Kurzgeschichten und Experimente von mizuchi_akkaku ================================================================================ Kapitel 2: Drachenfluch ----------------------- Blutig rot stieg die Sonne hinter den Bäumen auf und tauchte die Lichtung, in deren Mitte ein idyllisches Dorf stand, in unheimliche Schatten. Rotoranges Licht fiel auf die blutbeschmierte Wiese, die von den vielen Kämpfenden zertrampelt worden war. Lyra kämpfte mitten unter ihnen und durch ihr kurz geschnittenes Haar blieb sie von allen unbemerkt. Auch von ihrem Vater, neben dem sie kämpfte. Sie und ihr Vater versuchten verbissen sich nicht umbringen zu lassen und gaben sich zu diesem Zweck instinktiv gegenseitig Rückendeckung. Gerade als Lyras Kräfte zu versagen drohten hörte sie hinter sich einen dumpfen Aufprall und drehte sich überrascht um. Zu ihrem Entsetzen sah sie dort ihren Vater auf dem Rücken liegend mit einer Stichwunde im Bauch. Er war blutüberströmt und es war sein eigenes, denn die Monster, von denen sie angegriffen wurden, bluteten nicht. Mit schreckgeweiteten Augen stürmte sie zu ihrem Vater und fiel noch im laufen neben ihm auf die Knie. „Vater!“, schrie sie halb erstickt und begann zu schluchzen. Mit fliegenden Händen begann sie noch halbwegs saubere Stellen ihres weiten Hemdes in Streifen zu reißen, um die Blutung stillen zu können, doch ein röchelndes Husten ließ sie inne halten. Sie traute sich kaum aufzublicken, denn sie wusste, dass ihr Vater sie mittlerweile erkannt hatte. Dann blickte sie doch auf und ihr Herz zog sich zusammen, als er versuchte zu sprechen, aber stattdessen anfing Blut zu husten. Sie wandte den Blick von seinem Gesicht und versuchte wieder die Blutung zu stillen. Doch sie wurde erneut unterbrochen, denn ihr Vater ergriff ihr Handgelenk und hielt sie mit eisernem Griff davon ab. „Du kannst mir nicht mehr helfen, das weißt du doch.“, presste er in so sanftem Ton wie möglich hervor. Tränen stiegen ihr in die Augen und sie versuchte zu antworten, doch er kam ihr zuvor und sein Tonfall hatte sich plötzlich verändert. „Aber du!“ Seine Stimme klang besorgt und ärgerlich zugleich. „Warum bist du nicht mit den anderen Dorfbewohnern gegangen? Wir alten Leute sind doch nur zurück geblieben, um euch Zeit zu verschaffen und weil wir sowieso bald gestorben wären. Warum bist du noch hier?“ Lyra liefen Tränen über die Wangen und sie konnte nur mühselig antworten, denn in ihrem Hals hatte sich ein dicker Kloß gebildet. „Vater ich ... ich konnte nicht ... ich ... hab doch nur noch dich … und …“ Doch weiter kam sie nicht, denn ein plötzlicher Schmerz durchfuhr ihren Rücken. Sie spuckte Blut. Eine Schwertspitze ragte aus ihrer Brust und sie wusste, dass ein Schwert sie durchbohrt hatte. Noch lebte sie, denn der Angreifer hatte ihr Herz knapp verfehlt, doch sie spürte, wie langsam das Leben aus ihrem Körper wich. Als das Schwert mit einem Ruck entfernt wurde, sank sie Kraftlos vorne über, auf den Körper ihres Vaters. „Vater?! Wir sterben alle irgendwann, nicht wahr?“, flüsterte sie und ihre Stimme wurde immer leiser. „Wir werden alle zu solchen Monstern... Irgendwann.“ Ihre Stimme versagte. Überrascht hörte sie noch, wie ihr Vater ein leises ‚Nein’ röchelte, bevor alles um sie herum schwarz wurde. Dunkelheit umfing sie und unendliche Stille. Man konnte es geradezu totenstill nennen, denn kein Geräusch drang an ihre Ohren. Sie öffnete die Augen und sah nichts. Lyra war sich sicher, dass sie tot war, aber irgendetwas kam ihr seltsam vor. Sie versuchte eine Hand zu heben, doch ein plötzliches Ziehen in ihrer Brust ließ sie schmerzerfüllt aufstöhnen. Durch die Schmerzen wurde ihr klar, dass sie nicht tot sein konnte. Oder konnten Tote immer noch Schmerzen spüren? Ein Nebelstreifen huschte durch ihr Blickfeld und sie merkte, dass sie nicht nichts, sondern den tiefschwarzen, wolkenverhangenen Himmel gesehen hatte. Sie suchte den Mond, doch er war nicht da. Es musste Neumond sein. Auf einmal wurde ihr bewusst, dass sie auf dem Rücken lag. Erschrocken wollte sie sich aufsetzen, um ihren Vater zu suchen. Doch wiederum spürte sie das Ziehen in ihrer Brust, das nun auch im Rücken zu spüren war, und sank mit einem unterdrücken Schmerzensschrei wieder zurück. Anstatt es noch einmal zu versuchen drehte sie nun vorsichtig den Kopf und versuchte ihren Vater so zu finden, doch die Lichtung war vollkommen leer. Nur die vielen Blutspuren im zertretenen Gras und das niedergebrannte Dorf zeugten noch vom vergangenen Kampf, an dem sie teilgenommen hatte. Sie fragte sich, warum sie noch lebte. Obwohl das Schwert ihr Herz knapp verfehlt hatte, dürfte sie nicht mehr am Leben sein. So viel Blut, wie sie verloren hatte. Außerdem waren die Wunden, die die Schwerter der Monster rissen unheilbar. Ruhelos versuchte sie nun doch, trotz der Schmerzen, aufzustehen. Als ihr das nach mehreren Anläufen immer noch nicht gelang, beschloss sie die restliche Nacht noch liegen zu bleiben, um sich zu erholen. Sie hätte in der Finsternis sowieso nicht erkennen können, was sie tat, also versuchte sie sich zu entspannen und Schlaf zu finden. Ein Schatten streift langsam durch die Wälder. Nur das Rascheln seiner Kleidung zeugt von seiner Anwesenheit. Und wenn jemand genau hinsähe, würden ihm sogar zwei leuchtende Schlitze auffallen, die in der Dunkelheit ein unheimliches rotes Licht verströmen. In der Ferne ist das leise Knistern eines Lagerfeuers zu hören, das vom Schatten unbemerkt zu bleiben scheint. Er geht weiterhin lautlos über den trockenen Waldboden und nähert sich dem Lager beständig in einer weiten Spirale. Schließlich steht er hinter einem Busch, der ihn als einziges noch vom Lager trennt, an dem zwei Gestalten sitzen. Eine große und eine kleine. Doch die Sonne beginnt rot über dem Wald aufzugehen und der Schatten ist wie vom Erdboden verschluckt. Lyra schlug die Augen auf und musste sie sofort wieder geblendet schließen, denn die Sonne stand schon hoch am Himmel. Also drehte sie ihren Kopf leicht zur Seite und öffnete die Augen erneut. Zu ihrer Überraschung sah sie jedoch nicht nur ihr niedergebranntes Dorf, sondern auch noch einen Jungen, der neben ihr in einiger Entfernung im Gras saß und die Umgebung beobachtete. Er schien ihre Bewegung gesehen zu haben, denn er ließ den Wald für einen Moment aus den Augen, und schaute sie grinsend an. „Na, aufgewacht?“, begrüßte er sie fröhlich und widmete sich wieder seiner Aufgabe. Sie war zu verwirrt, um zu antworten, denn sie wunderte sich, wo der Junge hergekommen sein mochte und warum er alleine war. Doch anstatt ihn zu fragen, versuchte sie wieder aufzustehen. Es gelang ihr erstaunlich gut und sie schaute überrascht auf ihre Brust herab. Sie hatte keine Schmerzen mehr und obwohl ihr Hemd blutverkrustet war, spürte sie, dass ihre Wunde schon wieder vollkommen verheilt war. Um sicher zu gehen, dass sie sich nicht täuschte, tastete sie nach der Stelle, an der das Schwert sie durchbohrt hatte. Sie spürte keine Kruste, sondern nur verheilte Haut. Aber Narben waren trotzdem zurück geblieben. Sie wollte etwas zu dem Jungen sagen, aber im selben Moment hörte sie ein Knacken hinter sich, das sie erschrocken zusammenfahren ließ. Sie drehte sich um und sah aus den Augenwinkeln ein Schemen vorbei huschen. Alarmiert sprang sie auf und stellte sich vor den Jungen, der immer noch ruhig am Boden saß und sie irritiert ansah. Sie tastete nach ihrem Schwert, doch ihre Schwertscheide war leer. Sie fluchte und der Fluch ging im Jubelgeschrei des Jungen unter, der hinter ihr aufgesprungen und losgelaufen war. Sie hörte, wie der Junge im Laufen ‚Onkel!’ rief und starrte ihm verwundert hinterher, wie dieser auf einen Mann mittleren Alters zu rannte, der auf einen Stock gestützt gerade zwischen den Bäumen hervor getreten war. Der Junge umarme den Mann stürmisch und fing an zu reden. Lyra verstand nicht, was er sagte und blickte sich derweil misstrauisch um. Nachdem sie sich einmal um die eigene Achse gedreht hatte und dabei jeden Zentimeter der Lichtung mit den Augen abgetastet hatte, ohne etwas Verdächtiges zu finden, sah sie sich plötzlich dem alten Mann gegenüber. Erstaunlicherweise war er mit ihr genau auf Augenhöhe, obwohl er leicht gebeugt ging. Ihre Blicke trafen sich. Sie fühlte sich plötzlich unbehaglich, denn bisher hatten nur ihre Eltern sie so intensiv angesehen. Sie wollte etwas sagen, doch ihr Kopf war wie leer gefegt. Es schien ihr, als würde er auf unheimliche Weise ihren Blick gefangen halten, denn sie konnte sich nicht abwenden. Es war ihr, als wolle er sie hypnotisieren und sie wich unwillkürlich einen Schritt zurück. Auf seinem Gesicht breitete sich plötzlich ein breites Grinsen aus. „Ich glaube wir sollten uns setzten.“, sagte er freundlich, wobei er sich dem Jungen zugewandt hatte. „Holst du noch Holz, um ein Lagerfeuer in Gang zu bringen?“ Der Junge nickte eifrig und rannte sofort los. Lyra blickte ihm verdutzt nach und merkte nicht einmal, wie sich der Alte derweil an Ort und Stelle auf den Boden setzte. Als der Junge zwischen den Bäumen verschwunden war, blickte sie leicht verunsichert zwischen dem alten Mann und der Stelle, an der der Junge eben noch gewesen war, hin und her. Schließlich setzte sie sich dem Alten gegenüber ins blutige Gras. „Du dürftest eigentlich nicht mehr leben, Kind! Ist dir das bewusst?“, begann er. Sie merkte erst jetzt, dass sein Gesicht wieder ernst war. „Äh, ja.“, antwortete sie, nach einer kurzen Pause, zögernd. Er hob zweifelnd eine Augenbraue, beließ es aber dabei. Stattdessen streckte er ihr seine Hand entgegen. „Ich bin Owen und der Junge ist mein Neffe Fabian.“ Ein Lächeln huschte über seine Lippen, als er den Namen aussprach. Immer noch verunsichert, ergriff sie nur zögernd Owens Hand. „Mein Name ist Lyra.“ Sie deutete auf den Wald. „Ist das nicht gefährlich Ihren Neffen alleine in den Wald zu schicken?“, fragte sie ohne Umschweife, doch er machte nur eine wegwerfende Handbewegung und lächelte. „Nein. Erstens kann Fabian mit seinen zwölf Jahren schon sehr gut auf sich selbst aufpassen und zweitens kommen die sowieso nur nachts raus.“ Beim letzten Satz wurde sie hellhörig. „Sie meinen diese Monster, oder?“, hakte sie neugierig nach. „Woher wissen Sie das so genau?“ Doch Owen zuckte nur mit den Schultern. „Ich reise nun schon so lange umher, dass ich schon eine ganze Menge über diese Scheusale weiß. Teilweise sogar mehr, als mir lieb wäre.“ Seine Stimme nahm bei den letzten Worten einen rauen Unterton an, was sie jedoch nur nebenbei wahrnahm. Sie beugte sich überrascht vor. „Wissen Sie denn auch, wie man sie besiegen kann?“, sprudelte es aus ihr heraus, doch er schüttelte nur belustigt den Kopf. Ein Lachen unterdrückend, antwortete er: „Nein. Wenn ich das könnte, dann wären mittlerweile garantiert nicht mehr so viele von denen am Leben.“ Eine Stimme neben ihnen ließ sie zusammenzucken. „Natürlich weißt du, wie man sie umbringen kann.“ Lyra blickte alarmiert zur Seite, denn sie hatte niemanden kommen hören. Doch sie stellte erleichtert fest, dass es nur Fabian war, der gerade einen Arm voll trockener Zweige neben sich ablegte. „Du hast es mir doch selbst erzählt.“, plapperte er unermüdlich weiter. „Du solltest es ihr auch erzählen, denn sonst würdest du lügen und das ist schlecht. Sehr schlecht.“ Nun stütze Fabian mit ernster Miene seine Hände in die Hüften und bestand weiterhin darauf, dass Owen ihr die Geschichte erzählte. „Aber es ist doch nur eine Geschichte, mehr nicht.“, versuchte er sich heraus zu reden, doch mittlerweile war Lyras Interesse geweckt. Sie legte so viel Entschlossenheit in ihre Stimme, wie möglich. „Ich bitte Sie: erzählen Sie es mir! Auch, wenn es nur eine Geschichte ist, möchte ich sie hören. Es ist vielleicht die einzige Chance für mich, meinen Vater und all die anderen Dorfbewohner zu rächen, die hier gestorben sind.“ Sie hatte ihre Hände zu Fäusten geballt. „Warum willst du sie rächen?“, fragte Owen sanft. „Eigentlich hätte ich mit ihnen sterben sollen, aber ich lebe noch. Und weil ich eigentlich fest mit meinem Tod gerechnet habe, weiß ich nicht mehr, was ich machen soll. Die Dorfbewohner, die geflohen sind würden mich für einen Spion halten und mein Vater ist in diesem Kampf gestorben. Deshalb will ich sie rächen! Vor allem meinen Vater! Wenn ich wüsste, dass es einen Weg gibt, würde ich sogar versuchen, sie zu retten!“ war ihre prompte Antwort. Er schüttelte leicht den Kopf. „Das hört sich alles sehr schlüssig an, aber ich glaube eher, dass du den Tod suchst und keine Rache.“ Seine Stimme hörte sich traurig an und sie schwieg nachdenklich. Nach einer Weile brach er die schweigende Stille, die zwischen ihnen herrschte. „Dass jemand einen Kampf mit solch schweren Verletzungen überlebt hat, habe ich bis jetzt nur einmal erlebt.“, begann er langsam. „Das war vor etwa dreißig Jahren und diese Monster gab es da noch nicht. Es herrschte gerade Krieg mit einem der benachbarten Reiche und ich diente nun schon zwei Jahre als Lazarettarzt im zehnten Regiment.“ Ihr Vater hatte ihr einmal von dem Krieg erzählt, als sie noch klein gewesen war. Aber das Einzige, was er ihr dabei über sich erzählt hatte, war, dass er ebenfalls Arzt gewesen war und auch im zehnten Regiment gedient hatte. Aber sie unterbrach Owen deswegen nicht, sondern ließ ihn weiter reden. „Bis dahin bin ich der einzige Arzt dort gewesen, was sehr anstrengend war, obwohl viele Verwundete noch auf dem Weg zu mir starben. Aber dann wurde ein junger Mann in das zehnte Regiment versetzt, der sich als Liam vorstellte und als zweiter Arzt mit mir tätig sein sollte. Mein erster Eindruck von ihm war, dass er ein wirklich fähiger Arzt war, denn er ging immer mit vollem Einsatz an seine Arbeit. Er machte seine Sache gut, aber mir fiel auf, dass er fast nie etwas sagte. Ich hörte ihn nur reden, wenn es unbedingt nötig oder nichts zu tun war. Dann zog er sich fast immer in unser Schlafzelt zurück und experimentierte. Also arbeiteten wir Arbeitsteilig. Jeder hatte eine Hälfte des Lazarettzeltes in seinem Aufgabenbereich und die andere Hälfte war tabu. Weil wir uns aber ein Zelt teilten und ich neugierig war, sprach ich ihn des Öfteren auf seine Experimente an. Doch er gab mir nie eine klare Antwort und so gab ich irgendwann auf.“ Fabian ließ sich gebannt ins Gras fallen, um besser zuhören zu können. „Eines Nachts erzählte er mir schließlich von seinem kleinen Bruder, von dem er erfahren hatte, dass er kürzlich vom Militär eingezogen worden war. Er war auch in die zehnte Division gekommen und er hatte Liam auch schon besucht, wegen der Pflichtuntersuchung, der sich jeder Neue unterziehen musste. Aber er sagte mir auch, dass er es lieber gehabt hätte, wenn sein Bruder nicht zum Militär gegangen wäre. Zu dem Zeitpunkt wunderte ich mich über diese Aussage, da ich fest davon überzeugt war, dass es eine Ehre war, für das Land auf dem Schlachtfeld zu sterben. Obwohl ich Arzt war und es besser hätte wissen können.“ Owen raufte sich mit einer fahrigen Geste durch die Haare, was ihn zu beruhigen schien. „Danach war es wieder so wie vorher. Wir taten unsere Arbeit und er verhielt sich genauso, wie vor unserem Gespräch. Allerdings ging es mir nicht mehr aus dem Kopf und ich versuchte ihn unbemerkt zu beobachten und gleichzeitig weiterhin die Kompetenz zu zeigen, die man von mir erwartete. Ich wollte feststellen, ob er etwas vorhatte, was dem Königreich schaden konnte. Doch ich konnte nichts Außergewöhnliches feststellen. Bis er einmal krank wurde und arbeitsunfähig im Bett lag. Ich musste mich wieder um alle Patienten und auch um ihn kümmern. Dabei fielen mir einige seiner Patienten auf, die eigentlich nicht mehr leben durften. Fast alle hatten tödliche Wunden und bei einigen hatte sogar schon der Verwesungsprozess begonnen.