicht genau, was los war. Und sogleich wurde er rot, als von Shin dieses Kompliment kam. Etwas sehr verlegen fuhr er sich mit der Hand über den Nacken und lächelte. "Ja, ich freue mich auch. Es ist komisch, aber nicht mit einem einzigen meiner Kollegen kann ich mich so gut unterhalten." Und das sagte er, da es die Wahrheit war. Nun wurden sie kurz unterbrochen, da der Kellner kam, aber er ließ sie sehr schnell wieder allein. Ja, allein... Wie konnte ein Mann nur so... niedlich sein? Diese Verlegenheit war mit nichts zu vergleichen, was Shin bisher gesehen hatte und das war nicht wenig. Daher fand Shin die Tatsache umso trauriger, als KangTa ihm sagte, dass er sonst nicht wirklich jemanden zum reden hatte. Das... wusste Shin. Er selbst brauchte niemanden zum reden, er kam allein hervorragend aus und Probleme gab es keine, die er nicht allein lösen könnte. Aber hinter KangTa steckte mehr, als man vermuten würde, so viel war sicher. Das war für Shin ein Anlass mehr, um ihn besorgt zu sein und ihn... beschützen zu wollen. So absurd sich das auch anhören mochte. "Ich werde immer da sein, wenn du Gesellschaft suchst." Versicherte Shin ihm, das Lächeln verschwand und er wurde ernster, aber das war die Sache aus diesen Gesichtspunkten auch. Etwas verdutzt saß er jetzt doch da, als Shin so ernst wurde und ihm das sagte, versprach. Für ihn da sein, wenn er Gesellschaft brauchte. Für ihn da sein...da sein... Wie lange hatte er das nicht mehr von jemandem gehört. Wie lange nicht? Jemanden, der wirklich für ihn da war...plötzlich wurde in KangTa wieder diese Sehnsucht geweckt, die er so tief in sich geschoben hatte, damit sie ihm nicht seine Stärke kaputt machte. Er schluckte. Sah Shin ebenfalls ernst an. "Das...ist...wirklich ein wundervolles Angebot. Ich werde gern darauf zurückkommen." Nun war Shin überrascht, was er sich aber nicht anmerken ließ. Er hätte nicht gedacht, wirklich zu KangTa durchdringen zu können. Er hätte eher vermutet, dass KangTa falschen Stolz zeigte, um seine... Schwächen zu überspielen, aber hingegen nahm er aufgeschlossen das Angebot an. Das erfreute Shin um ein weiteres Mal. Es machte ihn fast schon etwas stolz. KangTa war ihm nicht egal, genauso wenig wie das 'Leben', das dieser führte. Sein Lächeln kehrte zurück und er holte sein Portemonnaie hervor, aus dem er wiederum ein kleines Kärtchen holte. Das schob er KangTa zu und darauf stand nichts anderes, als Shins Handynummer, unter der er jeder Zeit zu erreichen war. KangTa war einfach schon zu lange in diesem Beruf und langsam aber sicher wurde er es leid. Immer mit den selben Leuten immer die selben schlimmen Dinge erleben. Irgendwo in sich spürte er, dass es nicht so weiter gehen konnte. Vielleicht war gerade die Gesellschaft mit Shin sein erster Schritt aus diesem Loch heraus. Daher nahm er das Angebot auch gern an und erst recht dessen Handynummer. "Danke. Ich hoffe nur, dass ich dich nicht bei der Arbeit störe." Sagte er dann, leicht lächelnd und nahm den Zettel entgegen. "Selbst wenn, ich bin sehr flexibel, was meine Arbeit angeht." Erklärte er KangTa lächelnd, auch wenn er nicht unbedingt damit rechnete, je von ihm angerufen zu werden. Dann warf er einen kurzen Blick auf die Uhr. Er hatte noch Zeit, daher genehmigte sich Shin einen Schluck seines Tonics und war irgendwie sehr gut gelaunt. Klar, dass KangTa daran nicht unschuldig war. Ach, stimmt ja, Shin hatte ja immer seine Artikel zu schreiben und solang die rechtzeitig fertig wurden... Das konnte KangTa von sich eher weniger behaupten, doch wenn Shin für ihn da wäre, würde er es ertragen. "Und wenn du mal Gesellschaft brauchst...ich bin immer zu erreichen. Das ist vielleicht auch das Problem. Selbst wenn ich meine Ruhe haben will, finden die mich..." Meinte er grinsend und nahm einen Schluck von seinem Kakao. Das war aber auch zu gemein. Doch wenn er es Shin erzählte, fand er es fast schon lustig. Shin erwiderte KangTas Grinsen auf dessen Worte hin, auch wenn es schon eine etwas traurige Tatsache war. Aber... Shin würde ihn auch so immer finden. "Irgendwann hat so ziemlich alles sein Ende..." Und dass das eine direkte Anspielung auf etwas war, das wusste Shin jetzt selbst noch nicht, aber irgendwann würde KangTa zumindest nicht mehr arbeiten, aus welchem Grund auch immer und sei es durch Ruhestand. Shin trank dann nach und nach sein Glas leer, denn so langsam müsste er dann doch wieder los, da die Arbeit nicht zu ihm kam. "Okay, so Leid es mir tut, aber ich muss dann los. Vielleicht sieht man sich die Tage noch mal, aber... lesen wirst du auf jeden Fall von mir." Letzteres äußerte Shin mit einem Lächeln und stand dann auf, wobei er einen Geldschein unter sein leeres Glas klemmte, um den Drink zu bezahlen. Dann streckte er KangTa die Hand entgegen, um sich ordentlich von ihm zu verabschieden. Ja, das stimmte wohl. Alles hatte ein Ende. Nur wann? KangTa wollte das Ende seines Lebens nicht so schnell sehen...aber das Ende dieses Abschnitts wäre sehr schön. Das Ende dieser Einsamkeit. Er seufzte und trank aus. Genau in diesem Moment erhob sich dann auch Shin und wollte gehen. Schade, sie hatten wieder nicht viel Zeit miteinander verbracht. Aber es war wie immer schön gewesen. "Kannst du ja nichts für. Es wäre schön, wenn wir das bald mal wiederholen könnten und bis dahin...werde ich deine Artikel aufmerksam verfolgen. Also schreib was Schönes. Aufwidersehen." Meinte er dann noch und gab Shin die Hand, der daraufhin abdampfte. Dass sie sich allerdings schon nächste Woche und ohne dass er es wusste, wiedersehen würden, das ahnte KangTa nicht mal. Mit dem Lesen bezog sich Shin eigentlich nicht auf seine Artikel, aber egal, es freute ihn dennoch, dass KangTa seine Artikel verfolgen würde. "Das werden wir." Shin war sich sicher... naja, er hoffte, dass sie es bald wiederholen könnten und dann vielleicht auch mit etwas mehr Zeit. So verabschiedete er sich nun endgültig von KangTa und machte sich weiter auf den Weg. Er musste noch Informationen für seinen Artikel einholen. Dass Shin vieles, was er sagte, zweideutig meinte, konnte KangTa ja schlecht wissen. Was für unseren rasenden Reporter natürlich eine sehr amüsante Sache war. So winkte KangTa ihm nach und blieb dann noch ein Weilchen, einfach nur so, zum Zeitvertreib. Die nächsten Tage wurden dann noch langweiliger, da es wirklich nichts zu tun gab. Kurzweilig kamen mal zwei Kollegen auf einen Kaffee vorbei und um zu fragen, wie es ihm ging und am Mittwoch musste er noch einmal zum Arzt, zur Nachuntersuchung. Aber es schien alles gut zu verheilen. Und als er so, nach dem Arztbesuch, durch die Straßen schlenderte und nicht ganz etwas mit sich anzufangen wusste, da fiel ihm das Kunstmuseum ins Auge. Was sollte es? Es war so oder so sein letzter freier Tag, ab morgen würde er sich wieder in die Arbeit stürzen. Was er nicht wusste, als er das Gebäude betrat, war, dass das Phantom gerade letzte Vorbereitungen traf und sich sein nächstes Zielobjekt, das eben hier aushing, noch einmal eingehend betrachtete. Auf eben dieses Gemälde schlenderte KangTa gerade zu und wen sah er da? Shin... Grinsend ging er auf diesen zu, da dieser gerade mit dem Bild zu tun hatte. In einer fast typischen Polizeimanier, aber ohne wirklich fest zu zupacken, fasste er eine von dessen Händen und hielt ihm von hinten die Augen zu. "Hab ich dich!" Kapitel 6: Rainy Day -------------------- Regentag *Shins Sicht* Der Rest des Tages verging dann auch recht schnell, aber wenn man alle Hände voll zu tun hatte, war das wohl immer so. Die kommenden Tage war es das Gleiche, Shin hatte mit Recherchieren und Schreiben zu tun, wodurch er sogar etwas über den Feierabend hinaus arbeitete. Aber die Zeit, die er brauchte, um sich auf den geplanten Raub vorzubereiten, ließ er sich nicht nehmen. So arbeitete Shin auch sorgfältig an der Planung. Donnerstag sollte es so weit sein, aber am Abend zuvor wollte er sich noch einmal am Ort des baldigen Geschehens umsehen. Er lief durch einige Ausstellungsräume, die von Bedeutung sein könnten, bis er in die Halle kam, wo 'sein' Gemälde angebracht war. Von der Schönheit angezogen lief Shin darauf zu und blieb davor stehen. Nicht mehr lang und er würde es in Händen halten... Es war für Shin wie ein Traum. Ein Traum, der bald wahr werden sollte. Und schon allein bei dem Gedanken daran, begann es ihm in den Fingerspitzen zu kribbeln. Von dem Bann des Gemäldes gefangen, den es auf ihn verübte, bemerkte er gar nicht, wie sich ihm jemand näherte. Bis es zu spät war. Als seine Hand gepackt und seine Augen verdeckt wurden, zuckte Shin, überaus erschrocken, zusammen und selbst den Atem hielt er an. Schon allein aus Reflex wandte er sich herum, wobei er sich dem 'Täter' entriss, was auch nicht schwer war, da KangTa ihn nicht wirklich fest hielt, mit der Absicht, ihn auch dingfest zu machen. So sah Shin dann schnell, wer ihm einen solchen Schrecken eingejagt hatte. War ihm KangTa etwa doch noch auf die Schliche gekommen? Shin versuchte wieder cool zu bleiben, während sein Herz jedoch noch etwas raste. Shins Gesicht, als er sich umdrehte, war einfach zum schießen. Er sah völlig ertappt und durcheinander aus. Und selbst als dieser versuchte ruhig zu wirken, konnte man ihm den Schrecken noch allzu deutlich ansehen. KangTa konnte sich kaum halten und es brauchte auch sehr viel Selbstbeherrschung, nicht laut loszulachen, sie waren schließlich in einem Museum. "Oh man! Du müsstest dein Gesicht sehen...herrlich..." Natürlich verbuchte KangTa Shins scheinbare Angst nur als Schreck. Was dieser - was das Phantom - gerade vermutete, konnte er nicht ahnen. Als KangTa sich so amüsiert äußerte, konnte sich Shin wieder beruhigen, da nun klar war, dass ihm niemand auf die Schliche gekommen war, sondern es nur ein... Scherz von KangTa war. Erleichtert atmete Shin durch und blickte KangTa gespielt böse an, wie er so etwas nur mit ihm machen konnte. Dann lächelte aber auch er wieder und durfte sich nun freuen, KangTa zu sehen. "Was machst du denn hier? Sag nicht, du bist dienstlich hier..." Ok, das war jetzt zu niedlich, dieser gespielt trotzige Gesichtsausdruck, einfach klasse. Shin konnte das verdammt gut. Doch war es dann an KangTa, sich wieder einzukriegen und Shin auf dessen Frage zu antworten. "Nein nein. Ich arbeite erst ab morgen wieder. Heute bin ich mal nur so zum Spaß hier. Dieses Bild von Monet gefällt dir wohl. Magst du Impressionismus?" Sie standen vor einem großen Bild, das einen Garten mit einer japanischen Brücke zeigte. Eines von Monets berühmtesten Werken. KangTa mochte es sehr. Den Kunstunterricht in der Schule hatte er deswegen geliebt. Nur so zum Spaß hier? KangTa machte nicht den Eindruck, als würde er gern öfter in ein Museum gehen, aber egal. Shin folgte dessen Blick auf das Gemälde, als KangTa darauf zu sprechen kam und so fing es ihn gleich wieder mit diesem Bann. Nicht mehr lange... Aber er durfte sich nichts anmerken lassen, nicht einmal die große Leidenschaft für Kunst. "Ich kenn mich da gar nicht wirklich aus. Das Bild hat nur meine Aufmerksamkeit gefangen, als ich vorbeigelaufen bin, aber es ist sehr schön." Und Shin hörte sich wie jemand an, der in der Tat keine Kunstkenntnisse hatte, aber er wollte auch nicht sein Interesse an diesem Gemälde zeigen, wie es das Phantom hegte. Das tat er auch nicht, aber er mochte Kunst. Zumindest große Gemälde...Schmuck war nicht ganz so sein Fall. Da fiel ihm dann auch wieder sein Ring ein und er sah auf seine Hand. Leise seufzte er. Weg ist weg... "Ja, allein die vielen Farben, dabei sieht alles so wahllos dahin geklatscht aus. Aber wenn man weiter weg geht..." Dabei machte KangTa gleich ein paar Schritte nach hinten und seine Augen leuchteten immer größer. Er sollte öfter hier her kommen. Er tat einen tiefen Atemzug, als wenn er die Frühlingsbrise, die dieses Bild ausstrahlte, fast riechen könnte. Ja, er träumte sehr gern. In dem Moment, als KangTa mit dieser Anmerkung zurück trat und das Gemälde derartig betrachtete, erkannte Shin, dass dieser wohl doch von Schönheit begeistert sein konnte, wenn er sie vor sich hatte. Nur warum konnte er seine Frage nicht beantworten, was genau er als schön erachtete? Jeder Mensch hatte doch eine Antwort darauf; für die einen waren es teure Autos, für andere waren es hübsche Frauen und so weiter. Wenn Shin könnte, würde er ihm alle Schönheit darlegen, auf dass sie KangTa genauso in ihren Bann ziehen könnte, wie sie es mit ihm tat. Aber während KangTa noch etwas verträumt wirkte, nutzte Shin die Gelegenheit, um sich das Gemälde noch einmal genauer an zu sehen. Nicht das Gemälde an sich, eher die Sicherheitsvorkehrungen. Doch es gab nicht mehr viel, was er sich nicht schon drei Mal angesehen hatte. Daher wandte er sich wieder KangTa zu. "Willst du Schönheit nur betrachten? Willst du sie nicht auch fühlen und berühren können?" Entkam es Shin, als er KangTa wieder ansah. Sicher, man konnte nicht alles anfassen, wie zum Beispiel den Sonnenuntergang, aber fühlen konnte man ihn und die Träume und Sehnsüchte, die er erweckte. Es war etwas Wundervolles. Warum KangTa Shin diese Frage nicht beantworten konnte, war vielleicht offensichtlicher, als dieser vielleicht glauben mochte. KangTa wusste es selbst noch nicht. Er hatte sie, die für ihn wahre Schönheit, einfach noch nicht gefunden. Dass er sie irgendwann unter den seltsamsten Umständen in einer ganz bestimmten und undenkbaren Sache finden würde, konnte er nicht ahnen. Etwas aus den Träumen gerissen musste er kurz auf Shins Frage überlegen. Dann lächelte er. "Nicht wirklich. Für mich ist es nicht das Schönste, Schönheit zur berühren, sondern von ihr berührt zu werden." Und wenn ich dieses Gemälde sehe und dabei eine Frühlingsbrise vernehme, dann ist das Tausendmal mehr wert, als es anzufassen. In diesem Fall ist es sogar verboten, es zu berühren." Dabei grinste er und nahm Shin dann an der Hand. "Komm, hier gibts ein Museumscafe, lass uns hingehen." Auf KangTas Antwort hin musste Shin durchatmen, da sich ihm plötzlich das Bedürfnis auflegte, ihn...zu berühren. Und eine seltsame Schwere durchzog seinen Körper, die Shin leicht erstarren ließ. Doch riss es ihn wieder aus diesen Zustand, als KangTa seine Hand ergriff und ihn mit sich zog. Leicht verwirrt über das Gefühl, das ihn so plötzlich überkam, ließ er sich mitziehen und so waren sie kurz darauf schon bei besagtem Café. Aber bevor KangTa seine Hand wieder loslassen konnte, tat Shin es, jedoch so, dass er unauffällig die Hand seines Freundes... seicht streicheln konnte, während es den Anschein hatte, dass Shin die seine nur zurückzog. Hauchzart glitten Shins Fingerspitzen über KangTas Handfläche und dieses Gefühl unter der Haut war der Wahnsinn, wodurch es in den Fingerkuppen zu kribbeln begann. Erst bei dem Cafe sah KangTa wieder zu Shin. Doch dieser schien irgendwie...sehr abwesend. Dann starrte er auf ihre Hände, die immer noch ineinander geschlungen waren. Er sah, wie Shin seine Hand langsam wieder aus seiner heraus zog. Aber dabei zog sich eine leicht kribbelnde Spur auf seiner Handfläche entlang und diese sorgte dafür, dass er für einen Moment den Atem anhalten musste. //Was war das?// Seine Augen wurden einen Moment groß. Doch dann war es wieder vorbei und sie standen beide etwas dumm da. KangTa schüttelte den Kopf, konnte aber das seltsame Gefühl, das er hatte, nicht abschütteln. Vielleicht auch nur, weil er es nicht ganz verlieren wollte. Da nicht Hauptbesuchszeit war, fanden sie einen schönen Fensterplatz und KangTa bestellte sich einen Kakao und starrte dann nach draußen. Es hatte zu regnen begonnen. Gut, dass KangTa ihn nicht darauf ansprach, denn Shin hätte keine plausible Antwort parat gehabt. So lief er ihm dann wortlos nach, zu diesem Fensterplatz, wo sie sich setzten. Heute hatte er alle Zeit, da er den letzten Artikel vor einer Stunde eingereicht hatte und für den Raubzug des Phantoms war alles so weit vorbereitet, fehlte nur noch die Ankündigung, die morgen früh im Polizeipräsidium eintreffen würde. Shin bestellte sich einen Tee und während KangTa nach draußen sah, blickte er ihn an. So... wunderschön... Dann starrte er einen Moment lang seine Hand an, in der noch immer das Gefühl ruhte, das geboren wurde, als er KangTas Hand bewusst streifte. Am liebsten würde er seine Hand nach ihm ausstrecken und... Aber das durfte er nicht und Shin musste diese Gedanken, diesen Wunsch schnell wieder begraben. Es war schön hier zu sitzen. Mit Shin, so friedlich. Er liebte das. Immerhin hatten sie sich jetzt wirklich oft getroffen. Er zitterte etwas und sein Kakao schlug leichte Wellen. Ihm war nicht kalt, es war Frühling, noch etwas kühl draußen, aber er zitterte aus einem anderen Grund. Eine seltsame Aufregung hatte ihn erfasst. Er konnte es sich selbst nicht ganz erklären. Doch als er dann Shins Blick auf sich ruhen spürte, drehte er sich diesem zu. Stützte den Kopf schräg auf eine Hand auf und lächelte ihn verträumt an. Dann schloss er die Augen. Das war schwer. Wirklich schwer. Und als KangTa ihn dann kurz ansah, worauf er die Augen schloss, rutschte Shins Hand bereits ein Stück über den Tisch, direkt auf KangTas zu, die das Glas hielt und den Inhalt leicht erschüttern ließ. Doch bremste sich Shin selbst und zog seine Hand wieder an sich zurück, noch bevor sie ihr Ziel annähernd erreichen konnte. Er war es gewohnt, alles zu bekommen... sich zu holen, was er wollte und es zu berühren, aber bei KangTa war das etwas ganz anderes. Er war ein Mensch. Aber ein unglaublich schöner dazu... Shin atmete durch, um sich wieder besser in den Griff zu bekommen, dann wandte er den Blick von KangTa ab, um die Sache etwas leichter zu gestalten und sah hinaus in den Regen. "No rain, can't get no rainbow..." Dabei fiel ihm dieses Lied ein, diese eine Zeile. Ganz leise sang er sie vor sich her und fuhr mit der Fingerspitze am Fensterglas entlang, auf der von draußen eben ein Regentropfen entlang perlte. Er war irgendwie so müde. Er müsste heute Abend unbedingt noch einmal früher ins Bett. Die letzte Woche mit dieser Verletzung war doch recht anstrengend gewesen. Aber nun hatte er es fast überstanden. Und morgen würde er sich ja wieder zur Arbeit begeben und sich von seinen Gedanken lösen können. Doch merkte er auf, als von Shin dieses geflüsterte Lied kam. Die weiche Stimme drang so sanft in sein Ohr und sein Blick weilte auf dem Menschen vor sich, der so abwesend dem Regen folgte. Ein bisschen hatte KangTa das Gefühl, dass er jemanden für sich gefunden hatte. Jemanden, der ein bisschen so dachte wie er und doch ganz anders. "...Ja...das stimmt..." Flüsterte er leise und wandte seinen Blick dann auch zum Fenster. Shin spürte, wie KangTa nun ihn ansah und er hörte dessen Zustimmung, so leise. Ein stilles Lächeln erfüllte ihn darauf und er wandte sich langsam wieder seinem Gegenüber zu, während der Regen nicht den Anschein erweckte, so bald wieder aufhören zu wollen. "Hast du heute noch etwas vor?" Shin fragte das, ohne wirkliche Hintergedanken, mehr aus reiner Neugier. Und wenn KangTa noch etwas vorhatte, dann würde er ihn nicht länger aufhalten wollen. "Ich? Nein...ich kam grad vom Arzt und wollte nach hause. Aber dann bin ich ja hier vorbei gekommen. Zum Glück." Sagte er und grinste Shin an. Dann leerte er seine Tasse. "Warum fragst du?" Hatte Shin etwa vor, vielleicht noch etwas zu unternehmen? Also… dabei wäre KangTa schon, auch wenn er...naja, immer noch recht müde war. Aber Zeit mit seinem Freund, ja Shin war schon ein Freund, wollte er sich nicht nehmen lassen. "Nur so und... weil ich neugierig bin." Entgegnet Shin und Letzteres mit einem kleinen Schmunzeln. Es war wirklich schön hier zu sitzen, mit KangTa und Shin genoss die Minuten, so wertvoll waren sie und doch überkam es ihn, so langsam zu gehen, aber nicht allein. Noch einmal warf er einen Blick aus dem Fenster und dann wieder auf sein Gegenüber. "Mir ist gerade eingefallen, dass ich noch etwas vor habe..." Entkam es Shin dann ein wenig nachdenklich und so sah er KangTa auch an, doch nahmen seine Lippen die Form eines Lächelns an. "... und zwar, dich noch nach Hause zu begleiten." Aha, Reporter natürlich, immer neugierig. Auf diesen Gedanken hin musste KangTa schon fast lachen, doch beließ er es bei einem Schulterzucken und einem Schmunzeln. "Äh, was? Mich nach hause bringen?" Wieso denn das jetzt? Nicht, dass er was dagegen hätte...es wäre doch schön, Shins Gesellschaft noch ein wenig länger für sich zu haben. KangTa hatte sonst niemanden, mit dem er mal etwas unternahm oder viel redete. Es war genau genommen fast wie ein Urlaub für KangTas Seele, wenn er mit Shin redete, etwas trank...nur hier konnte er etwas abschalten. Doch eben dieser verwunderte ihn nun ein weiteres Mal. Shin nickte nur, als KangTa seine Worte, in Form einer Frage, wiederholte. Während sie hier saßen und sich etwas unterhielten, verflog die Zeit doch so ziemlich und bis zu KangTa nach Hause war es auch ein kleiner Weg. So rief Shin einen der Kellner an ihren Tisch, damit sie bezahlen konnten, um anschließend aufbrechen zu können. Er hatte es gewiss nicht eilig und wollte daher nicht hektisch werden. Ruhig stand Shin auf und schob den Stuhl an den Tisch zurück. "Ich möchte gern etwas durch den Regen spazieren. Mit dir." Erklärte er dabei, wodurch er KangTa an seinen Gedanken Teil haben ließ und ihn einmal mehr anlächelte. Nach dieser Bestätigung folgte er Shins Taten nur noch so halb und...verfiel diesem Lächeln, dass sich plötzlich unglaublich tief in ihn eingrub. »Ich möchte gern etwas durch den Regen spazieren. Mit dir.« Wie er das sagte. So....vieldeutig. KangTa konnte sich nicht helfen. Dieser Mann faszinierte ihn und er konnte nichts gegen diesen Bann tun. Und wie romantisch das klang. So konnte er nur etwas entgeistert lächeln und Shin dann folgen. Kurze Zeit später standen sie dann auch im Regen...es war wundervoll. Als sie gemeinsam das Gebäude des Museums verließen und nach draußen kamen, fiel Shins Blick kurz zum Himmel hinauf. Dem Regen entgegen. Es war nicht kalt und die Regentropfen fühlten sich gut an, aber anderer Seits wollte Shin nicht durchnässt nach Hause kommen. Daher öffnete er den Regenschirm, den er schon den ganzen Tag mit sich herum trug, da er den Wetterbericht gehört hatte. Nachdem der Schirm aufgespannt war, legte er seinen Arm um KangTas Schulter und schob ihn so mit zu sich unter den Schirm. Dann verschwand Shins Arm wieder und er lief los. Dicht neben KangTa. Er folgte Shins Bewegungen und sah dann dem Schirm beim Aufklappen zu. Dieser Mann war wirklich auf alles vorbereitet. Das brachte ihn zum grinsen... Allerdings, was dann folgte, ließ ihm das Grinsen vergehen. Verdammt, wie konnte das sein? Shin legte seinen Arm nur einen kurzen Moment um ihn, zog ihn nur zu sich heran. Doch KangTa erschien es wie eine wundervolle Ewigkeit, in der er gefangen blieb und in der es keine Störungen gab. Nur eine Geborgenheit, der er sich nicht entziehen konnte und auch nicht wollte. Fast wünschte er sich diesen Augenblick zurück. Doch KangTa zügelte sich, er war schließlich Polizist und ein erwachsener Mann. Nur manchmal...da wünschte er sich, nicht erwachsen sein zu müssen. Er hatte das seltsame Gefühl, dass er das schon sein ganzes Leben war. Doch bei Shin war das anders, er war bei diesem ganz anders. Er fühlte sich gut hier. In Shins Nähe unter dem Regenschirm. In dem Moment, in dem er KangTa an seine Seite zog, hatte Shin fast den Eindruck, dass KangTa etwas verschüchtert wirkte. Das glaubte er aber dann doch sich eingebildet zu haben und schob es davon. Was er aber auf keinen Fall abschreiben wollte, war die Tatsache, dass er diese Nähe zu KangTa sehr genoss und wenn er sich nicht beherrschen könnte, würde er KangTas Hand mit der eigenen umhüllen. Aber Shin konnte sich – gerade so - beherrschen. Dabei weckte KangTa einfach das Gefühl in ihm, ihm etwas geben zu wollen. Aber nicht nur irgendwas... Shin scheute sich aber nicht davor, KangTa immer wieder anzuschauen und das ganz offensichtlich. Nur wenn sein Freund ihm zu verstehen geben würde, dass es ihm unangenehm war, würde Shin es einstellen. Ein bisschen. So ließ er es nur zu, den Regen zu hören und KangTa zu sehen, auf dem Weg zu ihm. All die Menschen um sie herum interessierten Shin nicht im Entferntesten. Das war schon immer so. Aber mit KangTa... Was würde er tun, wenn Shin wirklich tun würde, was er einen Moment vor hatte? Würde er seine Hand erschrocken zurückziehen? Überrascht wäre er sicher und auch...verlegen. Doch würde er sich diesem beruhigenden Gefühl dieser Person Shins neben sich entziehen wollen? Niemals. Daher lief KangTa noch etwas näher neben Shin und atmete tief durch. Die Luft war so angenehm frisch und kühl. Alles wirkte so sauber und jedes Geräusch um sie wurde von den Regentropfen aufgenommen und davon getragen. Es gab hier nur ihn und Shin. Denn nur noch dessen Atem konnte er hören. //I´m singing in the rain...just singing in the rain... I´m laughing at clouds...so dark up above, the sun´s in my heart...and I´m ready for love...// Kam es ihm leise in den Sinn und er erinnerte sich wieder an diesen uralten Film. Wirklich schön, wenn man so glücklich sein konnte. Die ganze Zeit lang sagte Shin kein Wort, doch empfand er Worte auch als überflüssig. Alles, was er KangTa zu sagen hatte, würde er auch ohne Worte ausrücken können, da war er sich sicher. Nur konnte er KangTa nichts von all dem sagen. Nicht ein einziges Wort. Er fragte nicht einmal nach dem Weg. Aber Shin kannte ihn. Würde sich KangTa darüber wundern? Shin musste sich darüber nicht sorgen und spürte eine Freude in sich, wie er sie noch nicht kannte. Doch war es auch das erste Mal, dass ihn JEMAND glücklich machte und das obwohl dieser jemand in gewisser Weise nicht viel getan hatte. Shin konnte sich bisher nur an der Schönheit von Kunst erfreuen, doch nun... Vor KangTas Wohnung angekommen blieb er stehen und sah an dem Gebäude herauf, bis er wieder auf KangTa schaute. Da waren sie also... Er wollte noch gar nicht gehen. Nicht, ohne KangTa... umarmt zu haben. Das wollte Shin so gern tun, doch wagte er es sich nicht. Ja, Worte waren zwischen ihnen wahrscheinlich unwichtig. Scheinbar hatten sie gefunden, wonach sie gesucht hatten. Manchmal war das sicher nicht so einfach zu erkennen...schon gar nicht für KangTa, der sich gegen vieles versperrte und sich auf nichts einlassen wollte. Aber nur einmal wollte er es anders machen. Das würde doch nicht schlimm sein...oder? Und es kam ihm tatsächlich nicht seltsam vor, dass Shin wusste, wo er wohnte. Vielleicht lag es einfach daran, dass er nicht darüber nachdachte. Dass er gerade gar nicht wirklich dachte. Mehr oder minder erfreut sah er durch den Regen zu den Fenstern seiner kleinen Wohnung auf. Irgendwie wollte er gar nicht da rein...dort, wo ihn nur Stapel an Arbeit, an Akten, empfangen würden. Und sonst niemand anderes. Er wollte hier bleiben. Unbewusst schlich sich seine Hand zu Shins Jacke und krallte sich in den leicht nassen Stoff. Er brauchte jetzt einfach Halt... Er sah an sich herab und auf KangTas Hand, als diese sich auf einmal an seiner Jacke wieder fand. Dann blickte Shin wieder auf und vermochte in KangTas Augen einzutauchen. Sie schienen Bände zu sprechen und Shin war, als würde er es genau verstehen. So hob er, ohne es wirklich kontrollieren zu können, seinen Arm und legte ihn um KangTa, worauf er ihn dieses Mal sachte ganz zu sich zog. Und Shin dachte nicht einmal daran, seinen Arm so gleich wieder fortzunehmen und KangTa freizugeben. Im Gegenteil. Er schloss die Augen und atmete tief ein. Nahm alles mit sich, was KangTa vergab, um sich genau darin zu verlieren. Nur diesen einen Augenblick lang. Genau das sagten seine Augen, auch wenn es KangTa selbst nicht wusste. Aber das sagten sie. Und als Shin sich ihm zuwandte und ihm so nah kam, konnte er sich nicht erschrecken...er war nicht einmal überrascht. Nur unglaublich glücklich... Ja, er war glücklich, in diesem Moment war er es. Zum ersten Mal seit Jahren wieder. Völlig verfallen krallten sich seine Hände in Shins Jacke und er vergrub sein Gesicht an dessen Schulter, um nichts mehr von dieser grauen Welt sehen zu müssen. Jetzt fühlte er nur noch diese Umarmung, den Regen, der auf ihn prasselte und seinen Nacken hinunter lief...und Shins Atem, der leicht seine Haut streichelte. Kapitel 7: Vanquished --------------------- Besiegt *Shins Sicht* Noch in dieser Umarmung spürte Shin, wie sich in KangTa etwas erleichterte, als würde er ihm in diesem Moment etwas abnehmen. Eine alte, schwere Last. Shin vermochte kaum noch zu atmen, aus Angst, damit etwas zu zerstören, doch fuhr er mit der Hand streichelnd über KangTas Rücken, als müsste er ihn beruhigen. Und als seine Hand dessen Nacken erreichte, streifte sie diesen kurz und verfing sich spielerisch in dem schönen Haar, worauf er sich ganz langsam wieder löste. Es war, als wären sie in eine andere Welt eingetaucht, in der es nichts gab. Nur sie beide. Und KangTas Herzschlag, den Shin glaubte deutlich zu spüren. Es war ein wunderschönes Gefühl, welches auch der Regen nicht brechen konnte, wenn er ihre Kleidung tränkte. Über Shins Lippen huschte kein Lächeln, kein Grinsen. Er sah KangTa nur an. Noch immer in die Augen. Denn nun wollte er ihm etwas zu verstehen geben. Er wollte KangTa sagen, dass er das jeder Zeit wiederholen würde, wenn KangTa es wollte. Wenn KangTa es brauchte. KangTa hatte das Gefühl, Shin nie mehr loslassen zu wollen. Er spürte zum ersten Mal wirklich. Er spürte jemand anderen, nah bei sich und es war ihm nicht egal. Er wollte Shin bei sich haben. Wollte ihn festhalten und zu sich mitnehmen. Ja, er wollte, dass Shin bei ihm blieb...und am liebsten würde er es diesem sagen. Ihm schoss ein ungeahntes Kribbeln durch den Bauch, als Shin seinen Nacken streichelte und dann in sein Haar griff. Was war das? Was machte er da? Doch eigentlich war es KangTa ganz egal...er fühlte sich wohl. Und dieser tiefe Blick, der ihm dann geschenkt wurde, vermittelte ihm Shins stummes Versprechen auf einem festen Wege. Ein Weg, den er gehen konnte und auch gehen würde, wenn er irgendwann den Mut dazu hätte.. Und dass er dies bald alles wieder brauchen würde, konnte er sich nicht denken, doch ahnte er es. Es war Zeit für eine Änderung in seinem Leben. KangTa ging langsam rückwärts. Er tastete mit der Hand nach hinten, bis er die Türklinke hatte. "Danke, Shin..." Sofort war er hinter der Tür verschwunden und ließ sich von innen gegen sie sinken. Was war das nur? Als er bemerkte, wie KangTa langsam zurück trat, tat Shin nichts, um ihn auf zu halten. Nicht nur, weil er ahnen konnte, dass er jetzt etwas in KangTa aufgewühlt hatte. Doch schlich sich nun ein kleines Lächeln auf Shins Lippen, als KangTa hinter der Tür verschwunden war und mit diesem wandte er sich ab, um zu gehen. Schützend hielt er den Schirm wieder über sich, warf noch einen Blick zu KangTas Wohnung und machte sich dann auf den Weg. "Wir sehn uns wieder..." Ließ Shin im Regen zurück und verschwand in diesem. Schwer atmend machte sich KangTa auf in seine Wohnung. Am besten erstmal ein Bad nehmen, er war völlig durchnässt. Allerdings, als er dann so in seinem Zimmer stand und darauf wartete, dass die Wanne voll wurde, packte ihn wieder das selbe Gefühl wie immer. Was Shin gerade für ihn getan hatte, war unersetzlich, aber wenn dieser wieder weg war, war KangTa mutlos. Es würde ja doch alles immer so weiter gehen, wie es bisher war. Nichts würde sich ändern...außer dass er vielleicht...etwas mehr Zeit mit Shin verbringen durfte. Er mochte ihn wirklich sehr, auch wenn sie sich nicht lang kannten. Ihre erste Begegnung belustigte ihn noch immer. KangTa fühlte sich mit alle dem so wohl. Und vielleicht blieb gerade dadurch noch ein kleines bisschen Hoffnung, die ihn auch durch den nächsten Tag leitete. Ohne Umwege machte sich Shin auf den Weg zu seiner Wohnung, wo er den Regenschirm, neben der Eingangstür, in den Schirmständer steckte. Ein weiches Lächeln begleitete diese Tat, denn konnte Shin die Erinnerung nicht loslassen, die ihn nun mit KangTa und dem Regen verband. Auf dem Weg zum Bad zog er dann nach und nach seine nasse Kleidung aus, um gleich unter die Dusche steigen zu können. Krank wollte er nicht werden. Das durfte er nicht. Das Phantom durfte es nicht. Nachdem er das Bad verlassen und sich frische Sachen angezogen hatte, setzte sich Shin mit einer Tasse frisch gebrühtem Tee ins Wohnzimmer. Auf dem Boden vor die Balkontür, von wo aus er dem fallenden Regen zusah. "Ja, wir werden uns wieder sehen. Ich hab' dir noch etwas zurück zu geben..." Murmelte er leise vor sich hin und nippte an der Tasse. Mit diesem Gedanken legte sich Shin später schlafen, um nicht nur fit in den Tag starten zu können. Denn noch vor Dienstbeginn ließ er der Polizei eine Ankündigung für das Phantom zu kommen, das ein Interesse an einem der Bilder Monets hatte, die noch bis Morgen ausgestellt sein würden. Endlich Donnerstag, dachte KangTa, als er erwachte und auf die Uhr sah. Endlich wieder zur Arbeit und sich ablenken vom Alleinsein. Er hasste es zwar, aber es war besser als nichts. Seine Kollegen begrüßten ihn erfreut, was auch ein ganz guter Start war, nur kam dann gleich einer der Beamten auf ihn zu und drückte ihm etwas in die Hand. "Eine Ankündigung!?...Monet? Na wunderbar!" Zähneknirschend ging er in sein Büro und knallte die Tür zu. Alle waren der Ansicht, dass mit Inspektor KangTa jetzt nicht mehr gut Kirschen essen war...doch da irrten sie sich. Kaum in seinem Büro legte KangTa die Ankündigung zu den anderen. Er würde sie nie wegwerfen und freute sich schon auf die nächste Begegnung mit dem Phantom. Und der Zeitpunkt sollte schnell kommen. Bis zur Ankündigung war noch viel Zeit. 5 Uhr morgens würde das Phantom zuschlagen und holen, wonach es sich verzehrte. Und mit den Gedanken daran traf Shin an seinem Arbeitsplatz ein, wo sich ein paar seiner Kollegen darüber unterhielten, dass die Baseball-Saison wieder losging. Er wurde dann auch schon bald gefragt, ob er sich nicht mit ihnen die Spiele ansehen wollte. Aber Shin hatte kein wirkliches Interesse an Baseball und verplant war seine Zeit außerdem schon. So lehnte er ab, nahm die Zettel an sich, die auf seinem Schreibtisch lagen und verrieten, worüber er zu berichten hatte. Shin... das Phantom, freute sich darauf, KangTa heute Nacht wieder zu sehen. Natürlich wurden über den Tag und auch in der Nacht die üblichen Vorbereitungen getroffen. Den Versuch, Fallen aufzustellen, gaben sie immer noch nicht auf. Obwohl das Phantom scheinbar jede kannte und sich nie von ihnen fangen ließ. Doch KangTa achtete ganz besonders darauf, dass nichts Lebensgefährliches dabei war. Nie mehr solche Tricks...sie waren doch keine Mörder, also sollten sie nicht so handeln. Außerdem war ihm das Phantom auf seltsame Art und Weise ans Herz gewachsen. Er fand es fast schon schade, nicht schon früher den Auftrag bekommen zu haben, es zu fangen. Er atmete tief ein und aus, als er sich in der Galerie niederließ. Noch gut eine halbe Stunde. Neugierig beäugte er das Bild, das sich das Phantom ausgesucht hatte. Es war genau das, bei dem er Shin getroffen hatte. Ihn schon fast zu Tode erschrocken hatte. Dabei musste er schmunzeln.....und was alles danach passiert war, wusste er noch zu genau. Plötzlich konnte er sich völlig entspannen und die Augen schließen. Ein solch schöner Moment, in Shins Armen. So friedlich und heilend, fast schon-! Ein Geräusch riss ihn aus seinen Gedanken. Es ging los. Pünktlich auf die Minute, das Phantom näherte sich. Während seiner Recherchen wäre Shin gern noch an dem Café vorbei gekommen, in dem er nun schon des Öfteren mit KangTa saß, in der Hoffnung, ihn auch dieses Mal wieder zu sehen, aber letztlich blieb ihm keine Zeit. So konnte Shin nur zusehen, seine Arbeit bis Feierabend fertig zu bekommen, um sich anschließend an die letzten Vorbereitungen für das Phantom zu machen. Und genau dieses tauchte schon bald, etwa eine Stunde vor der angekündigten Zeit, in der Nähe des Museums auf. Wieder war es ein Fenster, durch das sich der Dieb unbemerkt Eintritt in das Gebäude verschaffte. Aufmerksam schlich es durch die Gänge, um die Halle aufzusuchen, in der das Gemälde seiner Wahl aufgehängt war. Was das Phantom stutzig machte, war die Tatsache, dass innerhalb des Museums keine Wachposten aufgestellt waren. Zumindest waren weder welche zu sehen, noch zu hören. Dennoch wurde es nicht übermütig und sah sich noch einmal um, ehe es die angestrebte Halle betrat. Mit einem einfachen Trick sorgte es für die Sichtbarkeit der Alarmschranken, um diese geschickt umgehen zu können. Das Gemälde kam immer mehr in Reichweite. Es dauerte nicht lang und das Phantom war auch schon bis hier gekommen. Gut, dass es vorsichtig war. KangTa war bereit. Allerdings hätte das Phantom etwas mehr aufpassen sollen. Denn wenn es nicht festzunehmen war, dann musste es eben gefangen werden. Und da es nicht gefährlich war, hatte KangTa zugestimmt. Egal wie behände das Phantom nun durch den Raum tänzelte...wieder so elegant und katzengleich...den Auslöser betrat es unweigerlich. Dieser lag nämlich an einer freien Stelle zwischen den Alarmschranken. "Gute Nacht...Phantom..." Flüsterte KangTa und erwartete einen Triumph... War die Polizei wirklich immer noch so naiv? Das Phantom informierte sich jedes Mal gründlich über die Orte, an denen es sich holen wollte, wonach es verlangte. Aber zu recherchieren gehörte schließlich zu seinem Spezialgebiet... Das Phantom sah sich noch einmal im Saal um. Irgendetwas stimmte hier nicht und das nicht nur durch die Tatsache der fehlenden Wachposten. Es stieß den Atem tief aus und ging die letzten Schritte auf das Bild zu. Gleichgültig dessen, den Alarm letztlich doch noch auszulösen. Aber nichts geschah. Verdutzt sah das Phantom zu Boden. Es hatte den Auslöser berührt und doch... Noch einmal hob es den Blick und spätestens jetzt war klar, dass hier etwas oberfaul war. Schnell überwand es die verbleibende Distanz zu dem Gemälde und wollte es schon ergreifen, um anschließend so schnell wie möglich zu verschwinden. KangTa bemerkte, dass das Phantom recht verwirrt war. Aber das war gut so. Und der Alarm war abgestellt worden, da man diesen nicht brauchte. KangTa war der Alarm. Dieser grinste in sich hinein. Ja, das Phantom betrat den Auslöser und nichts geschah. Es gab eine verspätete Reaktion. Doch diese war gewollt. KangTa trat schon fast aus seinem Versteck, als sich unter dem Phantom der Boden öffnete und ein größeres Fangnetz nach oben schnellte. Jetzt stand der Inspektor im Raum und betrachtete das Schauspiel zu. Aber irgendwo, auch wenn er auf Triumph hoffte, glaubte er nicht ganz daran. Es geschahen einige Dinge, die so nicht vorhergesehen waren. Das passte dem Phantom im Augenblick nicht in den Kram und das Netz konnte es gar nicht kommen sehen. Einen Satz zur Seite konnte... wollte es noch machen, aber da war es schon zu spät. Das Phantom wurde von dem Netz erfasst und hing im nächsten Moment bereits fest. Na ganz toll. Nervös huschten seine die Blicke durch den dunklen Saal, bis es letztlich wieder zum Gemälde sah, dem es so nah gekommen war. Aber das Phantom wäre nicht das Phantom, wenn es sich nicht wieder befreien könnte. Irgendwie... Doch da tauchte eine Gestalt auf, deren Identität es nicht sofort ausmachen konnte. Unruhig begann sein Herz wie wild zu schlagen, während seine Finger leicht zu zittern begannen. Es war so nervös wie wohl noch nie zuvor. KangTa wollte seinen Augen einfach nicht trauen. Das Phantom saß...tatsächlich fest. Ungläubig starrte er geradeaus, auf die recht hilflos erscheinende Gestalt im Netz. Das war ein mieser Fang-Trick. Das konnte doch nicht klappen. Er lief los, heraus aus den ihn verbergenden Schatten, auf das Phantom zu, das ihm entgegen starrte. Er atmete tief ein und aus und trat dann in den vom Mondlicht beschienen Teil der Halle, gerade mal einen Meter vom Netz entfernt. Einige Sekunden starrte er nur zurück, dann trat er ganz heran. KangTa kam dem Gesicht des Phantoms immer näher. Nur die Stricke trennten sie. Doch es wich nicht aus.... Und genau in diesem Moment packte ihn ein seltsam bekanntes...fast schon angenehmes Gefühl. Fast ließ es ihn erstarren. Doch er fand trotzdem zu Worten, auch wenn ihm die Ahnung, die er plötzlich hatte, nicht gefiel. "Willst du mich zum Narren halten?" Flüsterte er leise. So einfach konnte es nicht gehen. KangTa. Wer sonst. Spätestens, als der Inspektor ins Mondlicht trat, erkannte das Phantom ihn. Wer hätte es auch sonst sein sollen? Die anfängliche Verwirrung des Phantoms löste sich schnell im Nichts auf und es hatte wieder einen klaren Kopf, so schlich sich ein Grinsen auf dessen Lippen, als KangTa diese Frage stellte. "Das würde ich mir nie herausnehmen." Wisperte es, mit etwas düsterer, geheimnisvoller Stimme und konnte ironischer nicht sein. Und noch fast im selben Moment blitzte etwas Silbernes auf. Metall. Die Spitze eines kleinen Wurfmessers. Das Phantom warf es nach oben und zielte auf die Halterung des Netzes, die sich kurz darauf löste und das Netz selbst öffnete sich, wie eine Blume, die gerade erblühte und es wieder frei gab. Dieses machte sogleich einen Satz zur Seite, aus der Reichweite KangTas, aber auf mehr Fallen, Überraschungen, machte es sich besser gefasst. Man konnte nicht sagen, dass er sich jetzt über dieses Grinsen ärgerte oder gar über das, was danach geschah. Viel eher erleichterte es ihn ein wenig, dass sich das Phantom ein weiteres Mal als gewandt und brilliant herausstellte. Schnell sprang er zurück, um nicht vom Netz getroffen zu werden. Dann standen sie sich gegenüber. Wie schon bei ihrer ersten Begegnung. "Das will ich aber auch gehofft haben." Meinte er und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Ja, er freute sich, aber nun hatte er zu arbeiten. Schon im nächsten Moment setzte er sich in Bewegung und rannte auf das Phantom zu. Nun war ein neuer Ausgangspunkt geschaffen und das Phantom sah sich noch einmal kurz um, aber außer KangTa war noch immer niemand von der Polizei zu sehen. Und KangTa kam nun auf ihn zugestürmt. So langsam hielt es das Warten nicht mehr aus. Das Gemälde sollte endlich ihm gehören. Ohne zu unvorsichtig zu werden. Daher zuerst einmal KangTa überlisten oder zumindest etwas ablenken. Das Phantom zückte eine seiner bekannten Blendgranaten und warf sie zu Boden, worauf es sich selbst gleich, schützend, die Augen zu hielt. Als alles Licht aus der kleinen Kugel austrat, nahm das Phantom den Arm wieder herunter und überbrückte hastig die Distanz zu dem Gemälde, welches es bedacht von der Wand nahm. Daran hätte er ja auch sofort denken können, dachte er sich. Die hatte das Phantom doch immer dabei. KangTa riss die Hände vor die Augen, zückte aber auch so schnell wie möglich seine Sonnenbrille. Noch einmal würde er nicht darauf hereinfallen. Doch das Phantom war schon am Gemälde und hatte es an sich gebracht. KangTa hätte nicht so schnell "Überfall" sagen können, wie ihm dieser Dieb schon wieder durch die Gänge entwischte. Er stürmte hinterher und riss sich die Sonnenbrille herunter, um es genau im Auge behalten zu können, dieses Phantom. ...und das Glück sollte ihm zur Seite stehen, das Phantom rannte in eine Sackgasse. Jetzt konnte es nur noch durch die Fenster entkommen und das würde mit dem Gemälde zuviel Zeit brauchen. Es saß fest. Schwer atmend blieb KangTa kurz stehen. Dann jetzt also wirklich Mann gegen Mann. Mit dem Gemälde unter dem Arm rannte das Phantom schnell aus der Halle heraus, doch hörte es KangTas Schritte hinter sich, der ihm dicht auf den Versen war. Und nun doch etwas unkonzentriert achtete es nicht darauf, wo es hinrannte und verpasste seinen Gang, wodurch dem Phantom nur noch der Weg geradeaus blieb, der in eine Sackgasse führte. Wundervoll. Und in diesem Moment tauchte auch schon KangTa hinter ihm auf. Mit einem Schulterzucken wandte sich das Phantom langsam um, um nicht länger die Wände und Fenster anzustarren, sondern KangTa zu betrachten. Einen Fluchtweg durch besagte Fenster hatte es natürlich im Visier, aber das Phantom wollte nichts riskieren, wobei das Gemälde beschädigt werden könnte. Es stellte seinen neuen Schatz bei Seite, an die Wand und schenkte dann einzig KangTa seine Aufmerksamkeit. "Dann muss ich wohl tun, was ich tun muss..." Verwundert hob der Inspektor eine Augenbraue, als dieser Spruch kam. Was auch immer das Phantom meinte, es konnte hier nur in einem Zweikampf enden. Außer es hatte noch mehr trickreiche Erfindungen bei sich. Er sagte nichts dazu und wartete noch einige Sekunden. Machte sich bereit und...stürmte ein weiteres Mal los. KangTa wollte unbedingt in diesem Kampf gewinnen. Aber warum eigentlich....? Einen kurzen Moment lang wurde er langsamer, doch dann war sein Gegner in Reichweite und er schlug zu, um zu treffen. Das etwas in KangTa vorging, war nicht schwer zu erkennen, nur wusste das Phantom nicht, was genau es war. Doch blieb es ruhig am Fleck stehen und ließ seinen... Gegner den ersten Schritt tun und den tat KangTa auch. Und als dieser ausholte, wich das Phantom rasch aus, ohne aber selbst einen Schlag austeilen zu wollen. Irgendwie hatte es Lust bekommen ein bisschen mit KangTa zu... spielen... Mit einem Schmunzeln provozierte es den Inspektor zu einem neuen Angriff, aber nur um wieder auszuweichen. Doch war das Phantom bald so dreist und gab KangTa einen ganz leichten Schubs, als es ihm wieder auswich und dadurch halb hinter ihm stand. Nur leider ging jeglicher, wirklich jeder seiner Angriffe schief. Das Phantom schien alles voraus zu sehen. Und trotz Entschlossenheit war er einfach nicht bei der Sache. Da saß immer noch diese Ahnung in ihm. Und noch eine, für ihn unerkennbare Sache, die ihm das Atmen zur Last machte. Jetzt überlistete dieser Dieb ihn schon zum dritten Mal und es würde das letzte Mal sein, schwor sich KangTa. Und er hatte Recht, nur auf andere Art und Weise als er gedacht hatte. Durch den kleinen Schubs, den ihm das Phantom gab, kam er endgültig aus dem Gleichgewicht und taumelte nach vorn. Er konnte seine Schritte nicht lenken und...Rums! KangTa schlug mit der Stirn gegen eine Büste, die im Raum auf einer Säule stand. "Ah!" Plötzlich drehte sich alles. Er stieß sich von der Säule weg, doch seine Beine gaben nach und er kippte um. Ein dünnes Blutrinnsal lief über den Boden und zeigte, dass der Inspektor fertig...besiegt...war... Kapitel 8: Shin's Visit 1 ------------------------- Shins Besuch 1 *Shins Sicht* Es bereitete dem Phantom sichtlichen Spaß, auch wenn dieser Spaß auf KangTas Kosten ging. Das Phantom spürte die Entschlossenheit und den Willen und doch...es konnte sich doch nicht fangen lassen. Aber dann, völlig unerwartet, kam KangTa aus dem Gleichgewicht, geriet ins Stolpern und es geschah, was dann nur noch geschehen konnte; KangTa stürzte. Aber dem nicht genug, er schlug sich den Kopf auf und ging bewusstlos zu Boden. "KangTa?!" Kam es mit Entsetzen aus dem Mund des Phantoms, das sich sofort neben den Inspektor hockte und ihn im ersten Moment noch etwas hilflos betrachtete. Er blutete. Suchend sah sich das Phantom um. Nach irgendwas, womit es die Wunde verbinden könnte, aber in einem Museum sollte man da Pech haben. Kurzer Hand griff es fest in einen der Ärmel von KangTas Hemd, nachdem er dessen Jacket abgestreift hatte und riss ihn ab. Mit dem Stück Stoff verband es die Platzwunde provisorisch, aber auch sehr behutsam. Nachdem das geschafft war, müsste es eigentlich verschwinden, denn Schritte waren zu hören, die schnell näher kamen. Doch das Phantom kam noch nicht los. Eingehend betrachtete es KangTa, wie er vor ihm lag und... streckte die Hand nach ihm aus, um ihm liebevoll durch das Haar zu streichen. "Du Tollpatsch..." Murmelte das Phantom währenddessen vor sich hin und griff darauf hin in eine seiner Taschen. Es holte eine kleine Schatulle hervor und diese stellte es neben KangTas Kopf auf den Boden. In dieser Schatulle befand sich nicht irgendetwas. Nein. Es war KangTas Ring, den er vor einer Weile verloren hatte. Es war an der Zeit, dass er ihn zurückbekam. Dann noch ein letzter Blick auf KangTa selbst und das Phantom erhob sich wieder, holte schnell das Gemälde und verschwand in den Gängen, noch ehe die anderen Polizisten auftauchten. Diese fanden KangTa dann aber vor und das war gut so. Wer hätte, "Um Gottes Willen", ahnen können, dass es so ausgehen musste? KangTa ganz sicher nicht. Und das Phantom wohl noch viel weniger. Doch er war nicht ganz bewusstlos, ein wenig Leben steckte noch in ihm. So bekam er wage den entsetzten Ruf des Phantoms mit, das sogleich näher kam. Warum verschwand es nicht einfach? Seine Kollegen würden ihn schon finden... Doch ganz anders als erwartet blieb es und schon im nächsten Moment hörte er Stoff reißen. Er war völlig verwirrt darüber. Und als dieser Dieb ihm auch noch den Kopf verband, was er gerade so mitbekam, lief ein seltsames Kribbeln durch KangTas Körper. Was war denn hier bloß los? Nicht zu letzt durfte er dieses ungewöhnliche Streicheln vernehmen, gefolgt von den sanft tadelnden Worten. //Warum tust du...das alles...// Nach diesem Gedanken gingen seine Lichter völlig aus. KangTa erwachte erst lange Zeit später im Krankenhaus, wieder einmal. Doch diesmal mit dieser Schatulle auf dem Nachttisch und vielen verwirrenden Gedanken und Ahnungen über und um das Phantom. "Warum?....." Unbemerkt entkam das Phantom aus dem Museum, doch verschwand es dann nicht gänzlich. Es hielt sich noch ganz in der Nähe auf, von wo aus es das Geschehen im Museum, weitest gehend, verfolgte. Bald fuhr ein Krankenwagen vor, in den KangTa getragen und von dem er auch weggeschafft wurde. Lange blickte das Phantom dem Wagen nach. "Erhol' dich schnell wieder. Bitte..." Murmelte er ihm nach und machte sich dann weiter, zu seiner Wohnung. Aber selbst dort fand Shin keine wirkliche Ruhe. Er wollte KangTa doch behüten und ihm keinen Schaden zufügen. Gleich morgen früh würde er das Krankenhaus ausfindig machen, in das dieser gebracht worden war. Das nahm sich Shin fest vor. Seufzend versteckte er dann das Gemälde, doch konnte er dieses Mal nicht über seine Beute erfreut sein. Da das Phantom früh am Morgen zuschlug, war es nun schon gegen halb neun. KangTa war müde und erschöpft. Er musste sich noch einmal untersuchen lassen. Aber er beteuerte immer wieder, dass ihm nichts fehlte. Er wollte nur allein sein und schlafen. Seine Wunde war genäht worden und seine Kopfschmerzen durch Tabletten betäubt. Und so blickte er, als er endlich alles los war, auf den Ring, den er sich wieder an den Finger gesteckt hatte. Da war sein Ring also hingekommen. „Ein Dieb...der eine Beute zurück gibt...verrückt...“ Er schloss die Augen und... dann brach plötzlich etwas aus ihm heraus, was er schon länger loswerden wollte. Tränen...unzählige und KangTa ließ sie ziehen. An diesem Morgen weinte er sich in den Schlaf. Es wurde ihm einfach alles zu viel. Dieses Leben, das schon lang nicht mehr ihm gehörte. Er fühlte sich überflüssig, sogar schon wenn er arbeitete. Er schien es ja doch nicht richtig zu machen. Seit dem das Phantom und Shin an seinem Leben teilnahmen, war es etwas aufregender und schöner geworden, auf eine ganz bestimmte Art und Weise. Doch gleichzeitig führte ihm die Zeit, die er allein verbrachte, immer wieder vor Augen, dass er das alles hier hasste. Warum konnte er denn nicht einfach von hier verschwinden? Dieses Versprechen wurde ihm einfach zu viel. Das konnte er nicht mehr ertragen. Der Morgen graute allmählich, aber Shin ging nicht schlafen. Nun war er es, der ein ungutes Gefühl hatte und er konnte nichts dagegen tun. So viele Tassen Kaffee er auch trank, er wurde nur nervöser, bis er es irgendwann gar nicht mehr aushielt. Gegen 8 Uhr brach Shin auf, fuhr kurz in der Firma vorbei und machte sich dann weiter auf den Weg. Krankenhäuser gab es mehrere in der Stadt, aber nur zwei, die in Frage kämen. Das, zu dem Shin zuerst fuhr, war ein Fehlschlag, also fuhr er zum nächsten. Es war nicht so einfach, der Schwester an der Anmeldung zu entlocken, ob KangTa hier war und wo er untergebracht war. Aber Shin schaffte es, mit der Raffinesse eines Reporters. Allerdings war noch keine Besuchszeit und er musste warten. Er hasste es. Früher nie, aber jetzt umso mehr. Gegen neun Uhr war es ihm dann gestattet KangTa in dessen Krankenzimmer aufzusuchen. Leise trat Shin ein und sein Blick fiel sofort auf das Bett. KangTa lag allein in dem Zimmer. Langsam kam Shin an das Bett heran, neben dem er dann auch stehen blieb. Wieder begann er KangTa eingehend zu betrachten. Dadurch konnten sie Shin auch nicht entgehen, diese Spuren von zurückgelassenen Tränen. Es versetzte seinem Herzen einen Stich KangTa so zu sehen und die Tatsache, dass er geweint hatte. //Es tut mir so Leid. So Leid...// Shin wagte es erst gar nicht, um Vergebung zu bitten. Doch setzte er sich bedacht zu KangTa ans Bett und bemerkte ebenfalls, dass dieser seinen Ring wieder trug. Diesen Ring... Behutsam legte er seine Hand über die KangTas, die den Ring trug und er schloss einen Moment die Augen. KangTa schlief nicht ruhig, nicht friedlich. Auch wenn man das auf den ersten Blick vermuten würde. Shin ahnte... spürte es besser. Er lag da wie ein Kind, das sich verstecken wollte. Der Welt hatte er den Rücken gekehrt. Eingekrümmt lag KangTa auf der Matratze und hatte einen Teil der Decke schon von sich geworfen. Das Kissen schien sein Kopf gar nicht zu beachten. Er wollte sich so klein wie möglich machen. Doch trotz seines unruhigen Schlafes bemerkte er seinen Besucher nicht. Den einzigen Besucher, den er sich gewünscht hätte. Dass Shin seine Tränen sah, hätte KangTa nie zugelassen, nicht jetzt...doch nun konnte er es nicht verhindern. Dabei war Shin der Einzige, der ihn verstand. Der sah, was niemand sonst an KangTa wahrnahm. Und wieder ging sein Atem so schwer.... Als wollte er um Hilfe rufen, murmelte er im Schlaf, als Shin seine Hand berührte. Als wollte er, dass jemand...dass Shin...sein Leben schützte.... Sein zerstörtes Leben. Wenn Shin könnte, dann würde er KangTa in die Arme schließen, um ihm alles zu geben, was er zu geben hatte und alles, was KangTa brauchte. Alles. Aber das würde er noch tun. Nun galt es, nicht länger in Vorwürfen zu baden, denn Shin musste stark sein und nicht nur noch für sich allein. Er wusste, dass es nun jemanden in seinem Leben gab, der ihn brauchte und Shin wusste auch, dass KangTa der einzige Mensch war, für den er alles geben würde. Mit seiner einzigartigen Art und Weise hatte KangTa es geschafft, für Shin etwas ganz Besonderes zu werden. Ein Schatz. Womöglich der Wertvollste auf Erden. Und da fiel Shin dieses eine Lied wieder ein, von dem er eine kleine Zeile sang, als er mit KangTa in dem Café saß, während es regnete. Und Shin sang es noch einmal. Doch wollte er der Sonnenschein... der Regenbogen sein, der KangTa eine ganz neue und schöne Welt offenbarte. Irgendwann. Die Zeit verstrich. Zeit, in der sich Shin kaum regte. Er streichelte nur KangTas Hand. Doch musste er bald los, aber Shin würde spätestens nach Feierabend wieder kommen. Dieses Versprechen gab er KangTa im Stillen und stand auf. Zum Abschied strich er ihm sanft mit dem Handrücken über die Wange und wandte sich dann, widerwillig, ab und lief zur Tür. Nur Shins Anwesenheit hielt ihn im Schlaf. Sonst wäre seine Unruhe sicher zu groß geworden. Doch dessen Streicheln beruhigte sein aufgewühltes Herz und ließ ihn irgendwann wirklich friedlich schlafen. Und als Shin nun ging, konnte er ihn nicht aufhalten, doch ließ dieser ihm ein wundervolles Geschenk zurück. Ein bisschen Frieden...für sich selbst... Zwei Stunden später erwachte er wieder. Eine Schwester war im Zimmer und öffnete das Fenster. Sie lächelte ihn freundlich an, als er sich langsam aufsetzte. "Hallo Herr An, gut geschlafen?" "Äh ja, sehr gut." Meinte er und sah zum Fenster. Die Schwester kam ans Bett und stellte ein paar Tabletten auf den Nachttisch. "Haben sie sich über ihren Besuch gefreut?" "Was? Ich hatte Besuch?" "Oh, haben sie da schon geschlafen? ...Ja, ein junger Herr, ihr Alter vielleicht. Und blonde Haare hatte er...er kam schon sehr früh, noch vor der Besuchszeit." "Wirklich? ...Aber warum hat er mich nicht...?" KangTa war sprachlos. Shin war hier gewesen. War einfach für ihn da gewesen. Wie schon das letzte Mal. "Wie lang war er da?" "Bestimmt über eine halbe Stunde..." Lächelte sie. KangTa nickte nur abwesend. "Ok, dann werde ich sie jetzt wieder allein lassen. Es gibt auch bald Mittag." Damit war sie verschwunden. //Shin...danke...