König der Schwerter von Tsumugu-Tachibana ================================================================================ Teufelskampf ------------ “Ruffy?!” Ein berechneter Tritt des Kochs erzielte die noch schlaftrunkene Aufmerksamkeit des Kapitäns. “Hä? Was? -Oh, ihr seid schon auf? -Morgen, Leute! Zzz...” “Dem ist nicht zu helfen.” “Lassen wir’s.” “Gut. Ich lass ihm einen Zettel da.” Sanji kritzelte etwas auf ein Stück Papier, das er dem kleinen Schreibtisch im Gästezimmer entnommen hatte. “Und was schreibst du?” “Dass wir mit den Damen bummeln gegangen sind und er zurück zum Schiff gehen und dort warten soll.” Zorro hatte Bedenken. “Das wird ihm gar nicht gefallen.” “Das weiß ich selber. Außerdem wisst ihr, wie gern er sich an sowas hält. Wir können ja wenigstens glauben, dass er den Anweisungen folgt.” Der Vize stimmte zu. “Auch wieder wahr.” Sanji atmete hörbar aus. “Können wir jetzt gehen?” “Ich habe nichts dagegen.” Sanji heftete den Zettel an die Innenseite der Tür, dann brachen sie auf und keiner achtete mehr auf den Käpt’n, der selig weiterschlief, während die anderen sich auf den Weg nach Triwo Funt machten. Gespannt lauschten sie dabei weiterhin Timon. Etwas pochte. Es pulsierte. Schwach. Doch zunehmend kraftvoller.Nachdem die Jungen den Geschmack der Teufelsfrucht genossen und sie unter Ignorieren ihres Ekelgefühls doch irgendwann runtergewürgt hatten, verbargen sie sich ausschließlich hinter dem Oberpriester, bis der Fruchtregen verebbte. Rokono schien aber nicht mehr so ganz bei der Sache zu sein, führte er doch seine Handkantenschläge immer plumper aus, bis die Früchte irgendwann nicht mehr gespalten wurden, sondern direkt an seinen Händen zu Matsch wurden, um sich auf seinem Gesicht mit den streng geschlossenen Lippen zu verteilen. Die Jungen hatten den Eindruck, als würden es immer weniger Brunnenpriester werden, die Phalanx sich immer enger ziehen. Doch die Gegner standen keineswegs gedrängter als zu Beginn, Leichen gab es auch kaum welche. Wieder einmal ertönte ein Schrei, ein paar Beine, die in den Himmel ragten, jetzt ein Körper, der verschwand. Doch wohin? Die Jungen spähten genauer. Dort war etwas. Es hatte Würfelform. Die uralten marmornen Steine hatten ihre Oberfläche schon längst einer grünen, flauschigen Mooshaut überlassen. Wieder verschwand ein Gegner in den Tiefen des Zeitbrunnens. Ein Aufklatschgeräusch gab es nie. Wann in der Zukunft sie wieder ausgespuckt wurden, wussten nicht mal die Fallenden selbst, bloß, dass sie nicht zurück konnten. Ihr Dorf hatte normal weitergelebt. Sie, die einst als Aufrührer Früchte genommen hatten, um ihren König zu stürzen, waren von ihren Genossen in den Brunnen gestürzt worden. Eigentlich, um zu sterben, waren sie durch die Kraft des Brunnens aus ihrer Zeit verbannt worden, dazu verdammt, nun ewig Fremde zu sein. Ihre einstige Tat war in die Geschichte eingegangen, als einziger genannter Aufstand, den man so erfolgreich hatte niederschlagen können, und wegen dem die Regeln jetzt soviel strenger waren. Auch Sheik hatte Timon von ihrer Tat erzählt, jetzt kannte sie ja sogar auch die Strohhutbande. Doch darüber, warum der Brunnen die in ihn Gestürzten immer wieder ausspuckte, wollten allein ein paar Sagen und Spukgeschichten Bescheid wissen. Bis Timon und Sheik jedoch irgendwann hinter dieses Geheimnis kommen sollten, würde noch viel Zeit vergehen. Erfolgreich verschwanden mittlerweile immer mehr Gegner im Brunnen. Etwas pochte. Es pulsierte. Schwach. Doch zunehmend kraftvoller.In den Jungen. Es prickelte leicht auf ihrer Dekolletés, ihr Inneres schien sich gegen die äußere Macht aufzubäumen. Die Teufel der Kerne und ihrer Körper rangen miteinander. Das, was dort in ihnen pulsierte, schickte nun seine Pulswellen durch ihre Körper, im Takt eines fremden Herzschlages durchliefen sie Krämpfe. Der Schweiß stand ihnen auf der Stirn, als hätten sie Fieber, ihre Gesichter waren gerötet und vor Schmerz verzerrt, so unecht, als trügen sie Masken. Sie krümmten und wanden sich, umarmten sich selbst, ähnlich ungeborenen Kindern im Leib ihrer Mutter, bloß unendlich viele Male leidvoller. Ihr Keuchen oder das Scheuern