And you touched me... von Torao (Chap 49 on!) ================================================================================ Kapitel 1: Let's go ------------------- Hallo und Willkommen zum ersten Kapitel von "And you touched me..." - ich freue mich sehr, dass du hier gelandet bist. Ohne jetzt noch viel quasseln zu wollen, wünsche ich dir viel Spaß beim Lesen. ^__^ _____________________________________________________________ Der erste Samstag in den Sommerferien. Die Sonne über Tokio ging gerade auf und brachte die hohen Türme der Skyline zum Leuchten. Auch im Hause Granger begann der Tag. „TYSON! AUFSTEHEN!“ Tysons Großvater riss die Tür zum Zimmer seines Enkels auf, der aufgrund des Geschreis vor Schreck aus dem Bett fiel. „Du Schlafmütze verpasst noch den Bus! Beeile dich gefälligst!“ „Was? Schon Morgen?“ Verschlafen blinzelte Tyson seinen Opa an. „Ja und wenn du nicht langsam in die Pötte kommst, fahren die Anderen ohne dich.“ Der Graue holte mit seinem Shinai aus, worauf sein Enkel schlagartig wach war und zur Seite auswich. „Ich bin ja schon auf“, entgegnet er entgeistert. „In zehn Minuten schließt die Küche. Dann bekommst du kein Frühstück mehr“, mit diesen Worten verließ Mr. Granger das Zimmer Richtung Esszimmer. „Immer diese gewalttätigen Verwandten“, nuschelte der Blauhaarige, während er in Windeseile sein Bett machte, um dann ins Bad zu flitzen. Noch dabei sich sein T-Shirt über den Kopf zuziehen stolperte er zurück in sein Zimmer und stopfte noch einige Sachen in seine Reisetasche, ehe er sich mit ihr auf den Weg zum Frühstück machte. „Hey, wo ist mein Essen?“ Schockiert blickte er auf den leeren Tisch vor ihm. „Du hast elf Minuten gebraucht - selber Schuld“, antwortete ihm sein Großvater. Etwas entsetzt sah sein Gegenüber ihn an: „Opa! Das kannst du nicht machen! Ich muss was essen. Ich bin noch im Wachstum!“ „Tja, wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“, bekam er zur Antwort. Da Tyson wusste, wie sinnlos es war mit seinem Großvater zu diskutieren, verließ er frustriert mit einem „Ich ruf' dich an, wenn wir da sind.“ das Haus und machte sich im Laufschritt und leerem Magen auf den Weg zum Hauptquartier der BBA, von wo aus er mit seinen Freunden für einen Großteil der Ferien zum Training in die Berge fahren wollte. Als er sein Ziel erreichte, warteten die Anderen bereits auf ihn. „Na endlich, Tyson! Wir warten schon eine halbe Ewigkeit auf dich“, rief ihm Kenny schon aus einigen Metern Entfernung entgegen. „Tut mir leid“, keuchte Tyson, als er nun vor ihnen stand. „Ich hab’ verschlafen.“ „Ist nichts Neues“, piesackte Hilary. „Entweder kommst du oder Nao zu spät. Ihr seid beide Meister im Verschlafen.“ „Hey, ich war heute pünktlich“, entgegnete Naomi, die gerade dabei war Max Bonbons, welche dieser sich kurz zuvor als Reiseverpflegung gekauft hatte, zu klauen. „Weil ich dich geweckt habe“, grinste Ray. „Du würdest doch sonst immer noch pennen.“ Sie gab nur ein „Tzz“ von sich und versuchte weiter an Max’ Tüte mit den Süßigkeiten zukommen, die dieser erfolgriech verteidigte, indem er sie vor seinen Bauch hielt und Naomi immer wieder den Rücken zudrehte. „Max, ich möchte auch eins“, jammerte Tyson, als er die Tüte erblickte. „Ich habe kein Frühstück bekommen.“ Der Blonde hielt ihm die Papiertüte hin, während er Naomi mit einem Arm auf Distanz hielt: „Nimm dir eins!“ Das ließ der Hungrige sich nicht zwei Mal sagen und nahm sich gleich drei Bonbons, wovon er sich eins auspackte und in den Mund steckte. Die anderen Zwei bewahrte er als Notration in der Hosentasche auf. „Hey, du Mathegenie, kannst du nicht bis eins zählen?“ Hilary beobachtet ihn skeptisch. „Nö“, nuschelte Tyson während er auf der Leckerei rumlutschte, woraufhin die Braunhaarige seufzte. „Mann, ich möchte auch eins, Max“, schmollte Naomi. Max zog die Augenbraue hoch: „Du hast doch schon so viele gegessen.“ „Na und?“, entgegnet sie, als im selben Moment ein Bus der BBA vor ihnen am Straßenrand hielt. „Endlich. Jetzt lasst eure Kindergartenspiele und steigt ein!“, knurrte Kai, der die ganze Zeit nur teilnamslos in einiger Entfernung gestanden und versucht hatte, sein Team zu igonrieren, sofern dies irgendwie möglich gewesen war. Er lud seine Tasche in den Laderaum und stieg als Erster ein, um die letzte Sitzreihe in Beschlag zu nehmen. Max und Tyson schleuderten ihre Taschen regelrecht zu der ihres Teamleaders und stürmten mit einem „Tschüss, Mr. Dick!“ wie wildgewordene Insekten in den Bus, wo sie sich gleich auf die nächstbesten Sitze, möglichst weit weg von ihrem brummigen Teamchef, niederließen. Der Busfahrer räusperte sich dezent. Hilary schüttelte den Kopf: „Die lernen es nie.“ Ray und Kenny luden derweil ihre Taschen und die der beiden Mädchen mit zu den Anderen. Doch als Ray nach einer kleinen schwarzen Tasche neben dem Braunhaarigen greifen wollte, schrie dieser entsetzt auf und riss sie an sich: „Nein, die doch nicht! Da ist Dizzy drin." Ray lächelte, da ihm klar war, das man Kenny wohl mit in den Laderaum verfrachten musste, wenn man sein Heiligtum dort unterbringen wollte, und schloss daher die Ladeklappe, ohne den Laptop dahinter verstaut zu haben. Hilary und Naomi beobachteten sie argwöhnisch, bevor sie sich verabschiedten. Die Braunhaarige verneigte sich: „Auf Wiedersehen!" Die Andere hingegen umarmte den alten Mann ihnen Gegenüber: „Tschüss, Opa.“ „Macht’s gut und passt auf euch auf!“, antwortete Mr. Dickenson. Auch Ray und Kenny verabschiedeten sich von ihm, ehe sie ebenfalls in den Bus stiegen und sich dieser in Bewegung setzte. Der Vorsitzende der BBA sah dem Wagen nach, bis dieser um die nächste Straßenecke bog. Sie verließen die Stadt nach Westen und fuhren vorbei am Fujiyama und den Städten Kioto und Kobe mitten ins Chugokugebirge im Westen Honshus in der Nähe eines Flusslaufes. Die letzte Etappe der Fahrt war ein holpriger Bergpfad, der sich zwischen den Bäumen eines Waldes kreuz und quer hindurchschlängelte. Hilary blickte aus dem Fenster: „Werden wir im Wald ausgesetzt? Frei nach dem Motto ‚Wer als erster zurück in die Zivilisation findet hat gewonnen.’?“ „Klar und den letzten fressen die Wölfe“, grinste Naomi neben ihr. „Tyson, sieh bloß zu, dass du dich im Wald verläufst!“, rief Hilary Tyson zu. Dieser stand zwei Reihen weiter hinten im Gang und bettelte Ray an, ihm einen von den Reisbällchen abzugeben, die der Chinese gerade ass. Hilary nahm er kaum wahr: „Hä? Was?... Ja... Mann, Ray... biiiiitte.“ Ray hatte inzwischen beschlossen ihn einfach zu ignorieren, als der Bus plötzlich stark bremste und Tyson umfiel. Die Anderen, mit Ausnahme von Kai, der ihn nicht beachtete, lachten los, als sie ihn bäuchlings auf dem Boden liegen sahen. Der Busfahrer öffnete die Tür und rief nach hinten: „Wir sind da!“ Tyson blickte vorwurfsvoll in seine Richtung, wurde aber offensichtlich nicht weiter wahrgenommen - auch nicht von Kai, der wortlos mit einem Satz über ihn hinwegstieg und zur Tür ging. „Hast du dir wehgetan?“, fragte Kenny besorgt. „Nein“, grummelte der Blauhaarige und richtete sich wieder auf. „Das ist heute echt nicht mein Tag.“ „Kopf hoch, Alter, das wird wieder!“ Max klopfte ihm auf die Schulter, bevor er dem Teamleader folgte. Die Anderen taten es ihm gleich. Naomi sprang mit einem Satz aus dem Bus und sah sich um: „Ganz schön... baumig hier.“ „Baumig? Na ja, das haben Wälder aber so an sich“, lachte Ray und grinste, als die Blonde ihn nun ironisch ansah. Ihr Gefährt hatte vor einem kleinen zweistöckigen Holzhaus gehalten. Es lag auf einer Lichtung in mitten des Waldes und war demnach ringsum von Bäumen umgeben. Max und Ray machten sich daran, das Gepäck auszuladen, während sich die Anderen interessiert umsahen und Kai, der seine Tasche als Erster aus dem Laderaum gefischt hatte, die Treppen der Veranda hoch auf die Haustür zuging, als diese auch schon von einem Mädchen mit langem roten Haar aufgerissen wurde. „Waaaah... Sie sind da!“, rief das Mädchen zurück ins Haus, ehe sie sich kurz vor Kai verbeugte und sich stürmisch vorstellte. „Freut mich euch begrüßen zu dürfen. Mein Name ist Kyko und ich bin die Tochter der Besitzer dieser Pension.“ Im selben Augenblick standen auch schon ein Herr mittleren Alters und eine etwas jüngere Frau hinter Kyko. „Kyko, überfall unsere Gäste doch nicht gleich so“, versuchte der Mann das Mädchen zu bremsen. „Aber... Oh mein Gott, Mama... Da ist Ray!“ Kyko zog nervös am Arm ihrer Mutter, als sie Ray erblickte, der nun auch die letzte Tasche ausgeladen und die Ladeklappe wieder geschlossen hatte. Der Bus setzte sich daraufhin wieder in Bewegung, wendete mit Mühe und Not auf dem kleinen baumlosen Platz vor dem Gebäude und fuhr davon. „Ray, du wirst schon sehnsüchtig erwartet“, sagte Max schmunzelnd, als er und die Anderen mit ihren Taschen nun neben Kai standen. „Nehmt Kyko nicht so ernst. Sie ist gerade sehr aufgeregt, weil sie großer Fan von euch ist“, versuchte Kykos Vater das Verhalten seiner Tochter zu rechtfertigen. „Ich bin Mr. Subashi und das hier sind meine Frau und meine Tochter.“ Auch Mrs. Subashi begrüßte die Truppe freundlich: „Herzlich Willkommen in unserer Pension. Wir hoffen ihr habt einen angenehmen Aufenthalt.“ „Danke für den freundlich Empfang“, antwortete Kenny im Namen aller. „Ray, soll ich dir die Zimmer zeigen?“ Die Anderen konnten gar nicht so schnell gucken, als Kyko Rays Hand fasste und ihn ins Haus ziehen wollte. Doch ihre Mutter stoppte sie: „Warte mal! Mir fällt gerade auf bei euch sind zwei Mädchen. Bei der Buchung wurde uns zwar gesagt, dass ihr zu siebt seid, aber wir gingen davon aus es seien sechs Jungs.“ Nun schien auch Kyko zu realisieren, dass außer Ray noch mehr Personen vor ihrer Haustür standen: „Stimmt. Daichi ist nicht dabei, aber dafür dieses Mädchen mit den braunen Haaren. Dich habe ich glaube ich schon mal im Fernsehen gesehen.“ Tyson lachte gehässig und sah Hilary an: „Tja, dich kennt halt niemand.“ „Ähm, mein Name ist Hilary“, sagte diese leicht verärgert. „Und Daichi hat das Team vor einigen Wochen verlassen.“ „Hmm, jetzt haben wir ein kleines Problem. Unsere Unterkunft ist nicht sonderlich groß. Wir haben nur drei Doppelzimmer. Eigentlich hatten wir es so geplant, dass Naomi bei Kyko im Zimmer schläft“, klärte Mr. Subashi die Lage auf. „Dann schläft halt Ray bei mir und die beiden Mädels schlafen in einem Zimmer“, meinte Kyko. „Das kannst du gleich vergessen, Fräulein“, entgegnete jedoch ihre Mutter. „Menno...“, brummte Kyko. „Dann schläft Hilary bei mir.“ „Hatten wir nicht gesagt, dass das Naomi tut?“, ihre Mutter sah sie misstrauisch an. „Ja, aber...“, Kyko sah etwas ablehnend aus dem Augenwinkel zu Naomi. Diese, wohl die negative Haltung der Rothaarigen bemerkend, lächelte: „...aber sie mag mich nicht.“ „Ach, das meint Kyko nicht so.“ Mrs. Subashi war das Verhalten ihrer Tochter sichtbar unangenehm, doch diese drehte sich nun ziemlich deutlich von Naomi weg. „Aber wir können ja nicht einfach verlangen, dass du dir ein Zimmer mit einem deiner Teamkameraden teilst.“ „Macht nichts. Ich komme auch mit einem von den Jungs klar. Nach fast vier Jahren gewöhnt man sich an sie. Ich teile mir nur kein Zimmer mit Tyson. Der schnarcht nämlich“, antwortet Naomi und blickte ernst zu dem Blauhaarige. „Püh, ich teile mir sowieso ein Zimmer mit Maxie. Stimmt’s?“ Tyson sah Max an, der zustimmend nickte. „Du pennst doch eh bei Ray, Nao.“ „Ah ich habe eine Bedingung vergessen“, fügte sie darauf hinzu, „KEIN GEMEINSAMES ZIMMER MIT RAY!“ „Huch, haben wir was verpasst?“, Max sah verwundert Ray und Naomi an. „Denkst du vielleicht ich will jeden Morgen auf brutalste Art und Weise geweckt werden?“ Naomi hasste es, wenn Ray auch am Wochenende am frühen Morgen in ihr Zimmer kam und die Vorhänge und Fenster aufriss und sie mit einem lauten „Guten Morgen!“ weckte. Max grinste: „Ja, dachte ich.“ Naomi erwiderte nur einen skeptischen Blick, bevor Tyson lachte: „Das heißt Nao teilt sich ein Zimmer mit Kai, denn Kenny können wir unmöglich mit Nao alleine lassen. Der fällt ja schon ins Koma, wenn er sie im Schlafanzug sieht.“ Kenny lief rot an und sagte kein Wort. „Viel Spaß mit Mr. Kühlschrank“, ergänzte Tyson und klopfte Naomi lachend auf die Schulter. Sie blickte zu ihrem Teamleader hinüber, der kalt wie eh und je dastand und sich nicht an der Unterhaltung beteiligte. Dann fiel ihr Blick auf Ray, der sich immer noch fest in Kykos Griff befand und nun fies zurückgrinste. Naomi ließ den Kopf hängen: Am liebsten hätte sie, angesichts ihrer Wahlmöglichkeit mitgeteilt, dass sie gerne draußen schlafen würde. Doch da sie den Subashis weitere Unannehmlichkeiten ersparen wollte, entschied sie sich letztlich für das in ihren Augen geringere Übel: „Lieber einen stummen, eventuell etwas miesmuffeligen Zimmergenossen, als einen Wecker, der unmenschliche Weckmethoden praktiziert.“ „Kai, erträgst du Nao vier Wochen oder müssen wir dann in ein paar Tagen nach einer zerstückelten Leiche im Wald suchen?“ Max wollte Kai mit dieser Frage provozieren. Doch dieser blieb ruhig und antwortete lediglich: „Wird schon klappen.“ „Gut, das wäre dann wohl geklärt“, sagte Mr. Subashi erleichtert. „Wenn ihr dann eure Zimmer beziehen möchtet...“ „Ja, kommt, ich zeige sie euch!“, rief Kyko fröhlich und zog den etwas verwirrten Ray nun endgültig ins Haus. „Die Zimmer sind alle im ersten Stock“, erklärte sie, als sie zusammen den Flur betreten hatten und die Haustür von Mrs. Subashi wieder geschlossen wurde. Sie folgten Kyko die Treppe, schräg gegenüber der Eingangstür, hoch. Oben angekommen erstreckte sich ein langer Flur durch das ganze Geschoss. Die Tochter der Pensionsbesitzer zeigte den Gästen ihre Zimmer, die hintereinanderweg lagen und alle gleich eingerichtet waren: Umgeben von hellblauen Wänden und einer weißen Decke befanden sich in jedem Zimmer zwei Betten mit je zwei Nachtkonsolen, ein Sofa mit Fernsehen an der gegenüberliegenden Wand und einem Couchtisch dazwischen, einem Schreibtisch neben der Tür zum Balkon, den jedes Zimmer hatte, und ein riesiger Kleiderschrank längs der Wand neben der Badezimmertür, wovon ebenfalls jedes Zimmer sein eigenes aufwies. Max und Tyson stürzten sich gleich auf den ersten Raum und nahmen diesen in Beschlag. Kai entschied alleine ohne ein Wort zu sagen und trotz Naomis grimmiger Miene, das Zimmer am Ende des Ganges zunehmen, weshalb Ray und Kenny das mit der Ziffer zwei an der Tür bezogen. Hilary bekam von Kyko deren Zimmer gezeigt. „Wuhu!“ Max warf sich als erstes auf eines der Betten im Zimmer, während Tyson die Balkontür aufriss und hinaustrat. „Wahnsinn... Max, komm mal gucken!“, rief er ins Zimmer. Der Blonde stand auf und ging zu seinem Freund. Verdutzt sah er sich um: „Was ist denn? Hier sieht man doch nur Bäume.“ „Das meine ich nicht. Schau mal, wir können zu den Anderen auf den Balkon rüberklettern.“ Tyson stieg über die Brüstung und war mit einem Satz auf dem Balkon von Kennys und Rays Zimmer, wo er an die Tür klopfte. Ray öffnete die Glastür: „War klar, dass du gleich wieder Mist machst.“ Tyson grinste, als Max ihm folgte: „Das ist cool. Wir kommen auch zu Kai und Nao rüber.“ „Kai wird euch umbringen, wenn ihr das tut.“ Kenny war inzwischen auch dazu gekommen, nachdem er Dizzy mit einer der Steckdosen verkabelt hatte. „Kann sein. Verschieben wir das also auf später“, Max trat gefolgt von Tyson ins Zimmer ihrer Teamkollegen. „Schön habt ihr es hier.“ „Ja, viel schöner als bei euch, was?“, sagte Ray ironisch, als auch er und Kenny wieder im Raum waren. Max grinste: „Auf jeden Fall.“ In Zimmer Nummer drei war es hingegen wesentlich ruhiger. Kai hatte sich nach einem flüchtigen Blick durch den Raum daran gemacht, seine Utensilien aus seiner Tasche im Kleiderschrank zu verstauen, während Naomi sich in Ruhe umsah. „Uhi, geil. Kai, komm mal gucken!“, rief sie ihm zu, als sie das Bad betreten hatte. Kai legte seine letzten zwei T-Shirts in den Schrank und schloss diesen wieder, bevor er in das Badezimmer ging. „Super, ein Badezimmer. So etwas habe ich noch nie gesehen“, sagte er mit sarkastischem Unterton. „Idiot, ich meine die große Dusche und die riesige Badewanne.“ Naomi war mal wieder leicht verärgert über die Reaktion ihres Teamchefs, obwohl sie eigentlich nichts anderes erwartet hatte. „Das ist ja das reinste Luxushotel hier.“ „Und? Sollen wir jetzt gemeinsam die Badewanne ausprobieren oder warum deine überschäumende Begeisterung?“ Er blickte sie herausfordernd an, was Naomi dazu verleitete eines der Handtücher aus der Ablage neben ihr zu nehmen und es Kai ins Gesicht zu werfen, ehe sie an ihm vorbei ging und das Badezimmer ohne ein Wort zu sagen verließ. Kai fing das Handtuch auf, drehte den Kopf zur Tür und sah ihr nach: „Das deute ich als ‚Nein’.“ Erneut antwortete sie ihm nicht, sondern ließ sich auf das linke der beiden Betten fallen, welches näher an der Balkontür und am Fenster stand. Er ging ebenfalls zurück ins Zimmer. „Also doch lieber das Bett?“ Warum er sie gerade provozierte, wusste Kai selber nicht genau, aber er tat es trotzdem. Sie richtete sich wieder auf und hob das Kopfkissen, bereit zum Wurf: „Pass auf, ich werfe mit Kissen mindestens genauso gut wie mit Handtüchern.“ „Das brauchst du mir jetzt nicht beweisen.“ Sie ließ das Kissen sinken, als Kais Miene wieder kühler wurde. „In diesem Zimmer wird es allerdings eine Regel geben, Nao.“ „Welche? Kai hat immer Recht – Widerspruch darf geäußert werden, ist aber nicht von Belangen?! Die gilt doch sowieso immer.“ Naomi sah ihn skeptisch an. „Nein, ich meinte, dass hier absolutes Zutrittsverbot für Tyson und Max besteht. Vor allem zusammen“, antwortete er. „Wieso war mir das jetzt irgendwie klar? Aber ich habe eh nicht vor den ganzen Tag hier rumzuhängen.“ Sie nahm diese Regel gelassen und stand auf, um ebenfalls ihr Gepäck auszupacken. „Dazu wird ohnehin keiner von euch kommen.“ Eine Reaktion nicht abwartend, öffnete Kai die Balkontür und trat hinaus. Weniger fasziniert von der Aussicht, fiel auch ihm bald auf, dass man ohne Weiteres auf den Balkon des Nachbarzimmers klettern konnte. Er seufzte und ging wieder ins Haus: „Wird sicher nicht lange dauern und Tyson steht bei uns auf dem Balkon, so nahe wie die bei einander liegen.“ Naomi schloss den Kleiderschrank ohne zu antworten, als ein brauner Käfer von draußen ins Zimmer surrte und sich auf der Schranktür in ihrer Augenhöhe niederließ. Sie schrie laut auf: „WAAAAH! Kai, mach das Ding weg!“ Kai, der das Insekt zunächst nicht bemerkt hatte, ging auf den Schrank zu, während Naomi zitternd und angeekelt einen Schritt zur Seite ging und sich gegen die Zimmerwand presste, an der sie letztendlich runterrutschte. Der Blauhaarige betrachtete das Tier, das wie erstarrt auf dem Schrank saß, packte es dann und hielt es in der geschlossenen Faust. Er drehte sich zu dem Mädchen, das auf dem Boden hockte: „Vor so etwas Kleinem hast du Angst?“ „Ich habe keine Angst. Ich ekle mich einfach davor“, versuchte sie sich mit immer noch angewidertem Gesichtsausdruck zu rechtfertigen. „Was ist passiert?“, plötzlich standen Ray und die anderen drei Jungs im Zimmer. Sie erschraken, als sie realisierten, dass Kai mit erhobener Faust vor ihrer Teamkameradin stand, die auf dem Fußboden kauerte. „Kai, was...“ Ray wollte auf ihn losstürmen, als sich ihr Teamkapitän ihnen zuwandte, an ihnen vorbei ging und auf den Balkon trat, wo er die Hand wieder öffnete und der Käfer davonflog. „Ach wie süß, Kai hat ein Herz für Maikäfer“, lachte Max. „Oder ein Herz für Mädchen, die sich vor Insekten fürchten“, grinste Tyson und half Naomi hoch indem er ihr die Hand reichte. Sie schmollte: „Haha... macht euch ruhig lustig. Das Ding war echt widerlich.“ Kai, der inzwischen wieder bei den Anderen im Zimmer war, unterbrach sie in kalter Tonlage: „Wieso seid ihr überhaupt hier?“ „Nao hat so laut geschrieen, das hat man auch nebenan gehört, zudem ja die Balkontür hier und nebenan aufstand“, erklärte Ray. „Und über den Balkon ging es schneller als über den Flur.“ „Ha, da fällt mir was ein. Kai, deine ‚Max-und-Tyson-haben-keinen-Zutritt’-Regel wurde soeben gebrochen“, sagte Naomi an den Russen gewandt. „Ich sagte ja, es wird nicht lange dauern, bis Tyson über den Balkon hier rüberkommt“, antwortete er. „Außerdem war der Regelbruch deine Schuld. Drei Runden extra beim Joggen.“ „Hey, ich kann nichts dafür, das war die Schuld von diesem dummen Käfer“, verteidigte sie sich. „Dann muss der Käfer drei Runden mehr laufen“, lachte Ray. „Hör auf mich zu verarschen.“ Beleidigte sah sie den Schwarzhaarigen an, als es im selben Moment an der Tür klopfte. Kenny öffnete diese. Davor stand Kyko. „Das Mittagessen ist fertig. Kommt ihr runter?“, sagte sie freundlich. Tysons Augen funkelten, da ihm nun wieder einfiel, dass er den ganzen Tag noch nichts richtiges gegessen hatte. Im Nu war er aus dem Zimmer, auf dem Weg nach unten, dicht gefolgt von Max und Kenny, die ebenfalls großen Hunger hatten. Kyko sah Ray an. „Ich bin schon unterwegs. Ist nicht nötig mich die Treppe hinunterzuzerren“, sagte dieser, als er den Blick der Rothaarigen bemerkte. Kaum hatte er das Zimmer verlassen, lief Kyko ihm hinterher. Naomi legte den Kopf schief: „Irgendwie scheinen wir unwichtig zu sein.“ „Tja, sie ist fasziniert von Ray, klar, dass man Andere dann schon mal ‚übersieht’. Manchmal kann man Ray schon beneiden. Kyko sieht nämlich echt gut aus.“ Kai sah zur Tür. „Erst einmal wird sie sich damit abfinden müssen, dass Ray vergeben und absolut treu ist, und zum Zweiten, wenn sie dir so gut gefällt, angel sie dir doch!“ Naomi wusste, dass Kai das sowieso nicht tun würde, aber zumindest soweit zu kommen, dass er mal einen Gedanken an eine Beziehung verschwendete, schien es ihr wert. „Nein danke, ich habe besseres zu tun, als...“ Kai stoppte, weil ihm irgendwie missfiel, was er zunächst sagen wollte. „...als dich zu verlieben?!“ Sie sah ihn ernst und etwas bemitleidend an. Kai sah schweigend weiter zur Tür, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, obwohl sie exakt das ausgesprochen hatte, was er zuvor hatte sagen wollen. Sie seufzte leicht: „Ach Kai, manchmal wünschte ich echt, du würdest dich nicht immer so verschließen. Ich habe dich schon anders erlebt. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass du wirklich der Eisklotz bist, als der du immer rüberkommst.“ „Du bist eigentlich auch nicht kindisch“, sagte er und drehte den Kopf langsam zu ihr. „Trotzdem gibst du dich hin und wieder so. Wieso sollte ich also eigentlich anders sein, nur weil ich mich ab und zu anders gebe?“ Mit diesen Worten verließ auch er den Raum und ließ Naomi alleine zurück. „Oh mann...“, sie schüttelte hoffnungslos den Kopf, ging dann den selben Weg, wie die Anderen und zog die Zimmertür hinter sich zu. _____________________________________________________________ So weit, so... schlecht xD Nun ja, ich danke jedenfalls jedem, der bis hier her gelesen hat. ^_^ Kapitel 2: Never ever --------------------- Möpp Kapi 2 =O Auf zur Dramatik... nya ok, so dramatisch ist es dann doch noch nicht xD Thx @ Black-Phoenix-franzi & -BloodyAngel- fürs Lesen und Kommentieren ^o^ Also weiter geht's =3 _____________________________________________________________ „Mann, ist das lecker.“ Max nahm sich inzwischen zum zweiten Mal nach, so gut schmeckte ihm, was Mrs. Subashi gekocht hatte. Auch die Anderen leerten ihre Teller bis auf den letzten Krümel und bedienten sich erneut. Ihre Gastgeberin war darüber sehr erfreut: „Schön, dass es euch schmeckt.“ „Das ist das Beste, das ich seit langem gegessen hab“, antwortet Kenny. Lächelnd wandte sie sich an Naomi und Hilary: „Müsst ihr immer kochen, wenn ihr auf Reisen seid?“ Hilary, die gerade Essen im Mund hatte, schüttelte den Kopf. Naomi hingegen lachte: „Ich und kochen. Ich würde die gesamte Küche niederbrennen.“ „Tja, wenn man den ganzen Tag nur mit Jungs rumhängt, verliert man eben die guten Züge der Weiblichkeit“, äußerte Kyko bissig. „Ach deiner Meinung nach kochen also nur weibliche, beziehungsweise, weiblichveranlagte Personen?“, sagte Naomi keines Wegs von der vorausgegangenen Aussage getroffen. Die Anderen blickten abwartend die beiden Mädchen an. Kyko war sich nicht sicher, was sie darauf antworten sollte, doch Naomi ergänzte: „Dann stempelst du Ray gerade als weiblich oder, um nicht zu sagen, als schwul ab? Er ist nämlich der Koch im Team.“ Die Rothaarige war sauer, das sah man ihr an. Sie legte ihre Essstäbchen auf den Tellerrand, stand auf und ging ohne ein Wort zu sagen nach oben. „KYKO!“, rief ihr Vater ihr hinterher, doch seine Tochter schlug als Antwort lediglich ihre Zimmertür zu. „Entschuldigung.“ Er wendete sich wieder den Anderen zu „Ihr Verhalten ist mir sehr unangenehm. Ich weiß absolut nicht, was in sie gefahren ist. Auf jeden Fall werde ich nachher mal ein ernstes Wörtchen mit ihr sprechen.“ „Ach lassen Sie nur, ist schon in Ordnung. Naomi tut es leid, dass sie sie provoziert hat“, sagte Hilary. „Mir tut leid, dass ich sie provoziert habe?“, sie sah ihre Freundin ungläubig an. „Habe ich was verpasst?“ „Hilary hat Recht, Nao. Du hast sie provoziert“, sagte Ray. „SIE hat MICH provoziert und war nicht darauf gefasst, dass ich ihr mit ihrer eigenen Aussage den Wind aus den Segeln nehme. Das ist nicht mein Problem, wie sie darauf reagiert.“ Das blonde Mädchen versuchte sich Rays mahnenden Blicken zu wiedersetzen. Mrs. Subashi versuchte die Situation zu lösen: „Bitte, jetzt streitet euch nicht. Lasst uns lieber friedlich zuende essen.“ „Da stimme ich für“, sagte Tyson und nahm sich ein letztes Mal nach. Max hingegen lehnte sich zurück und hielt sich den Bauch: „Uff, nein danke, ich kann nicht mehr.“ „Kein Wunder, bei den Tonnen, die du verdrückt hast“, schmunzelte Kenny. Auch die Anderen aßen noch ein wenig, ehe Mrs. Subashi sich erhob, um abzuräumen. Die Jugendlichen wollten ihr helfen, doch sie lächelte wieder einmal freundlich: „Ich mache das schon. Lasst euch lieber von meinem Mann den Rest der Pension zeigen. Wir haben schließlich noch etwas mehr zu bieten, als nur ein paar Zimmer und Bäume ringsum.“ Das Angebot annehmend, folgte das Team Mr. Subashi aus dem Esszimmer durch die Pension. „Das erste Stockwerk kennt ihr zum Teil ja bereits. Hier im Erdgeschoss hätten wir neben dem Esszimmer und der Küche, die ihr beide ungehindert betreten dürft, den Aufenthaltsraum. Wobei wir immer „Wohnzimmer“ sagen – klingt irgendwie freundlicher. Auch hier dürft ihr euch natürlich ganz wie zu Hause fühlen. Dahinten wären dann noch einige Toiletten.“ Der Pensionsbesitzer deutete an der Treppe vorbei, ehe ihm die Truppe in den Keller folgte. Dort schaltete er das Licht ein: „Und hier unser kleiner Fitnessraum.“ Die Gäste sahen sich ungläubig um. „Klein?“, fragte Tyson verwirrt „Ich frage mich gerade, ob es irgendein Trainingsgerät gibt, das hier nicht vorhanden ist.“ „Perfekt.“ Kai sah zufrieden aus. Max sah ihn entmutigt an: „Kai schmiedet erste Trainings-Foltermethoden. Muskelkater, wir kommen!“ Der Graublauhaarige beachtete ihn kaum. Er hatte nicht aus Lust und Laune heraus mit Mr. Dickenson diese Pension ausgesucht. Und offensichtlich hielt sie, was sie versprach. „Cool, hier gibt es sogar einen Billardtisch“, sagte Ray, als er den eckigen Tisch entdeckte. „Bei Gelegenheit spielen wir eine Runde.“ „Na, da bin ich dabei“, gab der Blonde, der nicht als einziges Teammitglied gerne Billard spielte, nun fröhlicher von sich. Sie gingen wieder nach oben und diesmal wurden sie durch die Hintertür im Flur hinter das Haus auf die Terrasse mit ihren bequemwirkenden Holzliegen geführt. Dort trauten sie ihren Augen nicht. „Ein Pool.“ Naomi starrte auf das riesige, im Boden eingelassene Schwimmbecken, zu dem die Holzstufen der Terrasse führten. „Sogar mit Sprungbrett“, ergänzte Tyson. „Maxie, lass uns gleich eine Runde planschen gehen.“ „Tyson, mit vollem Magen zu schwimmen ist ungesund“, erwähnte Kenny. Hilary blickte gehässig zu Tyson: „Der braucht doch eh zwei Stunden, bis er seine Badehose gefunden hat.“ Tyson verzog ironisch das Gesicht. „Mal abgesehen davon, sind wir nicht zum Vergnügen hier.“ Kais Bemerkung sorgte für lange Gesichter in der Truppe. „Kaiiiiii, wir sind erst vor nicht einmal zwei Stunden hier angekommen. Mit dem Training können wir auch noch morgen anfangen.“ Tyson versuchte seinen Teamchef zu überzeugen. Seine Freunde halfen ihm dabei. Letztendlich gab der Graublauhaarige sich geschlagen: „Okay, heute könnt ihr noch machen was ihr wollt. Aber morgen früh fangen wir mit dem Training an.“ Tyson und Max konnten es kaum fassen, dass sie es geschafft hatten, Kai zu überreden und liefen auf ihr Zimmer, um ihre Badesachen zu holen, bevor er seine Meinung wieder ändern konnte. Naomi lief ihnen aus demselben Grund hinterher. Und auch Ray, Hilary und Kenny beschlossen es ihnen gleich zu tun. Mr. Subashi war froh, dass sich die Gäste wohl zu fühlen schienen und wendete sich an Kai: „Ich habe im Büro Wanderkarten der Region. Wenn du möchtest gebe ich dir welche.“ „Ja, gerne.“ Kai folgte dem Mann in den ersten Stock zum Büro, wo er drei Faltkarten erhielt. Während Mr. Subashi sich in seinem Büro an die Arbeit machte, ging Kai zu seinem Zimmer. Dort angekommen schlenderte gerade Naomi aus dem Bad. Sie hatte sich ihren Bikini und darüber ein längeres T-Shirt angezogen und war dabei ihre Haare am Hinterkopf hochzubinden. Kai schloss die Tür hinter sich und blickte auf ihr Bett, auf dem ihre Anziehsachen, die sie eben noch getragen hatte, verstreut lagen: „Bevor du gehst, räumst du ja wohl noch auf.“ „Nö, mache ich später.“ Naomi wusste genau, wie Kai auf Unordnung in seiner Nähe reagierte. „Wenn es dich stört, kannst du es ja machen.“ „Ich räume hier sicherlich nicht dein Chaos weg.“ Er sah sie an, als sie ihr Badetuch vom Bett nahm und in Richtung Tür ging. „Dann lebe damit!“ Ohne eine Antwort abzuwarten, verließ sie den Raum. Kai sah wieder aufs Bett und betrachtete Naomis Wäsche und schwelgte in Gedanken: „Na warte, Nao, ich bring dir noch bei, wer hier die Hosen an hat.“ Kurz darauf legte er die Karten auf den Schreibtisch und begann ebenfalls seine Badesachen anzuziehen. Als er zurück zum Schwimmbecken kam, waren die Anderen längst im Wasser, mit Ausnahme von Hilary, die, wie er vermutete, noch auf Kykos Zimmer war. „Kai, du hast was verpasst“, lachte Tyson, als der Teamkapitän sein Badetuch auf einer der Holzliegen ausbreitete, um sich darauf zu legen. „Chef hatte gerade chronische Herzrhythmusstörungen, als Nao ihr T-Shirt ausgezogen hat. Es war so zum Schießen.“ „Interessant.“ Kai interessierte natürlich absolut nicht, was Tyson von sich gab, weil sowohl Naomi in Badebekleidung, als auch Kennys Überreaktion bei dessen Anblick nichts Neues war. Im selben Moment trat Hilary auf die Terrasse - ebenfalls im T-Shirt mit Bikini darunter. „Nao!“, kam es ernst von ihr. Die Angesprochene, wandte sich ihr zu und schwamm zum Beckenrand, auf den sie die Unterarme legte: „Hmm?“ „Kyko ist total fertig“, fuhr die Dunkelhaarige fort, „das war vorhin echt nicht in Ordnung.“ „Wieso? Sie kennt mich nicht und lässt solche dummen Bemerkungen los. Was soll ich tun, wenn sie mich nicht leiden kann?“ Naomi war das Thema allmählich leid. „Sie ist eifersüchtig, weil du dich so gut mit Ray verstehst. Und du machst dich noch drüber lustig“, entgegnete Hilary. „Stimmt allerdings“, sagte Max, der Naomis Verhalten beim Mittagessen nun ebenfalls für weniger gut befand. „Mache ich nicht.“ Naomi sah Ray hilfesuchend an. Doch dieser sagte lediglich: „Sorry, da halte ich mich raus.“ „Es geht aber um dich“, fügte sie hinzu. „Gerade deshalb“, sagte er. „Na super“, fluchte sie. „Du kannst ja bei Gelegenheit mal mit ihr sprechen“, schaltete sich nun Kenny ein. „Um mich weiter von ihr angreifen zu lassen?“ Naomi fand diese Idee selten sinnlos. „Um die Angelegenheit zu klären“, ergänzte Hilary, während sie ihr T-Shirt über den Kopf zog und es auf die letzte freie Liege zu ihrem Badetuch warf. „Oh oh, Chef, Augen zu!“, lachte Max. „Bikinialarm!“ „Richtig, Chef, Augen zu, wenn du nicht kotzen willst.“ Tyson drückte seinen Freund lachend unter Wasser. Hilary stieg nun ebenfalls langsam ins Wasser: „Ha ha, witzig, Tyson.“ „Tyson, lass ihn wieder hoch, er bekommt doch keine Luft“, rief Ray, als er Kenny wie wild strampeln sah. Der Blauhaarige brauchte etwas, um zu verstehen, was Ray meinte, da sprang Kai schon auf: „TYSON! Lass ihn los!“ Erschrocken ließ Tyson seinen Freund frei. Dieser tauchte nach Luft ringend wieder auf und schleppte sich zum Beckenrand, wo er ersteinmal kräftig hustete, um das geschluckte Wasser aus dem Hals zu bekommen. „Tut mir leid, Chef!“, sagte Tyson grinsend. „Für die Aktion bekommst du sechs Runden extra beim Joggen, Tyson.“ Kai war sichtlich sauer über die Gedankenlosigkeit seines Teammitgliedes. „Was? Sechs Runden?“, Tyson hoffte sich verhört zu haben und blickte entsetzte den Anderen an. „Keine Sorge, Naomi wird dich begleiten.“ Er sah machtbewusst das Mädchen an, welches fassungslos zurückstarrte. „Sie bekommt auch noch mal drei Runden für das Verhalten beim Mittagessen. Macht mit der Käferaktion ebenfalls sechs Runden.“ Naomi stieg empört aus dem Wasser: „Meinst du jetzt also auch ich sollte mir alles gefallen lassen? Und das mit dem Käfer kann doch echt nicht dein Ernst sein!“ Doch Kais Miene blieb kalt: „Doch, das war es. Und du sollst dir sicher nicht alles gefallen lassen, aber du bist die Einzige hier, die der Ansicht ist, sich richtig verhalten zu haben.“ Naomi konnte es nicht fassen. Sie trocknete sich flüchtig ab, nahm ihre Sachen und ging wütend nach oben. Max sah ihr nach: „Na, die Ferien fangen ja klasse an.“ Hilary nickte. „Werdet endlich erwachsen.“ Der Graublauhaarige wandte sich ab und machte es sich wieder auf seiner Liege bequem, während hinter im einige Augenpaare verdreht wurden. „Was denkt der sich dabei? Will der jetzt Alles, was auf dem Zimmer gegen seinen Willen passiert, bestrafen? Ich kann doch nichts dafür, wenn diese Idioten über die Balkone klettern.“ Naomi dachte auf dem Weg nach oben darüber nach und sah inzwischen ein, dass sie beim Mittagessen vielleicht wirklich falsch reagiert hatte, aber das Andere? Innerlich über Kai fluchend, schlug sie die Tür hinter sich zu und machte sich auf den Weg unter die Dusche. Keine fünfzehn Minuten später war sie wieder angezogen, beseitigte das Chaos im Zimmer, ehe ihr Teamleader noch auf die Idee kam, ihr dafür noch ein paar Runden aufzudrücken und legte sich mit ihrem MP3-Player aufs Bett, alle Viere von sich gestreckt. Gedankenverloren starrte sie die Zimmerdecke an: Make me understand what it is That makes you feel safe Make me understand what it is That makes you feel safe Fast zwei Stunden vergingen, ehe es an der Tür klopfte. Naomi bekam es nicht mit, da sie nach wie vor Musik hörte. Also wurde die Tür einfach so geöffnet. Ray kam herein und schloss sie wieder hinter sich. Naomi setzte sich auf und nahm die Kopfhörer aus ihren Ohren, als sie ihn bemerkt hatte: „Und bekomme ich noch ein paar Strafen, weil ich seine Schuhe nicht geputzt habe?“ „Quatsch. Ich wollte mit dir reden, wegen der Sache mit Kyko", sagte Ray, Naomis Sarkasmus in der Stimme wohl bemerkend. „Ach so, ja, ich rede mit ihr. Wenn sich die Möglichkeit dazu ergibt“, sagte sie. Ray setzte sich ihr gegenüber auf Kais Bett: „Bist du nun doch der Meinung die Anderen haben Recht?“ Sie zuckte mit den Achseln: „Keine Ahnung. Aber wahrscheinlich schon. Mich regt nur gerade Kai auf. Ich weiß nicht, wie ich das hier vier Wochen aushalten soll, wenn der mir für Alles, was ihm nicht passt, irgendeine Strafe aufbrummt. Ich verstehe echt nicht was das soll.“ „Wahrscheinlich will er dir nur zeigen, dass er hier der Boss und das hier sein Revier ist“, antwortete Ray. „Du hättest ja auch bei mir schlafen können, aber das wolltest du nicht. Also beschwer dich jetzt nicht über Kais besitzergreifendes Wesen.“ Naomi seufzte: „Ja, ich weiß.“ „Und solange er dir keinen „Gehört mir!“-Stempel aufdrückt, wirst du das Kindchen schon schaukeln“, lachte Ray. „Meine Güte, hör auf. Ich habe vorhin noch versucht ihn dazu zu bringen, dass er mal an eine Beziehung denkt.“ Naomi fasste sich an die Stirn. Der Schwarzhaarige schmunzelte: „Mit dir?“ Sie sah ihn entgeistert an: „Nein! Natürlich nicht! So allgemein. Ich will doch nicht Eigentum eines Eisblocks werden.“ Schweigen trat ein und Naomi schoss plötzlich ein seltsamer Gedanke durch den Kopf: „Und wenn ich es doch will?“ Verwirrt schüttelte sie den Kopf. Ray sah sie verwundert an: „Was war das jetzt? Chronisches Nackenzucken oder hast du dir gerade in Gedanken wieder selbst widersprochen?“ „Was? Nein.“ Sie hasste Ray manchmal dafür, dass er sie immer wieder durchschaute. „Nao, Nao, Nao... du wirst doch nicht unserem Teamkapitän verfallen sein?!“ Der Chinese wusste, dass sie es abstreiten würde, aber er fand es trotzdem interessant mit ihr über dieses Thema zu sprechen. „Lieber gehe ich ins Kloster“, sagte sie ernst. „Du versuchst Kai dazu zu bringen, sich eine Freundin zu suchen. Und was ist mit dir?“ Ray sah sie nun ebenfalls ernst an, genau wissend, dass er eine offene Wunde traf. Ihr erster und letzter Freund hatte kurz nach der zweiten Weltmeisterschaft mit ihr Schluss gemacht, weil er die Beziehung auf Distanz nicht ausgehalten hatte. Für Naomi war das damals ein schwerer Schlag gewesen und ohne ihre Freunde, hätte sie sich nicht mehr gefangen. „Ja und? Deswegen muss ich ja nicht gleich den Nächstbesten nehmen.“ Naomi sah zu Boden. „Der betrübte Blick zeugt aber gerade weniger von deiner Abneigung gegenüber dem „Nächstbesten“.“ Ray wollte das Gesprächsthema jetzt nicht einfach ändern. Er hatte das Gefühl, sie mal wieder besser zu kennen, als sie sich selbst. Sie sah ihn nun wieder entschlossen an: „Denkst du ich lasse mich auf einen Kühlschrank ein? Kai weiß doch sicher noch nicht mal wie man „Liebe“ buchstabiert.“ Ray stand auf, sah sie vielsagend an und drückte ihr die Kuppe seines rechten Zeigefingers auf die Nasenspitze: „Dann ist es an DIR, es ihm beizubringen.“ Sie schob seine Hand weg: „Hör auf rumzuspinnen.“ „Fragt sich hier, wer spinnt?!“, erwiderte er. „DU!“, war ihre Antwort. „Sicher?“, er grinste. War sie sich wirklich sicher? Jetzt brachte er sie fast schon wieder dazu, sich selbst zu widersprechen und ihm damit Recht zu geben. „Argh, ja!“, sagte sie entschlossen. „Na gut.“ Er gab nach. „Lass uns mal schauen, was die Anderen so machen. Wir reden später weiter über das Thema.“ „Da gibt es nichts mehr zu reden.“ Sie ging zur Tür hinaus, woraufhin er ihr folgte. Auf dem Flur kamen ihnen Kai und Kenny entgegen. Letzterer verschwand mit einem „Sehen uns beim Abendessen.“ in seinem Zimmer, um ein Bad zu nehmen. Kai ging gelassen wie eh und je, das Handtuch lässig über ein Schulter geworfen, in seiner Badehose an ihnen vorbei. Dabei sah er Ray und Naomi kurz an: „Falls ihr auf dem Weg nach unten seid, erinnert Max und Tyson daran, dass sie zum Ende kommen sollen. Wer zu spät zum Abendbrot kommt...“ Sie unterbrach ihn: „... darf bis nach Hause joggen?“ „So ähnlich. Bei Tyson und dir fehlt da ja nicht mehr viel“, konterte er, ehe er weiterging und im Zimmer verschwand. Von ihr kam nur ein müdes Lächeln. Ray klopfte ihr auf die Schulter: „Ich weiß, du würdest ihm gerade gerne um den Hals fallen, um ihm zusagen, wie sehr du ihn liebst.“ „Eher um ihn auf brutalste Art und Weise zu erwürgen.“ Sie wandte sich ab und ging weiter in Richtung Treppe. Der Chinese folgte ihr. Auf den Stufen kamen ihnen Max, Hilary und Tyson entgegen, die sich ebenfalls zu ihren Zimmern begaben. Ray und Naomi gingen währenddessen in die Küche, wo Mrs. Subashi sich sehr über die Hilfe zur Vorbereitung des Abendessens freute. Wenig später stießen auch Max und Hilary dazu und packten mit an. Die beiden Mädchen und der Blonde deckten den Tisch im Esszimmer, während Ray in der Küche half. „Kyko ist immer noch in ihrem Zimmer, Nao.“ Wieder schnitt Hilary das leidige Thema an. „Ja, ich habe es langsam verstanden. Ich rede mit ihr. Morgen oder so. Jetzt ist es noch etwas zu früh, glaube ich“, sagte Naomi, die Essstäbchen geraderückend. Max stellte den letzten Becher auf den Tisch: „Ich gehe mal und spreche mit ihr.“ Und schon verließ er unter den verwunderten Blicken der beiden Anderen den Raum, um Kyko einen kleinen Besuch abzustatten. „Sag mal, kann es sein, dass unser Max auf Kyko steht?“, fragte Naomi an ihr Gegenüber gewandt. Hilary blickte sie irritiert an: „Wie kommst du darauf?“ „Na, seiner Aktion jetzt gerade und den Blicken beim Mittagessen nach...“, antwortete Naomi. „Meinst du?“, ihre Freundin blickte überlegend zur Zimmertür. Im selben Augenblick kam Ray in den Raum, wo er zwei große Schalen mit Reis auf den Tisch stellte. Er sah sich um: „Wo ist Max?“ „Ach, der spannt dir gerade deinen Groupie aus“, lachte Naomi. „Was?“ Er sah sie überrascht an, grinste dann jedoch. „Na, das wird ja immer besser hier.“ „Ray!“, fuhr Naomi ihn nun leise an. Doch dieser ging pfeifend zurück in die Küche. „Blödmann“, nuschelte Naomi. Hilary schien sich nicht für die kleine Konversation zu interessieren und deckte weiter den Tisch. Vor Kykos Zimmer angekommen klopfte Max an, bevor von innen ein „Herein.“ zu vernehmen war. Langsam öffnete er die Tür und trat ein. Sie saß auf ihrem Bett und blätterte in einem Modemagazin, wobei sie etwas aufsah: „Ach du bist es. Hi!“ Während sie das Heft zur Seite legte und ihn nun richtig ansah, schloss er die Tür wieder und sah sich um: „Hey! Ich dachte ich komme dich mal besuchen. Schön hast du es hier.“ Über ihrem Hochbett entdeckte Max zwei Poster von Ray und dazwischen ein großes Poster der Bladebreakers, auf dem Kyko, an der Stelle, wo eigentlich Naomi hätte zu sehen sein sollen, ein weißes Blatt angepinnt hatte. „Das mit dem Poster da ist nicht dein Ernst, oder?“ Max fand die Sache mit dem Papier irgendwie lustig und musste etwas lachen „Warum hasst du Nao denn so sehr?“ „Sie ist bei euch im Team. Sie darf die ganze Zeit mit Ray zusammen sein. Das ist unfair“, grummelte Kyko. „Na ja, aber sie ist doch genauso ein Teil der Bladebreakers wie wir Anderen auch“, sagte Max. „Ja schon, aber sie steht Ray so nahe“, sie sah ihn nun etwas verzweifelt an. Max versuchte sie zu beruhigen: „Kyko, die Beiden sind beste Freunde - nicht mehr und nicht weniger. Ray hat eine Freundin. Und das ist nicht Naomi.“ „Ja, ich weiß. Aber ich beneide sie darum.“ Niedergeschlagen sah sie zu Boden. Er ging in die Hocke, um auf ihrer Augenhöhe zu sein: „Aber Hilary beneidest du nicht?!“ „Sie ist ja nicht so eng mit Ray befreundet“, sagte sie. „Nein, stimmt. Aber wenn du Ray so magst, warum willst du dann, dass er keine Freunde hat? Zumindest keine weiblichen? Wenn du auf seine Freundin eifersüchtig wärst, könnte ich das ja nachvollziehen, aber doch nicht auf seine beste Freundin, wo so offensichtlich ist, dass die Beiden eine rein freundschaftliche Beziehung führen, die sie auch gegen nichts eintauschen würden.“ Max lächelte sie an. „Hmm, ja... Irgendwie ist es Quatsch. Aber... ach ich weiß auch nicht.“ Sie sah ihn an und nahm das erste Mal seine blauen strahlenden Augen wahr. Von Max ging eine Wärme und ein Gefühl von Verständnis aus, was ihr gefiel. „Hast du eigentlich eine Freundin?“, fragte sie ihn plötzlich. Weniger überrumpelt, dadurch, dass er sich erhofft hatte, das Gesprächsthema in die Richtung lenken zu können, antwortete er umgehend: „Nein. Und ich habe einen besten Kumpel, namens Tyson. Niemand auf den du also eifersüchtig sein müsstest.“ Max breites Grinsen wurde durch ein solches von Kyko erwidert: „Wer sagt, dass ich auf dich stehe?“ „Na ja, was nicht ist, kann ja noch werden“, Max sah sie herausfordernd an. Sie erhob sich, dem Flirt zwar nicht abgeneigt, jedoch gespielt abweisend: „Na ja, wir werden sehen. Ist das Essen fertig?“ „Müsste jeden Moment so weit sein.“ Auch er stand nun wieder und öffnete ihr höflich die Tür. „Wenn ich also bitten darf.“ „Danke sehr“, antwortete sie ebenso höflich und ging nun wesentlich besser gelaunt aus dem Zimmer. Die Tür hinter sich schließend, folgte Max ihr. _____________________________________________________________ Uh es ist 3 Uhr... ich wollte was gegen meine Langeweile tun... aber doch nicht bis 3 Uhr nachts. x___X Ich muss schlafen *morgen früh mit dem kaputten Rücken zum Doc muss* Also noch schnell kiitos an meine Schnuffels (Deep Insight ), die mir mal wieder mit passenden Lyrics gedient haben. x] Kapitel 3: Staircases and other problems ---------------------------------------- Da wäre Kapitel 3. Ist etwas kurz geworden *drop* Es ist mehr so eine Art "Übergangskapitel"... ^____^' Dafür wird Nummer 4 länger und (hoffentlich) auch besser =3 Danke an -BloodyAngel- und Gewitterhex fürs Kommentieren der beiden bisherigen Kapis Und auch danke, sweetangle und bueno-kitty =D Freue mich nach wie vor über jeden Kommentar (auch gerne mit konstruktiver Kritik). _____________________________________________________________ Kyko hielt im Türrahmen inne, als sie Naomi, die den Tisch deckte, im Esszimmer sah. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie sich noch gar nicht überlegt hatte, wie sie sich ihr gegenüber von nun an eigentlich verhalten sollte. Sollte sie sich einfach entschuldigen? Wenn ja, wie? Beiläufig? Oder doch eher ernsthaft unter zwei Augen? Naomi und Hilary bemerkten sie erst, als Max hinter ihr drängelte: „Kyko, willst du hier Wurzeln schlagen? Wenn ja, dann lass mich bitte vorher vorbei.“ „Ah, Kyko!“ Hilary sah sie fröhlich an. Die Angesprochene ging währenddessen einen Schritt zur Seite, um Max Platz zu machen. Dieser ging zu seinem, bereits beim Mittagessen eingenommenen Platz und ließ sich erneut dort nieder. Kyko blieb, Naomi ansehend, stehen wo sie war. Selbige blickte irritiert zurück. Max sah zwischen den Beiden hin und her: „Was wird das, wenn's fertig ist?“ Naomi richtet ihren Blick nun auf ihn: „Was?“ „Na, wie wäre es mal mit sprechen? Mag ja sein, dass du dich mit Ray mit Blicken verständigen kannst. Aber das klappt sicher nicht bei jedem.“ Hilary beäugte die Beiden ebenfalls. „Ach so ja.“ Naomi wendete sich wieder Kyko zu. „Ich möchte mich nicht weiter zum Sachverhalt äußern. Im Weiteren wird sich meine Anwältin um die Angelegenheit kümmern. Sie steht dort drüben.“ Hilary, auf die Naomi während ihres letzten Satzes gedeutet hatte, zog eine Augebraue hoch: „Nao...?“ „Ok... es tut mir leid, was heute Mittag vorgefallen ist.“ Naomi seufzte. Kyko stand weiterhin nur da, ehe sie anfing zu lachen. „Was war daran jetzt so lustig?“, Naomi fühlte sich veralbert. Kyko fing sich jedoch wieder: „Tut mir leid, ich fand das gerade lustig. Du bist komisch.“ „Nein, du bist komisch, weil du Dinge komisch findest, die nicht komisch sein sollten.“ Naomi sah sie skeptisch an. „Einigt euch darauf, dass ihr Beide komisch oder besser gesagt seltsam seid.“ Hilary schüttelte den Kopf, da sie daran zweifelte, dass die Zwei je einen Wortaustausch produzieren könnten, der nicht die jeweils Andere zum Ausrasten oder Lachen brachte. „Was? Wer ist seltsam?, Ray stand inzwischen wieder im Raum. „Kyko und ich“, antwortet ihm Naomi. „Gut, ich verstehe zwar den Zusammenhang gerade nicht, aber ich deute es als gutes Omen, dass ihre euch zumindest schon mal wieder gleichzeitig in ein und dem selben Raum aufhaltet.“ Er ging zum Tisch um die letzten Lebensmittel dort abzustellen. „Freu' dich nicht zu früh“, grinste Max. „Sie sind noch in der Verhandlungsphase.“ „Richtig. Wir“, Naomis Gesicht zierte nun ebenfalls ein Grinsen, welches allerdings verschwand und zu einer seriösen Miene wurde, während sie ihren Satz unterbrach, als sie Kai bemerkte, der an den Türrahmen gelehnt stand, „sind sicher in der Lage uns vernünftig zu verhalten und uns nicht weiterhin gegenseitig zu provozieren.“ Max und Hilary sahen sie etwas verdutzt an. Ebenso Kyko, die sich in Gedanken versuchte zu erklären, warum ihr Gegenüber sich plötzlich so verhielt: „Was war das denn jetzt? Naomi ist echt seltsam.“ Ray hatte scheinbar als Einziger im Raum die zeitliche Übereinstimmung zwischen Kais Auftauchen und Naomis Verhaltensänderung bemerkt. Er sah zu Kai, neugierig darauf, wie der Russe reagieren würde. Doch dieser schien wie so oft keinerlei Interesse an einer Unterhaltung zu haben, war ihm doch ohnehin klar, dass Naomi absichtlich das ausgesprochen hatte, wo sie sicher gehen konnte, dass er mit keinerlei Konsequenzen reagieren würde. „Jetzt bin ich gespannt, ob du das Spielchen durchhältst oder ob du dich doch wieder provozieren lässt, Naomi Tawakuya.“ Seine Gedanken für sich behaltend, setzte er sich auf seinen Platz. Um das Schweigen zu brechen, ergriff Max das Wort: „Tja, jetzt fehlen wohl nur noch Chef und Ty.“ „Kenny ist noch oben, um Tyson anzutreiben“, sagte Kai kühl. „Ich habe ihm drei Minuten gegeben.“ „Du lauerst auch nur darauf, ihm noch ein paar Runden zu gönnen, oder?“ Hilary zweifelte manchmal an Kais Trainingsmethoden. Doch dieser zuckte lediglich gleichgültig mit den Schultern, verschränkte die Arme und lehnte sich zurück. Im selben Augenblick kam Kenny die Treppe herunter und zu den Anderen ins Speisezimmer. „Wo ist er?“ Nicht nur Hilary, sondern auch die Anderen des Teams ahnten, dass Tyson an einer seiner typischen Verspätungen basteltet, als der Braunhaarige alleine vor ihnen stand und zu seinem Platz ging, wo er sich setzte. „Ich habe keine Lust mehr auf ihn zu warten. Stehe mir doch nicht die Beine in den Bauch, weil er seine Haarbürste nicht finden kann.“ Kenny war es allmählich leid, seinen Freund immer wieder antreiben zu müssen, damit dieser keinen Ärger von Kai bekam. Sollte er eben zu spät kommen. „Wer nicht hören kann, muss fühlen.“ hieß Kennys Devise nun. „Ah, ihr seid alle schon hier.“ Mr. und Mrs. Subashi waren hinzugekommen. Er setzte sich, während sie neben Kyko stehen blieb: „Wenn Alle da sind können wir ja anfangen.“ „Tyson fehlt noch“, gab Kenny kleinlaut von sich, dabei zu Kai schielend, der darauf hin auf die Wanduhr ihm schräg gegenüber sah. Hilary, die sich gerade setzen wollte, machte kehrt und ging zum Fuße der Treppe. Sie sah nach oben, doch von Tyson war Nichts zu sehen. „Tyson, wo bleibst du? Wir warten auf dich!“, rief sie nun in angemessenem Ton. Da ging auch schon die Tür mit der Ziffer eins auf und wurde von einem herausflitzenden Tyson wieder zugezogen. „Bin schon unterwegs.“ Er lief zu den Stufen und sauste diese hinunter, bereites befürchtend, am nächsten Tag noch mehr als sechs Runden joggen zu müssen. Getrieben von dieser Angst, nahm er die letzten vier Stufen etwas zu hastig und rutschte auf dem glatten Untergrund aus. Er verlor das Gleichgewicht und fiel mit lautem Gepolter vornüber, wobei er Hilary, die nach wie vor am Ende der Treppe stand, mit zu Boden riss, konnte sich aber gerade noch fangen, um ihr nicht ernsthaft wehzutun. „Autsch“, gab er von sich, als sie Beide so am Boden lagen. Ihre Gastgeberin, die das Ganze genau wie die Anderen durch den breiten Türbogen des Raumes mitangesehen hatte, eilte erschrocken zu ihnen: „Habt ihr euch verletzt?“ Tyson sah Hilary an: „Also bei mir ist noch Alles ganz. Wie steht es bei dir?“ Hilary, die leicht errötet war aufgrund der unangenehmen Pose, sah ihn etwas sauer an: „Nein, Alles in Ordnung, aber ich wäre dir sehr dankbar, wenn du von mir runtergehen würdest.“ Erst jetzt realisierte der Blauhaarige die peinliche Haltung, erhob sich schnell wieder und reichte ihr die Hand, um ihr hoch zu helfen: „Entschuldige.“ Hilary achtet nicht weiter auf ihn, zog ihre Kleidung zurecht und ging zurück ins Zimmer, wo sie sich schweigend, aber immer noch sichtlich peinlich berührt an ihrem Platz niederließ. „Das war die plumpste Anmache, die ich je gesehen habe“, lachte Ray, als auch Tyson gefolgt von Mrs. Subashi den Raum betrat. „Ja, lacht ihr nur“, merkte der Blauhaarige an, als er auch das Grinsen der Anderen bemerkte, und setzte sich. „Liebling, erinnere mich bitte daran, dass ich diese Woche endlich den neuen Teppich auf der Treppe verlege. Das ist so einfach zu gefährlich.“ Doch so ernst er dies auch meinte, grinsen musste auch Mr. Subashi. „Mache ich“, antwortet ihm seine Frau, während sie und der Rest Platz nahmen. „Und wie viele Runden gibt es diesmal?“ Max sah Kai an. „Leider gar keine. Er war gerade noch rechtzeitig, trotz Bruchlandung“, bekam er von diesem zur Antwort. Tyson erleichterte dies ein wenig, doch im Moment ging ihm mehr der Sturz von eben durch den Kopf. Das Abendessen verlief wesentlich ruhiger als das Mittagessen. Zwar sprachen Naomi und Kyko kein Wort miteinander und beachtet sich so gut wie gar nicht, aber zumindest brach kein Streit vom Zaun. Die Rothaarige unterhielt sich stattdessen lieber mit Ray und folgte seinen Erzählungen von China, während sich auch die Anderen ausgiebig unterhielten. Tyson sah sich um. War er der Einzige, der sich ohne klar erkennbaren Grund merkwürdig fühlte? Hilary hatte sich scheinbar wieder gefasst und diskutierte mit Max, dass er erst seinen Teller leer essen sollte, bevor er sich nachnahm. Kenny sprach mit Mr. und Mrs. Subashi über Aktien, wofür er sich selten wenig interessierte. Und Kai saß wie immer da und aß einfach, ohne auf die Anderen zu achten. Da fiel ihm erst Naomi auf, die ihm gegenüber saß. Auch sie aß ohne ein Mucks von sich zu geben, was er äußerst ungewöhnlich fand. Natürlich wusste sie sich bei Tisch zu benehmen, aber dass sie nicht mal Max bat ihr die Soja-Sauce zu geben, die vor seinem Teller stand, sondern sich stattdessen ohne ein Wort zu verlieren etwas nach vorne beugte und sie sich selbst nahm, kam ihm schon ein wenig Spanisch vor. Er sah noch mal zu Kai: keine auffälligen Verhaltensveränderungen. Dann erneut zu Ray: unterhielt sich weiter angeregt. Und ein letztes Mal zu Hilary und Max, der versuchte seine Tischnachbarin zu ignorieren und sich mit seinen Stäbchen Reis in den Mund schob. Wieder sah er Naomi an: immer noch kein Wort, nur eine stumme Aufnahme von Nahrung mit ausdruckslosem Blick auf den Tisch. „Oh mann, ich muss mir eben doch irgendwie den Kopf gestoßen haben. Steiger mich hier sicher gerade in was absurdes rein. Das erklärt dann auch mein komisches Gefühl“, dachte Tyson. „Vielleicht kommt es auch davon, dass ich wieder aus dem Bett geworfen wurde.“ Moment, da war doch was. Tysons letzter Gedanke machte ihn stutzig. Da fiel es ihm ein. Mit einem lauten „Scheiße!“ schreckte er hoch und saß kerzengerade da. Die Anderen starrten ihn ungläubig an, nachdem sie ihre Beschäftigungen schlagartig beendet hatten. „Tyson, hör auf zu fluchen. Du bist nicht zu Hause“, sagte Ray, ebenfalls erschrocken, durch Tysons Verhalten. Dieser warf ein „Tschuldigung!“ in den Raum, bevor er hastig aufstand und dabei fast das Geschirr mit vom Tisch riss. Er spurtete in Richtung Tür, machte jedoch kurz davor halt, fasste in seine Hosentasche um festzustellen, dass diese leer war und drehte sich ruckartig um: „Hat einer Kleingeld?“ Max griff in seine Tasche und warf ihm zwei Münzen zu: „Bekomme ich aber wieder.“ „Ja, danke!“ Kaum hatte er das Geld aufgefangen, bog Tyson um die Ecke in den Gang zu dem kleinen grünen Kasten in der Flurnische. Hastig nahm er den Hörer ab, warf das Geld in den dafür vorgesehenen Schlitz und wählte die Vorwahl von Tokio, gefolgt von seiner eigenen Nummer. Es tutete, als am anderen Ende auch schon eine Stimme zu hören war: „Granger.“ „Oooooopa“, zog Tyson nervös, aber möglichst freundlich das Wort in die Länge. „Entschuldige, dass ich jetzt erst anrufe. Ging alles drüber und drunter hier.“ „Vor allem über Hilary!“, hörte man Max aus dem Esszimmer rufen, der genau wie die Anderen gespannt lauschte. Tyson rief zurück: „Sei ruhig!“ „Grüß schön!“, kam jedoch daraufhin von Kenny. „Könntet ihr vielleicht mal eure Klappen halten?“, Tyson wurde immer nervöser, immer noch nicht wissend wie sein Großvater gelaunt war, nachdem er erst so spät anrief. Doch dieser lachte am anderen Ende der Leitung: „Grüße zurück. Und schön, dass du den Weg zum Telefon noch gefunden hast. Ich hatte schon befürchtet, die Anderen hätten dich irgendwo im Wald ausgesetzt.“ „Nein, ich bin wohlbehalten angekommen“, antwortet sein Enkel. „Sieht man von den zwei bis drei Beinah-Genickbrüchen ab“, sagte Ray, so laut, dass man es immer noch im Flur hören konnte. Der Blauhaarige verzog genervt das Gesicht, als sein Opa weiter sprach: „Ich würge dich ja nur ungern ab, aber mein Essen wird kalt. Wünsche euch viel Spaß und dass du mir ja keinen Unsinn machst. Wir sprechen uns.“ Erneut ein „Tuuuut“-Ton. Diesmal ein endloser. Tyson hängte den Hörer wieder auf die Gabel und seufzte. Das war typisch für seinen Großvater, aber zumindest war er nicht sauer, wegen des verspäteten Anrufs. „Grüße zurück“, sagte er, als er wieder bei den Anderen war und sich erneut setzte. „Danke“, nuschelte Max zwischen einem Schluck Tee und einem Happen Reis. „Tyson...“, erschrocken drehte der Angesprochene sich zu seinem Teamchef. „Was habe ich jetzt schon wieder falsch gemacht?“ Würde er jetzt für das Fluchen zuvor büßen müssen, fragte Tyson sich. Kai runzelte die Stirn: „Ich wollte dich lediglich darum bitten, mir die Teekanne zu reichen.“ „Ach so.“ Besänftigt griff Tyson nach dem Gefäß und reichte es seinem Tischnachbarn. „Danke“, erwiderte dieser in üblich kühlem Ton, ehe das Abendessen wieder normale Züge annahm. „Nao?“ Ray sah seine Freundin an, als er eine Gesprächspause eingelegt hatte und nun auch ihm auffiel, dass sie die ganze Zeit über keinen Ton gesagt hatte. Sie sah ihn an: „Hmm?“ „Alles in Ordnung?“, fragte er ein wenig besorgt. „Ja, ich bin nur müde“, sagte sie ausdruckslos. Für gewöhnlich hätte er weiter gebohrt, da er ihr diese Antwort nicht abkaufte, aber da Ray die Situation unangemessen fand, beließ er es dabei und aß weiter. Nach vollendetem Mahl, räumten Mrs. Subashi, Kyko und Kenny den Tisch ab, während die Anderen noch ein wenig plauderten. Hilary gähnte hinter vorgehaltener Hand: „Uh, ich bin so müde. Ich gehe schlafen. Wünsche euch eine gute Nacht.“ Sie stand auf und begab sich nach oben. „Von mir auch gute Nacht.“ Naomi ging ihr hinterher. „Irgendwie sind hier heute alle recht früh müde habe ich das Gefühl“, sagte Max. „Liegt sicher am veränderten Luftdruck“, antwortete Kyko, als sie die letzten Teller einsammelte und diese in die Küche trug. „Egal woran es liegt. Ich schließe mich den Beiden an. Nacht!“ Und schon war auch Tyson auf dem Weg ins Bett. „Tyson geht früh ins Bett? Das ist echt nicht normal.“ Ray sah ihm ungläubig nach. „Sollte euch auch nicht schaden.“ Kai erhob sich. „Morgen früh um Halbfünf vorm Haus.“ „Och ne, Kai. Du willst uns doch nicht mitten in der Nacht laufen lassen, oder?“ Max ahnte, dass er diese Frage nicht verneinen würde. „Doch, mein Lieber. Mach dir keine Hoffnungen. Versuche lieber Tyson irgendwie rauszuwerfen, damit der rechtzeitig fertig ist.“ Kai machte sich auf den Weg zur Tür, hielt dann aber noch mal inne. „Hilary und Kenny könnt ihr schlafen lassen.“ „Klar, die werden verschont“, seufzte Max. „Weck' aber Nao nicht zu brutal!“ Ray befürchtete, dass Kai jedes Mittel recht war, um sie früh aus den Federn zu bekommen. „Keine Sorge, ich habe meine Samthandschuhe schon rausgelegt. Bis morgen früh!“ Damit war er aus der Tür und schon bald darüber ein Stockwerk über ihnen. Ray sah Max an: „Sollte das ein Witz sein?“ Der Blonde sah weiter in den Flur: „Frag mich nicht. Weder Witze noch Samthandschuhe passen zu Kai.“ „Das heißt entweder bekommen wir morgen früh Wutausbrüche von Nao zu hören oder er schafft es wirklich, sie um vier Uhr zu wecken ohne schwerwiegende Verletzungen davon zu tragen.“ Ray war inzwischen auf den nächsten Morgen äußerst gespannt. „Wir werden sehen.“ Max trat nun auch den Weg zu seinem Zimmer an. „Bis morgen in aller Frühe dann.“ Ray wünschte ihm ebenfalls eine gute Nacht, bevor der Amerikaner nach oben stapfte. Mr. Subashi, der während dem Gespräch kurz zur Toilette gegangen war, kam zurück ins Zimmer: „Alle schon im Bett?“ Ray nickte: „Werde mich voll auch gleich dort hin begeben.“ „Sollen wir euch das Frühstück schon vorbereiten oder macht ihr das selber?“, fragte er, da er Kais Pläne mitbekommen hatte. „Nein, nicht nötig. Wie ich Kai kenne gibt es ohnehin erst Frühstück zur regulären Zeit. Bekommt dem Magen auch besser.“ Ray lächelte. „Gut, aber passt bloß auf, dass ihr euch nicht verlauft. So früh liegt hier in den Bergen für gewöhnlich dichter Nebel.“ Mr. Subashi ging mit Ray in den Flur und schaltete das Licht im Esszimmer aus. „Wir haben schon ganz andere Sachen unbeschadet überstanden. Ich glaube nicht, dass uns Nebel irgendwie aufhalten wird“, lachte Ray. Auch der Pensionsbesitzer lachte. „Dürfen wir mitlachen?“, Kyko, Kenny und Mrs. Subashi kamen aus der Küche. „Immer doch“, antwortet Mr. Subashi, ehe auch sie alle zu Bett gingen, das letzte Licht in der Pension erlosch und es still wurde. ________________________________________________________ Und die Geister krochen aus ihren Löchern... Haha... nein ¬__¬ Wie gesagt: kurz... und ziemlich.. ja,... hmm... langweilig? Ich hoffe sie schalten trotzdem beim nächsten Mal wieder ein. In der nächsten Folge dann: Wird Kai eine Methode finden, Nao aus dem Bett zu bekommen? Und wird Mr. Subashi den Teppich ausgelegt haben, bevor Tyson erneut die Treppe hinunter segelt? Sie werden es erfahren, wenn... Sie fleißig Kommis da lassen - nein, Quatsch, ich schreib' auch so weiter. ^-^ Kapitel 4: Beyond the fog ------------------------- Hei und -lich Willkommen zum 4. Kapitel ^o^ Danke an alle, die mir Kommis zum letzten geschrieben haben. Bin gerade zu müde, um alle Namen einzeln nach zu gucken und hier hin zu schreiben. Aber ich freue mich über jeden Kommentar immer riesig. ^____^ Dafür habe ich mir auch diesmal noch mehr Mühe gegeben und das Kapitel ist wie versprochen länger, als das vorherige. Ob es besser ist,... na ja xD _____________________________________________________________ Fünf nach vier zeigte der leise piepsende Wecker, als Kai aufwachte. Er tastete im Halbdunkeln nach dem kleinen Knopf, um das lästige Geräusch abzuschalten, bis er ihn fand und betätigt. Langsam richtet er sich auf. Durch die zugezogenen Vorhänge vor dem Fenster und der Balkontür sah man, dass es inzwischen dämmerte. Er blickte auf das Bett zu seiner Rechten. Was dort lag glich einem überdimensionalen Raupenkokon, so sehr hatte Naomi sich in der Nacht scheinbar im Schlaf in ihre Bettdecke gewickelt. Nur am Kopfende waren noch ihre Haare, die ihr zum Teil zersaust übers Gesicht fielen, ihre Stirn, zwei geschlossene Augen und ein Stück ihres Nasenrückens zu sehen. „Was zum Teufel treibt das Mädel da nachts? Als ich ins Bett gegangen bin, war sie noch normal zugedeckt.“ Kai war es unbegreiflich, wie es manche Menschen schafften, sich im Schlaf so sehr zu winden. „Kein Wunder, dass sie morgens tot müde ist. Wäre ich auch, wenn ich so einen unruhigen Schlaf hätte.“ Er rieb sich mit einer Hand den Nacken, stand dann auf und ging zum Fenster, wo er die Vorhänge aufzog und durch die Balkontür hinaustrat. Trotz der Tatsache, dass er immer lediglich in einer seiner Schlafanzug- oder Trainingshosen schlief, machte ihm die morgendliche Kälte nicht viel aus. Unter dem morgentlichen Gezwitscher einiger Vögel, sah er hinüber zu den anderen beiden Zimmern. Dort waren die Vorhänge noch geschlossen. Kai konnte nachvollziehen, dass Ray im Raum nebenan diesen Zustand so beließ, da Kenny noch schlief, aber für den Fall, dass er aus dem Bad kam und sich bei den anderen beiden Jungs noch nichts geregt hatte, legte er sich erste Pläne zur „artgerechten Bestrafung“ – wie er es nannte – zurecht. Zurück im Zimmer schloss er die Balkontür und ging auf das Bett seines Teammitgliedes zu, welches sich erneut darin im Schlaf drehte. „Nao?“ Keine Reaktion auf seinen leisen Weckversuch. Er probierte es noch mal etwas lauter, ohne zu schreien: „Naomi!“ Ein mürrisches Geräusch seitens der Angesprochenen war alles, was sich als Reaktion zeigte. Kai verzog das Gesicht: „Gut, genieße deine letzten Sekunden im Reich der Träume.“ Damit ging er ins Bad, schaltete das Licht ein und sah in den Spiegel, wobei er anfing sich die Zähne zu putzen und zu überlegen, wie er den Morgenmuffel aus dem Bett bekam ohne einen Heidenlärm zu veranstalten. Da kam ihm eine Idee, die wohl bei Anderen als sadistisch durchgehen würde, die er persönlich aber als sehr sinnvoll ansah. Er nahm sich einen der Waschlappen aus dem Regal und drehte den Kaltwasserhahn auf. Nach einigen Sekunden hielt er einen Finger unter den Wasserstrahl und ein fieses Grinsen huschte über sein Gesicht: „Wunderbar kalt.“ Er machte das Stück Stoff nass, wrang es leicht aus, damit es nicht mehr tropfte und stellte das Wasser aus. Immer noch mit Zahnbürste im Mund ging er zurück zu Naomi, die nach wie vor noch tief und fest schlief. Er hielt den Waschlappen mit circa fünfzig Zentimeter Abstand über ihr Gesicht. Der Russe hielt inne und sah sie an: „Sie schläft so friedlich. Mir tut es fast schon leid, sie zu wecken. Aber was „muss“, das „muss“.“ Die letzten Worte laut ausgesprochen, ließ er den Waschlappen fallen. Naomi schreckte mit einem seltsamen Geräusch, das dem Quicken eines Meerschweinchens ähnelte, auf. Der Lappen fiel neben sie auf die Matratze. Er nahm die Zahnbürste aus dem Mund, um richtig sprechen zu können. „Na also. Geht doch.“ Kai war sichtlich zufrieden mit seiner erfolgreichen Weckmethode. Nachdem sie realisiert hatte was passiert war, sah sie ihn böse an und reagierte in gewohnter Form, völlig jenseits ihres Verhaltens am Abend zuvor: „Sag mal hast du sie noch alle? Soll ich einen Herzinfarkt bekommen?“ „Nein, du sollst lediglich aufstehen.“ Kai nahm das nasse Stück Stoff wieder an sich. „Und da fällt dir nichts besseres ein, als mir einen eiskalten, nassen Waschlappen ins Gesicht zu werfen?“ Naomi war nicht nur sauer, sondern auch verwundert über das Handeln ihres Teamchefs. „Hör auf zu meckern. Ich hätte dich auch schlafen lassen können, worauf du sicher zu spät zum Training gekommen wärst und ich dir noch ein paar Runden verpasst hätte.“ Kai sah sie kühl an, bereit zur Rückkehr ins Bad. Das Mädchen sah geschockt auf die Uhr. „Training? Kai“, sie wendete sich wieder ihm zu, „es ist noch mitten in der Nacht! Du willst doch jetzt nicht ernsthaft trainieren?!“ „Ich habe dich sicher nicht geweckt, weil ich Spaß daran habe.“ Obwohl es doch etwas Spaß gemacht hatte, wie Kai nach seinem Satz befand. „Also sieh zu, dass du in die Gänge kommst.“ Er ging zurück ins Bad, um seinen Mund auszuspülen, sich zu waschen und die Haare zu stylen, ehe er fünf Minuten später zurück nach nebenan ging. Naomi war wieder zurückgekippt und döste. Kai räusperte sich dezent. Sie jaulte, öffnete jedoch die Augen und stand missmutig auf, um ihm keinen Grund zu geben ihr weitere Runden beim Joggen auf zu erlegen. Müde schleppte sie sich an ihm vorbei zum Bad, mit Zwischenstopp am Kleiderschrank, aus dem sie sich eine ihrer Jogginghosen, ein T-Shirt und neue Unterwäsche fischte. Ihren Weg bereits fortgesetzt, legte sie ihre Sachen auf der Sofalehne ab, um umzukehren und die vergessenen Socken zu holen. Als sie auch diese hatte, nahm sie ihre anderen Kleidungsstücke wieder auf und ging in den Nebenraum, bemerkte allerdings nicht, dass ihr T-Shirt von der Lehne gerutscht war und nun auf dem Boden lag. Kai hatte es ebenfalls nicht gesehen. Er folgte ihr stattdessen und lehnte sich an den Türrahmen, als er sah, dass sie ihre Sachen auf den Wannenrand gelegt und sich daneben gesetzt hatte: „Und jetzt? Kippst du rückwärts in die Badewanne und schläfst weiter?“ „Wenn du mir mein Kopfkissen und die Bettdecke holst, gerne.“ Sie sah ihn mit einem Blick an, der eindeutig von der Ironie in dieser Aussage zeugte. Kai ging wortlos zum Waschbecken. Naomi gähnte müde, als er ihr ihre Zahnbürste hinhielt, die er bereits mit Zahnpasta versorgt hatte: „Hier, damit du überhaupt noch mal anfängst.“ Sie nahm sie etwas überrascht entgegen, schob sie sich jedoch dann in den Mund und fing langsam mit dem Zähneputzen an, während er sich wieder zum Spiegel drehte und begann sich zu rasieren. Das Geräusch vom Zähneputzen und Rasierapparat in Kombination ging Naomi so früh am Morgen auf die Nerven. Doch weder begierig nach Diskussionen mit Kai, noch auf die Konsequenzen, beließ sie es dabei. Sie fing an ihn zu mustern, wobei sie mit ihrer Zahnpflege innehielt: Von seinem Hinterkopf, über seinen Rücken bis hinunter zu den Füßen. Kai war durchtrainiert. Gut, das war er schon immer gewesen und auch die anderen Jungs im Team konnten sich ohne Bedenken in ihrer Badehose zeigen, weil sie sich genau wie sie selbst ein Leben als Couch-Potato nicht erlauben konnten, aber es war das erste Mal, dass sie wirklich darauf achtete und es bewusst wahrnahm. Und desto länger sie ihn ansah, umso wärmer wurde ihr. Sie spürte wie ihr die Hitze in den Kopf hinaufstieg, wofür sie keinen erklärbaren Grund fand. Kai bemerkte ihren Blick im Spiegel: „Ist irgendetwas?“ Er sah sie über den Spiegel an, worauf hin sie, aus ihren Gedanken gerissen, zurücksah: „Nein.“ Sie stand auf: „Rutsch' mal bitte ein Stück.“ Kai ging ein wenig zur Seite, so dass sie an das Keramikbecken konnte. Naomi nahm ihre langen Haare mit einer Hand zum Zopf am Hinterkopf zusammen, damit diese nicht ins Waschbecken fielen, und befreite ihre Mundhöhle von den Zahnpastaresten. Er schaltete währenddessen seinen Rasierer wieder aus, stellte ihn zurück ihn die Aufladeschale und Griff nach der Flasche mit seiner Gesichtslotion. Sie begann sich kurz darauf die Haare zu bürsten. Es war inzwischen zwanzig nach vier, als sie endlich auch die letzte Strähne von den lästigen Knoten befreit, sich gewaschen und eingecremt hatte. Kai war längst wieder im Wohnraum, wo er sich bereits angezogen hatte und sein Bett machte. „Wo ist mein T-Shirt hin?“ Erst beim Anziehen bemerkte Naomi das Fehlen ihres Oberteils und ging in Jogginghose und BH zurück. Kai drehte sich gerade um, als sie den Raum betrat und sah sie verdutzt an: „Ich rate dir, etwas mehr anzuziehen. Ganz so warm ist es draußen noch nicht, auch wenn der Anblick nicht schlecht ist. Eine Erkältung können wir im Team nicht gebrauchen.“ „Haha“, gab sie ironisch von sich und sah sich suchend um, bevor sie ihr T-Shirt am Boden fand. „Da ist es ja.“ Sie hob es auf und zog es an, wobei Kai sie beobachtete. Seinen Blick bemerkend, antwortete sie dementsprechend: „Was ist? Bist du jetzt doch traurig, dass ich es angezogen habe?“ „Ja, total...“, sagte er mit gespielt wehmütigem Blick. „Nein, aber wieso machst du keinen Terz daraus, wenn ich dich in Unterwäsche sehe? Jedes andere Mädchen, das ich kenne, hätte hysterisch angefangen zu schreien und mich aufs Übelste beschimpft.“ „Warum sollte ich? Zunächst Mal finde ich, dass zwischen Bikini und Unterwäsche nicht viel Unterschied besteht. Warum sollte ich also das eine sogar in aller Öffentlichkeit tragen und mich bei dem anderen zieren, wenn mich einer meiner Teamkollegen, die ich seit Jahren kenne, so sieht, zumal ich ja nicht dauernd so rumrenne, um irgendwie Aufmerksamkeit auf mich zuziehen?“, sagte sie ernst, bevor sie ihn finster anfunkelte. „Und in der Regel bin ich nicht hysterisch, wie du weißt - außer man weckt mich kurz nach Sonnenaufgang. Dann kann das eventuell passieren.“ Diese Anspielung löste bei ihm einen gespielt ahnungslosen Blick aus. „Du weißt gar nicht wo von ich spreche, ich weiß“, knurrte sie und bemerkte dann, dass ihre Füße kalt wurden. „Ach verflucht. Schon wieder die Socken vergessen.“ Sie drehte sich um und ging zurück ins Bad, wo sie die besagten Kleidungsstücke zurückgelassen hatte. Kais inzwischen wieder seriöser Blick folgte ihr: Wie konnte sie nur so locker mit Dingen umgehen, die für andere Mädchen in ihrem Alter eine Katastrophe gewesen wäre? Allein wenn er daran dachte wie Hilary reagiert hätte, wenn sie so vor ihm gestanden hätte... Nein, das wollte Kai sich nicht ausmalen. Aber woher kam es, dass Naomi so problemlos damit umging? Es konnte nicht die Tatsache sein, dass sie, wie Kyko am Vorabend ganz richtig festgestellt hatte, sehr viel Zeit mit ihm und den anderen Jungs verbrachte, denn das tat Hilary auch. Aber woher auch immer Naomis Unbeschwertheit kam: Nie war sie ihm zuvor so bewusst aufgefallen. Es war einfach normal für ihn gewesen, dass die Blonde war, wie sie war und er hatte nie etwas auffälliges daran gefunden. Aber jetzt, wo er so direkt damit konfrontiert worden war, wurde ihm urplötzlich bewusst, dass ihm gerade dies an ihr gefiel. Er mochte sie deswegen sogar, gestand er sich ein. Vielleicht sogar mehr als, dass er sie nur mochte. Aber würde er das so schnell nicht preisgeben, so war er sich sicher, um seine Autorität im Team nicht aufs Spiel zu setzen. Naomi kam, mit Socken, zurück ins Zimmer und war dabei ihre Haare zu einem Pferdeschwanz zusammenzubinden, als es an der Tür klopfte. Kai öffnete diese und Ray trat in Trainingskleidung ein. „Morgen!“ Er sah zu Naomi, während Kai die Tür wieder schloss. „Huch, du bist ja schon angezogen. Hat Kai dich tatsächlich aus den Federn bekommen?!“ Naomi blickte etwas fassungslos und wehmütig zurück: „Du wusstest davon... warum hast du ihn nicht aufgehalten?“ „Wie hätte ich?“ Ray legte den Kopf schief. „Keine Ahnung. Aber nach der Aktion würde ich sagen durch Aufschlitzen oder so.“ Ihm immer noch die Sache mit dem Waschlappen übelnehmend, sah sie zu Kai. „Ich fand meine Idee gut“, sagte dieser, von sich selbst überzeugt, mit fiesem Grinsen. Ray grinste Kai an: „Was hast du denn gemacht?“ „Ach... nichts besonderes“, antwortete dieser. „Nein, er hat mir nur, während ich noch schlief, einen nassen Waschlappen aufs Gesicht fallen lassen, der zu allem Überfluss noch eisigkalt war“, antwortet Naomi, während sie zum Schrank ging, um ein Sweatshirt mit Kapuze herauszuholen und es sich zusätzlich überzuziehen. Der Schwarzhaarige lachte nun: „Gemein. Aber eine gute Idee. Muss ich mir merken.“ „Komm bloß nicht auf die Idee, das nach zu machen.“ Naomi band ihre Turnschuhe zu. Er grinste: „Mal sehen.“ „Sind die anderen Zwei schon auf?“, fragte Kai trocken, nachdem er seine Schuhe bereits zugebunden hatte. „Weiß ich nicht.“ Ray sah ihn ahnungslos an. „Die können was erleben, wenn sie zu spät unten sind.“ Mit diesen Worten steckte der Russe eine der Regionskarten in seine Hosentasche, folgte den anderen Beiden auf den Flur und zog die Tür hinter sich zu. Im selben Augenblick kam Max aus dem ersten Zimmer. Ihm folgte ein schläfriger Tyson, der aussah, als würde er gleich im Laufen einschlafen. „Guten Morgen, Leute“, sagte Max leise, als er die Anderen erblickte. Tyson gähnte lediglich: „Kai, ich bringe dich um.“ Kai ging auf sie zu: „Kannst dich mit Nao zusammentun. Sie denkt auch schon an Mordanschläge mir gegenüber.“ „Richtig so“, gab der Verschlafene mit Blick zu Naomi von sich. Der Teamkapitän und ging gefolgt von Max und Naomi die Treppe hinunter zur Haustür, die er mit dem Schlüssel, den er von Mr. Subashi zusammen mit den Karten erhalten hatte, aufschloss. Tyson blieb demonstrativ am oberen Ende der Treppe stehen und sah zu Kai: „Was wenn ich jetzt hier stehen bleibe? Zerrst du mich dann die Stufen hinunter?“ Kai sah ihn kühl mit drohendem Blick an, was völlig ausreichte, um Tyson einzuschüchtern und ihn nach unten zu bewegen: „Ich komme ja schon.“ Ray folgte ihm schmunzelnd. Wenig später standen die fünf vor dem Haus im dichten Nebel. „Das ist ja die reinste Waschküche.“ Max verengte seine Augen zu Schlitzen, in der Hoffnung, dadurch mehr sehen zu können. „Sicher, dass wir da durch laufen wollen?“ „Wollen eher weniger“, entgegnete Tyson und sah aus den Augenwinkeln Kai an. „Es ist eisigkalt.“ Naomi fröstelte und klammerte sich an Ray, der ihr lachend die Kapuze ihres Sweatshirts über den Kopf bis in ihr Gesicht zog. Sie schob diese grummelnd zurück. „Also wo geht’s lang?“ Naomi sah den Graublauhaarigen an. „Durch die Nebelwand rechts oder durch die links. Oder lieber geradeaus?“ „Werden wir sehen. Wir laufen jetzt einfach in irgendeine Richtung“, bekam sie zur Antwort. „Du hast also keinen Plan, wo es lang geht?“, fragte Tyson skeptisch. Kai schaute ihn gleichgültig an: „Nein. Wir werden also erst wieder zurückkommen, wenn sich der Nebel verzogen hat, außer wir kommen durch Zufall wieder hier an.“ Damit lief er allen voran in den Wald und damit in die weißen Nebelschwaden hinein. Ray und Max folgten ihm. „Wieso tue ich mir das an?“, seufzte Tyson. „Weil es sonst Stress mit dem Boss gibt“, antwortet Naomi ihm und die Beiden folgten ihren Freunden. Sie joggten schon mehr als eine halbe Stunde durch den Wald - Kai vorneweg - als Naomi sich etwas zurückfallen ließ, da sie bemerkte, dass sich einer ihrer Schnürsenkel öffnete. „Wartet mal bitte kurz!“, sagte sie, ehe sie sich hinhockte und ihn wieder zuband. Doch als sie sich wieder aufrichtete, waren die Anderen nicht mehr zusehen. Sie sah sich um, doch außer dichtem Nebel, einem Baum direkt neben ihr und einigen Baumsilhouetten, die sich im Dunst verloren, konnte sie nichts und niemanden sehen. „Ray?“, rief sie in den Wald hinein. „Jungs? Wo seid ihr?“ Keine Antwort. Sie rief lauter: „TYSON! MAX!“ Doch niemand antwortete. Nur das gelegentliche Zwitschern der Vögel und eine ansonsten geisterhafte Stille drangen an ihr Ohr. Sie schluckte heftig und spürte wie ihr Herz zu rasen begann. Max drehte sich um, weil er meinte etwas gehört zu haben und bemerkte nun, dass Naomi nicht mehr hinter ihnen war. Er drehte sich wieder zu den Anderen: „Hey! Bleibt stehen! Wir haben Nao verloren.“ Seine Freunde stoppten und drehten sich zu Max, um ebenfalls festzustellen, dass sie verschwunden war. „NAO?!“, rief Ray in den Wald hinein. „NAOOOO!“ Ein lauter Ruf seitens Tyson. Orientierungslos lehnte Naomi sich gegen den Baum. Ihr Herz schlug inzwischen so schnell, dass sie ihren Puls bis in ihren Hals und ihren Kopf hinein spüren konnte. Ihr Atem wurde immer schneller. Panik stieg in ihr auf. Sie begann zu zittern, als die nasse, kalte Morgenluft ihren Körper umwanderte. Sie fühlte sich hilflos, weil sie keine Ahnung hatte, in welche Richtung sie ursprünglich gelaufen waren. Plötzlich hörte sie jedoch ihren Namen. Allerdings wurde der Schall durch die Bäume so gebrochen, dass sie die Richtung aus der er kam nicht bestimmen konnte. „TYSON? RAY?“, rief sie zurück. Wenig später kam die Antwort bei den Anderen an. „Nao, wo bist du?“, rief Max. „Hier!“, kam es zurück. „Wo ist hier?“ Der Blonde sah die Anderen irrtiert an, nachdem er zurückgerufen hatte. „Wie soll ich das sagen? Ich glaube nicht, dass es euch hilft, wenn ich euch sage, dass ich an einem Baum stehe.“ Naomis Stimme war anzumerken, dass sie Angst hatte. „Nao, bleib wo du bist! Wir suchen dich!“, rief nun Ray. Kai lief zurück, an ihnen vorbei: „Wartet hier.“ Damit verschwand auch er im Nebel. „Na ganz toll. DEN suche ich aber nicht“, sagte Tyson. „Wie will er sie jetzt finden? Hat er Nebelscheinwerfer dabei?“ Max sah fragend in die nun noch kleinere Runde. Tyson zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht wie, aber er wird sie finden“, sagte Ray, in die Richtung blickend, in die ihre Teamkapitän gelaufen war. „Wir warten einfach hier, wie er gesagt hat.“ „Na, wenn du dir da so sicher bist.“ Max zweifelte an Rays Aussage, blieb jedoch genau wie Tyson dort wo er sich befand. Ihren Körper gegen den Baum gepresst, sah Naomi sich immer wieder um. Sie betete, dass die Anderen sie bald fanden, bevor sie umkam vor Angst. Denn dieser Wald erschien ihr in dieser Lage alles andere als geheuer - vor allem, da man kaum etwas sehen konnte und sie das Gefühl hatte aus allen Richtungen beobachtet zu werden. Die Kälte kroch weiter an ihr hinauf und sie fühlte sich, als würde der feuchte Nebel sie erdrücken und ihr die Luft abschnüren. Plötzlich nahm sie das Knacken von Ästen wahr. Was war das? Ein wildes Tier? Sie hielt die Luft an. Zögerlich drehte sie ihren Oberkörper vom Stamm hinter ihr weg, um auf die andere Seite des Baumes zu sehen. Im selben Augenblick spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter. Erschrocken drehte sie sich um und presste sich wieder gegen den Baum. „Kai.“ Sie konnte sich nicht daran erinnern, jemals so froh gewesen zu sein in die Augen des Teamleaders zu sehen. Ihre Knie gaben ihr nach und sie rutschte am Baum hinab, wobei sich ihr Atem und ihr Herzschlag allmählich wieder normalisierten. „Was trödelst du denn wieder rum?“ Kai sah sie an. „Ich... ich hab nicht getrödelt. Mein Schuhsenkel war aufgegangen und... und...“ Sie zitterte immer noch, was das Stottern zur Folge hatte. „Schon in Ordnung.“ Kai sah ein, dass es nicht ihre Schuld gewesen war und reichte ihr die Hand, um ihr hoch zu helfen. Sie fasste diese, worauf er sie hochzog. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich das heute noch sagen würde, aber ich bin gerade echt froh dich zu sehen“, sagte sie erleichtert. Der Anflug eines Lächelns machte sich auf Kais Gesicht breit. Sie traute ihren Augen zunächst nicht, antwortete dann jedoch mit der selben Geste, ehe sie sich auf den Weg zu den Anderen machten. Der Blauhaarige hatte sich diesen recht gut eingeprägt, sodass sie ohne größere Problem zurückfanden. „Mann, Nao. Hast du uns einen Schrecken eingejagt“, sagte Max, als sie wieder wohlbehalten bei ihnen war. „Tut mir leid“, antwortete sie, sichtlich froh wieder bei ihnen zu sein. „Na ja, Hauptsache, du bist wieder hier“, kam von Tyson. Ray sagte nichts. Er sah Kai an, der in seiner gelassenen Art an ihnen vorbei ging, als wäre nichts passiert, und wieder die Führung übernahm. „Wusste ich es doch.“ Rays Vermutung schien sich zu bestätigen. „Da will wohl jemand nicht zugeben, wie viel er für jemand anderen übrig hat.“ Er blickte zu Naomi. Diese wiederum sah Kai nach – so wie Ray es erwartet oder besser gesagt erhofft hatte. „Das werden vielleicht noch die besten Ferien seit Langem“, dachte Ray. „Uh, ich kann nicht mehr“, jammerte Tyson plötzlich. „Wir laufen erste vierzig Minuten. Also hör auf zu jammern!“, sagte Kai kalt, worauf Tyson zickig das Gesicht verzog, ehe sie ihm weiter folgten. „Außerdem müssen wir noch unsere Bonusrunden ablaufen, Tyson“, meinte Naomi deprimiert, während sie liefen. „Ach ja... ganz toll.“ Tyson hatte wirklich keine Lust mehr, aber ihm blieb scheinbar nichts anderes übrig. „Die werdet ihr aber nicht heute laufen“, sagte Kai plötzlich. Die beiden Angesprochenen sahen sich verwirrt an. Er fuhr fort: „Strafrunden werden jede Woche bis Sonntag gesammelt. Ich kann nicht immer meinen ganzen Trainingsplan nach euren Strafen richten.“ „SONNTAG?“, kam es von den Beiden gleichzeitig. „Das ist nicht dein Ernst!“, rief Tyson fassungslos. „Sonntag, hatten wir abgemacht, ist frei.“ „Handelt euch keine Zusatzrunden ein und ihr habt frei“, sagte der Russe ruhig. „Das ist echt hart, Kai“, schaltete sich Ray ein. „Hart, aber gerecht“, meinte der Andere. „Mein Beileid.“ Max joggt neben Naomi und Tyson her, die ziemlich niedergeschlagen wirkten. Es folgten ein lange Zeit in denen sie schweigend weiterliefen. Wenig später nahmen Tyson und Naomi einwenig Abstand zu den Anderen. Max ließ sich ebenfalls zurückfallen, als er dies bemerkte: „Schmiedet ihr jetzt Pläne für Attentate auf Kai?“ Tyson nickte: „Ja.“ „Ich glaube, ich werde ihm eine Freude machen und die Toilette auf unserem Zimmer putzen“, sagte Naomi leise, sodass Kai sie nicht hören konnte. „Was?, Max und Tyson konnten nicht glauben, was sie da hörten. Doch Naomi grinste gehässig: „Mit seiner Zahnbürste.“ Tyson musste laut lachen, unterdrückte dies jedoch wieder, als sich Ray und Kai kurz umdrehten. „Das ist echt eklig, Nao. Aber guuuuut“, flüsterte er. „Das willst du nicht ernsthaft machen., oder?“, grinste Max. Naomi sah die beiden abwechselnd an: „Was bekomme ich dafür?“ „3000 Yen!“, sagte Tyson ohne lange zu überlegen. Naomi grinste: „Abgemacht.“ Sie gaben sich die Hand drauf. „Hey, wir wollen es aber auch live sehen“, sagte Max. „Dann hockt euch halt auf einen der Bäume vor dem Badezimmerfenster, damit Kai euch nicht im Zimmer erwischt“, antwortet sie. „Alles klar.“ Tyson war gespannt, ob Naomi das wirklich tun würde. Ray bekam mit, wie die Drei tuschelten und drehte sich erneut um: „Tyson, Nao, handelt ihr euch gerade noch mehr Runden ein?“ Tyson grinste überheblich: „Wir? Nein, würden wir nie tun.“ Ray schüttelte hoffnungslos den Kopf. Kai schien sie wie gewohnt zu ignorieren. Allmählich löste sich der Nebel auf und die Truppe machte sich nach mehr als zwei Stunden auf den Rückweg zur Pension, wo ihr Frühstück auf sie wartete. _____________________________________________________________ Und jetzt wollt ihr alle wissen, ob Nao das mit dem Klo wirklich bringt, oder? xD Ich auch... *lol* Werden wir dann im nächsten Kapi sehen. Kapitel 5: Dawn colours ----------------------- Heyho!ö^___^ Kapitel 5 ist da Hat leider etwas länger gedauert als zuvor, da ich endlich ein Betalie habe (Danke, Gewitterhex ). An dieser Stelle bedanke ich mich nun bei -BloodyAngel-, bueno-kitty, Black-Phoenix-franzi, sweetangle, Primrose1801 & Gewitterhex dafür, dass ihr mir immer bei jedem Kapitel einen Kommentar da lasst. Das ist so lieb von euch und ich freue mich jedes Mal aufs Neue (finde es immer interessant, wenn einem die Leser sagen, was ihnen gefallen hat und was weniger). =D Außerdem seid ihr ein Ansporn, weil ich weiß, dass ihr weiterlest. Bitte macht weiter so. Ich werde mir auch Mühe geben, dass euch die FF weiterhin gefällt. ^^ _____________________________________________________________ Als das Team seine Unterkunft betrat, kam ihnen Mrs. Subashi entgegen: „Oh, guten Morgen. So früh trainiert ihr schon?“ Max setzte sich neben Naomi auf die Treppe, nachdem er sich genau wie die Anderen eine Wasserflasche aus einem der Getränkekästen genommen hatte und antwortete: „Gezwungener Maßen, ja.“ „Ich geh erst mal duschen“, sagte Ray, nachdem er seine Flasche leer getrunken und wieder weggestellt hatte. „Werde ich auch machen.“ Kai folgte ihm nach oben, worauf die beiden auf der Treppe Sitzenden auch ihm Platz machten. Auch Tyson stellte seine geleerte Wasserflasche wenig später zurück, um unter die Dusche zu steigen. Naomi und Max blieben sitzen, während ihre Gastgeberin sich längst in der Küche befand, um allmählich das Frühstück vorzubereiten und einigen anderen Hausarbeiten nachzugehen. „Und? Wann gedenkst du zu putzen?“ Max sah das Mädchen neben sich grinsend an. „Mal schauen. Vielleicht heute Abend. Auf jeden Fall dann, wenn Kai nicht oben ist“, antwortete sie. „Logisch.“ Er musste immer breiter grinsen, bei dem Gedanken, wie Kai sich danach mit der Zahnbürste die Zähne putzen würde. Naomi nahm ihm seine leere Flasche ab und stellte sie mit ihrer eigenen zurück in den Kasten unter der Treppe. „Lass dich aber bloß nicht erwischen“, lachte Max, während sie sich gegen den Pfosten des Geländers lehnte. „Habe ich nicht vor.“ Naomi sah die Treppe hinauf, als sie eine Zimmertür zufallen hörte. Kenny kam die Stufen hinunter: „Guten Morgen, Leute. Habt ihr etwa schon trainiert?“ „Ja. Kai hat echt einen an der Klatsche. Lässt uns zwei Stunden durch den Nebel rennen.“ Max seufzte. „Ihr Armen. Sag das aber besser nicht zu laut.“ Kenny hatte Mitleid. Naomi lachte: „Richtig... sonst darfst du dich Ty und mir am Sonntag anschließen.“ „Ne danke. Ich verzichte freiwillig.“ Max wurde schon schlecht, wenn er nur daran dachte, am Sonntag früh aufstehen zu müssen. Kenny sah die beiden verwirrt an: „Am Sonntag?“ „Kai hat beschlossen, dass jegliche Strafrunden am Sonntag abgelaufen werden. Er kann ja nicht immer seinen Trainingsplan nach unseren Strafen richten!“, zitierte das blonde Mädchen ihren Teamleader missmutig. „Oh je... Mein Beileid.“, der Braunhaarige sah sie mitleidig an. „Was soll’s. Lässt sich jetzt nicht mehr ändern“, seufzte sie, bevor sie langsam die Stufen hinaufging. „Ich glaube, ich lege mich noch mal ein paar Minuten aufs Ohr, bis Kai das Bad räumt.“ Auch Max folgte ihr wenig später, woraufhin Kenny in die Küche ging und Mrs. Subashi half. Wieder auf ihrem Zimmer, zog Naomi ihre Schuhe und die schmutzige und verschwitzte Kleidung aus und zog sich provisorisch eines ihrer längsten T-Shirts über, welches sie aus dem Schrank holte und ihr ein ganzes Stück bis über die Hüften reichte. Ihre Klamotten ließ sie neben ihr Bett fallen und sich selbst auf eben jenes. Sie drehte sich auf die Seite. Eine Weile lauschte sie dem Wasser, das sie im Bad laufen hörte und allmählich spürte sie, wie ihre Augen schwer wurden, ehe sie einschlief. Frisch geduscht und angezogen kam Kai eine halbe Stunde später aus dem Badezimmer. Er erblickte das Mädchen, das tief und fest schlief, dabei die Beine leicht angewinkelt hatte, ebenso ihre Arme vor ihrem Oberkörper. Langsam ging er auf sie zu und stellte sich ans Fußende des Bettes, wo er begann sie zu mustern. Sein Blick wanderte über ihre Füße und ihre Beine, gefolgt von ihrem Becken und ihrer Taille, über ihre Schulter, hinauf zu ihrem Gesicht mit ihrem leicht geöffnetem Mund. Das Tageslicht schien durchs Fenster auf sie und brachte die vorderen Haarsträhnen, die ihr zum Teil wieder ins Gesicht hingen, zum Glänzen. Kai war es in diesem Moment unbegreiflich, wie er ihr sechs Runden hatte aufdrücken können, sah sie doch so unschuldig aus, wie sie da lag. Am liebsten hätte er sie geweckt, um ihr zu sagen, dass sie nicht laufen müsse. Doch es ging nicht. „Ich kann sie nicht bevorzugen, nur weil...“ Nur weil was? Der Russe war sich in seinem Gedankengang unsicher. Weil sie ein Mädchen war? Blödsinn. Sie und die Anderen würden ihn für verrückt erklären, da es nie eine Rolle gespielt hatte, dass sie genauso viel trainierte wie die Jungs. Aber vielleicht weil... nein, diesen Gedanken wollte Kai nicht schon wieder verfolgen, so wie er es bereits nach dem Aufstehen getan hatte. Zu wichtig war ihm sein Ansehen im Team, als dass er Gefühle seinerseits eingestehen würde. Plötzlich öffnete Naomi die Augen und blinzelte der Sonne entgegen, die sie blendete. Kai stand ausdruckslos da, als sie sich umdrehte und ihn bemerkte. Sie erschrak, als sie ihn am Ende ihres Bettes vor sich stehen sah, schreckte hoch und zog dabei ihre Beine an: „Was... was willst du?“ „Das ist vielleicht auch mein Zimmer?!“ Kai hatte absolut nicht daran gedacht, wie er in dieser Situation reagieren würde. Was musste sie von ihm denken, wo er so vor ihr stand? Sie sah ihn an. Er sah sie an. Schweigen. „Das Bad ist übrigens frei“, sagte er in gewohnt kühlem Ton, um sich aus diesem unangenehmen Augenblick zu befreien und ging hinaus auf den Balkon, weniger um frische Luft zu schnappen, als Naomi nicht mehr ansehen zu müssen und sein Gewissen zu verdrängen. Sie sah ihm verwirrt nach: „Was sollte das?