// Kapitel 9: Shin's Visit 2 ------------------------- Shins Besuch 2 *Shins Sicht* Letztlich verschwand Shin im Flur und begab sich aus dem Krankenhaus, um sich an seine Arbeit zu machen. In diesem Augenblick fragte er sich wirklich, warum er der Arbeit überhaupt nachging. Er hatte sie nicht einmal nötig. Aber wenn er daran dachte, dass er KangTa vielleicht nie als Freund kennen gelernt hätte, wäre er nicht als Reporter da gewesen, sondern nur als Phantom, da stimmte er sich selbst wieder etwas sonniger. Doch bis zum Feierabend zu warten, um KangTa wieder zu sehen... Allein den Gedanken daran hielt Shin nicht aus. Seufzend stürzte er sich in die Arbeit und als es dann gegen Mittag war, kam er wieder an diesem Cafè vorbei. Er blieb davor stehen und blickte kurz durch die Fenster hinein. Zu genau erinnerte er sich an die Stunden, die er dort mit KangTa verbrachte. Es waren wundervolle Stunden und mit Abstand die Schönsten in seinem... Leben. Ja. Ein kurzer Blick auf die Uhr und Shin lief weiter, wobei seine Schritte immer zügiger wurden und seine Beine brachten ihn zum Krankenhaus. Zu KangTa. Wieder vor dessen Tür klopfte Shin dieses Mal an und wartete kurz. Wirklichen Appetit zum Mittag hatte er nicht. Vor allem, da er immer an letzte Nacht denken musste. Und an die vermaledeite Tatsache, dass er Shins Besuch wortwörtlich verpennt hatte. So kaute er lustlos an seinen sonst so geliebten Nudeln herum und starrte immer wieder zum Fenster. Schon wieder im Krankenhaus und er musste noch bis morgen hier bleiben. Für den Fall, dass sich etwas tat, was an seinem Kopf nicht richtig war. Es klopfte. Vielleicht kamen die Kollegen ja vorbei, gebrauchen konnte er sie nicht. Aber man sollte nicht unhöflich sein. "Herein?" Doch schon im nächsten Moment blieb ihm der Mund offen. "Shin!" Auch wenn Shin auf eine Antwort wartete, wäre er früher oder später eingetreten, hätte er keine bekommen. Er wollte es sich nicht nehmen lassen KangTa zu sehen. Aber es kam eine Antwort und die hörte sich verdammt nach KangTa selbst an. Shin fackelte keine Sekunde länger und trat in das Zimmer, wo dieser gerade mit seinem Essen beschäftigt war. "Na?!" Warf er zunächst knapp ein, untermalt von einem unsicheren und auch besorgten Lächeln. Dann trat er wieder an das Bett, zu KangTa, heran und blickte ihn an. Shin wollte sehen, wie es KangTa inzwischen ging. Innerlich. Gänzlich beruhigend war es nicht, aber... das würde es wohl auch nie werden. Shin hatte da so ein Gefühl. KangTa ließ sofort die Stäbchen fallen und schob das Tablett weg. Dass Shin jetzt schon wieder kam, dass er ihn sehen durfte, das war wundervoll. "Die Schwester hat mir erzählt, dass du schon heut morgen hier warst. Warum hast du mich nicht geweckt? Ich hätte dich so gern gesehen." Damit packte er Shins Arm und zog ihn zu sich auf das Bett. Bei Shin fühlte er sich so gut. Nachdem dieser ihn im Regen umarmte, konnte er bei ihm frei sein. KangTa wollte sich dieses Gefühl nicht nehmen lassen. Bei Shin konnte er für kurze Zeit glücklich sein. Er wollte KangTa gerade antworten, da wurde er von ihm auf das Bett gezogen und wenn er KangTa dabei so ansah, da hatte dieser fast schon etwas Kindliches an sich, ohne dass Shin es sich erklären konnte. "Ja... ja, war ich. Und ich hab dich nicht geweckt, weil du eine... lange, anstrengende Nacht hinter dir hattest." Und nicht nur die - hätte Shin fast noch hinzugefügt, doch brach er ab, rutschte noch ein kleines Stück auf KangTa zu und... warf ihm einen Blick in die Augen. Einen Blick, der seinen Tiefgang fand und darauf aus war, zu KangTas Seele vorzustoßen. Und schon auf dem Weg dort hin spürte er diese... Verzweiflung und Hilflosigkeit, die in KangTa schlummerte. So fest verankert. Ja, der Moment war da... Shin öffnete langsam die Arme und ohne etwas zu sagen, schloss er KangTa schon kurz darauf ein. Er nahm ihn in die Arme, so wie er es am Morgen am liebsten schon getan hätte. Wenn KangTa es wollte, könnte er sich dort jeder Zeit fallen lassen... Ein Nicken war KangTas Antwort auf Shins Erklärung. Irgendwo war es klar, dass dieser ihn nicht wecken würde. Shin schien sich immer Gedanken um ihn zu machen. "Du hast Recht. Das war aber nett von d-" In diesem Moment sah er in Shins Augen und wurde von diesem Blick getroffen. Ein Blick, der so scharf und doch so sanft war, dass KangTa ihm nicht ausweichen konnte, nicht durfte. Und dieser Blick entriss ihm schon wieder jegliches, vorgegaukeltes Glück. KangTa zuckte ein Stück zurück, hielt die Hände schützend vor die Brust. Shin sollte das alles an ihm nicht sehen. Er hatte es ihm schon einmal gezeigt, aber doch nicht schon wieder. Er war doch...erwachsen...ja, das war er... Und in diesem Moment ließ er es geschehen und Shin seine Arme um sich legen. Noch kurz erstarrt sank er nun in sich zusammen und legte seinen Kopf, geschlossener Augen, auf Shins Schulter. Doch er zwang sich...nicht wieder zu weinen... Shin wusste, dass es etwas Überwindung bedurfte, ehe sich KangTa wirklich gänzlich an ihn lehnen konnte. Denn Shin konnte einen Teil von dem sehen, was KangTa war... was dieser sein wollte... Seicht fuhr eine Hand Shins über KangTas Rücken und dachte an keine Rast, sie wollte die erdrückenden Gedanken verjagen und sei es nur für einen kurzen Moment. "Du bist nicht allein, vergiss das nicht." Flüsterte Shin leise in KangTas Ohr und es glich nicht nur einem Versprechen. Es war Fakt, denn Shin würde immer, wirklich immer, für KangTa da sein. Und ihn halten. Was KangTa sein wollte, das wusste dieser selbst nicht ganz. Doch manchmal brach es wieder hervor. Er wollte ein Kind sein. Endlich ein Kind sein dürfen. Man hatte es ihm doch nie erlaubt. Er hatte es sich nie erlaubt. Nie mehr, nach dem Tod seiner Mutter. Und nun war er erwachsen und es war für alles zu spät. So zumindest dachte er. Und das ließ ihn verzweifeln. Was er vorhin auf dem Bett versucht hatte, das versuchte er nun in Shins Armen. Er wollte sich verstecken. Krümmte sich zusammen und hielt schon fast die Luft an. Shins Hand, die so unermüdlich ihr Streicheln fortführte, ließ ihn ruhig werden. Ein weiteres Mal. KangTa gab ein kaum merkliches Nicken von sich, wagte aber nicht zu sprechen. Er wollte diesen Moment erhalten. Diesen Moment in den Armen des einzigen Menschen, der für ihn da war. Die genaue Vergangenheit kannte Shin nicht, aber er wusste genug, um zu ahnen, dass sie für KangTa nicht das Schönste war. Er wusste nur um die Tatsache, dass KangTa versuchte stärker zu sein, als er im Grunde war. Doch jetzt war er da, um KangTa etwas Kraft zu schenken und noch so viel mehr. Was immer KangTa wollte... Aber als würde Shin dieses Kind in KangTa sehen, das versuchte zurück zu holen, was es versäumen musste, begann er sich und KangTa leicht hin und her zu wiegen. Vielleicht aber auch, um ihn in einen leichten Schlaf zu führen, der alles etwas erträglicher machen sollte. Wahrscheinlich war von beiden Wünschen Shins etwas dabei. Denn KangTa fühlte sich nun wirklich wie ein Kind, das nur einem Albtraum entflohen war und nun in den Armen seiner Mutter lag, die es trösten wollte. Und gleichzeitig begann die Erschöpfung wieder in ihn zurück zu kehren und ihn einschlafen zu lassen. Die Ruhe, die Shin verbreitete, war so stark, so undurchdringlich. In diesem Moment hätte alles passieren können...für KangTa gab es nur Shin und die Welt, in die ihn dieser hinein wiegte. Es dauerte nicht lang, da hatte Shin ihn zum schlafen gebracht, ohne dass er weinen musste. Und am liebsten wollte KangTa Shin dafür sein Herz geben. Damit dieser besser damit umging, als er selbst. Wie sich die Unruhe in KangTa legte und trübe Gedanken klarer erschienen, entging Shin nicht, doch verharrte er noch eine ganze Weile so, wie er war und wiegte KangTa noch ein wenig, während er ihm unentwegt über den Rücken strich. Die Mittagspause war inzwischen längst vorbei, aber das war von keiner Bedeutung. Die Zeit konnte Shin immer noch nachholen, nicht aber die Zeit mit KangTa, von der er schon viel zu viel versäumt hatte. Hätten sie sich nur früher kennen gelernt. Doch es war nicht zu ändern und Shin würde dies nun alles, Schritt für Schritt, nachholen. Behutsam legte er KangTa ins Bett zurück und deckte ihn zu. Seine Hand vollzog ein letztes Streicheln, welches dessen Stirn galt und zog sich dann ganz zurück, ebenso wie Shin, der langsam aufstand, um KangTa nicht zu wecken, aber um bald wieder zu kommen. Und schon wieder war ihm nicht die Möglichkeit gegeben, Shin bei sich zu halten. Schon wieder hatte dieser ihm den ruhigen Schlaf geschenkt, den er brauchte. Würde dieser nur für immer bleiben können. So kuschelte KangTa sich in die Decke, während er unter Shins Streicheln leicht seufzte. Er würde gern auf ihn warten. KangTa wusste nicht, dass dieser heute wieder kommen wollte. Daher war er umso trauriger, als er am späten Nachmittag erwachte und Shin nicht bei sich vorfand. Allerdings schlich sich dann ein Lächeln auf seine Lippen. "Shin, warum tust du das alles nur für mich? ...Wie schaffst du das alles nur...bei mir?" Verständnislos murmelte KangTa es vor sich hin. Wenn er noch an ihre erste Begegnung dachte. Er hatte Shin überwältigt und war dann einen Kaffee mit ihm trinken gegangen. Verrückt...aber wahrscheinlich das Beste, was ihm je passiert war. Kapitel 10: Shin's Visit 3 -------------------------- Shins Besuch 3 *Shins Sicht* Leise öffnete Shin die Tür und schloss sie ebenso leise wieder, nachdem er aus dem Zimmer heraus in den Flur hinein getreten war. Gern wäre er noch an KangTas Seite geblieben, hätte ihn gehalten und gestreichelt, aber in der Welt, in der sie nun mal lebten, war das nicht so einfach. Nicht ohne weiteres. Shin wurde immer bewusster, dass er etwas tun musste. Etwas, um KangTa aus dieser Welt zu entreißen, die ihn so erdrückte und unglücklich machte. Alles, was diese Welt bot, war zu schwer, als dass KangTa es tragen könnte. So allein. Seine Arbeit erst einmal missachtend setzte Shin sich auf einen Kaffee in das kleine Café und hing seinen Gedanken nach. Aber eine Idee, was er tun könnte, fand er nicht, außer die, für KangTa da zu sein. Hatte Gott etwa Engel erschaffen, um den Lieblichsten leiden zu lassen? Shin verstand es nicht. Während langsam das rote Licht der Abendsonne auf sein Bett fiel, hielt KangTa die Augen geschlossen. Er saß in seinem Bett...hatte die Hand, an der er den Ring trug, in der anderen geborgen und eine Wange dagegen gelehnt. Er genoss nur diese Stille hier. Am Nachmittag hatte er noch etwas Zeitung gelesen. Natürlich gab es einen Bericht über den erfolgreichen Raubzug des Phantoms und Inspektor KangTas Versagen...als er es gelesen hatte, wollte er am liebsten schon wieder...weinen. Nicht, weil er es so schlimm fand, diesen ehrlichen Dieb nicht gefangen zu haben, sondern weil ihn dieses Wort so traf. ...Versagen... //Ich hab doch nicht versagt...oder...bitte, sag mir, dass ich nicht versagt habe...// In Gedanken wiederholte er diese Bitte...noch Stunden später. Genau in diesem Moment, als der Abend heran war. Sie hatten ihn gefragt, was passiert war, bevor sie ihn fanden. Er hatte gesagt, dass er sich nicht genau erinnern konnte. KangTa wollte es nicht sagen. Was war, wenn sie ihn auslachten? Er wusste, wie sie reden konnten, wenn einmal wieder etwas schief ging. Und er konnte nichts dagegen machen. Konnte nichts gegen diese Schmerzen machen. Ohne zu bemerken, wie schnell die Zeit verflog, klingelte irgendwann Shins Handy und eine wetternde Stimme fragte ihn, wo seine Berichte blieben, die Shin zu verfassen hatte. Davon sichtlich genervt, da er momentan doch ganz andere Sorgen hatte, versicherte Shin seinem Vorgesetzten die Berichte noch vor Feierabend auf dessen Tisch zu legen. Und Ende der Unterhaltung. Shin legte auf, warf einen kurzen Blick auf die Uhr und trank dann seinen Kaffee, die dritte Tasse, leer und zahlte, um aufbrechen zu können. Bis Feierabend war nicht mehr viel Zeit, aber Shin versuchte trotzdem das Nötigste zusammen zu bekommen, um diese... dummen Artikel zu schreiben. Pünktlich, vor Feierabend, lieferte er sie letztlich nicht ab, aber etwa eine halbe Stunde später. Mit verzogenem Gesicht nahm Shins Chef die Berichte entgegen und las sie kritisch durch. Shin hatte wahrlich schon bessere geschrieben, doch durch das späte Abgeben war keine Zeit mehr, um sie auszubessern. So hörte Shin sich noch eine Predigt für das plötzliche Schlampigsein an und machte sich dann auf den Weg. Auf den Weg zu KangTa. Am Krankenhaus angekommen fuhr er sich nervös durchs Haar, auch wenn er sich seine Nervosität nicht erklären konnte. Hatte er vielleicht Angst davor, KangTa nie eine Hilfe sein zu können? Wollte KangTa überhaupt, dass Shin ihm half? Shin schüttelte diese Fragen und Zweifel ab und suchte KangTas Zimmer auf, an dessen Tür er, nach längerem Zögern, anklopfte und anschließend langsam eintrat. Gerade in dem Moment, in dem KangTa dachte, seine Gedanken würden ihn gnadenlos zerquetschen, klopfte es an der Tür. Noch etwas abwesend sah er auf, doch war die Gefahr erst einmal gebannt. Und wieder war es Shin, der ihn rettete. Dessen so schnell wiederkehrender Besuch verwunderte KangTa nicht einmal mehr. Er hatte es gehofft. Es gehofft, dass Shin schon bald wieder käme. "Hallo Shin...du besuchst mich ja schon wieder..." Lächelte er und wandte sich der Tür gänzlich zu. Der abendliche Schein, in den Shin in diesem Moment getaucht war, kam KangTa vor wie ein göttliches Licht...dabei glaubte er an so etwas nicht mal. Doch Shin änderte so vieles an seinem Leben. Shin konnte nur ein kleines Nicken vergeben, auf KangTas Worte hin und schloss dann die Tür hinter sich, worauf er etwas auf das Bett zukam. Dass er unkonzentriert bei einer Sache war, war Shin bisher nie vorgekommen. Denn was er tat, das tat er immer richtig. Aber heute... Doch KangTa, diese Seele, war auch bedeutend wichtiger als der Job, den Shin zu tun hatte, denn den könnte auch ein anderer erledigen. Aber sich KangTa annehmen, das... könnte nicht jeder und scheinbar wollte es auch niemand. Außer Shin. Wie konnte das nur sein? Nachdenklich setzte sich Shin ans Bett, legte sich die Hände in den Schoß und ließ seinen Blick über KangTa schweifen. Ununterbrochen hafteten KangTas Augen an Shin. Von dem Augenblick an, als dieser sein Zimmer betrat. Shin wirkte genauso nachdenklich wie er selbst. Doch in Shins Blick lag viel Sorge. Worüber sorgte er sich? Vielleicht sogar um ihn, KangTa? Der Gedanke war zu schön. Und als sie dann schweigend da saßen, sich ansahen, hatte KangTa einen Moment lang auch keine Gedanken mehr, die ihn erdrücken könnten. Nur der von Shin war da. Doch nach einigen Minuten hatte er allerdings das Bedürfnis, die Stille zu durchbrechen. Etwas verlegen glitt seine Hand in seinen Nacken und er wandte den Kopf zur Seite. "Also...Shin...ich...ich wollte mich noch einmal bei dir bedanken, weil du mich so oft besuchst und...naja, wegen heut Mittag. Es tut mir leid, dass ich schon wieder...eingeschlafen bin." Dabei atmete er einmal tief ein und aus. Shin war so oft für ihn da, umarmte ihn. Wie ein richtiger Freund. "Ich könnte irgendwie in letzter Zeit dauernd schlafen...ich weiß auch nicht, was los ist..." Als KangTa seine Gedanken unterbrach und sich zu entschuldigen begann, schüttelte Shin etwas den Kopf. KangTa musste sich für nichts entschuldigen oder rechtfertigen. Nicht vor ihm. "Es ist besser, wenn du schläfst..." Brachte Shin ihm dann entgegen und sagte es genauso ernst, wie er es meinte, aber auch etwas leise. Im Schlaf wäre es KangTa am ehesten möglich, sich seiner Lasten zu entziehen. Auch wenn das eine traurige Tatsache war. Und außerdem war KangTa angeschlagen, auch da war Schlaf mit das Beste... Eine Hand Shins löste sich vom Schoß und er hob sie etwas an und auch wenn KangTa sich von ihm abwandte, strich Shin ihm liebevoll durch das Haar, als würde er genau wissen, dass KangTa... ein paar Zärtlichkeiten gut vertragen konnte. Diese Antwort fand KangTa etwas seltsam und dass Shin das alles, ihn so hinnahm und sich an nichts zu stören schien, führte ihm immer weiter vor Augen, was für einen Freund er mit ihm gewonnen hatte. Ja, KangTa wollte sich fallen lassen. Sein Versprechen aufgeben. Immer wenn Shin bei ihm war, war er kurz davor. Doch irgendetwas hielt ihn davon ab. Vielleicht die Tatsache, dass er dann nichts mehr hatte, was ihn festhielt? Nur Shin und was wäre, wenn dieser auch wieder ginge? Niemals würde er das zulassen.... Als Shins Hand ihn plötzlich wieder so sanft berührte, wandte KangTa sein Gesicht diesem zu und sah ihm wieder in die Augen. Eine leichte Gänsehaut überrannte seinen Nacken und KangTa atmete tief ein. Doch verspürte er, trotz der ungewöhnlichen Geste, nicht das Bedürfnis, Shins Hand auszuweichen. Er wollte, dass dieser weiter machte. Angetan schloss er die Augen und ließ es geschehen. Viele Fragen waren in KangTas Augen zu sehen, als dieser sich Shin wieder zuwandte. Shin konnte sie nicht deuten, aber die Tatsache, dass KangTa von viel Ungewissheit bedrängt wurde, war schlimm genug. Wie gern würde er ihm sämtliche Antworten liefern oder diese Fragen einfach... unbedeutend machen. Doch konnte er jetzt nur eines tun; KangTa das geben, was dieser hier und jetzt zuließ. So streichelte Shin ihn noch ein bisschen weiter, bis er letztlich KangTas Wange streifte und die Hand dann langsam wieder wegführte. Wenn er doch nur den Mut hätte, sich an Shin zu lehnen...sich an ihn zu kuscheln und sich all dies geben zu lassen. Doch diesen Mut fand KangTa nicht. Und als Shins Hand ihre letzte Zärtlichkeit an seiner Wange vergab, öffnete auch er seine Augen wieder und sah diesen dankend an. Ein Mensch, der genau wusste, was er brauchte, ohne zu fragen. War das...Seelenverwandtschaft? Lange blickte er Shin wieder nur an. Dann seufzte er. "Shin...sag mir...warum tust du das alles, für mich? Warum? Bei unserer ersten Begegnung hab ich dich noch für einen...Verbrecher gehalten...." Shin musste lächeln, als KangTa ihn das fragte und vor allem als er meinte, ihn damals für einen Verbrecher gehalten zu haben. "Weißt du, ich war immer jemand, der nur für sich selbst gelebt hat. Man kann es Egoismus nennen." Setzte Shin zunächst an, womit er etwas ausholte. "Ich wollte nur an mich denken, weil mir die Probleme der anderen zu belanglos erschienen. Aber dann traf ich dich, KangTa. Und so albern es auch klingen mag, ich wusste von dem Moment an, in dem ich in deine Augen sah, dass du mein Leben verändern wirst. Es ist nicht schwer zu erkennen. Wer genau hinschaut, sieht, dass du mit etwas zu kämpfen hast. Ich bin mir sicher, dass es nichts Belangloses ist..." Dafür war KangTas Aura auch zu traurig, zu verzweifelt... Doch konnte Shin das nicht aussprechen. Womöglich aus Angst, KangTa damit abzuschrecken. "Du hast etwas in mir erweckt, was man... Freundschaft nennt, denn ja, ich möchte für dich da sein. Ich möchte dein Freund sein. Es macht mich glücklich, einen Menschen wie dich als meinen Freund bezeichnen zu dürfen und dafür möchte ich dir danken. Auf meine Weise und wie es ein Freund eben tut." Fuhr er lächelnd fort, ohne aber alles zu erzählen. Er verschwieg KangTa das Gefühl, ihn beschützen zu müssen und dass er ihn am liebsten nie mehr allein zurücklassen möchte. Aus Angst um ihn. KangTa brauchte lang, um wirklich zu erfassen, was Shin ihm da zur Antwort gab. Was dieser alles gestand...und nicht zu letzt, dass dieser ihm auch noch so viel verschwieg. Shin und egoistisch? Das konnte er sich nicht vorstellen. Nicht so, wie dieser sich um ihn kümmerte. Aber umso überraschter war er, als er von Shins Gedanken bei ihrer ersten Begegnung erfuhr. Sein Leben verändern...er? KangTa? Wie kam es nur zu alle dem? Und Shin hatte genau hingesehen. Er meinte wirklich ernst, was er erzählte, sonst hätte er sich nicht so sehr mit KangTa beschäftigt. Doch das war alles soviel auf einmal. Dass jemand einfach, weil er diese Freundschaft fühlte, darauf bedacht war, ihm zu helfen. Ihm so zu helfen. KangTa senkte etwas verlegen den Kopf. So etwas hatte noch nie jemand zu ihm gesagt. Und es dauerte eine Weile, bis er antwortete. "Ich weiß nicht mehr genau, was ich wirklich alles gedacht habe. Aber das ist egal...ich möchte so gern dein Freund sein, Shin. Mehr will ich gar nicht...nur dein Freund sein." Dabei sah er ihn fast flehend an und knetete nervös seine Hände in seinem Schoß. Dass KangTa ein wenig Zeit brauchte, um genau zu realisieren, was Shin ihm soeben erzählte, war verständlich und so gab Shin ihm diese Zeit. Doch hörte er aufmerksam zu, als KangTa dem etwas entgegen brachte. Und als dieser meinte, nur sein Freund sein zu wollen, begann ein Glücksgefühl in Shin zu entspringen, wie er es noch nie gespürt hatte. Ja, KangTa veränderte sein Leben sehr schnell, doch Shin wollte es so und nicht anders. Als hätte er nur darauf gewartet, KangTa irgendwann kennen zu lernen. So öffnete er einmal mehr seine Arme, um KangTa behutsam in diese zu ziehen, als Shin dessen flehenden Blick sah. Spätestens mit dieser Geste sollte ihre... Freundschaft besiegelt sein, auch wenn Shin noch mehr als nur ein Geheimnis zu verbergen hatte. Fast hatte er es sich erhofft. Hatte sich erhofft, dass er noch einmal Shins bewahrende Umarmung spüren durfte. Shin machte für ihn all seine Träume wahr. Dieses Gefühl hatte KangTa in dessen Armen. Und diesmal schloss er nicht halb verzweifelt die Augen, er lächelte und ließ die Welt sehen, wie wohl er sich fühlte. Glücklich schlang auch er seine Arme um Shin und presste ihn fest an sich. Jetzt hatte er also endlich einen wirklichen Freund an seiner Seite. "Shin, ich danke dir so sehr..." Flüsterte er und kuschelte sich an ihn. Wie befreiend es für KangTa war, als dieser letztlich seine Arme um Shin schlang und ihn an sich drückte, das spürte er, doch konnte er KangTas Dankesworte nicht annehmen. KangTa hatte doch auch jetzt keine wirkliche Ahnung... Diese Tatsache tat Shin aufrichtig Leid, aber er konnte es KangTa nicht sagen. Er konnte nicht sagen 'Ach übrigens, ich bin das Phantom.' Damit wäre es sicher das Ende von allem. Um sich selbst machte sich Shin dabei jedoch die wenigsten Sorgen, eher um KangTa, der sich in seinem Vertrauen missbraucht fühlen würde. "Schon gut." Brachte er stattdessen hervor und lächelte, gemischter Gefühle. Doch konnte KangTa dieses Lächeln ohnehin nicht sehen. Was Shin ihm da verschwieg, wäre wahrlich ein großer Schock für KangTa gewesen. Der Zusammenbruch seines gerade erst gewonnen Weltbilds. Dass es Menschen gab, die sich um ihn sorgten. Dass es zumindest einen Menschen gab. Doch wenn er wüsste, wer Shin noch war, hätte er all das nicht mehr geglaubt. So war es wohl besser im Unwissenden zu bleiben. Auch wenn ihn da so eine unangenehme Ahnung durchzuckte. In dieser Nacht...aber davon wollte er nichts mehr wissen. Zum ersten Mal hatte Shin ein schlechtes Gewissen, bisher war er immer egoistisch genug, aber bei KangTa war alles anders. Daher dachte er in diesem Augenblick sogar darüber nach, ob das Phantom nicht eine andere... Strategie annehmen sollte, die zumindest für KangTa von Vorteil wäre. Er wollte nie, dass ihm etwas passierte und es sollte auch nie wieder vorkommen! Entschuldigend glitt Shins Hand kurz über KangTas Rücken, doch wurde dabei der Wunsch entfacht, ihn weiter zu streicheln. KangTa intensiver zu streicheln. Shin wehrte sich gegen dieses Bedürfnis, was seine Hände erzittern ließ. Eine weitere Gänsehaut war das Resultat, das Shin heraufbeschwor. Dieses Streicheln, das leicht über KangTas Rücken glitt, ließ diesen angetan den Atem ausstoßen. Ja, KangTa konnte jetzt schon sagen, dass er es liebte, wenn Shin ihn so im Arm hielt. Es war außergewöhnlich und er fühlte sich wohl. Daran konnte nichts falsch sein. Allerdings spürte er auch, wie Shins Hände leicht zitternd inne hielten und dieser unsicher zu werden begann. Jetzt war wohl der Zeitpunkt, die Umarmung zu lösen. Mit sanfter Gewalt und ganz langsam drückte er sich aus Shins Armen heraus und lächelte diesen immer noch verlegen aber auch sehr glücklich an. Dass KangTa glaubte, die Umarmung jetzt brechen zu müssen, das wollte Shin nicht, doch ließ er es zu und sah daher auch dessen Lächeln. So schön. "Ich... weiß nicht genau, wie die Besuchszeiten sind, aber wenn du willst, bleib' ich noch eine Weile." Meinte Shin und lächelte selbst wieder heiterer, dann rutschte er ein kleines Stück zurück, damit KangTa wieder etwas mehr Platz hatte und... um ihn besser ansehen zu können. "Davon hab ich auch keine Ahnung...aber irgendwann werden sie dich schon rauswerfen." Sagte er grinsend und begann nach der Zeitung zu kramen. "Aber danke, dass du mir noch etwas Gesellschaft leistest...es ist ganz schön einsam hier." Da war sie ja. Er zog den Ballen an Papier aus seinem Nachttisch hervor und schlug Seite 4 auf. Auf der Titelseite prangte ein Bild des Museums, in das das Phantom eingebrochen war. Daneben ein kleines Bild von KangTa. Auf Seite 4 ging der Artikel weiter. Doch KangTa interessierte eher ein kleinerer Artikel, der auch auf dieser Seite stand. "Hier...ich hab einen deiner Artikel gelesen. Über den Mini-Bankraub von gestern. Da waren wir ja nicht beteiligt. Und dafür, dass ich gehört habe, dass das Ding ein ziemlicher Reinfall gewesen sein soll...hast du trotzdem noch nen super Artikel geschrieben. Ich hab mich lang nicht mehr so amüsiert..." Damit hielt er Shin Seite 4 vor die Nase und lachte noch einmal leise. Daran hatte Shin keine Zweifel, dass sich KangTa hier schnell einsam fühlte. Er war ja auch allein in diesem Zimmer, ohne dass ihn jemand besuchen kam, außer Shin. Schon allein dafür würde das Phantom die Kollegen KangTas in den Allerwertesten treten. Doch das ein ander Mal. Shins Aufmerksamkeit fiel auf den Artikel, seinen Artikel, den KangTa heraussuchte und ihm vorhielt. Den Artikel von der Titelseite, vom letzten Raubzug des Phantoms hatte Shin natürlich schon längst gelesen... Mit Missmut. "Na hey, das hätte selbst ich besser gekonnt." Äußerte Shin grinsend bezüglich des Bankraubes, der wirklich der totale Flop war. Völlig unüberlegt... Darüber konnte man nur herziehen und das Phantom zu gut... Mit einem noch breiteren Grinsen quittierte er Shins Aussage und nahm die Zeitung dann wieder an sich. "Daran hab ich keinen Zweifel...aber ich hoffe, du planst jetzt wegen dieses Ansporns nichts in der Richtung..." Dabei sah KangTa Shin scharf an. Wenn er nur wüsste, wer da vor ihm saß. Aber Shin, das Phantom, überfiel nicht irgendwelche Banken. Es war auf Schönheit aus. Und die fand man nicht auf Geldscheinen. Plötzlich kam eine Schwester herein. "Oh, guten Tag...sie haben ja schon wieder Besuch." "Ja, er will mich nicht allein lassen." Antwortete KangTa. "Na, dann will ich auch gar nicht lang stören. Ich wollte nur das Tablett holen...Also Her An, wenn sie nichts essen, fallen sie noch vom Fleisch. Was ist das hier?" Dabei zeigte sie auf seinen noch vollen Teller und nahm dann das Tablett an sich. KangTa hatte nur ein Lächeln dafür übrig, worauf die Schwester das Zimmer kopfschüttelnd wieder verließ. "Weiber..." "Wenn ich von dir festgenommen werden würde, ließe sich darüber nachdenken..." Entgegnete Shin scherzhaft und musste dabei auch auflachen. Doch kam kurz darauf eine der Krankenschwestern ins Zimmer und als sie das mit dem Essen ansprach, fiel es Shin erst wirklich auf. "Wo sie Recht hat..." Sprach er aus, was er dachte, als die Krankenschwester wieder weg war und von Taya dieses ~Weiber~ kam. Er sollte wirklich etwas essen. "Oder wie willst du sonst das Phantom schnappen?" Etwas muffelig blickte er zur Seite, als Shin der Schwester beipflichtete. Er konnte sagen, war er wollte. KangTa hatte einfach keinen Appetit. "Vielleicht...vielleicht will ich das ja gar nicht." Dabei krallten sich seine Hände in die Bettdecke. "Vielleicht will ich ihn gar nicht fangen. Ja, er klaut bedeutende Kunstwerke....aber ich denke, er wird gut damit umgehen...er scheint mir nicht wie jemand, der das Zeug irgendwo verkauft...und am Ende ist es doch egal, wem es gehört, so lang es noch existiert." Dabei senkte er den Kopf. Das war nur eine Ausrede, aber etwas Besseres fiel ihm nicht ein. "Ich...will das vielleicht gar nicht mehr..." Da hatte er den Salat, dabei wollte Shin KangTa nicht zu nahe treten. "Egal, was manch andere dazu sagen würden, aber... das musst du auch nicht." Was KangTa über das Phantom sagte, ließ Shin einfach so stehen und ging lediglich auf dessen letzte Äußerung ein. Entschuldigend, aber auch versichernd, legte Shin die Hand auf KangTas Schulter und wünschte sich, dass dieser ihn wieder ansehen würde. "Doch...doch! Das muss ich. Denn es ist mein Job. Es ist mein Job, wie schon die ganzen verdammten letzten Jahre lang!" Plötzlich begannen seine Hände verkrampft zu zittern. KangTa begann, die Kontrolle über sich zu verlieren. Shin hatte mit seiner Aussage eine unglaubliche Wut in ihm geweckt. Es war nicht Shins Schuld, KangTa war es selbst. Und nun wollte alles raus...aber das konnte er nicht machen. Er konnte doch nicht vor Shin so verzweifelt ausrasten. Was würde dieser denken? Nur mit Mühe unterdrückte er die Tränen, die schon in seine Augen traten und sah nicht auf, als Shins Hand auf seiner Schulter landete. Etwas verunsichert zog Shin seine Hand zurück, als KangTa plötzlich... ja, fast schon zu fluchen begann. Dabei... dürfte es ihn doch nicht wirklich überraschen. Shin atmete durch. KangTa musste nicht glauben, sich vor ihm beherrschen oder zusammen reißen zu müssen. Was raus musste, das musste einfach raus. "Du legst dir selbst zu viel auf. Du musst dich nicht für alles allein verantworten." Sprach Shin ihm ruhig zu, auch wenn diese Worte schon längst nichts mehr brachten. KangTa hatte es bereits getan und so einfach war es auch nicht rückgängig zu machen oder zumindest nicht zu ändern. Er spürte, dass Shin nun noch stärker verunsichert war. Doch er konnte kaum etwas dagegen machen. Und als dieser ihm diese Erklärung gab, sah KangTa verzweifelt auf. "Aber wie soll ich etwas dagegen machen? Was? ...Ich hab s doch versprochen...aber ich kann es nicht mehr halten..." Dabei erstickte seine Stimme immer mehr und er wollte am liebsten laut aufschreien und wieder beginnen zu weinen. "Shin...bitte...ich halt s kaum aus..." Dieser innere Druck, der nun hervortrat und den Shin befreite, wollte raus und KangTa war völlig verwirrt darüber. Was genau KangTa versprochen hatte und vor allem wem, das wusste Shin natürlich nicht, doch konnte KangTa nicht wirklich glauben, sich jeder Aufgabe annehmen zu können. Allein. Das war für niemanden machbar. Und diese Verzweiflung, die zeigte, wie nah KangTa dem Zusammenbruch war, belegte das. Beruhigend legte sich Shins Hand behutsam auf KangTas Wange und strich ebenso behutsam über diese. "Schh~t, schon gut. Ich bin da. Du bist nicht allein und du musst nichts mehr allein tragen." Redete Shin währenddessen gut auf KangTa ein, um auch wieder etwas innere Ruhe in ihn hinein zu bringen oder um KangTa einfach nur dazu zu bewegen, endlich alles herauszulassen. Was immer dieser wollte. Seine Hände bebten jetzt. Er konnte sie nicht mehr ruhig halten. Was war das nur für ein Tag? Was für ein Gefühl, bei Shin? Und als dieser ein weiteres Mal versuchte, ihn zu beruhigen und KangTa dessen Hand spürte, hielt er inne. Er dachte, er könnte sich wieder unter Kontrolle bringen. Doch dann rang sich der erste trockene Schluchzer aus seinem Hals und vorbei war es mit der letzten Fassung. "Ich hab s versprochen...ich hab s doch versprochen..." Plötzlich flossen die Tränen wieder zu unzähligen über seine Wange. Immer mehr und KangTa konnte nichts tun, als den Blick zu senken und zu hoffen, dass Shin jetzt nichts Schlechtes von ihm dachte. Hatte KangTa etwa versprochen, alles allein zu schaffen? Das konnte sich Shin nicht vorstellen, anderer Seits aber doch... Aber da passierte auch schon, was er irgendwann hatte kommen sehen; KangTa weinte. Es tat Shin in der Seele weh, dieses Bild, welches er nie mehr vergessen würde. So schmerzlich. In diesem Moment wusste er nur eines zu tun, KangTa noch einmal in die Arme zu schließen. Sei es, dass er sich dort verstecken oder einfach nur festhalten konnte. "Es ist keine Schande, sich helfen zu lassen..." Flüsterte Shin ihm leise zu und setzte KangTa einen kleinen... Kuss ins Haar. Und mit weiteren leisen Schluchzern flüchtete er sich in diese Arme, die ihm Kraft und Halt versprachen. Shin tat KangTa so gut und er kannte noch nicht einmal das volle Ausmaß von den Dingen, die hier geschahen. Er wusste nicht, was daraus noch werden würde. Aber er wusste, dass er es mit diesem Freund schaffen würde. Seine Tränen benetzten Shins Shirt, dessen Hals, alles, was sie fanden. Vielleicht um auf einem anderen Wege zu zeigen, wie es KangTa ging, da dieser sich weigerte, es freiwillig zu zugeben. Wenn Shin wieder weg war und KangTa wieder arbeiten würde, würde es doch weitergehen wie immer. Es würde sich nichts ändern. Und das war etwas, das ihn ängstigte. Hier zeigte sich in vollem Ausmaß das Kind in KangTa, das weglaufen wollte. Shin hatte einen Menschen wirklich noch nie so erlebt, in solch einem Zustand. Und er wusste, dass sehr viel dahinter steckte. KangTa, dessen Wesen, war mehr als das, was ersichtlich war und was er Preis gab. Er wollte jetzt nicht von KangTa verlangen, stark zu sein und sich zusammen zu reißen. Shin wollte nichts von KangTa verlangen, was er in diesem Moment nicht sein und tun konnte. Nein, aber dafür war Shin stark. Für KangTa. Und diese Kraft wollte er ihm übermitteln, ebenso wie Geborgenheit und seine Freundschaft. So drückte er KangTa auf sanfte Weise noch etwas enger an sich und festigte die Umarmung, auf dass sie von nichts gebrochen werden konnte. Dadurch, dass Shin KangTa noch mehr an sich zog, war ihm so, als könnte er deutlich dessen Herzschlag spüren, genauso, wie er dessen Atem spüren konnte, der seine Haut streifte... streichelte. All das ließ, selbst in dieser Situation, sein Herz aufgeregt schlagen und eine innere Wärme durchströmte seinen Körper, die sich durch das Blut verbreitete. Konnte KangTa das auch spüren? Shin wünschte es sich, denn war es ein sehr schönes und angenehmes Gefühl, das KangTas Tränen bestimmt besiegen könnte. Und sei es zunächst nur für bestimmte Zeit. Er war so froh, dieses Kind war so froh, in Shins Armen liegen zu dürfen. So fest von ihm gehalten zu werden. KangTas Hände verließen die Bettdecke und fanden sich an Shins Shirt wieder, in das sie sich nun verfingen. Und da begann er es zu...fühlen. Shins warme Hände an sich und alles, was dieser so kraftvoll ausstrahlte. KangTa war sich sicher, dass er Shins Herz spürte. Wie es schnell und leicht aufgeregt gegen den Brustkorb schlug. Eine seiner Hände war genau an dieser Stelle und er spürte...dies alles. Im nächsten Moment wurde es sehr still im Raum. KangTas Schluchzer versiegten und auch die letzten Tränen fanden ihren Weg. Er konzentrierte sich auf das, was er fühlte. Konzentrierte sich auf Shin. Und er wusste, dass diese Umarmung keine gewöhnliche, tröstende Umarmung war. In diesem Moment geschah etwas ganz besonderes und...er konnte es nur spüren, nicht verstehen. Als deutlich zu vernehmen war, dass sich KangTa allmählich wieder beruhigte, war Shin sehr erleichtert und er hoffte, dass sich KangTa selbst nun etwas befreiter fühlen konnte. Doch wollte Shin die Umarmung noch nicht lösen, viel lieber wollte er KangTa noch darin verbergen und dessen... wohltuende Nähe spüren. Solch Nähe hatte er nie vermisst, aber bei KangTa würde er das tun. KangTa wollte er nahe sein und sich auch ein bisschen von ihm nehmen. Ohne, dass dieser es merkte. Shin schloss einen Moment die Augen und atmete tief ein, sog alles in sich auf. Dieses Gefühl und KangTas Duft. So lieblich und rein. Wie nun diese Veränderung geschah. Diese Veränderung der Situation...er vergaß komplett, wie verzweifelt er eben noch war. Es war wie, als wenn Shin ihm all dieses Schlechte mit dem tiefen Atemzug, den er eben tat, entziehen würde. KangTa lehnte seinen Kopf nun seitlich an Shins Brust. Er hörte seinen Herzschlag...er brauchte sich in diesem Moment nicht mehr zu verstecken. Verträumt sah er vor sich hin, führte eine seiner Hände flach über Shins Brust und genoss es, hier zu sein. KangTa hatte sich dem Kind hingegeben und es tat so gut. "Shin...? Darf ich noch einmal...bei dir einschlafen?" Die Wärme stieg noch ein bisschen an, als KangTa mit der Hand über Shins Brust fuhr, doch tat Shin nichts, um ihn davon abzubringen, sondern folgte dem Rhythmus seines Herzens und atmete flach, um es wieder zu beruhigen. Doch fiel sein Blick auf KangTa, als dieser ihm diese Frage stellte. Über die Antwort musste Shin nicht erst nachdenken. "Natürlich." Versicherte er ihm leise und in liebevoller Tonlage, wobei er KangTa wieder ein wenig über den Rücken streichelte, als wolle er ihn in den Schlaf geleiten. "Danke." Und so wurde seine Hand immer langsamer, bis sie irgendwann ganz zum Stehen kam. KangTa wollte nicht wieder so dreist sein und es sich einfach heraus nehmen, bei Shin einzuschlafen. Doch hier konnte er es wohl am besten. Und ohne einsam oder traurig sein zu müssen. Er hatte ihn gefunden, den Menschen für sich allein. Auch wenn er es selbst noch nicht ganz sicher wusste. Friedlich schloss er die Augen, bis sein Atem flacher wurde und verkündete, dass Shin es wieder einmal geschafft hatte. Ihn wieder in einen Schlaf geführt hatte, der alles einfacher machen würde. Kapitel 11: The Sword --------------------- Das Schwert *Shins Sicht* Dass KangTa eingeschlafen war, war sicher das Beste. Er hatte viel zu verarbeiten und im Schlaf ging das oft am besten. Shin hielt ihn noch eine ganze Weile behütend in den Armen und strich ihm etwas über den Rücken, bis er KangTa vorsichtig ins Bett zurücklegte und die Decke, ein weiteres Mal an diesem Tag, über ihn zog. "Träum was Schönes." Flüsterte er ihm noch leise zu, fuhr kurz mit dem Handrücken sachte über KangTas Wange und stand dann langsam vom Bett auf. Es war Zeit zu gehen. Mit einem stillen Seufzen, das zeigte, wie schwer Shin das fiel, trat er zur Tür und im nächsten Moment schon in den Flur hinaus. Da tauchte die Krankenschwester wieder auf, aber Shin erklärte ihr, dass KangTa gerade eingeschlafen war und besser nicht gestört werden sollte. Sie nickte, denn Shin hatte Recht, da KangTa sehr mitgenommen aussah. So gingen sie beide wieder; die Schwester an ihre Arbeit und Shin aus dem Krankenhaus hinaus. Doch in Gedanken blieb er bei KangTa. Nur mit einem leisen Murmeln verabschiedete er Shin und ließ sich sonst nicht mehr stören. KangTa kuschelte sich in seine Decke und ließ den Abend Abend sein. Und dank Shins Einsatz schlief er auch bis zum nächsten Morgen durch. Allerdings war er, als er wieder erwachte, der alte KangTa. Der sich zusammen zu reißen versuchte. Doch blieb ein Lächeln nicht aus, als er an Shins Besuch dachte. Der gestrige Tag war anstrengend, doch gleichzeitig sehr befreiend. Er freute sich schon auf ein Wiedersehen mit seinem...Freund. Heute wurde er auch endlich aus dem Krankenhaus entlassen, da alles soweit in Ordnung war. Na, dann konnte es ja wieder an die Arbeit gehen. Und das ließ sich KangTa nicht nehmen, denn das war seine beste und einzige Ablenkung. Doch sollte er heute nicht so erfreut sein. Sein Vorgesetzter war im Revier und bat ihn um ein Gespräch unter 4 Augen. "Ich weiß ihren Einsatz zu schätzen, Herr An...sie leisten hervorragende Arbeit, bei allen Einsätzen. Doch ist mir dabei nicht ganz klar, wie ihnen dieser Dieb ständig entkommen kann! ...Können sie mir das erklären?!" KangTa blieb stumm. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Dass dieser Idiot sich so aufplusterte. Wer machte denn hier die ganze Arbeit?? "Das dachte ich mir. Also ich will ihnen nur nahe legen, wenn ihnen nicht bald ein Erfolg gelinkt, dann wird ihnen dieser Fall entzogen. Denn so etwas will ich nicht noch einmal sehen!" Damit knallte er ihm die Titelseite von gestern auf den Tisch. Versagt.... Für Shin wurde es wieder ein langer Abend. Eine lange Nacht. Er war etwas müde, doch der Gedanke an KangTa hielt ihn wach. Nachdenklich saß Shin auf der Fensterbank und starrte nach draußen. So konnte es nicht weiter gehen. Nicht mit KangTa. Aber was sollte er tun? Shin seufzte. Das Problem lag nun auf der Hand, aber die Lösung... die verbarg sich noch im Dunkeln. Das Phantom liebte die Dunkelheit. Die Nacht. Es würde die Lösung suchen und KangTa helfen. Auch wenn es noch nicht wusste, wie das aussehen sollte. Am nächsten Morgen fuhr Shin zur Arbeit, um seine Aufträge abzuholen, ebenso wie einen viel sagenden Blick seines Chefs. Dieser konnte ihm eigentlich gestohlen bleiben, doch nahm sich Shin vor, seine Berichte wieder auf altem, gepflegtem Niveau zu schreiben. Damit machte er sich auf und an die Arbeit. Ohne sich von KangTa zu verabschieden, denn lagen seine Gedanken noch immer bei ihm. Dem Herzen so nah. KangTa wusste überhaupt nicht, was er machen sollte. Wäre Shin doch nur hier. Aber er war nicht da und er würde diesen auch nicht so schnell wieder sehen. Dachte er. Die meiste Zeit saß er im Büro und machte Papierkram. Einer seiner Kollegen, Herr Lee Seung, half ihm dabei. Es war einer der wenigen, mit denen KangTa sich gut verstand. Auch wenn noch lange nicht so gut wie mit Shin. Doch es war ein kleiner Lichtblick hier in diesen dunklen Räumen. Dabei liebte KangTa das Licht und den Tag... Allerdings würde er bald wieder in der Nacht unterwegs sein, denn das Phantom würde diesmal nur ein paar Tage auf sich warten lassen. Am nächsten Morgen sprang KangTa die Titelseite entgegen. Ein Foto prangte darauf...das eines Katanas. Eines der teuersten, schönsten und wertvollsten Stücke aus den alten Zeiten. Sein Name war "Alles zerschneidender Sturm". Es gehörte eigentlich Japan, aber die Ausstellung "Schwerter der Welt" zog durch die Länder und Japan hatte das Schwert geliehen. Dieses Mal würde sie hier sein...in Seoul. Pünktlich vor Feierabend lieferte Shin seine Berichte ab und da diese wieder den alten Standart hatten, ging sein Chef von einem Ausrutscher aus, den er ihm verzog, solang das nicht noch mal vorkam. Shin versicherte es ihm und machte sich dann auf den Weg zu seiner Wohnung. Aber... KangTa ließ ihn einfach nicht los. Wie mochte es ihm wohl gehen? Besonders nach dem gestrigen Tag? Und zu Shins Bedauern hatte er ihn heute nicht einmal gesehen. Seufzend kam er in seiner Wohnung an, ging duschen, aß etwas und legte sich dann ins Bett. Die langen Nächte machten sich doch irgendwann bemerkbar. Daher kam es Shin ganz Recht, dass er an diesem Wochenende nicht zur Arbeit musste. So schlief er, seit Langem, wieder einmal aus und holte am nächsten Morgen die Zeitung rein, als er aufgestanden war. Noch auf dem Weg in die Küche, wo sein Kaffee fertig durchgelaufen war, blieb Shin wie erstarrt stehen und besah sich die Titelseite. Dieses Schwert... Es war atemberaubend. Er... das Phantom wollte nun nur noch dieses Schwert. Wieder trat dieses Kribbeln in den Fingerspitzen auf und Shin war regelrecht aufgeregt. Wie immer, wenn er etwas Wundervolles entdeckte, das er haben wollte. Bei einem seiner Treffen mit anderen Kunstliebhabern hatte Shin schon viel von diesem Schwert gehört und jetzt... jetzt würde er es nicht nur zu Gesicht bekommen... Gleich noch nach dem Frühstück machte sich Shin auf und ließ der Polizei eine Ankündigung des Phantoms zukommen, dass sich gleich Morgen, am helllichten Tage, 11 Uhr, das Schwert holen wollte. Doch recht überrascht betrachtete KangTa die Ankündigung des Phantoms am nächsten Morgen. Er war fast allein auf dem Revier...und der Einzige, der ihm einen Morgengruß zukommen ließ, war das Phantom. Irgendwie...naja...was sollte es schon? Nur hatte dieses Phantom ja ziemlich schnell wieder etwas gefunden, was es interessierte. KangTa dachte an den Zeitungsartikel. Und dann dachte er an das, was vor einigen Tagen geschehen war. Seufzend fragte er sich, wie er diesem Dieb jetzt gegenüber treten sollte? Es war alles so verwirrend...wie dieses Phantom sich benahm. Überlegend fuhr er sich mit der Hand über den Verband an seinem Kopf. Abnehmen durfte er ihn noch nicht. Danach sah er auch die Zeit, zu der das Phantom sich ankündigte. Elf Uhr...KangTa war ihm unglaublich dankbar dafür. Nachdem die Ankündigung war, wo sie sein sollte, machte Shin sich nicht gleich wieder auf den Weg zurück nach Hause. Er ging in die Bibliothek, in der er schon oft zuvor war, suchte sich ein bis zwei Bücher aus den vielen Regalen heraus und setzte sich damit an einen der Tische. Aber wirkliche Ruhe, auch wenn es hier mucksstill war, fand Shin nicht. Er stand wieder auf, lieh sich die Bücher aus und verließ die Bibliothek wieder. Warum nicht in das kleine Café gehen? Vielleicht sah er ja KangTa wieder... Aber als Shin an dem Café ankam und es betrat, war KangTa nicht unter den Anwesenden. Schade. Dennoch nahm er Platz, bestellte sich einen Tee und holte eines der Bücher hervor, welches er zu lesen begann. Keine viertel Stunde später trat jemand an seinen Tisch und schon allein das Parfum zog Shins Aufmerksamkeit auf die Person neben sich. Eine junge Frau. Sie war etwa zwei Köpfe kleiner als Shin, hatte langes, braun gefärbtes, welliges Haar und ihre zarten Lippen waren von roséfarbenem Lippenstift bedeckt. Shins Gesichtsausdruck ließ darauf schließen, dass er sie kannte. "Yoon?!" Überrascht sah er sie an, legte das Buch sofort bei Seite und stand auf. "Lange nicht gesehen. Wie lang ist es her?" "Zu lang, mein Lieber." Antwortete sie lächelnd und setzte sich dann mit Shin an den Tisch. Sie kannten sich von der Uni, auch wenn Yoon einen Jahrgang unter Shin gewesen war. Beide hatten sich seit Shins Abschluss nicht mehr gesehen. Es gab also viel zu erzählen. Heute war auf dem Revier geradezu die Hölle los. Sofort mussten Vorbereitungen für die Ankunft des Phantoms getroffen werden. KangTa legte sich mehr ins Zeug denn je. Er wollte diesen Job nicht verlieren, aus welchem Grund auch immer. Die Taktik wurde diesmal auch geändert. Es wurde KangTa nicht mehr gestattet, auf eigene Faust auf das Phantom loszugehen. Polizisten würden ebenfalls nahe des Ausstellungsraumes postiert werden. Und sie würden sofort eingreifen. KangTa gefiel das alles so gar nicht. Bei dem Chaos, das dann entstand, würde es auch nicht einfacher werden. Seufzend verließ er das Revier und wollte sich irgendwo zur Entspannung mal einen heißen Kakao gönnen. Warum nicht in dem kleinen Cafe...in dem er immer mit Shin saß? Als er an ihn dachte, musste er lächeln. Und wer hätte das geahnt, als KangTa zu dem Cafe kam und eintrat, dass er sogleich Shin erblickte. An einem der hinteren Tische. Erfreut wollte er auf diesen zu rennen, doch...er hielt inne. Da war doch jemand. Eine Frau? Ohne weiter darüber nachzudenken, machte er kehrt und verließ das Cafe wieder. Zwei Straßen weiter lehnte er sich an eine Hauswand. Er fühlte sich plötzlich unheimlich dumm und egoistisch. Natürlich hatte Shin noch andere Freunde und Bekannte. Er war ja nicht so wie...wie er, KangTa. Wie hatte er nur erwarten können, dass Shin nur für ihn da sein konnte? Dabei hätte er es sich doch denken können. Er konnte Shin doch nicht so für sich beanspruchen. Dass Shin bei ihm im Krankenhaus war, war wunderschön, doch eine einmalige Sache. KangTa nahm sich vor, sich Shin nicht mehr aufzudrängen. Schließlich hatte dieser sicher eine...Freundin... Hätte Shin bemerkt, dass KangTa auch bald in dem Café auftauchte, wäre er zu ihm gegangen, um ihn zu bitten, sich doch mit zu ihnen an den Tisch zu setzen. Aber Shin bemerkte es nicht, denn Yoon schob ihm ein Buch zu und es bekam Shins volle Aufmerksamkeit. "Liebst du die Poesie noch immer so sehr?" Fragte sie ihn etwas verträumt. Aber Shin hörte gar nicht richtig zu, da er in dem Buch zu lesen begann. Es waren Gedichte darin verfasst. Ja, er liebte die Poesie. Wie so viele Arten von Kunst. Und Yoon... liebte Shin. Nicht im Sinne, dass sie ihm gehören möchte. Nein, Yoon liebte die Faszination, die Shin auf sie verübte. So, wie er die Dinge sah und beschreiben konnte... das liebte sie. Shin selbst erschien ihr wie eine Kunst, die sie gern beherrschen würde. Aber das war unmöglich, denn war es unmöglich, so wie Shin zu sein. Er hatte Denkweisen, auf die man selbst nicht stoßen würde. Nicht immer konnte sie ihn verstehen... Aber sie ließ sich faszinieren, wie ein kleines Kind von einem Magier. "Das Buch ist wundervoll." Er blickte von dem Buch auf und seine Augen sagten in diesem Moment viel mehr als seine Worte. Yoon lächelte. "Du kannst es gern behalten. Ich schenke es dir. Bei dir... ist alles am besten aufgehoben. Alles..." Shins Liebe für die Kunst... für die Schönheit dieser Welt verlieh ihm eine unglaublich sanfte Art, mit gewissen Dingen umzugehen. Das hatte Yoon schnell erkannt, in der Zeit, in der sie Freunde wurden. Auf Yoons Worte senkte Shin den Blick, sah wieder auf das Buch. Er lächelte. Das war ein schönes Geschenk. Und ja, er würde bedacht damit umgehen. Ein paar Stunden vergingen noch, in denen sie gemeinsam im Café saßen und über alles Mögliche redeten. Aber bald musste Yoon los. Shin bestand noch darauf, sie ein Stück zu begleiten. Dabei liefen sie durch den Stadtpark und fuhren ihre Unterhaltung fort. Bis sich ihre Wege trennten. Shin bedankte sich noch einmal für das Buch und verabschiedete sich, worauf er wieder seines Weges ging. Yoon drehte sich noch einmal um und sah Shin nach. Diese Faszination... schon allein bei Shins Anblick war sie da. Und für sie erschien es, dass Shin bestimmt jemand war, der viele Geheimnisse verbarg. Schöne Geheimnisse... KangTa hatte Glück, dass er, nachdem er sich endlich wieder von dieser Wand wegbewegt hatte, nicht mehr zu diesem Cafe ging. So bekam er Shin mit dieser Frau nicht mehr zu Gesicht. Sonst hätte er vielleicht noch ein viel schlechteres Gewissen gehabt. Und das Einzige, was ihm übrig blieb zu tun, war zu arbeiten. Bis in die Nacht hinein saß er in seinem Büro und kümmerte sich um Papierkram und Vorbereitungen für den morgigen Raubzug des Phantoms. Er musste es schaffen...doch irgendwie stimmte es...er wollte es gar nicht mehr fangen... Sonntagmorgen rückte viel zu schnell näher und als er erwachte, war er immer noch in seinem Büro. Er war über seinem Schreibtisch eingeschlafen. Wie jämmerlich...das war das Einzige, was er hatte. Und da Shin schon einmal unterwegs war, lief er gleich zum Marktplatz und da Markt war, lief er über diesen und zwischen den ganzen Ständen entlang. Seine Augen sahen sich alles an und erfreuten sich an der Schlichtheit vieler Dinge, wie zum Beispiel Modeschmuck. Solchen würde Shin nie kaufen und das Phantom nie stehlen, aber schön war er dennoch. Als es langsam dunkel wurde, lief Shin noch immer umher. Das hatte er lange nicht mehr getan. Er zog durch leere Straßen, lief überfüllte Hauptstraßen entlang und fand überall etwas, das in seinen Augen schön war. Es gab Dinge, die vergleichbar schön, wenn nicht sogar noch schöner waren, aber das störte Shin nicht. Und auch wenn er KangTa nicht gesehen hatte, der mit Abstand ein wunderschönes Geschöpf war, war es ein schöner Tag. Doch als die Nacht gänzlich herein brach, kehrte Shin in seine Wohnung zurück, denn hatte er nicht vergessen, dass er noch etwas zu erledigen hatte, denn das Phantom würde morgen wieder in Erscheinung treten. Mit einem Lächeln legte er das Buch, das Yoon ihm geschenkt hatte, im Wohnzimmer auf den Tisch und machte sich dann an die letzten Vorbereitungen. Anschließend ging Shin schlafen, zumindest für wenige Stunden, denn stand er am nächsten Morgen sehr früh auf. Er musste auch los... Mit einem mehr als schlechten Gefühl machte er sich auf zum vorgesehenen Tatort. Bald würde das Phantom auftauchen. Es war weniger als eine Stunde bis zur angekündigten Zeit. Als KangTa endlich eintraf, herrschte ein unheimliches Getümmel und Chaos. Irgendwie schien niemand wirklich zu wissen, was am besten zu tun war. Zwanghaft stellte er sich vor die ganze Mannschaft und versuchte es mit ein paar Anweisungen, um alles wieder ins Lot zu bringen. Und tatsächlich...im letzten Moment standen endlich alle an ihrem Platz, einschließlich KangTa, den weder die Beklemmung noch die Freude so richtig loslassen konnten. Irgendwo war dies doch immer weder ein Ereignis. Auch wenn ihn das Phantom das letzte Mal ganz schön fertig gemacht hatte. Mal abgesehen davon, was dieses sonst noch mit ihm angestellt hatte... Und wenn man sich fragte, warum das Phantom plötzlich am Tage, statt wie sonst mitten in der Nacht, zuschlug, dann würde es selbst nur mit den Schultern zucken. Aber vielleicht wollte es... auch nur etwas beweisen... Wer wusste das schon. Shin musste nun jedenfalls noch viel mehr aufpassen als sonst. So wurde er erst zum Phantom, als er schon auf dem Gelände des Museums war, von wo aus er aber nicht zu erhaschen war. Es gab keinen dunklen Schleier mehr, der seine Anwesenheit vertuschen konnte, aber das Phantom sollte auch so ein Anschleichkünstler bleiben. So schaltete es die Wachposten am Ostflügel aus, ohne Aufsehen zu erregen und stieg dann, wie schon oft zuvor, durch eines der Fenster ein. Bis elf Uhr waren es noch fünf Minuten. Also noch genügend Zeit, um sich zu der Halle, in der das Schwert aufbewahrt wurde, zu begeben. Das war aber nicht so einfach, da doch recht viele Polizisten aufgestellt waren. Mit einer Finte lenkte es sie in einen anderen Gang, um dann, durch einen weiteren, an ihnen vorbei und zu der gewollten Halle zu gelangen. Pures Adrenalin schoss dem Phantom durch die Adern und regte sein Herz zum Schlagen an. Es atmete ein letztes Mal tief ein und trat dann in die Halle, nachdem es sicher war, dort niemanden zu sehen. Dass... KangTa nicht weit war, das wusste es. Das... hoffte es... Das Phantom war wie immer ein Genie und nicht zu erkennen oder zu erahnen. So drangen dessen erste Schritte zum Erfolg auch gar nicht durch die Reihen der Polizisten. Bis zu dessen Finte in den ersten Gängen blieb es gänzlich unbemerkt. Doch dann brach...wie KangTa es erwartet hatte, das Chaos aus. Da alle sich auf einen Punkt konzentrierten, aber nicht auf das Wesentliche. Und dieses Wesentliche war auf dem Weg zu ihm...war in diesem Augenblick schon da...vor dem Objekt seiner Begierde. KangTa sah auf, als sich der Dieb endlich blicken ließ. Ein Großteil der Wachposten rannte immer noch vor der Tür umher...doch KangTa machte sich nicht die Mühe, sie zu rufen. Das hier war SEIN Job! Vorsichtig stand er auf und beobachtete das Phantom aus seinem Versteck heraus. Als dieses diente ihm die hohe Statue eines alten Samurais. Aber irgendwie hatte er selbst keine Ahnung, was er nun tun sollte. Es drehte sich noch einmal herum und sah zum Eingang der Halle, da es die Schritte der Polizisten hörte. Dummköpfe, dachte es sich und lachte innerlich. Es sollte ihm nur Recht sein. Dann besann sich das Phantom wieder auf das Eigentliche, weswegen es hier war. In der Mitte der Halle, in einer großen, länglichen Glasvitrine, lag sein Schatz aufbewahrt. Langsam trat das Phantom darauf zu, doch störte es sich sehr bald an den Kameras, die ihm folgten. Kurz darauf war nur noch zu sehen, wie kleine, blaue Blitze aufleuchteten. Es war der fließende Strom, der zu sehen war, nachdem die Kameras beschädigt wurden. Nun wusste das Phantom nur noch um einen Beobachter. Er spürte ihn genau. Doch gab es ihm kein Gefühl von Unbehagen. Nein, es freute sich doch jedes Mal, KangTa sehen zu können... Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen, während es auf die Vitrine mit dem Schwert zu lief, vor der es dann stehen blieb. "Ich hoffe, du zeigst dich mir noch." Warf das Phantom in den Raum hinein und wusste, dass KangTa es hören würde. Das sollte er auch. Dann kümmerte es sich jedoch um die Vitrine, die es aufschnitt, um das Schwert heraus zu holen. Alarm wurde keiner ausgelöst, doch hatte Shin diesen auch abgestellt. Wie immer beobachtete KangTa das Phantom sehr genau. Jeden Schritt...jedes Atmen konnte er förmlich spüren. Alles ließ ihn bei diesem Menschen erzittern. Es traf ihn fast wie ein Schlag, das Phantom nun wieder zu sehen. Das Atmen erschwerte sich ihm ein weiteres Mal und er hatte wieder dieses Gefühl, diese seltsame Ahnung, die sich nun noch weniger abschütteln ließ. Doch wurden alle seine Gedanken vertrieben, als das Phantom ihn so wissend und fast bittend ansprach. KangTa schloss die Augen. Er horchte auf den Glasschneider und auf das Klappern, das das Schwert von sich gab, als es aus der Vitrine geholt wurde. Er wartete auf keinen Alarm und erst jetzt trat er aus seinem Versteck...vor die Tür, aus der das Phantom fliehen wollen würde. Auf der anderen Seite des Raumes. Er wollte es nicht ansehen...nur hören... Das Phantom wusste, dass es sich um nichts Sorgen machen musste. Nicht, wenn es KangTa war, der auf der Lauer lag. So betrachtete es das Schwert, als es es in Händen hielt und zog es kurz ein Stück aus der Scheide. Es war wundervoll und die Klinge glänzte magisch. Da hatte es ein wahres Prachtexemplar erbeutet. Seine Kunstfreunde lobten nicht in zu hohen Tönen. Doch legte sich das Phantom das Schwert an, wie ein Bogenschütze seine Pfeile und es drehte sich herum. Als KangTa nun zum Vorschein kam und den Ausgang blockierte. Wenige Schritte kam es auf ihn zu und es betrachtete auch KangTa sehr genau. Die Augen des Phantoms waren darin unschlagbar, alles zu betrachten und das nicht nur oberflächlich. Sein Blick drang viel tiefer vor, wodurch es KangTa, selbst durch diese Distanz, deutlich spüren konnte. Und was er von ihm spürte, das war besorgniserregend. Langsam setzte es sich wieder in Bewegung und trat weiter auf KangTa zu, bis es kein Meter mehr war, der sie trennte. Am Ende stand das Phantom schon neben KangTa, aber dieser tat noch immer nichts. So wollte es das Phantom nicht. Wo war sein Kampfgeist... sein Wille geblieben? Das Phantom blieb noch neben KangTa stehen, führte eine Hand auf dessen Schulter und drehte ihn sich zu. Und so bald KangTa die Augen öffnete, sah ihm das Phantom hinein, mit gewohnter Provokation. Es wollte KangTa locken... dazu verleiten, es wieder fangen zu wollen. "Willst du mir nicht folgen?" Kam es fast schon frech und... übermütig, doch zierte ein Grinsen die Lippen des Phantoms, die nur zur Hälfte zu sehen waren. Dann zog es seine Hand zurück und huschte gänzlich an KangTa vorbei. Hinaus aus der Halle. Und er hörte, wie es näher kam...und wieder spürte er diese Blicke. Die so tief drangen, dass er nichts mehr vor ihnen verbergen konnte, nichts mehr verbergen wollte. Er kannte dieses Gefühl doch...er kannte es so gut. Und er wusste auch woher. Doch das wollte er nicht wahr haben. Verkrampft blieb er stehen, wollte sich nicht regen. Bis das Phantom, sein Gegner, schon wieder so nah bei ihm war, ihn berührte und er ihm unweigerlich in die Augen sah. KangTa schluckte...folgen? Folgen? ...Ja, folgen! Das war doch das, was er tun sollte, das war doch sein Job und er...er würde seinen Job tun. Plötzlich setzte ihn etwas in Gang...kein Kampfgeist, aber zumindest die Motivation, das Einzige zu tun, was er gelernt hatte. Seinen Job zu machen. So schnell er konnte, war er dem Phantom hinterher und durfte zusehen, wie dieses in eine Sackgasse lief. Aus dem nächsten Raum würde es nicht so schnell ein Entkommen geben. KangTa stürzte hinterher...und war allein. Die Schritte der Polizisten waren verklungen. Warum dachten sie nicht daran, in der Halle nach zu sehen? Wie... dumm musste man sein? Aber wieder konnte es dem Phantom nur recht sein, das schon bald KangTas Schritte hinter sich hörte. So sollte es sein... Es rannte immer weiter. Es wusste genau, wo es hinrannte. In einen abgelegenen Teil des Museums, der in einer Sackgasse endete, ja, aber das Phantom verschwand in den letzten Raum, den diese hatte. Dort mussten auch die Überwachungskameras dran glauben, aber das Phantom wollte hier allein sein. Allein mit KangTa. Dessen Schritte erhallten schon vor der Tür und stoppten dort kurz. Das Phantom versteckte sich schnell, nahe der Tür und als KangTa eintrat, war es schier verschwunden. Geduldig wartete das Phantom, bis KangTa etwas in den Raum hinein lief, bis es wieder hervor kam. Und nun war es das Phantom, das vor der Tür erschien. Es schloss sie und blieb kurz davor stehen. Wieder warf es seinen Blick auf KangTa, der wild entschlossen schien. Das war... anziehend... Doch wandte sich das Phantom, stumm, ab und lief in eine Ecke des Raumes, wo es zwei Schwerter aus ihrer Halterung löste. Eines davon legte es zu Boden und schob es KangTa zu. Das andere nahm es sich fest zur Hand, trat auf KangTa zu und gab ihm zu verstehen, worauf es hinaus wollte Ein Duell. Nur sie Beide. Ohne Zeugen. Auch wenn KangTa... fertig aussah, was doch mehr seelisch beruhte, suchte das Phantom diese Auseinandersetzung und sei es nur darum, dass... KangTa seine faire Chance erhielt... Nur hatte das Phantom nicht vor, sich fangen zu lassen. Von niemandem. Niemals. Falsch gedacht...spätestens als er das Klappen der Tür hörte, wusste er, dass er gefangen war. Warum ließ er sich fangen, müsste es nicht anders herum sein? Blitzschnell drehte er sich um, als er das Klappern auf dem Boden hörte und stoppte das Schwer mit den Fuß am Griff, damit es nicht weiter rutschte. Scharf und verbissen sah er das Phantom an. Von einer Entspannten Atmosphäre oder einem kühlen Kopf auf KangTas Seite konnte man jetzt nicht mehr reden. Er war viel zu verwirrt. Das Phantom wollte mit ihm kämpfen...ein Schwertkampf mit einem Katana? Aber so etwas hatte er noch nie gemacht. Er würde verlieren...wie...wie das letzte Mal. KangTa schluckte. Er konnte seine Niederlage schon sehen. Aber er würde es einfach tun. Würde einfach kämpfen, auch ohne ein wirkliches Ziel vor Augen. Er wollte das Phantom nicht verletzen. Er war nicht zum Kämpfen geboren. KangTa atmete tief durch. Hinter der Tür hörte man Rufe und Schreie von den Wachen, doch in diesem Raum war dies alles unwichtig. Er ging in Angriffsstellung. Seine Augen forderten seinen Gegner auf. //Nun komm schon und...bring es hinter dich...