“ Lyra lief es bei der Vorstellung eiskalt den Rücken runter und Fabian stieß einen angeekelten Laut aus. Lyra wollte fragen, warum die Patienten bei lebendigem Leib verwesten, aber Owen senkte seinen Kopf und fuhr fort zu erzählen. „Ich war schockiert und bin sofort in unser Zelt gegangen, in dem Liam lag, um ihn zur Rede zu stellen. Ich fuhr ihn an und verlangte zu erfahren, was er mit den verwundeten Soldaten angestellt hatte. Zuerst behauptete er nicht zu wissen, wovon ich redete und wich mir ständig aus. Eigentlich wollte ich ihn nicht in die Ecke drängen, weil er trotz seines seltsamen Verhaltens immer noch ein sehr guter Arzt war und meine Arbeit um einiges leichter machte, aber irgendwann habe ich ihm gedroht dem Kommandanten von seinen Experimenten und Patienten zu erzählen, was auf jeden Fall Konsequenzen getragen hätte.“ Er machte eine kurze Pause und Lyra merkte, wie er ein Zittern unterdrückte. „Was hat er daraufhin getan?“, fragte sie, mitgerissen von Owens Erzählung. Er blickte auf und seine Augen wirkten auf einmal hohl, als würde er den Tag wirklich noch einmal erleben. „Er hat mir alles erzählt.“, sagte er mit rauer Stimme, die fast nicht mehr, als ein Flüstern war. „Seine Experimente hat er durchgeführt, um selbst tödliche Wunden heilen zu können, was an sich sicher kein schlechter Vorsatz für einen Arzt ist, aber er hat seine Salben immer wieder an tödlich verwundeten Patienten ausprobiert. Zunächst halfen seine Salben nichts, aber irgendwann schaffte er es, dass die Patienten zwar weiter lebten, ihr Körper aber dennoch starb. Er hat sozusagen eine Art Magie entwickelt, die die Seele der Soldaten im sterbenden Körper gefangen hielt.“ Bei diesen Worten erschauerte Lyra und sie rutschte unwillkürlich ein Stück zurück. Auch Fabian rutschte unruhig hin und her. „Er versicherte mir zwar, dass es ihm bis jetzt nicht gelungen war die Seele länger als eine Woche im Körper zu halten und dass er kurz davor stünde den Zerfall des Körpers zu verhindern, doch das alles war für mich so ungeheuerlich, dass ich ihm Verbot mit seinen Experimenten fortzufahren. Ab da sollte er nur noch mein Gehilfe sein, damit er keine weiteren Versuche an Patienten unternehmen konnte. Aber damit gab er sich nicht zufrieden. Im Geheimen setzte er seine Forschungen fort. Ich weiß nicht, wie er es gemacht hat, aber ich merkte nichts davon und war mir sicher, dass der Spuk nun zu Ende wäre. Ein paar Wochen nach unserer Auseinandersetzung, wurde sein kleiner Bruder ins Lazarettzelt geliefert. Er lag im Sterben und niemand hätte ihm mehr helfen können. In der Nacht hatte ich ein ungutes Gefühl und als ich auch noch seltsame Geräusche hörte wollte ich der Sache nachgehen.“ Lyra holte entsetzt Luft und fiel fast nach hinten. „Er hat doch nicht etwa …?“, fragte sie schockiert und richtete sich wieder auf. Owen nickte. „Liams Bett war leer und ich ahnte schlimmes, aber ich konnte ihn nicht mehr aufhalten. Ich weiß noch genau, dass an dem Abend Neumond war, denn außer dem Flackern der Kerzen und deren düsterer Schein war keine Lichtquelle vorhanden. Er hatte seinen Bruder nach draußen getragen und einen Kreis aus Kerzen um ihn herum entzündet. Ich habe seinen Namen gerufen und bin zu ihm gerannt, aber er hat mich nicht gehört. Von weitem konnte ich erkennen, dass er eins seiner Gefäße in der Hand hielt, die ich von seinen Experimenten her kannte. Er schmierte den Inhalt der Schale auf die Wunden seines Bruders. Im Näher kommen sah ich nicht eine Träne in seinen Augen und er schien irgendetwas zu summen. Als ich schließlich den Kreis aus Kerzen erreicht hatte stoben die Flammen wie durch Geisterhand in die Höhe und hinderten mich daran, zu Liam zu gelangen.“ Owens Stimme war mittlerweile auf ein Flüstern zurück gesunken, als würde er ihnen etwas Verbotenes erzählen, und seine beiden Zuhörer beugten sich näher zu ihm, um ihn besser verstehen zu können. „Liams Bruder umgab auf einmal ein seltsames violettes Licht und ich hörte wieder Liams Summen. Zu Stein erstarrt konnte ich nichts anderes als zusehen und zuhören. Er summte ein Kinderlied, das ich sehr gut kannte und es schien sich auf seinen Bruder auszuwirken. Das violette Schimmern verlosch und Liams Bruder öffnete die Augen. Eigentlich hätte er Tod sein müssen, aber er lebte, obwohl er sich noch nicht bewegen konnte.“ „Es hat funktioniert?“, rief Lyra erstaunt aus. „Wie kann das sein?“ Owen zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht. Tatsache ist, dass Liams Bruder überlebte, obwohl er so gut wie tot gewesen war. Genauso, wie du.“ Er blickte ihr offen in die Augen, als erwarte er, dass sie etwas sagte, doch Lyra schwieg und wich seinem Blick aus. „Ich verstehe nicht, was das mit mir zu tun hat.“, sagte sie schließlich. „Das weiß ich auch noch nicht, aber irgendwie muss jemand, der dich damit retten wollte, an eine solche Salbe von ihm gekommen sein.“ Sie musste auf einmal gähnen und merkte jetzt erst, dass die Sonne bereits wieder hinter den Baumkronen zu verschwinden begann. Neben sich im Gras sah sie Fabian liegen, der bereits tief und fest zu schlafen schien. Sie sah wieder das blutverkrustete Gras und musste schmunzeln. „Ich habe den Eindruck, dass er überall schlafen kann.“, sagte sie und Owen lächelte leicht. „Ja. Das ist ein Vorteil der Jugend. Man macht sich noch nicht so viele Gedanken.“ Dabei wuschelte er Fabian liebevoll durch die Haare. „Du solltest dann auch bald schlafen. Keine Angst, ich werde Wache halten.“ Sie wollte widersprechen, doch er stand einfach auf und nahm ein paar von den Ästen, die Fabian geholt hatte. Nachdem er sie in einem Erdloch ein Stück entfernt aufgeschichtet hatte, entzündete er sie. Die Sonne warf derweil ihre letzten Strahlen auf die Lichtung, bevor sie verschwunden war. Lyra hatte ihm kopfschüttelnd hinterher geblickt, aber nichts gesagt. Wenn er es so wollte, dann würde sie ihn nicht aufhalten und sie konnte Schlaf tatsächlich gut gebrauchen. Sie rollte sich leicht zusammen und versuchte sich zu entspannen, was ihr nicht leicht fiel, da sie die ganze Zeit über die Geschichte nachdenken musste, die ihr Owen eben erzählt hatte, und darüber, was sie mit ihr zu tun haben könnte. Außerdem war es auf einmal kalt geworden. Als sie spürte, wie sie etwas antippte, sah sie überrascht auf. Fabian stand vor ihr und zitterte leicht. „Mir ist kalt.“, war alles, was ihm über die Lippen kam. Sie breitete wortlos die Arme aus und er kuschelte sich an sie, wodurch sie sich gegenseitig Wärme gaben. Das einzige Geräusch, das nun noch zu vernehmen war, war das leise Knistern des Feuers. Ein Schatten streift ruhigen Schrittes durch den Wald. Keine Schritte sind zu hören und wenn er stehen geblieben wäre, hätte man ihn in der Dunkelheit auch nicht mehr sehen können. Leise Stimmen hallen durch den Wald, auf deren Quelle der Schemen unaufhaltsamen Schrittes zu hält. Als er ihnen ganz nahe ist, verstummen die Stimmen plötzlich und alles ist wieder still, bis auf das leise Rascheln von Kleidung; das einzige Geräusch des Schattens. Aber auch dieses Geräusch ist bald verstummt und nach einer geraumen Weile entzündet jemand eine Fackel. Oranges Licht fällt auf die dunkle Gestalt des Schattens. Metall blitzt auf und der Wald ist auf einmal von unheimlichen Schreien durchdrungen. Die Fackel fällt zu Boden, erlischt und Dunkelheit verschluckt alles. Selbst vom Schatten ist nichts mehr zu sehen. Stille kehrt wieder in den Wald ein, nur dass sie auf einmal etwas Geisterhaftes an sich hat. Lyra erwachte mit den ersten wärmenden Strahlen der Sonne und stand auf. Sie blickte sich suchend um, denn Fabian war nicht mehr bei ihr gewesen, als sie die Augen auf gemacht hatte. Sie entdeckte ihn schließlich bei seinem Onkel, der ruhig und in eine Decke gehüllt etwas abseits saß und in dessen Arme Fabian sich schmiegte. Als sie näher kam drehte Owen sich zu ihr um. „Schon wach?“, fragte er mit leiser aber dennoch freundlicher Stimme, um seinen Neffen nicht zu wecken. Sie nickte nur lächelnd und blieb dicht neben ihm stehen. „Ich besorge uns etwas zu essen.“, bot sie an, doch er winkte ab. „Wir haben noch getrocknetes Fleisch und Brot in unseren Rucksäcken vorrätig. Davon kannst du dir etwas nehmen.“ Aber sie ließ sich nicht von ihrem Vorhaben abbringen und war auch schon auf dem Weg in den Wald. „Ich weiß ein paar Stellen, an denen wilde Beeren wachsen. Die können wir dazu essen.