“ Sie konnte sich sein Verhalten erneut nicht erklären, gab den Versuch dies zu tun jedoch wenig später auf, da sie das Bedürfnis verspürte, endlich zu duschen. Somit stand sie auf, nahm sich neue Kleidung und verschwand im Raum nebenan. Tyson kam in Boxershorts aus dem Bad und warf Max sein Handtuch ins Gesicht, das er zuvor um den Hals hängen hatte, als er diesen faul auf der Couch liegen sah: „Geh duschen, Junge. Du müffelst.“ Max nahm das Handtuch weg, um sein Gegenüber ansehen zu können: „Wenn du so lange brauchst.“ Der Blonde stand auf, um ins Bad zu gehen. „Was hältst du jetzt eigentlich von Kyko?“ Tyson zog sich gerade sein T-Shirt an, während er diese Frage stellte. Der Angesprochene hielt in der Tür inne: „Was soll ich von ihr halten?“ „Na, ich frag nur.“ Tyson wollte in seiner Aussage nicht zu direkt werden. „Sie ist nett.“ Damit schloss Max die Badtür hinter sich. „Alles klar... sie ist nett.“ Tyson musste grinsen, während er über die Antwort seines Freundes nachdachte. „Wann hat er mitbekommen, dass ich auf Kyko stehe?“ Max grübelte, wann sein bester Freund dies bemerkt haben konnte, während er das Wasser aus dem Duschkopf über seinen Körper laufen ließ. „Er war nicht dabei, als ich zu ihr gegangen bin. Oder habe ich mich irgendwann auffällig verhalten?“ Doch soviel er auch nachdachte, ihm fiel beim besten Willen nicht ein, wann Tyson es hätte merken sollen. Wahrscheinlich schloss sein Kumpel einfach darauf, da im Team bekannt war, dass er gerne mit weiblichen Fans flirtete. Dies verleugnete er auch nicht. Doch er war sich nicht sicher, ob er auch dieses Mal nur einen Flirt in der ganzen Sache sah. In den spiegelschauend trocknete Naomi ihre Haare hab und dachte nach. Doch worüber sie nachdachte war sie sich selbst nicht sicher. Schon unter der Dusche zweifelte sie daran, wie sie die vier Wochen überstehen sollte. Ob sie Kenny vielleicht doch bitten sollte, mit ihr das Zimmer zu tauschen? Vielleicht war es das Beste. Andernfalls, befürchtete sie, würde sie verrückt werden, weil sie es mit Kai einfach nicht aushielt. „Nur weil ich ihn...“ Weil sie ihn hasste? Hasste sie ihn wirklich? Sie hatte sich vor diesen Ferien nie darüber Gedanken gemacht, was sie für Kai empfand. Er war einfach nur da gewesen - und es war in Ordnung. Selbst in der Schule, wo er ihr unter der Woche tagtäglich unmittelbar im Nacken saß, hatte sie ihn weniger bewusst wahrgenommen, als sie es seit gestern tat. Selbst jetzt, wo mindestens zwei Räume sie voneinander trennten, hatte sie das Gefühl, er würde neben ihr stehen und sie genau beobachten und gleichzeitig doch ignorieren. Wurde sie paranoid? Doch eine Antwort darauf konnte sie nicht mehr finden, da ein Klopfen an der Badezimmertür ihren Gedankengang unterbrach. „Ja?“ Sie sah zur Tür. Von der anderen Seite hörte sie Kai: „Kann ich reinkommen?“ Sie zog noch schnell ihr T-Shirt über, um ihm nicht, wie wenige Stunden zuvor, nur halbbekleidet gegenüber zu stehen: „Ja.“ Kai öffnete die Tür und trat ein: „Ich gehe die Waschmaschine füttern. Soll ich deine Wäsche mitnehmen?“ Naomi sah auf ihre Trainingskleidung und die restliche Wäsche am Boden, die sie aus dem Wohnraum mit ins Bad genommen hatte, neben ihr und dann zu ihm: „Wie kommt es dazu? Habe ich in der Hiwatarischen Klassenlotarie gewonnen oder willst du nur an meine Unterwäsche?“ Kai runzelte die Stirn: „Weder ist mir bekannt, dass es Ersteres gibt, noch bin ich notgeil. Aber bitte. Dann geh' halt selbst!“ Er wollte sich zum Gehen wenden, doch Naomi hielt ihn auf: „Mann, Kai, warte! Nimm sie bitte mit.“ Bitte? Hatte sie ihn gerade tatsächlich um etwas gebeten? Er konnte es nicht so ganz glauben, hatte er mehr damit gerechnet, dass sie ihm die Kleidung nachwerfen würde, immer noch sauer, wegen seinem morgendlichen Weckdienst. Doch dem war nicht so. Sie bückte sich, nahm die Wäsche hoch und ging zwei Schritte auf ihn zu, damit sie ihm diese reichen konnte. Aber anstatt dies zu tun, hielt sie inne und sah ihm direkt in die Augen, ohne irgendetwas zu sagen. „Was ist? Überlegst du es dir gerade anders?“ Kai, der zunächst ebenso intensiv zurückgesehen hatte, versuchte die Fassung zu bewahren. „Nein.“ Irritiert von ihrem eigenem Handeln, drückte sie ihm schlagartig die Wäschen in den Arm, um sich dann schnell wieder dem Spiegel zuzuwenden und seinem Blick auszuweichen. Kai sah sie noch kurz an, ehe er sich doch zur Tür drehte: „Du hast die Badtür nicht abgeschlossen.“ Sie sah verwundert zu ihm: „Ja und?“ Er grinste provozierend, was sie jedoch nicht sehen konnte, dafür aber an seiner Stimmlage ausmachen konnte: „Du wartest nur darauf, dass ich reinkomme, oder? Ehrlich, Nao, du musst mir doch nur Bescheid sagen, wenn du unbedingt mit mir duschen willst. Spart uns beiden eine Menge Zeit.“ Sie konnte nicht glauben, was sie da hörte. Wut stieg in ihr auf. Wofür hielt er sich eigentlich? Kai spürte einen Schlag gegen seinen Hinterkopf und hörte einen dumpfen Aufschlag hinter sich, verursacht durch das Stück Seife, das ursprünglich neben dem Waschbecken vorzufinden gewesen war und nun hinter ihm lag, wie er durch einen Blick hinter sich feststellte. Er drehte seinen Kopf zurück. Am Türrahmen vorbei ins andere Zimmer blickend, antwortete er auf ihren Wurf mit der Seife, in gleichgültigem und unnahbarem Ton: „Ich wusste, du würdest dich wieder provozieren lassen. Denkst du etwa, das war ernst gemeint? Mich interessiert nicht im Geringsten, ob du die Tür abschließt, noch was du sonst tust. Ich wollte lediglich testen, ob du dich wieder so verhalten würdest, wie gestern Abend. Aber scheinbar fehlt dir dazu der Ehrgeiz und die Ausdauer.“ Damit ging er aus dem Raum und zog die Tür hinter sich zu. Es interessierte ihn nicht was sie tat? Nicht im Geringsten? Sie hatte keinen Ehrgeiz und keine Ausdauer? Kais Worte trafen sie wie ein Schlag in die Magengegend. Fassungslos starrte sie ins Leere, wo er noch zuvor gestanden hatte. Seine Worte hallten wie ein Echo in ihrem Kopf wieder. Als er mit der Wäsche im Arm in den Keller hinunterging, zweifelte der Russe an dem, was er gesagt hatte. Ihm war nicht egal, was sie tat. Das war ihm bewusst. Doch trotzdem hatte er dies gesagt. Warum wusste er nicht. Sich selbst hinterfragend, steckte er die sortierte Kleidung in eine der drei Waschmaschinen im Waschkeller neben dem Trainingsraum. Als er Naomis T-Shirt in der Hand hielt, betrachtete er es eine Weile. Warum machte er das? Warum provozierte er sie? Eigentlich wollte er es nicht, dennoch tat er es. Plötzlich hörte er Schritte auf der Kellertreppe. Schnell warf er das T-Shirt mit in die Maschine, schloss diese und schaltete sie ein, ehe Ray neben ihm stand. „Na, dich hier anzutreffen, hätte ich jetzt echt nicht erwartet.“ Etwas überrascht von der Begegnung stopfte Ray seine Schmutzwäsche, die er unter den Arm geklemmt hatte, in die Waschmaschine neben der mit der sich bereits drehenden Waschtrommel. „Kannst du mal sehen.“ Ohne weiter auf ihn einzugehen, ging Kai wieder nach oben ins Esszimmer, wo der Tisch bereits gedeckt war. Ray verdrehte die Augen: „Kommunikativ wie eh und je.“ „Guten Morgen“, sagte Kyko fröhlich, denn auch sie und Hilary waren inzwischen auf und unterhielten sich am Frühstückstisch. „Morgen“, entgegnete Kai in neutralem Ton und setzte sich. Die beiden Mädchen nahmen wieder ihr Gespräch auf, während der Teamkapitän auf die Uhr sah. Inzwischen war es kurz vor Acht und auch in ihm kam das Verlangen nach einem Frühstück auf. Auch Max und Tyson trudelten wenig später ein. „Hunger“, jammerte Tyson. Hilary traute ihren Augen nicht: „Du bist schon auf?“ „Schon auf ist gut.“ Er ließ sich, ebenso wie Max, an seinem Platz nieder. „Wir sind seit mehr als drei Stunden auf den Beinen. Kai hat uns schon zwei davon durch den Wald gejagt.“ „Ach so. Na das erklärt alles. Hätte mich auch gewundert, wenn du von alleine um die Zeit aufgestanden wärst.“ Hilary sah ihn an. „Na ja. Das Einzige was ihn dazu treiben würde, wäre Hunger“, ergänzte Kenny, der das Gespräch mitbekommen hatte und sich nun dazusetzte. Tyson ignorierte beide mit einem „Pff“. „So früh trainiert ihr schon?“, Kyko sah sie ungläubig an. „Ja.“ Max lächelte. „Ist zwar meistens ätzend, so zeitig aufzustehen, aber nach dem Frühstück sollte man nicht sofort joggen. Und am Mittag ist es einfach zu heiß.“ „Macht ihr das etwa jeden Tag?“, fragte sie. „Nein. Für gewöhnlich nicht. Und am Wochenende trainieren wir eigentlich gar nicht“, gab der Blonde zur Antwort. „Da ist frei.“ „Von wegen. Ich kenne wen, der hat alle Strafrunden auf Sonntag verlegt.“ Tyson schielte zu Kai. „Dazu habe ich vorhin genug gesagt, Tyson“, antwortete dieser, gelassen nach hinten gelehnt und die Arme vor seinem Oberkörper verschränkt. „Ja, schon gut.“ Der Japaner hatte keine Lust auf Diskussionen mit seinem Teamleader und sah stattdessen Ray an, der inzwischen auch im Raum stand. „Apropos, wo bleibt Nao?“ „Keine Ahnung. Ich geh mal nachsehen.“ Mit diesen Worte machte Ray sich auf den Weg, um Naomi zu holen. Warum behandelte er sie auf einmal wie Dreck? Völlig unwichtig und wertlos? Naomi stand auf dem Balkon, die Hände auf die Brüstung gestützt, und sah in den Morgenhimmel, der am Horizont über den Baumwipfeln noch in leichten Rot- und Gelbtönen leuchtete und über ihr in ein helles blau überging. Geziert wurde er von einigen Schleierwolken und Vögeln. Sie stellte sich vor, wie es sein musste, so frei zu sein. Sie wünschte, ihr würden Flügel wachsen und sie könnte auch so unbeschwert durch die Lüfte fliegen, fernab von jemandem, der sie scheinbar nicht ausstehen konnte. Doch das war unmöglich. Niedergeschlagen senkte sie ihren Blick auf die erhellten Baumkronen, die in den unterschiedlichsten Grünfarben leuchteten. Vier Wochen würde sie gefangen sein - Gefangene von Sarkasmus und Ironie - Gefangene von unüberlegten Handlungen - Gefangene von Kais Willen. In your eyes I’m nothing but a lost cause It hurts and I can’t walk on Astray inside Everything that I hide And I can’t find my way back home When it’s time to count the costs I am so lost And I can’t make my way back home Ihr blieb im Grunde nur, sich unterzuordnen, wenn sie nicht wollte, dass er sie weiter schikanieren konnte. Und wenn er der Meinung war, sie hätte keinen Ehrgeiz und keine Ausdauer, dann würde sie ihm das Gegenteil beweisen, koste es was es wolle! I don’t know how to make it But I’m not gonna waste it It’s a new day till the dawn I don’t know how to say this But I’m not gonna fall for you It’s a new day till the dawn Entschlossen blickte sie wieder gen Himmel, als es an der Zimmertür klopfte und Ray wenig später eintrat. „Nao? Kommst du frühstücken?“, fragte er, während er noch zwischen Tür und Angel stand. Sie drehte sich um und ging zurück ins Zimmer, wobei sie die Balkontür hinter sich schloss. „Bin so gut wie da.“ Sie wollte nicht, dass Ray ihr irgendetwas anmerkte und sagte dies in normaler Tonlage, immer noch zum Balkon gerichtet. Doch ihr Gegenüber spürte, wie so oft, dass etwas nicht stimmte: „Was ist los, Nao?“ „Nichts“, sie drehte sich zu ihm, „was soll sein?“ „Das frage ich dich.“ Ray sah sie besorgt an. „Es ist aber nichts.“ Das blonde Mädchen ging an ihm vorbei. „Komm, ich habe Hunger!“ Er seufzte, zog jedoch die Tür hinter ihnen zu und ging mit ihr zu den Anderen, wo auch die Pensionsbesitzer inzwischen eingetroffen waren. Das Frühstück verlief an und für sich normal. Aber Ray sah immer wieder unsicher zu Naomi, die wie am Abend zuvor schwieg. Sie schien teilweise völlig abwesend zu sein. Nur hin und wieder wechselte sie ein Wort mit ihm oder mit Hilary zu ihrer Rechten. Er hätte sie gerne darauf angesprochen, doch erneut war die Situation ungünstig. Auch ein Blick zu Kai, verriet ihm nicht, was mit seiner Freundin los war, da der Blauhaarige sich wie immer benahm. Er konnte nur den Nachmittag abwarten, wenn sie frei hatten und er sie unter vier Augen sprechen konnte. „Kenny?“ Dieser sah auf und Naomi an, als diese ihn plötzlich ansprach. „Ja?“, antwortete er. „Ich wollte dich fragen, ob du vielleicht...“ Doch sie unterbrach sich selber, indem sie innehielt. Ihr schoss wieder Kais Satz aus dem Badezimmer durch den Kopf. Wenn sie jetzt das Zimmer tauschen würden, würde sie ihm dann nicht damit Recht geben, dass sie keine Ausdauer hatte? Kenny sah sie wartend an: „Ob ich was?“ Doch Naomi änderte ihre Meinung aufgrund ihrer Überlegung: „Ach nichts. Schon gut.“ Kenny zuckte mit den Schultern und aß weiter. Sie starrte wieder auf ihren Teller. Ray sah sie aus dem Augenwinkeln an, denn scheinbar war er der Einzige, der das Gespräch verfolgt hatte. Nein, nicht ganz, wie er feststellte, als er zu Kai sah, der unauffällig Naomi beobachtete. Die Zeitspanne zwischen Frühstück und Mittagessen war wieder vom Training belegt. Diesmal hielt sich das Team unmittelbar vor dem Haus auf. Es war inzwischen sommerlich warm geworden, so dass sie schnell ins Schwitzen kamen. Kyko sah Hilary an, die neben ihr und Kenny, der wie wild auf seinem Notebook rumtippte, etwas abseits von den Anderen auf der Veranda saß: „Trainieren die immer so viel?“ Hilary nickte: „Meistens schon.“ „Aber Naomi auch? Müsste sie nicht weniger trainieren?“ Die Rothaarige sah fragend in Naomis Richtung, wo sie gerade dabei war, ihr Beyblade durch einen engen Parcours aus Pappbechern zu manövrieren. „Du meinst weil sie ein Mädchen ist?“, fragte Hilary. Kyko nickte darauf. „Nein. Vielleicht würde dir das jeder Arzt oder Sportlehrer oder sonst wer erzählen. Aber Nao hasst es eine Sonderstellung im Team einzunehmen.“ Auch die Braunhaarige sah nun in ihre Richtung. „Viele meinen auch, sie wäre nur im Team, weil sie die Enkelin von Mr. Dickenson ist. Aber das ist Quatsch. Sie ist einfach super gut, was das Beybladen angeht. Ok, sie ist nicht so stark im Angriff wie Tyson und Kai und ihre Abwehr ist sicher nicht so perfekt, wie die von Max. Aber ihre Geschwindigkeit – da kann nicht mal Ray mithalten. Und der ist schon so verdammt schnell. Wobei er hat eigentlich von allem etwas. Aber das brauche ich dir ja wahrscheinlich nicht zu sagen.“ „Nein, nicht wirklich.“ Kyko grinste, wurde dann jedoch wieder ernster. „Was glaubst du, denkt sie über mich, nachdem ich so mies zu ihr war?“ „Ach, ich denke ehrlich gesagt, dass es ihr inzwischen relativ egal ist. Sie ist zumindest nicht sonderlich nachtragend. Jeder von ihnen hat außerdem seine Fans und Anti-Fans, weil das einfach zum berühmt sein dazu gehört“, sagte die Braunhaarige. Ihr Gegenüber sah sie überrascht an: „Ray auch?“ Hilary musste lachen: „Ja, sicher... der auch. Ich habe zwar noch nie einen getroffen, aber er hat auch welche. Da bin ich mir ziemlich sicher.“ „Tzz... wer Ray nicht mag, muss doch einen Vollschaden haben.“ Kyko konnte nicht verstehen, wie man diesen freundlichen und gut aussehenden Jungen nicht mögen konnte. „Na ja, das könnten Naos Fans dann auch über dich sagen“, erwiderte Hilary. „Ja, stimmt allerdings“, gestand Kyko ein. „Wohnt Ray eigentlich wirklich bei Naomi? Ich habe das mal in irgendeiner Zeitschrift gelesen.“ Hilary sah nun zu Ray, der gegen Tyson kämpfte: „Ja, das stimmt. Er geht mit uns allen auf dieselbe Schule, weil er in Japan einfach bessere Ausbildungsmöglichkeiten hat, als in China. Deshalb wohnt er bei ihr.“ „Gingen Ray und Naomi schon immer zusammen zur Schule?“, fragte Kyko weiter. „Nein.“ Die Andere schüttelte den Kopf. „Erst seit der Oberschule. Sie kennen sich alle erst seit die Bladebreakers gegründet wurden. Bis auf Tyson, Kenny und mich, denn wir waren schon auf derselben Mittelschule. Angefreundet haben wir uns alle aber erst im Team. Na ja... in wie weit Kai sich mit irgendwem anfreundet, lasse ich mal im Raum stehen. Na gut, er ist schon für das Team da. Aber manchmal bringt er einen auch auf die Palme. Du musst nur einmal Tysons Wutausbrüche erleben, wenn Kai wieder zum Eisklotz oder, wie Tyson und Nao ihn meistens nennen, zum Kühlschrank wird.“ „Mag sie ihn nicht?“, fragte Kyko weiter. Hilary sah sie wieder an: „Nao Kai?“ Die Rothaarige nickte. Hilary sah wieder zu Naomi: „Gute Frage. Keine Ahnung! Kai zu mögen ist so eine Sache. Situationsbedingt weiß man was man an ihm hat. Aber so wie Ray mag sie ihn, glaube ich, nicht. Zumindest sprechen ihre gelegentlichen Mordgedanken dagegen. Wobei sie die wohl weniger ernst meint. Ich glaube, die beiden sind einfach zu verschieden, als dass sie ihn mögen würde. Obwohl... Gegensätze ziehen sich ja bekanntlich an.“ „Richtig, genau wie bei Tyson und dir.“ Max stand plötzlich neben ihnen. Hilary lief rot an: „Ach sei ruhig! Ihr Amis habt doch keine Ahnung.“ „Hey, werde hier mal nicht rassistisch“, lachte Max. „Du bist Amerikaner?“ Kyko sah ihn überrascht an. Der Blonde sah zu ihr: „Halbamerikaner! Mein Vater ist Japaner. Ist fast wie bei Nao. Ihr Vater ist Japaner und ihre Mutter Halbaustralierin – also durch Mr. Dickenson. Der ist Australier. Ray ist soweit ich weiß Vollblutchinese. Kai... ähm wie war das bei ihm noch mal? Ich meine seine Mutter war... ne... Moment... Mutter Russin, Vater Japaner. Oder doch andersrum?“ Auf seinen fragenden Blick hin sagte Hilary: „Frag mich nicht. Ich habe keine Ahnung, wer da was war!“ „Ach ist ja auch egal. Tatsache ist, dass wir wohl das internationalste Beybladeteam der Welt sind. Nur Kenny, Hilary und Tyson versauen uns als reine Japaner natürlich total den Schnitt“, grinste er. „Du bist ja nur neidisch!“, merkte Kenny an, der die ganze Zeit zuhörte. „Gar nicht. Ich bin stolz zur Hälfte Amerikaner zu sein. Wer hat denn hier in Japan schon natürliche blonde Haare? Nao und ich sind hier echte Raritäten!“, Max strich sich übers Haar. „Außer dir hat auch keiner hier so einen an der Klatsche und dazu noch Sommersprossen“, grinste Kenny. „Hey, nichts gegen meine Sommersprossen.“ Max sah Kenny an, der weiterhin auf seinen PC schaute. „Also ich find sie süß. Passen richtig gut zu dir“, sagte Kyko. Er sah sie an und rieb sich verlegen den Hinterkopf: „Danke.“ „Und vielleicht sollte ich mir meine Haare auch mal blond färben“, meinte sie. „Ich finde aber, rot steht dir sehr gut.“ Kyko erwiderte Max’ Kompliment mit einem Lächeln. „Max!“, Kai rief ungeduldig zu ihnen rüber. „Oh, ich glaube ich muss wieder ran ans Werk.“ Damit ging er zurück zu den anderen. „Mann, Tyson!“ Ray fluchte und sah nach oben in die Baumkrone über ihm, wo Driger sich in den Zweigen verfangen hatte, nachdem Tyson ihn etwas zu heftig aus der Bahn geschleudert hatte. „Sorry, Alter.“ Tyson grinste. Ray richtete seinen Blick auf ihn: „Den holst du mir jetzt wieder runter.“ Im selben Moment fiel das Beyblade schon vor seine Füße. Überrascht sah er Max an, der mit Draciel auf Driger gezielt und diesen damit wieder vom Baum geholt hatte. Der Blonde grinste ihn an und hörte Kyko klatschen. Er drehte sich zu ihr um und nahm eine Siegerpose ein. „Super. Danke, du Held“, sagte Ray ironisch, als er seinen Freund so dastehen sah. „Yeah, Maxie ist Supermann“, lachte Tyson. Kai sah sie ernst an: „Hört auf rumzualbern und macht weiter!“ „Hört auf rumzualbern und macht weiter.“ Tyson versuchte neben seiner Stimmlage auch Kais Mimik nachzuäffen. „Noch ein paar Runden?“ Der Teamleader sah ihn drohend an. „Ach, du bist mies. Ich bin dafür, dass wir mal Pause machen“, grummelte der Andere. „Da wäre ich allerdings auch für“, schloss Max sich an, nachdem er wieder aufrecht stand. „Jetzt noch nicht. Noch haben wir nicht genug trainiert“, sagte Kai. „Haben wir wohl.“ Tyson drehte sich zu Naomi, die nach wie vor versuchte Driston ohne Anecken im Slalom um die Becher zu lenken, um ihn dann auf der Stelle wieder umdrehen und zurückkreiseln zu lassen. „Nao, sag ihm, dass er Unrecht hat!“ Weiter starr auf ihr Beyblade schauend antwortete sie ihm: „Er hat Recht!“ „Was?“ Tyson konnte genau wie Max nicht fassen, was er da hörte. „Du hast das ‚Un’ vor dem ‚Recht’ vergessen.“ „Habe ich nicht. Kai hat Recht.“ Der Teamleader war zwar selbst ein wenig überrascht, ließ sich dies jedoch nicht anmerken und sah mit siegessicherem Blick zu Tyson. „Ah, Kai! Was hast du mit Nao gemacht?“ Tyson lief zu dem Mädchen und packte sie an den Schultern. „Hallo? Erde an Nao, bitte melden! Hat er dir eine Gehirnwäsche verpasst?“ Sie schob seine Arme bei Seite: „Ich bin da. Und ich bin wie immer.“ „Von wegen. Du bist nicht du. Rück sofort die alte Nao wieder raus!“ Naomi sah kurz entnervt zu Tyson. Ein schwerer Fehler, da sie die Kontrolle über ihr Beyblade verlor und dieses vier Becher nacheinander umwarf. „Verfluchter Mist!“ Sie war wütend, als sie dies sah. „Danke, Tyson.“ Dieser sah zunächst sie und dann Max ungläubig an. Doch sein Freund antwortete nur mit einem ahnungslosen Schulterzucken. Ebenso Ray, als er seinen fragenden Blick auf ihn richtete. Der Japaner seufzte und begab sich wieder an die Arbeit, indem er den Kampf gegen Ray wieder aufnahm. Auch Max trainierte weiter. Während er Dranzer über eine kleine Rampe jagte, um ihn dann punktgenau auf einem kleinen Stück Holz landen zu lassen, dass sie einige Meter weiter weg in den Boden gesteckt hatten, sah Kai unauffällig zu Naomi, die weiterhin verbissen versuchte den Parcours zu meistern. Auch Ray tat dies kurz: „Mich würde es wundern, wenn es ihr gerade wirklich nur um diesen dummen Parcours ginge.“ „Ray, konzentrier dich mal. Das macht sonst keinen Spaß“, moserte Tyson und riss Ray aus seinen Gedanken, woraufhin er sich wieder mit dem Duell befasste. _____________________________________________________________ Ihr vermisst die Zahnbürste, richtig? xD Na ja, das Kapitel wäre zuuuu lang geworden, wenn ich noch bis dahin geschrieben hätte ôo Kommt im nächsten aber ganz sicher ;D Und ja, ich weiß, Mr. Dick ist kein Australier. Aber ich finde der Kontinent wird in der Serie viel zu sehr vernachlässigt. ^^° Lyrics sind wieder von Deep Insight (Luv u, guys *___*). "New Day" rockt YouTube.com -> Deep Insight New Day *Schleichwerbung mach* xD Kapitel 6: Crashing the lines ----------------------------- Und da wäre ich schon wieder mit dem nächsten Teil *extra beeilt hab* ^__^ Wie immer danke an euch sechs (die, die ich meine, wissen schon, dass ich sie anrede) fürs kommentieren. *___* Ihr seid toll. Als kleines Dankeschön habe ich euch natürlich mein erstes (und hoffentlich nicht letztes) FanArt zur FF gewidmet (siehe Chara-Beschreibung). Hätte nicht erwartet, dass das letzte Kapitel so eine Wut auf Kai bei euch auslöst. °___° Und auf geht's zur nächsten Runde... und immer schön Kai runtermachen. ;P Kai: Hey! ôo Das ist Mobbing. <__< Ly: In deinem Fall ist mir das egal. :D Kai: ;____; _____________________________________________________________ „Uff, ich bin so voll gestopft, ich lege mich jetzt erst mal hin!“ Kenny hielt sich den Bauch, nachdem das Mittagessen gerade beendet war. Kai bedankte sich bei Mrs. Subashi für das gute Essen, stand auf und ging nach oben. „Kommt auch nicht auf die Idee, mal beim Abräumen zu helfen“, grummelte Tyson. „Hätte mich jetzt auch gewundert, wenn er es getan hätte“, lachte Ray. Allmählich wurden auch die anderen Plätze um den Tisch leerer. Naomi und Tyson halfen beim Tischabräumen, während Max Mr. Subashi dabei half, den Teppich auf der Treppe zu verlegen. Dieser war ihm dafür sehr dankbar. „Nao?“ Tyson sprach das wieder stillschweigende Mädchen im Türbogen des Esszimmers an. „Wie steht’s mit dem Putzen?“ „Vergiss es.“ Sie sagte dies kalt und ernst, während sie an ihm vorbei in die Küche ging. „Was?“ Tyson sah ihr verwirrt hinterher. Max, der am unteren Ende der Treppe stand und das Ganze mitbekommen hatte, war ebenfalls irritiert: „Was war das?“ „Ich habe keine Ahnung. Irgendetwas ist los mit ihr. Ich weiß nur nicht was“, antwortete Tyson, während er von Max zu Naomi sah, die in der Küche den Geschirrspüler einräumte. „Sehr seltsam.“ Auch Max blickte in ihre Richtung. „Seltsamer als seltsam“, kam von Tyson. „Am seltsamsten.“ Max sah nun wieder ihn an. „Versuche erst gar nicht eine weitere Steigerungsform von ‚seltsam’ zu finden. Es gibt keine.“ „Haha.“ Der Blauhaarige verzog das Gesicht. „Ich wüsste zu gerne was los ist. Sie war vorhin schon so komisch.“ „Mhm.“ Max kratzte sich am Hinterkopf. Tyson wandte seinem Blick wieder ihm zu: „Glaubst du Kai hat was damit zu tun?“ „Kai?“, fragend sah ihn der Blonde an. „Wegen den dummen Strafen?“ „Keine Ahnung. Vielleicht.“ Tyson zuckte mit den Schultern. Max überlegte: „Wir könnten ja mal Ray fragen. Der weiß sicher mehr als wir.“ „Was wollt ihr mich fragen?“ Ray kam im selben Moment aus dem Aufenthaltsraum. „Ob du uns sagen kannst...“ Tyson hielt inne, als Naomi wieder durch den Flur zurück ins Esszimmer ging. „Tyson, beweg mal deinen Arsch! Ich habe keine Lust das alles alleine zu machen“, sagte sie im Vorbeigehen, worauf der Angesprochenen ihr hinterher spurtete, um weiter abzuräumen. „Okay, jetzt weiß ich immer noch nicht, was ihr wolltet.“ Der Chinese sah Max an. Dieser antwortete leise: „Was ist mit Nao los?“ Rays Miene wurde ernst: „Ich weiß es nicht. Mir ist ihr merkwürdiges Verhalten auch aufgefallen. Muss nachher mal mit ihr sprechen.“ „Hmm, gut, tu das“, sagte Max kurz, ehe er sich wieder Mr. Subashi zuwandte, der ihn um den Hammer bat. Wenig später kam Naomi ein letztes Mal aus der Küche, nachdem sie auch den letzten Rest des Geschirrs dorthin gebracht hatte. Sie ging stumm an den Anderen vorbei nach draußen vor das Haus. Ray sah kurz zu Max, der ihm entgegennickte, bevor der Schwarzhaarige ebenfalls nach draußen ging. Tyson ging zu Max: „Weiß er doch nicht mehr als wir?“ Sein Gegenüber schüttelte den Kopf und sah den beiden durch die großen Glasscheiben der Haustür nach. Naomi hatte wieder ihr Beyblade gestartet und begann erneut zu trainieren, während Ray auf sie zuging. „Du trainierst schon wieder? Hast du Langeweile?“, fragte er. „Mir ist einfach gerade danach“, antwortete sie ohne ihn großartig zu beachten. „Dir ist danach? Das klingt gerade genauso unglaubwürdig, als wenn Tyson oder Max sagen würde, ihm wäre gerade danach eine Diät zu machen.“ Ray sah sie skeptisch an. „Willst du damit sagen, ich wäre eigentlich faul?“ Wieder schenkte sie ihm keine Beachtung, sondern sah starr auf ihr Blade. „Nein. Aber es klang zu ernst, als dass ich es dir abkaufen würde.“ Ray seufzte. „Nao, was ist los?“ „Nichts.“ Immer noch kein Blick von ihr zu ihm. „Ach so. Dass du plötzlich immer mehr verstummst und immer abweisender wirst ist nichts?“ Ray wurde die Ignoranz allmählich zu bunt und so stellte er sich in ihr Blickfeld. „Mensch, Nao, ich versuche gerade mit dir zu reden!“ Sie seufzte: „Ray, hör doch mal auf in allem was ich tue einen tieferen Sinn zu suchen. Ich tue einige Dinge auch einfach, weil ich sie gerade tun will.“ „Das könnte ich mir vielleicht noch im Bezug auf dein Training hier vorstellen. Aber nicht auf dein sonstiges Verhalten, was zum Beispiel das Schweigen angeht.“ Ray legte den Kopf schief. „Hat es was mit Kai zu tun?“ Naomis Stimmlage wurde etwas wütend: „Lass doch mal Kai aus dem Spiel. Warum sollte der was damit zu tun haben?“ „Weil du ihn liebst?!“ Er sagte dies prompt und ohne lange Umschweife. Sie wurde allmählich wirklich sauer, bewahrte jedoch die Fassung: „Hör endlich auf mit dem Mist. Jemandem den man liebt wirft man nicht die Seife an den Kopf.“ „Du hast was?“ Ray sah sie überrascht und ungläubig an. „Wenn er meint dumme Sprüche ablassen zu müssen.“ Naomi sagte dies, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt. Der Schwarzhaarige konnte sich nicht mehr zusammenreißen und musste lachen: „Und er hat dich nicht auf der Stelle erwürgt?“ „Wie du siehst nicht.“ Ihr war nicht zum Lachen zu Mute. Stattdessen blieb ihr Blick neutral. Ray fing sich wieder: „Hat er denn nichts gesagt?“ Das Mädchen schwieg kurz und sah an ihm vorbei auf ihr Beyblade, das einige Kreise auf dem Boden zog. „Nein, nichts“, log sie. „Wenn ich dann jetzt bitte weitermachen dürfte.“ „Ich kann mir nicht vorstellen, dass er nichts gesagt hat.“ Ray blieb stehen wo er war. „Lass mich bitte weiter in Ruhe bladen“, sagte sie deutlich ohne auf seine Aussage einzugehen. „Hmm... gut ich gebe es auf.“ Er drehte sich zum Gehen, wendete sich aber noch mal ihr zu. „Wenn du reden willst, ich bin auf meinem Zimmer.“, Sie sagte nichts und der Andere ging wieder zurück ins Haus. „Und?“ Max sah ihn an, als er den Flur betrat. Ebenso Tyson, der auch beim Teppichverlegen mit anpackte. „Kein Ahnung.“ Die Anderen machten ihm Platz, als er die Treppe hinaufging. Auf seinem Zimmer legte er sich seufzend aufs Bett, die Hände unter seinen Hinterkopf gelegt, während Kenny am Schreibtisch saß und an Dragoon, den er sich zuvor von Tyson geholt hatte, herumschraubte. „Alles in Ordnung?“ Kenny sah ihn besorgt an, als er sein Seufzen vernahm. „Ja.“ Ray wendete seinen Blick von der Zimmerdecke ab und sah zu seinem Freund. „Wolltest du dich nicht hinlegen?“ „Hab es mir anders überlegt. Kann ich mal kurz Driger haben? Will was nachschauen.“ Ray zog darauf hin sein Beyblade aus der Hosentasche und warf es Kenny zu, der es auffing und sich damit wieder dem Werkzeug und Dizzy auf dem Tisch zuwandte. Der Schwarzhaarige sah erneut zur Decke. Vielleicht steigerte er sich zu sehr in etwas hinein, was absolut realitätsfern war? „Aber wieso hat Kai sie dann heute Morgen so finden können. Und überhaupt...“, Ray grübelte eine ganze Weile, ehe er zu dem Schluss kam, das Ganze einfach noch einige Zeit zu beobachten, um wahrscheinlich doch festzustellen, dass auch er sich irren konnte und Naomi vielleicht am nächsten Tag schon wieder die Alte sein würde. Doch dem war nicht so, wie er am nächsten Morgen feststellte. Wie am Abend zuvor, hielt Naomis Schweigen auch während des Frühstückes und dem Training am Vormittag an. Den ganzen Tag ging sie den Anderen aus dem Weg. Aber niemand sprach sie darauf an – auch er selbst nicht. Ray beobachtete Naomi vom Flurfenster aus, als sie am Nachmittag erneut alleine draußen trainierte. „Ray, kommst du Billard spielen?“ Max und Kyko standen plötzlich neben ihm. Er sah die beiden an: „Öhm... ja, warum nicht?!“ Noch ein kurzer Blick nach draußen zu Naomi, ehe er den Beiden in den Keller folgte, wo Tyson, Kenny und Hilary bereits warteten. „Wer spielt mit wem?“, Tyson drückte jedem einen Queue in die Hand, als sie unten waren, mit Ausnahme von Hilary und Kenny, die das Zuschauen von der Bank aus bevorzugten. „Ich spiele mit Ray!“, warf Kyko sofort in den Raum. „Als hätten wir etwas anderes erwartet“, kommentierte Hilary dies. „Gut, dann machen wir euch platt, stimmt’s Maxie?“, Tyson klopfte Max siegessicher auf die Schulter. Dieser grinste: „Klar.“ „Tzz, das wollen wir doch erst mal sehen“, sagte Ray. Das Spiel nahm seinen Lauf und beide Teams schienen gleich stark, doch dann unterbrach Max sie kurz, als das Mädchen am Zug war: „Warte mal, Kyko.“ Er ging um den Tisch zu ihr. „Du musst den Queue noch flacher halten, dann triffst du noch besser“, sagte er. „Wie?“, Kyko sah ihn fragend an. „Moment. Ich zeig es dir.“ Er drückte Ray, der misstrauisch eine Augenbraue hochzog, seinen eigenen Stab in die Hand und lehnte sich über Kyko, um ihr bei der Queuehaltung zu helfen. „Ja super, Max. Willst du das wir verlieren?“, fragte Tyson. „Da ist ihm egal, Ty. Er will nur Kyko näher kommen“, lachte Ray, während er die beiden Queues auf den Boden gestellt, darauf seine Hände gelegt und darauf wiederum sein Kinn gestützt hatte. „Ruhe da!“ Max sah böse zu dem Schwarzhaarigen, der in breit angrinste, als er zusammen mit Kyko eine der Kugeln einlochte. Er stellte sich genau wie sie wieder aufrecht hin. „Klappt ja super“, sagte sie begeistert. „Danke, Max.“ „Nichts zu danken“, grinste dieser. „Maxie, komm' sofort zurück!“, rief Tyson. „Du spielst mit mir!“ „Ja, Schatz. Ich bin schon da.“ Er nahm seinen Queue wieder an sich und hopste vergnügt zurück zu Tyson. Die Anderen lachten. „Sagt mal, ihr Quatschköpfe, wo ist eigentlich Nao?“ Hilary sah abwechselnd zwischen den Anderen hin und her. Ray wurde wieder ernst: „Trainiert sich schon wieder draußen einen ab.“ „Das gibt es doch nicht. Ich will endlich wissen, was mit der los ist. Das macht doch keinen Spaß mehr, wenn sie Kai auf einmal hörig wird“, sagte Tyson. „Nao und Kai hörig werden? Der müsste sie wahrscheinlich schon grün und blau schlagen, damit sie sich ihm unterordnen würde.“ Max sah in die Runde. Die Anderen starrten ihn erschrocken an. „Was?“ Max begriff erst langsam, was er da gesagt hatte. „Ich glaubt doch nicht wirklich, dass Kai... nein... das bringt der nicht. Und das hätte Nao ja wohl auch gesagt. Zumindest dir, Ray.“ „Ja, hätte sie wohl“, antwortete dieser. „Aber irgendetwas muss doch zwischen den beiden passiert sein, weil sie mit keinem von uns Streit hat. Und die Sache mit Kyko ist ja auch Schnee von gestern.“ Hilary schaute zu Boden. „Ihr seid doch so gut befreundet. Sagt sie dir denn nicht was los ist?“ Kyko blickte zu dem Jungen neben ihr. Ray sah sie an: „Ja eigentlich tut sie das. Nur im Moment nicht. Ich weiß nicht warum. Aber vielleicht hat sie im Moment einfach so eine Phase und in Kürze ist sie wieder wie früher.“ „Ist zwar bei ihr selten, aber könnte natürlich sein“, sagte Hilary daraufhin. „Na ja, dann bleibt uns wohl nichts als Abwarten“, meinte Tyson. „Wer ist dran?“ „Team Langhaar“, schaltete sich nun Kenny ein. „Team Langhaar?“, lachte Kyko. „Alles klar. Ich weiß ja jetzt wie’s geht.“ „Hey, aber Max hat den beiden die Kugel doch gerade eingelocht“, protestierte Hilary. „Trotzdem“, sagte Kenny, „das Team, das punktet ist auch noch mal dran.“ „Richtig, so sind die Regeln!“, Ray setzte seinen Queue an und lochte eine weitere Kugel ein. Es war kurz nach zehn, als Naomi auf ihr Zimmer ging. Zum Abendessen war sie nicht erschienen. Kai stand am Fenster und sah hinaus in den Abendhimmel. „Du warst nicht beim Essen“, sagte er ohne sich umzudrehen. „Na und? Dir ist doch egal, was ich tue. Wenn du meinst, mir trotzdem weitere Strafrunden aufdrücken zu müssen, nur zu! Du hast ja sowieso grundsätzlich Recht.“ Ohne eine Antwort abzuwarten verschwand sie im Bad. „Zwei Runden extra!“, rief er ihr hinterher, darauf wartend, dass sich die Tür wieder öffnen und sie stark protestieren würde. Doch dies geschah nicht. Die Tür blieb zu. Hielt sie ihm tatsächlich stand? Kai sah in Richtung Bad. „Jetzt hat dich doch wieder dein Ehrgeiz gepackt, wie?“ Er musste schmunzeln, obwohl ihm bewusst war, dass er sich mit der Strafe eben selbst widersprochen hatte in seiner Aussage, dass ihm egal wäre, was sie tue. Er war gespannt, wie lange sie das Spiel noch mitspielen würde. Zugern würde er wissen, was sie gerade dachte. Doch auf der anderen Seite der Wand zwischen Wohnraum und Badezimmer stand Naomi vor dem Waschbecken mit völlig ausdruckslosem Gesicht und ohne Gedanken an die weiteren zwei Runden, die sie soeben verpasst bekommen hatte. Das Einzige was ihr erneut durch den Kopf ging, waren Kais Worte vom Vortag. „Du wirst mich nicht wieder provozieren, Kai. Das schaffst du nicht.“ Sie blickte in den Spiegel. Ihr sah ein erschöpftes und matt wirkendes Gesicht entgegen. Schwer zu glauben, dass sie, Naomi, das war, die sonst vor Lebensfreude strahlte. You love the way I look at you While taking pleasure in the awful things you put me through You take away if I give in My life, my pride is broken Er hatte sie zwar dazu gebracht, dass sie sich völlig auspowerte, aber das war es ihr wert, um ihm zu zeigen, dass sie gegen ihn bestehen konnte. Sie würde nicht wie früher reagieren. Egal, was er sagen oder tun würde. Und wenn er ihr tausend Strafen auferlegen würde, sie würde sie ohne weiteres auf sich nehmen. Er sollte sich die Zähne an ihr ausbeißen. You like to think you're never wrong (You live what you've learned) You have to act like you're someone (You live what you've learned) You want someone to hurt like you (You live what you've learned) You want to share what you have been through (You live what you've learned) Als sie im Bad fertig war, schaltete sie das Licht aus, ging aus dem Raum und lief schnurstracks auf ihr Bett zu. Kai, der immer noch am Fenster stand, beachtete sie nicht weiter, als dass sie ihm ein „Nacht!“ zukommen ließ und sich dann schlafen legte. Den Rücken wandte sie ihm dabei bewusst zu. You love the things I say I'll do The way I hurt myself again just to get back at you You take away when I give in My life, my pride is broken Kai sah über seine Schulter zu ihr, ehe auch er ins Bad und wenig später schlafen ging. Er wurde jedoch von der Zimmertür geweckt, als diese ins Schloss fiel. Verschlafen blinzelte er dem Morgenlicht entgegen, das durch die Vorhänge gelangte. Da sah Kai, dass das Bett neben ihm leer und sogar ordentlich gemacht war. Er schaute auf den Wecker: zehn nach vier. Dann ein Blick auf den Schreibtisch: Er hatte die Wanderkarte, die er am Sonntagmorgen eingesteckt hatte, wieder dorthin zurückgelegt. Dennoch lagen dort nun nur noch zwei Karten. Auch der Haustürschlüssel, den er dazu gelegt hatte, war verschwunden. Der Russe schlug seine Bettdecke weg, ging zur Balkontür, wo er die Vorhänge aufzog, öffnete die Tür und ging hinaus. Wie sonst auch war es noch recht frisch um diese Uhrzeit und dichter Nebel hing in den Wäldern ringsum. Da der Balkon an der Hausecke lag, konnte man von ihm aus auch vor das Haus blicken. Kai ging zur rechten Brüstung und versuchte etwas zu erspähen. Und tatsächlich, er sah gerade noch einen langen blonden Haarschopf im Wald und damit im weißen Dunst verschwinden. Er musste müde lächeln: „Die Tür hast du jetzt auch überhaupt nicht absichtlich so laut zufallen lassen. Aber gut, wenn du es mir unbedingt so beweisen willst...“ Er gähnte kurz, ging dann, die Tür hinter sich wieder schließend, zurück ins Zimmer und legte sich wieder ins Bett, wo er erneut einschlief. „Ich gehe dann wohl mal Nao holen.“ Ray erhob sich von seinem Platz um viertel vor acht, während Kyko und Hilary noch das Frühstück auftischten. Kai, welcher entspannt an seinem Platz saß, hielt ihn in ruhiger Tonlage auf: „Kannst du dir schenken.“ „Was? Wieso?“ Der Chinese sah ihn irritiert an. „Sie ist noch nicht wieder da. Zumindest habe ich nicht mitbekommen, dass sie schon zurückgekehrt ist“, antwortete der Teamleader. „Zurückgekehrt? Wann ist sie denn weggegangen? Und wohin?“ Auch Max sah Kai verwirrt an. Dieser blickte ihn gelassen zurück: „Naomi ist heute morgen um kurz nach vier raus in den Wald zum Joggen. Ich habe sie vom Balkon aus gesehen.“ „WAAAAAS?“ Ray konnte nicht glauben, was er da hörte und mit welcher Ruhe Kai das sagte. „Und du hast sie einfach gehen lassen?“ Kai blickte nun wieder zu ihm: „Warum sollte ich sie aufhalten?“ „Weil es viel zu gefährlich ist alleine? Was wenn sie jemand überfällt?“ Der Schwarzhaarige war außer sich. „Ach ja... die meisten Verbrecher treiben sich ja immer in den Wäldern kilometerweit außerhalb von den Städten, in denen Tausende von Mädchen zu finden sind, herum, wo die Chance besteht, dass alle Jubeljahre mal wer vorbei kommt, den sie überfallen können. Ist natürlich einleuchtend.“ Kai sah ihn skeptisch an. „Und wenn sie sich verläuft?“ Auch Hilary schien besorgt, nachdem sie das Gespräch verfolgt hatte. Kai schüttelte den Kopf: „Sie wird schon in der Lage sein eine Wanderkarte zu lesen. Eine hat sie nämlich mitgenommen.“ „Aber was, wenn sie sich verletzt hat und nicht mehr laufen kann?“ Auch Max bohrte weiter. Dem Teamkapitän wurde es allmählich zu bunt, dennoch bewahrte er die Ruhe: „Dann wird sie sicher mit dem Handy anrufen. Und bevor jetzt noch einer auf die Idee kommt zu fragen, was ist, wenn sie keinen Empfang hat: Hört auf euch in etwas hineinzusteigern!“ „Wahrscheinlich hast du Recht.“ Max sah auf seinen Teller. Hilary nickte leicht. Nur Ray gab sich nicht zufrieden: „Trotzdem, Kai! Es war unverantwortlich von dir, sie einfach alleine gehen zu lassen!“ Kai seufzte, ehe er den Anderen ernst ansah: „Ray, hör auf Naomi wie ein kleines Kind zu behandeln! Du übertreibst es. Nao ist nahezu erwachsen. Sie weiß, was sie tut und muss nicht dauernd von dir bemuttert werden. Ich kann nachvollziehen, dass du dir Sorgen machst, aber irgendwann muss mal gut sein! Oder willst du sie vielleicht an dich binden, damit du sie ja immer im Auge hast? Glaubst du nicht, dass du sie eventuell damit nervst? Sie ist weder geistig zurückgeblieben, noch anderweitig unbeholfen, als dass du ihr all ihre Vorhaben immer erst genehmigen beziehungsweise ihr nachlaufen müsstest.“ Ray starrte ihn an, denn damit hatte er nicht gerechnet. Hilary sah nun ebenfalls zu ihm: „Ich sage es nur ungern, Ray, aber vielleicht hat er Recht?! Kai glaubt scheinbar mehr an Naos Fähigkeiten, als du es als ihr bester Freund tust, es aber eigentlich tun solltest.“ Der Chinese sah starr zu Boden ohne etwas zu antworten. Sorgte er sich wirklich zu viel? War er vielleicht sogar der Grund für Naos Verhalten? Hatte Kai nichts damit zu tun? Möglicherweise war ihr Verhalten keine Unterordnung gegenüber ihrem Leader, sondern eine Protesthaltung ihm gegenüber. Ray zweifelte an seiner Freundschaft zu Naomi. Wenn er angeblich ihr bester Freund war, warum verstand Kai sie scheinbar besser als er? „Vielleicht ist das einfach nur so eine Laune von ihr. Tyson hatte doch auch mal so eine Phase über einige Tage, in denen er absolut keine Lust aufs Bladen hatte, und das hat sich von ganz alleine wieder eingerenkt. Sie ist sicher in ein paar Tagen wieder ganz die Alte“, sagte Hilary optimistisch. „Kann gut sein. Am besten lassen wir sie vielleicht wirklich einfach in Ruhe“, meinte Max. Ray nickte nur. Im selben Moment hörte man die Haustür aufgehen und wieder ins Schloss fallen. Hilary sah in den Flur, als Naomi ihn durchschritt: „Ah, Nao. Kommst du frühstücken?“ Doch sie sah nicht zurück und sagte nur „Keinen Hunger.“, bevor sie die Treppe hinauf ging. Die Braunhaarige sah ihr verwirrt nach. „Seht ihr? Da ist sie wieder.“ Kai lehnte sich erneut zurück. Ray sagte nichts und setzte sich wieder auf seinen Platz. „Macht sie jetzt eine Radikaldiät?“ Max legte den Kopf schief. „Ich habe keine Ahnung was das werden soll, wenn’s fertig ist“, antwortete Hilary. Tyson und Kenny kamen als Letzte ins Esszimmer: „Frühstückt Nao nicht mit oder warum ist sie so schnurstracks an uns vorbei gegangen?“ „Scheinbar nicht“, antwortete Max. „Hmm, auch gut“, Tyson setzte sich. „Dann lasst uns essen.“ So begannen sie allmählich zu frühstücken - wiederum ohne Naomi. _____________________________________________________________ *vorsichtig um die ecke schiel* Nicht böse sein wegen der Zahnbürstenaktion (oder auch "Operation-Z" xD)... Ich weiß, einige hätten es zu gerne gesehen (gelesen, miterlebt... whatever), aber nun ja. Es ist nun mal so, wie es nun ist. ^^' Hoffentlich bleibt ihr mir trotzdem treu Lyrics sind diesmal von Linkin Park gewesen (Points Of Authority)... Kapitel 7: Up and down ---------------------- So heute schenke ich mir die lange Vorrede. *keine Lust hab* ^___^' Aber wie immer danke für alle Kommentare. =D _____________________________________________________________ Der Tag verlief ähnlich wie der vorherige: Während des Trainings am Vormittag beachtet Naomi die Anderen nicht und trainierte verbissen, beim Mittagessen stocherte sie wortlos in ihrem Essen herum ohne wirklich viel zu essen und am Nachmittag trainierte sie erneut alleine vor dem Haus. Die Anderen sprachen sie jedoch nicht mehr darauf an. Auch Ray hatte es aufgegeben mit ihr zu sprechen und ging stattdessen anderen Beschäftigungen nach. Max klopfte am späten Nachmittag an Kykos Zimmertür. Kyko öffnete ihm: „Hey, komm rein! Ich dachte du bist mit Tyson schwimmen?!“ Er betrat den Raum: „Ja, war ich eben auch noch. Eigentlich wollte ich dich was fragen, aber wie ich sehe scheint hier Frauentag zu sein.“ Hilary saß auf dem Boden, umgeben von einigen Mode- und Beautymagazinen, in denen die Beiden kurz zuvor noch geblättert hatten. Sie erhob sich: „Ach, ich wollte sowieso gerade gehen und etwas Anderes machen.“ Die Braunhaarige zwinkerte Max zu, bevor sie die Tür hinter sich zuzog. Er blickte verwundert auf die Tür, als ihn Kyko fröhlich fragte: „Also, was wolltest du mich fragen?“ Max wandte sich wieder ihr zu: „Och, öhm... eigentlich wollte ich nur wissen, ob du vielleicht gerade Lust hast, mir ein bisschen die Gegend zu zeigen.“ Etwas schüchtern sah er zu Boden. Was war nur los mit ihm? Für gewöhnlich hatte er nie Probleme auf andere direkt zuzugehen. Aber diesmal war es ihm beinahe schon peinlich sie anzusprechen. Kyko hingegen freute sich: „Gerne!“ Sie nahm ihr Handy vom Schreibtisch und ließ es in ihre Hosentasche rutschen, bevor beide nach unten gingen und durch die Vordertür das Haus verließen. Sich gut gelaunt unterhaltend, merkten beide nicht, wie Kenny, Tyson und Hilary sie vom Gang aus beobachteten. „Wo wollen die denn plötzlich hin?“, wunderte sich der Blauhaarige. „Spazieren gehen, nehme ich an“, antwortete das Mädchen. „Viel mehr kann man hier ansonsten außerhalb des Grundstückes auch nicht machen.“ „Richtig. Und es ist anzuzweifeln, dass Max Kyko um Hilfe gebeten hat, Nao wieder zur Vernunft zur bringen“, sagte Kenny. „Wohl kaum.“ Tyson legte den Kopf schräg. Hilary grinste: „Tja, er fährt total auf den Rotschopf ab.“ „Na super... Max guckt nur noch ihr nach und Nao driftet total von uns ab. Und was ist mit mir?“ Tyson ließ die Schultern hängen. „Du hast doch noch uns“, antwortete Hilary. Ein schwerer Seufzer von ihm: „Mit euch kann man aber Kai nicht nerven.“ „Dann musst du halt zur Abwechslung mal was Sinnvolles machen.“ Sie sah ihn an. Er sah missmutig zurück: „Ach und was?“ Nun schaltete sich wieder Kenny ein: „Zum Beispiel Hilary fragen, ob sie auch mit dir spazieren geht.“ „Bloß nicht!“, brüllten die anderen Beiden den Kleineren gleichzeitig an, der erschrocken die Hände über seinen Kopf hielt. „War ja nur so eine Idee“, nuschelte er. „Doofe Idee“, sagte Hilary. „Genau“, erwiderte Tyson, ehe er und sie in entgegengesetzte Richtungen davon stapften. Kenny sah beiden abwechselnd nach und seufzte: „Sie machen es sich selbst so schwer.“ In der Zwischenzeit waren Max und Kyko ganz in der Nähe von Naomi, die nach wie vor nur auf ihr Training fixiert war und die beiden gar nicht wahrnahm. „Übertreibt sie es nicht langsam wirklich ein wenig?“, Kyko sah ihren Begleiter fragend an. Dieser lächelte: „Ach, stör dich jetzt nicht an ihr. Lass uns gehen.“ So verschwanden sie zwischen den Bäumen. „Argh, was schreibe ich bloß?“ Ray saß nun schon über eine Stunde am Schreibtisch in seinem Zimmer über seinem Briefpapier und grübelte, was er Mariah schreiben könnte. Im ganzen Raum lag inzwischen zusammengeknülltes Papier herum. Er wusste einfach nicht, wie er seinen Brief anfangen sollte. Der eigentliche Inhalt war ihm klar. Aber der Anfang? Die „Wie geht es dir? Mir geht es gut.“-Standard-Floskel schien ihm wie immer zu langweilig. Er musste ihr unbedingt schreiben, ihr sagen, was mit Naomi los war und wie er sich fühlte. Vielleicht wusste sie Rat?! Doch wie, wenn er nicht wusste wie er beginnen sollte? Telefonieren wäre sicherlich einfacher gewesen, stand jedoch aufgrund der Kosten momentan außer Frage. Ray sah auf das Foto seiner Freundin, dass er aus seinem Portmonee genommen und neben sich auf den Tisch gelegt hatte: „Mao, wieso bist du jetzt nicht hier?“ Er spürte wie ein Gefühl von Sehnsucht in ihm aufkam. Sehnsucht nach ihr, nach seinen Freunden in China und nach seiner Heimat. Mehr als vier Monate war es her, dass sie sich das letzte Mal gesehen hatten. Er ließ den Kopf hängen, da klopfte es an der Tür. Er drehte sich um: „Herein!“ Kai öffnete die Tür, blieb allerdings im Türspalt stehen: „Wo...“ Der Russe sah sich irritiert um, als er die Papierkugeln auf dem Boden sah: „Was ist denn hier los?“ Ray blickte ihn skeptisch an: „Nichts. Ich übe mich nur im Papierweitwurf. Also was willst du?“ Der Andere sah wieder ihn an: „Wo ist Kenny?“ „Unten, glaube ich, wieso?“ Der Schwarzhaarige versuchte neutral zu antworten ohne ihn wieder mit Naomi und ihrem Verhalten zu assoziieren. Kai zog sein Blade, welches leichte Blessuren aufwies, aus der Tasche: „Hat vorhin beim Training ein paar Macken abbekommen. Ich wollte ihn fragen, ob er noch einen neuen Angriffsring für Dranzer hat.“ „Ach so. Dann nimm seinen Koffer mit den Ersatzteilen besser gleich mit.“ Ray nickte in Richtung des kleinen Köfferchens neben dem Schreibtisch. Kai betrat das Zimmer nun ganz, um sich den Koffer zu holen. Als er ihn hochgenommen hatte, sah er beiläufig auf die Blätter vor dem Anderen und das Foto: „Ach du schreibst Mariah. Fällt dir nichts ein?“ „Ist das dein Problem?“, konterte Ray. „Schreib ihr wie toll das Wetter ist und wie super man hier joggen kann“, antwortete sein Gegenüber. Ray rümpfte die Nase: „Interessiert sie sicher brennend.“ „Dann halt nicht.“ Er verließ das Zimmer wieder und zog die Tür hinter sich zu. Der Schwarzhaarige sah ihm nach: „Idiot.“ Dann wendete er sich wieder dem Briefpapier vor sich zu und seufzte: „Jetzt hat er mich ganz rausgebracht.“ Geknickt ließ er seinen Kopf auf die Tischplatte sinken. Kai fand Kenny im Aufenthaltsraum, wo er laut mit Dizzy diskutierte. Er stellte wortlos den Koffer auf den Couchtisch, legte sein Beyblade daneben und setzte sich auf das Sofa schräg gegenüber von Kenny. „Ist das wieder eine stumme Aufforderung, dass ich Dranzer mal unter die Lupe nehme?“ Er sah den Teamleader an. „Ach lass mich raten: Kai ist da?“, kam darauf hin aus dem Laptop. „Volltreffer!“, sagte der Braunhaarige an seinen Computer gewandt, ehe er wieder Kai ansah. Dieser sah zurück: „Ich glaube der Angriffsring funktioniert nicht mehr einwandfrei.“ „Gut, ich schaue ihn mir an, wenn du mit Nao redest“, sagte sein Gegenüber. Kais Blick darauf, sagte ihm jedoch, dass dieser das als schlechten Witz verstand. „Ein Versuch war es Wert.“ Kenny seufzte, stellte Dizzy zur Seite, öffnete den Koffer und nahm Dranzer in die Hand. Er begann das Blade in seine Einzelteile zu zerlegen. „Ach du meine Güte, was hast du mit ihm gemacht?“ Kenny konnte nicht glauben, was er sah, als er neben dem verschrammten Angriffsring ein völlig demoliertes Innenleben vorfand. „Nichts. Nur trainiert“, antwortete Kai. „Sieht mehr danach aus, als hättest du ihn als Abrissbirne für Gebäude verwendet.“ Der Japaner suchte in seinem Vorrat nach passenden Ersatzteilen. Dabei nahm er unbewusst eine Basis für Naomis Beyblade heraus und legte es auf den Tisch neben einige weiter Teile. „Na das kannst du ja schon mal draußen liegen lassen“, sagte der Blauhaarige, als er das blassgelbe Beybladeteil dort liegen sah. Kenny sah nun ebenfalls auf die Basis und verstand was er meinte: „Tja, das ist meine vorletzte für Driston. Und wenn sie so weiter macht, wird das nicht reichen, bis wir wieder nach Hause fahren.“ Kai sagte nichts. Sein Gegenüber suchte weiter: „Ah da ist es.“ Mit den passenden Teilen vor sich machte Kenny sich daran, Dranzer wieder zu reparieren. „Die Luft hier draußen ist so toll.“ Kyko streckte sich, als sie und Max auf einer kleinen Lichtung ankamen. „Nicht so stickig und verdreckt wie in Osaka.“ Max lächelte: „Stimmt. In Tokio ist sie auch alles andere als gut.“ Die beiden waren schon eine ganze Weile unterwegs, weshalb sie sich zum Rasten auf einen umgekippten Baumstamm setzte, der mitten auf der Lichtung lag. Er tat es ihr gleich. „Wo bist du eigentlich lieber? In Osaka oder hier?“ Kyko hatte ihm und den Anderen bereits beim Essen erzählt, dass sie in der Schulzeit bei ihrer Tante in der japanischen Großstadt lebte und nur in den Ferien bei ihren Eltern im Gasthaus war. Ihre ältere Schwester studierte währendessen Medizin in den Vereinigten Staaten von Amerika. „Hmm, schwer zu sagen. Es hat beides Vor- und Nachteile. Hier ist man ziemlich abgeschottet. Wir haben zwar Fernsehen und Telefon und ich kann vom PC meines Vaters aus auch ins Internet, aber ansonsten... Meine Freunde leben alle in der Stadt. Von daher vermisse ich sie hier hin und wieder. Auf der anderen Seite ist das Leben in der Stadt manchmal ziemlich stressig und hektisch. Da kann man hier in Ruhe entspannen“, antwortete sie ihm. „Außerdem trifft man hier viele verschiedene Leute. Ich lerne gerne neue Menschen kennen, deswegen möchte ich auch später viel reisen. Vielleicht werde ich auch im Ausland studieren, so wie meine Schwester. Nächstes Jahr werde ich sie auf jeden Fall in den USA besuchen.“ „Warst du noch nie da?“, fragte Max weiter. Kyko schüttelte den Kopf: „Nein. Wie ist es dort so? Ayura, also meine Schwester sagt immer, man muss es selbst erlebt haben und dass man es nicht beschreiben kann.“ Max sah in die Baumwipfel und überlegte kurz: „Da hat sie eigentlich Recht. Wenn die meisten ‚USA’ hören, verbinden sie es mit Fastfood und sehen es als eine riesige Weltmacht, aber die Staaten haben schon noch ein wenig mehr zu bieten. Es gibt zum Beispiel so viele unterschiedliche Landschaften und Menschen dort. Und jeder sollte sich mal beim Baseball versucht haben, denn das macht irre viel Spaß, auch wenn man völlig untalentiert ist.“ Kyko grinste: „Genau das richtige für mich Sportniete.“ Max grinste zurück: „Wir fliegen zusammen hin und dann bringe ich es dir bei.“ „Geht klar“, lachte sie. Auch er musste lachen. Einige Sekunden später verstummte ihr Lachen wieder und beide blickten einige Zeit schweigend in das Blätterdach über ihnen. Dann sah sie ihn wieder seriös an: „Max?“ „Hmm?“ Er blickte fragend zurück. We'll do it all Everything on our own Sie sahen sich einige Sekunden in die Augen, ehe das geschah, was er zwar gehofft, in diesem Moment jedoch nicht erwartet hatte: Sie schloss die Augen und küsste ihn kurz auf den Mund, ehe sie den Kopf fluchtartig von ihm wegdrehte und beschämt zu Boden sah. „Entschuldige“, nuschelte sie. We don't need Anything or anyone Er war kurz fassungslos, schaute sie dann jedoch wieder mit einem Lächeln an: „Wofür?“ Sie sah ihn verdutzt an. Da nahm sie die Wärme war, die von ihm ausging. Ebenso die Offenherzigkeit seines Lachens. Sie merkte wie sie rot wurde. Doch ehe sie sich versah, legte er seine Hand auf ihre, die auf dem Baumstamm lag, schloss die Augen und küsste sie, worauf auch sie ihre Augen wieder schloss. If I lay here If I just lay here Would you lie with me and just forget the world? Max genoss es ihre Lippen auf seinen zuspüren. Er war sich inzwischen sicher, dass es mehr als nur ein Flirt war – Er hatte sich in sie verliebt und er hätte sich nicht erinnern können, dass er soviel für eine seiner beiden vorherigen Freundinnen je empfunden hatte. I don't quite know How to say how I feel Kykos Gedanken begannen in ihrem Kopf zu rasen: Was empfand Max für sie? Liebte er sie? Oder wollte er nur mit ihr spielen? Sanft berührte sie mit ihrer Zunge seine Lippen, worauf er seinen Mund öffnete, sich ihre Zungen berührten und ein zaghaftes Spiel zwischen eben jenen begann, wobei er eine Hand auf ihrer Wange, dabei mit den Fingerspitzen durch ihre Haare den Nacken berührend, und die andere auf ihren Rücken legte. Sie hingegen legte ihre Arme um seinen Hals. Those three words Are said too much They're not enough Einige Vögel, die in den Bäumen ringsum zwitscherten, beobachteten die Beiden, bevor sie sich wieder von einander lösten. „Max...“ Kyko fehlten die Worte. Er sah sie wieder warmherzig an: „Ich liebe dich, Kyko.“ Erneut küsste er sie. Hand in Hand gingen sie einige Zeit später zurück zur Pension, als die Sonne bereits unterging. Als sie aus einiger Entfernung erneut Naomi sahen, die immer noch trainierte, seufzte Max: „Meine Güte, langsam sollte sie wirklich mal aufhören.“ Kyko sah erst ihn und dann sie an: „Sieht nicht so aus, als würde sie gerade daran denken.“ Naomi fing ihr Blade auf, als es von einem Baum abprallte und auf sie zurück schoss. Sie sah nun die Beiden an, als diese noch ein Stück näher gekommen waren: „Was ist? Bekomme ich jetzt wieder gesagt, dass ich aufhören soll?“ „Nein. Scheint ja ohnehin zwecklos“, seufzte Max. „Komm, Kyko!“ Er zog sie hinter sich her ins Haus. Naomi, die wohl bemerkt hatte, wie offensichtlich sie Händchen hielten, sah ihnen nach. „Na wenigstens die Zwei haben sich gefunden.“ Mit diesem Gedanken wendete sie sich wieder ihrem Beyblade zu. Tyson sah abwechselnd zwischen Kyko und Max hin und her, als er sie sich umarmend im Flur antraf, während er sich gerade zum Abendessen begeben wollte: „Ne, oder?“ Max sah ihn grinsend an: „Doch.“ „Nein, wie süß.“ Hilary kam aus dem Esszimmer und deutete die Situation ebenfalls korrekt. „Kenny! Kai! Wir haben das Traumpaar des Jahres gefunden!“ Kenny kam ebenfalls aus dem Speiseraum und sah die Beiden an: „Na, das nenne ich mal eine gute Nachricht.“ Tyson ließ den Kopf hängen: „Ich will nach Hause.“ Max sah ihn verwirrt an: „Wieso das?“ „Na wenn du jetzt nur noch Augen für Kyko hast“, der Blauhaarige sah nicht auf, „wird das ja echt öde hier.“ „Was? Wieso wird es öde?“ Ray kam die Treppe hinunter. Tyson drehte sich ruckartig um und sah diesen an: „Kannst du nicht besser auf deine Groupies aufpassen? Ich habe gerade Max an einen davon verloren.“ „Oh, tut mir leid“, grinste Ray, nachdem er zu dem Pärchen und dann wieder zu dem Blauhaarigen sah. „Tyson, wir sind doch immer noch Freunde“, lachte Max und klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. „Bla, bla...“, der Angesprochene drehte sich um und ging in Richtung Esszimmer, „ich will was essen.“ „Oh je.“ Hilary verdrehte die Augen. „Tja, Tyson wie er leibt und lebt“, sagte Kenny und folgte ihm. Die Anderen taten es ihnen gleich. „Und unseren Miesmuffel interessiert es wieder nicht die Bohne“, meinte Hilary, als sie Kai in gewohnt ablehnender Haltung am Esstisch sitzen sah. „Was hast du erwartet?“ Ray sah sie fragend an. „Dass er aufspringt und vor Freude Saltos schlägt?“ Sie lächelte müde: „Nein, wohl weniger.“ Kaum hatten sich alle gesetzt, sah Kenny sich um: „Wo ist sie?“ Tyson sah ihn fragend an: „Wer?“ „Nao?!“, bekam er zur Antwort. „Draußen, wo sonst?!“, kam beiläufig von Max. „Kehr, ich gehe jetzt und rede mit ihr.“ Hilary stand auf und ging hinaus. „Wieso sollte sie mehr bewegen können, als Ray?“, sagte Tyson skeptisch. Kyko sah ihn an: „Vielleicht, wenn es ein Frauenproblem ist.“ „Ich bezweifle es.“ Ray sah niedergeschlagen auf seinen Teller. Hilary ging auf ihre Freundin zu: „Nao?“ Erneut stoppte diese ihr Beyblade und sah die Andere entnervt an: „Ich habe keinen Hunger!“ Doch ihr Gegenüber ging nicht auf diese Aussage ein: „Nao, was ist los? Wir machen uns langsam echt Sorgen.“ „Verflucht noch mal, nichts ist. Muss ich das alle fünf Minuten wieder sagen?“, antwortete sie gleichgültig. „Wenn nichts ist, dann komm doch bitte wenigstens was essen.“ Hilary sah sie besorgt an. Naomi sah zu Boden: „Ich esse genug. Ich habe jetzt keinen Hunger.“ „Das glaube ich dir nicht“, sagte die Braunhaarige. „Schön, dann lass es und geh wieder!“ Erneut steckte sie Driston an ihren Starter. „Aber...“ Naomi unterbrach Hilary in ernster Tonlage. „Kein aber! Geh' und lass' mich in Ruhe!“ „Dickkopf!“, sagte Hilary, ehe sie wieder zurück ins Haus ging. Naomi wandte sich erneut ihrem Blade zu. „Ging ja schnell. War wohl kein großer Erfolg, wie?“, sagte Tyson, als sie wieder bei den Anderen war. „Aus der ist Nichts rauszubekommen. Das macht einen echt wahnsinnig. So viel Sturheit auf einem Haufen.“ Sie setzte sich wieder und sah zum Teamleader. „Kai, tu was!“ Er sah sie aus dem Augenwinkel an: „Das Thema hatten wir doch heute Morgen schon.“ Hilary seufzte. „Kai, gehen wir morgen früh joggen?“, Tyson sah ihn nun ebenfalls an. „Ja, wieso?“ Kai ahnte, dass er auf irgendetwas hinauswollte. „Und am Donnerstag?“, fragte er weiter. „Tyson, wir gehen Montags, Mittwochs und Freitags laufen. Gestern habe ich nur ausfallen lassen, weil wir dafür schon am Sonntag waren. Das war aber auch eine Ausnahme.“ Der Andere zog skeptisch die Augebraue hoch. „Das hatten wir schon zu Hause so abgemacht. Warum fragst du also so dumm?“ „Können wir die Strafrunden dann nicht schon am Donnerstag ablaufen?“ Tyson sah ihn erwartungsvoll an. „Nur damit du am Wochenende genüsslich ausschlafen kannst?“ Der Russe runzelte die Stirn. Tyson sah ihn ernst an: „Nein, aber stell dir mal vor, wir würden euch am Sonntag schon so früh wecken, weil wir Krach machen. Das wäre doch echt blöd.“ „Als würde dich das stören. Aber meinetwegen. Hauptsache ihr seid zum Frühstück wieder da.“ Sein Tischnachbar begann sich genau wie die Andere Essen auf den Teller zu laden, da sich inzwischen auch Mr. und Mrs. Subashi dazu gesetzt hatten. Der Blauhaarige sah zuversichtlich aus dem Fenster. „Was hat er jetzt vor?“, fragte sich Hilary und sah Tyson an, ebenso wie Max und Ray. Sie hatten gerade ihre Teller entgültig geleert, als Naomi zur Tür herein kam und am Esszimmer vorbei auf die Treppe zu steuerte. Tyson sprang auf und schnitt ihr den Weg ab: „Nao, wir laufen übermorgen unsere Runden ab, okay?“ Sie sah ihn irritiert an: „Mir egal... frag Kai.“ „Der hat sein Okay schon gegeben.“ Tyson stellte sich ihr erneut in den Weg, als sie an ihm vorbei wollte. „Toll, meinetwegen.“ Sie schob ihn beiseite und ging die Treppe hinauf. Er ging zurück zu den Anderen. „Du hättest ihr noch sagen können, dass sie nur noch sechs Runden zu laufen hat. Zwei sehe ich mal als abgehakt an, weil sie ja heute früh schon joggen war“, sagte Kai beiläufig. „Dann muss sie aber nur noch vier laufen.“ Max sah ihn fragend an. Hilary nickte: „Also ich bin kein Ass in Mathe, aber dass sechs minus zwei vier ergibt, weiß sogar ich.“ Kai sagte nichts. Im Gegensatz zu Ray, der ihn leicht sauer ansah: „Du hast ihr doch nicht etwa noch zwei weitere aufgedrückt?!“ Die Ignoranz des Russen zeigte den Anderen, dass Ray Recht hatte. „Ah, Kai! Spinnst du? Du machst doch alles nur noch schlimmer!“, kam es von Tyson. Der Angesprochene jedoch antwortet wieder nicht, stand stattdessen auf und ging nach oben. „Haltet mich oder ich bringe ihn um!“, fauchte Hilary. „Nur zu. Tu dir keinen Zwang an!“ Tyson war ebenfalls wütend. „Kai umzulegen wird die Situation wohl auch nicht retten“, seufzte Ray. Max sah ihn an: „Und wenn er doch an allem Schuld ist?“ „Dann können wir ihn trotzdem nicht umbringen“, sagte Kenny. „Ist Kai nicht eigentlich egal? Ich mache mir mehr Sorgen um Naomis Gesundheit. Ich verstehe zwar nicht viel davon, aber zumindest immer noch soviel, dass ich mir sicher bin, dass ihr dauerndes Training und der mangelnde Ausgleich auf Dauer kaum gut für sie sein wird.“ Kyko sah das Team besorgt an. „Tja, nur versuch mal, ihr das beizubringen wo sie im Moment so abblockt.“ Max sah niedergeschlagen auf den Tisch. Kyko sah ein, dass dies ein Problem war. Da schaltete sich ihr Vater ein: „Ich habe nicht alles mitbekommen und ich möchte mich auch nicht in eure Angelegenheiten einmischen, aber wenn das so weiter geht, dass sie so wenig isst, sehe ich mich gezwungen Mr. Dickenson beziehungsweise ihre Eltern anzurufen. Mag ja sein, dass ihr berühmt seid, aber so lange ihr nicht volljährig seid, bin ich immer noch der Meinung, dass ich andernfalls meine Aufsichtspflicht verletzten würde.“ „Versuchen sie es ruhig.“ Ray sah geknickt Mr. Subashi an und dann wieder auf seinen Teller. „Ich kennen Naomi gut genug, um zu wissen, dass auch ihre Eltern da wenig ausrichten können. Wenn sie sich einmal was in den Kopf gesetzt hat, dann ändert sich da auch nichts, bis sie an ihr Ziel gekommen ist. Höchstens ein totales Knockout hält sie dann auf.“ „Und genau darauf paddelt sie zu“, ergänzte Hilary. Im ersten Stock war es fast das gleiche Bild wie am Vorabend: Naomi kam aus dem Bad, beachtete Kai, der auf dem Sofa saß und sein Blade putzte, nicht und ging ins Bett. Er sah ihr kurz nach, überlegend, ob er nicht vielleicht doch eingreifen sollte, wendete sich dann jedoch wieder Dranzer zu. _____________________________________________________________ Ich bin so unromantisch *Kopf gegen Wand schlag* *die Szene zwischen Max und Kyko nicht gefällt* Nya, vielleicht bzw. hoffentlich mögt ihr sie halbwegs. <__< Aber am 8. Teil schreibe ich bereites und an dem habe ich gerade echt Spaß. Kann also nur besser werden. =3 Lyrics by Snow Patrol - Chasing Cars Kapitel 8: Outburst ------------------- *reinhoppel* Hilary: Ostern ist vorbei ôo Ly: Egal! =D Willkommen zum 8. Kapitel und wie immer danke für die Kommentare. ^o^ Aber wo sind einige von euch hin? *an ungelesenen ENS sehen kann* Urlaub? Wie könnt ihr nur? .___. XDDDDD _____________________________________________________________ Wieder durchlebte das Team einen Tag voller Frust und Missstimmungen. Die Tatsache, dass Max und Kyko sich gefunden hatten und glücklich zusammen waren, spendete im Allgemeinen wenig Trost in der Mannschaft. Zu mies war einfach die Stimmung, nachdem sie vom Joggen wiederkamen. Naomi hatte nur ein einziges Mal an diesem Morgen einen Ton gesagt, nämlich als Tyson mit ihr eine Uhrzeit für den nächsten Tag zum Laufen vereinbart hatte. Sie war sogar von alleine schon vor Kai wach geworden und aufgestanden und hatte somit auch kein Wort an ihn verloren. Zu allem Überfluss begann es nach dem Frühstück auch noch zu regnen, so dass sie gezwungen waren auf den Trainingsraum im Keller auszuweichen, wo sie zwar auch Bladen konnten, aber nicht in dem Ausmaß wie im Freien. Kyko, die neben Hilary und Kenny auf der Seitenbank saß, sah besorgt zu Naomi: „Sie macht sich immer noch total fertig. Wo soll das nur hinführen?“ „Frag mich nicht. Ich glaube, sie merkt gar nicht mehr, was sie da tut.“ Hilary seufzte und blickte stattdessen zu Tyson, der mit wenig Elan an einem der Geräte trainierte. Kai musterte kritisch die Gewichte auf der Rückseite des Butterflygerätes: „Tyson, zwischen die Gewichte passt nicht mal eine Briefmarke. Häng' dich mal ein bisschen rein!“ „Ich hab einfach keine Lust mehr!“ Tyson ließ seine Hände vor sich auf die Sitzbank rutschen. „Lass uns für heute Schluss machen!“ „Vielleicht hat er Recht, Kai“, Kenny sah von seinem Laptop auf, „auf die eine Stunde kommt es ja auch nicht an.“ „Meinetwegen.“ Kai nahm seine Wasserflasche vom Boden neben sich auf, trank einen Schluck, nahm dann sein Handtuch und verließ den Raum als Erster. „Na das ging ja einfach“, sagte Tyson und sprang auf. Gefolgt von Kenny, Max und Kyko ging er nach oben. „Hast du gehört?“, Hilary schlug Naomi im Vorbeigehen mit der offenen Handfläche leicht gegen die Stirn, da diese wiederum total auf ihr Beyblade fixiert war. „Geh duschen und dann hilf mir beim Tischdecken!“ Die Blonde stoppte ihr Blade und nahm es auf. Sie wollte sich gerade zum Gehen wenden, als Ray sie aufhielt: „Nao, warte!“ „Nein, es ist nichts.“ Sie drehte sich gar nicht erst zu ihm, um ihn anzusehen. „Sag mir nur, ob dein Verhalten meinetwegen ist. Wenn es nur darum geht, dass ich mich zu sehr um dich sorge, dann sag es mir“, sagte ihr Freund. Naomi schaute zu Boden: „Gut, das nervt hin und wieder – so wie im Moment. Aber deswegen bin ich nicht sauer auf dich oder so. Es hat nichts mit dir zu tun.“ Damit ging sie aus dem Raum und die Kellertreppe hinauf. Ray sah ihr nach: „Also doch wegen ihm!“ Er schaltete das Licht aus und folgte den Anderen. Ansonsten glich der Tag den beiden zuvor und endete erneut damit, dass Naomi erschöpft ins Bett ging und einschlief ohne mit irgendwem großartig gesprochen zu haben. Als Tyson am nächsten Morgen um halb fünf aus seinem Zimmer kam, wartet sie bereits im Flur. „Morgen“, sagte er im Flüsterton und zog die Tür ebenso leise hinter sich zu, da Max noch schlief. „Morgen“, entgegnete sie kühl ohne ihn wirklich anzusehen. Er folgte ihr nach unten, wo sie die Haustür aufschloss und beide ins Freie traten. „Dieser Nebel. Der macht mich wahnsinnig“, äußerte Tyson, nachdem sie geradewegs in den Wald hineingelaufen waren. Sie schwieg und sah weiter stur geradeaus. Der Blauhaarige seufzte und lief weiter neben ihr her. Erst als sie die erste Runde geschafft hatten, begann er wieder einen Satz: „Was hältst du eigentlich von der Sache zwischen Kyko und Max? Du hast es doch mitbekommen, oder?“ „Man müsste blind sein, um ihre Turtelein zu übersehen.“ Immer noch fiel ihr Blick in ihre Laufrichtung. „Ja, müsste man wohl“, schmunzelte Tyson. „Also, was hältst du davon?“ „Was soll ich davon halten?“ Immer noch keine Beachtung ihrerseits. Er zog eine Augenbraue hoch: „Na, freust du dich denn nicht für Max?“ „Schon“, ihr Blick wurde ernst, „aber ich hoffe, er hängt nicht zu sehr an ihr.“ Tyson wurde etwas sauer: „Warum? Nur weil du gerade miese Laune hast, musst du sie uns doch nicht auch allen wünschen! Es ist doch toll jemanden zu lieben... denke ich.“ „Muss es nicht.“ Sie sah ihn an. „Tyson, wir sind nicht für immer hier. Irgendwann wird er sich von ihr verabschieden müssen. Und ich weiß nicht, ob Kyko jemand ist, der jemanden auch auf große räumliche Distanz auf Dauer liebt. Wenn nicht, könnte es schmerzhaft für Max werden, falls er nicht vorher von sich aus einen Schlussstrich zieht.“ Tyson blieb stehen. Aus dieser Perspektive hatte er die Sache noch nie gesehen. Auch sie hielt an: „Was ist?“ „Glaubst du wirklich, dass die Beziehung zerbrechen würde?“ Er sah bedrückt zu Boden. Sie hingegen sah einen Baumstamm an, neben dem sie stehen geblieben war: „Ich weiß es nicht. Ich kann doch auch nicht hellsehen. Und ich wünsche es Max sicher nicht.“ „Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Ich habe nur gesehen, wie glücklich er im Moment ist und wie langweilig mir ist, weil er verliebt ist und du spinnst.“ Er sah wieder auf. „Ich spinne? Na danke.“ Sie blickte ihn skeptisch an. „Du solltest halt manchmal aus deinem ‚Ich lebe nur im Hier und Jetzt’-Denken herausfinden und weiterdenken.“ „Ach, und du?“ Er sah sie entschlossen an. „Was ich?“ Sie war verwirrt durch Tysons plötzlichen Stimmungswechsel. Er jedoch fuhr fort: „Du lebst doch auch nur im Hier und Jetzt! Du schmollst wegen irgendetwas, was wahrscheinlich zwischen dir und Kai vorgefallen ist und denkst nicht an Morgen!“ „Das hat nichts mit dem Thema zu tun.“ Naomi sah zur Seite. Tyson allerdings wurde sauer: „Doch! Hat es! Verflucht, Nao, wir machen uns Sorgen um dich! Hör auf dich so stur zu stellen! Das passt nicht zu dir.“ Doch sie konterte ebenso zornig: „Erstens gehört das nicht hier hin und zweitens halte dich aus meinen Angelegenheiten heraus! Das gilt auch für die Anderen!“ „Das ist nicht mehr deine Angelegenheit! Das ist die des Teams, wenn dieses deshalb auseinander fällt!“ Er war aufgebracht – das hörte und sah man. „Hier fällt gar nichts auseinander.“ Sie wurde wieder ruhiger. „Man, wie soll ich sagen was los ist, wenn ich es selber nicht weiß?“ „Du weißt es selber nicht?“ Auch er beruhigte sich. Doch, sie wusste es inzwischen, aber sie konnte nicht darüber sprechen. Und wenn sie das schon nicht mit Ray konnte, dann auch mit keinem der Anderen. Sie hasste es, einen ihrer Freunde anzulügen, dennoch schüttelte sie den Kopf. „Aber wenn du es weißt, dann sprichst du mit uns?!“ Tyson tat es weh sie so niedergeschlagen zu sehen. „Ja.“ Sie sah erneut zu Boden. Wenn die anderen nur manchmal auch so naiv wären, wie Tyson es gerade war, würde ihr das die ständige Fragerei ersparen. „Dann lass uns weitermachen. Nicht, dass wir noch zu spät zurück sind“, sagte er, worauf sie sich wieder in Bewegung setzten. „Ach, du brauchst übrigens auch nur noch die zwei Runden laufen.“, begann er nach der Vierten. „Kai meinte, die weiteren Zwei, die du wohl noch hättest laufen müssen, hätte er gestrichen, weil du am Dienstag ja schon alleine gelaufen bist. Ist doch nett von ihm.“ „Irre nett“, nuschelte sie. Tyson lächelte: „Ich weiß, er übertreibt im Moment wieder.“ Sie sagte nichts weiter und lief ihre Runden zu Ende. Die beiden waren gerade auf dem letzten Abschnitt angekommen und keine zweihundert Meter mehr vom Haus entfernt, als Naomi falsch auftrat und mit dem rechten Fuß umknickte. „Aua.“ Sie ging in die Hocke und hielt sich den Knöchel. Schmerzhaft verzog sie das Gesicht. Tyson blieb stehen und hockte sich neben sie: „Bist du umgeknickt?“ „Ja.“ Sie lehnte sich mit der Schulter gegen den Baum neben ihr. „Tut es sehr weh? Soll ich dich tragen?“, fragte er besorgt. „Nein, geht schon.“ Sie zog sich am Baumstamm hoch. Er stützte sie dabei: „Dann lass uns langsam zurück gehen. Die paar Meter werden auch egal sein.“ Tyson wollte ihr helfen, doch das Mädchen humpelte alleine weiter und sah ihn dabei kurz an: „Kein Wort zu einem der Anderen!“ „Aber was, wenn er verstaucht ist oder so?“, fragte er. Sie jedoch blickte warnend zu ihm: „Wehe, Tyson! Verlier nicht ein Wort darüber!“ „Und wenn doch?“ Er verschränkte die Arme. Naomi sah wieder den Weg entlang: „Dann verlasse ich das Team!“ Ihm fiel beinahe die Kinnlade hinunter. Für gewöhnlich hätte er das für einen schlechten Witz gehalten, doch angesichts der momentanen Situation, war er sich sicher, dass sie dies ernst meinte. Er biss sich auf die Unterlippe – er würde schweigen, auch wenn es ihm eigentlich missfiel. Naomi ging weiter, als wäre nichts passiert und versuchte die Schmerzen zu ignorieren. Es war inzwischen nach sieben, weshalb sie Ray und Kenny im Hausflur antrafen, als sie sich gerade ihre schmutzigen Turnschuhe ausgezogen hatten und diese, wie gewohnt, an der Garderobe stehen ließen. Während Tyson ihnen einen guten Morgen wünschte, ging Naomi einfach an ihnen vorbei. Ebenso an Kai, der im oberen Stockwerk ihren Weg kreuzte. Tyson verschwand in seinem Zimmer. Naomi ging weiter bis zum Ende des Ganges, wobei Kai ihr nachsah, ehe auch sie hinter der Zimmertür verschwunden war. Sie schleppte sich erschöpft in Richtung Bad, schloss die Tür hinter sich ab und setzte sich auf den Wannenrand. Sie zog ihren Socken aus und hielt den schmerzenden Fuß unter den kalten Wasserstrahl. Dadurch wurden die Schmerzen allmählich gedämpft. Sie stellte das Wasser wieder ab, öffnete ihren Pferdeschwanz und begann sich auszuziehen, bevor sie unter die Dusche stieg. Sie genoss das Gefühl des fließenden Wassers auf ihrer Haut, wie es gleichmäßig und völlig fern von jeder Unausgeglichenheit an ihr hinabwanderte. Wenn sie sich doch gerade auch nur annährend so ausgewogen gefühlt hätte. Aber nein, sie fühlte sich, als stünde sie mehrfach neben sich – als wären ihr Körper, ihre Seele und ihr Wille nicht mehr eins – als würde sie zerreißen. Sie lehnte sich gegen die kalten Wandfließen und rutschte an diesen hinab. Nachdenklich blickte sie auf den Abfluss und beobachtet, wie das Wasser darin verschwand. Zu gerne wäre sie ihm im Moment gefolgt. Im selben Augenblick kam ihr ihre beste Freundin Sachiko in den Sinn. Sie war immer an ihrer Seite gewesen – schon lange bevor sie angefangen hatte zu bladen und die Blade Breakers gegründet worden waren. Sie war für sie da gewesen, als ihr Bruder gestorben war, als sie gegen ihren Willen in einem Team bladen sollte, als sie Liebeskummer hatte – einfach immer. Doch jetzt? Naomi fühlte sich verlassen. Natürlich würde ihre Freundin auch jetzt wieder für sie da sein, wenn sie bei ihr wäre, doch das war sie nicht. Dabei brauchte sie Sachiko gerade jetzt. Sie hätte mir Ray geredet, doch irgendetwas in ihr blockierte eben dies. Und ihre beste Freundin war meilenweit entfernt. Sie merkte, wie sie allmählich jedes Gefühl verließ – das einzige was blieb war der Schmerz, ausgelöst durch ihren Knöchel, und eine endlose Leere in ihrem Inneren. Doch woher kam diese? Vorhin im Wald war sie sich noch sicher gewesen, es zu wissen. Sie war davon überzeugt, dass Kais Worte für alles verantwortlich waren, aber ihr wurde bewusst, dass dem nicht so war. Es waren nicht seine Worte, die aus seinem Mund nichts Besonderes waren, da er so was ständig zu seinen Teammitgliedern sagte – es war das Gefühl, dass mit diesen Worten in ihr aufgekommen war. Aber sie fand keinen wirklichen Namen dafür. Doch warum, um Himmelswillen, tat sie sich das dann alles an? Wieso zerstörte sie sich, wenn sie sich eigentlich beweisen wollte? Warum hatte sie sich Kai untergeordnet und nicht gegen seinen Willen angekämpft wie sonst auch? Wollte sie ihm nicht eigentlich beweisen, dass sie stark war? Stattdessen stand sie kurz davor ihm ihre Schwäche zu zeigen. Am liebsten hätte sie angefangen zu weinen, doch nicht mal dazu war sie mehr in der Lage. I wanna heal, I wanna feel what I thought was never real I wanna let go of the pain I’ve held so long (Erase all the pain till it’s gone) I wanna heal, I wanna feel like I’m close to something real I wanna find something I’ve wanted all along Somewhere I belong Es dauerte, bis Naomi sich wieder aufrichtete und endlich zu ende duschte. Nachdem sie im Bad fertig war und sich angezogen hatte, öffnete sie langsam die Tür. Sie sah sich um, doch Kai war nicht da. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass das Frühstück längst vorbei sein musste. Liebend gerne hätte sie sich auf ihr Bett gelegt und geschlafen, weil sie völlig ausgelaugt und müde war. Doch sie musste zum Training. Unter Schmerzen zog sie ihre Schuhe an. Sie hatte keine Ahnung, wie sie den Vormittag überstehen sollte, ohne dass die Anderen merkten, dass sie verletzt war. Doch wenn die vergangenen Tage nicht umsonst gewesen sein sollten, musste sie weitermachen. Würde sie aufgeben, würde sie sofort Schwäche zeigen. Wie sie mit diesem Verhalten Stärke zeigen wollte, wusste sie zwar nicht, aber zumindest würde sie durchhalten, bis... ja bis was? Bis sie letzten Endes doch wieder Schwäche preisgeben müsste. Niedergeschlagen verließ sie das Zimmer. Auf dem Flur atmete sie nochmals tief durch, um dann ihre gleichgültige Miene der Vortage wieder anzunehmen und nach draußen zu gehen, wo die Anderen bereits warteten. Das Training verlief aus Naomis Sicht anfangs gut, doch sie spürte wie die Schmerzen in ihrem Fuß immer stärker wurden. Angespannt machte sie weiter. Tyson sah eine Weile besorgt zu ihr und hin und wieder auch auf ihren Fuß. Als sie dies jedoch bemerkte, warf sie ihm einen mahnenden Blick zu, weshalb der Blauhaarige augenblicklich wieder auf Dragoon sah, der vor ihm Kreise zog. Auch Naomi sah wieder auf ihr Beyblade. Kai hingegen sah zu ihr. Er hatte Tysons Blicke bemerkt. „Naomi!“ Sie schreckte ein wenig zusammen, als er sie so laut und deutlich ansprach. Er hatte sie mit ihrem ganzen Namen angesprochen – das konnte nichts Gutes bedeuten. Hatte er gemerkt, dass etwas nicht stimmte? Sie wandte sich ihm zu. Auch die Anderen unterbrachen ihre Tätigkeiten und sahen gebannt von ihr zu ihm und wieder zurück. „Komm mal bitte mit!“ Kai ging in Richtung Haus. Das Mädchen nahm ihr Beyblade und folgte ihm unter den Augen der Anderen. Sie warf noch einen hilfesuchenden Blick zu Ray, bevor sie dem Teamleader ins Gebäude folgte. „Oh weia.“ Hilary sah ihnen genau wie die Anderen nach. „Das klang gar nicht gut.“ Auch Max schluckte: „Hält er ihr jetzt eine Standpauke?“ „Wegen ihrem Verhalten?“, Kyko sah von ihrem Freund zur Haustür. „Das wäre übel.“ „Ich kann mir nur Kai so gar nicht als verständnisvollen Menschen vorstellen, der auf eine freundliche und humane Art jetzt versucht mit ihr zu reden“, meinte Kenny. „Ray“, Max sah den Schwarzhaarigen an, „solltest du nicht vielleicht besser hinterher?“ Dieser nickte: „Ja, ich glaube schon.“ Damit ging auch er aufs Haus zu. „Ray!“ Tyson, der die ganze Zeit zu Boden gestarrt und die Lippen zusammengepresst hatte, hielt ihn auf. „Hmm?“ Der Angesprochene drehte sich um. „Wenn du die Möglichkeit hast, schau dir Naos Knöchel an“, sagte er. Ray sah ihn verwirrt an: „Wieso?“ Der Japaner seufzte: „Sie ist heute morgen beim Joggen umgeknickt. Und ich glaube sie hat immer noch Schmerzen. Sah zumindest eben noch so aus. Sie wollte nicht, dass ich es euch erzähle, aber ich kann nicht zusehen, wie sie ihre Gesundheit noch weiter aufs Spiel setzt, aus Gründen, die sie scheinbar selbst nicht versteht.“ Ray nickte. „Ach und sie hat gedroht, dass Team zu verlassen, falls ich das hier ausplaudere. Ich weiß nicht, wie ernst das gemeint war, doch wenn es wirklich ihr Ernst war, dann bringt Kai sie vielleicht gerade dahin das in die Tat umzusetzen.“ Die Anderen starrten fassungslos den Blauhaarigen an, bevor Ray, der ebenfalls geschockt war, ins Haus rannte. Zur selben Zeit waren Kai und Naomi bereits auf ihrem Zimmer. Er hatte die Tür hinter ihnen geschlossen, während sie sich zu ihm umdrehte, stark darauf bedacht sich nichts anmerken zu lassen. Er sah sie neutral an: „Was ist mit deinem Fuß?“ Sie sah ihn kurz unsicher an, ehe sie versuchte ihre bereits bröckelnde Fassade zu retten: „Nichts. Alles in Ordnung.“ „Und warum humpelst du dann und standest vorhin zeitweise nur auf deinem linken?“ Er schaute ihr weiter in die Augen. Sie schluckte. Warum hatte sie nicht besser aufgepasst und sich etwas anmerken lassen? „Ich bin nur umgenickt. Geht schon wieder.“ Doch dieser letzte Versuch sich herauszureden sollte ebenfalls zum Scheitern verurteilt sein. Kai ging auf sie zu, legte urplötzlich seine Hände auf ihre Schultern und drückte sie kurz aber fest nach unten, um sie daraufhin sofort wieder los zu lassen. Sie zuckte mit schmerzverzerrtem Gesicht zusammen. „Es ist also alles in Ordnung.“ Er ließ seine Hände wieder sinken. „Wem willst du eigentlich was vormachen?“ Sie biss sich auf die Unterlippe und blickte zur Seite auf den Boden. „Dem Team oder doch nur dir selbst?“ Er sprach immer noch im selben kühlen Ton weiter, doch in seiner Stimme lag auch etwas durchdringendes, das ihr sagte, dass sie mit dem Rücken in einer Sackgasse stand. Sie zögerte einige Sekunden, doch dann schrie sie ihn an „Du hast doch keine Ahnung!“, stieß ihn zur Seite und rannte an ihm vorbei aus dem Zimmer. Auf dem Gang lief sie Ray in die Arme, der perplex diese um sie schloss, um dann die Tür zu Zimmer Nummer zwei neben sich zu öffnen, mit ihr hineinzugehen und sie dann wieder hinter ihnen zu schließen. Er schob das völlig verstörte Mädchen in seinem Arm zu seinem Bett, wo er sich mit ihr setzte. Sie klammerte sich an seiner Brust in den Stoff seines Hemdes und fing an zu weinen: „Ray, ich kann nicht mehr.“ Er legte auch seinen anderen Arm wieder um sie und strich ihr über den Kopf: „Nao, ganz ruhig. Ich bin bei dir.“ Eine ganze Weile verging, in der er sie nur versuchte so zu trösten. „Erzähl mir endlich, was passiert und was mit dir los ist“, sagte er irgendwann leise. Sie fing sich allmählich wieder und drehte ihren Kopf zur Seite, damit er sie verstehen konnte, ehe sie begann ihm alles zu erzählen – Angefangen bei Kais Worten am Sonntag, über ihren gescheiterten Plan, der nach hinten losgegangen war, bis hin zur Sache mit dem Knöchel und was eben auf ihrem Zimmer geschehen war. Sie berichtete ihm von ihren Gefühlen, Gedanken und ihrer Ratlosigkeit gegenüber dieser Leere in ihr. Ray hörte ihr die ganze Zeit über zu. „Ich weiß, dass ich mich selber fertig mache. Aber was soll ich tun? Ich kann ja nicht alles hinwerfen und so tun, als wäre nichts gewesen.“ Sie schluchzte. „Werde dir erst mal bewusst, wie du zu Kai stehst. So lange du dir da nicht im Reinen bist, kannst du aus dieser Situation nicht herauskommen“, antwortete er ihr. „Ich weiß darauf keine Antwort. Ich hasse ihn nicht, aber wieso sollte ich ihn plötzlich...“, sie konnte es nicht aussprechen. Doch Ray nahm es ihr ab: „...lieben? Das kann ich dir auch nicht sagen. Liebe ist das einzige Gefühl, was wohl unberechenbar ist. Was bei Max keine Woche gedauert hat, brauchte bei dir eben einige Jahre. Das ist einfach so. Niemand weiß warum.“ „Aber im Gegensatz zu Max, weiß ich jetzt nicht mehr weiter. Zumal Kyko auch was für Max übrig hat.“ Ihr kullerten wieder mehr Tränen über die Wangen. Ray lächelte sanft: „Woher willst du wissen, dass Kai nichts für dich übrig hat?“ „So wie ich ihn und er mich behandelt?“ Sie sah ihn irritiert an. „Wie behandelt er dich denn?“, fragte er. Naomi überlegte und musste eingestehen, dass er sie behandelte wie er es immer tat. Alles was sie als Veränderung ausmachte, ging im Grunde von ihr aus. And I’ve got nothing to say I can’t believe I didn’t fall right down on my face (I was confused) Looking everywhere only to find That it’s not the way I had imagined it all in my mind (So what am I) What do I have but negativity ’Cause I can’t justify the way, everyone is looking at me (Nothing to lose) Nothing to gain / hollow and alone And the fault is my own, and the fault is my own Ohne dass sie etwas dazu sagte, meinte Ray: „Und hast du dich noch gar nicht gefragt, wie er dich am Sonntag im Wald so schnell gefunden hat?“ „Durch Glück?“, antwortete sie ihm. „Ja sicher, durch Glück auch“, sagte er. „Aber ich denke, er hat dich gespürt. Klingt dumm, denke ich aber trotzdem.“ Sie sah betrübt zur Seite: „Selbst wenn, es wird nie mehr sein.“ „Erstens sage niemals nie und zweitens liegt es an dir. Kai ist sicher nicht der Typ, der vor dir auf die Knie gehen wird, um dir ein Liebesgeständnis abzuliefern“, fuhr Ray fort. „Wenn du willst rede ich mit ihm.“ Naomi schreckte hoch: „Bloß nicht!“ Er sah sie verwundert an: „Willst du lieber auf ein Wunder warten?“ „Er darf es nicht wissen“, nuschelte sie. „Ich muss es mir aus dem Kopf schlagen, weil ich es nicht darf.“ „Was darfst du nicht?“ Er warf ihr einen skeptischen Blick zu. „Ihn lieben?“ „Er ist unser Teamleader. Ich will nicht, dass das Team drunter leidet, nur weil ich meine Gefühle nicht unter Kontrolle habe.“ Eine einzelne Träne kroch ihr aus den Augenwinkel. „Warum sollte das Team darunter leiden?“, fragte er. Es dauerte bis sie antwortete: „Ich will nicht anders behandelt werden, als ihr anderen auch. Und angenommen, wie wären zusammen und es wäre irgendwann aus? Einer von uns würde wahrscheinlich das Team verlassen.“ „Klar, das ist einleuchtend, aber du kannst nicht das Team über deine Gefühle stellen. Das ist meiner Meinung nach die falsche Reihenfolge“, versuchte er ihre Meinung zu ändern. Doch der Versuch blieb erfolglos: „Trotzdem, bitte Ray, versprich mir, dass du nichts zu ihm sagst.“ Er sah zur Seite. „Ray, bitte!“ Sie flehte ihn regelrecht an. Er seufzte und sah ihr wieder in die Augen: „Gut, versprochen! Aber dafür muss der Wahnsinn hier ein Ende haben. Du wirst wieder vernünftig essen und dich den Anderen und mir gegenüber nicht mehr aufführen wie ein störrischer Esel.“ Nun war sie es, die seinem Blick auswich: „Ich habe es doch eben schon gesagt: Das geht nicht so einfach. Wie stehe ich denn da, wenn ich einfach versuche die letzten Tage zu verdrängen, als hätten sie nie existiert?“ „Aber irgendwann muss das ein Ende haben.“ Ray fasste sie an den Armen. „Nao, das hältst du auf Dauer nicht durch! Niemand tut das.“ „Mir wird schon noch irgendetwas einfallen, um es zu beenden. Bis dahin werde ich nichts ändern“, erwiderte sie niedergeschlagen. „Du weißt aber nicht wann das sein wird. Und man sieht doch jetzt schon wie ausgelaugt du bist. Ich will nicht, dass dir was passiert.“ An seiner Stimme, konnte sie ausmachen, dass er Angst um sie hatte. Dennoch schüttelte sie den Kopf und sah ihn wieder an: „Ich kann auf mich selber aufpassen, Ray.“ Er ließ sie wieder los und sah entmutigt auf das Bett ohne etwas zu sagen, da er wiederum das Gefühl hatte, sich zu sehr um sie zu sorgen. Sie schwieg ebenfalls. Dann seufzte er und stand auf: „Komm, ich schau mir deinen Fuß an.“ Während er seinen Verbandskasten aus seinem Gepäck holte, zog sie ihren Schuh und die Socke aus. Ray setzte sich wieder und sah sich den leicht geschwollenen Knöchel an, bevor er anfing ihren Fuß leicht zu drehen. „Aua“, moserte sie ihn an, als er ihn noch etwas weiter drehte, „brich mir nicht den Fuß!“ „Es tut aber nur weh, wenn er belastet wird, oder?“ Er sah sie fragend an. „Ja. Deswegen denke ich mal, dass nur die Bänder etwas überdehnt sind“, bekam er zur Antwort. „Gut, wenn es morgen nicht besser ist, können wir immer noch zum Arzt.“ Er drückte etwas aus der Tube mit kühlender Salbe auf eine Kompresse und legte diese auf die Verletzung, woraufhin sie diese mit einem Verband befestigte. „Hey, wickle meine Finger nicht mit ein.“ Er zog seine Hände weg, als sich eine Bahn des Verbandes schon auf seine Fingerspitzen legte. Sie musste etwas lachen: „Entschuldige!“ Er stand auf und packte den Verbandskasten wieder weg. Sie hatte gerade ihren Socken wieder angezogen, als der Chinese sie wieder ansah. „Willst du dich hinlegen? Du kannst hier eine Runde schlafen, falls du nicht nach nebenan willst“, bot er ihr an, da sie nach wie vor erschöpft wirkte. „Ich wecke dich, wenn das Mittagessen fertig ist.“ „Aber das Training.“ Naomi sah ihn irritiert an. „Kai wird...“ Doch Ray unterbrach sie: „...nichts dazu sagen. Er weiß von deinem Fuß und auch wenn er hin und wieder unmenschlich sein mag, will er ja immer noch ein funktionsfähiges Team und keinen Invalidenverein. Und ich lasse dich jetzt sicher erst mal nicht trainieren, mit dem Handicap.“ Eigentlich hätte sie sich dem wiedersetzt, doch die Müdigkeit war in diesem Moment stärker als ihr Wille, so dass sie ihren zweiten Schuh auszog, sich einfach zur Seite fallen ließ und die Augen schloss. Es dauerte nicht lange, bis sie tief und fest eingeschlafen war. Ray lächelte kurz, blickte dann jedoch wieder weniger gut gelaunt auf den Schreibtisch. Sein Briefblock lag immer noch dort, die ersten Zeilen der oberen Seite beschrieben. Er hatte den Brief letztendlich aufgegeben. Seufzend ging er hin, riss den Bogen ab, zerknüllte ihn und warf ihn zu den Anderen in den Papierkorb neben dem Tisch. Er warf noch einen letzten Blick auf Naomi, bevor er das Zimmer verließ und leise die Tür hinter sich zu zog. _____________________________________________________________ Hmm... iwie hat in das Kapitel wieder weniger reingepasst als geplant. *rofl* Nya, dann halt im Nächsten. =3 Song ist mal wieder von LP - Somewhere I Belong *an Kapitel 9 weiterschreib* Kapitel 9: Emotionless ---------------------- Wow, über 50 Kommentare... Das habe ich nicht erwartet, als ich mit der FF anfing. °___° Danke an: Primrose1801, sweetangle, Gewitterhex, XxLynxX, bueno-kitty, waliro, Shizu-Chan01, -BloodyAngel-, Black-Phoenix-franzi & KaineHiwatari (die Reihenfolge hat selbstverständlich nichts zu bedeuten ^^). Klar, dass ich dafür das nächste Kapitel heute schon on stelle. =D _____________________________________________________________ Ray wollte wieder nach draußen gehen, blieb dann jedoch am oberen Ende der Treppe stehen und sah noch mal zurück zur Zimmertür: „Es tut mir leid, Nao, aber es geht nicht anders.“ Er sah wieder geradeaus, ging die Stufen hinab und zurück zu den Anderen. Scheinbar hatte Kai, der bereits wieder vor dem Haus war, kein Wort über das Geschehene verloren, da das Team wortlos trainierte und Ray sich nur schwer vorstellen konnte, dass keiner ihn gefragt hatte, was vorgefallen war. „Ray, was ist passiert?