// Kapitel 12: The Thief of Breath ------------------------------- Der Dieb des Atems *Shins Sicht* Verletzen... das Phantom wollte auch niemanden verletzen. Es würde KangTa niemals verletzen wollen. In keiner Weise. Das... letzte Mal tat ihm sehr Leid. Sehr... Doch trat es wieder auf KangTa zu, als dieser das Schwert in den Händen hielt und ihn auffordernd ansah. Es wollte dies hier nicht als... wirklichen Kampf ansehen. Eher als Spiel. Aber ohne über KangTa herziehen zu wollen, dafür schätzte das Phantom ihn zu sehr. Und es wusste, dass KangTa viel mehr Fähigkeiten besaß, als dieser sich bewusst zu sein schien. Dann... begann der Kampf... das Spiel. Das Phantom holte aus und dieser Hieb traf die Klinge KangTas. Das Geräusch, das dabei entstand, hallte durch den Raum und es folgten weitere. Denn das Phantom zog die Klinge gleich zurück, um noch einmal... immer wieder, auszuholen und KangTa in Schach zu halten. Geschickt bewegte es sich dabei, auch mit den Beinen. Denn das Phantom hatte, ganz anders als KangTa, Übung darin. Doch... unterlaufen auch den Besten einmal Fehler... So wich das Phantom, als KangTa bei einer Gelegenheit zustieß, nur aus, statt dessen Angriff abzuwehren... Etwas unsicher hob er das Schwert und versuchte die schnellen und geschickten Angriffe seines Gegners abzuwehren. Das stellte sich zwar als nicht so einfach heraus, aber KangTa ließ sich auch nicht so leicht abspeisen. Vielleicht würde das hier zu keinem guten Ende führen, aber er würde nicht sofort aufgeben. So trickreich wie nur möglich wich er aus, drehte sich unter den Schlägen hinweg und versuchte eine Schwachstelle zu erkennen. Und dort war sie!! Das Phantom schien sich ihm einen Moment lang auf seinem Silbertablett zu präsentieren. Schnell holte er wieder aus und...schlug zu! Das Phantom drehte sich schnell weg, doch er konnte treffen, wenn auch nur knapp. Und schon im nächsten Moment, als KangTa das Schwert wieder zu sich zog, sah er ein wenig Blut daran...er hatte ihn verletzt...den einzigen Menschen, der ihn...kannte...? Er wollte es doch gar nicht so! Das war so falsch, was er hier tat. Erschrocken hielt er inne, sah nicht mehr um sich. Starrte nur dieses Blut an. Das Phantom sah nur noch, wie etwas Silbernes an ihm vorbeischnellte. Haarscharf. Die Klinge von KangTas Schwert blitzte auf, aber halt... Blut... Das Phantom sah auf KangTa und dann auf dessen Schwert. Ja, da war Blut und dann spürte es den Luftzug am Arm. Es sah hin und... der Stoff war aufgeschnitten und Blut quillte hervor. Es schien keine tiefe Wunde, KangTa hatte ihn gestreift... Doch statt entsetzt zu sein, sah es KangTa anerkennend an und nutzte im nächsten Augenblick schon dessen Entsetzen, welches KangTa unachtsam werden ließ. In einem spitzen Winkel schlug es mit dem Schwert auf KangTas, wodurch dieser seines entmächtigt wurde. Das Schwert rutschte über den Boden, bis es still liegen blieb. Und das Schwert des Phantoms... es richtete, mit ausgestrecktem Arm, die Spitze der Klinge auf KangTas Hals. "Game over." War das Einzige, was es sagte. KangTa nahm um sich herum kaum noch etwas wahr. Bis ihm das Schwert aus der Hand geschlagen wurde. Erschrocken fuhr er herum und...starrte das Phantom an. Er wusste nicht, was er tun sollte. Das Schwert an seinem Hals und dann dieses 'Game over'...in einem Spiel, das nicht für ihn geschaffen war. Zitternd stolperte er nach hinten und fiel. Er stützte sich nur noch mit den Armen ab...lag völlig hilflos zu den Füßen seines Gegners. Mit ängstlichen Augen sah er zu der schwarzen Gestalt des Phantoms auf. Als KangTa zurück wich, regte sich das Phantom kein Stück. Es blieb stehen, wo es war, doch nahm es das Schwert langsam herunter, als KangTa zu Boden stürzte. Es blickte ihn an. Wieder so eindringlich und genau. KangTa wirkte... ängstlich. Hatte er wirklich Angst vor ihm? Wäre es nicht das erste Mal? Das Phantom warf sein Schwert zu Boden. Es wollte KangTa nicht beängstigen. Doch sein Blick blieb an ihm haften. So entging ihm auch nicht, in welch schnellen Zügen der Atem dessen Mund verließ. Das Duell hatte ihn wohl doch recht beansprucht... Dem Phantom tat es jetzt Leid, es wusste selbst nicht genau, was es sich dabei dachte. Aber KangTa war anders... Alles war bei ihm so anders... Langsam trat es nun wieder näher an ihn heran, bis es sich zu Boden kniete und es KangTa gefangen nahm. Sachte fanden sich seine Hände an KangTas Schultern wieder und er drückte ihn, ebenso sachte, gänzlich zu Boden, worauf sich das Phantom über ihn beugte. Damit waren sie sich näher als je zuvor. Deutlich spürte das Phantom den hektischen Atem, der sich nun nur noch zu beschleunigen schien. Leicht spaltete es die Lippen und minimal senkten sich die Augenlider, während es die Distanz zu KangTas... Lippen verkürzte. Es sog den Atem KangTas auf, mit jedem seiner eigenen Atemzüge immer mehr, bis es die Luft immer tiefer aufsog und KangTa den Atem... stahl. Und vielleicht konnte er ihm so einen Teil der... Last rauben, die KangTa sichtlich zu erdrücken schien... Ein Ausdruck des Wohlgefallens war in den Augen des Phantoms zu sehen, welcher die weichen Gesichtszüge unterstrich. Und langsam entfernte es sich wieder von KangTas Lippen, doch tauchten die seinen nun an dessen Ohr auf und legten den warmen Atem hinein, gefolgt von Worten, die es KangTa leise zuwisperte. "Nun habe ich dir auch noch deinen Atem gestohlen. Ich werde ihn gut bewahren~" Nach diesen Worten verschwanden nicht nur die Lippen des Phantoms gänzlich, sondern auch das Phantom selbst, denn erhob es sich langsam wieder vom Boden. Dabei fiel sein Blick wieder auf das Schwert, mit dem KangTa gekämpft hatte. Blut war noch daran. Es konnte das Schwert also unmöglich hier zurücklassen. So trat das Phantom zu dem Schwert und las es vom Boden auf, worauf es dann zur Tür lief. Doch blieb es vor dieser noch einmal stehen. Leicht wandte es sich noch einmal herum, sah auf KangTa, der noch am Boden lag und... das Phantom spürte dessen... Atem förmlich in sich. Von diesem erfüllt wandte es sich wieder ab und verschwand hinter der Tür, um sich ganz aus dem Staub zu machen. Die Augen des Phantoms tasteten über seinen Körper...sein Gesicht. KangTa konnte es spüren. Er spürte die Wellen der Luft, als das Schwert zu Boden fiel, er spürte die Schritte des Phantoms, die den Boden vibrieren ließen...Er spürte, wie sie näher kamen. KangTa konnte nur erahnen, wie nah ihm sein Gegner schon war. Sein Schicksal. Denn das schien dieser dunkle Mensch mit den leuchtenden Augen zu sein. Von Angst und Unwissenheit erfüllt trieb er die Luft in seine Lungen hinein und hinaus...es fiel ihm immer schwerer. Was würde nun geschehen? Das Phantom war schon so nah. Und erst als er von dem Körper seines Gegenübers umzingelt war, wusste er, wie nah. Ein Zittern legte sich über seinen gesamten Leib und er konnte...nicht...mehr...denken. Nichts mehr erfassen, was nun geschah. Hilflos ließ er sich zu Boden drücken, tat nichts, überhaupt nichts. Seine Lippen bewegten sich zu stummen Worten, die er nicht aussprechen konnte. Er fühlte sich schwach, so schwach. Von diesen Händen gehalten war er schwach. Und auch wenn er es in diesem Moment nicht realisierte, wusste er genau, wer es war, der hier vor ihm kniete, ihn hielt. Eine Sekunde später blieb die Zeit stehen. Nur noch ihr Atmen...nur dieses und sonst nichts. Das war alles, was er hörte. Diese Nähe. KangTa war, als würde sein Atem aus seinem Mund gesogen und eine unglaubliche Leere in ihn hinein gleiten. Eine Leere, die nichts zu ließ, auch keine Sorgen. Und dieser Moment endete erst, nachdem er eine Ewigkeit dauerte, mit den Worten des Phantoms, die sich als warmer Hauch in sein Ohr betteten und die er jetzt noch nicht verstehen konnte. Er vernahm kaum, wie der Dieb wieder verschwand, den er eben noch gejagt hatte. KangTa lag da, die Augen weit geöffnet und nicht im Stande, zu denken oder aufzustehen. Starrte an die Decke und begann zu flüstern. "Meinen...Atem...gestohlen...meinen Atem...warum?" Das Phantom schaffte es unbemerkt aus dem Museum zu entkommen und kam als Shin wieder in seiner Wohnung an. Doch recht aufgewühlt fuhr er sich durch die Haare, wobei er erst wieder die kleine Wunde bemerkte, die KangTa ihm... zugefügt hatte. KangTa... Shin konnte nur noch an ihn denken... ihn noch immer fühlen... so deutlich. Mit einer seltsamen Aufregung stieß er den Atem aus und brachte die beiden Schwerter ins Schlafzimmer. Dort zog sich Shin auch das Hemd aus und lief ins Bad, wo er sich an den Wannenrand setzte. Es war kalt, aber... KangTas warmer Atem schlummerte nun in ihm und gab ihm... nicht nur Wärme... Mit einem Lächeln desinfizierte er, zur Sicherheit, die kleine Wunde und legte einen Verband an, damit kein Schmutz hinein kommen konnte. Doch war sie kaum der Rede wert und tat nicht weh, außer man kam dagegen. Anderer Seits war sie für Shin, für das Phantom, sehr viel wert. Wenn er dabei an KangTa dachte... Wieder im Schlafzimmer nahm er sich die Zeit, sein gestohlenes Schwert zu bewundern, doch musste er unvermeidlich auch dem anderen seine Aufmerksamkeit schenken. Shin nahm es sich zur Hand und setzte sich damit in die Küche, wo er es reinigte. Immer wieder. Am Ende polierte er es noch mit einem speziellen Wachs. Diese Pflege hatte das Schwert nötig und Shin war empört, dass die meisten Kunstwerke unter ihrem Wert behandelt wurden und nicht ordentlich, bis gar nicht gepflegt wurden. Aber wurde sein Blick von dem bisschen Blut gefesselt, das an dem weißen Tuch klebte, mit dem er das Schwert zuerst reinigte. Sein Blut... Es dauerte nur wenige Minuten, bis die anderen Polizisten kamen und ihn fanden. Das Phantom war verschwunden. Am nächsten Morgen konnte KangTa sich nicht mehr daran erinnern, was er getan hatte, als sie kamen. Irgendwie hatte er es in der kurzen Zeit geschafft, sich so weit wieder zu fangen, dass er seinen Kollegen von einem Kampf erzählte und davon, dass das Phantom ihn, wieder einmal, geschlagen hatte. Er tat so, als wüsste er nichts Weiteres mehr. Wie beim letzten Mal. Und er pflaumte seine Kollegen auch gleich noch an, dass er sie ständig gerufen und sie angefunkt hätte, aber niemand sei gekommen. Und er hätte den Dieb ja kaum entkommen lassen können. Das stimmte zwar nicht, aber zumindest wollte er so tun, als hätte er mit der Truppe wirklich zusammen gearbeitet. Den Rest des Tages hatte er dann auch frei, sodass er sich in seine Wohnung verzog. Und auch erst dort und erst nach dem ganzen Trubel, in aller Ruhe, wurde ihm der Moment mit dem Phantom noch einmal bewusst. Er lag auf seinem Bett und sah zur Decke. Fuhr sich mit den Fingerspitzen über die Lippen. Immer und immer wieder. //So nah waren seine Lippen an meinen. Ich hatte Angst, vollkommene Angst. Warum? Und warum hat er das gemacht? Meinen Atem gestohlen...was war das für ein Gefühl, die Aufregung, die Angst, diese sorgenlose Leere... Es war so fremd...aber angenehm. Was hat er...mit mir gemacht?// Er rollte sich auf dem Bett zusammen. Ja, die Leere und Erleichterung war einen Moment da gewesen. Den Moment lang, in dem das Phantom über ihm war. KangTas Hände zitterten noch jetzt. Er konnte nicht leugnen, dass er sich diesen Moment zurückwünschte. Genauso wie er sich alle Momente mit Shin im Krankenhaus zurückwünschte. Ganz genau so...und seine Ahnung fand an diesem Tag noch mehr Bestätigung. Soviel, dass es keine Ahnung mehr war. Den Rest des Tages ging er nirgendwo hin und blieb in seiner Wohnung. Für einen Tag war erst einmal genug geschehen. Noch am selben Abend war ein Artikel in der Zeitung, über den geglückten Raubzug des Phantoms. Shin las ihn sich nicht durch. Es war... viel mehr geschehen, als auch nur irgendwer ahnen konnte. So unglaublich viel mehr... Er packte das eine, gewollt geraubte Schwert in ein kleines Versteck und das andere... Shin steckte es in einen länglichen Karton, der mit viel Papier versehen war, damit dem Schwert auch nichts geschehen konnte. Das Schwert wollte er nicht behalten und würde es... zurückgeben. Daher trug Shin selbstverständlich Handschuhe beim Reinigen und Verpacken. Am nächsten Morgen musste er wieder zur Arbeit. Noch auf dem Weg dort hin, sehr, sehr früh stellte er den Karton mit dem Schwert darin, vor... KangTas Tür. Und auch wenn Shin gern geblieben wäre, musste er schnell verschwinden. Er durfte nicht auffallen. Vor niemandem. Es musste alles weitergehen, wie es immer war. So machte er sich zur Arbeit auf, wo Shin seine Aufträge abholte, um dann wieder aufzubrechen und alle Informationen einzuholen. Ja, es musste alles wie immer weitergehen... Doch wusste Shin, tief in sich, dass das unmöglich war. So, wie er KangTas Atem... gestohlen... gefangen hatte, hatte KangTa auch... ihn gefangen... Kapitel 13: Suspicion --------------------- Verdacht *KangTas Sicht* Er schlief so ein, wie er lag, ohne noch einmal aufzustehen oder etwas essen zu gehen. KangTa fühlte sich schrecklich am nächsten Morgen. Kopfschmerzen plagten ihn und all die Dinge, die gestern geschehen waren, gingen ihm nicht mehr aus dem Kopf. Daher freute es ihn umso mehr, dass er einen Anruf aus dem Revier erhielt, dass er heute, wegen des Sondereinsatzes gestern, nicht zu kommen brauchte. Allerdings wollte er zumindest einmal vor die Tür, um die Zeitung herein zu holen...und da stand etwas...an ihn adressiert... KangTa hatte noch nie in seinem Leben ein Paket bekommen. Was sollte das? Von wem war das? Erst in seiner Küche sollte es sich ihm offenbaren. Er zog das Schwert vorsichtig aus der Verpackung. Das, mit dem er gekämpft hatte? Es war blitzblank, frei von jeder Blutspur. Das Phantom war vor seiner Tür gewesen und hatte es zurückgebracht...genau wie seinen Ring... Er begann zu zittern. Wenn er dieses Schwert hatte, dann musste er es auch der Pflicht seines Jobs heraus auf Fingerabdrücke untersuchen, auf irgendeinen Hinweis. Aber was war, wenn er nichts finden wollte? Zerstreut und ungeschickt machte er sich an die Arbeit, mit den Materialien, die er da hatte und er fand...nichts. Das Phantom hatte saubere Arbeit geleistet. Und KangTa war ein bisschen erleichtert darüber. So musste er nichts berichten und doch nicht lügen. Sein nächster Weg, der ihn heute aus seiner Wohnung führte, war nur noch der ins Museum. Natürlich staunten seine Kollegen wie die Museumsbesitzer nicht schlecht, als eines der zwei Schwerter wieder auftauchte. Doch KangTa wimmelte alle Fragen ab und ging wieder nach hause. Für heute reichte es ihm mal wieder. Als er Mittagspause hatte, wollte Shin erst in das kleine Café gehen, aber irgendwie hatte er ein... seltsames Gefühl, daher lief er daran vorbei, als er es erreichte und ging woanders etwas essen. Shin konnte immer wieder nur schwer den Atem ausstoßen, als hätte er... KangTas Last wirklich in sich aufgesogen, die daher nun ihn bedrückte. Etwas unkonzentriert saß er über seinen Artikeln und seine Hände erzitterten, als er daran dachte... es noch genau spürte, wie nah er KangTa gekommen war. Sicher, sie hatten sich schon umarmt, aber das war gewiss nicht das Gleiche. Am Abend, nachdem Shin seine fertigen Berichte eingereicht hatte, ging er in einem kleinen Lokal noch etwas trinken, aber anschließend umgehend in seine Wohnung. Und da Shin im Büro von seinen Kollegen auf den... Verband an seinem Arm angesprochen wurde, beschloss er, um das in Zukunft zu vermeiden, ab morgen langärmlige Hemden zu tragen, egal, wie warm es sein würde. Als er nachts, nachdem er geduscht hatte, im Bett lag und durch die Dunkelheit blickte, war ihm, als... stünde KangTa neben ihm. Neben seinem Bett. Shin fuhr auf, tastete in den dunklen Schleier, aber... da war niemand. KangTa war nicht hier. Doch! Er war hier. Tief in Shin... KangTa erging es kaum anders als Shin in dieser Nacht. Er lag ebenfalls wach, mit dem Gefühl, nicht allein zu sein. Doch er wagte es nicht, neben sich zu sehen oder das Licht anzumachen. Er hatte Angst...als wenn sonst irgendetwas ihn unter sein Bett zerren und auffressen würde. Ja, er war ein Kind. Ein verängstigter verwirrter Junge. KangTa entschied sich in der Mittagspause des nächsten Tages, dass es einmal wieder Zeit war, zu sehen, ob er Shin finden konnte. Ja, er hatte sich gesagt, ihn nicht mehr zu belästigen. Aber er brauchte ihn so sehr. Als er am Morgen aufwachte, war das Erste, an das er dachte, Shin. KangTa bekam ihn nicht mehr aus seinen Gedanken, genauso wie das Phantom und seine Ahnung, die keine mehr war. Er musste ihn treffen...um wieder klar zu denken, um mit jemandem reden zu können und um sich selbst zu überzeugen. Kurz um rang er sich dazu durch und schrieb Shin eine SMS. 'Ich würde dich gern gegen halb ein1 in dem kleinen Cafe treffen...du weißt ja, welches ich meine. KangTa.' //Shin, ich hoffe, dass du kommst.// Die Nacht tat er nicht wirklich ein Auge zu. Shin fühlte sich fast so, als wäre sein... Geheimnis keines mehr, doch war er sich dieses Gefühles nicht bewusst. Doch der Gedanke an KangTa allein hielt ihn wach. Shin hatte immer wieder den letzten Raubzug im Kopf, sämtliche Szenen. Jede Sekunde mit KangTa. Dieser Mensch hielt ihn fest. Shin war noch nie so sehr auf ein Lebewesen fixiert. Auf Kunst, ja. Aber ein Mensch... Doch in KangTa lag eine Kunst verborgen, Shin... spürte sie und war im Begriff, sie zu berühren. Als er... KangTa... so... nah war. So nah... Am nächsten Tag ging es wieder zur Arbeit. Shin hatte sich wieder gefangen, auch wenn er noch immer an KangTa dachte, doch wollte er die Gedanken an ihn gar nicht verdrängen. Er saß gerade in dem Lokal, in dem er gestern zur Mittagspause schon gewesen war, als er KangTas SMS bekam. Wieder entfuhr ihm ein schwerer Atemzug, als Shin das Handy betrachtete. Er packte seine Sachen zusammen und verließ das Lokal, um zu dem Café zu gehen. Es war kurz nach 12 Uhr, aber da es auch ein kleines Stück bis dort hin war, würde er etwa pünktlich sein... Schon seit ungefähr 20 Minuten wartete er im Cafe. Er war natürlich viel zu früh gekommen. KangTa war nervös. Und das nicht aus unerfindlichen Gründen. Er wusste genau, warum. Immer wieder riss er kleine Stückchen aus seiner Serviette. Nippte nur an seinem Kakao, trappelte mit den Füßen. Er saß in einer hinteren Ecke und sah immer wieder zur Tür. Jedes mal, wenn sie sich öffnete, hielt er den Atem an. Aber es war nie Shin...bis es dann kurz nach halb eins war. Jetzt müsste er aber so langsam kommen, dachte KangTa immer wieder. Aber er konnte ja nicht einmal sicher sein, dass Shin seine SMS wirklich gelesen hatte. Doch endlich ging die Tür auf und verkündete das Ende seines Wartens. "Shin..." Shin war angespannt und aufgeregt. In welchem... Zustand würde er KangTa wohl antreffen? Ob er wieder fertig war oder einfach nur erschöpft. Er machte sich Sorgen, doch wusste er nun einen Teil der Last von KangTa weg. So betrat Shin letztlich das Café, als er es erreichte und sah sich um. KangTa hatte er schnell entdeckt und lief daher auf diesen zu und an dessen Tisch angekommen, begrüßte er ihn so gleich mit einem Lächeln. "Da bin ich." Fügte er dem an und setzte sich KangTa gegenüber, wobei er dann die Stofffetzen auf dem Tisch, vor KangTa, liegen sah. Und von was sie stammten, war auch schnell erkannt, da die Serviette direkt daneben lag. "Ich bin froh, dass du mir geschrieben und um dieses Treffen gebeten hast. Denn du hast mir gefehlt." Warf er dann, während er KangTa wieder ansah, aufrichtig ein und sein Lächeln wich, um Platz für ernste Züge zu machen. Shin sah ebenfalls leicht angespannt aus, als hätte dieser selbst eine Ahnung. Aber vielleicht bildete KangTa sich das auch nur ein. Als dann dessen Blick auf die zerstückelte Serviette fiel, wurde er etwas verlegen und schob sie schnell bei Seite. Tief atmete er durch. "Ich bin froh, dass du kommen konntest. Ich hatte schon Angst, dass du die SMS vielleicht nicht rechtzeitig liest....." Meinte er, um wenigstens etwas in Gang zu kommen und dass Shin ihn vermisst hatte, erfreute ihn. Doch da war immer noch seine "Ahnung". "Tut mir leid, dass ich dich so hier her beordert habe, aber...ich muss mit irgendwem...mit dir...reden." Als KangTa meinte, froh zu sein, dass Shin gekommen war, wollte dieser erst wiederholen, was er ihm schon einmal sagte, nämlich, dass er ihn jeder Zeit anrufen konnte, wenn etwas war. Oder, wie in dem Fall, eine Nachricht schreiben. Doch unterließ Shin das, denn als KangTa fortfuhr, drängte sich ihm DAS zu sehr auf. Lächelnd winkte er dann aber ab. "Das macht nichts, ich bin gern gekommen." Setzte er an, blickte KangTa dann aber fragend an. "Was gibt es denn?" Fügte er noch hinzu und konnte seine leichte Anspannung gut kaschieren, auch wenn Shin nicht wohl dabei war, dass KangTa mit ihm reden wollte. Es musste nichts bedeuten und Shin konnte auch nur hoffen, dass dieser... keinen Verdacht hatte. Das... Phantom war wohl doch zu weit gegangen... Dachte sich Shin... Aber er wusste, dass er... es einfach tun musste... KangTa begann nicht sofort zu erzählen. Eher beobachtete er Shin noch ein wenig und holte dann tief Luft. "Ich...gestern war ein seltsamer Tag und ich hab...mit niemandem darüber gesprochen, was alles passiert ist...du hast sicher schon von dem neuen Raubzug des Phantoms gehört...." Natürlich hatte KangTa alles verschwiegen, was zwischen ihm und dem Phantom genau geschah, aber irgendwem musste er es erzählen. Und obwohl er durch seinen Verdacht über Shin eigentlich kein Vertrauen mehr zu diesem haben sollte, hatte er es gerade jetzt umso mehr. Warum? Das wusste er nicht. Aufmerksam hörte Shin auf jedes einzelne Wort und im ersten Moment spürte er doch so etwas wie Erleichterung, nur als KangTa das Phantom erwähnte... Aber Schnitt KangTa scheinbar zwei Themen an. Immer eines nach dem anderen... "Ja, natürlich hab ich davon gehört und es stand ja auch in den Zeitungen..." Entgegnete Shin zuerst auf die Frage, ob er vom letzten Raubzug des Phantoms hörte. Dann kam er zum nächsten. "Und was war gestern so seltsam? Willst du darüber reden?" Und ermutigend lächelte Shin wieder etwas. Er wünschte sich, dass zwischen KangTa und ihm nicht verloren ging, was sie sich in den Tagen vor dem Wochenende... erarbeitet hatten. Als Shin ihm das Wissen über den Raubzug bestätigte und ihn dann nach gestern fragte, nickte KangTa. Ja, er wollte darüber reden. So kompliziert es auch sein könnte. "Als ich gestern aus der Wohnung ging, da…stand ein Paket vor meiner Tür. Ich hab noch nie in meinem Leben ein Paket bekommen...das war schon mal sehr seltsam. Und das Nächste war...dass ein Schwert darin war. Ein Katana." Kurz hielt er inne und sah Shin leicht prüfend an, doch dieser hatte nur einen verwundert fragenden Gesichtsausdruck. Er fuhr fort. "Am Sonntag, beim Raubzug des Phantoms, hatte er mich zu einem Kampf aufgefordert. Wir standen allein...in einem Raum...und ...das Schwert, das er mir gab, mit dem ich gekämpft hatte, war das, das vor meiner Tür stand.....ich denke, er hatte es mitgenommen, weil sein Blut daran war. Ich hab...ihn nämlich getroffen. Obwohl ich keine Ahnung vom Kämpfen habe...das war auch sehr seltsam. Und das Schwert...es war blitzblank, wirklich gut poliert...das war aber...eher schön, als seltsam." Alles, was er da so unkoordiniert von sich gab, musste sich sehr verwirrend anhören. Doch vor allem der letzte Satz zeigte eindeutig, wie froh er über die saubere Vertuschungsarbeit das Phantoms war. So hatte er immer noch keinen handfesten Beweis gegen Shin. Er wünschte sich, keinen zu bekommen. Dass KangTa ihn kurz etwas eingehender ansah, während er eine Erzählpause einlegte, ignorierte Shin gekonnt und hörte weiter hin einfach nur aufmerksam zu. Er wusste doch genau, was passiert war und trotzdem musste er den Eindruck hinterlassen, dass dem nicht so war. "Was? Du hast mit dem Phantom gekämpft?!" Kam es daher, doch etwas ungläubig, von ihm und er blickte KangTa dementsprechend an. "Und das weiß keiner? Das wäre... eine Story..." Fuhr Shin fort und wirkte dabei etwas nachdenklich, als würde er den Artikel noch in Gedanken verfassen. Aber da müsste sich KangTa keine Sorgen machen. Shin hoffte, dass dieser das wusste. KangTa sah Shin wieder intensiv an, doch die Regung, die dieser zeigte, schien genau auf die eines Menschen zu passen, der nicht dabei war. Erst die Ungläubigkeit und dann das nächste, was dieser sagte, passte perfekt zu seinem Beruf als Reporter. Ja, es war die Story. Aber KangTa...schüttelte leicht den Kopf. "Ja...das ist sie bestimmt...die Story...Ich...ich wollte es aber niemandem erzählen. Shin ich war...ich bin nicht zum kämpfen geboren und als ich gesehen hab...dass ich das Phantom verletzt habe, da hab ich ein...ein unglaublich schlechtes Gewissen bekommen. Ich hab das bisschen Blut an meinem Schwert gesehen und dachte...wie konnte ich das nur tun?" Es musste einfach raus. Das musste er Shin einfach sagen. Weil er es selbst zu absurd fand. Er war geschockt bei diesem Anblick gewesen...er war es beim Gedanken daran noch immer. Shins Blick wurde auf KangTas folgenden Worte wieder sanfter und besorgter. Ja, KangTa war kein... Kämpfer in der Hinsicht und Waffen gehörten nicht an ein so... wunderschönes Geschöpf. KangTa gehörte in eine ganz andere Welt, die mindestens genauso schön war, wie er selbst. Aber das konnte Shin ihm nicht sagen. Seine Hand wanderte über den Tisch und legte sich behütend auf KangTas. "Hauptsache du wurdest nicht verletzt." Sprach er etwas leiser und auch... erleichtert. KangTa war schon oft genug verletzt worden... Das Phantom wird schon klar kommen, hätte Shin beinahe noch gesagt, doch unterließ er das dann doch besser. KangTa hatte schon wieder die Serviette in die Hand genommen und zerstückelte sie weiter. Erst als Shins Hand auf den seinen auftauchte, so beruhigend...da ließ er es bleiben, hielt einfach nur noch eisern an dem Fetzen Papier in seinen Händen fest. KangTa hörte auf, sich jetzt Gedanken um Shin im Sinne seines Verdachtes zu machen. Vor ihm saß in diesem Moment ein Freund. Sein einzig wirklicher Freund. Er hoffte es. "Danke Shin, dass du dir immer solche Sorgen machst...Ich bin einfach nur so verirrt...Das Phantom...er bringt mich völlig durcheinander. Am Sonntag, er...er war mir so nah...er hat sich so komisch verhalten. Beängstigend...ich hatte Angst...aber er hat nichts Schlimmes getan. Er war...sanft..." Seine Hände zitterten. KangTa starrte auf seine und Shins Hände. Dieser Moment hatte sich in ihn eingegraben. "Shin, kann man Atem stehlen?" Er schluckte. Shin musste wirklich schlucken. Gut, dass KangTa auf die Serviette in seinen Händen fixiert war, so bekam er Shins Gesichtsausdrücke nicht mit, die sich aber schnell wieder umstellten, als sie sich der Situation annahmen. "Sanft...?! Du sprichst von einem Dieb, mit dem du gekämpft hast..." Wieder brachte Shin Ungläubigkeit hervor und ein gestelltes Stutzen, als KangTa ihm zum Schluss diese Frage stellte. "Nein... Wie soll das gehen? Atem kann man doch nicht stehlen..." Setzte er dann nach und sah... KangTa leicht überfordert an. Doch kaum, dass Shin darauf einging, konnte er einmal mehr nur den Atem schwer ausstoßen... KangTas Atem, den er dennoch in sich behielt... Was Shin antwortete, war auch für KangTa völlig plausibel...natürlich hatte er mit dem Phantom gekämpft, wie sollte man da an das Wort 'Sanft' denken? Und doch, so war es. Und die Sache mit dem Atem... Man konnte Atem nicht stehlen! Nein!....Aber... "Aber warum...habe ich dann das Gefühl, dass mir...etwas fehlt...was mich vorher noch ...niedergedrückt hat?" Wieder mit Verzweiflung in der Stimme sah er zu Shin und diesmal...nahm er Shins Hand in die eigene und hielt sich daran fest. Das war eine gute Frage und Shin konnte diese Antwort fühlen. Sie lag nun in ihm... Diese schwere Last, doch wusste er sie zu tragen. "Ich... ich weiß es nicht. Vielleicht bildest du dir das nur ein..." Antwortete Shin jedoch und wirkte dabei sehr... unsicher. Wie sollte er es ihm, als Shin, auch erklären können? Doch begann er KangTas Hand ein wenig zu streicheln, als er sich nun schier an seiner festhielt. "Vielleicht hat er dich damit so sehr verwirrt, dass du an andere Dinge gar nicht mehr denken kannst?" Das war eine Theorie, die Shin dann so äußerte und daher auch nur als Frage vergab, da er ja nicht wusste, wie KangTa das sah. Nein, dafür... kannte er ihn doch noch nicht gut genug. Als Shin das zur Antwort gab, dachte KangTa darüber nach. Aber er kam zu keinem Schluss. Er wusste nur eins...Shin hatte ihm wieder einmal sehr geholfen. In dem er einfach nur zugehört hatte. Es war heute anders als im Krankenhaus, doch es war genauso angenehm. Leise seufzend ließ er den Kopf sinken, bis seine Stirn sich auf Shins Hand nieder bettete, die noch auf den seinen lag. Shins warme Hand glättete die Wogen der Aufregung in ihm wieder. Nach einigen Sekunden nahm er den Kopf wieder hoch. "Danke, Shin..." Ein Lächeln schlich sich über Shins Lippen, als KangTa den Kopf senkte und es blieb bestehen, als dieser ihn wieder hob und sich bedankte. Shin war doch gern für ihn da, das müsste KangTa inzwischen doch wissen. "Ich weiß zwar nicht, was ich getan habe, aber gern geschehen." Entgegnete er und ließ sein Lächeln noch etwas sanfter werden, während er noch einmal über KangTas Hand streichelte. Doch zog er darauf seine Hand wieder an sich zurück und lehnte sich gegen die Stuhllehne. Ja, es war viel passiert und es glich... einem... Geheimnis, zwischen dem Phantom und Shin und dort würde es auch bleiben. Selbst nachdem KangTa es nun Shin erzählt hatte... Diesmal konnte KangTa Shins Streicheln mit einem kleinen Lächeln beantworten. Er fühlte sich wirklich erleichtert. Und das nur, weil er es Shin sagen konnte. Manchmal half reden sehr viel. Aber man musste jemanden zum reden haben. KangTa hatte diesen Menschen hier vor sich. "Du bist da...das reicht...und jetzt, lass uns zusammen was trinken." Meinte er und bestellte Shin daraufhin einen Kaffee und trank seinen Kakao aus. Er wollte seinen Freund zumindest einladen, wenn er ihn schon hier her bestellte. Dem gab es wohl nichts entgegen zu setzen und so konnte Shin auch nur erfreut darüber sein, dass es KangTa noch von Bedeutung schien, Shin bei sich zu haben. Und er hoffte... wünschte sich, dass er KangTa... wichtiger war, als das... Phantom. Das Phantom war nur ein Schatten, der in die Nacht gehörte. Es war nicht mal ein Abbild seiner selbst, nur... am Sonntag war das anders... Mit diesem Gedanken verfangen, nippte Shin an seiner Kaffeetasse, als diese ihm serviert wurde und nachdem er sich bei KangTa dafür bedankt hatte. Ja, Shin konnte ohne das Phantom existieren, aber nicht umgekehrt... Hätte Shin KangTa gefragt, wer ihm wichtiger war, hätte KangTa sich eindeutig für Shin entschieden. Denn es stimmte. Shin konnte ohne das Phantom existieren...genauso wie das Phantom die meiste Zeit nachts unterwegs war. KangTa mochte die Dunkelheit nicht. Und außerdem war Shin...sein Freund, nicht sein Gegner. Aber es war gut, dass sie nicht mehr zu diesem Thema kamen, sondern sich anderen Dingen zuwandten. Wie der Kunstausstellung, in der sie sich getroffen hatten und einem recht amüsanten Artikel, den Shin verfasst hatte. Ja, es war ein normales Gespräch, ohne Sorgen und zuviel Ernst. Und so wie sie sich unterhielten, verging auch die Zeit und Shins Mittagspause neigte sich dem Ende zu. Gern würde er noch bleiben und sich weiter mit KangTa unterhalten, zu mal sie sich sonst eher weniger sahen, aber dagegen war man machtlos. Ein letztes Mal schmunzelte Shin amüsiert, des Artikels bezüglich, doch atmete er dann durch und besann sich auf die Zeit. Dadurch konnte er KangTa auch nur entschuldigend ansehen, während Shin ihn darauf aufmerksam machte und sich dann auch schon erhob. KangTa bemerkte gar nicht, wie ihre Zeit dahin schwebte und bald verschwunden war. Mit Shin ging immer alles viel zu schnell. Aber da er diesen nicht in Verlegenheit bringen wollte, erhob er sich selbst bei Shins erstem Hinweis auf diese und ging mit ihm aus dem Cafe. Etwas...unschlüssig stand er diesem gegenüber. Dieses Gespräch war ihm sehr wichtig gewesen, doch nun hatte er die Chance noch eines heraus zu finden. Er hatte das Phantom verletzt...ob...Shin.... KangTa umarmte diesen zum Abschied und atmete tief durch, bevor die Umarmung endete. Auch wenn KangTa volles Verständnis zeigte, tat es Shin Leid, doch sie würden sich wieder sehen. So lief Shin mit nach draußen, wo es galt, sich vorerst zu verabschieden. Und Shin musste lächeln, als KangTa ihm zum Abschied eine Umarmung schenkte. Ohne zu zögern erwiderte Shin sie und legte seine Arme um KangTa, den er sanft an sich drückte. Doch... sog er dabei einmal mehr alles von ihm auf, was er ergattern konnte... All zu lang wollte er Shin damit nicht belästigen und aufhalten. Als er schwerlich die Umarmung wieder löste, wollte KangTa seine Chance schon vertun und es lassen, einen Beweis gegen seinen besten Freund zu erhalten. Doch dann musste er es einfach tun. "Shin...ich! ...Ich will dich niemals verlieren!" Damit packte er an Shins Arme, genau auf der Höhe, an der sich die Wunde befinden müsste. Verzweifelt blickte er in dessen Gesicht, schon wieder einen leichten Schimmer in den Augen, doch eigentlich fixierte er seinen Freund genau, um irgendeine Regung zu erkennen, die auf eine Wunde schließen lassen könnte. Ergeben lockerte er die Umarmung, als KangTa sich allmählich wieder löste. Doch, ganz anders als erwartet, endete ihr Treffen damit noch nicht. Überrascht, und das war Shin wirklich, sah er KangTa an, als dieser ihn... packte. Auch wenn Shin nicht sofort schaltete, dass KangTa seine Verletzung traf, die es zu vertuschen galt, rang er sich alles ab, um sein Gesicht nicht schmerzlich zu verziehen. Das war nicht einfach, doch begann er zu lächeln. "Das wirst du nicht. Reporter wird man nie wieder los." Letzteres äußerte er etwas scherzhaft und zwinkerte KangTa daher auch zu, doch fuhr er ihm dann beruhigend mit der Hand kurz durch das Haar. Jetzt hatte er wieder diese Ahnung, dass... KangTa ihm... dem Phantom dicht auf den Versen war. Zu dicht... Wie käme er sonst dazu, ihn... genau an der Stelle zu berühren und das nicht gerade leicht? Aber beweisen konnte KangTa letztlich nichts, das wusste Shin. Durch Shins Überraschung bemerkte KangTa, welche Konzentration einen Moment in dessen Augen lag. Und so sanft das Lächeln auch war, etwas Gequältes lag einen Moment darin. ...Shin war das Phantom...schoss ihm einen Moment lang durch den Kopf. Wahrhaftig, er hatte es entdeckt. Aber er wollte es nicht wissen. Im nächsten Moment wünschte sich KangTa, das nie getan zu haben. Er lächelte selbst auf Shins Streicheln hin und lockerte seinen Griff wieder. Noch einmal legte er die Arme um Shin, mit dem Blick auf dem Fleck, an dem die Wunde unter dem Ärmel versteckt lag. In diesem Moment beschloss er, mit dem Suchen nach Hinweisen aufzuhören. Mehr brauchte er nicht zu wissen...Shin war nicht das Phantom, das war das Einzige, was er glaubte. "Ich danke dir." Shin war sehr verunsichert. Sollte er jetzt erleichtert sein, dass von KangTa keine Anspielung kam oder sollte er darauf warten, ob vielleicht noch irgendwas passierte... auf ihn zu kam? Shin wusste es nicht, aber wirklich etwas tun konnte er jetzt auch nicht. So legte auch er, jedoch etwas zaghaft, noch einmal die Arme um KangTa, als dieser es tat. "Wir sind doch Freunde." Entgegnete er ihm dann, wobei das Wort Freunde recht leise gesprochen war, ohne dass es von Shin beabsichtigt war. Ja, er war sehr verunsichert. Er würde in Zukunft noch viel vorsichtiger sein müssen. Auch als Shin. Auch wenn er... KangTa vertrauen wollte, würde er Acht geben. Kapitel 14: As red as... ------------------------ So rot wie... *KangTas Sicht* Dadurch dass Shin das Wort Freunde leiser aussprach als die anderen, fasste KangTa es etwas intensiver auf. Es ließ ihn ganz sicher werden. Und drängte ihn noch weiter von seinem Weg ab, das Phantom zu fassen. Lächelnd wischte er sich über die Augen und ließ Shin dann los. "Also dann, bis bald...hoffe ich." Damit winkte er seinem Freund zu und machte sich auf den Weg zum Revier. Jetzt konnte er sich wieder seiner Arbeit stellen. Er konnte nur noch nicken, als KangTa sich dann wieder von ihm löste und sich verabschiedete, auf ein 'bis bald'. Nachdenklich blickte Shin ihm noch nach und er konnte nur das Beste hoffen. So machte auch er sich wieder auf den Weg, da er noch einiges an Arbeit vor sich hatte, in die er sich auch gleich wieder stürzen wollte. Nur erstmal nicht zu viel über andere Dinge nachdenken müssen... KangTa hatte von Anfang an, seit sie sich trafen, schon seine Gedanken gefangen. Und Shin fing immer mehr KangTas Gedanken. Da konnte er nur hoffen, sich nicht zu weit darin zu verstricken. Doch dass Shin ihn schon längst gefangen hatte...das Phantom ihm schon längst alles genommen hatte, selbst seinen Atem, wusste er noch nicht. Recht erleichtert durch dieses Gespräch löste sich seine Verwirrung auch langsam auf und er konnte sich wieder an die Arbeit machen. KangTa spürte etwas neuen Elan in sich. Da es in den nächsten zwei Tagen keine besonderen oder dramatischen Vorkommnisse gab und die Welt endlich mal in Ordnung zu sein schien. Nur sollte dieser Schein bald schon wieder überschattet werden und den Eindruck seiner heilen Welt zu nichte machen. Die nächsten Tage verließ Shin seine Wohnung eher selten und er machte seine Arbeit von zu Hause aus. Er hatte ein seltsames Gefühl, dass doch noch etwas geschehen könnte, würde er länger draußen herum laufen, auch wenn das sicher nur... Wahnvorstellungen waren. Doch besser übervorsichtig als fahrlässig. Dachte sich zumindest Shin. So mied er es zwar bewusst KangTa zu begegnen, was ihn womöglich verdächtig machen könnte, aber anderer Seits wusste KangTa, dass seine Arbeit auch viel Zeit in Anspruch nehmen konnte. So viele Gedanken... Shin dachte an so viel. Viel mehr, als es für gewöhnlich der Fall war. Und... KangTa trieb ihn dazu. Dabei war es Shin selbst. Nie zuvor ließ er einen Menschen so an sich heran und dann noch einen Polizisten... Aber Shin konnte das Blatt drehen und wenden wie er wollte, er kam von ihm nicht los. Er wollte nicht von ihm los. Wenn er Schönheit gefunden hatte, ließ er sie nicht mehr gehen... Es war Donnerstagmorgen als die Nachricht kam. "Ein Notfall, ein Mädchen steht auf dem Dach eines Hochhauses! Sie will springen und die Feuerwehr, wie die Polizei kommen von unten nicht in ihre Nähe. Man kann kein Fangnetz aufspannen, aber die haben Angst, wenn sie ihr zu nah kommen, dass sie dann erst recht springt. Sie brauchen Verstärkung!" KangTas Augen weiteten sich, als er dies hörte. Ein Mädchen...Selbstmord...?! Er schluckte. Wie sollte er da helfen?! Doch ehe er sich versah, lief er schon die Treppen dieses Hochhauses hinauf und landete auf dem Dach.... Ungefähr 6 Meter vor ihm, schon am Rand stehend, das Mädchen. Höchstens 16 Jahre alt war sie...der Rock ihrer Schuluniform wehte hin und her...sie sah traurig aus, wie sie dort stand. KangTa stand da...stumm...überlegte, was er sagen sollte. Warum dachten all diese Leute da unten nur, dass er das regeln könnte? Doch eigentlich legten sie nur die Verantwortung in seine Hände, in die Hände eines Menschen, der nicht mal sein eigenes Leben im Griff hatte. "...Warum willst du einfach gehen?" Doch nur zu Hause zu sitzen, war nichts für Shin. Er musste hinaus und frei sein. In seiner Wohnung hatte er sich fast selbst zum Gefangenen gemacht. So ließ er sich am Donnerstag wieder im Büro blicken. Dort erfuhr er dann von dem Mädchen auf dem Dach eines Hochhauses, aber einer von Shins Kollegen wurde bereits hingeschickt, wodurch Shin wieder die langweiligen Stories abbekam. Aber wenn er wüsste, dass KangTa bei diesem Mädchen war, würde auch Shin dort hinfahren. Doch war ihm dies nicht bekannt und so hing er sich dadurch in seine eigene Arbeit. Die dann wohl doch viel weniger abverlangte und Shin trug nur die Verantwortung für sich selbst. Nervös blickte er auf den Rücken dieses Mädchens. Sie gab ihm keine Antwort. Es waren schon Experten hier oben gewesen, doch sie hatte allen keine Antwort gegeben. Nun würde wohl auch KangTa keine bekommen. Vielleicht sollte er auch einfach auf sie zu rennen und versuchen, sie festzuhalten. Doch das Risiko war viel zu groß. "Weil ich das will ...Warum wollt ihr mir das verbieten?! Ich will selbst über mein Leben entscheiden! Könnt ihr mich nicht einfach alle in Ruhe lassen???!!!" Verweint und verzweifelt erklang ihre Stimme. Er schluckte. Was meinte sie wohl...was für Probleme hatte sie, dass sie das hier tun wollte? "Ich...will dir nichts verbieten. Das kann ich doch auch gar nicht. Ich bin doch nicht dein Vater...oder irgendetwas in der Art...aber wenn du allein über dein Leben entscheiden willst, musst du doch erstmal eins haben. Wenn du hier Schluss machst, dann zeigst du niemandem, dass du etwas allein entscheiden kannst." Schweigen. Sie sagte nichts mehr. Die Atmosphäre war angespannt. Ihr Fuß rückte ein Stück nach...hinten. Sie drehte ihren Kopf halb zu KangTa. "Wem soll ich das denn zeigen...sieht doch sowieso niemand hin. Ich kann auch...verschwinden...das wird auch keiner merken." Das waren harte Worte. KangTa beobachtete sie. Eigentlich zeigte ihre Haltung, dass sie lieber weiter leben wollte...redete sie sich nur ein, dass sie sterben wollte? Er musste etwas tun...noch länger hier schweigend zu stehen, würde nur verzögern, aber nichts bringen. Einige vorsichtige Schritte näherte er sich ihr. Er streckte die Hand aus. "Bitte...ich bitte dich, erspar mir, dir hinterher zu springen. Weißt du...zumindest ich werde es merken. Denn ich werde genau sehen, wie du springst...und das werde ich niemals vergessen...ich werde vom heutigen Tage immer an dich denken, ob du springst oder nicht. Aber ich hätte lieber eine...schöne Erinnerung von dir." Mit einem Schlag schien sich die Spannung in der Luft zu verändern. Sie verschwand nicht ganz...aber sie war nicht mehr so stark. Das Mädchen drehte sich noch weiter um. KangTa kannte noch nicht mal ihren Namen. Doch nun zeigte sie ihr Gesicht. Ihre schwarzen Haare wehten um es herum, rahmten es sanft ein. Sie sah wirklich sehr schön aus. Doch die weinte, sah ihn fragend an. KangTa begann zu lächeln. Er konnte nur lächeln. Auch wenn es noch nicht geschafft war, legte sich schon jetzt Erleichterung auf ihn. Weiter ging er auf sie zu und streckte die Hand aus. "Wie heißt du?" "L-Linnya...ja, das ist mein Name." "Linnya...das werde ich mir merken. Willst du jetzt herkommen und weiterleben?" "J-ja...wenn du an mich denkst." "Das werde ich..." Zitternd setzte sie den ersten Fuß auf das Geländer, über das sie geklettert war, um zu springen. KangTa kam näher. Sie ließ eine Hand los, um die seine zu greifen, im selben Zug stemmte sie sich hoch. Und dann geschah...es... Sie rutschte ab, verlor nur eine winzige Sekunde den Halt und...wurde von einem starken Windstoß zurückgeworfen. Für KangTa war dieser Moment so irreal, als hätte es ihn gar nicht geben können. Seine Augen weiteten sich, Stille trat ein. Er hörte nur ihren lang gezogenen Schrei, sah sie fallen. "Nein!!" Er griff nach hier, versuchte sie zu erfassen. Doch im nächsten Moment fiel sie wie ein Stein zu Boden. Eine Ewigkeit lang sah er sie fallen..... Dann nur noch Blut. Dazwischen die schwarzen Haare. Nachdem er alles zusammen hatte, was er brauchte, kehrte Shin ins Büro zurück, wo er sich an seinen Schreibtisch setzte, um die Berichte dort zu schreiben. Doch lief nebenbei immer ein Radio und so waren auch die Nachrichten zu hören, die ständig über das Mädchen auf dem Hochhaus sprachen und nun aber die tragische Nachricht, dass das Mädchen gesprungen sei. Ohne, dass es verhindert werden konnte. Shin hob den Kopf, blickte vom Monitor auf, als diese Nachricht durch die Räume ging. Was treibt ein junges Mädchen nur zu so etwas? Und warum passieren, ja, immer wieder solche Dinge? Shin konnte es nicht verstehen. Vielleicht aber auch nur deswegen, weil er sich sein... Leben selbst erfüllte... und es erfüllen konnte... Als die Kollegen, die weiter weg auf dem Dach gestanden und die Szene beobachtet hatten, auf ihn zukamen, stand KangTa immer noch da und starrte nach unten. Starrte in die Luft und auf das Blut, das sich auf dem Boden verteilte. Streckte die Hand aus, als könnte er sie noch halten. Nur mit gutem Zureden schafften es seine Kollegen, ihn endlich von diesem Dach zu bekommen. Er sah nicht hin, als er an dem Blut vorbeikam. Kunahm Choi, sein Kollege, mit dem er sich am besten verstand, brachte ihn nach hause. Er sah zumindest etwas, wie fertig KangTa das machte. Doch KangTa wollte jetzt nicht weinerlich wirken. Er wollte auch nicht, dass Kunahm bei ihm blieb. Dieser hatte noch so viel anderes zu tun. Er konnte das auch allein... Was war schon dabei? Was war schon dabei...dass er...sie nicht hatte...retten können.... Dass er einfach nur dagestanden und...sie fallen gelassen hatte... Er versuchte sich einen Tee zu machen, doch er scheiterte. Je mehr er versuchte, nicht daran zu denken, desto mehr drängte sich das ganze Blut und ihr Gesicht in seinen Kopf. Er hielt es nicht aus, allein zu sein. Er brauchte jetzt jemanden...er brauchte Shin! Unsicher nahm er sein Handy und rief diesen an. //Oh bitte...geh ran...// Auch einige Kollegen schüttelten den Kopf, voller Unverständnis und Erschütterung. Wiederum andere mussten an ihre Töchter denken. Was so eine Sache alles auslösen konnte... Shin holte sich einen Kaffee, schrieb den letzten Bericht fertig und reichte ihn ein. Kaum, dass er wieder an seinem Tisch war und seine Sachen zusammen packte, klingelte sein Handy. Es lag auf dem Tisch neben dem Laptop und Shin musste nur abnehmen. Doch zögerte er kurz, da... es KangTas Name war, der auf dem Display angezeigt wurde. Shin ließ es dreimal klingeln, dann reichte es ihm aber selbst und er ging ran. Ohne zu wissen, was ihn erwarten würde, eröffnete er mit einem schlichten "Ja?!" KangTa wusste im ersten Moment gar nicht, was er Shin nun sagen sollte. Doch er wollte, dass dieser kam. Mit stotternder Stimme brabbelte er in den Hörer. "H-hallo Shin...ich...ich wollte dich fr-fragen ob du...vielleicht zu mir nach hause...kommen k-könntest? ...Bitte...bitte komm...." Nun lag in seiner Stimme Verzweiflung und Flehen. KangTa saß an seinem Küchentisch und hielt sich krampfhaft daran fest. "Bitte Shin...." Erst ein Schweigen. Shin lauschte aufmerksam in den Hörer, aber dann kam dieses... innige Bitten, so verzweifelt. Shin musste sich setzen. Doch hätte auch ein einziges Wort gereicht, damit er zu KangTa kommen würde. "Natürlich! Ich mach mich sofort auf den Weg!" Versprach er KangTa unverzögert und... legte, wenn auch ungern, auf. Aber Shin packte sofort seine restlichen Sachen zusammen und verließ die Agentur. Er war ohnehin fertig für heute. Doch musste er sich fragen, was passiert sein konnte, dass KangTa... so fertig schien. Wieder einmal... Auf dem schnellsten Weg begab er sich zu diesem, wodurch Shin, keine 20 Minuten später, vor KangTas Tür stand und klingelte. Sehr ungeduldig und nervös. Er hatte Angst davor, KangTa zu sehen. Ja, Angst. Denn wenn dieser genauso... fertig aussah, wie er sich anhörte... Aber Shin würde für ihn da sein. Das hatte er versprochen und leere Worten waren es nicht. Ihm blieb nicht mal die Zeit für ein 'Danke'. Schon hatte Shin aufgelegt. Mit dem Versprechen, auf dem Weg zu ihm zu sein. KangTa atmete durch. Das war zu schön, um wahr zu sein. Er brauchte Shin und dieser kam, ohne Wenn und Aber. Ja, Shin war ein wahrer Freund. Und als endlich das Klingeln an seiner Tür ertönte, öffnete KangTa, mit dem Wissen, dass er sich sicher besser fühlen würde, wenn er Shin erstmal sah. "Hallo Shin...komm rein." Er rang sich ein kleines Lächeln ab, schloss die Tür wieder und führte Shin in seine kleine Küche. Vielleicht müsste er es Shin nicht mal erzählen... das, was ihn so fertig machte. Würde es nicht einfach nur reichen, wenn Shin bei ihm war? Doch schnell zeigte sich KangTa, dass es nicht nur dieses Erlebnis war, das ihn so niederstreckte. "W-willst du einen Tee?" Fragte er leise und nahm eine Tasse aus dem Schrank um sie zum Tisch zu bringen. Auf dem Weg dorthin begann seine Hand wieder stärker zu zittern...die Tasse war rot...genauso rot...wie... Im nächsten Moment zerbrach sie in Tausend Stücke. KangTa hatte sie fallen gelassen. Durcheinander hockte er sich hin und wollte die Scherben aufsammeln. "Ah! Mist...ich bin so...ein Tollpatsch...autsch!" Mit fahrigen Händen fasste er an die Scherben und schnitt sich dabei. Endgültig verlor er die Fassung. Stumme Tränen tropften auf seine Hand mit dem blutenden Finger. Als die Tür aufging und KangTa vor ihm stand, der kläglich versuchte zu lächeln, wusste Shin, dass wieder etwas passiert sein musste... Er trat ein und folgte ihm in die Küche, wo er nur, auf dessen Frage nach Tee, stumm nickte. Zum Tee hatte KangTa ihn sicher nicht eingeladen, aber Shin wollte abwarten, was noch kam. Ob dieser vielleicht von selbst zu erzählen begann, doch da passierte schon etwas ganz anderes... Erschrocken fuhr Shin sofort auf, sah einige Augenblicke lang KangTa einfach nur an. Wie sich Tränen mit Blut vermischen. Dann schloss er kurz die Augen. Was war schon wieder passiert? Warum konnte so ein wunderschönes Wesen nicht auch ein wunderschönes Leben führen? Still vergab er ein Seufzen und kniete sich dann zu seinem Freund, den er so gleich in die Arme nahm. Etwas sagen, das wollte er jetzt nicht und dafür, dass KangTa das tat, war immer noch Zeit. Jetzt sollte er nur wissen, dass er nicht mehr fallen konnte. Shin würde ihn festhalten, würde ihm eine Zuflucht geben. Kapitel 15: Collapse -------------------- Zusammenbruch *KangTas Sicht* Nun war es passiert. KangTa hatte gewusst, dass er sich selbst verraten würde. Er konnte seine Gefühle nicht einfach so unterdrücken. Nach dem Schreck mit dem Mädchen hatte er nicht weinen können, aber hier bei Shin konnte er es wieder. Und als dieser zu ihm kam, ihn an sich drückte, wie schon im Krankenhaus, da krallten sich seine Hände in Shins Hemd und er hielt sich an ihm fest. Schluchzend und nicht im Stande, wirklich zu erfassen, was in letzter Zeit mit ihm geschah. "Ich...ich wollte sie doch retten...sie...sie ist einfach...gefallen und...und...Sie wollte doch leben! ..." Presste er immer wieder unter seinen Tränen heraus, um irgendetwas loszuwerden, von dem, was ihn so erdrückte. Beruhigend streichelte Shin mit der Hand über KangTas Rücken, als dieser sich an ihm festhielt und so gebrochen schluchzte. Und da... spürte er ihn wieder... diesen schweren Atem... diese unerträgliche Last... Leicht lehnte er seinen Kopf gegen KangTas und drückte ihn etwas fester an sich. Sachte. Doch verstand Shin nicht ganz, was KangTa meinte, als er zu erzählen begann. Auf das Mädchen auf dem Hochhaus kam er dabei nicht. "Wer ist ~sie~?" Fragte Shin ruhig nach, genauso ruhig, wie seine Hand unentwegt über KangTas Rücken glitt. So sehr Shin sich auch bemühte, KangTa konnte sich nicht beruhigen. Das, was er gesehen hatte, zog ihn völlig in den Bann und ließ ihn nicht mehr los. Shins Frage konnte er in den ersten Minuten nur mit weiteren Schluchzern beantworten, bis er zu mehr Worten fand. "Sie...das Mädchen...auf dem Hochhaus...Sie...sie wollte sich umbringen...aber...aber ich hab sie zurück gehalten...und dann...und dann...da war soviel Blut!" KangTa konnte nicht mehr. Das war ihm alles zuviel. Noch nie zuvor hatte er so etwas machen müssen und nie zuvor hatte er etwas Vergleichbares erlebt. Das konnte er einfach nicht mehr tragen. Das Mädchen... Shin konnte es nicht fassen. Er konnte nicht fassen, wie KangTa da mit hineingezogen werden konnte. Er war doch nicht... der Retter der Welt, der alles für jeden tat. Shin wurde sauer... entsetzt... Aber jetzt musste... wollte... er für KangTa da sein, der, im wahrsten Sinne, vor einem Scherbenhaufen kniete. Seinem Leben... "KangTa...?!" Leise, aber doch bestimmend, sprach Shin ihn an. Doch KangTa reagierte nicht. Shins Stimme ging vielleicht im Schluchzen unter. So legte er seine Hände auf KangTas Schultern und drückte ihn sachte etwas von sich weg. Um ihn ansehen... ihm ins Gesicht sehen zu können. Und das tat Shin... Langsam kam er KangTa näher, seine Stirn fast an dessen gelehnt und während sein Blick tief in dessen Augen eindrang. Und auch mit der Gefahr, sich zu verraten... als Phantom... waren Shins Lippen denen KangTas so nah. Den Atem, den KangTa ausstieß, nahm Shin auf... er... stahl ihn ein weiteres Mal... Sekunden erschienen wie Minuten, in denen seine Augen von der eigentlichen Tat ablenkten. Doch entfernte er sich wieder etwas und legte liebevoll eine Hand auf KangTas Wange. "Ich bin mir sicher, du gibst immer dein Bestes und daher weiß ich, dass du es verhindert hättest, wäre es möglich gewesen, KangTa." Mit gedämmter Stimme verließ Shins Atem den Mund und dessen Inhalt waren diese Worte, die sich nicht nur auf KangTas Lippen niederlegte. Und seinen Namen... Shin sprach ihn ganz besonders aus, aber... KangTa war etwas Besonderes, das wusste Shin genauso sicher. Zärtlich streiften seine Finger über dessen Wange und verwischten die unzähligen Spuren von Tränen, die Shin... nie wieder sehen wollte. Am liebsten würde er in diesem Moment in Shins Armen einschlafen und nie wieder aufwachen. Um all diese Bilder nie wieder sehen zu müssen. Es tat alles so weh und nur Shins Anwesenheit und der Gedanke an Schlaf versprachen Milderung. So von seinen Tränen überrannt bemerkte KangTa wirklich nicht, dass Shin ihn ansprach. Daher wurde es für ihn in dem Moment umso schlimmer, als dieser ihn von sich drückte, auch wenn nur leicht und ihm damit einen Teil seines Schutzes nahm. Verweint sah er diesen an, doch...war schon einen Augenblick später für schlechte Gedanken kein Platz mehr. So nah wie Shin ihm kam, seine Lippen so unglaublich dicht bei den seinen. Alle Erinnerungen und Bilder hielten still, zeigten sich nicht mehr. Er sah nur noch in Shins Augen und vernahm dessen Atem auf seinen Lippen. Es wurde still in der Küche und keine Träne verließ mehr KangTas Augen. Erstarrt blieb er, bis sich Shins Hand auf seine Wange legte und sie...so zärtlich, so Heil bringend...streichelte. Und genauso Heil bringend waren Shins Worte. Dieser glaubte an ihn, er machte ihn für nichts Schlechtes verantwortlich, auch wenn KangTa dies schon selbst tat. Für das Phantom war in diesem Moment kein Platz. Sodass KangTa seine Augen schloss und sich noch ein paar Perlen über seine Wangen ergossen, bis sein Kopf sich auf Shins Schulter bettete. Er war sich sicher, dass dieser ihm jeden Schmerz nehmen könnte. Egal welcher Art. Die Tränen, die seinen Worten folgten, fing Shin ab, doch legte er wieder die Arme um KangTa, als dieser sich gegen seine Schulter lehnte. Einen Moment lang hielt er ihn bewahrend, um noch etwas Ruhe in KangTa zu bringen, aber dann stand Shin langsam auf. Mit KangTa in den Armen. Der Boden war kalt und... voller Scherben. Bedacht verwies Shin seinen Freund auf einen Stuhl, glitt mit der Hand kurz durch dessen Haar und machte sich dann daran, einen Tee für ihn zu kochen. Nachdem die Scherben beseitigt waren, reichte er KangTa die Hand, um mit ihm die Küche zu verlassen. Shin führte ihn in dessen Schlafzimmer, wo sie sich ans Bett setzen. Erst nachdem er die Tasse mit dem Tee in die zittrigen Hände KangTas gegeben hatte, breitete er eine Decke über dessen Schultern aus. Ein Arm seinerseits folgte und legte sich ebenfalls um dessen Schultern. KangTa sollte keine Angst haben müssen, Shin als Halt verloren zu haben. So wirklich registrierte er erst, was Shin tat oder getan hatte, als er schon auf dem Bett saß. Mit dem heißen Tee in den Händen und der Decke um die Schultern. Während Shin die Scherben weggeräumt und ihm den Tee gekocht hatte, hatte er ihn beobachtet, doch war KangTa mit den Gedanken ganz woanders. Ja, vielleicht hatte Shin Recht...vielleicht war es gar nicht alles seine Schuld. Vielleicht nur ein bisschen...er konnte doch nicht wissen, was geschehen würde. Und wie er nun hier saß und in seinen Tee starrte, da hatte er das Bedürfnis, Shin die Situation zu erklären. Eventuell auch, um sich ein wenig vor sich selbst zu entschuldigen. Vorsichtig nahm einen Schluck, dann setzte er endlich an. Diesmal mit viel ruhigerer Stimme. "Weißt du, ich...ich war nicht der Einzige, der Versucht hat, sie davon abzuhalten. Aber als sie nicht hat mit sich reden lassen...da wurde bei uns Verstärkung angefordert. Und schon...stand ich auf diesem Dach und hab mit ihr...geredet, ohne darüber nachzudenken...und sie hat...hat mir zugehört und hat sich umgedreht. Sie wollte zurückklettern und zu mir kommen. Sie...sie wollte nicht mehr sterben. Wirklich, das hat sie gesagt...und dann, dann ist sie abgerutscht und ein Windstoß hat sie...nach hinten...geworfen...nach unten...direkt v-vor meinen Augen...Ich wollte sie doch festhalten, aber, aber...ich hab sie nicht mehr bekommen..." Seine Stimme war zum Ende hin immer leiser geworden, er biss sich auf die Lippe. Hätte er doch nur irgendetwas tun können. KangTas Hände zitterten wieder etwas stärker...die Oberfläche des Tees begann kleine Wellen zu schlagen. Und dazwischen...dazwischen sah er sein eigenes, verschwommenes Spiegelbild. Das nicht mehr nach ihm aussah. Shin horchte auf, als KangTa auf einmal zu erzählen begann. Und was er zu hören bekam, war mehr, als er aus den Nachrichten erfuhr. Viel mehr. Dann war letztlich alles ein... Unfall... ein Unglück und kein... nein, kein Selbstmord. Shins verbleibende Hand bedeckte sanft den Handrücken KangTas, wollte ihr das Zittern nehmen. Ja, Shin wusste, dass KangTa immer sein Bestes geben würde und er hatte... "Du hast die Seele des Mädchens gerettet. Ihr Leben lag nicht in deinen Händen, ein trauriges Unglück hat es ihr genommen. Weder du, noch sonst irgendwer hätte sie retten können. Manche Dinge... passieren... einfach." ... So hart sich das auch anhören mochte. Aber wenn das stimmte, was KangTa sagte und daran zweifelte Shin kein bisschen, dann war er machtlos über diesen Schicksalsschlag. Er war unvorhersehbar, dieser ungewollte Absturz. Unter Shins Berührung wurde KangTas Hand ruhiger und er begann, seinen Tee weiter zu trinken. Ja, jetzt war ihm leichter. Und je mehr er Shins Worte verinnerlichte, desto besser ging es ihm. Er machte sich immer noch Vorwürfe, aber es ging jetzt wieder. Viel besser und das nur...mit Hilfe von seinem Freund. Shin. Stumm und ohne den Blick zu Shin zu wenden, leerte er seine Tasse. Doch behielt er sie in den Händen und lehnte sich an diesen. Die Erschöpfung über all die Dinge, die geschehen waren, ergriff langsam von ihm besitz. Seine Augenlider wurden schwerer und so langsam neigte sich auch die leere Tasse...bis er sie losließ und sie zu Boden rollte. Doch diesmal blieb sie ganz. Dass KangTa sich wieder zu beruhigen schien, wenn auch nur langsam, erleichterte Shin sehr. Er hatte fast nicht geglaubt, es zu schaffen. Doch dann fiel dessen Tasse zu Boden, wodurch Shin bemerkte, dass KangTa letztlich eingeschlafen war. Ein Lächeln, auch wenn es kein glückliches war, schlich sich über seine Lippen und vorsichtig legte er KangTa richtig ins Bett, deckte ihn zu und blieb an der Bettkante, nah bei ihm, sitzen. Shins Hand tauchte wieder über KangTas auf und bedeckte sie gutmütig. Streichelnd. Und auch wenn Shin nicht gehen wollte, tat er es, nach etwa einer Stunde, dann doch. Ein letztes Streicheln überquerte KangTas Wange und Shin ging, mit dem Versprechen wieder zu kommen. Sehr bald. Es war dunkel geworden und während er zu seiner Wohnung lief, konnte Shin nicht anders, als sich den Kopf zu zerbrechen. Über KangTa. Er war sich längst sicher, dass KangTa für diese Welt nicht geschaffen war. Diese Welt war zu grausam und würde KangTa zerbrechen, wie einen wunderschönen Kristall, so rein, edel und... verletzbar. KangTa musste... dieser Welt entrissen werden. Er war dem Zerbrechen, dem gänzlichen Zerbrechen, schon zu nah. Und Shin... ja, er wollte KangTa hier wegbringen. Hinein in ein anderes Leben. Wie genau das aussehen und wie er das anstellen sollte, das wusste er noch nicht, aber so... nein, so konnte es nicht weiter gehen. Schönheit sollte bewahrt werden. Shin wollte sie bewahren und auf ewig... bewundern können. Ihr Beschützer sein. Kapitel 16: Wisches ------------------- Wünsche *KangTas Sicht* KangTa konnte gar nicht kontrollieren, wie schnell er plötzlich wegnickte. Doch die Wärme, die sich dank Shin verbreitete, ließ nichts anderes zu. Ja, er fühlte sich geborgen...und seine verwirrte Seele konnte endlich wieder etwas Ruhe finden. Nur durch Shin. So atmete er tief durch, als dessen Hand an seiner Wange erschien, um ihm einen letzten, zärtlichen Abschiedsgruß zu senden. Er würde die ganze Nacht schlafen und das endlich friedlich. Wenn er auch nur ahnen könnte, was Shin da über ihn dachte und was dieser bald vorhaben würde. Auch wenn er es jetzt noch nicht ganz verstehen würde, wäre er seinem Freund sehr dankbar. Shin schlief dafür nicht eine Minute lang. Er hatte keine Ruhe, doch die suchte er auch nicht. Er wollte nicht eher ruhen, bis auch KangTa seinen Seelenfrieden gefunden hatte. Die Welt hatte KangTa nicht verdient, sie wusste mit einem so schönen Geschöpf nichts an zu fangen. KangTa würde freiwillig nicht mitkommen, dessen war sich Shin bewusst und sei es, weil es dieses Versprechen gab, was auch immer es genau beinhaltete. Aber Shin wusste, dass das Phantom KangTa helfen konnte. Ja, das Phantom würde den größten Schatz stehlen, den es bisher gesehen hatte. Den größten und wertvollsten. In dieser Nacht fasste Shin einen Plan. Und er würde ihn ausarbeiten... ihn ausführen... Als der Morgen anbrach, machte er sich für die Arbeit fertig. Doch nahm er noch einen... großen Umweg, als er die Wohnung verließ. Er wusste, wann KangTa zur Arbeit musste und so stand Shin bald vor dessen Tür. Er wollte nach ihm sehen, wissen wie es ihm ging und... einfach noch etwas bei ihm sein. Für ihn da sein. Als er am nächsten Morgen erwachte, fuhr KangTa etwas erschrocken hoch und sah auf die Uhr. Es war 5 Uhr. Also noch etwas Zeit, bis er aufstehen musste. Er sah sich um. Shin war nicht hier...dass er schon wieder einfach so eingeschlafen war, war ihm etwas peinlich. Doch er hatte sich etwas erholt und wirklich gut geschlafen. Ohne böse Träume. Gut, dass Shin da war. Frühstücken tat er nicht wirklich viel, da ihn nicht gerade ein großer Appetit plagte. Und die Zeitung steckte er heute sofort in den Papierkorb. Er wollte gar nicht wissen, was sie schrieben...