“, rief sie ihm im Gehen zu und verschwand schließlich zwischen den Bäumen. Sie fand den Beerenstrauch recht schnell, denn sie war als kleines Kind oft in den Wäldern umher gestreift. Allerdings war das noch vor der ersten Sichtung der Monster in ihrer Region gewesen. Der Busch war zwar an vielen Stellen rot, aber er war teilweise seltsam fleckig. Sie berührte ein Blatt und musste feststellen, dass darauf etwas klebriges, nur noch halb flüssiges war. Sie blickte sich erschrocken um, denn es handelte sich dabei offensichtlich um halb getrocknetes Blut. Fast sofort sah sie ähnliche Flecken im Gras und ging, nichts Gutes ahnend, um den Beerenstrauch herum. Sie sog entsetzt die Luft ein, denn hinter dem Strauch war überall Blut. Sie wollte umdrehen um die anderen beiden zu warnen, aber ein leises Stöhnen ließ sie aufhorchen. Sie blickte sich um und nach langem Suchen fand sie schließlich einen Überlebenden. Es war ein junger Mann und er blutete stark aus einer Wunde im Bein. Sie fragte sich, wie lange er hier schon lag, denn er war sehr blass und zitterte am ganzen Körper. Ohne lange zu überlegen, stoppte sie die Blutung notdürftig und hob ihn sich über die Schultern. Er war überraschend leicht, dachte sie und erreichte bald darauf die Lichtung, auf der ihr Dorf einst gestanden hatte. Doch jetzt war keine Zeit für Sentimentalitäten. Owen war schließlich Arzt und konnte dem Mann sicher helfen. Leicht außer Atem rief sie nach ihm. „Owen! Ich brauche deine Hilfe!“ Er kam ihr auf halbem Wege entgegen und nahm ihr den jungen Mann von der Schulter. Er trug ihn bis zum niedergebrannten Lagerfeuer des Vorabends und sah ihn sich unterwegs so gut es ging genauer an. „Wie es scheint hat er nur diese eine Wunde davon getragen, aber sie scheint sich entzündet zu haben. Fabian hat gestern zum Glück genug Holz gesammelt, um schnell ein neues Feuer machen zu können.“ Er wandte sich zu Fabian. „Hol den kleinen Kessel aus meinem Rucksack und lass dich von Lyra zu einem Fluss bringen. Holt sauberes Wasser, so schnell ihr könnt!“ Damit hatten sie den Hügel mit den Überresten des Dorfes erreicht und Owen legte den jungen Mann vorsichtig im Gras ab. Fabian lief pflichtbewusst los und holte den Kessel. Als er wieder zurück gestürmt kam, ergriff er Lyra kurzerhand am Handgelenk und zog sie mit sich. „Wo lang?“, fragte er leicht panisch. „Da lang.“, war Lyras ebenso knappe, aber selbstbewusste Antwort. Als sie mit dem vollen Wasserkessel wieder zurück kamen, hatte Owen bereits ein Feuer entfacht und Stöcke so darüber gebaut, dass sie den Kessel direkt über das Feuer hängen konnten. Auch hatte er sich schon Stoffstreifen bereit gelegt und war gerade dabei die Wunde des Mannes von Lyras provisorischem Verband zu befreien. Lyra half Owen so gut sie konnte und befolgte jede seiner Anweisungen, genau wie Fabian. Nach einer halben Ewigkeit, wie es ihr schien, hörte Owen auf Befehle zu erteilen und ließ die Hände sinken. Er seufzte tief und wischte sich das Blut von den Händen. Er überprüfte noch einmal kritisch seinen Verband und hob schließlich den Kopf. „Er hat noch einmal Glück gehabt. Die Entzündung seiner Wunde war noch nicht so weit fortgeschritten, dass es tödlich für ihn gewesen wäre. Hättest du ihn nicht gefunden, wäre er bestimmt gestorben. Ich bin zuversichtlich, dass er es schaffen wird.“ Lyra atmete erleichtert auf. „Es waren sicherlich noch andere bei ihm, denn dort, wo ich ihn gefunden habe, war so viel Blut.“, begann Lyra und ihr wurde schlecht, als sie sich an den Anblick erinnerte. „Sie sind sicherlich alle zu solchen Monstern geworden.“, vermutete sie. Owen nickte nachdenklich. „Dann hat er umso mehr Glück gehabt. Und wir auch.“, fügte er hinzu. Sein Gesicht war ernst. „Denn das können nur Monster gewesen sein, da sich in der jetzigen Zeit selbst gemeine Diebe davor hüten, eines ihrer Opfer umzubringen. Wenn die in unsere Richtung gekommen wären, dann wäre es auch mit uns aus gewesen.“ Alle schwiegen betroffen. „Vielleicht sollten wir von hier weg gehen.“, schlug sie vor, doch Owen schüttelte den Kopf. „Das wäre nicht gut für ihn.“ Dabei deutete er auf den jungen Mann. „Er braucht jetzt erst mal absolute Ruhe und er sollte sich so wenig wie möglich bewegen. Lyra sah auf das mittlerweile ruhige Gesicht des Schlafenden herab und dachte nach. Owen hatte sicherlich Recht, denn er war schließlich Arzt. Er musste wissen, wovon er sprach, doch ihr war nicht ganz wohl dabei, noch länger hier zu bleiben. „Aber heute Nacht halte ich Wache.“, sagte sie bestimmt und damit war es beschlossen. Fabian und Owen kümmerten sich um den Patienten, während Lyra über die Lichtung streifte und nach ihrem Schwert Ausschau hielt, dass sie fallen gelassen hatte, als sie zu ihrem Vater geeilt war. Sie versuchte sich zu erinnern, wo es gewesen war, aber sie hatte zu dem Zeitpunkt schon nicht mehr gewusst, wo sie eigentlich kämpfte. Sie hatte nur noch versucht so lange wie möglich am Leben zu bleiben. Schließlich sah sie etwas in der Nachmittagssonne aufblitzen und rannte darauf zu. Es war tatsächlich ein Schwert, doch sie war sich zuerst nicht sicher, ob es ihr eigenes war, da es von oben bis unten mit getrocknetem Blut übersäht war. Es konnte jedoch nur ihres sein, da sie nirgendwo sonst ein Schwert gefunden hatte. Sie nahm es mit zum Fluss, aus dem sie am Morgen Wasser für den jungen Mann geholt hatten und legte es hinein. Bis zur Abenddämmerung brauchte sie, um es wieder sauber zu bekommen. Währenddessen stellte sie fest, dass es tatsächlich ihr Schwert war. Bevor sie weiter darüber nachdenken konnte, bemerkte sie, wie Owen und Fabian sie anstarrten. „Was ist?“, fragte sie irritiert. Fabian deutete auf ihr Schwert. „Ist das etwa deins?“, wollte er wissen. Lyra nickte. „Unser Dorfschmied hat es mir zu meinem letzten Geburtstag geschenkt. Es ist wendiger, als alle anderen Schwerter, und vor allem leichter, weil ich nie so stark wie die Jungs aus meinem Dorf war.“ Seine Augen wurden groß. „Und kannst du denn auch damit umgehen?“, bohrte er weiter. Wieder nickte Lyra, aber dieses Mal blitzte Stolz in ihren Augen auf. Beim Schwertkampf war sie schon immer begabt gewesen. „Ich habe alle Jungs aus meinem Dorf besiegt.“ An ihrer Stimme und ihrer ganzen Haltung wurde klar, wie stolz sie auf diese Leistung von sich war, aber nur Sekunden später sackte sie wieder in sich zusammen. „Mein Vater hat es mir bei gebracht. Eigentlich sollte ich die Dorfbewohner beschützen, aber ich bin stattdessen bei ihm geblieben.“ Sie schwiegen. Als Owen und Fabian sich sicher waren, dass Lyra ihnen nichts weiter erzählen würde, erklärte Owen ihr noch, was sie tun sollte, wenn der Zustand des Mannes sich wieder verschlechtern sollte. Danach wünschten sie eine ruhige Nacht und legten sich etwas abseits zum Schlafen ins Gras. Es wurde wieder langsam kalt und sie wickelte sich die Decke, die Owen ihr da gelassen hatte, um die Schultern und begann ihre Wache. Bevor die Sonne ganz verschwunden war, warf sie einen flüchtigen Blick auf den Mann, den sie am Morgen gefunden hatte. Er musste etwa so alt sein, wie sie, vielleicht ein bisschen jünger. Zumindest ließ seine schlanke, fast schlaksig wirkende Figur darauf schließen. Seine braunen, halblangen Haare lagen wirr um seinen Kopf und warfen durch das letzte Licht der Sonne harte Schatten auf sein Gesicht. Dann war die Sonne verschwunden und die Schatten wurden wieder weicher. Sie wandte den Blick ab und widmete sich ihrer Aufgabe. Sie saß schon lange auf ihrem Posten, als ihre Beine zu kribbeln begannen und sie beschloss, sich ein wenig die Beine zu vertreten. Eigentlich war es nicht unbedingt nötig, da Lyra keine Müdigkeit verspürte, aber bevor sie nachher nicht mehr gehen konnte, weil ihre Beine eingeschlafen waren, wollte sie sich lieber ein wenig bewegen. Ein Geräusch in der Nähe ließ sie jedoch verharren. Zuerst war es nur ein rascheln, wie von Stoff, aber dann kam noch ein leises Stöhnen dazu und Lyra realisierte, dass der junge Mann entweder unruhig schlafen musste, oder aufgewacht war. Sie erhob sich auf die Knie und krabbelte näher zu ihm. Obwohl sich ihre Augen schon an die Dunkelheit gewöhnt hatten, streifte sie dabei leicht seine Wunde und sie hörte, wie er zischend die Luft ein sog. „Oh nein. Tut mir Leid. Ich wusste nicht, dass deine Wunde noch so empfindlich ist.