“, fragte Hilary, als der Schwarzhaarige neben ihr, Kyko und Kenny auf der Veranda stand. Er sah zu ihr hinab, während auch Max und Tyson angelaufen kamen, als sie ihn bemerkt und ihr Training unterbrochen hatten: „Scheint nur eine Dehnung in ihrem Fuß zu sein. Sie schläft jetzt.“ „Schön, aber was war sonst?“, wollte Hilary weiter wissen. Auch die Anderen sahen den Schwarzhaarigen neugierig an. Dieser jedoch blickte zu Kai, der stumm auf sein Beyblade starrte, das vor ihm kreiselte. „Kai, kann ich dich mal bitte sprechen?“ Der Chinese war sich nicht sicher, wie sein Teamleader reagieren würde. Aber dieser stoppte sein Beyblade: „Meinetwegen. Kann euch ja hier doch nicht mehr zum Training bewegen.“ Ray ging auf ihn zu, blieb allerdings wieder stehen und drehte sich um, als er merkte, wie Tyson ihm folgten: „Ich meinte eigentlich unter vier Augen.“ „Na, wenn ihr Beide ein Auge zu macht, dann können Max und ich...“, Tyson hielt inne, als Rays Miene noch ernster wurde, als sie ohnehin schon war, „ist ja gut.“ „Komm, Tyson!“ Hilary zog ihn hinter sich her ins Haus. Die Anderen folgten ihnen, während Ray seinen Weg fortsetzte. „Lass uns mal noch ein Stück weiter gehen, bevor Tyson sich aus dem Fenster hängt, um zu lauschen“, sagt er, als er neben dem Russen stand. Beide gingen noch ein Stück, bis zur Waldgrenze, sodass sie vom Haus aus nicht mehr zu hören waren. Ray überlegte kurz, wie er beginnen sollte, da kam Kai ihm zuvor, nachdem er sich gegen den nächsten Baum gelehnt hatte: „Wie geht es ihrem Fuß?“ „Scheint nicht allzu schlimm zu sein. Mal schauen, wie es morgen ist.“ Er sah den Blauhaarigen von der Seite an. „Aber deshalb wollte ich nicht mit dir sprechen.“ „War mir schon klar. Ist sie sauer, weil ich eben etwas grob zu ihr war?“ Kai beobachtet einige Ameisen auf dem Boden. „Nein, zumindest klang es nicht danach“, antwortete Ray und sah verbissen zur Seite. „Es ist nur...“ Kai sah ihn irritiert an, nachdem sein Gegenüber nicht weitersprach: „Es ist nur was?“ Ray war sich immer noch nicht sicher, wie er sagen sollte, was los war: „Nao ist am Ende.“ „Kein Wunder. Das wäre jeder irgendwann, wenn er so wahnsinnig viel trainieren würde.“ Der Graublauhaarige blieb weiterhin ruhig. „Das meinte ich nicht. Zumindest nicht direkt. Kai, du weißt warum sie das getan hat.“ Ray sah ihn wieder an. Kai seufzte: „Weil sie meinte, mir beweisen zu müssen, dass sie Ehrgeiz und Ausdauer hat. Zugegeben, meine Aussage am Sonntag war überflüssig, aber dass sie diese so ernst nimmt, hätte ich nicht erwartet.“ „Hat sie auch eigentlich nicht. Sie hat das nur aus einem Grund getan...“ Erneut sah der Chinese zur Seite. „Du bist mehr für sie, als nur der eiskalte Teamleader, der für Andere nicht viel übrig hat. Und ich meine damit nicht, dass sie dich als Vorbild oder lediglich als einen Freund ansieht.“ Kai verstand zwar was er meinte, starrte jedoch nur wortlos geradeaus. „Sie wollte nicht, dass ich es dir sage, und es tut mir weh, dass ich mein Versprechen ihr gegenüber gebrochen habe. Aber ich kann nicht mehr mit ansehen, wie sie völlig an ihren Gefühlen kaputt geht, nur weil sie nicht weiß, woran sie bei dir ist.“ Der Schwarzhaarige blickte zu Boden. „Ich kann nachvollziehen, dass sie sich Sorgen um das Team macht, wegen ihrer Gefühle, aber sie deshalb einfach zu verdrängen und sich innerlich selbst zu zerstören ist meiner Meinung nach einfach der falsche Weg.“ „Und du setzt eure Freundschaft aufs Spiel, um mir das zu sagen?“ Kai sah ihn nun doch an. „Weil ich glaube, dass ich bei ihr nicht mehr viel ausrichten kann. Zumindest hat sie gesagt, dass sie so weiter machen will, bis ihr etwas einfällt, obwohl ich versucht habe, es ihr auszureden. Sie lässt sich von mir nichts mehr sagen. Aber ich habe Angst, dass ihr etwas passiert.“ Der Chinese sah durchdringend zurück. Der Andere sah wieder nach unten: „Gut, ich werde nachher versuchen mit ihr zu sprechen.“ Ray nickte nur stumm. „Man, ich will wissen, was die da draußen reden!“ Tyson stand die ganze Zeit über am Fenster des Esszimmers und sah hinaus zu Kai und Ray. „Das wollen wir alle, Tyson“, sagte Kenny, der am Tisch saß. „Aber so schnell werden wir das nicht erfahren.“ „Komm, wir decken den Tisch.“ Hilary fasste ihn am Arm, weshalb er gezwungen war, ihr in die Küche zu folgen. Kenny tippte weiter auf seinem Computer herum, während Max von seinem Platz aus, ebenfalls aus dem Fenster sah. Kyko saß neben ihm und hatte ihren Kopf auf seine Schulter gelegt, den Blick ebenfalls nach draußen gerichtet. „Was glaubst du, ist passiert?“, fragte sie. „Zwischen Kai und Nao? Keine Ahnung.“ Er sah betrübt weiterhin in die selbe Richtung. „Ich hoffe nur, dass es sich endlich klärt. So wie es jetzt ist, wird das Team über kurz oder lang nur Schaden davon tragen – von Naomi ganz zu schweigen.“ Als der Tisch gedeckt und das Essen so gut wie fertig war, ging Kenny hinaus und rief von der Haustür aus zu den beiden hinüber: „Kai, Ray, kommt ihr essen?“ Ray drehte sich kurz um: „Ja, Moment noch.“ Kenny ging zurück ins Haus, um sich schon mal an den Tisch zu setzen. Der Schwarzhaarige wandte sich wieder an den Teamleader: „Sie hat Angst vor deiner Reaktion gegenüber ihren Gefühlen, also tu mir den Gefallen und sei nicht so kalt zu ihr.“ Kai sah ihn an, antwortete jedoch nicht, sondern ging an ihm vorbei zurück zum Haus. Ray seufzte. Er hatte ihn nicht gefragt, was er für Naomi empfand, da er es ihm wohl ohnehin nicht gesagt hätte und er befürchtete, dass Kai dann auch nicht mit ihr reden würde. Stumm folgte er ihm. Während Kai sich zu den Anderen an den Tisch setzte, was weder bei ihm noch bei den Anderen das Schweigen brach, ging Ray nach oben in sein Zimmer. Dort fand er Naomi immer noch tief und fest schlafend auf seinem Bett. Er hockte sich vor das Bett und sprach sie leise an: „Nao?“ Sie jedoch regte sich kaum und schlief weiter. Er lächelte sanft, stand dann wieder auf und verließ das Zimmer wieder leise. Als er bei seinen Freunden ankam, sah Hilary ihn an: „Was ist mit Nao?“ „Sie schläft so friedlich, ich will sie jetzt nicht wecken. Sie kann ja immer noch was essen, wenn sie wieder wach ist.“ Das Mädchen nickte verständnisvoll und Ray setzte sich ebenfalls an den Tisch, um zu essen. Der Tag neigte sich bereits dem Ende, als Naomi wieder aufwachte. Die Anderen hatten sie schlafen lassen. Verschlafen rieb sie sich die Augen. Warum hatte Ray sie nicht geweckt? Sie schüttelte verwirrt den Kopf, zog ihre Schuhe an, zupfte ihre vom Schlafen leicht verrutschte Kleidung wieder zurecht und ging hinaus auf den Flur. Immer noch etwas benommen und müde nährte sie sich dem dritten Zimmer. Erst vor der Tür dachte sie wieder an Kai, sie zögerte, fasste dann jedoch den Türgriff und betrat den Raum. Er war scheinbar nicht da. Erleichtert ging sie ins Bad, kämmte dort ihre Haare durch, zog sich ein frisches T-Shirt an und ging wieder. Als sie durch den Flur auf die Haustür zuging, kam Hilary aus dem Aufenthaltsraum, um zur Toilette zu gehen. „Ah, Nao. Möchtest du etwas essen?“, fragte die Braunhaarige sie. Doch ihr Gegenüber schüttelte den Kopf: „Nein, danke. Jetzt nicht.“ Damit ging sie zur Vordertür hinaus. Hilary legte den Kopf schräg: „Da hat sich ja immer noch nichts geändert.“ Im selben Augenblick öffnete sich die Tür hinter ihr und Ray kam aus dem Zimmer, da er Hilary mit Naomi sprechen gehört hatte: „War das gerade Nao?“ Sie nickte zur Haustür: „Ja, sie ist nach draußen gegangen. Aber sie will nichts essen.“ Er sah ebenfalls durch die Scheiben in der Tür und zu Naomi, die wieder etwas abseits vom Haus zu trainieren schien, bevor er zurück ins Zimmer sah und Kai anblickte. Dieser seufzte kurz, stand auf und ging an den Beiden vorbei aus dem Zimmer und hinaus in die Abenddämmerung. Seine Freunde sahen ihm nach. „Was hat er jetzt wieder vor?“, fragte sie. „Er will mit ihr reden. Hoffentlich lässt sie sich wenigstens von ihm noch was sagen“, antwortete Ray und beobachtet ihn. Kai ging auf Naomi zu, die wieder starr auf ihr umherkreiselndes Beyblade schaute. „Was willst du?“, fragte sie trocken, als sie ihn bemerkte, sah ihn aber nicht an. Er antwortete in ruhigem Ton: „Nao, hör auf!“ „Womit?“ Sie beachtete ihn nach wie vor nicht. „Hier mit. Benimm dich mal wieder normal!“ Kai versuchte ruhig zu bleiben. „Wegen dem Mist geht das Team noch in die Brüche. Willst du das?“ Sie sah schweigend weiter auf Driston, stoppte es dann und nahm es wieder an sich. Es kam ihr seltsam vor, was Kai da sagte. Sie wurde skeptisch. „Naomi?“ Er wollte eine Antwort. Doch sie blickte immer noch ausdruckslos geradeaus: „Ray hat mit dir gesprochen, oder?“ Er antwortete ihr ernst: „Das hat nichts mit Ray zu tun. Ich bin hier, weil du endlich zur Vernunft kommen sollst.“ „Er hat mit dir gesprochen, oder?“, wiederholte sie ruhig, sah ihn dabei jedoch emotionslos an. Er schwieg. „Ich habe es gewusst.“ Ohne wütend zu werden oder irgendwelche anderen Emotionen sichtbar werden zu lassen, ging sie zur Haustür zurück, wo inzwischen Ray auf der Veranda stand. „Ich hasse dich!“, sagte sie zu ihm ruhig, dennoch ernst und ausdrücklich, als sie die Pension betrat, um dann die Treppe hinauf zu gehen. Ray stand der Schock ins Gesicht geschrieben – Ihre Worte waren wie ein harter Stein auf ihn geprallt, mit solch einer Ernsthaftigkeit hatte sie dies gesagt, aber ohne ein Anzeichen von Wut oder Trauer – Es hatte sich mehr wie pure Verachtung angefühlt. Er sah zu Kai. Dieser hatte ihr fassungslos hinterhergesehen. Was war nur mit Naomi passiert? Sie war vollkommen anders. Er hatte erwartet, dass sie vielleicht vor Wut schreien oder möglicherweise sogar weinen würde, aber nicht, dass sie kaum ein Wort sagen und ohne auch nur mit dem Wimper zu zucken gehen würde. Er bemerkte Rays Blick, sah kurz zu Boden und ging dann zurück zum Haus. „Tut mir leid.“ Kai hatte Naomis Worte an Ray mitbekommen. „Vergiss es!“ Ray konnte ihm nicht die Schuld dafür geben. Geknickt ging er an Hilary und Tyson, die im Flur gestanden und das Ganze mit angesehen hatten, vorbei zurück ins Wohnzimmer. Tyson folgte ihm, während Hilary zu Kai sah, der stumm die Treppe hinauf blickte, bevor auch sie den Anderen folgte. Ihr Teamleader kam wenig später nach. Da sie das Gesehene nicht mitbekommen hatten, erzählte Hilary Max, Kyko und Kenny in Kurzversion von Naomis Verhalten. „Ich habe als ihr bester Freund total versagt“, warf Ray, der neben Kenny saß, kurz darauf geknickt in den Raum. Er stützte seine Ellenbogen auf seine Knie und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. „Wir haben als Team versagt, Ray.“ Max sah enttäuscht auf den Teppich. „Als Team und als ihre Freunde.“ Traurig steckte Kenny die Kappe seines USB-Sticks, den er in der Hand hielt, immer wieder auf, um sie dann wieder abzuziehen. Tyson starrte ausdruckslos zur Decke, den Kopf auf die Rückenlehne des Sofas gelegt: „Tja, wenn Nao das Team verlässt, heißt es ‚Bye, bye, Blade Breakers!’. Zumindest ist das Team dann nicht mehr dasselbe.“ Schweigen trat ein. Zur selben Zeit kam Naomi gerade aus dem Bad ihres Zimmers. Sie hatte sich ihren Schlafanzug angezogen und wollte eigentlich ins Bett gehen, da sie wieder oder besser gesagt immer noch hundemüde war, doch ihre Gedanken hielten sie wach, weshalb sie zur Balkontür ging und sich davor setzte, den Rücken gegen das Stück Wand gelehnt, in den der Türrahmen eingelassen war. Stumm sah sie in den Abendhimmel, der kaum noch erhellt, dafür aber bereits mit Sternen übersäht war. In der linken Fensterecke war die große Mondsichel zusehen, die von Tag zu Tag zunahm. Es schien eine klare, völlig wolkenlose Nacht zu werden. Das Mädchen versank in seinen Gedanken: Wieso war sie davon gelaufen? Sollte das etwa die Lösung für ihr Problem sein? Wohl kaum. Sie hasste sich selbst dafür, doch rückgängig ließ es sich nicht mehr machen. Und warum hätte sie auch bleiben sollen? Um sich anzuhören, dass sie alles falsch machte? Das wusste sie selber. Erneut war ihr nach weinen zu Mute, doch nicht eine einzige Träne floss aus ihren Augenwinkeln. War sie schon so abgestumpft? Empfand sie überhaupt noch irgendetwas? Im Moment spürte sie wieder nur diese Leere in sich – dieses riesige klaffende Loch in ihrem Herzen. Warum hatte Ray sein Versprechen gebrochen oder besser warum hatte er es ihr überhaupt erst gegeben, wenn er es wahrscheinlich sowieso nie einhalten wollte? Sie fühlte sich so verlassen wie nie zuvor. Sie wollte weg – weit weg. Irgendwohin – egal wohin. Nur weg von diesem Ort und den Menschen um sie herum – von den Menschen, die ihr vor einigen Tagen noch die Welt bedeutete hatten und es immer noch taten. Doch genau diese Welt war ihr momentan zu viel auf ihren Schultern. Sie sorgte dafür, dass sich ihre Freunde unnötig Sorgen machten und war kurz davor alles zu zerstören, was ihr wichtig war. Allmähliche schien jedoch wieder ihre Müdigkeit die Oberhand zu gewinnen. Und so fielen ihr schon die Augen zu, als dass sie noch weiter hätte nachdenken können. Kyko sah in der Runde umher: Außer ihr starrten alle Löcher in die Luft. Sie stand auf und sprach sie aufgebracht an: „Sagt mal, was ist denn mit euch los? Ihr hängt hier rum, als wäre jemand gestorben!“ „Kyko! Nao verlässt vielleicht das Team. Weißt du nicht was das für uns bedeutet?“ Max sah sie verständnislos an. „Ihr tut Alle so als wäre sie schon weg! Aber noch hat sie es nicht verlassen!“, Sie sah kurz zu ihrem Freund und dann wieder in die Runde. „Warum, verflucht noch mal, haltet ihr sie dann nicht auf?“ Die Anderen sahen sie überrascht an. Die Rothaarige fuhr jedoch unirritiert fort: „Ihr jammert hier rum, ihr hättet als Freund oder Team oder sonst was versagt. Dabei seid ihr gerade erst dabei zu versagen, weil ihr sie und damit euer Team und eure Freundschaft aufgebt!“ Nun blickten sich die Anderen gegenseitig an. „Eigentlich hat sie da Recht“, merkte Tyson klein laut an. Hilary nickte. „Na, also. Dann tut was!” Schnaufend setzte sie sich wieder neben Max. Dieser sah sie überrascht an: „Das hat gesessen.“ „Sollte es auch“, sagte sie immer noch laut atmend. Er musste lächeln und gab ihr einen kleinen Kuss auf die Wange, als Kai sich plötzlich von seinem Platz erhob und unter den verwunderten Gesichtern der anderen den Raum verließ. „Warum geht jetzt gerade er?“, fragte Kyko nun verwirrt. „Ich denke, wenn er nichts mehr erreichen kann, dann kann es keiner mehr von uns“, Hilary sah zu Ray, „oder?“ Der Angesprochene nickte. Und allmählich schien auch der Rest zu verstehen, was genau los war. Kai ging nach oben und auf die letzte Zimmertür zu. Davor blieb er kurz stehen. Was würde ihn erwarten? Was würde sie sagen? Würde sie überhaupt noch irgendetwas sagen? Er atmete einmal tief ein, bevor er die Tür öffnete und eintrat. Im Zimmer war es stockdunkel. Nur durch das Mondlicht wurden die Umrisse der Gegenstände deutlich. Er sah auf Naomis Bett, aber es war leer. Erst als er noch einen Schritt weiter in den Raum ging, entdeckte er sie auf dem Fußboden vor der Balkontür, die Arme auf ihren Bauch gelegt, den Kopf gegen die Scheibe gelehnt und die Augen geschlossen. Von diesem Standpunkt aus, hatte er das Gefühl sie nur durch einen Schleier hindurch zu sehen – als wäre sie gar nicht wirklich da. Warum fühlt es sich so leer an, wenn du mit mir sprichst? Warum fühlt es sich so leer an, wenn du bei mir bist? Warum fühlt es sich so schwer an, wenn wir nichts mehr sagen? Warum können wir nicht reden, nach so vielen Jahren? Warum fühlt es sich so leer an, wenn du mit mir sprichst? Warum fühlt es sich so leer an, wenn du bei mir bist? Warum fühlt es sich so fern an, wenn wir uns noch nah sind? Was bringt mir dieses Leben, wenn du einfach nicht da bist? Das Mondlicht schien ihr direkt ins Gesicht und ließ sie blass und leer wirken – wie eine leblose Statue. Deine Haut wird ganz kalt Dein Blick wird ganz leer Dein Atem wird leise Dein Kopf wird ganz schwer Was hat dich so zerrissen? Was hat dich so verletzt? Was hat dich und dein Leben und dein Herz so zerfetzt? Was hat dich so zerrissen? Was hat dich so verletzt? Was hat dich und dein Leben und dein Herz so zerfetzt? Er lief langsam zu ihrem Bett und schlug die Bettdecke zur Seite. Wieder schaute er zu ihr und ging dann auf sie zu. Stumm sah er auf sie hinab und ging dann neben ihr in die Hocke. Er blickte ihr ins Gesicht - Es war wieder völlig ausdruckslos. Er zweifelte an sich selbst, ob er nicht schon viel eher hätte eingreifen sollen. Was bringen meine Worte, wenn du sie nicht hörst? Was bringt meine Liebe, wenn du sie nicht spürst? Warum können wir beide uns der Wahrheit nicht stellen? Warum kann ich dieses Loch in deinem Herzen nicht füllen? Was hat dich so zerrissen? Es sah nicht danach aus, als hätte sie geweint. Doch die letzten Tage waren nicht spurlos an ihr vorbei gegangen: Sie hatte dunkle Ränder unter den Augen und wirkte auch ansonsten vollkommen erschöpft. Was hat dich so zerrissen,... ...dass du nicht mal mehr weinst? ...dass du nicht mal mehr schreist? ...dass du nicht mal mehr merkst, dass dein Leben zerreist? Ohne zu testen, ob sie wach würde, schob er einen Arm hinter ihren Rücken und den Anderen unter ihre Kniekehlen und hob sie vorsichtig hoch, um sie zum Bett zu tragen. Sie schlief weiter. Sanft legte er sie dort ab und deckte sie zu. Traurig betrachtete er sie weiter. Was hat dich so zerrissen? Was hat dich so verletzt? Was hat dich und dein Leben und dein Herz so zerfetzt? Was auch immer du tust Was auch immer du sagst Ich pass auf dich auf Ich bleib für dich wach Ich bleib für dich wach Was auch immer du tust Was auch immer du sagst Ich pass auf dich auf Ich bleib für dich wach Ich bleib für dich wach Er stand noch eine ganze Weile da – er musste sie aufhalten. Doch wie? Mit gesenktem Kopf löste er seinen Blick von dem schlafenden Mädchen und ging ins Badezimmer, um danach selber ins Bett zu gehen. Langsam öffnete Naomi ihre Augen. Es dauerte eine Weile, bis sie richtig wach war, doch dann fiel ihr auf, dass es draußen längst hell war, aber die Vorhänge noch zugezogen waren. Sie drehte sich um: Kais Bett war leer. Erschrocken sah sie auf den Wecker, auf ihrem Nachttisch: Viertel nach drei. Sie hatte völlig verschlafen. Dann bemerkte sie den abgedeckten Teller neben der Uhr. Sie schaute ihn jedoch nur an, ohne die Folie zu entfernen, geschweige denn etwas zu essen. Sie hatte einfach keinen Appetit. Da fiel ihr wieder der Vortag ein. Geknickt sah sie auf die Bettdecke. „Stopp mal!“ Verwundert blickte sie zum Fenster. Wann war sie ins Bett gegangen? Hatte sie nicht an der Balkontür gesessen? Sie konnte sich nicht daran erinnern, dass sie sich ins Bett gelegt hatte. Wieder blickte sie auf das Bett: Hatte Kai etwa... Blödsinn, davon wäre sie sicher wach geworden. „Ich muss doch irgendwie im Halbschlaf ins Bett gekrochen sein.“ Sie stand auf, um sich anzuziehen. Als sie fertig war, verließ sie das Zimmer und ging langsam die Treppe hinab. Sie wollte den Anderen nicht über den Weg laufen, sondern einfach nach draußen, vielleicht sogar in den Wald, um zu trainieren. Doch da kam Mrs. Subashi aus der Küche: „Ah, Naomi, habe ich doch richtig gehört. Hier, der ist heute früh mit der Post gekommen.“ Sie drückte ihr einen Briefumschlag in die Hand, den sie etwas verwundert mit einem kurzen „Danke!“ entgegennahm und nach einem Absender suchend umdrehte, jedoch keinen fand, als auch schon Max und Kyko aus der Küche kamen. „Von wem ist der?“, fragte Max neugierig. Sie zuckte nur mit den Schultern und öffnete den Umschlag, während Hilary aus dem Keller kam. Aus Neugierde sah sie über Naomis Schulter, die dies nicht bemerkte, weil sie sich zu sehr auf den Brief konzentrierte, wobei ihre Pupillen allmählich immer kleiner wurden. „Da wirst du nicht hingehen!“ Hilary hatte den Brief ebenfalls gelesen und sah sie entsetzt an. Erst jetzt nahm die Blonde sie wahr: „Hey, schon mal was vom Postgeheimnis gehört?“ _____________________________________________________________ Ja, es ist gemein... hier einfach zu unterbrechen xP Ich weiß, wie gerne ihr endlich Kai x Nao sehen würdet (was mich iwie etwas wundert xD). Aber wartet ab... freut euch aufs nächste Kapitel. ;D Der Song ist ausnahmsweise mal richtig aktuell: Juli - Zerrissen. Wer ihn nicht kennt findet ihn leicht bei YouTube. =3 Nachdem ich ihn während des Schreibens zum 3ten Mal gehört hatte (wenn ich Lyrics in ein Kapitel einbaue, höre ich dabei auch immer das Lied ^^), kamen sogar mir bald die Tränen... ob's am Song lag oder doch daran, dass ich dauernd beim Schreiben gestört wurde, weiß ich allerdings nicht. *rofl* Nächstes Kapitel ist natürlich schon in der Mache. -___^ Kapitel 10: Kill me, ... ------------------------ Buuuuh! °o° Erschreckt euch gefälligst! ôo Pff... Nun ja... Sry, für das Ende beim letzten Mal *rofl* Jetzt werdet ihr erfahren, worum's geht. xD Wie immer: Thx 4 all comments _____________________________________________________________ „Zeig her!” Naomi war völlig auf Hilary fixiert, die unschuldig lächelte, als Max ihr den Brief aus der Hand zog. Erschrocken wendete sich nun die Blonde wieder ihm zu: „Hey! Gib ihn mir zurück!“ Max hielt das Papier jedoch hoch in die Luft, als sie ihm auffordernd die Hand entgegenstreckte: „Hol ihn dir doch!“ Sie versuchte an den Brief zukommen, doch auch alles danach Springen und Angeln sollte ihr nicht helfen, da er ein Stück größer war als sie selber und immer wieder mit dem Arm auswich. Keuchend stand sie vor dem Amerikaner, der breit grinste. „Mann, Max!“ Naomi wurde allmählich sauer, was eindeutig in ihrer Stimme zu hören war. Ray und Tyson kamen gerade aus dem Garten. Im selben Moment ging die Zimmertür des Aufenthaltsraumes auf. „Was macht ihr hier für ein Theater? Kann man hier nicht mal fünf Minuten seine Ruhe haben?“ Kenny kam entnervt heraus, wurde jedoch ruhig, als er Naomi sah, die wütend vor Max stand, der immer noch den Zettel in die Luft hielt. „Selbe Frage wie Kenny.“ Kai kam in üblich gelassener Stimmung aus demselben Raum, sah dann jedoch Naomi an, die mit dem Rücken zu ihm stand. Diese zuckte kurz zusammen, als sie seine Stimme hörte. Tyson nahm währenddessen Max den Brief aus der Hand: „Was ist das?“ Max blickte ihn über die Schulter hinweg an: „Ein Brief an Nao. Scheinbar ohne Absender.“ Als Tyson anfangen wollte vorzulesen, versuchte Naomi nun ihm den Brief abzunehmen, wurde dann jedoch von Max gestoppt, als sie an ihm vorbei wollte. Dieser legte seinen Arm um ihre Schultern und hielt sie mit der linken Hand an ihrem rechten Oberarm fest. Der Junge hinter ihm begann derweil mit dem Vorlesen: „’Hallo Naomi! Wie mir zu Ohren kam, bist du diese Tage hier in der Region beziehungsweise in eben diesem Gasthaus. Es wäre mir natürlich eine Ehre dich nach all den Jahren noch einmal wiedersehen zu dürfen. Du findest mich in den Burgruinen nicht weit von hier (deine Gastgeber können dir sicher den genauen Weg nennen.). Ich würde dich allerdings gerne alleine sehen – Nur wir beide und unsere Blades. Mit freundlichen Grüßen, Itachi. P.S. Falls du dich nicht mehr an mich erinnern kannst, mache dir keine Sorgen: Das wird sich ändern, sobald wir uns sehen.’“ „Netter Brief. Und wer ist dieser Itachi?“, warf Kyko in den Raum, als Tyson geendet hatte. „Keine Ahnung.“ Max sah Naomi an, die inzwischen keinen Widerstand mehr leistet und zu Boden blickte. „Nao?“ „Ich weiß es nicht“, antwortete sie leise. „Egal, ich werde es dann ja erfahren.“ „Wirst du nicht!“, befahl Kai, nachdem Tyson ihm das Schriftstück gereicht und er selbst einen Blick auf dieses geworfen hatte. Er faltet den Brief wieder und steckte ihn in seine Hosentasche. „Richtig... du weißt doch, Kai ist der Boss. Er hat das Sagen im Team“, grinste Tyson siegessicher. „Das Sagen in EUREM Team, richtig. Aber er kann niemandem etwas vorschreiben, der ab sofort offiziell kein Teammitglied mehr ist!“ Naomi sah ernst zu Tyson. Die Anderen starrten sie fassungslos an. Doch sie ließ sich nicht beirren: „Kyko, weißt du was für Ruinen gemeint sind?“ Die Rothaarige nickte stumm, als Naomi sie ansah. „Kannst du mir den Weg zeigen?“ Wieder nickte die Andere, sah dabei aus dem Augenwinkel jedoch unsicher zu Max, der neben ihr stand. Dieser fasste sich wieder, als Naomi sich nun die Schuhe anzog: „Gut, dann lasst uns mal los!“ „Uns?“ Sie glaubte sich verhört zu haben. „Na ich folge Kyko seit Kurzem nun mal überall hin. Daran kannst du nichts ändern.“ Sie schien in diesem Moment kein Kontern parat zu haben. Da mischte sich auch schon Tyson ein: „Und ich folge Maxie überall hin. Also komme ich auch mit.“ „Und ich...“, Hilary war im Begriff reflexartig das Spielchen mitzuspielen, hielt dann jedoch inne, „nein, nach dir, Kenny.“ Der Braunhaarige sah sie misstrauisch an, als sie ihm nun völlig übertrieben Platz machte: „Gut, ich laufe Tyson nach. Warum auch immer.“ „Und ich Kenny!“, rief Hilary nun. Kyko lachte: „Wollt ihr eine Polonäse quer durch den Wald machen?“ „Klar!“, grinste Tyson. „Kai, immer auf den breiten Hintern vor dir gucken, dann bist du noch hinter uns!“ „WIE BITTE?“ Hilary sah ihn zornig an. Tyson ging hinter Max in Deckung, als Hilary ihn wutentbrannt anfunkelte. Naomi seufzte entnervt: „Gehe ich halt doch alleine.“ Sie öffnete gerade die Tür, als die Anderen in Windeseile ihre Schuhe anzogen, während Ray, der nach wie vor lediglich betrübt daneben stand, sich an sie wand: „Nao, ...“ Doch er wurde von ihr unterbrochen, als sie ihren Kopf zu ihm drehte und ihn kalt und ernst anblickte: „Du sagst mir überhaupt nichts mehr, Ray! Nie wieder! Wir waren die längste Zeit Freunde!“ Einen geschockten Ray und ein ebenso getroffenes Team blieben zurück als sie das Haus verließ. Der Chinese versuchte die Fassung wiederzufinden und sah verbissen zu Boden: „Worauf wartete ihr noch? Ihr könnt sie nicht einfach alleine gehen lassen.“ Kyko und Max sahen sich kurz unsicher an, folgten ihr dann jedoch. Tyson, Kenny und Hilary taten es ihnen wenig später gleich. Nur der blauhaarige Russe blieb stehen und sah den Schwarzhaarigen an. Dieser blickte verbittert zurück: „Du hast es gehört. Ich kann sie da nicht mehr rausholen. Bitte Kai, halte sie auf bevor sie sich ganz zerstört.“ Sein Gegenüber bemerkte, dass Ray den Tränen nahe war und starrte auf den Boden: „Ich... ich kann dir nichts versprechen, Ray.“ Dann folgte er dem Rest der Truppe und ließ den Anderen zurück. Knapp zwanzig Minuten liefen sie quer durch den Wald. Vorneweg Kyko, die ihnen den Weg zeigte, daneben Max, dicht dahinter Naomi. Hilary und Kenny folgten einige Meter hinter ihr. Tyson hatte sich unterwegs zurück fallen lassen und lief nur ein kleines Stück vor Kai, der die ganze Zeit den Waldboden anstarrte und nur hin und wieder einen Blick zu Naomi warf. Keiner sprach unterwegs ein Wort – erneut war die Stimmung zu miserabel. Vor alten überwucherten und zum Teil zerfallenen Mauern blieben sie stehen. „Da wären wir“, sagte Kyko. Hilary schluckte beim Anblick der maroden Gemäuer: „Sieht ja sehr einladend und stabil aus.“ „Keine Sorge. Mein Vater sagt immer, das sei alles viel zu durchwachsen, als dass es noch auseinanderfallen könnte“, grinste Kyko. „Ein paar Pflanzen und Wurzeln, die Tonnen von Stein zusammenhalten? Klingt sehr beruhigend“, warf Kenny ein. Doch Naomi schien sich nicht im Geringsten für die Stabilität der ehemaligen Burg zu interessieren, und ging stattdessen auf das Hauptgebäude zu. „Nao, warte!“, rief Hilary. „Das ist zu gefährlich!“ „Ihr müsst mir ja nicht folgen.“ Damit verschwand sie im Dunkeln. „Na super.“ Das dunkelhaarige Mädchen seufzte, da setzte Kai sich wieder in Bewegung und folgte Naomi. „Kai!“ Auch ihm rief Hilary nach. „Tja, gehen wir hinterher?“ Max sah die Anderen fragend an. „Mehr als lebendig begraben werden können wir ja nicht.“ Somit folgte Tyson ihnen. Der Blonde und seine Freundin taten es ihm gleich. Die beiden Zurückgelassen sahen sich kurz an, seufzten dann und liefen ihren Freunden nach. Im Inneren folgten sie einem kurzem Gang, ehe sie in einen großen Raum kamen. Die Decke war so hoch wie in einem Tanzsaal und in der Mitte vollkommen zerstört, weshalb das Tageslicht auch diesen Ort erreichen konnte und die Umgebung genau zu erkennen war. Auf allen Gesteinsbrocken und anderen Trümmern wuchsen Moose, Farne und Gräser. An den Wänden rankten zum Teil Pflanzen hinauf. Naomi ging weiter in den Raum hinein, während die Anderen in der Nähe des Eingangs stehen blieben und sich umsahen. Sie entdeckte eine Beyarena in seinem Zentrum. Sie lächelte müde: „Wusste nicht, dass es damals schon Beyblades gab. Oder wachsen die Arenen neuerdings auch aus dem Boden?“ Plötzlich vernahmen sie Schritte, die aus einem anderen Gang, der auf der anderen Seite des Saales ins Ungewisse führte, kamen. Eine dunkle Gestalt trat aus dem Schatten des Durchganges. „Na endlich.“ Sie drehte ihr Gesicht, welches durch die Kapuze ihres dunklen Umhanges nicht zu erkennen war, in Richtung Kyko und der Anderen, „Wie ich sehe, hast du doch Gefolgschaft dabei. Erwähnte ich nicht, dass ich dich alleine sehen möchte?“ Die Person hob die Hand und schnippte nur einmal mit dem Finger, als auch schon ein gutes Dutzend ebenfalls dunkel gekleideter Figuren, die allerdings wesentlich stämmiger wirkten, als ihr scheinbarer Anführer, aus den Schatten der beiden Durchgänge und Gemäuer huschten, Naomis Freunde packten und sie – so sehr sie sich auch zur Wehr setzten - unsanft in ein kleines Gefängnis warfen, das noch in den alten Gemäuern eingelassen war. Die ziemlich verrostete, aber immer noch intakte Tür schlug eine der dunklen Gestalten zu und verriegelte sie mit einem großen Schloss, das sie aus der Umhangtasche fischte. Die Gestalten zogen sich wieder in die dunklen Ecken zurück, aus denen sie gekommen waren. „Hey, lasst uns raus!“, brüllte Tyson. „Macht sofort die verdammte Tür wieder auf!“, schrie Hilary die noch sichtbare Person an. „Nun, das liegt nicht in meiner Hand“, diese sah von den Gefangenen zu Naomi, „sondern allein in der eurer Freundin hier.“ Das blonde Mädchen sah entschlossen zurück: „Wer auch immer du bist: Du wolltest was von mir. Also lass sie frei!“ Doch ihr Gegenüber schüttelte langsam den Kopf: „So einfach sind die Spielregeln leider nicht, meine Liebe. Sie sind dir gefolgt, ohne dass ich darum gebeten hatte. Aber da ich bereits damit gerechnet hatte, haben sie nun die Konsequenzen zu tragen.“ Die Person mit der hellen, aber als Jungenstimme erkennbaren Stimme fasste an ihre Kapuze und zog diese hinab: „Und, Tawakuya? Erinnerst du dich an mich?“ Naomi sah in das schmale Gesicht: Kalte, blaue Augen, rabenschwarzes Haar und eine Aura von Unmenschlichkeit und Boshaftigkeit schlugen ihr entgegen – aber einen Namen konnte sie dieser Person nicht zuordnen. „Itachi Kazuwa“, half er nach, als er ihre Ratlosigkeit bemerkte. Angesichts der ihr auffallenden Augen und dem Klang des Namens, erinnerte sie sich allmählich wieder: „Kazuwa? Den Namen kenne ich. Fujiki Kazuwa...“ Sie hielt inne, als sie sich auf einmal wieder erinnerte. Er sagte nüchtern: „Richtig, Fujiki... mein Bruder...“ „Mein Bruder Taiki hat mal gegen ihn gebladet, daran erinnere ich mich. Und du... du bist der kleine Junge, der bei ihm war und nicht wollte, dass die beiden kämpfen. Warum weiß ich nicht mehr.“ Sie ließ die Vergangenheit kurz Revue passieren. Er nickte leicht: „Ich wollte es nicht, weil mein Bruder kurz davor war sich selbst zu zerstören. Er war von der Schule geflogen und mein Vater hat ihn daraufhin rausgeworfen. Er war völlig am Ende und dennoch davon besessen, deinen Bruder Taiki schlagen zu müssen, weil dieser ihn lange zuvor einmal besiegt hatte. Und Fuji wollte den Sieg um jeden Preis. Ich konnte ihn nicht davon abhalten. Er verlor erneut und wenige Tage später warf er sich vor einen Zug.“ Naomi sah Itachi geschockt an – davon, dass sein Bruder tot war, hatte sie nichts gewusst. Doch er fuhr unbeirrt fort: „Von diesem Tag an, habe ich mir geschworen, den Menschen, der meinem über alles geliebtem Bruder den Rest gab, all das Leid, das ich erfahren musste, zurückzugeben – Nämlich deinem Bruder Taiki!“ „Taiki hatte keine Schuld daran... und selbst wenn", Naomi sah zu Boden, „er ist ebenfalls tot. Du kannst ihm rein gar nichts zurückgeben.“ „Dummkopf, das weiß ich. Schon tragisch solche Unfälle“, warf er in den Raum. „Du willst also mich dafür fertig machen“, sie sah ihn wieder an, „und ziehst meine Freund, die nichts hiermit zu tun haben, mit in die Sache?“ „Ich musste all die Jahre immer an das Match denken und das kleine blonde Mädchen an Taikis Seite, das ihn munter anfeuerte. Wenn ich mich schon nicht an ihm rächen kann, dann wenigstens an seiner kleinen Schwester, die ihn scheinbar so sehr vergöttert hat.“ Sein Blick wurde immer eisiger, sodass ihr trotz der sommerlichen Temperaturen ein Schauer über den Rücken lief. „Das kleine Mädchen von damals bist du sicher nicht mehr, genauso wenig, wie ich noch der kleine Junge bin. Allerdings haben wir wohl beide das Schicksal unserer Brüder übernommen. Du bladest offensichtlich so gut, dass du sogar das Privileg genießt in der besten und berühmtesten Mannschaft des Globus bladen zu dürfen – Dein Bruder wäre sicher stolz auf dich. Ich hingegen stehe im Schatten der Gesellschaft. Ich bin nicht mit einem gut genährtem Konto und den vielen, damit verbundenen Freunden geboren worden. Ich muss mich jeden Tag aufs Neue durchkämpfen und noch immer kennt kein Blader auf dieser Welt meinen Namen. Aber ich kann damit leben, sobald ich endlich meine Rachsucht an dir auslassen konnte.“ Naomi schüttelte verständnislos den Kopf: „So viel Geld wie du meinst haben wir auch nicht - zumal das, was wir haben, nicht mir, sondern meinen Eltern gehört. Und damit verbundene Freunde, wie du sagst, gibt es bei mir auch nicht. Und warum reitest du auf Dingen rum, die über zehn Jahre her sind? Das ist doch wahnsinnig. Wenn nicht schon krank!“ „Es waren zwölf Jahre, um genau zu sein. Und bezeichne mich besser nicht als krank“, er zog einen Schlüssel aus seiner Umhangtasche, „oder ich lasse deine süßen kleinen Freunde wo sie sind, wenn ich mit dir fertig bin. Außer natürlich sie schaffen es in der Zwischenzeit, die Eisenstangen durchzunagen, was ich doch mal bezweifeln möchte.“ Er ließ den Schlüssel zurück rutschen, ging an ihr vorbei auf die Arena zu und sah dabei durch die Öffnung in der Decke in den Nachmittagshimmel. „Ist es nicht herrlich hier? Das war sicher damals das Kommandozentrum des Burgherrn.“ Er sah von seinem Standpunkt aus hinüber zur Zelle. „Hier wo ich stehe saß er sicher damals und speiste genüsslich, während seine Gefangenen hinter den Gittern dem sicheren Hungertod entgegensahen.“ Kyko schluckte hörbar. „Psychopath!“, rief Max. „Ob er sie auch hat verhungern lassen, wenn sie ihn beleidigten? Oder ob dann schon vorher Köpfe rollten?!“ Er sah böse zurück. „Halt die Klappe, Max!“, nuschelte Hilary sichtlich blass. Der Schwarzhaarige wendete sich wieder Naomi zu: „Also entweder bladest du jetzt oder wir warten einfach ab, wann sie anfangen, sich von reinem Eisen zu ernähren.“ „Nao, tu es nicht! Er will dich doch nur provozieren!“, rief Kai plötzlich. Er wagte es noch das Wort ‚provozieren’ in den Mund zu nehmen? Der Russe konnte selbst nicht glauben, was er da gesagt hatte, aber er wollte sie davon abhalten, dass sie gegen ihn antrat. „Willst du etwa hier eingesperrt bleiben?“, Hilary sah ihn entsetzt an. „Nein. Natürlich nicht.“ Kai seufzte und sah dann wieder zu Naomi. „Aber einen Kampf wird sie nicht durchhalten, nach den letzten Tagen, wenn Itachi auch nur annährend so stark wie selbstsicher ist. Und dann sitzen wir richtig in der Patsche.“ Hilary verstand und sah wieder zu dem Geschehen auf der anderen Seite des Gitters. Kenny schlug die Hände über dem Kopf zusammen: „Und ich habe nach ihrem Wahnsinnstraining nicht mal mehr ihr Beyblade auf Vordermann bringen können.“ „Ha, ich hab’s. Ich rufe einfach Hilfe mit dem Handy.“ Tyson zückte sein Mobiltelefon. Kenny sah ihn skeptisch an: „Du wirst hier keinen...“ „...Empfang haben. Danke, merke ich auch gerade.“ Der Andere sah auf das Display des Telefons, ehe er es wieder wegsteckte. „Ich will hier nicht sterben“, jammerte Hilary. Max seufzte: „Werden wir auch nicht. Vielleicht bekommen wir das Schloss mit den Blades auf?!“ „Vergiss es. Das klappt nicht. Das Risiko ist zu groß, dass das Blade durch die Gitterstäbe zurücksaust und einen von uns skalpiert oder beim Aufprall auf das Schloss komplett kaputt geht“, erklärte Kenny. „Danke für das Zerstören jeglicher Hoffnungen, Chef!“, moserte Tyson. „Nao, nicht!“, sie alle wendeten sich wieder ihrem Teamleader zu, als dieser – nach wie vor auf Naomi fixiert – schrie. Dann blickten sie zu dem blonden Mädchen in Mitten des riesigen Raumes. Sie hatte ihr Beyblade gezückt, hielt es in der Hand und starrte auf den Bitchip. „Taiki...“, wisperte sie, ehe sie ihren Kopf hob, sich der Arena zuwandte und das Beyblade auf ihren Starter steckte. Das Gefängnis nun im Rücken, sah sie entschlossen Itachi auf der anderen Seite der Arena an. Auch er bereitete sein Blade zum Start vor. „Na also.“ Er sah auf ihr Beyblade. „Ach... das kommt mir so bekannt vor. Erbstück vom geliebten Bruder, wie?“ Sie antwortete nicht. „Dann lass uns anfangen!“ Und nur Bruchteile von Sekunden sausten die Kreisel auch schon in das Rondell vor ihnen. Von der Zelle aus wurden sie starr beobachtet. Kai starrte schockiert auf Naomi – er hatte sie nicht aufhalten können. Die Beyblades rasten aneinander vorbei und es dauerte nicht lange, bis die Bitbeasts der Beiden mitmischten. Driston stieg in seiner geflügelten Pferdegestalt in einem gleißenden Lichtkegel aus dem Bitchip, während Phiophas, das Bitbeast von Itachi, das wirkte wie eine überdimensionale fleischfressende Pflanze, mehr oder weniger aus dem Beyblade „hinauswuchs“. Die beiden Bestien folgten den Befehlen ihrer Blader, aber wirklich durchsetzten konnte sich keiner. Doch nach einigen Minuten spürte Naomi einen stechenden Schmerz in ihrem Kopf. Kurz schien alles vor ihr zu verschwimmen und sie bemerkte, wie sie die Kontrolle über ihr Bitbeast und ihr Blade verlor. Itachi lachte, als er merkte, dass sie schwächelte: „Was? War es das etwa schon? Und du willst Mitglied im Weltmeisterteam sein? Du machst deinem Bruder ja Schande!“ Sie sagte nichts und versuchte sich wieder zu konzentrieren. Doch er nutzte die Gelegenheit und griff erbarmungslos an. „Wie viel musst du dafür bezahlen, damit du im Team sein darfst?“ Itachi sah sie gehässig an. „Oder bist du nur das billige Flittchen für die Jungs in deinem Team?“ „Nao, hör nicht auf den Mist!“ Angst kroch in Kai hinauf. Er spürte, wie sie die Energie verließ. Wenn Naomi jetzt zusammenbrechen würde, könnte er ihr nicht einmal mehr helfen. Die Anderen blickten ebenfalls entsetzt in Richtung Kampf. Naomis Gegner grinste weiterhin böse: „Ach ich verstehe, nur der Teamleader darf ran, was?“ Doch sie war überhaupt nicht mehr in der Lage noch aufzunehmen, was er da von sich gab, war sie zu sehr damit beschäftigt sich auf den Beinen zu halten. Die Folgen der vergangen Tage machten sich nun allmählich breit. Letztendlich versagten ihr die Beine, sie sackte zusammen und stütze sich vornüber auf ihre Hände. Sie spürte ihr Herz rasen. Sie starrte auf ihr Beyblade und dachte an ihren Bruder: „Taiki, hilf mir.“ Doch das Einzige, was zu hören war, war Itachis Gelächter: „Das ist wirklich erbärmlich. Kauert sie da, vollkommen verzweifelt und niemand hilft ihr.“ „NAO!“ Wieder schrie Kai verzweifelt zu ihr hinüber. „Naomi!“ Auch Max rief nach ihr. Doch sie war vollkommen apathisch – nur darauf bedacht bei Bewusstsein zu bleiben, da sich alles um sie herum zu drehen begann. Ihr Atem wurde immer hastiger. Kyko klammerte sich an Max: „Ich kann nicht hinsehen!“ Auch Hilary kniff die Augen zu. Die anderen Drei sahen genau wie ihr Leader zu Naomi, die völlig erschöpft am Boden kauerte. Itachi griff erneut an. Sie verlor vollkommen die Kontrolle: Ihr Bitbeast verschwand wieder und das Blade schlingerte nur noch unsicher in der Arena. Das letzte was sie wahrnahm, waren gelbe Plastiksplitter, die in alle Richtungen aus der Arena flogen, ehe sie zur Seite kippte und bewusstlos liegen blieb. „NAO!“ Kais Schrei schalte in den Gemäuern mehrmals wieder. Seine Teamkameraden waren zu geschockt, als dass sie noch irgendein Ton herausbrachten. Itachi nahm sein Blade wieder an sich: „Und so was nennt sich Weltmeister. Ich lach' mich schlapp.“ Er zog den Schlüssel aus seiner Tasche und warf ihn in Mitten des Raumes, nur wenige Meter von ihrem Gefängnis entfernt, als im selben Moment eine weitere Person den Eingang passierte. „Ach sieh mal einer an, noch einer von dem Verein.“ Itachi sah abwertend den Jungen mit den langen schwarzen Haaren an. „RAAAAYYYY!“, rief Kenny plötzlich, als er den Chinesen dort stehen sah. „Bin ich froh, dich zu sehen.“ Auch die Anderen sahen etwas erleichtert zu ihm, mit Ausnahme von Kai, der auf Naomi blickte. Doch auch Ray konnte die Wiedersehensfreude nicht lange teilen, als er das bewusstlose Mädchen in der Mitte der Raumes liegen sah. Er wollte auf sie zustürmen, als auch er schon von zwei der finsteren Gestalten gepackt und fest im Griff gehalten wurde. Itachi wandte sich zum Gehen, bemerkte dann jedoch Kais Blicke und sah auf Naomi. Er ging auf sie zu und kniete sich hinter sie, so dass die anderen Anwesenden sie immer noch vollständig sehen konnten. Er sah böse zu Kai: „Eigentlich habe ich ja alles, was ich wollte. Aber wo es sich schon mal so ergibt, will ich wenigstens noch dem wehtun, der sie scheinbar liebt.“ Er fasste ihren Kopf, drehte ihn zu sich und hob ihn leicht an, ehe er, unter den entsetzten Augen der Anderen seinen Mund auf ihren presste. Während seine Freunde nur wortlos starrten, hatte Kai das Gefühl über ihm würde im selben Moment die ganze Ruine zusammenbrechen. Er war erst jetzt in der Lage, sich seine Gefühle einzugestehen. Er liebte dieses Mädchen. Und jetzt war da dieser widerliche Geisteskranke, der eben jene, die er liebte und die bewusstlos war, vor seinen Augen küsste - Und er konnte rein gar nichts dagegen tun. Warum musste es soweit kommen? Hätte er nicht eher zu seinen Gefühlen stehen können? Itachi ließ wieder von ihr ab und sie zurück auf den Boden sinken. Er erhob sich wieder, leckte sich kurz aber deutlich über die Lippen und sah dann zu Kai. Ein noch bösartigeres Grinsen machte sich bei seinem verzweifelten Anblick in seinem Gesicht breit, ehe er lauthals lachend die Ruinen verließ. Seine Lakaien folgten ihm. _____________________________________________________________ Jetzt hab' ich das schon wieder gemacht. Ich bin ja so ein pöses Viech. ô_o Hab' schon Schimpfe vom Betalie bekommen... gibt's von euch auch noch welche? xD Bitte nicht, ich hab auch 'nen Grund dafür. Das Kapitel war urprünglich länger... aber dann wäre es so sehr aus der Reihe getanzt, deshalb der Einschnitt. <___< Sorry... Aber Nr. 11 ist schon so gut wie fertig. ^-^ Kapitel 11: ... Kiss me ----------------------- So, hier der nächste Teil. Zum letzten Kapitel: Toll, dass ihr es spannend fandet. Und nein, Itachi ist nicht aus "Naruto" kopiert. <_<° *den beim schreiben noch gar nicht näher kannte* Musste mal gesagt werden. ôo So nun viel Spaß! :D _____________________________________________________________ Es dauerte, bis sich endlich wieder jemand bewegte. Dieser Jemand war Max: „Ray, der Schlüssel!“ Doch der Schwarzhaarige stand wie in Trance da, seinen Blick auf Naomi gerichtet. Das was er dort eben gesehen hatte, war auch ihm schlecht bekommen. Max musste mit Kennys Unterstützung noch einige Male rufen, bis Ray realisierte, was sie von ihm wollten, den Schlüssel langsam aufhob und mit zittrigen Händen das Schloss öffnete. Kyko und Max, die der Tür am nächsten waren, wollten die Zelle als Erste verlassen, doch auf ein mal stürmte Kai an ihnen vorbei und auf Naomi zu. Er ließ sich vor ihr auf die Knie fallen. Die Anderen verließen das Gefängnis, blieben davor stehen und beobachteten ihn. „Kai...“ Tyson konnte nicht glauben, dass das der Kai war, den er kannte. Doch dem jungen Russen war egal, was sein Team in diesem Moment dachte. Er hob Naomis Oberkörper an und hielt sie im Arm. Er blickte in ihr Gesicht: „Nao, sag was... bitte!“ Sie öffnete leicht die Augen, war jedoch nicht in der Lage, sie lange offen zu halten und nahm auch nicht wahr, was um sie herum gerade geschah. Verzweifelt drückte Kai sie an sich, da bemerkte er, wie sie trotz der sommerlichen Temperaturen zitterte. „Nao, es tut mir so leid.“ Seine Schuldgefühle schienen ihn zu erdrücken. Er fühlte sich schrecklich – Nur seinetwegen hatte sie so sehr gelitten. Er biss sich auf die Unterlippe und sah sie verzweifelt an. Warum... warum hatte er es soweit kommen lassen? Wieso hatte er sie und seine Gefühle nicht ernstgenommen? Hatte er das wirklich nicht? Doch, das hatte er, aber er war zu stolz gewesen, um es sich einzugestehen. Und was hatte er davon? Wahrscheinlich den Verlust eines Teammitgliedes – einer Freundin – seiner Liebe. Einige Sekunden der Stille vergingen so. „Komm, Kai, wir bringen sie zurück zur Pension“, sagte Hilary möglichst ruhig, als sie nun neben ihm stand und auf ihre erschöpfte, schwer atmende Freundin hinabsah. Kai nickte stumm und hob Naomi ganz hoch. Er ging mit ihr in Richtung der Anderen. Hilary wollte ihm folgen, entdeckte dann jedoch zwischen den Beybladetrümmern neben sich den noch ganzen Bitchip von Driston. Sie hob ihn langsam auf. „Hilary, kommst du?“, rief Max, als Kyko, Ray und Kai mit Naomi auf dem Arm bereits durch den Ausgang gingen. Hilary lief zurück zu ihnen, während Max den Anderen folgte. Sie drückte Kenny das Beybladeteil in die Hand: „Kannst du ihr Beyblade reparieren?“ Der Braunhaarige sah auf den Chip in seiner Hand und nickte niedergeschlagen: „Kein Problem.“ Er ließ das Teil in seine Tasche rutschen und ging den Anderen nach. Tyson schaute Hilary an. Sie sah zurück. Wenige Sekunden später verließen auch sie die Ruinen. Der Rückweg verlief wiederum schweigend. Nur Hilary wandte sich kurz an Ray: „Gut, dass du gekommen bist.“ Dieser nickte. Er hatte sich auf sein Zimmer begeben, nachdem die Anderen aufgebrochen waren. Doch nach einer Weile war es ihm ziemlich dumm vorgekommen, sinnlos Löcher in die Luft zu starren, zumal er das Gefühl gehabt hatte, dass seine Freunde ihn brauchten. Also hatte er sich von Mr. Subashi den Weg erklären lassen und war ihnen gefolgt. Er sah wieder zu Naomi, die nach wie vor reglos in Kais Armen lag. Er wollte sich nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn er nicht dazu gekommen wäre. Als sie die Pension betraten, kamen ihnen Mr. und Mrs. Subashi entgegen. Kykos Mutter hielt entsetzt die Hand vor den Mund, als sie die scheinbar bewusstlose Naomi sah: „Oh mein Gott, was ist passiert?“ „Später, Mama. Kannst du ihr was zu Essen kochen?“, versuchte Kyko sie zu beruhigen. Ihre Mutter nickte und stürmte in die Küche. Ihr Vater sah Max an: „Soll ich einen Arzt rufen?“ Max schüttelte den Kopf: „Ich glaube erst mal noch nicht.“ Währenddessen trug Kai Naomi auf ihr Zimmer und legte sie dort auf ihrem Bett ab. Die Anderen waren ihm gefolgt und standen an der Zimmertür. „Kommt, Jungs, geht raus. Wir kümmern uns um sie“, sagte Hilary, nachdem sie und Kyko ebenfalls zum Bett gegangen waren. Tyson und Max gingen zurück in den Flur. Kenny und Ray folgten ihnen. Nur Kai blieb kurz stehen und sah Naomi an, ehe auch er den Raum verließ und die Tür hinter sich zu zog. Er lehnte sich neben der Tür gegen die Wand und ließ sich an dieser hinab auf den Boden sinken. Erschöpft und sichtlich mitgenommen blieb er sitzen. Die anderen sahen ihn an. „Tut mir leid, Ray“, nuschelte er plötzlich, für ihn völlig untypisch, „ich konnte sie nicht aufhalten.“ Ray antwortete nicht. Erneut gab er Kai jedoch nicht die Schuld für das geschehene. Stumm harrten sie vor der Tür aus, als diese einige Minuten später aufging und Kyko mit dem Teller, der noch auf dem Nachttisch gestanden war, heraus kam. „Sie hat nichts davon gegessen“, sagte sie an die anderen gewandt. Max blickte auf den noch zugedeckten Teller, den Kai ihr am Mittag hochgebracht hatte: „Kein Wunder, dass sie zusammengebrochen ist.“ Kyko nickte nur stumm, bevor sie nach unten in die Küche ging. Die fünf Jungen blieben niedergeschlagen zurück. Auf der anderen Seite der Tür lag Naomi in ihrem Bett. Kyko und Hilary hatten ihr beim Umziehen geholfen, wofür sie ihnen dankbar war. Dennoch sagte sie zu Hilary, die auf ihrer Bettkante saß, betonungslos und ohne sie anzusehen: „Bitte, Hilary, lass mich alleine.“ „Aber, Nao...“ Sie spürte wie sinnlos es war zu widersprechen. Missmutig erhob sie sich und wandte sich zur Tür. Dann sah sie noch mal zu Naomi: „Wenn was ist, ruf einfach.“ Die Blonde gab keine Antwort und so ging ihre Freundin aus dem Zimmer. Hilary betrat den Flur, die Tür hinter sich wieder schließend. Die Anderen sahen sie an, nur Kai warf weiterhin leere Blicke auf den Fußboden. „Was ist?“, fragte Kenny irritiert. Hilary sah ebenfalls zu Boden: „Sie ist wieder wach. Aber sie wollte, dass ich sie alleine lasse.“ Max seufzte traurig. Wieder qualvolles Schweigen. Naomi wollte alleine sein – alleine mit ihrer Leere. Sie starrte ausdruckslos auf die Ecke ihrer Nachtkonsole und kurz auf den Wecker: Es war schon sechs Uhr durch. Sie fühlte sich verloren, konnte sich kaum an etwas erinnern, was zuvor in den Ruinen geschehen war. Und jedes Mal, wenn sie versuchte sich zu erinnern, sah sie vor sich nur dieses schmale blase Gesicht mit den eisigen blauen Augen, die sie nahezu durchbohrten. Regungslos lag sie einige Zeit da. Sie schmeckte einen bitteren Geschmack auf ihren Lippen. Es war das Letzte, was sie mitbekommen hatte, doch sie konnte sich nur wage erinnern: Als sie kurz die Augen geöffnet hatte, waren da diese kalten, herzlosen Augen und diese schmalen Lippen auf ihren gewesen. Sie konnte sich an keine Worte oder Geräusche erinnern. Nur dieses widerliche Gefühl, dass sie gespürte hatte, ehe ihr wieder schwarz vor Augen geworden war. Sie versuchte sich aufzurichten. Sie wollte diesen ekelhaften Geschmack von ihren Lippen bringen. Mühsam schleppte sie sich zum Bad - sie war wackelig auf den Beinen. Erschöpft stützte sie sich auf den Rand des Waschbeckens und starrte in den Spiegel: Dieses matte, erschöpfte Gesicht. Was war mit ihr passiert? Naomi konnte wieder nicht glauben, dass sie das war. Sie ließ Wasser in ihre Handflächen laufen, lehnte den Kopf nach vorne und warf es sich ins Gesicht. Es folgte wieder ein Blick in den Spiegel. Doch das Spiegelbild war immer noch dasselbe. Sie nahm ihr Handtuch und trocknete sich wieder ab - der bittere Hauch auf ihren Lippen war immer noch zu schmecken. Das Mädchen ließ das Tuch wieder neben das Waschbecken sinken und sich selbst auf den Wannenrand. Dort erst fiel ihr wieder der Verband an ihrem Fuß auf. Die Schmerzen waren schon seit dem Aufstehen am Nachmittag nicht mehr zu spüren. Sie löste den inzwischen ohnehin lockeren Verband, warf ihn in den Abfall, wusch die Reste der Salbe von ihrer Haut und schleppte sich zurück ins Zimmer. Sie lehnte sich gegen die Wand neben der Badtür und sah zum Fenster: Die Sonne war inzwischen dabei die Blätterdächer des Waldes sanft mir ihren Strahlen zu liebkosen und tauchten auch das Zimmer in warme rot und orange Töne – Ein völliger Kontrast zu Naomis Befinden. Sie fühlte sich kalt. Scheinbar war sie nun völlig am Ende. Sie würde sich damit abfinden müssen, dass sie Kai ihre Schwäche offenbaren würde. Sie hatte versagt. Nichts war mehr von ihrem eigentlichen Wesen über. Es gab keine nachdenkliche Naomi mehr und erst recht keine verspielte. Da war nur noch eine leere Hülle – eine Marionette von Ohnmacht, Verzweiflung und gescheiterten Gefühlen. Und alles was ihr je etwas bedeutetet hatte existierte nicht mehr: Sie hatte kein Team mehr – Das was sie auch noch nach seinem Tod so eng mit ihrem Bruder verbunden hatte, ihr Beyblade war zerborsten – Ebenso wie ihre Freundschaft mit Ray. Sie verspürte nicht einmal mehr den Wunsch nach Hause zu können. Sie spürte absolut nichts mehr – nur Leere, Kälte und Einsamkeit. Sie fühlte sich so überflüssig. Sie begann zu frösteln, obwohl es im Raum gar nicht so kalt war. Ob es an ihrem Schlafanzug lag, der nur aus einem ärmellosen Top und der dazugehörigen kurzen Hose bestand? Aber es war Sommer und relativ heiß draußen. Warum war ihr dann so eisig kalt? Müde rutschte sie an der Wand hinab und kauerte nun da wie ein Häufchen Elend, Schulter und Kopf an die Zimmerwand neben ihr gelehnt. Kenny stand auf und ging auf sein Zimmer zu. Tyson sah ihn fragend an: „Was hast du vor?“ „Ich will ihr Blade reparieren.“ Damit verschwand er hinter der Tür. Tyson sah wieder schweigend zu Boden. „Es wird ihr doch ohne ihr Bitbeast kaum noch etwas bedeuten“, sagte Max. Hilary schüttelte den Kopf: „Ich habe den Bitchip eben in den Ruinen zwischen den Trümmern gefunden und Kenny gegeben.“ „Ach so“, Max lächelte leicht, „zumindest etwas Erfreuliches.“ „So erfreulich noch irgendetwas im Moment sein kann.“ Ray lehnte am Geländer der Treppe, die Hände in die Hosentaschen gesteckt und verfolgte mit den Augen die Fugen zwischen den einzelnen Holzplatten des Fußbodens. „Ach, Ray“, seufzte Hilary, „das wird schon wieder.“ „So wie sie das gestern und heute gesagt hat? Nein, Hilary. Das war keine ‚Ray, du bist doof.’-Laune von ihr. Das war ihr voller Ernst – und ich kann es nachvollziehen.“ Er spürte, wie sehr es ihm weh tat, wenn er daran dachte, dass ihre Freundschaft wirklich ein Ende haben sollte - All die Dinge, die sie sich gegenseitig die Jahre über anvertraut hatten. Wie sollten sie noch nebeneinander existieren können? Er wollte nicht, dass sie deswegen das Team verließ. Dann würde er eben zu den White Tigers zurückkehren. Auch Kai starrte weiterhin zu Boden. Das erste Mal in seinem Leben schien er jemanden wirklich zu verstehen – Sollte ihm dies zum Verhängnis werden? Er wollte nicht, dass sie ging. Noch nie hatte er das Gefühl gehabt, dass ihm etwas so außer Kontrolle geraten war. Immer war er in der Lage gewesen, Krisen im Team zu überblicken, aber diesmal nicht mehr. Hatte er als Teamleader diesmal versagt? „Entschuldige, Hilary.“ Tyson rutschte ebenfalls an der Wand hinab und sah bedrückt zu Boden. „Wofür?“ Die Braunhaarige blickte ihn verwundert an. „Für die Beleidigungen. Zum Beispiel das vorhin, bevor wir losgegangen sind. Das war weder nett, noch wahr“, gab Tyson klein laut zu. Er wusste nicht, warum er sich plötzlich für die alltäglichen Neckerein entschuldigte. Wahrscheinlich, weil ihm plötzlich bewusst wurde, was passieren konnte, wenn man immer alles nur mit Witz, Ironie, Zynismus und Sarkasmus überspielen wollte. Hilary brauchte einen Moment, um zu antworten, da sie damit nicht gerechnet hatte: „Schon okay. Ich bin ja auch nicht anders zu dir. Vielleicht sollte wir was dran ändern.“ „Mhm.“ Tyson nickte nur ohne sie anzusehen. Max folgte dem Gespräch. Waren sie etwa auf dem Weg ihr Kriegsbeil, das ihnen nur zur Tarnung ihrer Gefühle diente, zu begraben? Kenny kam kurz darauf wieder aus seinem Zimmer, zog die Tür hinter sich zu und ging zu Kai: „Hier!“ Kai sah zu ihm auf, als er ihm die Hand entgegenstreckte. Er öffnete seine Handfläche und bekam von dem Braunhaarigen Naomis Beyblade in die Hand gedrückt. Er starrte den gelben Kreisel in seiner Hand an. Nicht nur die neuen Teile reflektierten das Licht, sondern auch der Bitchip, den Kenny scheinbar wieder vom Ruinenstaub und den Spuren der letzten Tage befreit hatte. „Gib du ihr ihn zurück“, sagte Kenny. Kai lächelte kurz und steckte ihn dann in seine Hosentasche zu seinem eigenen Blade. Kyko kam mit einer Essschüssel voll Suppe wieder nach oben, blieb jedoch bei den Anderen stehen, als sie Hilary sah: „Warum bist du hier?“ „Sie wollte, dass ich sie alleine lasse“, antwortete Hilary traurig. Kyko ließ den Kopf hängen und starrte auf die Suppe. „Und was jetzt?“, sie verfolgte die kleinen Fetttröpfchen, die auf der Oberfläche langsam vor sich hinschwammen. Da richtete sich Kai plötzlich wieder auf und nahm ihr die Schüssel aus der Hand. Sie und die Anderen sahen ihn überrascht an, als er sich zur Zimmertür wendete, diese öffnete, das Zimmer betrat und sie hinter sich wieder schloss. „Irgendwie hat er sich verändert“, sagte Max. „Er hat sich nicht verändert“, antwortete Ray, „er liebt nur.“ Es war komisch das auf Kai bezogen zu hören. Doch es zeigt ihnen wieder einmal, was sie eigentlich alle wussten - dass ihr Teamleader eben doch mehr war, als nur ein kalter, gefühlsloser Eisklotz. „Aber warum erst jetzt?“ Max sah auf die verschlossene Tür. Ray tat dies ebenfalls: „Weil er sicher befürchtet hat seine Autorität im Team zu verlieren. Aber jetzt ist seine Angst Naomi zu verlieren wohl größer.“ Kais Blick fiel zunächst auf das leere Bett, doch als er Naomi auf dem Fußboden an der Wand sitzen sah, erschrak er und stellte hastig das Gefäß auf dem Tisch vor der Couch ab, ehe er auf sie zu ging. Vor ihr blieb er stehen. „Nao...“, er war auf einmal nicht mehr in der Lage sich ihr so zu nähren, wie in der Ruine, als er bemerkte, dass sie wach war und stumm geradeaus, an der Wand vorbei, gegen die Seite des Fernsehers starrte. Sie sah ihn nicht an, sprach aber trotzdem: „Hast du mich jetzt da, wo du mich haben wolltest? Schwach und völlig hilflos? War es das was du wolltest?“ Sie wusste nicht, warum sie das sagte, wo sie sich doch zuvor noch sicher gewesen war, dass er keinerlei Interesse an ihr gehegt hatte – weder negatives noch positives. Kai konnte nicht glauben, was er da hörte. Entsetzt sah er zu ihr hinab. Sie saß im langen Schatten des Sofas und der Vorhänge – dort wo das Licht der untergehenden Sonne nicht hinkam, während er direkt von der Seite angestrahlt wurde. „Ich... ich wollte dich nie irgendwo oder irgendwie haben...“, sagte er weiterhin fassungslos, „Zumindest ganz sicher nicht so. Es tut mir leid, was ich am Sonntag zu dir gesagt habe. Das war völliger Unsinn.“ Seems to matter what I do, so I'm saving this 4 U Cos it seems to be the last piece there is And you haven't had a chance yet to taste this Fragments of a life you shouldn't miss „Du hattest aber Recht - genau wie Itachi. Ich bin doch nur im Team durch meinen Großvater. Ich kann nichts. Meinetwegen seid ihr vorhin in Schwierigkeiten geraten und ich konnte euch noch nicht mal daraus holen.“ Sie starrte immer noch trocken an der Wand entlang. „Das hätte niemand in deiner Verfassung gekonnt“, versuchte er zu erklären. Sie wirkte so schutzlos, hilflos und völlig zerbrechlich. Wieso hatte er sie nur so behandelt? Er wollte wieder die alte Naomi zurück – das fröhliche, unbeschwerte Mädchen, das ihm die Stirn bot. Seems to matter what I say, so I'll hold my tongue at bay And rather use my mouth to kiss your frown away So your doubts no longer darken your day So you can hold your head up high come what may So please remember that I'm gonna follow through all the way Sie schüttelte leicht den Kopf: „Ihr braucht mich doch überhaupt nicht im Team. Wenn ich gehe, seid ihr immer noch ein Blader mehr, als bei den meisten Turnieren überhaupt benötigt wird. Ich bin euch doch nur ein Klotz am Bein.“ Ihre Stimme nahm etwas weinerliches an, doch keine Träne entkroch ihren Augenwinkeln. „Nao, es ist nicht wahr was du da sagst. Du darfst nicht gehen. Wir brauchen dich im Team...“, er kniete sich neben sie, „...Ich brauche dich.“ Ihre Augen weiteten sich - Sie konnte nicht glauben, was sie da hörte. Meinte er das ernst? „Es tut mir so leid, was passiert ist. Ich hätte viel eher irgendetwas tun sollen, aber...“, er sah beschämt zur Seite, „Ich war so dumm.“ Sie sagte nichts. Er fuhr fort: „Und auch, dass ich dich nicht vor diesem Widerling beschützen konnte... Verzeih mir.“ Cos it seems to matter where I go, I will always let you know That the place where I am is never far You know, you're not alone, don't be alarmed I'll find you no matter where you are So please remember that I'm gonna follow through all the way Sie bemerkte wieder den Geschmack auf ihren Lippen und rieb sich mit dem Handrücken darüber. „Du hast es mitbekommen?“ Kai deutete dies richtig und sah sie traurig an. Er hatte gehofft, sie wüsste nichts von dem unfreiwilligen Kuss. Doch dem war ganz offensichtlich nicht so. „Das... ist alles woran ich mich nach dem Kampf noch erinnern kann... sein Gesicht und das Gefühl... und der bittere Nachgeschmack... er geht nicht mehr weg.“ Dass sie am liebsten geweint hätte, war nicht zu überhören, aber noch immer wollte keine einzige Träne sich dem Tageslicht zeigen. Doch womit sie in diesem Moment nicht gerechnet hatte, war, dass Kai ihren Kopf zwischen seine Hände nahm und ihn zu sich drehte, sodass sie ihn ansah. „Ich will nicht, dass du es noch weiter schmeckst.“ Er blickte ihr tief in die Augen. Sie sah ihn unsicher an, da fasste er sie mit einer Hand zärtlich aber bestimmend am Kinn und zog sie leicht zu sich hin – über die Schattengrenze ins Licht. Tief atmete sie die Luft ein, als Kai seine Augen geschlossen und ihren Mund mit seinem versiegelt hatte. Sie war völlig perplex, doch dann liefen endlich Tränen über ihr Gesicht. Oh my love, if it's all I can do, I'll take the fall 4 U Cos I will soar when I lay down with you and give my all 4 U Ganze Bäche bahnten sich ihren Weg über ihre Wangen und streiften Kais Hände. Sie konnte sich ihm nicht widersetzen, wollte es aber auch nicht. Die Lasten der letzten Tage schienen plötzlich von ihr abzufallen. Und das nur, weil sie seine sanften Lippen auf ihren spürte. Sie schloss die Augen nun ebenfalls langsam - Aber nicht, um die Tränen aufzuhalten, sondern um sich einzig und alleine in seinen Kuss fallen zu lassen. Sie wollte ihr Leben in seine Hände legen. Kai spürte die Tränen an seiner Haut. Doch er war froh darüber – Endlich zeigte sie wieder Gefühle. Was sich die ganze Zeit über angestaut hatte, ließ sie endlich raus. Er würde sie nie wieder so tief fallen lassen – Er würde sie auffangen – Er würde sie beschützen – Er würde einfach alles für sie tun – Denn er liebte sie. _____________________________________________________________ So das war's... Ende aus, Mickey Mouse ^^ Nein, natürlich ist das nicht das Ende! xD Es soll noch so viel passieren ö_Ö Hoffe ihr lest also weiter. Der Song ist übrigens von Poets Of The Fall und heißt All The Way/4U (YouTube -> nach 'Poets of the fall all the way' suchen -> 1. Video = Fruits Basket-Fan-Video mit dem Song ^^ Video ist ja egal... aber der Song ist so *___* Vor allem die zweite Hälfte [in den Lyrics die zwei letzten Zeilen]). Mest haben mich übrigens inspiriert, was den Titel des 10. & 11. Kapitels angeht. Von denen gibt's nämlich einen Song "Kiss Me, Kill Me" *ihn auch so abgöttisch lieb*... Fand's nur in diesem Fall andersrum sinnvoller ;P Kapitel 12: Apologies --------------------- *anschleich* Hallu? .___. Da bin ich wieder. v___v Falls ihr aufs nächste Kapitel gewartet habt, sry,dass es dieses Mal länger gedauert hat. Besonderer Danke dieses Mal an Tua_Kinya dafür, dass sie an einem einzigen Tag alle Kapitel gelesen und kommentiert hat. Dankeschön. *___* Aber natürlich auch allen anderen Danke für ihre Kommentare. _____________________________________________________________ Das Licht der Abenddämmerung spiegelte sich in ihren Tränen wieder, die weiterhin ihren Weg aus Naomis Augen fanden, als Kai nach einiger Zeit wieder von ihr abließ und die Augen langsam öffnete. Vorsichtig wischte er mit dem Daumen die Tränen von ihren Wangen, woraufhin auch sie ihre Augen wieder öffnete. „Kai...“, nuschelte sie völlig verweint. Ihr wurde warm ums Herz, als sie in seine warmen Augen sah. Er schob eine Hand hinter ihren Kopf, die andere legte er auf ihren Rücken und zog sie ganz an sich heran. Sie ließ ihren Kopf an seine Schulter sinken, schloss die Augen wieder und vergrub ihr Gesicht an seiner Halsbeuge. Die Hände platzierte sie nahe beieinander an Kais Brust. Es war eigenartig so von ihm berührt zu werden beziehungsweise ihn so zu berühren. Vor wenigen Stunden noch, hätte sie jeden für verrückt erklärt, der ihr dies prophezeit hätte, doch nun war es Realität. Er schien sie nicht loslassen zu wollen und hielt sie fest an sich gedrückt. „Verzeih mir bitte, Nao“, sagte er leise und legte seinen Kopf auf ihren. Sie sagte nichts, da sie vollkommen aufgelöst war. „Ich lasse dich nie mehr im Stich, versprochen!“, fuhr er fort. „Ich... liebe dich!“ Sie riss ungläubig die Augen auf: Er hatte es tatsächlich gesagt – Kai, ihr sonst so gefühlsloser Teamleader, hatte ihr, Naomi, voller Ernst gesagt, dass er sie liebe. Ein deutliches Schluchzen war von ihr zu vernehmen. Behutsam drückte er sie etwas von sich weg, als sie erneut begann wie Estenlaub zu zittern und blickte ihn ihre verweinten und matten Augen, bevor er seine rechte Hand von ihrem Rücken nahm und sie ihr auf die Stirn legte. „Du hast Fieber“, sagte er, als er die Hitze spürte, und nahm die Hand wieder weg. „Du gehörst ins Bett.“ Sie war zu erschöpft, um ihm zu antworten und ließ sich stattdessen von ihm auf die Beine helfen. Als sie drohte wieder zusammen zu sacken, fing er sie auf und hob sie hoch. Das dritte Mal trug er sich innerhalb weniger Stunden auf Händen, doch es war das erste Mal, dass sie es mitbekam. Ihren Kopf an seine Schulter gelegt, trug er sie zum Bett, wo er sie erneut sachte ablegte und sie zudeckte. Er ging kurz zurück und holte die Suppe vom Tisch, bevor er sich mit der Schüssel in der Hand auf die Bettkante setzte. „Iss noch was, bevor du schläfst.“ Mit sanftem Blick sah er sie an. Naomi richtete sich wieder auf und nahm wortlos das Essen entgegen. Während sie ein wenig Brühe zu sich nahm, schaute er sie weiter an ohne etwas zu sagen. Nach einigen Schlücken ließ sie die Schüssel wieder sinken. Sie starrte auf die Flüssigkeit in eben jener: „Ich wollte, dass das Team keinen Schaden davon trägt und habe versucht meine Gefühle zu unterdrücken... und dadurch habe ich nun doch alles kaputt gemacht. Ich bin so dumm.“ Wieder liefen ihr Tränen aus den Augenwinkeln. Ihre Hände begannen zu zittern, weshalb Kai ihr die Schüssel wieder abnahm und sie auf den Nachttisch stellte. „Du bist nicht dumm und du hast auch nichts kaputt gemacht“, versuchte er sie zu beruhigen. Aber sie klammerte ihre Hände in den Stoff der Bettdecke, kniff die Augen zu und weinte: „Doch... alles... und Ray habe ich auch vor den Kopf gestoßen. Ich habe ihm die Freundschaft gekündigt ohne Grund... und dass, obwohl ich ihn so sehr brauche.“ „Nao...“ Sie tat ihm leid, doch er wusste zunächst nicht, was er darauf sagen sollte. Sie hingegen schluchzte weiter: „Ich fühle mich jetzt so alleine deswegen.“ Er nahm ihre zitternden Hände zwischen seine eigenen und hielt sie fest: „Nao, du bist nicht alleine. Eure Freundschaft ist viel zu eng, als dass sie einfach so zu Ende sein könnte. Und außerdem... du hast mich.“ Sie sah langsam wieder zu ihm auf und wollte etwas sagen, doch die Gedanken in ihrem Kopf überschlugen sich. Er lächelte sanft, lehnte sich etwas vor und küsste sie kurz. „Aber Driston ist auch nicht mehr“, schluchzte sie. Kai griff darauf hin in seine Hosentasche, erkannte das richtige Beyblade am Angriffsring und zog es heraus, um es ihr dann in der offenen Handfläche hinzuhalten. Ihre Augen weiteten sich: „Mein Blade...“ Kai lächelte und legte ihn ihr in die Hand: „Hilary hat den Bitchip in den Ruinen gefunden, bevor wir gegangen sind und Kenny hat es wieder repariert.“ Sie musste noch mehr weinen und schloss es fest in ihre Hände – ihre Freunde taten so viel für sie und sie hatte sie so schlecht behandelt. Es tat ihr schrecklich leid. „Ich muss mit Ray sprechen“, sagte sie darauf. „Später. Jetzt schlaf erst einmal, damit du wieder auf die Beine kommst.“ Er wollte sie dazu bewegen, sich wieder hinzulegen, doch sie wollte nicht so recht. Sie sah ihn befürchtend an: „Aber was wenn...“ Wurde dann jedoch von Kai unterbrochen: „Ray wird nicht gehen. Selbst wenn er es wollte, dann binde ich ihn schon irgendwo fest.“ Scheinbar hatte sie ohnehin keine Wahl, als das Gespräch auf später zu verschieben, und so ließ sie sich nun doch wieder zurück sinken, drehte sich etwas auf die Seite und legte ihr Blade auf den Nachtisch, wo sie es sehen konnte, bevor er sie wiederum richtig zudeckte, damit sie nicht fror. „Mach die Augen zu und schlaf!“, sagte er, als sie vor sich her blickte. Doch sie sah weiter stumm geradeaus anstatt ihre Augen zu schließen. „Ich traue mich nicht.“ Ihre Stimme zitterte. „Ich will nicht aufwachen und feststellen, dass ich das hier nur geträumt habe. Dann stehe ich wieder vor dem Nichts. Ich will diesen Traum nicht verlassen, in dem du an meiner Seite bist.“ Wieder strich er ihr eine einzelne Träne weg: „Das ist kein Traum, Nao – Das ist die Realität, in der ich bei dir bin.“ „Aber woher soll ich wissen, dass es wirklich so ist?“ Sie war verunsichert. Da merkte sie, wie er seine Hand in ihre, die neben ihr lag, legte und sie festhielt: „Glaub mir, ich bin bei dir und werde es auch noch sein, wenn du wieder aufwachst.“ Sie schloss ihre Hand fest um seine. Das Gefühl ihn zu spüren schien real genug, um ihr Sicherheit zu geben, sodass sie langsam ihre Augen schloss. Er blieb sitzen, sie weiter festhaltend und sah sie an. Nach einiger Zeit lockerte sich ihr Griff und ihr Atem wurde ruhig und gleichmäßig. Vorsichtig zog er seine Hand wieder weg und stand auf. Er nahm die Suppenschüssel und ging zur Zimmertür, die er leise öffnete. Als er hinausgetreten war und die Tür ebenso leise wieder geschlossen hatte, sahen ihn die anderen, die immer noch im Flur vor dem Zimmer verweilten, erwartungsvoll an. „Und? Was ist mit ihr?“, fragte Hilary besorgt. „Sie schläft.“ Er reichte die Schüssel Kyko, welche diese entgegennahm. Kenny nickte: „Ist wohl besser, wenn sie sich erst mal erholt.“ „Und sonst nichts? Hat sie nichts gesagt, ob sie geht?“ Tyson sah seinen Teamleader an. Dieser schüttelte den Kopf: „Sie wird nicht gehen, Tyson, nicht wenn ihr Team zu ihr steht.“ Kyko lächelte: „Und das tut es natürlich, oder?“ Max sah sie zuversichtlich an: „Ja, das tut es. Stimmt’s Leute?“ Kenny und Hilary nickten. Ebenso Tyson: „Das steht völlig außer Frage.“ „Ray,“, Max sah zu dem Schwarzhaarigen, der geistesabwesend weiter zu Boden starrte, „was ist mit dir? Tust du es etwa nicht?“ „Was soll die Frage noch, Max?“, er antwortete in einer Tonlage, die alles andere als Freude ausdrückte, „Ich habe als ihr Freund total versagt. Wieso sollte sie also noch Wert darauf legen, ob ich zu ihr halte?“ „Ray, das ist doch Quatsch. Als würde eure Freundschaft einfach so in die Brüche gehen. Sie ist doch mindestens genauso abhängig von dir wie... wie Max von Bonbons“, versuchte Kenny ihn zu ermutigen. „Der Vergleich hinkt aber, Chef“, der Blonde sah den kleineren skeptisch an, „zumal ich im Moment von Kyko abhängig bin.“ Die Rothaarige drückte ihm darauf hin einen Kuss auf die Wange. Doch Ray blickte nun ernst in die Runde: „Das ist kein Quatsch. Ich bin ein Versager. Und meinetwegen soll es ruhig die ganze Welt wissen – Ich gehe zurück zu den White Tigers!“ „Ray!“, Tyson richtete sich wütend auf und stellte sich vor ihn, „Du gehst nirgends hin! Und hör auf so einen Müll zu faseln! Du bist kein Versager!“ Der Blick des Chinesen verriet ihm jedoch, dass seine Worte an ihm abprallten wie an einer Scheibe, weshalb Tyson die Faust hob, bereit zum Schlag, als ihn jemand am Handgelenk fasste und somit aufhielt. Er sah zur Seite: „Lass mich los, Kai! Oder willst du ihn vielleicht gehen lassen?“ „Nein, aber hier wird auch niemand mit Fäusten davon abgehalten“, sagte er ernst. Tyson sah ein, dass er Recht hatte und ließ seinen Arm wieder sinken. Der Russe wandte sich an Ray: „Sprich mit ihr, wenn sie wieder wach ist.“ Sein Gegenüber sah entmutigt zur Seite: „Als würde das noch irgendetwas ändern. Sie wird mir doch gar nicht mehr zuhören.“ „Doch, das wird sie“, sagte Kai. „Es tut ihr leid.“ Ray sah ihn wieder an: „Hat... sie das gesagt?“ Der Blauhaarige nickte stumm. Ray seufzte. „Na also, dann wird das schon wieder“, warf Kyko optimistisch ein, „und ich hätte ja keinen Grund mehr auf sie eifersüchtig zu sein, wenn ihr euch nicht mehr versteht. Das wäre doch wirklich langweilig dann.“ Die Anderen mussten ein wenig lachen und auch Ray zauberte es wieder ein Lächeln auf die Lippen. „Wollen wir wieder nach unten gehen? Irgendwie komme ich mir langsam etwas dumm vor, die ganze Zeit hier im Flur zu hocken“, meinte Tyson wenig später. Max nickte: „Ganz deiner Meinung.“ „Und wer bleibt bei Nao?“, fragte Kenny. Hilary wollte etwas sagen, als Kai ihr zuvor kam: „Ich.“ Der Rest sahen ihn ungläubig an. Er reagierte darauf mit seiner gewohnten gleichgültigen Miene: „Guckt nicht so. Ich bin selber müde und gehe jetzt ins Bett. Also gute Nacht.“ Und schon war er wieder im Zimmer verschwunden. „Wieso verhält er sich jetzt wieder wie sonst?“ Tyson blickte skeptisch auf die Tür. Hilary legte den Kopf schief: „Keine Ahnung. Ich verstehe dieses Mysterium ‚Kai’ nicht und werde es wohl auch nie verstehen.“ „Tja, wir wissen nicht, was eben hinter verschlossener Tür noch gesprochen wurde oder vielleicht ja sogar passiert ist“, antwortet Kenny. „Glaubst du vielleicht sie sind sich näher gekommen?“ Hilary sah ihn mit großen Augen an. Ebenso Tyson. Kenny zuckte mit den Schultern: „Woher soll ich das wissen? Wir müssen es wohl abwarten.“ Hilary seufzte: „Wohl wahr.“ Kurz darauf gingen sie nun nach unten. Nur Ray blieb stehen und sah gedankenverloren auf die Tür des dritten Zimmers: „Hoffentlich können wir wirklich reden.“ Dann folgte er den Anderen in den Aufenthaltsraum. Kai sah zum Bett: Naomi schlief immer noch tief und fest. Leise öffnete er die Balkontür und ging hinaus. Er sah zunächst in den bunten Abendhimmel und dann geradeaus hinweg über die Bäume bis zum Horizont, wo die Berggipfel den Himmel berührten. Seine Hand wanderte in seine hintere Hosentasche und zog den Brief von Itachi hinaus. Er starrte kurz auf das gefaltete Papier in seiner Hand und spürte wie Wut und Hass in ihm aufkamen. „Du wirst ihr nie wieder etwas antun.“ Damit zerriss er es in tausend kleine Schnipsel, die er danach von sich warf und vom sanften Abendwind in die Ferne getragen wurden. Er drehte sich um, ging wieder ins Haus, schloss leise die Tür und zog die Vorhänge vor den Fenstern zu, bevor er ins Bad ging. Als er dort fertig war, hockte er sich vor Naomis Bett, legte die Arme auf die Bettkante und sah sie an. Das Zimmer wurde von draußen nur noch zwielichtig erhellt, aber dennoch konnte er ihr Gesicht genau erkennen. Zögerlich bewegte er eine Hand in ihre Richtung und schob ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Er konnte sich nicht daran erinnern, jemals zuvor so zärtlich zu jemand anderem gewesen zu sein und dennoch kam es ihm bei ihr völlig selbstverständlich und vertraut vor, obwohl immer noch etwas Unsicherheit in ihm weilte. Doch Kai war sich sicher, dass diese mit der Zeit von alleine verschwinden würde. Außerdem musste sie wohl wesentlich unsicherer sein, da er sonst auch bei ihr nur als der kalte Teamchef gegolten hatte. Aber er würde ihr Sicherheit und Vertrauen geben – das schwor er sich. „Schlaf gut“, flüsterte er und strich ihr sanft über die Wange. Sie schlief unter seiner Berührung seelenruhig weiter, sodass er sich wieder erhob und ebenfalls zu Bett ging. Er drehte sich so, dass er sie ansah und beobachtet sie noch eine ganze Weile. Anschließend sah er noch mal kurz auf Dranzer, den er auf seinen Nachttisch gelegt hatte, und auf Driston, der keinen Meter weiter entfernt lag, bevor auch Kai die Augen schloss und einschlief. Es war mitten in der Nacht, als Naomi im Schlaf hochschreckte. Sie hatte von den Ruinen geträumt, die im Traum letztendlich über ihr eingestürzt waren. Sie zitterte wieder am ganzen Körper und ihr Herz raste. Der Mond schien durch die Vorhänge ins Zimmer und erhellte dieses wieder leicht. Sie sah kurz zur Seite: Kai schlief scheinbar tief und fest. Hatte sie nun doch alles nur geträumt? Hatte Kai sie gar nicht geküsst? Sie war unsicher. Plötzlich öffnete er langsam die Augen, weshalb sie sich fluchtartig wieder hinlegte und die Augen schloss, um sich schlafend zu stellen. Doch Kai schien es mitbekommen zu haben. Zumindest hörte sie, wie im Bett neben ihr die Bettdecke weggeschlagen wurde und er aufstand. Da spürte sie auch schon eine Hand auf ihrer. „Nao? Alles in Ordnung?“, flüsterte Kai, der sich erneut vor ihr Bett gehockt hatte. Sie öffnete die Augen zögerlich wieder und sah ihn an – Scheinbar hatte sie das doch nicht geträumt. „Ich habe doch gesagt, ich werde auch noch bei dir sein, wenn du wieder aufwachst.“ Er lächelte gutmütig. Sie war froh darüber, doch es schüttelte sie immer noch am ganzen Körper. Müde sah sie ihn an: „Mir ist so kalt.“ „Soll ich“, er zögerte kurz, „mich zu dir legen?“ Damit hatte sie nicht gerechnet, dennoch nickte sie leicht. Er erhob sich, hob die Bettdecke etwas an, legte sich neben sie, deckte sich und sie wieder richtig zu und nahm sie langsam in den Arm. Jedem anderen hätte sie es untersagt sich schon kurz nach dem ersten Kuss mit ihr in ein Bett zu legen, doch bei Kai war das etwas anderes. Zum einen wusste sie, dass er es nicht mit Hintergedanken tat und zum anderen kannte sie ihn schon so lange. Als sie während der ersten Meisterschaft im Winter in Russland gewesen waren, hatte sie sich nachts auch zu Ray ins Bett geschlichen, weil ihr so kalt gewesen war. Und dies hier war so ähnlich, nur mit dem Unterschied, dass Kai sie nicht nur im Arm hielt und sie wärmte, sondern sie auch sanft auf die Stirn küsste und ihr durchs Haar fuhr, was sie genoss. „Ich habe eben von den Ruinen geträumt“, sagte sie leise. Kai hielt in seiner Bewegung inne, als sie sich noch mehr an seine Brust schmiegte. „Sie ist über mir eingestürzt“, fuhr sie fort. „Oh, Nao“, er drückte sie fester an sich, „das war nur ein Traum. Vergiss es schnell wieder.“ Kai spürte auf einmal Tränen auf seiner Haut – sie weinte wieder. Ihm wurde plötzlich klar, wie schlimm die letzten Tage wirklich für sie gewesen sein mussten und wie sehr sie ihn und die anderen jetzt brauchte. „Schhhhhh.“ Er strich ihr zärtlich über den Kopf. „Nao, ich bin bei dir – Es wird alles wieder gut.“ Es dauerte etwas, bis ihr Atem wieder ruhiger wurde. „Wie geht es deinem Fuß?“, fragte er nach einiger Zeit, nachdem ihr Tränen wieder getrocknet waren. „Tut nicht mehr weh“, murmelte sie. Er musste daran denken, als er sie dies bezüglich so unsanft behandelt hatte: „Verzeih mir wegen gestern. Ich hätte nicht so grob sein dürfen.“ „Schon in Ordnung“, sie sah ihn nun an, „aber es war Vorgestern.“ Er sah fragend zurück, da er den Wecker im Nacken hatte und ihn somit nicht sehen konnte: „Wie spät ist es denn?“ „Eben war es kurz nach eins.“ Sie drückte sich kurz von ihm weg und sah über ihn hinweg auf die Zeiger der Uhr, ehe sie sich wieder zurück in seine Arme sinken ließ. „Jetzt ist es zwanzig nach.“ „Na dann guten Morgen.“ Er schmunzelte etwas. „Willst du etwa schon aufstehen?“, war ihre ironische Frage. „Nein“, lachte er leise, wurde aber dann wieder ernst und sah sie verliebt an, „sicher nicht.“ Er strich ihr sanft über die Wange und blickte in ihr erschöpftes Gesicht. Sie schloss wieder die Augen und genoss seine Berührung und seine Nähe. „Kai?“, sprach sie ihn leise an. „Hmm?“, kam von ihm. „Ich liebe dich“, flüsterte sie, bevor sie in seinen Armen einschlief. Er lächelte erneut und küsste sie wiederum zärtlich auf die Stirn. Er konnte das Gefühl, das mit ihren Worten in ihm aufgekommen war, nicht beschreiben – doch es fühlte sich schön an. Nicht lange und auch er war bald wieder ins Land der Träume versunken. Am Morgen wurde Naomi um kurz nach neun wach. Kai lag allerdings nicht mehr neben ihr. Doch, dass sie dies nicht geträumt hatte, erkannte sie daran, dass ihr Kopfkissen nach ihm roch. Sie kuschelte sich in eben jenes und schloss die Augen wieder. Erst als sie einige Minuten später die Zimmertür ins Schloss fallen hörte, öffnete sie diese wieder. Kai kam mit einer Tasse Tee und einer Reisschüssel ins Zimmer. Beides stellte er auf ihre Nachtkonsole und setzte sich dann neben sie auf die Bettkante. „Ausgeschlafen?“, fragte er. Sie nickte leicht und richtete sich auf, wobei er ihr half, bevor er ihr das Essen reichte. Dieses nahm sie dankend an und begann zu essen. „Geht es dir inzwischen besser?“, wollte er wissen und legte ihr kurz die Hand auf die Stirn. Sie nickte: „Ja. Danke für heute Nacht.“ „Dafür brauchst du dich doch nicht bedanken. Dein Fieber scheint auch wieder runtergegangen zu sein“, antwortet er liebevoll. Sie lächelte und aß zu ende. Als sie die leere Schüssel wieder weggestellt hatte, sah sie ihn wieder an: „Du hast nicht mit den Anderen darüber geredet, oder?“ „Über uns?“ Sie nickte auf seine Frage hin. Er sah zur Seite auf den Fußboden: „Nein. Zu meinem Überraschen haben sie auch gar nicht gebohrt beim Frühstück. Zumindest von Tyson hätte ich das erwartet. Sie wollten lediglich wissen, wie es dir geht.“ Naomi musste grinsen: „Ich kann mir vorstellen, wie Hilary ihm eingetrichtert hat, dass er es lassen soll.“ „Gut denkbar.“ Auch er musste kurz lachen bei dem Gedanken, wie Hilary Tyson immer wieder belehrte nicht taktlos zu werden. „Aber ich werde auch nicht drüber sprechen, wenn sie nicht direkt fragen“, fuhr er fort. „Entweder sagst du es ihnen oder sie werden es über kurz oder lang sowieso mitbekommen.“ Sie nickte. „Oder willst du nicht, dass sie es erfahren?“ Er schaute sie wieder an. Nun war sie die jenige, die nach unten blickte: „Ich weiß es nicht. Aber wie du schon sagtest, werden sie es ohnehin herausfinden.“ „Du machst dir deswegen aber immer noch Sorgen um das Team, oder?“ Er konnte in ihren Augen sehen, dass er Recht hatte. „Ich will nicht von dir anders behandelt werden, als die Anderen. Zumindest nicht, wenn es ums Training geht“, war ihre Antwort. Er konnte ihre Sorge nachvollziehen: „Du meinst auch mit den Extrarunden?“ „Ja. Ich meine, wenn ich Mist mache, kann es nicht sein, dass du es einfach so hinnimmst, Tyson dafür aber fünf Runden laufen müsste“, erklärte sie. Kai seufzte: „Ich werde es versuchen. Sonst mosert Tyson auch nur wieder rum.“ Sie sah wieder zu ihm, lehnte sich etwas nach vorne und küsste ihn auf die Wange. Damit hatte er in diesem Moment nicht gerechnet, drehte sich dann jedoch zu ihr, sodass sie kurz von ihm abließ, um ihren Mund dann wieder flüchtig auf seinem zu platzieren. Kurz darauf klopfte es an der Tür. Kai stand auf, um zu öffnen, während Naomi die Tasse vom Nachttisch nahm und etwas Tee trank. Sie setzte wieder ab und sah zur Tür, als Kai diese öffnete. Es war Ray, der davor stand. Er hatte sich dazu durchgerungen nun das Gespräch mit Naomi zu suchen. „Kann ich mit ihr reden?“ Er sah Kai an. Dieser trat zur Seite, damit er eintreten konnte: „Frag nicht mich.“ Ray betrat das Zimmer und sah dann Naomi an, die im Bett saß und bei seinem Anblick ihren Tee wieder wegstellte. Kai sah sie an, worauf hin sie ihm zunickte, er das Zimmer verließ und die Tür hinter sich schloss. Ray blieb an der Tür stehen, während Naomi aufstand. „Nao, bleib im Bett. Du brauchst nicht aufstehen“, sagte er besorgt. „Mir tut vom Liegen eh schon alles weh“, antwortete sie. Kai lehnte sich gerade gegen das Geländer im Flur, um dort zu warten, als er bemerkte, wie durch eben jenes die Anderen von der Treppe aus hindurch zur Tür mit der Nummer drei spähten. Er sah sie skeptisch an, als sie nun ganz hochkamen und zur Zimmertür schlichen: „Was zur Hölle tut ihr da?“ „Psssst“, zischte Hilary, „wir wollen wissen, was die Beiden reden.“ Der Russe zog die Augenbraue hoch, als sich die fünf vor der Tür aufbauten und ihre Ohren an diese pressten: „Ihr seid auch überhaupt nicht neugierig.“ „Man jetzt sei ruhig!“, meckerte Tyson, während er sich auf die Geräusche im Zimmer konzentrierte. „Willst du wieder laufen?“, fragte Kai bissig. Max wedelte mit der Hand, um ihm zu deuten, dass er endlich ruhig sein sollte: „Drück uns meinetwegen zwanzig Runden auf.“ Kai seufzte und lehnte sich zurück, da er einsah, dass sie sowieso nicht auf ihn hörten. „Könnt ihr was hören?“, fragte Kyko. „Nein, ich glaube sie haben noch nichts gesagt“, flüsterte Kenny. Damit hatte er nicht Unrecht. Ray stand immer noch an derselben Stelle, während Naomi gut einen Meter vor ihm stand und bedrückt zu Boden sah, nicht wissend, was sie sagen sollte. „Nao, es tut mir leid“, begann der Schwarzhaarige. „Ich hätte mein Versprechen nicht brechen dürfen.“ Naomi schüttelte jedoch den Kopf: „Nein, mir tut es leid. Die Dinge die ich zu dir gesagt habe...“ Sie biss sich auf die Unterlippe, als ihr plötzlich wieder Tränen aus den Augenwinkeln liefen. „Nao...“ Ray bewegte sich bei diesem Anblick zögerlich auf sie zu. „Ich wollte das nicht sagen“, schluchzte sie. „Ich hasse dich nicht... Im Gegenteil, ich liebe dich, Ray. Und ich brauche dich. Verzeih mir bitte.“ Immer mehr Tränen kullerten über ihr Gesicht – Ihr taten ihre Worte unendlich leid. Er ging auf sie zu, blieb vor ihr stehen und nahm sie langsam in den Arm, woraufhin sie ihn umklammerte und in sein T-Shirt weinte. „Verzeih mir bitte, Ray. Ich war so dumm. Ich wünschte ich hätte das alles nie zu dir gesagt. Ich will dich nicht als meinen besten Freund verlieren.“ Sie hatte Angst, dass er ihre Entschuldigung nicht annahm. Aber Ray legte seinen Kopf auf ihren: „Es muss dir nicht leid tun. Ich werde immer an deiner Seite sein, Nao. Ich brauche dich genauso. Wir werden immer Freunde bleiben, egal was kommt. Und mir tut es wirklich leid, dass ich mein Versprechen gebrochen habe. Ich werde das hoffentlich nie wieder tun.“ Sie hörte wieder auf zu weinen und flüsterte: „Ich glaube, ich muss dir dafür sogar danken.“ Er drückte sie etwas von sich weg um sie ansehen zu können. „Ihr...“, doch er brauchte nicht weiter fragen, da er die Antwort bereits in ihren strahlenden Augen ablesen konnte. Er lächelte glücklich, weil er sich für sie freute und lehnte seine gegen ihre Stirn. „Man können die mal über die wichtigen Dinge reden?“, meckerte Hilary. „Aua, Max, das war mein Fuß!“, kam es von Tyson. „Seid ruhig, bevor sie uns noch hören“, wisperte Kenny mahnend. Kai schüttelte angesichts dieser Szene, die sich vor ihm abspielte, nur schmunzelnd den Kopf. Ray sah Naomi skeptisch in die Augen und flüsterte extrem leise: „Hast du das auch gerade gehört?“ „Was?“, sie sah ihn verwirrt an, als er ihr mit dem Zeigefinger deutete ruhig zu sein und zur Tür schlich. Er stellte sich dahinter, ergriff die Klinke und riss sie dann ruckartig auf, woraufhin ihre Freunde in den Raum fielen und nun gestapelt im Türrahmen lagen. Ray runzelte die Stirn: „Habe ich doch richtig gehört.“ „Ah, Ray, das war echt mies!“, moserte Max und sah zu ihm auf. Kai der hinter ihnen stand sah auf sie hinab: „Ich habe euch doch gesagt, seid nicht so neugierig.“ „Ja danke, jetzt ist es auch zu spät“, brummte Tyson. Naomi blickte irritiert auf den Haufen am Boden und musste dann bei dem Anblick lauthals lachen. Die anderen sahen überrascht zu ihr – Sie lachte von Herzen – So sehr, dass ihr sogar die Tränen kamen. Max strahlte: „Nao...“ Sie fing sich wieder halbwegs und sah ihn an: „Hmm?“ „Du... lachst wieder“, fuhr Hilary ebenfalls glücklich fort. Dem blonden Mädchen wurde dies in diesem Moment selbst erst bewusst. Sie sah kurz verwirrt zu Boden, dann zu Kai, der immer noch im Flur stand. Er lächelte ihr zu. Ebenso Ray, zu dem sie als nächstes blickte. Dann zierte auch ihr Gesicht wieder ein Lächeln, bevor sie wieder auf die fünf am Boden sah. Da wurde aus dem Lächeln wieder ein Grinsen: „Sorry Leute, aber ihr seht auch gerade einfach zum Schießen aus.“ „Toll, hätten wir das vorher gewusst, dass wir dich so wieder ‚heilen’ können, hätten wir uns schon vorher irgendwo hingelegt“, grinste Max. Ray stellte sich neben Naomi und ging in die Hocke, wo er sein Handy zückte und ein Foto von ihnen machte. „Hey, Ray, du bist echt fies!“, schimpfte Hilary. „Solche Momente muss man einfach festhalten”, lachte er. „Könntet ihr jetzt endlich mal von mir runtergehen?!“, jammerte Kenny plötzlich, der ganz unten lag. „Ihr seid zusammen ziemlich schwer.“ Max richtete sich daraufhin wieder auf und half auch Kyko wieder hoch, während Tyson aber weiter zu Naomi sah und meinte: „Wir wissen aber noch nichts über Kai und Nao. Ihr habt ja überhaupt nicht darüber gesprochen.“ „Tyson, halt die Klappe!“, fauchte Hilary. „Sagt nicht, deswegen habt ihr gelauscht?“, kam es von Kai. Max sah ihn an: „Doch. Denkst du wir waren daran interessiert, wie sich Ray und Nao versöhnen? Das war, wenn überhaupt, zweitrangig.“ „Max!“, rief die Braunhaarige. „Du verlierst darüber ja kein Wort“, sagte Kyko an Kai gewandt. „Ihr“, er stieg mit einem Satz über die noch am Boden liegenden wieder ins Zimmer, „habt mich nicht danach gefragt.“ Kyko und Max sahen sich an – Wo er Recht hatte, hatte er Recht. Hilary sah zu Kai und wollte gerade danach fragen, als er zu Naomi ging, sie in den Arm nahm, wieder am Kinn ihren Kopf leicht anhob, beide die Augen schlossen und er sie küsste, wobei sie sich an sein Oberteil klammerte. Die anderen starrten sie fassungslos an, mit Ausnahme von Ray, der freudestrahlend daneben stand. Tyson und Max klappten sogar die Kinnladen runter. „Kann mich mal wer kneifen?“, fragte Kenny immer noch starrend. Hilary kam der Aufforderung völlig perplex nach. „Aua...“, kam es daraufhin von dem Braunhaarigen. „Das... ist... krass!“, faselte Tyson vollkommen apathisch. Hilary nickte leicht: „Besser hätte ich es nicht formulieren können.“ Kai löste den Kuss wieder und sah das Mädchen in seinem Arm glücklich an, welches dies erwiderte, ehe er selbstsicher aus dem Augenwinkel zu den Anderen sah. Kyko sah ungläubig zu dem blonden Jungen neben sich, fing sich aber bei seinem Anblick wieder. „Max, mach den Mund zu, es zieht!“, dabei schlug sie ihm leicht unters Kinn, damit er seinen Mund wieder schloss. _____________________________________________________________ Ich hoffe, ihr habt nicht erwartet, dass das Kapitel sonderlich spannend würde. <___<' Jetzt muss ja erst mal wieder auf die nächste "Tragödie" hingearbeitet werden. xD Und ich weiß: sehr viel KaixNao... hoffentlich ist niemand wegen der Eintönigkeit eingeschlafen. °____°' Aber es wird wieder besser ~versprochen~. Also bleibt mir gewogen. -__^ Kapitel 13: Dark summer day --------------------------- Omg... 100 Kommentar... °___° *immer noch neben dem stuhl sitz* Echt krass. *~* Das hätte ich nie erwartet, als ich mit der FF begonnen habe. ;___; • -BloodyAngel- • Black-Phoenix-franzi • bueno-kitty • Fan4ever • Gewitterhex • KaineHiwatari • Lindele • Primrose1801 • Shizu-Chan01 • sweetangle • Tua_Kinya • waliro • XxLynxX Danke! Ohne euch hätte ich wohl auch nie so konsequent weiter geschrieben... Ich freue mich immer so wahnsinnig über jeden einzelnen Kommentar... bitte macht weiter so. ^___^ _____________________________________________________________ „War das jetzt ein Witz?