über ihn und über dieses Mädchen... Seufzend verließ er seine Wohnung, um seinen Arbeitsweg anzutreten. Dass er diesmal nicht allein gehen musste, stellte sich erst an der Haustür heraus. "Shin! ...Was machst du denn hier?" Fragte er verwirrt, als dieser vor ihm stand und machte große Augen. Geduldig wartend lehnte er sich gegen das Geländer. Klingeln oder... einfach in die Wohnung gehen würde Shin erst, wenn KangTa nicht erscheinen würde. Aber dieser kam. Über dessen überraschten Gesichtsausdruck musste Shin lächeln. Ja, die Überraschung war ihm gelungen. "Guten Morgen." Meinte er dann freundlich und hoffte, dass es wirklich einer sein würde. "Ich wollte nach dir sehen, dich fragen wie es dir geht und... dich zur Arbeit begleiten. Wenn es dir Recht ist." Fuhr Shin fort und ging damit auch auf KangTas Frage ein. Und auch wenn sein Lächeln nicht starb, war die Sorge in Shins Augen ebenso unermüdlich. Ja, das war wirklich eine sehr gelungene Überraschung. Und erst nachdem Shin guten Morgen sagte, fiel KangTa auf, wie unhöflich er diesen begrüßt hatte. Doch blieb ihm erstmal ein wenig der Mund offen, als Shin sagte, warum er hier war. KangTa blickte kurz zum Boden und dann wieder zurück. Mit einem leichten Rotschimmer auf den Wangen. Shin machte sich solche Sorgen um ihn und nun wollte er ihn noch zur Arbeit begleiten. "Oh! Ich...das ist...wirklich sehr nett von dir. Danke. Und mir geht es gut, dank dir...guten Morgen." Sagte er leicht verlegen und lächelte Shin an. KangTa sah auch schon besser aus, daher konnte Shin ihm glauben, was seine Sorge zumindest etwas linderte. Aber egal wie gut es KangTa im Augenblick wieder ging, es war gewiss nur eine Frage der Zeit, bis das nächste Unglück herein brach. In dessen Leben. Shin trat die Stufen hinunter, blickte lächelnd zu KangTa auf und... bot ihm den Arm an. Zum einhaken. Es erschien ihm nicht... albern oder ungewöhnlich, das zu tun. Er wünschte sich sogar, dass KangTa seinem stillen Angebot folgen würde. Um ihn zur Arbeit zu bringen und... bald... weit weg... Shin war schon am Ende der kurzen Treppe, als KangTa endlich reagierte. Langsam stieg auch er die Stufen herab und streckte die Hand aus, um sich, wie selbstverständlich, bei Shin einzuhaken. Und da war es wieder, dieses Gefühl von Geborgenheit und Schutz. KangTa konnte nicht anders. Fast zwang ihn etwas dazu. Er klammerte sich stärker an Shin und schloss die Augen leicht. Ja, er würde sich blind von diesem überall hinführen lassen. Um diese Zeit war in Seoul noch nicht ganz so viel los und daher war es auch verhältnismäßig ruhig. Doch hätte Shin jeglichen Lärm ohnehin nicht wirklich wahrgenommen. Es gab ihm ein schönes Gefühl, dass KangTa seine Nähe und Anwesenheit annahm. Es war so schön, einfach nur bei ihm zu sein. Und Shin... schmückte sich mit diesem wunderschönen Menschen an seiner Seite. "Ich hoffe, wir sehen uns spätestens in der Mittagspause wieder..." Und Shin hoffte, dass KangTa nicht mehr so sehr an das Mädchen denken musste. Ihn traf keine Schuld. Und sie kamen vollkommen sicher am Revier an. KangTa hätte auch nicht daran gezweifelt. Lächelnd ließ er Shin wieder los und nickte dann. "Ja, ich gehe in das Cafe und werde...auf dich warten... wenn du kommen kannst..." Das sagte er noch etwas unsicher, aber freute er sich schon. "Danke, Shin...für alles..." Damit wandte er sich ab und ging durch die Tür in das Gebäude. Er bemerkte, wie aufmerksam seine Kollegen ihn beobachteten. Einige fragten ihn, wie es ihm ging und er konnte nur leicht lächelnd sagen, dass alles in Ordnung sei. Ja, durch Shin war alles in Ordnung. Nur leider gab es genügend Menschen hier, die etwas gegen ihn hatten. Und so war es fast unvermeidbar, dass er ab und zu ein Geflüster vernahm, dessen Inhalt ungefähr so lautete: 'Sowas von Gefühlskalt...dieses Mädchen stürzt vor seinen Augen vom Dach und er kommt her, als wäre nichts gewesen...' Das tat weh, sehr weh. Noch gestern hatte ihm Shin keine Vorwürfe gemacht und heute bekam er sie von seinen Kollegen... Es war schön, dass KangTa auf ihn warten würde, doch würde Shin lieber auf ihn warten... Er winkte ihm noch nach, als KangTa ins Gebäude ging, atmete dann kurz durch und machte sich zur Agentur auf. Shin fühlte sich nicht unbedingt behaglich, in der Nähe des Reviers, aber für KangTa... ja, für ihn würde er sogar durch die Hölle gehen, das wusste Shin ziemlich sicher. Er holte sich seine Aufträge ab und zumindest in seinem Umfeld war das Mädchen kein Thema mehr, da es immer nur um die neuestens News geht. KangTa ignorierte das Gerede so gut es ging. Er wollte nichts mehr darüber hören. Es gab am Vormittag keinen Einsatz zu dem er gehen musste, nur Papierkram und das war ihm recht so. Er konnte sich in sein Büro verkriechen und musste nicht bei den anderen sein. Erst als endlich Zeit für die Mittagspause war, kam er wieder heraus und begann zum Cafe zu laufen. Er wusste nicht, ob Shin ihn vielleicht schon erwartete, aber egal wie, er wusste, dass Shin ihm wie immer sehr gut tun würde. Daher trat er etwas ungeduldig ein und sah sich um. Shin saß wieder in dieser Ecke, in der sie auch das letzte Mal geredet hatten. Müde lächelnd kam er auf ihn zu. "Hi, wartest du schon lange?" Nachdem er seine Aufträge abgeholt hatte, machte Shin sich gleich auf. Es war nicht viel, doch verlegte Shin den Rest hinter die Mittagspause, da er für die verbleibenden Recherchen in einen anderen Stadtteil fahren müsste und das würde zu viel Zeit kosten, wodurch er zu spät käme. So setzte Shin sich noch vor der Mittagspause in das Café und vertrieb sich seine Zeit mit lesen. Er hatte das Buch dabei, das Yoon ihm schenkte. Die Zeit verstrich und Shin sah auf, als er angesprochen wurde. KangTa. Er steckte das Buch sofort weg und stand auf. Und noch bevor KangTa sich setzen konnte, nahm Shin ihn einfach in die Arme. Er wusste, er brauchte das. Immer wieder... "Nein, aber ich würde immer auf dich warten. Egal wie lang..." Flüsterte er ihm, noch in der Umarmung, zu und löste sie dann lächelnd wieder. Etwas perplex blieb er stehen, als Shin aufstand...doch musste er dann noch breiter lächeln. Ja, er brauchte diese Umarmungen. Und er brauchte sie viel öfter, als er es selbst ahnte. Am besten sollte Shin ihn nie wieder loslassen. "Du bist wirklich-...ich hab dich sehr gern Shin. Danke." Leicht verlegen setzte er sich dann und bestellte sich einen heißen Kakao und Shin einen zweiten Kaffee. "Was liest du da?" So sah KangTa schon viel besser aus, mit diesem Lächeln und es ließ auch Shin lächeln. Doch war es Dank genug, wenn KangTa ihn so ansehen konnte, daher winkte Shin ab und setzte sich dann auch wieder. Er blickte auf das Buch, als KangTa ihn danach fragte. "Poesie." Antwortete Shin dann und wirkte wieder etwas verträumt, aber das war er bei Kunst immer und unbewusst sprach er das Wort Poesie unglaublich sanft und klangvoll aus, als wäre es eine schöne Melodie. Das Wort kannte KangTa, aus der Schule, er hatte sich ewig nicht mehr damit beschäftigt. Dabei hatte er die Gedichte in der Schule so wie Verse immer gern geschrieben und gelesen. Doch so wie dieses Wort aus Shins Mund glitt. So weich und voller verträumtem Gefühl, erhielt es eine ganz neue, unglaublich starke Bedeutung. Eine Bedeutung, die nur ein Wort in KangTas Kopf zuließ. Schönheit.... "Oh...das hört sich toll an. Ich hab sowas schon lang nicht mehr gelesen...darf ich mal?" Sichtlich hatte dieses eine Wort etwas in KangTa ausgelöst, was Shin mit Neugier wahrnahm. Er nickte und schob diesem das Buch zu. "Ich habe selten so schöne Gedichte gelesen, wie sie in diesem Buch stehen..." Meinte Shin nebenbei und daher auch etwas leiser, jedoch fasziniert. Ja, das war eines der schönsten Geschenke, die er je bekommen hatte. Die Worte der Gedichte gaben den Gedanken des Poeten eine Form und ließen sie lebendig werden. Im Geist. Shin liebte es. Und in... so eine wundervolle Welt gehörte KangTa. Wo die Blumen blühten und sie ihren zarten Duft versprühten, wo der Himmel blau und das Wasser rein war. Nicht in diese verschmutzte Großstadt, wo nachts nicht einmal die Sterne zu sehen waren. Kaum dass Shin diese Worte aussprach, konnte KangTa nichts dagegen tun, etwas Ehrfurcht vor dem Buch in seinen Händen zu entwickeln. Dabei hatte er es noch nicht einmal aufgeschlagen. Langsam und erwartungsvoll tat er es dann und las das erste, was im in die Augen viel. "An die Sterne...von Andreas Gryphius...ich...das kenne ich. Das...das hab ich in der Mittelschule gelernt. Ich hab es so...schön gefunden." Es war wirklich seltsam, dass er eine solche Erinnerung hier bei Shin zwischen den Seiten eines Buches wieder fand. Eine Erinnerung, die er gern hatte. Als hätte Shin sie mit Absicht dort versteckt. Und KangTa konnte nicht umhin, das Gedicht noch einmal mit lauterer Stimme zu lesen. "'An die Sterne Ihr Lichter, die ich nicht auf Erden satt kann schauen, Ihr Fackeln, die ihr Nacht und schwarze Wolken trennt, Als Diamante spielt und ohn´ Aufhören brennt; Ihr Blumen, die ihr schmückt des großen Himmels Auen, Ihr Wächter, die, als Gott die Welt auf wollte bauen, Sein Wort, die Weisheit selbst, mit rechten Namen nennt, Die Gott allein recht misst, die Gott allein recht kennt, Wir blinden Sterblichen! Was wollen wir uns trauen! Ihr Bürgen meiner Lust, wie manche schöne Nacht Hab´ ich, indem ich euch betrachtete, gewacht! Herolde dieser Zeit! Wann wird es doch geschehen, Dass ich, der eurer nicht allhier vergessen kann, Euch, deren Liebe mir steckt Herz und Geister an, Von andern Sorgen frei werd` unter mir bestehen?'" Auf KangTas Feststellung hin, dass er das Gedicht kenne, stützte Shin den Kopf lächelnd mit einer Hand auf dem Tisch ab und hörte ihm dann einfach nur zu. Bis zum Schluss. "Wunderschön." Murmelte Shin dann etwas abwesend und bezog sich damit nicht nur auf das Gedicht. Seine andere Hand wanderte langsam über den Tisch, bis sie KangTas fand, auf die sie sich legte. "Ein Meer von funkelnden Diamanten... deine Augen...ja, das passt sehr gut..." Shin blickte tief in KangTas Augen, die er nur mit klaren und strahlenden Diamanten vergleichen konnte. Wie zwei Sterne, so warm und glitzernd, aber auch... geheimnisvoll und magisch. Nun war auch KangTa sehr abwesend. Hinüber geglitten in seine Erinnerungen an eine doch noch recht schöne Zeit in seinem Leben. Erst als er endete und dieses 'Wunderschön' zu ihm hinüber glitt, genauso wie Shins Hand, die die seine bald wärmend bedeckte, erwachte er daraus und sah diesen an. Sofort legte sich schüchterne Röte auf seine Wangen und er senkte den Blick, als Shin das sagte. "Shin...ich...ein solches Kompliment hab ich gar nicht...verdient." Doch zog er die Hand nicht weg. Viel zu gern ließ er sich von Shin...berühren. Als KangTa den Blick senkte und mit dieser zarten Röte auf den Wangen diese Äußerung vergab, hob Shin den Kopf von der Hand, die ihn eben noch stützte. Er wandte den Blick nicht von KangTa ab. Aber im Gegenzug dazu verschwand die Hand, die KangTas noch eben bedeckte. Sie schwebte höher, bis sie unter KangTas Kinn stoppte, welches sie sachte nach oben drückte. Shin wollte ihm wieder in die Augen sehen können. "Das stimmt." Setzte Shin dann ernst an und glitt mit dem Daumen etwas an KangTas Unterkiefer entlang. "Du hast noch viel mehr verdient, als das." Fuhr er fort, zog seine Hand langsam wieder an sich zurück und lächelte dann. Als Bestätigung für seine eigenen Worte. Er spürte die Hitze in seinen Wangen. KangTa konnte nicht anders, als dies verstecken zu wollen. Bei Shin gingen diese Gefühle so einfach. Etwas traurig verfolgte er dann dessen Hand, da sie von der seinen verschwand...und an seinem Kinn wiederauftauchte. Auch dieses Streichelte. Unweigerlich sah er zu Shin, ließ dessen Worte in sein Denken. Plötzlich begann sein Herz wieder so schnell zu schlagen. Leicht weiteten sich seine Augen und fast als...wollte er damit irgendetwas bewirken, öffnete er leicht den Mund. Doch er bekam kein Wort heraus. Erst als Shins Hand wieder weg war, griff er etwas fahrig nach seiner Tasse, um irgendetwas zu haben, womit er seine Antwort verzögern könnte. Shin wollte gar nicht, dass KangTa jetzt etwas dazu sagte und wenn es Widersprüche wären, schon gar nicht. So besah er es sich etwas amüsiert, aber nicht belustigt, als sich KangTa an seine Tasse klammerte. Doch griff er dann nach seiner eigenen Tasse, um einen Schluck des Kaffees zu trinken. Ohne den Blick von KangTa abzuwenden. Dieser wollte irgendwas sagen und schien eine Antwort zu suchen. Neugierig und gespannt wartete Shin darauf und sei es, dass er ihm noch viel mehr Komplimente machte, wenn KangTa etwas zu bestreiten begann. Vielleicht war es ja am besten, gar nicht mehr darauf einzugehen und Shin seine Meinung zulassen. Reporter waren ja so oder so unberechenbar. Langsam stellte er die Tasse wieder ab und sah sein Gegenüber leicht verträumt an. Shins Augen ließen es einfach nicht zu, dass er jetzt an etwas außerhalb dieses Cafes dachte. "Shin, weißt du, du strahlst gerade richtig. Als wenn du sehr glücklich wärst." Er lachte leise. "Bist du sehr glücklich?" Ein wenig verdutzt, aber wohl mehr etwas überrascht zog Shin die Augenbrauen leicht nach oben, als von KangTa diese Äußerung gefolgt von dieser Frage kam. 'Du ahnst gar nicht, wie glücklich.' Hätte er am liebsten geantwortet, doch etwas fehlte noch, um wirklich glücklich sein zu können; KangTas eigenes Glück. "Wenn ich dich sehen darf... dein Lächeln, dann... dann ja." Und so ernst Shin das auch sagte, ein Lächeln seiner seits blieb nicht aus und es gehörte KangTa allein. Irgendwann... bald... so hoffte Shin, würde er auch KangTa das Glück zeigen... schenken... können und ohne egoistisch zu sein, sich selbst glücklicher zu machen. Wenn KangTa in vollem Glück lächeln konnte. Leicht gespannt wartete er die Antwort seines Freundes ab. Dass dieser aber dann so antwortete, hätte er nicht gedacht. Seine Augen weiteten sich und dann...musste er unweigerlich lächeln. Es war unumgänglich. Wenn Shin dadurch glücklich wurde, würde er gern für ihn lachen. Jederzeit. "Oh man...hör auf. Du machst mich immer so...verlegen." Er senkte den Kopf und rieb sich kurz die Augen. Leider bekam er das Lächeln nicht weg. Aber warum sollte er auch? So sah er wieder auf und lachte Shin nun richtig an. Er merkte immer wieder, dass es ihm doch recht einfach fiel, die Leute zum Lächeln zu bringen, wenn er es wollte. Doch so wirklich wollte Shin es nur bei KangTa. Dessen Lächeln war das Schönste und so sanft, wie kein zweites. Er liebte es. Er liebte KangTas ganze Schönheit, die in jedem Detail steckte und Shin wusste, dass er noch längst nicht jedes entdeckte. Aber genau das wollte er. "Ich höre nur auf, wenn du mir sagst, dass Verlegenheit ein unangenehmes Gefühl ist." Entgegnete Shin und er wusste, dass KangTa ihm das nicht sagen würde. So lächelte er doch etwas triumphierend, aber auch aus Verliebtheit zu KangTas Lachen. So wie Shin ihn nun schon wieder ansah, bekam er wieder dieses ...aufgeregte...Herzklopfen. Das war alles so seltsam. Dieses Gefühl. Die gesamte Szene war irgendwie so unwirklich. Das kannte er alles gar nicht. Dieses leichte Glücksgefühl beim Anblick Shins. Er schüttelte den Kopf. "Nein, das ist es nicht...nicht bei dir...bei dir ist nichts...unangenehm, Shin..." Und das war die Wahrheit. Wenn Shin genauso gern die Zeit mit ihm hier verbrachte wie er, dann wäre alles noch um einiges schöner. Was KangTa ihm dann sagte, könnte für Shin bedeutender nicht sein. Nichts unangenehm. Nichts... Und so spürte Shin schon wieder diesen Drang, KangTa berühren zu wollen, wie er es immer mit all seinen Schätzen tat. Ja, Shin wollte Schönheit berühren, ganz gleich mit welchen Sinnen. "KangTa..." Leise sprach er dessen Namen aus, als wolle Shin ihm sagen, dass dieser nicht weiter reden sollte, bevor er für... nichts mehr garantieren konnte. Für keine weitere Berührung. So... intim. Je länger KangTa Shin beobachtete, desto verzweifelter wirkte dieser. Zwar immer noch ruhig...doch dieser Schimmer in den Augen seines Freundes... Genauso wie die Art, in der Shin seinen Namen aussprach. Es war kaum zu hören und scheinbar einer Bitte gleich. Fragend sah er diesen an, doch Shin schien so, als würde er ihm keine Antwort geben. Ohne den Blick von diesem zu wenden, trank er seinen letzten Schluck Kakao und schielte dann kurz zur Uhr. Es wurde Zeit. Leider.... Doch dass KangTa ihn ansah, wie er ihn ansah, damit war Shin nicht geholfen. Er atmete tief ein und wieder aus, um stärker als dieses Bedürfnis zu bleiben. Aber dieses Bedürfnis war verdammt stark... Shin entging jedoch nicht KangTas kurzer Blick, der über die Uhr huschte. Es war sehr schade, aber vielleicht das Beste. Fürs Erste. So wandte Shin letztlich seinen Blick von KangTa und trank selbst seine Tasse leer. "Wie wäre es, wenn ich dich nach Feierabend abhole?" Sprach Shin dann schon wieder ganz anders und lächelte. Er hatte KangTa doch auch zur Arbeit gebracht, warum ihn also nicht wieder abholen? Er... wollte ihn doch so gern sehen. So oft wie möglich. KangTa biss sich auf die Lippe. Shin hatte seinen Blick auf die Uhr bemerkt. Da war wohl nichts zu machen. Die Arbeit rief, so sehr er es auch hasste. Doch als Shin ihm dann anbot, ihn auch wieder abzuholen, schüttelte er den Kopf. Er dachte wieder an die Frau, die er bei Shin gehen hatte. "Nein Shin, das musst du nicht. Ich...ich will dich nicht zu sehr einnehmen. Du warst doch gestern schon bei mir. Du hast doch sicher noch...viel anderes zu tun...." Die Antwort gefiel Shin nun ganz und gar nicht. Hatte KangTa es noch nicht verstanden? "Selbst wenn, das ist mir egal. Ich will... ja, ich will bei dir sein!" Shin sprach etwas fester als bisher, aber nicht verärgert, dennoch schlug er die Hand auf den Tisch, um zu demonstrieren, wie ernst er es meinte. Er wollte KangTa nicht einschüchtern oder etwas in der Richtung. Shin wollte nur, dass er ihn verstand. Zumindest ein bisschen... Und wenn es der einzige Grund für KangTa war, sein Angebot abzulehnen, weil er glaubte, dass Shin eigentlich keine Zeit für ihn hatte, musste er das erst recht loswerden. Nur wenn... wenn KangTa sagen würde, dass er ihn nicht sehen wollte, dann... würde Shin nicht kommen... Erschrocken wich KangTa ein Stück zurück, als Shins Hand auf dem Tisch landete. Einige Leute in der Nähe sahen sich zu ihnen um. Eine solch heftige Reaktion hätte er bei Shin, der doch immer so ruhig war, nicht erwartet. KangTa schluckte. //Shin...du willst...bei mir sein?!// Diesen Gedanken musste er erst einmal erfassen. Was war das nur, was sein Herz so schnell schlagen ließ? Doch sicher nicht der Schreck. "Aber ich dachte nur...ich dachte..." Er sah zur Seite und schluckte. Was sollte er jetzt sagen? Das kam so überraschend und er war Shin so...dankbar. "Ich dachte nur, dass du dir vielleicht zu viele...Sorgen um mich machst. Aber...ich will auch bei dir sein. Danke, dass du immer da bist." Natürlich machte er sich Sorgen um KangTa, aber sie allein waren nicht nur der Grund. Nein. Aber ob Shin ihm das je verraten konnte, das wusste er nicht. Er atmete einmal aus und wurde wieder ruhig, wie er es eigentlich immer war. "Tu mir bitte einen Gefallen. Nur einen ganz kleinen. Hör auf, dich ständig zu bedanken." Shin sagte dies mit einem Lächeln, ganz sanft und stand dann langsam auf. Die Zeit hatte er nicht vergessen, doch bevor sie ihm fehlte, um KangTa richtig verabschieden zu können, ergab er sich ihr. Als Shin das lächelnd sagte, wurde KangTa wieder rot. "Ich weiß nicht, ob ich dir das garantieren kann. Es gibt zuviel Grund, dir dankbar zu sein." Aber bevor Shin noch etwas dazu sagte, stand auch KangTa auf und ging voraus, durch das kleine Cafe nach draußen. Seufzend blieb er auf der Straße stehen und blickte in die Richtung, in die er gehen musste. Er wollte nicht zurück. Nie wieder. Und doch drehte er sich jetzt zu seinem Freund um, um sich zu verabschieden. "Ich wünschte, ich müsste dir jetzt nicht die Hand zum Abschied geben." Shin sagte dazu auch nichts, sondern folgte KangTa, als dieser aufstand und voraus lief. Er lief dicht hinter ihm und beobachtete genau KangTas Haltung und besah ihn sich einfach von Kopf bis Fuß. Welch wunderschönes Geschöpf... Shin könnte es nicht oft genug sagen, genauso wie er KangTa nie lang genug ansehen könnte. Und gern würde er ihn einmal... streicheln... diesen Rücken...nur um so vieles intensiver als die Male zuvor. Aber als sie vor dem Eingang des Cafés standen, schob Shin all diese Gedanken, die eigentlich seine Wünsche waren, bei Seite. Und warum die Hand geben? Shin konnte wieder nur lächeln und er gab KangTa einfach nicht die Hand, sondern zog ihn gleich in die Arme. "Eine Umarmung ist auch viel schöner, nicht?" Flüsterte er ihm leise ins Ohr und hätte... KangTa am liebsten einen... Kuss gegeben, wenn auch nur auf die Wange. Der Drang war so stark, aber Shins Beherrschung auch... Als Shin ihn einfach an sich zog, stolperte KangTa leicht nach vorn und hielt sich an diesem fest. Scharf sog er den Atem ein, als der seines Freundes sich auf seinem Ohr wieder fand und ihm das zuflüsterte. Ja, das stimmte wohl und...KangTa musste lächeln. Vielleicht hätte er nicht einmal etwas dagegen, wenn Shin ihn jetzt küssen würde...er stand doch schon einmal so kurz davor. Kurz schloss er die Augen und entspannte sich in Shins Armen, doch dann drückte er sich etwas weg. "Wenn es dir wirklich nichts ausmacht, dann wäre es schön, wenn du mich um sechs abholen würdest. Bis dann...mein Freund." Damit wandte er sich ab und ging davon. Doch je weiter er sich von Shin entfernte, desto mehr spürte er wieder die Last, die ihn immer zu erdrücken wollte. Je näher er seiner verhassten Arbeit kam. Am liebsten würde Shin ihn nie mehr gehen lassen und KangTa auf immer in den Armen halten. Er wusste, dass das wunderschön wäre, ebenso wie KangTa selbst. Doch musste Shin ihn gehen lassen, spätestens, als KangTa sich etwas von ihm drückte und letztlich ganz aus seinen Armen verschwand. Shin versprach ihm, pünktlich da zu sein. So winkte er KangTa noch nach und sah ihm etwas hinter her, bis er sich selbst wieder auf den Weg machte. Es war nicht mehr lang, bis zum Abend... Kapitel 17: One Step closer --------------------------- Einen Schritt näher *KangTas Sicht* Ja, bis zum Abend war es nicht mehr lang. Und KangTa war dankbar dafür. Er wusste nicht, wie er die lästernden Blicke noch weiter über sich ergehen lassen sollte. Heute waren noch einige Reporter im Revier, die ihn ausquetschen wollten. Doch er wimmelte sie mit Hilfe seines Kollegen ab und schloss sich in sein Büro ein. Er hatte heute mehr als genug. Und da es ihm so reichte, machte er zumindest einmal 10 Minuten eher Schluss, anstatt dass er wieder in Überstunden verfiel. Nur gut, dass Shin ihn abholte, so zog ihn etwas von hier weg. Seufzend scheuchte er die Letzten nach draußen und setzte sich auf die kleine Treppe vor dem Revier. Müde vergrub er das Gesicht in den Händen. //Oh lieber Gott...wann hat das endlich ein Ende?// Shin hatte ein Meeting mit dem Chef eines Jungunternehmens, der ihm gern ein paar Dinge für einen Artikel sagen und zeigen wollte. Promotion konnte er momentan nicht genug haben, da sein Unternehmen erst gegründet wurde. Dieses Meeting zog sich doch etwas länger hin, als gedacht, dadurch war Shin erst kurz vor Feierabend wieder in der Agentur, wo er den Artikel noch verfasste. Sein Chef würde ihm Feuer machen, wenn er nicht pünktlich fertig werden würde, aber er hatte flinke Finger. So war es nur eine Frage der Zeit, bis der Artikel fertig war und er ihn einreichen konnte. Ein Blick auf die Uhr verriet Shin dann aber, dass er sich ranhalten musste, daher packte er schnell seine Sachen zusammen und verließ die Agentur. Mit der nächsten Bahn fuhr er zum Revier, um schnellst möglich da zu sein. Da es von der Haltestation aber noch ein Stück war, war es unumgänglich, dass er etwas zu spät kam. Er könnte es verfluchen, ausgerechnet heute einen längeren Termin gehabt zu haben. Er eilte über die Straße und da sah er ihn auch schon, KangTa. Als sie nur noch ein paar Meter voneinander trennten, lief Shin wieder langsamer. Leiser. Bis er direkt vor KangTa stehen blieb und beide Hände auf je eine Schulter legte. Er sah wirklich geschafft aus, Shin wollte ihn auf andere Gedanken bringen. Er wollte... seinen Schatz strahlen sehen. Obwohl er sich wünschte, dass Shin kam, sah er nicht ständig auf die Uhr. Das brachte nichts, außer Nervosität. Aber als es schon kurz nach 6 war, musste er doch einen Blick riskieren. Etwas verloren sah er sich um. Was war, wenn Shin nicht kam? Ihn vielleicht vergessen hatte...aber Shin würde ihn nicht vergessen...doch nicht sein Shin...oder? Und er vergaß ihn nicht. KangTa hatte wieder sein Gesicht verborgen und da Shin gut schleichen konnte, hörte er ihn wirklich nicht. "Hhhhhhh!!! Shin!" Erschrocken riss er den Kopf hoch, als diese Hände auf seinen Schultern landeten. "Ich...oh man, musst du mich so erschrecken?" Dabei musste er aber unweigerlich schon irgendwie lächeln. Shin konnte nur lächeln, leicht schmunzeln, als sich KangTa so erschreckte. Es war also doch nicht unmöglich. "Tut mir Leid, dass ich spät bin. Darf ich dich als Entschädigung entführen?" Sein Lächeln verblasste und Shin sprach ernst, wobei seine Hände von KangTas Schultern rutschten er und eine davon KangTa reichte. Sein Blick lag ruhig auf seinem Gegenüber, wagte einen Sprung in dessen Augen und nahmen sich von ihnen, was sie brauchten. Diesen wunderschönen Glanz, auch wenn er matt geworden war, durch diese... hässliche Welt, Realität. KangTas Augen flackerten auf, als Shin so ernst wurde. Entführen? Während er die Hand hob und in Shins legte, als würde er zum Tanz aufgefordert werden, blieben seine Augen bei Shins und ließen ihn wieder in sich eintauchen. Shins Augen würde er es immer gestatten. "Ja...bitte, entführe mich, wohin auch immer du willst." Meinte er leicht abwesend und stand auf. Es lag ihm so sehr auf der Zunge, dass er es aussprechen musste. Sanft und behütend schloss sich Shins Hand, als sich die KangTas in sie hinein legte und er aufstand. "Das werde ich..." Entgegnete nun Shin etwas abwesend und hob die verbleibende Hand an, doch senkte er sie wieder, als ihm bewusst wurde, was er beinahe getan hätte. KangTas Wange gestreichelt... Doch behielt er KangTas Hand in der seinen und zog ihn nun, sachte, mit sich mit. Er führte ihn, durch die Scharen von Menschen hindurch und bald, so schien es, als es ruhiger wurde, hatten sie die Grenze zu einer anderen Welt überschritten. Es war dunkler geworden und Shin lief mit KangTa in einen anderen Stadtteil Seouls. Hier war die Dunkelheit und Stille nicht beängstigend, aber blieb er irgendwann stehen, wandte sich KangTa zu und sah ihn wieder an. So eingehend. Ohne dessen Hand los zu lassen, hingegen leicht zu streicheln. Er liebte dieses Wesen, auf ganz spezielle Weise. Und so ließ er sich von Shin mitnehmen, entführen. Sollte dieser ihn hinbringen, wo immer er wollte. Zumindest für den Moment. Bald nahm er die Menschen nicht mehr wahr, sah nur zu seinem Freund und ließ sich weiter ziehen. Er wandte seinen Blick erst wieder ab, als sie stehen blieben, in dieser stillen Umgebung...es war so anders hier. Doch spürte er wieder Shins Blick auf sich haften und dieses Streicheln an seiner Hand. Fragend und offen sah er seinen Freund an. Plötzlich lag in seinem Blick wieder die Unschuld, die KangTa zu diesem Kind werden ließ. In Shins Händen schmolz seine Maske wie Wachs im Kerzenschein. Er konnte vor diesem Menschen, der selbst ein Rätsel war, nichts verbergen. Shin liebte KangTas Seele, dieses Geschöpf, für alles, was es war. Er liebte die Schönheit und ließ sich von ihr... verleiten und anziehen. Wie eine Motte vom Licht. Und Shin näherte sich dem Licht, KangTa, und trat einen kleinen Schritt auf ihn zu, wodurch sie sich sehr nahe gegenüber standen. Fast konnte er KangTas Atem spüren und doch zog auch dieser ihn an. Sein Blick wanderte tiefer, von KangTas Augen fort und über dessen Lippen, so vollkommen. Auch sie führten Shin in Versuchung und er wollte KangTas Schönheit nun nicht nur länger betrachten, sondern auch fühlen können. Shin beanspruchte immer sämtliche Sinne, nur für die Schönheit und in KangTa fand er mehr denn je. Langsam öffneten sich Shins Lippen ein wenig und er kam denen KangTas näher. Noch viel näher und er spürte dessen Atem so deutlich. Bis er ihn wieder aufnahm. Als ihre Lippen einander berührten. Das Gefühl, das dabei geboren wurde, fand keines gleichen und Shin verlor sich darin. Mit KangTa, denn legte er den Arm um dessen Körper und hielt dessen Hand, auf zärtliche Weise, noch etwas fester in der eigenen. Mit sanftem Druck liebkoste er die weich geschwungenen Lippen, als wären sie für nichts anderes geschaffen. Shin dachte nicht mehr an Beherrschung. Er wollte sie nicht mehr, was auch immer ihn das kosten mochte. Aber bereuen... nein, das konnte er nicht. Nicht, wenn er dieses Gefühl verspürte. Und dieses Kind war es nun, das Shin beobachtete und ihn näher treten ließ, ohne etwas dagegen zu unternehmen. Er mochte es...nein, er liebte es, wenn Shin ihm nah war. Es gab ihm den Trost, den er brauchte. Langsam, tief und schwer atmete er ein und wieder aus und schenkte Shin den Atem schon fast, damit dieser ihm wieder etwas Last abnahm. Das war vielleicht egoistisch, doch er brauchte es so sehr. Genau wie er Shin brauchte. Nur nahmen seine Augen einen Glanz von Unsicherheit an, als Shin ihm noch näher kam...so nah, dass...dessen Lippen auf den seinen lagen. Wie erstarrt lag er in Shins Armen. War gar nicht im Stande, zu begreifen, was gerade geschah. Wie schnell...es geschah. KangTa hörte nur noch sein Herz, das laut gegen seinen Brustkorb hämmerte. Shin hätte ihn nicht einmal festhalten müssen, er wäre nicht gegangen. Diese schmalen, zarten Lippen, die die seinen so angetan streichelten...so wohltuend und Trost spendend...hielten ihn fest. Fest bei Shin. In seinen Augen stauten sich Tränen an. Ohne zu wissen, dass es wirklich so war, hatte er sich das gewünscht. So schloss er die Augen und ließ seine Tränen frei, dem Gefühl von Shins...Liebe verfallend. Als sie sich löste, tatsächlich löste, KangTas anfängliche Anspannung, konnte Shin noch viel mehr auf diesen eingehen und das tat er auch. In Shin steckte viel Sinnlichkeit, die er nie vergeudete und KangTa... ihm sollte sie nun gehören. Mit hingebungsvoller Leidenschaft wurden seine Liebkosungen einen Hauch inniger und ließen diesen Kuss endlos erscheinen. Aber für Shin war er das auch, denn ließ ihn KangTas Wärme alles vergessen und diese zarten Lippen, in ihren Taten so verlockend schüchtern. Ja, in jedem Detail schlummerte diese Unschuld und Reinheit, so gut versteckt, dass nicht alles in KangTas Leben sie zerstören konnte. Ein letzter Atemzug, in dem er KangTas mit sich nahm... und Shin löste den Kuss zaghaft wieder, doch auf seinen Lippen blieb das Gefühl jeder einzelnen Liebkosung zurück. Nein, er bereute es nicht und er wollte KangTa auch nicht sofort wieder freigeben, dennoch zog er den Arm zurück, behielt aber KangTas Hand noch immer. Und so wie er KangTa ansah, war es Shin, als könnte er diesen Augenblick unendlich machen. Unter dieser Sinnlichkeit, die er nicht kannte, die gänzlich neu für ihn war, begann KangTa zu erzittern. Vor Aufregung, vor Herzklopfen. Es riss ihn alles so mit sich. Und seine Unschuld...dieses Kind ließ sich nicht verschrecken. Es wollte bei Shin bleiben. Und so innig wie Shins Liebkosungen wurden, wurde auch KangTas Eingehen darauf. Er ließ sich küssen und öffnete selbst leicht die Lippen, um Shin einen Teil von sich preis zu geben, auch wenn nur für diesen kurzen Moment. Und auch wenn es eine Ewigkeit war, die verging, kam es KangTa viel zu kurz vor, als Shin sich wieder löste und er in seine Augen sah. Noch immer zeigten sich Tränen in seinen Augen und KangTa wollte immer noch so nah bei Shin sein. Er wollte es so sehr, dass er sich einfach dessen Hand entzog und seine Arme um Shins Brust schlang, um sich an ihn zu drücken. Er wusste nicht, ob sich ihre Beziehung zueinander jetzt verändern würde. Und er wusste auch nicht, ob das hier falsch war...aber er wollte jetzt auch nicht darüber nachdenken. Shin wusste den Grund für KangTas Tränen nicht, doch wollte er sie ihm gern nehmen. Aber glaubte Shin, das sei unmöglich, als KangTa sich seiner Hand entzog, wurde jedoch schon im nächsten Moment wieder erleichtert. Sofort legte er seine Arme bewahrend um KangTas Körper, als dieser sich an ihn schmiegte. Ein Kuss... Er war also nicht verboten? Doch wiederholen... Shin dachte jetzt nicht daran, er streichelte KangTa über den Kopf, durch das Haar und war einfach nur froh, ihn bei sich zu haben. Bei ihm zu sein. Es sollte sich nichts ändern. Nicht zwischen ihnen. Aber Shin würde... KangTas Leben verändern. Mit jedem Tag mehr... "Jetzt hab ich dich nicht nur entführt, sondern auch noch überfallen." Sagte Shin leise und etwas scherzhaft, weshalb er auch lächelte. "Entschuldige." Setzte er ernster nach, auch wenn ihm dieser Kuss nicht Leid tat. Er wollte es und könnte er die Zeit zurückdrehen, würde er nichts anders machen. Entschlossen schüttelte er den Kopf, ohne aufzusehen. Stattdessen schmiegte er sich weiter an Shin und ließ sich das bewahrende Gefühl von dessen Streicheln gefallen. Shin hatte ihn nicht überfallen, nicht wirklich. Denn das, was dieser ihm genommen hatte, wollte KangTa nicht mehr. Er wollte es Shin geben...er wollte Shin alles geben, was er besaß. Nur um sich bei ihm zu bedanken. Und da KangTa eigentlich nur noch sich selbst besaß, wollte er sich gern Shin schenken. Nur wie bald das Realität werden würde, ahnte er nun noch nicht. Durch KangTas sofortiges Kopfschütteln musste Shin wieder lächeln. Irgendwie hatte er genau das erwartet, damit gerechnet. Doch hob er dann den Kopf und sah von ihm auf, zu der kleinen Bar, zu der er mit KangTa gehen wollte. Doch wollte er dort nicht mehr hin. Kaum ein Ort könnte noch geeignet für... ihre Zweisamkeit sein. Aber mit zu sich könnte Shin ihn unmöglich nehmen. "Lass... uns gehen, ich bring dich nach Hause." Meinte Shin mit liebevoller Stimme und würde, wenn KangTa es wollte, auch noch etwas mit zu ihm kommen. Shin würde ihm jeden Wunsch erfüllen. Etwas abwesend sah KangTa zur Seite und nahm nur Shins Atem wahr. Wie er dessen Brustkorb füllte und ihn dann wieder verließ. In einem ewigen, beruhigenden Auf und Ab. Dieser Abend brachte mehr mit sich, als er erwartet hatte. So ließ er dann auch von Shin ab, als dieser das sagte, legte völlig selbstverständlich seine Hand wieder in dessen und sie konnten gehen. KangTa bräuchte nie mehr als Shins Hand, die ihn führte, um zu seinem Ziel zu kommen. So konnte sich auch kein ungutes Gefühl bei ihm einschleichen, als sie durch dunkle Gassen und Straßen hindurch wieder zu seiner Wohnung kamen. Es war auch selbstverständlich geworden, dass Shin die Hand KangTas hielt, wenn dieser es zuließ. Und so führte er ihn einmal mehr und brachte ihn nach Hause. Shin würde nie zulassen, dass KangTa etwas passierte. Nicht, so lange es in seiner Macht lag. Shin sah die Treppe hinauf und zu KangTas Wohnung. Etwas sehnsüchtig, denn vermisste er ihn schon bei dem Gedanken daran, gleich von ihm gehen zu müssen. Daher drückte er dessen Hand noch einmal ein wenig fester und seufzte still. Er liebte dieses Gefühl. Er konnte nicht jeder Zeit bei KangTa sein, ganz anders als bei seinen Schätzen, das gab KangTa noch einen ganz anderen Reiz. Ließ dessen Wert noch viel höher steigen und jede Sekunde mit ihm. Ein bisschen verlegen sah KangTa Shin nun an. Er musste seine Bitte einfach aussprechen, sonst würde er es bereuen. Er wollte nicht, dass der Abend jetzt schon zu Ende war. "Shin...ich wollte fragen, ob du vielleicht noch mit...zu mir kommen möchtest?" Etwas zitterig erwartete er dessen Antwort und sah ihn bittend an. Kapitel 18: No lonley Morning ----------------------------- Kein einsamer Morgen *Shins Sicht* Im ersten Moment glaubte Shin, sich diese Frage nur eingebildet zu haben, aber dann sah er KangTa in die Augen, sah dessen Blick und er wusste, er hatte richtig gehört. Shin lächelte. "Sehr gern." Entgegnete er mit sanfter, klangvoller Stimme und führte KangTa nun mit sich die Treppe hinauf. Und Shin genoss es, KangTas Hand noch halten zu können, denn allein ihre Berührung war wie das Streicheln einer Feder. Dankend begannen KangTas Augen zu leuchten, als Shin zu sagte und dann sogleich vorging. Er konnte sein Glück kaum fassen. Und in diesem schon fast schwebend geleitete er Shin in seine Wohnung, nahm ihm die Jacke ab und kochte ihnen einen Tee. Das wäre doch das schönste, was man an diesen kühlen Abenden tun konnte. Tee trinken und.....kuscheln. Ja, KangTa ließ nun seine Hemmungen fallen. Er ging mit Shin ins Wohnzimmer und schaltete den Fernseher auf irgendein Programm. Und als sein Freund sich dann auf das Bett legte, konnte er nicht anders, als sich gleich zu ihm zu legen und seinen Kopf an Shin zu schmiegen, als würden sie jeden Abend nichts anderes tun. Nachdem KangTa die Tür aufgeschlossen hatte, folgte Shin ihm in die Küche, wo er diesen dabei betrachtete, wie er Tee kochte. Shin sah KangTa sehr interessiert zu und verfolgte jede Bewegung. KangTa war elegant, mit jeder kleinen Handbewegung. KangTa war anmutig und schön. Shin verliebte sich immer wieder neu und wollte ihn halten, berühren. Doch nahm er dann stattdessen die Teetasse in die Hand und lief mit KangTa ins Schlafzimmer. Und da dieser den Fernseher einschaltete, begab sich Shin auch gleich auf das Bett. Er sog die Luft tief ein. Ja, so duftete KangTa. Hier duftete alles nach ihm. Und kurz darauf hatte er ihn schon wieder bei sich. Ganz nah. Shin legte den Arm um ihn, damit KangTa auch nicht einmal auf die Idee kam, wieder zu verschwinden. Aber warum sollte er verschwinden? Es ging ihm nirgends so gut wie hier. In diesen Armen, die ihn beschützten und bewahrten. Müde schloss er die Augen und nahm jeden Atemzug Shins wahr. Er wollte nichts von diesem Augenblick vergessen. Er wollte sich alles sehr genau einprägen. Es war so ein schönes Gefühl jemanden...so speziell...zu lieben. Er fühlte es, tief in seinem Herzen, dass es nur noch das war, was ihn aufrecht hielt Schon nach kurzer Zeit verfiel Shin wieder dem Wunsch, KangTa streicheln zu wollen und so tat er es auch. Seine Hand glitt über dessen Rücken und beachtete auch KangTas Arm. Durch den Stoff des Hemdes konnte Shin die Muskeln spüren und er widmete sich ihnen mit den Fingerspitzen und würde auch sie gern... Aber nein, Shins Gedanken gingen zu weit. Doch liebte er noch keinen Schatz so sehr wie diesen. Auf keine solche Weise. KangTa knüpfte das Band immer fester, das Shin bei ihm gefangen hielt, doch würde Shin sich nie dagegen wehren. Nur... dieses Begehren... Dieser Frieden, der einkehrte, als Shin begann ihn zu streicheln, gab KangTa schon wieder etwas Zuversicht für den nächsten Morgen. Zu gern würde er ihn mit Shin erleben. Denn jeder Moment mit Shin brachte ihm diesen Frieden. So seufzte er angetan auf und kuschelte sich noch weiter an seinen...Beschützer. Wer hätte je gedacht, dass es einmal soweit kommen würde...mit ihnen? Doch ob es nun normal war oder nicht, KangTa wollte es genießen und das tat er in vollen Zügen. Hier wollte er nicht mehr Inspektor An KangTa sein. Nein, nur noch KangTa, der zu Shin gehörte. Und mit diesem festen Gedanken ließ er sich ganz in den Schlaf gleiten. Wie ein Kind, das nur bei seinem Teddybären friedlich schlafen konnte. Auch Shin sank in diesen Frieden und verweilte gern in ihm. Hier waren sie nur Shin und KangTa und nicht der Polizist und der Reporter... das Phantom. Er war für gewöhnlich lieber allein, doch mit KangTa an seiner Seite hatte er das schönste Glück gefunden. KangTa schlief bald ein, was Shin mit einem Lächeln feststellte. Doch würde er aufstehen, würde er ihn sicher wecken und das wollte Shin nicht riskieren, daher blieb er einfach ruhig sitzen und streichelte KangTa unbeirrt weiter. Doch angelte er nach der Fernbedienung, um den Fernseher auszumachen, wodurch nun nur noch die Dunkelheit im Raum herrschte. Shin war sie vertraut... und er scheute sie nicht. In ihr fühlte er sich nur noch wohler, daher schloss er irgendwann selbst die Augen und ließ es zu, dass er einschlief. Ohne an irgendetwas zu denken, an morgen oder die Arbeit. Nur einen Gedanken an KangTa, den konnte er nicht von sich werfen. Als auch Shin nun in den Schlaf fand, wurde es ganz still und KangTa schlief diese Nacht, zum ersten Mal seit langem, ohne ein unruhiges Gefühl. Er war nicht mehr alleine. Nicht hier mit Shin. Es war früh am nächsten Morgen, als KangTa vom Straßenlärm geweckt wurde. Draußen vor dem Fenster ertönte einen Moment lang ein lautes Gehupe, welches ihn abrupt aus dem Schlaf beförderte. //Och nein...noch nicht aufstehen...// Dachte er und schlang seine Arme um sein Kissen, als wollte er sich so im Bett halten. Bis er bemerkte, dass sein Kissen härter war als sonst...und warm und...es bewegte sich. Erschrocken setzte er sich auf und blickte auf...Shin. Shin der friedlich unter ihm lag und schlief. Das war im ersten Moment so früh am Morgen etwas zuviel für ihn. KangTa taumelte langsam aus dem Bett, stützte sich an der Wand ab und sah weiter auf seinen Freund. Waren sie gestern Abend etwa zusammen eingeschlafen? Plötzlich kam ihm das alles wie ein Traum vor. Dieser Kuss und das Kuscheln mit Shin. Als wenn er nicht ganz bei sich gewesen wäre. Leise schlich er aus dem Raum, ins Bad und dann in die Küche, begann Frühstück zu machen. Für sich und Shin. Über diese Zeit wurde er sich der Geschehnisse wieder bewusst und am Ende musste er lächeln. Er hatte sich gestern von Shin küssen lassen...er fühlte sich wohl bei diesem Mann. Es war verrückt, aber sicher nichts Schlechtes. Er brach damit doch nicht sein Versprechen. Solange er sich weiter auf...seine Arbeit konzentrierte. Seufzend stellte er sich ans Fenster, während der Tee zog...ja, da müsste er heute auch wieder hin, ohne Shin. Nichts zog ihn in der Nacht von KangTa weg, Shin blieb, wo er war, doch hätte KangTa ihn wohl ohnehin nicht fortgelassen. Doch wurde er, durch das laute Hupen, auch widerwillig aus dem Schlaf geholt. Leicht verschlafen öffnete er etwas die Augen und bemerkte im nächsten Moment, wie KangTa aufstand. Shin sah ihm noch nach und setzte sich auf, als dieser das Schlafzimmer verlassen hatte. Richtig, er war hier eingeschlafen. Shin suchte nach einer Uhr und durfte dann feststellen, dass es noch recht früh war. Aber ihm sollte es Recht sein, so blieb ihm noch etwas Zeit. Zeit mit KangTa. Er rutschte vom Bett und lief ihm nun nach. Als er in die Küche kam, sah KangTa aus dem Fenster, in die Ferne und wirkte wieder sehr nachdenklich. Shin mochte das nicht. Nicht, wenn KangTa dabei so traurig aussah. Er lief auf ihn zu und blieb dicht hinter ihm stehen, legte beide Hände auf KangTas Schultern, schmiegte sich an dessen Rücken und folgte diesem besorgten Blick aus dem Fenster. "Guten Morgen." Meinte er dann leise und lehnte seinen Kopf gegen KangTas. Er war viel länger hier geblieben, als er es gedacht hatte, aber gab es Shin die Möglichkeit, KangTa noch etwas besser kennen zu lernen und wenn dieser schlief, sah er noch viel unschuldiger aus. Dieser Engel. Er hatte gar nicht bemerkt, dass Shin auch erwacht war. Umso erschrockener zuckte er zusammen, als diese Hände sich auf seine Schultern betteten und sein Ohr sich mit Shins ruhiger Stimme füllte. Sofort zog es ihn von seinen Gedanken fort und KangTa blieb ruhig stehen. "Guten...Morgen." Meinte er leise und musste leicht lächeln. Könnte es doch nur immer so sein. Mit Shin. Langsam drehte er sich um und sah diesem in die Augen. "Hast du gut geschlafen?" Als KangTa sich umdrehte, wich Shin kein Stück zurück und so spürte er wieder dessen Atem. So anlockend. Shin erinnerte sich noch sehr genau an ihren... Kuss und an dieses Gefühl. An KangTas Lippen, so weich. "Ja, ich habe wundervoll geschlafen und ich bin mir sicher, dass du nicht unschuldig daran bist." Entgegnete Shin und lächelte. Seine Hände, die von KangTas Schulter rutschten, als KangTa sich umdrehte, fanden sich nun, links und rechts von KangTa, auf dem Fensterbrett wieder und nahmen ihn so gefangen. Gefangen von Shin. So nah. Es war schön, dass Shin gut hatte schlafen können. Doch dass es sein Verdienst sein sollte, konnte KangTa nicht so recht glauben. Bevor er widersprechen konnte, tat sein Freund allerdings schon wieder etwas Verwirrendes. Als er ihn plötzlich so umzingelte. KangTa lehnte sich aus Reflex ein kleinen wenig zurück und hob leicht einen Arm. Als wollte er Shin trotz allem auf Distanz halten. Er wusste nicht, was ihn dazu verleitete, doch irgendwie geschah es einfach. Als wollte er sich nun, wo er wieder völlig bei sich war, nicht mehr ganz so einfach gehen lassen. "Ähm...äh...das ist...schön. W-willst du vielleicht was...was essen?" Shin stemmte sich vom Fensterbrett, von KangTa weg, als dieser in Abwehrhaltung ging. Dann wandte er sich leicht um und streckte sich ein bisschen. Er wollte KangTa in keine unangenehme Situation bringen, daher ging er auch auf dessen Frage ein. "Das wäre schön." Mit KangTa zu frühstücken und noch etwas bei ihm zu sein, wäre schön. Shin müsste zwar noch zu sich, um sich umzuziehen, aber das hatte Zeit. Und so lange KangTa ihn nicht loswerden wollte... Er entspannte sich wieder etwas, als Shin zurücktrat. Das war doch etwas beengend gewesen. Tief atmete er durch und lächelte dann. Leicht piekste er Shin in die Seite, als dieser sich streckte und trug den Tee zum Tisch. Ja, es war alles wunderschön und in Ordnung, in bester Ordnung...Er und Shin frühstückten jetzt, Shin hatte ihn geküsst...alles war ganz normal und in Ordnung. KangTa könnte sich bei diesem Gedanken die Haare raufen. Das war definitiv nicht normal! Und doch war es ein so wunderschönes, so süßes, so weiches Gefühl gewesen...dass er zugeben musste, es gern wieder verspüren zu wollen. "Darf ich kurz dein Bad benutzen" Fragte Shin kurz darauf, als KangTa den Tee auf den Tisch stellte und schier etwas nachdenklich wirkte. Innerlich ließ es Shin lächeln, da KangTa so verträumt unvergleichlich... niedlich aussah und das kam bei Männern doch eher selten vor. Aber dass dieser etwas Besonderes war, wusste Shin ja schon lange. Und... er wollte ihn so gern... besitzen, diesen kostbaren Schatz und doch sollte KangTa die Freiheit gehören, in einer schöneren Welt als dieser hier. Er sah auf, als Shin ihn das fragte. Dann nickte er. "Ja, klar. Willst du duschen, dann leg ich dir schnell ein Handtuch raus?" Lächelnd führte er Shin aus der Küche und zum Bad. Es war nicht gerade groß, doch für eine Person reichte es. Schnell ging er zu einem der Schränke und zog ein weißes Handtuch heraus. "Hier. Lass dir Zeit...wir haben sie ja." Sagte er und schloss dann die Tür von außen. Shin hatte eigentlich nicht vor zu duschen, doch als KangTa ihm das Handtuch gab und danach verschwand, zuckte er kurz mit den Schultern. Auch wenn sie Zeit hatten, würde er sich dennoch beeilen, daher wusch sich Shin rasch am Waschbecken das Gesicht und zog sich anschließend aus, um unter die Dusche zu steigen. Er erschauderte, da im ersten Moment nur kaltes Wasser heraus kam, entspannte sich dann jedoch, als es warm wurde. Doch noch während er duschte, ging Shin der Gedanke durch den Kopf, dass KangTa viel mehr zustand, als nur so eine kleine Wohnung... Aber bald würde sich ja einiges ändern... Für sie beide... Nichts ahnend, was Shin da weiter ausheckte, ging er ins Schlafzimmer und schüttelte das Bett auf. Unweigerlich überkam ihn wieder das Bild von Shin, wie er seelenruhig da lag und nichts seinen Frieden zu stören schien. Ja, es war wirklich ein sehr schönes Gefühl, mit Shin zu erwachen. Und genauso glücklich, wie er sich fühlte, lächelte er auch hinaus, als er das Fenster öffnete. So zufrieden war er schon lang nicht mehr. Keine zehn Minuten später, stellte Shin das Wasser ab und stieg aus der Dusche. Nachdem er sich abgetrocknet hatte, zog er sich wieder an und hing das Handtuch auf. Und irgendwie musste er schmunzeln, wenn er darüber nachdachte, dass es doch auch das Phantom war, dass es sich hier gut gehen ließ, bei KangTa und ohne dass dieser es wusste. Doch das Phantom war nicht im Dienst, so zupfte Shin seinen Hemdkragen zu recht und verließ das Bad. Noch eine ganze Weile hielt er sich am Fenster auf. Doch hörte er irgendwann die Badtür und verließ sein Schlafzimmer wieder, um nun endlich mit Shin zu frühstücken. Dieser stand auch schon, mit dem Rücken zu ihm, in der Küchentür. Leise trat KangTa näher. Sehr nah an Shin und atmete tief ein. Shin duftete so frisch...dass es ihn stark anzog. Lächelnd schlangen sich seine Hände um Shin Bauch und er drückte sich an ihn. Das brauchte er jetzt einfach. Als Shin in der Küchentür stand, war von KangTa keine Spur. Doch gab es nicht viele Auswahlmöglichkeiten, wo er sein könnte. Schon im nächsten Moment hörte Shin das ganz leise Knarren des Bodens. Er horchte auf, wusste aber, wer da auf ihn zukam und blieb still stehen. Abwartend. Und einen Augenblick später schlangen sich KangTas Arme um ihn. Shin war sichtlich überrascht, doch nicht abgeschreckt. Lächelnd quittierte er plötzlich KangTas Nähe, die dieser ihm selbst schenkte. Angetan atmete Shin ein und schmiegte sich etwas gegen den Körper KangTas. Und zum ersten Mal hatte er den Wunsch, sich fallen zu lassen. Einfach so. Er wusste, bei KangTa wäre er in guten Händen, doch belächelte Shin seine eigenen Gedanken. Musste er doch KangTa selbst in gute... in seine eigenen... Hände bringen. Als sein Freund sich nun auch an ihn schmiegte, war KangTas Glück perfekt. Wer hätte gedacht, dass Zweisamkeit so schön sein könnte? Doch schob er Shin nun ein Stück in die Küche hinein. "Komm, lass und was essen. Ich hab Hunger." Meinte er und ließ Shin dann wieder los, um sich an den Tisch zu setzen. Auch seine Küche reichte gerade mal für zwei Personen. Aber KangTa hatte ja so oder so nie Besuch. Schon gar nicht von vielen Leuten. Doch daran dachte er nun wirklich nicht. Der einzige Mensch, den er bei sich haben wollte, war bei ihm. Das reichte. So biss er herzhaft in sein Frühstück, wie schon lang nicht mehr. Unverwehrt ließ sich Shin dann in die Küche schieben, auch wenn er es bedauerlich fand, dass KangTa ihn darauf hin wieder los ließ. Doch setzte sich dann auch er an den Tisch, besah sich jedoch sein Gegenüber zunächst schmunzelnd, bevor er selbst zu essen begann. Da hatte er in KangTa nicht nur einen kostbaren Schatz gefunden, sondern wahrhaftig einen Freund. Nur dürfte er ausgerechnet seinem einzigen Freund seine Geheimnisse nicht anvertrauen. Noch nicht... "Was wäre für dich unverzeihlich? Ich meine, was sind Dinge, die du einem Menschen nie verzeihen könntest, mal abgesehen von Mord und solchen Sachen..." Warf Shin dann, doch etwas nachdenklich, ein und rührte in seinem Tee herum, wobei er zu KangTa auf sah. Die Frage fand er jetzt seltsam. Daher stutzte KangTa auch erst, sah dann aber nachdenklich auf die Oberfläche seines Tees. Darüber musste er erst nachdenken. "Eigentlich hab ich keine Ahnung...es gab noch nie jemanden, dem ich etwas verzeihen musste...nicht so richtig. Deswegen weiß ich auch gar nicht, was ich schlimm finden könnte...vielleicht, wenn jemand sein Versprechen brechen würde." Meinte er nach einiger Zeit und rührte dann in seinem Tee und trank einen Schluck. "Aber bis jetzt hat mir noch nie jemand, außer dir, etwas versprochen." "Und das werde ich auch nie brechen!" Kam es sofort von Shin, als KangTa ihm das sagte, starrte dann aber selbst wieder in die Tasse. KangTa war ganz sicher ein herzensguter Mensch, aber Shin konnte nicht sagen, dass er seinen Plan abbrechen würde, nur weil er befürchtete, dass KangTa ihn dann hassen würde, weil er von ihm hintergangen wurde. Nein, das ging nicht. Es würde schon werden. Irgendwie. Vielleicht war Shin jetzt etwas naiv, was ihm nicht ähnlich sah, aber er wollte einfach nur das Beste hoffen. Er wollte nur das Beste für KangTa. Langsam löste sich seine Hand von der Teetasse und sie streckte sich KangTa, über die Hälfte des Tisches, entgegen. "Ich werde dir ein Freund sein, immer... und ich bitte um dein Vertrauen." Es erschien sicher seltsam, dessen war sich Shin bewusst und er wusste auch, dass es nicht ganz fair war, sich dieses Vertrauen von KangTa versprechen zu lassen. Jetzt schon. Ohne dass dieser... alles wusste. Offen sah KangTa Shin an und lächelte, als dieser das sagte. Das hörte sich alles so wunderschön an und er wollte es gern glauben. KangTa legte seine Hand in Shins, als würde dieser ihn zum Tanz auffordern. "Ja, ich vertraue dir Shin. Ich vertraue dir mein Leben an, wenn du es willst." Sagte er leise und ernst. Sein Lächeln war verschwunden. Doch KangTa war glücklich. Sein Leben anvertrauen... Ja, das wollte Shin. KangTa sollte ihm sein Leben anvertrauen und Shin würde darauf aufpassen. Und so wie KangTas Lächeln verblasste, kam Shins noch einmal neu hervor. KangTa wusste gar nicht, was er ihm damit sagte... Shins Finger umschlossen KangTas Hand und drückten sie sachte, bis sie sie wieder frei gab und dabei leicht streichelte, wie schon einmal im Museum. Doch jetzt durfte Shin es ganz offensichtlich, was er genoss. Ohne etwas hinzu zu fügen, trank Shin seinen Tee und überließ KangTa dessen eigenen Gedanken. Nein, er wusste nicht und ahnte nicht, wie er sein Leben in Shins Hände legte. Doch dies tat jetzt nichts zur Sache. Nicht, wenn es dieses Streicheln war, das seine Hand eines Kribbelns beschenkte und dieses Lächeln, welches ihm alle Sorgen nahm. Und KangTa verfiel wieder in Gedanken. Doch nur schöne und verträumte Gedanken. Und genauso zeigte es sein Blick, der tagträumerisch in die Ferne schweifte, mit einem leisen Lächeln auf den Lippen. Und genau dieser Anblick entging Shin nicht. Sollte KangTa ruhig schon einmal von einem schöneren Leben träumen... Shin würde all seine Vorstellungen real werden lassen und sie übertreffen. So widmete sich Shin, in aller Unschuld, seinem Toast und seinen Gedanken an die Zukunft. Nach dem Frühstück war es dann so langsam Zeit zu gehen, für Shin, da er noch zu sich nach Hause musste. Aber sie würden sich wieder sehen, das war für beide gewiss, wenn auch für Shin mehr als für KangTa. KangTa bemerkte, wie Shin, gegen Ende des Frühstücks, auf die Uhr sah. Natürlich. Es war doch schon recht spät. Daher stand er schon von selbst auf und brachte ein paar Sachen zur Spüle. "So, ich denke, es wird sicherlich langsam Zeit. Aber ich hoffe doch, wir sehen uns wieder und dass du dich nicht überarbeitest." Sagte er grinsend und wandte sich Shin zu, um ihn zur Tür zu geleiten. Das sagte gerade der Richtige... Aber Shin ging nicht weiter darauf ein, nickte nur und zog sich seine Jacke über, nachdem er seine Schuhe an hatte. "Ja, wir sehen uns." Versicherte er KangTa lächelnd, wobei er ihn in seine Arme zog. Eine Umarmung, zum Abschied, wollte er sich nicht nehmen lassen und so drückte er KangTa sachte an sich, atmete ein letztes Mal dessen Duft ein und lief dann auch schon aus der Wohnung hinaus und die Treppe hinab, nachdem er KangTa wieder frei gab. Unten an den Stufen angekommen, drehte Shin sich noch einmal und winkte KangTa kurz zu. "Dann bis später." Noch ein Lächeln und Shin war verschwunden. Kapitel 19: The living Prey --------------------------- Die lebendige Beute *KangTas Sicht* Wie schön, dass Shin diese Umarmung nie ausließ. So klammerte sich KangTa noch einen Moment lang an seinen Freund und ließ ihn dann gehen. Etwas wehmütig sah er ihm nach und ging dann zurück in seine Wohnung. Wieder allein kam es ihm noch einsamer vor...aber all die schönen Momente würden ihm in Erinnerung bleiben. Und er fühlte sich so gut und kraftvoll wie schon lang nicht mehr. Was ihn auch dazu brachte, sich einen weiteren Tag in die Arbeit zu stürzen. Auch wenn das Klima im Revier sich nicht gebessert hatte. Heute gab es auch wieder einige Einsetze...in der Stadt. Schon als sie zum Ersten mussten, wollte KangTa sich am liebsten davor drücken. Er bekam Angst davor, jetzt mehr denn je. Shin hatte ihm soviel schönes gezeigt...was wenn jetzt etwas passierte? Etwas Schlimmes... Und es wurde nicht nur einmal an diesem Tag gefährlich...auch wenn es meistens nur in einer Schlägerei endete, in der KangTa nicht sehr mitgenommen wurde. Er hasste diese Typen. Warum konnten sie das nicht einfach lassen? Warum gab es solche Menschen überhaupt, die solche Dinge taten? Hatten sie vielleicht das Selbe erlebt wie er und wollten...ihre Gefühle darüber so zum Ausdruck bringen oder war ihnen einfach nur langweilig? Diese Welt wurde ihm immer unverständlicher. Ohne Shin gäbe es für ihn überhaupt keine Klarheit mehr. Und an diesen dachte er auch, unaufhörlich. Keine halbe Stunde später, war Shin bei seiner Wohnung angekommen, wo er sich umzog und noch einmal nachsah, ob auch alles am rechten Fleck war. Dann machte er sich wieder auf zur Arbeit und bei ihm war es nicht annähernd so aufregend oder gefährlich. Er traf sich noch einmal mit dem Chef des Jungunternehmens und hatte anschließend nur kleine Recherchen. Zur Mittagspause schaffte es Shin jedoch nicht und er saß selbst nach Feierabend noch in der Agentur an seinem Schreibtisch und arbeitete. Aber auch seine Gedanken lagen unentwegt bei KangTa. Anders ging es gar nicht. Und wenn Shin ihn schon nicht richtig sehen konnte dann wenigstens im Internet. Durch ein Bild in einem Artikel auf der Homepage der Polizei. Am Freitag kam KangTa gerade so in die Mittagspause. Er rannte zu dem Cafe, in der Hoffnung...Shin anzutreffen. Doch so lang er auch wartete, dieser kam nicht. Seufzend verließ er es, ohne von Shin gehört zu haben. Und das sollte sich auch über das Wochenende nicht ändern. Was auch immer er mit Shin erlebt hatte, KangTa traute sich wieder nicht, sich bei Shin zu melden. Er wollte ihn nicht belästigen und...und dann noch sein Versprechen. Er sollte sich auf seine Arbeit konzentrieren. Doch das fiel ihm wie immer schwer. So auch Montag, als er Shin schon wieder nicht traf. Was war nur geschehen? Hatte der Erdboden sich aufgetan und seinen Freund verschluckt? Oder was war hier los? Die Sache von Mittwochnacht und Donnerstagmorgen...war es das gewesen? Hatte Shin jetzt nichts mehr für ihn übrig? Das konnte KangTa nicht glauben. Shin machte in den nächsten Tagen weiter, wo er aufgehört hatte; bei der Arbeit. Er bekam zwar immer noch die kleineren Aufträge, doch durfte er dafür quer durch die Stadt fahren und hatte daher keine Zeit, ausgerechnet in das kleine Café zu kommen oder KangTa nach der Arbeit noch einmal abzuholen. Leider. Sonntags hatte er diese Woche auch nicht frei, geschweige denn früher Feierabend. Erst am Montag sah er KangTa wieder. Shin stand gerade auf der Brücke, die über die große Hauptstraße führte und KangTa lief unten den Fußweg entlang. Shin rief nach ihm, doch mussten seine Rufe in dem ganzen Lärm untergehen, da KangTa nicht reagierte. Shin seufzte und konnte seinem Freund nur nachsehen. "Dann... auf bald..." Murmelte er vor sich her und lief dann langsam weiter. Aber ganz anders als KangTa würde Shin ihm eine Nachricht zukommen lassen. Das Phantom ließ ihm eine Nachricht zukommen. Eine Ankündigung. Die erste von dreien. KangTa würde sie sehen, so bald er wieder zu Hause war und in den Briefkasten schaute. Auf der Karte stand nur ein Ort und das war der erste Anstoß für Shins Plan. Dass sich nun ein alter Bekannter auch wieder bei ihm melden würde, anstatt Shin...was ja irgendwo das Selbe war, ahnte KangTa nicht. Daher sah an diesem Abend völlig erwatungslos in den Briefkasten, höchstens in der Hoffnung, dass die Zeitung endlich drin lag, die die Post scheinbar heute Morgen vergessen hatte. "Was ist denn-! Das Phantom!" KangTa schnappte sich fast schon erfreut die Karte und starrte sie an. Darauf stand ein Ort! Ein Museum. Ein Museum in dem gerade eine Ausstellung über historischen Schmuck stattfand. KangTa sah die Karte an...aber da war keine Zeit. Und warum ging diese Karte überhaupt zu ihm persönlich? Verstohlen sah er sich um, als wenn irgendjemand verdächtiges hinter ihm stehen könnte. Doch da war niemand. Seltsam. Aber es sollte noch seltsamer werden. Als KangTa die Karte entdeckte, war Shin noch in der Agentur und suchte geeignete Fotos heraus, die er für seinen Artikel verwenden könnte. Und wenn er von KangTas Gedanken wüsste, würde er ihm zustimmen; es würde noch seltsamer kommen und ganz Unverhofftes würde passieren... So erhielt KangTa am nächsten Tag, auf die gleiche Weise, die nächste Ankündigung. Auf dieser stand der Tag. Freitag. Doch tauchte Shin von diesem Tag, der ein Dienstag war, an bewusst nicht mehr bei KangTa auf. Er beobachtete ihn aus der Ferne und... wachte über ihn. Und am Mittwoch kam die letzte Ankündigung für KangTa und diese verriet noch ein wenig mehr. ~ Der Nebel des Schlafes wird dem Objekt die Sinne stehlen. ~ Eine verschlüsselte Botschaft und nur Shin... das Phantom, wusste über die genaue Bedeutung. Erst Tags darauf folgte die offizielle Ankündigung an das Revier: ~ Morgen Nacht, 1 Uhr, werde ich mir den Diamant des Liebreizes holen. das Phantom ~ Dass das eine falsche Fährte war, konnte niemand wissen, außer KangTa würde die verschlüsselte Botschaft verstehen... Und das Phantom... es machte sich einen kleinen Spaß daraus, so ernst das alles auch war. So sehr KangTa es sich auch erhoffte...von Shin war keine Spur mehr. Am Mittwoch gab er es auf, in das Cafe zu gehen und damit schien alles wieder beim Alten zu sein. Shin schien verschwunden und er hatte wieder nur seine Arbeit, die auf ein Neues begann ihn fertig zu machen. Und während dieser Zeit häuften sich diese Ankündigungen in seiner Wohnung. Eigentlich hätte er es tun sollen, doch er erzählte erstmal niemandem davon. Von nichts...auch nicht von der letzten, die ihm den Schlaf der Nacht an diesem Mittwoch nahm. Was hatte das zu bedeuten? //~ Der Nebel des Schlafes wird dem Objekt die Sinne stehlen. ~// Lange wollte er auf keinen Nenner kommen, bis es Klick machte. Nebel des Schlafes....vielleicht ein Mittel, ein Gas zur Betäubung. Zur Betäubung der...Polizisten? Aber warum dem Objekt? Das ergab doch gar keinen Sinn. So blieb ihm die wichtigste Botschaft dieser Ankündigung verschlossen. //Warum dem Objekt...es wird doch nichts lebendiges sein...