“, flüsterte sie erschrocken. Eine Hand ertastete ihre und sie zuckte überrascht zusammen, als sie spürte, wie kalt diese war. Kurzerhand streifte sie ihre Decke von den Schultern und breitete sie über dem Mann aus. „Wer ist das?“, fragte er in rauem Flüsterton. „Mein Name ist Lyra.“ Sie hörte, wie er vor Kälte leise mit seinen Zähnen klapperte. „Wo ist der Schatten?“ Seine Stimme Zitterte und sie vermutete, dass es nicht von der Kälte herrührte. „Was für ein Schatten?“ Sie war verwirrt, weil sie nicht wusste, wovon er sprach. „Der Schatten, der uns angegriffen hat.“ Sie versuchte sich ihre Verwirrung nicht anmerken zu lassen und ihn stattdessen zu beruhigen. „Hier ist nirgendwo ein Schatten und ich passe auf, dass euch nichts passiert. Owen ist Arzt. Er …“ Er umkrampfte ihr Handgelenk, aber er war noch zu schwach, um ihr wirklich weh zu tun. „Owen ist hier?“ Sie nickte. Als ihr einfiel, dass er sie womöglich nicht gesehen hatte, sprach er schon weiter. „Gehörst du etwa zu ihm?“ In seiner Stimme schwang ein lauernder Unterton mit. „Wir sind uns vor zwei Tagen begegnet, aber ich verstehe nicht …“ Er ließ ihr Handgelenk wieder los, entspannte sich aber noch nicht vollständig. „Er ist hier in der Nähe, oder?“ Seine Fragen verwirrten sie immer mehr. „Ja, aber ich verstehe immer noch nicht, warum das wichtig wäre. Er ist Arzt und hat dir das Leben gerettet. Außerdem ist er ein guter Mensch. Ich weiß gar nicht, warum du so entsetzt bist ihn zu treffen und woher du ihn eigentlich kennst.“, flüsterte sie aufgebracht und versuchte dabei nicht zu laut zu werden, um Fabian und seinen Onkel nicht zu wecken. Als er antwortete klang er überrascht. „Sag nicht, du weißt nicht, wer Owen Sky ist?“ Das machte sie endgültig wütend. Woher wollte er wissen, dass es sich um genau diesen Owen handelte. „Owen Sky ist zwar ein Spitzenarzt, aber leider dient er dem Befehlshaber der Monster, die unser Land überfluten. Wir haben ihn verfolgt, um den Aufenthaltsort des Befehlshabers heraus zu finden.“ Er ballte eine Hand zur Faust. „Aber warum hätte er dir denn das Leben retten sollen?“, fragte sie, immer noch aufgebracht. „Außerdem kann er es auch nicht gewesen sein, der euch angegriffen hat, weil er die ganze Nacht hier war und auf seinen Neffen und mich aufgepasst hat.“ Er schüttelte leicht den Kopf und sie beruhigte sich etwas, weil sie glaubte die Anschuldigungen gegen Owen entkräftet zu haben. Aber er hatte etwas anderes gemeint. „Ich habe auch nie behauptet, dass er es war. Tatsache ist jedoch, dass er theoretisch nicht mehr am Leben sein dürfte, wenn man bedenkt, wie viele von den Monstern in letzter zeit durch diese Gegend streifen.“ „Aber die kommen doch nur nachts …“ Er lachte heiser. „Hat er dir das erzählt? Als ob diese Monster nur nachtaktiv wären.“ Das gab ihr zu denken. „Nein, nein! Er hat einen Packt mit dem obersten Befehlshaber, dass er unbehelligt bleibt und er dafür seine Monster wieder zusammenflickt, wenn ihnen etwas abgetrennt worden ist.“ Ihr fiel plötzlich wieder ein, dass ihr Dorf auch bei Tageslicht angegriffen worden war. Es war zwar Abend gewesen, aber immer noch hell genug um sagen zu können, dass es noch nicht Nacht war. Langsam begann sie zu glauben, was der Mann ihr erzählte, denn es würde auch erklären, warum er Fabian alleine lassen konnte, ohne sich Sorgen zu machen. „Wenn das wahr ist, dann sind wir sicher, solange wir in seiner Nähe sind.“ Doch er unterband diesen Gedanken mit einem Kopfschütteln. „Sobald wir auch nur einem dieser Monster begegnen, wären wir auch mit ihm so gut wie tot, weil nur er und sein Enkel unter dem Schutz des Oberbefehlshabers stehen. Wir müssen hier weg. Am besten so schnell wie möglich, bevor eines der Monster merkt, dass wir hier sind, oder Owen uns verrät.“ „Er würde nie …“, setzte Lyra zu widersprechen an, aber er unterbrach sie wieder. „Wieso bist du dir da so sicher. Du hast gesagt, dass du ihn erst zwei Tage kennst.“ Sie fragte sich auch, woher sie die Sicherheit nahm, aber bis jetzt hatte sie sich noch nie geirrt, wenn es hieß jemanden einzuschätzen. Bei Owen und Fabian war sie sich ganz sicher gewesen, dass sie ihr nichts Böses wollten. Und dem jungen Mann auch nicht. Da war sie sich ebenfalls sicher gewesen. Wieso hätte er ihn sonst retten sollen? Und dennoch. In Zeiten, wie diesen konnte niemand ohne Furcht vor diesen Monstern durch das Land ziehen, es sei denn er stand mit ihnen im Bunde. Sie traf eine Entscheidung, die ihr nicht leicht fiel, die sie aber als einzige Möglichkeit erachtete. Sie hatte den Kopf gesenkt. „Gut. Lass uns von hier verschwinden.“ Er atmete auf, aber sie bemerkte es kaum. „Aber vorher muss ich noch etwas erledigen. Du bleibst so lange hier.“ Obwohl sie immer noch flüsterte, war ihr Tonfall so entschieden, dass er ohne Widerworte liegen blieb, bis sie wieder da war. „Was ...?“, wollte er fragen, aber sie kam ihm zuvor. „Ich habe ihnen ein paar Beeren gepflückt und gewaschen. Wenn ich schon einfach verschwinde, dann möchte ich mich wenigstens für alles bedanken, was sie für mich getan haben. Er schwieg. Als sie wieder zurück kam half sie ihm aufstehen, denn er konnte sein Bein noch nicht belasten. „Ach übrigens.“, flüsterte der junge Mann etwas verlegen. „Mein Name ist Jens.“ Sie lächelte, sagte aber nichts. Auf sie gestützt, verließ er mit ihr die Lichtung. Lyra traute sich jedoch nicht, noch einmal zurück zu blicken. Sie redeten kein Wort, während sie langsam, aber beständig immer weiter in den Wald eindrangen. „Ich brauche eine Pause.“, keuchte Jens schließlich erschöpft. „Ist gut. Lass uns hier bleiben.“ Sie wäre sicherlich noch bis in den Morgen hinein so weiter gegangen, da sie sich nicht im Geringsten erschöpft fühlte. Auch müde war sie nicht, aber von beidem ließ sie sich nichts anmerken, weil sie es selbst nicht verstand und Jens nicht unnötig beunruhigen wollte. Sie ließ ihn sanft auf den Boden gleiten und als er sie schließlich los lassen konnte, schlief er fast augenblicklich ein. Direkt neben ihm ließ sie sich auf den Boden sinken und beobachtete die Umgebung. Sie hielt Wache, bis es im Wald langsam hell wurde. Auch als schon fast Mittag war, saß sie immer noch am selben Ort und passte auf. Die ganze Zeit über, war nichts vorgefallen und als Jens sich langsam regte, lächelte sie. „na, aufgewacht?“, begrüßte sie ihn fröhlich und fühlte sich kurz darauf schmerzhaft an ihre erste Begegnung mit Fabian erinnert. Ihr Lächeln offenbarte nichts darüber und er antwortete mit einem leisen grummeln. Dann war er plötzlich hellwach und setzte sich ruckartig senkrecht auf. „Es ist ja sicher schon fast Mittag. Warum hast du mich denn nicht geweckt?“ Er drehte sich zu ihr um und sah sie fast entsetzt an. Lyra zuckte aber nur ruhig mit den Schultern. „Es ist nichts Besonderes vorgefallen und du hattest Schlaf dringend nötig. Also habe ich dich schlafen lassen.“ Er deutete plötzlich hinter sie. „Was ist das?“, fragte er sie mit ehrfürchtig klingender Stimme. Irritiert blickte sie hinter sich und erstarrte ebenfalls vor Ehrfurcht. Staunend blickte sie auf ein grün und blau schimmerndes Gebäude, das sie mit seinen Säulen und der riesigen glänzenden Eingangstür stark an einen Tempel erinnerte. „Ich weiß es auch nicht.“, antwortete sie endlich und erhob sich langsam. Dann half sie ihm auf und wollte auf die Torflügel zu gehen. Doch Jens blieb stehen, wo er war. „Wir sollten vielleicht nicht hinein gehen.“ Sie schaute ihn zweifelnd an. „Wieso denn nicht?“ Leichte Röte war in seinem Gesicht zu sehen. „Ich hab da mal ein Gerücht gehört, dass tief in diesen Wäldern ein Ungeheuer in einem schillernden Palast hausen soll.“ Ihr Gesichtsausdruck war nach wie vor unbeeindruckt. „Und was soll an diesem Ungeheuer so furchtbar sein?