“, fragte Tyson ungläubig. Kai sah ihn kalt an. Hilary schaute zu Tyson hoch: „Hast du ihn schon mal einen Witz machen sehen?“ Der Blauhaarige schüttelte den Kopf: „Nicht wirklich.“ „Na siehst du“, antwortet sie. „Und jetzt geh runter von mir, du Elefantenbaby.“ „Bitte?“, Tyson stand auf. „Ich bin kein Elefantenbaby.“ „Du wiegst aber mindestens so viel“, sagte die Braunhaarige gehässig, als auch sie nun wieder auf den Beinen war. Tyson drehte sich beleidigt weg. Kenny blieb auf dem Boden liegen. „Mein Rücken muss durchgebrochen sein“, jammerte er plötzlich. Max reichte ihm die Hand, um ihm wieder hoch zu helfen. Seine Brille war verrutscht und auch ansonsten sah er ziemlich zerknittert aus. „Armer Kenny“, kicherte Kyko. „Ja, lacht nur... ich tue mir auch schrecklich leid“, kam es missmutig von ihm. Die Anderen grinsten ihn breit an, bis Naomi sich ein Stück von Kai entfernte und sich an sie wendete: „Leute?!“ Ihre Freunde sahen sie erwartungsvoll an. „Es... tut mir leid“, fuhr sie fort und sah dabei zu Boden. „Nao...“, sagte Hilary mitfühlend. „Ihr habt euch alle Sorgen gemacht und ich habe mich so blöd benommen. Verzeiht mir bitte!“ Tränen bahnte sich erneut ihren Weg. Es dauerte ein wenig, doch dann ging Max auf sie zu und legte ihr die Hand auf die Schulter: „Hey, Nao. Es ist okay. Wir sind deine Freunde und werden es auch weiterhin sein.“ Tyson stand nun neben ihm: „Richtig! Und wir können auf dich in unserem Kindergarten doch nicht verzichten... genauso wenig wie im Team.“ „Heißt das, ich bin noch dabei?“, fragte sie verunsichert und sah die Zwei an. „Denkst du vielleicht, wir lassen dich einfach so aussteigen?“, grinste Tyson. „Außer natürlich Kai hat dich rausgeworfen, was ich jetzt gerade mal nicht annehme.“ Kai sah Tyson skeptisch an: „Wenn ich hier wen rauswerfe, dann dich als erstes.“ „War klar“, grummelte der Andere. Woraufhin Naomi ihm und Max glücklich um den Hals fiel: „Danke. Ihr seid einfach die Besten, Jungs.“ „Wissen wir doch“, grinste Tyson. Max grinste ebenfalls, bis er überrascht fragte:, „Hey, was machst du da?“ Naomi ließ wieder von ihnen ab, als sie sah, wie Tyson in Max’ Hosentasche wühlte. „Kannst du vielleicht mal aufhören mich zu befummeln?“, fragte der Blonde irritiert. Letztendlich zog Tyson grinsend ein Bonbon aus der Tasche des Anderen und hielt es triumphierend in die Luft: „Ich wusste doch, dass du noch eins hast.“ „Hey, das ist mein eiserner Vorrat“, kam es daraufhin von dem Amerikaner. Doch der blauhaarige Japaner rannte schon mit seiner Beute aus dem Zimmer und Max mit einem „Na warte!“ hinterher. Der Rest sah ihnen verwirrt nach. „Deren Sorgen möchte man haben“, äußerte Hilary. Kyko nickte und sah ihnen über das Geländer hinterher, als sie nach unten liefen. Wenig später fiel die Haustür ins Schloss und kurz darauf hörte man durch die Balkontür, die Kai in der Zwischenzeit zum Lüften geöffnet hatte, wie Max nach Tyson rief, er solle stehen bleiben. Der Teamleader sah mit ironischem Blick zum Fenster: „Jetzt läuft Tyson schon seine Strafrunden ab, bevor ich sie ihm überhaupt verpasst habe.“ „Tja, wenn du nicht aufpasst, macht er das demnächst immer so und du bist dann arbeitslos“, antwortet Ray. „So in etwa.“ Kai verdrehte durch das Geschrei entnervt die Augen. „Sei ruhig, Ray, bevor ihm auffällt, dass die Beiden schon wieder hier zusammen im Zimmer waren. Dann muss ich wieder laufen, weil ich schon wieder Schuld war“, sagte Naomi lachend. Ray legte den Kopf schief und nickte in Kais Richtung: „Schlaues Kind, dass du das sagst, wo er immer noch hinter dir steht.“ Da antwortete Kai jedoch schon gelassen: „Ich habe nichts gehört.“ Naomi grinste, ehe sie wieder ernst wurde und auf Hilary und Kenny zu ging, vor ihnen stehen blieb und sie ebenfalls gleichzeitig umarmte. Hilary sah sie verwirrt an, während Kenny rot anlief. „Danke auch euch Beiden“, sagte die Blonde glücklich. „Ohne euch hätte ich Driston nicht wieder.“ „G...gern geschehen“, stotterte Kenny völlig apathisch. Hilary lächelte: „Hey, wozu sind Freunde da?“ Ray musste grinsen, als er Kenny ansah: „Nao, lass Chef los, bevor er hyperventiliert.“ Das Mädchen tat wie ihr geheißen und musste ebenfalls schmunzeln, als sie Kenny sah, der sich vollkommen benommen umdrehte. „Ich muss noch arbeiten... oder so.“ Damit taumelte er ins Zimmer nebenan. Die drei Mädchen an der Tür lachten, während sie ihn beobachteten. Dann trafen sich Kykos und Naomis Blick und das Lachen verstummte. „Wollen... wir noch mal einen Neustart wagen?“, fragte Kyko. Naomi nickte und lächelte: „Von mir aus.“ Auch die Rothaarige antwortete mich einem Lächeln. „Na also, geht doch“, meinte Ray, als er nun neben ihnen stand. „Dass ich Nao nicht mehr angifte, heißt nicht, dass ich dich nicht mehr anhimmle!“ Kyko sah ihn mit glänzenden Augen an, um die Situation ins Lächerliche zu ziehen. „Und was ist mit Max?“, grinste Ray. „Aus den Augen, aus dem Sinn?“ „Nein“, rief sie entsetzt, „natürlich nicht!“ Die Anderen mussten lachen, bis Naomi plötzlich schwankte und in Hilarys Arme fiel. Diese sah sie erschrocken an: „Nao?“ Ray stützte sie ebenfalls, während Kai zu ihnen eilte. „Mir ist schwindelig“, sagte Naomi leise, sich immer noch an ihrer Freundin festhaltend, bevor der Teamleader Hilary von der Last erlöste hatte und Naomi Halt bot. „Du hast schon wieder so einen heißen Kopf“, stellte er fest, nachdem er seine Hand kurz unter ihre Ponyfransen geschoben hatte. „Ich bring dich wieder ins Bett.“ Er legte ihren einen Arm um seinen Nacken und hob sie dann hoch, um sie zurück ins Zimmer zu tragen. „Ich hole mein Fieberthermometer.“ Ray lief zu seinem Zimmer, in dem er dann verschwand, während Kai sie wieder ins Bett brachte. Die beiden Anderen folgten ihm und Kyko schloss die Tür hinter sich. Zwischenzeitlich ging Hilary ins Bad, um einen feuchten Waschlappen zu holen. Kai zog ihr Kopfkissen zurecht und deckte Naomi wieder zu, bevor Hilary zurückkam und ihr den kalten Lappen auf die Stirn legte, als auch schon Ray mit dem Thermometer den Raum betrat. Er ging gerade auf sie zu, als man unter dem Balkon Tyson rufen hörte: „Kai! Kyko! Wenn ihr noch da seid, kommt mal runter!“ „Was will der denn jetzt schon wieder?“, fragte Kai entnervt, während er auf Naomis Bettkante saß. „Kai! Kyko! Kommt mal runter!“, äffte Hilary ihn nach. „Muss der so brüllen?“ „Ich geh mal nachschauen was los ist“, sagte Kyko und drehte sich zur Tür. Der Russe seufzte: „Warte, ich komme mit. Der gibt vorher eh keine Ruhe.“ Er sah noch mal kurz zu Naomi und ging dann ebenfalls in Richtung Ausgang, während Ray sich nun neben sie aufs Bett setzte. Kyko war bereits auf dem Weg nach unten und der Schwarzhaarige wollte seine Freundin, die ihn erschöpft anblinzelte, dazu bewegen, das Glasthermometer in den Mund zu nehmen. „Schnabel auf!“, befahl er. „Ray, ich brauche das Teil nicht“, antwortet sie matt. Er sah sie gespielt böse an: „Nao, zwing mich nicht, es dir woanders hin zustecken.“ „Ray!“, kam in belehrendem Ton von Kai, wobei er über die Schulter zu ihm sah, während Hilary ein Lachen unterdrückte. „War ein Witz“, grinste Ray ihn an, während der Blauhaarige sich wieder der Tür zuwandte, „die Ehre würde ich dir natürlich nicht nehmen.“ Kai, der gerade die Tür hinter sich schließen wollte, hielt inne, als hätte er einen Stein an den Hinterkopf bekommen, bevor er die Tür nun doch zuzog. Er blieb auf dem Flur kurz stehen und war sichtlich froh, dass die anderen nicht sehen konnten, dass er nach Rays letzter Aussage kurz die Fassung verloren hatte, bevor er die Treppe hinunter ging. „Schwein“, murmelte Naomi, nachdem sie das Gesagte mitbekommen hatte. „Kai ist ein Schwein?“, grinste Ray sie nun an. „Ich glaube, sie meinte eher dich“, schmunzelte Hilary. „Und wo sie Recht hat...“ Ray sah von ihr wieder zu Naomi: „Na, wenn du den Mund nicht aufmachst. Also... noch mal: Schnabel auf oder ich mache doch Ernst.“ Sie wusste, dass er sie veralberte, ließ sich das Thermometer nun aber doch unter die Zunge klemmen, während Hilary den Kopf schüttelte: „Das du so pervers sein kannst, Ray.“ Er lachte: „Das hat nichts mit pervers zu tun. Das sind reine pädagogische Maßnahmen, die psychologisch im Moment völlig akzeptabel sind.“ „Und ob du pervers bist“, nuschelte Naomi mit dem Messgerät im Mund. Ray hielt ihr daraufhin den Mund zu: „Ruhe! Du beeinflusst die Messung.“ „Dass du gerade Kai aber auch noch auf solche Gedanken bringen musst.“ Hilary fand es auf der einen Seite amüsant, zweifelte auf der anderen aber daran, ob es gut gewesen war. „Hilary, der ist genauso Mann wie...“, Ray schlug sich gegen die Stirn, „jetzt hätte ich fast gesagt, wie du und ich.“ „Danke.“ Die Dunkelhaarige hobe eine Augenbraue. „Ich meinte, wie Max, Tyson und ich - Kenny ist ein Sonderfall – von daher hat er wohl schon von Natur aus solche unsauberen Visionen, wie wir auch. Und wenn er noch so unmenschlich rüberkommen mag“, grinste er. „Das wollen wir jetzt nicht detailliert ausgeführt hören, Ray“, murmelte Naomi. „Du sollst doch den Mund zu lassen!“ Erneut hielt er ihr den Mund zu. Hilary sah ihn kritisch an: „Sie hat aber schon wieder Recht.“ Er grinste daraufhin nur anstößig. Wieder hörte man Tyson von unten rufen: „Kaiiiiii!“ Hilary ging entnervt hinaus auf den Balkon und sah zu ihm, Max und Kyko, die inzwischen unten war: „Man, Tyson, sei ruhig. Nao geht es nicht so gut. Kai ist unterwegs.“ „Oh, Tschuldigung“, antwortet er. Max stieß ihm in die Seite, als er Kai um die Hausecke biegen sah. „Was ist, du Schreihals?“, sagte er leicht gereizt, als er auf sie zuging. „Kommt mal mit“, antwortet Max und ging um die nächste Hausecke in die Nähe des Pools. Tyson und Kyko folgten ihm, während Kai erneut einen genervten Eindruck machte, ihnen dann aber doch hinterherging. Hilary schaute ihnen fragend nach, bevor sie sich schulterzuckend zurück ins Haus begab. „Also was ist?“, fragte Kyko neugierig. „Wehe es ist nichts Wichtiges“, knurrte Kai, „dann habt ihr Beide gleich einen richtigen Grund zum Rennen.“ „Jetzt warte doch mal ab.“ Max sprang von einem Bein aufs andere. „Es geht darum, dass Kenny in weniger als drei Wochen Geburtstag hat. Um genau zu sein, zwei Tage bevor wir wieder fahren“, erklärte Tyson. „Ist mir wohl bekannt. Er hat nämlich jedes Jahr am selben Datum Geburtstag“, äußerte der Teamleader mit sarkastischem Unterton. „Na ja, auf jeden Fall dachten Ty und ich uns eben, dass wir das doch eigentlich feiern müssten“, fuhr Max nun unirritiert fort. „Ich meine, er verbringt seinen Geburtstag ohne seine Eltern und weg von zu Hause, dann müssten wir wenigstens eine Party für ihn schmeißen. Auch wenn er sie hasst.“ „Das ist wohl unsere größte Gemeinsamkeit“, gab Kai kühl von sich. Tyson hob skeptisch die Augenbraue: „Kai, Chef hasst Partys – DU hasst andere Menschen!“ Kai sah ihn abweisend an. „Okay, mit Ausnahme von Nao. Aber das ist jetzt eine andere Sache“, ergänzte der Japaner. Der Leader sagte wie erwartet nichts dazu. Da schaltete Kyko sich ein: „Und jetzt lasst mich raten: Ihr wollt von Kai die Erlaubnis und von mir wissen, ob meine Eltern das erlauben?!“ „Oh, Honey, du bist so klug.“ Max fiel ihr um den Hals und küsste sie auf die Wange. „Ich weiß, danke“, grinste sie. „Also ich denke nicht, dass meine Eltern etwas dagegen haben, so lange wir nicht die ganze Bude auf den Kopf stellen, uns um alles selber kümmern und auch danach wieder alleine aufräumen.“ „Sicher?“, wollte Tyson sich vergewissern. Sie nickte: „Ja, aber ich kann nachher gerne noch mal nachfragen, um sicher zu gehen.“ „Das wäre super“, sagte der Blauhaarige, bevor er wieder seine Teamkapitän ansah. „Jetzt stell' du dich aber nicht quer.“ Kai sah in die Baumkronen: „Unter dem Aspekt, dass es nicht dein Geburtstag ist, sondern der von Kenny: meinetwegen.“ Während Tyson seine Aussage belächelte, sprang Max jauchzend in die Luft: „Bingo!“ „Aber...“, Kai sah sie wieder an. „Oh je, das berühmt berüchtigte ,aber’.“ Max beäugte ihn misstrauisch. Der Andere beendete seinen Satz: „...kommt nicht auf die Idee hier ein Besäufnis abzuhalten.“ „Sprach der Mann aus dem Wodka-Land“, ergänzte Tyson. Kai sah in mit leicht zornigem Blick an. „Provoziere ihn nicht, Tyson. Sonst überlegt er es sich wieder anders“, grinste Max. „Ich sag ja schon nichts mehr“, grinste sein Freund zurück. „Ich glaube auch nicht,“ begann Kyko, „dass meine Eltern das dulden würden.“ „Erzähl mir nicht, du trinkst zwischendurch auf Feten oder wenn du weggehst nie was?!“, Max sah sie ungläubig an. „Na ja, hier unter den Augen meiner Eltern sicher nicht. Wenn ich ausgehe oder feier, dann auch nur in Osaka“, sie grinste schelmisch „und da ist das natürlich was anderes. Aber psssst!“ „Ah, wissen wir da jetzt etwas, was Mama und Papa nicht erfahren sollen?“, fragte Kai gehässig. „Wehe du kommst auf die Idee ein Wort darüber zu verlieren“, sie sah ihn böse an. „Keine Sorge“, Max lachte, „das ist dem sowieso vollkommen egal, was Andere tun.“ „Richtig, solange ich kein Team aus umherwankenden Alkoholikern habe“, sagte der Russe kühl. Tyson grinste: „Kommt, lasst uns lieber den anderen Bescheid sagen.“ Die zwei Anderen nickten und rannten fröhlich zurück zum Haus. „Macht nicht so einen Lärm!“, rief Kai ihnen nach, woraufhin sie innehielten und nun absichtlich auf Zehenspitzen weiterschlichen, um ihn auf den Arm zu nehmen. Kai entwich ein Seufzer. Es dauerte nicht lange, bis sie wieder zurückkamen und Tyson und Max Ray und Hilary vor sich herschoben - Sie hatten sie im Flur aufgegabelt. Als sie wieder bei Kai standen, sah Hilary verwirrt in die Runde: „Was gibt es denn so Wichtiges?“ „Wir veranstalten eine Party für Kenny“, platzte es aus Max heraus. „Ach, zu seinem Geburtstag?“, fragte Ray. Tyson nickte: „Kais ‚Okay’ haben wir und Kykos Eltern werden ihres wohl auch geben.“ „Na, ist doch toll“, sagte Hilary. „Ja, ist es wohl. Aber deswegen habt ihr uns jetzt rausgeschleppt?“, Ray sah sie etwas missmutig an, „Das hätte doch auch noch bis später warten können.“ „Stimmt allerdings“, kam es daraufhin von dem braunhaarigen Mädchen. „Nao hat fast neununddreißig Grad Fieber. Ziemlich hoch, wie wir finden.“ Kyko sah sie geschockt an: „Und ihr lasst sie alleine?“ „Na ja, sie schläft jetzt. Und uns hat es irgendwo schon interessiert, was es hier so geheimnisvolles zu besprechen gab.“ Nach dieser Aussage wurde Rays Miene wieder ernst. „Aber vielleicht sollten wir doch besser einen Arzt rufen. So wie es scheint, hat sie sich in den vergangenen Tagen ernsthaft etwas eingefangen.“ „Oh mein Gott! Malaria? Gelbfieber?“, fragte Tyson schockiert. Hilary schlug ihm darauf mit der Hand an den Hinterkopf: „Idiot, wir sind vielleicht im Wald, aber nicht im Dschungel.“ Er rieb sich den schmerzenden Kopf. „Mich schockiert es gerade, dass Tyson solche Krankheiten überhaupt kennt.“ Ray runzelte die Stirn. Ebenso Max: „Ja, er weiß nur nicht wo sie vorkommen.“ Tyson sah sie beleidigt an: „Dann eben nur eine Grippe.“ „Nur ist gut“, sagte Kyko. „Schon mal eine richtige gehabt? Ist ziemlich ätzend... und zudem gefährlich!“ „Aber es wird auch keine Grippe sein, weil sie weder hustet, noch ihre Nase läuft“, erklärte Ray. „Koch, Arzt, Sportler... Hast du noch ein paar Berufe?“, fragte die Rothaarige ironisch. „Pädagoge und Psychologe, wie wir eben festgestellt haben“, warf Hilary ein. „Okay, das Thema schneiden wir jetzt bitte nicht noch mal an“, antwortete der Chinese mit vorwurfsvollem Blick an die Braunhaarige. „Nein, besser nicht“, grinste sie. Zur gleichen Zeit fiel die Zimmertür mit der Nummer zwei ins Schloss. Kenny hatte sich wieder von dem ‚Schock’ erholt und wollte Ray bitten, ihm sein Beyblade zu geben, damit er es durchchecken konnte. Er steuerte auf das dritte Zimmer zu und wollte gerade anklopfen, als ihm der Gedanke kam, dass Naomi vielleicht wieder schlief. Ray hatte ihm flüchtig von ihrem erneuten Zusammenbruch auf dem Flur erzählt, als er das Fieberthermometer aus seinem Gepäck gekramt hatte. Er öffnete langsam die Tür und sah durch den Türspalt, erkannte aber schnell, dass der Raum leer war und trat ganz ein. Auch die Betten waren verlassen. Kenny kratzte sich verwundert am Kopf. Vielleicht waren sie nach unten gegangen. Er wollte sich gerade wieder umdrehen, als ihm Naomis gelbes Beyblade auf dem Nachtisch auffiel. Er wusste genau, dass sie alle nie ihre Blades irgendwo zurückließen, wenn sie weggingen. Also sah er sich erneut um und sein Blick fiel auf die geschlossene Badtür. „Nao?“, er ging auf diese zu, „Bist du da drin?“ Keine Antwort. „Nao?“ Wieder nichts. „Naomi, wenn du da bist, dann sag was!“ Kenny fasste die Türklinke. Doch es dauerte bis er sie zögerlich hinunterdrückte. Das Ergebnis war die Feststellung, dass die Tür verschlossen war. Er klopfte gegen die Tür: „Nao? NAO!“ Aber niemand antwortete. Kenny wurde blass um die Nase, weil er schreckliches ahnte. Gedankenverloren stürzte er aus dem Zimmer und rannte die Treppe hinunter. Schon dabei rief er nach den Anderen: „Leute, wo seid ihr? Kai!“ Es waren Kykos rote Haare, die er durch die kleine Glasscheibe der Hintertür wahrnahm. Er stolperte in Windeseile hinaus auf die Terrasse. „Was ist denn mit dir los?“, fragte Max verwundert, als er ihn so ankommen sah. „Hat dich was gestochen?“ Auch die anderen blickten fragend zu ihm. Kenny atmete hastig und hatte Mühe einen vollständigen Satz auf die Reihe zu bekommen: „Irgendwas... ihr... passiert.“ Hilary schüttelte wirsch den Kopf: „Versuchs noch mal im ganzen Satz und mit mehr Luft.“ „Sie ist nicht mehr in ihrem Bett und die Badtür ist abgeschlossen. Sie... antwortete nicht“, keuchte er. Seine Freunde verstanden allmählich und standen wie versteinert da. Nur Kai raste wie vom Blitz getroffen zum Haus, nahm die Stufen zur Terrasse mit nur zwei Sätzen und rannte an Kenny vorbei ins Gebäude, woraufhin auch die Anderen losrannten. Sie liefen gerade durch den Flur und Kai bog dicht gefolgt von Ray und Max auf die Treppe, als Mrs. Subashi aus der Küche kam. Erschrocken wich sie mit dem Stapel Teller aus, mit dem sie gerade im Esszimmer den Tisch zum Mittagessen decken wollte: „Was ist denn hier los?“ „Ruf einen Arzt!“, warf Kyko ihr nur zu, während auch sie, Hilary, Kenny und Tyson bereits die ersten Stufen erklommen hatten. Mrs. Subashi blieb geschockt stehen, bis sie realisierte, was ihre Tochter gesagt hatte, hastig das Geschirr zur Seite stellte und zum Telefon lief. Kai riss die Tür zu seinem Zimmer auf und blieb erst vor dem Bad wieder stehen, wo er hastig die Klinke herunterdrückte, um ebenfalls festzustellen, dass abgeschlossen war. „Nao?“, rief er, bekam aber genau wie Kenny kurz zuvor keine Antwort. „Naomi!“, er hämmerte mit der Faust gegen die Tür, „Nao! Mach die Tür auf!“ Doch nichts tat sich. Er ging einen Schritt zurück, während Ray Hilary mit dem Arm zur Seite schob, bevor Kai sich mit seinem ganzen Gewicht gegen die Tür warf, was zur Folge hatte, dass der geleimte Türrahmen aus seiner Fassung gedrückt wurde und die Tür aufsprang. Als er wieder sicher stand, bot sich ihm und den Anderen hinter ihm ein schrecklicher Anblick: Naomi lag in ihrem Schlafanzug bewusstlos auf dem Boden vor dem Waschbecken. _____________________________________________________________ Mal wieder sorry für den Einschnitt... Nein, keine Sorge, sie ist nicht tot. xD Aber dass das so lange dauert, bis man zum nächsten "Highlight" kommt. ~___~ Nu ja, bis dahin. ^___^ Kapitel 14: Thirsty for your love --------------------------------- *anschleich* Halloooo? .___.' Ja, ich weiß, ich habe schon wieder lange gebraucht. Und das an so einer Stelle... Gomen! TT___TT *es wirklich schrecklich leid tut* Aber meine Schreibblockkade ist nun zum Glück vorbei. x___X Und in Hel(l)sinki wurde ich wieder kreativ. xD So hope u like it. -___^ _____________________________________________________________ Ray und Hilary stürzten ins Bad, wo Kai inzwischen neben Naomi kniete, sie umgedreht hatte und nun im Arm hielt. „Nao, sag was!“ Er versuchte sie wach zu bekommen. Langsam öffnete sie die Augen und sah ihn erschöpft an. Ihre Augen waren matt. „Kai.“ Nur ein leises Murmeln kam von ihr. „Was ist passiert?“ Hilary hockte sich neben sie und sah sie besorgt an. „Ich weiß nicht“, sie sah ins Leere, „ich wollte nur zur Toilette. Danach ist mir wieder schwindelig geworden.“ Kai hob sie letztendlich hoch, um sie zum Bett zurück zu tragen, während die vorm Bad stehenden ihm Platz machten und Ray und Hilary ebenfalls wieder den Wohnraum betraten. „Wir hätten sie wirklich nicht alleine lassen sollen.“ Ray hatte plötzlich Schuldgefühle. Tyson legte ihm die Hand auf die Schulter: „Jetzt gib dir und Hilary nicht die Schuld. Das wäre dann wohl genauso passiert.“ Ray seufzte. „Wenn wir nur wüssten, was sie hat.“ Max sah bedrückt zum Bett, wo Kai Naomi inzwischen abgelegt und zugedeckt hatte und nun auf der Bettkante saß und sie besorgt an sah. „Der Arzt wird sicher gleich da sein und es herausfinden.“ Kyko ging zur Zimmertür, um diese zu schließen, als jemand seinen Fuß in den Türspalt schob. Ihr Vater sah sie schräg an, als die Rothaarige die Tür wieder geöffnete hatte: „Willst du mir hier die Tür vor der Nase zuschlagen?“ „Oh, entschuldige, Papa.“ Sie lächelte verlegen. „Kann ich reinkommen?“ Er sah fragend in die Runde. Ray nickte, bevor der Pensionsbesitzer eintrat und seine Tochter die Tür hinter ihm schloss. „Was ist denn passiert? Mama war eben ganz aufgedreht.“ Er sah verwirrt zu Kyko. Diese deutete zum Bett: „Naomi ist krank. Wir machen uns ernsthaft Sorgen. Hat Mama schon den Arzt gerufen?“ Mr. Subashi sah in Kais Richtung, der nach wie vor neben dem Mädchen saß, das erschöpft die Augen geschlossen hatte und reglos dalag: „Wenn du es ihr gesagt hast, wird sie das schon getan haben.“ Kurz trat Schweigen ein, ehe Hilary sich an ihn wendete: „Mr. Subashi.“ Er sah sie an: „Ja?“ „Ähm...“, Hilary wusste nicht, wie sie fortfahren sollte, als Tyson ihr die Arbeit abnahm. „Der Türrahmen ist im Eimer“, kam es hemmungslos von ihm, während er zum Bad deutete. „Tyson.“ Hilary schlug sich verzweifelt mit der Handfläche gegen die Stirn. „Was?“, Tyson sah sie irritiert an. „Die BBA bezahlt das doch sowieso.“ Kykos Vater fiel erst jetzt der Türrahmen auf, der zur Hälfte asymmetrisch ins Badezimmer hineinragte. Ungläubige betrachtete er diesen: „Ach du meine Güte. Ist da ein Bulldozer bei geschlossener Tür durch?“ „Nein, das war Kai. Aber ist ja ungefähr das Gleiche.“ Max schielte zum Teamleader, ob dieser nun aufspringen und ihn zurechtstutzen würde. Doch der Blauhaarige blieb wo er war, weiterhin völlig auf Naomi fixiert. Der Gastwirt sah sich den Türrahmen aus der Nähe an. „Aber wie Tyson schon sagte: Die BBA kommt für die Reparaturkosten auf“, sagte Kenny, der neben ihm stand. „Ach“, sein Gegenüber winkte ab, „ein paar Handgriffe und das Ding sitzt wieder da, wo es hingehört. Da muss nichts bezahlt werden. Ich geh schon mal den Leim aus dem Keller holen und bringe das gleich wieder in Ordnung.“ Damit verließ er das Zimmer wieder. Ray hockte sich neben Kai vor das Bett: „Nao?“ Sie blinzelte ihn an: „Hmm?“ „Ist dir immer noch schwindelig?“, fragte er besorgt. „Geht wieder“, bekam er als müde Antwort, bevor er ihr die Hand auf die Stirn legte. „Aber Fieber hast du immer noch.“ Er zog seine Hand wieder weg und blickte Kai an, welcher jedoch sein Augenmerk weiterhin auf Naomi richtete ohne ein Wort zu verlieren. Scheinbar machte er sich wirklich Sorgen. Oder vielleicht gab er sich sogar die Schuld dafür, dass es Naomi so schlecht ging?! Ray war sich nicht sicher, wie er Kais Miene deuten sollte - zu ungewohnt war sein Verhalten seit dem Vortag. „Wie lange dauert es eigentlich, bis der Doktor da ist?“, Kenny sah Kyko an. „Mindestens zwanzig Minuten. Fliegen kann er schließlich auch nicht“, antwortete sie ihm. Max seufzte: „Wird Zeit, dass er es lernt.“ Und es dauerte wirklich fast genau zwanzig Minuten bis man vor dem Haus ein Auto halten und eine Autotür zuschlagen hörte. Wenig später klopfte jemand an die Zimmertür. Mrs. Subashi trat gefolgt von einem älteren Herrn ein und schloss die Tür wieder hinter sich: „Doktor Kobayashi ist da.“ Der Arzt ging auf Naomis Bett zu, nachdem die Anwesenden ihn und er sie begrüßt hatten: „Ich nehme an, hier tut es weh?“ Max stellte ihm schnell den Schreibtischstuhl ans Bett, damit er sich setzen konnte, was er auch dankend tat. Seine Tasche stellte er neben sich ab. Naomi drehte sich auf den Rücken, um den Doktor auf der anderen Seite des Bettes überhaupt ansehen zu können. Der Arzt hingegen blickte etwas verwundert in die große Runde. „Ich glaube, wir gehen dann mal raus“, sagte Max und steuerte gefolgt von Tyson, Kenny und Kyko auf die Tür zu. Als Kai sich jedoch erhob, um ihnen auf den Flur zu folgen, ergriff Naomi plötzlich seine Hand. Verdutzt sah er zu ihr hinunter: „Nao...“ Doch schon ihr Blick verriet ihm, dass er bei ihr bleiben sollte. Ray sah von ihm zu ihr und wieder zurück: „Tja, Kai, du wirst wohl bleiben müssen.“ Der Blauhaarige lächelte sanft und setzte sich wieder ohne erneut etwas zu sagen. „Wenn dann geklärt wäre, wer bleiben soll und wer nicht, würde ich ganz gerne wissen was genau los ist“, sagte der Arzt freundlich. Naomi sah Ray an, um ihm zu deuten, dass er dem Arzt antworten sollte, da sie nicht in der Lage war komplexere Sätze auf die Reihe zu bekommen. Dieser verstand und begann: „Naomi ist gestern das erste Mal zusammengebrochen und heute zweimal – wodurch sich die defekte Badtür erklärt.“ „Ich bezweifle, dass die Tür gerade von Wichtigkeit ist, Ray“, kam von Kai. Doch der Doktor blickte neugierig in die besagte Richtung: „Oh, ist mir noch gar nicht aufgefallen. Sieht aber interessant aus.“ „Doktor...“, Mrs. Subashi war bereits bekannt, dass sich Dr. Kobayashi schnell ablenken ließ und versuchte ihn dazu zu bringen, dass er sich wieder um Naomi kümmerte. Sie hatte Erfolg, denn er wendete sich augenblicklich wieder der Patientin zu: „Ja, richtig, ich bin nicht wegen der Tür hier. Also Schwindel und Ohnmacht. Weitere Symptome?“ Ray nickte: „Sie hat Fieber. Vor einer guten halben Stunde waren es neununddreißig Grad.“ „Erst seit heute?“, fragte der Arzt. „Ähm...“, Ray sah fragend Kai an. Dieser richtete seinen Blick auf den Mediziner: „Gestern Abend schon – begleitet von Schüttelfrost. Genauso heute Nacht.“ Der Schwarzhaarige blickte ihn skeptisch an: „Wieso hast du das nicht schon eher gesagt?“ „Weil es ihr heute Morgen wieder besser ging!?“, antwortet der Angesprochene. „Trotzdem hättest du es mir sagen können“, stocherte Ray nach, da er etwas sauer darüber war. „Wenn ihr euch prügeln wollt, dann bitte draußen“, schaltet sich nun Hilary ein. „Später vielleicht.“ Ray ging einen Schritt nach hinten und setzte sich auf Kais Bett, da er keine Lust mehr hatte zu stehen. „Husten und Schnupfen hat sie aber nicht?“, fragte der Arzt weiter. Ray schüttelte den Kopf und sah dann wieder Kai böse an: „Oder?“ Doch auch er verneinte die Frage. Der Doktor musste wegen der kleinen Auseinandersetzung etwas schmunzeln, sah dann jedoch Naomi an: „Könntest du dich dann mal kurz hinsetzen, damit ich deine Lunge abhören kann?“ Sie richtete sich auf, wobei Kai ihr half. Müde drehte sie dem Arzt, der währenddessen sein Stethoskop aus der Tasche holte, den Rücken zu. Erschöpft suchte sie an ihrem Freund, der sich ihr so weit es ging zu gewendet hatte, Halt, den dieser ihr auch gab, während der Doktor über ihren Rücken ihre Bronchien abhörte. „Scheint alles frei zu sein.“ Als nächstes angelte er das Blutdruckmessgerät, um fest zu stellen, dass Naomis Blutdruck recht niedrig war. Ein letzter Blick in ihren Hals und sie ließ sich wieder zurück auf das Kissen fallen, woraufhin Kai sie wieder zudeckte. „Hast du Kopf- oder Gliederschmerzen?“, fragte der Arzt. „Gestern Abend etwas, aber jetzt nicht mehr“, antwortete sie ihm, bevor sie ihren Kopf zu Ray drehte, „und davon wusste Kai nichts.“ „Schade, ich wollte ihn schon wieder anmotzen“, grinste Ray. „Das hättest du mir aber auch sagen können“, kam nun von Kai. Sie sah ihn an: „Ich wollte nicht wegen jedem Wehwehchen jammern.“ „Nao...“, Kais Blick hatte etwas vorwurfsvolles. Doch da meldte sich Hilary wieder zu Wort: „Und was hat sie nun?“ „Also eine Erkältung schließe ich aus.“ Dr. Kobayashi sah Naomi an. „Warst du in den letzten Tagen tagsüber viel draußen oder hattest Stress oder Ärger?“ Sie sah zur Seite, um besonders Kai und Ray nicht ansehen zu müssen, und antwortete erst nach kurzem Zögern: „Beides.“ Kai blickte zu Boden, da ihm immer bewusster wurde, was die letzten Tage angerichtet hatten – Schuldgefühle kamen in ihm auf, da er nicht eher eingegriffen hatte. Da spürte er wieder Naomis Hand auf seiner, die er neben sich auf die Matratze gestützt hatte. Aus dem Augenwinkel sah er, dass sie ihre dorthin geschoben hatte ohne hinzusehen. Er zog seine eigene weg und legte sie stattdessen auf ihre, um sie festzuhalten. Der Einzige, der dies von seiner Position aus sehen konnte war Ray, der daraufhin lächelte. „Dann würde ich einfach mal sagen, dass du einen Hitzestich hast oder das ganze nervlich bedingt ist. Oder aber auch beides“, sagte der Arzt. „Das heißt also: Ruhe, viel trinken, im Kühlen bleiben und am besten noch die Temperatur runterbringen?!“, Ray sah ihn an. Der Doktor blickte lachend zurück: „Wozu bin ich überhaupt noch gekommen, wenn du das alles schon weist?“ „Na ja, es hätte ja auch etwas anderes sein können. Ich bin schließlich kein Mediziner“, gab dieser zur Antwort. „Fehlt aber nicht mehr viel.“ Der Arzt erhob sich und wendete sich wieder an Naomi. „Also, der junge Mann sagte ja schon, was zu tun ist. Von daher wünsche ich dir noch gute Besserung.“ „Danke“, kam von ihr, bevor ihr Gegenüber seine Tasche nahm und sich auch von den anderen wieder verabschiedete und von Mrs. Subashi begleitet den Raum verließ. „Ich hole dann mal was zu trinken.“ Nun ging auch Hilary hinaus. Auch Ray erhob sich: „Und ich mache ein paar kalte Umschläge, damit wir dein Fieber wieder runter bekommen.“ Damit verschwand er im Bad. Naomi drehte ihren Kopf langsam wieder zurück und sah Kai an. Dieser blickte wieder betrübt zur Seite und zu Boden. „Kai“, sagte sie leise. „Es tut mir so leid. Wieso habe ich es nicht verhindert? Ich bin verantwortlich für dieses Team und hätte eingreifen müssen. Aber ich habe es nicht getan. Und deshalb geht es dir jetzt so schlecht. Ich wünschte“, er konnte sie nicht ansehen, „ich könnte es wieder gut machen.“ Doch sie richtete sich mit Mühe auf, weshalb er ihr nun doch das Gesicht zu drehte. Unter Schweigen trafen sich ihre Blicke kurz, ehe sie sich nach vorne lehnte ihre Arme unter seinen hindurch schob, ihn fest umklammerte und ihren Kopf an seine Brust lehnte. Sie sah auf die geschlossene Zimmertür: „Es gibt nichts, was du wieder gut machen müsstest. Ich möchte nur, dass du bei mir bleibst.“ Er schloss ebenfalls langsam seine Arme um sie: „Das werde ich.“ Ein paar Sekunden vergingen, bis vor Kais Gesicht ein nasses Handtuch baumelte, das Ray über seinen Kopf hinweg hielt. „Hey!“, kam es von Kai, als das Tuch seine Nasenspitze streifte. Naomi sah auf, ließ von Kai ab und entriss dem Chinesen das durchnässte Stück Stoff, bevor sie es sich ganz über das Gesicht legte. Seufzend ließ sie sich zurück fallen: „Schön kalt.“ „Ich dachte du frierst?!“, sagte Kai. Sie hob das Tuch mit den Fingerspitzen wieder an, um die Beiden ansehen zu können: „Nein, inzwischen schwitze ich wie sonst was. Ich habe das Gefühl, dass ich verglühe.“ „Okay, ich könnte jetzt spekulieren, ob es an Kai liegt oder ob das Fieber abfällt, aber ich tippe einfach mal auf Letzteres... oder nein... Beides.“, grinste Ray. „Ray!“ Wieder ein vorwurfsvoller Blick seitens Kai. Naomi sagte nichts, sondern klappte das Tuch wieder über ihr Gesicht, als auch schon Hilary mit mehreren Wasserflaschen zurück kam, gefolgt von Mr. Subashi, der sich umgehend daran machte, den Türrahmen des Badezimmers wieder in seine ursprüngliche Position zu bringen. Im Laufe des Tages verbesserte sich Naomis Zustand rapide, nicht zu letzt dank der guten Pflege der anderen. Doch hauptsächlich war es Kai, der nicht von ihrer Seite wich. Schon am Abend des nächsten Tages war sie wieder lebendig wie früher, worüber die Anderen sichtlich erleichtert waren. Nur am Sonntagabend gab es eine kleine Diskussion zwischen ihr und dem Team, ob sie am nächsten Morgen mit joggen dürfe oder nicht. Letztendlich gelang es ihr jedoch sie, mit dem Versprechen dass sie sofort Bescheid sagen würde, wenn es ihr schlecht ginge, zu überreden, mitlaufen zu dürfen. Doch das Training verlief ohne Probleme, abgesehen davon, dass Tyson wie gewöhnlich meckerte, weil es noch so früh am Morgen war. Auch den restlichen Tag über war Naomi putzmunter. Aber während sie wieder vor Lebensfreude strahlte kamen in Kai Zweifel auf, die immer stärker wurden, je länger er in ihrer Nähe war. Als sie am Nachmittag alle zusammen wieder den Pool unsicher machten, saß er die ganze Zeit über auf einer der Liegen und beobachtete sie. War das zwischen ihnen wirklich real? Oder hatte sie ihn nur gebraucht, als es ihr so schlecht ging? Nahm sie ihn nicht ernst? Vielleicht aber auch war er der Grund dafür, dass die zärtlichen Berührungen der letzten Tage immer seltener wurden?! Aber wenn ja, warum? Hatte er Angst davor, wo sie nicht mehr so schutzlos und hilfebedürftig wirkte? Er verstand es nicht. Nach einiger Zeit erhob er sich und ging wortlos ins Haus, nicht bemerkend, dass Naomi ihm nachsah. Genauso wenig bemerkte er was sich in ihr abspielte. Ihre Gedanken begannen wieder sich zu überschlagen. Seit dem Vortag schien er sich immer mehr von ihr zu entfernen. Lag es daran, dass es ihr wieder gut ging? Plötzlich fiel ihr auf, dass er sie nur am Morgen kurz geküsst hatte. Ansonsten waren Berührungen zwischen ihnen an diesem Tag völlig ausgeblieben. Sie konnte sich nicht daran erinnern, dass das in ihrer ersten Beziehung auch so gewesen war. Und auch Kyko und Max zeigten jeden Tag aufs Neue wie sehr sie einander liebten. Doch Kai ignorierte sie allmählich. Der Gedanke, dass er nur so liebenswert zu ihr gewesen war, weil sie krank gewesen war, fühlte sich an, wie ein Messerstich in ihr Herz. Plötzlich riss Ray sie aus ihren Gedanken, als er neben sie schwamm und sie ansprach, nachdem er sie beobachtet hatte, wie sie in Gedanken versunken Kai nachgesehen hatte: „Gib ihm Zeit, Nao.“ Sie sah ihn an: „Er ist plötzlich wieder so abweisend.“ „Er muss sich erst daran gewöhnen, dass Liebe nicht dasselbe wie Mitleid ist“, versuchte er Kais Verhalten zu erklären. „Und wenn er doch nur Mitleid hatte?“ Sie sah traurig wieder zum Haus. „Nein, Nao, das hätte er, wenn überhaupt, dann anders gezeigt“, bekam sie von ihm zur Antwort. „Er liebt dich. Da bin ich mir sicher.“ Doch Rays Worte reichten nicht aus, als dass sie sich so sicher sein konnte wie ihr bester Freund. Sie wollte die drei Worte aus Kais Mund hören. Denn seit Donnerstagabend hatte er sie nicht ein einziges weiteres Mal gesagt. Und vielleicht hatte er dies wirklich nur aus Mitgefühl getan - viel zu seltsam kam ihr inzwischen Kais plötzliche Verhaltensänderungen vor, als dass sie sich sie anders hätte erklären können. Der Gedanke, dass es so war, tat ihr weh. Viel Zeit weiter darüber zu grübeln, blieb ihr jedoch nicht, als sie und Ray von Tyson und Max eine ordentliche Wasserdusche abbekamen, für die sich die Beiden natürlich postwendend bedankten. Als Naomi am späten Nachmittag zurück auf ihr Zimmer ging, kam Kai ihr an der Tür entgegen. „Wo gehst du hin?“, fragte sie, in der Hoffnung, dass er ihr wieder mehr Beachtung schenken würde. Doch er sagte nur knapp „An die frische Luft.“, sah sie dabei nicht einmal mehr an und ging die Treppe hinab. Sie blieb stumm stehen, ging dann ebenfalls schweigend ins Zimmer, schloss die Tür hinter sich und lehnte sich gegen diese, bevor sie an ihr hinabglitt und in Tränen ausbrach. Wieso tat er ihr das an? Wieso behandelte er sie plötzlich so wie vor noch wenige Tage zuvor? Was hatte sie falsch gemacht? Hatte er nur gesagt, dass er sie liebe, weil er Mitleid gehabt hatte? Oder weil er gerne andere von sich abhängig machte? War das der Grund? Wollte er nur erreichen, dass sie an ihn gebunden war? Wollte er das ganze Spiel noch einmal von vorne spielen? Scheinbar hatte sie sich geirrt: Kai war wohl wirklich der kalte Eisklotz ohne Gefühle, der nur aus Eigennutzen handelte und andere einfach fallen ließ, wenn sie für ihn nicht mehr von Nutzen waren - wenn er ihnen nicht mehr vollständig überlegen war. Die Konturen der Möbel verschwammen immer mehr auf grund der zunehmenden Menge der Tränen, die aus Naomis Augenwinkeln krochen. Sie dachte an Rays Worte: Ray hatte in solchen Dingen eigentlich immer Recht, aber was, wenn dies das erste Mal sein sollte, dass er sich irrte? Sie stünde wieder vor dem Nichts, wie noch wenige Tage zuvor – nur war es dieses Mal noch wesentlich schmerzvoller. Unter Tränen richtet sie sich wieder auf, ging ins Bad und stand wenig später unter der Dusche. Während die Anderen inzwischen alle wieder im Trocknen waren und diversen Betätigungen nachgingen, genossen Max und Kyko immer noch das kühle Nass im Garten – zumindest in sofern, dass sie nebeneinander am Beckenrand saßen und ihre Beine ins Wasser baumeln ließen, während sie sich wie so oft intensiv unterhielten. Max war hin und weg – allerdings weniger von Kykos Erzählungen aus Osaka und dem Nachtleben am Wochenende dort – da dieses sich nur gering von dem in Tokio zu unterscheiden vermochte – als von ihrem Anblick. Er kannte einige hübsche Mädchen, wozu er auch, nicht zu letzt, Hilary und Naomi zählte, doch die Schönheit in Person war für ihn das rothaarige Mädchen neben ihm. Andere mochten andere Vorlieben haben und zum Beispiel eine andere Haarfarbe bevorzugen, doch gerade das rot ihrer Haare spiegelte Kykos Temperament wieder, welches ihm ausgesprochen gut gefiel. Er musterte sie weiter, bis sie dies bemerkte: „...Und die Leute da... Hey, hörst du mir überhaupt zu?“ Sie sah ihn skeptisch an. Er huschte mit seinem Blick wieder zurück in ihr Gesicht: „Klar.“ „Sicher?“ Ein unanständiges Grinsen ihrerseits folgte. „Gerade hatte ich mehr das Gefühl, du würdest mir nur auf den Busen glotzen.“ Max lief rot an, da sie damit letztendlich nicht ganz Unrecht hatte. Kyko musste kichern, drehte sich ihm ganz zu und lehnte sich dann zu ihm hinüber. „Du bist so süß, wenn du rot wirst.“ Sanft strich sie ihm mit dem Zeigefinger über die Wange, ehe sie ihm ins Ohr flüsterte. „Ihr geht doch morgen früh nicht trainieren. Kommst du dann heute Nacht so um zwei in den Keller?“ Er sah sie schräg an: „Und dann?“ Sie blickte ihm viel sagend in die Augen, weshalb der irritierte Blick aus seinem Gesicht einem Grinsen wich, ehe er sie zärtlich küsste und seine Hände auf ihren Rücken legte, um diese dann noch ein klein wenig tiefer rutschen zu lassen. Eine ganze Weile küssten sie sich leidenschaftlich, bis plötzlich Tyson in der Terrassentür stand und zu ihnen hinüber rief: „Maxie? Spielen wir Billard?“ Der Blonde ließ von seiner Freundin ab und sah genervt zu dem Jungen auf der Terrasse: „Man, Tyson, du siehst doch, dass ich beschäftigt bin. Frag Ray!“ Tyson zog eine lange Schnute und tapste beleidigt zurück ins Haus. „Der kann aber auch wirklich leicht nerven“, sagte Kyko. „Ansonsten wäre er nicht Tyson“, grinste Max und küsste sie erneut. Der Blauhaarige stiefelte weiter in Richtung Aufenthaltsraum, wo er Ray und Kenny antraf, der an Driger herumhantierte, während der Chinese sich entspannt zurückgelehnt und die Augen geschlossen hatte. „Ray? Spielst du mit mir Billard?“, fragte Tyson. Der Angesprochene öffnete ein Auge: „Och ne, keine Lust. Frag Max!“ „Der macht gerade wieder am Pool mit der roten Kuh rum“, grummelte Tyson. „Tyson, sei nicht immer so beleidigend, wenn dir gerade wer nicht passt“, kam von Kenny, ohne dass dieser aufsah. „Ty ist eifersüchtig“, lachte Ray. Tyson legte den Kopf schief: „Auf die Kuh? Nie und nimmer. Aber mir ist langweilig.“ „Dann frag doch Nao“, schlug der Schwarzhaarige vor. „Die klebt sicher gerade irgendwo an unserem Eisklotz“, schnaufte er. „Glaube ich nicht“, antwortete der Andere, „Außer du sprichst nicht von Kai. Der steht nämlich schon eine ganze Weile da draußen rum und traktiert Bäume mit seinen Blicken.“ Auf Rays richtungsweisendes Nicken mit dem Kopf sah auch Tyson hinaus zum Fenster: Am Waldrand entdeckte er den Teamleader, der, den Rücken zum Haus gewandt, reglos in die Baumkronen über ihm starrte. „Was macht der denn da?“ Der Japaner kratzte sich verwundert am Kopf. „Nachdenken, nehme ich an“, bekam er von Ray zur Antwort. Tyson legte den Kopf schief: „Darüber wie er uns weiter foltern kann?“ „Wohl eher über etwas anderes“, äußerte sein Gegenüber. „Wie? Ist zwischen ihm und Nao schon wieder Schluss?“ Tysons Augen glänzten. „Dann habe ich ja zumindest meine Kindergartenfreundin wieder.“ „Zunächst mal, sei nicht so egoistisch und zum Zweiten stehen die beiden noch in den Startlöchern", Ray blickte wieder aus dem Fenster, "die nur etwas tiefer sind als gewöhnlich. „Na toll.“ Tyson stapfte entmutigt wieder aus dem Raum. „Huch, hat er die Metapher wirklich auf Anhieb verstanden?“, der Chinese legte den Kopf schief. Ebenso Kenny: „Tja, ganz so naiv, wie wir immer meinen, ist unser Tyson eben doch nicht.“ Ray sah noch kurz überrascht weiter auf die Tür des Wohnzimmers, ehe er sich wieder entspannt zurücklehnte und Kenny weiter an Driger herumschraubte. Im Flur ließ Tyson sich geknickt auf die zweite untere Treppenstufe sinken und starrte durch die Haustür zu seinem Teamkapitän, der immer noch in der Ferne die Blätterdächer musterte. Im selben Moment kam Hilary aus der Küche. Verwundert sah sie ihn an: „Warum hockst du denn hier herum?“ „Mir ist langweilig. Max ist draußen mit Kyko ‚beschäftigt’, Ray hat keine Lust auf Billard und Kenny fummelt an Rays Blade rum“, seufzte er. „Warum fragst du dann nicht Nao, ob sie mit dir eine Runde spielt?“, wunderte Hilary sich. „Nach der Erfolgssträhne bei den Anderen?“, nun sah er sie skeptisch an, „Die hat sicher auch keine Lust. Ist sicher damit beschäftigt Löcher in die Zimmerdecke zu starren, während sie über Kai nachdenkt. Zumindest finde ich, ist die Baumkrone über dem schon wesentlich löchriger als vorher.“ Hilary sah kurz nach draußen zu Kai und dann wieder zu Tyson: „Soll ich dann mit dir eine Runde spielen?“ „Billard?“ Er sah sie verdutzt an. „Nein, Schach“, antwortete sie in ironischem Ton. Tyson sah sie wiederum mit Skepsis an: „Ich denke du kannst das nicht?!“ „Dann musst du es mir eben beibringen“, erklärte sie. Er musste fies grinsen: „Sicher, dass du das begreifst?“ „Bitte?“ Sie wurde böse. „Gut, wenn du meinst ich sei zu dumm, dann frag doch Kai. Bei ihm hast du sicher Glück.“ Wütend stapfte sie, an ihm vorbei, die Treppe hinauf. Tyson sah ihr kurz nach. Wieso musste er auch wieder so fies sein? Seufzend wandte er seinen Blick wieder zur Tür und damit auf Kai. _____________________________________________________________ Hmm... ich könnte jetzt wieder Selbstkritik ausüben, aber irgendwie bin ich gerade zu faul... Also kritisiert ihr lieber mal. xD Ich schreibe auch schön brav weiter... -___^ Kapitel 15: Crossing the one-way street --------------------------------------- Uhi gibt's im FF-Admin-Bereich viel neues. °o° *wie blöd dran rumspiel* Ray: Pass auf, sonst löchst du noch die ganze FF. ôo Ly: Hmm, ja... hast Recht. *aufhör* Gut, dann hier halt das nächste Kapitel... es hat schon wieder weniger reingepasst als geplant. TT___TT Nya, dann eben beim nächsten Mal. <___< _____________________________________________________________ Halb sieben zeigte die Anzeige auf dem Display von Naomis Handy, als sie einen kurzen Blick darauf warf, es auf dem Schreibtisch neben sich liegen ließ und die Balkontür öffnete. Während sie im Bad gewesen war, waren ihre Tränen zwar wieder getrocknet, dennoch blieb sie traurig im Durchgang stehen, eine Hand auf die Leiste der Schiebetür gelegt. Schweigend sah sie über die Bäume hinweg auf die Berggipfel in der Ferne und den orange-rot leuchtenden Himmelskörper, der sich diesen immer weiter nährte. Allmählich fing sie an die Abenddämmerungen hier zu hassen: Die sonst eigentlich schöne und romantische Tageszeit verband sie seit den letzten Tagen fast täglich nur noch mit Schmerz und Trauer. Immer dann wenn die Sonne unterging befand sie sich am Tiefpunkt ihrer Gefühle. Und was an diesem Tage wohl wieder folgen würde war eine wortlose kalte Nacht mit einem ungewissen Morgen. Wie hatte sie auch nur denken können, dass Kai sie wirklich lieben würde? Betrübt blickte sie auf die Brüstung ihr gegenüber und verfolgte diese mit ihrem Blick nach rechts herum. Kurz bevor sie aus ihrem Blickfeld verschwand, zog etwas anderes ihr Augenmerk fern zur Waldgrenze vor dem Haus: Kai stand dort und sah unauffällig zu ihr hinauf. Als er ihren Blick jedoch bemerkte, wandte er sich ab und ging ein Stück in den Wald hinein. Traurig sah sie ihm nach, ehe sie wieder zurück ins Zimmer ging und die Tür wieder hinter sich schloss. Kurz sah sie sich im Raum um – er wirkte auf sie plötzlich vollkommen trostlos. Dann lief sie weiter zur Zimmertür und verließ den Raum durch eben jene. Wortlos blickte sie den Gang entlang: Vielleicht sollte sie noch mal mit Ray sprechen?! Sie klopfte an das Zimmer nebenan, doch daraus, dass niemand antwortete schloss sie, dass sowohl Ray als auch Kenny unten waren. Somit ging sie weiter zur Treppe und diese hinab. Verwundert blieb sie vor Tyson stehen, der zwei Stufen unter ihr saß. Am liebsten wäre Kai schnurstracks in den Wald hinein gelaufen ohne zurückzukehren. Doch dass Weglaufen zum Einem keine Lösung und zum Anderen untypisch für ihn war, wusste er selbst. Wieder wanderte sein Blick langsam hoch zum Balkon des dritten Gästezimmers, aber Naomi war nicht mehr zu sehen. Wieso hatte er plötzlich Schwierigkeiten sie anzusehen, geschweige denn mit ihr zu sprechen? Weil er Angst hatte seinem Verhalten der letzten Tage nicht mehr gerecht werden zu können? Ja, im Grunde war es das. Dazu seine Befürchtung, dass sie ihn überhaupt nicht mehr brauchte. Sein Blick wanderte zu Boden und harte dort verzweifelt aus. Als Tyson Schritte hinter sich hörte, drehte er sich um. Verdutzt sah er Naomi an, die ihn ebenso argwöhnisch anschaute. „Hast du Langeweile oder warum hockst du hier rum?“, war ihre irritierte Frage, da es eher selten war, dass Tyson alleine irgendwo im Flur herumsaß. Er seufzte: „Wollte eigentlich Billard spielen, aber irgendwie haben hier alle Besseres zu tun, als sich mit mir abzugeben.“ „Hmm... Max auch?“ Wieder ein konfuser Blick ihrerseits. „Siehst du ihn hier vielleicht irgendwo?“, rutschte es ihm mit patzigem Unterton heraus, bevor er sich entschuldigte. „Sorry, war nicht so gemeint. Aber ich komme hier echt um vor Langeweile.“ Sie setzte sich neben ihn: „Kann ich verstehen. Würde ja mit dir Pool spielen. Aber im Moment habe ich keine Lust dazu.“ „Alles okay?“, Er bemerkte erst jetzt, dass ihre Augen leicht gerötet waren. Ahnungslos sah sie ihn an: „Ja, was soll sein?“ „Na ja“, er deutete auf ihre Augen, „du siehst verweint aus.“ Ungläubig stand sie auf und sah in den Spiegel, der neben der Haustür hing. Tyson hatte Recht: Es war immer noch zu sehen, dass sie geweint hatte. Sie rieb über die verräterischen Spuren, was diese allerdings nicht beseitigte. Seufzend ließ sie den Kopf hängen und sah auf den Fußboden. „Weißt du wo Ray ist?“, fragte sie leise. Er nickte: „Im Aufenthaltsraum.“ Daraufhin drehte sie sich in eben jene Richtung, wobei ihr Blick jedoch nach draußen fiel und sie erneut Kai erblickte. Kurz sah sie wieder zu Boden, bevor sie sich nun doch zur Haustür wandte und diese öffnete. „Ähm, zum Aufenthaltsraum geht es da lang“, irritiert verwies Tyson auf die Tür zu seiner Linken. „Weiß ich“, sagte sie jedoch nur, ohne sich umzudrehen, und ging hinaus. „Und deine Schuhe?“, rief er ihr noch nach, da sie barfuss auf die Veranda getreten war, doch da fiel die Tür hinter ihr schon ins Schloss. Während er zu sah, wie sie die Stufen vor dem Haus langsam hinab und auf Kai zu ging seufzte er: „Ich glaube, so ganz gesund ist sie immer noch nicht. Wer rennt sonst ohne Socken und Schuhe über Schotter?!“ „Oh, ich glaube Kai ist ihr gerade wichtiger, als die wahrscheinlich gleich sehr wehtuenden Füße“, sagte plötzlich jemand neben ihm. Tyson schreckte hoch und drehte sich zur Seite: „Man, Chef, erschreck mich doch nicht so!“ Doch der Kleinere grinste nur. Je näher Naomi Kai kam, umso nervöser wurde sie, da sie sich keine Gedanke darüber gemacht hatte, was sie sagen sollte. Gute zwei Meter hinter ihm blieb sie stehen. Auf dem Waldboden musste er ihre Schritte längst gehört haben, dennoch drehte er ihr weiter den Rücken zu und starrte stumm geradeaus in den Wald hinein, die Hände in die Hosentaschen gesteckt. Sie öffnete den Mund um etwas zu sagen, schloss ihn jedoch sofort wieder, da sie das Gefühl hatte, alles was sie sagen könnte, wäre falsch. Verzweifelnd sah sie zur Seite auf den Boden. „Es tut mir leid“, kam es plötzlich von ihm, obwohl er sie immer noch nicht an sah. Überrascht sah sie wieder zu ihm auf. Er fuhr fort: „Ich hätte nicht sagen dürfen, dass...“ Während er kurz unterbrach, wurde sie allmählich blass im Gesicht: Sie ahnte, wie er seinen Satz beenden würde. Erste Tränen krochen bereits aus ihren Augenwinkeln, die ihre Wangen hinabflossen, als er zu Ende sprach und sie das Befürchtete zu hören bekam: „...ich dich liebe.“ Wortlos stand sie da. Sie hätte ihn am liebsten angeschrieen aus Verzweiflung, doch nicht ein Ton kam über ihre Lippen. Stattdessen sackte sie zusammen und kniete nun auf dem waldigen Untergrund, während sich immer mehr Tränen ihren Weg bahnten. Wie konnte er das nur sagen? Einfach so? Sie konnte es nicht verstehen. „Als ich es zu dir gesagt habe, war mir nicht klar, was es überhaupt bedeutet. Ich dachte es wäre einfach eine selbstverständliche Floskel, wie ‚Danke!’ und ‚Guten Tag!’. Das ein ernsthaftes Gefühl dahinter steht war mir irgendwie nicht klar.“ Immer noch blickte er gerade aus, während er sprach. „Ich habe dich in diesem Augenblick nur geliebt, weil ich eindeutig sehen konnte, dass du mich brauchtest.“ „Ich brauche dich immer“, schluchzte sie, woraufhin er sich langsam zu ihr drehte, „egal ob ich krank bin oder nicht.“ „Nao, ich...“, er ging ein Stück auf sie zu. Im selben Moment hob sie einen schweren Stein, der nicht weit von ihr lag, auf. „Aber bitte, wenn du mich nur lieben kannst, wenn es mir schlecht geht...“, sie holte mit dem Stein aus, kniff die Augen zu und schlug mit der spitzen Kante auf ihre linke Hand, die sie vor sich auf den Waldboden gestützt hatte. Doch der Schmerz des Aufpralles blieb aus. Stattdessen spürte sie im selben Moment eine andere warme Hand auf ihrer. Zögerlich öffnete sie zunächst die Augen, bevor sie diese vor Schreck aufriss und ihr der Stein aus der Hand glitt, als sie unter diesem Blut fließen sah. Nur war es eben nicht ihre Hand, die sie dort blutüberströmt vorfand, sondern die von Kai, der sich in letzter Sekunde vor sie auf die Knie hatte fallen lassen und seine Hand schützend über ihre gelegt hatte. Fassungslos starrte sie weiter auf diese, bevor sie ihren Blick langsam auf ihn richtete. Doch in seinem Gesicht war weder Wut noch Schmerz zu erkennen. Im Gegenteil: sein Blick war vollkommen neutral. Lass uns wieder von vorn anfangen Wir haben das ganze missverstanden Lass uns wieder wie neu beginnen Ich möchte dich endlich wiederfinden „Lass mich doch wenigstens zu ende reden“, sagte er ruhig. „Ich habe eben erst verstanden, dass man auch von anderen gebraucht werden kann, obwohl es ihnen gesundheitlich gut geht. Fürsorge und Zuneigung sind Resultate aus Liebe und nicht umgekehrt. Aber das habe ich jetzt erst begriffen.“ „Kai...“ Sie wollte weiter sprechen, doch ihre Tränen erstickten ihre Worte. „Diesmal sage ich es nicht, weil du mir leid tust, sondern weil ich fühle, was ich sage“, er lächelte. „Ich liebe dich, Naomi.“ Sie wollte ihm antworten, doch es ging einfach nicht, da sie vollkommen überwältigt und fassungslos war. Dafür zog er sie im nächsten Moment mit sich wieder auf die Beine und hielt sie an den Oberarmen fest, während sie sich an der Vorderseite seines Hemdes festklammerte. Ein kurzer Moment, gefüllt von ihrem gemischten Blick aus Unsicherheit und Fassungslosigkeit und seinem gutmütigem Lächeln, ehe beide ihre Augen schlossen und sich ihre Lippen trafen. Lass uns wieder von vorn anfangen Wir haben das ganze missverstanden Bis hier hin, das zählt noch nicht Kai spürte von der ersten Sekunde an, dass dieser Kuss anders war, als alle bisherigen zwischen ihnen, denn dieses mal war ihm klar, warum er sie überhaupt küsste. Langsam schob er seine linke Hand hoch zu ihrem Hinterkopf und die andere hinter ihren Rücken und drückte sie enger an sich. Dass die zweite immer noch blutete interessierte ihn momentan absolut nicht. Und auch in Naomis Kopf war kein Platz für die Schmerzen, die inzwischen von ihren Füßen ausging. Stattdessen überschlug sich dort alles nur noch mehr, als sie plötzlich Kais Zunge auf ihren Lippen und wenig später in ihrem Mund spürte, was dazu führte, dass sie sich noch fester an ihn klammerte. Das erste Mal küsste er sie so intensiv. Und hätte er sie nicht so fest im Griff gehabt, wäre sie wahrscheinlich längst wieder auf den Boden gesunken. Hilary stellte gerade die Schüsseln für das Abendessen auf den Tisch, als Tyson, der sich von der Treppe aufgerafft hatte, um ihr zu helfen, fast vor Schreck die Tassen in seiner Hand fallen ließ, als er aus dem Fenster sah. „Was geht denn da ab?“, sagte er ungläubig. Das Mädchen auf der anderen Seite des Tisches, dass ihn eigentlich die ganze Zeit ignoriert hatte, weil es immer noch pikiert war, sah auf und folgte seinem Blick. Doch sie lächelte mehr, als seinen Gesichtsausdruck zu imitieren. „Sie küssen sich“, antwortet sie. Tyson sah fassungslos vom Fenster zu ihr und wieder zurück: „Ja, aber wie! Pass auf, gleich reißt Kai sie zu Boden.“ „Behalte deine Phantasien jetzt bitte für dich!“, Hilary lief rot an, „Sie küssen sich NUR.“ Aber der Blauhaarige konnte seinen Blick nicht abwenden. Der Anblick war einfach zu außergewöhnlich für ihn, alleine durch die Tatsache, dass es sich um Kai handelte, der dort Naomi scheinbar in Grund und Boden küsste. „Tyson, hör auf zu spannen und hilf mir lieber!“, meckerte die Braunhaarige dann allerdings, sodass er nun doch wieder seiner eigentlichen Aufgabe nach ging, dabei jedoch hin und wieder erneut ein Blick auf das Pärchen am Waldrand warf. Im selben Augenblick kamen Kenny und Ray hinzu. „Juhu, Abendessen. Ich bin schon am verhungern“, freute Kenny sich. Da fiel Ray auf, dass Tyson gerade wieder konzentriert aus dem Fenster sah: „Was gibt es denn da so spannendes zu gucken?“ „Ray, erklär ihm mal, dass er da gerade etwas ganz harmloses und natürliches beobachtet“, seufzte Hilary. Der Chinese stellte sich neben seinen Freund und entdeckte nun ebenfalls die beiden Personen außerhalb des Hauses. „Oh“, war sein erster Kommentar, bevor er grinste. „Natürlich ist es, ja. Aber harmlos unterschreibe ich jetzt nicht. Also so extrem besitzergreifend habe ich Kai in den letzten Tagen noch nicht erlebt. Armes kleines Nao.“ Sein Grinsen wurde immer breiter. Tyson sah ihn ungläubig an: „Das sieht aus, als würde er sie willenlos machen wollen und du grinst nur?“ „Jetzt dramatisier hier mal nicht alles.“ Ray grinste nun ihn an. „Willst du mir etwa erzählen du bist noch nie über ein Mädchen so hergefallen?“ „Ähm...“ Tyson zögerte. Da kam Kenny ihm schon zuvor: „Ich glaube, das einzige Mal, dass der über wen hergefallen ist, war als er letzte Woche von der Treppe gesegelt ist und Hilary mit umgerissen hat.“ „Pff.“ Beleidigt tapste Tyson zurück in die Küche. Und auch Hilary machte ein zickiges Gesicht und konzentrierte sich wieder auffällig stark auf das Tischdecken. Ray und Kenny grinsten sich hingegen an. „Was ist denn hier schon wieder so lustig?“ Inzwischen hatte auch Max den Weg unter die Dusche gefunden und stand nun im Türrahmen, als auch schon Kyko aus dem oberen Stockwerk kam und wenig später neben ihm stand. „Ihr beide habt so eben harte Konkurrenz bekommen“, lachte Ray und deutete aus dem Fenster. Die Beiden gingen zu eben jenem und auch sie mussten breit grinsen bei dem was sie draußen sahen. „Na, die haben auch Spaß an der Freude“, sagte Kyko. Max nickte: „Aber übertreffen können sie uns nicht.“ „Niemals“, schmunzelte sie. Sanft strich der Abendwind durch die Blätterdächer über ihnen und brachte diese zum Rauschen, als Naomi und Kai langsam wieder von einander abließen. Schweigend sahen sie sich zunächst in die Augen, bis Kai wieder das Wort ergriff: „Entschuldige bitte, dass ich so lange gebraucht habe, um es zu verstehen.“ Ihre Antwort bestand darin, dass sie ihren Kopf an seine Schulter legte, und ihm war klar, dass sie damit sagen wollte, dass sie einfach froh war, ihn wieder sicher an ihrer Seite zu wissen. Nach einiger Zeit, in der sie einfach nur so da gestanden waren, löste sie sich etwas aus seinem Griff und zog seine rechte Hand hinter ihrem Rücken weg. Schuldbewusst sah sie auf die immer noch blutende Wunde. Doch bevor sie sich dafür entschuldigen konnte, kam Kai ihr schon zuvor: „Es muss dir nicht leid tun.“ „Aber...“ Ihr Einwand wurde jedoch ebenfalls von ihm zunichte gemacht, bevor sie ihn ganz äußern konnte. Und zwar schlichtweg, indem er sie einfach erneut zu sich hinzog und sie kurz küsste. „Dann lass uns aber wieder reingehen, damit ich sie dir wenigstens verbinden kann. Nachher verblutest du mir hier noch“, sagte sie. Er lächelte: „Meinetwegen.“ Als sie jedoch gehen wollte, hielt er sie an der Hand fest. Irritiert drehte sie sich um und sah ihn an. Kai deutet auf ihre Füße: „Wo sind deine Schuhe?“ Ihm war erst jetzt aufgefallen, dass sie barfuß war. Sie sah kurz an sich hinab und dann wieder zu ihm: „Im Haus.“ Er schüttelte den Kopf: „Du kannst doch nicht so über den Schotter laufen.“ „Na das tut sicher nicht so weh, wie deine Hand“, konterte sie. „Selbst wenn.“ Er hob sie ohne Vorankündigung hoch. Sie versuchte sich zu wehren: „Kai, so schlimm ist es nicht, ich kann selber laufen. Denk an deine Hand!“ Doch er trug sie trotz Protest Richtung Haus: „Du liegst auf meinem Arm und nicht auf meiner Hand.“ „Trotzdem“, grummelte sie. „Lass mir doch mein neues Hobby, dich durch die Gegend zu tragen“, grinste er. „Hobby?“, sie sah ihn argwöhnisch an. „Tolles Hobby, echt.“ „Ja, ist es auch.“ Er setzte sie auf den Stufen der Veranda ab. „So, von mir aus lauf dann eben wieder selbst.“ „Zu gütig, danke.“ Sie grinste, küsste ihn dann jedoch auf die Wange. Dabei ergriff er erneut ihre Hand. Zunächst blickte sie ihn überrascht an, doch als sie sein warmherziges Lächeln sah, erwiderte sie dieses und schloss ihre Hand fest um seine, bevor sie das Haus betraten. Im Flur blieben sie vor der Treppe kurz stehen, als Ray sie ansprach, der die beiden vom Fenster aus beobachtet hatte und nun im Türrahmen des Esszimmers lehnte: „Das Abendessen ist so gut wie fertig.“ „Wir kommen gleich“, sagte der Teamleader in seiner typischen Tonlage, mit eben so gleichgültigem Blick. „Ray, ich brauche mal deinen Verbandskasten“, sagte Naomi, während Kai schon halb dabei war, sie die Treppe hinaufzuziehen. „Linker Schrank, zweites Fach von oben. Zimmertür ist offen“, konnte Ray gerade noch antworten, bevor sie von dem Blauhaarigen ganz die Stufen hinauf gezogen wurde. Neben Ray stand im gleichen Moment Max, der lauthals lachte: „War das gerade ernsthaft Kai?“ Der Andere nickte grinsend: „Schon lustig mit anzusehen, da es ihm überhaupt nicht ähnlich sieht, irgendjemand hinter sich herzuschleifen.“ „Tja, werden wir uns wohl dran gewöhnen müssen.“ Der Blonde ging grinsend zurück ins Zimmer, woraufhin Ray ihm zustimmend folgte. Zur selben Zeit öffnete Naomi die Tür des zweiten Gästezimmers und trat ein, während Kai am Eingang stehen blieb. Auf dem Schreibtisch entdeckte sie Kennys Laptop, der an war. „Falsches Zimmer“, kam es von Dizzy. Doch Naomi ging unbeirrt zu Rays Kleiderschrank und öffnete diesen: „Nein, wir sind nur hier, um was zu klauen.“ „Ach so“, antwortet das Bitbeast. Naomi fand den Kasten, nahm ihn an sich und schloss die Tür wieder, bevor sie sich zu dem PC umdrehte: „Kann Chef dich nicht mal ausschalten, wenn er ganz woanders ist?“ „Nein, geht nicht. Ich scanne gerade die Festplatte auf Viren“, bekam sie zur Antwort. Sie sah es schräg an: „Na dann noch viel Spaß dabei.“ „Ja, wünsche ich euch beiden auch“, kam es kichernd aus dem Computer. „Was auch immer ihr jetzt mit dem Verbandskasten vorhabt.“ Naomi, die schon dabei gewesen war, die Zimmertür wieder hinter sich zu schließen, drehte sich mit bösem Blick noch einmal um: „Zwing mich nicht, dich auszuschalten.“ Damit zog sie Tür zu. Kai musste im selben Moment laut los lachen. „Was denn?“ Nun sah sie ihn skeptisch an. Er tätschelte ihr den Kopf: „Süß wie du versuchst, Kennys Bitbeast zu erziehen.“ „Oh, die Drohung mit dem Ausschalten habe ich von Ray“, grinste sie. „Ach, versucht der neuerdings auch das Ding zu erziehen?“, fragte Kai. „ICH BIN KEIN DING!“, hörte man aus dem Raum neben ihnen rufen. Die Zwei sahen sich zunächst verwundert an, mussten dann jedoch Beide schmunzeln, bevor sie ihren Weg zu ihrem Zimmer fortsetzten. „War das eben Kai, der gelacht hat oder habe ich Halluzinationen?“ Kenny sah von seinem Platz auf. „Nein, das war Kai.“ Auch Hilary sah irritiert in die Runde. Max lachte: „Tja, Nao bringt Kai scheinbar wirklich zu Handlungen, die er sonst nie tun würde.“ „Ich finde das unheimlich“, sagte Tyson, der inzwischen ebenfalls wieder im Esszimmer war und an seinem Platz saß. „Du wirst dich dran gewöhnen müssen, Tyson. Müssen wir wohl alle“, sagte Hilary. Tyson sah sie an: „Bist du gar nicht eifersüchtig?“ Ein fragender Blick seitens der Braunhaarigen: „Wieso sollte ich?“ „Du stehst doch selber auf Kai“, kam es gehässig von ihm. Kyko sah interessiert zu Hilary. Doch diese antwortete gelassen: „Das war vor zwei Jahren - bevor ich wusste, wie er tickt.“ „Ach, du lässt ihn also lieber Nao tyrannisieren?“, kam es von dem Blauhaarigen. „Ich glaube nicht, dass sie das meinte“, schaltete sich nun Ray ein, „aber Hilary und Kai sind sich in dem Punkt ähnlich, dass sie ziemlich autoritär auf Andere wirken und ihnen gerne sagen, wo es lang geht. Nao hat mehr Ähnlichkeit mit dir. Sie hat ihren eigenen Kopf, braucht aber trotzdem jemanden, der sie schon mal bremst oder ihr Halt gibt. Von daher funktioniert das zwischen Kai und ihr eher.“ „Hmm...“, Tyson schien zu verstehen. Da grinste Ray: „Fazit: Hilary passt hervorragend zu dir.“ Tyson sprang wütend auf: „Verflucht, hört endlich auf mit der Scheiße!“ Sauer verließ er das Esszimmer. „Tyson, das Abendessen!“, rief Kenny ihm nach, doch der stapfte trotzdem die Treppe hinauf und schlug wenig später seine Zimmertür hinter sich zu. „Danke für den doofen Spruch, Ray“, grummelte Hilary. „Du weißt genau, dass wir uns dauernd streiten.“ „Aber was sich liebt, das...“, Max hielt Kyko den Mund zu. Sie sah ihn fragend an, als er wieder von ihr abließ. Er grinste: „Sie hasst den Spruch.“ Hilarys böser Blick verriet Kyko, dass dies stimmte. Also beließ sie es bei einem Grinsen. Mr. und Mrs. Subashi kamen nun ebenfalls hinzu und setzten sich an den Tisch. Auch Ray, der die ganze Zeit mit dem Rücken am Fensterbrett gelehnt hatte, tat dies nun. „Dann lasst uns mal essen“, sagte Max fröhlich. „Aber was ist mit Nao und Kai?“, fragte Kenny. Ray sah ihn skeptisch an: „Ich wette für dich mit, dass DIE heute nicht mehr runterkommen werden.“ Kenny sah ihn an und wurde rot: „Oh mein Gott, du meinst sie...“ Hilary knurrte: „Chef, fang nicht an wie Tyson in jede Aussage über die Beiden sonst was hineinzuinterpretieren.“ Kenny sah beschämt auf seinen Teller, während Ray sich lachend vom Reis nahm. _____________________________________________________________ Ja, ich hab's nicht bis Nachts um 2 geschafft, ich weiß. @___@ Ich sagte ja: hat wieder nicht gepasst. ~____~ Kai & Nao brauchen einfach zu viel Platz. >___< Kai: Wer schickt uns denn dauernd von einem Schlamassel ins nächste? -__-' Nao: *frage markier und kopier* Wer schickt uns denn dauernd von einem Schlamassel ins nächste? '-__- Kai: Faulpelz. <___< Nao: xP Ly: Ich weiß... ich bin immer an allem Schuld. v__v Kai, Ray, Tyson, Hilary, Kyko, Kenny & Naomi: RICHTIG! Ly: *drop* Max: *ly pat* Kapitel 16: Feed the night -------------------------- Aloha... da sind wir wieder. ;D Ich habe die Zeit zum Schreiben gefunden. ^o^ Wie immer Kiitos natürlich an alle die mir Kommentare geschrieben haben _____________________________________________________________ Nachdem sie Kais Hand sorgsam verbunden hatte, erhob Naomi sich wieder vom Wannenrand, auf dem Beide gesessen hatten, und stellte den Verbandskasten neben das Waschbecken, als auch Kai sich wortlos aufrichtete und hinter ihr stehend mit der verbundenen Hand ihre langen Haare zur Seite strich, um sie auf den Hals zu küssen. Überrascht sah sie ihn im Spiegel an, da wendete auch er seinen Blick auf das Glas vor ihnen. Auf sein Lächeln hin bekam dann jedoch auch er eines von ihr geschenkt, bevor sie sich zu ihm umdrehte und ihn auf den Mund küsste. „Wollen wir noch zum Abendessen runtergehen?“, wollte er wenig später wissen. „Mir egal“, war ihre Antwort, die sie mit verliebtem Blick gab. „Ich will nur da sein, wo du bist.“ Wieder ein sanftes Lächeln von ihm, ehe er erneut mit seinen Lippen ihre berührte und sie währenddessen vor sich her aus dem Bad schob, wobei er im Vorbeigehen das Licht ausschaltete. Mitten im Zimmer blieben sie stehen, lösten sich von einander und sahen sich kurz an, bevor Naomi ihn nun hinter sich her hinaus auf den Balkon zog. Dort angekommen, ließ das Mädchen ihn los und stellte sich an das Geländer. Er folgte ihr und sah sie stumm von der Seite an, während sie gen Horizont blickte, ehe sie sich umdrehte und schwungvoll auf der Brüstung Platz nahm. Völlig perplex legte er im selben Augenblick seinen rechten Arm um ihre Taille, aus Angst sie könne abstürzen. Sie hingegen sah ihn völlig ruhig an, als sie nun auf seiner Augenhöhe war und küsste ihn sanft, während über ihnen bereits die ersten Sterne am Firmament glitzerten und sich der Tag endgültig seinem Ende nährte. Es war mitten in der Nacht als die Tür des ersten Gästezimmers leise geöffnet und eben so leisen von einem herausschleichenden Max geschlossen wurde. Er hatte Kykos Bitte vom Vorabend nicht vergessen und war somit um kurz vor zwei aufgestanden, hatte sich wieder angezogen und schlich nun die Treppe ins Erdgeschoss hinab. Im Haus war es mucksmäuschenstill – so still, dass der junge Amerikaner das Gefühl hatte seinen eigenen Herzschlag hören zu können, denn dieser ging mit jeder Stufe die er nahm immer schneller. Den Gedanken an den Grund dafür vermochte er nicht zu Ende zu denken. Wie ein Raubtier auf der Pirsch schlich er nun die Kellertreppe hinab, darauf bedacht keinen Mucks von sich zu geben. Die Gedanken in seinem Kopf begannen Karussell zu fahren. Er wurde unruhig. Ganz unten angekommen, drehte er sich nervös nach links und erspähte die geöffnete Tür des Trainingsraumes, der hell erleuchtet war. Angespannt aber sich selbst noch unter Kontrolle habend schritt er auf diesen zu und trat ein. „Da bist du ja“, grinste ihn Kyko an, die sich wartend auf den Billardtisch gesetzt hatte. „Öhm, ja, da bin ich“, kam es irritiert von ihm. Sie rutschte vom Tisch, ging auf ihn zu, um die Tür zu schließen, weshalb er einen Schritt zur Seite machte und sie dabei immer noch verwundert anblickte. Er wollte gerade etwas sagen, als sie sich ihm zuwendete, ihn völlig überraschend am Kragen seines T-Shirts packte und ihn energisch gegen die Wand hinter ihm drückte, um dann seinen Mund mit ihrem eigenen zu versiegeln. Während sie dabei ihre Augen geschlossen hatte, wurde sein Gesicht von einem völlig verdatterten Blick geziert, der jedoch wenig später verschwand, als ihm bewusst wurde, was dort geschah, er ebenfalls die Augen schloss und die einfache Berührung ihrer Lippen in einen leidenschaftlichen Zungenkuss umwandelte. Seine Gedanken waren inzwischen offenbar auf die Achterbahn umgestiegen. Zumindest schien ihm nun alles fernab zu sein, außer dem Rothaarige Mädchen vor ihm, das den Kuss wenig später schon wieder löste. Allerdings nur, um sein T-Shirt auf den Fußboden zu befördern und ihn dann erneut zu küssen. Nach wie vor stand er mit dem Rücken gegen die Wand. Ihm war durchaus bewusst gewesen, warum Kyko ihn mit in der Nacht hierher bestellt hatte und dies hier würde beim besten Willen nicht sein erstes Mal sein. Allerdings war er vorher mit keinem Mädchen zusammen gewesen, das so hemmungslos zur Sache ging, wie sie es tat. Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, wanderten Kykos Hände bestimmenden und zielsicher über seinen Körper. Doch als sie nun begann sich an seiner Hose zu schaffen zu machen, sah er sich gezwungen dies zu ändern, denn allmählich war jegliche Unsicherheit verschwunden und er wollte mehr – mehr von ihr. Somit schob er sie während des Kusses in Richtung des Billardtisches, während sie ihre Arme um seinen Hals legte und dort Halt suchte. Kaum spürte sie das harte Holz des Tisches in ihrem Rücken, verabschiedete sich auch bald ihr Oberteil von ihrem Körper. Sie genoss es, als er, nun dazu entschlossen, den Ton anzugeben, begann ihren Hals und ihr linkes Schlüsselbein zu liebkosen und dabei sanft den Träger ihres BHs hinunterschob. Genüsslich legte sie den Kopf in den Nacken und fuhr ihm mit den Händen über den Rücken, bis Max plötzlich in seiner Handlung langsam innehielt und sie ansah. Sie blickte fragend zurück: „Was ist? Keine Lust mehr?“ „Doch, schon. Aber wir haben ein Problem“, antwortete er. Sie griff daraufhin in ihre Hosentasche und zog eine kleine quadratische verschweißte Verpackung heraus. „Meinst du das?“ Ein freches Grinsen ihrerseits. Auch er konnte sich ein solches nicht verkneifen: „Gut, wir haben doch kein Problem.“ Sie legte das Kondom blind auf den Billardtisch, während er wieder seine vorausgegangene Handlung aufnahm. Die Luft um sie herum heizte sich weiter auf, während sich auch ihre anderen Kleidungsstücke nach und nach auf dem Fußboden wiederfanden. Was ihn weckte war sein schmerzender Magen, weshalb Tyson verschlafen die Horizontale verließ und zunächst gähnend auf der Bettkante sitzen blieb, bevor sein Blick auf das Bett von Max fiel: Es war leer. Irritiert blickte er zum Bad, doch dessen Tür stand weit geöffnet und das Licht war ausgeschaltet. Er blickte sich suchend um: Wo war sein Freund bloß hin? Er war schließlich zur gleichen Zeit schlafen gegangen, wie er selbst auch. Der Japaner grübelte kurze Zeit, ehe ihn jedoch sein Bauch aus den Gedanken riss indem er lautstark knurrte. Wo auch immer Max war, er musste warten bis Tyson ihn suchen würde, denn dieser wollte nun erst mal das versäumte Abendessen nachholen und schlich somit aus dem Zimmer. Ein kurzer prüfender Blick durch den verlassenen Flur, ehe er zur Treppe huschte. Auf Zehenspitzen schlich er die Stufen der Holztreppe hinab und bog im Erdgeschoss in die Küche. Dort steuerte er im Mondschein, der durch das Fenster fiel, zielgerichtet auf den Kühlschrank zu und öffnete diesen. Eine Weile stöberte er darin und fand letztendlich einige Rest vom Abendessen. Darunter einen Teller voller Reisbällchen, den er gierig an sich nahm, da sie von Mrs. Subashi die Erlaubnis hatten, sich frei in der Küche an Lebensmitteln zu bedienen, so lange noch etwas für die nächste Mahlzeit übrig blieb. Diese Tatsache machte die kleine Berghütte in Tysons Augen zu einem Viersternehotel. Glücklich schloss er die Schranktür wieder, nachdem er sich bereits eines der Bällchen zur Hälfte in den Mund gestopft hatte, und ging zurück in Richtung Flur. Max’ spurloses Verschwinden war ihm bereits wieder entfallen, weshalb er gerade wieder die Treppe in den ersten Stock beschreiten wollte, als er plötzlich etwas hörte. Ruckartig blieb er stehen und horchte, woher das Geräusch gekommen war. Wieder etwas – der Blauhaarige lief zurück parterre. Bereits mit dem zweiten Reisball im Mund schlich er um die Ecke zum Geländer der Kellertreppe, wo er verweilte. Neugierig sah er hinab, konnte aber nichts sehen außer den Stufen, die sich letztendlich im Dunkeln verloren. Dafür hörte er wieder dieses Geräusch. Genau definieren konnte er es nicht – es klang nach schweren Atemzügen. Während er jedoch weiter lauschte, tapste eine gähnende Naomi im Nachthemd die obere Treppe hinab. Auf halber Strecke bemerkte sie Tyson: „Huch, was machst du denn da?“ Er sah erschrocken zu ihr auf: „Man, Nao, musst du hier mitten in der Nacht rumschwirren?“ „Das gleiche könnte ich dich fragen“, flüsterte sie, bevor sie den Teller in seiner Hand entdeckte, „oh, Essen!“ Hungrig, aufgrund des für sie ebenfalls ausgefallenen Abendessens, lief sie die Treppe ganz hinab und zu ihm hin, wo sie sich ebenfalls eines der Reisbällchen nahm, während er mit dem Finger deutet, dass sie leise sein sollte. Mit vollem Mund kauend sah sie ihn fragend an, da sie der Meinung war, nicht so laut gewesen zu sein, als dass jemand in der oberen Etage hätte aufwachen können. Doch ihr Gegenüber nickte in Richtung Keller. Interessiert blickte nun auch das blonde Mädchen hinab, konnte aber ebenso wenig erkennen wie ihr Freund. Aber dann nahm auch sie das Keuchen war. Irritiert sah sie wieder zu Tyson, der ahnungslos mit den Schultern zuckte, ehe beide mit Essen im Mund wieder verwundert herunter schauten und lauschten. Wenig später deutete er mit einer Kopfbewegung, dass er die Treppe hinunter gehen wollte, was er auch umgehend in die Tat umsetzte. Naomi folgte ihm dicht. Aus Angst Lärm zu machen hielten beide dabei sogar die Luft an. Erst am Fuße der Treppe atmeten sie wieder und entdeckten dort einen Lichtschein, der unter der Tür des Trainingsraums hervorkroch. Wieder ein fragender Blick zum jeweils Anderen, bevor sie sich auf leisen Sohlen zur Tür vorarbeiteten. Das Keuchen war hier eindeutig hörbar. Sie lauschten weiter, bis Tyson drauf und dran war den Raum zu betreten, jedoch von Naomi gerade noch durch Festhalten davon abgehalten wurde, ehe man aus dem Inneren des Zimmers eine weibliche Stimme, die man unschwer als die Kykos ausmachen konnte, leise aber deutlich Max’ Namen stöhnen hörte. Mit großen Augen sahen sich die Beiden im Flur an, war ihnen plötzlich mehr als bewusst, was sie dort hörten beziehungsweise was auf der anderen Seite der Wand vor sich ging. Peinlich berührt wollte Naomi wenig später Tyson von der Tür wegziehen, auf die er wieder fassungslos mit Reisbällchen im Mund starrte. Durch den Ruck des Ziehens stolperte er allerdings so ungünstig, dass er drohte samt Geschirr zu Boden zu gehen. Naomi kniff vor Schreck die Augen zu, öffnete sie jedoch, als das Geräusch von splitterndem Porzellan ausblieb – der Blauhaarige hatte sich gerade noch fangen können und seufzte lautlos aber sichtlich erleichtert, bevor er seiner Freundin einen vorwurfsvollen Blick zuwarf. Diese setzte ein unschuldiges Grinsen auf. Doch kaum waren sie der letzten Gefahr entdeckt zu werden entgangen, verstummte auf einmal das Keuchen und Stöhnen. Stattdessen hörte man Max plötzlich leise sprechen: „Hast du das auch gehört?“ Tyson und Naomi sahen sich wie versteinert an und hörten erneut auf zu atmen. „Was?“, hörte man nun Kyko. Wieder sagte Max etwas: „Weiß nicht. Ich glaube, es kam von draußen.“ Der Japaner außerhalb des Raumes schluckte. „Hmm, nein. Hast du dir sicher eingebildet. Die schlafen doch alle tief und fest“, kam von seiner Freundin. „Ja, wahrscheinlich.“ Während vor der Tür unhörbar zwei Personen vor Erleichterung ganze Gebirge vom Herzen fielen, lachte der Amerikaner, „Und wenn, dann war es sicher Tyson, der wie immer Hunger hat und euren Kühlschrank plündert – verfressener Sack.“ Wütend sah Tyson auf die Tür und hätte sie zu gerne aufgerissen, um seinem Freund seine Meinung zu dieser Aussage mitzuteilen, während das Mädchen neben ihm sich beherrschen musste, um nicht lauthals zu lachen, als sie nach Max’ Aussage auf den Teller in seiner Hand sah. „Bestimmt“, war Kykos letzte Antwort, „also lass ihn weiter plündern. Wir haben Besseres zu tun, als uns um ihn zu kümmern.“ Scheinbar gingen sie daraufhin wieder ihrer ursprünglichen Beschäftigung nach, da nun wieder eindeutige Geräusche zu vernehmen waren. Naomi deutete Tyson, dass sie zurück nach oben gehen sollten. Er sah noch einmal pikiert auf den verschlossenen Raum und folgte ihr dann. Nachdem sie ebenso leise nach oben wie zuvor hinunter geschlichen waren und nun im oberen Stockwerk vor den Zimmertüren standen, sahen sie sich wieder beschämt an. „Das bleibt unter uns, Tyson!“, wisperte Naomi nach einigen Sekunden mit leicht gerötetem Gesicht. Er nickte stumm. Sie nahm sich kurz darauf das letzte Bällchen vom Teller. „Gute Nacht!“, nuschelte sie mit Reis im Mund. „Nacht!“, kam ebenso knapp von ihm. Beide wendeten sich in Richtung ihres jeweiligen Zimmers. Tyson betrat bereits seins und auch Naomi war kurz vor Zimmer Nummer drei angekommen, als er noch etwas sagte: „Ach, Nao...“ Die Klinke bereits in der Hand drehte sie sich noch einmal zu ihm um: „Hmm?“ „Ähm, wenn du und Kai... na ja, du weißt schon... dann sag mir bitte vorher Bescheid, damit ich dann in meinem Bett bleibe.“ Er grinste beschämt. „Bis morgen!“ Damit war er im Raum verschwunden und die Tür hinter ihm zu. Naomi blieb verdattert stehen: Damit hatte sie nicht gerechnet. Es dauerte, bis sie realisierte, was Tyson da von sich gegeben hatte. Sie wurde plötzlich nervös: Was, wenn Kai tatsächlich früher oder später mit ihr schlafen wollte? Daran hatte sie bisher nicht gedacht. Auf einmal verspürte sie den Drang davonzulaufen. Warum hatte sie Angst davor? Sie war siebzehn Jahre alt und damit nicht zu jung, zumal sich gerade einer ihrer besten Freunde, der ein halbes Jahr jünger war als sie, zwei Stockwerke unter ihr vergnügte. Eine Zeit lang starrte sie weiter sinnlos den Flur entlang, bevor sie spürte, wie ihre Augenlider schwer wurden. Somit ging sie nun doch ins Zimmer. Doch kaum hatte sie die Tür hinter sich wieder geschlossen, fiel ihr Blick auf Kai, der nach wie vor seelenruhig in seinem Bett schlief und sich in ihrer Abwesenheit scheinbar nicht einmal auf die andere Seite gedreht hatte. Ihre Knie wurden weich. Unbewusst machte sie einen Bogen um ihn, als sie zu ihrem Bett ging. Dabei ließ sie ihn nicht aus den Augen. „Hilfe, was tue ich hier?“, fragte sie sich im Stillen. „Jetzt befürchte ich wohl schon, dass er aufspringt und über mich herfällt.“ Wirsch schüttelte sie den Kopf, als wolle sie die Gedanken aus ihm hinausschleudern, und kroch müde zurück unter die Bettdecke, wo sie jedoch noch länger wach lag und sich ihre Gedanken überschlugen. Doch irgendwann siegte die Müdigkeit und sie schlief wieder ein. Der Dienstagmorgen verlief friedlich und unspektakulär. Naomi hatte trotz ihrer unruhigen Gedanken ausschlafen können und bisher auch nicht weiter großartig darüber nachgedacht. Max und Kyko ließen sich die vergangene Nacht nicht anmerken und turtelten wie eh und je. Und auch Tyson und Nao schwiegen, tauschten aber beim Frühstück und beim Training immer wieder vielsagende Blicke aus. Die anderen bemerkten dies jedoch offensichtlich nicht. Erst am Mittag sollte sich dies ändern. „Strike!“ Max schien immer noch – aus nur für die Hälfte des Teams bekanntem Grund - beflügelt und hatte nach kurzer Zeit Rays Beyblade im hohen Bogen aus der Beyarena befördert, während Draciel triumphierend im Zentrum der großen Schüssel auf der Stelle kreiselte. „Na toll“, murmelte Ray und hob Driger auf. Kai hatte das Match beobachtet: „Du warst auch schon mal besser, Ray.“ „Danke, weiß ich auch“, seufzte der Chinese. „Konzentrier dich gefälligst, sonst wird das nichts“, fuhr der Andere belehrend fort. Der Schwarzhaarige verdreht genervt die Augen: Kai hatte keine Ahnung, warum er im Moment so mies bladete. Aber wie auch? Er hatte noch nicht mal mit Naomi gesprochen. Doch ob diese im Moment in der Lage war seine Probleme aufzunehmen? Jetzt, wo sie nur Augen für Kai hatte? Ray seufzte. Parallel dazu trat Mr. Subashi aus dem Haus und rief freundlich zu ihnen hinüber: „Das Essen ist fertig!“ Schon war er wieder im Hausflur verschwunden, wohin Hilary und Kenny ihm als Erste folgten. Tyson schnappte sich sein Blade und lief ihnen nach. Auf den Stufen der Veranda blieb er jedoch stehen und drehte sich noch einmal zu den anderen um. Grimmig blickte er zu Max und Kyko, die händchenhaltend in Richtung Haus schlenderten: „Und ich bin KEIN verfressener Sack, Max!“ Sauer drehte er sich wieder zum Haus und ging zum Essen. Naomi, die noch mit Ray und Kai in der Nähe der Beybladearena stand, schlug sich mit der Handfläche gegen die Stirn und wisperte: „Tyson, du Idiot!“ Was sie daraufhin zunächst erntete waren fragende Blicken von den beiden Jungen neben ihr. Kyko und Max sahen sich hingegen wie Autos an, da ihnen nicht klar war, warum er das gesagt hatte. Der Blonde drehte sich zu den Anderen um: „Könnt ihr mir mal erklären, was der wieder gefressen hat?“ „Gefressen ist gut“, dachte Naomi gespielt lächelnd und winkte dann ab. „Keine Ahnung. Du weißt doch, dass er öfters seltsame Sachen sagt, die keiner versteht.“ Der Amerikaner blickte kurz nachdenklich gen Himmel, dann wieder zu ihr und lächelte ebenfalls: „Auch wieder wahr.“ Und schon setzte er mit seiner Freundin den Weg fort und verschwand im Haus. Naomi seufzte hörbar, da sie erleichtert war, dass beide sich scheinbar nicht mehr an die eher ‚nebensächlichen’ Worte der vergangenen Nacht zwischen ihnen erinnern konnten. Doch dies schien nun ein schwerer Fehler ihrerseits gewesen zu sein, da sowohl Rays als auch Kais Blick immer argwöhnischer wurde. „Haben wir irgendetwas verpasst?“, fragte der Chinese skeptisch. Ihre gerade erst aufgetretene Erleichterung wandelte sich damit wieder schlagartig in pure Anspannung um. „Öhm, nein?!“ Falsche Betonung, falsche Tonlage, als dass diese Antwort, die sie zu allem Überfluss noch mit unsicherem Lächeln gegeben hatte, überzeugend klang. Ray sah Kai an, Kai sah Ray an und dann richteten Beide ihren misstrauischen Blick wieder auf Naomi. Sie ging einen Schritt zur Seite, immer noch unsicher lächelnd: „Guckt nicht so.“ Kurzes Schweigen, zwischen den Beteiligten, ehe sie sich auf dem Absatz umdrehte und hastig die Flucht in Richtung Haus ergriff. Der Russe blickte erneut fragend den Anderen an. Dieser zuckte ahnungslos mit den Schultern. „Findest du es heraus?“, Kai sah zur Haustür. „Mal schauen. Aber ich werde bei Gelegenheit versuchen, es aus ihr heraus zu kitzeln“, bekam er von Ray zur Antwort, der in die selbe Richtung schaute. Der Blauhaarige grinste fies: „Wunderbar, dann sind wir ja zu zweit.“ „Seit wann bist du so neugierig?“, sein Teamkollege blickte nun ihn überrascht an. „Bin ich nicht“, antwortete er knapp. „Ach verstehe, du hast nur gerade wieder große Lust Macht an ihr auszuüben.“ Ray lächelte ironisch. Kai jedoch gab keine Antwort und ging essen. Ray folgte ihm wenig später. Beim Mittagessen traktierten beide Naomi immer wieder mit Blicken aus den Augenwinkeln, welche sie jedoch weitgehend ignorierte. Tyson sagte zum Glück nichts mehr, was beiden zum Verhängnis hätte werden können. Und auch Max und Kyko schienen sich keine Gedanken mehr über seine merkwürdige Aussage zu machen. Stattdessen formten sie inzwischen auch die gemeinsamen Mahlzeiten zu einer Gelegenheit um, der Welt zu zeigen, dass sie ein Paar waren. Zumindest fütterten sie sich hin und wieder gegenseitig und hatten nur Augen für einander. Die anderen störten sich aber nicht dran und beachteten sie nicht mehr als sonst auch. Nur Hilary blickte des Öfteren von ihrem Teller auf und musterte die beiden. Sie fand es auf der einen Seite schön, dass sie glücklich waren, doch auf der anderen Seite kam ein wenig Neid in ihr auf. Einmal blickte sie zu Kai und Naomi. Doch hier stellte sie fest, dass sie sich verhielten, als wären sie, wenn überhaupt, lediglich befreundet. „Na ja, wahrscheinlich kommt das noch“, dachte sie sich als Begründung für das unterschiedliche Verhalten und sah wieder zu Max und Kyko, die nach wie vor Essen und verliebte Blicke austauschten. Irgendwann schwenkte Hilarys Augenmerk jedoch zu Tyson. Dieser mampfte fröhlich vor sich hin ohne sie zu beachten. Letzteres machte sie aus unerklärlichem Grund etwas traurig. Sie beobachtete ihn weiter. Plötzlich fand sie es, ohne es sich erklären zu können, gemein, dass ihn immer alle als verfressen bezeichneten nur weil er gerne aß. Er konnte es sich schließlich guten Gewissens erlauben. Nicht nur, weil er immer gut in Form war – wenn er beim Training jammerte, dann aus Faulheit, nicht aus mangelnder Ausdauer – sondern auch, weil er nicht wenige Erfolge des Teams zu verzeichnen hatte. Eine ganze Weile sah sie ihn an, bis er sich irgendwann erneut Essen auftat und sich dabei ihre Blicke trafen. „Isch ürgendwasch?“, kam von ihm mit vollem Mund. Hilary erschrak kurz aber kaum merklich, da sie ihn inzwischen nur noch unbewusst angestarrt hatte. Doch schnell reagierte sie wie gewohnt in scharfem Ton: „Nein! Und sprich nicht immer mit vollem Mund, Tyson!“ Sie wendete sich wieder ihrem Essen zu. Er hingegen verzog das Gesicht, um zu zeigen, wie genervt er von ihren ständigen Belehrungen war, widmete sich dann aber ebenfalls wieder seinem Teller. Kenny hatte die Beiden unbemerkt beobachtet. „Warum sind die Zwei nur so störrisch?“, grübelte er. „Sogar Kai hat es geschafft Nao seine Liebe zu gestehen.“ In Gedanken versunken seufzte er plötzlich laut: „Gut, dass mein Herz für Computer schlägt.“ Die Anderen blickten ihn daraufhin alle verdutzt an. Kenny lief rot an, da ihm sein Satz nur so rausgerutscht war. „Hör auf Selbstgespräche zu führen, Chef“, sagte Hilary. „Tu ich ja gar nicht“, erwiderte er. „Dann hör auf sinnlos irgendwelche Sätze zu sagen“, kam von Max, „so wie Tyson.“ Naomi kniff beim zweiten Teil dieses Satzes schmerzlich die Augen zusammen, was aber nur Ray bemerkte, da die Anderen noch zu sehr auf Kenny fixiert waren. Das machte den Chinesen allerdings nur noch neugieriger. Kenny hingegen versuchte sich wieder auf sein Essen zu konzentrieren und die anderen nicht weiter zu beachten. Scheinbar mit Erfolg, denn auch sie wendeten sich bald wieder der Nahrungsaufnahme zu. _____________________________________________________________ Irgendwie hören die Kapis oft beim Essen auf. ôo Nya, wird sich wohl bald ändern. Hoffe, ich zumindest... XD Kapitel 17: Five lifes - One soul --------------------------------- Möpp möpp *angefahren kommt* *aussteig* *Kapi und Kekskiste ausm Kofferraum hol* Danke für die Kommis... über 150. Das ist so toll. ^o^ *kekse verteil* Viel Spaß beim Lesen! =3 _____________________________________________________________ Max und Kyko waren die Ersten, die sich vom Mittagstisch erhoben und flirtend das Zimmer verließen. Tyson und Naomi folgten ihnen mit ihren unsicherem Blick. Nun bemerkte auch Hilary das merkwürdige Verhalten der beiden. „Was ist denn mit euch los? Warum guckt ihr so komisch?“ Verwundert blickte sie beide abwechselnd an, die sich nun gegenseitig wirsch ansahen. „Nichts“, kam von Beiden, woraufhin sie sich nahezu gleichzeitig erhoben und fluchtartig den Raum verließen, um nicht ins Kreuzverhör zu geraten. Beide flohen auf ihre Zimmer. „Nichts?“, auch Kenny kam die Situation spanisch vor. Mr. Subashi begab sich ebenfalls nach oben, während seine Frau begann den Tisch abzuräumen. „Na ja, nichts heißt wohl, es war was, aber sie wollen es uns nicht sagen“, sagte Ray, ehe auch er sich erhob und den Raum verließ, um der Gastgeberin die letzten Teller in die Küche zu bringen und dann aus dem Haus zu gehen. Hilary und Kenny sahen sich verwirrt an, bis auch Kai aufstand und gehen wollte. Die Braunhaarige hielt ihn jedoch auf, als er schon im Türrahmen stand: „Hey, Kai, jetzt lasst uns doch nicht dumm sterben! Wir wollen auch wissen, was das ist, was wir nicht wissen sollen.“ Der Teamleader drehte seinen Kopf ein Stück, sah sie jedoch nicht an und antwortete gelassen: „Ich weiß auch nicht mehr als ihr... noch nicht.“ Damit verschwand auch er aus dem Blickfeld der beiden Übriggebliebenen. Diese sahen sich wieder verwirrt an. Auf seinem Zimmer angekommen fand er Naomi vor, die ihre frisch gewaschene Wäsche gerade gefaltet und in den Kleiderschrank gelegt hatte und nun die Schranktür gerade wieder schloss. Erschrocken sah sie zu ihm als er eintrat. Er blickte verdutzt zurück: „Ist irgendwas?“ „N...nein.“ Ihr waren bei seinem Anblick wieder Tysons letzte Worte aus der vergangenen Nacht eingefallen und bei dem Gedanken, dass sie nun mit ihm alleine war, stieg Panik in ihr auf. Wie angewurzelt blieb sie stehen wo sie war und ließ Kai nicht aus den Augen. Ängstlich drückte sie sich mit dem Rücken gegen den Schrank, als er auf sie zu ging und vor ihr stehen blieb. Einige Sekunden sahen sie sich völlig fremd an, ehe er wieder etwas in ruhigem Ton sagt: „Nao, ich möchte jetzt gerne duschen.“ Ihr Herz pochte: Warum um Himmelswillen war sie nur auf ihr Zimmer gegangen? „Und“, seine Hand bewegte sich in ihre Richtung, weshalb sie kreidebleich wurde, ihn ehrfürchtig anblickte und sich noch mehr gegen den Schrank presste, bevor er in skeptischem Ton nun weitersprach, „dazu müsste ich ein paar Sachen aus dem Schrank haben.“ Irritiert blickte sie auf seine Hand, die während seines Satzes an ihr vorbeigewandert war und nun den Griff der Schranktür, die sie mit ihrem Körper blockierte, umschloss. Sie atmete auf: „Sag das doch gleich.“ „Du verhältst dich echt merkwürdig“, vermerkte er. Lächelnd behielt sie die Antwort jedoch für sich: „Du hast leicht reden.“ Naomi ging zur Seite und sah beschämt zu Boden, während er Anziehsachen aus dem Kleiderschrank holte. Daraufhin wendete sich wieder ihr zu: „Was ist denn los mit dir?