// Und damit lag KangTa zumindest irgendwie richtig, denn als man ihm am Donnerstagmorgen die richtige Ankündigung vorlegte, war das alles noch viel verwirrender. "Gut, dann müssen wir jetzt unsere Vorbereitungen treffen und...wir sollten sehr vorsichtig sein..." Alle sahen ihn fragend an, bis er diese letzte persönliche und recht seltsame Ankündigung vorlegte. K.O.-Gas also.... Shin hatte viel zu tun, neben seiner Arbeit als Reporter hatte er auch den Raubzug des Phantoms vorzubereiten. Es würde der größte überhaupt und es bedarf viel Genauigkeit. Wenn er etwas übersah oder ausließ, konnte alles scheitern. Einen... Menschen zu 'stehlen' war auch nicht unauffällig, besonders wenn viele Polizisten anwesend waren. Sicher, das Phantom bräuchte nur nachts bei KangTa einzubrechen und ihn zu entführen, doch würde das dem Stil des Phantoms nicht ähnlich sehen...Außerdem schuldete es KangTa noch einen letzten fairen Kampf.... Weit nach Feierabend, als es auch schon dunkel geworden war, fuhr Shin mit einem Wagen ganz in die Nähe des Museums und parkte ihn dort in einer der Seitenstraßen. Morgen hätte er keine Zeit dafür. Noch einmal sah er sich von hier aus um, als er ausgestiegen war und machte sich dann auf den Weg in seine Wohnung. Je näher die Stunden rückten, desto nervöser wurde Shin. Aber er vertraute auf sich selbst und dass alles so klappte, wie er es sich ausgedacht hatte. Und er vertraute darauf, alles sorgfältig geplant zu haben... Wie es sein würde, KangTa dann bei sich zu haben, daran konnte Shin nicht denken und das wollte er auch noch nicht. Dass alles gelang, stand unumstritten im Vordergrund. Am nächsten Tag, dem Tag des Geschehens, ging Shin immer wieder alles durch, ob er auch nichts vergessen oder übersehen hatte. Er wusste, wie er ins Museum kommen und sich dann zu dem Diamanten begeben würde. Und er wusste, wie er KangTa in seine Falle locken würde. Das Schwierigste war und blieb der Punkt, an dem er ihn aus dem Museum heraus und zum Wagen brachte. Viel Glück würde dazu gehören. Shin machte etwas früher Feierabend und tauchte schon bald in der Nähe des Museums auf. Unauffällig schaffte er es, sich unter die Polizisten zu schmuggeln, als Polizist verkleidet. Seine blonden Haare unter der Mütze versteckt und eine Brille mit Fensterglas gaben ihm ein etwas anderes Aussehen. Mal sehen, was sich die Polizei so gedacht hatte... Shin lief zwei Beamten nach, die gerade auf KangTa zuliefen, um die letzten Anweisungen entgegen zu nehmen. KangTa sah mitgenommen aus, das stellte Shin nur sehr ungern fest, aber bald... //Hab noch etwas Geduld, mein Freund...// Da der "Diamant des Liebreizes" eines der wertvollsten Stücke des Museums war, belegte der Museumsbesitzer, Herr Lee, KangTa den gesamten Tag damit, dass dem Diamanten und auch sonst allen Stücken auf keinen Fall etwas passieren dürfe. Das wäre unverzeihlich und unersetzlich. Dazu kam noch, dass scheinbar alle hier nicht zuhören konnten und KangTa ständig seine Anweisungen wiederholen musste. Das war einfach alles zuviel, konnten sie sich das nicht merken oder wollten sie ihn ärgern? Kurz vor der angekündigten Zeit stand er, wenigstens einmal ein paar Sekunden in Ruhe gelassen, vor dem Gebäude und sah daran hinauf. Das Phantom war wahrscheinlich nervöser als er. Doch KangTa hatte ein ungutes Gefühl. "Inspektor? Sollen die Truppen sich jetzt verteilen?" "Äh was?...Ah ja, ja. Es geht gleich los. Alle vier auf ihre Posten. Halt mal, wo sind eure Masken? ...Ich hab doch gesagt, ihr müsst vorsichtig sein und sie immer bei euch tragen. Wer weiß, was der vor hat!?" Die Polizisten fühlten sich etwas ertappt. KangTa drückte jedem von ihnen eine Maske zum Schutz gegen das vermutete Gas in die Hand und auch das verkleidete Phantom machte da keine Ausnahme. KangTa sah ihm einen Moment in die Augen, doch das war es nicht, was ihn irritierte. Eher das Gefühl, als er sich ihm näherte. Dieses bekannte Gefühl. Er hielt inne...dann schlug die Glocke im Turm über dem Museum 1 Uhr! Er wandte sich ab und rief in die Menge: "OK! Es geht los! Verteilt euch." Und damit war auch KangTa verschwunden und näherte sich dem Raum mit dem Diamanten. Nur dass dieser nicht das Ziel war. Er sah sich etwas um, wo Polizisten aufgestellt waren und wie viele noch ins Museum gingen. Dann blickte Shin wieder nach vorn, als jemand, nein... KangTa, auf einmal vor ihm stand und ihm eine Gasmaske in die Hand drückte. Natürlich, Nebel des Schlafes... Wortlos nahm Shin die Maske entgegen, doch würde er sich auch verraten, hätte er etwas gesagt, so ging er ins Museum, als die Glocken ein Uhr schlugen. Die 'Kollegen', denen er begegnete, teilte er mit, dass Inspektor KangTa angeordnet hätte, sich im Südflügel zu postieren, da er damit rechnete, dass das Phantom von dort kommen wird. Verdutzt sahen sie Shin an, taten aber, wie gesagt und verließen ihren Posten... Jetzt hatte Shin... das Phantom... freie Bahn. Doch anders als alle anderen lief Shin in einen Gang, der in den hinteren abgelegenen Teil des Museums führte, wobei er die Lage prüfte. Im Gebäudeteil, der für das Personal war, lag auch der Überwachungsraum... Shin schaltete den Wachmann aus, der vor den Bildschirmen der Überwachungskameras saß und schaltete die Kameras ab, ohne dass jemand etwas merkte... Dann konnte er aus der Rolle des Polizisten schlüpfen und die des Phantoms übernehmen. Es war nun spät dran, doch würde es jetzt nicht beginnen zu hetzen. In Hektik beging man dumme Fehler. Das Phantom schlich den Weg zurück, den es gekommen war und auch wenn alle Wachposten gegangen waren, war er vorsichtig, erreichte aber letztlich unentdeckt die Halle, in der der Diamant ausgestellt war. Und erst jetzt konnte das Phantom wieder diese Aufregung spüren. Den ersten Schritt tat es unsicher, doch fasste es sich gleich wieder und musste auch nur an KangTa denken. An dessen schreckliches Leben... Von neuer Selbstsicherheit gepackt trat das Phantom entschlossen in die Halle. Nun wurde auch KangTa nervös. So wie er hier schon wieder saß, wartend auf diesen Gegner, den er nie zu fassen bekam. Immer wieder sah er sich um, prüfte die Lage genau. Doch trotz seiner Aufmerksamkeit erschrak er, als das Phantom...aus seinem Blickwinkel heraus scheinbar seelenruhig in die Halle spazierte. Als wäre alles selbstverständlich. Aber warum gab es keine Aufruhe in den Gängen. Was war denn los? Wo waren die Polizisten? Oder hatte es das Phantom bei dem Aufgebot an Personal etwa doch geschafft, völlig unbemerkt herein zu kommen? Das war doch unmöglich. Vorsichtig schlich er etwas weiter in die Dunkelheit seines Versteckes hinein und beobachtete diesen Dieb. Wie er durch die Mondlicht erfüllte Halle auf sein...Objekt zulief. //Komm nur und versuch es dir zu holen!// Dass KangTa hier irgendwo war, das wusste das Phantom. So war es doch immer. Aber sollte KangTa ruhig noch etwas auf sich warten lassen. Bedacht trat das Phantom an die Vitrine des Diamantens heran und ging vor, wie er es immer tat, indem er, mit aller Sorgfalt, das Glas aufschnitt und den Diamanten vorsichtig herausholte. Den Alarm wusste das Phantom auszuschalten, als es vorhin auch die Kameras abstellte. So steckte es seine Beute kurz darauf in seine Tasche und drehte sich um, den Blick durch den Raum schweifen lassend. Dann lief es langsam zum Eingang zurück, vor dem gespenstische Stille herrschte. Bisher lief alles nach Plan... Jetzt musste es KangTa nur noch hier heraus und in einen anderen Raum locken. In einen ganz bestimmten Raum. Und das Phantom konnte nur darauf vertrauen, dass KangTa nicht nach seinen Leuten rief... Als es dem Eingang näher kam, beschleunigten sich seine die Schritte, so dass sich KangTa ihm nicht in den Weg stellen konnte, sondern ihm folgen musste... Ja, es passiertes alle so, wie es immer geschah. KangTa war still und ließ das Phantom machen, bis es den Diamanten in der Hand hielt und sich zum gehen wandte. Aber warum sprang es nicht einfach aus dem Fenster oder rannte davon? Und warum war es so verdammt still hier? Allerdings hatte er nicht viel Zeit, darüber nachzudenken, da das Phantom schon so gut wie weg war. Im nächsten Moment sprang er auf und rannte seinem Gegner nach. Und dieser begann nun ebenfalls zu rennen...nein, zu fliegen. "So leicht mach ich es dir nicht!" Rief er ihm nach und wurde nur noch schneller. Endlich kam wieder etwas Leben in ihn. Nur ein wenig, doch es war wundervoll. Doch fragte er sich, wo das Phantom eigentlich hin wollte. Die Gänge waren so verworren, dass er bald selbst nicht mehr wusste, wo sie genau waren. Würde er versuchen, seine Kollegen zu rufen, würde er das Phantom aus den Augen verlieren. Aber ganz alleine würde er es sicher nicht fangen...dachte er zumindest, bis es in eine Sackgasse rannte. Konnte dieses Genie wirklich so dumm sein? Argwöhnisch sah sich KangTa um und ging auf die leicht geöffnete Flügeltür zu, hinter der der Dieb verschwunden war. Es war ein leerer Raum, der in einer Ecke des Gebäudes lag. Es gab keinen Ausweg daraus, außer den, zu dem KangTa nun hinein kam. Die Fenster in diesem Raum bestanden aus bruchsicherem Glas. Was wollte das Phantom dort? Leise öffnete er die Tür und linste hinein. Doch da war nichts! Das konnte doch nicht sein, das Phantom konnte aus diesem Raum nicht entkommen. Verwirrt setzte er zwei Schritte in den Raum und starrte gerade aus. Wie wollte das gehen? Die Antwort sollte er gleich bekommen, denn ein Gefühl in seinem Nacken ließ ihn sich langsam umdrehen. Ein zufriedenes Schmunzeln schlich sich über die Lippen des Phantoms, als sich KangTa endlich zeigte und ihm nun folgte. Das Phantom wurde schneller, es begann zu rennen und KangTa noch immer hinter ihm. Sehr gut. Zielstrebig steuerte es in die Gänge zurück, aus denen es kam; in den Bereich für das Personal. Und noch immer waren die Polizisten von ihren Posten verschwunden. Sie waren also allein. Einmal mehr... Das Phantom huschte in den Raum, zu dem es wollte, als es ihn erreichte und versteckte sich. Nicht lang darauf trat auch KangTa ein. Nur wenige Schritte, doch es reichte und das Phantom kam hervor, schloss die Tür hinter KangTa und dieser war... ihm in die Falle gegangen... Die Blicke des Diebes wanderten über sein Gegenüber, so eingehend, wie schon beim Raubzug zuvor und dann trat er einen Schritt auf KangTa zu. "Dies ist die letzte Chance, die ich dir gebe, mich zu fangen. Deine letzte..." Und dass KangTa sie nicht nutzen könnte, dafür würde das Phantom sorgen, ohne KangTa auch nur ahnen zu lassen, was es im Grunde vor hatte. Dieser Diamant interessierte das Phantom kein Stück... Nur wusste das noch keiner. Hatte er es doch gespürt...allerdings leider zu spät. KangTa fuhr herum und wich einen Schritt zurück. Es gefiel ihm nicht, wie das Phantom ihn nun musterte. Jetzt war doch er der Gefangene oder? "Meine letzte? Warum?...." Das letzte Wort flüsterte er nur noch. Da er nichts von dem Vorhaben des Phantoms wusste, konnte er sich nur die Frage stellen, ob das Phantom vielleicht aufhören wollte. Aber das konnte er sich irgendwie nicht vorstellen. Wenn das hier schon seine letzte Chance war, sollte er sie vielleicht nutzen. Er wusste, wie ihre letzten Kämpfe ausgegangen waren und er war sich sicher, dass dieser kaum anders enden würde und trotzdem wollte er sich noch einmal ins Zeug legen. Und wenn es nur für das Phantom war. "Nun gut, dann...bringen wir es hinter uns!" Und damit schnellte er auf das Phantom zu, packte es am Arm und warf es zu Boden. Vielleicht war es ganz gut, sich noch einmal auf seine Ausbildung zu besinnen. Dieser Kampf sollte auch für das Phantom nicht einfach werden. Das Phantom hatte nicht vor, KangTa diese Frage zu beantworten, er würde es bald von selbst herausfinden... So blieb es still stehen, als hätte es keine Anteilnahme am Kampf und ließ sich zu Boden befördern. "Und jetzt?" Kam es hingegen noch herausfordernd. Dass KangTa ihn... schlagen würde, das bezweifelte das Phantom sehr, doch wurde es nun selbst wieder aktiv. Es packte KangTa bei den Schultern und stieß ihn mit aller Kraft bei Seite, um sich selbst zur anderen zu rollen und wieder auf die Beine zu kommen. Ein neuer Ausgangspunkt. Doch das Phantom durfte nicht zu viel Zeit verschwenden, bevor doch noch etwas unvorhergesehenes passierte und sei es, dass die Polizisten hier herum liefen. "Es ist vorbei..." Wisperte es geheimnisvoll und lächelte KangTa warm an, doch schon im nächsten Moment war es das Phantom, das einen Angriff startete. Eine Finte. Mit viel Geschick gelang es ihm, KangTa zu täuschen und einen Satz hinter diesen zu machen. Ein Arm des Phantoms schlang sich um die Schultern des Inspektors um ihn...bei sich zu halten. Und als dieser hektisch den Kopf nach hinten riss, bekam er eine gehörige Ladung K.O.-Spray ins Gesicht. Das Phantom hatte eine Flasche an seinem Gürtel befestigt...dies war der Moment sie zu nutzen. Jetzt musste alles nur noch seine Wirkung tun. Es trat einen Schritt zurück, ließ KangTa los und... wartete... "Es ist vorbei..." Wiederholte es noch einmal und es glich einer guten Prophezeiung. Überrumpelt und von den Worten des Phantoms durcheinander gebracht ließ er sich von diesem zur Seite stoßen und musste mit ansehen, wie sein erster Erfolg sich gleich wieder in Luft auflöste. Vorbei...was war vorbei und warum hörten sich diese Worte nicht schlecht an? Nicht schlecht für KangTa. Unterstrichen von diesem Lächeln, das nichts Provozierendes oder Gemeines an sich hatte. Er kannte dieses Lächeln, zu gut...und diese Stimme.... Als das Phantom wieder einen Angriff startete, wollte er ausweichen, doch er kam nicht weit. Von hinten gepackt riss er den Kopf herum, wollte sich befreien und bekam die volle Ladung dieses süßlich chemisch riechenden Stoffes ins Gesicht. Hustend stolperte er zurück und rieb sich die Augen. Was war das nur? Und schon wieder diese Worte... "Was...was...meinst du?" Fragte er. Doch die Wirkung zeigte sich schon. Seine Knie gaben langsam nach, er taumelte auf das Phantom zu. Es bewegte sich nicht vom Fleck. Verzweifelt packte er es am Kragen, hielt sich an ihm fest. ~Der Nebel des Schlafes wird dem Objekt die Sinne stehlen.~ Nun begann der Satz in KangTas immer weiter schwindenden Sinnen einen Sinn zu ergeben. Doch es war zu spät. Er konnte nur noch eines, seine letzte Chance nutzen und sich seinen Beweis nun endlich holen. Mühevoll hob er den Arm...er packte die Maske des Phantoms. Endlich konnte er sie Berühren und seinen Gegner entlarven... "Shin..." Verschwommen sah er das Gesicht seines Freundes, das sich lächelnd entblößte. KangTa hatte es gewusst. Doch nun sollte er es niemandem mehr verraten können. Die Kraft schwand aus seinen Händen und er sank an Shin herunter. Nun waren dem Objekt die Sinne wahrhaftig gestohlen. Kapitel 20: Awakening --------------------- Erwachen *Shins Sicht* Doch wieder gab das Phantom keine Antwort, als KangTa es fragte. Und das Phantom wich nicht aus, als KangTa, taumelnd, auf es zukam. Jetzt konnte geschehen, was auch immer KangTa wollte und das Phantom ließ sich die Maske abnehmen. Shin lächelte sein typisches Lächeln und fing KangTa in den Armen auf, bevor dieser ganz zu Boden sinken konnte. "Hast du die Nachricht jetzt verstanden?" Fragte er ihn leise, auch wenn Shin wusste, dass KangTa ihm nicht mehr antworten würde. Behutsam legte er ihn kurz auf dem Boden nieder und nahm dessen Dienstmarke an sich, die er, zusammen mit dem Diamanten und einer Karte, auf den Boden legte. Dann hob er KangTa auf die Arme und verließ mit ihm den Raum, als sicher war, dass die Luft rein war. Leise schlich Shin durch den Gang hin zum Hinterausgang, der dem Personal diente und von dort aus gelangte er auch zu der kleinen Seitenstraße, in der er seinen Wagen gestern geparkt hatte. Als er den Wagen geöffnet hatte, legte Shin KangTa vorsichtig auf die Rückbank, deckte ihn zu und beschenkte ihn noch eines Lächelns. Doch beeilte er sich dann und stieg selbst in den Wagen, um nun, so schnell wie möglich, hier wegzukommen. Und da um diese Uhrzeit nicht viel los war, kam Shin schnell aus Seoul heraus. Doch dauerte es noch eine Weile, bis er bei sich zu Hause ankommen würde. Immer wieder schaute Shin in den Rückspiegel, ob KangTa auch noch schlief und... wie er schlief. So unschuldig und süß. Er hatte es wirklich geschafft... Shin konnte es selbst noch nicht glauben. Das gänzlich zu realisieren... dafür würde auch er noch etwas Zeit brauchen. Irgendwann mussten die Polizisten jedoch feststellen, dass der Diamant fehlte, ohne dass jemand etwas mitbekommen hatte. Wie das Phantom das angestellt hatte, war unklar. Doch war es nur eine Frage der Zeit, bis der Diamant wieder gefunden wurde und KangTas Dienstmarke mit der Nachricht des Phantoms; ~ Den größten aller Schätze habe ich mit mir genommen. das Phantom ~ Dumpfe Laute drangen noch an KangTas Ohren, als Shin ihm diese Frage stellte. Nein, er hätte nicht mehr antworten können, aber er hatte verstanden. Zu spät, aber er hatte verstanden. Bewusstlos lag er in Shins Armen und musste sich von ihm entführen lassen. Doch hatte er am Ende noch einen fairen Kampf bekommen. Nein, das Phantom war nicht hinterlistig. Es stellte sich ihm ganz offen. Nur war KangTa zu schwach, um noch zu gewinnen. Während der gesamten Zeit, in der Shin und KangTa kämpften und auch als Shin KangTa aus dem Gebäude heraus brachte, begangen sich die Truppen zu wundern, was los war und kamen zusammen, um die Lage zu prüfen. Die Lage war, dass der Diamant, wie der Inspektor verschwunden waren. Und die Suchaktion dauerte eine Weile...doch sie fanden nur eines von beidem... Die Beamten tauschten erst verwirrte Blicke. Bis sie verstanden. Inspektor KangTa. Entführt. Aber warum? Doch so sehr sie sich fragten, zurück würden sie ihn sicher nicht so schnell bekommen. Der Inspektor schlief seelenruhig auf der Rückbank von Shins Wagen. Erst nach über einer Stunde, als von der Stadt nichts mehr zu sehen war, machte Shin einen Halt. Ihn hatte das Ganze sehr erschöpft. Kurz wollte er aus dem Wagen steigen, um die Situation gänzlich zur realisieren. Doch nach einigen Minuten drang auch etwas frische Luft zu KangTa und...holte ihn aus seinem nebligen Schlaf. Er regte sich, nur leicht, murmelte etwas und begann nach einigen Sekunden langsam die Augen zu öffnen. Dass Shin in den letzten Nächten nicht viel geschlafen hatte, machte sich nun bemerkbar. Da er die Strecke in- und auswendig kannte, wusste er, dass es einen kleinen Rastplatz gab, auf den er auch fuhr. Noch ein letzter Blick auf KangTa und Shin stieg aus, um nun endlich etwas durch zu atmen. Bis zu ihm war es nicht mehr weit und er lehnte sich erleichtert mit dem Rücken ans Auto. Eine Weile sah er zum Himmel hinauf und hier konnte man sie sehen, die Sterne. Unzählig und wunderschön. Doch als er sich dann wieder dem Wagen zuwandte und einsteigen wollte, bemerkte Shin, dass sich KangTa regte. Auffällig regte. "Ah, mist...." Er begann aufzuwachen. Aber das durfte er noch nicht. Etwas hektisch ging Shin zum Kofferraum und holte eine kleine Schachtel heraus. Gut, dass er vorgesorgt hatte. Eine Flasche Chloroform war darin aufbewahrt. Shin tränkte ein Taschentuch mit dieser Flüssigkeit. "Schlaf noch ein bisschen." Sprach er mild auf KangTa ein. Dabei legte er das Tuch vorsichtig aber fest über KangTas Mund und Nase. Dieser zuckte einen Moment heftig, als wollte er sich wehren...doch die Spannung verschwand schnell wieder und KangTa wurde ein weiteres Mal bewusstlos. Lächelnd strich Shin ihm mit der Hand durch das seidige Haar und verschwand dann wieder von der Rückbank. Er packte schnell alles weg und stieg ein, um nun weiter zu fahren. Etwa eine halbe Stunde später trafen sie dann auch an seinem Haus ein. Shin fuhr den Wagen auf den Hof und holte KangTa anschließend aus diesem wieder heraus. "Das ist jetzt dein neues zu Hause. Deine neue Welt..." Sagte Shin leise und schaute dabei kurz auf das Haus, bis er KangTa hinein trug und in den ersten Stock brachte. In ein großes Schlafzimmer mit Bad. Der Raum war vorwiegend in hellen Holz und Weißtönen eingerichtet. Hohe Regale sah man an der einen Seite. Es stapelten sich Bücher und Mitbringsel aus anderen Ländern darin. Shin war einmal sehr reisefreudig gewesen. Um die großen Fenster hingen verspielte leichte weiße Vorhänge und auch das Bett war nur weiß bezogen und bereit für KangTa. Ja, so sollte dessen neue Welt aussehen. Unschuldig, einfach und rein. Shin brachte KangTa zum Bett und legte ihn in dieses hinein. Dann schaltete er die kleine Lampe an, die auf dem Nachttisch neben dem Bett stand und betrachtete seinen neuesten Schatz noch einmal. Zärtlich streichelte er KangTa über die Wange, zog ihm dann aber die Schuhe aus, stellte sie neben das Bett und deckte KangTa etwas zu. Anschließend verließ Shin das Zimmer, welches er abschloss und ging ins Wohnzimmer. Doch etwas erschöpft setzte er sich auf die Couch und versuchte sich etwas auszuruhen. KangTa war nun hier und sie hatten alle Zeit... Hier konnten sie gar nicht gefunden werden. Er hatte keine Zeit, um wach genug zu werden. Nichts ließ sich erkennen. Nur verschwommene Schatten, er hörte nicht einmal etwas. Nur einen Moment lang bäumte sich etwas in KangTa auf, eine gewisse Angst und diese brachte ihn dazu, gegen diesen betäubenden Geruch und die Hand, die ihn hielt, anzukämpfen. Vergeblich. Shin handelte sehr schnell und doch hätte es zu spät sein können, wenn er es nicht sofort bemerkt hätte. Noch einmal war er Shin völlig ausgeliefert. Nun sollte sein Schlaf einige Stunden vorhalten. Stunden, in denen Shin ihn ins Haus brachte. Stunden, in denen die Polizei panisch Suchtrupps zusammenstellte, um ihn zu finden. Stunden, in denen er nun wirklich hier gefangen war. Weit ab von all diesen schlechten Dingen, eingeschlossen in eine Raum, im Zu hause seines...Freundes? Feindes? KangTa machte sich keine Gedanken, denn er schlief. Bis zum Morgengrauen, das sich langsam über den Himmel zog und die wunderschöne Landschaft entblößte. Hier war nicht einmal mehr die Stadt zu sehen. Alles schien friedlich und KangTa erwachte langsam im Beisein Shins. Wirklich lange wollte Shin dann aber nicht allein im Wohnzimmer sitzen, wenn er doch nun bei KangTa sein konnte, wie es ihm beliebte. So stand er nach etwa einer Stunde auch wieder auf und lief zu seinem Schatz ins Zimmer zurück. Dort setzte er sich ans Bett und wachte über den Schlaf seines unschuldigen Engels. Die Gesichter der Polizisten hätte er schon gern gesehen, wenn sie seine Karte entdeckten und verstanden, was das Phantom damit sagen wollte. Doch durfte er das Gesicht dieses Engels sehen und nie mehr sollte Kummer oder Sehnsucht darin geschrieben stehen. Shin würde alles für KangTa tun, damit er glücklich war. Unentwegt strich er ihm durch das Haar und über die zarte Haut der Wangen, womit Shin Stunden verbringen könnte. Und er tat es auch. Denn nein, genug könnte er nie von KangTa bekommen. Aber als dieser dann allmählich wieder zu sich kam, stand Shin leise auf und ließ ihn allein im Zimmer zurück. Er sollte erst einmal die Möglichkeit erhalten, zu verstehen, was passiert war. Um aber dennoch ein Auge auf ihn zu haben, begab sich Shin in sein Arbeitszimmer, von wo aus er KangTa mit Hilfe einer Überwachungskamera beobachten konnte. Er spürte eine zarte Berührung in seinem Gesicht. Sie war so weich und gefühlvoll. Doch erwachte er nicht schnell genug, um sie gänzlich zu realisieren. Erst als Shin aus dem Zimmer war, öffnete er langsam die Augen. In einem dämmerigen Döszustand sah er an die Decke. Das Bild klärte sich langsam. Es war so warm um ihn, er fühlte sich so wohl. KangTa wollte gar nicht richtig wach werden. Noch durchzog kein Gedanke seinen Kopf, noch konnte er nicht alles erkennen... Doch irgendwann war auch diese wundervolle Ungewissheit, was geschehen war, vorbei. Er blinzelte. Ruckartig richtete er sich auf und starrte in den Raum. "Wo...bin ich?" Ein Krankenhaus war dies hier sicher nicht! Erst noch etwas schlaftrunken, dann immer hektischer und verwirrt sah er sich um. Seine Glieder waren noch so schwer... er fühlte sich, als hätte man ihm Drogen verabreicht. Sein Kopf dröhnte. Was war nur geschehen? Das Phantom. Er hatte mit dem Phantom gekämpft...so langsam kam ihm die Erinnerung...die Erinnerung an Shins verschwommenes Gesicht. War er etwa...?! Es gab gar keine andere Erklärung. Unter größter Anstrengung schwang er die Beine aus dem Bett und versuchte aufzustehen. Doch es wollte ihm nicht gelingen... Ein wenig angespannt verfolgte Shin das Geschehen vor dem kleinen Monitor. Wie würde KangTa es wohl aufnehmen, jetzt plötzlich hier zu sein, an einem ihm völlig fremden Ort? Shin hatte seinem Butler, der heute wiederkommen und sich um ein paar Sachen kümmern würde, schon gesagt, dass sie ab heute nicht mehr allein waren und er sich nicht wundern sollte, wenn es... laut werden würde. Shin wollte mit allem rechnen, auch damit, dass KangTa womöglich abzuhauen versuchte. Als aber genau dieser zu Boden fiel, sprang Shin von seinem Sessel auf und wollte schon zu ihm gehen, doch hielt er sich selbst davon ab und wartete besser noch. "Verdammt." Er schlug auf den Boden, als er sich nun sitzend darauf wieder fand statt stehend. KangTa atmete ein paar Mal tief durch und versuchte es ein weiteres Mal. Vorsichtig stützte er sich am Bettrand ab und...kam auf die Beine. Noch etwas wackelig ließ er seinen Halt wieder los und sah sich noch einmal im Zimmer um. Ihm Gegenüber war eine Tür. Ein Versuch konnte nicht schaden. Langsam ging er darauf zu, um nicht ins Taumeln zu geraten. Doch noch bevor er sie erreichte, waren Schritte davor zu hören. KangTa hielt inne und…wartete... Letztlich ging Shin doch, da es auch einiges zu erklären gab...Vor allem, als KangTa schon unsicher begann, auf die Tür zu zu laufen. Doch als er vor KangTas Zimmertür stand, blieb er stehen und zögerte noch etwas. Unsicherheit schwelgte in ihm. Was, wenn KangTa ihn für...verrückt hielt? Aber da musste er an KangTas Worte denken, dass dieser ihm sein Leben anvertrauen würde und ihm an sich vertraute. Das machte Shin wieder Mut. Er schloss die Tür auf, öffnete sie und trat langsam ein. Blieb aber direkt vor der Tür stehen. Am besten erstmal so tun, als wäre nichts gewesen... "Wie gehts dir? Alles okay?" Fragte Shin fast schon unschuldig und sah KangTa auch dementsprechend an. Sekundenlang geschah nichts, bis ein Klicken den Raum durchzog. Die Tür war also verschlossen gewesen. Wer auch immer jetzt eintrat, er hatte ihn eingesperrt. KangTas Herz schlug immer lauter, als die Tür sich öffnete...sollte das Phantom ihm gegenüberstehen...sollte es Shin sein? Und ja...genau dieser trat nun ein und versperrte ihm weiterhin...unschuldig...den Weg nach draußen. Da KangTa nicht wusste, wie er reagieren sollte, antwortete er auch erstmal nur ganz harmlos. "Shin? ...Ich...ja, mir gehts gut. Ich hab nur etwas Kopfschmerzen. Aber...w-was ist passiert...w-wie bin ich hier her gekommen?" Bei diesen Worten ging KangTa unsicher einige Schritte rückwärts. Ja, er wich vor Shin zurück...aus Angst vor der Antwort. Gut, KangTa ging auf ihn ein, doch trat Shin nicht auf ihn zu, als KangTa zurück wich. So blieb Shin an der Tür stehen und blickte kurz zum Fenster. Er lächelte. "Das mit den Kopfschmerzen tut mir Leid. Sie sind sicher bald vorbei." Setzte er an und lehnte sich dann schon gegen die Tür. "Ich habe dich hier her gebracht und nun ist alles vorbei. Hier kannst du ganz neu anfangen." Fuhr Shin erklärend fort und lächelte zuversichtlich. KangTa verabscheute doch sein Leben, warum sollte er jetzt also genau in dieses zurück wollen? Oh und wie sehr hatte er diese Antwort erwartet?! Ja, Shin war es gewesen. KangTa hatte ihn gesehen. Shin war wirklich das Phantom und er hatte ihn wirklich...entführt. Er, KangTa, war das Objekt der Begierde gewesen. Und genau das machte ihm jetzt Angst. Was führte Shin ihm Schilde? "W-was meinst du damit? Ganz neu anfangen...? Shin? Wo sind wir hier...?" Er sprach mit Vorsicht und Bedacht, wich noch weiter zurück, bis er gegen das Bett stieß. KangTa wusste nicht, wie er die Situation einschätzen sollte. Sie hatte nichts Bedrohliches und doch...war er sehr unruhig. Als KangTa gegen das Bett stieß, stemmte Shin sich von der Tür ab und trat in die Mitte des Raumes. Er blickte KangTa an, so liebevoll wie er es immer tat. "Du bist bei mir zu Hause. Nicht in Seoul. Das haben wir weit hinter uns gelassen..." Erklärte er ihm zunächst. "Hier kannst du dein Leben neu anfangen und wenn du es zulässt, helfe ich dir dabei. Ich konnte es nicht länger ertragen, dich oft so traurig und mitgenommen zu sehen... Es tat so weh... im Herzen..." Shin wurde leiser und senkte leicht den Kopf, wobei er langsam wieder zur Tür lief, rückwärts. "Am Besten machst du dich erst einmal mit... diesem Zimmer vertraut... Ich werde dir etwas für deine Kopfschmerzen holen." Meinte Shin dann lächelnd und öffnete die Tür, hinter der er letztlich auch verschwand. Er schloss ab und ging. Sehr genau beobachtete er das Verhalten seines Gegenübers. Shin handelte ebenfalls sehr vorsichtig. Und wie dieser ihn dann ansah...so liebevoll...das war wirklich sein Shin. Doch was dieser erzählte... KangTas Augen wurden groß. Das...das konnte er kaum glauben. Weil er so unglücklich war, hatte Shin ihn hier her gebracht? Um hier zu leben?! Die Beweggründe waren zwar sehr gut, aber in KangTas Augen war das hier etwas übertrieben. Und was war das für ein Haus, wenn dieses Zimmer schon so groß war, dass seine Wohnung fast hinein gepasst hätte. Wer war Shin wirklich? Doch bevor er all seine Fragen stellen konnte, ging Shin schon wieder, mit diesen Worten. KangTa setzte sich in Bewegung. "Warte Shin! Ich...ich verstehe das alles nicht. Du musst mir noch ein paar Fragen beantworten! Shin!? Shin!!!!" Dieser reagierte nicht mehr, ging einfach und...sperrte ihn wieder ein. KangTa rüttelte verzweifelt an der Türklinke. Wirklich zu. "Shin! Mach auf! Lass mich raus!!!! Bitte!!! Lass mich raus!!!" Er hämmerte mit den Fäusten gegen die Tür. KangTa stiegen die Tränen in die Augen. Das war doch verrückt, der Freund, dem er vertraut hatte, sperrte ihn nun ein. Gehetzt sah er sich um. Sollte er wirklich für immer hier gefangen sein. Ohne einen Ausweg??? Aber das konnte doch gar nicht sein! Es musste einen Ausgang geben. So weit konnte Shin nicht gehen! KangTa rannte durch das Zimmer. Riss die Schränke auf, doch da traf ihn gleich der nächste Schlag. Seine Sachen!!! Nicht viele, aber ein paar...Bücher von ihm, Klamotten und was sonst noch bei ihm herumstand. Shin...das Phantom...hatte dies alles geplant, war in seine Wohnung eingebrochen!! Er hatte wirklich vor ihn hier zu behalten. Jetzt wurde KangTa panisch. So etwas hatte er noch nie erlebt. Immer verzweifelter suchte er einen Ausweg bis er versuchte, das Fenster einzuschlagen...doch dieses war bruchsicher. Das war nicht zu glauben, das konnte er alles nicht erfassen. Das war zuviel für ihn. Der gesamte Raum begann sich um ihn zu drehen. KangTa taumelte und brach ohnmächtig zusammen. Was sollte er nur machen? Kapitel 21: Why? ---------------- Warum? *Shins Sicht* Shin blieb noch kurz an der Tür stehen, als KangTa sich dieser näherte und darum bat, hinaus gelassen zu werden. Aber das konnte Shin nicht tun. KangTa war zu aufgewühlt, da konnte Shin es einfach nicht riskieren. Er seufzte schwer und ging dann weiter. In der Küche holte er etwas zu Essen und stellte es mit auf das Tablett, auf dem auch ein Becher mit Wasser und zwei Schmerztabletten waren. Shins Butler war inzwischen auch eingetroffen und begrüßte ihn respektvoll und erfreut. Der Butler mochte Shin und stellte nie Fragen. Shin konnte ihm vertrauen und umgekehrt. Doch lehnte dieser es ab, als der Butler fragte, ob er ihrem... Besucher das Essen bringen sollte. Das musste er schon selbst tun. So nahm er das Tablett an sich und kehrte zu KangTas Zimmer zurück. Kurz horchte er, aber nichts war zu hören. Leicht verdutzt schloss Shin auf und öffnete vorsichtig die Tür. Nicht, dass KangTa plante, ihn zu überwältigen, um dann zu fliehen. Sicher, er käme nicht weit, aber Shin wollte es auf nichts anlegen. Doch als er ins Zimmer schaute, traf ihn der Schlag. KangTa lag am Boden. Hastig stellte Shin das Tablett auf dem Nachttisch ab und hob ihn dann auf die Arme, trug ihn zurück zum Bett. "Vertrau mir, ich bitte dich..." Murmelte Shin leise und strich KangTa das Haar von der Stirn. Dann gab er die Tabletten in den Becher mit Wasser und flößte KangTa etwas davon ein, als sie sich aufgelöst hatten. Für KangTa war dies im Moment die einzige Möglichkeit diesem Stress zu entkommen, der sich in ihm aufbaute. Wie lange es dauern würde, bis er wirklich verstand, was hier vorging, konnte wohl niemand sagen. Doch erstmal bekam er nichts mehr mit. Auch nicht, als Shin ihm das Wasser einflößte. Aus Reflex schluckte er irgendwann, doch lief einiges aus den Mundwinkeln wieder daneben. Währenddessen war auch Lee Hyun, so war der Name des Butlers, in der Tür erschienen. Er hatte eine Schüssel mit kaltem Wasser und einem Tuch dabei. Vorsichtig stellte er diese auf dem Boden neben Shin ab. "Ist das...unser Gast?" Mit dem Hemdärmel tupfte Shin das Wasser etwas weg, das KangTas Mund entrann, blickte dann aber von ihm ab, als sein Butler das Zimmer betrat. Mit einem Lächeln dankte er ihm für die Schüssel Wasser und nickte dann. "Ja, das ist er. Ist er nicht wunderschön?" Verträumt sah Shin wieder auf KangTa, nachdem er die Schüssel mit dem Tuch aufgehoben hatte und KangTa einen kühlen Umschlag machte. "Ich hoffe, er wird sich bald hier einleben..." Seufzte er dann jedoch und gab dem Butler zu verstehen, dass dieser wieder gehen sollte. Der Butler betrachtete KangTa mit einem Blick, der nicht viel aussagte. Er erlaubte sich selten ein Urteil. Doch als Shin das sagte...da musste er lächeln. Ja, sein Herr hatte Geschmack für schöne und...außergewöhnliche Dinge. So nickte er nur und verbeugte sich dann, um zu gehen. "Rufen sie mich, wenn sie etwas brauchen." Sagte er noch und war dann weg. KangTa brauchte noch eine halbe Stunde, um wieder zu sich zu kommen. Als er erwachte, waren seine Kopfschmerzen nicht mehr ganz so stark und eine angenehme Kühle ging von diesem Tuch auf seiner Stirn auf. Leise und wohlig seufzte er und erblickte dann Shin vor sich. "Shin...weißt du, ich habe etwas Seltsames geträumt. Dass ich in deinem Haus bin und du...mich nun da behalten willst...und nicht mehr gehen lässt..." Auch Shin nickte dann nur noch, zum Verständnis auf die Worte des Butlers hin. Dann gehörte seine Aufmerksamkeit aber wieder allein KangTa. Shin wich nicht von dessen Seite und tränkte das Tuch immer wieder mit dem Wasser, damit es auch kühl blieb. Bewahrend lag seine Hand über der KangTas und streichelte sie sanft. Auch als er dann bald wieder erwachte. Doch als dieser erzählte, was er glaubte geträumt zu haben, schüttelte Shin leicht den Kopf. "Das war kein Traum." Entgegnete Shin mit einem Hauch von Traurigkeit, da sich KangTa noch immer dagegen zu sträuben schien. Selbst jetzt, als er noch davon überzeugt war, es sei ein Traum gewesen. Es war wohl doch nur ein stiller Wunsch gewesen, dass es ein Traum war. KangTa war nicht einmal überrascht, als Shin das sagte. Er sah nur zur Seite, fuhr nicht wütend auf. Sprach nur leise und schwach. "...du musst mich wieder gehen lassen...Shin...bitte..." Er wollte nicht akzeptieren einfach hier zu bleiben. Er konnte sich doch nicht einfach aus seinem Leben reißen, entführen, lassen. Und Shin konnte KangTas Bitte nicht akzeptieren. Nicht, wenn er daran dachte, was KangTa dann nur wieder erwarten würde. "Und ich bitte dich, mich nicht noch einmal darum zu bitten." Shins Hand verschwand von der KangTas und er stand vom Bett auf. Shin kehrte KangTa den Rücken zu und lief zur Tür, worauf er auch das Zimmer verließ, gefolgt von einem Klacken des Schlosses. Nein, er konnte ihn nicht gehen lassen. Nicht freiwillig. Warum konnte KangTa das nicht verstehen? Sie verstanden sich doch sonst... Vielleicht weil KangTa in diesem Punkt nicht so dachte wie Shin. Er sah doch die Welt ganz anders. Genau wie sein Versprechen, dass ihn an diese Welt band. An dieses Leben. Und so fuhr er nun doch hoch, als Shin ihn mit diesen Worten zurückließ. "Du kannst mich hier nicht festhalten! Sie werden mich finden!" Rief er ihm nach und...schleuderte den Becher gegen die Tür. Er hatte zumindest die Hoffnung, dass sie ihn finden würden. So krümmte sich KangTa auf dem Bett zusammen und begann zu weinen. Was war nur los? Was hatte er getan, dass ihm solche Dinge geschahen? Was KangTa ihm mit auf den Weg gab, diese Worte, Shin hörte sie, doch musste er darüber hinweg leise auflachen. Nein, hier würde sie niemand finden. Niemand wusste, dass Shin hier dieses Haus besaß. Niemand wusste, dass Shin im Grunde vermögend war und den Job als Reporter nicht nötig hatte. Nicht einmal KangTa wusste es, sein einziger Freund... Nur Shins Butler kannte alle Geheimnisse. Er kannte Shin schon, als dieser noch ein Kind war. Er gab KangTa einfach noch etwas Zeit. Dieser konnte noch nichts verstehen oder realisieren, aber bald, so war sich Shin sicher, würde KangTa sehen, was ihm das Leben hier brachte und dass er sein altes Leben nicht mehr brauchte... es nicht wollte. Es hatte doch keine Schönheit... Den Rest des Tages verbrachte er allein. Er sorgte dafür. Als Shin noch einmal die Tür öffnete, schleuderte er sein Kissen dagegen, sodass dieser sich nicht noch einmal hinein wagte. KangTa wollte ihn nicht sehen. Und das Einzige, mit dem er die Zeit nutzte, war sich weiter nach einem Fluchtweg umzusehen. Dabei entdeckte er das Bad. Auch hier standen schon seine Sachen. Das war absolut krank. Etwas anderes fiel ihm dazu nicht ein. Doch auch in diesem Zimmer ließ sich keine Möglichkeit finden. So fiel er, als es langsam begann wieder dunkel zu werden, ins Bett. Dieser Tag hatte ihn mitgenommen. Eindeutig. KangTa glaubte kaum hier schlafen zu können, doch fielen ihm schon bei dem Gedanken die Augen zu. Das war alles so anstrengend gewesen, dass er jetzt Ruhe brauchte. Er schaffte es nicht einmal mehr die Decke über sich zu ziehen. Da Shin nun wieder zu Hause war, nutzte er die Zeit nach seinen anderen Schätzen zu sehen und sich deren Pflege zu widmen. Was auch immer Shin besaß, er handhabte es würdig, ebenso wie seinen Butler. Doch am späten Nachmittag wollte er noch einmal nach seinem großen Schatz sehen. Er hatte Tee und wieder etwas zu Essen für ihn dabei, doch kam er nicht einmal zur Tür hinein, da musste er sie wieder schließen. Damit hatte er schon fast gerechnet... Shin seufzte und zog sich wieder zurück. Geduldig wartete er, bis KangTa eingeschlafen war, auch wenn er schon befürchtete, dass das nie mehr geschehen würde. Doch sollte er Glück haben. Er sah es durch die Kamera. Shin stand auf, schlich leise durch den Flur und trat letztlich in KangTas Zimmer. Langsam kam er an das Bett heran, um sich zu vergewissern, dass KangTa nicht nur so tat als ob... Doch dieser schlief wirklich. Er sah völlig erschöpft aus, so sehr, dass es Shin schon ein wenig Leid tat, dass er ihm so viel Aufregung bereitete. Shin stellte einen kleinen Teller mit Reisbällchen auf den Nachttisch, mit einer Haube überdeckt, damit sie nicht trocken wurden. KangTa musste doch essen... Bedacht setzte er sich ans Bett und deckte KangTa zu. Strich ihm wieder durch das Haar. "Morgen sieht die Welt bestimmt wieder anders aus..." Flüsterte er leise und wollte hoffen, was er da sagte. Dann stand Shin auf und verließ das Zimmer wieder. Noch im Flur kam ihm der Butler entgegen, der sich aber auch um seinen Herrn sorgte. "Sie sollten jetzt auch schlafen. Wenn etwas mit ihrem Gast ist, werde ich ihnen Bescheid geben." Shin nickte ergeben und seufzte, so ging er nur noch duschen und anschließend in sein eigenes Bett. Doch musste er an die eine Nacht denken, die er bei... mit... KangTa verbrachte. Es war unvergleichlich schön. Sollte KangTa alles schon vergessen haben? War es so nichtig geworden? Shin fühlte sich traurig, auch wenn er dieses Gefühl nie wirklich erfahren hatte, da es ihm nie an etwas fehlte. Als ihm die Morgensonne ins Gesicht schien und KangTa die Augen öffnete, kniff er sie sofort wieder zu und verzog sich unter die Decke. Seit wann war es so hell in seinem Schlafzimm...er...? Sofort saß er wieder. Na klar, er war ja gar nicht bei sich zu hause. Und wieder einmal sah er sich um. Sah zur Tür, die wahrscheinlich immer noch verschlossen war. Zu den großen Bücherregalen und den Schränken. Es war ein wirklich schönes Zimmer...mit einem kleinen Schönheitsfehler. Er war eingesperrt. KangTa seufzte. Wann würden sie ihn finden? Würden sie ihn finden? Über diese recht unsicheren Gedanken bemerkte er, dass die Decke über ihm lag. Verwundert fiel sein Blick auch zum Nachtisch. Reisbällchen. Die hatten gestern noch nicht hier gestanden. Das bedeutete, Shin hatte sich mitten in der Nacht zu ihm geschlichen. KangTa wurde bei diesem Gedanken ganz anders. Doch bevor er noch weiter herum saß, sollte er wohl erstmal ins Bad gehen, schoss es ihm durch den Kopf und so war er schnell hinter der Tür verschwunden. Es war auch mal nötig. Irgendwann schlief aber auch Shin ein. Allerdings erwachte er ein paar Stunden später noch einmal. Er hatte ein ungutes Gefühl, daher lief er auch aus dem Schlafzimmer und ins Arbeitszimmer, von wo aus er nach KangTa sah, aber dieser lag ruhig im Bett. Shins Hand legte sich flach auf den Monitor und fuhr kurz darüber hinweg, als könnte er so auch KangTa berühren. Dann wandte er sich des Bildschirmes ab und ging ins Wohnzimmer, wo er sich mit einem Buch auf die Couch setzte. Trotz der Tatsache, dass er gesehen hatte, dass es seinem Schatz gut ging, verschwand seine Unruhe nicht. Und als er glaubte gar nicht wieder einschlafen zu können, tat er es doch. Lee Hyun, der ein paar Türen hatte auf- und zugehen hören, wollte nachsehen, was sein Herr noch zu dieser Stunde glaubte tun zu müssen. Doch als er später ins Wohnzimmer trat, wo eine kleine Lampe brannte, sah er, wie Shin auf dem Sofa eingeschlafen war. Vorsichtig nahm er ihm das Buch aus den Händen, legte es auf den Tisch und deckte seinen Herrn dann zu. Erst am Morgen wachte dieser ebenfalls durch das helle Morgenlicht auf und blinzelte verschlafen durch den Raum. Als er sich dann langsam aufsetzte, bemerkte er die Decke. Shin lächelte, schlug sie bei Seite und stand auf. Im Haus roch es bereits nach Kaffee, daher verschwand er kurz ins Bad und zog sich um, worauf er in die Küche kam. Dort war Hyun noch dabei den Tisch zu decken. "Guten Morgen. Ich hoffe, Sie haben gut geschlafen." Shin gab nur ein "Hm." von sich ohne unhöflich sein zu wollen. Doch bevor er sich an den Tisch setzte, nahm er sich den Tee und goss ihn in eine Tasse, die er auf das Tablett stellte, ebenso wie zwei frische belegte Toasts und verließ damit die Küche. Der Butler sah Shin nur nach, da er wusste, wo dieser hin wollte. Shin lief zu KangTas Zimmer. Davor angekommen lauschte er kurz. Es war still. Daher wagte er es aufzuschließen und langsam einzutreten. Von KangTa war aber keine Spur. Verwundert sah sich Shin um, hörte dann aber das Fließen von Wasser. Er war also im Bad... Shin ging rasch zum Bett, wo er den Teller mit den Toasts und die Tasse Tee abstellte und den Teller mit den Reisbällchen wieder mitnahm. Noch ein letzter, sehnsüchtiger Blick zur Badtür und er verließ das Zimmer ebenso leise wieder, wie er gekommen war. Als Shin wieder ging, trat KangTa gerade aus der Dusche. Er hörte das Klappen der Tür. Erschrocken linste er durch die Badtür in den Raum. Niemand da. Aber er hatte doch etwas gehört... Und als er wieder angezogen auf das Bett zutrat, bewahrheitete sich auch, dass jemand hier gewesen war. Der Tee duftete verlockend und als er den Toast sah, machte sich das erste Magenknurren laut. Völlig selbstverständlich wollte er zugreifen, doch dann...schlich sich ihm ein anderer Gedanke ein. Shin hielt ihn doch hier fest, damit ihm nichts Schlimmes mehr geschah. So zumindest hatte er es erklärt...was war also wenn KangTa jetzt hungerte? Dann würde er ihn sicher wieder gehen lassen. So ließ er das Frühstück unberührt und legte sich wieder auf das Bett. Shin konnte ihn nicht ewig hier behalten...er würde schon noch sehen... Doch KangTa wusste selbst nicht, was er sich von seinem Protest versprach. Er konnte nur hoffen, dass es funktionierte. Von diesem Plan ahnte Shin noch nichts. So ging er in die Küche zurück und setzte sich an den Tisch, der inzwischen fertig gedeckt war. Und ganz anders als KangTa aß Shin auch etwas, während er den Kaffee trank, den er gut gebrauchen konnte. "Fahren Sie heut Abend wieder zurück nach Seoul?" Fragte ihn dann Hyun, der ebenfalls noch in der Küche war und die Reisbällchen, die Shin mit zurück brachte, verpackte und im Kühlschrank verstaute. "Nein. Ich werde ein paar Tage Urlaub nehmen. Ich kann KangTa noch nicht zurücklassen." Erklärte Shin und seufzte wieder still. Der Butler verstand und sah kurz in den Flur, da die Küchentür etwas offen stand. Er sorgte sich um ihren Gast, weil er Shin so besorgt stimmte. Doch konnte er nichts tun, das konnte wohl nur Shin allein. Nach dem Frühstück ging Shin nach draußen in den Garten und setzte sich dort auf eine Bank. Er musste nachdenken. Doch wurden seine Gedanken abgelenkt, als Shin tief einatmete. Hier duftete es so unglaublich gut. Nach all den Blumen, die die Beete zierten. Shin erhob sich von der Bank und kniete sich ins Gras, neben eines der Beete. Leicht berührte er die Blüten und sog ihren Duft auf. Er wollte KangTa Schönheit zeigen... Die Idee, die ihm dabei kam, verleitete ihn dazu aus dem Haus eine Schere zu holen und einige Blumen abzuschneiden. Schönheit...gezeigt durch einen wunderschönen Strauß. In der Hoffnung, dass dieser KangTas Schönheit würdig war und ihn wieder etwas fröhlicher stimmen würde. Er musste KangTa einfach gefallen. Wieder im Haus stellte Shin die Blumen in eine ebenso schöne und verzierte Glasvase. Doch wenn er daran dachte, wie KangTa ihn gestern empfangen hatte... Shin wartete besser noch, bis er dessen Zimmer betrat und so lang ließ er den Strauß in der Küche stehen. Von seinem Arbeitszimmer aus telefonierte er mit seinem Chef und vereinbarte ein paar Tage Urlaub...auf Grund von plötzlicher Krankheit. Dafür durfte er sich zwar einiges anhören, aber das war Shin egal, er hatte im Moment ganz andere Sorgen. Und als er auf den kleinen Monitor sah erst recht. Es war nicht schwer zu erkennen, dass KangTa das Essen nicht angerührt hatte. Seufzend schüttelte Shin den Kopf. "Du wolltest es doch auch... Du wolltest doch auch raus aus diesem Leben... Oder nicht?" Verzweifelt ließ sich Shin in den Sessel sinken und faltete die Hände ineinander. Zum Mittagessen ließ Shin ihn noch in Ruhe, aber auch danach hatte KangTa das Essen vom Frühstück nicht angerührt. Das war ein weiterer Grund am Abend endlich wieder den Versuch für einen Besuch zu starten. Dabei hatte er den Strauß. Er schloss die Tür auf, öffnete sie und trat dann ein. Als würde er von KangTa erwartet werden. So lief Shin auch gleich zum Schreibtisch, der dem Bett gegenüber neben einem der Fenster stand und stellte die Vase darauf. Noch einmal besah er sich ihn, ehe er sich dem Bett zu wandte und darauf zu lief, um das unberührte Essen wieder mit sich zu nehmen. "Ich bring dir gleich dein Abendessen." Warf Shin lächelnd ein, auch wenn ihm nicht nach lächeln war. Dann machte er kehrt und lief zur Tür zurück, um KangTa wieder allein zu lassen. Irgendwie hatte KangTa das Gefühl beobachtet zu werden. Doch konnte er es sich nicht erklären. Shin hatte die Kamera gut versteckt und selbst als KangTa ab und zu am Tag wieder begann die Ecken nach Fluchtmöglichkeiten zu durchwühlen, sollte sie ihm verborgen bleiben. Er hatte nichts, wirklich überhaupt nichts, mit dem er seinen Kollegen bescheid geben konnte. Diese hatten währenddessen eine Vermisstenanzeige für ihn heraus gegeben. Und die Schlagzeile vom entführten Inspektor blieb natürlich nichts aus. Doch sollte er diese erstmal nicht zur Gesicht bekommen. Seinen Vorsatz, nichts zu essen, hielt KangTa bis zum Abend schon einmal durch. Er lenkte sich mit lesen ab, doch die meiste Zeit döste er auf dem Bett. Trotz allem genoss er doch den Frieden, den er hier hatte. So war es dann auch, als Shin plötzlich eintrat, als wäre es selbstverständlich. KangTa konnte gar nicht so schnell reagieren, wie dieser auf ihn zukam, das Tablett nahm und dann wieder ging. Das war doch nicht zu fassen. Was bildete sich dieser...Typ eigentlich ein!? "Shin! Bleib stehen! Ich muss mit dir reden! Shin!" Sofort war er an der Tür und versuchte sie offen zu halten. Doch da hatte dieser sie schon wieder abgeschlossen. "Shin!" KangTa wollte nicht essen, gut, dann wollte Shin jetzt auch nicht mit ihm reden. Vielleicht kindisch, aber Shin sah im Moment keinen Sinn darin wieder mit KangTa zu diskutieren. Allein durch die Tatsache, dass dieser sein Essen nicht anrührte, war klar, dass KangTa ja doch nur hier raus wollte und Shin darum bitten würde. Wenn überhaupt bitten... Shin atmete schwer durch und ging dann den Flur entlang, weg von KangTas Zimmer ohne etwas zu sagen. Er lief in die Küche, wo er KangTas Frühstück... wegwarf. "Ich werde dir schon noch die Augen öffnen..." Murmelte er leise vor sich her und war in seiner Entschlossenheit ungebrochen. KangTa schien tatsächlich gegen eine Wand zu sprechen. Das war doch nicht zu glauben! Wütend packte er das Buch, in dem er gelesen hatte und warf es zu Boden. Dann fuhr er sich durch die Haare. Es erschien völlig sinnlos. Er war gefangen und Shin redete nicht mit ihm. Verstand ihn nicht. Hinter Shin war Hyun in die Küche getreten und beobachtete etwas traurig, wie er das Essen wegwarf. „Vielleicht wäre es doch besser, wenn ich Herrn KangTa das Essen bringe und... eventuell mit ihm rede.“ Er wollte sich nur anbieten. KangTa konnte Shin scheinbar im Moment gar nicht sehen. Wie sollten sie sich da verständigen? Als sein Butler die Küche betrat und ihn ansprach, sah Shin auf, schüttelte aber schon im nächsten Moment den Kopf. "Nein. Nein... Wie sähe es aus, jemand anderen vorzuschicken?" Und Shin wusste nicht, was er davon halten sollte, Hyun mit KangTa reden zu lassen. Beide kannten einander nicht. Hyun wusste nicht, weswegen Shin KangTa hier her gebracht hatte, daher könnte er doch auch nicht wissen, was er KangTa sagen sollte. Aber anderer Seits... Shin machte es neugierig, wie KangTa auf eine andere Person reagieren würde... "Einverstanden. Bringen Sie ihm bitte das Abendessen..." Gut, das konnte er verstehen. So wollte er sich schon nickend dem Abendessen widmen, als sein Herr es sich dann wieder anders überlegte. Das ging aber recht schnell. Hyun musste lächeln. „Natürlich.“ Leicht verbeugte er sich und machte nun das Essen fertig. Einige Minuten später verließ er mit einem Tablett die Küche, während Shin in sein Arbeitszimmer ging. KangTa saß unterdessen zähneknirschend auf dem Bett. Shin hatte gesagt, er würde das Abendessen bringen. Dann müsste er ihn eben zwingen mit ihm zu reden. Er würde ihn einfach festhalten... oder anflehen. Oder irgendwas, solang dieser ihn nur gehen ließ. Und da öffnete sich auch schon die Tür. Bereit zum Kampf stand KangTa auf und fixierte seinen Blick auf diese, durch die letztendlich jemand ganz anderes trat. Verdutzt sah er den Butler an. „Wer... sind sie denn?“ Shin hatte ihm noch gesagt, sehr achtsam zu sein, für den Fall, dass KangTa auf die Idee käme zu flüchten. Daher sah Shin auch etwas angespannt auf den Monitor in seinem Arbeitszimmer. Hyun schloss noch die Tür, dann verneigte er sich leicht vor KangTa und trat langsam auf diesen zu. "Mein Name ist Lee Hyun, ich bin in diesem Haus angestellt." Erklärte er höflich und nahm, als er das Bett erreichte, die Schüssel mit den Nudeln und dem Gemüse vom Tablett und stellte alles auf den kleinen Nachttisch, wo auch noch KangTas Tee stand. Im Haus angestellt? Sollte das heißen...Shin hatte einen Butler? So langsam wurde das alles sehr verwirrend. Wie reich war Shin? Und warum arbeitete er überhaupt in der Stadt, wenn er hier ein solches Anwesen hatte? Warum stahl er Dinge? Wozu? Er brauchte einige Sekunden, um sich zu fangen. „Aha... ich, also ich bin... mein Name ist An KangTa. Und ich...hab keine Ahnung, was hier eigentlich vorgeht? Herr Lee, richtig? Vielleicht könnten sie mir ja verraten, was Shin...wie auch immer sein richtiger Name ist, vor hat?“ Wenn nun schon einmal jemand anderes hier war, musste er eben versuchen durch diesen Informationen zu bekommen. Der Butler trat wieder ein Stück von KangTa weg, als alles abgestellt war und sah ihn dann aufgeschlossen an. Jetzt betrachtete er sich diesen jungen Mann auch zum ersten Mal etwas näher. KangTa hatte eine seltene Ausstrahlung... "Shin... Shin Hye Sung ist sein richtiger Name und weswegen Sie hier sind, das kann ich Ihnen auch nicht sagen. Ich weiß nur, dass Herr Hye Sung ein sehr guter Mensch ist und er möchte auch für Sie das Beste. Unter den Umständen, dass sie in diesem Zimmer eingeschlossen sind, werden Sie das sicher nur schwer glauben... Aber seien Sie mal ehrlich, mögen Sie Herrn Hye Sung denn nicht?" Hyun wusste, dass Shin sie beobachtete und vielleicht half es auch ihm und nicht nur KangTa ein bisschen auf diesen einzugehen. Er sah den Blick des Butlers und er sah, dass dieser es ernst meinte. Herr Lee war ehrlich. KangTa wollte ja auch glauben, dass Shin ein guter Mensch war, aber genau diese Umstände machten es ihm wirklich etwas schwer. Und ob er Shin mochte... Gott! Vor einigen Tagen hatte er noch gesagt, dass er ihn liebt. „Ich... ja... ich mag ihn. Aber ich dachte, dass ich ihm vertrauen könnte. Und jetzt... weiß ich nicht, ob ich das noch kann. Er entführt mich einfach und sperrt mich hier ein, mit dem Versprechen mir ein besseres Leben zu schenken. Sie müssen doch verstehen, wie das wirkt. Besonders weil ich... Polizist bin. Es ist einfach... dass ich Angst habe.“ Er hoffte damit auch seinen Standpunkt geklärt zu haben. Da konnte Shin nun einmal noch so gute Absichten haben. KangTa war verwirrt und verängstigt. Angst... Schoss es Shin durch den Kopf, als er KangTas Worte hörte. Die wollte er ihm doch nie machen. Doch was sollte er denn tun? Deswegen konnte er ihn dennoch nicht wieder gehen lassen... Der Butler nickte. Er konnte das durchaus verstehen, dass KangTa Angst hatte. Jeder andere hätte sie gewiss auch, wenn er plötzlich an einem fremden Ort wäre, eingesperrt und nichts davon ahnend, was ihn erwarten würde. "Aber gerade jetzt müssen Sie ihm vertrauen. Wäre Herr Hye Sung darauf aus Ihnen etwas anzutun, hätte er es doch sicher schon längst tun können..." Hyun wollte KangTa das Vertrauen in Shin zurückgeben, welches er verloren zu haben schien und er wollte diesem jungen Mann auch neuen Mut geben. Hier, bei Shin, war er sicher. "Bitte entschuldigen sie mich jetzt." Noch einmal verneigte sich der Butler und bedeutete damit nun gehen zu müssen. Stumm hörte er sich die Worte des Butlers an. Der Rat war gewiss nicht falsch, doch KangTa fiel es so schwer. Allerdings nickte er, als der Butler meinte, dass Shin ihm schon längst hätte etwas antun können. Da war etwas dran. Aber woher sollte er wissen, ob Shin nicht noch auf etwas wartete? Als Hyun sich dann zum gehen wandte, setzte KangTa ihm nach. „Bitte, gehen sie noch nicht. Ich habe noch so viele Fragen. Bitte... er muss mich gehen lassen... Sie müssen ihm das zu verstehen geben.“ Noch ein wenig verzweifelter sprach er diese Bitte aus und blieb dann allein im Raum zurück. „Shin... bitte, gib mir doch eine Antwort.“ Aber alle Fragen, die er hatte, musste er von Shin selbst beantwortet bekommen. "Der Weg aus diesem Zimmer führt nicht über mich sondern über Sie selbst." Das waren die Worte, die der Butler KangTa noch zurück ließ, bis er letztlich auch das Zimmer verließ und nicht vergaß es abzuschließen. Shin sah und hörte alles, auch KangTas letzte Bitte um eine Antwort. Er schloss die Augen, während er sich in dem Sessel zurück lehnte. Es war also nicht verkehrt, Hyun zu KangTa zu lassen, aber dass jetzt alles einfacher werden würde, wagte sich Shin noch nicht zu erhoffen. Eine Weile wartete er noch, bis er aufstand und sein Arbeitszimmer verließ. Er war noch hin und her gerissen, ob er jetzt wirklich selbst noch einmal zu KangTa gehen sollte. Am Ende entschied sich Shin dafür, bevor KangTa wieder wütend wurde. Kurz klopfte er an die Tür, als er vor KangTas Zimmer stand, dann schloss er auf und trat ein. KangTa saß schon wieder auf dem Bett, als es klopfte und die Tür sich kurze Zeit später öffnete. Verdutzt drehte er sich um. Hatte der Butler etwas vergessen? Scheinbar nicht, denn war es nun wieder Shin, der eintrat. KangTa bezweifelte, dass der Butler ihm in dieser Zeit hatte alles berichten können, so sah er diesen nicht erwartend sondern fragend an. Was wollte Shin? Ihm endlich eine Antwort geben? „Shin? ...Äh...ist irgendwas Bestimmtes?