“ Er schien ehrlich überrascht, dass sie diese Informationen so kalt ließen, aber er musste zugeben, dass er nicht mehr, als das wusste, was er ihr eben erzählt hatte. „Was sollte außerdem schlimmer sein, als diese Monster, denen wir hier draußen womöglich begegnen?“, fügte sie mit Blick in den Wald hinzu. Daraufhin lenkte er schließlich ein und gemeinsam gingen sie auf die riesigen Torflügel zu. Da sie ihn immer noch stützte hatte sie keine Hand frei und so versuchte Jens einen Torflügel zu öffnen. Als er es alleine nicht schaffte, stemmte auch Lyra sich mit einer Hand dagegen. Erst, als sie beide ihr komplettes Gewicht gegen die Tür stemmten, bewegte sich diese. Aber sie tat es so ruckartig, dass beide von dem glatten Glas, aus dem die Torflügel zu bestehen schienen, abrutschten und überrascht ins innere fielen. Als Lyra sich aufrappelte, fiel ihr sofort auf, dass es im Inneren des nun offensichtlich kreisrunden Gebäudes erstaunlich hell war. Von überall kam blaugrünes Licht, da die Wände auch aus glasähnlichem Material zu bestehen schienen. Schnell half sie Jens auf und deutete in der Mitte des ansonsten leeren Raumes, auf einen Altar der dort stand. Ein Stück über dem Altar, in eine violette Aura gehüllt, schwebte ein blau glänzendes Schild. Auf dessen Vorderseite waren kunstvolle Verziehrungen zu sehen und wenn man genau hinsah, konnte man darin einen kleinen, schlangenähnlichen Drachen erkennen. „Da hast du dein Monster.“, sagte sie belustigt, aber er schien den Drachen nicht zu sehen, denn er fragte sie, was sie meinte und drehte sich dabei um die eigene Achse, um das vermeintliche Ungeheuer zu finden. Kurz entschlossen ging sie auf den Altar zu und versuchte das Schild zu erreichen. „Was tust du da?“, fragte Jens sie erschrocken und wollte zu ihr hin, doch seine Wunde ließ es nicht zu. „Ich zeige dir dein Ungeheuer von Nahem, wenn du es von Ferne schon nicht siehst.“ Sie lachte fröhlich. Als sie das Schild berührte fühlte sie ein Kribbeln in den Fingern, die wahrscheinlich von der Aura herrührte, die das Schild magisch in der Luft zu halten schien. Sie bekam es jedoch nicht zu fassen. Erst als sie sich auf die Zehenspitzen stellte, konnte sie den Rand des Schildes umfassen. Vom Altar ausgehend, durchfuhr plötzlich eine Druckwelle den Raum. Beide wurden zurück auf den Boden geworfen und Wind stieg auf einmal auf, der sich genauso schnell wieder legte, wie er entstanden war. Leicht irritiert stellte Lyra fest, dass das Schild nicht mehr da war und ging wieder ins Zentrum des Raumes, um nachzusehen, wo es geblieben war. Bein Alter angelangt, atmete sie erleichtert auf, denn es lag unversehrt und immer noch glänzend auf dem Altartisch. Sie hob es auf und war überrascht und auch ein wenig enttäuscht, als es plötzlich wie ein gewöhnliches Holzschild aussah. Sogar die Verziehrungen waren verschwunden. Sie drehte sich um und ihr fiel jetzt erst auf, dass Jens bewusstlos auf dem Boden lag. Er musste bei der Druckwelle unglücklich gefallen oder gegen die Wand hinter ihm gestoßen sein. Sie lief zu ihm, das Schild immer noch in ihrer Hand und kniete neben ihm nieder. Ihre Versuche ihn wieder aufzuwecken schlugen fehl und so beließ sie es dabei neben ihm zu sitzen und wieder auf ihn aufzupassen. Nach einer Weile beschloss sie etwas zu essen zu organisieren, denn sie spürte auf einmal, was für einen unglaublichen Hunger sie hatte. Vor dem Tempel blieb sie noch einmal stehen und drehte sich zu diesem um. Von hier sah der Tempel sehr eckig aus, bemerkte sie irritiert. Rechts und links gab es jedoch keinerlei durch kommen, um das überprüfen zu können. ‚Was suchst du eigentlich?’, ertönte es auf einmal in ihrem Kopf und sie blickte sich verwirrt um. ‚Ich sitze auf deiner Schulter.’ Ihr war das Ganze auf einmal unheimlich, aber sie drehte trotzdem neugierig den Kopf. Völlig unerwartet sah sie sich einem bläulich schimmernden Drachenkopf gegenüber und stolperte erschrocken ein Stück rückwärts. Bis jetzt hatte sie das sanfte Gewicht auf ihrer Schulter noch nicht bemerkt. Sie blickten sich direkt in die Augen. Seine waren klar, wie Kristall und so blau wie der wolkenlose Himmel über ihnen. Fasziniert hob sie die Hand, um ihn von ihrer Schulter zu holen und ihn besser betrachten zu können. Aber bevor es dazu kam, wechselte er die Seite und krabbelte an ihrem Arm entlang, den sie fast automatisch anhob, sodass er nicht hinunter fallen konnte. ‚Ich lasse mich nicht gerne berühren, selbst von meinem Seelenverwandten nicht. Nur sehen. Nicht anfassen.’, ertönte es wieder in ihrem Kopf. Obwohl er relativ klein war, sah er doch sehr elegant aus, mit seinem schlanken Körper und den feinen, blaugrün schillernden Schuppen. Er erinnerte sie stark an den Drachen, den sie auf dem Schild gesehen hatte. Sie wunderte sich darüber, wie er das machte, dass sie seine Worte hören konnte ohne dass er das Maul dazu bewegte. ‚Das nennt man Telepathie.’, klärte er sie auf. ‚Wir stehen in besonders engem Kontakt zueinander.’ Bevor sie ihre Frage aussprechen konnte, hatte er sie schon in ihren Gedanken gehört. ‚Ich bin dein Seelenverwandter und nur durch diese Tatsache konntest du mich aus meinem Gefängnis befreien; das Schild, das du berührt hast.’ Lyra verstand immer weniger. ‚Vor langer Zeit, als die Menschen sich noch nicht gegenseitig zu bekriegen versucht haben, hatte jeder von ihnen einen Seelenverwandten in Tiergestalt. Es war üblich, dass man mit achtzehn Jahren, wenn die eigene Seele ausgeprägt genug war, um den eigenen Seelenverwandten finden zu können, in die Welt hinaus zog, um nach diesem zu suchen. Wer da schon besonders ausgeprägte Fähigkeiten besaß, hatte auch einen besonderen Seelenverwandten, der diese Fähigkeit unterstützte und ihn unter Umständen auch befähigte, Wunder zu vollbringen.’ Bilder tauchten vor ihren Augen auf. Es waren die Bilder, die sie sich vorgestellt hatte, als Owen ihr die Geschichte über den todgeweihten Überlebenden erzählt hatte und ihre Kehle schnürte sich schmerzhaft zusammen. ‚Was ist passiert, dass es das nicht mehr gibt?’, dachte sie erschüttert. ‚Es tauchte jemand auf, dessen besondere Fähigkeit darin bestand perfekt und unglaublich vielfältig töten zu können und sein Seelenverwandter war seiner besonderen Fähigkeit entsprechend abgrundtief böse. Doch er war leider auch nicht besonders intelligent, sodass es seinem tierischen Seelenverwandten gelang die Kontrolle über ihn zu übernehmen. Er wollte die ganze Welt vernichten. Finsternis überzog daraufhin das Land und niemand konnte ihm Einhalt gebieten. Er setzte sogar ein Gift frei, das jeden tierischen Seelenverwandten genauso böse werden ließ, wie ihn selbst. Es hätte sicherlich in einer Katastrophe geendet, wenn es meinem Seelenverwandten nicht gelungen wäre, mich wieder zum Guten zu bekehren. Er war ein wirklich großartiger Magier. Er war als einziger dazu in der Lage, dem Verbrecher den Seelenverwandten weg zu nehmen, doch der Preis dafür war unglaublich hoch. Noch im sterben wirkte der purpurschwarze Drache einen Zauber, der alle Seelenverwandte, die unter seinem Einfluss standen, tötete und mich in dieses Gefängnis sperrte. Der Magier kam dabei ums Leben und die Menschen verstanden nicht, was passiert war. Daraufhin gaben sie sich gegenseitig die Schuld, spalteten sich auf und bekämpften sich gegenseitig.’ „Woher weißt du das alles, wenn du die ganze Zeit eingesperrt warst?“, fragte sie ihn verwundert. Er zuckte auf ihrer Hand zusammen. ‚Sprich bitte nicht, wenn du mit mir redest ... das hinterlässt immer so ein unangenehmes Echo. Schließlich höre ich schon deine Gedanken, was vollkommen ausreicht, damit wir uns unterhalten können.’ Sie nickte. ‚Tut mir Leid.’, dachte sie und wiederholte ihre Frage. ‚Mich haben selbst in meinem Gefängnis genug Gedanken erreicht, um das zu wissen.’ Er krabbelte wieder auf ihre Schulter zurück. ‚Du solltest jetzt wirklich langsam was zu essen besorgen, denn dein Begleiter wird bald aufwachen und Hunger haben.’, wies er sie fröhlich an. ‚Von den Tieren weiß ich ein paar gute Stellen, an denen du suchen kannst.’ Also machte sie sich auf die Suche und als sie wieder zurückkehrte, wachte Jens gerade wieder auf. Ihr halb zerrissenes Hemd hatte Lyra neben ihm ausgebreitet und alle Beeren und Pilze drauf gelegt, die sie gefunden hatte und von denen sie wusste, dass sie essbar waren. Zum Glück hatte sie noch ein altes Oberteil ihrer Mutter drunter gehabt, denn sonst hätte sie nicht gewusst, wie sie alles her transportieren sollte. Als Jens sich stöhnend zu ihr umdrehte, errötete er leicht, als er sie so sah. Das verschwand aber sehr schnell wieder, als er sah, was sie mitgebracht hatte. Schnell setzte er sich auf und begann zu essen. „Willst du nichts essen?“, fragte er sie zwischen zwei Bissen und schaute sie dabei an. Sie schüttelte lächelnd den Kopf. „Ich habe genug gegessen, während ich gesucht habe.“ ‚Ich glaube er will mich hypnotisieren.’, hörte sie die belustigte Stimme des Drachen in ihrem Kopf und sie sah, dass Jens den Drachen auf ihrer Schulter bemerkt hatte. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. „Da hast du dein Ungeheuer.“, lachte sie, doch er sah sie nur verwirrt an. „Das ist …“ Sie stockte, doch der Drache kam ihr sofort zu Hilfe. ‚Karion!’, ließ er sie wissen. „Das ist Karion.“, wiederholte sie und deutete dabei auf ihn. Sie erklärte ihm, was Karion ihr zuvor erzählt hatte und er hörte ihr zu. Doch er schien ihr nicht komplett zu glauben, bis der Drache ihm seine telepathischen Fähigkeiten demonstrierte. Beeindruckt fragte er: „Wenn du weißt, was in der Zeit deiner Gefangenschaft alles passiert ist, dann weißt du sicherlich auch, was es mit den Monstern auf sich hat, oder?“ Genau das interessierte Lyra auch und sie sah Karion erwartungsvoll an. ‚Ich weiß leider auch nicht mehr, als ihr beide, da sie keine Gedanken besitzen, die mir etwas über sie erzählen könnten. Sie denken nur ans töten und daran, dass sie die Befehle ihres Oberbefehlshabers ausführen müssen. Deswegen gehen Gestorbene zuerst zum Oberbefehlshaber, um ihre Befehle zu bekommen und streifen nicht direkt mordend durch die Gegend oder töten überlebende, die es hin und wieder tatsächlich gibt. Ihr beide seid da die besten Beispiele.’ Jens sah sie überrascht an und sie erzählte ihm von ihrem Dorf. Allerdings verschwieg sie ihm, dass sie im Gegensatz zu ihm eigentlich hätte sterben müssen. Nachdem sie geendet hatte, schwiegen sie. „Weißt du, was ich mich schon seit langem frage?“, wandte sie sich an Jens, der sie nur verständnislos ansah. „Warum uns kein einziges dieser Monster begegnet ist, seit wir Owen und Fabian verlassen haben.“ Er zuckte die Schultern, denn er schien auch keine Antwort darauf zu haben. Als Lyra ihren Kopf wieder zu Karion drehte, um ihn zu fragen, ob er etwas wusste, sah sie, wie er sich auf ihrer Schulter zusammen gerollt hatte und schlief. Sie lächelte liebevoll und schlug dann vor, dass sie sich auch schlafen legen sollten. Da es im Tempel erstaunlich angenehm warm war, blieben sie hier und Jens bestand darauf dieses Mal Wache zu halten. Für den Fall, dass diese Nacht doch ein paar von den Monstern auftauchten, legten sie sich hinter den Altar. Dort waren sie nicht sofort sichtbar und vielleicht hatten sie dadurch eine größere Chance zu entkommen. Mit wirren Gedanken versuchte Lyra zu schlafen. In ihrem Leben hatte sich auf einen Schlag so viel verändert. Sie hoffte nur, dass es damit bald vorbei war, denn eigentlich hatte sie durch ihren Tod vor dem Leben fliehen wollen. Obwohl sie dadurch zu einem Monster geworden wäre. Mit diesem Gedanken schlief sie letztendlich ein. Ein Schatten bewegt sich durch den Wald, in dem schon seit dreißig Jahren eine gespenstische Stille herrscht. Ihn umgibt eine purpurne Aura und der rauschende Wind verschluckt das leise Rascheln von Stoff, das von dem Schatten ausgeht. Als er aus den Bäumen hervor tritt eilt er zielstrebig auf das Zentrum der Lichtung zu, wo ein einsames Zelt steht. Dort angekommen schlägt er den Stoff beiseite, der den Eingang verschließt und tritt ins Halbdunkel des Zeltinneren. Ein Mann steht, über einen Stapel Karten gebeugt, an einem Tisch am Ende des Raumes und blickt überrascht und zornig auf, als der Stoff wieder vor den Eingang fällt. Ein schlangenähnlicher Drache sitzt auf seiner Schulter, der in der Dunkelheit durch seine fast schwarze Violettfärbung kaum zu sehen ist. Nach einem langen Schweigen, weicht der Zorn plötzlich aus seinen Zügen und er wird nachdenklich. „Also hat mein Plan trotz Hindernisse funktioniert.“ Seine Stimmen ist rau. Er klingt schwermütig und der Schatten antwortet. „Ja.“ Es ist die Stimme einer jungen Frau. „Und du bist …?“, will er wissen. „Sie.“, ist ihre einzige Antwort, doch offensichtlich versteht er, was sie meint. Sie wirft dem Drachen einen letzten Blick zu. „Du hast jetzt alle Informationen, die du brauchst. Beeil dich.“ Der Drache fauchte leise. Wind wehte durch den Stoff an der Tür herein, der Schatten hingegen war verschwunden. Lyra wurde abrupt aus dem Schlaf gerissen, als sie plötzlich spürte, wie sich Krallen schmerzhaft in ihre Schulter bohrten. Erschrocken verkrampfte sie sich und sog zischend Luft zwischen den Zähnen ein. Sofort saß sie senkrecht auf dem Boden. „Was …?“, begann Jens, dem die plötzliche Veränderung nicht entgangen war. Aber Lyra hielt ihm die Hand über den Mund und brachte ihn damit zum Schweigen. ‚Jemand kommt.’, sagte Karion zu ihr mit zitternder Stimme. Auch sein Körper zitterte und Lyra wurde unruhig. Eigentlich hatte sie gedacht, dass sie hier sicher wären. „Jemand kommt.“, flüsterte sie Jens zu und seine Augen weiteten sich vor Schrecken. Ihr blieb auf einmal die Luft weg. „Es ist der Oberbefehlshaber.“; flüsterte sie entsetzt und deutete auf Karion, als Jens wissen wollte woher sie das wusste. Ab da benutzte Karion seine telepathischen Fähigkeiten wieder bei beiden. ‚Er weiß, dass ihr hier seid. Verstecken nützt nichts, denn er weiß genau, wo ihr seid!’ In Lyra verkrampfte sich alles. Kurz darauf flogen die Torflügel krachend auf und zerbarsten in tausend Splitter. Hinter dem Altar waren sie zwar davor geschützt, aber da Verstecken eh nichts nutze, sprangen sie auf beiden Seiten des Altars hervor, sobald die Splitter ruhig verharrten. Beide hatten ihr Schwert gezückt und starrten auf das entstandene Loch, in dem ein einzelner schlanker Mann stand. Zuerst war nur seine Silhouette zu sehen, aber als er mit knirschenden Schritten in den Tempelraum trat, konnte Lyra ihn deutlich erkennen. Er hatte sie seltsamerweise noch nicht bemerkt und sie setzte an, auf ihn los zu stürmen, doch sie stockte. Der Mann, der die Halle betreten hatte, sah ihrem Vater unglaublich ähnlich. Er war zwar schlanker, aber er hatte fast die gleichen Gesichtszüge. Auch die Haare unterstrichen seine Ähnlichkeit. Er war nur etwas jünger, als ihr Vater. Im selben Moment, in dem er sie bemerkte, sah sie den Drachen, der auf seiner Schulter saß und ihr lief es kalt den Rücken runter. „Wer bist du?“, platzte sie heraus und aus den Augenwinkeln sah sie, wie Jens erschrocken zusammen zuckte. „Ich bin wie du.“, sagte er mit fast trauriger Stimme. „Ich verstehe nicht.“, fragte sie verstört. Sie wusste nicht, was sie erwartet hatte, aber das war es in keinem Fall gewesen. „Ich hätte eigentlich sterben müssen, aber mein Bruder hat mich vor dreißig Jahren mit seiner Wissenschaft und Magie gerettet. Allerdings hat er nicht bedacht, dass ich ab da nur noch zur Hälfte ein Mensch sein würde. Nachts, wenn ich schlief, wurde ich zu einem blutdurstigen Dämon. Es hatte zwar den Vorteil, dass ich nach einem nächtlichen Gemetzel tagelang ohne Schlaf auskommen konnte und keine Erschöpfung zeigte, aber in meiner Division lebte bald fast niemand mehr und ich wusste nicht, dass ich die Ursache dafür war. Mein Bruder hat es geahnt und floh aus der Armee. Ich wurde kurz darauf unehrenhaft aus dem Dienst entlassen und zog Ziellos durch die Gegend. Immer wieder fragte ich mich, warum immer nur in meiner Umgebung blutige und sinnlose Morde geschahen, aber ich fand einfach keine Antwort. Irgendwann fand ich dann einen Tempel, wie diesen. Nur war er aus violettem Kristall und nicht aus blaugrünem, so wie hier. Dort fand ich Saromé.