“ „Nichts“, murmelte sie, nachdem sie sich von ihm abgewendet hatte, um die Röte zu verbergen, die ihr ins Gesicht stieg. Doch sie spürte Kais Blick in ihrem Nacken, da ihn dieses ‚Nichts’ wohl kaum überzeugt hatte. „Bin draußen“, sagte sie knapp und verschwand erneut fluchtartig. Der junge Russe blieb erneut zurück, ohne zu wissen, was vorgefallen war. Aber er konnte sie ja schlecht zwingen zu reden. Das heißt, er konnte reintheoretisch gesehen schon, er wollte es nur nicht. Schulterzuckend drehte er sich um und ging ins Bad. Warum tat sie das? Warum verhielt sie sich wie ein kleines Kind? Sie würde mit ihrem Verhalten alles wieder kaputt machen, was gerade erst angefangen hatte. Und das nur wegen eines scheinbar so belangenslosen Satzes von Tyson. Sie seufzte, ging dann die Treppe hinab ins Erdgeschoss und dort hinaus durch die Haustür. Gedankenverloren ging sie ein Stück in den Wald hinein, bis sie plötzlich Ray entdeckte, der niedergeschlagen auf einem Baumstumpf hockte. „Ray? Was ist passiert?“ Ihre Gedanken über die letzte Nacht und Kai waren beim Anblick ihres so dasitzenden besten Freundes wie weggeblasen. Er sah zu ihr auf und dann wieder zu Boden ohne geantwortet zu haben. Sie hockte sich vor ihn und blickte ihn besorgt an. Sie kannte ihn inzwischen gut genug, um zu wissen was los war: „Du vermisst Mao, richtig?“ Er nickte leicht und sah zur Seite: er war den Tränen nahe. „Aber doch sicher nicht erst seit heute, wenn es dir jetzt so mies geht?!“, fragte sie weiter. Diesmal schüttelte er den Kopf: „Seit zwei Tagen ist es wieder ziemlich heftig.“ Naomi wusste, wie schwer es ihm jedes Mal fiel, wenn er so lange von ihr getrennt war, doch für gewöhnlich kam er damit sofort zu ihr. Warum dieses Mal nicht? „Wieso hast du es mir nicht eher gesagt und dich verstellt?“ Sie machte sich Sorgen um ihn. „Deswegen hast du auch so mies gebladet heute.“ „Du hast doch im Moment Anderes im Kopf – nämlich Kai“, sagte er knapp und betonungslos ohne sie anzusehen. „Deswegen habe ich aber doch immer noch ein offenes Ohr für dich. Denkst du vielleicht nur wegen Kai bist du mir jetzt egal?“, sie konnte nicht glauben, dass er dies annahm. Hatte sie ihm etwa das Gefühl von Gleichgültigkeit zukommen lassen? „Ich weiß nicht. Du bist so glücklich mit ihm. Ich komme mir da fehl am Platze vor“, antwortete er. „Erst Tyson, der miese Stimmung hat, weil Max so sehr an Kyko hängt und jetzt auch noch du wegen Kai und mir. Das darf nicht sein, Ray“, sie setzte sich neben ihn. Überrascht sah er sie an: „Du hast mitbekommen, dass es zwischen Max und Tyson kriselt?“ „Oh man, du glaubst wohl wirklich, ich würde nur noch sehen und hören was von Kai ausgeht, oder?“, fragte sie fassungslos. Er machte eine eigentlich uneindeutige Geste, die ihr aber dennoch klar machte, dass sie Recht hatte. „Ray“, sie nahm ihn in den Arm, „es tut mir leid, wenn du das Gefühl hattest. Aber ich bin wirklich immer für dich da. Zwischen uns ändert sich überhaupt nichts.“ „Nao.“ Er erwiderte ihre Umarmung - es war genau das, was er in diesem Moment brauchte. „Das mit Mariah wird wieder. Ihr werdet euch sicher bald sehen. Ich hätte nur merken müssen, dass etwas nicht stimmt. Verzeih mir“, sagte sie leise. Doch er erwiderte: „Wie solltest du? Ich habe es ja absichtlich verborgen.“ Eine Weile verging, ehe er wieder von ihr abließ und sie ansah. Er hatte sich inzwischen wieder erholt, da er wieder seinen Halt bei Naomi gefunden hatte, den er für kurze Zeit aus den Augen verloren hatte. Sie lächelte beim Anblick seines glücklicheren Gesichtsausdruckes. „Und ich bin offensichtlich besser im verbergen als du und Tyson“, grinste er nun. Darauf folgte erneute Anspannung und Nervosität ihrerseits, da sie wusste worauf er anspielte. Doch gerade das verleitete ihn dazu nun genauer nachzubohren: „Also, was ist passiert, dass ihr Beide euch so seltsam verhaltet?“ „Kann ich dir nicht sagen“, sie lief rot an und sah beschämt zur Seite. Er verzog das Gesicht: „Hey, du hast gerade eben gesagt, dass sich nichts zwischen uns ändert. Also vertrauen wir uns auch weiterhin alles an.“ „Mist“, fluchte sie, da Ray wie so oft Recht hatte. „Also?“, hakte er nach, als sie begann herumzudrucksen. „Ähm...“ Ihr Gesicht glich inzwischen einer Tomate. „So peinlich kann es doch gar nicht sein, dass du dich so zierst“, lachte er kurz. Sie begann nervös mit den beiden langen Bändern zu spielen, die ihr Top zierten. „Nao?“, kam wenig später von Ray. Sie sah erschrocken auf, als wäre er plötzlich vor ihr aufgetaucht. Sein neugieriger Blick durchbohrte sie: „Also?“ „Ähm...“, sie hielt wieder inne. „Soweit waren wir schon“, sagte er. Sie schluckte und kniff die Augen zu, bevor der Satz wie aus der Pistole aus ihrem Mund geschossen kam: „Wir haben Max und Kyko beim Sex im Keller erwischt.“ Vor Scham hielt sie nun ihre Hände vors Gesicht, um sich dahinter zu verstecken. „Gott, wie peinlich“, nuschelte sie in ihre Handflächen. Sie wartete auf einen geschockten Schrei von Ray, doch dieser blieb aus – Dafür lachte er wenige Sekunden später lauthals auf. Sie linste vorsichtig zwischen ihren Finger hindurch und sah dann verdattert Ray an, nachdem sie ihre Hände wieder sinken hatte lassen: Ihr Freund hing vor Lachen halb schief auf dem Baumstumpf, hielt sich den Bauch und hatte Tränen in den Augen. „Wie kannst du lachen? Ich meine, wir haben es nur gehört, aber das war schon schlimm genug“, grummelte sie. „So was muss ja ausgerechnet euch potentiellen Jungfrauen passieren.“ Er musste immer noch lachen, fing sich aber allmählich wieder. „Woher willst du wissen, dass Tyson noch Jung’frau’ ist?“ Sie sah ihn misstrauisch an. Ray grinste: „Oh, da würde ich so einiges drauf wetten. Der hat momentan noch andere Dinge im Kopf. Aber früh oder später wird er auch noch in den Genuss kommen und dann wird er bei solchen Vorfällen eher Max damit aufziehen, als dass es ihm peinlich wäre.“ Sie sah schweigend zur Seite und zupfte an einem Blatt herum, dass neben ihnen am Ast eines kleinen Strauchs hing. Das rot in ihrem Gesicht wich allmählich einem rosa. „Und wenn es zwischen euch lange genug gut geht, was ich ja mal hoffe, dann wird Kai sicher dafür sorgen, dass du das auch anders siehst“, grinste er wiederum. Sie sah ihn perplex an, während aus rosa wieder rot geworden war: „Hör sofort auf, Ray!“ Der Schwarzhaarige lachte wieder: „Hast du Angst vor der Sache an sich oder vor Kai?“ Wie leicht es ihm wieder fiel sie zu durchschauen. Sie seufzte: „Beides in Kombination?“ „Mach dir doch nicht so einen Kopf drum“, sagte er nun ruhig. „Tysons Schuld... er hat damit letzte Nacht angefangen“, jammerte sie, „und wollte die Situation wahrscheinlich nur ins Lächerliche ziehen, weil es ihm selber so unangenehm war.“ „Und wenn schon“, er lächelte, „setz dich nicht unter Druck wegen so was. Du wirst es irgendwann wollen und dann wird es von ganz alleine passieren. Egal wie viele unsensible Sprüche da ein Tyson klopft.“ „Na du musst es ja wissen.“ Sie belächelte seinen Versuch sie zu beruhigen. Er grinste: „Ja, muss ich wohl. Aber jetzt frag mich nicht wie es ist. Ich kann es dir nur aus meiner Sicht sagen. Also frag besser Sachiko.“ „Und warum sie und nicht Mariah?“ Nun war sie es die fies grinste. „Hast du Angst, dass sie mir was Negatives berichtet?“ Nun wurde Ray leicht rot: „Ich wüsste nicht, weshalb sie Grund dazu haben sollte.“ Das blonde Mädchen grinste weiter. Und auch er grinste nach einiger Zeit wieder. „Hat dir eigentlich schon jemand von der Überraschungsgeburtstagsparty für Kenny erzählt?“, fragte er wenig später. Sie schüttelte den Kopf. „Na ja, dann jetzt schon“, sagte er. „Der hat doch schon in zwei Wochen Geburtstag“, sagte sie verwundert, „Und habt ihr Kai schon eingeweiht oder wird der knall hart mit überrascht?“ „Nein, nein, der weiß Bescheid. Hat es auch gnädiger Weise erlaubt, was verwunderlich ist, da es die Idee von Max und Tyson war“, antwortet der Chinese. „Tja, wenn es Tysons Geburtstag gewesen wäre, hätten sie sicher ein ganz klares ‚Nein’ bekommen“, kicherte sie. Er nickte lachend. „Na ja, wird sicher lustig“, fuhr sie fort. Ray hatte Zweifel: „Hoffentlich. Wenn Max bis dahin weiter nur auf Kyko fixiert ist, könnte das ins Auge gehen. Vor allem in Hinsicht auf Tyson.“ „Hmm“, auch sie zweifelte nun ein wenig. Zur selben Zeit trottet Tyson missmutig die Verandastufen hinab und ließ sich auf diesen nieder. Gelangweilt betrachtete er den staubigen Boden. Kenny war wie so oft damit beschäftigt irgendwelche Kampfdaten zu analysieren, Ray und Naomi waren nicht aufzufinden und Hilary hätte er ohnehin nicht gefragt, ob sie irgendetwas zusammen machen könnten, da sie ihm wahrscheinlich nach seinem Verhalten vom Vortag eine eiskalte Abfuhr verpasst hätte. Und Max? Der befummelte gerade wahrscheinlich wieder irgendwo seinen Rotschopf. Er seufzte. Wie er es hasste alleine zu sein. Natürlich hätte er sich zu Kenny setzen können, doch war das nicht wesentlich unterhaltsamer, wie er im Laufe der Jahre herausgefunden hatte. Und Kai zu nerven machte alleine auch nicht einmal halb so viel Spaß, zumal er kein Interessen an neuen Zusatzrunden hatte. Geknickt zog er sein Blade aus der Hosentasche und betrachtete es gelangweilt. Wäre er doch jetzt nur in Tokio – mitten in der Stadt – mit beiden Beinen in der Zivilisation. Die Kids wären ihm nur wieder so nachgerannt, um Autogramme zu verlangen oder einmal gegen ihn bladen zu dürfen. Aber nein, er war hier: irgendwo in der Wildnis, umgeben von Bäumen und noch mehr Bäumen. Wie sollte er die restliche Zeit nur überstehen, wenn absolut nichts mehr passierte? Denn scheinbar waren ja alle außer ihm glücklich mit dieser Harmonie und Friedlichkeit. Doch im nächsten Moment sollte er das Gefühl bekommen, laut gedacht zu haben, obwohl dem nicht so war. Ein schwarzes Beyblade landete einige Meter vor ihm, drehte einige Kreise und sauste dann zurück in die Richtung aus der es gekommen war, wo sein Besitzer, der zeitgleich aus dem Schatten eines Baumes trat, es auffing. Tyson sprang auf, da er die Person unschwer erkannte und schrie: „Was willst du Psychopath schon wieder?“ Itachis blaue Augen leuchteten gefährlich auf: „Was wohl? Meinen Spaß?“ „Kannst du haben... oder auch nicht... je nachdem wie man es nimmt.“ Tyson zückte seinen Starter, während Hilary und Kenny angelaufen kamen, die seinen Schrei gehört hatten. Doch sein Gegenüber winkte ab: „Sorry, aber kein Bedarf.“ „Was will DER denn schon wieder?“, fragte Hilary zornig. „Zu feige oder was?“, versuchte er ihn zu provozieren. Allerdings ohne Erfolg, wie die Antwort ihm verdeutlichen sollte: „Wahrscheinlich. Deswegen möchte ich eigentlich lieber gegen euren süßen Blondschopf bladen.“ „Ich will aber nicht gegen dich kämpfen“, sagte nun Max hinter den Anderen, der mit Kyko im Schlepptau ebenfalls hinzugekommen war. „Dich meine ich auch nicht, Sommersprosse.“ Er grinste böse. „Oder hat die Kleine das Wochenende nicht überlebt?“ „Denkst du Nao ist so ein Versager wie dein Bruder?“, platzte es aus Kyko heraus. Max blickte sie überrascht an, da er noch nie erlebt hatte, dass sie Naomi plötzlich verteidigte. Hilary sah zu ihm und bemerkte seinen Blick: „Sie hat sogar das Papier vom Poster über ihrem Bett abgenommen.“ Der Blonde sah von ihr wieder zu seiner Freundin: „Neuerdings heimlicher Nao-Fan, wie?“ Kyko grinste: „Nein, aber sie ist okay.“ Dass Itachi vor Wut durch Kykos Bemerkung kochte, merkten sie bei seinem nächsten Satz: „Pass auf was du sagst! Mein Bruder war kein Versager. Er war nur von Versagern umgeben, die sein Genie verkannten.“ Die Anderen antworteten nicht, da sie alle die Meinung teilten, dass Itachi schlichtweg wahnsinnig war. „Also wo ist sie?“, fragte er bissig. „Nicht da!“, antwortet Hilary in derselben Tonlage, während sie innerlich Stoßgebete zum Himmel schickte, dass Naomi nun nicht auftauchte. Aber scheinbar nützten sie nicht viel, da sie und Ray plötzlich am Waldrand erschienen. Schlagartig blieben beide stehen und starrten fassungslos Itachi an, der sie im selben Moment bemerkt hatte. Mit gierigem und angsteinflößendem Gesichtsausdruck musterte er das Mädchen. „Scheinbar hast du dich doch erholt“, sagte er mit kalter Stimme. „Freut mich dich wiederzusehen.“ Ray stellte sich schützend vor seine Freundin, wurde jedoch von ihr zur Seite geschoben, als sie entschlossen einen Schritt weiter auf ihn zuging. „Dumm nur, dass ich diese Freude nicht teilen kann“, antwortete sie leicht wütend, „mir wird nämlich übel, wenn ich dich sehe.“ „Nicht doch... fandest du den Kuss etwa nicht wunderbar?“ Er schaute gespielt schockiert. „Oder hast du ihn etwa nicht bekommen? Wir können ihn ja gerne noch mal wiederholen.“ Er leckte sich wie beim letzten Zusammentreffe über die Lippen, um sie zu provozieren. „Nao, du musst dir das nicht anhören“, sagte Max, als sie und Ray nun bei ihnen standen. Doch sie sah Itachi an: „Ich küsse lieber alle Kanalratten dieser Welt, als dich auch nur noch ein einziges Mal.“ „Na ja, wenn du es nicht freiwillig tun willst, kann ich ja auch wieder dafür sorgen, dass du es tust.“ Er zückte erneut sein Beyblade. Sie blieb unbeeindruckt: „Soll ich das als Angebot einer Revanche auffassen?“ „Eher als Angebot einer erneuten Niederlage für dich“, erwiderte er. „Na der wird sein Maul gleich auch nicht mehr soweit aufreißen“, sagte Tyson. „Mach ihn fertig, Nao!“ „Tyson, bring sie doch nicht noch dazu, dass sie diesen Wahnsinn noch mal mitmacht!“, fuhr Hilary ihn an. „Wieso? Sie ist doch wieder fit“, grinste er. Kenny nickte: „Da muss ich ihm zustimmen. Ebenso Driston. Hier müsste was mit unrechten Dingen zu gehen, wenn sie das nicht packen würde.“ Die Braunhaarige seufzte, während Naomi nun ihr Beyblade zückte. „Überleg es dir gut, Nao“, mahnte Ray. Doch sie war entschlossener denn je: „Ty hat Recht, dem gehört ein für alle mal das Maul gestopft.“ „Danke, die Bestätigung brauchte ich jetzt“, äußerte der Blauhaarige in selbstsicherem Ton. Sie steckte gegen Hilarys und Rays Missfallen ihr Beyblade auf den Starter und ging herausfordernd auf Itachi zu, so dass sie nun noch knappe vier Meter von ihm entfernt war. „Ich erhöhe noch ein bisschen den Einsatz, um das Ganze interessanter zu gestalten“, sagte Itachi, während er sein Blade ebenfalls zum Start vorbereitete. „Gewinnst du, was unwahrscheinlich ist, verschwinde ich ein für alle mal und lasse euch in Ruhe. Gewinne ich,..." Da er eine merkwürdige Künstlerpause machte, sah Naomi ihn skeptisch an und ergänzte: „...was ausgeschlossen ist, dann verschwindest du nicht und nervst weiter?“ Er beendete seinen Satz so wie geplant: „...was ich natürlich werde, dann verschwinde ich ebenfalls... und du kommst mit mir!“ Pures entsetzen auf der Seite der Bladebreakers, pure Zuversicht und Gehässigkeit auf der Seite Itachis waren das Resultat dieser Aussage. „Nao, du bladest nicht gegen ihn!“, sagte Ray in scharfem Ton. „Damit er uns weiter auf den Wecker fällt? Ich bringe dem jetzt bei, was es heißt sich mit mir anzulegen und mich ohne Erlaubnis anzufassen“, entgegnete sie nun zornig. „Bitte, Nao, sei vernünftig“, kam nun von Kenny. „Das Risiko ist zu groß. Du weißt, dass er gut ist.“ „Er ist gut, aber ich bin besser“, antwortete sie und sah weiterhin entschlossen zu ihrem Herausforderer. „Könnte von mir sein“, grinste Tyson. „Also nimmst du an?“, fragte Itachi böse. Sie nickte. „Nein!“ Hilary schlug die Hände über dem Kopf zusammen. „Kann mal wer Kai holen?“ „Damit der sie abhält? Nein, danke“, sagte Max. „Willst du sie los werden?“, fragte Kyko entsetzt. Er lachte: „Sicher nicht. Aber Nao macht den zur Schnecke. Da wette ich mit dir.“ „Wie kann man nur so zuversichtlich sein in so einer Situation?“, seufzte Hilary. „Na ja, wahrscheinlich hat er Recht“, sagte nun Ray. Sie sah ihn schockiert an: „Jetzt lass du das nicht auch noch zu!“ „Du und Kai, ihr habt doch gesagt, ich solle Nao nicht immer vorschreiben was sie zu tun hat und was nicht. Also...“, erwiderte er. „Ja, aber...“ Ihr fehlten die Worte. Stattdessen starrte sie wieder zu Naomi und Itachi, als diese auch schon wenig später wieder ihre Blades starteten. Die Kreisel trafen sich in der Luft und landeten dann beide in der Nähe ihres Besitzers, ehe sie wieder aufeinander zurasten und sich attackierten. Dieser Kampf begann ähnlich wieder letzte und auch als wieder ihre Bitbeasts mitmischten, spiegelte sich keine Überlegenheit auf einer der beiden Seiten heraus, was vor allem bei Hilary zu noch größerer nervlicher Anspannung führte. Doch während Naomi zu diesem Zeitpunkt beim letzten Mal schon vollkommen erschöpft gewesen war, sprudelte sie nun nur so vor Energie und Willensstärke, was sich auch deutlich auf ihr Bitbeast übertrug. Zumindest griff Driston hartnäckig an und gönnte seinem Gegner nicht eine freie Sekunde. Zur selben Zeit trat Kai auf die Veranda hinter den Anderen. „Was ist denn hier los?“ Entsetzt sah er auf das Match einige Meter vor ihm und stürmte dann an den Anderen vorbei, neben Ray und Hilary. „Wieso bladet sie gegen diesen Typ?“, fragte er aufgebracht. „Sie ließ sich nicht davon abhalten“, antwortet Hilary verzweifelt. „Zum Glück, wenn sie ihn besiegt hat, sind wir ihn für immer los. So ist zumindest der Deal“, grinste Tyson. Kai fuhr ihn böse an: „Und was sagt der Deal, wenn sie verliert?“ Tyson wich etwas eingeschüchtert zurück: „Ähm...“ Doch Ray sprach die Antwort in überraschend gelassenem Ton aus: „Dann geht sie mit ihm.“ Kai sah nun starr ihn an. Aber der Schwarzhaarige blieb ruhig und sah plötzlich ausgesprochen zuversichtlich aus, was auch die Anderen überraschte, die, im Gegensatz zu ihm, für eine Weile das Match außer Acht gelassen hatten. Er deutete angesichts ihrer irriterten Gesichter über seine plötzlich Gelassenheit auf Naomi: „Seht sie euch doch an...“ Seine Freunde folgten dem Richtungshinweis und beobachteten ebenfalls wieder Naomi. Ihre langen Haare wurden von den Windstößen, die beim Aufprall der beiden Blades aufeinander entstanden, wild durcheinander geschleudert, doch sie stand da wie ein Fels und legte einen perfekten Move nach dem Anderen hin. Nicht ein einziges Anzeichen von Erschöpfung war zu sehen: Nur ihre Entschlossenheit und Zuversicht diesen Kampf zu gewinnen. „...Sie bladet wieder wie eine junge Göttin“, ergänzte der Chinese. "Junge Göttin?" Tyson musste kichern. "Klingt irgendwie affig, Ray." Auch Max grinste. Während Ray die Beiden etwas finster ansah, musterte Kai hingegen Naomi: Ihre Gestik und ihre Bewegungen – So harmonisch, elegant und zielgerichtet, als würde sie lediglich ein Zauberstück vorführen, dass sie tagtäglich zeigen würde. Und eigentlich war es auch nichts anderes als ein Tanz mit ein wenig Zauberei, den sie und ihr Blade bei jedem ernsthaften Kampf aufs Parkett legten, um ihren Gegner in die Verzweiflung zu treiben, indem Driston immer wieder in weichen rasanten Kurven auswich und dann wie aus dem Nichts angriff. Das war Naomis Kampfstil, den er einfach so lange nicht mehr gesehen hatte und der sie wohl am meisten von ihm und den anderen drei Bladern im Team unterschied, die doch wesentlich rauere Bewegungen ihrem Stil zuschrieben. „Sie ist eine Göttin.“ Seine Gedanken unausgesprochen, lächelte er zuversichtlich, verschränkte die Arme vor der Brust und wartet nun ebenfalls gelassen ab. Allmählich gewann sie immer mehr die Oberhand, weshalb Itachi ein Stück zurück wich. „Noch kannst du aufgeben“, sagte Naomi siegessicher. „Wie käme ich dazu?“ Ein böses Grinsen von ihm und das altbekannte Fingerschnipsen, ehe wieder eine ganze Horde von vermummten Gestalten sich hinter ihm gruppierte und jeder seiner Diener seinen Blade auf Driston hetzte. „Hey! Das ist unfair!“, schrie Hilary. „Was ist schon fair?“, erwiderte er giftig. Naomi wich erschrocken etwas zurück, doch dass auch sie augenblicklich Unterstützung bekommen würde, damit hatte Itachi wohl nicht gerechnet. Zumindest verriet das sein Gesichtsausdruck, als nun vier Jungenstimmen rechts und links von Naomi ihm ein „Let it Rip!“ entgegen schleuderten und vier weitere Beyblades zusammen mit Naomis gelbem das triste Meer aus schwarzen Kreiseln aufmischten. „Leute, das ist gegen die Regeln!“, rief Kenny. „Vergiss die Regeln, Chef! Die hat er ja eben selber außer Kraft gesetzt“, fauchte Hilary. „Macht die Pappnasen fertig!“ Kenny seufzte, da er eigentlich immer Wert auf Einhaltung der Regeln legte, sich aber dieses Mal wohl kaum durchsetzen konnte. Vor den drei Zuschauern bot sich nun ein gewaltiges Schauspiel aus Blitzen, Windstößen, Feuerwirbeln, Lichtstrahlen und Wasserwellen. Kyko stand mit fasziniertem Blick da. Es war plötzlich unglaublich aufregend ihre Idole gemeinsam mit vollem Elan kämpfen zu sehen – und zwar live und in Farbe vor ihrer eigenen Haustür. Und alles was übrig blieb nachdem sich die große Staubwolke gelegt hatte, war ein Haufen Beyschrott und ein schwarzes kreiselndes Beyblade gegen fünf andere. „Tja, lege dich mit einem von uns an und du hast das gesamte Team gegen dich“, grinste Tyson fies. Itachi wurde blass: Seine Lakaien hatten panisch die Flucht ergriffen, nachdem sie besiegt worden waren und er stand nun alleine da gegen das Weltmeisterteam. „Also gehst du freiwillig oder müssen wir den Trümmerhaufen hier erst noch erweitern?“, fragte Max gelassen. Doch ihr Gegenüber funkelte sie nur wieder böse an: „Lieber sterbe ich, als aufzugeben.“ „Na dann...“ Kai sah Naomi an. Ebenso die anderen Drei. Ray machte eine höfliche Geste, dass sie ihr den Vortritt ließen: „Wenn ich bitten darf Mademoiselle...“ Sie sah kurz Ray und Max zu ihrer Rechten und dann Kai und Tyson zu ihrer Linken: Totale Zuversicht und vollstes Vertrauen von allen Vieren kamen ihr entgegen, weshalb sie sich wieder ihrem Feind zuwendete. „Danke, die Herren.“ Mit siegessicherem und entschlossenem Gesicht trat sie einen Schritt vor, um ihrem Beyblade den letzten Befehl zu erteilen. „Driston,... Splitting Light Attack!“ Ein hell erstrahlendes Bitbeast – ein vorsausendes Blade – ein gleißender Lichtstrahl in Richtung Itachis Bitbeast – ein verschwindender Phiophas und alles was blieb war das schwarze Beyblade, das in zwei vollkommen symmetrische Hälften auseinander fiel und liegen blieb, während der gelbe Kreisel sich triumphierend davor auf der Stellte drehte. Die fünf Bitbeasts der Bladebreakers verschwanden wieder in ihren Bitchips, während Itachi fassungslos nach hinten stolperte: „Nein, unmöglich... das... das kann überhaupt nicht sein.“ „Bitte, wir haben dich gewarnt“, sagte Tyson kühl. „Du wolltest es nicht anders.“ _____________________________________________________________ Und wie so oft passte wieder weniger als geplant. -___^ Nya, ist das nächste Kapitel wenigstens schon fast fertig xD" *leere Kekskiste wieder ins Auto pack* *wieder weggurk* Kapitel 18: Fading friendship ----------------------------- Da bin ich auch schon wieder. ;D Hab' mich beeilt. Wo habe ich im letzten Teil eigentlich geschrieben, dass Itachi schon gegangen ist bzw. schon gehen durfte, dass ihr euch beschwert, dass er so davon gekommen wäre? -____^ _____________________________________________________________ Zorn kam wieder in dem Anderen auf, während Naomi ihr Beyblade an sich nahm, sich umdrehte und zu den anderen zurückging. „Du kleine Schlampe, ich bring dich um!“, fauchte er hasserfüllt. Doch sie blieb mit dem Rücken zu ihm stehen und sagte nichts. Im Gegensatz zu Kai, der nun ebenfalls vor Wut kochte und seine Fäuste ballte. „Na warte, das hast du nicht umsonst gesagt!“, reagierte er ruhig aber mit drohendem Unterton, bevor er auf ihn losgehen wollte. Er wurde jedoch von Naomi davon abgehalten, als sie sich vor ihn stellte und ihn festhielt. „Nao“, er sah sie zunächst überrascht, dann ernst an, „er hat es nicht anders verdient. Dem gebührt schon alleine fürs letzte Mal eine Tracht Prügel.“ Doch sie schüttelte den Kopf: „Lass ihn. Er hat seinen Bruder verloren, den er geliebt hat.“ „Das ist doch keine Entschuldigung!“, sagte Kai fassungslos. „Da bin ich Kais Meinung.“ Rays Stimme klang aufgebracht, weshalb die Anderen nun ihn ansahen. „Du hast deinen Bruder auch geliebt und ihn verloren und läufst trotzdem nicht gegen Andere Amok, die irgendwie in den Unfall verwickelt waren!“ Wütend ging er nun auf Itachi zu und hob seine Faust. „Ray, nicht!“ Doch Naomis Schrei konnte ihn nicht an seiner Handlung hindern: Der Schlag hatte gesessen. Itachi landete mit blutender Nase rücklings auf dem Boden. Seine Freunde starrten den Chinesen fassungslos an, da es ihm überhaupt nicht ähnlich sah jemanden so zuzurichten. Aber Ray war rasend vor Wut. Seine Pupillen waren stark verengt, als er den am Bodenliegenden am Kragen packte und ihn hochzog. Durchdringend sah er ihm in die Augen: „Wage es noch einmal Naomi anzusprechen, geschweige denn sie anzufassen und ich bring dich um, du Psychopath!“ „Ray, hör auf!“ Naomi konnte nicht mit ansehen, wie brutal Ray war und wollte ihn aufhalten, doch diesmal wurde sie von Kai am Arm festgehalten. Er sah sie ernst an, als sie sich befreien wollte: „Wenn ich es schon nicht darf, dann soll wenigstens Ray noch mal für mich mit drauf hauen.“ „Kai...“ Sie war entsetzt, wie eiskalt er und Ray plötzlich waren. Hilfesuchend blickte sie zu Tyson und Max. Doch auch die beiden hätten scheinbar gerne ihre Fäuste sprechen lassen. Max bemerkte Naomis Blick und antwortet dementsprechend: „Es gibt Menschen, mit denen man kein Mitleid haben darf, Nao.“ Hilary und Kyko nickten, als das blonde Mädchen zu ihnen sahen. Daraufhin ließ sie den Kopf hängen: Ihre Freunde hatten scheinbar Recht. Sie durfte Itachi nicht bemitleiden, weil er in einer ähnlichen Situation war wie sie selbst – Nichts entschuldigte die Grausamkeit, die er an den Tag legte. Sie blickte zu Itachi, doch dieser schien kein bisschen angetan von ihrem Mitleid, da er nach wie vor geisteskrank Ray ansah. Kai ließ sie wieder los, als sie nicht mehr versuchte von ihm loszukommen, sondern stattdessen bedrückt zu Boden sah. Sie drehte sich auch nicht mehr zu Ray, sondern hörte nur noch, wie dieser ein zweites und letztes Mal zuschlug und Itachi mit den Worten „Lass dich nie wieder bei uns blicken!“ laufen ließ. Ray ging zurück zu den Anderen, nachdem Itachi im Wald verschwunden war. Besorgt sah er Naomi an, die weiterhin stumm auf die Erde sah: „Nao?“ „Was Trauer und Hass aus einem Menschen machen können ist echt gruselig“, sagte sie leise. Kurz trat Schweigen ein. „Vergiss ihn. Der ist kein Mensch mehr, sondern nur noch ein Wahnsinniger. Dem ist nicht mehr zu helfen. Und warum auch? Er hat selber diesen Weg gewählt“, sagte Tyson irgendwann. „So kluge Worte aus deinem Mund?“, kam es von Kai in üblich kaltem Ton. Der Angesprochene zog wie erwartet eine Fratze, die seinem Teamleader sagen sollte, dass er diese Stichelei nicht weiter beachten würde. „Ja, ist ja gut. Ihr habt Recht.“ Naomi lächelte. „Ich habe immer Recht“, grinste Tyson. Hilary runzelte die Stirn: „Sie sagte wir, nicht du.“ „Sie meinte nur, ihr habt Recht, großer Tyson.“ Er grinste immer breiter. „Na klar“, kam es von Hilary, Max, Kenny und Naomi gleichzeitig mit ironischem Unterton und dazugehörigen Gesichtern. Ray grinste ebenfalls, während Kai einfach wie immer gelassen und teilnahmslos daneben stand. Doch auch bei ihm machte sich der Anflug eines Lächelns bemerkbar. Plötzlich jedoch schoss Kyko auf die fünf Blader zu, die erschrocken zurückwichen. „Hab ich euch eigentlich schon gesagt, wie toll ihr seid?“, ihre Augen funkelten vor Begeisterung. Die Fünf sahen sich verdattert an, bevor Tyson sich wieder in seinem Selbstbewusstsein bestärkt sah: „Wissen wir, dass wir toll sind. Wir sind ja auch die Champions.“ Das überhebliche Grinsen seinerseits löste bei den Anderen erneut skeptische Blicke aus. „Hochmut kommt vor dem Fall, aber das weist du ja, oder?“, fragte Hilary. Doch er ignorierte sie. „Das ist einfach so klasse, dass ihr hier seid!“, Kyko bekam sich gar nicht mehr ein, so fasziniert war sie von der kleinen Einlage des Teams kurz zuvor. „Gleich müsst ihr noch eine Autogrammstunde geben“, lachte Kenny. Diese Idee befand die Rothaarige natürlich für gut: „Oh ja, signiert ihr mir mein großes Poster?“ Tyson äußerte natürlich keinerlei Einwände: „Immer doch.“ „Danke, Chef“, lachte Ray, „und ich dachte schon, wir hätten mal vier Wochen ohne so was.“ Kenny lächelte verlegen. „Okay, wenn ihr nicht wollt, ist es auch nicht so schlimm“, sagte Kyko, allerdings etwas enttäuscht. „Nein, nein, so war das nicht gemeint. Wir machen das gerne“, erwiderte Ray beschwichtigend. Sie strahlte wieder: „Dann hole ich es mal eben.“ Damit verschwand sie im Haus. Kai wendete sich währenddessen von den Anderen ab und ging ebenfalls hinein. „Der will sich natürlich wieder drücken“, moserte Tyson. Wenig später kam Kyko mit dem großen Papier in ihrer Hand wieder und legte es auf der Veranda nieder. Die Truppe gruppierte sich darum. Die Rothaarige hielt ihnen eine schwarzen Edding entgegen: „Wer fängt an?“ „Ich natürlich“, rief Tyson, während er ihr den Stift aus der Hand riss. „War nicht anders zu erwarten“, grinste Naomi. Er kritzelte seine Signatur, die er nach mehr als vier Jahren mehr als intus hatte, auf die Stelle wo sein T-Shirt auf dem Bild war. Dann begann er etwas längliches daneben zu malen. „Was soll das sein? Ein Regenwurm?“, fragte Ray irritiert. „Ich gebe dir gleich Regenwurm“, erwiderte der Andere entrüstet. „Das ist Dragoon. Erkennt man doch sofort.“ „Na das kann ich besser.“ Max nahm ihm den Edding ab, signierte ebenfalls das Poster und versuchte dann Draciel zu zeichnen. Das Ergebnis ähnelte jedoch mehr einem Ei mit vier Beinen und Augen, wie Naomi befand. „Pff, aber du kannst es besser oder was?“, der Blonde drückte dem Mädchen neben sich den Marker in die Hand. „Nö.“ Sie nahm ihn grinsend entgegen, setzte ein schwungvolles ‚Nao’ auf ihr Abbild und malte dann rechts und links von ihrem Namen die Flügel von Driston dazu. Tyson moserte: „Das ist ja gemogelt.“ „Von wegen.“ Sie gab den Stift an Ray weiter. „Also ne, beim Malen gebe ich auch auf. Das liegt mir echt nicht. Driger würde mich hassen.“ Also verkniff er sich es etwas Undefinierbares neben seinen Namen zu schmieren und malte den Abdruck einer Katzentatze daneben. „Das ist toll“, strahlte Kyko. Max sah sie entrüstet an: „Mein Draciel ist ja wohl viel besser.“ Seine Freundin kicherte: „Ja, Schatz.“ Er zog ein langes Gesicht. Kyko wendete sich daraufhin an Kenny und Hilary, die nur zugesehen hatten: „Ihr seid dran!“ „Was?“, die Beiden sahen sie verwirrt an. „Wir gehören doch offiziell gar nicht zum Team“, sagte Kenny. „Für mich schon“, antwortet sie. „Für uns auch“, grinste Naomi und zog Hilary vor, damit sie unterschrieb, „also ran da.“ Die Braunhaarige nahm von Ray den Stift entgegen und unterschrieb nun ebenfalls. „Und jetzt noch du, Chef“, forderte Max ihn auf. „Ich habe eine hässliche Schrift“, versuchte er sich heraus zu reden. „Macht nichts. Die habt ihr Jungs alle. Liegt in eurer Natur“, antwortete Naomi und erntete damit vorwurfsvolle Blicke der drei anderen Blader, weshalb sie versuchte sich zu retten, „Na ja, also die Unterschriften sind natürlich großartig.“ „Nur, dass man die von Ray zum Beispiel nicht mehr entziffern kann, weil sie so ausgearbeitet ist“, schmunzelte Hilary. „Das macht man bei Autogrammen halt so“, erwiderte der Chinese. „Stimmt auch wieder“, gab sie zu und drückte Kenny den Edding in die Hand. „Also Chef...“ Von seinen Freunden dazu gedrängt, setzte auch er seine Unterschrift mit auf das Poster. „Toll, fehlt nur noch Kai“, äußerte Max. „Ist ja wieder typisch für ihn“, ergänzte Hilary, „dass er immer so unfreundlich sein muss.“ Naomi grinste: „Überlasst das mir.“ Sie nahm das Poster an sich, Kenny den Stift aus der Hand und verschwand im Haus, während die Anderen wartend zurück blieben. In ihrem Zimmer angekommen fand sie Kai auf dem Bett liegend vor. Er lag reglos auf dem Rücken da, die Hände hinter den Kopf gelegt und die Augen geschlossen. „Fertig mit der Malstunde?“, fragte er ruhig ohne sie anzusehen. Sie ging jedoch zu ihm hin und legte das Poster und den Edding auf seinem Bauch ab. Er richtete sich ein wenig auf und sah auf die Gegenstände. „Nao, nein“, knurrte er in genervtem Ton. „Jetzt hab dich nicht so. Wir alle wissen, wie sehr du so etwas hasst. Aber dieses eine Mal wirst du schon überleben“, versuchte sie ihn umzustimmen. Er gab ein schnaufendes Geräusch von sich, dass ihr sagte, dass sie schon gewonnen hatte, weshalb sie Plakat und Stift wieder aufnahm und auf dem Schreibtisch ablegte, während er sich aufrichtete. Sie stellte sich derweil daneben. Doch anstatt sich dem Papier zuzuwenden ging er zu ihr und drängte sie in die Ecke zwischen Tisch und Terrassentür und fasste sie an der Hüfte. „Und was bekomme ich dafür?“, fragte er neugierig, strich ihr mit den Fingerspitzen der rechten Hand über die Wange und sah ihr tief in die Augen. Sie war jedoch völlig perplex, weil sie damit nicht gerechnet hatte. Sie wurde wieder nervös, versuchte sich aber gedanklich selbst zu beruhigen. „Überlege ich mir noch“, antwortete sie in möglichst ruhigem Ton. Er ließ zu ihrer Erleichterung mit einem sanften Lächeln von ihr ab, stellte sich nun doch vor den Schreibtisch und betrachtet zunächst das Bild. Er bemerkte mit verwundertem Blick die eigenartigen Zeichnungen von Max und Tyson: „Was soll das darstellen?“ Sie schmunzelte: „Dragoon und Draciel.“ „Ah ja.“ Skeptisch verzog er das Gesicht, ehe er die Kappe des Markers abzog und nun in kühlen schlichten Linien seine Signatur mitverewigte. Doch wiedererwarten legte er damit den Stift nicht wieder beiseite, sondern begann Dranzer über seinen Namen zu zeichnen. Seinen Schweif ließ er elegant um die Unterschrift wandern, sodass er eine Art Rahmen bildete. Naomi betrachtete das Werk fassungslos: „Du kannst zeichnen?“ „Na ja, zumindest in sofern, dass man erkennen kann, was es sein soll“, antwortete er ruhig und schloss nach Vollendung den Stift wieder. Sie jedoch war baff, weil das etwas war, womit sie bei ihrem Freund absolut nicht gerechnet hatte. Doch er blieb wie immer gefasst und drückte ihr beides in die Hand. „Die Anderen werden Augen machen“, sagte sie immer noch euphorisch und wandte sich dann zum Gehen. Da wurde sie allerdings von ihm wiederum am Arm aufgehalten und zurückgezogen. Verwundert drehte sie sich um. Er antwortete auf ihr fragendes Gesicht: „Was ist mit meinem Honorar?“ Sie wurde etwas rot um die Nasenspitze, bekam aber dann schon von ihm einen Kuss auf den Mund gedrückt. Daraufhin ließ er sie auch schon gehen. Zurück bei den Anderen hielt Naomi das Poster so vor sich, dass sie es alle sehen konnten. Ungläubig betrachteten sie Kais Zeichnung. „Was? Will der uns auf den Arm nehmen? Seit wann kann der zeichnen?“, fragte Max wirsch. „Tja, wer weiß was noch alles für Talente in ihm schlummern“, antwortet Ray. Tyson rümpfte die Nase: „Jetzt musste er es uns aber auch wieder geben.“ „Kai eben“, lachte Naomi. Sie überreichte das Bild und den Edding wieder der ursprünglichen Eigentümerin. Diese war gerührt: „Danke, das ist so super lieb von euch.“ „Kannst stolz drauf sein“, sagte Ray, „Gibt nicht viele, die ein Autogramm von Kai haben. Und sicher niemanden, der auch noch einen Dranzer dazu bekommen hat.“ Kyko sah glücklich auf das Plakat. „Hey, es hat aber auch noch niemand sonst so ein Draciel-Ei“, grinste Max. „Ha, da fehlt noch was!“ Er nahm seiner Freundin das Poster noch einmal ab und legte es erneut nieder, um ein ‚für Kyko’ mit Herz dazuzuschreiben. „So.“ Er richtete sich wieder auf. „Och wie süß“, kommentierte Ray lachend sein Herz. Auch die Anderen schmunzelten. Kyko jedoch küsste ihn dafür auf die Wange. „Na ja, ich geh mal meinen Freischwimmer in der Badewanne machen“, sagte Naomi und ging wieder in das Gebäude zurück. Kyko folgte ihr wenig später mit Max im Schlepptau, um das Poster wieder in ihrem Zimmer aufzuhängen. Tyson spürte plötzlich, wie wieder etwas Wut in ihm aufkam: Wieso musste er ihr immer nachlaufen? Das war doch schon unnormal. Zu seiner Enttäuschung verabschiedeten auch Hilary und Ray sich, um bei den Vorbereitungen zum Abendessen zu helfen und Kenny marschierte wieder in den Aufenthaltsraum, wo Dizzy auf ihn wartete. Letztendlich stand er wieder alleine und verlassen vor dem Haus. „Na toll“, moserte er, „haut doch alle ab!“ Seine gute Laune war plötzlich wie verflogen. Er kam sich vor wie Luft für die Anderen. Brauchte es etwa erst einen Itachi, damit man sich mit ihm abgab? Besonders Max: Wieso musste er dauernd Kyko hinterherdackeln? Tyson spürte, wie er allmählich begann sie dafür zu hassen, dass er ihr dauernd und überallhin folgte. Missmutig ließ er sich erneut auf die Stufen der Veranda sinken. Wo er einige Zeit sitzen blieb, bevor er in den Aufenthaltsraum ging. „Chef, spielen wir Pool?“, fragte er seinen Freund, während er noch in der Tür stand. Doch die Antwort sollte ihm nicht gefallen: „Du weißt, dass ich das Spiel nicht mag, Tyson. Außerdem muss ich noch arbeiten.“ Kenny hatte nicht einmal aufgesehen. Niedergeschlagen schloss er die Tür wieder hinter sich und ging einige Schritte in Richtung Treppe. Eigentlich war ihm klar gewesen, wie sein Freund antworten würde, dennoch hatte er ihn gefragt. Er ging hinauf, blieb kurz stehen und sah auf Kykos Zimmertür, ehe er weiterging und am dritten Gästezimmer anklopfte. Kai öffnete wenig später und sah ihn kühl an: „Was willst du?“ „Nao da?“, fragte Tyson. „Im Bad“, bekam er als ebenso kurze Antwort. „Toll“, damit drehte er sich um und ging, während Kai die Tür wieder schloss. Wieso hatte er überhaupt geklopft? Naomi hatte doch gesagt, sie wolle baden. Und selbst wenn sie nicht im Badezimmer gewesen wäre, müsste er jetzt wohl jedes Mal an Kai Pfand zahlen, damit er sie rausrückte, dachte Tyson sich. Etwas grinsen musste er jedoch bei diesem nicht ganz ernst gemeinten Gedanken. Doch das Lächeln verschwand schlagartig wieder, als er erneut vor Kykos Zimmer stand. Dieses Mal holte er tief Luft und klopfte entschlossen an. Kyko öffnete ihm: „Oh, hi, Tyson.“ Er musterte sie kurz: Der weit ausgeschnitte Kragen ihres T-Shirts verdeckte ihr rechte Schulter nicht mehr und das Haarband, das eben noch ihren Pferdeschwanz zusammengehalten hatte, hing nur noch halb in ihren Haaren. „Max da?“, fragte er, schon im Begriff wieder zu gehen. „Maxie, Tyson ist da“, sprach sie ins Zimmer, während sie die Tür immer noch halb geschlossen hielt. Maxie? So durfte sonst nur er ihn nennen. Tysons Hals wellte sich allmählich. Max tauchte hinter Kyko auf, mit leicht zerzausten Haaren und ohne T-Shirt. „Später, ja?“, er zog die schulternzuckende Kyko von der Tür weg, die Tyson daraufhin vor der Nase zugeschlagen wurde. „Ja, herzlichen Dank auch“, nuschelte der Blauhaarige sauer. Er stapfte die Treppe wieder hinab und blieb regungslos mitten im Flur stehen, wo er begann den Fußboden mit Blicken zu traktieren: Sein Kopf war voller wütender Gedanken, die sich jedoch so schnell umeinander drehten, dass er nicht einen einzigen klar verfolgen konnte. „Tyson, du stehst im Weg“, sprach ihn plötzlich ein mit Tellern beladener Ray an. Das war zu viel des Guten: Aufgebracht riss er die Haustür auf und knallte sie eben so kräftig wieder zu. Ray zuckte dabei leicht zusammen, während der Andere in Richtung Wald stapfte. „Was hat der denn wieder für Aussetzer?“, fragte der Schwarzhaarige irritiert, als nun Hilary mit einigen Tassen in der Hand neben ihm stand. Sie sah Tyson nach: „Keine Ahnung. Aber ich geh mal nachharken.“ Damit stellte sie Ray noch zusätzlich die Tassen auf die Teller und folgte Tyson, während der Chinese den wackeligen Geschirrturm ins Esszimmer balancierte. „Tyson, warte mal!“, rief Hilary dem Japaner nach. Doch dieser ging weiter schnurstracks in den Wald hinein, bis er nach rund hundert Metern endlich Halt machte und sich grimmig auf einem kleinen Fels niederließ. Sie war ihm den ganzen Weg gefolgt. „Was?“, keifte er sie an, „Habe ich wieder irgendwas falsch gemacht?“ Aber sie antwortete ruhig: „Was ist denn los mit dir? Warum hast du so eine schlechte Laune?“ „Weil keiner mehr was mit mir zu tun haben will? Weil alle was besseres zu tun haben?“, antwortete er wütend. „Natürlich wollen wir was mit dir zu tun haben. Das ist doch Blödsinn. Seit wann bestehst du darauf, dass dauernd jemand von uns bei dir ist?“ Hilary sah ihn fragend an. „Tue ich gar nicht. Mich nervt es nur, dass ich von einigen seit ein paar Tagen nur noch großzügig ignoriert werde“, grummelte er. Sie sah kurz in den Wald hinein und dann wieder zu ihm: „Jetzt weiß ich woher der Wind weht: Du bist wütend, weil Max nur noch mit Kyko rumhängt.“ „Pff, der soll doch machen was er will.“ Tyson merkte, dass er gar nicht mehr darüber nachdachte, was er sagte, und dass sich seine Worte zum Teil wiedersprachen. Sie seufzte: „Man, Tyson, er ist nun mal verliebt. Freu dich doch für ihn!“ „Ja, würde ich vielleicht noch, wenn er mir nicht die Tür vor der Nase zuschlagen würde.“ Er war wirklich wütend, was an seiner Stimme unschwer auszumachen war. „Glaubst du nicht, dass du etwas übertreibst?“, fragte sie. „Sicher kommt dir das nur so vor.“ „Ja, na klar. Ich bilde mir wieder alles ein“, war seine patzige Antwort. „Wahrscheinlich bin ich auch noch egoistisch, weil ich mal ein oder zwei Stunden mit meinem besten Freund zusammen sein möchte.“ „Das habe ich doch gar nicht gesagt“, erwiderte Hilary. Aber er sprang zornig auf: „Das meintest du aber!“ Rasend vor Wut ging er zurück, als sie ihm nachrief: „Ja, verdammt, du bist egoistisch, weil du dir nicht helfen lässt!“ Nun war auch sie wütend. Schnaufend trat sie ebenfalls den Rückweg an. In der Pension ging Tyson wortlos an Ray und Mrs. Subashi im Flur vorbei und die Treppe hinauf. Kai und Naomi, die ihm entgegen kamen, beachtete er nicht. „Was ist denn mit dem los?“, fragte Naomi verwirrt. „Er ist eifersüchtig auf Kyko“, schnaufte Hilary, die im selben Augenblick ebenfalls zur Tür herein gekommen war, „und jetzt verhält er sich genauso, wie du noch letzte Woche.“ „Na so lange er nicht auch in den Hungerstreik tritt“, äußerte sie. „Kann ich ihm nur von abraten.“ „Tyson und hungern.“ Kai musste dies belächeln. „Na ja, er hat ja gestern Abend schon nichts gegessen“, sagte Hilary. Ray grinste: „Oh, die heute fehlenden Reisbällchen im Kühlschrank sprechen dafür, dass er es heute Nacht sicher wieder nachholen wird.“ Er blickte vielsagend zu Naomi, die ihn beschämt ansah. Die Anderen beachteten oder bemerkten dies nicht. Das Abendessen kam irgendwann und verging ohne Tyson. Dieser hatte sich in sein Zimmer zurückgezogen und war ins Bett gegangen, nachdem er sinnlos durchs Fernsehnprogramm geschaltet und alles was lief für Minderwertig befunden hatte. Nun lag er da und sah stumm auf die Balkontür. Inzwischen war es neun Uhr und er konnte nicht einschlafen. Eigentlich wollte er es auch gar nicht. Zu sehr beschäftigte ihn der Nachmittag. War er etwa wirklich egoistisch? Steigerte er sich in etwas hinein? Schritte auf dem Flur: Die Tür des Nebenzimmers wurde geöffnet und wieder geschlossen. Kenny ging wahrscheinlich gerade schlafen. Aber konnte man sich so etwas noch einbilden? Max hatte ihm vorhin doch wirklich eiskalt einfach die Tür vor der Nase zugeschlagen. Doch durfte er deswegen Kyko hassen? Wohl eher nicht. Wenn er auf jemanden sauer sein musste, dann auf Max, weil er scheinbar nicht merkte, dass er gerade ihre Freundschaft zerstörte. Oder musste man in einer Freundschaft wirklich so sehr zurückstecken, wenn der Freund plötzlich in einer Beziehung steckte? War es normal? Wieder Schritte die an seiner Zimmertür vorbei verliefen. Am Ende des Flures ging eine Tür auf und wieder zu. „Richtig, Nao ist ja jetzt mit Kai zusammen – was sie dazu gebracht hat ist wirklich nicht nachvollziehbar, aber na ja – sie hat keine Probleme mit Ray. Zumindest keine bemerkbaren.“ Tyson drehte sich auf den Bauch und vergrub für einige Zeit das Gesicht im Kopfkissen. „Oder vielleicht haben sie die doch? Ich könnte sie ja mal beobachten.“ Aber was wenn Hilary doch Recht hatte und alles an ihm lag? Wie sollte er es ändern? Er wollte seinen besten Freund nicht verlieren. Wieder die Zimmertür nebenan. Scheinbar trieb es heute alle recht früh in die Federn. Scheinbar? Ganz offensichtlich: Schritte, die vor seiner Zimmertür endeten. Kurze Stille, dann ein „Ich liebe dich!“ von Max und ein „Ich dich auch! Schlaf gut!“ von Kyko. Tyson hätte sich am liebsten übergeben. Noch ein „Du auch!“ von Max und man hörte Kykos Zimmertür schräg gegenüber zufallen. Hilary musste wohl mit ihr zusammen aufs Zimmer gegangen sein, da er diese Tür nur einmal auf und zugehen hörte. Ruckartig drehte er sich zurück auf die Seite mit dem Gesicht zum Fenster, als er auch schon Max leise den Raum betreten hörte. Er lauschte, wie er zum Bad schlich und möglichst geräuschlos darin verschwand. Normalerweise hätte er sich jetzt nicht schlafend gestellt, aber normalerweise wären sie auch gemeinsam aufs Zimmer gegangen oder zumindest hätte er noch nicht im Bett gelegen. Normalerweise hätte Max sich zu ihm aufs Sofa gesetzt und sie hätten sich zusammen irgendetwas im Fernsehen angesehen und über den Tag gequatscht. Doch jetzt versuchte er krampfhaft keinen Mucks von sich zu geben. Wenig später hörte er Max auch schon wieder aus dem Bad kommen, das Licht ausschalten und ins Bett schleichen. Still kullerte eine einzelne Träne über Tysons wütendes und enttäuschtes Gesicht und spiegelte das Mondlicht wieder, bevor sie einen kleinen Wasserfleck auf dem Kopfkissenbezug bildete. _____________________________________________________________ So hoffe es war halbwegs zufriedenstellend und nicht all zu langweilig. =3 *iwie immer das gefühl habe* xD Kapitel 19: Jealousy -------------------- *deprimiert guck* v___v Was los ist? Musste wieder einen Schnitt setzen, damit's nicht zu Lang wird... jetzt ist die Spannung weg. XD Warum habe ich mir auch eine doofe Richtlinie gesetzt? ôo _____________________________________________________________ Der nächste Morgen sollte für Tyson nicht wesentlich besser werden. Als Max ihn weckte, damit er nicht zu spät zum Joggen kam, war dieser bereits angezogen. Und anstatt auf ihn zu warten, verließ er mit einem „Bin schon mal auf dem Flur.“ das Zimmer. Am liebsten hätte der Blauhaarige vor Wut das gesamte Inventar im Raum in Stücke zerlegt, da ihm schwante, weshalb Max so zeitig schon fertig war und auf den Flur wollte. Frustriert ging er ins Bad, um nicht zu spät zu kommen. Er betrachtete sich im Spiegel: Müde wie jeden Morgen blinzelte ihm sein Spiegelbild entgegen. Doch war neben der typischen Müdigkeit diesmal noch mehr zu sehen – Wut und Trauer. Er hatte das Gefühl, dass diese angeblich enge Freundschaft zwischen ihm und Max nur eine Fassade war. Zumindest schien Max sich ja wirklich nur noch selten wenig für ihn zu interessieren, jetzt wo er eine ‚bessere’ Beschäftigung gefunden hatte. Wahrscheinlich hatte er sich nie für ihn interessiert. Zumindest nicht mehr als für seine anderen Freunde. Enttäuscht stellte Tyson nach dem Zähneputzen seine Zahnbürste zurück in den Becher neben dem Waschbecken, der, da er nicht richtig aufpasste, dann samt Inhalt in eben jenes kippte. „Na toll“, knurrte er und stellte die Sachen wieder ordentlich hin, bevor er dabei mit der Hand aus Versehen gegen seinen Rasierapparat stieß, den er zuvor neben sich auf die Ablage gelegt hat und der nun scheppernd zu Boden fiel. Wiederrum fluchend hockte er sich hin und hob das Gerät auf. Das leise Surren, nachdem er den kleinen Schalter nach oben geschoben hatte, zeigte ihm jedoch, dass er zu seiner Erleichterung noch funktionierte. Seufzend erhob er sich wieder. „Der Tag fängt ja schon gut an“, murmelte er geknickt und begann sich zu waschen. Zehn Minuten später war er endlich - ohne weitere Zwischenfälle - fertig und ging zurück in den Schlafraum, wo er sich anzog. Er hatte gerade seine Turnschuhe zugebunden und wollte hinaus auf den Flur gehen, als er innehielt. Er sah auf den Wecker auf dem Nachttisch: Gleich zwanzig nach vier. Sein Blick wanderte gen Boden, während seine Hand wieder von der Türklinke abließ: Was wenn die anderen noch nicht auf dem Flur waren? Er hatte kein großes Interesse daran nur einen mit Kyko rumknutschenden Max vorzufinden. Schlagartig richtete sich sein Augenmerk noch einmal auf den Tisch neben dem Bett: Dragoon lag noch dort. Wie konnte er nur sein heiß geliebtes Beyblade vergessen? Machte ihm die ganze Situation wirklich schon so zu schaffen? Geknickt ging er auf den kleinen Gegenstand zu, nahm ihn an sich, betrachtet ihn kurz nachdenklich und ließ ihn dann wie immer vor dem Joggen in seine Hosentasche sinken. Draußen auf dem Flur ging eine Tür. Tyson identifizierte sie als die von Rays und Kennys Zimmer, weshalb er nun doch zur Tür ging und aus dem Zimmer trat. Und all seine Vermutungen sollten sich bestätigen: Nicht nur, dass es wirklich Ray war, der kurz vor ihm sein Zimmer verlassen hatte und ihn nun gut gelaunt begrüßte, sondern auch, das Max und Kyko engumschlungen am Treppengeländer standen und ihn absolut nicht beachteten. Wieder spürte der Japaner, wie der Würgreiz in ihm aufstieg, weshalb er sich schnell wieder Ray zuwand. Er war sich nicht sicher, ob die Übelkeit nur daher kam, dass sie schon wieder aneinander hafteten, oder daher, dass Kyko ebenfalls in Trainingskleidung steckte, wie er bei einem zweiten flüchtigen Blick festgestellt hatte. „Läuft sie etwa mit?“, wisperte er zu Ray. Dieser nickte zu Tysons Entsetzen: „Sie hat gestern Abend gefragt, ob sie heute mal mitlaufen dürfe. Da warst du ja schon abgedampft.“ Tyson knirschte mit den Zähnen, während der Andere grinste: „Wir sind auch schon gespannt, ob Kyko mithalten kann.“ Kyko ließ von Max ab und grinste zurück: „Ich laufe euch davon.“ Tyson drehte den Beiden weiterhin den Rücken zu. „Mir wäre es lieber, du würdest unterwegs tot umfallen.“ Hatte er das wirklich gerade gedacht? Solche Gedanken pflegte er doch sonst nicht zu denken – Außer vielleicht es ging um Kai, doch meinte er sie dann nie wirklich ernst. Aber dieses Mal meinte er es scheinbar ernst, worüber er selbst schockiert war. Hatte er doch so einen Hass auf sie? Im selben Augenblick ging auch endlich die letzte Zimmertür auf und die kleine Gruppe auf dem Flur staunte nicht schlecht, als Kai mit Naomi, die er sich über die Schulter gelegt hatte, herauskam. Kai seufzte beim Anblick der Anderen: „Ray, du musst mir unbedingt verraten, wie du die Schlafmütze jeden morgen weckst ohne danach selber fix und fertig zu sein.“ Ray lachte: „Zieht die Waschlappenmethode nicht mehr?“ Der andere schüttelte den Kopf: „Nein, sie nimmt ihn nur noch, wirft ihn zurück und schläft weiter.“ „Na ja, immerhin schleppst du sie angezogen hier an und nicht im Schlafanzug“, grinste Max. „Lass mich wieder ins Bett, Kai! Bitte!“, säuselte das verschlafene Mädchen. „Nichts da! Außer dir sind alle hell wach“, antwortet Kai sturr. Naomi sah Tyson an, an dem Kai inzwischen vorbeigegangen war und dem sie daher nun ins Gesicht sehen konnte. Sie war überrascht, dass auch er nicht moserte: „Sag mal, Ty, bist du krank? Es ist erst halb fünf und du bist putzmunter?“ Doch er zuckte nur gleichgültig mit den Achseln, während Naomi wieder müde den Kopf hängen ließ und nun von Kai unfreiwillig die Treppe hinunter getragen wurde. Die Anderen folgten ihm. Tyson trottete als Letzter hinterher. Vor dem Haus hielten sie zu Naomis Überraschen nicht an, sodass Kai sie runterlassen konnte. Im Gegenteil: Er hielt sie noch fester und lief dann mit den Anderen im Laufschritt in den Wald. „Oh...“, Naomis Augen begannen zu funkeln, „Trägst du mich den ganzen Weg?“ Doch ihre Begeisterung sollte schlagartig wieder abklingen, als sie nach einigen Metern zwischen den Bäumen nun doch Halt machten und er sie absetzte. Der Teamleader grinste fies: „Nein, ich wollte nur, dass das Haus außer Sichtweit gerät und du gezwungen bist mitzulaufen, wenn du nicht wieder alleine im Nebel herumirren willst.“ Sie zog ein langes Gesicht: „Du bist so ein...“ „Sag es lieber nicht, Nao“, lachte Max, „gibt nur wieder Ärger.“ „Ach was, sprich dich ruhig aus, Süße. Ich höre dir doch gerne zu.“ Kais Grinsen nahm immer fiesere Züge an, die ihr ganz klar sagten, dass sie sich mit jeglichen Beleidigungen letztendlich doch wieder Strafrunden einhandeln würde. Daher drehte sie sich hastig zu Ray um und sah ihn mit Hundeblick an: „Trägst du mich?“ Er zeigte ihr einen Vogel und sah dann Kai an: „Jetzt hast du sie echt auf eine Idee gebracht.“ Naomi grummelte und blickte dann zu Max, der aber im selben Moment schon abwinkte: „Sorry, Nao, aber ich muss ja wahrscheinlich gleich schon Kyko tragen, wenn die schlapp macht.“ „Hey, ich mache nicht schlapp!“, antwortete diese. Der Blonde grinste nur, bevor Naomi sich zu Tyson drehte und ihn mit sich zog. Die Anderen sahen ihnen verdattert nach, bevor sie im Nebel verschwanden. „Was wird das jetzt? Sie erwartet doch wohl nicht, dass Tyson sie trägt?“, fragte Ray skeptisch. „Ich denke eher, dass soll wieder ein Rachefeldzug Kai gegenüber sein. Die werden wahrscheinlich den schnellsten Weg zurück suchen“, überlegte Max und machte dann einen entrüsteten Eindruck. „Wieso haben sie mich nicht mitgenommen?“ „Weil du mich sowieso nicht mit deinen beiden attraktiven Teamkollegen alleine lassen würdest?“, grinste Kyko. Er grinste zurück: „Ach ja, richtig.“ Die anderen Beiden beäugten sie skeptisch. „Na ja, mal schauen wie weit sie kommen“, sagte Kai schließlich gelassen, bevor sich die Vier auf den Weg machten. „Lass mich endlich los, Nao“, jammerte Tyson, nachdem sie ihn rund hundert Meter hinter sich hergezerrt hatte. Sie ließ von ihm ab, sodass er wieder normal neben ihr herlaufen konnte. „Wohin willst du überhaupt?“, fragte er verwirrt. „Wohin wohl? Ins Bett und vorher vielleicht noch an den Kühlschrank. Willst du mir erzählen, du hättest keinen Hunger, nachdem du gestern wieder nicht beim Abendessen warst? “, gab sie als Antwort und grinste. „Oder warst du heute Nacht wieder in der Küche unterwegs?“ „Nein“, antwortete er knapp. Und obwohl das Gesagte der Wahrheit entsprach, verspürte er keinen Hunger, was sogar ihm äußerst merkwürdig vorkam. „Na also“, sagte sie. Er sah sie fragend an: „Hast du eigentlich irgendeinem von der Nacht im Keller erzählt?“ „Ja, Ray“, gab sie leise von sich. „Er hat sich einen abgelacht.“ „Na klasse“, äußerte Tyson. „Tut mir leid, aber ich hatte keine Wahl“, sagte sie. „Sonst wird es von mir sicher keiner erfahren.“ „Kai auch nicht?“, grinste er nun verlegen. Sie lief wieder etwas rot an: „Lass uns bitte das Thema wechseln.“ Daraufhin seufzte er, da sie Recht hatte. Er wollte nicht wieder im Endeffekt an Max und Kyko denken. Somit war auch er es, der vom Thema abwich: „Wie willst du eigentlich zurück finden?“ „Keine Ahnung“, antwortet sie. „Auf gut Glück einfach weiter laufen.“ „Super.“ Er sah sie skeptisch an. „So weit weg sind wir ja eben noch nicht gewesen“, sagt sie und schon wenige Meter weiter grinste sie breit: „Siehst du?“ Sie deutete gerade aus. Und tatsächlich: Vor ihnen tauchte im Nebel allmählich wieder die Pension auf, während der Wald endete. Auch Tyson musste etwas grinsen, bevor sie an der Haustür ankamen. Davor stehend sah er ratlos auf das Schloss: „Aber wie kommen wir jetzt wieder rein? Kai hat doch eben wie immer abgeschlossen, nachdem wir draußen waren.“ Sie kicherte und zog grinsend den Schlüssel aus ihrer Hosentasche. Er blickte ungläubig auf diesen: „Wo hast du den jetzt her?“ „Hab’ ich Kai eben aus der Hosentasche gezogen, als er mich noch auf der Schulter hatte.“ Ihr Grinsen wurde immer breiter, während sie aufschloss und Beide eintraten. „Na du kannst es dir ja jetzt erlauben“, grummelte Tyson. „Von wegen... ich werde von ihm genauso Ärger bekommen wie du. Zumindest habe ich ihn darum gebeten, mich genauso zu behandeln wie euch auch, wenn es um solche Dinge geht“, antwortete sie. Er hob die Augenbraue: „Da gehst du schon eine Beziehung mit der Tiefkühltruhe ein und dann verzichtest du freiwillig auf die einzigen Vorteile? Muss ich nicht verstehen oder?“ „Tyson, ich bin nicht mit Kai zusammen, weil ich mir dadurch erhofft habe nie mehr Strafrunden ablaufen zu müssen“, lächelte sie. „Hmm, na dann brauche ich ja wenigstens nicht alleine laufen“, seufzte er. Ihm kam wieder der Gedanke an Max. Würde dieser jemals wieder diese Späße auf Kais Kosten mitmachen? Im Moment sah es weniger danach aus. Demnach würde er wohl auch nie mehr mit ihm und Naomi Ehrenrunden drehen. Und wenn Kai Naomi doch anders behandelte, würde er demnächst immer alleine joggen. Geknickt blieb er im Flur stehen, während das blonde Mädchen die Küche stürmte und bereits wenig später etwas zu essen im Kühlschrank gefunden hatte. Sie drehte sich wieder zu ihm und blickte ihn verwundert an: „Was ist? Willst du nichts futtern?“ Er schüttelte den Kopf: „Keinen Hunger. Ich gehe duschen.“ Damit verschwand er auch schon und ging nach oben. Naomi blieb mit irritiertem Blick zurück. Sie ahnte, dass diese Laune mit Max zu tun hatte, aber viel ändern konnte sie im Moment wohl nicht, weshalb sie sich eine Wasserflasche nahm und sich damit am Küchentisch niederließ. Während sie dort saß bemerkte sie nicht, wie die Zeit verging und dass nach einer knappen halben Stunde der Nebel draußen fast ganz verschwunden war. Als sie jedoch die Haustür aufgehen hörte, schreckte sie hoch. Sie wagte es nicht, sich umzudrehen, als sie Schritte hörte, die unmittelbar hinter ihr verklungen und jemand sie plötzlich im Nacken packte, weshalb sie zusammenzuckte und es ihr eiskalt über den Rücken lief. Der feste Griff sagte ihr, dass es nicht Hilary war, die aus dem Bett gefallen war. „Schlaues Mädchen, mir unbemerkt den Schlüssel aus der Tasche zu ziehen und im Nebel zurück zu finden“, flüsterte Kai in fiesem Ton in ihr Ohr. „Du hättest vielleicht nur mit einkalkulieren sollen, dass wir eher umkehren, weil Kyko eben doch nicht bis zum Ende durchhält und nicht hier sitzen sollen.“ Sie schluckte: „Darf ich noch mein Testament schreiben, bevor du mich ganz erwürgst?“ Hinter ihnen hörte man Ray und Kyko lachen. „Tja, Nao. Das ging wohl voll in die Hose“, lachte Max, während Kai ihr die andere Hand hinhielt, damit sie ihm den Schlüssel wieder aushändigte, was sie auch demütig tat. „Ich geh dann mal duschen“, kicherte Kyko und ging hinauf. Max lief ihr nach: „Ich komme mit, Honey!“ „Und ich hau mich wieder aufs Ohr“, auch Ray ging nach oben, während Kai Naomi losließ und sie den Anderen irritiert nachsah. „Pfeifst du sie nicht zurück? Ihr wart nur eine halbe Stunde unterwegs.“ Sie schaute irrtiert zu ihm auf. Doch der grausame Blick seitens Kai sollte ihr gar nicht gefallen – eben so wenig wie seine Antwort. „Sie haben von mir für heute frei bekommen“, er zog sie am Arm hoch und sah sie machtbewusst an, „während du mit Tyson bis zum Frühstück noch schön brav joggen wirst.“ Ihr entrüsteter Blick wich einem ernsten: „Kai, lass Tyson!“ „Wieso? Ist er weiter gelaufen? Wie ich ihn kenne, liegt der oben in seinem Bett und schläft“, sagte der Blauhaarige. Sie ließ den Kopf hängen: „Nein, er ist oben. Aber es geht ihm scheinbar schon mies genug, weil Max nur noch Augen für Kyko hat und ihn links liegen lässt.“ „Na und? Deswegen kann er doch trotzdem laufen.“ Kai hatte zunächst kein Verständnis. „Bitte, Kai“, ihr flehender Blick sollte ihn allerdings erweichen, „Meinetwegen drück mir seine Runden mit auf, aber lass ihn für heute in Ruhe. Zumal ich ihn ja einfach mitgezogen habe.“ Nach kurzem Überlegen gab er nach: „Na gut. Aber alleine durch den Wald rennen lasse ich dich auch nicht mehr.“ „Heißt das, du kommst mit?“, fragte sie. „Nein“, wieder sein bösartiges Grinsen, „du läufst fünfzig Runden ums Haus und ich zähle mit.“ „Fünfzig?“, war ihre entsetzte Antwort. „Fünfzig!“, kam es siegessicher von ihm. „Oder du verrätst mir, was es mit dem seltsamen Verhalten von Tyson und dir gestern auf sich hatte.“ Sie lief wie auf Kommando rot an, als er sie zu allem Überfluss auch noch durchdringend anblickte. „Ich nehme die fünfzig Runden!“, antwortet sie perplex und flitzte aus dem Haus. Er sah ihr verwundert nach: Was konnte so schlimm sein, dass sie es ihm nicht sagen wollte und stattdessen lieber so oft um die Pension rennen wollte? Schulterzuckend folgte er ihr langsam und ließ sich auf den Stufen der Veranda nieder und begann zu zählen, wie oft sie vorbeikam. „Was gibt das, wenn’s fertig ist?“ Ray stand plötzlich neben ihm. „Sie muss fünfzig Strafrunden ablaufen“, antwortete Kai gelassen. „Fünfzig?“, fragte der Chinese eben so schockiert wie Naomi kurz zuvor. „Na ja, das glaubt sie zumindest“, ergänzte der Andere. Der Schwarzhaarige verzog ironisch das Gesicht: „Na das nenne ich Liebe.“ „Wolltest du dich nicht wieder hinlegen?“, fragte Kai ruhig, während seine Freundin inzwischen zum zweiten Mal vorbeirannte. „Ja, gleich. Wollte mir noch eben was zu trinken holen“, bekam er zur Antwort. „Wieso muss Tyson nicht mitlaufen?“ „Weil er irgendwelche Problemchen mit Max hat. Ich meine, wenn’s nach mir gegangen wäre, würde er jetzt hier rumflitzen, aber Nao war da anderer Ansicht“, der Blauhaarige seufzte. „Und schönen Frauen kann man ja keine Bitte abschlagen.“ Ray grinste: „Wohl wahr.“ „Hat sie dir eigentlich erzählt, was das mit dem Verhalten von gestern war?“, fragte der Russe und blickte zu dem Anderen hoch. „Ja“, antwortete dieser breit grinsend. „Und?“, wollte Kai weiter wissen. Ray wendete sich zum Gehen: „Das muss sie dir schon selber sagen.“ Damit verschwand er wieder im Haus. Na toll, jetzt wusste Ray es, sagte es ihm aber auch nicht. Kai begann zu grübeln, was es da so geheimnisvolles geben konnte. Doch eine wirkliche Idee hatte er nicht. Somit beendete er irgendwann die sinnlose Grübelei, stand auf und stellte sich so an die Hausecke, dass Naomi ihm geradewegs in die Arme lief, als sie zum zehnten Mal um diese bog. „Das waren erst zehn Runden“, keuchte sie außer Atem, als er sie nun festhielt. Er lachte etwas: „Dachtest du ernsthaft, ich lasse dich fünfzig mal hier rumwetzen?“ „Traue ich dir alles zu“, antwortet sie. Er schüttelte lachend den Kopf: „Und du würdest es wahrscheinlich noch tun, was?“ „Nach dreißig wäre ich wahrscheinlich schon jammernd angekommen“, grummelte sie. Ein Lächeln seinerseits, bevor er sie sanft küsste und sie wenig später gemeinsam wieder nach oben gingen. „Dann willst du auch gleich ganz alleine trainieren?“, fragte der Russe, als sie auf ihrem Zimmer ankamen. Ihr klappte die Kinnlade runter: „Du hast Ray und Max GANZ freigegeben?“ Dies bestätigte er mit einem Nicken. „Och nööööö.“ Jammernd ließ sie sich auf den Boden sinken. Er grinste: „Du wolltest doch, dass ich dich so behandle, wie die Anderen auch, wenn’s ums Training geht.“ Sie seufzte lediglich. Da hockte er sich vor sie und sah sie wieder mit seinem durchbohrenden Blick an: „Ich meine, mich interessiert immer noch brennend was es da so geheimnisvolles gibt, dass...“ Doch sie unterbrach ihn und sprang auf, bevor sie wieder rot um die Nasenspitze wurde: „Bin duschen.“ Damit verschwand sie in Windeseile im Bad und ließ ihn weiterhin unwissend zurück. Tyson kam wenig später angezogen aus dem Badezimmer und warf das nasse Handtuch, mit dem der sich eben noch die Haare abgetrocknet hatte, einfach auf sein Bett. Er blickte sich um: Keine Spur davon, dass Max und die Anderen schon wieder zurück waren. Vielleicht sollte er sich noch mal ins Bett legen? Nein, eigentlich war er nach dem Duschen nicht mehr müde. Und inzwischen war sechs Uhr durch: Sicher würden Hilary und Kenny auch gleich aufstehen. Solange könnte er ja Naomi noch mal aufsuchen. Doch als er aus dem Zimmer trat und hinunter in die Küche ging, war dort niemand. Also stiefelte er wieder zurück nach oben: Wahrscheinlich war sie auf ihr Zimmer gegangen. Er klopfte an die dritte Zimmertür. Als die Tür jedoch geöffnet wurde, wurde er blass und wich einen Schritt zurück, da es Kai war, der ihm dort mit finsterem Blick gegenüberstand. „Oh, ihr seid schon wieder da?“, ein zittriges und unsicheres Lachen von Tyson. Kai antwortete kühl: „Allerdings.“ „Oh weia... ob er Nao schon umgebracht hat?“, Tyson spürte, wie ihm bei diesem Gedanken der Angstschweiß den Nacken hinunterlief. Doch sein Teamleader blieb wie immer gelassen: „Mach besser schnell, dass du weg kommst, bevor du doch noch so manche Runde durch den Wald rennen darfst.“ Tyson konnte nicht so ganz glauben, was er da hörte, ließ sich das Ganze aber nicht zweimal sagen, machte auf dem Absatz kehrt und raste zurück zu seinem Zimmer. „Ach und Tyson...“, rief Kai ihm nach. Der Angesprochene blieb ruckartig stehen und vermutete schlimmstes. „...Training fällt heute ganz aus“, fuhr der Andere fort und schloss die Zimmertür wieder. Der junge Japaner stand da und blickte verwundert den Flur entlang: Hatte er sich verhört? Kein Training? Ein breites Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit: Das war einfach zu schön um wahr zu sein. Doch seine anfängliche Beigeisterung wich plötzlich einem Gefühl von gähnender Leere: Wenn der Vormittag frei war, würde er sich auch dann noch langweilen müssen. Und das nur weil... Nein, jetzt dachte er schon wieder an die Beiden. Erneut diese Wut die in ihm aufkam. Und als hätte der Gedanke an Max und Kyko nicht schon gereicht, hörte er plötzlich auch noch Gekicher und Gelächter aus dem Bad neben Kykos Zimmer. Wieder die altbekannte Übelkeit, die in ihm aufkroch. Tyson kochte vor Wut, als hinter ihm eine Tür aufging und wieder geschlossen wurde. „Guten Morgen, Tyson!“, hörte er einen fröhlichen Kenny hinter sich. Doch sein Freund drehte sich mit zornigem Gesicht um und keifte ihn an: „Was?“ Der Braunhaarige sah ihn irritiert an. Aber anstatt sich zu entschuldigen, riss Tyson die Tür zu seinem Zimmer auf und schlug sie hinter sich mit einem lauten Knall zu, weshalb Kenny zusammen zuckte. „Morgen, Chef. War das Tyson?“ Hilary kam aus Kykos Zimmer. „Guten Morgen!“ Kenny blickte weiterhin auf die zugeschlagene Tür und nickte. „Hat ziemlich miese Laune, so wie es aussieht.“ „Sicher immer noch wegen Max. Nervt allerdings wirklich langsam. Die Zwei blockieren jetzt schon das Bad.“ Erst jetzt sah Kenny sie an und ihm stockte der Atem, als er sie im Nachthemd mit ihren Badezimmerutensilien im Arm vor der abgeschlossenen Badtür stehen sah. Hilary drehte sich zu ihm um: „Kann ich vielleicht euer...“ Sie hielt inne, als sie sah wie Kenny vollkommen apathisch dastand. „Was frage ich überhaupt?“ Sie verzog das Gesicht und klopfte stattdessen bei Tyson an die Tür. „Niemand da!“, hörte man ihn knurren. Trotzdem trat Hilary ein und schloss die Tür wieder hinter sich. Tyson lag mit dem Rücken zu ihr auf seinem Bett. „Guten Morgen, Miesmuffel“, kam es von ihr. „Darf ich vielleicht mal euer Bad benutzen?“ „Ach sag bloß, das neben Kykos Zimmer ist blockiert“, grummelte er. „Wunder dich nicht, wenn du demnächst auch nicht mehr in ihr Zimmer kommst und woanders schlafen musst.“ „Dann schlafe ich halt hier“, konterte sie. Bei diesem Satz drehte er sich schlagartig um: „Das...“ Er hielt jedoch inne, als er Hilary im Sommernachthemd dort stehen sah. Auf seinen überraschten Blick hin entgegnete sie: „Ich habe doch gesagt, ich muss ins Bad. Also kann ich da jetzt rein oder nicht?“ „Öhm, ja“, sagte er abrupt. „Danke“, seufzte sie und verschwand im Nebenraum, während er ihr ungläubig hinterher blickte. Auch wenn er sonst immer das Gegenteil behauptete, er musste sich eingestehen, dass Hilary ausgesprochen hübsch war. Selbst wenn sie gerade erst aus dem Bett kam. Aber das konnte ihm im Moment ja eigentlich relativ egal sein. Tyson seufzte und drehte sich wieder auf die andere Seite: Er hatte momentan andere Probleme. _____________________________________________________________ -lichen Glückwunsch, du hast das langweiligste Kapitel der ganzen FF hinter dir gelassen! d^___^b Von nun an kann's nur noch schlimmer werden. xD Nein, nein, hoffentlich nicht. -__^ Kapitel 20 kommt schon demnächst. =3 Ach und ich bin nicht gemein zu Tyson. ;___; I luv Ty. <__<' Wollte ich mal gesagt haben. Kapitel 20: Be my saviour ------------------------- 200 Kommentare... Ich fress 'n Besen. ôo Max: Davon wollen deine Leser jetzt bestimmt eine Videoaufnahme =D Ly: xD Nya, das ist einfach so geil. *___* Unbelieveable. Damit hätte ich nie und nimmer gerechnet. Besonderen Dank an Desert-Rose, die 'mal eben' alle Kapitel gelesen und kommentiert hat und damit auch den 200. Kommentar verfasst hat ^o^ Aber auch Danke an: XxLynxX, waliro, Tua_Kinya, sweetangle, Shizu-Chan01, Racemaus, Primrose1801, Painterin, Nan-Ju, Lindele, KaineHiwatari, Gewitterhex, Fan4ever, chimikochan, bueno-kitty, Black-Phoenix-franzi, Black_Pearl_92 & -BloodyAngel- (schlagt mich, wenn ich wen vergessen hab)... Ich bin euch für jeden einzelnen Kommentar sowas von dankbar. °___° Dieses Mal gibt es auch ein Dankeschön in Form eines FAs. (findet ihr am Ende der Charabeschreibung bei den anderen FAs =3). Und nun viel Spaß beim Lesen! _____________________________________________________________ Am Frühstückstisch schaufelte Tyson das Essen nur wortlos in sich hinein und versuchte dabei Kyko und Max völlig zu ignorieren. Dies gelang ihm jedoch nur halbwegs, da er immer wieder flüchtige Blicke aus dem Augenwinkel in ihre Richtung warf. Und das einzige was noch gefehlt hätte, neben seiner bereits vorhandenen Übelkeit beim Anblick der Turtelein der beiden, war, dass sein eben heruntergeschluckter Reis sich wenig später wieder vor ihm in der Essschüssel befand. Doch er konnte sich gerade noch beherrschen. Wütend blickte er ihnen nach, als Max und Kyko nach bereits zwanzig Minuten aufstanden, um spazieren zu gehen. „Verlauft euch bitte im Wald“, murmelte er, nachdem er einen Schluck Tee getrunken und den Becher wieder wütend auf die Tischplatte gestellt hatte. „Tyson“, seufzte Hilary leise. „Komm, lass uns Pool spielen gehen“, schlug Ray ihm vor, nachdem Kai beim Essen bereits angemerkt hatte, dass das Training auch für Tyson und Naomi ausfiel. „Ach, auf einmal? Vorgestern wollte keiner von euch was mit mir zu tun haben und jetzt meint ihr mich auf einmal beschäftigen zu müssen, oder wie?“, moserte er. „Das ist echt Müll, den du da gerade redest!“, sagte Ray ruhig. „Aber dir kann man es ja mal wieder nicht recht machen.“ Der Andere seufzte: „Tschuldigung! War nicht so gemeint. Meinetwegen, lass uns spielen.“ Somit ging er mit Ray hinunter in den Keller, in der Hoffnung auf andere Gedanken zu kommen. Hilary und Kenny folgten ihnen, während Naomi und ausnahmsweise auch Kai halfen den Tisch abzuräumen. Sie hatte gerade das letzte Geschirr in die Küche verfrachtet und wollte nun nach oben gehen, als Kai sie fragend ansah: „Wolltest du nicht zu den Anderen?“ „Ich muss noch eben was anderes erledigen, aber du kannst ruhig schon mal nach unten gehen. Komme gleich nach!“, antwortete sie freundlich. „Als würde es mich interessieren, wie die Billard spielen.“ Er verzog das Gesicht bei diesen Worten, grinste dann jedoch hinterhältig „Mich interessiert viel mehr, was du zu erledigen hast.“ „Du bist neuerdings extrem neugierig, kann das sein?“, äußerte sie mit misstrauischem Gesichtsausdruck. „Nein, nur wenn du solche Geheimnisse hast, die so geheim sind, dass du lieber fünfzig Runden ums Haus rennst, als sie mir zu verraten“, antwortete er. Musste er schon wieder damit anfangen? Sie lief hastig die Treppe hinauf, bevor sie wieder rot werden konnte. Er folgte ihr schmunzelnd. Als er auf dem Zimmer ankam und die Tür hinter sich schloss, saß sie bereits auf ihrem Bett und tippte auf ihrem Handy herum. Sekunden später ließ sie geknickt den Kopf hängen. Ein Jammern folgte: „Toll, Guthaben erschöpft. Das reicht nicht mehr fürs Ausland.“ „Wo willst du denn anrufen?“, wollte er wissen. „China“, grummelte sie, als er ihr sein Handy zuwarf, das sie perplex auffing. Auf ihren überraschten Blick hin, antwortete er: „Guck nicht so. Dein Freund hat etwas zu viel Geld für einen Siebzehnjährigen und weiß nicht wohin damit.“ „Danke“, lächelte sie, schob den oberen Teil des Mobiltelefons nach oben und begann eine Telefonnummer vom Display ihres Handys auf dem von Kai zu wählen. Das Freizeichen erklang wenig später, als sie den Hörer an ihr Ohr hielt. Ein klackendes Geräusch und am anderen Ende meldete sich eine ihr wohl bekannte Mädchenstimme: „Ja?“ „Ich bin’s, Naomi. Morgen, Mao!“, sagte das blonde Mädchen fröhlich. Kai ließ sich auf sein Bett sinken und nach hinten fallen: „Na, das kann länger dauern.“ Naomi grinste. „Hey, Nao-Chan. Hast du eine neue Handynummer?”, kam es irritiert vom anderen Ende. Sie kicherte: „Nein, nur das Handy von Kai.“ „Kais Handy?“, eine nicht ganz unverständliche Frage von Mariah in ebenso nachvollziehbarem irritiertem Ton. „Erzähle ich dir später“, antwortete Naomi. „Ich rufe wegen etwas anderem an - Oder besser gesagt wegen jemand anderem.“ Nachdem Ray gerade zwei Queues aus der Halterung an der Wand genommen und sich wieder umgedreht hatte, blickte er verwundert zu Tyson, der mit geballten Fäusten am Eingang stand und zu Boden sah. „Was ist los?“, fragte Kenny, der sein erneutes merkwürdiges Verhalten ebenfalls bemerkt hatte. Tyson hielt kurz inne, bevor er aufgebracht auf den Billardtisch zustürmte: „Das kann nicht so bleiben. Da wird einem ja richtig schlecht.“ Er löste die Bremsen an den Rädern unter den Füßen und lehnte sich mit seinem ganzen Gewicht gegen das Objekt, um es in Bewegung zu setzen. Die anderen drei sahen ihn entgeistert an und beobachteten, wie Billardtisch und Rudergerät im Raum den Platz tauschten, bevor auch einige Bänke an der Seite von Tyson umgerückt wurden. Ray verstand plötzlich und musste lachen: „Ach, weil das DER Raum ist.“ „Hä? Was für ein Raum?“, kam es irritiert von Hilary. Doch Tyson raunte Ray an: „Lach nicht, hilf mir lieber, wenn du eh schon alles weißt!“ „Ne lass mal, reicht schon wenn du am Rad drehst“, grinste der Chinese, als Tyson sich am Laufband zu schaffen machte. Nach gut einer halbe Stunden, in der die Anderen ihn weiter beobachtet hatten, war Tyson fertig und betrachtete schnaufend sein Werk: „Viel besser.“ „Und was hat das jetzt gebracht, dass die Sachen nun spiegelverkehrt zum Ausgangszustand hier herumstehen?“, wollte Kenny wissen. Und es war so wie er sagte: Dank Tyson stand das Mobiliar im Raum nun lediglich seitenverkehrt da. „Sieht besser aus“, gab Tyson knapp von sich und streckte Ray die Hand entgegen, damit dieser ihm einen der Queues gab. „Lass uns anfangen!“ Er drückte ihm lachend einen Stab in die Hand, rückte die Kugeln auf dem Tisch zu recht und setzte zum ersten Zug an, während die anderen Beiden sich auf eine der Bänke setzten. Nach einigen Minuten unterbrach Ray jedoch das Spiel: „Hmm zu viert ist’s irgendwie lustiger. Hilary, Chef, spielt mal eine Runde mit.“ „Nein, Danke, ich verzichte“, äußerte Kenny, aufgrund seiner Abneigung gegenüber dem Spiel. „Und ich habe keine Ahnung wie das geht“, fügte Hilary hinzu. „Dann lernst du es jetzt“, Tyson zog sie von der Bank und zum Tisch hinüber. „Tyson...“, stotterte sie vor Schreck. Er sah sie misstrauisch an: „Als Bladebreaker muss man Pool spielen können.“ Und schon bekam sie von ihm den Queue in die Hand gedrückt, den sie fragend anschaute. „Guck nicht den Stock an, sondern mach“, sagte der Blauhaarige ungeduldig. „Ja und wie?“, sie blickte ihn hilflos an. Er seufzte: „Sich an den Tisch zu stellen soll schon so manchem geholfen haben.“ Sie zog ein Fratze, ging zum Billardtisch und lehnte sich so über eben jenen, wie sie es meinte bei den Aderen immer gesehen zu haben und nahm eine der Kugel ins Visier. Ray fing an zu lachen, während Tyson erneut verzweifelt seufzte. „Was?“, fragte sie völlig ahnungslos. Kenny klärte sie über ihren Fehler auf: „Es darf nur die weiße Kugel angestoßen werden, Hilary, nicht irgendeine.“ „Woher soll ich das wissen?“, knurrte sie. „Was machst du denn immer, wenn wir spielen und du so ziemlich immer daneben sitzt?“, fragte Tyson grummelnd. Sie drehte sich zu ihm um: „Na sicher nicht darauf achten, welche Kugel ihr anstoßt.“ „Man, so geht das!“ Ohne Vorankündigung stellte Tyson sich hinter sie, als Hilary erneut ansetzte, korrigierte ihre Haltung und lochte mit ihr eine Kugel ein. Die Braunhaarige sah zunächst verdattert der Kugel nach, bevor ihr Blick auf Tysons Hand fiel, die auf ihrer eigenen vor ihr lag und ihr bewusst wurde, dass er ihr gerade noch wesentlich näher war, als dass nur seine Hand auf ihrer lag. Sie wurde knallrot im Gesicht, ließ den Queue liegen, stieß Tyson zur Seite und setzte sich im Nu wieder neben Kenny, wo sie angespannt sitzen blieb, den Blick starr auf den Boden gerichtet. Während Ray sich vor Lachen am Tisch festklammerte, blickte Tyson sie pikiert an: „Okay, was das jetzt wieder sollte, weiß ich auch nicht, aber egal.“ „Was ist denn hier los?“ Naomi stand im selben Moment im Türrahmen. Kai hinter ihr sah sich irritiert im Raum um. „Tyson wollte Hilary gerade Pool beibringen - Auf die Art und Weise wie man es halt macht“, lachte Ray. Naomi sah die gerötete Hilary an und blickte dann ebenfalls wieder durch den Raum: „Das meinte ich eigentlich nicht, sondern dass die Sachen hier eigentlich mal andersrum standen, soweit ich mich erinnere.“ „Ach so, ja. Geht auch auf Tysons Konto. Er musste den Raum umräumen, um ihn nicht mit gewissen Vorfällen in Verbindung zu bringen“, grinste Ray. Naomis Gesicht schien sich plötzlich dem von Hilary anpassen zu wollen, hatte sie zuvor nicht daran gedacht, dass dies der Raum war, indem sie zwei Nächte zuvor Max und Kyko akustisch erwischt hatten. „Was zum Teufel ist hier bitte passiert?“, wollte Kenny wissen. „Diese Geheimnistuerei geht einem ja langsam wirklich auf den Wecker.“ Hilary, die inzwischen nicht mehr allzu beschämt drein blickte, nickte. Ebenso Kai. Tyson und Naomi warfen sich verzweifelte Blicke zu. Da schaltete sich Ray ein: „Soll ich es erzählen?“ Gleichzeitig hielten die beiden ihn mit einem panischen „Nein!“ davon ab. „War ja nur ein Angebot“, wich Ray erschrocken zurück. „Ich will weiter spielen. Wir sind ja jetzt vier,...“, Tyson blickte beleidigt zu Hilary, „die keine Angst vor Billardtischen haben.“ „Ich habe keine Angst vor Billardtischen“, entgegnete sie. „Warum benimmst du dich dann so?“, fragte er. Sie stand schnaufend auf und verließ wortlos den Kellerraum. „Toll, muss man die Frau verstehen?“ Tyson blickte die Anderen ratlos an. Ray und Naomi warfen ihm mit hoffnungsloser Miene ein „Trottel!“ an den Kopf. Daraufhin folgte nur noch mehr Verwunderung von seiner Seite. Ray verdrehte die Augen: „Lasst uns spielen, er versteht es sowieso nicht.“ „Ist wohl besser“, Naomi holte sich einen Queue von der Wand und reichte einen weiteren Kai. Alleine sein Gesichtsausdruck verriet ihr jedoch schon wieder, dass er keine Lust hatte: „Muss das sein?“ Doch sie gab nicht nach: „Komm schon, Kai!“ Tyson konnte sich einen seiner Stichelein nicht verkneifen: „Er hat’s wahrscheinlich verlernt und will sich jetzt nicht blamieren, weil er genau weiß, dass ich ihn platt machen werde.“ „Meinst du?“, gab der Russe gelassen wie eh und je von sich, während er nun doch den Queue entgegennahm. Tyson grinste selbstsicher: „Meine ich nicht nur, das weiß ich.“ „Tja, nur jetzt könnt ihr gar nicht herausfinden, wer von euch der bessere ist“, schaltete sich Ray ein, stellte sich neben Naomi und legte ihr den Arm um den Hals, „denn Nao spielt ja mit mir im Team. Nicht, Nao-Maus?“ Sie blickte fragend in sein grinsendes Gesicht, als sie auch schon durch Kai von ihm weggezogen wurde und dieser ihn nun giftig ansah: „Träum weiter!“ Ray jedoch fasste wieder ihren anderen Arm: „Hey, du hast schon genug Zeit für dich mit ihr. Da darf ich wenigstens noch mit ihr in einem Team spielen.“ „Vergiss es!“, bekam er als kühle Antwort. Naomi blickte argwöhnisch von Ray zu Kai und wieder zurück, während die Beiden sich über ihrem Kopf dieses Wortgefecht lieferten und jeder sie an einem Arm festhielt. Sie wollten gerade wieder von neuem beginnen, als sie sich losriss, einige Schritte nach vorne stolperte und sich dann an Tysons Arm klammerte, der das Ganze ebenfalls nur skeptisch mitverfolgt hatte und nun überrascht auf das Mädchen an seinem Arm blickte. „Ich spiele mit Tyson“, kam es von ihr, als Ray und Kai realisiert hatten, dass sie nicht mehr zwischen ihnen stand und stattdessen nun an ihrem Teammitglied klammerte. Fassungslos sahen die Beiden erst sie und Tyson an und dann sich gegenseitig. Naomi grinste: „Ihr wisst doch, wenn sich zwei streiten, freut sich der Dritte.“ „Ich weiß nur gerade nicht, ob ich mich wirklich freuen soll. Nachher heißt es noch, ich hätte mich hier an Kais Eigentum vergriffen und bekomme wieder den Ärger“, war Tysons Bemerkung dazu. Naomi sah ihn skeptisch an: „Ich bin nicht sein Eigentum.“ „Bist du doch. Und deshalb hole ich es mir jetzt zurück.“ Kai zog Ray auf die andere Seite des Tisches. „Tja, jetzt hast du einen guten Grund Tyson zu besiegen“, ergänzte Kenny. „Nur dumm, dass es ihm nicht gelingen wird“, entgegnete Tyson und eröffnete das Spiel. „Werden wir sehen“, es folgte eine eingelochte Kugel von Kai und im nächsten Schritt noch eine weitere, weshalb er seine beiden Gegenspieler selbstbewusst ansah. Naomi war am Zug und punktete ebenfalls doppelt – allerdings in einem Zug, woraufhin sie nun breit grinste und Kais Blick wieder aus der Bahn warf. Ihr zweiter Zug war zwar erfolglos, aber die weiße Kugel blieb für Ray so ungünstig liegen, dass er lediglich eine bunte der gegnerischen Partei in die Nähe einer Tasche beförderte. „Seht ihr, ihr verliert schon“, grinste Tyson siegessicher und lochte die Kugel ganz ein. Eine zweite konnte er jedoch nicht von der Platte befördern. Im Gegensatz zu Kai, der erneut zwei hintereinander versenkte. Dieses Mal war es Naomi, die sich über die Endposition beklagte, weil sie einmal um den ganzen Tisch herumlaufen musste, um an die weiße Kugel zu kommen. Sie stellte sich zwischen Kai und Ray, die ihr Platz gemacht hatten und nun einen guten Meter vom Tisch entfernt standen. Als sie jedoch nun mit dem Rücken zu ihnen stand, konnte sie nicht die fiesen Blicke sehen, welche die Beiden untereinander austauschten. Gerade als sie sich nach vorne gebeugt, ihr Ziel ins Visier genommen hatte und mit dem Queue ausholte, warf Kai seinem Partner aus dem Augenwinkel einen letzten vielsagenden Blick zu und sah dann wieder auf Naomi: „Schatz, du hast einen schönen Arsch!“ Diese Aussage brachte sie wie erwartet so aus der Fassung, dass sie die Kugel so anstieß, dass diese überall hinrollte, nur nicht dahin wo sie sollte, während sie selbst rot wurde, sich hastig wieder aufrichtete und sich umdrehte. „Das hast du doch absichtlich gemacht!“, knurrte sie Kai an, der lässig dastand, Hände und Kinn auf die Spitze seines Queues gestützte. Er sah sie unschuldig an: „Was? Ich werde doch wohl noch die tolle Figur meiner Freundin loben dürfen.“ Sie grummelte und blickte dann böse zu Ray, der breit grinste: „Und du hör sofort auf so zu lachen!“ Doch sein Grinsen wurde nur noch breiter, als sie wütend zu Tyson zurückging, der ebenfalls sauer war. „Hey, hört auf zu bescheißen!“, moserte er. „Tun wir doch gar nicht“, antwortet Ray und spielte weiter. Es ging wieder fair zu – bis Naomi erneut an der Reihe war. Bevor sie sich wieder über den Tisch beugte, funkelte sie böse zu den Beiden auf der anderen Seite. Die Zwei sahen sie übertriebenfreundlich wie die reinsten Unschuldslämmer an. „Keine Sorge, von hier aus können wir dir nicht auf den Hintern gaffen,...“, grinste Ray. Sie schnaufte, lehnte sich nach vorne und zielte erneut, als Kai Rays Satz beendete: „...dafür aber wunderbar in den Ausschnitt.“ Diesmal verfehlte die weiße Kugel wirklich alle Anderen. Naomi sah an sich hinab und stellte fest, dass ihr Top in dieser Haltung wirklich soweit abfiel, dass er zumindest einen gewissen Einblick erlaubte. Peinlich berührt, sprang sie wieder auf und hielt sich das Dekolleté mit dem Stoff ihres Oberteils krampfhaft zu. Sie kochte vor Wut und Scham: „Ihr seid solche...“ Doch Kai unterbrach sie mit belehrendem Blick: „Na, na, na, nicht ausfallend werden. Sonst musst du wieder laufen.“ Aber auch Tyson beschwerte sich natürlich erneut: „Ihr sollt aufhören zu mogeln!“ Doch Ray und Kai grinsten nur breit. Im selben Augenblick kamen Max und Kyko zur Tür herein. „Hey, Leute!“, warf ein gut gelaunter Max in den Raum. Kenny, der das Spiel etwas zwiespältig von der Bank aus beäugt hatte, sah zu ihnen hinüber: „Schon wieder da?“ „Ja, draußen ziehen ein paar dickere Wolken auf, deshalb sind wir lieber umgekehrt, bevor wir pitschnass wurden“, antwortet Kyko. „Toll, dann kannst du für mich weiter spielen.“ Grimmig gab Naomi ihren Queue an sie ab und setzte sich neben Kenny auf die Bank. Verwundert blickte sie auf den Stab in ihrer Hand, als Max neben ihr auch schon den von Kai in die Hand gedrückt bekam und er sich neben seine Freundin setzte, die daraufhin wieder aufstand und sich auf die andere Seite von Kenny setzte und dort die Arme verschränkte. Der Braunhaarige blickte irritiert zwischen den beiden hin und her. „Jetzt spiel nicht die Beleidigte, Nao“, seufzte Kai. „Doch, tue ich jetzt“, sagte sie in ironischem Unterton und streckte ihm die Zunge raus. Ray, der noch auf seinem Platz stand, lachte, bis Tyson plötzlich neben ihm stand und böse Max anfunkelte. Doch außer ihm schien dies niemand zu realisieren, da sie alle zu sehr von den Geschehnissen auf der Bank abgelenkt waren. Der Schwarzhaarige sammelte die Kugeln ein und brachte sie wieder in ihre Ausgangsposition. „Dann lasst uns spielen. Ich will hier mal über fünf Durchgänge hinauskommen“, sagte er an Max und Kyko gewand, die daraufhin an den Tisch traten, Tysons Mimik aber nach wie vor keine große Beachtung schenkten. Die Anderen beobachteten das Spiel von der Bank aus. Es verlief an und für sich friedlich. Dass Tyson keinen Ton sagt, fiel Ray zwar auf, doch er wollte nicht darauf beharren, dass er dies änderte. Doch als der Blauhaarige nach einigen Runden am Zug war, tat er etwas, womit niemand gerechnet hatte. Anstatt auf eine der bunten Kugel zu zielen, stieß er die weiße mit voller Absicht in die Richtung, wo Max seine Hand unachtsam auf die Kante des Tisches gelegt hatte. Er konnte sie gerade noch wegziehen, bevor der schwere Gegenstand mit lautem Knall gegen die Bande stieß und von dort abprallte. Die Anwesenden starrten zunächst auf diesen Punkt und dann geschockt auf Tyson – Es war totenstill. Und alles fokussierte sich auf das zornige Gesicht des Japaners. Max blickte ihn fassungslos an. Das erste was kurz darauf zu hören war, kam von Kai, der aufsprang und Tyson anschnauzte: „Und dich habe ich heute vor dem Zusatztraining verschont? Zehn Mal durch den Wald – und zwar sofort!“ Er deutetet auf die Tür. Tyson warf mit wütendem Blick auf Max seinen Queue hin, ging stumm mit schnellen Schritten aus dem Raum und trampelte die Kellertreppe hinauf. „Was sollte das?“, fragte Kyko erschrocken. „Ich... weiß es nicht“, sagte Max stotternd und blickte ungläubig zur Kellertür. „Irgendwann musste so etwas ja passieren“, gab Ray von sich. Naomi blickte ebenfalls zur Tür: „Sollten wir ihn nicht zurück holen? Wenn es gleich wirklich so stark regnen sollte...“ „Der ist nicht aus Zucker“, unterbrach Kai sie kühl. „Das heute morgen war die eine Sache, Nao. Aber das hier geht zu weit, als dass er noch mal so davon kommt.“ Sie seufzte: Er hatte Recht. Dieses Mal hatte Tyson wirklich die Spur verfehlt. „Kommt, lasst uns nach oben gehen. Jetzt noch Pool zu spielen ist echt zu deprimierend“, warf Kenny ein. Die Anderen stimmten dem zu und so war es bald wieder dunkel und leer im Raum. Die Gruppe setzte sich gemeinsam in den Aufenthaltsraum. Ray blickte aus dem Fenster und zum Himmel hinauf: „Ist aber inzwischen wirklich ziemlich düster draußen. Würde mich nicht wundern, wenn da gleich ordentlich was runterkommt.“ „Na ja, Tysons Problem, wenn er sich so daneben benimmt“, gab Kai knapp von sich. „Soll er zurück schwimmen.“ „Wenn wir nur mal wüssten was mit ihm los ist“, seufzte Kenny. „Er ist eifersüchtig“, antwortet Naomi. „Eifersüchtig?“, fragte Kyko irritiert. Ray ging vom Fenster weg und setzte sich neben Kenny: „Weil Max sich nur noch um dich kümmert. Eigentlich sind die Beiden nämlich unzertrennlich.“ Max und Kyko sahen sich an, bevor Max betrübt zu Boden blickte. Ihm wurde erst jetzt bewusst, dass er sich in den letzten Tagen absolut nicht mehr um Tyson gekümmert hatte. „Oh, Tyson...“, seufzte Max. Ihm tat es plötzlich leid, dass er seinen besten Freund scheinbar völlig missachtet hatte. „Na ja, Hilary hat ja versucht mit ihm zu reden, aber das war ziemlich erfolglos“, erzählte Kenny. Naomi nickte: „Heute morgen war er wohl auch wieder deswegen mies drauf – kam mir zumindest so vor.“ „Stimmt, er war schon ziemlich still, im Vergleich zu sonst“, merkte Ray an. Max blickte ins Leere: Warum war allen aufgefallen, wie schlecht es Tyson ging, nur ihm selbst nicht? Erste Gewissensbisse machten sich bemerkbar. Da sagte Naomi wieder etwas: „Wo wir gerade von Hilary sprachen, wo ist die eigentlich?“ „Keine Ahnung“, war Rays Antwort. „Seit sie vorhin pikiert aus dem Keller gelaufen ist, habe ich sie zumindest nicht mehr gesehen.“ „Hmm, ich gehe mal oben nachschauen.“ Naomi stand auf und verschwand im oberen Stockwerk, während Kenny aufstand und das Licht im Raum einschaltete, da es draußen immer düsterer wurde. Kyko bemerkte, wie traurig ihr Freund auf einmal war, da er sich geknickt nach vorne gelehnt hatte und den Fußboden musterte. Sie strich ihm mit der Hand über den Rücken: „Hey, Schatz, jetzt mach dir nicht so einen Kopf, das wird schon wieder.“ Doch Max seufzte erneut: „Wenn ich darüber nachdenke, wie ich ihn in den letzten Tagen behandelt habe... das hat er wirklich nicht verdient.“ Naomi kam wenig später zurück und blieb ihm Türrahmen stehen: „Keine Spur von ihr.“ Ray verzog das Gesicht: „Ich klingle sie mal an.“ Er zog sein Handy aus der Hosentasche und suchte im Telefonbuch Hilarys Nummer heraus, während Naomi sich wieder neben Kai auf die Couch setzte und sich zu seinem Überraschen an ihn lehnte. Er musste dann jedoch leicht lächeln und legte seinen Arm um sie. Kyko sah zu ihnen hinüber. Ihr Blick fiel auf Kais immer noch verbundene Hand, die nun auf Naomis Schulter lag. „Was ich dich schon die ganze Zeit fragen wollte, was hast du eigentlich mit deiner Hand gemacht?“, kam es unwissend von ihr. Kenny und Max blickten ihn nun ebenfalls fragend an, ebenso Ray, der gleichzeitig sein Telefon ans Ohr hielt und auf das Freizeichen wartete. Bisher hatte scheinbar niemand danach gefragt, weil es immer anderes zu reden gab und Kai, wenn er dann mal anwesend war, häufig aus reiner Gewohnheit seine Hände immer in die Hosentasche steckte, weshalb die Verletzung nie sonderlich aufgefallen war. Zudem war es schon fast Standard, dass sich hin und wieder ein Teammitglied irgendwann, irgendwie, irgendwo verletzte und dann einige Tage mit Verband rumlief. Doch davon wusste Kyko natürlich nichts, weshalb sie nachfragte. Wie starr Naomi, die längst nicht mehr an die Sache mit dem Stein gedacht hatte, bei ihrer Frage geworden war, konnte sie nicht merken. Im Gegensatz zu Kai, der sie jedoch nur noch fester an sich drückte und ruhig antwortete: „Habe nur Bekanntschaft mit der Ecke des Schreibtisches gemacht.