“ Er wollte erstmal vorsichtig fragen, um heraus zu finden, wie viel Shin jetzt wusste. Dass Shin ihn beobachten konnte und es auch getan hatte, das musste KangTa nicht wissen, daher verriet Shin auch nicht, dass er hier war, weil KangTa ihn eben darum gebeten hatte. "Ich bin das letzte Mal gegangen ohne mit dir zu reden, obwohl du es wolltest..." Setzte er zur Erklärung an und trat dann einen Schritt von der Tür weg. "Jetzt hast du deine Gelegenheit." Fuhr er fort und sah KangTa erwartend an und wenn dieser ihn... wieder darum bat, ihn doch gehen zu lassen, dann... würde Shin das Zimmer ohne ein weiteres Wort wieder verlassen. Er wollte das nicht mehr hören und das hatte er KangTa auch gesagt. Reden? Shin war tatsächlich hier, um mit ihm zu reden? KangTa war irgendwie überrascht und auch irgendwie wieder nicht. Überlegend sah er von einer Seite des Raumes zur anderen und seine Blicke schweiften auch über die Tür, die nun nicht mehr abgeschlossen war. Doch er beließ es bei dem Gedanken. Seltsamer Weise hatte er keine Lust dazu jetzt einen Fluchtversuch zu unternehmen. Er seufzte. Jetzt, wo er tatsächlich die Gelegenheit bekam, wusste er gar nicht, was er Shin eigentlich sagen wollte. Dadurch verstrichen auch einige Sekunden, bis ihm die erste Frage in den Kopf fiel. Sie bezog sich auf das Ereignis von vor über einer Woche. Er wusste auch nicht, warum er fragen wollte... vielleicht wollte er es einfach nur wissen. Vielleicht aber auch, um noch etwas Zeit zu haben, mit Shin. "Warum hast du mich geküsst?" Kapitel 22: The Escape ---------------------- Die Flucht *Shins Sicht* Geduldig, wenn auch leicht angespannt, wartete Shin, dass KangTa etwas sagte. Und als dieser es dann tat, diese Frage stellte, war Shin nun überrascht. Er wusste die Antwort und dass KangTa sie wissen wollte, konnte er verstehen, aber gerade jetzt? "Der Moment war zu perfekt, genau wie deine Schönheit. Ich liebe schöne Dinge und möchte sie mit den Sinnen berühren..." Als Shin antwortete, wurde er schon wieder etwas verträumt. Er erinnerte sich gern an den Augenblick zurück, genauso wie an viele andere, die er mit KangTa verlebt hatte. Recht nervös tanzten KangTas Finger auf der Bettdecke. Er sah Shin nicht an, als dieser zur Antwort ansetzte. Erst als er den Inhalt vernahm, zuckten seine Augen zu diesem hoch. Ungläubig öffnete sich sein Mund ein kleines Stück. Er wusste nicht, was er darauf sagen sollte. Das war... wie Shin es sagte...das war... so irreal. Shin betrachtete ihn, KangTa, als schön? Und deswegen hatte er ihn geküsst. Das war sehr schmeichelhaft und doch irgendwo tat es... ein bisschen weh. KangTa senkte den Blick. "Und... und wenn du mich für so... so schön hälst... warum sperrst du mich dann hier ein?" Shin versuchte KangTa an dessen Haltung etwas abzulesen, aber das war sehr schwer. Irgendwie schienen sie einander doch nicht so gut zu verstehen... Er atmete kurz auf, um dann auch diese Frage KangTas zu beantworten, damit dieser vielleicht endlich klar sehen konnte. "Weil du dieses... hässliche Leben lebst, dabei will es dir die Schönheit nehmen. Wie kannst du zurück wollen? Du sahst nie glücklich aus. Nie!" Shin setzte erst etwas leise an, wurde dann aber ein wenig lauter und seine letzten Worte waren von Unverständnis geprägt. In diesem Moment wurde Shins Denken für KangTa etwas klarer... etwas eingehender. Shin war wirklich... ein guter Mensch. Wie er so unverständlich reagierte, darauf, dass KangTa in sein "hässliches" Leben wollte. Shin hatte nichts Böses vor. Da konnte er sich jetzt sicher sein. Aber sein Leben war doch gar nicht hässlich. Es war doch genau so, wie es sein musste. "Aber Shin... mein Leben ist nicht hässlich. Ich... es..." Er stand auf und ging einige Schritte im Raum umher, rang nach Worten. "Ja, es gab in letzter Zeit ein paar Tiefs und du warst da und hast mir geholfen sie zu überstehen. Und dafür bin ich dir dankbar. Aber ansonsten ist mein Leben in Ordnung... ich habe meinen Job, meine Wohnung, meine Kollegen und... ich konnte mein Versprechen erfüllen und nun... mit dir war alles... perfekt... aber jetzt machst du einfach so etwas." Er trat auf seinen Freund zu. "Shin, versteh doch... du musst mich frei lassen. Ich werde auch niemals jemandem eröffnen, dass du... das Phantom bist." Was? Was sagte KangTa da? So blind konnte er doch nicht sein. Er hatte das Leid doch gesehen... erfahren und das am eigenen Leib. Nein, Shin nahm dessen Worte nicht hin und daran, ihn frei zu lassen, dachte er jetzt noch immer kein Stück. "So lange du nicht endlich die Augen öffnest, lasse ich dich nirgendwo hin gehen." Daher trat Shin auch zurück, als KangTa auf ihn zukam und er fand absolut kein Verständnis für dessen Worte. KangTa machte sich doch selbst etwas vor. Das waren dann auch Shins letzte Worte. Er wandte sich um und öffnete die Tür. Er ging und... schloss ab. Vielleicht hatte er es ja geschafft Shin zu überzeugen. Vielleicht klappte es ja nun doch. Nach zwei Tagen, die er jetzt schon hier war. Doch da hatte er sich wohl zu viel erhofft. Nirgendwo hin? Shin ließ ihn nirgendwo hin? Als sei er ein kleines Kind, das eine Lektion lernen musste. KangTa wurde wütend, wieder einmal. "Shin! So kannst du nicht mit mir reden! Du kannst mich doch nicht einfach einsperren... und ständig gehst du einfach!" Augen öffnen... von wegen. Er rüttelte an der Tür, wieder zu. Wie ein Tiger in seinem Käfig lief KangTa einige Sekunden hin und her, bis er, durch die Wut dazu angestachelt, einen Kerzenständer aus einem Regal packte und ihn gegen die Tür warf. Dann ließ er sich auf das Bett nieder und vergrub sein Gesicht in den Kissen. Was war nur los? Er war doch sonst so ruhig... woher kam dieser kindliche Trotz? Und von Hunger konnte die nächsten Stunden auch nicht mehr die Rede sein. Vorerst... doch der Tag war anstrengend, wie der vorhergehende und bald hielt sein knurrender Magen ihn wach, selbst als es schon dunkel geworden war. Shin stand noch einen Moment vor KangTas Tür. Wie dieser sah, konnte Shin ihn sehr wohl einsperren... Diese Macht genoss Shin kein bisschen. Er wollte sie nicht walten lassen, aber KangTa ließ ihm keine Wahl. Er handelte doch zu dessen Besten. Seufzend trat er von der Tür weg, doch da hörte er den lauten Knall, als etwas Hartes dagegen geworfen wurde. Shin erschrak und drehte sich um, um wieder zur Tür zu schauen. Gut, sollte KangTa nur seine Wut auslassen. Er begab sich ins Wohnzimmer. Dort lagen auf dem Tisch die Zeitungen von gestern und heute. Artikel über den Raubzug des Phantoms und über das Verschwinden KangTas blieben natürlich nicht aus. Shin las sie durch, doch konnte er dies bezüglich ruhig bleiben. KangTa würde hier niemals gefunden werden. Nie! Es gab keinen Anhaltspunkt, der die Polizei oder sonst wen hier her führen könnte. Sorgfältig schnitt Shin die Artikel aus und fügte sie dem Ordner hinzu, den er schon vor einer ganzen Weile einmal angelegt hatte. Lee Hyun trat währenddessen an Shin heran. Er hatte den Krach gehört, als KangTa etwas gegen die Tür warf und wollte nun zumindest nach Shin sehen. Er hatte ihm Tee mitgebracht. Hyun stellte die Tasse auf dem Tisch ab und sah nur ungern, dass sich noch immer die Sorge um KangTa in Shin fraß. Als es später und auch ruhig geworden war, stand Shin auf und verließ das Wohnzimmer. Ihm kam eine Idee, wie er KangTa die Zeit in dessen Zimmer vielleicht ein wenig angenehmer gestalten könnte. Dazu lief er in sein Arbeitszimmer, wo er eine CD mit klassischer Musik einlegte und die Lautsprecher in KangTas Zimmer einschaltete. Er ließ die Musik nur ganz leise laufen, aber hörbar. "Versuch zu schlafen." Sprach er leise, als er einen Blick auf den Monitor warf und sah, wie sein Schatz resigniert auf dem Bett lag. Dann ging er selbst schlafen. Ständig warf er sich auf dem Bett hin und her. Und immer wenn sein Blick sehnsüchtig zum Abendbrot und zu dem Tee huschte, kniff er die Augen zu. //Nein...nein, du isst nichts...du musst stark...sein...// Aber KangTa war nicht mehr stark...schon lange nicht mehr. Seine Kraft hatte seit Jahren nachgelassen und je länger er hier lag und begann einzudösen, begann er auch zu vergessen, dass er hier gefangen war und eigentlich wütend und ängstlich darüber sein müsste. Als die Musik sich nun leise in seine Gedanken schlich, da genoss er diese Idylle ein weiteres Mal. Und den Gedanken daran, dass er Morgen nicht zur Arbeit gehen musste. Dass er gar nicht gehen konnte. Ein Magenknurren machte diesem schönen Traum ein Ende. KangTa fuhr hoch. Erst jetzt bemerkte er die Musik bewusst. Verwirrt sah er sich um. Er konnte keine Lautsprecher erkennen. Bildete er sich das jetzt ein? War er schon so hungrig? Aber nein, die Musik war real. Ganz sicher. Es gab Lautsprecher hier? Wollte Shin ihn damit einlullen? Warum tat er das? Warum legte er klassische Musik auf? Doch je mehr KangTa sich Gedanken machte, desto hungriger wurde er. Immer öfter fixierte er den Reis und die Nudeln. Alles sicher schon kalt, aber sicher auch noch genießbar. Es war ihm, als würde der Duft ihn locken, ihn schwach machen. Bis er die Augen gar nicht mehr davon lassen konnte. Und dann kam der Moment, in dem er einfach zugreifen musste. Seine Hände umschlossen die Schale mit den Nudeln und er stürzte sich darauf, wie ein kleines Kind auf sein Lieblingsgericht. Es schmeckte wundervoll. So wundervoll, dass er alle Schüsseln leerte. Nur wenig später lag er dann, zugedeckt, wohlgenährt und von dieser ruhigen Musik betört, im Bett. In dieser Zeit legte sich eine ungeahnte Zufriedenheit auf sein Gemüt, die ihn vollkommen glücklich einschlafen ließ. Er wünschte KangTa eine gute Nacht, konnte aber selbst nicht schlafen. Denn ließen Shin die Gedanken um KangTa einfach nicht los. Wie auch? Shin konnte nicht verstehen, warum KangTa sein Leben, wie es nun einmal war, einfach nicht sehen konnte... es scheinbar nicht wollte. Wollte er irgendwem etwas beweisen? Aber warum, wenn er dabei doch zu Grunde ging?! KangTa konnte doch niemandem helfen, wenn er selbst Hilfe brauchte. Seufzend setzte Shin sich auf. Würde sich KangTa doch nur helfen lassen, wie er es getan hatte, bevor sie hier waren. Aber ihm fiel noch etwas ganz anderes ein. Als er das letzte Mal bei ihm im Zimmer war, hatte KangTa das Essen wieder nicht angerührt gehabt. Er konnte doch nicht verhungern. Das konnte er ihm einfach nicht antun! Shin stand auf, verließ sein Schlafzimmer und lief ins Arbeitszimmer, wo er nachsah, was KangTa tat. Er lag ruhig auf dem Bett... Er schien zu schlafen. Shin stellte die Musik ab und ging dann zu KangTas Zimmer, in das er leise eintrat. Er schlich zum Bett, wo sich KangTa noch immer nicht viel regte. Nur ein ruhiges Atmen kam von diesem. Doch durfte Shin, als er genauer hinsah, noch etwas anderes feststellen; KangTa hatte gegessen. Alles aufgegessen. Zum ersten Mal spürte Shin wieder Erleichterung, mit der er sich dann auch an das Bett setzte. "Danke." Flüsterte er KangTa leise zu und strich ihm liebevoll durch das Haar und über die Wange. Dann erhob er sich wieder, nahm die leeren Schüsseln an sich und verließ leise das Zimmer. Und mit zumindest dieser kleinen Erleichterung, dass KangTa nun doch etwas gegessen hatte, konnte dann auch er einschlafen. Als KangTa am nächsten Morgen im strahlenden Sonnenschein erwachte, gut, es war eigentlich schon fast Mittag, waren die Reste vom Abendessen verschwunden und sein Frühstück stand schon da. Shin war also schon hier gewesen. Wieder durchlief ihn ein mulmiges Gefühl. Ihm war zwar nichts passiert, aber bei dem Gedanken, was Shin alles anstellen könnte, während er schlief... Doch KangTa konnte sich gegen den Schlaf nicht wehren. Die Ruhe, die hier herrschte, der Frieden. Es war einfach zu schön. Das musste er leider zugeben. Genauso wie er es mit keinem zweiten Hungerstreik versuchte. Er hatte es das erste Mal nicht durchgehalten. Ein zweites Mal würde es auch nichts bringen. Die nächsten fünf Tage verbrachte er ganz friedlich. Nur versuchte er immer wieder, einen Ausgang, einen Ausweg zu finden. Er musste doch zurück. Und zwischen diesen Versuchen begann ihm aufzufallen, wie schön die Landschaft, die vor seinem Fenster lag, war. Wie schön sie morgens war und mittags und nachts. Alles war hier immer wunderschön...genau passend zu dem, was Shin liebte. Bei diesem Gedanken hatte er lächeln müssen. So sehr er auch mit Shin aneinander geraten war, hassen konnte er ihn nicht. Doch er redete nicht viel mit ihm. Meistens, wenn Shin in Zimmer wollte, warf er wieder irgendetwas gegen die Tür. Das war vielleicht kindisch, aber er wollte ihn einfach nicht sehen. Auf dass dieser nicht wieder versuchte ihm etwas einzureden. Doch oft genug kam Shin doch ins Zimmer, wenigstens um das Essen zu bringen. Und wenn sie dann diskutierten, musste es für Shin sein, als spräche er gegen eine Wand. KangTa sperrte einfach zu und verneinte, dass er ein schlechtes Leben hatte und dass es ihm hier besser gehen würde. Das wollte er nicht hören. Er musste zurück. Und so würde er nichts unversucht lassen... Shin wachte in der Nacht auch nicht auf, aber früh am Morgen und er stand auf. Bevor er selbst frühstückte, wollte er nach KangTa sehen und brachte ihm sein Frühstück. Doch war Shin sehr leise, da KangTa noch zu schlafen schien und stellte das Essen wieder auf dem kleinen Schrank ab. Nachdem Shin die Bettdecke wieder etwas über KangTa gezogen hatte, verließ er dessen Zimmer. Aber kam er von da an nicht mehr so einfach hinein, da KangTa wieder damit begann, mit Sachen nach ihm zu werfen. So konnte Shin sich nur nachts, wenn KangTa schlief, wieder hinein wagen. Doch durfte er froh sein, denn KangTa aß sein Essen nun immer. Das ließ auch den Butler hoffen. Die nächsten Tage änderte sich jedoch nichts, KangTa blieb widerspenstig und ließ Shin nicht an sich heran. Nur in der Nacht, die ließ sich Shin nicht nehmen und er trat immer an KangTas Bett, streichelte ihn kurz und liebevoll, bevor er selbst schlafen ging. Doch irgendwann, als fünf Tage vergangen waren, wollte Shin es dennoch wieder versuchen und KangTa das Essen bringen. Irgendwann musste dieser doch genug davon haben, ihn bewerfen zu wollen oder nicht? Shin seufzte und schüttelte leicht den Kopf, als er vor KangTas Tür stand. Zu hören war nichts, daher schloss er auf und öffnete langsam die Tür, um anschließend langsam einzutreten. Sein Schatz war nicht zu sehen, vielleicht war er wieder im Bad. Daher trat Shin in den Raum, um das Essen schnell zum Schrank zu bringen, aber bis zu diesem kam er nicht einmal. Und genau an diesem Morgen, als Shin vorhatte, noch einmal mit KangTa zu reden, wollte KangTa einen neuen Versuch starten auszubrechen. Da bot es sich natürlich an...dass Shin die Tür öffnete. KangTa stand gerade am Bett und wollte sich schon wieder irgendetwas nehmen, um Shin zu zeigen, was er davon hielt, dass dieser hier herein kam. Der Boden vor der Tür lag voller Sachen...Kerzenständer, Briefbeschwerer, Bücher und so weiter...KangTa hatte keine Lust gehabt, es wegzuräumen. Wenn Shin ihn hier gefangen hielt, musste dieser auch damit klar kommen, wie KangTa mit diesem Zimmer umging. Doch in diesem Moment, als er schon wieder ein Buch in der Hand hatte, fiel ihm etwas anderes ein und er schlich, so schnell er konnte, hinter die Tür. Shin war völlig ahnungslos und so trat er auch ein. Lief in den Raum hinein und hatte KangTa im Rücken. //Na, wie siehst du das, wenn ich es mal mit deinen Tricks versuche?// Dachte KangTa sich und musste dabei fast schon grinsen. Sekundenlang herrschte Stille und dann.... Blitzschnell trat er einen Schritt nach vorn, schubste Shin, sodass dieser aus dem Gleichgewicht geriet, drehte sich um und riss die Tür auf. Ja! Er hatte es durch die Tür geschafft und stand nun...nicht in einem normalen Flur...es war eine Galerie. Als er über das Geländer sah, blickte er in eine riesige Eingangshalle mit einer großen Tür. Zu seiner Linken führte eine breite Treppe herunter und auf der anderen Seite eine weitere wieder herauf zur gegenüberliegenden Galerie. Zu seiner Rechten führte sich die Galerie fort. So viele Türen…alles irgendwie so gigantisch. KangTa war einen Moment lang wie gefesselt von dem Anblick. So etwas hatte er noch nie gesehen. Das kostete ihn allerdings wichtige Sekunden, was ihm leider sehr spät einfiel. Da er sich schnell entscheiden musste, wohin es gehen sollte, wandte er sich nach links und rannte auf die Treppe zu. Das dort unten war die Eingangstür...er konnte es schaffen! Kapitel 23: No longer Beautiful ------------------------------- Nicht länger schön *Shins Sicht* Shin musste beim Eintreten aufpassen nicht über einen der Gegenstände zu stolpern, dadurch war er auch etwas abgelenkt, bis... bis er diesen Stoß bekam. Unvermeidlich taumelte Shin zur Seite und stieß gegen den Schrank. Das Tablett mit dem Essen fiel ihm dabei herunter, doch wandte er sich schnell um und da sah er noch, wie KangTa zur Tür hinaus rannte. Geistesgegenwärtig stürzte Shin ihm regelrecht hinterher, auch wenn KangTa gar nicht weit hätte kommen können. Als er im Flur war, sah er in beide Richtungen und da entdeckte er KangTa, der auf die Treppe zueilte. Shin rannte ihm hinter her und bekam ihn noch zu packen, bevor dieser die dritte Stufe in Angriff nehmen konnte. Ruckartig zog er ihn zurück, weg von der Treppe und durch den Flur, zurück in das Zimmer. Dabei musste er jedoch aufpassen, keine von KangTa verpasst zu bekommen, da dieser sich energisch wehrte. Doch erreichte er mit ihm das Zimmer und stieß die Tür mit dem Fuß zu. KangTa musste er auf jeden Fall mit beiden Händen festhalten. Dieser gab einfach nicht auf. Shin reichte es. Es reichte ihm wirklich und KangTa schien gar nicht mehr zu wissen, was er hier tat, wie er außer Kontrolle geriet. Nun stieß Shin ihn sachte und doch bestimmend von sich auf das Bett. Er beugte sich gleich darauf über ihn und nahm ihn gefangen. Mit den Händen ergriff er KangTas Handgelenke und drückte diese neben dessen Kopf auf das Bett nieder und dessen Beine lagen zwischen Shins. Es gab keine Möglichkeit mehr zu fliehen und doch versuchte es KangTa noch immer. "KangTa!!! Halt still! Beruhige dich! KANGTA?!!!" Shin musste laut werden und es kam eigentlich nie vor, dass er seine Stimme derartig erhob. "Du... konntest das Phantom nie... fangen, glaubst du etwa vor ihm flüchten zu können?" Shin meinte es nicht arrogant, doch sollte KangTa endlich klar werden, dass Shin ihn nicht gehen lassen würde, weder so noch so. In diesem Moment packte KangTa endlich ein wenig Elan. Er war auf der Zielgeraden zur Eingangstür...leider nur bis zur zweiten Stufe, dann packte ihn Shins Hand von hinten. Sie war so kraftvoll, dass er sofort zurückgerissen wurde und die Treppe kam schneller außer Sicht, als ihm lieb war. „Lass mich los!!!! Lass mich gehen!!! Nimm die Hände weg!!!!“ Schrie er immer wieder. KangTa wollte nicht aufgeben, er konnte nicht aufgeben, ihm war alles egal, er musste es schaffen hier abzuhauen. Dabei veranstaltete er einen solchen Lärm, dass Hyun in der Eingangshalle erschien und besorgt nach oben sah. Doch egal was KangTa tat...es nützte nichts. Shin war viel zu stark, er kam nicht gegen ihn an. So war das, was er zwischen seinen Schreien hörte, nur das Knallen der Tür und dann hatte Shin ihn wieder gefangen. Mit seinen Händen. Das gefiel KangTa so überhaupt nicht und noch immer versuchte er sich loszureißen. Das konnte einfach nicht sein. Das durfte nicht sein! Musste denn alles schief gehen, was er anpackte?! Erst Shins erhobene Stimme ließ ihn erstarren. Mit aufgerissenen Augen sah er diesen über sich an. Bekam kein Wort heraus. Shin war plötzlich so autoritär. Und was dieser dann sagte...verschlug ihm erst recht die Sprache. Natürlich...natürlich konnte er nicht vor dem Phantom fliehen, wie hatte er etwas in der Richtung auch nur...denken...können? Er war doch nur KangTa...der nichts hinbekam. Das schien gesessen zu haben, denn verstummte KangTa sofort und sein Körper entspannte sich, wahrscheinlich weil er jetzt aufgab. Doch ließ Shin nur ein wenig locker, um es nicht noch einmal auf etwas ankommen zu lassen. Einen kleinen Moment brauchte nun auch er, um das Geschehene ganz zu realisieren. KangTa war tatsächlich aus dem Zimmer gekommen. "Selbst wenn du es aus dem Haus geschafft hättest, wie weit glaubst du, wärst du gekommen, hm? Du weißt gar nicht, wo wir hier sind..." Kam es dann von Shin und er sprach leise. "Du kommst aus diesem Zimmer heraus, aber nur, wenn du aufhörst dich selbst zu verleugnen." Mit diesen Worten ließ Shin dann langsam von KangTa ab und rutschte vom Bett. Ohne ihn aus den Augen zu lassen lief er zum Schrank und hockte sich hin, um die Schüsseln und das Essen vom Boden aufzulesen und auf das Tablett zurück zu legen. Mit einem stillen Seufzer kehrte er daraufhin zur Tür zurück und verließ das Zimmer. Schloss ab. Sein Atem ging hastig. KangTas Herz raste noch immer. Und so stumm, wie er jetzt war, musste er Shin zuhören. Was dieser sagte, stimmte...ganz bestimmt. Doch wollte KangTa es nicht hören. Er wollte nicht wahr haben, dass es für ihn keine Möglichkeit geben sollte. Das Nächste, was kam, war dann schon fast Erpressung. Sollte KangTa denn anfangen zu glauben, was Shin ihm da erzählte? Wenn er das tat, dann würde er doch...alles kaputt machen. Sein ganzes Leben und den gesamten Sinn darin. Das wäre das Ende seines Versprechens.... Doch wieder protestierte er nicht...für diesen Moment hatte er aufgeben. So rollte sich KangTa einfach auf der Seite zusammen und wandte Shin den Rücken zu, als dieser ihn los ließ. Allein ließ. Eingesperrt ließ. Doch seine Verzweiflung über seine Situation wuchs und mit ihr die Bereitschaft zu anderen Dingen. Als er wieder im Flur war und KangTa ihn nicht mehr sehen konnte, fiel auch Shin etwas in sich zusammen. Er hatte sich das alles dann doch etwas anders vorgestellt. Dass KangTa es ihnen beiden so schwer machen würde, hätte er nicht gedacht. Shin begann zu verzweifeln, doch wusste er, dass er sich zusammen reißen musste, daher atmete er sehr tief durch und fasste sich so weit wieder. Er lief in die Küche, wo er das Tablett erst einmal nur abstellte und sich an den Tisch setzte. Was sollte er nur tun? KangTa wirklich nach Seoul zurück bringen? Nein! Das konnte er nicht. Nicht nachdem er es wirklich geschafft hatte, ihn von dort wegzuholen. Alle Absichten Shins waren gut...und nur zu seinem Besten. Auf jeden Fall aus Shins Sicht und das...verstand KangTa auch. Irgendwo... Doch er hatte das Gefühl, dass Shin ihn nicht wirklich verstand. Gut, Shin kannte sein Versprechen nicht, aber ob dies für diesen dann einen Unterschied machen würde? KangTa zweifelte daran. Deswegen musste er es Shin anders klar machen. Ihn anders dazu bewegen ihn wieder gehen zu lassen. Nachdem er Stunde um Stunde auf dem Bett zugebracht hatte, begann er im Zimmer umher zu laufen. Verzweifelt überlegend was er tun könnte. Was hatte er noch nicht versucht? Währenddessen sammelte er die Sachen auf, die er herum geworfen hatte. Er benahm sich wirklich wie ein Kind. Rastete so sehr aus...warf mit Sachen, die ihm nicht gehörten. Shin war nicht wiedergekommen. KangTa hatte heute somit noch kein Frühstück. Das hatte er sich da wohl selbst zu zuschreiben. Und als es Abend wurde und die Sonne langsam ihren Heimweg antrat, erhob er sich zum Hundertsten Mal grübelnd von seinem Bett. Seufzend stützte er sich mit den Armen auf den Schreibtisch und legte seinen Kopf in seine Hände. Raufte sich die Haare. „Verdammt! Ich muss doch hier irgendwie rauskommen!“ Und rums! Er hatte die Arme wütend zur Seite geschlagen und dabei die gläserne Blumenvase vom Tisch gefegt. Nun lagen zwischen lauter Scherben und Wasser die Blumen...Shin hatte sie gewechselt, zwischendurch. KangTa kniete nieder. Normalerweise hätte er jetzt ‚mist’ gesagt und versucht alles aufzusammeln...doch stattdessen betrachtete er interessiert die scharfkantigen Scherben, die kleine Regenbogenflecken auf den Boden warfen. Das...war es.... Das hatte er noch nicht versucht. Er wusste auch, warum, doch nun war die Gelegenheit zum greifen nah. Bedacht hob er eine größere Scherbe auf und drehte sie kurz vor seinen Augen. Wenn er nicht mehr schön wäre...wenn er hässlich und entstellt wäre...wenn er zerschnitten wäre...dann hätte Shin doch sicher keinen Gefallen mehr an ihm. Dann würde er ihn doch sicher fortschicken. Ganz sicher... Und mit diesem Gedanken setzte er die Scherbe auf seinem linken Arm an und...schnitt sich in die Haut. Nicht tief, nicht zu tief. Doch tief genug, dass warmes Blut heraus ran und über seinen Arm zu Boden tropfte. Der erste und der zweite Schnitt taten noch weh, doch beim dritten spürte er es schon gar nicht mehr. Und bald war sein Unterarm übersäht von Schnitten, aus denen vereinzelt Blut tropfte...KangTa hob die Scherbe etwas höher, die glänzte nun rot...er setzte sie an seiner Wange an, bereit bei dieser fortzufahren. Kapitel 24: Desperation ----------------------- Verzweiflung *Shins Sicht* Hyun kam Shin nach, um zu fragen, was passiert sei. Shin erklärte, was los war und unterdrückte ein weiteres Seufzen. Der Butler sah zu dem Tablett, auf dem das Essen durcheinander lag, doch Shin schien nicht vorzuhaben jetzt noch einmal zu KangTa zu gehen. Und das tat er auch nicht. Sollte dieser ruhig noch einmal über alles nachdenken können. Er ließ sein Essen gewollt ausfallen und bereicherte seinen Ordner auch mit den neuesten Zeitungsartikeln. Niemand schien müde zu werden über KangTa zu schreiben. Noch eine Woche, dann würde sicher auch das aufhören. Irgendwann vergaßen die Menschen... Shin wusste es zu gut. Kein Ereignis wurde lange aufgewirbelt. Am Abend, nachdem Hyun Shin dazu gebracht hatte zumindest eine Kleinigkeit zu essen, setzte er sich mit einer Tasse Kaffee in sein Arbeitszimmer. Shin hatte noch ein paar Sachen zu erledigen und nebenbei konnte er KangTa im Auge behalten. Doch als dieser die Vase herunter warf, war Shin gerade aufgestanden, um ein Buch aus dem Regal zu holen. Erst als er die Stelle gefunden hatte, die er suchte, setzte er sich wieder an den Tisch und ließ den Blick mehr beiläufig über den Monitor gleiten. Doch fiel dieser sofort wieder auf diesen zurück, als er KangTa im Raum stehen sah. Und als Shin erkannte, was dieser tat und womöglich noch vor hatte zu tun, sprang er entsetzt auf, stürzte zur Tür hinaus und durch den Flur. So schnell wie möglich zu KangTas Zimmer. In Panik versetzt bekam Shin nicht gleich beim ersten Versuch den Schlüssel im Schloss herum gedreht, doch riss er die Tür regelrecht aus den Angeln, als es ihm noch gelang. Sofort rannte er auf KangTa zu, ungeachtet der Scherben, die auf dem Boden lagen und sah die Hand, in der dieser eine der Scherben hielt. Er ergriff das Handgelenk, um zu verhindern, dass KangTa noch einmal zuschnitt. Doch musste Shin das viele Blut sehen, das KangTas Arm benetzte und noch leicht aus den frischen Wunden trat. Er konnte nicht glauben, was er hier sah und musste hart schlucken. Wie konnte KangTa nur so etwas tun? Hatte er ihn so weit getrieben? Shin spürte, wie sich ihm Tränen aufdrängten, die er ebenfalls versuchte hinunter zu schlucken. "Wie kannst du nur?" Nur schwer brachte er etwas heraus und sah KangTa fassungslos an. Dieser glaubte, dass sein Leben in Ordnung war und wollte wirklich alles dafür tun, es wiederzubekommen?! Der Krach, der entstand, als Shin über den Flur polterte, holte auch Hyun aus der Küche und ließ ihn, als er seinen Herren scheinbar in Panik versetzt sah, die Treppe hurtig höher steigen. Was war nun schon wieder? Hatte ihr neuer Gast es denn nicht langsam satt? In einer ganz anderen Welt verschwunden stand KangTa immer noch da und führte die Scherbe weiter auf seine Wange zu...seitdem es nicht mehr weh tat, war es so einfach das zu tun. Doch schwebte seine Hand noch in der Luft, als sie ergriffen wurde. Aus seinem Unterbewusstsein gerissen starrte er zu Shin und hielt inne. Der Schock, der Vorwurf, der in Shins Augen und in seiner Stimme lag, ließen ihn realisieren, was er gerade tat. KangTa starrte die Scherbe an...dann blickte er weiter auf seinen Arm...auf das Blut. Und er ließ die Scherbe fallen. Plötzlich füllten auch seine Augen sich mit Tränen. Er war ja so dumm, so dumm, dass er so etwas tat. Doch er musste doch...er musste es doch... "Ich...ich musste doch alles versuchen.....musste alles versuchen, um hier rauszukommen...ich habs doch...versprochen...alles versuchen..." So schwach, wie er jetzt war, musste er sich an Shin klammern. Er drehte sich zu ihm um und krallte sich an ihm fest...begann haltlos zu schluchzen. KangTa war fertig. Als KangTa die Scherbe fallen ließ, ließ Shin dessen Handgelenk langsam wieder los, ohne jedoch seinen Blick von KangTa selbst zu wenden. Versprochen... KangTa hatte einmal ein Versprechen erwähnt, doch hatte Shin damals schon den Eindruck, dass es nur KangTas Unglück bedeutete. Behütend nahm er ihn in die Arme, als KangTa sich, haltlos und schluchzend, an ihm festhielt. Hyun betrat in diesem Augenblick zögerlich das Zimmer, da die Tür offen stand sah er Shin und KangTa sofort. Doch war es kein schöner Anblick, so... traurig und zerreißend. Und als der Butler die Scherben zwischen den einzelnen Blumen sah, entdeckte er auch eine blutige, was das Entsetzen in seine Augen brachte. Shin bemerkte das Erscheinen des Butlers, doch dirigierte er zunächst KangTa zum Bett und verwies ihn sitzend darauf. Er setzte sich neben ihn, um ihn noch nicht loslassen zu müssen. "Holen Sie bitte den Verbandskasten." Sprach Shin dann leise, als er den Blick hob und Hyun ansah. Dieser nickte und ging, um den Kasten zu holen. Schon kurz darauf kam er wieder und stellte den Verbandskasten neben Shin auf das Bett, doch verschwand Hyun nicht gleich wieder, sondern hockte sich neben den Scherbenhaufen und las die Scherben sowie die Blumen vom Boden auf. Währenddessen löste Shin sich langsam von KangTa und kniete sich vor ihm auf den Boden. Er öffnete den Verbandskasten und holte zunächst ein Feuchttuch heraus, mit dem er KangTas Arm vom Blut befreite. Er würde sich sicher noch lange daran erinnern... Es war so unfassbar. Und doch, als Shin erfuhr, dass KangTa mit dem Fall des Mädchens auf dem Hochhaus zu tun hatte, hatte er die Befürchtung, dass KangTa selbst bald auf einem Hochhaus stehen und... springen würde... Zitternd stieß Shin den Atem aus und verband liebevoll KangTas Arm... dann sah er auf... in diese verzweifelten Augen. So kannte Shin ihn noch nicht. Hatte wirklich er ihn dazu getrieben oder gab es diesen KangTa schon und Shin hatte ihn nur nicht kennen gelernt? Er wusste es nicht, doch gefielen Shin beide möglichen Antworten nicht. Er schloss den Verbandskasten, als er fertig war und fand noch immer zu keinen Worten. Er wollte nichts sagen, wollte auch nichts hören. Er machte Shin nur Ärger und hatte das Gefühl, dass er es tun musste, für sein Versprechen. Doch nun schien auch seine letzte Möglichkeit verschwunden zu sein. Würde denn je wieder alles gut werden? Sein ganzes Leben...würde es je wieder gut werden? So ließ er sich wortlos von Shin zum Bett mitnehmen und lehnte sich noch einen Moment an ihn. Er bemerkte Hyun gar nicht. Dieser versuchte unsichtbar zu wirken und Shin nicht zu stören. Dies hier war ein Ereignis, zu dem er keinen Zutritt hatte. Es ging ihn nichts an und das wusste er auch. Sehr genau. So wischte er das Wasser und das Blut vom Boden, konnte sich nur annähernd vorstellen, was geschehen war, und ging wieder. Kraftlos hielt KangTa seinen Arm Shin entgegen, verfolgte dessen Bewegungen nicht...verfolgte nur Shins Gesicht, das selbst einen schmerzlich besorgten Ausdruck trug. Und als Shin ihm nun in die Augen sah...mit diesem Blick, da musste KangTa wegsehen. Er konnte ihm nicht in die Augen sehen. Nicht, nachdem er Shin soviel Ärger bereitet hatte. //Warum...sagst du nichts? ...Bitte, sag doch irgendwas...// Shin senkte den Kopf, seinen Blick, als KangTa ihm auswich, erhob sich dann aber vom Boden. Noch ein kurzer Blick auf KangTa und Shin lief zur Tür. Hyun war gegangen, als er alles so weit gereinigt hatte, doch rief Shin ihn wieder her. Er drückte ihm den Verbandskasten in die Hände und bat ihn, einen Tee zu kochen und dann her zu bringen. Hyun nickte und folgte der Anweisung, während sich Shin langsam wieder umwandte und ans Bett, zu KangTa, zurückkehrte. Vor KangTa hielt Shin in seinen Schritten inne und sah, dass es noch immer vergebens wäre, KangTa in die Augen schauen zu wollen. So hockte er sich, einmal mehr, vor KangTa auf den Boden und begann... dessen Hemdknöpfe zu öffnen, es ihm auszuziehen. Blut klebte an diesem Hemd und Shin wollte es wechseln. Seine Hände zitterten leicht, doch löste er Knopf für Knopf, streifte KangTa das Hemd von den Schultern und entwendete es ihm letztlich ganz. Shin stand auf und legte das Hemd zunächst auf den Stuhl, ging zum Schrank und holte ein anderes heraus, welches er KangTa überzog. Dieser wehrte sich kein Stück, doch wäre das Shin jetzt lieber, als dessen abweisende Haltung. Aber so schlug Shin dann die Bettdecke auf und bedeutete KangTa sich ins Bett zu setzen. Er setzte sich neben ihn an die Bettkante und kurz darauf klopfte Hyun leise gegen den Türrahmen, um dezent auf sich aufmerksam zu machen. Shin nickte, worauf dieser näher trat und Shin den gewünschten Tee überreichte. Was dieser nicht wusste, war, dass Hyun etwas... Baldrian in den Tee gegeben hatte, damit ihr Gast auch wirklich schlafen konnte, in dieser Nacht. Das war wichtig für das seelische Befinden. Aber noch immer sagte Shin kein Wort zu KangTa. Er hatte Angst... zum ersten Mal wirkliche Angst und diese ließ ihn keine Worte finden. Keine passenden. Abweisend wollte er nicht sein. Und es tat immer mehr weh, dass Shin nichts sagte. Viel mehr als der brennende Schmerz in seinem Arm. Doch er beklagte sich nicht. Es war ja seine eigene Dummheit, die ihn dazu trieb. Und...hatte er einen Grund sich zu wehren? Sich zu sträuben, dass Shin ihm half? Würde er diesem damit nicht noch mehr Ärger machen? Daher tat KangTa gar nichts und ließ sich von Shin das Hemd ausziehen. Als er dabei dessen Hände beobachtete, wie sie so vorsichtig vorgingen und dabei doch so unsicher zitterten...es tat ihm so leid. So schob er seine Beine stumm unter die Decke und sah noch stärker zur Seite, als Hyun nun herein kam. Der Butler senkte den Blick, als er Shin den Tee übergab. Er spürte den Ernst der Situation und dass es KangTa unangenehm war. Daher ging er sehr schnell wieder. Ja, der Baldrian würde KangTa helfen...zu schlafen. Dieser nahm den Tee stumm entgegen und trank ihn in kleinen Schlucken und sehr still. Während KangTa den Tee auch trank, hielt Shin den Blick in den Schoß gerichtet und wollte im Moment zumindest darüber getrost sein, dass KangTa ihn im Augenblick duldete und er sich somit nicht noch etwas antun könnte. Doch sah er auf und nahm KangTa die Tasse ab, als dieser ausgetrunken hatte und stellte sie zunächst auf den Schrank, neben dem Bett. Unnötig lang starrte er auf das weiße Porzellan der Tasse, von KangTa abgewandt und versank in Gedanken. Doch war das reine Weiß nicht in der Lage die Schwärze der Gedanken zu durchdringen. Still atmete Shin tief durch und drehte sich KangTa langsam wieder zu, der sich inzwischen hingelegt hatte. Mit dem Drang, nun doch etwas sagen zu wollen, zog Shin die Bettdecke noch etwas zu Recht, um aber eben diese Worte noch etwas zu verzögern. Eine seiner Hände glitt über die Bettdecke, höher und erreichte KangTas Kopf, dessen Wange. Zärtlich streichelte Shin mit dem Handrücken, noch immer etwas zittrig, über die warme weiche Haut und gab sich selbst einen Ruck. "Ich... ich hatte große... Angst. Ich hatte Angst um dich... KangTa. Dass dir etwas... passiert, das... das wollte ich doch nie... niemals." Nur leise flüsternd verließ Shins Stimme dessen Kehle und drang zu KangTa. Damit war Shin nicht nur ehrlich zu sich selbst, sondern offenbarte sich auch KangTa ein wenig und er musste das einfach sagen. Es loswerden. KangTa sollte wissen, dass er ihm sehr viel bedeutete. Noch immer und dass es schon immer so war. Doch nachdem Shin das sagte, verschwand seine Hand von KangTas Wange, strich diesem aber liebevoll das Haar von der Stirn. In diesem Moment beugte er sich über KangTa und hauchte einen Kuss auf dessen Stirn. Seine Augen schlossen sich und füllten sich heimlich mit Tränen. Das war ein Grund mehr, weswegen Shin dann das Licht löschte und aufstand, um zu gehen. Der Tee lieferte auch KangTa eine Möglichkeit, sich abzulenken und in seine Gedanken zu verschwinden. So lange er trank, konnte er sich der Gegenwart etwas entziehen...bis der Tee zur Neige ging und er am Ende nur noch den weißen Boden der Tasse vor sich hatte. Ein Moment blieb ihm noch, um ihn anzusehen, dann nahm ihm Shin die Tasse. KangTa fühlte sich hin und her gerissen zwischen dem Wunsch, einfach einzuschlafen und dem, mit Shin zu reden...sich irgendwie zu entschuldigen. Doch statt dass er es schaffte, ergriff Shin die Initiative. KangTa spürte mit schneller klopfendem Herzen, wie Shin die Decke glatt strich und dann seine Wange berührte. Mit angehaltenem Atem vernahm er Shins Atem, der ihm entgegen kam und diese Leise Worte an ihn richtete. Nun sah er...seinem Freund in die Augen, die so voller Sorge und Angst waren. Er wollte Shin nie wieder Angst bereiten. Nie wieder eine solche.... Und mit diesem Wunsch schloss auch er die Augen, als Shin seine Stirn küsste...und riss sie sogleich wieder bittend auf, als dieser gehen wollte. Wie aus Reflex griff er dessen Arm, bekam zuerst kein Wort heraus...wollte einfach nicht loslassen. Bis sich endlich seine Verschwiegenheit löste. "B-bitte...bleib hier...." Seine Hand wollte gerade nach der leeren Tasse greifen, als die KangTas nach seinem Arm griff und ihn festhielt. Doch überrascht drehte Shin sich KangTa wieder zu, ließ seine Hand sinken und lauschte dieser... fast verschüchterten Bitte. Kurz zögerte, um wirklich zu verstehen, was KangTa jetzt wollte. Er sollte bleiben... bei ihm... Shin setzte sich wieder an die Bettkante, neben KangTa und nun hatte er etwas mehr damit zu kämpfen, stärker als seine Tränen zu sein. "Ich... bin immer bei dir. Immer..." Wieder nur leise, wie ein Schatten, so unscheinbar, vergab Shin dieses Versprechen... verriet ihm das Versprechen, das sich Shin einst selbst gegeben hatte, dass er immer über KangTa wachen würde, auch ohne dessen Bewusstsein darüber. Er hatte Angst...hatte Angst, dass Shin sich ihm jetzt entreißen und gehen würde. Weil er ihm so viele Sorgen gemacht hatte oder aus irgendeinem anderen Grund. Einen Moment zitterte KangTa innerlich noch stärker...und dann kam Shins Stimme, so unglaublich leise, kaum verständlich, zu ihm und er atmete erleichtert auf. Doch selbst als Shin sich wieder setzte, hielt er ihn fest. KangTa wollte nicht loslassen, wollte sicher sein, dass Shin wirklich blieb. So ließ er die Augen geöffnet und sah Shin an. Immer wieder und dann sah er wieder zum Fenster hinaus...so lang wie möglich wach bleiben, damit er Shin bei sich behalten konnte. Nur tat der Baldrian seine Wirkung immer stärker, so dass seine Augen immer öfter zufielen und sich bald nicht mehr richtig öffnen ließen. Die beruhigende Wirkung breitete sich über seinen gesamten Körper aus und ließ ihn schwer werden...bis auch KangTas Bewusstsein endlich verschwand und er in einen tiefen Schlaf glitt...in dem er Shin nicht mehr festhalten konnte. Dass KangTa ihn nun aber nicht wieder los ließ, obwohl er blieb, ließ Shin leicht lächeln und er führte seine Hand zu KangTas, um sie sachte zu bedecken. Um KangTa zu versichern, dass er bei ihm bleiben würde. Mit diesem vertrauten Gefühl zogen sich auch bald Shins Tränen langsam aus den Augen zurück und er sah in die KangTas, als dieser ihn ansah. Auch in ihm schien sich etwas getan zu haben. Nur was es war, konnte Shin nicht deuten, aber war er froh, als er bemerkte, dass KangTa bald eingeschlafen war. Ruhig. Sanft umschlossen seine Finger dessen Hand und er hielt sie noch eine ganze Weile, in der er KangTa einfach nur ansah. Wie viel dieser junge Mann durchmachen musste, würde nie jemand auch nur erahnen können. Niemand interessierte sich wirklich für KangTa, nur für die Arbeit, die er tat und dass er sie auch gut ausführte. Aber Shin... er wollte alles über KangTa wissen, wollte ihm geben, was dieser zu vermissen... zu brauchen schien und noch so unglaublich viel mehr. Er glaubte, wenn er KangTa hier her brächte, käme er seinem Wunsch viel näher und jetzt... Shin konnte nur noch hoffen und... noch viel mehr daran setzen. Langsam schob er KangTas Hand auf dessen Brust und stand dann, ebenso langsam, auf und trat leise vom Bett zurück. Mit der leeren Teetasse in Händen verließ Shin letztlich das Zimmer, welches er abschloss und atmete noch einmal schwer durch. Hyun war noch wach und gerade in der Küche, als er diese betrat, um nur die Tasse abzustellen. Doch sagte er nichts, als sein Butler ihn ansah, so besorgt und bedrückt. Was mit KangTa geschah, was dieser sich antat, war für Shin noch viel schlimmer, als für ihn, das wusste Hyun, aber sagte er nichts, da sein Herr nun Ruhe sehr nötig zu haben schien. Und als Shin im Bad stand, in den Spiegel schaute, entdeckte er sie, die Spur... eine Träne schaffte ihre Flucht also doch... Er wusch sich und ging dann zu Bett. Die Ereignisse gingen nicht spurlos an ihm vorbei, wodurch auch er mitgenommen war und bald einschlief. Am nächsten Morgen, mit den ersten wärmenden Sonnenstrahlen, erwachte er und stand auch sofort auf, um nach KangTa zu sehen. Dieser schlief noch, was Shin sah, als er leise dessen Zimmer betrat. Dadurch doch erleichtert saß er dann in der Küche und frühstückte etwas, worauf er KangTa dessen Frühstück brachte. Aber Shin holte noch etwas anderes; einen Karton. Während sein Schatz noch schlief, suchte Shin das gesamte Zimmer, auch das Bad, nach spitzen Gegenständen ab. CDs, Porzellan- und Kristallfiguren, KangTas Rasierer und andere Sachen sammelte er ein und verstaute sie im Karton, um sie dann verschwinden zu lassen. Kapitel 25: That's you're Life! ------------------------------- Das ist dein Leben! *KangTas Sicht* Shins warme Hände, die die seine noch lange hielten, selbst als KangTa nicht mehr die Kraft hatte, sie festzuhalten...es war wundervoll. Die letzten Tage hatten sehr an ihm gezerrt und nun, wo er sich entschieden hatte, nicht mehr krampfhaft nach einem Ausweg zu suchen, konnte er wirklich lang und ruhig schlafen. Nicht einmal die Sonne schaffte es, ihn zu wecken...und auch Shin nicht. Erst als ein lauteres Klappern, auch von Shin ausgelöst, durch das Zimmer schallte, schrak er leicht aus seinen Träumen und sah ins Zimmer. Erst war alles noch unscharf, doch dann erkannte er Shin...der mit einem Karton herumlief. "Shin? ...W-was machst du da?" In sein Tun vertieft bemerkte Shin zunächst nicht, dass KangTa aufwachte, was sich aber änderte, als dieser ihn ansprach. Fast schon ertappt warf Shin einen Blick auf den Karton in seinen Händen, stellte ihn aber schnell ab und kam ans Bett, an das er sich setzte. "Ich räum dein Zimmer auf..." Antwortete Shin dann, wollte aber nicht, dass KangTa noch weiter darauf eingehen konnte, weswegen er gleich auf ein anderes Thema zu sprechen kam. "Ich hab dir dein Frühstück gebracht." Setzte er daher nach und lächelte. Aber... auf das, was gestern geschah, wollte Shin nicht zu sprechen kommen. Er wollte nicht so tun, als wäre es nie geschehen, aber... es vielleicht versuchen. Leicht legte er den Kopf schief, als Shin den Karton so hastig auf den Tisch stellte und zu ihm kam. Sein Zimmer aufräumen? Gut, es war nötig...so wie er herum gewütet hatte...aber so? Doch vielleicht wollte KangTa auch gar nicht genau wissen, was Shin da tat. Lieber glaubte er das, als zu erfahren, dass Shin aus Angst alles Gefährliche entfernte. Als zu erfahren, dass Shin glaubte, dass er sich noch einmal verletzen würde. So sah er dann zum Frühstück und...lächelte ganz leicht. "Ja, danke...wie spät ist es?" Als Shin ihm dann eröffnete, dass es schon 11 Uhr war, sah er ihn mit großen Augen an. "So lang hab ich geschlafen?" Doch war das nach einem solchen Ereignis nicht schwer...und auch KangTa wollte nicht mehr darüber reden. Leicht lächelnd schüttelte Shin den Kopf, als KangTa so entsetzt feststellte, wie lang er geschlafen hatte. Es war gut so und er sah auch schon etwas besser als gestern aus. Nicht mehr so sehr mitgenommen, also konnte er über Nacht das Ereignis wirklich ein bisschen verarbeiten. Shin erhob sich dann und nahm den Karton wieder an sich. "Ich hab noch etwas zu tun, entschuldige. Frühstücke in aller Ruhe und... wenn etwas ist, dann... ruf nur..." Shin hatte sein Versprechen auch jetzt nicht vergessen, immer für KangTa da zu sein, besonders wenn dieser es wollte. Shin schien nach der Sache von gestern auch sehr mitgenommen. Und trotzdem war er so ruhig. Zumindest war das das, was KangTa wahrnahm. Und so nickte er und sah Shin nach, als dieser verschwand und die Tür zu machte. Abschloss. Doch ihn drängte nichts mehr dazu, aufzustehen und dagegen zu hämmern. KangTa sah stattdessen an sich herunter...zog den linken Ärmel seines Hemdes hoch und betrachtete den Verband. Verschwommene Bilder vom gestrigen Abend traten ihm vor die Augen. Es war ihm nicht mehr möglich, sich an etwas wirklich genau zu erinnern...nur an Shins zarte Berührungen, als er ihn streichelte und küsste. Mit einem Seufzen nahm er das Tablett und begann zu essen. Auch nach dem Frühstück verließ er nur einmal das Bett, um ins Bad zu gehen. Danach kehrte er dort hin zurück. Erst jetzt fiel ihm auf, dass er immer nur in Jeans und eigentlich vollständig angekleidet geschlafen hatte. Er zog die Hose aus und legte sich so wieder ins Bett. Schwer und langsam atmend lag er da und schloss die Augen. Immer noch drückten ihn all diese Gedanken an das Leben, von dem Shin wollte, dass er es einfach so hinter sich ließ. Einfach so...sein Versprechen... ohne darüber nachzudenken. An diesem Tag blieb er im Bett...er wollte nicht aufstehen...warum auch? ... Nachdem er KangTas Zimmer hinter sich gelassen hatte, stellte Shin den Karton zunächst ins Wohnzimmer, wo er sich nieder ließ. Hyun hatte die Zeitung von gestern und die heutige Morgenzeitung für ihn hingelegt. Shin nahm sie an sich, doch prangte ihm ein Artikel schon auf dem Titelblatt entgegen. In der Zeitung von gestern war ein Artikel über KangTa verfasst. Kein Artikel wie die bisherigen. Es wurde die These aufgestellt, dass Inspektor An KangTa mit dem Phantom unter einer Decke steckte. Shin riss ungläubig die Augen auf, als er die Seite, auf der der gesamte Artikel abgedruckt war, aufschlug und ihn durchlas. Es war wirklich unfassbar, was die Medien alles taten, um einen Knüller zu landen. Shin schüttelte unverständlich den Kopf, das war selbst für ihn zu viel. KangTa tat seine Arbeit immer ehrlich und gewissenhaft und jetzt so eine Unterstellung. Shins Hände begannen zu zittern, noch während sie die Zeitung festhielten. Aber dieses Mal war es aus Wut... Allerdings schnitt er später den Artikel trotzdem aus und fügte ihn dem Ordner hinzu. Dass dies der Letzte sein würde, war Shin selbst noch nicht bewusst... Über den Tag verteilt sah er immer wieder, über den Monitor in seinem Arbeitszimmer, nach KangTa. Dessen Essen brachte ihm Hyun. Aber was Shin nicht ganz gefiel, war, dass KangTa nur im Bett lag. Total anteilnahmslos. War er krank geworden? Shin seufzte besorgt, als es am Abend noch immer das Gleiche war. Er lief in die Küche und konnte Hyun noch das Tablett mit dem Abendessen abnehmen, um es KangTa selbst zu bringen. Um nach ihm zu sehen. Doch etwas anderes hatte Shin auch bei sich. Diesen Ordner. Er legte ihn auf die Kommode, die im Flur, nahe vor KangTas Zimmer, stand und trat dann mit dem Tablett voll Essen vor die Tür, schloss auf und trat ein. Es wurde langsam dunkel, daher schaltete Shin die kleine Lampe an, die neben dem Bett stand und stellte das Tablett hinzu. Besorgt blickte er auf KangTa, der noch immer im Bett lag. Langsam führte Shin eine Hand zu ihm und legte sie sachte auf KangTas Stirn. Nein, Fieber hatte er keines... Er zog einen Stuhl heran und setzte sich auf diesen neben das Bett. "Was ist los, KangTa?" Fragte er leise und noch immer voll Sorge nach. Die meiste Zeit hatte er die Augen geschlossen und versuchte an nichts Bestimmtes zu denken. Und auch wenn er sie öffnete, sah er nichts. Nur ab und zu wurde seine Aufmerksamkeit auf etwas gezogen, wie wenn Hyun herein kam. Dieser machte sich genauso Sorgen, doch er trat nicht näher auf KangTa zu. Dieses Recht hatte nur sein Herr. Und dieser nahm sich auch bald dieses Recht wieder und trat ins Zimmer. KangTa döste vor sich hin. Als er hörte, wie die Tür aufging, holte ihn dies wieder zurück, aber er ließ die Augen trotzdem geschlossen. Erst dachte er, Hyun wäre hier. Doch derjenige, der auf sein Bett zukam, bewegte sich viel zu leise...viel zu katzengleich. Spätestens als Shins Hand sanft seine Stirn fühlte, wusste er es. Bei dessen Frage öffnete er nun doch die Augen und sah ihn an...dann setzte er sich auf...sah in seinen Schoß. Er würde Shin keine Antwort mehr verweigern. "Ich bin dir sehr dankbar, dass du mich hier her mitgenommen hast, Shin. Und dafür, dass du dir Sorgen um mich machst...es ist wirklich ein...schönes Gefühl zu wissen, dass du da bist. Und ich würde gerne bei dir bleiben...ich will es gern..." Seine Hände begannen sich etwas in die Decke zu graben. "Aber da ist so viel, was noch nicht hinter mir liegt. Du willst mir ein neues Leben schenken...aber mein altes Leben liegt in Seoul. Es ist schrecklich, aber es hat einen Sinn. Es ist mein Leben und ich muss es weiter leben...wie bisher. Sonst geht alles kaputt..." Abwartend ruhte Shins Blick auf KangTa, als dieser sich dann ruhig aufsetzte und hörte aufmerksam zu, als dieser ihm antwortete. Doch irgendwas gefiel Shin nicht daran, was KangTa sagte und dieses Gefühl wurde auch stärker, als sich KangTas Hände in die Bettdecke krallten. Aber blieb Shin stumm und hörte weiter zu. Seine Miene wurde jedoch, mit jedem weiteren Wort KangTas, immer ernster. Wenn er sein altes Leben nicht weiter lebte, dann war es kaputt? Erst dann? KangTa stand inmitten eines Scherbenhaufens und hatte ihn nicht gesehen? Nein! Er redete sich doch nur selbst etwas ein und versuchte, auch ihn, Shin, davon zu überzeugen. Aber Shin sah alles ganz klar. Von Anfang an... KangTa hatte nichts, an das er sich klammern konnte. Nichts, außer sein Leben an sich und dieses... Versprechen, dessen Inhalt Shin noch immer nicht kannte. Und doch... Ruckartig stand Shin auf und war ansatzweise wütend, wodurch der Stuhl, auf dem er eben noch saß, nach hinten geschoben wurde und beinahe umfiel. Unfassbarkeit stand in seinen Augen geschrieben, mit denen er KangTa noch den Bruchteil einer Sekunde ansah, ehe er sich abwandte und den Raum verließ. Aber Shin ging nicht endgültig. Aus dem Flur holte er... diesen Ordner. Es erschien ihm als seine letzte Möglichkeit... Hoffnung... KangTa die Augen zu öffnen... Mit dem Ordner in den Händen kehrte er ins Zimmer zurück, trat ans Bett, zu KangTa, heran und warf ihm den Ordner auf die Beine. "Du willst dein Leben zurück?! Das ist dein Leben! Wenn du es wirklich zurück haben willst, bitte..." Wenn KangTa sich das angesehen hatte und... dann immer noch zurück wollte, dann... erst dann würde Shin ihn wieder nach Seoul bringen... Zum Teil ahnte er, wie Shin darauf reagieren würde. Zu einem anderen Teil stand alles offen. KangTa drehte erschrocken den Kopf zu Shin und sah diesen schon fast...ängstlich an. Dieser unfassbare Blick, die leichte Wut in Shins Augen. Was war nur los? Hatte er wirklich so viel Falsches gesagt? Doch statt, dass Shin ihm sofort eine Antwort gab, rannte er erstmal weg...warum auch immer...doch KangTa hatte nicht lang Zeit, darüber nachzudenken, als dieser Ordner schwer auf seinen Beinen landete, dessen Last merklich auf diese drückte. Auf seine Beine drückte wie sein Leben auf seine Seele. KangTa zuckte zusammen, als Shin ihn schon fast anschrie. "Wie...wie meinst du...das?" Er war verwirrt und erst mit einem Fingerzeig Shins auf den Ordner öffnete er diesen. Langsam blätterte er auf die erste Seite und...starrte sie an. Das...das war...eine Kopie seiner Geburtsurkunde! Fragend und geschockt sah er zu Shin. Was war das hier? "Was…was ist das? Was hast du...hier gesammelt...?" Er blätterte weiter. Es folgte ein Zeugnis...ein Zeitungsartikel über seine Einschulung. Er war darauf zu sehen. Mit einer großen Schultüte und mit ihm viele andere Kinder. Er lachte...glücklich...damals lebte seine Mutter noch. Eine Seite weiter war sie tot. Der Artikel zu dem Banküberfall. KangTa war damals erst sechs und gerade in die Schule gekommen. Er sah zu, wie seine Mutter erschossen wurde. Damals gab er sein Versprechen... Doch im Moment begann er hastig diesen Artikel zur Seite zu schlagen. Sah einen nächsten über seine Aufnahme im Kinderheim...danach war Schluss mit seiner Kindheit. Ab da an begann sein Erwachsensein. Irgendwelche Kopien von Abschlüssen aus der Polizeiausbildung, ein paar Artikel. Seine Ernennung zum Inspektor. Es folgte eine rasante Geschichte der nächsten. KangTa besah sich keine mehr genau...überblätterte die Seiten, suchte verzweifelt nach etwas anderem als Artikeln über seine Einsätze. Doch was er fand, war das Ende. ‚Inspektor An KangTa...Verschwunden...vom Phantom entführt?’ Das war alles...und doch nicht. Der letzte Artikel, auf der letzten Seite gab ihm auch den letzten Rest. Er...wurde mit dieser Unterstellung zu einem Verbrecher abgestempelt. Unter einer Decke mit dem Phantom? Verbrecher, Menschen die Unrecht taten, die er immer verfolgt hatte...nun wurde er zu einem solchen gemacht. Bei seiner Arbeit ging es darum, den Menschen zu helfen und sein Versprechen zu erfüllen...doch was half das alles, wenn es so endete?! Die erste Träne benetzte das Papier...doch ihr folgten weitere. Viele weitere...nein...er wollte nicht zurück. Niemals! "Mach...mit mir...was du willst..." Kapitel 26: A New Beginning --------------------------- Ein neuer Anfang *Shins Sicht* Während KangTa sich den Ordner, dessen Inhalt, besah, blieb Shin verschwiegen neben dem Bett stehen. KangTa würde selbst alles sehen, wodurch sich dessen Fragen beantworteten. KangTa hatte ein trauriges Leben, ein hartes Leben und musste es allein leben. Seit dem Tod seiner Mutter. Es war sehr schwer, aber Shin studierte KangTa regelrecht und gerade deswegen bedeutete es ihm auch so viel, dass dieser nun die andere Seite des Lebens kennen lernte. Die Schönheit. Aber in dessen eigentlichen Leben war das unmöglich. Von Anbeginn. Shin setzte sich zu KangTa, ihm gegenüber auf das Bett, als die erste Träne den Schmerz verdeutlichte, den sein Leben beinhaltete. Doch schloss er ihn in die Arme, als die Tränen zahlreicher wurden, gefolgt von diesen Worten. Behütend nahm Shin KangTa in seinen Armen gefangen, auf das diese grausame Zeit nie wieder zu ihm zurückkehre. "Das werde ich." Versicherte Shin leise und doch mit fester Stimme. Jetzt... jetzt konnte und würde er KangTa ein neues Leben offenbaren. Jetzt hatte KangTa die Augen geöffnet und konnte die Schönheit sehen, während er die Hässlichkeit hinter sich ließ. Shin wollte ihn wieder strahlen sehen, seinen wunderschönen Schatz. Diesen Engel... Liebevoll fuhr er mit der Hand über dessen Rücken, um ihm zu versichern, dass alles gut war. Hier. Und mit der anderen Hand glitt er durch KangTas Haar, am Hinterkopf, um ihm alles zu vermitteln. Während Shin ihm ein weiteres Mal ein Versteck gab, in dem KangTa nie wieder an sein altes Leben denken wollte, schloss er den Ordner und damit diese dunklen Kapitel. Endgültig. Seine Hand schob den Ordner von seinen Beinen, schob ihn immer weiter. Bis er über den Rand des Bettes fiel und mit einem dumpfen Geräusch den Boden berührte. Nie wieder wollte er diese Last spüren müssen. Und hier, in Shins Armen, durfte dieser Wunsch endlich wahr werden. Mehr und mehr Halt suchend, schlangen sich seine Arme fest um Shins Brust und er weinte wieder alles heraus. Doch diesmal war etwas anders...diesmal fiel ihm wirklich alle Last von den Schultern. Und das ließ ihn leichter...viel leichter atmen, als er verstummte und der Schlaf ihn sich holte. Ein weiteres Mal in Shins Armen. Shin spürte die Erleichterung, die KangTa schon bald erfüllte und sie ging damit auch auf ihn über. Etwas fester schloss er die Arme um diesen und drückte ihn sachte noch mehr an sich. Doch musste nun Shin weinen. Ungehalten. Er hatte es geschafft. Jetzt tat KangTa den ersten Schritt in seine Richtung. Aber nicht nur das, Shin hatte es so vermisst, diese Nähe und diese Vertrautheit. Hatte es vermisst, KangTa umarmen zu dürfen und bei ihm zu sein. Shin war glücklich. Und als er bemerkte, dass sein Schatz bald eingeschlafen war, legte er sich mit ihm in die Kissen, so dass KangTa den Kopf an seiner Schulter ruhen lassen konnte und ohne dass er die Umarmung auch nur eine Sekunde brach. Doch wanderte seine Hand kurz zu der kleinen Lampe, um ihr Licht zu löschen. Diese Wärme, die Shin ihm gab, erfüllte ihn mehr und mehr. Und dass dieser bei ihm blieb, selbst jetzt noch, nachdem er eingeschlafen war, bescherte KangTa einen guten Schlaf. Ein gutes Gefühl. Nie wieder würde er das missen wollen. So kuschelte er sich dicht an Shin und zusammen ließen sie die Nacht und alle Schlimmen Dinge hinter sich. Nach einiger Zeit öffnete sich die Tür leise und eine Gestalt trat an das Bett heran. Es war Hyun. Er hatte sich Sorgen gemacht. Die Tür hatte einmal geknallt und Shin war nicht zurückgekehrt...doch als er die beiden so einträchtig hier liegen sah, da war auch er erleichtert. Beide schlafend und ruhig, das war gut. Das ließ hoffen. So verließ er das Schlafzimmer leise...zusammen mit dem Tablett, auf dem Abendessen stand. Von der Dunkelheit umgeben und von KangTa bedeckt, dessen Wärme, schlossen sich auch bald Shins Augen und er schlief ruhig ein. Dass das möglich war, lag auch schon eine Weile zurück, aber jetzt würde wieder alles gut werden. Ganz bestimmt! Irgendwann erwachte er noch einmal und blinzelte durch den Raum. Ihm war, als hätte er etwas gehört, aber das musste er sich eingebildet haben, denn war niemand zu sehen. Nur KangTa. Dieser schien sich kein Stück geregt zu haben und das ließ Shin wieder lächeln. Sanft küsste er KangTas Stirn und schloss beruhigt wieder die Augen. Den Rest der Nacht schlief er durch und es hatte etwas von der einen Nacht, die er damals mit KangTa in dessen Wohnung verbrachte. Am nächsten Morgen, als wieder Licht den Raum flutete, erwachte Shin langsam und er spürte ein leichtes Gewicht auf seinem Körper liegen. Doch musste er nicht die Augen öffnen, um zu wissen was es war. Er wusste es noch zu gut. KangTa... Mit diesem Namen im Sinn glitt Shins Hand über dessen Rücken, wo sie zuvor noch still verweilte und er öffnete letztlich doch die Augen. Sein Engel schlief noch. So friedlich. Um ihn nicht zu wecken, blieb Shin noch eine Weile ruhig liegen, drückte KangTa dann aber doch sachte in die Kissen und stand auf. Er lief kurz in das Bad, das zu dem Zimmer gehörte und wusch sich das Gesicht, um auch die hinterbliebenen Spuren seiner Tränen zu beseitigen. Dann kehrte er zum Bett zurück, an dessen Rand er sich setzte und KangTa betrachtete. Dieses schlafende, unschuldige Gesicht. Wieder diesem Begehren erlegen, fand sich Shins Hand auf KangTas Wange wieder und streichelte sie, schier unermüdlich. Selbst als Shin noch einmal den Schlaf kurzzeitig von sich warf, ließ sich KangTa nicht stören. Und dies blieb so, weit bis in den nächsten Morgen hinein. Er wollte nicht aufwachen...er wollte sich weiter dieser Wärme hingeben und an Shins Brust geschmiegt diesen Frieden genießen. So hielt er fest an seinem Schlaf und auch als Shin aufstand, holte es ihn nicht zurück. Dieses Bett war in dieser Nacht SEIN Bett geworden. Und es war wundervoll hier zu liegen. Erst als Shins Hand immer und immer wieder über seine Wange glitt und der Haut damit ein angenehmes Kribbeln bescherte, öffnete er langsam die Augen und blinzelte diesem entgegen. "Sh...Shin...ist es etwa schon...Morgen?" Er liebte diese Schönheit. So sehr. Und jetzt konnte er sie wieder sehen. Jetzt, nachdem KangTa bereit war sein Leben hinter sich zu lassen. Und allein mit dieser Bereitschaft schlich sich die Schönheit wieder in diesen ein, ließ ihn neu strahlen und Shin zog es immer tiefer in den Bann. Er sträubte sich nicht dagegen. Ließ sich verleiten und KangTa immer weiter zu streicheln. Selbst, als dessen Augenlider leicht begannen zu zucken. Doch verschwand Shins Hand langsam von KangTas Wange, als dieser die Augen zögerlich öffnete. "Ja, ich hoffe, du hast gut geschlafen?!" Entgegnete er mit milder Stimme und lächelte selbst wieder etwas strahlend und wagte einen Tauchgang in KangTas Augen, die einen ganz neuen Glanz erhalten hatten. Er war noch nicht in ganzer Intensität, aber mit der Zeit... Am liebsten hätte er Shins Hand bei seiner Wange gehalten...doch schon fixierte dieser ihn mit seinen Augen, hielt ihn mit diesem Blick fest. KangTa lächelte und nickte. "Ja...sehr gut. Du...warst ja da, Shin..." Sagte er leise und setzte sich dann langsam auf. Seine Hände hob er zu den Augen und rieb sich den Schlaf heraus. Jetzt war er nicht mehr müde. KangTa hoffte, dass es ein schöner Tag werden würde. Doch als er Shin so neben sich sitzen sah und die Sonne auf diesen fiel, war er sich dessen sicher. Es würde sicher noch ein bisschen Zeit bedürfen, bis er ganz realisierte, wie viel sich jetzt änderte. Aber mit…seinem Freund würde es leicht werden. Wie sich die Umstände doch von einem Tag auf den nächsten umkehren konnten... Shin erfreute KangTas Antwort, besonders der letzte Teil... "Das ist schön, dann werd ich mal nach unserem Frühstück schauen..." Entgegnete er und stand dann auf. KangTa könnte sich in der Zwischenzeit frisch machen und mit dem stillen Versprechen, nicht lang fort zu sein, verließ Shin das Zimmer. Drehte... den Schlüssel im Schloss herum und ging. "Ja...ich hab schon Hunger." Sagte er leise lächelnd und sah Shin dann nach. Es war so still im Raum, dass er das Klicken hörte, das der Schlüssel im Schloss von sich gab. Shin schloss ihn immer noch ein. Obwohl er doch am gestrigen Abend aufgehört hatte zu leugnen. KangTa seufzte. Wirklich stören tat es ihn nicht. In diesem Zimmer war es still und es reichte ihm erstmal. Die letzten Tage brachten genug Aufregung mit sich. Vielleicht war es gut so, dass er erstmal hier blieb. So stand er auch auf, nahm sich ein paar Sachen und ging ins Bad, um sich fertig zu machen und anzuziehen. Als Shin in die Küche kam, war Hyun noch dabei das Frühstück fertig zu machen, so ging er wieder und lief ins Bad, um selbst zu duschen und sich anschließend umzuziehen. Außer einem guten Morgen, den Hyun Shin wünschte, hatte er nichts gesagt und so war es auch umgekehrt. Shin würde schon von selbst erzählen, wenn er es für angebracht hielt und so fragte Hyun nicht nach. Aber das Bild, das er letzte Nacht von KangTa und ihm erhielt, reichte für eine gewisse Klarheit der Situation. Als Shin einige Minuten später wieder kam, stand das Essen fertig auf dem Tisch, aber er rührte das seine nicht an, sondern nahm das Tablett mit KangTas Essen an sich und lief zur Tür. Doch bevor er die Küche wieder verließ, wandte er sich Hyun noch einmal zu. "Sie können dann nach Hause fahren. Im Moment ist Ihre Hilfe nicht nötig, aber ich möchte Sie bitten, Mittwochabend wieder herzukommen. Ich muss Donnerstag wieder arbeiten und möchte nicht, dass KangTa allein ist..." Meinte Shin dann und Hyun nickte. "Natürlich, wie sie wünschen." Versicherte er Shin, der darauf hin lächelte und die Küche verließ. Vor KangTas Tür stehend klopfte er kurz an, schloss aber im nächsten Moment schon auf und trat ein. In einer bis her nie gekannten Friedlichkeit schlug KangTa das Bett auf und zog die Decke glatt. Er öffnete eines der Fenster. Sie waren recht groß...eines ging bis zum Boden. Er öffnete das neben seinem Bett und sah hinaus. Rausklettern konnte man bei dieser Höhe nicht. Es gab auch nichts zum festhalten. Zwar hatte er auch nicht vor abzuhauen, aber bemerken tat er es trotzdem. So saß er auch gerade, leicht aus dem Fenster gelehnt, auf dem Bett, als es klopfte. Halb wandte er sich der Tür zu und sah, wie Shin mit seinem Frühstück eintrat. "Shin...du hast einen sehr schönen Garten. Geht er vor dem Haus noch weiter?" Sein Blick fiel zuerst auf das Bett, wo er KangTa erwartete zu sehen und da lag Shin auch richtig. Doch, ganz anders als sonst, hatte dieser das Fenster geöffnet und sah hinaus. Auf dessen Frage hin vergab Shin ein Nicken und trat zu ihm ans Bett, wo er das Tablett, wie immer, auf dem kleinen Schrank abstellte. Dann setzte er sich an die Bettkante, blieb seinem Gegenüber zugewandt und sah selbst zum Fenster. "Von hier hast du eine schlechte Sicht auf den Garten, aber die Schönste auf den Sonnenuntergang." Erklärte er und letzteres mit einem kleinen Lächeln. Wenn er von hier aus eine schlechte Sicht hatte, dann musste der Garten, wenn er ihn richtig sehen konnte, ja gerade zu traumhaft schön sein. Wie lange würde es wohl dauern, bis er ihn sehen durfte. Doch auf Shins Anmerkung mit dem Sonnenuntergang sah er diesen an. "Ja...das hab ich schon gemerkt. Es ist wirklich wundervoll hier draußen...ganz anders als in Seoul." Aus seiner knienden Position sank er nun in eine sitzende und sein Blick fiel in den Himmel hinein, in die Ferne. "Weißt du, ich bin nie aus Seoul rausgekommen. Ich hab immer nur diese Stadt gekannt. So einen Garten hab ich noch nie gesehen...ich war lediglich mal im Stadtpark. Das hier ist alles so völlig neu..." "Es ist auch eine... völlig neue Welt und nur für dich." Entgegnete Shin und KangTa würde alle Zeit haben, sich mit dieser neuen Welt, seinem neuen Leben vertraut zu machen und Shin würde alles tun, damit es KangTa gefiel und es ihm gut ging. "Bald wirst du mehr davon sehen können..." Fuhr Shin ankündigend fort, womit für KangTa gewiss sein konnte, dass er ihn nicht ewig nur in diesem Zimmer behalten würde. Ein Luftzug kam durchs Fenster herein. Er brachte einen wundervollen Duft mit sich. Von Blumen und Bäumen. Von Frühling und sauberer Luft. Zum ersten Mal nahm er es so wahr. Es sollte ihm gehören...all das hier wollte Shin ihm schenken? Es war so überwältigend, dass er es kaum begreifen konnte. Langsam rutschte er zur Seite, lehnte sich an Shin, wünschte sich wieder in dessen Arme. So sprach er seinen stillen Dank aus. Als KangTa sich darauf gegen ihn lehnte, legte Shin den Arm um ihn und war froh, das wieder tun zu dürfen. So ging er auch noch ein Stückchen weiter und kraulte mit den Fingerspitzen KangTas Oberarm. Doch fiel sein Blick dann zufällig wieder zu dem kleinen Schrank neben dem Bett, zum Essen... "Der Tee wird kalt..." Schoss es ihm nicht nur durch den Kopf, sondern Shin sprach es auch leise aus, mehr als Anmerkung für sich selbst. "Oh..." Meinte KangTa etwas verdutzt und setzte sich wieder richtig hin. Es war zwar sehr schön gerade, aber Shin hatte wohl Recht. Erstmal frühstücken. Vielleicht war seinem Freund das ja auch etwas peinlich...wer weiß...dabei sah es gestern Abend doch noch ganz anders aus. Ja, gestern Abend sah vieles noch ganz anders aus als heute. Er nickte. "Ja, vielleicht sollten wir frühstücken. Du hast doch sicher auch noch nichts gegessen Shin, oder?" Meinte er und nahm den Tee in die Hände. "Nein, ich wollte zuerst zu dir." Erklärte Shin ehrlich und dachte im nächsten Moment daran zu gehen, aber dann wollte er KangTa lieber noch etwas Gesellschaft leisten. Ab Donnerstag könnte er das nicht mehr uneingeschränkt... Aber bis dahin war noch Zeit und so wollte Shin nicht länger als nötig darüber nachdenken und die Augenblicke nehmen, wie sie kamen. Doch so wie er KangTa im nächsten Moment ansah, in diesen Sachen, fiel ihm wieder ein, was ihm bereits gestern aufgefallen war; KangTa hatte keinen Pyjama bei seinen Sachen. Er hatte wohl vergessen, einen aus dessen Wohnung mitzunehmen... Was Shin gestern aufgefallen war, war KangTa noch nicht einmal selbst aufgefallen. Bis jetzt hatte er noch nach keinem Pyjama gesucht. Doch machte dieser ihn nun schon wieder verlegen und so trank er lieber seinen Tee, anstatt darauf etwas zu sagen. So fiel ihm auch auf, dass Shin noch da blieb. Sollte er nicht lieber selbst frühstücken gehen? Aber irgendwie hatte KangTa das Gefühl, sein Freund wüsste schon, was er wollte. Daher sagte er nichts und begann zu essen. Auch wenn es in Gegenwart Shins, ohne dass dieser selbst etwas aß, doch irgendwie seltsam war. Auch Shin sagte dann nichts mehr, um seinen Schatz in Ruhe essen zu lassen. Hingegen hing er ein paar Gedanken nach. KangTa schien nicht von Hyun abgeneigt zu sein, es sollte also nicht schlimm sein, wenn dieser es war, der in nächster Zeit öfter nach ihm sehen und sich um ihn kümmern würde. Shin würde es selbst gern tun, aber würde er zu lang oder dauerhaft wegbleiben, wäre es auffällig und das Phantom war nicht in den Ruhestand getreten, sein Job als Reporter war also noch immer von Vorteil. Dann sah sich Shin etwas im Raum um und musste feststellen, dass KangTa im Grunde nicht viele Möglichkeiten hatte, sich zu beschäftigen. Bücher standen genügend in den Regalen, aber nur lesen... Letztlich fiel sein Blick wieder auf KangTa. "Willst du irgendwas haben? Also, ich meine, gibt es Dinge, die du gern hättest?" Erwartend sah Shin seinen Schatz an und war bereit, so ziemlich alles für KangTa aufzutreiben. Als Shin nach dieser langen Ruhe so plötzlich diese Frage an ihn stellte, verschluckte er sich am Reis und hustete erstmal kräftig. Wie kam er denn darauf? Erst nach einigen Sekunden konnte er Shin ansehen und das sehr erstaunt. Wie auch immer dieser dazu kam, ihm eine solche Frage zu stellen...wenn er jetzt darüber nachdachte, fiel ihm eigentlich nichts ein. Er hatte solange spartanisch und ohne große Wünsche gelebt, dass er vergessen hatte, wie das ging. So konnte er nur stotternd antworten. "Ich...