“ Er blickte kurz zu dem Drachen auf seiner Schulter und Lyra wurde schlagartig klar, dass ihm etwas ähnliches, wie ihr mit Karion passiert sein musste. „Durch sie habe ich alles über mich erfahren und ab da war ich auch in der Lage meinen Dämonen zu kontrollieren und gutes tun zu lassen. Sie erzählte mir auch von vergangenen Zeiten und dass ihr Seelenverwandter sie mit letzter Kraft ebenfalls eingesperrt hatte, um sie zu schützen, nachdem der verdorbene Seelenverwandte eines perfekten Mörders alle Seelenverwandte zum Tode verurteilt hat, als ihm klar wurde, dass er seinem Gefängnis nicht entrinnen konnte. Wir haben dich gesucht, Karion, um dich endlich zu vernichten und deinen Fluch zu brechen!“ Die letzten Worte schrie er fast und er griff unvermittelt an. Lyra parierte reflexartig den Hieb, der auf ihre Schulter und damit auch auf Karion zu raste. Er war unerwartet stark und Lyra fiel unter der Wuchte des Hiebes auf ein Knie. „Er ist nicht bösartig!“, rief sie wütend und verwirrt. „Und ich weiß nichts von einem Dämon in mir!“, fügte sie mit zusammengebissenen Zähnen hinzu. „Doch! Du hast einen Dämon in dir.“ Das war nicht ihr Gegenüber gewesen, sondern Jens. Sie blickte überrascht zur Seite. „Was?“ Ihre Stimme erstickte fast bei den Worten. Er hatte sein Schwert und seinen Blick gesenkt. „Wenn ich mit meinen Leuten nicht in der Umgebung gewesen wäre, dann hättest du Owen und seinen Neffen umgebracht, ohne mit der Wimper zu zucken. Du hättest Karion so zwar sicher auch gefunden, aber das wollten wir um jeden Preis verhindern. Vor allem, weil es ihm nicht gelingen wollte, deinen Dämonen zu kontrollieren.“ Er machte eine Kopfbewegung in die Richtung des Fremden. „Das hat er erst letzte Nacht geschafft. Als mir dann bewusst wurde, dass ich wie durch ein Wunder überlebt habe, wollte ich dich von ihnen weg locken. Eigentlich sollten sie dich zum Tempel führen, aber da ich auch wusste, wo er ist, habe ich nicht lange gezögert.“ Er unterbrach sich kurz und schaute sie unsicher an. „Es … es tut mir Leid, aber ich konnte dir nicht die Wahrheit sagen, sonst wäre sein Plan fehlgeschlagen.“ Er blickte sie entschuldigend an und spielte unruhig mit seinem Schwertgriff. Sie sah ihn entsetz an. „Du hast die ganze Zeit über für ihn gearbeitet?“, fragte sie ungläubig. „Aber … „ Und damit wandte sie sich wieder ihrem Gegenüber zu. „Du bist doch der Oberbefehlshaber der Monster, die die Gegend unsicher machen!“ Daraufhin begann er schallend zu lachen, was sie noch mehr verwirrte. Er trat einen Schritt zurück und ging so weit in die Knie, dass sie auf Augenhöhe waren. „Das war alles nur, um meinen Bruder zu verunsichern und in die Ecke zu drängen. Es hat lange gedauert, bis ich meinen Bruder endlich aufgespürt hatte. Als es dann aber soweit war, habe ich alle Dorfbewohner, außer euch beide, wissen lassen, was ich vor habe und da sie schon immer Angst vor deinem Vater hatten, musste dieser Teil meines Plans einfach funktionieren. Mit Saromés Hilfe habe ich schließlich ein paar Untote herauf beschworen, die euer Dorf angegriffen haben. Die Männer und Alten des Dorfes sind, bis auf deinen Vater, nicht wirklich gestorben. Ich habe mit Saromé eine Halluzinationskuppel um euch beide gebildet. Eigentlich hätte ich erwartet, dass mein Bruder den Trick durchschaut. Vielleicht hat er das sogar. Aber das er seiner Tochter tatsächlich dasselbe antun würde, wie seinem kleinen Bruder, habe ich dann doch bezweifelt.“, sagte er mit sanfter, fast trauriger Stimme. Während ihr Onkel, denn sie wusste nun, dass er ihr Onkel sein musste, erzählt hatte, war in ihrem Hals ein harter Kloß entstanden. „Das ist nicht wahr.“, flüsterte sie verzweifelt. Er wischte ihr sanft eine Träne von der Wange. „Doch, leider. Es ist wahr. Es musste sein, denn nur halbtote Wesen wie wir beide konnten Saromé und Karion finden, da sie wie wir eigentlich tot sein müssten, da ihre Seelenverwandten beide gestorben sind. Durch den Zauber des Magiers, der sie in Gefangenschaft setzte, konnten sie aber nicht sterben. Erst jemand wie sie, also auch wie wir, konnte sie befreien.“ „Aber warum glaubst du, dass Karion damals der Seelenverwandte des Mörders war? Nur, weil Saromé es ihnen erzählt hat?“ Sie hatte noch mehr sagen wollen, doch er schüttelte traurig den Kopf. „Nein. Ich habe ihr zuerst nicht geglaubt, weil sie mir so unheimlich erschien, aber sie hat mich zu den alten Höhlen tief im Westen geführt, in denen ihr Seelenverwandter gelebt hatte. Dort habe ich schier unendlich viele Schriften gefunden, auch von fremden Autoren, die ihre Geschichte bestätigt haben.“ Lyra sank in sich zusammen. ‚Glaub ihm nicht!’, meldete sich Karion schließlich zu Wort. ‚Er hat doch keinerlei Beweise, außer seinem Wort. Außerdem kennst du ihn nicht einmal. Glaub ihm nicht!’, wiederholte er. Sie hörte die Angst in seiner Stimme, glaubte aber auch einen leicht geheuchelten Ton darin zu hören. Sie versuchte das erste Mal Telepathie selbst anzuwenden und versuchte Karions Gedanken zu hören. Immerhin verband sie eine enge Verbundenheit. Zuerst hörte sie nichts. Als sie dann eine Hand nach ihm ausstreckte und ihn in einem unaufmerksamen Moment berührte hörte sie es plötzlich. Gedanken. Karions Gedanken. Da war sie sich ganz sicher und was sie hörte erschütterte sie so heftig, dass sie aufsprang und rückwärts taumelte. Karion fiel dabei von ihrer Schulter. „Du hast mich belogen!“, fuhr sie ihn an. ‚Ja!’, fauchte er in ihrem Kopf. Ihr war auf einmal schwindelig. „Verschwinde aus meinem Kopf!“, schrie sie, bevor sie bewusstlos auf den Boden fiel. Was kurz darauf wieder aufstand, war der Dämon in ihrem Körper und sie war von einer blaugrünen Aura umgeben. Lyra selbst fand sich über den Köpfen der anderen schwebend wieder und musste mit ansehen, wie sie mit einem Satz bei ihrem Onkel war und sie kämpften. Karion musste die Kontrolle über ihren Körper übernommen haben. Dadurch waren seine Gedanken für sie plötzlich klar und deutlich zu hören und sie erfuhr, dass sie ihn töten konnte, solange er in ihrem Körper war. Doch so würde sie als Geist weiter leben müssen. Deswegen versuchte sie noch eine andere Möglichkeit in Erfahrung zu bringen und drang tiefer in seine Gedanken. Sie erfuhr schließlich, wie sie Karion auch indirekt töten konnte. Ihr Onkel hatte es sogar schon selbst gesagt. Sie versuchte wieder in ihren Körper zurück zu kehren, indem sie versuchte Karion zu irritieren, indem sie viele Verwirrende und nur scheinbar zusammenhängende Gedanken dachte, die sie gezielt in seine Richtung zu schicken versuchte. Zu ihrer Überraschung funktionierte es tatsächlich und er verlor für Sekunden die Konzentration. Genau in dem Moment, in dem sie gerade in ihren Körper zurückkehrte, durchbohrte das Schwert ihres Gegners ihre vernarbte Wunde. Die Schmerzen ließen sie aufwachen und wieder die Kontrolle über ihren Körper erlangen. Nun war sie in ihrer menschlichen Form. Kraftlos sank sie auf die Knie und fiel schließlich hinten über. Jemand fing sie auf, bevor sie auf dem Boden aufschlug. Es war Jens, denn ihr Onkel hatte den Griff des Schwertes in ihrer Brust noch immer schockiert umklammert. Er machte Anstalten es heraus zu ziehen, doch sie hielt ihn davon ab. „Wenn du es entfernst werde ich doch überleben, denn ich bin genau wie du halb tot. Die Wunde würde sich wieder von selbst heilen.“, sagte sie mit leiser Stimme. „Das ist der Einzige Weg, den Fluch zu brechen.“ Sie spürte, wie etwas Nasses auf ihr Gesicht fiel und merkte, dass es Tränen waren, die Jens in die Augen gestiegen waren. ‚Woher wusstest du das?’, fragte Karions ebenfalls schwache Stimme sie in ihrem Kopf. ‚Im bewusstlosen Zustand ist es gefährlich, den Dämon zu kontrollieren, nicht wahr? Dadurch hatte ich die Chance einzugreifen. Besonders in deinem eigenen Gefängnis. Ich bin mir sicher, dass das eine Schutzmaßnahme des Zauberers war.’, antwortete sie ruhig. Sie war überrascht, woher sie das wusste, aber sie war sich dessen ganz sicher. „Der Fluch ist gebrochen.“, flüsterte sie und schloss die Augen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)