“ Naomi konnte es nicht glauben: Kai schob sich selber die Schuld in die Schuhe, um sie zu schützen. Kyko schien sich mit dieser Antwort auch offenbar zufrieden zu geben. Zumindest wendete sie sich wieder dem betrübten Max zu. Und auch die anderen beachteten ihn wieder mehr. Im selben Moment erklang bei Ray am Telefon endlich Hilarys Stimme: „Ja, was gibt’s?“ „Sag mal, wo steckst du? Wir suchen dich schon“, sagte Ray. „Bin spazieren“, antwortete sie. Ray runzelte die Stirn: „Schon mal nach oben geschaut? Es wird gleich regnen.“ „Ja, ich weiß. Bin schon auf dem Rückweg“, gab sie bekannt. „Dann ist gut“, der Schwarzhaarige sah aus dem Fenster. „Gab wieder Stress mit Tyson. Der müsste auch irgendwo im Wald rumrennen.“ Hilary seufzte: „Strafrunden?“ Ray bejahte dies: „Wenn du wüsstest, was hier eben los war. Aber komm erst mal wieder zurück, dann erzählen wir dir das.“ „Okay, bis gleich“, Hilary legte auf. Ray klappte sein Handy zu und steckte es wieder ein. „Sie ist spazieren und auf dem Rückweg“, sagte er an die Anderen gewandt. Kai stand auf: „Ich gehe nach oben. Sollte Tyson ankommen und jammern, sagt mir Bescheid, damit ich ihn weiter zurechtstutzen kann.“ „Warte, ich komme mit“, Naomi stand auf und folgte ihm. Kurz vor der Zimmertür, fasste sie seine Hand und verlies mit ihm den Raum. Ihre Freunde sahen ihnen nach. Kyko musste schmunzeln: „Die Beiden sind irgendwie richtig süß zusammen.“ Ray nickte: „Weil beide noch immer so zaghaft sind. Und Kai sich noch nicht wirklich traut sie vor unseren Augen von alleine einfach mal in den Arm zu nehmen oder so. Aber das kommt wohl noch.“ „Tja, er ist eben auch nicht perfekt“, ergänzte Kenny. Hilary sah sich irritiert um: War das nicht auch der Weg gewesen, den sie auf dem Hinweg gelaufen war? Warum war sie dann immer noch nicht zurück? Rays Anruf lag inzwischen eine Viertelstunde zurück. Eigentlich müsste sie langsam wieder in der Pension ankommen. Plötzlich spürte sie einen Wassertropfen auf ihrer Nase – noch einer. „Na ganz klasse.“ Sie zog ihr Telefon erneut aus ihrer Rocktasche, um bei den Anderen anzurufen. „Ich irre sonst ja noch morgen hier herum.“ Doch ein Blick auf das Display ließ sie blass werden: Die Akkuanzeige blinkte. „Bitte nicht“, jammerte sie und ließ das Handy wieder in ihre Tasche gleiten. Immer mehr Regentropfen breiteten sich auf ihr aus. Sie sah sich hilfesuchend um, doch außer Bäumen konnte sie ringsum keinen Unterschlupf, geschweige denn Hilfe finden. Was sollte sie nur machen? Verzweifelt blickte sie gen Himmel: Er war stockdunkel und es regnete immer stärker. Plötzlich donnerte es - Hilary zuckte zusammen. „Nein, nicht auch noch das.“ Sie spürte wie sie den Tränen nahe war, denn sie hasste Gewitter schon von klein auf. „So was passiert auch nur mir.“ In der Hoffnung doch noch auf ihre Unterkunft zu stoßen, lief sie los. Sie rannte quer durch zwischen den Bäume hindurch, während der Wolkenbruch über ihr immer größere Ausmaße annahm. Das Grollen des Donners wurde ebenfalls immer lauter und erste Blitze wurden sichtbar. Angst stieg ihn ihr auf: Wenn sie doch nur endlich dieses dumme Haus wiederfinden würde. Ein gleißender Blitz über ihr und wenige Sekunden später ein ebenso bedrohlicher Donner, weshalb sie ängstlich zusammenzuckte und in die Hocke ging. Dort verharrte sie, während sich Tränen ihren Weg bahnten. Sie hatte schreckliche Angst. Zu allem Überfluss waren ihre Anziehsachen inzwischen völlig durchnässt und der Waldboden eine einzige Matschgrube. Und es schüttete weiterhin aus Kübeln. Hoffentlich machten sich die anderen bald Sorgen, wo sie blieb, ansonsten würde sie wohl hier übernachten müssen. Sie hatte diesen Gedanken gerade abgeschlossen und kauerte weiterhin auf dem Boden, die Hände schützend über dem Kopf verschränkt, als sie plötzlich keinen Regentropfen mehr in ihrem Nacken spürte. Hatte es etwas urplötzlich aufgehört zu regnen? Nein, das konnte nicht sein – Sie hörte doch immer noch das Wasser auf den Blättern ringsum und über ihr aufschlagen. „Dich kenne ich doch“, sagte im selben Augenblicken eine wohlbekannte Stimme über ihr. Sie sah auf und blickte in Tysons verwundertes Gesicht. _____________________________________________________________ So, da ich euch zu Beginn schon voll gequatscht habe, erspare ich euch das jetzt. Aber schon gesehen, dass Itachi jetzt seinen eigenen Part in der Charabeschreibung hat? Ich weiß ja, wie sehr ihr ihn liebt. xP Kapitel 21: Solve the tragedy ----------------------------- Hat dieses Mal leider wieder etwas gedauert... Sorry! =3 Aber nun geht's weiter... _____________________________________________________________ Weiterhin über sie gebeugt blickte Tyson sie fragend an: „Was hockst du denn hier im Regen rum?“ Doch sie blickte ihn nur mit verweinten Augen an, ehe sie aufsprang, wobei auch er sich erschrocken wieder aufrichtete, und sie sich ihm ruckartig um den Hals warf, obwohl auch er völlig durchnässt und seine Trainingskleidung durch den Waldmatsch inzwischen ziemlich eingedreckt war. „Ich bin so froh, dass du da bist, Ty“, jammerte sie an seinem Hals. Er sah sie irritiert an: „Ach ja? Eben hast du mir beim Billard noch beinahe eine volle Breitseite verpasst und jetzt das? Aus dir werde ich echt nicht schlau.“ Sie löste sich wieder von ihm, schaute ihn jedoch immer noch verweint und ängstlich an: „Tut mir leid wegen vorhin, ehrlich!“ „Schon gut. Ist ja eh nichts neues“, seufzte er. „Sag mir lieber was du hier alleine im Wald machst – vor allem dann noch bei dem Wetter?!“ „Ich...“, sie stockte. Was sollte sie sagen? Dass sie zu dumm war um zurück zur Pension zu finden und sich verirrt hatte? Niemals! Aber er kam ihr zuvor und grinste nun schadenfroh: „Du hast dich verlaufen.“ Sie blickte ihn nun entrüstet und wütend an: „Hör sofort auf zu lachen! Sag mir lieber, wie ich wieder zurückkomme!“ Zu ihrem Überraschen amüsierte er sich jedoch nicht weiter und sondern antwortete ihr völlig seriös und deutete den Weg hinter ihm lang: „Von hier aus ungefähr noch zweihundert Meter. Dann kommt rechts die Abzweigung zum Haus.“ „Danke.“ Sie stapfte mit zweigespaltenen Gefühlen an ihm vorbei. Auf der einen Seite war sie erleichtert, dass er ihr begegnet war, doch auf der anderen war sie sauer, dass er sich schon wieder lustig machen musste. Dann blieb sie jedoch einen Meter hinter ihm wieder stehen und zuckte erneut jammernd zusammen, als es über ihnen blitzte und erneut der Donner über den Wald rollte, wobei er sie beobachtete. „Willst du nicht mitkommen?“, fragte sie zögerlich wieder an ihn gewandt. „Ich habe noch ein paar Runden zu drehen.“ Er knirschte bei dieser Antwort mit den Zähnen und blickte zu Boden. Hatte er für einige Sekunden vergessen, warum er überhaupt hier durch den Schlamm rannte, so war es ihm mit diesen Worten wieder schmerzlich bewusst geworden. „Aber... doch nicht... bei Gewitter“, kam es zittrig von Hilary. Tyson sah wieder zu ihr: „Sag doch einfach, dass du Angst hast und nicht alleine gehen willst.“ Sie blickte ihn irritiert und dann wiederum empört an: „Ich habe keine Angst!“ Wieder aufrecht stehend, wollte sie weitergehen, doch er folgte ihr überraschender Weise nun doch und ging wenig später neben ihr. „Ich sagte doch, ich habe keine Angst. Meinetwegen trample hier weiter durch den Schlamm“, sagte sie giftig. „Nein, du hast keine Angst. Du machst dir natürlich auf einmal nur Sorgen um mich“, grinste er. „Nicht dass mich noch der Blitz trifft.“ „Ich mache mir doch keine Sorgen um DICH!“, keifte sie. Doch dass das gelogen war, war ihr bewusst: Natürlich hatte sie auf der einen Seite Angst aufgrund des Unwetters, aber auf der anderen Seite befürchtete sie auch, das Tyson etwas zustoßen könne. Außerdem tat er ihr nach wie vor leid wegen der Sache mit Max. Auf ihrem Zimmer angekommen ließ Kai sich zur gleichen Zeit auf das Sofa sinken und lehnte sich zurück, während Naomi das Licht einschaltete und ein Stück neben der Couch stehen blieb und unsicher zu Boden sah. „Danke, Kai“, sagte sie leise ohne ihn anzusehen. Er blickte verwundert zu ihr hoch: „Wofür?“ „Für die Sache mit deiner Hand eben“, fuhr sie ebenfalls leise fort und musterte weiter den Fußboden, während sich ihre Hände krampfhaft seitlich an den Stoff ihres langen Oberteils krallten und sie sich auf die Unterlippe biss. Ihr war nach weinen zu Mute, weil ihr das Ganze entsetzlich leid tat und sie sich dann zeitweise ihm gegenüber auch noch so merkwürdig verhielt. Er stand wieder auf, ging auf sie zu und blieb vor ihr stehen. „Nao...“, sagte er sanft. Sie blickte erschrocken auf, als er ihr über die Wange strich. Aber er fuhr unbeirrt fort: „Dafür brauchst du dich doch nicht zu bedanken. Ich liebe dich, denkst du da stelle ich dich vor den Anderen bloß?“ Sie wusste nicht, wie sie antworten sollte: Hatte sie das wirklich gedacht? „Vorhin beim Billard war ich vielleicht so fies, aber das würde ich bei so einer Sache nie machen.“ Sie sah ihn nun an, als er weitersprach. Er war so lieb zu ihr, obwohl sie ihm so wehgetan hatte und sich dazu seit gestern noch völlig daneben benahm, wenn sie mit ihm alleine auf dem Zimmer war. Tränen bildeten sich in ihren Augenwinkeln, bevor sie sich an ihn klammerte, indem sie ihre Arme soweit wie möglich um seinen Hals legte. „Es tut mir so leid, ich wollte das nicht“, weinte sie an ihn gelehnt. Kai blickte zunächst überrascht auf sie hinab, fasste dann jedoch ihre Arme und zog sie wieder etwas von sich weg, so dass ihre Hände nun in seinem Nacken lagen und sie ihn ansah. „Ich weiß, dass du das nicht wolltest. Und so schlimm ist es doch wirklich nicht. In ein paar Tagen wird das wieder ganz verheilt sein.“ Er lächelte, bevor er sich zu ihr neigte und sie küsste. Sie sah dabei auf seine geschlossenen Augen direkt vor ihr, während sie spürte, wie seine Hände auf ihren Rücken wanderten. Sie wurde schon wieder nervös. Doch sie schwor sich selbst, dieses Mal nicht wieder davonzulaufen. Er würde sie deswegen sonst irgendwann noch für verrückt erklären. Und sie wollte ihm nicht das Gefühl geben, dass sie ihm nicht vertraute. Deshalb schloss auch sie langsam ihre Augen, ließ ihre Hände verweilen, wo sie waren, und erwiderte den Kuss, während es draußen donnerte und stürmte, erste Regentropfen gegen die Fensterscheiben schlugen und der Himmel inzwischen düstergrau war. Es folgte eine kurze Weile, in der sie schweigend nebeneinander hergingen, bevor Hilary wieder das Wort ergriff: „Was ist eigentlich vorhin passiert, dass du wieder laufen musst?“ Er sah zur Seite und nuschelte nach einiger Zeit: „Wollte Max beim Pool mit der Kugel die Finger brechen.“ Die Braunhaarige blickte ihn überrascht an: Sie wusste nicht ob sie wegen dem Inhalt seiner Aussage erschüttert sein sollte oder ob sie überrascht sein sollte, weil er ihr so direkt und ohne irgendwelche Ausreden oder Umschweifungen geantwortet hatte. Wahrscheinlich war sie beides. Auf jeden Fall aber konnte sie daraufhin keine Antwort geben, weshalb der weitere Weg wiederum von Schweigen geschmückt war. „Wow, du hast nicht ein einziges Mal mehr Panik geschoben, obwohl es immer noch gewittert“, sagte Tyson plötzlich, als das Gasthaus in Sichtweite kam. Erneut zierte ein überraschter Blick Hilarys Gesicht. Ihr war dies selbst überhaupt nicht bewusst aufgefallen, doch Tyson hatte Recht: Trotz dem tosenden Donner und den ständigen Lichtblitzen über ihnen war sie kein einziges Mal mehr zusammengezuckt. Sie blickte zu Tyson, der geradeaus zum Haus sah, während sie weiter im Laufschritt voranschritten: Ob ihm auch bewusst war, woran das lag? Sie selbst war sich zwar nicht hundertprozentig sicher, aber sie hatte eine wage Befürchtung. Doch je näher sie dem Haus kamen, umso gleichgültiger wurde ihr diese. Als der halbwegs schützende Wald nun endete, rannte sie los. „Warum rennst du denn jetzt?“, rief Tyson ihr irritiert nach. „Du bist eh schon pitschnass!“ Sie trat bereits ins Haus, als sie zu ihm zurückrief: „Denkst du ich will vom Blitz getroffen werden?“ Er blieb schnaufend stehen, da ihm diese Überlegung absurd erschien, hätte dies doch die ganze Zeit passieren können. Doch sie rief erneut: „Man, Tyson, was ist? Jetzt komm rein!“ Er jedoch wandte sich zum umkehren: „Ich muss noch die restlichen Runden ablaufen.“ „Da bist du ja endlich. Wir haben schon angefangen uns Sorgen zu machen.“ Ray kam mit den Anderen aus dem Aufenthaltsraum, da sie Hilary gehört hatten, die gerade ihre schmutzigen Schuhe ausgezogen hatte. Sie drehte sich ein Stück um und lächelte müde: „Endlich ist gut. Aber kann mal bitte einer dem Sturkopf da erklären, dass es Wahnsinn ist bei dem Wetter weiter zu joggen?“ Ihre Freunde folgten ihrem Richtungshinweis und entdeckten ebenfalls Tyson, der nach wie vor im strömenden Regen stand. „Ach Ty hast du auch noch aufgegabelt“, äußerte Kenny. „Ja, nur, dass er weiter Strafrunden ablaufen will“, seufzte sie. Ray sah zu Max. Dieser blickte zurück, zog schnell seine Schuhe an und ging hinaus zu dem Blauhaarigen, der schon wieder drauf und dran war im Wald zu verschwinden. „Tyson, warte!“, rief er vom Fuße der Veranda aus und ging weiter auf ihn zu. Der Angesprochene stoppte, als sich mit Max’ Ruf sein relativ neutraler Blick in einen von Wut erfüllten verwandelte. „Warum sollte ich? Ich habe nicht vor mich bei dir zu entschuldigen.“ Er blickte den Blonden über die Schulter hinweg zornig an. „Lass uns doch erst mal reingehen“, sagte Max möglichst ruhig. Doch bereits Tysons aufgebrachter Gesichtsausdruck sagte ihm, dass er im Moment an alles andere dachte, als ins Trockene zu kommen. Der Blauhaarige kochte vor Wut: „Lass uns doch erst mal reingehen. Du hast wirklich keine Ahnung, Max!“ „Tyson“, kam es von dem Blonden, „bitte beruhige dich. Wir können doch darüber reden.“ Aber je mehr er versuchte die Situation zu dämpfen, um so aufgebrachter wurde Tyson, bis er plötzlich auf ihn zustürmte, ihn packte und zu Boden riss, wo er breitbeinig auf ihm sitzen blieb, ihn weiter am Kragen nach unten drückte und mit der anderen Faust ausholte: „Ich habe keinen Bock mehr zu reden.“ „TYSON, NICHT!“, schrie Hilary entsetzt, während Kenny und Kyko nur fassungslos auf das Geschehen vor dem Haus starrten und Ray in seine Schuhe sprang und auf die Beiden zusprintete. Blass starrte der Untenliegende seinen Freund an, während er versuchte die Hand an seinem Hals von sich wegzuziehen. Doch als er in Tysons Augen sah, gab er allmählich nach, denn dort konnte er neben Wut plötzlich die Verzweiflung und Trauer sehen, die in ihm hausten. Dem jungen Amerikaner wurde auf einmal schlagartig das ganze Ausmaß seines Verhaltens der letzten Tage bewusst: Er war drauf und dran seinen besten Freund unwiderruflich zu verlieren. Weißt du eigentlich was du bist für mich? Alles andre als normal Und jederzeit loyal, royal Du bist mein Fundament Keiner der mich so gut kennt Keiner der mich sieht wie du Old Shatterhand und ich Winnetou Max sah ihn nun schuldbewusst an: „Worauf wartest du? Schlag zu! Ich hab’s wirklich nicht besser verdient.“ Doch Tysons harrte nur weiter in dieser Position aus, bis er von Ray hochgerissen und festgehalten wurde. „Krieg dich wieder ein, Tyson“, versuchte der Schwarzhaarige ihn zu besänftigen. Aber der Japaner schien überhaupt nicht wahrzunehmen, was um ihn herum passiert. Er starrte nur weiterhin schnaufend auf den vor ihm am Boden liegenden Max, der sich langsam ebenfalls wieder aufrichtete. Von dem was vor dem Haus passierte bekamen Kai und Naomi zur Zeit nichts mit. Sie hatten ihren Kuss zwar längst wieder beendet, standen aber nun noch enger umschlugen mitten im Raum und genossen stillschweigend ihre Zweisamkeit, bis sie sich etwas von ihm wegdrückte und seine rechte Hand hinter ihrem Rücken vorzog. Wehmütig betrachtete sie deren Innenfläche und blickte dann zu ihm auf: „Tut es noch sehr weh?“ Er lächelte jedoch: „Nein, kaum.“ Auch sie lächelte sanft, zog dann seine Hand mit der Innenfläche langsam zu ihrem Mund, schloss erneut die Augen und küsste zaghaft den Teil seiner Finger, der nicht vom Verband verdeckt wurde. Daraufhin übernahm er wieder die Führung und schob seine Hand auf ihre Wange, wobei ihre Hand weiterhin auf seinem Handrücken verweilte. Langsam öffnete sie wieder ihre Augen und blickte ihn an: „Wegen meinem blöden Verhalten von gestern und heute... tut mir auch leid. Es ist nur...“ Sie stockte – eigentlich wollte sie ihm erzählen, was der Grund dafür war, doch so recht traute sie sich nicht. „Du brauchst es mir nicht sagen, wenn du nicht willst“, sagte Kai währenddessen. „Ich wünschte nur, du würdest mir vertrauen. Du kannst mir wirklich alles sagen.“ „Es hat nichts damit zu tun, dass ich dir nicht vertraue. Mir ist die Sache nur ziemlich peinlich“, gab sie klein laut zu und sah beschämt zur Seite. „Dir brauch aber vor mir nichts peinlich zu sein“, erklärte er. Doch sie seufzte: „Du hast leicht reden als jemand, der sich grundsätzlich nie blamiert.“ „Na ja, wenn man anderen Menschen aus dem Weg geht, bleibt nicht allzu viel Gelegenheit dazu“, schmunzelte er und wurde dann wieder ernst. „Du musst aber wirklich keine Angst haben, dich zu blamieren. Wetten die Sache ist in Wirklichkeit nicht mal halb so peinlich wie du glaubst?“ Sie schwieg. Wahrscheinlich hatte er Recht. Ray war schließlich auch der Meinung gewesen, dass der Vorfall an sich nicht peinlich sei – zumindest nicht für Tyson und sie. Und als könnte er Gedanken lesen kam daraufhin von ihm: „Ray hast du es ja offensichtlich auch gesagt.“ „Ja“, gab sie knapp zu und dachte dann daran, wie ihr bester Freund reagiert hatte: Er hatte sich halb totgelacht - nur das eigentlich mehr, weil es gerade ihr passiert war. Ray wusste, dass sie noch Jungfrau war – Kai nicht. Ray stand auch außer Konkurrenz, wenn es darum ging, wer mit ihr schlief – Kai nicht. Und Ray sagte sie schon seit Jahren vieles, was sonst niemand wissen sollte – Kai nicht. All das machte den großen Unterschied, warum sie es ihm letztendlich hatte sagen können, bei ihrem Freund aber viel öfter hin und her überlegte. Würde sie ihm sagen, was vorgefallen war, wäre sie zwangsläufig auch dazu genötigt die ‚Rahmenbedingungen’ für ihr Verhalten zu erklären, da er sich sonst wohl doch sehr wundern würde, wieso sie sich wegen so etwas so seltsam aufführte. Andererseits war Kai nicht dumm: wahrscheinlich würde er sowieso von alleine darauf kommen. Länger verschweigen wollte sie es ihm aber auch nicht, weil sie sich allmählich selber albern dabei vorkam, wenn sie jedes Mal Panik schob, sobald er sich ihr auf dem Zimmer mehr als einen Meter nährte. Also entweder erzählte sie ihm alles oder sie erzählte ihm nur die Hälfte und er wusste im Nachhinein trotzdem alles – Es käme immer wieder auf dasselbe heraus. Sie seufzte: Die ganze Angelegenheit begann ihr Kopfschmerzen zu bereiten. Während er sie die ganze Zeit über neutral ansah und sie weiter nach unten blickte, entschied sie sich letzten Endes doch für die zweite Variante und biss dann in den sauren Apfel. „Montagnacht... da...“, sie stockte und seufzte erneut, während er weiterhin dastand und abwartete. „Meine Güte, das ist so peinlich.“ „Wie gesagt: Du musst es mir nicht erzählen“, sagte er angesichts ihrer Verlegenheit. „Doch, doch“, entgegnete sie knapp. Doch, sie musste. Alleine schon weil sie selbst mit der gegenwärtigen Situation unzufrieden war. Nur war das leichter gesagt als getan. Langsam fuhr sie fort: „Ich hatte Hunger und bin mitten in der Nacht runter gegangen, um was zu essen. Und... da bin ich Tyson begegnet.“ Er hob die Augenbraue, da sie nicht weitersprach: „Okay, das war jetzt aber sicher noch nicht die Pointe, oder?“ „Nein, natürlich nicht“, kam es kleinlaut von ihr, „Wir...“ Wieder hielt sie inne, während sie spürte, wie sie zur Abwechslung wieder rot wurde – die Sache war ihr nun mal unendlich peinlich. Er wartete geduldig ab, bis sie fortfahren würde. Aber wenige Sekunden später hörten beide Hilary im Erdgeschoss Tysons Namen schreien. Die beiden blickten sich an, bevor sie gemeinsam, geleitet durch Hilary entsetzten Schrei, aus dem Zimmer und die Treppe im Flur hinunterrannten. An der offenen Haustür fanden sie Hilary, Kenny und Kyko vor, die nach draußen starrte. „Was ist denn hier los?“, fragte Naomi irritiert. Kenny drehte sich zu den beiden Dazugekommenen um: „Tyson rastet gerade total aus.“ Kai schob sich daraufhin an den Anderen vorbei, bevor er sah, wie Max sich gerade wieder vom Boden aufrichtete, während Tyson von Ray fest im Griff gehalten wurde. Kaum war auch er in seinen Schuhen, lief er auf die Drei zu. Da er eins uns eins zusammenzählen konnte, war ihm mehr als klar, was hier soeben passiert sein musste. „Sag mal spinnst du jetzt völlig?“, fuhr er Tyson an. Doch dieser ignorierte auch seinen Teamleader. Für ihn gab es im Moment nur ihn selbst und Max. „Du bist so ein Idiot, Max!“, brüllte er ihn an, während er sich von Ray losriss und wutentbrannt stehen blieb. „Du hast mir mal versprochen, dass wir immer beste Freunde sein würden, egal was kommt!“ „Das... das sind wir auch“, sagte Max leise. „Ach ja? Davon merke ich leider nicht viel!“, kam es daraufhin von Tyson. Max starrte ihn ungläubig an, als er sah wie sich unter Tysons Zorn plötzlich Tränen mischten, die aus seinen Augenwinkeln krochen: „Tyson...“ Doch dieser fuhr verbittert fort: „Alles was ich nur noch merke ist, dass du mich ignorierst. Die anderen haben alle gemerkt, dass es mir schlecht ging, nur mein angeblich bester Freund war zu sehr abgelenkt, um es mitzubekommen. Und anstatt mich auch nur für zwei Sekunden zu beachten, lästert er lieber mit seiner Flamme über mich ab, während sie es miteinander treiben. Und das nennst du Freundschaft?“ Max sah ihn entgeistert an und musste zunächst überlegen, was er darauf erwidern sollte, während Ray hinter Tyson die Stirn runzelte und sich fragte: „War das jetzt Absicht oder ist es ihm nur so herausgerutscht?“ Er blickte zu Kai, der aber Tysons Aussage scheinbar noch nicht mit Naomi in Verbindung brachte – zumindest stand er nach wie vor ohne auffällige Verhaltensänderung daneben. Würde Tyson jetzt allerdings noch den Keller oder Naomi erwähnen... Ray blickte zu seiner Freundin: Diese stand nach wie vor bei den Anderen an der Haustür und hatte kurz unmerklich die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. Ihre Gedanken in diesem Augenblick konnte Ray nur allzu gut erahnen: „Wenn du jetzt meinen Namen sagst, Tyson, bringe ich dich um!“ Der Chinese blickte wieder auf die Handlung direkt vor ihm. Tyson reagierte auf Max fassungslosen Blick: „Ja, da guckst du blöd, was? Ich habe alles gehört!“ Der Blonde schien sich wieder an die Worte aus jener Nacht zu erinnern und ihm war es scheinbar unangenehm, dass Tyson darüber vor allen Anderen sprach, weshalb er versuchte, schnell davon wieder abzulenken: „Es tut mir leid, Tyson, ehrlich. Ich weiß, dass... dass ich das nie hätte sagen dürfen.“ Immer werden wir so bleiben Jung und frei und schön, wir beide Stehen auf der guten Seite Jahr für Jahr Immer werden wir so bleiben Lachen über schlechte Zeiten Deine Schmerzen sind auch meine Jahr für Jahr Er blickte nun zu Boden: Ihm war nun schmerzlich bewusst, was er mit seinem Tun und vor allem mit seinem nicht Tun verbockt hatte. Wie hatte er nur so ignorant und abweisend sein können? Das sah ihm überhaupt nicht ähnlich. Hatte er sich so verändert in den paar Tagen? Das konnte nicht sein... das durfte nicht sein. „Du hast Recht, ich bin ein Idiot.“, gab er zu, „Du hast in allem was du gesagt hast Recht. Wie gerne würde ich mich gerade selber auf den Mond schießen. Ich wünschte, ich könnte es rückgängig machen.“ Kurzes Schweigen trat ein, bevor Tyson etwas nach wie vor in wütender Tonlage etwas sagte: „Das kannst du nicht!“ Max blickte verbissen zu Boden: Er wollte nicht, dass diese Freundschaft jetzt zu Ende war. „Aber“, Tyson sprach nach kurzer Unterbrechung in ruhigerem Ton weiter, „du kannst es wieder gut machen.“ Max blickte überrascht auf und sah ihn fragend an. Weißt du eigentlich Was du tust für mich Wenn du meine Lasten trägst Und dich mit meinen Feinden schlägst? Ich vertrau dir mehr als mir Und ich liebe dich dafür Dass du bist wie du isst, Dass du niemals vergisst Was das Wichtige ist Wir beide „Sei einfach wieder wie früher. Der Max, mit dem ich mich um Süßes streiten kann. Der Max, mit dem ich über alles plaudern kann. Der Max, den ich auch mal mitten in der Nacht rausklingeln kann, weil mir urplötzlich einfiel, dass da noch irgendwelche Hausaufgaben zu machen waren, die mir aber nicht mehr einfallen. Der Max, der mit Nao und mir Kai auf den Wecker fällt.“ „Den letzten Punkt kannst du streichen, Tyson“, knurrte Kai neben ihnen mit verschränkten Armen. „Der Max, der mir jetzt Recht geben würde, dass der letzte Punkt der Wichtigste war“, grinste Tyson unter Tränen. Auch dem Blonden liefen inzwischen einige Tränen über das Gesicht, die sich mit den Regentropfen vermischten, doch auch er grinste nun: „Der letzte Punkt war definitiv der Wichtigste.“ Dass sich neben ihnen etwas zusammenbraute, war den Beiden im Moment schlichtweg egal. Sie blickten sich gegenseitig an. „Ich verspreche dir, dass ich ab sofort wieder der Max bin. Und sollte ich jemals wieder so einen Mist bauen, tritt mir gefälligst eher in den Arsch“, sagte der Amerikaner. Sein Gegenüber musste leicht lachen, bevor Max ihm die Hand in Brusthöhe reichte: „Beste Freunde?“ „Nein...“, kam knapp von Tyson. Max sah ihn enttäuscht an. Doch dann grinste Tyson breit und packte sein Hand: „Beste Freunde für immer!“ Auch Max grinste nun, bevor sie sich wieder brüderlich umarmte. Immer werden wir so bleiben Jung und frei und schön, wir beide Stehen auf der guten Seite Jahr für Jahr Immer werden wir so bleiben Lachen über schlechte Zeiten Deine Schmerzen sind auch meine Jahr für Jahr „Hach, wie herzzerreißend“, verkündete Hilary seufzend an der Tür. Kenny nickte, während Naomi grinsen musste, was nicht zu letzt daran lag, dass Kai immer noch kaltherzig dreinblickend neben den beiden neuen alten Freunden stand. Kyko jedoch beobachtet das Ganze nur teilnahmslos. Im selben Augenblick kam Mrs. Subashi aus dem oberen Stockwerk und schaute verwundert zu der kleinen Gruppe an der Tür und dann zu den Vieren, die draußen im strömenden Regen standen: „Meine Güte, was machen die denn da draußen bei dem Wetter?“ „Schlammcatchen“, antwortete Naomi. „Das brauchen die Jungs als Ausgleich.“ „Na dann sagt ihnen mal, dass das Abendessen gleich fertig ist“, die Gastgeberin verschwand in der Küche. Kyko hingegen sah skeptisch zu dem blonden Mädchen neben sich. Dieses bemerkte das: „Was? Sollte ich deiner Mutter vielleicht sagen, dass sie sich prügeln? Was würde sie denken?“ Die Rothaarige rümpfte die Nase: „Dass du sie nicht richtig erzogen hast.“ „Das sind nun mal schwere Fälle“, witzelte die Andere. „Wohl wahr.“ Auch Hilary musste grinsen, „Jungs, es gibt gleich Essen! Kommt rein!“, rief Kenny währenddessen. Doch sie hörten nicht. „Und wo die Ehe jetzt gerettet ist...“, kaum hatten Max und Tyson sich wieder gelöst, legte Kai beiden je einen Arm um den Hals und grinste fies, „...sieben Runden am Sonntag für Tyson, für die noch fehlenden Runden von heute und den Ausraster eben und fünf für Max für sein Fehlverhalten der letzten Tage.“ Tyson sah Max an, während Kai sie wieder losließ: „Wieso habe ich das geahnt?“ „Keine Ahnung“, kam es ironisch von seinem Freund. „Leute, jetzt kommt endlich rein!“, rief nun Hilary energisch vom Haus aus. Tyson und Max grinsten sich noch einmal breit an, ehe sie zum Gebäude hasteten. Kai schüttelte schmunzelnd den Kopf und folgte ihnen dann zusammen mit Ray, der das ganze ebenfalls amüsiert mit angesehen hatte. Sie hatten gerade ihre völlig verschlammten Schuhe ausgezogen, als Hilary sich vor ihnen aufbaute. „Ihr seht aus wie Schweine! Ab nach oben: waschen und umziehen!“, fuhr sie Tyson und Max an, die beide von oben bis unten eingedreckt waren. Die Beiden wichen ängstlich zurück, als Hilary sie bedrohlich anfunkelte, bevor sie gemeinsam die Treppe hinaufrasten. Die Anderen beobachteten das Ganze perplex, als das braunhaarige Mädchen sich nun vor Ray und Kai stellte, die ebenfalls pitschnass waren, aber nach wie vor dastanden. „Das gilt auch für euch!“, fauchte Hilary sie zornig an und deutete die Treppe hinauf. „Abmarsch!“ Sie wirkte so furchteinflößend, dass nicht nur Ray, sondern auch Kai augenblicklich gehorchte und beide nach oben gingen. Hilary folgte ihnen, drehte sich jedoch am Fuße der Treppe noch mal zu den Dreien, die als einzige trockenen Fußes waren, dafür aber drein blickten, als hätten sie Außerirdische gesehen, und lächelte friedlich: „Bis gleich.“ Damit verschwand auch sie im oberen Stockwerk, um sich umzuziehen. „Sie macht mir jedes Mal aufs Neue Angst, wenn sie das tut“, sagte Kenny leise, während er, genau wie die beiden Mädchen neben ihm, weiterhin fassungslos die Treppe hinaufsah. Naomi nickte: „Nicht nur dir.“ „Immerhin, ihre Erziehungsmethoden scheinen zu funktionieren“, sagte Kyko ungläubig, „wenn sogar Kai spurt.“ „Ihr kann er ja auch kein Kontra in Form von Strafrunden oder so geben“, sagte Naomi. „Aber selbst wenn er es könnte... die ist in solchen Situationen immer so angsteinflößend, da gehorcht jeder.“ „Und ich bin jedes Mal froh, dass ich schon erzogen bin“, seufzte Kenny erleichtert, bevor sich die drei in die Küche begaben, um beim Vorbereiten des Abendessens zu helfen. _____________________________________________________________ Man glaubt es kaum, endlich mal wieder ein Songtext. Wieder Juli - Wir Beide... musste die Lyrics zwar etwas abändern, weil Max und Ty ja immer noch 'Männchen' sind, aber ansonsten finde ich ihn sehr passend für die Beiden ^^ Allerdings sollte ich mal bei der Bandauswahl vielfältiger werden... ich kenne schließlich genug... hmm... Oo Kapitel 22: Little things ------------------------- Aloha =3 Endlich geht's weiter. Ich weiß, einige meinen ich würde immer so schnell weiter schreiben, aber mir kommt eine Woche schon lange vor. Und nur weil andere Monate brauchen... <___<' Oder soll ich langsamer schreiben? Also falls ihr befürchtet, die FF könnte sonst so schnell zu Ende sein: Keine Sorge, da kommt noch so einiges. >< Wo ich darauf zu sprechen kommen, dass ihr fast alle so scharf drauf seid, dass Ty und Hilary endlich zusammenkommen. Leute, wie sieht das denn aus, wenn die hier alle wie in einer Kettenreaktion zueinanderfinden? ^^' Die beiden befinden sich schließlich schon seit Jahren im jetzigen Zustand und sind sich eigentlich nicht wesentlich näher gekommen als sonst auch. ;P ... und die FF ist wirklich noch längst nicht zu ende. ;D Und danke für schon wieder so viele Kommis... Ich finde das total geil *___* Viel Spaß beim Lesen! ^___^ _____________________________________________________________ Hilary betrat das Esszimmer, wo Kenny, Kyko, ihre Eltern, Naomi und auch Kai inzwischen am Tisch saßen und warteten. „Toll, und wo ist der Rest?“, fragte sie beim Anblick des Blauhaarigen. „Noch nicht wieder aufgetaucht“, antwortete Kenny. Kyko grinste: „Wahrscheinlich hast du ihnen eben so Angst gemacht, dass sie jetzt weinend in ihren Betten liegen.“ Hilary verzog ironisch das Gesicht, bevor Naomi ihr die Frage ernsthaft beantwortete: „Du weißt doch, dass Ray bei seinen Haaren länger braucht bis die trocken sind. Und dass Tyson und Max trödeln ist auch nichts Neues.“ Die Braunhaarige ließ sich seufzend auf ihren Stuhl sinken: „Auch wieder wahr.“ Nach einigen Minuten traf dann jedoch endlich Ray ein. „Entschuldigung, dass ihr warten musstet“, sagte er höflich und setzte sich ebenfalls. Mr. Subashi blieb freundlich wie immer: „Oh, das macht doch nichts.“ „Na wenigstens besitzt du immer so viele Manieren, dass du dich entschuldigst“, gab Naomi lachend von sich. „Ich wette Max und Tyson stolpern hier gleich einfach so rein.“ „Hauptsache sie kommen heute überhaupt noch“, moserte Hilary. „Ich habe Hunger.“ „Vielleicht flennen sie oben wirklich ihre Kissen voll“, schmunzelte Kai. Doch im selben Augenblick standen Max und Tyson in der Tür und verbeugten sich, während von Max kam: „Wir bitten vielmals um Verzeihung, dass wir Sie alle so lange warten ließen.“ „Es wird nicht wieder vorkommen“, ergänzte Tyson. Die am Tischsitzenden beäugten sie ungläubig. „Wollt ihr uns jetzt veralbern?“ Hilarys Gesichtszüge drohten zu entgleisen. „Ihr beide seid unmöglich. Benehmt euch gefälligst!“ Um das ganze auf die Spitze zu treiben salutierten die Beiden im Türbogen: „Ja wohl, General Hilary!“ Während am Tisch bereits das erste Kichern zu vernehmen war und Hilary verzweifelnd den Kopf hängen ließ, rümpfte Ray die Stirn: „Was habt ihr mit euren Haaren gemacht?“ Auch die Anderen sahen ihre glattgekämmten Frisuren mit Seitenscheitel argwöhnisch an. „Oh, wir dachten uns, das wirkt manierlicher“, erklärte Tyson. Max fügte hinzu: „Wir wollen ja schließlich einen guten Eindruck machen.“ „Ah ja...“, kam es skeptisch von Ray, während sich Naomi und Kyko bereits göttlich amüsierten und auch Kykos Mutter lachen musste. „Ihr habt echt einen Vollschaden“, sagte Kai nun beiläufig. „Ach, jetzt wo du es sagst...“, anstatt seinen Satz zu beenden, eilte Tyson gefolgt von Max zu seinem Teamleader. Beide blieben hinter ihm stehen und umarmten ihn parallel unter den ungläubigen Blicken der Anderen. „Wir sind so froh, dass du unser Teamleader bist, Kai“, kam es in gespielt weinerlicher Tonlage von Tyson. Auch Max jammerte: „Dank Hilary wissen wir jetzt wieder, was wir an dir haben.“ Kais Mimik jedoch verzog sich finster, während er aus dem Augenwinkel zu Naomi neben sich sah: „Nao, nimm sie von mir weg, bevor ich ausraste.“ Doch seine Freundin sah ihn daraufhin mit glänzenden Augen an und fiel ihm zusätzlich um den Hals: „Wozu? Sie haben doch so Recht.“ Kais linke Augenbraue zuckte gefährlich, während die an ihm Klammernden breit grinsten. Die anderen Anwesenden mussten jedoch bei diesem Anblick lachen, bis die Drei nun doch von ihrem Teamleader abließen, bevor dieser explodierte. „Schön, dass alles wieder beim Alten ist“, sagte Ray glücklich. Kenny und Hilary nickten zustimmend. „Finde ich irgendwie nur minderschön“, knurrte Kai. Die Anderen lachten erneut. Naomi stand dann jedoch auf, stellte sich vor Max und Tyson und zerzauste beiden gleichzeitig die Haare. „So, jetzt ist wieder alles beim Alten“, grinste sie und setzte sich wieder. „Stimmt.“ Auch Max setzte sich an den Tisch. Ebenso Tyson: „Habe mich auch echt unwohl gefühlt mit der Frisur.“ „Mal abgesehen davon, dass es ziemlich bescheuert aussah“, merkte Kyko an. „Ihr lauft Beide zehn Runden. Und Nao begleitet euch für drei“, kam es nun noch von Kai. „Nur, damit auch wirklich wieder alles beim Alten ist.“ Die Drei zogen wieder lange Gesichter zur Belustigung der Anderen. Endlich konnte das Abendessen beginnen und so harmonisch verlaufen wie seit längerem nicht mehr. Es ging auf zehn Uhr zu und Kai und Naomi steuerten ihr Zimmer an, als Ray aus seinem eigenen kam. „Wollt ihr schon schlafen gehen?“, fragte er verwundert, weil er davon ausgegangen war, dass beide noch unten mit den Anderen im Wohnzimmer sitzen würden. „Das auch“, antwortet Kai und sah das Mädchen neben sich an, „und Nao wollte mir noch was sagen.“ „Wollte ich das?“, fragte sie irritiert. Er nickte: „Na das mit Tyson und dir Montagnacht. Ich weiß immer noch nicht was da passiert ist, weil vorhin das Spektakel vor dem Haus dazwischen kam.“ Während Naomi blass wurde, weil ihr plötzlich wieder einfiel, dass sie ja dabei gewesen war ihm von der Sache zu erzählen, lachte Ray: „Das mit Tyson und dir Montagnacht klingt gut - als hätten die Beiden eine Nummer geschoben.“ „Ray, hör auf!“, kam es wütend und peinlich berührt von ihr. „Mach' es nicht noch schlimmer!“ Doch der Schwarzhaarige amüsierte sich weiter, während Kai skeptisch von ihm zu ihr blickte: „Langsam fange ich aber auch an zu glauben, ihr hättet da was zusammen gehabt.“ Naomi wendete sich von den Beiden ab, während sie knallrot wurde: Hatte Ray das sagen müssen? „Aber so dumm ist Tyson nicht. Der weiß, dass ich ihn in Stücke reißen würde. Wobei“, Kai stockte kurz und sah dann wiederum zu Naomi, „heute beim Pool...“ Ray lachte erneut: „Nein, Kai, keine Sorge zwischen den Beiden läuft nichts.“ „Und was war da dann so tragisch, dass man es mir nicht sagen kann?“, knurrte der Russe. „Na ja...“, Ray blickte zu Naomi, die weiterhin wie angewurzelt dastand und sie nicht ansah, „Nao?“ Kurze Stille bevor sie eine Antwort gab: „Wo du eh schon fast dabei warst... Erzähl es ihm! Ich warte so lange darauf, dass mich der Erdboden verschluckt.“ Damit verschwand sie schnurstracks in ihrem Zimmer. Die beiden Jungen sahen ihr nach. „Irgendwie finde ich es schon niedlich, wie sie sich verhält“, schmunzelte Ray. „Würde ich vielleicht auch, wenn ich wüsste, warum sie es tut“, seufzte Kai. „Im Moment finde ich es einfach nur eigenartig.“ „Sie und Tyson haben Max und Kyko beim Sex im Keller erwischt. Zumindest haben sie die Beiden gehört“, erzählte der Andere kurz und knapp. „Daher auch Tysons Umräumaktion im Trainingsraum.“ „Ach und wegen so was stellt man sich so an und rennt dauernd vor mir weg?“, Kai kratzte sich im Nacken. „Ich meine, so was kann jedem passieren.“ „Sie rennt vor dir weg?“, fragte Ray verdutzt. „Wenn wir alleine auf dem Zimmer sind und ich das Thema anschneide, ja“, seufzte er. „Oh weia“, Ray musste grinsen, „die Arme.“ „Die Arme? Ich Armer. Ich komme mir vor wie ein Idiot, wenn sie das tut“, kam es zähneknirschend von Kai. „Du musst sie verstehen, sie...“, der Chinese stoppte. „Ja? Ich höre?“, bohrte der Blauhaarige nach. „Das kann ich dir jetzt nicht sagen“, winkte Ray ab. Doch Kai verzog das Gesicht, da ihm schwante, was sein Gegenüber sagen wollte: „Sag nicht, sie hat jetzt Angst davor, dass ich...“ Ray antwortete ihm bereits, bevor er die Frage überhaupt zu ende formuliert hatte: „Doch, hat sie. Wobei das wohl weniger mit dir zusammenhängt. Egal wer ihr Freund ist, sie würde sich bei jedem gerade so aufführen. Auf den Grund solltest du eigentlich von ganz alleine kommen.“ Kai sah ihn kurz fragend an, bevor sein Blick verkündete, dass der Groschen gefallen war: „Sie ist noch...“ Ray blickte ihn lediglich zuversichtlich an: „Schön, dass wir uns gerade ohne viele Worte verstehen. Ich habe jedenfalls nichts gesagt und bin dann mal unten bei den Anderen.“ Mit einem Wink drehte er sich um und ging zur Treppe. „Ist aber für mich immer noch kein Grund wegzulaufen“, gab Kai kühl und etwas lauter von sich, während sie zuvor recht leise gesprochen hatten. Ray blickte noch einmal zu ihm hinüber, während er bereits auf der obersten Treppenstufe stand: „Sei nicht so unsensibel!“ Damit verschwand er ein Stockwerk tiefer. „Sei nicht so unsensibel!“, wiederholte Kai Rays Worte in Gedanken. „Für mich ist es nun mal kein Grund. Aber nein, ich bin ja der Eisklotz. Da hilft nur wegrennen.“ Er seufzte, bevor er sich seinem Zimmer zuwendete, dieses betrat und beiläufig das Licht einschaltete, während er die Tür schloss. Was er dann vorfand verschlug ihm jedoch die Sprache: eine Spur aus Naomis Anziehsachen führte vom Bad bis zu ihrem Bett. Dies sagte ihm, dass sie sich in Windeseile umgezogen haben und unter die Bettdecke gekrochen sein musste und sich nun schlafend stellte, da dort eine Erhebung zu sehen war, die nur durch eine zusammengerollte Naomi entstehen konnte, die gerade keinen Mucks von sich gab. Er ging auf das Bett zu und blieb davor stehen: „Nao?“ Doch sie reagierte nicht auf das leise Ansprechen seinerseits, weshalb er wenig später die Bettdecke hochhob. Und wie vermutete: Darunter hatte Naomi sich in ihrem Nachthemd so klein wie möglich gemacht und die Augen geschlossen. Aber da sie diese deutlich sichtbar zu kniff, war ebenso offensichtlich, dass sie wach war. „Du schläfst doch gar nicht“, sagte er. Da entriss sie ihm ohne die Augen zu öffnen die Bettdecke wieder und verbarg sich erneut darunter. Er setzte sich seufzend auf die Bettkante: „Was soll das jetzt? Findest du das nicht ein bisschen albern?“ „Du willst dich doch eh nur über mich lustig machen“, murmelte sie unter der Decke. Er zog die Bettdecke wieder weg, um sie ansehen zu können: „Warum sollte ich mich über dich lustig machen?“ Sie blieb weiter zusammengerollte auf der Seite liegen, blickte nun jedoch starr geradeaus zum Fenster und klammerte sich mit einer Hand an das Bettlaken. Tränen bildeten sich in ihren Augenwinkeln, bevor sie antwortete: „Du weißt genau warum.“ „Weil du noch Jungfrau bist?“, fragte er neutral. Sie antwortete nicht. Er blieb ruhig: „Was ist daran denn lustig oder schlimm?“ Sie richtete sich auf und sah ihn nun fassungslos an: „Was daran schlimm ist? Ich komme mir vor wie ein kleines dummes Kind, weil ich Angst davor habe, während jedes andere...“ Er unterbrach sie: "Während jedes andere Mädchen in deinem Alter schon Sex hatte? Erst einmal bist du nicht andere, sondern du, und zweitens stimmt das sowieso nicht. Und ich weiß nicht, was du von mir denkst, dass du befürchtest, ich würde dich auslachen. Ich hätte es bei dir zwar nie erwartet, weil es genug Jungs gibt, die auf dich stehen, aber deswegen finde ich es weder lachhaft noch schlimm. Ich wünschte nur du würdest mir vertrauen und wegen so etwas nicht vor mir weglaufen. Du darfst das nicht so überbewerten.“ „Aber“, sie sah ihn unsicher an, „willst du denn keinen...?“ Obwohl sie nicht aussprach, verstand er die Frage: „Doch, natürlich. Aber ich würde dich nie dazu zwingen. Und solange du es nicht willst und noch Zeit brauchst, ist das für mich okay. Außerdem bin ich nicht mit dir zusammen, weil ich mit dir schlafen will, Nao.“ Sie blickte zur Seite, woraufhin er ihren Kopf jedoch sanft zurück drehte und ihr in die Augen sah: „Ich bin es, weil du mir das Gefühl gibst, dass mich jemand braucht und ich dich liebe.“ Tränen kullerten über ihre Wangen, bevor sie sich ruckartig an ihn klammerte: „Es tut mir so leid. Wieso mache ich nur alles falsch in den letzten Tagen?“ Er schloss seine Arme um sie: „Es liegt nicht an dir. Für uns beide ist die Situation wahrscheinlich einfach noch zu neu, um richtig damit umzugehen. Wir müssen... einfach noch einiges lernen.“ Sie sah zu ihm auf: „Aber ich liebe dich doch.“ Kai blickte ihr erneut in die Augen: „Ja, seit Kurzem. Vorher war ich vier Jahre doch nur die gefühlskalte Tiefkühltruhe bei dir. Schon vergessen?“ „Nein“, sie schmunzelte. „Siehst du?!“, sagt er liebevoll und strich ihr die Tränen weg. „Und ich habe bis jetzt gebraucht, um mich überhaupt... das erste Mal zu verlieben.“ Naomi spürte, wie schwer es ihm noch fiel, überhaupt von Liebe zu sprechen. Mindestens genauso schwer, wie es ihr fiel, über Sex zu reden. Er hatte Recht: Sie mussten beide noch lernen... viel lernen. Doch gemeinsam, würden sie es hinbekommen, solange sie sich gegenseitig ergänzten. Sie streckte sich zu seinem Kopf hoch, bevor sie ihn liebevoll küsste und sich dann wieder von ihm löste. „Keine Geheimnisse solcher Art mehr?“, fragte er, als sie ihm nun wesentlich ruhiger wieder gegenüber saß. Sie schüttelte den Kopf ohne etwas zu sagen und lächelte stattdessen, da sie froh war, dass er Widererwarten so verständnisvoll war. Auch er lächelte sanft, was sie noch glücklicher machte, bis seine Hände sich plötzlich auf ihr Dekolleté zu bewegten, sie dies nun wieder verunsichert beobachtete und sie sogar etwas zurückwich, jedoch innehielt, als Kai nach dem Band am Ausschnitt ihres Nachthemdes griff und dieses wieder zu einer Schleife band, wie es eigentlich sein sollte. Sie sah ihn verlegen an, während er skeptisch den Kopf schüttelte, weil sie wieder hatte ausweichen wollen. Als die Schleife wieder ordnungsgemäß gebunden war, wollte er seine Hände wieder wegnehmen, doch Naomi hielt sie fest, wo sie waren, lehnte sich nach vorne und küsste ihn erneut. Er erwiderte den Kuss kurz, befreite sich dann aus ihrem Griff und sah sie wieder an: „Schlafen?“ Ein ungläubiger Blick von ihr folgte, weshalb er nun schmunzeln musste: „Jeder in seinem Bett?!“ Sie nickte mit einem Lächeln. „Redest du heute nicht mehr?“, fragte er nun skeptisch. Diesmal ein Kopfschütteln von ihr. „Auch gut“, kam es nun wieder in gewohnter Tonlage von ihm, „muss ich mir keine Widerworte anhören.“ „Ich gebe dir nie welche!“, platzte es aus hier heraus. Er lachte: „Und was war das? Außerdem wolltest du doch nicht mehr reden.“ „Ach, verdammt“, fluchte sie. Kai erhob sich lachend und beugte sich dann noch mal zu ihr hinab: „Gute Nacht, schlaf gut!“ „Du auch!“, sie zog ihn noch ein letztes Mal zu sich, um ihn zu küssen und dann unter die Bettdecke zu kriechen, bevor er ins Bad ging, wenig später das Licht ausschaltete und sich ebenfalls schlafen legte, während das Gewitter draußen endlich vorüber war, es aber immer noch hörbar stark regnete. Währenddessen saßen die Anderen noch unten im Aufenthaltsraum. Kenny gähnte: „Ich gehe auch mal ins Bett. Gute Nacht, Leute!“ „Nacht, Chef!“, antwortet Max und der Braunhaarige verließ den Raum. Hilary blickte ihm hinterher, bis sie sicher war, dass Kenny im oberen Stockwerk angekommen war und wendete sich dann an die Anderen: „Jetzt wo er weg ist: Sollten wir nicht mal langsam anfangen die Party für ihn zu planen?“ „Hmm, ja eigentlich schon. Aber jetzt sind Kai und Nao ja schon abgedampft“, antwortet Max. „Stimmt. Um Kai ist es zwar jetzt nicht so tragisch, aber Nao sollte schon dabei sein, oder?“, kam es von Kyko. Der Blonde neben ihr seufzte: „Na ja, von Kai müssen wir uns ja erst wieder alles Mögliche absegnen lassen.“ „Also müssen wir das wohl noch mal verschieben.“ Tyson erhob sich. „Ich gehe an der Matratze horchen. Bin müde von der vielen Rennerei heute.“ „Hast du dir doch selber eingebrockt“, kam es von Hilary. „Bla...“, gab er nur gleichgültig von sich. „Kommst du mit, Maxie?“ „Jo“, bekam er zur Antwort. Max küsste Kyko noch kurz, bevor er und Tyson den Anderen ein „Gute Nacht!“ zuwarfen und ebenfalls nach oben gingen. „Toll, und jetzt?“ Die Rothaarige legte den Kopf schief. „Wird langsam sehr leer hier.“ „Keine Ahnung, aber ich gehe auch ins Bett“, sagte Hilary und stand auf. „Uh, dann bin ich ja mit Ray ganz alleine“, strahlte Kyko und blickte zu dem Schwarzhaarigen. „So lange Max dabei ist, scheint er für sie der Einzige zu sein, aber sobald er es nicht mehr ist, macht sie sich sofort wieder an Ray ran. Da frage ich mich doch wirklich, ob sie es überhaupt ernst meint“, dachte Hilary nach Kykos Aussage. Ray jedoch schien sich nicht viele Gedanken darüber zu machen. Er grinste lediglich: „Ich glaube, da muss ich dich enttäuschen, weil ich mich jetzt auch nach oben verziehe.“ „Och man“, gab sie geknickt von sich. „Tut mir leid, aber ich bin doch ziemlich müde“, reagierte er sachlich. „Komm, gehen wir ins Bett.“ Hilary deutete ihr, dass sie mit hochkommen sollte, was sie letztendlich auch tat. Ray schaltete das Licht aus und folgte den Beiden, ehe sich ihre Wege im ersten Stock trennten. Hilary ließ sich auf ihr Bett sinken und zog ihre Strümpfe aus, während Kyko am Spiegel stand und ihre Haare bürstete. „War das heute ein stressiger Tag“, seufzte die Braunhaarige. „Hmm“, kam es nur unscheinbar von der Anderen. „Schade, dass Ray schon schlafen wollte.“ Hilary legte die Stirn in Falten, während Kyko ihre Bürste nun beiseite legte, das Zimmer wieder verließ und nach nebenan ins Bad ging. „Ich rede davon, wie stressig der Tag war, an dem ihr Freund sich mit seinem besten Freund endlich wieder versöhnt hat und sie redet nur von Ray? Will die mich veralbern? Das hat sie gestern schon gemacht“, dachte Hilary. Kykos Verhalten kam ihr inzwischen äußerst suspekt vor. Doch letzten Endes kam sie zu dem Schluss, sich wahrscheinlich mal wieder in etwas hinein zu steigern. Somit beendete sie ihre Grübelei und wartete auf Kykos Wiederkehr, damit sie endlich ins Bad konnte. Über Nacht verzog sich das Unwetter gänzlich, weshalb der Vorplatz des Hauses am Vormittag in der Sommersonne wieder genug getrocknet war, um als Trainingsplatz zu dienen. „Ach man, Tyson, weniger Schwung hätte es auch getan“, seufzte Naomi, nachdem der Blauhaarige ihr Beyblade mit einem heftigen Schlag aus der Arena befördert hatte, dieses über den halben Platz geschossen, in der Nähe von Ray gegen einen Baum geprallt war und dort nun auf dem Boden lag. Er lachte: „Ich wollte es eigentlich noch weiter weg bis in den Wald hineinbefördern.“ Sie verzog ironisch das Gesicht und trottete dann los, um es zurückzuholen. „Das geht auch schneller, Nao“, hörte sie Kai aus einiger Entfernung rufen. „Tzz“, rief sie zurück, „wieso muss ich gerade eigentlich die ganze Zeit über Zielscheibe für Tysons Angriffstraining spielen?“ In der Zwischenzeit hob Ray Driston auf und reichte ihn ihr, als sie bei ihm ankam. Dankend nahm sie ihn entgegen. „Weil Chef deinen Angriffsring eh schon wieder auswechseln muss“, antwortet Kai kühl. Naomi blickte auf ihr Blade, das tatsächlich einen ziemlich demolierten Angriffsring aufwies, und dann wieder grimmig zu ihm: „Erinnere mich daran, dass ich es nicht mehr so offen auf dem Nachttisch rumliegen lasse, wo du es sehen kannst!“ Er antwortete nicht. „Wie süß, der erste Ehekrach“, witzelte Ray leise, sodass nur sie ihn hörte. „Haha.“ Sie wollte wieder zu Tyson zurückkehren, als er sie am Arm zurück- und zu sich hinzog. Sie sah ihn fragend an, worauf er sich erkundigte: „Wie hat er eigentlich gestern Abend auf dem Zimmer reagiert?“ „Kai?“, fragte sie. „Nein, der Dalai Lama. Natürlich, Kai! Oder wohnen bei euch noch mehr Leute mit im Zimmer?“, erwiderte er. „Öhm... es war okay“, sagte sie ruhig. „Was? Das mit Montagnacht?“, wollte der Chinese weiter wissen. „Ja, und auch der Rest. Du hattest wie immer Recht: Ich habe mir zu viele Gedanken gemacht“, gab sie zu. Er grinste, da er sich bestätigt fühlte. Sie versuchte von ihm loszukommen: „Und jetzt lass mich gehen, sonst bekomme...“ Aussprechen konnte sie jedoch nicht, da Kai bereits erneut rief: „Nao, du sollst keine Teeparty mit Ray veranstalten, sondern trainieren!“ „...ich wieder den Anschiss“, beendete sie ihren Satz nun grummelnd. Der Schwarzhaarige ließ sie los und sie ging zurück auf ihren Platz, um ihr Beyblade erneut Tysons Attacken auszusetzen. „Draciels Spin ist jetzt um die Hälfte abgefallen“, verkündete Dizzy währenddessen auf der Veranda. Kenny sah von seinem Laptop auf: „Kai?“ Der Teamleader drehte sich zu ihnen und zog an der Reißleine seines vorbereiteten Starters, sodass Dranzer mit voller Wucht auf das grüne Beyblade vor ihm stieß. „Und?“ Max sah neugierig zu Kenny, der wieder auf den Bildschirm blickte. Der Braunhaarige schien sichtlich zufrieden: „Wie erwartet: Dank der neuen Basis verliert dein Blade kaum noch an Spin.“ „Super“, grinste Max, „dann bin ich bald unbesiegbar.“ „Da hast du aber noch einen weiten Weg vor dir“, sagte Kai und nutzte Max’ kurze Unaufmerksamkeit, um sein Beyblade aus dem Gleichgewicht zu bringen, so dass es hochgeschleudert wurde, sich einige Mal überschlug und dann bewegungslos vor ihnen liegen blieb. „Das war unfair“, kam es von Hilary, die neben Kenny und Kyko auf den Stufen der Veranda saß. Doch Kai war es in diesem Fall natürlich egal. Hilary blickte zu Kyko, während Max Draciel wieder neu startete. Sie hatte gedacht, dass sie dem vielleicht zustimmen würde, aber stattdessen wendete sie ihren Blick von den Geschehnissen vor ihnen ab und beobachtete Ray, der Driger durch einen Parcours aus Bechern navigierte. Hilary sah zu Max, doch dieser war zu sehr darauf fixiert, nicht erneut von Kai ausgeknockt zu werden, als dass er jetzt auf irgendetwas anderes achtete. Sie blickte noch mal kurz auf Dizzy, die erneut Draciels Werte maß und ein daraus resultierendes, für sie unverständliches Wirrwarr aus Daten anzeigte, bevor sie aufstand und zur Beyarena hinüber ging, wo Tyson gerade wartete, dass Naomi wiederkehrte, die erneut ihr Blade zurückholen musste. „Wird die Treppe unbequem?“, fragte Tyson, als sie nun bei ihm angekommen war. „Nein“, antwortete sie, „aber sag mal, bilde ich mir das nur ein oder ist Max Kyko gar nicht so wichtig, wie sie ihm?“ „Hmm?“, er blickte sie fragend an. „Na, erst bleibt sie einfach seelenruhig im Trocknen stehen, während du ihren Freund im strömenden Regen zu Boden reißt. Dann flirtete sie dauernd mit Ray, wenn Max nicht dabei ist. Und wenn wir abends alleine auf dem Zimmer sind redet sie auch nur von Ersterem. Und jetzt beobachtet sie auch ihn und nicht Max“, erklärte sie. Tyson schaute nun ebenfalls zu Kyko und folgte ihrem Blick: Wie Hilary sagte, fiel dieser auf Ray, während Max keine zwei Meter von ihr entfernt trainierte. Er richtete seinen Blick wieder auf sie: „Sicher, dass du dich da nicht in etwas hineinsteigerst?“ „Ich habe keine Ahnung. Bin keine Expertin auf dem Gebiet“, nuschelte sie. Der Blauhaarige sah sie skeptisch an: „Und dann kommst du zu mir?“ „Entschuldige, aber Max ist nun mal DEIN bester Freund“, konterte sie. „Ja, aber...“, er stockte, als Naomi keuchend neben ihnen stand. Die Beiden sahen sie verwirrt an: Ihre Haare waren zerzaust und einige Blätter hingen darin fest, während sie in einer Hand ihr Blade umklammerte. Sie schnaufte: „Tyson, wenn du Driston noch einmal so ins Dickicht schleuderst, dass ich ihn fast nicht wiederfinde, nehme ich dir irgendwann Dragoon weg und lege ihn vor das Rad eines parkenden Autos!“ Tyson grinste verlegen: „Sorry, wollte ich nicht.“ Naomi sah ihn weiter wütend an, bis Hilary plötzlich angeekelt auf ihren Kopf deutete: „N... Nao...“ Sie sah sie verwundert an: „Was?“ „Eine Sp... inne“, kam es abgehackt von ihr. Das blonde Mädchen wurde blass, bevor es ängstlich die Augen zu kniff und versuchte halbwegs ruhig zu bleiben: „Wuah, macht sie weg!“ Tyson zog das Krabbeltier aus ihren Haaren und hielt es ihr hin: „Bitte!“ Sie wich zurück: „Geh mit dem Ding weg!“ Er wendete sich an Hilary: „Willst du sie?“ Doch auch sie machte einen Schritt nach hinten: „Nein, danke!“ Tyson sah mitleidig das achtbeinige Tier auf seiner Hand an: „Armes kleines Spinnchen, niemand will dich.“ „Tyson, Nao! Trainieren!“, hörten sie im selben Augenblick wieder Kai leicht sauer hinüber rufen. Der Junge bei der Beyarena blickte aus dem Augenwinkel kurz zu ihm und bückte sich dann, um das Tier wieder laufen zu lassen: „Falls du gigantische Verwandte hast: Schicke sie mal vorbei! Ich weiß, wer die will.“ _____________________________________________________________ Es passte wieder so wenig *grummel* Ich hätte am Anfang mein max. Wörterlimit höher ansetzen sollen. xD Na ja, dann halt beim nächsten Mal =3 Kapitel 23: Fun is the motto ---------------------------- Aloha... da bin ich wieder mit Nachschub. =D Tut mir leid, aber da auch meine Betaleserin gerade im Urlaub ist, muss ich beim Hochladen bis zum nächsten WE etwas langsamer machen. *nur ein Kapi noch in der Hinterhand hab* Ich weiß, ich bin dann immer noch schneller als so manch andere/r Autor/in. Wie immer aber Danke für alle Kommis zum letzten Kapiteln ^o^ Und viel Spaß mit diesem hier! :D _____________________________________________________________ Am Nachmittag wurde von der gesamten Truppe der Swimmingpool, den Mr. Subashi nach dem schweren Unwetter der letzten Nacht gesäubert hatte, wieder in Beschlag genommen. Während die Anderen Wasserball spielten, lag Kai aufgrund seiner Verletzung in T-Shirt und Badehose auf einem der Liegestühle unter dem großen Sonnenschirm auf der Terrasse, hörte Musik mit seinem MP3-Player, hatte die Augen geschlossen und ließ die Welt einfach gerade mal Welt sein. Irgendwann kletterte Kyko aus dem Becken: „Ich brauche mal eine Pause. Maxie kannst du mir noch mal den Rücken eincremen?“ „Das fragst du noch?!“, gab er breit grinsend zur Antwort und folgte ihr aus dem Wasser hinüber zu einer der Liegen, wo sie sich auf dem Bauch niederließ, während er nach der Flasche mit der Sonnencreme griff, bevor er begann sie einzureiben. Tyson schwamm zu Hilary hinüber, die sich in einer ruhigen Ecke an den Beckenrand gelehnt hatte, um eine Pause einzulegen, während Naomi ebenfalls das Becken verließ, um was zu trinken und Ray sich auf dem Rücken und Kenny sich auf dem Wasserball treiben ließen. Der Japaner nickte zu Kyko und Max hinüber: „Hast du dir nicht doch etwas zu viele Gedanken gemacht?“ Hilary hat die Beiden ebenfalls beobachtet und nickte: „Ja, wahrscheinlich schon.“ „Na also. Sieh nicht immer in jedem Krümel gleich einen Weltuntergang!“, grinste er. „Ja, ich weiß, ich bin immer viel zu skeptisch“, seufzte sie. In der Zwischenzeit war Naomi auf der Terrasse bei Kai angekommen. Sie bückte sich nach ihrem Handtuch und trocknete sich flüchtig ab, ehe sie sich neben ihn auf die Kante der Liege setzte und nach ihrer Wasserflasche griff. Er zog die Kopfhörer aus seinen Ohren und öffnete die Augen. Der Blauhaarige musterte sie kurz und meinte dann: „Da macht man fünf Minuten die Augen zu und kaum macht man sie wieder auf, sitzt plötzlich so eine schöne Frau im Bikini neben einem. Das hat bisher noch nie geklappt.“ Sie setzte die Wasserflasche wieder ab und blickte ihn an: „Wenn du dich öfters mal so entspannen würdest, wäre das vielleicht anders.“ „Komme ich ja nie zu bei dem Chaosverein hier“, antwortete er. Sie lächelte, stellte ihre Flasche wieder weg und beugte sich zu ihm hinab, um ihn zu küssen, während er seine Hände hinter seinem Kopf vorzog und sie auf ihren Rücken legte, über den einige Wassertropfen liefen, die von den Spitzen ihrer hochgesteckten Haare zuvor in ihren Nacken gefallen waren. Wenig später lief Max zurück zum Pool, nachdem er Kyko gründlich eingecremt hatte. Er rannte über das Sprungbrett und landete mit einem lauten Jauchzer und einer Arschbombe wieder im Pool, weshalb Kenny vom Ball rutschte und auch Ray erschrocken seine entspannte Haltung verließ, nachdem Beide die von Max ausgelöste Springflut in vollem Ausmaße abbekommen hatten. „Da bin ich wieder!“, grinste der Amerikaner breit, als er wieder aufgetaucht war. Ray und Kenny sahen ihn grimmig an: „Haben wir gemerkt.“ Während das Mädchen neben ihm kicherte, grinste Tyson breit und fragte: „Wollen wir weiterspielen?“ „Ja!“, antwortete Max begeistert und schwamm zu den Beiden hinüber. Ray drehte sich um und rief zu Naomi hinüber: „Nao, komm! Wir wollen weiterspielen!“ Kai ließ von ihr ab und sah sie wieder an: „Ich glaube, da wurde nach dir gerufen.“ Doch diese dachte gar nicht daran jetzt zurückzugehen: „Egal.“ Erneut küsste sie ihn. Die Anderen beobachteten, dass Naomi keine Anstalten machte aufzustehen, bis Ray kopfschüttelnd das Schwimmbecken verließ: „Also ne, so geht das nicht.“ Er ging zu den Beiden unter den Sonnenschirm, wo er Naomi abrupt an den Armen packte und sie sowohl zu ihrem eigenen Erstaunen als auch zu Kais von ihm wegzog, hochhob und sich über die Schulter legte. „Tut mir leid, Kai, aber wir brauchen sie gerade mal“, erklärte Ray lachend, während der Russe immer noch etwasüberrascht dreinblickte, bevor der Schwarzhaarige sich mit ihr wieder auf den Rückweg machte. Naomi streckte ihre Arme verzweifelt nach ihrem Freund aus, während sie sich immer weiter von einander entfernten: „Kaiiiii!“ Doch dieser zuckte daraufhin nur mit den Schultern, steckte die Kopfhörer wieder in die Ohren und lehnte sich erneut zurück. Sie strampelte mit den Beinen und schlug Ray leicht auf den Rücken, während sie jammerte: „Lass mich runter!“ „Gerne“, reagierte Ray nach einigen Metern, wobei er sie ins Wasser warf. Die Anderen lachten, während sie mit bösem Blick wieder auftauchte: „Na warte!“ Er grinste und stieg wieder ins Wasser: „Was, na warte?“ „Das schreit nach Rache!“, sie schwamm hinter ihn und sprang auf seinen Rücken, um ihn unter Wasser zu drücken. Allerdings war eine Niederlage ihrerseits aufgrund seiner körperlichen Überlegenheit vorprogrammiert, sodass er sie mit Leichtigkeit von seinem Rücken zog, indem er ein Stück untertauchte und nach hinten auswich, damit sie kopfüber nach vorne von ihm herunterfiel. Das Lachen der Anderen wurde daraufhin nur noch lauter. „Dann lasst uns weiter spielen“, grinste Max und warf Hilary den Ball zu, die ihn auffing und damit wieder weiter ins Beckeninnere schwamm. „Wartet, wir spielen das jetzt mal ein bisschen anders“, grinste Ray, bevor er unter den fragenden Blicken der Anderen hinter Naomi abtauchte und dann zu ihrem Überraschen mit ihr auf den Schultern wieder nach oben kam. „Oh ja, gute Idee“, grinste nun Max und ging ebenfalls auf Tauchstation. Hilary erschrak, als er wieder an der Wasseroberfläche auftauchte und sie sich auf seinen Schultern wiederfand: „Wuah, Max! Warne mich beim nächsten Mal vor!“ Sie schlug ihm leicht mit dem Wasserball auf den Kopf, bevor sie ihn Naomi zuwarf. Kai öffnete ein Auge etwas und beobachtete das Treiben im Wasser mit einem kleinen Schmunzeln auf den Lippen. Da bemerkte er plötzlich Kyko, die ihr Handtuch auf den freien Liegestuhl neben ihm legte und sich darauf setzte. „Dachte, ich leiste dir mal ein bisschen Gesellschaft“, lächelte sie. Er sagte nichts, sondern schloss seine Augen wieder. Naomis Fingerspitzen verfehlten den Ball knapp, sodass er an der steinernen Poolumrandung landete und dort neben der Leiter liegen blieb. Die Anderen grinsten breit, als Ray nun von ihr angetrieben wurde, er soll sich schneller zum Beckenrand bewegen. Nur Hilarys Grinsen wich plötzlich aus ihrem Gesicht, als sie an den Beiden vorbei zur Terrasse blickte, wo Kyko sich zu Kai gesellt hatte. Sie tippte Tyson auf den Kopf, der neben ihr und Max im Wasser war. Er blickte daraufhin zu ihr hoch, worauf sie zur Terrasse nickte. Der Blauhaarige sah nun in die besagte Richtung. Hilary wartete seine Reaktion ab, doch er zuckte nur gleichgültig mit den Achseln. Im selben Augenblick hörte man Naomi rufen: „Achtung, Hilary, Ball kommt!“ Doch ein leichter Windstoss in diesem Moment sorgte dafür, dass Tyson den Wasserball an den Kopf bekam. „Huch, entschuldige!“, grinste Naomi. Das wollte er aber natürlich nicht auf sich sitzen lassen: „Boah, das gibt’s zurück. Kenny, komm her!“ Er schwamm auf den kleinen Braunhaarigen zu, der die ganze Zeit nur amüsiert zugesehen hatte, dann aber entsetzt wegschwamm: „Ah, nein, ich will nicht!“ „Stop!“, rief sein Verfolger. „Ich brauche wen Huckepack!“ Aber Kenny dachte gar nicht daran, auf Tysons Schultern zu sitzen und mit den beiden Mädchen auf einer Augenhöhe zu sein – das würde ihm nicht gut bekommen. Also flüchtete er weiterhin vor seinem Freund, indem er die Größe des Beckens ausnutzte und immer wieder um die anderen Vier herumschwamm, während Tyson ihm unter den argwöhnischen Blicken der Anderen folgte. Nach einigen Runden ergriff Hilary seufzend den Ball und warf ihn Naomi wieder zu, die ihn dieses Mal fing. Und während die Vier in der Mitte des Swimmingpools wieder Wasserball spielten, schwammen Tyson und Kenny weiter ihre Runden. Irgendwann kam der Kleinere jedoch aus der Puste und schleppte sich zum Beckenrand: „Ich kann nicht mehr. Muss erst mal was trinken.“ Damit kletterte er an Land. Ray tauchte erneut etwas unter, sodass Naomi von ihm runterkonnte und folgte ihm dann: „Ich auch.“ Während die Beiden bereits auf die Terrasse hochgingen, ließ auch Max Hilary wieder hinunter: „Und ich muss mal eben wohin. Bin gleich wieder da.“ Damit machte er sich auf den Weg zum Haus. „Na toll, Zwangspause“, Tyson ließ sich auf dem Rücken treiben. „Du willst aber auch wieder Nonstop durchmachen, oder?“, grinste Naomi. Er grinste zurück: „Klar.“ Hilary jedoch nutzte die Gelegenheit, wo sie gerade nur zu dritt waren und zog ihre Freundin zu sich heran: „Nao, du solltest besser auf Kai und Ray Acht geben.“ Die Blonde sah sie fragend an: „Wie?“ „Na da.“ Hilary drehte Naomis Kopf so, dass sie in Kais Richtung blickte. „Ja und?“, kam es daraufhin von der Anderen. „Kyko macht sich gerade an deinen Freund ran“, erklärte die Braunhaarige. „Sie liegt doch nur da auf der anderen Liege... einen guten Meter von ihm entfernt“, sie löste sich aus ihrem Griff und sah sie wieder an, „und er hört Musik und sieht sie nicht an, geschweige denn, dass er mit ihr redet.“ Hilary verzog das Gesicht: „Trotzdem macht sie sich an ihn ran. Genau wie an Ray gestern Abend. Da warst du nicht mehr dabei. Außerdem gafft sie ihn dauernd an.“ Naomi zuckte mit den Schultern: „Und selbst wenn... Ich musste erst halb sterben, um an Kai ranzukommen. Würde mich sehr wundern, wenn sie es so schafft, seine Aufmerksamkeit zu bekommen. Und Ray ist Mariah so endlos treu – da kommt sie nicht dazwischen.“ „Hast du die Ruhe weg!“, seufzte Hilary. „Na ja, ich finde du steigerst dich da in was rein“, antwortet ihr Gegenüber. Tyson hatte das ganze mitangehört und nickte nun: „Mein Reden.“ „Sie war doch schon total vernarrt in Ray als wir hier ankamen. Wahrscheinlich ist sie das auch immer noch, aber ihr Ein und Alles ist Max“, sagte Naomi. „Aber“, Hilary blickte wieder zur Terrasse, wo Kyko auf der Liege lag, die nicht mehr vom Schatten des Sonnenschirms überdeckt wurde und sich sonnte, „ich habe das Gefühl, jetzt wo sie Max wahrscheinlich rundum ausgekostet hat und es ihr zu langweilig wird, fängt sie an, der Reihe nach mit den Anderen zu flirten.“ Tyson und Naomi blickten sich ratlos an, ehe er grinste: „Dann bin ich sicher der Nächste.“ „Oh, das wird Hilary dann bestimmt verhindern.“ Diese Aussage hätte sie besser für sich behalten, wie Naomi feststellte, als sie daraufhin wie auf Kommando von den anderen Beiden unter Wasser gedrückt wurde. Während Hilary Kyko auch in den kommenden Tagen weiterhin beobachtete und hin und her überlegte, ob sie sich nun in etwas hineinsteigerte oder nicht, und letzten Endes zum dem Schluss kam, dass sie es tat, weil Kyko immer noch die meiste Zeit mit Max verbrachte, hatten dieser, Tyson und Naomi ganz andere Sorgen. So quälten sie sich am Sonntagmorgen schon wieder in aller Frühe aus den Federn, um ihre Strafrunden abzuleisten, nachdem sie am Vorabend alle lange aufgewesen waren und gemeinsam die Party für Kenny geplant hatten – natürlich ohne das Geburtstagskind, das wie immer früh schlafen gegangen war. Doch war das zeitige Aufstehen an sich eigentlich nur ein kleineres Problem, wie sich beim Joggen herausstellte. Tyson, der in der Mitte lief, legte den anderen Beiden plötzlich je einen Arm über die Schultern: „So, Mädels, was machen wir eigentlich an Kennys Geburtstag?“ Max zog die Augenbraue hoch: „Feiern?“ Naomi kopierte ihn und witzelte: „Uns sinnlos besaufen?“ „Das hat dein Kai-Bärchen leider verboten“, kam es von Tyson. „Nenn ihn nicht so“, sagte sie. „Das klingt total nach Softie.“ „Na und? Kai verweichlicht sowieso total seit ihr zusammen seid“, grinste Tyson. „Man hört ihn auf einmal öfters lachen, er lässt einfach mal ohne wirklichen Grund das Training ausfallen und dann gibt er sich neuerdings abends auch noch hin und wieder die Ehre mit uns abzuhängen.“ „Pass auf, demnächst fängt er noch an, uns zu grüßen, wenn er uns auf dem Flur antrifft“, lachte Max. „Dann wird es echt gruselig“, kam es von dem Blauhaarigen, während er die Beiden wieder losließ. „Haha“, gab Naomi ironisch von sich. „Sorgen machen könnt ihr euch, wenn er aufhören sollte euch Strafrunden aufzudrücken.“ Der blonde Junge grinste: „Hoffen wir mal, dass das nicht passiert. Macht ja dann keinen Spaß mehr, ihn zu ärgern.“ „Wo wir wieder beim eigentlichen Thema wären“, schaltete sich Tyson wieder ein. „Ich meinte eigentlich, was wir mit ihm an Kennys Geburtstag machen?!“ „Ach hätte ich mir ja denken können, dass er wieder nicht ungeschoren davon kommen soll“, merkte das Mädchen neben ihm an. Tyson sah sie argwöhnisch an: „Nao, du machst mit! Was wird denn das hier, wenn Kai auf einmal total offen und fröhlich ist und du hier zur Spaßbremse mutierst?“ „Vielleicht praktizieren die Beiden gerade einen allmählichen Rollentausch“, meinte Max. „Ja, bestimmt“, kam es lachend von Naomi. „Quatsch, ich bin doch dabei. War doch nur eine simple Feststellung.“ „Gut, ich hatte schon befürchtet, wir könnten unseren Kindergarten endgültig dicht machen“, antworte Tyson. „Also was machen wir mit ihm?“ Naomi zuckte mit den Schultern: „Keine Ahnung.“ Max überlegte: „Hmm... wir haben doch gestern Abend besprochen, dass wir draußen am Pool feiern, wenn das Wetter mitspielt...“ Da unterbrach Tyson ihn: „Ja, und ich freue mich schon tierisch auf die Bowle, die Kykos Mutter hoffentlich machen wird.“ „Wenn du ihn damit abfüllen willst, wirst du aber sicher mehr als nur eine Schüssel brauchen“, lachte Naomi. „Will ich ja auch gar nicht“, grinste Tyson. „Aber damit wird es zumindest etwas feuchtfröhlich.“ „Wo ich vielleicht weiter reden dürfte?“, sagte Max. „Ja, Maxie, sprich dich aus“, lachte der andere Junge. „Also, wir feiern voraussichtlich am Pool. Was glaubt ihr, wie es unserem Boss gefallen wird, wenn der in voller Montur in eben jenem landet?“ Der Amerikaner grinste immer breiter. Ebenso die anderen Zwei. „Bestimmt sehr gut“, antwortete der Japaner. Naomi lachte: „Er wird uns umbringen.“ „Na ja, es reicht ja schon, wenn du ihn für uns in die Nähe des Wassers manövrierst“, kam es von Max. „Den Rest erledigen wir.“ „Richtig, nicht, dass er sich deswegen noch von dir trennt. Das wollen wir ja nun auch wieder nicht“, erklärte der Andere schmunzelnd. „Ja, schon klar“, gab sie von sich. Der Blonde warnte: „Achte du nur drauf, dass er an dem Abend in seinen Hosentaschen nichts wertvolles mit sich rumschleppt. Was weiß ich, Papiere oder so. Sonst sind wir echt tot.“ „Geht klar. Ich bin ja geübt darin, unbemerkt Sachen aus seinen Hosentaschen zu ziehen“, sie grinste Tyson an. Er grinste zurück: „Langfinger.“ „Hey, ich hab mir nur den Haustürschlüssel ausgeliehen“, sagte sie spöttisch. „Und es war ja nun auch nicht zu deinem Nachteil.“ „Ja, ich weiß“, gab er zu. Die Drei kamen nun das dritte Mal an der Abzweigung zur Pension vorbei, die man schon aus der Ferne sehen konnte, da es an diesem Morgen nicht allzu nebelig war. „Ich bin dann mal wieder im Bett“, verabschiedete Naomi sich etwas schadenfroh, als sie sich von ihren Freunden trennte. „Viel Spaß noch, Jungs.“ Tyson und Max streckten ihr die Zunge raus, bevor sie grinsend zum Haus zurückkehrte und die Beiden alleine weiterlaufen ließ. Auf ihrem Zimmer angekommen stellte sie fest, dass Kai inzwischen aufgestanden war. Sein Bett war verlassen, die Balkontür stand zum Lüften weit offen und im Bad hörte man wie so oft die Dusche laufen. „Elende Frühaufsteher“, schoss es ihr durch den Kopf. Sie blieb kurz zögerlich stehen, bevor sie sich grinsend auf sein Bett warf und sich in das Kissen kuschelte: Es roch so angenehm nach ihm. Am liebsten wäre sie den ganzen Tag dort liegen geblieben. Irgendwann fielen ihr ungewollt die Augen zu und sie schlief tief und fest ein. So bekam sie auch nicht mit, als Kai nach einer Viertelstunde angezogen aus dem Badezimmer kam. Er blickte zunächst verwundert drein, als er sie entdeckte, schüttelte dann jedoch lächelnd den Kopf, bevor er sein T-Shirt, das er gerade als letztes Kleidungsstück noch hatte anziehen wollen, auf die Sofalehne warf und leise auf sie zuging. Er blieb kurz am Fußende stehen und musterte sie, wie sie in ihren verschwitzten Trainingsklamotten seitlich dalag, ehe er sich über sie auf das Bett kniete, sich nach vorne lehnte und seine Hände neben ihren Kopf stützte. Da sie davon nicht wach wurde, küsste er sanft ihr Ohr. Während er seinen Kopf wieder hob, öffnete sie langsam ihre Augen. Als sie nach wenigen Sekunden die aufgestützte Hand vor ihrem Gesicht realisierte, war sie schlagartig hell wach und blickte nach oben – direkt in Kais Augen. „Falsches Bett, Süße“, sagte er auf ihren überraschten Gesichtsausdruck hin. Naomi blickte sich kurz verwirrt um, bevor sie verstanden hatte wo sie war. Sie sah wieder dem fiesen Grinsen über ihr entgegen: So guckte er jedes Mal, wenn er jemandem klar machen wollte, dass er haushoch überlegen war. Und wenn er dazu noch ‚Süße’ sagte, dann meinte er damit unweigerlich sie. Sie lächelte verlegen: „Stand näher an der Tür.“ „Du bist eine Schlafmütze“, stellte er fest, bevor sich seine Lippen schon auf ihren wiederfanden. Sie grinste kurz in den Kuss hinein, während sie sich unter ihm auf den Rücken drehte und ihn erwiderte, bevor ihre Hände über seine Brust und seinen Hals hoch zu seinem Gesicht wanderten, wo sie auf seinen Wangen verweilten. Er ließ wieder von ihr ab und sah sie an: „Und brav gelaufen?“ Sie nickte deutlich. „Und Max und Tyson auch?“, fragte er weiter. „Ja, die müssten immer noch dabei sein“, antwortete sie. Kai war sichtlich zufrieden, strich ihr zärtlich mit den Fingerspitzen über die Wange und fuhr dann über ihre weichen Lippen, während sie sich tief in die Augen sahen. Im Augenwinkel bemerkte sie, dass er seine Hand nach dem Duschen nicht neu verbunden hatte. Sie zog sie mit ihrer eigenen weg und sah auf den Handrücken, auf dem nur noch leichte Spuren seiner Verletzung zu sehen waren: „Es ist ja schon wieder fast ganz verheilt.“ „Ich sagte doch, so schlimm ist es nicht“, er legte darauf die Hand in ihre und drückte sie neben ihrem Kopf ins Kissen, um dann seinen Mund erneut auf ihren zu senken. „Darf ich duschen gehen?“, fragte sie, als sich ihre Lippen wieder kurz von einander getrennt hatten. „Ja, ausnahmsweise“, antwortete er etwas grinsend und ließ sie aufstehen. Er blieb auf dem Bett sitzen und beobachtete, wie sie an den Schrank ging und dann im Bad verschwand. Er lächelte kurz, bevor er aufstand, sein Bett machte, dann sein T-Shirt von der Couch nahm und es überzog, bevor ein unspektakulärer Tag seinen Lauf nahm. Auch die kommende Woche sollte nicht viel aufregender werden: Keine Kleinkriege, die Freundschaften gefährdeten, keine Psychopathen, die größenwahnsinnig waren, und auch keine größeren Attentate auf Teammitglieder, die den Tätern Strafrunden bescherten. Tyson fing natürlich irgendwann an zu mosern, wie langweilig es nur mit Training, Schwimmen und Billard allmählich wurde, doch irgendwann stand auch zu seiner Erleichterung endlich Kennys Geburtstag vor der Tür. Der Mittwoch begann wie jeder andere Tag auch, mit dem kleinen Unterschied, dass die Anderen Kenny morgens nacheinander gratulierten, ihm ihre Geschenke, die sie bereits vor ihrer Abreise in Tokio gekauft hatten, übergaben und er einen Geburtstagskuchen aufgetischt bekam, den Ray und Hilary am Vortag in der Küche gezaubert hatten. Er war da bereits sprachlos – denn er ahnte noch nicht, was ihn am Abend erwartete: Wie bei ihren Vorbesprechungen abgemacht, beschäftigte Kai Kenny in seinem Zimmer damit, dass er behauptet mit Dranzer würde irgendetwas nicht stimmen, weil er keine vernünftigen geraden Bahnen mehr ziehen würde – was natürlich völliger Unsinn war, der nur dazu diente, dass Kenny nichts von den Vorbereitungen im Erdgeschoss mitbekam. Denn während er Kais Blade in seine Einzelteile zerlegte und es bis ins Detail checkte, waren die Anderen auf der Terrasse und in der Küche zugange und bereiteten die Party vor. Zu ihrem Glück spielte auch das Wetter mit und die Sonne schien auch am späten Nachmittag noch gegen sich selbst um die Wette. „Weiter nach links!“, gab Kyko Anweisung an Max und Tyson, die links und rechts je auf einer Trittleiter am Haus standen und über der Terrassentür ein großes Bettlaken aufhängten, auf dem ‚Happy Birthday, Chef!’, unterlegt von einer großen siebzehn, stand. „So?“, fragte Tyson. „Ja, perfekt!“, antwortete die Rothaarige, bevor die beiden Jungen den Stoff endgültig an der Hauswand befestigten. „Achtung, Bowle kommt!“, rief Hilary aus dem Hausflur, woraufhin Max, der gerade von der Leiter geklettert war, Platz machte. Sie schleppte eine riesige Schüssel mit rotem Getränk und Eiswürfeln nach draußen, wo sie diese auf den großen Tisch im Schatten des Sonnenschirmes stellte, auf dem bereits allerlei Knabberrein, Gläser und andere Getränke in einer Kühlbox standen. Ray folgte ihr wenig später und stellte auch die letzten Leckerein auf den Tisch. „Also wir wären dann fertig. Wie steht’s bei euch?“, er blickte zu Tyson hoch, der gerade noch dabei war einige Luftschlangen und Ballons an den Seiten des Lakens zu befestigen. „So gut wie fertig“, bekam er von ihm zur Antwort, als der Blauhaarige gerade den letzten Ballon unter der Lichterkette, die über dem Stoff hing, festband. „Die Musikanlage ist auch angeschlossen und voll funktionsfähig“, grinste Max, der zuvor die große Stereoanlage mit Tyson aus dem Wohnzimmer nach draußen verfrachtet und an die Kabeltrommel angeschlossen hatte. Kyko nickte: „Ihr könnt mir noch eben helfen, die restlichen Lampions am Terrassengeländer aufzuhängen.“ Und schon waren Ray und Max damit beschäftigt mit ihr zusammen die bunten Lampen ringsum am Holzgeländer zu befestigen, während über ihren Köpfen bereits zwei lange Ketten mit eben solchen überkreuz hingen. Diese hatten Kyko und Naomi von den beiden Hausecken zu den zwei großen Laternen, die auf den Ecken des Terrassengeländers befestigt waren, gespannt und wankten dort nun im leichten Abendwind, während Naomi nun die ganze Zeit dabei war um den Pool einen Haufen Windlichter aufzustellen und Hilary noch etwas Konfetti und ein paar Luftschlangen zwischen den Tellern, Schüsseln und Gläsern auf dem Tisch verteilte. Fünf Minuten später schlug sie Tyson auf die Hand, der keine Beschäftigung mehr hatte und deshalb etwas vom Essen stibitzen wollte: „Warte gefälligst, bis wir anfangen!“ Er sah sich um: „Wir sind doch fertig, also können wir anfangen.“ Nun blickte auch sie zu den Anderen: Ray, Max und Kyko hatten alle Papierlampen der Lichterkette aufgehängt und damit zu guter Letzt auch den letzten Stecker in die Verlängerungsschnur gesteckt, sodass die gesamte Terrasse nun von allen Seiten und oben kunterbunt beleuchtet war. „Wo Ty Recht hat“, Max drehte sich zum Schwimmbecken um, „Nao, wie steht’s mit dir?“ Das blonde Mädchen zündete gerade das letzte Licht neben dem Becken an, dessen Innenbeleuchtung Kyko vom Haus aus inzwischen ebenfalls eingeschaltet hatte. Sie erhob sich aus der Hocke: „Fertig!“ „Na dann... holen wir mal unser Geburtstagskind“, grinste Tyson und ging ins Haus, während sich die Anderen im Halbkreis auf der Terrasse formierten. „Also ich kann beim besten Willen nichts finden, Kai“, sagte Kenny und schraubte Dranzer wieder zusammen. „Vielleicht war der Angriffsring einfach nur etwas locker.“ Im selben Augenblick klopfte es an der Tür. Kai wusste, dass das nur heißen konnte, dass die Anderen fertig waren, und nahm sein Blade wieder entgegen: „Ja, wahrscheinlich hast du Recht.“ Er stand auf und öffnete die Tür. „Abendessen ist fertig“, flunkerte Tyson. „Jetzt schon?“, Kenny sah irritiert auf dir Uhr, da es erst halb sieben war. „Na gut.“ Der Braunhaarige stand auf, ging zu Tür und folgte Tyson nach unten, während Kai noch mal zum Laptop zurück ging, das Kenny wie immer einfach angelassen hatte. „Hey, du kannst mich doch nicht einfach ausschalten“, fragte Dizzy, als er sich daran machte das Betriebsprogramm herunterzufahren. „Ich denke nicht, dass Chef dich heute noch mal brauchen wird“, antwortete der Russe kühl, bevor der Bildschirm ausging und er das Notebook zuklappte. „Außerdem diskutiere ich nicht mit einem Computer.“ Damit verließ auch er den Raum und stieß unten im Flur wieder auf die anderen Beiden. Kenny stand verwundert im Bogen des Esszimmers: „Willst du uns veralbern Tyson? Hier ist doch noch niemand. Nicht mal der Tisch ist gedeckt.“ Tyson lachte: „Wir essen heute draußen.“ Und schon wurde Kenny von ihm in Richtung Terrassentür gezogen, während Kai ihnen seelenruhig folgte. Da sie die Glasscheiben der Tür mit Tüchern bedeckt hatten, konnte man nicht nach draußen schauen, weshalb es Kenny erst die Sprache verschlug, als Tyson die Tür öffnete, ihn hinausschob und er ein sechsfaches – Kai enthielt sich dezent – „Happy Birthday!“ zu hören bekam. Der Braunhaarige stand da und sah sich fassungslos um. „Willkommen auf deiner Geburtstagsparty, Chef!“, lachte Ray, während Hilary ein Foto von seinem positiv geschocktem Gesichtsausdruck machte und Max die Musik einschaltete. „Da... das glaube ich nicht“, Kenny war gerührt, „für mich hat noch nie jemand eine Überraschungsparty gemacht.“ „Deswegen wurde es ja auch mal Zeit“, grinste Tyson und schob ihn weiter auf die Terrasse hinaus. „Das ist so überwältigend... Ich weiß gar nicht was ich sagen soll.“, der Kleinere blickte sich immer noch ungläubig um. Kyko kicherte: „Nichts sagen, einfach feiern.“ Naomi lief zu Kai, als sie merkte, wie dieser drauf und dran war auf dem Absatz kehrt zu machen und sich zu verdrücken. Sie hielt ihn am Arm fest da: „Hier geblieben. Wir hatten abgemacht, dass auch du bleibst.“ „Ihr braucht mich doch hier für echt nicht“, knurrte Kai. „Kai, das ist Kennys Geburtstag. Er hat auch schon eine Menge für dich getan, also...“, sagte sie leise in sein Ohr, woraufhin er seufzte. Sie grinste, weil sie wusste, dass sie schon gewonnen hatte und zog ihn mit zu den Anderen. Nachdem Kenny endlich aufgehört hatte sich zig Mal um seine eigene Achse zu drehen und alles zu begutachten, grinste Kyko: „Und ich habe eine Idee, um in Schwung zu kommen.“ _____________________________________________________________ Max: Du hast es schon wieder getan, Ly. <__<' Ly: Tja, es passte wieder nicht mehr. xP Ty: *Skript klau und damit abzisch* Max: Ah, ich will auch die Idee wissen! *hinterherlauf* Nao & Kyko: Wir auch! *hinterherennen* Hilary & Kenny: O___o' Ö___ö' Ray:*ly anguck* Seit wann rastest du nicht mehr aus, wenn wer an dein Skript geht? Ly: ^_________________^ Kai: Lass mich raten: Die Idee steht nicht drin?! Ly: Bingo! d^___^b Kai: Wusste ich's doch. Ly: Joa, also während die da völlig umsonst weiter mein Skript zerfleddern, könnt ihr, meine Lieben Leserlies, ja mal fröhlich raten, was Kyko da für eine mehr oder weniger tolle Idee hat. =D Und wer keine Lust aufs Raten hat, dem lege ich solange meinen neusten OneShot ans Herz (natürlich Beyblade): http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/autor/130073/156103/ ;3 Kapitel 24: Sunset beat ----------------------- So dieses Mal etwas wichtiges zu Beginn: Wenn ihr eine ENS bei Veröffentlichung eines Kapitels möchtet, müsst ihr mir das sagen. Ich schicke nämlich nicht jedem, der mir mal einen Kommentar geschrieben hat, (wie vermutet wurde) auch automatisch eine ENS zum neuen Kapitel, sondern nur denen, die darum gebeten haben. °___° Will schließlich niemanden damit 'belästigen', wenn er es gar nicht möchte. <__<' Also bitte einfach sagen, wenn Bedarf an Benachrichtigungen per ENS besteht... setze die bzw. den jenigen sofort auf die Liste. ^__^ Und nun... *trommelwirbel* ...die Auflösung zu Kykos 'genialer' Idee... _____________________________________________________________ Die Anderen sahen Kyko gespannt an. „Was kommt jetzt?“, fragte Tyson skeptisch. „Ein Spiel“, grinste sie breit. „Topfschlagen? Blinde Kuh? Stille Post?“, erinnerte sich der Blauhaarige an frühere Kindergeburtstage. Max grinste breit: „Strippoker!“ „Max, wir müssen schon was spielen, was Kenny nervlich verkraftete“, lachte Ray. Das Geburtstagskind neben ihnen wurde, wie so oft, rot im Gesicht. „Ich sag ja Topfschlagen“, witzelte Tyson. Kyko schüttelte den Kopf: „Ach Quatsch. Ihr kennt doch sicher das Spiel, wo man im Kreis sitzt und...“ Tyson unterbrach sie: „Also doch Stille Post?!“ Hilary verpasste ihm zur Belustigung der Anderen eine Kopfnuss: „Jetzt halt die Klappe!“ „... eine Spielkarte mit dem Mund ansaugt und die dann ohne Hände an den Nachbarn weitergegeben werden muss, oder?“, erklärte die Rothaarige weiter. „Ja und der Depp, dem sie dabei runterfällt, der muss eine vorher festgelegte Aufgabe erfüllen.“ Naomi seufzte. „Das war auf den Geburtstagen meiner Freundinnen dann meistens ich.“ „Ja wunderbar. Spielen wir das! Wem sie runterfällt, der muss ein Kleidungsstück ausziehen“, grinste Max sie an. Naomi verzog ironisch das Gesicht. „Max, denk an Chef!“, sagte Tyson lachend. Der Blonde sah zu dem Kleineren hinunter, dessen Kopf inzwischen einer Tomate glich. „Damit Nao ihre Klamotten anbehalten kann - und damit auch Kennys Gesundheit zur Liebe - spielen wir das ein bisschen anders“, lachte Kyko und ging zum Tisch mit den Fressalien, wo sie ein großes Glas in die Hand nahm, in dem sich lange Knabberstangen befanden. „Ah, die Version kenne ich auch“, grinste nun Naomi, ohne dass die Rothaarige noch etwas gesagt hatte. „Man gibt die Knabberstange mit dem Mund im Kreis rum und beißt dabei das Ende, das man im Mund hat, ab, sodass die Stange immer kürzer wird. Irgendwann ist sie so kurz, dass zwei gezwungen sind sich zu küssen, um die Runde beenden zu können.“ „Sehr schön erklärt“, grinste nun Kyko. „Dann gibt es auch keine Nörgelein bei den ‚Strafen’, weil jeder dasselbe tun muss, und Kenny dürfte das auch verkraften.“ Kenny nickte zögerlich, als sie ihn fragend ansah. „Was du für Spiele kennst, Nao. Mir gibt das gerade sehr zu denken“, Kai sah sie aus dem Augenwinkel an. Naomi wurde leicht rot: „Öhm...“ Ray grinste von der anderen Seite: „Tja, Nao ist in Wirklichkeit ein richtiges Luder. Was denkst du, was die auf Partys schon alles gespielt hat? Du lädst dich ja immer selber aus, sonst wüsstest du es.“ „Sei still“, knurrte sie den Schwarzhaarigen an. „Na ja, okay, Strippoker und Konsorten waren soweit ich weiß noch nicht dabei. Aber was nicht ist kann ja noch werden“, ärgerte er sie weiter. „Ray!“, motzte sie ihn an. Da grinste Kai fies: „Können wir ja morgen Abend noch spielen, wenn Chef schon im Bett ist.“ „So eine gute Idee habe ich lange nicht mehr von dir gehört, Kai“, kam es nun begeistert von Max. Während Naomi entrüstet dastand, versuchte Hilary sie zu unterstützen: „Könntet ihr jetzt vielleicht mal eure Gedanken in euren Köpfen lassen?“ „Wieso? Ich finde, das könnten wir morgen echt mal machen“, mischte die Rothaarige sich ein. „Kyko!“, kam es in belehrendem Ton von den anderen beiden Mädchen. Sie ging grinsend an den Anderen vorbei und setzte sich auf den Boden: „Dann lasst uns jetzt halt erst mal das spielen.“ Tyson setzte sich neben sie: „Bin dabei.“ Kenny seufzte: „Er denkt nur schon wieder ans Essen.“ „Das ist aber unfair, wenn Max sich jetzt neben Kyko und Naomi sich neben Kai hockt“, grummelte Ray. „Oh, tun wir auch nicht“, grinste Kyko und zog ihn neben sich hinunter, sodass er zwischen ihr und Kenny saß, der sich kurz zuvor niedergelassen hatte. „War klar“, grinste Naomi, packte Max am Arm und setzte sich mit ihm neben Kenny. Die sechs sahen zu Kai und Hilary auf, die nach wie vor wie angewurzelt dastanden. „Was ist mit euch?“, fragte Kyko, nachdem sie das Glas mit den Knabberstangen in die Mitte gestellt hatte. „Das Spiel ist bescheuert“, knurrte Kai. „Das sind Partyspiele von Natur aus“, erwiderte Naomi. Der Teamleader blickte auf den fast ganz geschlossenen Sitzkreis vor ihm: „Toll, ihr seid aber eh schon in der Unterzahl, Nao. Ich setz mich doch nicht neben Tyson oder Max.“ „Kenny und Ray sitzen auch neben einander. Also sei kein Spielverderber“, versuchte sie ihn umzustimmen. Er seufzte: Er hatte versprochen bei der Feier ausnahmsweise mitzumachen, aber von solchen Spielen war nie die Rede gewesen. „Kai!“, kam es in belehrendem Ton von Ray. Der Blauhaarige blickte in die vorwurfsvollen Gesichter vor sich, seufzte dann erneut und setzte sich dann widerwollen wo er stand und damit neben Tyson nieder. Max sah zu Hilary hinauf: „Und du?“ Sie druckste herum: „Ich weiß nicht.“ „Jetzt hab dich nicht so! Wir spielen ja jetzt wirklich keinen Strippoker“, sagte Ray und schaffte es damit tatsächlich, dass sie sich neben Max und Kai niederließ. „Na also. Das Geburtstagskind fängt an - Im Uhrzeigersinn“, grinste Kyko, bevor Kenny eine Stange aus dem Glas zog. Er nahm ein Ende in den Mund und drehte sich zu Naomi links von ihm. Die Anderen lachten, als er erneut rot wurde. „Chef, uns trennt fast ein halber Meter Knabberstange“, lachte auch Naomi bei seinem Anblick, bevor sie ihn von dieser erlöste und sie an Max weiterreichte, von dem aus sie zu Hilary weiterwanderte und von Person zu Person kürzer wurde. Max lehnte sich zu Naomi rüber und flüsterte: „Ich wette Hilary ist pikiert, weil sie gerne mit Kai den Platz tauschen möchte.“ Naomi grinste, da auf der anderen Seite von Kai ja Tyson saß, der die Stange gerade an Kyko weitergereicht hatte: „Wahrscheinlich.“ „Nao, Essen kommt!“, sagte Ray plötzlich. Sie drehte sich wieder zu Kenny, der erneut im Besitz des Gebäcks war, das inzwischen allerdings extrem gekürzt worden war: „Ach du schon wieder.“ „Jetzt seid ihr euch näher als einen halben Meter“, lachte Kyko. „Aber noch nicht so nahe, dass er in Ohnmacht fallen muss“, grinste Tyson, als Naomi ihm die Stange abnahm. Sie drehte sich zu Max, schielte kurz auf das kurze Stück, das noch aus ihrem Mund schaute, und grinste ihn dann an: „Küss mich!“ „Oh ja, komm her!“, er überfiel sie regelrecht, sodass sie nach hinten umkippte und er sich über sie beugte, bevor er den Rest der Knabberstange abbiss und sich ihre Lippen dabei zwangsweise berührten. „Hey, ihr seid beide vergeben und eure Partner sitzen gerade mit hier. Übertreibt es nicht!“, grinste Ray. Beide ließen wieder von einander ab und richteten sich auf. „Ach richtig, wir spielen ja“, lachte Max und nahm sich eine neue Stange aus der Mitte. Dabei fiel sein Blick auf Kyko, die gespielt zickig die Arme verschränkte: „Bist du untreu.“ „Tschuldigung!“, lachte er und reichte das Knabbergebäck an Hilary weiter. „Na warte, Max“, knurrte Kai. Die Runde blickte nun ihn an, als er die Stange extra weit in den Mund nahm und sie so zu Tyson reichte, bei dem er damit rechnete, dass er ebenfalls ein großes Stück nehmen würde, was er auch tat. Kai grinste fies, als der Andere das bereits jetzt schon sehr kurze Objekt an das rothaarige Mädchen neben ihm weitergab. Diese sah kurz auf eben jenes und grinste dann breit. „Juhu!“, freudig riss sie die Arme in die Luft, bevor sie sich Ray zuwendete. „Oha, Kai, das war fies“, sagte Max. Der Teamleader antwortete nicht, sondern beobachtete sichtlich zufrieden, wie Kyko sich Ray um den Hals warf. Dieser wich erschrocken zurück: „Wieso zieht ihr mich immer mit in eure Beziehungsprobleme?