ähm...weiß nicht. Ich hab mir eigentlich in den letzten Jahren nie irgendwas gewünscht. Aber wie meinst du das?" "Ob du etwas Bestimmtes haben möchtest, um die dir Zeit hier zu vertreiben." Erklärte Shin, als KangTa so überfragt schien. Selbst, wenn er KangTa aus diesem Zimmer lassen würde, könnte er nicht garantieren, etwas Geeignetes für ihn zu haben. Das Haus wäre bald erkundet und es beinhaltete mehr Kunstgegenstände als alles andere. So meinte er das also. KangTa stellte die Tasse weg und überlegte. Es stimmte, außer Lesen war hier nicht viel zu tun. Doch auf Anhieb fiel ihm so nichts ein. Er las nicht, er schrieb nicht, viel Fern sah er auch nie. Er hatte sich nie Zeit dazu gelassen. Am Ende hatte er aber doch eine kleine Idee. Nichts Besonderes. "Ich...naja...hast du vielleicht einen Notizblock und einen Stift?" Wer wusste, was ihm noch einfallen würde. Notizblock und Stift? Wenn es weiter nichts war... "Natürlich." Versicherte Shin ihm und war über KangTas Bescheidenheit nicht einmal überrascht. Denn ja, er hatte immer viel weniger gehabt, als ihm eigentlich zustand. Shin rutschte ein kleines Stück näher und zog seinen Engel einfach in die Arme, wobei er zufrieden die Luft einsog und KangTas Duft dazu. Ein Kuss auf dessen Schläfe folgte, ein Streicheln mit der Hand durch dessen Haar und Shin gab ihn wieder frei. Das wollte er jetzt öfter tun... Er stand vom Bett auf, wandte sich KangTa noch einmal zu und lächelte. "Ich werd dir die Sachen dann mal holen gehen." Und in der Zwischenzeit konnte sich dieser noch in Ruhe dem Rest seines Frühstückes widmen. Leicht überrascht ließ er sich von Shin umarmen. Es war seltsam, plötzlich soviel Liebe von jemandem zu bekommen. Soviel Liebe...von Shin, der ihn schon küsste. Doch ihr Verhältnis zueinander war jetzt anders, das spürte er. Und doch war Shin so liebevoll. Etwas errötet lächelte er über diesen kleinen Kuss und sah Shin dann nach. "Geh lieber erst mal frühstücken...bitte..." Er musste das Shin hinter her sagen. Das Zeug konnte noch warten, aber Shin nicht. Shin nickte auf KangTas Worte hin, bevor er letztlich das Zimmer verließ. Daher warf er lediglich einen Blick durch den Gang zum Arbeitszimmer ohne in dieses zu gehen. Stattdessen betrat er kurze Zeit und eine Treppe später die Küche. Hyun war noch da, aber nach dem Frühstück würde er fahren. So leistete er ihm noch Gesellschaft, während Shin frühstückte und war sehr froh, dass dieser mehr als zufrieden aussah und nicht mehr so bedrückt. Nach dem Essen begleitete Shin seinen Butler noch bis zur Tür und sie verabschiedeten einander. Auch wenn er Hyun oft sah, fiel es ihm jedes Mal etwas schwer, diesen gehen zu sehen. Etwas später kramte er schon aus einer Schublade in seinem Arbeitszimmer einen Block hervor und aus dem Behälter für Stifte zog er einen Kugelschreiber. Aber dann fiel sein Blick weiter über den Tisch und da sah er etwas, das KangTa bestimmt gefallen könnte... Er selbst hatte es einmal geschenkt bekommen... Shin nahm es an sich und mit den Sachen für KangTa kehrte er zu dessen Zimmer zurück, an der Tür klopfte er kurz an und schloss dann auf, um einzutreten. Nachdem die Tür zugefallen war, lagen KangTas Blicke noch eine Weile auf ihr. Bis er sich, mit seinem Frühstück, ans Fenster setzte und den Ausblick weiter genoss. Oh ja, er liebte es schon jetzt. Es war so frei und ohne Lärm und Gestank...und seinen Job... Da Shin länger weg blieb, schloss KangTa daraus, dass dieser wirklich frühstückte. Doch erfreute ihn noch viel mehr, dass bald nach diesem Gedanken sich die Tür wieder öffnete und sein Freund eintrat...mit den Sachen, die er ihm bringen wollte...aber was hatte er da noch in der Hand? Als Shin eintrat und KangTa entdeckte, dass dieser noch etwas anderes in der Hand hielt, versteckte Shin dieses Etwas zunächst hinter seinem Rücken, während er an den Schrank, dem Bett gegenüber, trat und den Block mit dem Kugelschreiber dort hin legte. Dann wandte er sich KangTa wieder zu und kam zu ihm ans Bett, setzte sich und holte seine Hand hinter dem Rücken hervor. In ihr hielt er eine Schneekugel, sie war so groß, wie Shins Handfläche und in ihr war eine kleine Winterlandschaft zu sehen. Ein zugefrorener See, an dem zwei Kinder spielten. Shin hatte sie einmal von einem kleinen Mädchen geschenkt bekommen. Seiner kleinen Cousine, die er nun aber seit einigen Jahren nicht mehr gesehen hatte. Aber das war jetzt nicht von Bedeutung. Er schüttelte die Schneekugel und hielt sie dann KangTa hin. Kapitel 27: Another Day, Another Life ------------------------------------- Ein neuer Tag, ein neues Leben *KangTas Sicht* Er zog eine Schnute, als Shin das versteckte, was er noch bei sich hatte. Doch stellte er dann freudig erwartend seine Tasse weg und wandte sich Shin ganz zu. Allerdings musste er etwas verwundert gucken, als dieser so nah zu ihm kam und dann... KangTa war in einem Traum. Eine weiße, wunderschöne Landschaft. Es schneite dicke Flocken, Kinder spielten, lachten, auf dem See liefen einige Schlittschuh. Und da waren sogar noch Enten. Er war da. Er stand mitten in all dem Lachen und den schönen Dingen. Mitten in einem Traum. KangTa blinzelte...der Traum war vorbei. Vor seine Nase eine Kugel aus Glas, in der es schneite. Er hob die Hände und berührte sie. "Was...was ist das? Das ist toll..." Wie verträumt KangTa auf diese Kugel sah, entging Shin keines Wegs und er musste lächeln. Er hatte also richtig damit gelegen, dass sie seinem Schatz gefallen würde. "Das ist ein kleines Geschenk für dich." Gab er ihm zur Antwort und legte die Schneekugel in KangTas Hände. "Und wenn Winter ist, werden wir diesen... Traum wahr werden lassen." Fuhr Shin fort und strich dabei durch KangTas Haar. Wenn KangTa so schön fand, was ihm die Schneekugel zeigte, sollte er es selbst erleben können. „Ein Geschenk?“ Fragte er unsicher nach und hielt die Kugel nun selbst. Fast schon ehrfürchtig betrachtete er sie weiter. Es ging alles so schnell, das hier mit Shin. Und kaum, dass er alles selbst eingesehen hatte…kaum dass er seine Augen für die Wahrheit geöffnet hatte, war es so leicht, hier bei Shin zu bleiben und in diese Träume zu verfallen. So leicht, in Shins Armen zu liegen und…zu einem Kind zu werden. „Danke.“ Flüsterte er und betrachtete weiterhin in die Kugel. Während KangTa immer weiter auf diese Kugel schaute, war es Shin, als würde er sehen, wie sich KangTas Gesichtszüge veränderten. Wie sie weicher… kindlicher wurden… Das hatte er schon einmal gesehen, damals im Krankenhaus… „Ich habe dir zu danken.“ Murmelte Shin vor sich her, wobei seine Hand von KangTas Kopf rutschte und dessen Ohr entlang. Ganz leicht zogen seine Fingerspitzen die Konturen nach und verschwanden, als sie KangTas Hals erreichten. Doch könnte Shin ewig so weiter machen und seinen wunderschönen Schatz berühren. Shins Flüstern hörte er gar nicht, zu weit war er in diesen Bildern, die ihm die Kugel gab. Erst als dieser ihn so…intensiv streichelte und eine Gänsehaut sich über seinen Hals zog, ließ er die Kugel vor Schreck fallen. Doch sie landete auf der weichen Bettdecke. Ein roter Schimmer zierte seine Wangen und er senkte schnell den Blick zur Kugel und hob sie wieder hoch. „Oh mist…ah gut, sie ist noch ganz.“ Flüsterte er etwas hastig und hielt die Kugel dann wieder nach oben. Fast musste Shin auflachen, als KangTa so plötzlich die Kugel aus der Hand fiel. Der Anblick war zu niedlich. Beinahe hätte er ihm das Geschenk aber wieder weggenommen, damit ihm KangTas Aufmerksamkeit gehörte, doch beließ Shin es dabei und rutschte mit einem Lächeln vom Bett. Er nahm das Tablett an sich, um alles wieder in die Küche zu schaffen, doch drehte er sich noch einmal leicht KangTa zu, in der Hoffnung, dass dieser sagte, dass er sich wünschte, dass Shin dann wieder kam und ihm etwas... Gesellschaft leistete. Noch hatte er doch Zeit... Noch... Ganz unschuldig sah er Shin an, als dieser so lachte...doch musste er dann auch leise lachen. Shin steckte ihn mit seinem schönen Lachen wirklich an. Ja, an und bei Shin war alles schön. Und dessen Wunsch sollte in Erfüllung gehen. Als er sich noch einmal kurz umdrehte, stellte KangTa die Kugel auf seinen Nachttisch und sah ihn an. Bittend sah er ihn an. "Shin? ...Hast du nachher dann noch Zeit...um...um wieder zu kommen?" In diesem Moment, als KangTa ihn tatsächlich fragte, fühlte Shin sich fast wie ein Kind, das einen Herzenswunsch erfüllt bekommen hatte. Glücklich nickte er. "Natürlich." Versicherte er KangTa unverzögert und beeilte sich dann auch, das Tablett wegzubringen, um dann schnell wieder zu kommen. In der Küche atmete er aber erst einmal kurz durch. Kaum zu glauben, wie es erst gestern noch um sie stand... Aber daran wollte Shin nun nicht mehr denken. Er wollte KangTa glücklich machen und es selbst sein. So nahm er die Dose mit Keksen, die Hyun vorhin noch gefüllt haben musste und etwas zu Trinken und kehrte dann zu KangTa zurück. Als er ging, hatte er... die Tür nicht abgeschlossen, aber er wollte auch gleich zurückkommen und KangTa war noch da, als Shin dessen Zimmer wieder betrat. Erfreut lächelte er und stand auf. Fast als könnte er es gar nicht erwarten, dass Shin wieder kam, lief er im Zimmer umher... Bis ihm auffiel, was er hier tat. KangTa blieb stehen. Sein Blick fiel auf sein Jacket, das über einem Stuhl hing. Seit er hier war, hatte er es nicht mehr angefasst. Langsam ging er darauf zu und nahm es in die Hände. Etwas Schweres war darin, er fühlte es. Seine Hand glitt in eine Seitentasche und zog...seine Brieftasche heraus. Sofort ließ er das Jacket fallen und hielt nur noch diese Brieftasche in der Hand. Zitternd. Wenn er sie öffnete, würde er alles sehen. Die ganze Wahrheit von dem, was er war und wo er eigentlich hingehörte. Hier drin war sein Ausweis und alles, was sonst noch dazu gehörte. Versicherungskarten, ein Polizeiausweis...alles voll mit seinem Namen und seiner Adresse...in Seoul... Er bemerkte gar nicht, wie Shin eintrat oder dass dieser die Tür offen gelassen hatte. Er hatte gerade die Tür wieder geschlossen und wandte sich dem Raum zu, in dem er KangTa dann stehend erblickte. Aber was hielt er da in der Hand? Shin trat an KangTa heran und schnell sah er, was dieser in Händen hielt. Er ließ abrupt die Keksdose fallen und entriss ihm die Brieftasche. Warum hatte er nicht daran gedacht sie zu entfernen? Sie gehörte nicht mehr in dessen Besitz. Er brauchte sie nicht mehr und KangTa sollte nicht mehr an sein vorheriges Leben denken müssen. Erschrocken machte er einen Satz zur Seite, als das blecherne Knallen der Keksdose auf dem Boden direkt neben ihm erschallte. Sein Herz raste, als er Shin neben sich erblickte, der ihm, schneller als er gucken konnte, die Brieftasche entriss. Hastig atmend presste er seine Hand auf seine linke Brust und brauchte einige Sekunden, um zu verstehen, dass Shin da war. Und dass dieser etwas...entsetzt schien. "Sh-Shin! Gott, hast du mich erschreckt...." Fast schon mit Hass starrte er auf die Brieftasche und ohne auf KangTa einzugehen verschwand Shin im nächsten Moment wieder hinter der Tür im Flur. Er lief auf direktem Wege in sein Arbeitszimmer, wo er die Brieftasche erst einmal in einer Schublade verstaute, um sie auch aus KangTas Gedanken zu verbannen. Ihren Inhalt. Seine... Identität. Und als das verhasste Ding aus seinen eigenen Augen verschwunden war, beruhigte sich Shin wieder und er verließ das Arbeitszimmer. Kehrte zu KangTas zurück. Und als wäre nichts gewesen, hockte er sich dort auf den Boden und begann die Kekse aufzulesen, die aus der Dose gefallen waren. Seine Starre hielt an. Er beobachtete Shins Gesichtsausdruck beim Betrachten seiner Brieftasche. Shin dachte scheinbar genau das Selbe wie er. Nur hatte Shin keine Angst davor. Er handelte einfach. Und das so schnell, dass KangTa von seiner Position erst wegkam, als dieser schon wieder da war. Doch Shin handelte nicht einfach, als wäre nichts gewesen. KangTa sah, wie dieser noch leicht zitterte. Schluckend kniete er sich zu ihm und eine seiner Hände erreichte Shins Schulter. "Shin...was ist?" Leicht und kaum merklich fuhr Shin zusammen, als sich eine... KangTas... Hand, auf seine Schulter legte und er blickte auf, zu KangTa. Shin atmete kurz durch und betrachtete dieses unschuldige Gesicht, als hätten KangTas Augen nie etwas Schreckliches gesehen. Zumindest in Zukunft sollte das nicht mehr geschehen. "Ich will nicht, dass du irgendetwas aus deinem anderen Leben behälst. Schöne Erinnerungen, ja, aber mehr nicht." Erklärte Shin sehr ernst und fast schon streng, dann stand er auf, als der letzte Keks in der Dose verschwand. Etwas unsicher betrachtete er Shins nachdenkliches Gesicht. Was würde er ihm antworten? Doch als dieser dann durchatmete und ihm die Antwort gab, wanderte KangTas Blick kurz zum letzten Keks. Ja, das war fast logisch. Kaum hatte er es in der Hand, verschwand das gesamte leichte Gefühl in ihm und ließ ihn an so viel anderes denken. Anderes, das er, trotz der Tatsache, dass er sich erst gestern dazu entschieden hatte, hinter sich lassen sollte. Und doch hörte es sich wieder seltsam an. Sein anderes Leben. Es hörte sich so unglaublich beschlossen und weit weg an. "Tut mit leid" kam es letztendlich von ihm. Shin schüttelte den Kopf. KangTa musste sich nicht dafür entschuldigen, es war wohl die all zu bekannte Neugier. Er stellte die Keksdose bei Seite und zog KangTa im nächsten Moment schon in seine Arme, als würde er so alles Schlechte wieder von ihm fern halten und aus ihm verbannen können. KangTa gehörte zu ihm und Shin würde ihm viele neue, schöne Erinnerungen schenken und mit ins Leben geben. "Aber eines wird sich nie ändern, dass du immer mit mir reden kannst, wenn etwas ist. Egal was es ist." Und mit diesen Worten gab Shin KangTa wieder frei und ein Lächeln konnte wieder seine Lippen zieren. Mit genau diesem Lächeln nahm er KangTa bei der Hand und führte ihn mit sich zum Bett, auf das sich Shin setzte. Als Shin ihn wieder in seine Arme zog, schloss KangTa entspannt die Augen. Seine Erinnerungen konnten natürlich nicht einfach so verschwinden, doch es tat so unglaublich gut. Erst als Shin ihn anlächelte, nickte er auf dessen Worte. Ja, er würde mit ihm reden. Und KangTa hatte auch schon einen Gedanken. Diesen sprach er aber erst aus, als Shin ihn so liebvoll zum Bett geführt hatte und er nun den ersten Keks in der Hand hielt...ihn betrachtete. "Shin? ...Da ist etwas, was ich dich fragen wollte... Warum...warum gerade ich...? Ich meine, es gibt so viele Menschen. Gibt es niemanden sonst, der dir wichtig ist? Deine Familie...vielleicht...?" Als KangTa ihn ansprach, so zögerlich, hörte Shin aufmerksam zu und fiel ihm nicht ins Wort. Erst als KangTa seine Fragen gestellt hatte, atmete Shin ein, was ihm etwas Zeit schenkte. "Du bist mir wichtig, KangTa. Mach dir keine Gedanken, ich werde immer für dich da sein." Shin wollte nicht genau auf KangTas Fragen eingehen und er musste all das auch nicht genau wissen. In seinem neuen Leben sollte er sich um nichts Sorgen oder Gedanken machen, sondern sich über die Dinge freuen können, die er sehen und verstehen konnte. Und mit einem warmherzigen Lächeln verlieh Shin seinen Worten mehr Aussagekraft. Dieser eine kleine Satz war Shins gesamte Antwort. KangTa sah ihn aufmerksam an, in der Erwartung, dass noch mehr käme. Doch das Einzige, was noch kam, war dieses Lächeln, das alles zu besiegeln schien. Plötzlich war es ihm so, als gäbe es keine Fragen mehr, die beantwortet werden müssten. Alles, was es zu wissen gab, würde Shin ihm sagen und um mehr...musste er sich nicht sorgen. Es war faszinierend, wie schnell Shin ihn so einfing. Und dass, trotz dieses kleinen Satzes, der diese Frage längst nicht völlig beantwortete, KangTa völlig befriedigt in dem war, was er wissen wollte. Ja, er wollte sich keine Gedanken mehr machen. So lächelte er nur zurück und biss dann von seinem Keks ab. Völlig sorglos.... Shin war froh, dass sich KangTa mit dieser Antwort sichtlich zufrieden gab und keine weiteren Fragen mehr stellte. Denn alles, was Shin für wichtig oder nötig erachtete, würde er KangTa wissen lassen. So verließ seine Hand dessen Schulter und fand sich auf KangTas Kopf wieder, von wo aus sie durch dessen Haar strich. Als wäre KangTa ein kleiner Junge, der nun belohnt wurde, weil er brav war... Aber Shin tat das, weil er KangTa einfach berühren... streicheln... wollte. Diesen wundervoll schönen Schatz. Seinen Schatz. Als er Shins Hand nun wieder so streichelnd in seinem Haar spürte, sah er einen Moment verwundert nach oben, in Richtung dieser Hand. Doch dann ließ er es sich gefallen. Ließ sich einfach fallen in der Rolle dieses... kleinen Jungen... So lachte er Shin glücklich an und drückte diesem seinen Kopf noch etwas mehr entgegen. Ja, er wollte mehr davon...es tat doch so unglaublich gut. Und diese Kekse schmeckten auch so gut. Daher verschwanden noch einige in seinem Mund, bevor er, zufrieden seufzend, weiter aufs Bett rutschte und sich mit dem Rücken gegen die Wand lehnte. "Heute ist ein schöner Tag... wirklich schön..." Und da KangTa auch das einfach so hinnahm, streichelte Shin ihn noch eine ganze Weile lang, bis er sich, leise aber glücklich seufzend, in eines der Kissen sinken ließ und KangTa nur Recht geben konnte. Denn ja, es war ein schöner Tag und an den kleinen Zwischenfall mit dem Portemonnaie wollte Shin nicht länger denken. "Das ist er." Bestätigte Shin mit etwas gedämpfter Stimme und zog KangTa dann gänzlich zu sich, in seine Arme. Mit sanfter Gewalt und ohne ihn dazu zwingen zu wollen. Erst als Shin selbst leise etwas erwiderte, sah KangTa ihn an. Auch dieser sah vollkommen glücklich und zufrieden aus. Na wenn das nichts war. Und schon im nächsten Moment fühlte er Shins Hand, die ihn zu diesem zog. Wieder einmal in dessen Armen. Doch jedes Mal war er noch etwas versteift, konnte sich noch nicht so ganz fallen lassen. Er wollte es...aber es würde noch ein bisschen dauern, bis er sich wirklich an all das gewöhnt hatte. Doch nun lag er bei Shin. An dessen Brust. Spürte sie unter dem Atmen auf und niedergehen, spürte Shins Herz unter seiner Hand und schloss die Augen. Hier wollte er nie mehr fort. Nie wieder zurück in dieses Gefängnis... lieber wäre er von Shin für immer in diesen Raum gesperrt, als nach Seoul zurückkehren zu müssen. Dass KangTa noch etwas angespannt war, spürte Shin, doch schien es nicht gleichzeitig zu bedeuten, dass er sich unwohl fühlte. Shin würde ihm alle Zeit geben, die KangTa brauchte. Dieser hatte sie nun auch. Es gab niemanden mehr, der alles Mögliche verlangte und Shin würde ihm hingegen alles erfüllen. Leicht begann sich seine Hand, seine Fingerspitzen, nun KangTas Nacken zu widmen und krauelten ihn unentwegt. Shins Aufmerksamkeit gehörte ungeteilt KangTa, so intensiv war auch die Wirkung seines Streichelns, das sich schon bald über KangTas Rücken ausbreitete. Schon bald ging Shins Ruhe auf ihn über und auch seine Anspannung verschwand Stück für Stück. Doch kehrte ein Teil davon zurück, als Shins Fingerspitzen sich plötzlich so intensiv seinem Nacken widmeten und ihn so zärtlich streichelten. Angetan und doch etwas hastig stieß er die Luft aus. Seine Finger gruben sich leicht in Shins Hemd, während dessen Hand seinen Rücken hinunter wanderte und ihm eine leichte Gänsehaut bescherte. Er hatte das Gefühl, eine Katze zu sein, die verwöhnt wurde, von ihrem... Besitzer. Ja, war es nicht so? Besaß ihn Shin jetzt nicht? Gehörte er nicht... Shin? Hätte KangTa diese Frage Shin gestellt, hätte er sie nicht direkt mit ja beantwortet. Gewiss, KangTa war sein Schatz, aber Shin sah ihn nicht als sein Eigentum, seinen Besitz. Und auch wenn Shin bestimmte, was KangTa durfte und was nicht, sollte dieser seine Freiheiten haben. Mit der Zeit einige mehr. Doch so streichelte er KangTa noch etwas weiter und bekam bald selbst eine Gänsehaut, als sich KangTas Hände in sein Hemd krallten. So wie er sich bei KangTa fühlte, hatte sich Shin noch nie zuvor bei einem Menschen gefühlt. Er wusste dieses Gefühl nicht zu beschreiben, konnte ihm keinen Namen geben, aber er liebte es, wie KangTa selbst. Denn für ihn war alles schön, was mit KangTa im Zusammenhang stand, von dessen bisherigen Leben abgesehen. Doch selbst wenn Shin direkt mit 'ja' antworten würde, wäre es ihm nicht unangenehm. Als KangTa dieser Gedanke kam, fühlte er sich wohl dabei und entspannte sich wieder unter Shins Berührungen. Ja, Shin besaß ihn, er sollte ihn besitzen. KangTa wollte nichts mehr entscheiden und über nichts mehr nachdenken. Denn bis jetzt war jeder Entscheidung und jeder Gedanke in seinem Leben falsch gewesen. Doch in Bezug auf Shin wusste er, dass alles richtig war. Und so wollte KangTa gern seine Freiheit, die keine war, für diesen aufgeben. Sie lagen sehr lang in dieser Umarmung. KangTa war leicht schläfrig geworden und döste in Shins Armen mit halb offenen Augen vor sich hin. Es war wundervoll. Er genoss die Mittagssonne, die ihm schon bald auf den Rücken fiel und die nicht enden wollenden Berührungen von Shin. Dass die Zeit so schnell verging, war Shin nicht bewusst, daher war er auch sehr überrascht, als er irgendwann auf eine Uhr sah, was dann auch erklärte, warum die Nachmittagssonne sich langsam wieder der Horizontlinie näherte und sich senkte. Aber er hatte Zeit und würde sie KangTa schenken, daher sprang er jetzt auch nicht auf, sondern blieb ruhig sitzen und streichelte KangTa noch immer ein bisschen. Doch fragte er ihn, ob er Hunger hätte und etwas essen möchte. Shin bot ihm auch an, dass sie hier zusammen essen könnten, wenn KangTa es wollte. Aus diesem Trancezustand merkte er erst auf, als Shin ihn ansprach. Verwundert und etwas verschlafen drehte KangTa sich dem Fenster zu. Die Sonne war ja schon ganz wo anders. Wie die Zeit verging.... Und dann bemerkte er auch seinen Hunger. Grinsend nickte er. "Ja, was zu essen wäre schön...aber mit dir essen wäre noch viel schöner." Meinte er leise und nickte nur bestätigend und lächelnd. Auf KangTas Antwort hin, konnte Shin einmal mehr nur lächeln. Doch gab er ihn dann aus seinen Armen frei und rutschte langsam vom Bett, um das Essen zu holen. Hyun war nicht mehr hier, als dass er es ihnen bringen könnte. "Ich bin gleich zurück." Ließ Shin KangTa noch da, bevor er hinter der Tür aus dem Zimmer verschwand und... abschloss. Dann lief er in die Küche. Shin schüttelte lächelnd den Kopf, als er sah, was auf dem Tisch stand. Hyun hatte etwas zum Abendessen vorbereitet und Shin müsste es nur noch aufwärmen. Das tat er dann auch und kochte nebenbei etwas Tee. Am Ende stellte er alles auf ein Tablett und lief langsam zum Zimmer zurück. Hyun hatte eine sehr ausgewogene Mahlzeit zusammen gestellt, Nudeln und Reis, mit Ente und viel Gemüse. Und dieser Duft breitete sich nun in KangTa's Zimmer aus. Er brachte das Tablett zum Tisch, wo er es abstellte, dann klopfte er auf das Kissen, das auf dem Boden lag, um KangTa zu bedeuten, zu ihm zu kommen. Es war nur ein flacher, kleiner Tisch in der Mitte des Raumes. Man saß auf dem Boden, ganz traditionell eben. KangTa blieb rücklinks auf dem Bett liegen und atmete rief ein. Es war immer noch wie ein Traum. Shin, immer mit ihm zusammen sein, dieses Zimmer hier...ein anderes Leben. Und es ging alles so schnell, dass er erst später dazu kommen würde, noch einmal an die letzten Tage zu denken. Doch erstmal wollte er das Denken Shin überlassen. Durch dessen Hand er soviel von dem bekam, was er immer vermisst hatte. Weniger später als er selbst gedacht hätte, öffnete sich die Tür wieder und Shin trat ein...mit einem Tablett voller duftender Sachen. Shin hätte ihn nicht bitten müssen, er wäre schon so angelockt gewesen. "Das ging aber schnell. Bist du ein Zauberer?" Meinte er lächelnd und setzte sich, während ihm das Wasser im Munde zusammen lief. Shin lachte leicht auf, schüttelte dann aber den Kopf. "Das Essen geht nicht auf meine Kappe, da hat sich Hyun mal wieder selbst übertroffen." Erklärte er dann schnell und setzte sich selbst seinem Schatz gegenüber. Für gewöhnlich aß er immer allein oder manchmal mit Hyun, aber von nun an wollte er so oft wie möglich zusammen mit KangTa speisen. Er wollte alles Mögliche mit ihm gemeinsam tun, wenn es die Zeit zuließ. "Oh...schade und ich dachte, du hättest dich etwas beim Kochen verausgabt." Meinte er lachend und schnappte sich dann die Stäbchen, um ganz vorsichtig zu pusten und zu probieren. Es schmeckte köstlich. "Mhhh...so gut wie bei dir jetzt, hab ich wirklich lange nicht mehr gegessen. Hyun ist wirklich ein Genie...aber was ist er jetzt eigentlich genau? Ich meine, ist er wirklich eine Art Butler? Oder mehr ein Freund der Familie?" Das interessierte KangTa schon sehr, da er so das Gefühl hatte, dass er öfter Zeit mit ihm verbringen würde...denn soweit er wusste, hatte Shin seinen Job noch nicht aufgegeben. Oder doch? Warum machte er ihn überhaupt, wenn er sich ein solches Haus leisten konnte? So viele Fragen, er hoffte irgendwann eine Antwort zu finden. Das KangTa plötzlich so lebhaft war, überraschte Shin, wobei es ihn zu gleich freute. "So schnell verausgabt mich nichts." Konnte er nur schmunzelnd entgegnen und widmete sich dann auch dem Essen, auch wenn es mal wieder viel zu viel war. "Beides." Sagte Shin, als KangTa auf Hyun zu sprechen kam. "Er arbeitet seit über 10 Jahren in diesem Haus und erledigt, was so anfällt..." Setzte er fort und dabei musste Shin unvermeidlich etwas an alte Zeiten denken. Er war 11 Jahre, als er Hyung zum ersten Mal gesehen hatte. Hyung selbst war damals 24. Aber das war überflüssig für KangTa zu wissen, wie Shin fand. Vielleicht lag seine Lebhaftigkeit einfach daran, dass er im Moment nicht über seine seltsame Situation nachdachte. Zumindest fühlte sich KangTa wohl...und das half ungemein. "Über 10 Jahre...da müsst ihr euch aber gut verstehn." Meinte er überlegend und nahm den nächsten Happen in den Mund. Na, hoffentlich würde er genauso gut mit Hyun klar kommen. Aber bis jetzt war ja noch nicht viel zwischen ihnen beiden passiert. Shin nickte nur, auch wenn es da viel zu erzählen gäbe, da Hyun immer derjenige war, zu dem er kam, wenn er mit jemanden reden wollte. Sein Vater war selten zu Hause und Freunde... Shin hatte keine wirklichen, da ihn viele nur für einen verwöhnten Jungen hielten, aber das war ihm egal. Er entdeckte früh seine Liebe zur Kunst, zur Schönheit und das war für ihn alles. "Ihr werdet euch sicher auch gut verstehen." Meinte er dann nur und lächelte zuversichtlich. Hyun hatte ein gewisses Talent mit allen Leuten umzugehen. Ihn konnte man nur 'lieben' oder hassen. Kauend nickte er, noch nicht ganz sicher, ob das wirklich eintreffen würde. Bis auf Shin verstand er sich bis jetzt mit keinem Menschen besonders...er ließ sich nicht gern auf andere ein. Doch Hyun war sicher in Ordnung. "Ich werd mir Mühe geben. Jetzt wo ich hier...wohne..." Für das letzte Wort brauchte es noch ein bisschen Überwindung. Nicht, dass es ihm missfallen würde, doch, wie schon gesagt, sich einfach umzugewöhnen, das ging nicht. Schnell trank er einen Schluck Tee, um Shin nicht ansehen zu müssen. Mühe müsste sich KangTa bestimmt nicht geben, er brauchte nur so zu sein, wie er eben war, doch behielt Shin diesen Gedanken für sich und legte einmal mehr die Hand auf KangTas Schulter, als er das mit dem Wohnen aussprach, wenn auch schwer. Doch kraulte er dann nur kurz dessen Nacken, als dieser Ablenkung beim Tee suchte und ging daher auch nicht weiter auf das Thema ein, sondern aß still weiter. Aber ihm gefiel die Sache, dass KangTa jetzt... für immer... bei ihm sein würde, nun noch viel besser, nachdem dieser sagte, dass er hier wohnen würde. Das hörte sich gleich ganz anders an. Sein Blick wanderte vom Tee wieder höher zu Shin, als dieser ihm sich näherte. Eine leichte Gänsehaut bildete sich in KangTas Nacken und er lächelte. Shin wusste immer genau die richtige Antwort. Und es stimmte. Hier zu wohnen hörte sich weitaus...normaler an, als einfach hier zu bleiben. Mit diesem Gedanken konnte er sich gut anfreunden, leichter anfreunden. Es war ja alles nicht so einfach. Daher sagte auch er nichts mehr und widmete sich wieder dem Essen, ohne inne zu halten, bevor die Schüsseln leer waren. Die Stille, das Schweigen, das nun zwischen ihnen lag, empfand Shin nicht als unangenehm und daher zerbrach er es nicht zwanghaft und stellte letztlich alles auf das Tablett zurück, als sie fertig mit Essen waren. Dann stand er auf und nahm es an sich. "Es ist schon spät. Mach dich schon fertig, ich komme gleich wieder." Warf Shin dann ein und setzte ein Lächeln hinter her. Und während KangTa duschte, würde er ihm einen Pyjama holen. Mit diesem Gedanken verließ Shin das Zimmer, brachte das Geschirr in die Küche und lief dann in sein Schlafzimmer, wo er in seinem Kleiderschrank einen schönen... einen weißen... Pyjama suchte. Kapitel 28: Haunting Nightmare ------------------------------ Quälender Albtraum *KangTas Sicht* Verwundert sah er auf, als Shin aufstand und das sagte. Sein Blick schwiff durch den Raum zu den Fenstern. Tatsächlich...die Abendsonne zeigte sich schon. Ihm war gar nicht bewusst, wie lange sie auf diesem Bett gelegen hatten. Einfach so und die Stunden waren wie im Flug vergangen. Aber gleichzeitig war es nicht ungewöhnlich...es war wundervoll. Dort zu liegen, in dieser Ruhe, mit Shin. Nach den Anstrengungen der letzten Tage...nach der Erschöpfung der letzten Jahre. Lächelnd nickte er. "Ja..." Dann war Shin auch schon verschwunden. Während er sich das Hemd aufknöpfte, stand er vor seinem Bett auf und sah verträumt nach draußen. Daran könnte er sich nie satt sehen...an diesem Sonnenuntergang und dem ganzen Licht, das es hier gab. Irgendwann musste er sich dazu zwingen, sich abzuwenden und ging ins Bad, um sich dort gänzlich zu entkleiden. Doch fiel sein Blick auf seinen ...verbundenen... Arm. Er sah ihn an, seufzte. Jetzt konnte er sich nicht mehr erklären, was ihn geritten hatte. Es war zu seltsam gewesen. Um zu duschen, legte er den Verband ab. Alles war rot geworden und brannte leicht. So gut es ging, versuchte er, seinen Arm vom Wasser und der Seife fern zu halten...doch nur einen Moment passte er nicht auf und sofort lief Seifenwasser über die Schnitte. "Ah...verdammt..." Fluchte er leise. Ihm war, als hätte er Feuer auf der Haut. Den Pyjama hatte er dann schnell gefunden und mit diesem unter dem Arm kehrte Shin zu KangTa ins Zimmer zurück. Er hörte das Wasser rauschen, deswegen legte er ihn auf das Bett und verließ das Zimmer noch einmal, damit sich KangTa in Ruhe fertig machen konnte. So ging Shin noch einmal in sein Schlafzimmer, wo er schon ein paar Sachen zusammen packte, die er mit nach Seoul nehmen würde. Vorsichtig trocknete er sich ab, traute sich aber nicht, seinen Arm noch einmal zu berühren. Er putzte sich schnell die Zähne und kämmte sich das nasse Haar aus dem Gesicht. Doch es fiel sofort wieder zurück in seine Stirn...so widerspenstig... Als er zurück in sein Zimmer kam, sah er dort diesen Pyjama liegen. Ganz weiß...und der Stoff war sehr leicht...und seidig. Mit zusammen gebissenen Zähnen zog er sich den Ärmel über den linken Arm und knöpfte sich das Hemd zu. Der Stoff, so weich er auch war, reizte seine Wunden noch mehr. Er hatte den Verband nicht wieder angelegt, doch jetzt dachte er, dass es vielleicht besser gewesen wäre. So saß er auf dem Bett und wartete darauf, dass Shin wieder kam. Als er so weit einiges eingepackt hatte und davon ausging, dass KangTa unterdessen fertig war, stellte er die Tasche bei Seite und verließ sein Zimmer, um wieder zu KangTas zu gehen. Kurz klopfte er an, trat dann aber auch schon ein, nachdem er aufgeschlossen hatte und da sah er ihn auch schon, wie er auf dem Bett saß. Er trug den Pyjama... Shin stellte erfreut fest, dass er KangTa stand, auch wenn er ein klein wenig zu groß war. Langsam trat er an das Bett heran, als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, doch musste er dabei bemerken, dass sein Engel keinen glücklichen Eindruck machte. Er sah auf, als Shin wieder eintrat. KangTa lächelte diesen an. "Hey…" Meinte er leise und setzte sich richtig an die Bettkante. Wieder sah er auf seinen Arm und schluckte. Na gut, vom Ansehen wurde es auch nicht besser. "Äh...Shin...ich hab da...was Dummes gemacht." Etwas Dummes? Shins Blick schweifte kurz durch das Zimmer, aber nichts schien sich hier verändert zu haben... Und er wusste nicht, was KangTa jetzt wieder getan haben könnte. Er blieb vor diesem stehen und sah ihn weiter hin an, mit einem unwohlen Gefühl. "Was hast du getan?" Fragte er schließlich nach und vermittelte KangTa, dass, egal was es wäre, er nicht böse sein würde. Er versprach ihm doch, dass er immer zu ihm kommen könnte, wenn etwas war. Egal was. Als Shin sich im Zimmer umsah, wenn auch nur kurz, musste KangTa auch kurz grinsen. Er hatte ja nichts kaputt gemacht...nicht direkt. "Ich hab den Verband abgemacht, an meinem Arm und...ich bekomm ihn nicht mehr ran." Meinte er leise und hielt seinen Arm hoch, damit Shin es sich ansehen konnte. "Das ist doch nicht schlimm!" Shin fiel schon fast ein Stein vom Herzen, als KangTa das mit dem Verband erklärte. Ein neuer war schnell geholt und bei der Gelegenheit brachte er auch eine Salbe mit, die den Heilungsprozess fördern würde. So kniete sich Shin mit den Sachen vor KangTa auf den Boden vor dem Bett und wartete darauf, dass dieser den Ärmel etwas hochkrempelte, als er ihn darum bat. KangTas Blick wechselte in etwas Erleichterung über, als Shin das sagte. Doch etwas anderes hatte er kaum erwartet. Shin war so...so sanft... Als dieser wieder da war und so vor ihm kniete, nickte KangTa und krempelte sehr vorsichtig seinen Ärmel hoch, die Zähne zusammenbeißend. Die Haut an und zwischen den Schnitten war noch röter geworden, regelrecht wund und sein Arm war leicht angeschwollen. Na toll, das hatte er sich selbst zu zuschreiben. Aber er wollte nicht mehr daran denken...es war ja so dumm... Als Shin dann aufblickte und sah, wie gereizt die Haut war, war er schon überrascht und er wusste auch nicht, wie es dazu kam. Aber er sagte auch nichts, sondern schraubte die Tube auf, drückte ein bisschen von deren Inhalt auf seine Fingerspitzen, um diesen anschließen, sehr bedacht auf KangTas Arm zu verteilen. Den Arm... die Schnitte... zu sehen, war nicht schön und Shin würde am liebsten wegsehen, doch sah er nicht weg und kümmerte sich liebevoll darum. Als er damit fertig war, wischte Shin sich die Hand mit einem kleinen Tuch ab und sah KangTa noch einmal prüfend an. Die Salbe müsste jetzt noch kurz einwirken, dann konnte er den Verband anlegen. Doch hatte KangTa schnell Shins Aufmerksamkeit an sich gefesselt, ohne etwas getan zu haben. Er saß doch ruhig da... Aber so wie Shin ihn sah, wie KangTa das noch etwas nasse Haar ins Gesicht fiel und schier versuchte die Augen zu verstecken... Das gab ihm wieder diese Unschuld, so niedlich... Unter der Vorsicht, mit der Shin alles tat, spürte KangTa nur ein leichtes Brennen und keine Schmerzen. Ja, Shin war sanft...und so sah er auch aus. Doch KangTa war die Sache sehr unangenehm und er konnte auch erkennen, dass sie Shin unangenehm war. So senkte er den Blick in seinen Schoß...schuldbewusst. Erst als das Streicheln an seinem Arm stoppte, sah er wieder auf. Verwundert weiteten sich seine Augen ein Stück und es lag etwas Fragendes darin. Er dachte, Shin würde jetzt irgendetwas von ihm erwarten. Aber er wusste nicht was. Aber Shin erwartete nichts, das zeigte er KangTa auch mit einem kleinen Lächeln, wandte den Blick dann langsam wieder von ihm ab und holte schon einmal den Verband aus der Verpackung. Ein Seufzen unterdrückend legte Shin diesen sanft und fest zugleich an, erst danach erhob er sich langsam wieder vom Boden, um neben KangTa auf dem Bett Platz zu nehmen. In einer gutmütigen Geste strich er ihm die Haarsträhnen von der Stirn, auch wenn sie so gleich zurück fielen. Etwas verdutzt weiteten sich jetzt KangTas Augen, als sein gegenüber nur lächelte...das verwirrte ihn dann doch ein wenig. Allerdings schüttelte er das ab und ließ Shin seinen Arm ein zweites Mal verbinden. Es war wirklich angenehm, wenn Shin es tat. Und genauso sanft, wie Shin auch sonst handelte, war diese Geste, die dieser an ihn vergab und damit ein leises Lächeln auch auf KangTas Gesicht zauberte. Jetzt würde sicher alles gut werden. Er hatte da so ein Gefühl. Und mit dieser guten Vorahnung im Herzen sah er Shin an und wollte seinen Blick nicht von ihm wenden. Da KangTa seinen Blick erwiderte und ihm nun ein Lächeln schenkte, legte Shin den Arm um dessen Schultern und drückte ihn leicht an sich, als gäbe es noch etwas Böses, vor dem er KangTa bewahren müsste. Dabei wollte er ihm nur sagen, dass er auf sich aufpassen sollte. Doch was Shin nicht über die Lippen bringen konnte, so wahr es auch war, war, dass er nicht immer bei seinem Engel sein könnte... Nicht, wenn er wieder nach Seoul fuhr. Doch daran wollte Shin jetzt nicht denken und er holte seine Gedanken in das Hier und Jetzt zurück. Als Shin nun so liebevoll den Arm um ihn legte, senkte KangTa kurz den Blick. Leicht verlegen lehnte er sich an seinen Freund und bettete den Kopf auf dessen Schulter. Das war alles so schön. Er schloss die Augen. Ein wenig Müdigkeit stand darin geschrieben. Sie hatten heute nicht viel getan...zumindest für einen Außenstehenden. Und doch, es war in KangTa soviel geschehen, soviel vorgegangen. In seinen Gedanken herrschte Chaos, das es zu ordnen galt. Er hatte sich müde gedacht, aber es war ein gutes Gefühl. Zum ersten Mal war er gern müde. Shin lehnte seinen Kopf leicht gegen KangTas, wobei sich seine Hand von dessen Schulter trennte und das Haar am Hinterkopf durchfuhr. Doch war es spät geworden und er bemerkte, wie sich dieser etwas mehr entspannte... Er war sicher müde. So glitt Shins Hand ein letztes Mal durch dessen Haar und zog sich dann zurück. "Leg dich schlafen. Aber wenn du möchtest, bleib ich noch etwas bei dir, Taya." Äußerte Shin dann und zog nun bedacht den Arm ganz zurück. Doch unbewusst sprach er den Namen 'Taya' statt 'KangTa' aus... aber Shin selbst war nicht verwundert darüber. Ein leichtes Kribbeln zog sich seinen Rücken herunter, als er Shins Hand in seinem Haar spürte. Diese liebevolle Berührung...schon lang hatte ihm niemand mehr eine solche geschenkt. Als Shin sagte, dass er nun schlafen sollte, verspürte er auch keinen Drang, Einwand zu erheben. Nicht nur, weil er sowieso müde war, auch weil er nun nach Shins Willen handeln wollte. "Ja, das wäre sehr schön-...wie hast du mich gerade genannt?" Verwundert und überrascht sah KangTa Shin an. Er hatte sich sicher nicht verhört. Warum hatte Shin ihn 'Taya' genannt? Als KangTa ihn das fragte, musste Shin lächeln. "Gefällt dir der Name nicht?" Fragte er dann selbst, ohne eine Antwort zu erwarten. "Taya..." Wisperte er leise. "Ich hab dich Taya genannt." Antwortete er schließlich und blickte KangTa fest aber sanft in die Augen. "Den KangTa, wie sie ihn alle gekannt haben... glauben gekannt zu haben... gibt es nicht mehr. Du bist jetzt hier und hast ein neues Leben, da passt dein alter Name nicht mehr hinein. Und Taya... klingt viel sanfter... er passt zu dir und so wirst du mein Taya sein." Setzte Shin erklärend nach, womit die Sache mit dem Namen für ihn auch fest stand. Dass ihm der Name nicht gefiel, konnte man nicht sagen. KangTa antwortete aber auch nicht. Eher lauschte er Shins sanftem Flüstern und...dieser Erklärung. 'Taya'...so sollte er nun heißen, einfach so...Shin würde einfach so seinen Namen ändern? Nein, er hatte es schon getan und KangTa brachte kein Gegenwort über die Lippen. Wollte keines bringen. Wenn Shin sagte, dass er nun so heißen würde, dann hieß er ab jetzt Taya. Leise lächelte er und verfiel ein weiteres Mal Shins Worten. "Wenn du es so willst..." Flüsterte er leise. So rutschte er langsam unter die Bettdecke und legte sich hin. Betrachtete Shin einen kurzen Augenblick und schloss dann die Augen. Es wurde still im Raum. ****************************************************************************** Ja, Shin wollte es so. Er wollte KangTa einen neuen Namen geben...und damit vielleicht auch ein bisschen zeigen, wie sehr er diesen besaß. Und als Taya im nun so zustimmte, schien alles damit beschlossen. Es hörte sich nicht so an, als ob dieser etwas dagegen hätte. So nickte Shin und ließ seine Hand streichelnd durch Tayas Haar gleiten. Das weiche Gefühl der widerspenstigen Strähnen breitete sich unter seinen Fingerspitzen aus und zog den Arm hinauf. Dieser Engel war wunderschön und unschuldig...rein. Shin würde all dies bewahren, auf ewig. Obwohl er eigentlich aufstehen und selbst zu Bett gehen wollte, konnte er nicht. Er kam nicht von Taya los. Eigentlich war dieser sein Gefangener, doch hielt er Shin bei sich. Diese zarten Lippen...im Schlaf so leicht geöffnet...etwas Unverständliches murmelnd. //Bitte Taya...schwöre mir, dass du immer mir gehören wirst...// Denn wenn dieser es nicht tun würde, dann würde Shin ihn wieder mit Gewalt bei sich behalten müssen. Aber das wollte er nie mehr tun. Erst nach drei weiteren Stunden schaffte er es aufzustehen und zu gehen. Er machte sich fertig und ging zu Bett. Mit dem Gedanken seinen Taya sicher in einem verschlossenen Zimmer zurückgelassen zu haben. Schon kurze Zeit nachdem Shin ihm ein letztes Mal durch das Haar fuhr, er ihn ein letztes Mal spürte, war Taya eingeschlafen und träumte. Er träumte vom nächsten Tag, wie er ihn sich wünschte. Genauso wie den heutigen. Und so war das unverständliche Murmeln, das Shin vernommen hatte, eher ein zufriedenes Seufzen gewesen, mit dem Wunsch, dass sein Freund bei ihm bleiben sollte. Aber auch als Shin ging, schlief er weiter. Erst als die Sonne schon über den Horizont sah und den Garten in ihr Licht tauchte, kam die erste Unruhe in Taya auf. Ein Traum verfolgte ihn...so sehr er auch versuchte, den Bildern zu entkommen, brachte es ihn nur dazu, sie noch deutlicher zu sehen. Ein schwarzer Schatten grinste ihn an, breit und überlegen. Wissend grinste er. Wissend um seine Hilflosigkeit und Schwäche. Er packte Taya, hielt ihn fest, hauchte ihm ins Ohr...eine dunkle Hand schlich sich unter seine Sachen...seine weißen Sachen, die sich immer weiter schwarz färbten. Er wimmerte, wollte schreien...begann zu ersticken. Es gab eigentlich nichts an diesem Morgen, was Shin dazu bewogen hätte, so früh zu erwachen und doch tat er es. Durch die Vorhänge sah er, dass die Sonne hinein fiel. Aber da Sommer war, musste das nicht heißen, dass es spät war. Zudem waren seine Fenster nach Osten gerichtet. Er seufzte. Eigentlich könnte er nach Taya schauen gehen. Er wollte ihn unbedingt sehen. Doch blieb er trotz dieses Wunsches noch einige Minuten liegen. Taya schlief sicher noch. Am Ende störte er ihn vielleicht nur. Gleichzeitig dachte er an dessen lächelndes Gesicht, wenn er erwachte. Wenn Taya sich freute, ihn morgens zu sehen, sah er immer noch schöner aus...ja, nur bei diesem Engel konnte sich all dies noch steigern. Letzten Endes hielt es ihn dann nur zehn Minuten im Bett. Schnell zog er sich Jeans und Hemd über und lief zu Tayas Zimmer. Etwas ließ ihn schneller laufen, als er auf der Hälfte seines Weges war. Ein ungutes Gefühl ergriff ihn. Und Shin wusste, diesem musste er trauen. //Verdammte Tür...// Dachte er sich nur einen Moment lang, als der Schlüssel zu klemmen schien. Offen! Mit einem Satz war er im Raum...und musste erstarren. Da lag Taya, auf dem nackten Boden, neben seinem Bett...wandte sich, als ob er unglaubliche Schmerzen hätte. "Taya! ...Was ist los!?" Sofort rannte er zu diesem, packte ihn. Taya zuckte, schien nicht richtig atmen zu können. Atmete fast gar nicht. "Taya! Wach auf!" Die Hand rutschte immer weiter über seine Brust und ihm versagte für einen Moment das Atmen. Was wollte dieses Etwas von ihm? Warum musste er dieses grinsende Gesicht in seinem Nacken spüren und eine glühende Hand auf seiner Haut ertragen?! Er kam nicht los. Kam einfach nicht weg! //Lass mich gehen!!! Ich will nicht bleiben!!//...//Doch, du wirst bleiben, immer bei mir...//...//Nein!!! Verschwinde// Shin sah, wie Taya sich wandte, er konnte ihn kaum festhalten. Der Schweiß stand in dicken Perlen auf dessen Stirn und rollte die Schläfen seines Engels herunter. Was träumte dieser nur?!!! Tränen vermischten sich mit dem Schweiß...er weinte, schluchzte fast im Schlaf...war es Schlaf? Und dann kam der Moment, dem Shin fast das Herz stehen blieb. Taya...er atmete nicht mehr. Hörte einfach auf...Nein...nein, er konnte ihn nicht verlieren, das durfte nicht passieren. Shin würde das nicht zulassen. Fest presste er seine Lippen auf Tayas, in einem liebevollen Kuss, in dem er zugleich diesem seinen Atem gab. Wenn Taya keinen mehr zum Leben hatte, dann würde Shin ihm den seinen schenken. Bis Taya wieder atmen würde. Ein tiefer Atemzug öffnete seine Lungen wieder.... Taya schlug um sich und traf das grinsende Gesicht...es verschwand, einfach so. Hustend und keuchend riss er die Augen auf und krümmte sich in Shins Armen zusammen. Er hatte es geschafft. Er hatte sich seinem Albtraum entrissen. Und endlich konnte er wieder atmen. Ohne diese Hand auf seiner Haut, die ihm alle Luft nahm. Shin verzweifelte, als es nicht auf Anhieb klappte und Taya nur verkrampft liegen blieb. Er würde ersticken! In Todesangst presste er seine Lippen noch fester auf Tayas...bis sich sein Mund mit Luft füllte...Taya...er atmete. Shin ließ sofort von ihm ab. Überglücklich darüber, dass Taya wach war, hielt er ihn fest und sah, wie dieser langsam wieder zu Atem kam. Erst nach Minuten war das Husten ganz vorüber. Sein Schatz lag völlig erschöpft und kraftlos in seinen Armen und hatte die Augen geschlossen. Doch er lebte. Erleichterung breitete sich mäßig in Shin aus...denn noch immer verließen stumme Tränen Tayas Augen. Und er wollte ihn doch nie wieder weinen sehen. Was konnte so schlimmes in dessen Kopf geschehen sein, dass sein Körper sich soweit trieb? Als er es endlich schaffte, wieder normal Luft zu holen, ließ Taya sich in Shins Armen fallen...halten...so wie dieser ihn schon immer gehalten hatte. Vom Kampf in diesem Traum war ihm jetzt schwindelig. Er war verwirrt, was hatte das zu bedeuten...und wie sollte er es Shin erklären? Es ging ihm doch jetzt gut hier, was hatte ein solcher Albtraum bei ihm verloren? Hatte er diese Zeit nicht endlich hinter sich? Oder würde sie ihn auf Ewig verfolgen? Taya schluckte und öffnete seine Augen einen Spalt breit. Vor sich sah er Shins weißes Hemd. Es war oben ein Stück offen. Dort hindurch schimmerte schöne, seidige Haut...Taya kannte sie. Tausende Male hatte er sie gespürt, wenn sein verweintes Gesicht an Shins Schulter lehnte und dessen Hals berührte. Ein angenehmes Gefühl. Im Moment lehnte er an dessen Brust. Sie saßen immer noch am Boden. Shin hatte nichts gesagt und sich nicht geregt. Und Taya wollte einfach nur abschalten. Er konnte jetzt nichts erklären...es war so gut, dass jemand bei ihm war. Dass Shin bei ihm war, der ihn befreite, von so vielem schon. "Shin...ich hatte Angst..." "Shhh~t, sprich nicht davon...das musst du nicht. Jetzt noch nicht. Ruh dich aus...mein Engel." Als Tayas Stimme so schwächlich zu ihm drang, wusste er, dass es diesem längst noch nicht gut ging. Er war ein schwacher Mensch. Er musste schlafen. Er musste Kräfte gewinnen und erst dann konnte er Shin alles erzählen, was wichtig wäre. Dieser hob Taya nun hoch, dessen Gewicht kaum auf seinen Armen lastete und legte ihn wieder ins Bett. Es war stark durcheinander gebracht und Shin konnte es, mit Taya darin, nur notdürftig richten. Dieser ließ es geschehen. Fühlte Shins starke Hände an sich, wie dieser die Decke gerade zog und ihm, ein weiteres Mal, einen Kuss auf die Stirn gab. Dabei fiel ihm etwas auf...hatte er nicht vorhin die selbe Wärme auf seinen Lippen gespürt? Hatte Shin ihn so gerettet? "Danke...Shin...danke." Shin lächelte auf Tayas Dank hin. Diese Angewohnheit, sich ständig zu bedanken, würde dieser wohl nie loswerden. Liebevoll und zärtlich strichen seine Fingerspitzen über die weichen Lippen Tayas und unweigerlich musste er sich mit der Zunge über die eigenen fahren. So erschreckend der Moment auch war, Taya schmeckte so gut. "Schlaf jetzt. Ich werde bei dir bleiben." Und als wenn Taya nur auf Shins Erlaubnis gewartet hätte, erflachte dessen Atem kurze Zeit später und er war wieder eingeschlafen. Auf dass der Schlaf dieses Mal ereignislos werden würde. Doch davon war Taya überzeugt, solang er Shin bei sich hatte. Shin, dessen Lippen sich ein weiteres Mal auf den seinen betteten, doch nur für einen kurzen Augenblick. Nur ein flüchtiger Kuss...zum Schutz gegen böse Träume. Er wollte doch immer alles Schlechte von diesem Engel fern halten. Shin blieb die nächsten Stunden bei Taya. Der Gedanke, ihn wieder allein zu lassen und nicht sofort bei ihm zu sein, wenn so etwas noch einmal geschah, war für ihn nicht zu ertragen. Was konnte nur passiert sein? Er machte sich seine Gedanken. Ja, körperlich ging es Taya gut. Mal abgesehen von seinem Arm. Aber was war psychisch. Trotz der Tatsache, dass er sich nun dafür entschieden hatte bei Shin zu bleiben, war das in Tayas Kopf sicher noch lang nicht geschehen. Wer so lang ein solches Leben geführt hatte und dieses das Einzige war, an dem er festhalten konnte und wollte, konnte sich nicht einfach so umentscheiden. Schon gar nicht Taya. Es war ein langer Weg bis hier her. Taya musste sich erst selbst zwingen, sich von seinem früheren Leben zu lösen...an sich war es verständlich, dass er innerlich völlig verwirrt war. Irgendetwas in diesem Traum musste aus seinem Leben vor Shin sein oder sogar sein Leben selbst, das ihn verfolgte. Dass Shin damit sogar sehr richtig lag, konnte er natürlich nicht ahnen. Doch er verstand seinen Schatz besser, als dieser sich selbst. Aber das war auch nicht nötig, denn, wie Shin versprochen hatte, würde er sich um alles kümmern. Taya schlief lang. Obwohl er die ganze Nacht geschlafen hatte, hatte ihn dieses Erwachen wieder alle Kraft gekostet. Daher war es auch schon längst Nachmittag, als sich seine Augen endlich öffneten und er sich aufsetzte. Shin war noch da. Er saß neben ihm und lächelte ihn an. Ohne ein Wort zu sagen nahm dieser Taya einfach in die Arme und streichelte ihn. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ So, jetzt komme ich zwischendurch auch mal zu Wort XD Also: Der Teil nach der Sternchenlinie, den habe ich allein geschrieben, ohne meine Freundin, da wir schon länger keine RPGs mehr zusammen schreiben. Ich hätte aber schon Lust, die Geschichte weiterzuführen. Daher müsst ihr mir sagen, ob euch mein eigener Teil auch gefällt. Dann wäre mir auch wohler, weiterzumachen. Danke und bis demnächst^^/)))) Minu Kapitel 29: Hyun's Recurrence ----------------------------- Hyuns Rückkehr *Shins Sicht* Shin betrachtete Taya in seinen Armen. Dieser schien sich wohl zu fühlen. Schöpfte er endlich weiters Vertrauen in ihn? Shin wünschte es sich. Und er würde dieses Vertrauen nie missbrauchen…auch wenn er es leider schon einmal getan hatte. Aber er musste es tun, zu Tayas Besten. Um ihm dieses friedliche Leben zu ermöglichen, das noch längst nicht so friedlich war, wie er es sich für seinen Schatz erträumte. „Taya…“ Sprach er ihn leise an. Als dieser aufmerkte und ihm mit einem noch leicht müden Blick in die Augen sah, wurde der Shins noch um einiges sanfter. Er streichelte seinem Engel über den Kopf. „Willst du mir erzählen, was du geträumt hast?“ Als Shin ihn ansprach, so vorsichtig, lächelte Taya ein wenig. Er wollte ihm gern in die Augen sehen, die immer soviel Wärme versprachen und ihm auch etwas Kraft gaben. Doch so sanft dessen Augen auch waren, schienen sie sehr besorgt und auch ein wenig fordernd. Taya dachte nach, über diesen Traum. Sein Blick wanderte dabei zur Seite, er starrte auf das Weiß der Bettdecke. Nun konnte er den Blicken seines Freundes nicht mehr standhalten. Er wollte ihm gern alles erzählen und nichts geheim halten…doch dieser Traum. Er hatte ein schreckliches Gefühl in ihm hinterlassen. Irgendetwas zerrte innerlich an ihm, zerrte ihn zurück zu seinen Erinnerungen, zu seinen Pflichten und das obwohl Shin sich solche Mühe gab, ihn davon zu befreien. Er konnte es ihm nicht sagen. Taya wollte einfach nur vergessen, verdrängen, wie schon immer. So schloss er die Augen und schüttelte wortlos den Kopf. Seine Lippen pressten sich zusammen, als Shin sah, dass seine Frage Taya ein weiteres Mal aufwühlte. Dabei hatte dieser die letzten Tage schon genug mit sich zu kämpfen gehabt. Und es kam, wie er es erwartete. Tayas Kopfschütteln ließ ihn aufseufzen. Er könnte von seinem Schatz verlangen, dass dieser es ihm erzählte und hoffen, ihn dadurch etwas besser zu verstehen. Vielleicht würde Taya sogar auf seine Forderung eingehen…doch er konnte ihn nicht zwingen, ihm eine so persönliche Sache Preis zu geben. Wenn Taya nichts darüber sagen konnte oder wollte, so musste er dies erst einmal akzeptieren. Möglicherweise würde er später mit ihm darüber reden können. So fand sich seine Hand an der Wange seines Engels wieder und er streichelte sie bedächtig, um ihn wieder zu beruhigen. „Gut. Wenn du nicht kannst, dann lass es. Aber denk daran…wenn dich wieder etwas erdrückt, dann sag es mir.