ihrer Gewänder auf dem unebenen Grasboden musste den Oberpriester wohl bewogen haben sich umzudrehen, als er die beiden sah, hätte sein Gesicht weißer und bleicher nicht sein können. Sofort entfernte er sich vom Kreis der Kämpfenden, sein langsam entbehrlicher Platz wurde von den neben ihm Stehenden miteingenommen, und zog, den Blick besorgt abgewandt, einen bandlosen Kern aus einer Tasche. Er schloss, immer mehr der Verzweiflung nahe, die Augen und umfasste ihn so fest, dass er, wie es sein Zweck war, warm wurde und rot zu leuchten begann. Dieses Signal empfingen wohl andere Priester, denn wenig später kamen einige, die sich vorher noch nicht am Geschehen beteiligt hatten, mit Tragen herbei. Sie legten die Jungen darauf und brachten sie unter Rokonos Aufsicht zu einem am Waldrand aufgeschlagenen Verletztenlager. Der Weg dorthin kam ihnen länger vor als sonst, was daran lag, dass sie die ganze Zeit darauf achten mussten, dass die sich Windenden nicht von den Tragen fielen. Dort angekommen, bedankte sich der Oberpriester und kümmerte sich um sie. Äußerliche Wunden hatten sie keine. Schnell wies er die anwesenden Priester an, ihnen mit feuchtem Stoff das Gesicht zu kühlen. Dann schloss er die Augen, ließ sie wie schon so oft grün aufleuchten, und versetzte sich gedanklich in seine Gemächer. Aus den Schubladen der Wand kamen diverse Werkzeuge, die in seiner Hand, seiner Körper-Geist-Verbindung, landeten, sodass er sie sogleich neben sich legen konnte. So rasch er konnte beendete er die anstrengende Reise und öffnete wieder die Augen. Neben ihm lag ein schillernder Kern, der zerbrechlicher als hauchfeines Glas zu sein schien, ein fingerlanger, fein geschliffener Trichter, dessen dünnes Ende nur eine Nadel passieren konnte, ein hölzerner Aufsatz für zuletzt Genannten, der die andere Öffnung so breit werden ließ, dass ein Kern bequem hinein passte, etwas Nagelähnliches, einen kleinen Hammer und ein mit schwarzem Pulver gefülltes Fläschchen. Nun nahm er Hammer und Nagel und fing vorsichtig an, ein Loch in die äußerste Schicht der Kerne zu schlagen, während die Jungen diese trugen. Sein Vorhaben war riskant, das wusste er, doch kannte er keine andere Möglichkeit. Schließlich hatte er es geschafft. Es war gar nicht so leicht gewesen, mit heißen, stetig in wechselnden Regenbogenfarben schillernden Kernen zu arbeiten. Ihre normale, nussbraune Farbe hatten sie für den Teufelskampf schon während der ersten Pulsschläge aufgegeben. Rokono stand der Schweiß auf der Stirn. Wenn er sich nicht beeilte, würden die Todgeweihten nicht mehr zu retten sein... Etwas pochte. Es pulsierte. Schwach. Doch zunehmend kraftvoller.Während Robin Sheik zuhörte, fühlte sie sich zunehmend unwohler. Etwas in ihr kribbelte. Sie ging weiter. Mittlerweile brannte die Stelle, an der der Kern ihre Haut berührte. Ihr fiel das Weitergehen zunehmend schwerer. Irgendwie verkrampfte sie sich immer mehr. Sheiks Worte echoten zwar in ihrem Kopf, doch ohne, dass der Sinn zu ihr durch drang. Alle waren so weit weg, obwohl sie wusste, dass sie neben ihr liefen. Es gab nur sie und den Pulsschlag. Sie schwitzte. Die Schmerzen waren kaum noch auszuhalten. Sie keuchte hörbar. Alle wandten sich zu ihr um. Nami konnte das maskenhafte Gesicht ihrer Freundin nicht deuten. Nie hatte sie jemandem so deutlich seine Qualen angesehen. Doch auch keiner der anderen. Robin krümmte sich. Sie fiel auf sie Seite, schlug fast schon auf dem Boden auf. Kurz vor dem Aufprall fing ein Schemen sie auf. Er rief etwas, aber bei ihr kamen nur verzerrte, einsame Silben an, die einfach keinen Sinn ergeben wollten. Offenbar waren die anderen wegen ihr in heller Aufregung. Doch was sie riefen, blieb ihr schleierhaft. Jetzt sah sie ein Frauengesicht direkt vor sich, rotes Haar kitzelte ihre Nase. Sie konnte nicht mehr. Alles wurde schwarz... Sheik hatte sie aufgefangen. Er wusste nicht, was mit ihr los war. Doch etwas sagte ihm, dass es keine Zeit zu verlieren galt. Etwas... es leuchtete. Ja, der Kern! Schillerte in allen Regenbogenfarben. Irgendwo war ihm dieses Phänomen doch schon mal begegnet... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)