“ Die Anderen lachten, als Kyko ihm immer mehr auf die Pelle rückte. „Jetzt mach schon, Ray. Mariah erfährt ja nichts davon“, kicherte Naomi. Er seufzte und beendete dann die Runde pflichtgemäß. „Bin mal eben auf der Toilette“, verkündete Tyson nach einigen weiteren Runden, sprang auf und lief ins Haus. Wieder war Ray derjenige, der einen neuen Snackstab nahm, nachdem er zu Kykos Freude und seinem Leidwesen sie inzwischen das dritte Mal hatte küssen müssen. Die Stange machte weiter ihre Runde, bis das fehlende Glied der Kette gerade wiederkam. „So bin wieder zurück. Wo ist das Futter gerade?“, Tyson ließ sich wieder auf seinen Platz sinken, als die Anderen anfingen lauthals zu lachen. Der Blauhaarige blickte sich irritiert um, bis sein Blick auf seinen Teamleader rechts von ihm fiel, der ihn grimmig ansah und dabei den kläglichen Rest der Knabberstange im Mund hatte. „Konntest du nicht fünf Sekunden später wiederkommen?“, beschwerte sich der Russe grimmig. Während sich die Anderen vor Lachen kugelten, warfen sich die Beiden weiterhin ablehnende Blicke zu. „Na los, jetzt macht endlich!“, lachte Max, als sie schon eine gute Minute so da saßen. Doch sie bewegten sich beide keinen Millimeter. „Ich glaube, ich gehe noch mal pinkeln“, kam es von Tyson ironisch. Naomi stand jedoch unter Lachen auf: „Lass gut sein, Ty.“ Sie ging zu den Beiden hinüber, hockte sich in die Lücke zwischen ihnen und erlöste beide aus der peinlichen Situation, indem sie Kai das Stück abnahm. „Danke“, grummelte er. Sie lächelte und stand wieder auf: „Ich habe Durst, lasst uns mal die Bowle anbrechen.“ Tyson sprang begeistert auf: „Oh ja! Da freue ich mich schon die ganze Zeit drauf!“ „Gute Idee“, Ray erhob sich ebenfalls, „mein Hals ist schon ganz trocken von dem Zeug.“ Auch die Anderen stimmten dem zu und erhoben sich, um etwas zu trinken. Max stellte das Glas mit den restlichen Knabberstangen wieder auf den Tisch, an dem Tyson jedem etwas von der Bowle einschenkte. Ray hob seinen Becher, als alle versorgt waren, und grinste: „Auf den besten Techniker und Strategieentwickler der Welt!“ Kenny rieb sich verlegen den Hinterkopf: „Ach, hör auf! Du übertreibst.“ „Von wegen“, grinste Tyson. „Auf den, ohne den wir ziemlich aufgeschmissen wären!“ „Auf Kenny!“, die Gläser klirrten aneinander und wurden dann von ihrem jeweiligen Besitzer mindestens bis zur Hälfte geleert. Kyko lachte, als sie wenig später auf Kais bereits geleertes Glas blickte: „Wenn’s ums Feiern und um Partyspiele geht, will er sich drücken, aber beim Trinken ist er sofort dabei.“ „Wer hatte uns noch mal verboten, ein Besäufnis abzuhalten?“, fragte Tyson. Kai hob die Augenbraue und blickte auf das Glas des Anderen: „Erstens weiß ich nicht, wie du dich damit besaufen willst, und zweitens hast du selber auf ex getrunken.“ Tyson blickte auf sein Glas: Ihm fiel kein Kontra ein, da Kai Recht hatte. Die anderen lachten, bis ein neuer Song von der CD in der Stereoanlage erklang, Max sein Glas wegstellte und Naomi, die perplex ihr zur Hälfte geleertes Glas in Kais Hand drückte, der es weiter auf den Tisch beförderte, mit sich zur Mitte der Terrasse zog und sich wenig später mit ihr in einem Disco Fox wiederfand. „Du musst heute aber auch alle Aufmerksamkeit auf dich ziehen, oder, Max?!“ Tyson stellte sein Glas ab und fasste Hilary an der Hand, um mit ihr die gerade eröffnete Tanzfläche zu bereichern. „Och nein, Tyson, du weißt wie ich das Tanzen hasse“, versuchte sie sich zu wehren. Doch erfolglos: „Das tue ich auch. Aber es kann nicht angehen, dass Max hier wieder der King ist.“ Der Blonde hörte Tysons Kommentar und streckte ihm beim Tanzen frech die Zunge raus. Kyko, die mit den anderen Drei weiterhin am Tisch stand, beobachtet das Ganze verblüfft: „Wieso können die alle Vier tanzen? Und dann noch so... so... westlich?“ Ray lachte, während er sich von der Bowle nachnahm: „Können wir drei auch.“ Sie blickte fragend von ihm zu Kai, der neben ihr am Tisch lehnte und das ganze gelassen beobachtete. „Die Schule, auf die wir alle gehen, ist eine etwas andere. Sie ist internationalorientiert. Das heißt, du lernst dort viel mehr über andere Kulturen als an den gewöhnlichen Schulen hier in Japan“, Kyko sah Kenny an, als dieser begann es ihr zu erklären. „Zum Beispiel haben wir viel mehr Auswahl bei den Fremdsprachen: wir können neben Englisch noch eine Reihe anderer belegen. Und der Tanzkurs ist Pflicht im Sportunterricht. Zusätzlich werden dazu noch Kurse am Nachmittag angeboten, die auch zahlreich besucht werden. Es wäre auch sehr blamabel, wenn du nach deinem ersten Jahr noch nicht tanzen kannst, weil jedes Jahr im Frühling, wie an allen Schulen, die Schüler des dritten Jahrgangs ihren Abschluss machen. Bei uns wird dann von den Schülern eine riesige Abschlussfeier veranstaltet. Natürlich im westlichen Stil. Und dort wird vom Eröffnungswalzer bis zum Disco Fox wirklich alles getanzt. Max und Naomi haben irgendwie besonders viel Spaß am Tanzen gefunden und tanzen bei jeder Gelegenheit zusammen.“ „Na toll, auf so eine Schule will ich auch.“ Sie blickte geknickt drein. Doch Ray lachte: „So toll ist es auch wieder nicht: Die Regeln sind genauso streng, wie überall sonst auch. Sprich Handyverbot, an das sich eh keiner hält, kein übertriebenes Make-up und ja... du kennst den Kram von deiner Schule sicher selbst. Ach, und dort herrscht striktes Beybladeverbot. Und alleine in diesem Schuljahr sind schon wieder drei Schüler von der Schule geflogen, weil sie gegen die Regeln verstoßen haben.“ Sie sah ihn entsetzt an: „Und auf so eine strenge Schule geht ihr?“ „Na ja, dadurch dass dort auch viele Kinder von Geschäftsleuten sind, die öfters verreisen und ihre Kinder aus irgendwelchen Gründen mitnehmen müssen, ist es kein großes Problem sich auf längere Zeit beurlauben zu lassen. Und da wir das jedes Jahr wegen der WM wieder tun müssen, ist es ganz praktisch. Den Unterrichtsstoff können wir uns nämlich im Internet runterladen und somit trotzdem problemlos unseren Abschluss machen“, antwortete Kenny. Ray verzog das Gesicht: „Das einzige was mich eigentlich an dieser verdammten Schule stört sind die Mädchen-Uniformen.“ „Wieso? Blazer statt Seemannslook?“, erkundigte Kyko sich. Er seufzte: „Nein...“ „...Röcke zu lang“, kam es von Kai, worauf Ray bestätigend nickte. Während Kenny sich an seinem Getränk verschluckte, runzelte die Rothaarige die Stirn: „Habt ihr zu weit in die Bowle geguckt?“ „Nein, aber die gehen bis zum Knie“, moserte Ray. „Tja, wir haben kurze“, grinste sie, bevor sie ihr Glas abstellte und den überraschten Kenny auf die Tanzfläche zog, wo die Anderen vier zuvor, während des Tanzens, einen Partnerwechsel vollzogen hatten und zum nächsten Lied nun einfach gut gelaunt und ausgelassen im Freistil ihren Spaß hatten. „Was soll’s... die Schule zu wechseln lohnt sich für das halbe Jahr auch nicht mehr“, witzelte Ray, stellte sein Glas auf den Tisch und stürzte sich ebenfalls ins Getümmel, in dem sogar Kenny es inzwischen geschafft hatte seine Schüchternheit einfach mal über Bord zu werfen und sich mit den anderen zur Musik zu bewegen. „Wohl wahr“, sagte Kai leise und leerte sein gerade wieder gefülltes Glas. Er stand gerade erst einige Minuten da und hatte sich zum wiederholten Male von der Bowle nachgenommen, als Naomi von den Anderen herüber kam. „Steh hier nicht so herum. Du musst nicht auf das Essen aufpassen. Das läuft nicht weg und Tyson tanzt“, lachte sie und fasste seine Hand. „Ach, und was soll ich sonst machen?“, fragte er. Sie nahm ihm das Glas aus der Hand, stellte es zu den anderen und lächelte: „Tanzen!“ Da wurde er auch schon von ihr mitgezogen und war damit genötigt zu tanzen, wenn er nicht wieder der Spielverderber sein wollte. Doch auch er merkte schnell, wie schön es sein konnte einfach mal unbeschwert Spaß zu haben, was nicht zuletzt daran lag, dass Naomi ihn immer wieder antanzte und ihn damit doch ein wenig mit in die Euphorie riss. Und so nahm der Abend einen angenehmen und unterhaltsamen Verlauf, während die Sonne allmählich weiter hinter den Bäumen verschwand und die wankenden bunten Lampen um sie herum und über ihnen unter dem Nachthimmel immer stärker zur Geltung kamen. Während sich die Schüssel mit der Bowle weiter leerte, auch die anderen Getränke und Knabberein von Tisch sich nach und nach verabschiedeten, sich die Gruppe beim Tanzen, diversen Spielen und sinnlosen Rumblödelein amüsierte und Max gerade zum fünften Mal eine neue CD eingelegt hatte, um die Party in Schwung zu halten, schritt die Uhr inzwischen auf zwei Uhr zu. Die feine zunehmende Mondsichel über ihnen war vollkommen frei von jeglichen Wolken und auch die Sterne ringsum glitzerten ohne Hindernis von Firmament hinab. Der blonde Amerikaner legte gerade die CD-Hülle wieder weg, als er Naomi zu fassen bekam. Er zog sie zu sich hin, versicherte sich, dass sie niemand beobachtete und fragte so leise, dass sie ihn neben der Musikbox noch verstehen konnte, aber ihn sonst niemand hörte: „Was ist mit dem Pool?“ „Ich war eben oben auf dem Zimmer: Sein Handy und sein Portmonee sind da.“ Sie räusperte sich leise. „Und beim Tanzen habe ich auch nur seinen Zimmerschlüssel in der Hosentasche entdeckt.“ Er grinste: „Ach das Tanzen diente nur zum heimlichen Abtasten, oder wie?“ Sie lachte: „Nein, nein, ich wollte schon, dass er tanzt. Aber die Gelegenheit bot sich gerade an.“ „Schon klar“, grinste er. „Können wir dann, bevor er sich doch noch verdrückt?“ Sie nickte und steuerte dann unauffällig auf Kai zu, der wieder am Tisch stand und schmunzelte, weil Kenny gerade – veranlasst durch Rays Idee - von Kyko und Hilary parallel eine Kuss auf die Wangen bekommen hatte und nun wieder knallrot war. Bei ihm angekommen, legte sie von vorne ihre Arme um seinen Hals und lächelte ihn an. Er stellte sein Glas weg, umarmte sie ebenfalls und küsste sie. Tyson bemerkte das Szenario und blickte fragend zu Max. Dieser bemerkte seinen Blick und nickte grinsend. Der Blauhaarige verstand, dass sie darauf hinarbeiteten, Kai in den Pool zu befördern, und beschloss Naomi etwas zu helfen, indem er sich von dem Tumult um Kenny löste und zum Essen hinüberging. Gespielt unachtsam schob er die Beiden bei Seite: „Könntet ihr das vielleicht woanders machen? Ich komme nicht an die Cola.“ Kai knurrte und wollte ihn gerade in seine Schranken weisen, als Naomi ihn mit sich zum Schwimmbecken hinunterzog. „Vergiss ihn“, sagte sie und küsste ihn dort am Beckenrand zwischen den Windlichtern, die Kyko kurz zuvor erneut angezündet hatte, wieder. Dies ließ er sich nicht zweimal sagen und erwiderte den Kuss. Währenddessen öffnete sie ein Auge und blickte hinüber zur Terrasse. Dort standen Tyson und Max bereits in unauffälliger Entfernung und warteten auf ihr Okay-Zeichen, welches sie ihnen nun gab. Wie vor der Feier abgemacht, kamen beide unscheinbar die Stufen zu ihnen hinab, weshalb Kai wie erwartet den Kuss löste, und Max stellte Naomi die vereinbarte Frage, die sie zwang ihn loszulassen: „Nao, hast du dein Handy dabei?“ Sie schob ihre Hände in die Hosentaschen: „Öhm, nein.“ „Schade“, das Stichwort für die beiden Jungen, ehe sie den völlig überrumpelten Kai ins Becken stießen. Die Anderen auf der Terrasse beobachteten das Ganze zunächst ungläubig. „Hast du es echt nicht dabei?“, fragte Tyson die ebenfalls grinsende Naomi. Sie sah ihn nun verwundert an: „Nein.“ Er sah zu Kai, der gerade wieder aufgetaucht war: „Kai, du hast was vergessen!“ Und mit einem leichten Stoß des Japaners landete auch das blonde Mädchen mit einem geschockten Schrei im Wasser. Unter dem schallenden Gelächter der Beiden am Beckenrand und dem der Übrigen Vier am Terrassengeländer tauchte sie nach Luft schnappend wieder auf und strich sich die langen Strähnen ihrer Haare, die sie an diesem Abend offen trug, aus dem Gesicht. Sie sah Tyson und Max etwas grimmig, aber auch spöttisch an, da davon nie die Rede gewesen war: „Gut, dass ich immer wasserfestes Make-up nehme.“ Naomi drehte sich zu Kai, der nicht weit von ihr ebenfalls noch im Wasser war, jedoch wesentlich finsterer zu den Beiden hinaufsah. Sein Blick verhieß nichts Gutes und so schwamm Naomi zu ihm hin, nahm seinen Kopf zwischen ihre Hände, drehte ihn zu sich und küsste ihn prompt. Er hatte in diesem Moment absolut nicht daran gedacht und sah sie völlig überrascht an, als sie den Kuss kurz beendete, die Augen öffnete und ihn sanft anlächelte. Es dauerte einen Augenblick, doch dann lächelte auch er, schloss seine Arme um sie und legte seine Lippen auf ihre, während beide die Augen schlossen. „Hey, so war das aber nicht geplant“, rief Tyson vom Beckenrand. „Ach sei still Tyson!“, kam von Hilary, die mit glänzenden Augen neben einer ebenso faszinierten Kyko stand. „Das ist so romantisch.“ Tyson verzog das Gesicht. Doch die Zwei im Wasser interessierte im Moment kein Stück, was die Anderen da redeten: Sie waren zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Und so drückte Kai Naomi plötzlich sachte unter Wasser ohne den Kuss zu beenden und verschwand mit ihr unter der Oberfläche. „Und was gibt das jetzt?“, fragte Max irritiert. „Er ertränkt Nao“, grinste Ray. Die Anderen sahen ihn entsetzt an. „War ein Scherz“, lacht er, bevor die Blicke wieder gebannt auf das Wasser fielen, dass von den Lampen in den Beckenwänden hell beleuchtet war. Dort hatte Kai Naomi inzwischen bis zum Boden gedrückt – und das vollkommen ohne Widerstand ihrerseits. Ihre Lippen trennten sich von einander und beide öffneten langsam die Augen, um den anderen leicht verschwommen vor sich zu sehen. Sie legte ihre Arme um seinen Hals und zog ihn so dicht wie möglich an sich heran, während er der Auftriebskraft des Wassers entgegenkämpfte, damit sie unten blieben. Er blickte ihr weiter in die Augen: Sie hatte inzwischen so viel Vertrauen zu ihm und absolut keine Angst, sie könne ertrinken, obwohl er sie mit seinem Körper weiterhin nach unten drückte. Sie lag einfach unter ihm, hielt sich an ihm fest und sah ihn an, ohne auch nur ein Zeichen von Unsicherheit oder Angst von sich zu geben. Sie vertraute ihm - wusste, dass er rechtzeitig mit ihr auftauchen würde. Sie hatten in zwei Wochen so viel dazu gelernt – verstanden sich auch ohne Worte, wie hier unter Wasser, wo das Sprechen unmöglich war – konnten sich mit Blicken beinahe so gut verständigen wie Naomi und Ray – Er küsste sie ohne Hemmungen vor den Augen der anderen und nahm sie von sich aus in den Arm – Sie war in den letzten Tagen viel zutraulicher geworden und hatte ihn etwas weitergehen lassen, als sie nur auf den Mund zu küssen - Doch immer noch gab es so viel mehr, was beide lernen mussten. Aber nicht hier unter ihren Freunden, sondern unter sich und wenn sie zurück waren in Tokio – in der Stadt – umgeben von Fans, Schulkameraden und vielen Fremden. Dort würde in zwei Tagen der nächste Abschnitt beginnen – Hier konnten sie sich nur noch einen Moment im schwerelosen Zustand treiben lassen, ehe Kai sie noch einmal kurz im Auftrieb küsste, sie dann fest an sich drückte und sich vom Boden abstieß, bevor sie auftauchten. Als sie Beide wieder ausreichend Luft geholt hatten, sahen sie sich wiederum glücklich an und küssten sich kurz erneut. „Meine Güte, wir dachten schon, ihr wollt euch jetzt gegenseitig umbringen“, kam es von Hilary. „Jetzt kommt daraus und zieht euch um, sonst seid ihr morgen beide krank!“ Naomi musste bei Hilarys belehrenden Worten grinsen. Und auch Kai schmunzelte deswegen, bis sich Beide nun doch den Anderen zuwendeten und zum Beckenrand schwammen. _____________________________________________________________ Verdammte Kapitellänge. x__X Ich mache echt drei rote Kreuze, wenn's mal irgendwann passt. ~__~ Na ja... dann halt bis zum nächsten Kapitel. >__<' Kapitel 25: Give me your smile ------------------------------ *reintaummel* *noch ganz benommen ist* 300 Kommis... was soll ich sagen? @___@ Danke!!!! 333 Es ist für mich einfach unglaublich, dass die FF so gut ankommt. *___* Für den 300. danke ich dieses Mal Mido-Chan... aber natürlich auch -_Suzuna_-, -BloodyAngel-, Black-Phoenix-franzi, bueno-kitty, chimikochan, Desert-Rose, dragoncat16, Fan4ever, Gewitterhex, Goofy_Nash, kaiaaaa, KaineHiwatari, Kureha-chan, Kyoko4ever, laola, Lindele, Nan-Ju, Painterin, Primrose1801, Racemaus, Shizu-Chan01, Somi, Suzame, sweetangle, Sweety22, Tua_Kinya, waliro, XxLynxX, denn ohne euch wären es ja niemals so viele. Gibt natürlich wieder ein FanArt als Dankeschön. ^^ Kai: Du hast meinen Schal missbraucht! Ò__ó Ly: *schultern zuck* ^^ Also viel Spaß mit Kais missbrauchtem Schal auf dem FA und dem Kapitel hier! ^___^ _____________________________________________________________ Max reichte Naomi die Hand um ihr aus dem Becken zu helfen, während Kai daneben alleine aus dem Wasser stieg. Ray pfiff vom Terrassengeländer hinunter: „Sexy, Nao! Solltest du öfters tragen!“ Sie sah an sich hinab und entdeckte den Grund für Rays Bemerkung: Ihr BH malte sich mehr als deutlich unter dem nassen, dünnen Stoff ihres Oberteils ab. „Ja, würde ich“, sie zog mit angewidertem Gesicht das Hemd von ihrer Haut weg, „wenn es nicht so kleben würde.“ Kyko kam die Stufen hinunter und reichte den beiden je ein Handtuch, welche sie eben aus dem Haus geholt hatte: „Hier, bitte!“ Kai nahm es wortlos entgegen, während Naomi sich bedankte. „Und außerdem“, Hilary blickte vielsagend auf Kenny, der neben ihr völlig apathisch am Geländer klammerte. „Ach ja, Chef und seine Empfindlichkeit“, lachte Ray. „Aber war auf jeden Fall gerade eine gelungene Vorstellung, muss man schon sagen.“ „Ja, ist klar, du hast wieder deinen Spaß“, entgegnete Naomi spöttisch, während sie ihre tropfenden Haare etwas trocknete. „Oh, den hatten wir alle“, grinste Max. Da zupfte Tyson am Ärmel seines T-Shirts. Der Blonde blickte ihn fragend an, als sein Freund ängstlich auf ihren Teamleader deutete, und auch er nun diesen ansah: Kai dachte nicht daran das ihm eben gereichte Tuch zu benutzen, um nicht allzu tropfend durch das Gasthaus laufen zu müssen. Stattdessen sah er Beide die ganze Zeit finster an, während er das Handtuch in seiner Hand strangulierte. „Ich glaube ihr solltet rennen, wenn ihr weiter leben wollt“, grinste Kyko bei dessen Anblick. Tyson nickte: „So was in der Art kam mir auch gerade in den Sinn.“ „Okay, ich bin dabei“, schluckte Max in Konfrontation mit dem Gesichtsausdruck ihres Gegenübers. Doch wiedererwarten ging der Russe nicht auf die beiden los, sondern warf Tyson das Handtuch ins Gesicht: „Ich denke gar nicht daran mich abzutrocknen. Ihr Beide könnt uns jetzt hinterher wischen.“ Er fasste Naomi am Arm, die sich gerade auf die Verandastufen gesetzt, ihr Handtuch neben sich abgelegt und die nassen Schuhe ausgezogen hatte, die sie nun perplex ergriff, zog sie hoch und ging mit ihr ins Haus. Tyson, mit Kais Handtuch in der Hand, schielte Max von der Seite an: „Ist der eben irgendwie mit dem Kopf aufgeschlagen?“ Der Amerikaner legte den Kopf schief: „Scheint so.“ „Seid doch froh, wenn ihr nicht wieder Zusatzrunden laufen müsst“, kam es von Hilary. „Das ist aber echt unheimlich, wenn Kai sich so verhält“, äußerte Tyson skeptisch. „Wer weiß“, sagte Kyko, „ob ihr auch so glimpflich davon gekommen wärt, wenn Nao nicht mit im Pool gelandet wäre.“ „Ich hätte gedacht, er rastet dann noch mehr aus“, entgegnete Max. „Tja, wer weiß, was euch noch blüht“, grinste Ray. „Ich warte, dass hier wer den Flur trocken wischt!“, hörte man Kai plötzlich aus dem Haus rufen. Tyson und Max, der sich kurzerhand Naomis noch relativ trockenes Handtuch schnappte, wetzten unter dem Gelächter der Anderen ins Haus. „Die können aber echt von Glück reden, wenn ansonsten kein Echo mehr kommt“, sagte Kenny und gähnte. Ray schmunzelte: „Na, da ist jemand müde.“ „Wann bin ich auch sonst mal so lange auf?“, fragte der Braunhaarige. „Na ja, bis die Anderen zurückkommen, können wir ja schon mal ein bisschen aufräumen und ein paar von den Sachen reinbringen.“, schlug Hilary vor, „Dann haben wir nachher und morgen beziehungsweise heute früh nicht mehr so viel zu tun.“ Die Anderen nickten zustimmend und so machten sich die Vier daran, schon mal wieder etwas Ordnung zu schaffen und einige Dinge vom Tisch ins Haus zu bringen. Dort waren zwei gewisse Leute damit beschäftigt in Windeseile die Wasserspuren zu beseitigen, die Kai und Naomi auf dem Weg nach oben hinterließen. Als die beiden vor ihrem Zimmer standen und Kai gerade aufschließen wollte, hielten die anderen Zwei am anderen Ende des Flures jedoch inne. Das Paar vor der Zimmertür betrachtete dies argwöhnisch. „Was wird das jetzt?“, fragte das blonde Mädchen irritiert. Die zwei Freunde grinsten sich kurz an, bevor sie die Handtücher vor sich auf den Boden fallen ließen, sich danach bückten und in dieser Haltung die Tücher dann im Rennen den Gang entlang schoben, um so die Wasserspuren auf dem langen Gang zu beseitigen. Naomi ging erschrocken hinter Kai in Deckung, als sie auf sie zurasten und dann vor den Füßen des Teamleaders abbremsten. Während die Beiden ihn nun von unten breit angrinsten, zuckte Kais Augenbraue erneut gefährlich. Um die Fassung zu bewahren, drehte er sich wieder vollständig der Tür zu, öffnete diese und schob Naomi wortlos vor sich in den Raum, bevor er ihr folgte, das Licht einschaltete und die Zimmertür hinter sich zuschlug. „Hey, will der uns jetzt verarschen?“, Tyson richtet sich entrüstet auf und stemmte die Hände in die Hüften. „Den bekommt man ja gar nicht mehr zum Meckern.“ Max erhob sich mit seinem Handtuch in der Hand: „Stimmt. Wird echt langweilig mit dem.“ Auch der Blauhaarige nahm seinen Pseudowischmopp wieder auf und schmollte: „Komm, wir gehen wieder zu den Anderen und rufen den Krisenfall aus: Hilfe, unser Teamkapitän wird zum gutmütigen Weichei!“ Der Amerikaner nickte und folgte seinem Freund wieder nach unten. „Du ignorierst die Beiden einfach?“, Naomi war an der Tür stehen geblieben, während Kai seine und ihre Schuhe zum trocknen auf den Balkon verfrachtete. Er zog die Balkontür wieder hinter sich zu, während ein fieses Grinsen auf sein Gesicht wanderte: „Ich lasse die Beiden erst mal im Glauben, mir wäre jetzt gleichgültig, wenn sie solche Sachen abziehen... zumindest bis wir wieder zu Hause sind.“ „Oh, weia, die Armen.“ Auf der einen Seite musste Naomi grinsen, auf der anderen Seite hatte sie aber auch Mitleid mit ihren Freunden, weil sie ahnte, wie sehr die Beiden noch dafür büßen würden. Sie ging an den Schrank, um sich neue Anziehsachen herauszunehmen. „Die Armen?“ Er verzog das Gesicht, bevor er sich das durchnässte T-Shirt auszog. „Du bist wegen den beiden selber im Wasser gelandet. Willst du dich dafür noch aufrichtig bei ihnen bedanken?“ „Nein“, antwortete sie und drehte sich um, „das war wirklich fies, weil das gar nicht abgesprochen war.“ Sie hielt sich erschrocken die Hände vor den Mund, als er sie nun durchdringend ansah. „Ups!“, hörte man es leise von ihrer Seite. „Was hast du gerade gesagt?“, fragte er skeptisch und machte einen bedrohlich wirkenden Schritt auf sie zu. „Nichts! Bin duschen!“, rief sie panisch, ließ die Schranktür offen stehen und flüchtete ins Bad, wo sie die Tür hinter sich abschloss. „Na warte!“ Kai blickte auf die geschlossene Tür: Auch wenn sie ihm für den Moment entkommen war, irgendwann musste sie wieder rauskommen. Mit diesem Gedanken, ging er zurück und machte sich daran, auch sein T-Shirt und die nassen Socken zum Trocknen nach draußen zu verfrachten. Er sah an sich hinab: „Na super, Kai, jetzt hast du immer noch eine triefende Hose und nicht trockenere Boxer an und bist selber auch noch pitschnass.“ Er seufzte, da er nicht daran gedacht hatte sich ein Handtuch aus dem Bad zu beschaffen, bevor Naomi in diesem verschwunden war, und es von daher selten sinnlos gewesen wäre, jetzt trockene Sachen anzuziehen. Also beschloss er in diesem Zustand auszuharren, bis seine Freundin nach hoffentlich nicht allzu langer Zeit wieder aus dem Badezimmer kommen würde. Er ging, erneut die Balkontür hinter sich schließend, zurück in den Wohnraum, schloss die Zimmertür ab, um ihr diesen Fluchtweg zu versperren, und lehnte sich dann wartend gegen den Türrahmen des Bades und lauschte dem Rauschen des Wassers, das von der Dusche ausging. Nach geschlagenen zwanzig Minuten hörte man endlich das Schloss klacken. Nicht nur seine Haut war inzwischen luftgetrocknet, sondern auch Kais Hosen waren durch seine Körperwärme nur noch klammfeucht. Langsam öffnete sich ein Türspalt. Da er nach wie vor neben der Tür stand, konnte Kai zwar nicht sehen, dass Naomi zunächst nach ihm Ausschau hielt, bevor sie ihren Zufluchtsort verließ, es sich dafür aber denken. Also blieb er dort, wo auch sie ihn nicht sehen konnte, bis die Tür weiter aufging, der Lichtschalter im Nebenraum betätigt wurde und das blonde Mädchen heraustrat. Da sie zuvor nicht mehr dazu gekommen war, mehr als eine Unterhose aus dem Schrank zu holen und ihre Anziehsachen völlig durchnässt im Bad über dem Wannenrand hingen, hatte sie kurzerhand ihren Schlafanzug angezogen, der tagsüber immer am Haken im Badezimmer vorzufinden war. Mit einem Handtuch trocknete sie sich die Haarspitzen, während sie verwundert durchs Zimmer blickte. Da hörte sie hinter sich Kai, der sie bis dahin nur von hinten geräuschlos beobachtete hatte: „Suchst du mich?“ Im selben Moment stand er auch schon hinter ihr, legte einen Arm um ihre Taille und die Hand auf ihren Bauch, während sie vor Schreck in ihrer Handlung innehielt und wie erstarrt geradeaus blickte. Sie wollte wiederum die Flucht ergreifen, doch dieses Mal war er schneller, schnitt ihr den Weg ab und drängte sie zurück. Als ihr Rücken auf die Zimmerwand stieß und er seine Hände neben ihrem Kopf dagegen stützte, ließ sie perplex das Handtuch fallen. Er sah sie durchdringend an: „Also, was sagtest du eben?“ „Ähm...“ Sie blickte an ihm vorbei, um etwas zu suchen, womit sie ihn ablenken konnte. Ihr Blick viel auf den Fußboden, auf dem kreuz und quer eine Wasserspur verlief: „Du hast das halbe Zimmer unter Wasser gesetzt.“ Doch er ließ sich nicht vom Thema abbringen und fragte in scharfem Ton erneut: „Was sagtest du eben?“ Sie blickte ein wenig eingeschüchtert zurück. Er war zwar immer ein Stück größer als sie, doch in diesem Moment fühlte sie sich wirklich winzig neben ihm. „Also?“, fragte er nochmals, als sie nicht antwortete. „Ich... ähm...“ Sie blickte an seinem Oberkörper hinab: Kais gutes Äußeres ließ sie nicht gerade selbstsichrer werden. Sie spürte nur, wie ihr urplötzlich unglaublich heiß wurde, als sie ihm wieder in die Augen sah, die sie immer noch direkt und festnagelnd anschauten. „Tut mir leid“, wisperte sie zögerlich. „Es tut dir leid?“, wieder dieses fiese Grinsen, das ihr bewusst machte, wer von beiden die Hosen an hatte. Während sie unter ihren Freunden mehr im Gleichgewicht nebeneinander existierten und keiner eindeutig über den Anderen dominierte, so tat Kai es, wenn er mit ihr alleine war, umso mehr. Naomi liebte zwar seine einfühlsame Seite, doch genauso mochte sie es inzwischen auch, wenn er sich so verhielt. Warum konnte sie sich nicht genau erklären, doch aus irgendeinem Grund gefiel es ihr, wenn er ihr zeigte dass er die Oberhand hatte. Wahrscheinlich, weil er gerade dann jedes Mal noch mehr Selbstsicherheit ausstrahlt, als er es sonst ohnehin schon tat, und sie sich dann in ihrem Handeln ebenfalls sicherer fühlte. Er konnte ihr nicht ernsthaft böse sein, weil sie erneut mit Max und Tyson unter einer Decke steckte, dennoch zeigte er bewusst diese Dominanz. Zum einen, weil es ihm selbst gefiel, ihr in solchen Momenten überlegen zu sein, und zum Anderen, weil er sich mehr als sicher war, dass auch sie dies nicht nur akzeptierte, sondern auch wollte. Andernfalls hätte sie sich längst auf irgendeine Art und Weise dagegen gewährt. „Hast du ein Glück, dass ich dich liebe“, er fasste sie mit einer Hand bestimmend am Kinn und neigte ihren Kopf nach oben, „ansonsten wüsste ich nicht, was ich mit so einem bösen Mädchen wie dir gerade machen würde.“ Ein einnehmender Kuss seinerseits folgte, den sie widerstandslos hinnahm. Kaum hatte er seine Zunge energisch in ihren Mund geschoben, wurde daraus jedoch allmählich ein zärtlicher, leidenschaftlicher Kuss. Er zog sie ganz an sich heran, indem er nun beide Arme um sie legte, während sie ihre über seine Schultern und ihre Hände in seinen Nacken legte. Nach einigen Sekunden trennten sich ihre Lippen von einander. Er sah sie glücklich an. „Gehen wir noch mal nach unten zu den Anderen?“, fragte sie mit ihrem sanften Lächeln. Doch dann blickte er etwas abwesend zur Seite. Sie sah ihn besorgt an: „Alles in Ordnung?“ Er seufzte: „Ja, aber müssen wir wieder runter?“ Naomi legte ihre linke Hand auf seine Wange, um seinen Kopf wieder ihr zuzudrehen. Kai blickte etwas missmutig drein, während bei ihr jedoch erneut ein Lächeln zu sehen war. Sie wusste, dass er, nach so vielen Stunden, keine Lust mehr auf die Gesellschaft der Anderen hatte und seine Ruhe wollte. „Nein, müssen wir nicht.“ Sie hatte Verständnis und fühlte beim Anblick seiner warmen Augen nicht anders. „Ich will eigentlich auch viel lieber mit dir alleine sein. Aber danke für den schönen Abend, Kai.“ Diese Aussage sorgte dafür, dass auch seine Lippen wieder ein ihr vertrautes Lächeln zierten, bevor sie sich erneut auf ihre legten. I smile, you laugh, I look away I sigh, you ask me why, I say, It's ok and I am just feeling down Your hand on mine I hear the words... If only love had found us first, our lives, they would be different Wenig später traf ihr Rücken wieder auf die Wand hinter ihr, da er sie beim Küssen erneut ein wenig nach hinten gedrängt hatte. Sie ließ wieder von ihm ab, ließ ihre Hand von seiner Wange auf seine Schulter gleiten und blickte neben sich an der Mauer hinunter. Er folgte ihrem Blick kurz und sah dann wieder sie an. Er wusste, woran sie dachte: es war exakt die Stelle, an der er sie das erste Mal geküsst hatte. Hier hatten sie das erste Mal zueinander gefunden. Und das obwohl sie sich schon so lange kannten. Es hatte bei beiden so lange gedauert, bis sie an dieser Stelle gewesen waren. Was wäre wohl jetzt, hätten sie schon vor einem Jahr zueinander gefunden? So I stand and wait I am just a man Where would we be now baby, if we found each other first? Where would we be now baby? Sie sah ihn wieder an. Ihre leuchtenden Augen fesselten ihn regelrecht – so wie sie es in letzter Zeit oft taten. Doch dieses Mal taten sie es noch intensiver. Er konnte nicht anders, als seine eigenen erneut zu schließen und sie wiederum zu küssen. Ihm war bewusst, dass er mehr wollte, doch wollte er sie nicht dazu drängen. Es war und sollte ihre Entscheidung bleiben. Dennoch ließ er es sich nicht nehmen, sich, während des hingebungsvollen Kusses zwischen ihnen, mit ihr um hundertachtzig Grad zu drehen und anzutesten, wie sie reagieren würde, wenn er sie nun in die entgegengesetzte Richtung lenken würde. Doch wie er bald merken sollte, war es ihr gleichgültig wo er mit ihr hinwollte. Ihr ging es einzig und alleine darum, nicht von ihm ablassen zu müssen, weshalb sie sich abrupt an ihm hochzog und die Beine über seinen Hüften um ihn schlang, darauf bedacht nicht den Kontakt zwischen ihren Lippen zu unterbrechen. Nachdem er dies realisiert hatte, war ihm klar, dass sie sich in diesem Moment von ihm überall hinschieben oder jetzt eher hintragen lassen würde, weshalb er seine Arme fester um sie schloss, damit sie nicht abrutschte. Zur gleichen Zeit war der Tisch auf der Terrasse so gut wie abgeräumt und Max und Tyson hatten von ihrem Erlebnis mit Kai im ersten Stock berichtet. „Also ich kann euch nur sagen, ihr solltet abwarten“, sagte Hilary, während sie einige Gebäckkrümel vom Tisch wischte. Ray, der gerade den Sonnenschirm geschlossen hatte, nickte: „Vielleicht führt er jetzt Strichliste und ihr bekommt am Ende des Monats eine Rechnung, die ihr in Extrarunden ableisten müsste.“ „Wehe“, moserte Tyson. Kenny musste erneut gähnen: „Leute, seid mir nicht böse, aber ich bin echt total müde. Ich möchte ins Bett.“ „Kein Problem“, Hilary sah auf die Uhr, „es ist eh gleich halb drei. Wir sollten alle so langsam mal unsere Betten ansteuern.“ „Stimmt. Sonst liegen wir alle heute Nachmittag noch in den Federn“, stellte Ray fest. Kenny nickte: „Aber danke für die tolle Party.“ „Gern geschehen.“, grinste Tyson. Mit einem „Gute Nacht!“ trottete das Geburtstagskind erschöpft in Richtung Haus. Hilary tat es ihm wenig später gleich. Kyko sah sich noch einmal um: „Hmm, die Dekoration und den Tisch können wir morgen wegräumen. Könnt ihr nur noch eben die Anlage reinbringen?“ Max nickte: „Klar, Honey.“ Und schon machte er sich mit Tyson daran, die Stereoanlage wieder reinzuschaffen, während Ray auch die anderen Stecker aus der kleinen Kabeltrommel zog und sie zur Sicherheit wieder in das Gebäude brachte. Das rothaarige Mädchen trug derweil das letzte Stück Geschirr hinterher: Die Bowlenschüssel, in der nur noch eine kleine rote Pfütze vorhanden war. Sie traf im Flur wieder mit den drei Jungen zusammen: „Und gehen wir jetzt auch alle an den Kissen horchen?“ Max nickte: „Also ich bin ziemlich müde.“ Tyson stimmte dem zu. „Geht mir genauso. Kai wird uns auch sicher morgen nicht mit dem Training verschonen“, Ray ging die ersten Stufen der Treppe hinauf, nachdem Kyko die Terrassentür abgeschlossen hatte, „und es sieht auch nicht danach aus, als kämen unsere zwei Turteltauben heute noch mal wieder.“ An seinem Bett angekommen, kniete Kai sich vom Fußende aus auf ebene jenes, rutschte noch ein Stück höher und beugte sich dann nach vorne, um sie abzulegen. Nachdem sie ihre Beine und den Klammergriff von ihm gelöst hatte, trennten sich auch ihre Münder langsam wieder voneinander. Er blieb jedoch mit dem Kopf dicht über ihrem Gesicht in dieser Position und sah sie schweigend an. Auch Naomi sprach kein Wort, sondern begann mit den Augen über sein Gesicht zu schweifen, während ihre Hände zu diesem wanderten und sie mit den Daumen sachte über seine Wangenknochen fuhr, bevor er seinen Mund erneut auf ihren senkte. Im selben Moment spürte sie, wie seine rechte Hand über die Außenseite ihres linken Oberschenkels bis in ihr kurzes Hosenbein wanderte, um dann wieder von Kai zurückgezogen zu werden und nach ihrem Hosenbund zu greifen. Er beendete den Kuss und brachte sich wieder in eine aufrechte Position, um auch mit der zweiten Hand das Kleidungsstück fassen zu können und es ihr auszuziehen. Während er dies langsam tat und sie ihn dabei beobachtete, spürte sie zugleich, wie sie etwas nervös wurde. Ihr war klar, was er vorhatte und sie wollte es. Aber sie war sich nicht sicher, ob sie es jetzt schon wollte. Dennoch ließ sie ihn weitermachen. Als er die Hose auf den Boden befördert, sich wieder in seine Ausgangsposition begeben hatte und ihr wiederum tief in die Augen sah, konnte er dort die Unsicherheit, die in ihr hausierte, ausmachen. Er wusste inzwischen von ihr, dass sie mit ihrem ersten Freund nicht mal ansatzweise soweit gegangen war. Und auch er hatte es bis jetzt gelassen, doch er wollte nun einfach wissen, wie weit sie ihn einstweilen gehen lassen würde. Zärtlich strich er mit einer Hand über ihre Wange: „Wenn du das nicht willst und ich dir zu weit gehe, sag es, okay?!“ Sie nickte etwas zögerlich. Er küsste sie zum wiederholten Male kurz, um ihr ein Gefühl von Sicherheit zu geben, während er seine Hand wieder von ihrem Gesicht löste und auf ihrer Hüfte platzierte, von wo aus sie sich wenig später weiter aufwärts auf die Reise machte und dabei Naomis Oberteil immer weiter hochschob, bis es letztendlich an dem Punkt angekommen war, wo Kai sie leicht mit sich hochzog, um es ihr ganz auszuziehen und sie wieder behutsam zurück auf das Bett sinken zu lassen, während er das Kleidungsstück einfach von der Bettkante rutschen ließ. Diesmal war es sein Mund, der auf Erkundungstour ging und sich von ihrem Hals abwärts zu ihren Brüsten bewegte. Er konnte immer deutlicher ihren Atem hören, desto weiter er ging. Als sie merkte, dass auch seine Hand wieder mitmischen wollte, indem sie sich erneut an ihrer Körperseite positionierte und gefühlvoll mit den Fingerspitzen über ihre Haut strich, musste sie kurz schlucken. Sie fühlte nämlich auch, dass sie immer angespannter wurde. Alleine schon seinen nackten Oberkörper unmittelbar auf ihrem zu spüren, ließ eine Hitze in ihr aufkommen, die unvorstellbar war. Dazu kamen noch seine zärtlichen aber bestimmenden Berührungen. Und immer noch war sie schrecklich unsicher. Als er seine Hand nun auch noch tief in ihren Slip schob, hatte sie das Gefühl, ihre Lungen würden versagen. Krampfhaft klammerten sich ihre Hände links und rechts neben ihr an den Bettbezug. Er hob seinen Kopf an und blickte in ihr Gesicht, das ihm deutlich zeigte, wie extrem unsicher sie war. Er fand sogar, dass ihr Blick etwas ängstliches hatte. Und auch ihre angespannte Haltung blieb ihm nicht verborgen. „Nao, entspann dich! Du brauchst keine Angst zu haben. Wenn ich aufhören soll, sag es mir“, sagte er sanft, um sie zu beruhigen. Aber sie sagte keinen Mucks. Doch als er seine Finger noch etwas weiter schob und sie wenig später kurz mit schmerzlichem Gesichtsausdruck zusammenzuckte, wusste er, dass er aufhören musste, wenn er ihr nicht ernsthaft wehtun wollte. Sie war einfach noch zu unsicher und dadurch viel zu verkrampft, als dass es in Ordnung gewesen wäre, wenn er weitergemacht hatte. Er zog seine Hand also wieder langsam zurück und stütze sie erneut neben seine Freundin. „Ich glaube, wir lassen das lieber noch.“ Doch obwohl er dies weder enttäuscht noch zornig, sonder lieb und gefühlvoll gesagt hatte, rollte sie sich Millisekunden später plötzlich unter ihm auf die Seite und ganz klein zusammen, wobei sie ihr Gesicht im Kissen und unter ihren Händen vergrub, bevor sie anfing zu weinen. Er sah sie bestürzt an, weil er zwar mit einer ähnlichen, aber nicht mit so einer heftigen Reaktion gerechnet hatte: „Hey, Nao...“ „Ich mache schon wieder alles kaputt“, schluchzte sie. Er versuchte sich wieder zu fassen und legte sich hinter sie, hielt den Oberkörper aber leicht aufrecht, um über sie hinweg und damit auf ihr verdecktes Gesicht sehen zu können. Sanft legte er seine rechte Hand auf ihren Oberarm: „Du machst doch nichts kaputt.“ „Doch“, widersprach sie unter Tränen, weiterhin ihr Gesicht verbergend. „Du bist so erwachsen und machst immer alles perfekt. Und ich? Ich habe hiervor Angst und enttäusche dich deshalb. Ich werde dir nie gerecht werden, sondern immer ein dummes kleines Kind bleiben.“ „Nao, du musst mir nicht gerecht werden. Ich liebe dich so, wie du bist“, versuchte er sie zu besänftigen. „Und was glaubst du, wie viele mehrere Anläufe brauchen, weil sie zu nervös sind? Du bist da keine Ausnahme. Ich bin deswegen auch nicht enttäuscht. Es war meine Schuld, weil ich dich im Grunde doch dazu gedrängt habe.“ „Hast du nicht“, kam es leise von ihr. Diesmal widersprach er ihr: „Doch, in gewisser Weise schon.“ Er strich ihr sanft mit den Fingerspitzen über die Wange, aber das änderte nicht viel daran, dass sie nach wie vor weinte. „Und siehst du: Ich bin auch nicht perfekt. Wenn ich es wäre, würde ich solche Fehler nicht machen“, sagte er leise. Naomi wusste, dass er dies ernst meinte, denn er gestand Fehler seinerseits generell nur, wenn dem wirklich so war. Und das auch nicht jedem gegenüber. Er zweifelte an sich selbst: Wenn er an sein bisheriges Leben dachte, war er wirklich alles andere als perfekt. Und dann kam noch hinzu, dass es dort so viel gab, was sie nicht wusste, obwohl sie vielleicht sogar ein Recht darauf gehabt hätte, es zu erfahren. Doch sie fragte nicht danach, obwohl ihr klar war, dass es in seiner Vergangenheit einiges gab, was er ihr erzählen sollte. Er war ihr einerseits dankbar dafür, dass sie es nicht tat und ihn so nahm, wie er war, doch andererseits hatte er nun das Gefühl sie ungerecht zu behandeln. Er hatte ihr bisher so gut wie nichts aus seinem Leben anvertraut. Sie kannte genau wie die Anderen im Team gerade mal oberflächlich die Erfahrungen seiner Kindheit in der Abtei - Aber wirklich nur sehr oberflächlich. Ansonsten wusste sie absolut nichts tiefergehendes - Und trotzdem hatte er es beinahe gewagt, ihr das wohlmöglichst wertvollste zu nehmen, was sie einem Mann geben konnte. And now I must confess that I am a sinking ship And I'm anchored by the weight of my heart cause it’s filled with these feelings But I keep my true thoughts locked.. beside my hearts black box And it won't be found, it won’t survive through the smoke or the wreckage So I crash and burn I got a lot of things to learn Unglücklich blickte er sie an: Hatte er so egoistisch sein müssen? Alles was er damit erreicht hatte war, dass der einzige Mensch, den er wirklich liebte, nun weinend, eingeschüchtert und ängstlich neben ihm lag und an sich zweifelte und sich die Schuld für das Ganze gab – und das völlig zu Unrecht. Genau wie noch vor drei Wochen, war er wieder zu sehr auf sich bezogen gewesen. Wann würde er endlich lernen, auch mal die Gefühle anderer über seine zu stellen, ohne vorher solche Fehler wie diesen hier zu machen? Er lehnte sich über sie und küsste sie liebevoll auf die Wange, während er erst ihre eine und dann ihre andere Hand vor ihrem Gesicht wegzog. „Es tut mit leid, Nao. Ich verspreche dir, dass ich das nie wieder tun werde.“ Vorsichtig strich er ihr eine Träne weg, ehe er mit der zweiten Hand langsam ihre Haare aus dem Nacken strich und diesen zärtlich küsste. Er hatte in den letzten Tagen durch Zufall herausgefunden, dass sie dort besonders empfindsam war und es sie beruhigte, wenn er sie dort berührte. Und dem war auch diesmal so, wie er feststellte, als seine Fingerspitzen seinen Mund ablösten und sie sanft kraulten, während er erneut den Kopf hob um sie anzusehen: Ihr Atem wurde wieder ruhiger, das Schluchzen verstummte langsam und auch die Tränen trockneten ganz allmählich. Er schwor sich in diesem Moment selbst, dass er mit ihr schlafen würde – aber nur dann wenn und sobald sie es wirklich von sich aus wollte. Where would we be now baby, if we found each other first? What would you do now darling, if I said these simple words? I'll wait, I'll wait...As long as you want. Where would we be now baby? I'll wait, I'll wait I'll wait, I'll wait Während er weiter ihren Nacken liebkoste und dabei nun zunächst ihren Oberarm mit Küssen versah, um dann über ihre Schulter zu ihrem Hals zu wandern, versiegten ihre Tränen völlig und sie genoss seine warmen und liebevollen Berührungen, bevor sie sich langsam umdrehte und ihn ansah. Sie wollte etwas sagen, doch da Kai ahnte, dass sie sich nur wieder grundlos entschuldigen wollte, beendete er die Wanderung seines Mundes auf dem ihrigen. Sie verstand: Vielleicht sollte sie wirklich aufhören, immer für alles die Schuld bei sich zu suchen. Einige Zeit verging so, bis er seinen Kopf wieder hob: „Alles wieder okay?“ Sie lächelte: „Fast.“ Er blickte sie fragend an, weil er eigentlich das Gefühl gehabt hätte, dass dem wieder so wäre. Sie musste bei seinem leicht überraschten Gesichtsausdruck nun leicht grinsen: „Ich wäre dafür, dass du duschen gehst. Mir ist nämlich gerade aufgefallen, dass du vom Pool ganz schrecklich nach Chlor riechst.“ Kai roch seinem rechten Unterarm und verzog spöttisch das Gesicht, da sie Recht hatte. „Ich glaube auch, ich sollte lieber mal das Bad aufsuchen.“ Er küsste sie nochmals, bevor er aufstand und, nach einem Abstecher zum Kleiderschrank, im Badezimmer verschwand. Dort beeilte er sich, wie er es lange nicht mehr getan hatte, damit er sie nicht so lange alleine ließ. Doch obwohl er wirklich nicht lange gebraucht hatte, war es wohl doch zu lange für Naomi gewesen, wie er feststellte, als er frisch geduscht in seiner sauberen und vor allem völlig trocknen Trainingshose zum Bett zurückkehrte: Sie war in der Zwischenzeit unter die Bettdecke gekrochen und schlief dort nun seelenruhig. Zumindest reagierte sie nicht, als er sie leise ansprach. Aber er war froh darüber, denn er hatte auch einkleinwenig damit gerechnet, dass sie sich wieder ihren Schlafanzug geschnappt, ihn angezogen hätte und in ihr Bett gekrochen wäre. Doch sie lag nach wie vor in seinem Bett und auch die beiden Pyjamateile befanden sich noch dort, wo er sie kurz zuvor hatte hinfallen lassen. Daher wusste er, dass sie immer noch bei ihm sein wollte und er sie nicht durch sein Handeln dazu bewegt hatte, sich wieder etwas von ihm zu entfernen, wo sie sich gerade erst so nahe gekommen waren. Einwenig erleichtert und glücklich darüber, schaltete er das Licht im Raum aus, bevor er leise neben ihr unter die Decke stieg. Ohne die Augen zu öffnen, rutschte sie ihm zugewendet im Halbschlaf näher an ihn ran, woraufhin er seinen linken Arm unter ihren Kopf schob und den Anderen um sie legte. Sie nahm den Duft seines Duschgels wahr und murmelte leise ein „Schon viel besser!“, bevor sie wieder in die Tiefen des Schlafes versank. Kai musste lächeln, beobachtete sie noch eine Weile und strich ihr sanft eine Haarsträhne hinter das Ohr, bevor auch er die Augen schloss und irgendwann einschlief. _____________________________________________________________ So, in der Hoffnung, dass es trotz mangelndem Szenarienwechsel gefallen hat, sage ich einfach mal: Bis dann! ^_^° Kapitel 26: Everybody needs someone ----------------------------------- Wuhuuuu... ein neues Kapitel. >o< Doch bevor's weitergeht, noch eine kleine Info zum letzten Kapitel, die ich vergessen habe beim letzten Mal (gut, dass der Kopf angewachsen ist ôo'): Die Lyrics waren von Good Charlotte - 'Where Would We Be Now' *den song einfach schön find* Und nun viel Spaß mit diesem Teil. x3 _____________________________________________________________ Verschlafen öffnete Max am nächsten Morgen langsam die Augen, ehe er auf die Uhr zu seiner Rechten sah: Es war kurz vor zehn! Er schreckte hoch und blickte zu Tyson hinüber. Dieser schnarchte, wie nicht anders zu erwarten war, vor sich hin. Der Blonde sprang auf und weckte ihn aufgeregt: „Tyson, wach auf! Wir haben verschlafen!“ Sein Freund saß im Nu ebenfalls hellwach und kerzengerade in seinem Bett: „Was, wie, wo?“ „Es ist gleich zehn Uhr!“ Max spurtete zum Kleiderschrank. „Das Training! Kai wird uns wirklich noch umbringen!“ Allmählich verstand der noch etwas schlaftrunkene Japaner, was los war und kletterte ebenfalls in Windeseile aus seiner Schlafstätte. „Konntest du mich nicht eher wecken?“, rief er beim Gedanken an Kais Reaktion panisch und hastete an Max vorbei ins Bad. „Ich bin doch selber gerade erst aufgewacht“, rechtfertigte der Amerikaner sich und folgte ihm eilig. Keine fünf Minuten später steckten beide in ihren Anziehsachen, schnappten sich ihre Blades und rannten ins Erdgeschoss. Sie wollten gerade durch die Haustür nach draußen gehen, als sie Hilary hörten: „Wo wollt ihr denn so schnell hin?“ Tyson blieb abrupt stehen, sodass Max scharf abbremsen musste, um ihn nicht umzurennen. Beide blickten irritiert ins Esszimmer, von wo sie Hilary rufen gehört hatten. Dort saßen zum Überraschen der beiden Jungen außer ihr auch Kenny und Ray am Esstisch. Die zwei gingen aus dem Flur ins Zimmer. „Morgen“, grinste Ray angesichts ihrer verblüfften Gesichter. „Öhm... guten Morgen“, faselte Max verwundert. „Warum hockt ihr denn hier rum?“, kam es nun von Tyson. „Was ist mit dem Training?“ Ray zuckte mit den Schultern: „Keine Ahnung, Kai und Nao schlafen wohl noch. Zumindest waren sie heute noch nicht hier unten.“ „Na toll, und dafür haben wir uns so beeilt“, moserte Max. „Dann bekommt ihr wenigstens keinen Ärger fürs Verschlafen“, äußerte Kenny. Tyson runzelte die Stirn: „Aber seit wann schläft unser Meckerclown so lange?“ Der Amerikaner grinste breit: „Tja, vielleicht doch zu viel von der Bowle getrunken. Und wer weiß, was da letzte Nacht noch auf dem Zimmer so abging.“ Ray war der Einzige, der zurück grinste. Die anderen drei blickten peinlich berührt drein. Im selben Augenblick stand Kyko im Türrahmen: „Guten Morgen!“ Max drehte sich freudig um: „Morgen, Honey!“ Eine Umarmung und ein zärtlicher Begrüßungskuss folgten, bevor Kyko ihn wieder von sich wegdrängte und ihn schräg anblickte: „Du kratzt.“ Er lächelte verlegen: „Hatte eben keine Zeit mich zu rasieren, weil Ty und ich verschlafen haben.“ „Oder zumindest dachten wir das“, grummelte Tyson „aber wie du siehst scheint unser Teamkapitän immer noch an der Matratze zu horchen.“ Kyko blickte an ihrem Freund vorbei und sah durch den Raum, um sich von der Richtigkeit Tysons Aussage zu überzeugen. Dann richtete sie ihren Blick wieder auf Max und grinste: „Tja, wenn das so ist, könntest du vielleicht doch noch den Rasierer schwingen? Ich mag dich nicht so stachelig.“ „So gesehen... ja“, antwortete Max und fasste sich prüfend an das unrasierte Kinn. „Und Zeit zum Duschen haben wir sicher auch noch“, ergänzte der Blauhaarige. „Außer ihr habt Pech und Kai taucht in der Zwischenzeit hier auf“, erwidert Kenny. „Selbst wenn, mir egal. Hätte er früher aufstehen müssen. Wir waren unten und ihr könnt das bezeugen.“ Damit ging er wieder nach oben, während Max Kyko noch einen Kuss auf die Wange drückte. Sie rieb sich mit der Hand über die Stelle: „Geh dich rasieren, du Igel!“ Er grinste, bevor er seinem Freund folgte. Zur selben Zeit wachte Naomi in ihrem Zimmer ebenfalls auf. Müde blinzelte sie dem Tageslicht entgegen, welches in vollem Ausmaße durch die Fenster fiel, da weder sie noch Kai daran gedachte hatte, am Vorabend die Vorhänge zu schließen. „Meine Güte, wenn Tyson und Max wieder auf den Balkonen rumgealbert wären“, schoss es ihr durch den Kopf, als ihr wieder einfiel, was letzte Nacht passiert war und, dass sie immer noch fast splitternackt war. Erst jetzt realisierte sie, dass Kai noch neben ihr lag, den einen Arm nach wie vor unter ihrem Kopf, den anderen auf seinem Bauch liegend, und tief und fest schlief. Sie blickte kurz zum Wecker auf der anderen Seite des Bettes und dann wieder auf ihn: Es war ungewöhnlich, dass er so lange schlief. Scheinbar war er selbst ziemlich erledigt vom Vorabend. Naomi richtete sich ein wenig auf und sah in sein Gesicht: Ein Lächeln wanderte über ihr eigenes, weil er so friedlich und unschuldig wirkte. Behutsam hob sie ihre linke Hand, berührte sanft mit den Fingerspitzen seine Wange und strich zärtlich über diese, bevor er, veranlasst durch die Berührung, langsam die Augen öffnete. Er blinzelte ebenfalls kurz, geblendet durch die Helligkeit im Raum, bevor sein Blick ihren traf. „Guten Morgen“, kam es liebevoll von ihr. Auch er musste bei ihrem Anblick lächeln: „Morgen.“ Während sie ihr Gesicht zu seinem bewegte, legte er seine Hand auf ihre, um sie auf seiner Wange festzuhalten, und die andere auf ihren Rücken, bevor sie ihn küsste. Als sie wieder von ihm abließ, warf auch er einen Blick auf die Uhr. „Was? Schon so spät?“, Kai drehte seinen Kopf wieder zurück. „Na und?“, entgegnete Naomi gleichgültig. Eigentlich drängte es den Russen aufzustehen, doch er konnte ihr nicht widerstehen, zog sie erneut zu sich hin, um ihren Mund mit seinem zu versiegeln und sie dabei auf den Rücken zu drehen und damit ihre Positionen zu tauschen. „Wegen letzter Nacht, Kai“, begann Naomi ihn einer weiteren Kusspause, „es...“ Doch sie konnte nicht aussprechen, da er ihr augenblicklich den Mund zuhielt und sie vorwurfsvoll ansah: „Verdammt, Nao, hör auf dich zu entschuldigen! Es gibt keinen Grund dazu.“ Sie sah ihn kurz etwas erschrocken an, aufgrund seines leicht bösen Tons, war dann aber einsichtig und bereute, dass sie es schon wieder fast getan hätte. Er schob seine Hand wieder langsam von ihrem Mund und ließ sie über ihren Hals zu ihrem rechten Schlüsselbein gleiten, dass er sanft mit den Fingerspitzen liebkoste. Einige Sekunden des Schweigens vergingen, in denen sie sein Berührungen genoss, ehe das Mädchen erneut das Wort ergriff: „Irgendwie ist es seltsam.“ Ihr Freund hielt inne und sah sie fragend an. „Das mit den Zimmern. Es war ja eigentlich nicht geplant, dass wir beide eins teilen“, fuhr sie fort. „Ob es so was wie Schicksal war?“ Er sah zur Seite: „Wenn man dran glaubt.“ „Tust du es nicht?“, fragte sie. Er schüttelte den Kopf und sah sie an: „Eher an Zufälle. Aber die können was wirklich Gutes haben.“ Sie musste lächeln - Er ebenso. Nach dem folgenden intensiven Kuss, hob Kai seinen Kopf wieder: „Na ja, so schön es auch ist, ich stehe jetzt trotzdem auf.“ „Willst du uns etwa heute noch zum Training nötigen?“, fragte sie skeptisch und richtete sich auf, dabei ihren nackten Oberkörper mit der Bettdecke bedeckend, während er bereits auf der Bettkante saß. Er erhob sich und seufzte dabei: „Lohnt sich jetzt eh nicht mehr. Draußen wird es schon wieder viel zu warm dafür sein.“ Naomis freudiges Grinsen konnte er nicht sehen, da er auf das Bad zusteuerte. Plötzlich blieb er jedoch stehen und blickte an sich hinab, da er auf einmal nasse Füße bekam. „Na toll.“ Er betrachtete mürrisch die Pfütze, in die er getreten war. Naomi sah ebenfalls auf die Stelle: „Das warst aber du.“ Er drehte ihr grummelnd den Kopf zu, während er inzwischen am Kleiderschrank angekommen war: „Das waren genaugenommen Tyson und Max.“ Damit verschwand er im Bad, während sie ihm grinsend nachsah: Er war einfach zu stolz, um in solchen Fällen die Schuld nicht auf die beiden abzuwälzen, wenn dies irgendwie möglich war. Wenig später angelte sie nach ihrem Pyjamaoberteil, zog es sich über, stand auf und ging zur Balkontür, um diese zu öffnen und tief Luft zu holen. Glücklich und ein wenig verträumt blickte sie gen Horizont: Ihr letzter Tag hier war angebrochen. Morgen Nachmittag würde es wieder nach Hause gehen, zurück in die Großstadt. Auf der einen Seite freute Naomi sich, weil es nach vier Wochen hier in der Wildnis doch etwas eintönig wurde und sie ihre beste Freundin Sachiko schrecklich vermisste. Doch auf der anderen war sie auch ein wenige traurig, weil dies hier der Ort war, an dem sie ihr Glück gefunden hatte. Und es war auch wirklich schön hier. Außerdem würde sie zu Hause wahrscheinlich noch ein größerer Konflikt erwarten. Sie blickte zur geschlossenen Badtür und ließ dann etwas traurig den Kopf hängen: Ein kurzer Seufzer kam über ihre Lippen. Sie sah noch eine ganze Zeit über die Bäume hinweg in Richtung der Bergkuppen in weiter Entfernung, bis Kai fertig war und aus dem Badezimmer kam. Naomi dreht sich um und entdeckte ihn auf dem Boden, wie er dabei war mit einem Handtuch die Überschwemmungen zu beseitigen. Sie nahm sich einige neue Anziehsachen, wendete sich dann wieder Kai zu, der immer noch, nur wenige Meter von ihr entfernt, auf dem Boden hockte und grinste: „Mach das aber ja ordentlich!“ Er hielt inne und sah grimmig zur ihr hoch: „Pass auf sonst kannst du das machen.“ Ihr Grinsen wurde noch breiter: „Ich denke gar nicht dran!“ Auf ihrem Weg ins Bad trat sie noch einmal absichtlich mit beiden Füßen in eine der Pfützen und schuf damit eine weitere Wasserspur zum Nebenraum. „Nao!“, kam es gedämpft wütend von Kai, als sie auch schon die Tür hinter sich schloss. Der Blauhaarige blieb grummelnd zurück, damit beschäftigt, das Zimmer trocken zu legen. „Hach, morgen geht’s nach Hause“, kam es freudig von Kenny, der inzwischen mit Kyko, Hilary und Ray in den Aufenthaltsraum umgezogen war und nun dort auf Dizzy herumtippte. „Wieso freust du dich so? Gefällt es dir hier etwa nicht?“, fragte Kyko. „Doch, doch“, antwortete der Japaner. „Aber?“, fragte sie weiter. Ray grinste: „Aber Chef vermisst seine anderen Computer zu Hause.“ Kenny lief rot an, während Kyko kicherte. Hilary beäugte sie jedoch misstrauisch: Sie schien kein bisschen traurig, dass es am nächsten Tag ‚Abschied nehmen’ hieß. Und auch, dass Max wieder fahren würde, schien sie nicht zu bedrücken. Doch als hätte die Rothaarige Gedanken lesen können, ließ sie Sekunden später geknickt den Kopf hängen: „Schade, dass ihr morgen schon wieder fahrt.“ „Wir können dir ja Max hier lassen“, antwortet Kenny. „Kai wird sich freuen.“ „Der freut sich mehr, wenn wir Tyson hier lassen“, lachte der Chinese. „Max wäre mir aber lieber“, kam es von Kyko, bevor sie sich grinsend an Rays Arm klammerte, „oder sie lassen dich hier.“ Er lächelte verkrampft. Hilary hingegen legte erneut den Kopf schief: Erst war sie guter Laune, trotz aufkommender Aufbruchsstimmung des Teams, dann trauerte sie für wenige Sekunden und jetzt klammerte sie schon wieder freudestrahlenden an Ray. Konnte sie sich nicht mal entscheiden, ob sie nun deprimiert war oder nicht? Wirklich wichtig schien es ihr ja offenbar doch nicht zu sein. Im selben Augenblick standen Kai und Naomi in der Tür, während Kyko wieder von Ray abließ. „Morgen!“, kam es fröhlich von Naomi. Kenny blickte auf die Uhr: „Mittag trifft es eher.“ Sie grinste und ließ sich neben Hilary auf dem Sofa nieder. Kai hingegen verschränkte zeitgleich die Arme vor der Brust und lehnte sich an den Türrahmen, ehe er mürrisch fragte: „Wo sind Max und Tyson?“ „Hier“, rief plötzlich Tyson, der im selben Moment mit dem blonden Amerikaner wieder runtergekommen war und nun hinter ihrem Teamleader stand, „und wir waren schon vor dir da!“ „Richtig, die anderen können das bestätigen“, ergänzte Max. „Mir doch egal, wann ihr hier wart“, knurrte Kai ohne sie anzusehen. Tyson blickte ihn verwundert an: „Und ich dachte, wir bekämen wieder Anschiss, weil wir zu spät zum Training gekommen sind.“ „Wenn wir trainieren würden, bekämt ihr den jetzt auch“, entgegnete der Russe kühl. „Würden? Heißt das, wir trainieren heute nicht mehr?“, fragte Max ungläubig. Der Teamkapitän verzog genervt das Gesicht, da er die Frage wie so oft für vollkommen überflüssig hielt: „Es ist fast Mittag, Max.“ Tyson sprang vor Freude in die Luft: „Juhu, ein freier Tag!“ Ein fieses Grinsen von Kai folgte jedoch auf der Stelle, während er sich umdrehte, um wieder nach oben zu gehen: „Und außerdem wird der Springball hier sicher noch den ganzen Tag benötigen, um seine Tasche zu packen, damit er morgen rechtzeitig fertig ist.“ Während Kai seinen Weg fortsetzte und im ersten Stock verschwand, zog der blauhaarige Japaner zur Belustigung der Anderen eine beleidigte Fratze – Im Gegensatz zu seinem Freund neben ihm. Dieser stand nun bedrückt da und sah zu Boden, denn er hatte die ganze Zeit über nicht daran gedacht, dass sie am nächsten Tag wieder abreisen würden. Erst durch Kais Worte war es ihm wieder schmerzlich bewusst geworden: Er würde nicht nur von diesem Ort Abschied nehmen müssen, sondern auch von Kyko – Zumindest für unbestimmte Zeit. Hilary bemerkte seinen Stimmungswechsel als Erste und sah ihn mitleidig an: „Alles okay, Max?“ Nun blickten ihn auch die Anderen an. „Wieso können wir nicht noch bleiben?“, fragte er niedergeschlagen. „Weil wir nur für vier Wochen gebucht haben?!“, kam es trocken von Kenny. Kyko stand auf, ging zu ihm hinüber und legte ihm sanft eine Hand auf die Wange: „Maxie...“ Er hob wieder leicht den Kopf und blickte in ihre Augen: „Ich will hier bleiben... bei dir.“ „Dann tu das doch“, lächelte sie. „Du kannst bei mir im Zimmer schlafen.“ „In zwei Monaten steht schon wieder die WM vor der Tür. Kai wird mir auf die Füße treten, wenn ich nicht mit den Anderen trainieren... schließlich wollen wir was erreichen“, sagte er betrübt, bevor ihm eine Idee kam. „Aber kannst du nicht mit nach Tokio kommen? Es sind schließlich noch zwei Wochen Ferien und dann kannst du bei mir wohnen.“ „Öhm“, sie wirkte ein wenig überrumpelt, „ich muss erst meine Eltern fragen.“ „Dann lass uns das eben machen“, erwiderte Max ungeduldig. Doch sie erwidert: „Lass uns bis zum Mittagessen warten. Mein Vater arbeitet doch um die Uhrzeit im Büro und will da nicht gestört werden.“ „Und beim Essen sind wir außerdem dabei und dann habt ihr unsere Unterstützung“, grinste Tyson. Max sah ein, dass sie Recht hatten, seufzte jedoch, da er nur noch ungeduldiger wurde. Kyko küsste ihn daraufhin sanft und musste dann grinsen: „Wenigstens fühlst du dich jetzt nicht mehr an wie ein Kaktus.“ Auch er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, ehe er mit einem innigen Kuss über sie herfiel. Die Anderen beobachteten das Ganze und freuten sich für die Beiden, bis der Blauhaarige wieder das Wort ergriff: „Apropos Essen: Wie spät ist es? Ich bin am Verhungern.“ „Halb zwölf“, antwortete Hilary nach einem Blick auf die Uhr höhnisch. „Selber Schuld, wenn ihr das Frühstück verschlaft.“ Tyson streckte ihr die Zunge raus, bevor er in die Küche davon stapfte, um sich am Kühlschrank zu bedienen, während Max Kyko nach draußen vors Haus verschleppte. Hilary blickte ihnen misstrauisch nach, bevor sie Tyson in die Küche folgte. „Argh, Akku leer“, kam es von Kenny. „Los, Chef, ich brauche Saft!“, rief Dizzy panisch. „Bin ja schon unterwegs... halte durch!“, der Japaner sprang mit seinem Laptop auf und rannte nach oben. Ray und Naomi blickten ihm wirsch nach, bis Ray sie angrinste, aufstand und sich neben sie setzte. Nun war er es, den sie verwirrt ansah: „Warum grinst du jetzt so breit?“ „Na ja, wo wir gerade vom Verschlafen sprachen und die Anderen jetzt weg sind: was“, er legte einen Arm um ihre Schultern und zog sie zu sich hin, „hast du eigentlich heute Nacht mit Kai angestellt, dass der nicht aus den Federn gekommen ist?“ Wie er erwartet hatte, lief sie rot an. Sein Grinsen wurde noch breiter: „Habt ihr etwa...“ „Nein, haben wir nicht!“, antwortete sie hastig. Doch wie immer gab er nicht so schnell nach: „Warum wirst du dann so rot?“ Sie blickte schweigend und immer noch mit hochrotem Kopf starr auf die gegenüberliegende Couch. „Musst du jetzt noch den Kühlschrank plündern? Es gibt doch nachher Essen.“ Hilary ließ sich am Küchentisch nieder, während sie skeptisch beobachtete, wie Tyson sich am Kühlschrank zu schaffen machte. Er drehte sich nicht um, antwortete jedoch: „Also wenn du mir nachgelaufen bist, um wieder rumzumeckern, kannst du gleich wieder gehen.“ Nachdem er fündig geworden war, schloss er den Schrank wieder, schnappte sich ein Paar Essstäbchen und setzte sich zu ihr. Sie schlug die Beine übereinander, stütze die Ellenbogen auf die Tischplatte und den Kopf auf ihre Hände: „Nein.“ „Nein?“, kam es verwirrt von ihm. „Nein, ich bin dir nicht deswegen nachgelaufen“, erklärte sie, während er sich über sein gerade ergattertes eingelegtes Gemüse noch zusätzlich etwas Sojasauce schüttete. Er drehte die Flasche wieder zu: „Sondern weil...?“ „Findest du es nicht merkwürdig, dass es Kyko kaum bedrückt, dass wir morgen wieder fahren im Gegensatz zu Max?“, fragte sie. Er verdrehte die Augen: „Fang nicht schon wieder damit an. Ich habe davon keine Ahnung.“ Tyson steckte sich seinen ersten Happen in dem Mund. „Aber dafür, dass sie ihn angeblich liebt, finde ich verhält sie sich ziemlich gleichgültig“, widersprach Hilary. „Schie isch holt nüsch“, der Blauhaarige schluckte das Essen hinunter, bevor er seinen Satz beendete, „der Typ von Mädchen, der sofort losflennt.“ „Ich habe immer noch mehr das Gefühl, dass sie es einfach nicht ernst mit ihm meint“, äußerte die Braunhaarige, während er sich wiederum einen Bissen in den Mund schob und nicht antwortete. Darauf reagierte sie wenig später: „Tyson, sag was dazu.“ „Verdammt, was soll ich denn dazu sagen? Soll ich zu Max gehen und ihm sagen, er soll sie links liegen lassen oder was?“ Er hatte inzwischen wirklich keine Lust mehr, über das Thema zu reden, da es in seinen Augen Max’ Sache war. Sie blickte von ihm auf den Tisch: „Nein, aber irgendetwas müssen wir doch tun.“ „Hilary, halte dich da doch einfach raus!“, antwortete er und aß weiter. Sie sah ihn wütend an: „Ihr Beide führt echt eine tolle Freundschaft, wenn er dir so gleichgültig ist.“ „Max ist mir nicht gleichgültig“, entgegnete er nun leicht aufgebracht, „aber warum soll ich etwas unternehmen, wenn er glücklich ist? Ich wüsste auch nicht, wie ich in der Sache etwas tun sollte.“ Rays neugieriger Blick durchbohrte Naomi nach wie vor: „Also was habt ihr angestellt?“ „Nichts!“, sie sprang auf und verließ fluchtartig den Raum in Richtung Küche. Er grinste nur noch breiter, stand ebenfalls auf und ging in den Flur, wo er Kai vorfand, der mit leicht irritiertem Blick und Schmutzwäsche im Arm auf der Treppe stand. Er hatte Naomi panisch vorbeilaufen und in der Küche verschwinden sehen und sah nun zu Ray. „Was hast du mit ihr gemacht?“, wollte er grimmig wissen. „Nichts!“, grinste der Chinese und ging die Treppe hoch. Als er an Kai vorbeikam wisperte er jedoch: „Die Frage ist, was DU mit ihr gemacht hast.“ Damit verschwand er im ersten Stock. Kai verzog verkrampft das Gesicht: Nun war ihm klar, was Ray angestellt, beziehungsweise, was sich eben im Nebenraum abgespielt hatte. Warum musste der Typ sich auch immer in Naomis Leben einmischen und versuchen alles aus ihr herauszubekommen? Genau das war der Grund, warum er der Meinung war beste Freunde zu haben war mehr eine Last als eine Hilfe. Sie wollten einfach immer alles wissen – er seufzte und setzte seinen Weg in den Keller fort, um keine schmutzige Wäsche mit nach Hause nehmen zu müssen. Tyson und Hilary sahen verwundert zur Tür, als Naomi hektisch hereingestolpert kam. „Ist irgendwas passiert?“, fragte das braunhaarige Mädchen. „Nein“, seufzte sie und zog dabei die Schiebetür wieder hinter sich zu. Hilary blickte fragend Tyson an. Er erwiderte den Blick und zuckte mit den Schultern, ehe beide wieder Naomi ansahen. Diese hatte inzwischen jedoch das Essen vor dem Japaner entdeckt, vergas in ihrer Begeisterung darüber, dass Ray kurz zuvor mal wieder versucht hatte sie zu löchern, schnappte sich ebenfalls Stäbchen und ließ sich gegenüber von Hilary am Tisch nieder, bevor sie Tyson den Teller wegzog. „Hey!“, beschwerte dieser sich. Doch Naomi schob ihn schon wenig später zurück, nachdem sie probiert hatte: „Meine Güte, wie viel Sojasauce hast du darüber gekippt?“ Er grinste: „Scheinbar genug, damit es dir nicht mehr schmeckt.“ Glücklich darüber, dass er das Essen wieder für sich hatte, aß er weiter, während das Mädchen zu seiner Linken ein langes Gesicht zog. „Nao?“, sprach Hilary sie daraufhin an. Die Blonde sah auf: „Hmm?“ „Was würdest du tun, wenn du wüsstest, dass Kai umziehen würde? In eine andere Stadt... weit weg von Tokio?“, fragte die Andere. „Soweit liegt Osaka ja nun auch wieder nicht von Tokio weg“, mischte Tyson sich ein. Hilary sah ihn genervt an: „Schön, dass du gerade mit deinen Erdkundekenntnissen angibst, aber dich habe ich nicht gefragt.“ Naomi blickte von ihm zu ihr: „Also falls du mich im Grunde fragen wolltest, ob ich anders reagieren würde, als Kyko, die zumindest äußerlich nicht am Boden zerstört ist, weil Max morgen fährt: Ja, würde ich.“ „Dachte ich mir!“, kam es von Hilary. Doch das blonde Mädchen legte den Kopf schief: „Aber Kyko ist nicht ich.“ „Trotzdem“, fuhr Hilary fort, „wenn sie es nicht ernst mit Max meint, wird er letztendlich der Leidtragende sein.“ „Selbst wenn, was willst du tun? Ihm sagen was du denkst? Er würde es sowieso leugnen, weil er zu verliebt ist um die Wahrheit zu sehen oder sie sehen zu wollen. Zumal du gar nicht weißt, ob deine Vermutung wirklich stimmt, nur weil Kyko ihre Gefühle nicht sofort in Tränen ausdrückt“, erklärte Naomi. „Mein Reden“, kam es von Tyson, woraufhin Hilary seufzte, während er aufstand, Naomi die Essstäbchen abnahm und seinen inzwischen geleerten Teller zur Spülmaschine trug. Er hatte ihn gerade dorthin verfrachtet, als sein Blick aus dem Fenster fiel und er Max und Kyko entdeckte, wie sie am Waldrand saßen und die Rothaarige herzhaft lachte, während ihr Freund breit grinsend daneben saß. Sie sahen schlichtweg endlos glücklich aus. Wieso sollte er sich also einmischen und daran etwas ändern? Im selben Augenblick betrat Mrs. Subashi das Zimmer: „Huch, hätte nicht erwartet euch hier anzutreffen.“ Die Drei antworteten mit einem Lächeln. „Helft ihr mir beim Mittagessen machen?“, fragte sie ebenfalls freundlich. Hilary nickte: „Natürlich.“ Und so wuselte sie wenig später neben ihrer Gastgeberin an der Küchenzeile umher, während die anderen Beiden, getrieben durch ihren Hunger, den Tisch im Esszimmer deckten. Währenddessen war Ray damit beschäftigt in seinem Zimmer die ersten Sachen in seine Tasche zu packen, damit er am folgenden Tag nicht mehr allzu viel zu tun hatte. Kenny saß am Schreibtisch und tippte die ganze Zeit über wie wild auf Dizzy herum, die er inzwischen durch Anschluss des Netzkabels von ihrer Energienot befreit hatte. Der Chinese griff nach seinem Briefpapier, das auf dem Nachttisch neben ihm lag, um es auch in seinem Gepäck zu verstaun. Doch als er es nun in der Hand hielt und betrachtete, spürte er wie wieder starke Gefühle von Heimweh ihn ihm aufkamen. Er hatte es in den vergangenen Wochen nicht ein einziges Mal geschafft Mariah einen Brief zu schreiben. Überhaupt waren ihr einziger Kontakt in dieser Zeit zwei läppische SMS gewesen, die lediglich dazu gedient hatten, um dem Anderen zu zeigen, dass man noch lebte. Und das obwohl er sie von Tag zu Tag mehr vermisste und zeitweise sogar das Gefühl hatte daran kaputt zu gehen. Er hatte mit Naomi in der letzten Woche darüber geredet. Sie hatte ihm auch wie immer zugehört und versucht ihn aufzumuntern, doch außer ihm zu sagen, dass er sie wiedersehen würde, hatte sie in diesem Moment natürlich nicht viel ändern können. Immerhin war es ihr gelungen, ihm den Gedanken, dass Mariah ihn inzwischen vielleicht gar nicht mehr liebte und vermisste, auszureden. Aber dennoch war er schrecklich unglücklich. Er sah zu Kenny hinüber, der weiterhin Dizzys Tastatur traktierte, seufzte kaum hörbar, legte den Block in seine Reisetasche, die er dann neben das Bett stellte und ging zu seinem Freund hinüber. „Was schreibst du denn da eigentlich andauernd wie wild geworden?“, neugierig sah er dem Kleineren über die Schulter. Dieser schlug erschrocken den Laptop zu: „Nichts wichtiges!“ Nun musste Ray hinter ihm wieder breit grinsen, drehte sich um und ging aus dem Zimmer. Erleichtert, dass der Schwarzhaarige nicht weiter nachgefragt hatte, öffnete Kenny das Notebook wieder. „Beim nächsten Mal bitte etwas sanfter, Chef!“, moserte Dizzy. „Entschuldige“, nuschelte der Junge, bevor er noch einige Wörter eintippte, im Adressebuch ‚Emily’ auswählte und auf ‚senden’ klickte, bevor er das Programm beendete. _____________________________________________________________ Woah pure Action hier. *gähn* Na ja... ihr kennt mein 'Platzproblem' >.< Werde versuchen ganz schnell weiter zu schreiben, um wieder mehr Spannung reinzubringen. v___v' Bis dahin könnt ihr euch ja mal (falls nicht schon geschehen) mein neues FA zur FF anschauen. *werbung mach* xD Kapitel 27: Without you ----------------------- *hust* Aloha ~___~ *nase putz* Bin im Mom ziemlich heftig erkältet, aber da ich euch über das Internet nicht anstecken kann, könnte ihr den Text ganz unbesorgt lesen: Er ist viren- und keimfrei. XD _____________________________________________________________ Ray ging hinab in den Keller, wo er am Morgen noch eine letzte Maschine mit Schmutzwäsche eingesteckt hatte. Unten angekommen traf er auf Kai, der gerade eine der anderen Waschmaschinen eingeschaltet hatte und sich nun zum Gehen wandte. „Immer noch hier?“, fragte der Chinese argwöhnisch. „Siehst du doch“, kam es leicht zornig von Kai. Der Schwarzhaarige blickte ihn verwundert und etwas erschrocken an: „Ganz ruhig, war ja nur eine simple Frage.“ Doch sein Gegenüber war ein wenig in Rage: „Du mit deinen dummen Fragen. Hör auf dich in Naomis Leben einzumischen, klar?!“ „Wie bitte?“, kam es irritiert von dem Anderen. Der Russe funkelte ihn böse an: „Du hast mich schon verstanden!“ Er ging gerade an ihm vorbei, als Naomi den Raum betrat, bevor er auch an ihr vorbeirauschte und nach oben zurückkehrte. Sie blickte verwundert zu Ray: „Was war das?“ „Ich soll mich nicht in dein Leben einmischen.“ Er legte den Kopf schief. „Kannst du mir das mal erklären?“ Naomi verzog fragend das Gesicht, bevor sie seufzte: „Hat er vielleicht mitbekommen, dass du eben wieder versucht hast, was aus mir rauszukitzeln?“ Er nickte. „Na dann ist klar, was los ist“, antwortete sie. „Wenn du mir solche Fragen stellst, mischst du dich damit ja auch indirekt in sein Leben ein. Und du weißt, dass er es hasst, wenn man das tut.“ „Ja und? Denkt der etwa, ich höre jetzt auf dein bester Freund zu sein, weil er ein Problem damit hat?“, entgegnete Ray. „Ich habe keine Ahnung. Vielleicht rede ich mal mit ihm drüber“, antwortet sie. Er öffnete die Waschmaschine neben sich und begann die Wäsche von dort in den nebenstehenden Trockner zu verfrachten: „Wäre eine Idee.“ Erneut ein Seufzer von ihr: „Fällt mir im Moment nur schwer, weil ich gerade noch überlege, wie ich das mit meinem Vater bewerkstelligen soll und ob ich es Kai sagen sollte.“ Der Chinese sah sie wieder an: „Wegen seiner Abneigung?“ Sie nickte unglücklich. „Ach, das bekommen wir schon hin“, er schloss die Tür des Wäschetrockners und schaltete diesen ein. „Wenn’s jetzt nur um Kai ginge wäre es mir egal, aber du weißt, dass ich dir bei so was immer zur Seite stehe.“ „Danke.“ Sie lächelte. „Aber warum bist du eigentlich runtergekommen?“, wollte er nun wissen, da ihm auffiel, dass sie keine Wäsche bei sich hatte. „Ach so, ja... Essen ist in einer Viertelstunde fertig.“ Ein Jaulen von ihr folgte. „Jetzt bin ich eben erst nach oben gelaufen, weil ich dachte, ihr wärt dort, bis Kenny meinte, du bist runtergegangen. Dann bin ich bis nach hier unten gelaufen, weil ihr auch nirgends im Erdgeschoss wart, und jetzt kann ich wieder nach ganz oben latschen, weil sich Kai sicher wieder aufs Zimmer verdrückt hat.“ Er grinste, während sie missmutig wieder nach oben trottete, ehe auch er den Keller verließ. Eine Etage höher lief ihr Tyson über den Weg, der gerade weitere Teile des Geschirrs ins Esszimmer trug. „Ist Kai hier irgendwo?“, fragte sie ihn. „Nein, ist eben die Treppe hochgedampft.“ Er deutete mit einer Kopfbewegung nach oben. „Na toll.“ Deprimiert machte sie sich daran ihm zu folgen, während der Japaner ihr verwundert nachsah, ehe er schulternzuckend seinen Weg fortsetzte. Sie fand Kai wie vermutet auf ihrem Zimmer, wo er auf seinem Bett saß und bereits einige seiner Sachen einpackte. Sein immer noch etwas wutverzerrtes Gesicht zeugte von der kleinen Auseinandersetzung im Keller. „In fünfzehn Minuten gibt es Essen“, kam es ruhig von ihr, nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatte. Er antwortete nicht, weshalb sie langsam auf ihn zuging und neben ihm stehen blieb. „Wegen Ray“, begann sie leise, „du darfst es ihm nicht übel nehmen, dass...“ Doch er unterbrach sie kalt: „Doch ich nehme es ihm übel, dass er sich in dein Leben und damit jetzt auch in meins einmischt.“ Sie hatte also Recht gehabt: Es ging ihm darum, dass niemand mehr über ihn erfahren sollte. Kai stand auf und ging zum Kleiderschrank. Während Naomi betrübt zu Boden sah. „Was sollte er großartig über dein Leben herausfinden?“, kam es leise von ihr. Er hielt in seiner Handlung inne und starrte auf den offenen Schrank vor ihm. Naomi sprach betrübt weiter, dabei immer noch den Boden anblickend: „Ich weiß doch im Grunde nicht mehr über dich als die Anderen.“ Kai sah nun zu ihr hinüber: Es tat ihm weh, sie so traurig dort stehen zu sehen. Doch was sollte er tun? Sie hatte Recht damit, dass er ihr nichts erzählte. Das hatte er schließlich auch letzte Nacht schon selbst schmerzlich festgestellt. Aber er konnte nun mal nicht reden wie ein Buch – und schon gar nicht über sich selbst. Er ging zu ihr zurück, ließ die T-Shirts, die er eben aus dem Schrank genommen hatte, auf das Bett fallen, ohne sich darum zu kümmern, dass der ursprünglich ordentlich gefaltete Stapel dabei willkürlich auseinander fiel, und legte ihr langsam von hinten die Arme um die Schultern. „Es tut mir leid“, hörte sie ihn sanft in ihr Ohr flüstern und sah wieder auf, „ich würde dir so gerne mehr erzählen, aber ich kann es einfach nicht – noch nicht.“ „Ich will nicht, dass du mir Dinge erzählst, die du eigentlich für dich behalten willst“, sie drehte sich um, wobei er seine Umarmung etwas lockerte. „Ich will nur, dass du mir genauso vertraust, wie ich dir vertrauen soll. Ich würde nie etwas, was du mir über dich anvertraut hast, an Andere weitererzählen – Auch nicht an Sachiko oder Ray!“ Sie sahen sich schweigend in die Augen, ehe sie diese schlossen und sich seine Lippen ihren nährten, um sie letztendlich zärtlich zu berühren. Sekunden später wurde die Tür aufgerissen: „Hey, Nao! Du solltest den Anderen nur Bescheid sagen und dich nicht vorm Tischdecken drücken!“ Abrupt löste sich das Paar im Zimmer wieder voneinander und wendeten ihren Blick zu Tür, wobei sich ihre Gesichtsausdrücke allerdings in sofern unterschieden, als dass Naomi lediglich überrascht schaute, während Kai zorniger denn je funkelte. „Schon mal was von Anklopfen gehört?“, fuhr er Tyson wütend an, der bei Kais Blick erschrocken zurückwich. „Tschuldigung“, nuschelte er hastig, ehe er die Tür schnell wieder schloss. Naomi musste kichern, während Kai sich wieder schnaufend zu ihr drehte: „Wie ich das vermissen werde, wenn wir wieder zu Hause sind und er nicht mehr so reinplatzen kann.“ Sie musste wegen dieser sarkastischen Aussage zunächst grinsen, wurde dann jedoch wieder ernst. „Aber es ist doch irgendwie Schade, dass wir schon wieder fahren müssen.“ Sie ließ erneut traurig den Kopf hängen. „Hier hatten wir zumindest ein gemeinsames Zimmer.“ Ihre Gedanken waren in diesem Moment erneut bei ihr zu Hause und bei dem wohl noch auf sie zukommenden Ärger, wenn sie Kai dort anschleppte. Doch er schaffte es durch eine simple Bemerkung, dass sie ihren Kopf wieder hob: „Na und? Ich habe doch meine eigene Wohnung. Das ist viel besser als nur dieses Zimmer hier.“ Sie blickte ihn überrascht an: Sollte sie dies etwa als Einladung in seine eigenen vier Wände auffassen? Sie konnte sich nicht daran erinnern, dass er dies schon einmal getan hatte – weder ihr noch einem der Anderen gegenüber. Aber sein zaghaftes Lächeln konnte nur bedeuten, dass er dies meinte, weshalb sie ihre Befürchtungen, die ihr zu Hause betrafen, für den Moment zurücksteckte und ihn glücklich umarmte, was er erwiderte. „Was war eigentlich eben mit Essen?“, fragte er wenig später. Sie schob sich von ihm weg und sah ihn etwas beleidigt an: „Danke, dass du mir zugehört hast.“ Es folgte seit längerem mal wieder sein gespielt unschuldiger Blick. „Gibt es in einer Viertelstunde“, seufzte sie und wandte sich zum Gehen. „Besser ich helfe Tyson deshalb jetzt auch wieder. Sonst trabt der hier gleich noch mal an. Und ich decke lieber den Tisch, als hier Spuren eines Mordes beseitigen zu müssen.“ Damit verließ sie das Zimmer, während Kai ein kleines Grinsen über die Mundwinkel huschte und er sich wieder daran machte, seine hier nicht mehr benötigten Sachen einzupacken. Nervös rutschte Max bereits auf seinem Stuhl im Esszimmer hin und her, während nach und nach auch die anderen zum Essen eintrafen und Hilary die letzte Schüssel auf den Tisch stellte. Kyko, die neben ihm saß, hielt ihn am Arm fest: „Jetzt beruhige dich mal, du machst mich auch schon ganz nervös!“ „Ich bin nun mal ungeduldig“, erwiderte er zappelig. Ray stand hinter ihm und hielt ihn lachend an den Schultern fest: „Ganz ruhig, Max.“ Er funkelte misstrauisch zu ihm hoch, bevor sich der Chinese amüsiert setzte. Max versuchte sich zu beherrschen und geduldig abzuwarten, bis sie mit dem Essen anfingen. Mit Mühe und Not gelang ihm dies auch, bis endlich alle am Tisch saßen und die Ersten sich bereits auftaten, da stieß er Kyko leicht aber merklich mit dem Ellenbogen an. „Jaha, ist ja gut“, kam es von ihr. Naomi musste grinsen: „So ungeduldig kenne ich dich gar nicht, Max.“ „Ich auch nicht“, grinste Ray. Kai zog die Augenbraue hoch, während er den Reislöffel wieder in die Schüssel vor ihm steckte: „Hat der sich bei Tyson infiziert oder Drogen genommen?“ Max und Tyson sahen ihn böse an, bevor auch der Teamleader dank Kyko bald schlauer sein sollte. Die Rothaarige legte ihr Essbesteck beiseite und sah ihre Eltern an: „Kann ich mit nach Tokio?“ Die Angesprochenen blickte sie überrascht an. „Zu Max“, ergänzte ihre Tochter ruhig. „Wie stellst du dir das vor?“, fragte ihre Mutter. Kyko blieb weiterhin gelassen, während ihr Freund neben ihr vor Anspannung wie erstarrt dasaß: „Ich wohne bei Max, bis die Ferien zuende sind und fahre dann von Tokio aus zurück nach Osaka.“ „Du kannst dich doch nicht einfach bei anderen Leuten einnisten“, kam es von ihrem Vater. „Oh, das ist kein Problem. Schließlich habe ich Kyko ja gefragt und mein Vater freut sich immer, wenn wir Besuch haben“, schaltete der blonde Amerikaner sich ein und wedelte gleichzeitig aufgeregt mit seiner Hand. Dabei stieß er unachtsam gegen eine der beiden Flaschen mit Sojasauce auf dem Tisch, die aber gerade noch von Hilary aufgefangen werden konnte, um nicht vom Tisch zu rollen und klirrend zu Boden zu gehen. Sie blickte ihn skeptisch und leicht vorwurfsvoll an, während er sie unschuldig angrinste. „Wenn das so ist“, Mr. Subashi sah seine Frau an, die zustimmende nickte, bevor er wieder zu seiner Tochter blickte, „du bist alt genug.“ „Versprich mir nur, dass du anrufst, wenn ihr da seid“, ergänzte Kykos Mutter. Kyko nickte zufrieden, da sie nichts anderes von ihren Eltern erwartet hatte, ehe Max ihr stürmisch um den Hals fiel: „Juhu!“ Sie versuchte einen seiner Arme wegzuziehen, während sie gleichzeitig bemüht war, nicht vom Stuhl zu fallen: „Max! Wenn sie sehen, dass du mich gerade fast umbringst, überlegen sie es sich vielleicht noch mal anders.“ Während die anderen Anwesenden lachten, ließ der Blonde mit leicht gerötetem Gesicht wieder von ihr ab. Naomi blickte zu der Rothaarigen hinüber: „Ich beneide dich echt um deine lockeren Eltern.“ Kyko grinste, als ihr Vater lachte: „Tja, so sind wir Subashis nun mal: Wir bleiben einfach immer jung und daher haben wir auch immer so viel Verständnis für unseren Nachwuchs.“ Während die Anderen ihn irritiert und, wegen seiner überheblichen Lache, ein wenig erschrocken ansahen, obwohl weder sie noch sein Gefühl der ewigen Jugend in ihm für sie nichts Neues mehr waren, vergrub Kyko ihr Gesicht hinter ihren Händen. „Locker sind sie... aber manchmal auch gerade deswegen irre peinlich“, kam es beschämt von ihr. Während Max' teils unkontrollierten Freudenausbrüche, denen nach wie vor das positiv verlaufene Gespräch mit Kykos Eltern zu Grunde lag, noch den Rest des Tages anhielten, schaffte er es am Tag der Abreise diese endlich unter Kontrolle zu bringen. Einzig und allein sein breites und glückliches Grinsen war nicht wegzubekommen. So stand er damit auch am Nachmittag mit seiner gepackten Tasche auf der Veranda, einen Arm glücklich um Kykos Taille gelegt und mit den anderen auf den Bus wartend. Als dieser endlich vor dem Haus hielt, sah Ray auf die Uhr: „Wow, auf die Minute genau.“ „Tja, bei dem Busfahrer sollte sich jemand anders mal eine Scheibe abschneiden“, knurrte Kai. Hilary und Kenny sahen sich an und seufzten dann im Chor: „Tyson.“ Im selben Augenblick stolperte der blauhaarige Japaner an ihren Gastgebern, die an der Eingangstür standen, vorbei, hinaus ins Freie. „Bin ja schon da!“, rief er, während er im Laufen fast über seine eigenen Füße stolperte. Hilary wich erschrocken aus: „Reicht schon, dass du mich kurz nach unserer Ankunft umgerannt hast.“ Ray und Naomi grinsten, weil Tyson bei der Erinnerung an den schmerzlichen Treppenunfall etwas rot wurde. „Schön, dass du auch endlich da bist. Wir wollte gerade ohne dich fahren“, war Kais spöttische Bemerkung, als dieser gerade vom Bus zurückkam, wo er bereits Naomis und seine eigene Tasche eingeladen hatte. Tyson verzog wie erwartet das Gesicht zu einem ironischen Lächeln, während Max Kykos und sein Gepäck verstaute, bevor er und Kenny zum Fahrzeug trotteten, um dasselbe zu tun. Ray hob währenddessen neben seiner eigenen auch Hilarys Tasche hoch und trug sie zum Laderaum, bevor der Fahrer, der ausgestiegen war, um sich ein wenig die Beine zu vertreten, diesen wieder schloss. „Danke für ihre Gastfreundschaft“, Hilary verneigte sich höflich vor den Subashis, „es war sehr schön hier.“ „Oh je, du bist ja noch höflicher, als ich dachte“, kam es überrascht von Kyko. Die Braunhaarige sah sie irritiert an: „Was ist falsch an guten Manieren?“ „Recht hat sie.“ Mr. Subashi sah seine Tochter vorwurfsvoll an. „Könntest du dir ruhig mal ein Beispiel dran nehmen.“ Der Gesichtsausdruck und das gemächliche Nicken der Rothaarigen zeigten, dass sie ihren Vater wie so oft nicht ganz ernst nahm. „Ach, mach’s gut du fehlgeschlagener Erziehungsversuch“, lachte er und umarmte sie herzlich, was sie grinsend erwiderte, bevor sie sich auch von ihrer Mutter ähnlich verabschiedete. „Denk dran anzurufen“, erinnerte diese ihre Tochter. Diese nickte: „Werde ich machen.“ „Es hat uns sehr gefreut, dass ihr hier wart“, sagte Mrs. Subashi danach freundlich an die Anderen gewandt. „Vielleicht kommt ihr ja mal wieder.“ „Hängt davon ab, wohin uns Naos Opa als nächstes verfrachtet“, grinste Tyson. „Naos Opa - Klingt sehr gewählt, Tyson“, kam es von Kenny. Naomi zog die Augenbraue hoch: „Und was heißt hier wohin uns mein Großvater verfrachtet?“ Sein Grinsen wurde noch breiter: „Ach ja, entschuldige, wohin dein Großvater und dein Kai-Bärchen uns verfrachten.“ Während der Russe leicht überrumpelt dreinschaute, ging Naomi auf Tyson los: „Ich habe dir doch schon mal gesagt, du sollst ihn nicht so nennen!“ Doch der Japaner flüchtete mit einem „Wiedersehen!“, das Kykos Eltern galt, in den Bus. Die Blonde sah ihm schnaufend nach, während Max sich ebenfalls hastig verabschiedete, Kykos Hand fasste und sie mit den Worten „Hey, warte auf uns!“ ebenfalls in den Wagen zog, was nur erneut bezweckte, das auch dieser Busfahrer dies argwöhnisch, aber auch leicht böse beobachtete. Kai nickte Mr. und Mrs. Subashi als Abschiedsgruß lediglich zu und ging dann langsam Max und den anderen Zwei nach. Ray sah ihm hinterher, bis er im Bus verschwunden war: „Oh ha, jetzt gibt’s wieder einen Dämpfer vom Kai-Bärchen.“ Ein böses Augenfunkeln an ihn von Naomi folgte umgehend, worauf auch er erneut breit grinste. Die vier Verbliebenen verabschiedeten sich ebenfalls von ihren Gastgebern und stiegen in das Gefährt. „Okay, gab wohl doch keinen Ärger“, stellte der Chinese fest, da Kai wie gewohnt seelenruhig in der letzten Sitzreihe saß, während sich die Anderen im vorderen Teil des Busses tummelten, bevor auch er sich niederließ. Außer ihm hatten auch alle Anderen inzwischen Platz genommen, nur Naomi stand noch im Gang. „Würdest du dich bitte auch setzen, damit wir fahren können?“, kam es von vorne. Sie drehte sich um und sah den Fahrer, der bereits wieder hinter dem Steuer saß, über den Rückspiegel an: „Moment, ich überlege gerade wohin ich mich setze.“ Kyko erhob sich ein wenig von ihrem Platz neben Max, blickte durch den Bus und sah auf die große Anzahl von freien Plätzen: „Gute Frage. Hat mich bei eurer Ankunft schon verwundert, dass ihr als so kleine Gruppe mit einem doch recht stattlichen Reisebus ankamt. Hier haben ja noch mindestens weitere fünf Teams drin Platz.“ „Ich glaube, das meinte sie nicht“, kam es von Ray, der das blonde Mädchen beobachtete, wie es immer wieder unentschlossen zwischen dem freien Platz neben ihm und Kai, der dem ganzen zumindest keine sichtbare Beachtung schenkte, hin und her sah. „Ach so“, grinste Kyko, stand auf und setzte sich neben Ray, der wie so oft erschrocken zurückwich. „So, Frage beantwortet.“ Naomi hob skeptisch eine Augenbraue: „Der Platz neben Tyson ist immer noch frei und der neben Max jetzt auch. Löst mein Problem also nicht wirklich.“ „Ach jetzt geh schon zu deinem Kai-Bä...“ Tyson beendete seinen Satz bewusst an dieser Stelle, da die Angesprochene ihm wie erwartet einen angriffslustigen Blick zuwarf. „Genau, wenn du da sitzt, vergessen wir Kai auch nicht so ganz aus Versehen noch im Bus“, kam es von Max. „So leicht werdet ihr mich nicht los“, hörte man den Teamleader knurren. „Schade“, antwortete der Amerikaner leise. Erneut wurde Naomi vom Busfahrer aufgefordert: „Würdest du dich jetzt bitte setzen?“ Wegen der erneuten Aufforderung und den Bemerkungen der anderen leicht murrend, entschied sie sich für den Platz neben Kai, wo sie sich stillschweigend niederließ. „Na also“, grinste Max und sah zu Kyko, während er nun auf den freien Platz verwies. „Und du kommst sofort wieder hier her!“ „Hmm...“, sie sah kurz zu Ray und dann wieder zu dem Amerikaner, „na gut, ausnahmsweise.“ Kaum saß sie wieder auf ihrem Platz, startete der Fahrer endlich den Motor und setzte den Bus in Bewegung. Nachdem das Gasthaus zwischen den Bäumen verschwunden war und damit das Winken zu Kykos Eltern sinnlos wurde, lehnte Hilary sich zurück und seufzte beim Gedanken an das gerade wieder stattgefundene kleine Chaos im Bus: „Wo sind wir hier nur gelandet, Chef?“ Er antwortete nicht – dafür tat es Dizzy mit dem Geräusch, welches sie jedes Mal von sich gab, wenn sie gerade hochfuhr. Die Braunhaarige blickte auf das Notebook, das vor ihrem Sitznachbar, der sie gar nicht beachtete und völlig auf den Bildschirm konzentriert war, auf dem Klapptisch stand, bevor sie wieder geradeaus sah, ein Stück auf ihrem Sitz nach unten rutschte und ein leises Jammern von sich gab. Tyson auf der anderen Seite des Ganges beobachtete dies amüsiert. Zur selben Zeit sah Kai in der letzten Sitzreihe immer noch starr aus dem Fenster zu seiner Rechten, dabei den rechten Ellenbogen auf die schmale Fensterkante und den Kopf auf seine Hand gestützt, während sein rechter Fuß auf der kleinen Heizung an der Buswand im Fußraum stand. Naomi neben ihm beachtete er kaum. „Kai?“, sprach sie ihn leise an. Sie bekam lediglich ein „Hmm?“ als Antwort. „Du grübelst schon wieder über irgendetwas“, fuhr sie leise fort. Es war nichts Neues, dass er häufig in seine Gedanken versunken war, doch seit sie mit ihm zusammen war, interessierte es sie mehr und es machte ihr auch ein wenig Sorge woran er dachte. Diesmal fiel es ihr allerdings leicht zu erraten, worüber er sich den Kopf zerbrach: Er überlegte wahrscheinlich, wie er mit ihrer Beziehung in der Öffentlichkeit umgehen sollte. Klar war, dass er es, genauso wenig wie sie selbst, an die große Glocke hängen würde. Doch genauso stand fest, dass es früher oder später auf irgendeine Art und Weise rauskommen und Pressehaie anlocken würde. Und genau das war es, was Kai wohl die tiefen Denkfalten auf die Stirn legte: Ihn interessierte nicht, was Fans oder andere dachten. Er hasste es einfach nur, wenn solch ein Rummel um seine Person gemacht wurde. „Vergiss die Presse!