“ Dies sagte Shin mit sehr fester und ernster Stimme, wobei er Taya ebenso sicher in die Augen sah. Die Hand seines Freundes an seiner Wange brachte Taya dazu, die Augen wieder zu öffnen. Er hatte ein wenig Angst davor, dass Shin jetzt verstimmt wäre. In den letzten Tagen hatte er ab und zu recht impulsiv reagiert, was Taya von ihm nicht erwartete hätte. Daher warf er ihm erst vorsichtig einen Blick zu, bevor er Shin ganz ansah. Doch wieder war es Verständnis, das dessen Augen regierte und Sorge. Taya wollte lächelnd etwas erwidern, allerdings brachte er keinen Ton mehr heraus, als sein Freund ihn so fest und versichernd ansah. Dieser durchschaute ihn, wie jedes Mal seitdem sie sich kannten. Er schluckte. Taya wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Er hatte das Gefühl, dass er Shin letztendlich doch von dem Traum und seinen Gefühlen erzählen würde. Dieser hatte einfach des Talent, die Wahrheit aus ihm herauszuholen und das auf eine Art, die Taya manchmal glauben ließ, er hätte sich selbst dazu entschieden, sie Shin zu offenbaren. Dabei entschied Taya schon lang nicht mehr für sich selbst. Nicht wirklich. Verwirrung stand in den Augen seines Engels geschrieben. Und nicht nur diese, vor allem Unsicherheit. Shin konnte sich denken, dass Taya etwas vor ihm zurück hielt, sowie er es immer getan hatte…bis es aus diesem heraus brach. Deshalb musste er ihn dazu bringen zu erzählen. Vielleicht noch nicht jetzt, aber so bald wie möglich, sonst würde sich dessen Leben nur wiederholen. Es würde an einem schöneren Ort geschehen, doch so würde Shin sein Ziel nie erreichen. Nicht, wenn er es zuließ, dass Taya sich wieder in sich selbst verkroch. So packte er diesen und drückte ihn fest an sich. „Ich will, dass du mir das versprichst. Sonst kann ich nicht verhindern, dass du wieder so wirst wie früher…bevor ich dich…vor dir selbst beschützen konnte.“ Es war schwer, dies zu sagen, denn er wusste, dass Taya nicht erfreut sein würde, dies zu hören. Doch letzten Endes war dies eine Tatsache. Durch all die Pflichten und die gesamte Verantwortung, die dieser sich so früh in seinem Leben selbst auferlegt hatte, hatte sein Engel sich die Last geschaffen, die ihn erdrückte. Und wer hätte sie ihm je abgenommen, wenn Shin nicht gekommen wäre? Wahrscheinlich niemand… Am liebsten wollte Taya seine Ohren vor dem verschließen, was er nun von Shin zu hören bekam. Er wollte und konnte es nicht ertragen, dass er so schwach war. Taya wusste, dass es der Wahrheit entsprach, doch warum konnte sie nicht stumm sein?! Warum musste Shin sie aussprechen? Er kannte die Antwort…zu genau. Aber auch diese wollte er nicht hören. Sein Kopf sollte schweigen und ihn nicht weiter quälen. Er musste dies alles endlich los werden, um wieder ruhig schlafen zu könne. Um bei Shin ruhig schlafen zu können. Daher erwiderte er nichts, da er nicht wusste, ob es wieder ausarten würde. Er wollte nicht schon wieder weinen. Die Stille, die von Taya ausging, irritierte Shin ein wenig. Eigentlich erwartete er Widerworte, vielleicht auch Tränen, denn Taya verkrampfte sich einige Augenblicke so stark, dass nur ein Ausbruch zu erwarten war. Doch die Sekunden zogen dahin und nichts geschah. Sein Engel entspannte sich wieder und Shin mit ihm. Dann schien er gewisse Dinge also zu akzeptieren. War dies ein weiterer Schritt in seine Richtung? Shin wünschte es sich. Erst ein starkes Hungergefühl riss ihn aus seinen Gedanken und machte ihm die Zeit bewusst. Die Zeit, die wie immer zu schnell verging. Er sagte seinem Engel, dass dieser erst einmal ins Bad gehen sollte, während er das Essen vorbereiten würde. Und Taya folgte seiner Aufforderung, wenn auch etwas widerstrebend. Shin lächelte, als er die Tür schloss und den Schlüssel herumdrehte. Sie kamen voran, das war wichtig, egal wie schwer es noch werden würde. Und so ging er neuen Mutes die vielen Marmorstufen hinunter und durch die Eingangshalle in die Küche. Im Gegensatz zum Morgen verlief der Rest des Nachmittags sehr friedlich. Taya hatte sich beruhigt und dachte schon bald nicht mehr an seinen Traum. Das nagende Gefühl in ihm wurde schwächer, je mehr er sich auf seinen Freund konzentrierte. Es war eine Erleichterung allein durch Shins Anblick so schwere Dinge vergessen zu können. Doch was ihm ein noch viel angenehmeres Gefühl verschaffte, waren dessen Hände, die es fertig brachten, ihm wie selbstverständlich eine unschuldig zärtliche Geste nach der anderen zu schenken. Auch wenn es ihn ein wenig durcheinander brachte, dass er sich so sehr zu dessen Berührungen hingezogen fühlte, wollte er sich dagegen sicher nicht wehren. Shin fühlte sich wie in einen leichten Rausch versetzt, denn die Stunden mit Taya, die glücklichen Stunden, zogen an ihm vorbei und gleichzeitig tief in ihn ein…es war so wundervoll, dass er die Schönheit kaum erfassen konnte, die diese Zeit mit sich brachte. Für ihn war Schönheit in Gedichten zu finden, in Kunstobjekten, Schmuck…oder, wie in Tayas Fall, in einem einzigen Menschen. Er konnte sie betrachten, lesen, hören, berühren…doch hatte er sie noch nie so erlebt. Ja, mit Taya konnte Schönheit lebendig werden. Und daher war es ihm, als hätte jemand ihn ins wahre Leben zurückgeholt, als die Einganstür zufiel und er die Erschütterung bis in Tayas Zimmer hinein spürte. Hyun. Taya war gerade recht vertieft in das Buch, das er vor einigen Tagen aus dem großen Regal gegenüber von seinem Bett gezogen hatte. Es handelte von einem Chinesischen Bauern dessen Familiengeschichte auf eine sehr einfühlsame Weise geschildert wurde. Er hätte es kaum für möglich gehalten, doch es fesselte ihn wirklich. Und endlich las er einmal nicht von Tod oder Verletzten, sondern von friedlichen, glücklichen Tagen. Wie er sie sich wünschte. Allerdings hielt ihn diese Geschichte nicht davon ab, Shins Berührungen zu verfolgen und sie durch und durch zu genießen. Wie dessen Hand so verträumt und wie zufällig immer wieder durch sein Haar fuhr, dann ihren Weg weiter fand, den Nacken hinunter, bis seine Fingern nur für einen kurzen Moment, unter seinen Hemdkragen schlüpften, um ihn dort etwas zu necken. Sie hatten auf dem Bett platz genommen, so dass Taya sich zwischen die Beine seines Freundes setzten und sich an dessen Brust lehnen konnte. Fast war er soweit, sich völlig fallen zu lasen und entspannt aufzuseufzen, als er das leise Türknallen hörte. Etwas erschrocken fuhr Taya hoch und ließ das Buch fallen. Ihm kam nicht sofort in den Sinn, dass es Hyun sein könnte, daher drehte er sich um und sah seinen Freund fragend an. „Hast du das auch gehört?“ Shin verfluchte den Zeitpunkt, den Hyun sich gewählt hatte. Eben hatte er noch gespürt, wie Taya seine scheinbar immer bestehende Anspannung in diesen Situationen verlor und jetzt… Er unterdrückte ein Seufzen und schenkte Taya ein beruhigendes, wenn auch etwas enttäuschtes Lächeln. Bei dessen Frage fand sich Shins Hand ein weiteres Mal in dessen Haar wieder. „Das ist Hyun. Ich hab ihm gesagt, dass er heute Abend wiederkommen soll. Es gab in den letzte Tagen…nicht soviel zu tun. Daher habe ich ihn nach hause geschickt. Aber jetzt…ist es nötig, dass er wieder einige Zeit hier verbringt.“ Seine letzten Worte wählte er mit Bedacht, da er wusste, was darauf folgen würde. Aufmerksam lauschte Taya Shins Erklärung und nickte. Doch dessen letzte Äußerung schien darauf abzuzielen, dass er eine Frage stellte. Die Frage nach dem Warum. „W-wieso ist es nötig? Hast du etwas Besonderes…vor? Etwas Unbehagen keimte in Taya auf, da Shins Gesicht sich leicht anspannte. Dieser schien darauf gewartet zu haben. Ja, er hatte darauf gewartet und nun musste er es Taya sagen. Sicherlich, eigentlich war es keine große Sache, doch nach allem was in der letzten Zeit passiert war, wollte er es eigentlich nicht tun. Doch Shin hatte einen Job und obwohl er ihn nicht mochte, wollte er ihn weiterhin ausführen. Denn seine Jagt nach Schönheit war - trotz der Tatsache, dass er den größten aller Schätze endlich besaß - noch immer nicht beendet. Es bereitete ihm einfach zuviel Vergnügen. „Er ist hier, weil ich dich nicht völlig allein lassen kann.“ Shin beobachtete, wie sich Beunruhigung in die Augen seines Engels schlich. „Ich werde Morgen früh nach Seoul zurückfahren und dort bis nächste Woche Freitag bleiben. Dann komme ich wieder.“ Diese Antwort hatte er fast kommen sehen und er hatte sie gefürchtet. Es machte ihm Angst, wieder allein zu sein. Allein ohne Shin. „Nein…“ Presste er leise, fast heiser, heraus. Halt suchend klammerte er sich mit beiden Händen an sein eigenes Hemd und biss sich auf die Unterlippe. Taya musste sich stark zurückhalten, um es nicht herauszuschreien. Shin sollte einfach nicht gehen. „Warum…warum kannst du nicht einfach bleiben?“ Shins Unbehagen verstärkte sich, als Taya sich so verkrampfte und dazu den Blick senkte. Dieses geflüsterte ‚Nein’ vereinte seine Verzweiflung und Angst…Shin konnte diese bedrückenden Gefühle spüren. Und doch konnten sie ihn nicht umstimmen. Er hatte eine Verantwortung für sein Leben und er wollte einen Teil davon nicht einfach wegwerfen. Außerdem trieb ihn noch etwas dazu, wegzufahren. Shin wollte sehen, wie Taya hier allein zurecht käme. In diesem Zimmer, mit seinen Gedanken. Mit was würde er sich beschäftigen? Würde er Hyun mehr Vertrauen schenken? Es war sich wichtig für ihn, das zu erfahren. Nur so konnte er sehen, was er noch zu tun hatte…wie viel er an seinem Schatz noch heilen musste. „Vieles ist eben nicht immer so einfach. Das weißt du doch…selbst. Hyun wird hier sein. Du kennst ihn, er ist ein netter Kerl und wird sich gut um dich kümmern. Es wird dir nichts geschehen.“ //Nie wieder…// Setzte er in Gedanken fort und wollte Taya am Arm berühren. Doch Taya zuckte zurück, als er sah, wie die Hand seines Gegenübers näher kam. Er zweifelte nicht an Shins Worten…ja, er wusste selbst, wie schwer das Leben war, wenn man seine Verantwortung trug. Und jetzt, wo er die seine endlich abgegeben hatte, wurde er durch Shins von diesem getrennt. Das war einfach nicht fair. „Du bist ein Lügner. Du hast gesagt, du wirst immer bei mir sein. Warum lügst du?“ Es versetzte Shins Herz einen harten Stich, als Taya zurückwich und ihn nicht an sich heran ließ. Dessen Worte trafen ihn tief. Lügner… ja, das war er schon immer. Schon als er Taya kennen lernte. „Es tut mir leid. Aber Taya, versteh mich doch. Ich möchte auch sehen, wie gut du nun allein zurechtkommst.“ „Ich komme nicht allein zurecht …nicht ohne dich!“ „Taya, beruhige dich, ich werde doch in ein paar Tagen wieder da sein. Du hast nichts zu befürchten!“ Taya zitterte am gesamten Leib, um nicht doch noch weinen zu müssen. Er war ja so ein Schwächling. Das hatte er sich schon eingestanden. Dabei wollte er dies gar nicht. Doch wie sollte er wieder stark werden? Insgeheim wünschte er sich, völlig abhängig von diesem Menschen zu sein. Von Shin. Er hörte die leichte Verzweiflung in dessen Stimme. Taya hatte ihn wirklich erschreckt. Ein tiefer Atemzug folgte der Stille nach Shins letztem Satz. Dieser war so gut zu ihm und Taya hatte es ihm am Anfang so schwer gemacht. Dabei war jeder Schritt seines Freundes bis jetzt vollkommen richtig gewesen und hatte Taya dem Frieden nur näher gebracht. Er sollte diesem vertrauen. „Wirklich?“ Er bemerkte, wie es im Kopf seines Engels zu arbeiten begann. Dieser verstummte und schien sogar den Atem angehalten zu haben. Würde er sich fügen…? Shin hoffte es. Er wollte nicht im Streit von diesem gehen. Er wollte ihn mit einem guten Gefühl zurücklassen, um unbeschwert zurückkehren zu können. Und seine Hoffnung war nicht vergebens. Es war also noch ein wenig Stärke in seinem Engel zurückgeblieben, die sich selbst durch die schlimmsten Dinge nicht vertreiben ließ. Er lächelte. „Wirklich. Und du weißt doch…ich halte meine Versprechen. Ich…werde immer für dich da sein.“ Letzteres flüsterte er nur noch in Tayas Ohr, den er während des Sprechens in seine Arme gezogen hatte. Shin spürte, wie dieser sich fest an ihn schmiegte und nickte. Fast schien sein Engel keine Hemmungen mehr dagegen zu haben. Er ließ sich langsam fallen…auf Shin zu. Stück für Stück. Kapitel 30: Longing ------------------- Sehnsucht *KangTas Sicht* In den Armen seines Freundes fühlte er sich wohl. Dieser friedliche Ort sollte ihm nicht genommen werden. Doch Shin ließ Taya allein, bevor dieser eingeschlafen war. Wie in einer Gewohnheit schlug er, bevor er ging, die Decke zurück und sagte Taya, dass er nicht mehr allzu lang aufbleiben sollte. Doch Taya fand keine Ruhe. Stunde um Stunde lag er da und starrte an die Zimmerdecke. Ständig den selben Gedanken in seinem Kopf, während er sein Gefühl für die Zeit verlor. Warum? Warum wurde er allein gelassen? Es war albern, doch er konnte diese Frage nicht beseitigen. Das morgendliche Zwielicht wurde langsam von den ersten Sonnenstrahlen vertrieben, als Shin sich endlich dazu entschloss, sich von Taya loszureißen und den Raum zu verlassen. Er war früh aufgestanden, um sich ganz im Stillen von seinem Schatz zu verabschieden. Sie hatten nach ihrem gestrigen Gespräch nicht mehr miteinander geredet und Shin fürchtete, dass er Taya nachgeben würde, wenn er noch einmal dessen ratloses und verzweifeltes Gesicht sehen müsste. Ja, er schlich sich davon. Ein Geräusch holte ihn aus dem Schlaf. Er konnte sich gar nicht erinnern, eingeschlafen zu sein… Doch noch bevor er richtig wach war, spürte er ihn, den letzten Zug von Shins Anwesenheit. Shin, er war noch an der Tür. Er hat noch nicht abgeschlossen, schoss es Taya durch den Kopf. Er sprang auf und stürmte los. Shin verließ Tayas Zimmer langsam. Er konnte den Blick nicht von ihm wenden. Als er die Tür vorsichtig schloss, hörte er sie, Tayas Schritte. Eigentlich hätte er sofort abgeschlossen, doch etwas hielt ihn davon ab. So blieb Shin, wie er war. Die Hand noch immer an der Klinke. Hoffend. Hoffend darauf, dass Taya ihm vergab. Seine Hand schnellte auf die Klinke zu. Ohne darüber nachzudenken, wollte er die Tür aufreißen und Shin in die Augen sehen. Er wollte…ja…was wollte er eigentlich genau? Ihm irgendetwas sagen. Tayas Kopf war leer und ohne tätig zu werden, ruhte seine Hand auf dem kalten Metall. ‚Guten Morgen Shin. Hast du gut geschlafen? Hast du auch gefrühstückt? Ich wünsche dir eine gute Fahrt…und denk ein wenig an mich…’ Es war einfach und Taya hätte es gern über die Lippen gebracht. Bestimmt reichte es aus, um seinem Freund zu zeigen, dass er Vertrauen in seine Worte hatte. Doch nichts geschah. Sekundenlang ein stilles Nichts, bis der Schlüssel sich drehte und Taya verkündete, dass er seine Chance verpasst hatte. Das Warten lohnte sich nicht. Shin hatte umsonst gehofft. Er wusste, dass sein Engel dort stand…doch nichts regte sich. Es war keine Zeit mehr übrig. Er musste gehen. Vertieft in seine Gedanken folgte Shin den Straßen. Hyun hatte ihm versichert, dass er gut auf Taya acht geben würde. Trotzdem ließ es ihn nicht los, dass er seinen Engel ohne ein Wort zurückgelassen hatte. Ein lautes Dröhnen beförderte ihn in die Wirklichkeit. Es stammt von einem LKW, der ihn fast in den Tod gerissen hätte, hätte er nicht geistesgegenwärtig gebremst. Vom Schreck überwältigt sackte Shin in seinem Sitz zusammen und rieb sich die Augen. „Sei nicht so dumm. Konzentrier dich auf das, was vor dir liegt.“ Befahl er sich. Er konnte doch nicht vor Taya große Töne spucken und dann selbst nicht damit zu recht kommen. Doch Taya fesselte seine Gedanken. „Sie kennen Shin schon sehr lang, nicht?“ Der Butler, der gerade den Raum verlassen wollte, stoppte. Langsam wandte er sich ihrem Gast wieder zu und betrachtete ihn prüfend. Als er Taya um 9:00 das Frühstück brachte, war dieser schon wach und saß aufrecht im Bett. Sein Blick war in die Ferne gerichtet und genauso schienen es auch seine Gedanken. Hyun hatte ihm einen guten Morgen gewünscht. Doch während er das Tablett abstellte und eines der Fenster öffnete, war kein weiteres Wort gefallen. Worauf wollte Taya hinaus? Er räusperte sich und sprach langsam. „Nun, ich trat in die Dienste der Familie Hye Sung, als Herr Shin noch ein Kind war. Also sind es schon einige Jahre.“ Taya sah dem Butler nicht ins Gesicht. Er wandte den Blick ab. „Dann…wissen sie sicher vieles über ihn.“ Hyun seufzte still. „Ich würde mir nicht anmaßen, alles über ihn zu wissen. Aber ‚vieles’ trifft sicherlich zu.“ Als er bemerkte, wie betreten Taya nach dieser Antwort aussah, legte sich ein leichtes Lächeln über seine Lippen. „Herr Shin wird sie nicht für immer in diesem Raum lassen. Und dass er für eine Weile nach Seoul gefahren ist, hat gute Gründe. Machen sie sich keine Sorgen. Er ist wirklich ein guter Mensch.“ Diese beruhigenden Worte ließen Taya aufsehen. Er blickte in die Augen des Mannes vor sich. Und er wünschte sich, dass dieser recht hatte. „Ja…“ „Gut. Nach dem Frühstück werde ich mir Ihren Arm noch einmal ansehen. Das wurde mir ausdrücklich aufgetragen. Ich hoffe, das ist ihnen recht.“ Taya nickte. „Dann wünsche ich einen Guten Appetit.“ „Wie geht es Taya?“ „Gut. Ich denke, es wird noch eine Weile dauern, bis er sich an die Situation gewöhnt hat, aber…“ „Aber?“ „…Er ist sehr niedergeschlagen, weil Sie nicht hier sind.“ Shins Hand griff den Hörer etwas fester. Es war nun schon drei Tage her, dass er das Haus verlassen hatte. Da Sonntag war, fand er endlich Zeit anzurufen. Seufzend rieb er sich die Stirn. „Ich werde bald nach hause kommen. Vielleicht sogar etwas früher als geplant.“ „Wenn ich neugierig sein darf, Sir…“ „Ja?“ „Was ist Ihnen denn diesmal ins Auge gefallen.“ Shin grinste. Er hatte gewusst, dass Hyun noch fragen würde. „Nun, sagt dir Kyumin Kwon etwas?“ „Diese neureiche Witwe?“ „Ja, sie hat außer einem großen Vermögen auch noch einige Kunstschätze geerbt. Unter anderem auch den ‚Spiegel der Aphrodite’. Ein Handspiegel aus der römischen Antike. Und eben dieser wird auf einer privaten Ausstellung zu sehen sein, zu der ich mich natürlich selbst eingeladen habe.“ „Dann wünsche ich Ihnen viel Erfolg.“ „Ich danke dir und…“ Er hielt einen Augenblick inne. „Kümmere dich gut um ihn.“ „Natürlich Sir.“ Das nächste, was Hyun hörte, war ein Tuten. Shin hatte aufgelegt. Zu diesem Zeitpunkt saß Taya in seinem Zimmer und wusste nichts von den Dingen, die Shin trieb. Natürlich konnte er es sich vorstellen, doch…er wollte nicht darüber nachdenken. Fast war er froh, nicht aus diesem Raum heraus zu können. So fiel es ihm leichter, auch seine Gedanken darauf zu beschränken. Taya fühlte sich ruhiger. Nach all den Aufregungen der letzten Tage legte sich eine seltsame Schwere auf ihn. Nur wenn es dunkel wurde, wünschte er sich, Shin neben sich zu sehen. Denn die Albträume kehrten wieder. Sie zerrten an ihm stärker denn je. Hyun betrachtete besorgt den jungen Mann vor sich, der unverständliche Worte von sich gab. Taya schlief unruhig. Als er ihm heute Morgen das Frühstück brachte, hatte er diesen so vorgefunden. Er fieberte. Da Hyun seine Pflichten ernst nahm, war er bis zum Abend nicht von dessen Bett gewichen. Doch gerade als er lediglich frisches Wasser holen wollte, klingelte das Telefon. Es war sein Herr. „Guten Abend Sir. Ich hoffe, es ist alles gut verlaufen.“ „Hallo Hyun. Ja, ich habe, was ich wollte. Die Polizei scheint keine Ahnung mehr zu haben, was sie tun soll, jetzt wo ihr der Kopf fehlt.“ „Ja…ja, so wird es wohl sein.“ „Hyun…du klingst so nervös. Ist etwas mit Taya?“ Ein Seufzen war die erste Antwort, die Shin bekam. „Hyun.“ „Ja. Es ist etwas mit ihm. Er hat die letzten Tage sehr unruhig geschlafen. Er hat Albträume.“ Eine kurze Pause trat ein. Doch Shin gab keine Antwort. Als wenn er wüsste, dass dies noch längst nicht alles war. „Als ich heute Morgen zu ihm kam, hatte er erhöhte Temperatur.“ „Was?! Und wann wolltest du mich darüber informieren?“ „Es tut mir leid, Sir. Nur ich dachte, da sie so oder so morgen zurückkehren wollten…“ Hyun stoppte, als er vernahm, wie sein Herr am anderen Ende der Leitung tief Luft holte und befürchtete, dass dieses Gespräch noch lang nicht beendet war. „Bitte sein sie unbesorgt. Es ist nur ein leichtes Nervenfieber. In einigen Tagen wird es vorüber sein.“ Doch die letzten Worte sprach der Butler ins Leere. Shin war bereits auf dem Weg nach hause. Kapitel 31: Shin's Promise -------------------------- Shins Versprechen *KangTas Sicht* Es war dunkel im Zimmer, als er endlich die Kraft fand, seine Augenlider zu heben. Taya wusste nicht, wie spät es war. Er hatte den Anbruch des Tages bemerkt, doch der Rest verschwamm. Die Stunden waren an ihm vorbeigezogen, während er in einem Dämmerzustand verweilte. Mal Schlafend, mal weniger wachend. Es fiel ihm schwer, genau zu sagen, wo er sich befand. Taya wusste nur, dass er sich schrecklich fühlte und dass niemand bei ihm war. Verwirrt setzte er sich auf. Seine Kehle war trocken. Er brauchte Wasser…doch hatte er das Gefühl, dass ihm noch etwas viel Wichtigeres fehlte. Er musste es suchen. Als Taya die Füße auf den kühlen Boden drückte, schauderte es ihn. Nur mit Mühe konnte er sich aufrichten und seine Schritte richtig koordinieren. Wo sollte er hingehen? Taya tastete sich zum Badezimmer vor. Die Tür stand offen. Zum Waschbecken…er musste zum Wasserhahn. Doch schon im Türrahmen verließen ihn seine Kräfte. Sein Kopf war so heiß…er konnte nichts sehen. //Shin…// Hyun war an sich ein sehr ruhiger und standhafter Mensch und er pflegte es sich nicht verrückt zu machen. Anderenfalls hätte er seinen Herrn nie derart unterstützen können, in allem, was dieser tat. Doch in dieser Situation wusste er nicht, wie dieser reagieren würde. Denn KangTas Zustand war besorgniserregend. Dabei dachte er nicht an das Fieber, sondern eher an das, was in dessen Kopf vorging. Der Butler wusste nicht genau, unter welchen Umständen sein Herr diesen Mann kennen gelernt hatte. Es lag schließlich nicht in dessen Pflicht, ihn über derartige Details aufzuklären. Doch musste Shin Taya oft getroffen haben – und zwar tags wie nachts. Er hatte die Zeitungen sehr gewissenhaft studiert, zu dem war es kaum zu übersehen gewesen, wie sehr sich sein Herr auf seinen nächsten Beutezug freute, je länger er mit dem neuen Inspektor zu tun hatte. Daher war Hyun auch nicht überrascht, als sich eben dieser als ihr ‚Gast’ entpuppte. Natürlich hatte er sich seine Sorgen darüber gemacht, ob es richtig war, diesen hier zu behalten. Der Fall vom verschwundenen Inspektor hatte die Medien aufgewirbelt und könnte immer noch zu einer Gefahr werden. Doch tat Shin nie etwas, worüber er sich nicht absolut sicher war. Und wenn er KangTa so betrachtete, konnte er verstehen, warum dieser dessen Aufmerksamkeit geweckt hatte. Was konnte nur mit diesem Mann passiert sein, dass es ihn so zerstörte? Hyun fand keine Erklärung. Doch dass KangTa Hilfe brauchte, stand außer Frage. Als er hörte, wie ein Wagen auf das Grundstück gefahren wurde, lief er sofort zur Tür. Es waren zwei Stunden seit Shins Anruf vergangen, wenn dieser jetzt schon hier war, musste er mehr als einmal die Geschwindigkeitsbegrenzung weit überschritten haben. Er war es. Shin war einen Moment lang im begriff, die Haustür einzutreten. Er hatte Glück, dass er in seiner Eile und Ungeduld nicht einem Unfall zum Opfer fiel. Durch seine Gedanken wirbelten nur die Sorgen um Tayas Zustand. Gut, dass er nicht dazu kam Kleinholz zu machen, denn Hyun öffnete ihm wie auf Befehl. „Sir! Sie sind wirklich schon hier!“ Shin war wirklich wütend auf seinen Butler gewesen und hatte sich eigentlich vorgenommen, ihn zu recht zu weisen. Doch jetzt, wo er diesen so erstaunt vor sich sah, konnte er es nicht mehr. Er seufzte und trat unverzögert ein. Es gab Wichtigeres. „Ja, ich bin sofort losgefahren.“ Sein Blick wanderte die Treppe zur rechten Galerie hinauf. „Was ist mit Taya?“ „Sein Zustand hat sich nicht verändert. Doch es wird ihm sicher bald besser gehen.“ „Wie kannst du dir da so sicher sein?“ „Nun Sir…Sie sind jetzt hier.“ Shins Augen weiteten sich auf diese Aussage hin, doch dann lächelte er. So sehr Taya es auch versuchte, er schaffte es nicht mehr, auf die Beine zu kommen, geschweige denn, nach jemandem zu rufen. Er flüsterte im Delirium immer wieder Shins Namen. Doch wenn selbst Hyun ihn nicht hören konnte, wie sollte seine Stimme dann bis nach Seoul vordringen. Zu seinem Glück hatte sein Hilfeschrei auch ohne seine Wissen, dessen Ohr erreicht. Es waren Stimmen an der Tür. Taya konnte sie nicht genau ausmachen. Vielleicht bildete er sie sich auch nur ein. Doch dann fiel Licht in den Raum. Während Hyun Shin auf dessen Fragen hin noch über alles aufklärte, was in dieser Woche mit Taya vorgefallen war, schloss dieser die Tür zu dessen Zimmer auf. Es würde alles gut werden, so lang er nur seinen Engel endlich wiedersehen könnte. Als er in den dunklen Raum trat, fiel sein Blick sogleich zum Bett. Doch…es war leer. „Wo ist er?!“ Gehetzt sah Shin sich um. Hyun schaltete das Licht ein und da saß er…am Boden. Shin war sofort bei ihm. Taya hatte die Augen geschlossen. Auf seiner Stirn stand der Schweiß und seine Haut war feucht. Er traute sich kaum, seinen Engel zu berühren. Seine Hände fühlten vorsichtig dessen Wangen, die stark gerötet waren. „Taya? Taya, bitte wach auf.“ Taya konnte es kaum glauben. Er konnte ihn hören, den vertrauten Klang von Shins Stimme. Und er spürte die weichen angenehm kühlen Hände seines Freundes. Sie schafften es seinen Kopf wieder etwas klarer werden zu lassen. Verschwommen tauchte dessen Gesicht vor ihm auf. Taya konnte nicht anders, er musste vor Glück lächeln. Er war müde und kraftlos, doch allein Shins Anwesenheit versprach Besserung. „Shin…bist du…bist du wirklich…“ Seine Stimme schwand. Als Taya die Augen nach wenigen Sekunden öffnete, überkam Shin eine Welle der Erleichterung. Er war nicht ohnmächtig. Und selbst die fiebrig glänzenden Augen seines Engels konnten dessen Lächeln nicht die Schönheit nehmen. Er hatte ihn wirklich vermisst. „Ja Taya, ich bin wirklich da…Taya?“ Dieser antwortete ihm nicht. Doch er begann zu zittern. Shin trug Hyun auf, das Bett zu richten und danach etwas gegen das Fieber zu holen. Dann hob er Taya auf seine Arme und legte ihn zurück in die weichen Kissen. „Ich werde es wieder gut machen, das verspreche ich dir.“ Flüsterte er, während er Taya den Schweiß vom Gesicht wischte und seinen Schlafanzug wechselte. Trotz des Nebels in seinem Kopf nahm Taya sehr genau wahr, was Shin tat. Und er sträubte sich nicht dagegen. Diese Sicherheit war ein wundervolles Gefühl. Wie hatte er nur je ohne sie leben können? Nun ja, eigentlich hatte er es nie wirklich gekonnt. Taya spürte, wie sein Oberkörper leicht angehoben und etwas Kaltes gegen seine Lippen gedrückt wurde. Ein Glas. Wie von selbst öffnete er den Mund und begann zu trinken. Es war ihm egal, dass es bitter schmeckte. Er brauchte Flüssigkeit. Nachdem Hyun Shin das Glas mit der gelösten Tablette darin überreicht hatte, erlaubte Shin ihm, ins Bett zu gehen. Daraufhin verabschiedete der Butler sich, doch ins Bett würde er nicht gehen. Nicht vor seinem Herrn. Shin hob Taya etwas an und versuchte ihm etwas von der Medizin einzuflößen. Allerdings gestaltete sich dieses Vorhaben sehr einfach, denn dieser Begann sofort zu trinken. Etwas von der Flüssigkeit ran über dessen Mundwinkel hinaus und suchte sich ihren Weg den Hals hinunter, doch Taya schien nicht aufhören zu wollen, bis der letzte Tropfen verschwunden war. Sein Engel musste wirklich durstig sein. Erst als das Glas sich endgültig geleert hatte, nahm Shin es von dessen Lippen und stellte es bei Seite. Doch ließ er ihn nicht los. Noch einen Moment wollte er diesen halten und betrachten. Der Mund seines Engels war leicht geöffnet und entließ schnell kurze Atemzüge. Shin konnte sich nicht beherrschen. Er begann seine Fingerspitzen Tayas Lippen zu nähern, bis er sie darauf niederlegte. Sofort begann in ihnen ein Kribbeln, das Shin die Augen schließen ließ. Er musste dieses Gefühl genießen. Irgendwann versiegte der Strom, der in seine Kehle floss und Taya ließ den Kopf wieder etwas nach hinten fallen. Abrupt holte er Luft, als wollte er versuchen, den verlorenen Atem wieder aufzuhören. Noch waren Hitze und Schwere nicht aus seinem Körper verschwunden, sodass er weiter hin in den Armen seines Freundes hing. Das Glas verließ seine Lippen und er trauerte dem kühlen Gefühl nach, doch wurde dieses bald durch ein anderes ersetzt. Shin, was tat er da? Vorsichtig öffnete Taya den Mund. Nur ganz leicht, um den Druck von Shins Fingerkuppen besser spüren zu können. Sie streichelten über seine Unterlippe und schienen Vorboten für etwas anderes zu sein. Plötzlich keimte Ungeduld in ihm auf, ausgelöst durch einen Hitzeschub, der nicht vom Fieber verursacht wurde. Ganz bestimmt nicht. Mit aller Kraft, die er noch besaß, hob er den Kopf und öffnete die Augen. Er wollte Shin sehen und er wollte, dass sein Freund statt seiner Finger etwas anderes auf seine Lippen legte. Das Verlangen danach war einfach da und es spiegelte sich in Tayas Augen wieder. Er fing Shins Blick auf und die Luft begann vor Spannung zu knistern. Taya hielt den Atem an, als sein Freund tatsächlich begann sich ihm zu nähern…immer näher…bis… Hicks! Erschrocken weiteten sich seine Augen und ein Hüpfen durchzog seinen Bauch. Er hatte Schluckauf. Ja, Shin war kurz davor noch weiter zu gehen. Tayas Lippen waren vom fieber so heiß, doch noch immer feucht vom kalten Wasser. Er musste schlucken, als er mit der Tiefe von Tayas Blick konfrontiert wurde. Ahnte dieser, was er vor hatte? Lockte er ihn? Oder verstand Taya überhaupt, was vor sich ging? Er wusste es nicht. Doch fast, als wollte sein Körper es allein herausfinden, begann er sich zu bewegen. Shin hätte sich nun selbst nicht mehr zurückhalten können, zu gefangen war er von alle dem. Doch etwas durchbrach den Bann. Verdutzt blinzelte Shin, als er das seltsame Geräusch vernahm und Taya in seinen Armen zuckte. Nach wenigen Sekunden geschah es wieder und er verstand endlich, was los war. Das Knistern war verschwunden. Taya konnte regelrecht mitverfolgen, wie Shin wieder zu sich kam. Warum musste das jetzt passieren? Fluchte er innerlich. Nach dem zweiten Hicksen senkte er beschämt den Blick, um seinen Freund nicht mehr ansehen zu müssen. Das war so peinlich und er konnte es nicht unterdrücken. Hilflos hielt er sich die Hände vor den Mund, vermochte aber nicht, etwas dagegen zu tun. Als das Geräusch zum dritten Mal ertönte, schaffte es Shin sich endgültig aus seiner Starre zu lösen. Und…er konnte nicht anders, er musste leise auflachen. Taya sah so süß aus. Wie er da so in seinen Armen lag, sich den Mund zuhielt und mit jedem Zucken noch röter im Gesicht wurde. Jetzt wirkte er wieder wie ein kleiner Junge und Shin genoss diesen Anblick. Immer noch lächelnd drückte er ihn nun fest an sich sog dessen Duft ein. „Du hättest dir beim Trinken mehr Zeit lassen sollen, hm?“ Flüsterte er in Taya Ohr, das ebenfalls rot glühte und setzte einen kleinen Kuss darauf. Dann suchten sich Shins Hände ihren eigenen Weg über den Stoff an Tayas Rücken bis hin zum Rand seines Pyjamaoberteils. Genießend fuhr er darunter, strich über die warme Haut und begann sie leicht Wirbel für Wirbel zu massieren. Vielleicht konnte er seinen Engel, der sein Gesicht in Shins Schulter versteckte, damit etwas ablenken. Das Lachen seines Freundes brachte Taya endgültig zum verzweifeln. Warum lachte Shin ihn aus? Er konnte doch nichts dafür. Umso erleichterter war er daher, als das Lachen schnell verklang und er sich in diese Umarmung flüchten durfte. Auch wenn Shins Blick wahrscheinlich immer noch auf ihm ruhte, fühlte er sich hier weitaus geschützter. Taya kuschelte sich an seinen Freund und ertrank in dessen Wärme und in dem Prickeln, das dessen Hände auf seinem Rücken verursachten. Bald beruhigte er sich wieder und der Schlucken verschwand. Die Müdigkeit übernahm in ein weiteres Mal und Taya versank sehr schnell in ihr. Shin ließ es lieber bleiben, seinen Engel noch weiter zu ärgern. Dazu war er ja nicht so plötzlich wiedergekehrt. Er wollte Taya helfen. Und dass er die skonnte, zeigte sich allein daran, wie schnell dieser den Schlaf in seiner Umarmung fand. Als der Schluckauf abgeklungen war und sein Hals nur noch von Tayas ruhigem Atem gestreift wurde, lockerte Shin seinen Griff und legte ihn zurück ins Bett. Ein unbekannter Frieden breitete sich in ihm aus, als er nun die schlafende Gestalt betrachtete. Shin hatte in dieser Woche, wenn er selbst im Bett lag und sich unruhig umher wälzte, nur an dieses Bild denken können und wie sehr er es schon nach so kurzer zeit vermisste. Nein, er würde nicht mehr so einfach gehen. Das wusste er jetzt. Der nächste Morgen brach so friedlich an, wie die Morgende hier immer waren. Ohne Straßenlärm, ohne Wecker. Taya erwachte durch einen leichten Druck auf seiner Brust. Vorsichtig hob er den Kopf, um zu sehen, was es war. Shins geriet in sein Sichtfeld. Dessen Kopf, wie er ruhig auf ihm gebettet lag. Unweigerlich begann Taya zu lächeln und gab dem drang nach, seinem Freund die golden glänzenden Haarsträhnen aus der Stirn zu streichen. Nun hatte er freie Sicht auf dessen Augen, die unter den Lidern zuckten. Ob Shin träumte? Bei diesem Gedanken befühlte Taya seine eigene Stirn. Ihm war noch immer warm, aber das Fieber war zurückgegangen. Er atmete tief durch. In dieser Nacht war er von seinen Träumen verschont geblieben. War es wirklich möglich, dass sein Freund dies fertig brachte…es schaffte, indem er einfach bei ihm war? Durch die friedlich Aura, die diesen umgab und das liebevolle Lächeln, dass er Taya so oft schenkte. Seine Hand suchte sich ihren Weg zur Wange seines Freundes und legte sich still darauf nieder. Wie sollte er ihm je dafür danken? Tayas Blick wanderte zur Uhr. Sie stand auf 9:16 Uhr. Hyun war bestimmt schon einmal hier gewesen, um nach ihnen zu sehen. Doch er würde Shin nicht wecke. Dieser sollte sich ruhig noch etwas ausruhen. Leider gab es da jemanden, der das nicht so sah. Denn schon wenige Minuten später begann Shins Handy in dessen Tasche zu klingeln. Mit wachenden Augen hatte er noch lang neben seinem Engel gesessen. Er wollte es um jeden preis verhindern, dass dessen Schlaf wieder von Albträumen gestört werden würde. Shin begriff es einfach nicht. Warum wurde Taya…warum wurde er von diesen Dingen verfolgt? War sein anderes Leben nicht schon Albtraum genug? Shin wollte ihn glücklich und unbeschwert sehen…aber könnte er das je. Es war noch zu früh, um zu zweifeln, das wusste er und doch…die Vorstellung, dass es immer so weiter gehen würde, war schrecklich. Letztendlich schlief er allerdings doch ein und ahnte nicht, welchen Frieden er seinem Engel dennoch schenkte. Unglücklicherweise waren es weder dessen Hände und die Morgensonne, noch Hyun mit einem Kaffee in der Hand, die ihn weckten, sondern ein nervtötendes Klingeln. Etwas verpeilt öffnete Shin seine Augen und hatte es im ersten Moment etwas schwer sich zu recht zu finden. Taya war das erste, das er sah. Er schenkte ihm ein Lächeln, doch als dieser ihn nur fragend ansah, begriff Shin endlich und zog das Handy aus seiner Hosentasche. Wer ‚in Gottes Namen’ störte ihn HIER und JETZT??? „Ja!“ Brummte er, begann dabei aber mit der Hand durch das Haar seines Engels zu fahren. Dieser wirkte besorgt und Shin wollte ihn nicht so sehen. Sein Gesicht nahm wieder seine Sanftheit an und er verfolgte seinen Pfad über dessen Wange und beobachtete, wie das Besorgte in seinem Blick langsam schwand. //Genau so sollst du mich ansehen…und nicht anders…// Sprach er in Gedanken aus, während sein Chef ihn von der anderen Seite der Leitung aus anschrie, warum er nicht bei der Arbeit sei und wo seine Berichte von gestern Abend bleiben würden. Doch nichts vermochte Shins Ruhe zu zerstören. Es war nicht schwer zu erkennen, dass Shin nicht gleich erfasste, was vor sich ging. So durcheinander sah dieser wirklich liebenswert aus. Aber das war er so oder so. Doch als dieser nach einigen Sekunden noch immer keine Anstalten machte, ans Telefon zu gehen, konnte Taya ihm nur fragend entgegen blicken. Das schien Shin endgültig wach zu rütteln und er bereitete dem Klingeln ein Ende…und ein leicht verärgerter Ausdruck erschien auf dessen Gesicht. Fragen formten sich in Tayas Kopf. //Shin, was ist los?// Diese musste sich wohl sehr deutlich in seinem Gesicht abzeichnen, denn sogleich erschien die Hand seines Freundes beschwichtigend auf seinem Kopf. Taya konnte sich dem Streicheln nur hingeben und es genießen. Diese Zärtlichkeiten wuschen alle Sorgen fort. Er wollte ihn und Shins scheinbar zufriedenen Blick gern träumerisch verfallen. Bis die Stimme, mit der sein Freund wohl gerade sprach, auch für ihn hörbar wurde. Er war ein Mann und er brüllte Shin an. Taya hob erschrocken den Kopf. Versuchte etwas zu verstehen. Erst wetterte sein Chef nur etwas herum und Shin dachte, dass er ihn schon wieder beruhigen könnte. Viel wichtiger war ihm, dass Taya davon nichts mitbekam. Doch sein Chef wurde immer lauter und brüllte ihm entgegen, dass er fürchtete, sein Trommelfell würde reißen. Kein Wunder, dass sein Engel es auch hörte. Es wäre wahrscheinlich das Beste gewesen, das Zimmer zu verlassen. Aber Shin sträubte sich dagegen, sich nur wegen dieses…er fand keinen passenden Ausdruck, die Nähe zu Taya schon wieder nehmen zu lassen. Daher löste er das Problem anders. Seine linke Hand liebkoste noch einmal dessen Wange, dann legte sie sich über Tayas Ohr. Shin hielt das Handy ein Stück von ihnen weg und sprach zu ihm: „Hör nicht hin Taya. Das ist für dich nicht wichtig. Versprich mir, dass du nicht hinhörst.“ Nachdem sein Engel etwas stockend nickte, presste Shin dessen Kopf mit dem anderen Ohr an seine Brust, sodass er nicht mehr hören könnte. Erst dann führte er das Gespräch fort. Als Shin ihm so fest in die Augen sah und er diesen unmissverständlichen Worten lauschte, die sich kaum nach einer Bitte anhörten, fühlte er sich, als wäre er gerade im Begriff gewesen, etwas Verbotenes zu tun. Sein Freund hatte es ihm doch gesagt. Er sollte sich um nichts sorgen und über die Dinge außerhalb dieses Hauses nicht nachdenken. Und das wollte er auch nicht. Trotzdem hatte er versucht zu lauschen, weil er seine Neugier nicht unterdrücken konnte. Daher nickte er nur und ließ sich abschotten. Shins Stimme drang nur dumpf an seine Ohren und um auch diese nicht mehr zu hören, konzentrierte Taya sich auf dessen schlagendes Herz. Das Herz, in dem er seinen Platz bekommen hatte. Shin versuchte dieses Gespräch so schnell wie möglich hinter sich zu bringen. Er hielt seine Stimme sehr ruhig. Taya war bei ihm und er war krank. Allerdings war es genau diese ruhige Art, die seinen Chef endgültig auf die Palme brachte. Worüber Shin nur lachen konnte. Dieser dumme engstirnige Mann sollte seinetwegen ins einer kleinen Welt bleiben, in der er auf dem Thron saß und Shin für einen eigensinnigen Reporter hielt, den man zu recht stutzen müsste. Er wusste es besser. Daher war es auch ein Grinsen, das seinen Mund zierte, als er endlich auflegte. Tief sog er noch einmal die Luft in seine Lungen, um sich endgültig zu entspannen, dann ließ er Taya frei. Verträumt glitten seine Finger durch dessen Haar und er konnte gar nicht oft genug daran denken, dass dies, was er hier sah, ihm gehörte. „Weißt du, Taya, ich werde von jetzt an sehr viel länger bei dir bleiben können.“ Erklärte er seinem Engel und begann ihn hinter dem Ohr zu kraulen. Beinahe wäre Taya unter dem steten Klopfen wieder eingeschlafen, doch Shins Bewegung, als dieser das Handy abstellte und weglegte, holte ihn aus diesem Zustand. Er sah auf, in dessen Augen und wartete. Vielleicht auf eine Erklärung. Allerdings bezweifelte Taya, dass sein Freund ihm Genaueres sagen würde. Die Information die dieser ihm dann aber zu kommen ließ, ließ ein Glücksgefühl in ihm anschwellen. Ein Lächeln breitete sich in seinem Gesicht aus. Das war eine wirklich…unerwartet gute Nachricht. Und am liebsten würde er sie auch so hinnehmen. Doch das konnte er nicht. Daran änderte auch das betörende Kraulen nichts, das ihn leicht kitzelte. Er musste diese Frage stellen. „Shin…wa-warum?“ Shin seufzte still. Er hatte es im Gesicht seines Engels arbeiten sehen und erwartete diese Frage. Aber, wie Taya es sich schon dachte, würde er nicht darauf antworten. Mit einem Kopfschütteln näherte er sich diesem bis auf wenige Zentimeter. Sein Daumen massierte sanft dessen Wangenknochen. „Ich bin hier, Taya. Bei dir.“ Flüsterte er ihm zu. Shins Hand glitt tiefer, erfühlte die erhitzte Haut und umfasste zuletzt das Kinn seines Engels. „Du hast…mich sehr vermisst. Nicht wahr…Taya…“ Und dieses Mal sprach dessen Namen nicht nur sanft und melodisch aus…nein, er betonte ihn verheißungsvoll. Er konnte sich nicht wehren. Es war unmöglich, Shin zu entkommen…seinen Berührungen und diesen tief dringenden Augen zu entkommen. Ihm wurde alles egal. Je näher Shin ihm kam, desto weiter entfernte sich alles um sie herum. Ja…ja, er war hier. Sie waren beide hier…nur sie… Shins Lippen…so nah…den seinen so nah… „…ja…“ Es war nur noch ein Hauch, doch Shin hatte ihn sicher verstanden. Und während dessen rosige Lippen, die seinen begangen, zu verschließen, zu liebkosen, verschwanden alle Fragen…und Taya entfernte sich. Er entfernte sich immer weiter davon, zu erfahren, dass Shin von seinem Chef gefeuert worden war. Kapitel 32: Scars ----------------- Narben *Shins Sicht* Noch Tage später konnte Shin sie schmecken: Tayas Lippen. Dessen süßen Speichel und dazwischen ein Hauch von Salz…es war nicht der Schweiß, den Tayas Fieber verursachte. Shin hatte gespürt, dass sein Engel weinte. Wieder einmal. Obwohl Shin dies nicht zulassen wollte, konnte er es ihm nicht verbieten. Warum auch immer sein Engel Tränen vergoss, er sollte es tun, wenn es ihn befreite. Das war es, was ihm durch den kopf ging, während er seine Bücher bei Seite schob und den Bildschirm beobachtete. Taya war gerade dabei zu erwachen. Shin konnte erkennen, wie sein Engel ein paar Mal gegen die Sonnenstrahlen, die die Vorhänge überwanden, blinzelte. Wie dieser seine Hände in einer völlig unschuldigen Geste hob, um sich den Schlaf aus den Augen zu reiben. Er lächelte, als er sich fragte, ob es etwas Liebenswerteres geben könnte. Tayas Sicht verbesserte sich langsam. Jetzt, wo er jeden Morgen so friedlich erwachen durfte, blieb er gern eine Weile in diesem Zustand der schläfrigen Ahnungslosigkeit, bevor er sich davon löste. Er atmete tief durch und überwandt sich endlich, dem Morgen entgegen zu blicken. Nachdem Taya die letzten Spuren des Schlafes aus seinen Augen entfernt hatte, befühlte er sofort seine Stirn. Keine erhöhte Temperatur mehr. Das Fieber war verschwunden. Er fühlte sich wirklich gut und spürte eine freudige Erwartung in sich wachsen, was dieser Tag mit Shin ihm wohl bringen würde. Sein Freund hatte während der letzten Woche viel Zeit mit ihm verbracht. Taya dachte gern an die Stunden zurück. Besonders an die Nächte. Wenn er wieder Albträume bekam,w ar Shin es, der ihn davor rettete. Er weckte ihn, hielt seine Hand, hielt ihn im Arm…bei seinen Gedanken daran schlug sein Herz schneller. Wenn er…wenn er sich trotz allem nicht beruhigen konnte, dann küsste Shin ihn, wieder und wieder. Bis er keine Angst mehr hatte. Erst als ein Klappern von der Tür her zu hören war, schaffte Taya es, sich von diesen Erinnerungen loszureißen. Shin wartete noch einen Moment. Es gefiel ihm, seinem Engel beim Aufwachen zu zu sehen. Er wirkte so niedlich und etwas hilflos. Shin wollte ihm helfen. Als Taya im Begriff war, das Fenster zu öffnen, machte er sich dann doch endlich auf den Weg zu diesem. Kaum dass er die Zimmertür hinter sich schloss, hallte ihm auch schon ein Morgengruß entgegen. „Taya…“ Dieser Name ging ihm so sanft von den Lippen. Er sprach ihn so gern aus. Seine Finger suchten sich den Pfad durch dessen Ponysträhnen. Taya lächelte sein wundervolles Lächeln. Das war das Meiste, was er Shin bis jetzt freiwillig von sich offenbarte. Taya ließ sich von ihm berühren, streicheln, sogar küssen…doch er animierte Shin nie bewusst dazu. Er suchte seine Nähe von sich aus, wenn er Angst hatte und verzweifelt war. Shin war seine einzige Bezugsperson. Und schon in dieser kurzen Zeit hatte er Taya fast vollständig von sich abhängig gemacht. Doch würde es wohl noch eine ganze Weile dauern, bis dieser den Mund fand, seine Hände nach Shin auszustrecken, ohne von Angst getrieben zu werden. Aber das war jetzt nicht so wichtig. Wichtig war, dass Shin sich darüber freuen konnte, dass es Taya wieder besser ging. „Deine Temperatur ist gesunken. Mmh…Wie wäre es heute mit einem bad? Das würde dir sicher gut tun.“ Taya musste Shin geradezu verkünden, dass der Morgen gut war. Denn das war er. Allein wenn sein Freund ohne zu zögern auf ihn zukam und ihn so vertraut berührte, verschwand jede Sorge aus seinem Kopf. Daher brauchte er auch einige Sekunden, um auf dessen Frage zu antworten. Er hatte schon ewig nicht mehr in einer Badewanne gelegen. Seine Ein-Zimmer-Wohnung besaß nur eine Dusche, das reichte kaum, um sich zu entspannen. Allerdings hatte Taya dies so oder so nie wirklich gekonnt. Das Badezimmer hier war drei Mal so groß wie sein altes. Die Vorstellung von heißem Wasser, das ihn völlig umschloss, gefiel ihm ungemein gut. Gerade jetzt, nachdem er über eine Woche im Bett verbracht hatte. „Ein Bad? …Das wäre toll. Ich fühle mich auch schon viel besser. Dank dir…Shin...weil du…“ Tayas Finger verhakten sich etwas nervös miteinander. Er wollte seinem Freund so vieles sagen, doch immer wenn er vor ihm stand, fiel ihm nichts Passendes ein. „Weil du…“ „Weil ich?“ Shin konnte nicht anders. Er musste seinen Engel dazu bringen, weiter zu sprechen. Wenn Taya einen gewissen Punkt seiner Zurückhaltung und Verwirrung erst einmal überschritten hätte, würde er sich gewiss freier fühlen. „Weil du…dich so gut um mich kümmerst.“ Doch soweit käme es wohl auch heute nicht. An Tayas flackernden Augen, die seinen Blick mieden und seinen Händen, die sich in die Bettdecke krallten, dass es nicht das war, was dieser ihm hatte sagen wollen. In der Hoffnung, dass noch etwas anderes käme, verharrte Shin einige Sekunden lang, doch…nichts. Er setzte ein Lächeln auf und gab Taya einen Kuss auf die Schläfe. „Dann lasse ich jetzt das Wasser ein und hole in der Zwischenzeit das Frühstück. Du kannst dich ja schonmal etwas…frei machen.“ Letzteres betonte er mit voller Absicht und öffnete dabei sehr geschickt den ersten Knopf von dessen Schlafanzugoberteil. Frustration flutete Tayas Brust. Es war etwas sehr Einfaches, was er Shin sagen wollte. Die Arme öffnen, diesen darin einhüllen und ihm sagen, dass dieser ihn glücklich machte. Warum war es so schwer? Stattdessen tracktierte er den Stoff zwischen seinen Fingern. //Shin…es tut mir leid…// Auch wenn er seinen Freund nicht ansah, wusste er, dass dieser enttäuscht war. Allerdings schaffte Shin sie beide auch aus dieser Situation heraus. Es war etwas abrupt, doch es funktionierte. „J-ja. Mach ich.“ Das war das Einzige, was er heraus bekam, bevor Shin so neckisch diesen Knopf öffnete. Taya wurde augenblicklich rot. Seine Hände verließen die Bettdecke und griffen das Pyjamaoberteil. Leicht erschrocken sah er Shin nach. Dann schüttelte er den Kopf. „Danke, Shin.“ Flüsterte er und stand endlich auf, um sich ins Bad zu begeben. Seine Hand fand sofort zum warmen Wasser, das die Wanne langsam füllte. Genießend sog er den Duft ein, der durch das Schaumbad aufstieg. Es roch nach Erdbeeren. Erdbeeren…irgendwie ahnte Shin, dass Taya sie mögen würde. Warum sonst sollte sich ein erwachsener Mann, der scheinbar wenig Interesse an seiner Wohnung hat, Gläser mit einem Erdbeermotiv kaufen. Shin hatte sie damals entdeckt, als er Taya völlig aufgelöst in seiner Wohnung vorgefunden hatte und versuchte, diesen durch einen Tee zu beruhigen. Eigentlich hatte er zu diesem Zeitpunkt andere Dinge im Kopf, trotzdem konnte er dieses seltsame Detail nicht vergessen. Jedoch war dies auch nicht sonderlich verwunderlich. Es hatte schließlich mit seinem Engel zu tun. Dieser müsste auch so langsam bereit für das Bad sein. Mit einer leichten Vorfreude nahm Shin das Frühstückstablett in die Hände. Taya befand sich nicht in seinem Zimmer, als er es betrat. Das Rauschen des Wassers war noch zu hören, sonst war es still. Er stellte das Tablett auf dem Nachttisch ab und begab sich zur Badezimmertür. Sie war halb geöffnet. Shin linste vorsichtig hindurch. Er wollte seinen Engel nicht erschrecken, daher war er leise. In der Badewanne war er noch nicht, doch ein Stück weiter entdeckte er ihn. Taya stand vor dem Spiegel. Er schien sehr nachdenklich…so wie fast immer. Sein Oberkörper war unbedeckt und Shin betrachtete ihn mit Genuss. Dieser Engel war wunderschön, doch… …doch diese Narben. Seit Minuten bestarrte er sein Antlitz im Spiegel. Als er begann, sein Oberteil auszuziehen, wurden sie freigelegt. All diese hässlichen Verletzungen, die eine regelrechte Geschichte seines anderen Lebens erzählten. Wie konnte er Shin dies zeigen, ohne sich zu schämen und ohne die Angst zu haben, dass dieser ihn nicht so sehen wollte? Ihn nicht mehr ansehen würde… Shin sollte es nicht sehen. Nicht jetzt, wo er die Kontrolle darüber hatte. Tayas Augen tasteten sich über den Boden. Hier irgendwo müsste das Oberteil doch liegen. Er fand es, wenige Sekunden später, in Shins Händen. Sein Engel schien sich unwohl zu fühlen. Shin beobachtete, wie dieser mit fahrigen Händen über seine Arme tastete und am Verband stoppte. Die Schnitte an Tayas linkem Arm waren gut verheilt. Trotzdem würden auch diese weitere Narben in der blassen Haut hinterlassen. War es das, was Taya Sorgen machte? Shin seufzte leise und betrat das Badezimmer. Während er auf seinen Engel zuging, hob er dessen Oberteil vom Boden auf. Im nächsten Moment traf ihn dieser Blick. Ein Blick, in dem so vieles zu lesen war. Shin wollte nicht, dass Taya ihn so ansah. Er warf das, was er in der Hand hatte, in den Wäschekorb und drehte den Wasserhahn zu. Das Wasser hatte genau die richtige Temperatur. So musste es sein. Als er sich Taya wieder zuwandte, sah dieser ihn nicht an. Ein weiteres Mal. Er stand zum Fenster gewandt. Je näher Shin ihm kam, desto stärker schien dessen Anspannung. Er erkannte eine längliche Narbe am rechten Schulterblatt. Weiter unten, mehr auf der Seite, zog sich ein noch etwas tieferer Schnitt durch die Haut. Er war nicht sehr gut verheilt. Shin schmerzte es, das alles zu sehen. Er wollte, dass dies alles nie geschehen wäre. Doch die Beweise waren hier. Seine Finger fuhren darüber und erfühlten die Makel, die Taya zwar nicht weniger schön dafür aber um einiges trauriger aussehen ließen. Sein Freund war ihm wieder einmal zuvor gekommen. Warum konnte Taya ihm nie ausweichen? Shin fand immer seinen Weg zu ihm. Er musste sich abwenden. Und er tat es. Leider konnte Taya der Anblick des Gartens keine Ablenkung schenken. Er sah ihn eigentlich gar nicht. Tayas gesamte Aufmerksamkeit war hinter ihn gerichtet. So sanft Shins Augen auch waren, so sehr durchbohrten sie ihn jetzt. Mit jeder Sekunde, die verging, wurde ihm kälter. Doch Tayas Angst sich zu rühren war so groß, dass er nicht einmal zittern konnte. //Shin…warum siehst du es dir an? So lange? Warum siehst du es an? ...es ist doch…es ist…// Hässlich und entstellt. Nicht geeignet für Shin, der doch nur von Schönheit angezogen wurde. Ja, Taya fühlte sich unpassend. Als wenn er gar nicht hier sein dürfte. Und als Shins Hände ihn berührten, spürte er, dass diese ihn ertappt hatten. Er zuckte und schloss fest die Augen. Wartend. „Du hast ja eine Gänsehaut.“ Shin drehte Taya mit sanfter Gewalt zu sich herum und streifte ihm das Haar aus dem Gesicht. Was hatte er? Welche Angst spukte durch seinen Kopf? „Taya, warum siehst du mich nicht an? Ich…tue dir nichts. Sieh mich an.“ Shins Hand fand sich am Kinn seines Engels wieder. Er hob dessen Kopf. Sein Daumen streichelte vorsichtig über die Unterlippe. So weich, so rosig und zart. Er konnte überhaupt nichts dagegen tun. Shin schien die volle Gewalt über ihn zu haben. Taya wehrte sich nicht einmal, als dieser ihn zwang, sich umzudrehen. Dessen Anmerkung über seine Gänsehaut, die Taya nicht einmal selbst spürte, war so unschuldig, dass sie ihm Erleichterung schenkte. Obwohl es offensichtlich war, dass sein Freund ihn durchschaute. Doch Taya war ihm dankbar. Daher war es nicht schwer, dessen Aufforderung nachzukommen und die Augen zu öffnen. Was er sah und fühlte, als der Daumen seines Freundes ihn auf diese Art liebkoste, ließ eine Welle der Hitze durch seinen Körper schießen. Taya sog die Luft etwas schärfer ein. Sein Mund öffnete sich. Er wollte etwas sagen, doch…ihm fiel nichts ein. So verharrte er weiterhin und genoss die Ruhe des Augenblicks. Eine Ewigkeit schien zu vergehen, bevor Shin es schaffte, sich von dem, was er tat, loszureißen. Taya hatte ihn einmal mehr mit seinem fast schon verführerischen Blick gefangen. Und dieser bemerkte es wahrscheinlich nicht einmal. Lächelnd schloss er seinen Engel für einige Sekunden in die Arme und versteckte sein Gesicht in dessen Haar. Es war wundevoll, dies jeden Tag tun zu können. Doch jetzt war es endlich Zeit für das Bad. „Den Verband kannst du jetzt eigentlich ganz ablassen.“ Während er das sagte, entfernte er diesen und besah sich die Schnitte. Sie waren weißer als der Rest der Haut und hoben sich ab. Mit der Zeit würden sie verblassen…genau wie die Erinnerung an diese schrecklichen Tag. Aber Shin wollte Taya nicht dazu bringen, wieder daran zu denken. Er führte diesen zur Badewanne und verließ noch einmal kurz das Bad, um frische Handtücher zu holen. Als er zurückkam war sein Engel schon im Wasser und…es schien ihm sehr gut zu gefallen. „Na, wie fühlst du dich?“ Diese feste und vertraute Nähe zu Shin, die sich noch verstärkte, als dieser ihn umarmte, gab Taya etwas Kraft. Kraft um die Hände zu heben und auch diesem eine kurze Umarmung zu schenken. Eine Umarmung, in der er Shins Duft tief in sich einsog, der sich mit dem Geruch von Erdbeeren vermischte. Doch als dieser sich löste und begann, den Verband abzunehmen, biss sich Taya auf die Lippe. Noch mehr… Schnell zog er seinen Arm an sich und lief zur Badewanne. Er musste das vergessen. Dankbar dafür, dass sein Freund ihn noch einen kurzen Augenblick allein ließ, entkleidete er sich ganz und stieg ins warme Wasser. Es war ein unbeschreibliches Gefühl. Der erdbeerige Geruch stieg zusammen mit dem Dampf auf und vernebelte seinen Kopf, so dass jeder Gedanke daraus verschwand. Shins Stimme drang daher auch nur sehr leise zu ihm. Taya drehte sich nicht um. Er blieb so, wie er war. Ganz ruhig. „Gut. Es…es fühlt sich gut an.“ „Warumsitzt du dann so verspannt da? Entspann dich.“ Shin legte seine Hände auf Tayas Schulter. Dieser saß völlig gerade jedoch mit hängendem Kopf im Wasser. Sanft zog er seinen Engel zu sich, sodass dieser sich anlehnen konnte. „Wie lange ist es her, dass du das letzte Mal ein Bad genommen hast? „…sehr lange…“ Diese Antwort sagte mehr aus, als Taya vielleicht glauben würde. Shin lächelte. „Dann werde ich dieses mal unvergesslich für dich machen.“ Mit diesen Worten begann er das heiße schaumige Wasser mit den Händen zu schöpfen und über dessen Schultern laufen zu lassen. Je länger er sich so um Taya kümmerte und diesen seine Nähe auf diese Weise spüren ließ, desto mehr entspannte sich dieser. Das gefiel Shin sehr. Während er einen Schwammüber dessen Körper gleiten ließ, betrachtete er dessen Haut noch einmal sehr eingängig. Da war eine tiefe Kerbe im rechten Arm. Shin wusste, das sie von einer Kugel stammte. Er selbst hatte seine Engel im Krankenhaus besucht, als dieser mit der Wund ezu kämpfen hatte. Taya hatte schlimm ausgesehen an diesem Tag. Und das musste er durchmachen, nur wegen eines druchgedrehten Mannes, der nichts Besseres zu tun hatte, als wahllos auf leute zu schießen. Shins Druck auf Tayas Arm verstärkte sich, ohne dass er es bemerkte. Er sah sie, all diese Narben. Vond en mesiten wusste er nicht genau, woher sie stammten. Er hatte viel gelesen, in alten Zeitungsberichten, doch nichts würde Tayas Gefühle in all diesen Situationen beschreiben. ‚Inspektor Ahn handelte bedacht wie immer.’ ; ‚Inspektor Ahn war ein perfektes Vorbil für die Polizei Seouls.’ ; ‚Inspektor Ahn bewahrte Ruhe in dieser äußerst aussichtslosen Situation.’ Etc. Ja, Shin hatte zu viele solcher Berichte gelesen. Und er wusste, dass dies nur oberflächlich war. Taya hatte Angst. Wahrscheinlich die größte von allen. Etwas überkam ihn, fast wie ein Schlag. Ein Gefühl, das er nicht kannte. Das er nie so gespürt hatte. Doch er konnte es zuordnen. Er ahnte, was es war. Rache. Als Shin stoppte und der Schwamm fester auf seine Haut drückte, merkte Taya auf. Die gesamten letzten Minuten waren traumhaft gewesen. Eine Gänsehaut nach der anderen war über ihn gekommen und hatte verhindert, dass er nachdenken konnte. Das war wohl mitd as größte Geschenk seines Freundes an ihn. Aber nun begann dieser ihm Sorgen zu machen. Sein Gesichtsausdruck was so verbissen. „Shin? Shin, was ist-Ah! Das tut weh!“ Erschrocken ließ er von seinem Engel ab. Der Schwamm glitt ins Wasser. Seine Hände zitterten. Wie konnte er sich davon nur so mitreißen lassen? So sehr, dass er Taya weh tat? Leicht zerstreut fasste er sich an die Stirn. „Es…es tut mir leid, Taya…mein Engel…“ Wisperte er. Seine Arme umschlagen Taya von hinten. Ungeachtete der Tatsache, dass er sein Hemd durchnässte, drückte er diesen fest an sich. Tief vergrub er sein Gesicht in Tayas Haar. Unentwegt flüsterte er weiter. „Es tut mir leid…“ So langsam erkaltete das Wasser. Taya hatte keine Ahnung, was er tun sollte. Sein Freund erschien ihm so verwirrt. Er brachte es nicht über sich, dessen Umarmung zu entfliehen. Nur wollte er auch sehr gern wissen, was in Shins Kopf vor ging. Doch dieser gab nichts von sich, außer diese geflüsterten Entschuldigungen. Dabei war doch eben noch alles in Ordnung gewesen. Einige Sekunden lang verweilte Taya noch so, doch dann tastete er nach Shins Arm. Er musste diesem klar machen, dass nichts passiert war. Seine zweite Hand folgte der ersten, zog den rechten Arm seines Freundes von seinem Körper und ließ ihn ins schon recht kühle Wasser gleiten. Irgendwie musste er ihn wecken. Doch Taya fand keine Worte. So versuchte er es auf einem anderen Wege. Shin war wirklich nicht mehr bewusst, was vor sich ging. Er wollte Taya doch nur Gutes und ließ sich dann von seinen Gefühlen überwältigen. Wie sollte er dieses Gefühl der Rache nur los werden? Er wünschte sich, dass es so schnell verschwinden würde, wie es gekommen war. Doch es blieb… Und Shin wagte es nicht, sich zu rühren. Erst als eine Hand in das kühle Wasser getaucht wurde, schrak er auf. „Das Wasser…ist ja schon kalt. Komm, bevor du dich erkältest.“ Das war das Einzige, was er jetzt zu Stande brachte. Sogleich reichte er seinem Engel ein Handtuch, das dieser sich fröstelnd um die Schultern schlang. Gott, er war ja so dumm. Schnell rubbelte Shin Taya ab, damit diesem wärmer wurde und brachte ihn danach zum Umziehen ins Schlafzimmer. Taya hatte seinen Freund also zurückgeholt. Ganz ohne Worte. Ab jetzt brauchte er diesem nur noch zu folgen. Wenn er etwas gesagt hätte, hätte sich Shin vielleicht nur noch schlechter gefühlt. Daher beließ er es dabei zu schweigen und genoss es, von diesem etwas trocken gerubbelt zu werden. Gerade als Taya dabei war, sein Hemd zu zu knöpfen betrat sein Freund den Raum. Er war noch einmal ins Bad gegangen, nachdem er einige Sachen aus dem Schrank geholt hatte. Taya bemerkte, dass dieser sehr langsam auf ihn zukam. Irritiert hielt er ins einer Bewegung inne und beobachtete, was geschah. Die Hand seines Freundes langte zu seinem Hemdkragen. Es war erst zur Hälfte zugeknöpft, daher konnte Shin den Kragen über Tayas Schulter schieben. Verwirrt sah Taya ihn an, während gleichzeitig ein Schauer seinen Körper durchfuhr. Er musste durchatmen, dachte Shin, während seine Augen dem abfließenden Wasser folgten. Taya hatte nichts gesagt. Dieser ahnte nicht, was in ihm vorging. Es wäre auch nicht gut, wenn er etwas davon erfahren würde. Rache war ein schmutziger Gedanke, ein schlechtes und dreckiges Gefühl. Etwas, das nie in dieses Haus geraten durfte. In diese Welt. Doch es war schwer, es verschwinden zu lassen. Immer wenn Shin Taya ansah, war es schwer. Als er seinen Engel beobachtete, fiel ihm etwas auf, das er vorher kaum wahrgenommen hatte. Eine dünne und schon recht blasse rote Linie zog sich quer über die linke Seite seines Halses. Jedes Mal dass er sie zuvor gesehen hatte, dachte Shin, es wäre nur ein Abdruck. Doch sie verschwand nicht. Er hielt seinen Engel davon ab, sich vollständig anzukleiden. Das musste er sich näher ansehen. Daher legte er dessen hals frei und untersuchte ihn genau. Es könnte eine weitere Narbe sein und wenn, dann war sie sehr alt. Tastend fuhr er mit dem Daumen darüber. Sie erhob sich nicht aus der Haut. Dies stammte nicht von einer Kugel oder einem Messer. Shin spürte, wie Taya zu zittern begann. Dessen Hände hatten sich zu Fäusten geballt. „Was ist das? Sag es mir Taya. Wovon hast du es?“ Es musste etwas Besonderes sein. Denn das Einzige, was nicht von dem Zittern betroffen war, war dessen Blick, der starr in die Ferne ging. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)