“ Sie lehnte ihren Kopf an seine Schulter und schloss die Augen, während er seinen Blick nun leicht abwand und auf sie richtete. Es überraschte ihn doch wieder ein wenig, wie gut sie seine situationsbedingten Gedanken kannte. Aber dann lächelte er sanft, weil es ihm im Grunde nur zeigte, dass er ihr wirklich wichtig war, legte den linken Arm um ihre Schultern und sah wieder nach draußen, wo der Wald an ihnen vorbeiglitt. Sie hatten gerade, nach mehreren Pausen, etwas mehr als die Hälfte der Strecke hinter sich gelassen und kehrten im Augenblick Kioto den Rücken, während die Sonne weiter gen Horizont wanderte, als Max nach einem kleinen Nickerchen die Augen wieder öffnete. Langsam blickte er zu Kyko, mit der er unterwegs den Platz getauscht hatte, weil sie am Fenster sitzen wollte. Sie war ebenfalls eingeschlafen, hatte dabei ihren Kopf jedoch gegen die Scheibe gelehnt, gegen welche er bei jeder leichten Unebenheit auf der Straße unsanft schlug. Daher schob er vorsichtig eine Hand zwischen Fenster und ihren Kopf, um diesen dann behutsam und ohne sie zu wecken auf seine Schulter zu navigieren. Im selben Moment erhob sich Tyson von seinem Platz vor ihnen, machte einen diagonalen Schritt über den Gang und ließ sich neben Ray nieder, der entspannt Musik hörte und aus dem Fenster sah. Ohne Vorwarnung zog der Japaner dem Schwarzhaarigen den ihm zugewendeten Kopfhörer aus dem Ohr. Der Chinese sah ihn überrascht an: „Hey!“ „Duuuuu, Ray?“, Tyson schob sich auf dem Sitz etwas weiter nach unten und näher an Ray heran und sah ihn mit großen Augen von unten an. „Mal so unter uns...“ Sein Freund verzog skeptisch das Gesicht, da er ahnte, was nun folgte. Tysons Augen wurden immer größer: „...was hast du eigentlich so feines zu essen eingepackt?“ „Nichts was für dich bestimmt ist“, war die Antwort. Der Blauhaarige setzte sich wieder aufrecht, ehe er sich lautstark beklagte: „Man, Ray!“ „Sei still, Tyson!“, kam es in diesem Moment sowohl von Max zu seiner Linken, als auch von Kai aus dem hinteren Teil. Nicht nur die Anderen sahen beide irritiert an, sondern auch Kai und Max tauschten untereinander kurz verwirrte Blicke aus, ehe der Teamleader seinen Blick wieder abwand. Hilary blickte ebenfalls von ihrem Sitz zu den beiden Quellen des Ausrufes. „Wie süß“, grinste sie, als sie nicht nur Kyko an Max Schulter schlafend entdeckte, sondern selbiges Bild auch bei Kai und Naomi, die immer noch an ihren Freund gelehnt dasaß, inzwischen aber ebenfalls schlief, vorfand. „Schlafmützen“, kommentierte Tyson dies. Eine sarkastische Bemerkungen seitens des braunhaarigen Mädchens folgte natürlich umgehend: „Sagt der Richtige.“ Der Japaner lächelte künstlich. „Kenny schläft übrigens auch“, seufzte sie darauf und blickte auf den Jungen neben sich, der mit offenem Mund ins Land der Träume versunken war, es zuvor aber zumindest noch geschafft hatte, sein tragbares Büro auszuschalten. „Tja“, war alles was von Tyson daraufhin kam, ehe er wieder Ray anblickte. Dieser seufzte, ließ sich zurück in seine Ausgangshaltung sinken und deutete nach oben zur Ablage über ihm, wo sein Rucksack deponiert war. Während der Blauhaarige, von Hilary misstrauisch beobachtet, voller Vorfreude die Tasche hinunterholte, steckte Ray seinen zweiten Kopfhörer wieder ins Ohr und blickte erneut ins Freie: Ihm war im Moment gleichgültig, dass Tyson seinen Rucksack und damit seinen gesamten Essensvorrat auf seinen ursprünglichen Platz mitnahm. Der junge Chinese war in Gedanken wieder da, von wo er kurz zuvor unsanft weggerissen worden war: In China, bei Mariah. Im Gegensatz zu den Anderen hielt sich seine Freude über die Rückkehr nach Hause in Grenzen. Es lag nicht daran, dass er Tokio nicht inzwischen als sein zweites Zuhause ansah – denn das tat er zweifellos. Und er fühlte sich bei Naomi und in ihrer Familie sehr wohl, zumal ihre Eltern ihn in den mehr als zwei Jahren, in denen er nun bereits bei ihnen lebte, fast schon wie ihren eigenen Sohn behandelten. Es war einfach nur seine Sehnsucht nach seiner Freundin. Ihm war inzwischen vollkommen egal, ob er sie in Japan, China oder sonst wo auf der Erde wiedersehen würde, er wollte nur, dass dies bald geschah, weil er es ohne sie einfach nicht mehr aushielt. Und so sehr er sich auch für sie freute, es tat weh Max und Kai mit ihren Freundinnen schlafend an ihren Schultern zu sehen. Und das alles nur, weil seine eigene meilenweit von ihm entfernt war und er bis heute noch nicht mal ungefähr wusste, wann sie sich wiedersehen konnten. Er konnte sich nur an ein einziges Mal in den letzten Jahren erinnern, dass er sie so unendlich vermisst hatte, dass es innerlich an ihm zu nagen begann. Damals hatte Naomi es geschafft nach endlosem Betteln und Flehen ihren Großvater dazu zubewegen, ihm einen Flug zu zahlen, sodass er für eine Woche nach China hatte fliegen können. Doch ihm war bewusst, dass dies immer eine einmalige Ausnahme bleiben würde, was die Sache aber alles andere als erträglicher machte. Er spielte zeitweise sogar mit dem Gedanken, Naomis Vater um einen Vorschuss seines Taschengeldes zu beten, um sich ein Flugticket, welche auf dieser Strecke alles andere als günstig waren, leisten zu können. Schließlich gelang es seiner besten Freundin hin und wieder auch. Und dass er ihm unaufgefordert Taschengeld gab, zudem noch genauso viel wie seiner eigenen Tochter, zeigte Ray eigentlich, dass er längst festes Mitglied der Familie war. Doch er fand es genauso unverschämt ihn darum zu bitten, wie ihn oder seine Frau mit ‚Vater’ und ‚Mutter’ anzusprechen, obwohl sie es ihm mehrfach angeboten hatten. Und auch Mariah war nicht mit einer gewissen fiktiven Ente verwandt, die in ihrem überdimensionalen Tresor im Geld Rückenschwimmen praktizierte. Er hatte einfach keine Ahnung, was er tun sollte, weshalb ihm nur seine Erinnerungen an das letzte Treffen blieben, sowie der Wunsch, dass Mariah einfach in Kürze auf der Fußmatte stehen würde. „Ein toller Wunschtraum“, war Rays Gedanke, als ihm, für die Anderen unmerklich, eine kleine Träne über die dem Fenster zugewandte Wange lief. _____________________________________________________________ Gut, wieder nicht das spannungsgeladenste Kapitel. *drop* Aber mit dem nächsten wird's wieder besser... hoffe ich zumindest. >o< Und ihr meint ja auch, so langweilig sei es gar nicht... lasse ich dann mal so stehen. ^____^ Wann das nächsten Kapitel genau kommen wird, kann ich aber leider noch nicht sagen, da ich in den kommenden zwei Wochen einige Klausuren schreibe (u.a. beide Leistungskurse), wofür ich natürlich lernen muss >< Also bitte nicht wundern, wenn in den nächsten 14 Tagen evtl. erstmal wieder kein neues Kapitel kommt. Danach habe ich dafür Ferien und wieder mehr Zeit -____^ Hoffe ihr verzeiht es mir ^-^' Kapitel 28: Family affairs -------------------------- Ohne viele Worte: Hier endlich das nächste Kapitel... _____________________________________________________________ Die Sonne ließ die Häuser Tokios bereits lange Schatten werfen und die Fenster der Räume des Bürogebäudes waren längst stockdunkel und verlassen, als der Bus endlich am Abend vor dem Hauptquartier der BBA hielt. Tyson sprang als Erster aus dem Bus, ehe er freudig die Hände in die Luft riss: „Zu Hause!“ „Was“, Kyko blickte auf das große BBA-Logo, das hoch oben über ihnen auf der Dachkante des Gebäudes thronte, nachdem auch Max und sie ausgestiegen waren, „du wohnst im BBA-Zentrum?“ Während Tyson ihr einen ironischen Blick zuwarf, grinste Max: „Klar, das ist für uns alle unser zweites Zuhause.“ Der Busfahrer öffnete den Laderaum und lud mit Ray das Gepäck aus, welches sich nach und nach auf die Besitzer verteilte, ehe er sich von der Truppe verabschiedete und den Bus ins Depot hinter dem Haus fuhr. „Also ich mache mich dann mal auf die Socken. Freue mich nämlich auf mein Bett“, kam es von Hilary. „Dito“, gähnte Kenny. „Und ich zeige dir jetzt wo ich wohne“, Max fasste überschwänglich Kykos Hand, die ihn daraufhin ein wenig entfremdet anblickte. „Morgen um zehn bei Tyson“, kam es kühl und knapp von Kai. „Da schlafe ich noch“, entgegnete der blauhaarige Japaner. Doch als er einen vielsagenden, ernsten Blick von seinem Teamleader erntete, versuchte er diese Aussage sofort wieder ungültig zu mache: „Äh, ich stehe natürlich auf.“ Leises Gelächter machte die Runde, bevor Hilary, Kenny und Tyson sich verabschiedeten und sich auf den Weg nach Hause machten, während die anderen Fünf in die entgegengesetzte Richtung zur nächsten U-Bahn-Station gingen. Sie wohnten zwar im selben Stadtteil wie die anderen drei und besuchten dieselbe Schule, doch vom BBA-Hauptquartier wohnten sie etwas weiter weg. An der Station angekommen, hielt Max zum Überraschen der Anderen jedoch an: „Kyko und ich laufen.“ „Mit Gepäck?“, fragte Naomi irritiert. „Seit wann bist du so wild darauf dich zu bewegen?“ Er grinste: „Na ja, Kyko soll ja was von der Stadt sehen.“ „Super, fünf Seitenstraßen, die zwischen dieser und der nächsten Station liegen, wo ihr aussteigen würdet“, war die leise sarkastische Bemerkung, die Kai von sich gab, während er bereits gleichgültig die ersten Stufen zu den Gleisen hinabging. Ray sah ihm kopfschüttelnd nach, während das blonde Mädchen grinste: „Na dann, bis morgen!“ „Jo, bis dann“, antwortete Max fröhlich. Ein „Gute Nacht!“ von seiner Freundin folgte, ehe er diese mit sich zog und Ray und Naomi Kai folgten. „Du willst mir also fünf Seitenstraßen zeigen?“, fragte Kyko nach wenigen Minuten spöttisch. „Genau genommen sind es vier“, antwortete Max, während sie gemächlich durch die erste ruhige Wohnstraße schlenderten, „und eigentlich mehr, weil ich Kai loswerden wollte. Er verbreitet immer so miese Laune.“ Sie grinste: „Nicht weil du mit mir alleine sein wolltest?“ Er rieb sich verlegen den Hinterkopf: „Ähm... ja, deswegen auch.“ Ein leises Kichern der Rothaarigen folgte. „Kai, es ist zwei Sekunden später als gerade“, sagte Naomi an ihren Freund gewandt, der neben ihr am Bahnsteig stand und zum zweitenmal unmittelbar nacheinander auf seine Uhr blickte. Er antwortete nicht, ließ die Hand, in der er ihre Tasche trug, wieder sinken und blickte stumm in den dunklen Tunnel, aus dem jeden Moment der Zug kommen sollte. Ray auf der anderen Seite stieß Naomi leicht mit dem Ellenbogen von der Seite an, weshalb sie ihn fragend anblickte. Ein richtungweisendes Kopfnicken von ihm lenkte ihren Blick in die Entgegengesetzte Richtung, vorbei an Kai, wo eine kleine Gruppe junger Mädchen in einiger Entfernung stand und die Drei tuschelnd beobachteten. Naomis Blick haftet sich daraufhin auf Kai, da ihr nun klar war, was der Grund für seine leichte Unruhe war: Er wollte weg aus dem Blickfeld ihrer Beobachter. Da diese ungefähr in ihrem Alter zu sein schienen, war es fast ausgeschlossen, dass sie nicht wussten, wer sie waren. Doch das war wohl weniger Kais Problem, als dass man ahnen konnte, dass sie vielleicht darüber philosophierten, warum er Naomis Tasche trug. Denn auch in der Fanszene war bekannt, wie freundlich und zuvorkommend Kai in der Regel war. Der Russe blickte immer noch stillschweigend die Gleise entlang, als im selben Augenblick die U-Bahn in die Station einfuhr und die Drei endlich einsteigen konnten, nachdem eine Menschentraube aus dem Wagon gequollen war und sich auf den Weg zum Ausgang machte. Der Zug war zwar immer noch voll, aber zumindest nicht so extrem, wie am frühen Nachmittag oder morgens, sodass sie relativ unbedrängt in der Nähe der Tür stehen bleiben konnten. Zu Kais Erleichterung machte die Mädchengruppe keine Anstalten ebenfalls einzusteigen, weshalb er seinen Blick einmal prüfend durch den Wagon schweifen ließ: Ausschließlich Erwachsene, die Dienstschluss hatten und einige ältere Senioren. Er spürte wie sich in ihm eine gewisse Anspannung löste, als sich die Türen endlich wieder schlossen. Er stellte die zwei Taschen zwischen und vor seinen Füßen ab und hielt sich, ebenso wie Ray, an der Stange über ihren Köpfen fest, als Naomi sich an ihn klammerte. Auf seinen überraschten Blick hin antwortete sie: „Ich muss mich so strecken, um mich da oben festzuhalten.“ Kai sah über sie hinweg: Dort stand ein etwas korpulenterer Herr, der ihr die Möglichkeit verwehrte, sich an der senkrechten Haltestangen links neben der Tür festzuhalten. Und da er selbst nach dem Einsteigen nun zwischen ihr und Ray stand, war es logisch, dass sie an ihm Halt suchte. Warum machte er sich überhaupt noch Gedanken darüber? Er hatte doch gerade eben festgestellt, dass wahrscheinlich niemand in ihrer Nähe war, der sich für sie interessierte. Er sah wieder auf sie, lächelte kurz und legte den Arm seiner freien Hand um ihre Schultern. Ray beobachtet das ganze wortlos und lächelnd - wiederum mit gemischten Gefühlen. Nach zwanzig Minuten Fußweg kamen Max und Kyko endlich an ihrem Ziel an: vor dem Eingang zum Beyblade-Shop, der Max’ Vater gehörte, blieb der blonde Amerikaner mit ihr stehen und deutete stolz auf den Ladeneingang: „Tadaaaa, da wären wir.“ „Cool, euer Geschäft“, grinste Kyko. „Genau. Ist aber jetzt schon geschlossen.“ Er zog sie erneut mit sich, ging mit ihr über die Zufahrt zur Garage und zum Seiteneingang des Hauses. Da er zu bequem war, um nach seinem Schlüssel zu suchen, betätigte er zweimal hintereinander kurz den Klingelknopf neben der Tür, bevor diese sekundenspäter auch schon von seinem Vater geöffnet wurde. „Ah, mein Sohnemann ist wieder da“, stellte dieser fest. „Hi, Paps“, Max umarmte ihn zur Begrüßung kurz, ehe er auf Kyko neben ihm deutete. „Darf ich vorstellen? Paps, Kyko Subashi – Kyko, mein Vater.“ Kyko verneigte sich höflich: „Guten Abend.“ Ihr Gegenüber begrüßte sie ebenfalls freundlich, ehe er beide hineinbat und die Tür hinter ihnen schloss. Sie entledigten sich im Flur ihrer Schuhe und ihrem Gepäck, bevor sie dem Hausherren in die Küche folgten, wo Kyko sich, durch Max aufgefordert, am Tisch, gegenüber von Mr. Tate, niederließ. Ihr Freund ging derweil zum Küchenschrank, um Gläser und etwas zu trinken zu holen, während sein Vater sich zu ihm umdrehte: „Dann erzähl mir mal, wie es war und wie wir zu der Ehre kommen, dass dich diese hübsche, junge Dame begleitet.“ Max schloss die Schranktür wieder und ging mit drei Gläsern und zwei Flaschen zum Tisch: „Oh, es war schön. Ist aber eigentlich nichts weltbewegendes passiert, außer, dass ich das Mädchen meiner Träume gefunden habe.“ Er grinste zu Kyko, welche glücklich zurück lächelte. „Ah, verstehe.“ Max’ Vater nickte lachend. „Cola oder Fanta?“, fragte der Blonde daraufhin und hielt die beiden Getränkeflaschen hoch. „Ich erst mal nichts, danke“, antwortet sein Vater, während Kyko sich für die Orangenlimonade entschied. „Danke.“ Sie zog das Glas zu sich hin, nachdem Max es gefüllt und sich selbst auch etwas eingegossen hatte, und sah ihn etwas skeptisch an. „Aber sonst ist nichts weltbewegendes passiert? Das mit Kai und Nao war nichts?“ „Ach so, ja“, Max musste lachen, während er die Flasche wieder zudrehte und sich neben sie setzte, ehe er seinen Vater ansah, „Naomi ist jetzt mit Kai zusammen.“ Mr. Tate sah ihn ungläubig an: „Du sprichst aber nicht von eurem Teamleader, oder?“ „Doch, von unserer Tiefkühltruhe“, grinste Max. „Du sagst doch immer der hasst euch alle. Oder meinst du eine andere Naomi, als die, die ich kenne?“ Sein Vater kannte nach den letzten drei Jahren alle aus dem Team seines Sohnes persönlich, weshalb es ihm schwer fiel zu glauben, was Max da berichtete. „Nein, ich meine die Naomi – ich kenne auch nur die eine.“ Max nahm einen Schluck aus seinem Glas. Mr. Tate legte den Kopf schräg: „Wo bitte wart ihr, dass ihr plötzlich alle in Zweisamkeit zurückkommt? Wolltet ihr nicht in einem Gasthaus im Gebirge wohnen?“ „Ja, in der Pension von Kykos Eltern - einer ganz seriösen Berghütte im Wald“, war die Antwort seines Sohnes. „Das einzig unseriöse da war Kyko, aber die habe ich ja deshalb mitgenommen.“ Er grinste die Rothaarige an, welche eine Augenbraue hochzog: „Das unseriöseste da ist ja wohl mein Vater.“ „Stimmt“, er sah wieder grinsend seinen Vater an, „mit Kykos Vater würdest du dich blendend verstehen.“ „Na dann weiß ich ja schon, wo hin mich mein nächster Urlaub führen wird“, lachte Mr. Tate. Max grinste: „Na ja, ansonsten ist aber wirklich nichts großartig passiert.“ „Ich möchte echt mal wissen, was bei dir ‚großartig’ und ‚weltbewegend’ bedeutet“, kam es argwöhnisch von seiner Freundin. Er sah sie wieder an: „Wenn du wüsstest, was den Anderen und mir so schon alles passiert ist. Kenny und Hilary wurden schon mal entführt, dann wurde das gesamte Team gekidnappt und auf einer Insel ausgesetzt und hast du nicht gesehen! Also dagegen war das in den letzten Wochen echt nichts.“ Kyko überlegte kurz: „Stimmt, was über die Entführung auf die Insel habe ich im Fernsehen gesehen. Aber ansonsten ist mir noch nichts untergekommen, was solche Ereignisse betrifft.“ „Liegt daran, dass wir es vermeiden mit allem an die Presse zu gehen. Wir wollen mit unserem Sport in die Medien, nicht durch solche Zwischenfälle.“ Max schenkte sich nach. „Euch ist wirklich schon einiges widerfahren“, fügte sein Vater hinzu. „Mir wäre es manchmal wirklich lieber, du würdest Schachspielen in einer Zeit, wo das Beybladen auch in der Wissenschaft so hoch im Kurs steht.“ „Schach? Alles klar!“ Max sah ihn spöttisch an. „Und wessen Eltern sind denn beide so sehr ins Beybladen involviert?“ „Ach ja, der Apfel fällt halt nicht weit vom Stamm“, seufzte Mr. Tate gespielt. „Das hast du jetzt gesagt.“ Das Grinsen seines Sohnes wollte wie so oft nicht von dessen Gesicht weichen. „Na ja, Kyko bleibt bis zum Ende der Ferien jedenfalls hier. Du hast ja nichts dagegen, oder?“ „Seit wann habe ich was dagegen, wenn Freunde von dir hier sind?“, fragte sein Gegenüber. Max grinste nun Kyko an: „Habe ich dir nicht gesagt, er ist locker?“ Sie grinste zurück, bevor Mr. Tate sie ansprach: „Na dann, willkommen in unserem bescheidenen Heim. Fühle dich hier wie zu Hause.“ „Danke“, entgegnete sie freundlich. „Du kannst unserem Gast ja das Haus zeigen, während ich das Abendessen mache“, schlug er daraufhin Max vor, der zustimmend nickte und sich mit Kyko wieder erhob. Während sein Vater sich in der Küche an die Arbeit machte, schnappte Max sich das Gepäck im Flur und begann mit der kleinen Hausführung für Kyko. „Unten im Keller haben wir nur eine Beybladearena und den Lagerraum. Kann ich dir später zeigen.“ Er deutete auf eine Tür unter der Treppe, ehe er mit dem Fuß die angelehnte Tür neben der Küche aufschob. „Hier ist das Wohnzimmer.“ Kyko warf kurz einen Blick in das kleine, aber gemütlich eingerichtete Zimmer, mit dem breiten Sofa und dem Fernseher auf der anderen Seite des Couchtisches, bevor sie ihrem Freund in den ersten Stock folgte. Nachdem er ihr dort kurz das Bad gezeigt und ihr gesagt hatte, was sich hinter den restlichen Türen befand, öffnete Max die Tür zu seinem Zimmer und ließ sie eintreten. „Mein kleines Reich“, sagte er, während er die Taschen neben dem Eingang abstellte und Kyko sich umsah. „Ich dachte, du wärst Einzelkind?!“, fragte sie und blickte dabei auf das zweistöckige Etagenbett. Er schloss die Tür hinter sich: „Bin ich auch. Als ich jünger war, wollte ich aber immer ein Hochbett haben, bis ich es letztendlich auch bekommen habe. Dass unten auch ein Bett statt Stauraum ist, haben meine Eltern damals bewusst so entschieden, weil ich immer schon gerne Freunde bei mir schlafen ließ.“ „Ach so.“ Sie sah sich weiter um und entdeckte ein gerahmtes Foto auf seinem Schreibtisch, auf welchen sie zu ging, um es näher zu betrachten. „Deine Mutter, oder?“, fragte sie an ihn gewandt, nachdem sie die blonde Frau auf dem Bild relativ sicher identifiziert hatte. Er nickte. „Sie sieht wirklich so hübsch aus, wie es in den Medien immer scheint“, stellte Kyko fest, ehe sie sich zu Max drehte. „Kein Wunder, dass sie so einen schönen Sohn hat.“ Erneut rieb er sich verlegen den Hinterkopf, als sie auch schon vor ihm stand, ihre Hände in seinen Nacken legte und ihre Lippen auf seinen platzierte. Kaum hatte er sich wieder gefasst, bewegten sich seine Hände zu ihren Wangen, wo er sie verweilen ließ. „Solltest du nicht deine Eltern anrufen?“, fragte er in einer Pause. „Willst du mich loswerden?“, fragte sie und grinsten in den folgenden Kuss hinein. Er erwiderte diesen kurz und ließ dann wieder von ihr ab: „Nein, ich wollte dich nur daran erinnern.“ „Na ja“, wieder ein sanfte Berührung mit dem Mund von ihrer Seite, ehe sie sich wieder ganz von ihm löste, „hast Recht. Nachher heißt es wieder, ich hätte es vergessen.“ Der Blonde grinste: „Telefon hängt im Flur.“ „Danke.“, damit verließ sie den Raum, während ihr Freund begann aus seinem Gepäck die Schmutzwäsche herauszufischen und sich damit dann auf den Weg ins Bad machte, wo die Waschmaschine stand. Kyko wählte die Nummer des Gasthauses ihrer Eltern. Wenige Sekunden später ging ihre Mutter bereits ran: „Gastha...“ Doch aussprechen konnte sie nicht, da ihre Tochter sie unterbrach: „Hallo, Mama.“ „Ah, Kyko, ihr seid schon da?“, fragte ihre Mutter, als sie die Stimme am anderen Ende erkannt hatte. „Schon ist gut“, spottete diese beim Gedanken an die lange Fahrt. „Wir sind jedenfalls gut angekommen.“ „Das freut mich zu hören. Bist du bei Max?“, kam es vom anderen Ende. „Wo sonst?“. Kyko runzelte die Stirn. „Und bevor du fragst: Nein, sein Vater hat nichts dagegen, dass ich hier bin.“ Ein leichtes Lachen kam von Mrs. Subashi: „Dann ist gut.“ Im selben Augenblick rief Mr. Tate von unten hoch: „Kinder, Essen ist fertig!“ Kyko kam dies nur allzu gelegen: „Du hörst, ich muss schon wieder Schluss machen.“ Max tänzelte im selben Augenblick an ihr vorbei und rief ein „Liebe Grüße von mir!“ in den Hörer, bevor er an der Treppe stehen blieb. „Schöne Grüße zurück“, lachte Mrs. Subashi, während Kyko ihrem Freund einen vorwurfsvollen Blick zuwarf, darauf jedoch nur ein breites Grinsen geschenkt bekam. „Werde ich ihm ausrichten“, antwortet sie, ihren Blick immer noch auf Max gerichtet. „Und du grüß mir Papa.“ „Mache ich. Pass auf dich auf und sei lieb!“, belehrte ihre Mutter sie zum Abschied. Kyko grinste: „Bin ich doch immer. Bis dann!“ „Tschüss, mein Schatz“, beendete Mr. Subashi das Gespräch. Die Rothaarige hang den Hörer wieder in die Gabel des Wandtelefons, ehe sie auf Max zu ging: „Schöne Grüße zurück.“ „Danke“, grinste er und ging mit ihr nach unten. Zurück in der Küche fanden sie den gedeckten Tisch vor, auf dem in der Mitte bereits eine Schüssel Nudeln stand, während Mr. Tate noch am Kühlschrank beschäftigt war. Max zog einen Stuhl vom Tisch weg und bat Kyko höflich sich zu setzen, was sie dankend tat. Als sein Vater sich im selben Augenblick umdrehte, schlug Max die Hände über seinem Kopf zusammen: „Oh, Paps, du bist so peinlich!“ Sein Gegenüber wusste, was Max meinte, da er dies jedes Mal sagte, wenn Besuch da war und er, so wie jetzt, die rosafarbene Kochschürze trug, die auf der Brust einen Teddybär mit Kochmütze gestickt hatte, unter dem wiederum ‚Küchen-Bär’ stand. „Ich finde sie nun mal chic“, verteidigte Mr. Tate sich, wobei er stolz die Hände in die Seiten stemmte. Kyko kicherte amüsiert, während Max sich seufzend auf seinem Platz niederließ und ihr leise erklärte: „Das ist das schrecklichste Geburtstagsgeschenk, das meine Mutter ihm je gemacht hat.“ Mr. Tate entledigte sich der Schürze und setzte sich ebenfalls an den Tisch, wo er die eben aus dem Schrank geholte Tube mit Majonäse neben der Sojasaucenflasche abstellte, während er lachte: „Moser nicht herrum!“ Max grummelte irgendetwas unverständliches, bevor er Kyko und sich selbst etwas von den Nudeln auftat. Doch während Kyko sich Sauce über ihr Essen schüttet, griff Max nach der Tube vor ihm, öffnete sie und versah seine Nudeln mit dem Inhalt. Seine Freundin beobachtete ihn argwöhnisch: „Majo auf Nudeln? Das hast du bei uns aber nie gegessen.“ „Weil mir nie jemand die Majonäse hingestellt hat“, grinste er. „Und selbst wenn, wollte ich keine schrägen Blicke von deinen Eltern ernten.“ Sie beobachtete weiter skeptisch, wie sich der Tubeninhalt auf Max’ Portion hinunterschlängelte. „Diesen Tick hat er allerdings nicht von seine Eltern“, ergänzte Mr. Tate. Unter den misstrauischen Blicken seiner Tischgenossen, drückte Max nun noch mal besonders stark auf die Tube. Zur selben Zeit hatten Ray, Kai und Naomi die U-Bahn längst wieder verlassen und befanden sich nun an einer Straßenkreuzung, wo sich ihre Wege trennten. „Bis morgen.“ Naomi wollte Kai gerade küssen, als er sie misstrauisch ansah, weshalb sie innehielt. „Ich kann euch auch noch eben bis nach Hause begleiten“, kam es von ihm. Sie sah daraufhin ausweichend zum Boden: „Ist doch ein Umweg für dich.“ „Vielleicht gerade mal einen Kilometer.“ Er sah fragend zu Ray, da er anhand von Naomis Gestik bereits ahnte, dass etwas anderes im Busch war. Der Chinese sah das Mädchen an: „Nao, du kannst es sowieso nicht ewig verhindern, dass dein Vater davon erfährt.“ Sie seufzte, ließ den Kopf hängen und ging geknickt in die Hocke: „Verdammter Mist, hör auf immer Recht zu haben, Ray!“ „Entschuldigung“, kam es ironisch von ihm, bevor er wieder ernst wurde, „aber je eher du ihn damit konfrontierst, umso eher hast du es auch hinter dir.“ Kai blickte wie so oft zwischen ihm und seiner Freundin hin und her: „Könntet ihr mich vielleicht mal aufklären, worum es schon wieder geht?“ „Papa“, sagte sie knapp. „Papa?“ Kai sah wirsch auf sie hinab. Ray runzelte die Stirn: „Dachte ich es mir, du hast es wieder nicht erzählt.“ Naomi nuschelte etwas unverständliches, bevor der Schwarzhaarige kurz zusammenfasste: „Wenn du mit zu uns kommst, könnte es passieren, dass du mit Naos Vater aneinander gerätst.“ Kai blickte ihn fragend an. Er war Mr. Tawakuya bisher nur ein einziges Mal flüchtig bei einem Turnier begegnet und kannte ihn nur vom Sehen her, weshalb er sich nicht erklären konnte, warum dies passieren sollte. Doch sein Gegenüber klärte ihn kurzer Hand auf: „Er hat eine Abneigung gegenüber Russen, die er nicht gerade verheimlicht.“ Naomi richtete sich auf: „Stopp mal, Ray, das klingt als wäre mein Vater Rassist.“ „Entschuldige, so meinte ich das natürlich nicht“, ergänzte dieser hastig, bevor er erläuterte. „Also er hat aufgrund von historischen Hintergründen eine Abneigung gegenüber Russland und allem was damit zu tun hat. Er ist einfach ein waschechter Japaner, der unglaublich stolz auf sein Land ist.“ „Aber gegen dich hat er nichts, obwohl es über die Konflikte zwischen Japan und China ganze Literaturregister gibt?“, der Blauhaarige verzog das Gesicht. „Zum Glück nicht“, grinste Ray, „sonst müsste ich bei Tyson wohnen.“ Die Blonde sah ihn aus dem Augenwinkel an: „Schmarotzer.“ Ray grinste noch breiter, während sie sich wieder an Kai wandte: „Der ist schon ausgeflippt, als er damals erfahren hat, dass du in unserem Team bist und mein Großvater dich zum Teamleader ernannt hat. Wenn meine Mutter nicht gewesen wäre, würde ich jetzt gar nicht bei euch sein.“ „Und warum bist du geblieben, wenn dein Vater es nicht wollte? Du konntest mich doch auch nicht ausstehen“, fragte Kai neugierig. „Weil sie uns andere mochte“, beantwortet Ray dies. Naomi grinste: „Richtig!“ „Und ich dachte schon, weil du dich deinem Vater widersetzen wolltest“, sagte Kai gleichgültig. Sie verteidigte sich: „Hey, ich widersetze mich meinem Vater auch, wenn es sein muss.“ Er sah sie misstrauisch an: „Auch wenn es um deinen Freund geht, der russische Wurzeln hat?“ Sie sah erneut verzweifelt zu Boden. Er hatte Recht: Wenn es um solche großen Dinge ging, hatte sie nicht den Mut, ihrem Vater die Stirn zu bieten. Hieß das etwa, dass es ihr wichtiger war, ihn nicht zu kränken und den Familienfrieden zu wahren, als zu Kai zu stehen, den sie über alles liebte? Sie stand in einer Sackgasse, da sie weder ihrem Vater in den Rücken fallen, noch ihre Liebe leugnen wollte. Doch Kai nahm ihr die Entscheidung ab, als er seinen Weg fortsetzte, der ihn allerdings durch die Straße lenkte, die zu Naomi nach Hause führte. Sie und Ray sahen ihm nach. Der Chinese schlug ihr leicht auf den Rücken: „Ich glaube jetzt hast du keine Wahl mehr.“ Ein kurzer Seufzer von ihr folgte, ehe die Beiden ihrem Teamleader folgten. „Aber sag nicht, wir hätten dich nicht gewarnt.“, kam es von Ray nach wenigen Schritten. Kai machte sich jedoch keine großen Sorgen um das, was ihn erwarten könnte: „Was soll schon passieren?“ „Na ja, mein Vater ist eigentlich ein sehr offener, höflicher und freundlicher Mensch – eben typisch japanisch. Aber wehe man stört ihn bei der Arbeit oder kommt ihm mit Russland oder etwas in dem Bezug. Dann wirft er wirklich jede Höflichkeit über Bord und kann auch bei genügend Provokation ganz schön ausfallend werden“, erklärte Naomi etwas unruhig. Doch ihr Freund schien nicht im Geringsten daran zu denken, umzukehren: „Und wenn schon. Mehr als mich beschimpfen und vom Grundstück werfen kann er auch nicht ohne sich strafbar zu machen. Und ich nehme an, dass er daran kein Interesse hat.“ „Wohl kaum.“ Naomi dachte daran, wie bemüht ihr Vater immer war, sich keinen Ärger einzuhandeln. Er arbeitet sogar immer im Akkord, da er stets befürchtete den Abgabetermin für seine Texte nicht einhalten zu können. Und das, obwohl er mit seinem Redakteur seit Jahren gute befreundet war und dieser auch den anderen Autoren, die Kurzgeschichten für die Zeitung schrieben, im Rahmen der Möglichkeiten Aufschub gewährte. Naomi hatte schon öfters daran gedacht, dass ihre Angst vor Fehlern und ihr Gefühl häufig etwas falsch zu machen vielleicht mit dem Perfektionsdrang ihres Vaters zusammenhingen, der einfach keine Fehler gestattete, die mehr oder weniger schwere Folgen mit sich ziehen konnten. Ob dem so war, wusste sie bisher nicht, doch konnte sie nun auch nicht weiter darüber nachdenken, da Kai sie dabei unterbrach: „Na siehst du.“ Wenige Minuten später standen sie auf der Fußmatte des Einfamilienhauses, in dem Ray mit Naomi und ihren Eltern wohnte. Der Schwarzhaarige kramte in seiner Tasche nach seinem Haustürschlüssel, als Naomi ihren, den sie aus ihrer Jackentasche gefischt hatte, ihm triumphierend vor die Nase hielt. Er sah sie spöttisch an, als sie ihn breit angrinste, ehe sie noch einmal tief Luft holte. „Auf in die Höhle des Löwen!“ Damit steckte sie den Schlüssel in das Schloss und öffnete die Tür. Die beiden Jungen folgten ihr ins Haus. Kai übergab Naomi ihre Tasche, welche diese wiederum neben der Treppe abstellte, während Ray die Tür zuzog und seine daneben platzierte, als im selben Augenblick auch schon Naomis Mutter aus der Küche kam. „Ah, da seid ihr ja wieder.“ Sie umarmte zunächst ihre Tochter und dann Ray zur Begrüßung, bevor ihr Blick auf Kai fiel. Dieser verneigte sich höflich mit einem „Guten Abend.“. „Ihr kennt euch ja noch, oder?“, fragte Naomi, da ihre Mutter und Kai sich schon ein oder zwei Mal bei Turnieren über den Weg gelaufen waren. Im Gegensatz zu ihrem Mann hegte sie ihm gegenüber allerdings keine Abneigung, weshalb sie ihn freundlich begrüßte: „Ja, natürlich. Schön dich mal wieder zu sehen, Kai.“ „Die Freude ist ganz auf meiner Seite“, entgegnete er. Naomi freute sich, dass zumindest er und ihre Mutter sich ausreichend zu verstehen schienen, weshalb sie sich wieder an Letztere wendete: „Ist Papa da?“ Im selben Augenblick hörte sie wie im ersten Stock eine Zimmertür aufging und wieder zugezogen wurde. An dem Geräusch der Tür, welche weiter entfernt zu sein schien, war es ein leichtes für Ray, auszumachen, dass es die des Bürozimmers von Mr. Tawakuya war, welches am Ende des Ganges im oberen Stockwerk lag: „Das beantwortet deine Frage dann wohl.“ Naomi schluckte deutlich, als sie ihren Vater bereits die ersten Stufen hinunterkommen hörte. Nachdem Ray ihn wie immer freundlich begrüßt hatte, kam von Naomi etwas unsicher: „Hallo, Papa.“ „Habe ich doch richtig gehört. Hallo, Ray. Hallo, mein Schatz.“ Ihr Vater begrüßte sie fröhlich, was eventuell daran lag, dass er Kai noch nicht registriert hatte, als er nun vor ihnen stand. „Schön, dass ihr wieder da seid. Es war so ruhig hier in den letzten Wochen.“ Der Lacher seitens ihres Vaters, konnte Naomi nur ein müdes künstliches Lächeln auf die Lippen zaubern. „Darf ich dir Kai Hiwatari vorstellen?“, fragte sie ihn unsicher und deutete auf Kai, ehe sie sich halbwegs diesem zuwendete, „Kai, mein Vater, Yoshiro Tawakuya.“ Kai verbeugte sich auch ordnungsgemäß vor ihm, richtete sich aber bald wieder auf, da sein Gegenüber keinerlei Anstalten machte ihn zu begrüßen. Stattdessen sah er ihn abweisend an. „So so“, war das Erste, was Naomis Vater daraufhin sagte, „und was führt einen Kai Hiwatari hier her?“ Naomi sah zu Boden und biss sich auf die Unterlippe, da es ihre Aufgabe war, ihm zu antworten. Ray war bereits im Begriff ihr dies abzunehmen, doch im selben Moment fasste sie unbewusst Kais Hand und es platzte aus ihr heraus: „Kai und ich sind zusammen.“ Sie blickte ihren Vater nun ernst an, zitterte jedoch gleichzeitig vor dem was nun folgen sollte. Kai spürte dies und hätte sie gerne verbal unterstützt, doch da ihm dies laut der japanischen Umgangsformen, auf die ihr Vater scheinbar wohl sehr viel wert legte, untersagt war, unterließ er es. Denn damit hätte er wahrscheinlich nur dafür gesorgt, dass Mr. Tawakuya das schlechte Bild, das er von ihm hatte, bestätigt sah. Somit blieb ihm nichts anderes übrig, als die inzwischen kalte Hand in seiner eigenen festzuhalten und ihr damit zumindest etwas zu helfen. Ray ging es nicht viel anders: Angesichts des immer düsterer werdenden Gesichtsausdrucks seines Fast-Vaters wagte auch er es im Moment nicht, den Mund aufzumachen. Stattdessen stellte er sich nun näher hinter ihr an Naomi heran, sodass ihre rechte Schulter fast seinen linken Arm berührte, während Mrs. Tawakuya einen kleinen unauffälligen Schritt zur Seite machte, der aussagen sollte, dass sie sich von dem was von ihrem Mann nun folgen würde distanzierte. Die Beteiligten blickten alle auf Mr. Tawakuya, welcher seine Tochter bedrohlich ansah, während er nun etwas sagte: „Du weißt ich habe nichts dagegen, wenn du einen Freund hast und auch nicht, wenn du mich mal auf den Arm nimmst. Aber egal was jetzt davon zutrifft, in diesem Fall gehst du zu weit, Fräulein! Du weißt genau was ich meine.“ Allerdings, das wusste Naomi, weshalb sie ihn zunächst nur stumm und engstirnig ansah. Ihre Mutter nutzte die Gelegenheit und versuchte ihren Mann zu beschwichtigen: „Liebling, bitte, rege dich nicht so auf. Wir können doch in Ruhe darüber sprechen. Kai ist doch offenbar wirklich ein netter junger Mann. Mein Vater hätte ihn doch auch sonst nie...“ Doch sie wurde von ihm unterbrochen: „Was deinen Vater dazu getrieben hat, ihn mit unserer Tochter in ein Team zustecken und ihn dann noch zum Teamleader zu ernennen, ist mir bis heute ein Rätsel. Er weiß genauso gut wie du, was ich von diesem Pack halte, weshalb ich möchte, dass dieser ungebetene Gast hier sofort das Haus verlässt!“ „Hör auf so über Kai zu sprechen!“, schrie Naomi ihn plötzlich zum Überraschen der Anderen an. Ihr Vater sah sie zornig an: „Mäßige dich in deinem Ton!“ Aber sie dachte nicht im Geringsten daran. Naomi war auf einmal außer sich vor Wut, ließ Kai los, ging eine Schritt auf ihren Vater zu und sah ihn böse an: „Du mit deinen absurden Vorurteilen und deinem Schubladendenken! Du kennst Kai überhaupt nicht! Für dich ist er nur Teil einer Überordnung und damit schon wieder unten durch! Dabei konnte Kai sich seine Eltern genauso wenig aussuchen wie ich! Denn wenn ich es hätte tun können, hätte ich mir sicher einen anderen Vater ausgesucht!“ Dass sie damit zu weit gegangen war, bekam sie, zum Entsetzen der anderen Anwesenden, in Form einer schallenden Ohrfeige von ihrem Gegenüber zu spüren. „Auf dein Zimmer!“ Mr. Tawakuyas Ton war inzwischen mehr als nur wütend, als er die Treppe hinaufdeutete, welche eine weinende Naomi wenige Sekunden später auch schon hochrannte, ohne sich die Schuhe ausgezogen zu haben oder sonst noch irgendetwas oder irgendjemandem Beachtung zu schenken. „Yoshiro!“ Seine Frau sah ihn geschockt an, während man ein stockwerkhöher eine Tür laut zuschlagen hörte. Doch ihr Mann zeigte keinerlei Reue, sondern richtete seinen Blick wieder auf Kai: „Ich fordere dich hier mit nochmals auf, mein Haus zu verlassen!“ Dies kam allerdings weniger einer höflichen Bitte, als einem gnadenlos Befehl nah, dem man sich wohl besser fügte. Dies tat Kai auch – allerdings weniger, weil er sich vor dem Hausherrn fürchtete, als dass er Naomi noch mehr Unannehmlichkeiten ersparen wollte. Er verabschiedete sich lediglich von Mrs. Tawakuya und sah dann zu Ray, während er die Haustür wieder öffnete: „Kümmere dich bitte um Nao.“ Der Schwarzhaarige nickte, ehe er hinter ihm die Tür wieder schloss. Als er sich wieder umdrehte, dampfte Mr. Tawakuya aufgebracht ins Wohnzimmer. Ray blickte zu seiner Gastmutter, die seufzte: „Ich versuche mal mit ihm zu reden. Kannst du bitte nach Naomi schauen?“ Ein erneutes stummes Nicken von ihm, ehe sie ihrem Mann folgte. Der Chinese blickte noch einen Augenblick den verlassenen Flur entlang: Noch nie hatte er in den Jahren, in denen er nun schon hier wohnte, eine solche Eskalation im Hause Tawakuya erlebt. Und er musste sich eingestehen, dass er schockiert war, wie der Hausherr reagiert hatte, kannte er ihn sonst als friedvollen Menschen, der seiner Tochter jeden Wunsche erfüllte. Zögerlich zog er seine Schuhe neben der Stufe am Eingang aus und ließ sie dort stehen, packte die beiden Reisetaschen und trug sie in den ersten Stock. _____________________________________________________________ Jaaaaaa, schon wieder ein Mini-Cliffhanger... ~muahahahahaha~ Ray: *nummer vom nächsten psychater raussucht* Kapitel 29: Choose your way --------------------------- Ly: 400... Kommis... das ist so... argh mir fehlen die Worte TT^TT Ty: Bei 500 sagst du dann gar nichts mehr? xD Ly: Nein, dann bekomm ich 'n Kollaps. x] Nein, Quatsch... aber... hach das ist jedes mal wie Geburtstag und Weihnachten auf einmal. *_____* Special Thx goes to... two (ha dummer Wortwitz ôo): -_Suzuna_- & _ Fynn_ - Ihr habt den 400. und den 401. Kommi bis auf ein paar Sekunden gleichzeitig geschrieben... von daher... ^___^ Aber wie immer natürlich auch Danke an: _-Summer-_, _May-chan_ , -BloodyAngel-, Arashi_Kishu, B-Sandwich, Black-Phoenix-franzi, bueno-kitty, chimikochan, Desert-Rose, dragoncat16, Fan4ever, finstar, Gewitterhex, Goofy_Nash, jillix1991, kaiaaaa, Kayne, Kureha-chan, Kyoko4ever, laola, Lindele, Mido-Chan, Nan-Ju, Painterin, Primrose1801, Racemaus, Rouana, Shizu-Chan01, Somi, Suzame, sweetangle, Sweety22, Tua_Kinya, waliro, XxLynxX, Yune2007 Ich liebe euch. Ein Danke-FA gibt es natürlich auch, wie der ein oder andere vll schon gesehen hat. Ach und falls einige denken, ich würde sie ignorieren und ihre Kommis nicht lesen, weil ich mich nicht bei jedem dauernd einzeln bedanken: Das ist Blödsinn! °___° Ich lese jeden einzelnen Kommentar und freue mich auch über jeden immer total. Nur fehlt mir die Zeit, um bei allen jedes Mal 'Danke' zu sagen... ich bin froh, wenn ich zum Schreiben komme (Ihr doch wohl auch, oder nicht? Oo). v__v Wenn Fragen in den Kommis aufkommen, versuche ich sie natürlich immer möglichst alle zu beantworten. >__< Ok, genug gequasselt... weiter geht's... _____________________________________________________________ „’Um 10 bei Tyson!’ Der hat sie doch nicht mehr alle! Ob wir vielleicht Wochenende haben und ich meine Ferien vielleicht auch so noch etwas genießen möchte?“ Tyson war bereits leicht brummig zur Tür hinein gekommen und saß nun seinem Großvater beim Abendessen gegenüber, wobei er sich die ganze Zeit über seinen Teamleader aufregte. „Du solltest nicht so von Kai sprechen.“ Sein Gegenüber nahm gelassen einen Schluck Tee. „Er will euch auch dieses Jahr wieder nach oben bringen und dafür müsst ihr nun mal hart trainieren. In meinen Augen solltest du dir ruhig mal eine Scheibe von seinem Fleiß abschneiden, Grünschnabel.“ Doch sein Enkel protestierte lautstark: „Das sagst du dauernd! Dabei möchte ich wetten, dass er bei der WM wieder die Kurve kratzt und sich gegen uns stellt.“ „Um dich offiziell zu besiegen.“ Sein Großvater war weiterhin die Ruhe in Person. Der Blauhaarige hingegen entgegnete mit vollem Mund: „Von wogon. Doa had doch gor kone Chons gogen müch.“ Der Andere lachte: „Sei mal nicht so überheblich. Und eines Tages wirst du es ihm noch danken.“ Der Jüngere hatte seinen Bissen währenddessen runtergeschluckt: „Ha! Bevor ich dem für seine Tyrannei dankbar bin, wird Kyko meine beste Freundin.“ „Wer ist Kyko?“, erkundigte sich der Grauhaarige. „Max' neue Flamme“, antwortete Tyson grummelnd. „Die hat er gleich mit nach Hause geschleppt.“ „Und du magst sie nicht?“ Sein Gegenüber nahm erneut einen Schluck Tee. „Erst mochte ich sie, dann mochte ich sie nicht mehr, dann mochte ich sie wieder, und im Moment weiß ich es dank Hilary nicht“, war die Antwort. Tysons Großvater nahm Notiz davon, äußerte sich aber nicht dazu, weshalb eine kurze Minute der Ruhe eintrat, in der Tyson weiter frustriert Essen in sich hinein schaufelt, bis seine Reisschüssel geleert war. „Puh, ich kann nicht mehr.“ Er lehnte sich auf seinem Sitzkissen zurück und hielt sich den Bauch. „Und die Frechheit ist ja sowieso, dass er jetzt mit Naomi zusammen ist!“ „Wer, Max?“ Mr. Granger sah von seinem Essen auf. „Nein, Kai!“, entgegnete der Andere empört. „Jetzt sind wir nur noch zu zweit gegen Mr. Cool, weil Nao ihm entweder recht gibt oder sich raushält.“ Tyson schnaufte, während er noch einmal über seine Worte nachdachte: Eigentlich stimmte dies ja nicht so ganz. Doch irgendwie wurmte es ihn plötzlich. „Kann es sein, dass es einen ganz anderen Grund dafür gibt, dass du sauer bist? Zum Beispiel, weil du Max und Kai beneidest?“ Tysons Großvater stellte seinen Becher ab. „So ein Quatsch! Warum sollte ich?“ Der Blauhaarige erhob sich. „Ich gehe ins Bett. Gute Nacht!“ „Weil du vielleicht doch noch erwachsen wirst, Grünschnabel.“ Seine Gedanken für sich behaltend, sah sein Großvater ihm nach, als Tyson durch die Schiebetür den Raum verließ, bevor er sich neuen Tee einschenkte. „Sie nimmt ihn überhaupt nicht ernst und er merkt es nicht!“ Aufgebracht saß Hilary am Esstisch in der Küche. „Und Tyson?“, fragte ihre Mutter. „Was?“ Die Braunhaarige sah irritiert zu ihr. „Du hast uns kurz gesagt, wie es war und regst dich nun schon geschlagene zehn Minuten über diese Kyko und ihr Verhältnis zu Kenny auf, erzählst aber nicht, wie es den Anderen geht“, kam es von der Anderen. „Max! Nicht Kenny!“, korrigierte ihre Tochter sie. Mrs. Tachibana lächelte: „Ach, entschuldige, du weißt doch, ich kann mir die Namen so schlecht merken. Also, wie geht es Tyson?“ Hilary zog ein langes Gesicht: „Sicher, dass du Tyson meinst?“ „Sei nicht zu unhöflich zu deiner Mutter.“ Ihr Vater nahm sich Reis nach, während er das Gespräch der beiden Frauen halb mitbekam. „Entschuldigt“, kam es kleinlaut von der Braunhaarigen ihm gegenüber. Ihr Mutter blieb freundlich: „Schon gut.“ „Keine Ahnung. Eigentlich geht es ihm gut.“ Hilary seufzte und stand auf. „Ich gehe lieber schlafen, sonst rege ich mir nur weiter über Kyko auf. Gute Nacht!“ „Gute Nacht, mein Schatz!“, antwortete ihre Mutter. Hilary verbeugte sich leicht, ehe sie das Zimmer verließ. „Seltsam, sonst regt sie sich nur über Tyson auf“, äußerte Mr. Tachibana. Seine Frau schmunzelte: „Tja, vielleicht ist er ihr plötzlich egal.“ Ein verwunderter Blick von ihm folgte: „Wie soll ich das jetzt verstehen? Meinst du sie hat sich bisher nur immer so negativ über ihn geäußert, weil sie ihn mag?“ „Na klar.“ Amüsiert erhob sie sich, um das Geschirr zur Spüle zu tragen. „So macht man das als Frau in unserer Familie. Was denkst du wie ich bei meinen Eltern über Masao Tachibana gesprochen habe, ehe wir ein Paar wurden und er schließlich um meine Hand anhielt?“ „Na ganz toll.“ Ihr Mann richtete seinen Blick wieder auf den Tisch. Nachdem er seine eigene Tasche in seinem Zimmer abgestellt hatte, trat Ray wieder hinaus auf den Flur und ging mit Naomis Tasche auf die Zimmertür schräg gegenüber zu. Er klopfte kurz an, bekam jedoch keine Antwort, weshalb er die Tür so öffnete. Im Zimmer war es dunkel, allerdings konnte er Naomi weinen hören und erkannte ihre Umrisse schemenhaft auf dem Bett durch das wenige Licht, welches in der späten Abenddämmerung noch durch das Fenster fiel. Er schaltete die Lampe an der Zimmerdecke ein und stellte ihre Tasche auf dem Boden ab, während er die Tür hinter sich schloss. Er machte einen Schritt auf das Bett zu, auf dem Naomi auf dem Bauch lag und in ihr Kissen weinte, welches sie krampfhaft umklammerte. Langsam setzte der Chinese sich neben sie auf die Bettkante und sah sie an. „Nao, hör auf zu weinen“, begann er leise. Doch sie reagierte nicht. Erst als er ihr seine Hand auf die Schulter legen wollte, wich sie etwas zur Seite aus, weshalb er kurz inne hielt und seine Hand dann wieder zurückzog. „Ich hasse mich“, schluchzte sie plötzlich. „Ich habe doch genau gewusste, wie mein Vater reagieren würde. Wieso habe ich Kai nur mitkommen lassen?“ „Es tut mir leid, dass ich dir gesagt habe, du sollst es tun“, Ray sah zu Boden, „Aber irgendwann hättest du die beiden so oder so miteinander konfrontieren müssen.“ Sie weinte weiter: „Es ist ja nicht deine Schuld. Aber... was Kai jetzt von mir denken muss.“ „Er denkt sicher nichts Neues von dir. Ruf ihn doch an. Ich passe auch auf, dass dein Vater nicht hochkommt“, schlug der Schwarzhaarige vor. Doch dies stieß auf Ablehnung ihrerseits: „Nein.“ Ray löste erneuten seinen Blick von ihr und richtete ihn nach unten: Eigentlich wollte er sie trösten, aber er war nicht in der Lage dazu, was nicht zu letzt daran lag, dass er selber Liebeskummer hatte. „Lass mich bitte alleine“, hörte er sie in das Kissen sagen. Eigentlich wäre er dieser Aufforderung nicht umgehend nachgekommen, doch da er im Moment nicht wusste, wie er sie aufmuntern sollte, da ihm selber zum Heulen zu Mute war, stand er wortlos auf und verließ das Zimmer wieder. Naomi richtete sich mit dem Kissen im Arm auf und blickte verweint auf die Zimmertür: Seit wann war Ray so leicht zu vertreiben? Sie seufzte: „Ihm geht es wohl wirklich extrem mies wegen Mao.“ Sie legte das Kissen zur Seite, wischte sich das Gesicht mit dem Handgelenk trocken, stand auf und ging zu ihrem Schreibtisch neben dem Fenster an der Wand rechts vom Bett. Dort nahm sie den darüber hängenden Wandkalender ab und blätterte die Seiten vom Juli zum August um, bevor sie ihn wieder aufhing. „Am neunzehnten sagte sie. Das ist übermorgen“, flüsterte Naomi unbewusst und sah auf die Kalenderdaten. Sie nahm den Kugelschreiber, der vor ihr auf dem Tisch lag und macht im Feld des kommenden Sonntags ein dezentes Kreuz, welches ohne genaueres Hinsehen kaum auffiel. Ein kurzes Lächeln zierte ihre Lippen, ehe sie den Stift wieder traurig sinken ließ: Dies würde jedoch ihr derzeitiges Problem nicht lösen. Mit leerem Blick starrte sie auf die Tischplatte, bis ihre Augen sich langsam zum Fenster richteten. Ray blieb vor der Tür auf dem Flur stehen und blickte zu Boden. Er fühlte sich entsetzlich bei dem Gedanken, dass er nicht in der Lage dazu gewesen war, Naomi zu trösten. Doch wie hätte er das tun sollen, wenn er selber fast am Ende war? Allerdings hatte er sich auch nicht in die vorausgegangene Diskussion im Flur eingemischt. Und das nur, weil er in der Zwickmühle steckte, in der Naomi als seine beste Freundin auf der einen Seite war und auf der anderen ihr Vater, der ihn kostenlos hier wohnen ließ und durchfütterte. Egal auf wessen Seite er sich stellte, es war immer schlecht. Aber sich rauszuhalten, machte ihn nicht gerade glücklicher. Und wenn er es sich recht überlegte, war ihm seine Freundschaft mit Naomi wichtiger, als eine kostenlose Unterkunft. „Ich muss was tun, sonst bin ich wirklich nur ein Schmarotzer.“, war sein letzter Gedanke, ehe er wieder aufblickte, sich umdrehte und zur Treppe ging, die er wenig später hinunterschritt. „Überlege es dir noch einmal! Du weißt wie unglücklich du unsere Tochter damit machst.“ Mrs. Tawakuya redete nun schon geschlagene zehn Minuten im Wohnzimmer auf ihren Mann ein. Doch dieser saß lediglich auf seinem bequemen Lehnstuhl und blickte wortlos in das Feuer, welches im kleinen Kamin vor ihm knisterte, während er sich eine Zigarette rollte. Er war nicht einmal bereit dazu, sich bei Naomi für die Ohrfeige zu entschuldigen. Zumindest antwortete er seiner Frau nicht bis zu diesem Moment: „Ich bin stolz auf meine Nationalität und mein Land und ich möchte, dass mein Fleisch und Blut es auch ist und sich nicht mit so jemandem einlässt.“ Ebenso ruhig und ernst, wie er dies gesagt hatte, befeuchtete Mr. Tawakuya die Papierkante der Nikotinstange nun mit der Zunge, um sie zu befestigen. „Ich weiß, aber...“ Ein Seufzer entwich seiner Frau. Sie verstand ihren Mann. Doch hin und wieder war er in ihren Augen einfach zu streng und zu japanisch. Sie selbst war ganz anders erzogen worden als er. Auch wenn ihre Mutter Japanerin gewesen war, hatte sie dank ihrem Vater viel Einfluss westlicher Erziehungsmethoden erlebt. Normalerweise war die Erziehung in der Familie hier ihre Sache, doch wenn es darum ging, mit wem sich seine Kinder in der Öffentlichkeiten zeigten, mischte ihr Mann sich des Öfteren ein. Dies war auch bei Taiki schon so gewesen, allerdings nie so extrem wie bei Naomi. Sie blickte auf eines der alten Familienfotos an der Wand zu ihrer Rechten. Dort waren sie noch glücklich zu viert gewesen. Beim Betrachten des Jungen vor ihr selbst und dem kleinen Mädchen auf dem Arm ihres Mannes, kam ihr wie so oft der wirkliche Grund für sein Verhalten in den Sinn: Seit dem Tod ihres Sohnes, hatte er furchtbare Angst davor, dass Naomi etwas zustoßen könne. Er sprach zwar nie darüber, doch sie war sich dessen bewusst, da sie auch wusste, wie er beide Kinder immer geliebt hatte. Seit dem Unfall versuchte er zwar ihr ein noch besserer Vater zu sein und erfüllte ihr alle möglichen Wünsche, doch wenn er auch nur die geringste Unsicherheit oder Gefahr witterte, zog er alle möglichen Register, um sie davor zu bewahren. Auch wenn das hieß, dass er so handeln musste wie kurz zuvor. Er tarnte es immer als pure Abneigung dem Gegenüber, obwohl er aus purer Angst um seine Tochter so agierte. Auch wenn er es nie zugeben würde, so war sie sich dem sicher – nach zwanzig Ehejahren. Es war der junge Chinese, der Mrs. Tawakuyas Blick von der Familiengalerie zur Tür des Raumes lenkte, als dieser dort ihm Durchgang stand. „Oh, Ray. Wie geht es Naomi?“, fragte sie besorgt. Auch sein Gastvater blickte nun auf, während er eine weitere fertige Zigarette auf dem Deckel der Tabakdose neben sich ablegte. „Den... Umständen entsprechend.“ Ray wagte es nicht aufzusehen, bei dem Gedanken an das, was er vorhatte zu sagen. „Hat sie endlich begriffen, dass sie sich das aus dem Kopf schlagen muss?“, fragte Mr. Tawakuya, während er erneut nach einem Stück Zigarettenpapier griff. „Nein.“ Ray atmete kurz tief ein, ehe er aufsah. „Sie haben Kai Unrecht getan.“ Sein Gegenüber hielt in seiner Handlung inne und blickte ihn etwas überrascht an. Ray rechnete zwar damit, dass er ihn gleich hochkant rauswerfen würde, doch es war ihm in sofern egal, als dass er Naomi nie mehr hätte gegenübertreten können, wenn er nicht versuchte ihr zu helfen. Deshalb fuhr er auch unbeirrt fort: „Kai mag ja auf andere kalt, herzlos und unberechenbar wirken, weshalb man ihn sich sicher nicht als Freund für seine Tochter wünscht, aber das scheint nur so. Er ist eigentlich immer für sein Team, beziehungsweise für seine Freunde da gewesen, seit ich ihn kenne. Und mir ist auch noch nie zu Ohren gekommen, dass er jemandem etwas Schlechtes getan hat. Außerdem ist er bei uns im Team definitiv der erwachsenste. Er handelt nie unüberlegt.“ „Ray, bitte.“ So sehr sie auch auf seiner Seite stand, wollte Mrs. Tawakuya ihn unterbrechen, da sie befürchtete, ihr Mann könnte nun auch eine Ablehnung ihm gegenüber entwickeln. Doch sie war diejenige, die von ihrem Gatten unterbrochen wurde, als dieser ansatzweise die Hand hob: „Warte, lass ihn ausreden.“ Ein wenig überrascht durch diese Worte sprach Ray weiter: „Ist es nicht auch viel wichtiger, was Naomi fühlt, als die Herkunft von Kai? Ich meine, sie... liebt ihn über alles. Und er sie auch, da bin ich mir mehr als sicher. Ich kann ihre Prinzipien ja irgendwo auch verstehen, nur ist Kai auch nicht ganz Russe, sondern nur zu Hälfte. Und er ist eigentlich mehr Japaner, wenn man in Betracht zieht wie ruhig er ist. Er würde auch nie sich oder andere, die ihm nahe stehen, blamieren wollen. Außerdem ist er recht gut in der Schule und extrem diszipliniert. Und er...“ „Genug.“ Der Junge stoppte abrupt, als Mr. Tawakuya ihn unterbrach. Ray schluckte, als er nun seine letzte Zigarette zur Seite legte und die Dose neben sich schloss. Auch Mrs. Tawakuya blickte ihren Mann erwartungsvoll an. Dieser sah wieder zu Ray: „Und du meinst, es wäre kein Fehler, es zu erlauben?“ Der Angesprochene nickte. Sein Gegenüber wendete abermals seinen Blick in Richtung Feuer, während die anderen Anwesenden nun zwei schier endlos wirkende Minuten wortlos ausharrten und auf eine weitere Reaktion von ihm warteten. Als er seinen Kopf dann endlich wieder Ray zu wandte und sich erhob, stand auch seine Frau auf. „Liebling, jetzt lass Ray bitte. Er hat es doch nur gut gemeint“, sagte sie, als ihr Mann nun auf den jungen Chinesen zu ging. Ihre Befürchtung, dass er erneut ausrasten würde, schwand jedoch, als er an diesem vorbei durch die Tür ging. „Ich denke, ich werde noch mal mit ihr reden.“ Damit ging er weiter zur Treppe. „Ray, komm bitte mit!“ Der Schwarzhaarige und seine Gastmutter tauschten ein erleichtertes Lächeln untereinander aus, ehe er Mr. Tawakuya nach oben folgte. Vor Naomis Zimmer angekommen, klopft dieser zweimal kurz an. Da erneut niemand antwortete, öffnete er die Tür so und trat ein, blieb jedoch plötzlich wie erstarrt im Türrahmen stehen. Ray blickte an ihm vorbei, um herauszufinden, warum er dies tat. Und auch er riss nun weit die Augen auf: Das Licht im Zimmer brannte immer noch, aber Naomis Schuhe, die sie vor ihrem Bett ausgezogen hatte, waren verschwunden – genau wie ihre Eigentümerin. Alles was sich noch im Raum bewegte, waren die Vorhänge am Fenster, welches weit offen stand und den Wind hinein ließ. „WO IST SIE?!“ Ray wich ein Stück zur Seite, als Mr. Tawakuya aufgebracht zum Bad stürzte und dort die Tür aufriss, was er wenig später auch bei den anderen Zimmern tat, nachdem er dieses verlassen vorgefunden hatte. Der Chinese ging derweil zum offenen Fenster und blickte hinunter in den Gartenstreifen neben dem Haus und von dort aus zur Straße vor dem Gebäude. Er seufzte: „Nao, du Dummkopf.“ Im selben Augenblick stand auch schon Mrs. Tawakuya im Raum, da sie ihren Mann hatte schreien hören. Ray drehte sich zu ihr um: auch sie blickte auf das Fenster, während sie leise „Nao.“ von sich gab. Ihr Mann stand kurz darauf wieder im Raum und raste vor Wut: „Du zeigst mir jetzt wo dieser Kai wohnt, Ray!“ Erneut musste der Angesprochene schlucken, nickte dann jedoch ehrfürchtig. Er wollte Naomi und Kai dies zwar gerne ersparen, doch er machte sich Sorgen um seine Freundin, da es um diese Uhrzeit viel zu gefährlich für ein Mädchen war, alleine durch die ruhigen Wohnstraßen zu geistern. Somit folgte er dem aufgebrachten Mann aus dem Zimmer, während Mrs. Tawakuya zum Fenster ging und es etwas verzweifelt schloss, damit der Raum nicht zu sehr auskühlte. Die Straßenlaternen über ihr leuchteten hell und zogen Motten und andere Insekten an, während Naomi durch die kleinen Seitenstraßen rannte. Nachdem sie den Kalender wieder aufgehängt hatte, hatte sie sich ihre Schuhe wieder angezogen, war über den Baum vor ihrem Zimmerfenster hinaus geklettert und hatte sich vom Grundstück geschlichen. Jetzt lief sie quer durch das Wohnviertel, vorbei an Mülltonnen und Abfallsäcken, die am Straßenrand standen und darauf warteten am nächsten Morgen von der Müllentsorgung abgeholt zu werden. And it's all in how you mix the two And it starts just where the light exists It's a feeling that you cannot miss And it burns a hole through everyone that feels it Normalerweise war sie nach Sonnenuntergang nicht mehr alleine unterwegs, da dann viele schräge Typen in den Seitenstraßen in ganz Tokio herumlungerten, doch im Moment war ihr das egal. Alles was ihr gerade wichtig erschien war Kai. Sie würde die Familienehre aufgeben, ihre Eltern, wenn es sein musste sogar das Beybladen – aber nicht ihre Liebe! Nicht das, wofür sie vor wenigen Wochen noch so sehr hatte leiden müssen und was sie nun endlich gefunden hatte! Well you're never gonna find it If you're looking for it Won't come your way Well you'll never find it If you're looking for it Außerdem wollte sie mit ihm reden – von Angesicht zu Angesicht. Auch wenn er es wieder nicht hören wollen würde, wollte sie sich beim ihm dafür entschuldigen, wie ihr Vater ihn behandelt hatte und das sie sich nicht hatte gegen ihn durchsetzen können. Und wenn er sie das wieder nicht tun lassen würde, so wollte sie wenigstens bei ihm sein und sich nicht zu Hause auf ihrem Bett die Augen ausheulen. Should've done something but I've done it enough By the way your hands were shaking Rather waste some time with you Das Verhalten ihres Vater ging ihr nicht aus dem Kopf: Dass er wieder so engstirnig hatte sein müssen, machte sie wütend. Sie verstand zwar, dass es nicht allein seine Abneigung gegenüber Russland war, da sie mal mit ihrer Mutter darüber geredet hatte, doch er musste doch auch verstehen, wie sehr er ihr damit weh tat. And you never would have thought in the end How amazing it feels just to live again It's a feeling that you cannot miss It burns a hole through everyone that feels it Ray machte sie keinen Vorwurf, dass er nicht mehr getan hatte. Sie wusste, in welcher Sackgasse er in so einer Situation stand und wie es ihm außerdem momentan selber ging. Sie wäre sogar gerne für ihn umgekehrt, um ihn in den Arm nehmen zu können. Doch wäre sie wohl im Augenblick genauso unfähig ihn aufzumuntern, wie er sie vorhin nicht trösten konnte. Should've done something but I've done it enough By the way your hands were shaking Rather waste some time with you Ihr kam wieder in den Sinn, was sie ihrem Vater zu letzt gegen den Kopf geworfen hatte und bereute dies, denn sie liebte ihn: Er ermöglichte ihr ansonsten ein fast sorgenfreies Leben und er hatte es nicht verdient, dass man ihm so etwas sagte, doch in ihrer Verzweiflung und in ihrer Wut war ihr nichts anderes eingefallen, da alles andere nur an ihm abzuprallen schien. Should've said something but I've said it enough By the way my words were faded Rather waste some time with you Naomi bog ein letztes Mal um eine Straßenecke und lief noch ein ganzes Stück, ehe sie Halt machte. Sie stand nun vor drei Wohnhäusern, die in U-Form zur Straße angelegt waren. Zwischen den drei Gebäuden lag ein kleiner Parkplatz, auf dem einige Autos der Anwohner standen. Die Wohnungen lagen alle im ersten Stock und jede hatte ihre Wohnungstür nach außen hin, die über eine Treppe und einen Gang vor dem Haus zu erreichen waren. Diese Art von Häusern fand man hier in der Wohngegend des Öfteren, wobei entweder in beiden Geschossen Wohnungen lagen oder aber wie hier im Erdgeschoss die Garage des Eigentümers der darüber befindlichen Unterkunft vorzufinden war. Das Mädchen lief, zwischen den Autos hindurch, auf das Haus zu, das parallel zur Straße stand und in dem Kai wohnte. Die Metalltreppe hinter sich lassend, ging sie zur letzten der insgesamt fünf Türen und blieb davor stehen ohne den unbeschrifteten Klingelknopf daneben zu betätigen. Sie war schon einmal hier gewesen, als Kai sich letztes Jahr ewig nicht bei ihr und den Anderen gemeldet hatte und auch einige Tage nicht in die Schule gekommen war und sie sich Sorgen gemacht hatte. Damals hatte er ihr nicht aufgemacht, als sie geklingelt hatte. Dabei war er zu Hause gewesen, wie sie herausgefunden hatte, als sie sich daraufhin im Gebüsch auf der gegenüberliegenden Straßenseite versteckt und die Wohnung einige Zeit beobachtet hatte. Denn diese hatte er wenig später scheinbar völlig gesund verlassen. Dies hatte nur ihre Meinung bestätigt, dass es völlig unnötig war, sich um ihn zu sorgen. Doch dieses Mal war es etwas anderes. Sie war sich sicher, dass er ihr aufmachen würde, weshalb sie nun doch den kleinen Schalter an der Wand drückte und sie auf der anderen Seite der Tür leise die Klingel hören konnte. _____________________________________________________________ Ly: Tja, macht er die Tür auf oder nicht? *trommelwirbel* Ty: Vielleicht hat er abgeschlossen, seinen Schlüssel dann verlegt und kommt jetzt nicht mehr raus. *bg* Kai: Würde dir wohl so passen. =___= Ty: Joa. ^____^ Ly: *lol* Nya, Auflösung im nächsten Teil. xD Lyrics sind übrigens aus 'Blue & Yellow' (Hat nichts mit den Haarfarben der beiden zu tun... oder doch? -____^) von The Used. Nya, bis dann. Kapitel 30: Eyecatcher ---------------------- Ly: *reinkommt und Kai vor sich herschiebt* Kai: Was gibt das? -___- Ly: Reine Sicherheitsmaßnahme, falls hier gleich wer auf mich losstürmt und mich erschlagen will, weil ich so lange gebraucht habe. ^^' Kai: Pff... such dir einen anderen Doofen. *wieder geht* Ly: Aber ich will nicht, dass einer von den Anderen was abbekommt. *hinterherruft* Kai: *ignorier* Ly: Q___Q Ich will noch nicht sterben... Es tut mir doch so leid, dass ihr einen geschlagenen Monat warten musstet. v__v Beschwert euch bei meiner Schule, die ich so übermäßig beansprucht. >__< Ich komme hier zu nichts mehr. -__- Nya, I'm so sorry... Hoffe ihr verzeiht es mir. .____. _____________________________________________________________ Vor einer knappen halben Stunde war der junge Russe zur Wohnungstür hineingekommen, hatte die Tür hinter sich geschlossen und war reglos vor der kleinen Stufe im Flur, an der die beiden Paar Schuhe, die er nicht mitgenommen hatte, immer noch ordentlich nebeneinander standen, stehen geblieben. Minutenlang hatte er geradeaus in den anschließenden Wohnraum geblickt und die schemenhaften Konturen des Mobiliars, das er beim geringen Lichteinfall durch die kleinen, unscheinbaren Schlitze in den Jalousien des einzigen Fensters in der Wohnung, die wegen des aktiven Dämmerungssensors schon geschlossen waren, nur wage erkennen konnte, stumm beobachtet: Alles schien so leblos und tot. Und auch die Stille in der man eine Stecknadel hätte fallen hören können, kam ihm plötzlich ungewohnt fremd vor. In den vier vergangenen Wochen hatte er sich mal wieder zu sehr an den Lärm und das bunte Treiben um ihn herum gewöhnt, sodass er sich wie jedes Mal, wenn er nach so langer Zeit in seine kleine verlassene Behausung zurückkehrte, erst wieder daran gewöhnen musste, alleine zu sein. Doch dieses Mal würde es schwerer werden, dies wieder schätzen zu lernen, wo er es sonst schon tat, wenn er gerade erst die Wohnungstür geöffnet hatte. Nicht, dass er es vermisste, einen herumschreienden Tyson oder das Geräusch von Dizzys Tastatur, auf die Kenny wie wild einschlug, andauernd hören zu müssen – nein, beim besten Willen nicht, davon hatte er bis zur nächsten Reise genug – doch ihm fehlte nun etwas, was er sonst nicht herbeigesehnt hatte. Der Gedanke, wieder alles für sich alleine zu haben und morgens keine verschlafene Naomi, die sich in der Nacht eine Schlacht mit ihrer Bettdecke geliefert hatte, neben sich vorzufinden, ließ ihm merkwürdigerweise einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Das lag wohl auch daran, dass er nicht wusste, ob er dies noch ein einziges Mal erleben würde, nach dem Szenario bei ihr zu Hause. Er hätte am liebsten irgendetwas unternommen, um die Situation zu ändern, doch das konnte er nicht - er hatte keine Möglichkeit dazu, sich Naomis Vater zu widersetzen ohne seine Freundin damit noch mehr in Probleme zu verwickeln. Er würde es nur noch schlimmer machen, wenn er jetzt noch einmal bei den Tawakuyas vorbeikommen würde. Im Grunde blieb ihm vorerst nur der Kontakt übers Handy und Abwarten - Abwarten, wie Naomi sich entscheiden würde: Ob sie sich von ihrem Vater unter den Pantoffel stellen lassen und sich von ihm abwenden würde oder ob sie sich weiter gegen ihren Vater wenden und für ihn entscheiden würde. Auch wenn er sich Letzteres herbeisehnte, konnte Kai ihr die erste Option nicht verdenken oder übel nehmen. „Hoffentlich hat Ray sie wenigstens trösten können.“ Mit einem Seufzer hatte der Blauhaarige letztlich den Lichtschalter neben der Eingangstür betätigt und damit die zahlreichen, in der Raumdecke eingelassenen Halogenlampen eingeschaltet, bevor er seine Schuhe ausgezogen, sie ordentlich neben die anderen gestellt hatte und mit seiner Tasche weiter in die Wohnung hineingegangen war. Während er sich umgesehen hatte, hatte er seine Tasche hinter dem freistehenden weißen Sofa in der Raummitte abgestellt: Alles war noch so gewesen, wie er es vor vier Wochen zurückgelassen hatte. Nur die dünne Staubschicht auf den glatten Möbeln, die leichten Schmiere auf dem einzigen Fenster der Wohnung, die durch das Licht im Raum sichtbar wurden, und der etwas muffig Geruch, der in der Luft lag, waren neu. Allerdings auch ganz selbstverständlich, da der Putzdienst, der sonst einmal in der Woche vorbeikam, um gründlich sauberzumachen und einmal im Monat das große, mehrfach unterteilte Fenster beidseitig zu putzen, wie vereinbart während seiner Abwesendheit nicht gekommen war und natürlich in der Zwischenzeit auch niemand durchgelüftet hatte. Er konnte es einfach nicht ausstehen, wenn fremde Leute in seiner Wohnung waren, wenn er nicht da war. Eigentlich konnte er es generelle nicht leiden, wenn Fremde seine vier Wände betraten. Aber da er weder die Lust verspürte, noch die Zeit hatte, in Sachen Wohnungsreinigungen mehr zu machen als hin und wieder zu saugen und den gröbsten Schmutz sofort nach seiner Entstehung zu beseitigen, überließ er es lieber dem Reinigungsdienst, der ohnehin dafür zuständig war, die gigantischen Fenster aller Wohnungen der drei Häuser von außen zu reinigen. Doch er war dennoch froh, dass dieser schon morgen Nachmittag wieder kommen würde und er keine vierundzwanzig Stunden in diesem Schmutz ausharren musste. Er war zwar nicht überreinlich, aber das hier erschien ihm doch etwas zu unwohnlich, weshalb er auch umgehend die Lüftung und das in die Fußleisten integrierte Saugsystem für kurze Zeit eingeschaltet hatte. Nun hockte er schon eine ganze Weile vor seiner inzwischen geöffneten Tasche, packte sie aus und brachte die Utensilien wieder an ihren Platz. Allerdings fiel es ihm schwer sich darauf zu konzentrieren, weshalb er öfters innehielt und starr auf die Gegenstände in seiner Hand blickte als würde er überlegen, wo sie hingehörten. Aber in seinem Kopf hausten die ganze Zeit nur zwei Gedanken. Der Eine war eher nebensächlich und galt dem Staub um ihn herum, während der Andere für ihn wesentlich mehr von Bedeutung war: Naomi. Wie würde es mit ihnen weitergehen? Würde es überhaupt weitergehen oder würde hier plötzlich Ende sein? Er hatte sich doch gerade erst halbwegs daran gewöhnt in einer Beziehung zu sein und wollte eigentlich jetzt noch nicht wissen wie es war, wenn man eine solche wieder beendete. Er sah zur Decke auf: Das war der Grund, warum er sein Leben als Einzelgänger bisher so sehr geschätzt hatte – Es war einfach nicht von solchen Problemen geprägt gewesen. Doch ob er wirklich dahin zurück wollte? „Vielleicht, vielleicht auch nicht“, war die weniger eindeutige Antwort, die durch seinen Kopf ging, ehe er diesen wieder senkte und nun ins Bad ging, wo Zahnbürste und Co wieder ihren Platz einnahmen. Er wollte gerade zu seinem Gepäck zurückkehren, als es an der Tür klingelte. Er wandte sich zu dieser, die gleich neben der Tür zum Badezimmer lag und blickte kurz durch den Spion, als er die Tür auch schon ein wenig hastig öffnete und etwas überrascht in Naomis Gesicht sah. „Weil du Max und Kai beneidest.“ Die Worte seines Großvaters hallten wie ein Echo in Tysons Kopf wieder, während er nun regungslos auf dem Rücken in seinem Bett lag, die Hände unter den Kopf gelegt hatte und stumm die Zimmerdecke über ihm mit Blicken traktierte. Der Mond schien durch die Papierflächen in der Schiebetür neben seinem Bett, soweit diese nicht vom Dach der Veranda überdeckt wurde, und erhellte das Zimmer, sodass man die Gegenstände im Raum immer noch gut erkennen konnte: Sie alle erschienen so klar und deutlich und trotzdem irgendwie auch verschwommen und in weite Ferne gerückt – ähnlich wie die Gedanken des jungen Japaners. Er hatte bisher nie darüber nachgedacht, dass er inzwischen siebzehn Jahre alt war und noch keine Freundin gehabt hatte. Den Anstoß dazu hatte ihm erst das Gespräch beim Abendessen gegeben - nun zerbrach er sich den Kopf darüber. Es war nicht nur, dass er bis heute keine Freundin gehabt hatte, er hatte bisher noch nicht mal ein Mädchen geküsst, geschweige denn, dass mehr passiert wäre. Das Einzige, woran er sich erinnern konnte, waren zwei Knutscher auf die Wange von Emily und Naomi, die er aber auch nur bekommen hatte, nachdem er im letzten Jahr den Endkampf in der Weltmeisterschaft erfolgreich bestritten hatte – mit Liebe hatte es nichts zu tun gehabt. Er drehte seinen Kopf nach rechts und sah hinüber zu dem Regalbrett über seinem Schreibtisch, wo das Foto stand, auf dem er nach der Siegerehrung triumphierend mit seinem Team und einigen Anderen posierte: Er selbst war vorne in der Mitte mit dem großen Pokal in der Hand zu sehen. Das Symbol ihres Sieges stand, genau wie alle anderen Originale, bei Mr. Dickenson im Büro, während die Teammitglieder nur ihre Medaillen und je eine Miniaturausgabe des Pokals mit nach Hause nahmen. Allerdings nahmen diese bei Tyson schon genügend Platz ein. So hing ein gutes Dutzend Medaillen hinter dem Fotorahmen und den Minipokalen daneben, denen bereits sein Locher und der Becher mit den Stiften hatten weichen müssen. Tyson war stolz auf seine Erfolge, nicht zuletzt, weil er dadurch unglaublich viele Fans hatte. Doch genau das war der springende Punkt: Wäre er nur ein einfacher Junge ohne diesen Berühmtheitsfaktor, hätte er diese nicht. Wie viele waren seine Anhänger, weil er Tyson Granger und nicht weil er amtierender Beybladechampion war? Wohl niemand. Und auch die Größe seiner weiblichen Fangemeinde: Sie erschien ihm wesentlich kleiner als die von Ray oder Max. Auch Kai hatte wohl mehr Verehrerinnen als er selbst. Und er konnte sich sogar daran erinnern, dass Kenny im Gegensatz zu ihm schon einige Male angeflirtet worden war. Nicht, dass er erpicht darauf war, eines dieser Fangirlies abzuschleppen, aber war das nicht schon Zeichen genug dafür, dass er irgendetwas falsch machte? Ja, war es. Aber was? Vielleicht war er zu langweilig - einfach so stinknormal japanisch. Er hatte weder blonde Haare und lustige Sommersprossen, noch war er Chinese mit außergewöhnlichem Styling und einem Talent fürs Kochen. Und er war auch kein kalter zurückgezogener Russe. Er konnte auch keinen Computer in seine kleinsten Einzelteile zerlegen und ihn dann wieder fehlerfrei zusammensetzen, um zumindest damit bei einer kleinen Gruppe von Mädchen zu punkten. Alles was er wirklich konnte, war Beybladen – und das konnten die Anderen auch. Eine Wolke verdeckte plötzlich draußen den Mond und warf kurze Zeit einen Schatten auf das Bild, bevor sie weiterzog. Tyson wandte seinen Kopf wieder in Richtung Decke: „Was mache ich nur? Es muss doch irgendetwas an mir geben, was mich besonders im Team macht.“ Doch so sehr er auch grübelte, ihm fiel nichts ein, was ihn von den Anderen unterschied, außer seinem großen Appetit. Aber mit dem konnte er erstens wohl kaum bei vielen Leuten landen und zweitens schaffte Max es, wenn er wirklich hungrig war, locker genauso viel in sich hinein zu schaufeln. Der Blauhaarige seufzte: Vielleicht sollte er einfach mal sein Äußeres ändern. Nur würde das wirklich helfen? Schließlich zeigte Kennys Look, der nicht selten aus langweiligen Hosen mit Bügelfalte, bis zum Kehlkopf zugeknöpften Hemden und im Winter aus Wollpullis mit eigenartigen Mustern bestand, die seine Mutter selber gestrickt hatte, ihm, dass man keine Modeikone sein musste, um zumindest etwas Erfolg in der Frauenwelt zu haben. Außerdem war sein Baseballcap seit Jahren sein Markenzeichen. Und auch am Rest seiner Optik fand er nichts, was ihm inzwischen nicht mehr gefiel. „Argh!“, war sein leiser knurrender Ausruf, bevor er sich auf die linke Seite drehte und nun die Wand anstarrte. Er hatte sich doch nie Gedanken über so etwas gemacht und nun tat er es, wegen einer kleinen Bemerkung seines Großvaters. Vielleicht lag es daran, weil dieser nicht immer, aber häufig Recht mit den Dingen hatte, die er sagte, auch wenn Tyson dies meistens vehement abstritt. Doch er war sich sicher, dass er nicht eifersüchtig auf seine Freunde war, also brauchte er sich auch nicht mit solchen Gedanken quälen, die ihn nur vom Schlaf abhielten. „Verdammt, ich muss um neun aufstehen, können diese dummen Viecher draußen mal still sein?!“, ging ihm durch den Kopf, als er sich im selben Moment die Bettdecke über den Kopf zog. Doch dass es weniger die Grillen im Garten waren, die ihn wach hielten, weil sie in der lauen Sommernacht vor sich hin zirpten, war ihm unweigerlich klar. Unter seiner Decke bemerkte er nicht, dass seine Zimmertür einen Spalt offen stand und sein Großvater hindurchspähte. „Ich war auch nicht jünger als du. Also gib dir deine Zeit, Küken.“ Seine Worte kaum hörbar geflüstert, zog er die Tür ebenso leise wieder zu. Keine zwei Sekunden vergingen da machte Naomi auch schon einen plötzlichen Schritt über die Türschwelle und klammerte sich ruckartig an ihr Gegenüber. Um dies zu realisieren, brauchte Kai einige Zeit, in der er wortlos und weiterhin mit verwundertem Blick auf das Mädchen an seiner Brust hinabsah, ehe er sanft lächelte und behutsam beide Arme um sie legte. „Ich wollte mich gegen meinen Vater durchsetzen, aber ich habe es nicht geschafft“, hörte er sie schluchzen, wobei er mit einer Hand die Wohnungstür hinter ihr wieder zustieß. „Hey, du warst großartig.“ Er drückte sie ein Stück von sich weg, um sie ansehen zu können, hielt sie mit einer Hand am Oberarm fest und strich ihr sanft mit der Anderen über die rechte Wange. „Tut es noch weh?“ „Nein“, sie sah zu Boden „aber ich schäme mich so für ihn. Er ist eigentlich nicht so. Er ist wirklich nett und ich liebe ihn. Und ich kann ihn auch verstehen, dass er seit dem Tod meines Bruders ständig Angst um mich hat. Nur dass er mich deswegen am liebsten einschließen möchte und so ausrastet, wenn er, seiner Meinung nach, auch nur die geringste Gefahr wittert... es tut mir...“ Ihre Entschuldigung konnte sie nicht vollenden, da Kai sie ruckartig am Kinn gefasst, ihren Kopf zu sich hoch geneigt und seine Lippen auf ihre gelegt hatte, um sie zum Schweigen zu bringen. Etwas überrascht sah sie dabei in seine Augen, bevor ihre eigenen wieder kleiner wurden und neue Tränenbäche ihren Weg fanden. Er löste sich wieder von ihr und sah sie durchdringend an: „Du hast selbst gesagt, wir konnten uns unsere Eltern nicht aussuchen. Also hör auf, dich für sie und ihre Fehler und für all die anderen Dinge, für die du nichts kannst, andauernd zu entschuldigen. Ich will das nicht hören!“ Sein leicht wütender Blick, ließ sie wieder nach unten schauen, da sie es immer noch nicht geschafft hatte, ihr dauerndes Entschuldigen ihm gegenüber zu unterlassen. Doch im nächsten Moment war die Stimme des Blauhaarigen wieder ruhig: „Schlägt er dich eigentlich öfters?“ „Nein... eigentlich nie.“ Sie sah traurig zur Seite. „Aber ich stelle mich ihm ja sonst auch nie so in den Weg. Ich glaube, er wusste nicht, wie er damit umgehen sollte.“ Ein leises, verächtliches Schnaufen war von Kai zu hören: „Dazu hat er nicht das Recht!“ Sie reagierte nicht darauf, woraufhin er sie fest an beiden Schultern fasste und ernst sagte: „Nao, wenn er das noch mal tut, sagst du es mir sofort!“ Sie sah ihn langsam wieder an. „Auch wenn er dein Vater ist, lasse ich das kein zweites Mal zu“, ergänzte er leise und sah ihr dabei so tief in die Augen, als wolle er seine Worte dadurch in ihr Gedächtnis einbrennen. Ein kurzer Augenblick verging, bevor sie wieder lächelte. Er erwiderte dies wenig später, nahm ihren Kopf sanft zwischen seine Hände und strich ihr mit den Daumen die Tränen aus dem Gesicht: „Und jetzt hör auf zu weinen! Das mag ich nämlich genauso wenig wie deine unnötigen Entschuldigungen.“ Sie holte kurz tief Luft, um sich wieder zu beruhigen und grinsten dann ein wenig unter den letzten Wasserperlen, die über ihre Wangen kullerten: „Geht klar, Boss!“ Kai verzog skeptisch die Mundwinkel, da er wusste, dass sie sich mal wieder etwas über ihn lustig machen wollte, bevor er sie kurz auf die Stirn küsste und dann ganz von ihr abließ. „Ich denke, wir sollten im Wohnzimmer weiterreden, hier rumzustehen ist mir auf die Dauer etwas zu dumm.“ Er wandte sich ein wenig von ihr ab. „Möchtest du etwas trinken?“ Sie nickte. „Dann geh ruhig schon mal durch und setz dich. Ich hole etwas.“ Und während er nun die kleine Stufe im Flur wieder hochging und nach rechts in Küche einbog, zog sie ihre Schuhe neben denen von Kai aus, stellte sie allerdings nicht so extrem symmetrisch zueinander ab, wie er es tat. Mit der Wohnungstür im Nacken sah Naomi nun erstmals in den kleinen Raum zu ihrer Rechten, wo immer noch das Licht brannte. Das kleine Bad hatte keine Wanne, noch nicht mal ein Fenster, nur eine Dusche, ein Waschbecken und eine Toilette. Allerdings war es auffallend ordentlich: Keine Schmutzwäsche, die quer auf dem Boden verstreut lag, wie es sich ihrer Meinung nach für eine Junggesellenbude eigentlich gehörte, die Handtücher im Regal feinsäuberlich gestapelt – eines hing ganz adrett über dem ringförmigen Badetuchhalter neben der Dusche. Und nicht nur die Tatsache, dass die Dusche eine geschlossene Kabine umgab, wirkte auch der Rest des Bades äußerst modern und alles andere als so traditionell wie das im Haus ihrer Eltern, wo die Dusche noch offen war. Im Nebenraum zwei Schritte weiter hörte sie eine Getränkeflasche zischen, weshalb sie ihren Blick vom ersten Raum abwand und dem Geräusch folgte, wo Kai in der hellen, aber ebenfalls kleinen Küche stand und Cola in zwei große Gläser schenkte. Naomi musterte die einzelne Küchenzeile an der rechten Wand, mit dem großen Kochfeld, der glänzenden Edelstahlabzugshaube darüber, dem Kühlschrank ganz am Ende, der eckigen Spüle, der Spülmaschine und dem hilfreichen Gerätetrio aus Schnellwasserkocher, Espressomaschine und der Backoffen mit integrierter Mikrowelle auf Arbeitshöhe. Kai drehte die Flasche wieder zu und stellte sie zurück in den Kühlschrank. Obwohl er sie nicht angesehen hatte, hatte er bemerkt, das Naomi staunend in der Tür stand: „Das Wohnzimmer ist noch eins weiter.“ „Ich muss doch erst deine Wohnung inspizieren.“, sagte sie, als ihre Augen nun über den kleinen quadratischen Esstisch und die beiden rangeschobenen Stühle an der gegenüberliegenden Wand wanderten. Der Tisch war ebenso leer, wie die Arbeitsfläche. „Hast du schon jemals hier gekocht oder zumindest gegessen?“, fragte sie etwas spöttisch, weil das Inventar wie neu aussah. Kai nahm die Gläser auf und ging auf sie zu: „Wenn du die Mikrowelle einschalten als Kochen bezeichnest?! Und essen lässt es sich besser auf der Couch.“ Er drückte ihr ein Glas in die Hand, ging an ihr vorbei und bog in den Wohnraum. Sie folgte ihm nach einigen Sekunden. Doch kaum war sie den letzten halben Meter des Flures gegangen, der unmittelbar in das Wohnzimmer überging, blieb sie abrupt stehen und starrte fassungslos durch den Raum: Vor ihr erstreckte sich die eigentlich Wohnung. Kai hatte es sich soeben auf dem weißen Ledersofa, das geradeaus mittig im Raum stand, bequem gemacht und einen Arm über die Rückenlehne gelegt, während er sein Glas auf den schmalen rechteckigen Couchtisch vor sich gestellt hatte. An der linken Wand davor stand ein breiter Plasmabildschirm auf einer dazugehörigen Konsole. Sie ging vorbei an dem kniehohen Sideboard zu ihrer Rechten. Darauf standen lediglich ein paar Bambusstangen in einer kantigen Vase. Vom Wohnbereich konnte Naomi in den Arbeitsbereich sehen, der in gerader Linie folgte, etwas erhöht lag und über eine Stufe, welche die Breite des Raumes übernahm, erreichbar war, die zu Kais Schreibtisch, auf dem sein Laptop stand, an der rechten und zu einem breiten, gut gefülltem Bücherregal an der linken Wand führte. Doch was ihr am meisten die Sprache verschlug, war die steil nach oben verlaufende Raumdecke, die über dem Arbeitsplatz eine weitere kleine Etage erlaubte, welche durch ein Edelstahlgeländer abgesichert war. Eine dazu passende schmale Leiter führte hinauf. Von unten konnte man an einigen Details, einem Nachttisch rechts und einem Kleiderschrank an der linken Wand erkennen, dass dort sein Schlafraum war. Die Mauer an der Stirnseite des Zimmers fehlte. Dafür schloss hier ein riesiges Fenster, das über beide Etagen reichte, den Raum ab. „Noch nie eine Empore gesehen?“, fragte Kai, während Naomi nun weiter in den Raum hineinging und sich weiter fasziniert umsah. „Doch, aber“, sie richtet ihren Blick nun auf ihn, „ich wusste nicht, dass die Wohnungen hier welche haben.“ Ihr waren die riesigen Fenster an den beiden zur Straße senkrecht stehenden Gebäuden nie aufgefallen. Und auch über die Pultdächer hatte sie sich keine großen Gedanken gemacht. Daher war sie nun völlig beeindruckt von der Architektur, auch wenn Kais Wohnung zwar modern, aber sehr kalt und schlicht eingerichtet war – irgendwie passte es ja auch ausgesprochen gut zu ihm. Allerdings hätte sie ein oder zwei Bilder an den nackten weißen Wänden befürwortete. „Dann setz dich jetzt zu mir und hör auf alles so genau anzuschauen, hier ist nämlich seit vier Wochen keiner mehr mit dem Staubwedel durchgegangen“, äußerte er, nachdem er sich wieder seinem Glas zugewendete hatte. Sie tat wie ihr geheißen, ließ sich neben ihm nieder und stellte ihre Cola auf dem Tisch ab: „Du und der Staubwedel – das will ich sehen. Du putzt doch sicher nicht selber - vor allem nicht das riesige Fenster.“ Er lachte kurz spöttisch auf: „Nein, da habe ich besseres zu tun. Morgen kommt wieder die Putzkolonne.“ „Und die nimmt dem Kai dann wieder die Drecksarbeit ab“, grinste sie. Der Russe wurde wieder seriös: „Na, wenn sie schon mal hier sind um alle Fenster zu putzen, dann können sie zu ja auch jede Woche zu mir kommen. Außerdem nutze ich den Service nicht als einziger. Die meisten Wohnungen hier bewohnen Alleinstehende, die entweder keine Lust haben selber sauber zu machen oder denen die Zeit fehlt, so wie mir.“ „Dir fehlt die Zeit?“, fragte Naomi etwas bissig. „Nicht eher die Lust?“ „Nein. Stell dir doch mal vor, ich würde das hier alles alleine in Ordnung halten: Ich käme ja gar nicht mehr so oft dazu euch beim Training leiden zu sehen.“ Sein leicht sadistischer Blick erntete einen vorwurfsvollen von Naomi. Kurz darauf begann sie sich erneut suchend umzusehen. „Was ist nun schon wieder? Zählst du die Staubkörner?“, fragte er trocken. „Nein, nur“, sie drehte sich forschend zur anderen Seite, „ich sehe keine Heizung.“ „Sag doch, dass dir kalt ist.“ Kai stellte sein Glas ebenfalls ab, griff nach einer der beiden Fernbedienungen auf dem Tisch und lehnte sich wieder entspannt zurück. Sie blickte ihren Freund wirsch an: „Mir ist nicht kalt und ich will auch nicht fernsehen.“ „Die ist nicht für den Fernseher“, entgegnete er gelassen und richtete das kleine Gerät auf den Thermostat über dem Sideboard, ohne hinzusehen, bevor er einen der Knöpfe drückte. Naomi sah zu dem kleinen Kasten an der Wand, wo plötzlich ein kleines Lämpchen aufleuchtete, während Kai die Fernbedienung wieder sinken ließ. Keine Minute verging, als das Mädchen spürte, wie ihre Füße leicht warm wurden. Ungläubig zog sie diese auf die Couch hoch: „Ich habe es mir gedacht: Du Bonze hast eine Fußbodenheizung.“ Er sagte nichts dazu, sondern schaltete die Heizung wieder ab und betätigte eine weitere Taste, woraufhin das Licht der Lampen an der Decke allmählich gedämpft wurde und, nachdem es kurz ganz erloschen war, wieder langsam heller wurde. Naomi sah verblüfft zur Decke. „Ich kann es auch ganz ausmachen.“ Und schon folgte ein weiterer Tastendruck von Kai und die Lampen gingen ganz aus, sodass die Beiden nun im Dunkeln saßen. Nur durch die feinen, schwachen Lichtstrahlen die durch die Spalten in den Rollläden fielen, konnte Naomi die Umrisse ihres Freundes noch erkennen. Ihr wurde etwas mulmig bei dem Gedanken, dass sie mit ihm alleine im Dunkeln in seiner Wohnung hockte. „Kannst du es auch wieder anmachen?“, fragte sie unauffällig. „Ich kann schon“, kam es von ihm. „Ich will nur nicht.“ Da war auch schon erneut das Tastengeräusch der Fernbedienung zu hören und die Blonde traute ihren Augen nun wirklich nicht mehr: Die indirekte blaue Beleuchtung hinter den beiden Stufensockeln aus weißem Plexiglas tauchte die glänzenden schwarzen Granitbodenfliesen in ein sanft glitzerndes blau. Je nachdem wie sie ihren Kopf bewegte, erschien der Fußboden plötzlich, wie eine glänzende Wasseroberfläche – wie ein See im Mondlicht, der sich von der Stufe des Arbeitsbereiches unter dem Couchtisch hindurch und vorbei am Sideboard bis zur Eingangstür ausbreitete. Naomi drehte sich um, kniete sich auf die Sitzfläche und sah fasziniert über die Rückenlehne: „Wahnsinn. Du hast echt zu viel Geld.“ „Ach, alles Schnickschnack, den keiner braucht, der aber nun mal schon von vornherein hier in den Wohnungen so war.“ Erneut betätigte Kai die Fernbedienung in seiner Hand, als sich langsam, mit einem leisen, surrenden Ton die Jalousien vor dem Fenster öffneten und die Sicht auf einige Bäume hinter dem Haus und einen Teil des Tokioter Nachthimmels preisgaben. Wie ein Wahnsinniger schlug Max mehrfach auf die Entertaste seiner Tastatur ein, während Kyko etwas gelangweilt hinter ihm auf dem unteren Bett saß und von der Zimmerecke links neben der Tür, wo sich nun ihr Koffer wiederfand, vorbei am Kleiderschrank daneben hin zum Schreibtisch, der zwischen Schrank und Fenster stand, sah. Ihr Freund hatte sich kurz nach dem Essen dort niedergelassen und saß dort nun schon gute zwanzig Minuten beim Versuch zwischen CD-Brenner und überlastetem Arbeitsspeicher mehr oder weniger ruhig zu vermitteln. Doch alles was er bisher erreicht hatte waren zwei verschossene CD-Rohlinge und einen Komplettabsturz des Computers. Und nun wollte seine Tastatur nicht mehr so wie er, weshalb seine Hand notgedrungen den weiten Weg einer Lineallänge zur Maus tätigte. „Ich bekomme die Krise, das Ding macht mich wahnsinnig. Der wird immer langsamer.“ Verzweifelnd schlug der Blonde die Hände über dem Kopf zusammen und lehnte sich seufzend zurück, während der Prozessor im Inneren des Gerätegehäuses unter dem Tisch merkwürdige Geräusche von sich gab. Die Rothaarige jammerte einwenig: „Musst du das denn unbedingt jetzt noch machen?“ Max drehte sich zu ihr um: „Ja, weil ich Hilary versprochen habe, ihr meine mitzubringen. Ich glaube, die von den Anderen wollte sie auch haben.“ „Und du glaubst, die Anderen haben die morgen alle mit?“, fragte sie skeptisch. „Da Tyson nie Fotos macht und somit aus der Frage rausfällt – ja!“ Er grinste breit und wendete sich wieder dem Bildschirm zu, als der PC noch ein etwas lauteres Surren von sich gab, als wolle er auf sich aufmerksam machen. Kyko legte den Kopf schief: „Mail sie ihr doch einfach, wenn das mit dem Brennen nicht klappt.“ Max musste auflachen: „Dazu müsste ich den Ordner mit den Fotos komprimieren und Hilary wäre hoffnungslos damit überfordert, die Dateien wieder zu entpacken.“ Seine Freundin seufzte: „Dann mach’ mal weiter da! Ich gehe schon mal ins Bad.“ Damit stand sie auf, schnappte sich ihr Nachthemd und ihren Kosmetikkoffer und verließ den Raum. Max sah ihr etwas wehleidig nach, weil er sich eigentlich lieber mit ihr beschäftigte, als mit diesem Problemkind vor ihm. Wütend sah er den Computer an: „Du machst mir hier noch alles kaputt.“ Er trat kurz aber kräftig gegen eben jenen - ein schwerer Fehler, wie er merkte. Denn alles was er damit bezweckt hatte, war, dass sein Fuß nun ziemlich schmerzte und er ihn deswegen mit schmerzverzogenem Gesicht zu sich hoch auf die Sitzfläche des Stuhles zog und mit beiden Händen fest die Zehenspitzen umschloss, um den Schmerz zu lindern. Aber auch sein Gegenüber reagierte: Der Bildschirm wurde erneut schwarz, der Computer gab wiederum einen ungesunden Ton von sich und auf dem Desktop erschien wenig später erneut das Startbild. „Nein.“ Jammernd ließ Max seinen Fuß wieder auf den Boden gleiten und seinen Kopf leicht auf die Tischplatte schlagen. Er sah wieder zum Bildschirm, wobei er sein Kinn auf den Tisch stütze und missmutig wartete bis das Betriebsprogramm wieder einsatzbereit war. Auch dies dauerte inzwischen geschlagene fünf Minuten. Ohne seine geknickte Haltung zu verlassen, ergriff er wieder die Maus: „Mir reicht es jetzt!“ Nun komprimierte er die Datei mit seinen Fotos doch, öffnete sein Programm für elektronische Post, lud dort den Ordner hoch und richtete sich wieder einwenig auf, um besser tippen zu können. „Hi, Chef! Mein PC macht alles nur nicht das was ich will. Brenn’ mir die Fotos bitte auf CD und bring’ sie morgen mit. Danke! Ein genervter Max“, war der Text, den er kurz in das Feld unter dem Betreff, den er mit „Ich hasse Computer!“ bezeichnete, eingab, ehe er die Nachricht an Kenny verschickte. „Ach“, Max schlug sich mit der offenen Handfläche gegen die Stirn, „der ist doch sicher noch on, nachdem er vier Wochen nicht an seinen Computern rumspielen konnte.“ Er öffnete die Kontaktliste seines Instantmessengers, stellte aber bald fest, dass Kenny laut dieser offline war. „Oder auch nicht.“ Er schloss das Programm wieder. Erschöpfte und weiterhin grummelnd, ließ er seinen Kopf zurück auf die Arbeitsfläche sinken, drehte ihn dieses Mal aber dabei zu Tür. Diese ging auch schon wenige Minuten später auf und Kyko kam herein. Max richtete sich wieder auf und gab einen leisen Pfiff von sich, als sie die Tür wieder schloss, das kleine Köfferchen wieder wegstellte und in ihrem kurzen aufreizenden Sommernachthemd auf ihn zuging. „Und? Problem gelöst?“, erkundigte sie sich. Ihr Freund seufzte erneut: „Jein. Ich habe die Fotos für Hilary jetzt Kenny geschickt. Der scheint zwar nicht mehr online zu sein, aber spätestens morgen früh wird er das sein.“ „Na also.“ Sie setzte sich auf seinen Schoss. „Aber die Fotos für Hilary? Klingt als würdest du ihr nicht alle schicken wollen.“ Während er einen Arm um ihre Hüfte gelegt hatte, sah er nun etwas schelmisch zur Seite: „Na ja, sagen wir so: Es gibt Bilder, die nicht für jedermanns Augen bestimmt sind.“ „Die will ich sehen.“ Ohne zu zögern griff Kyko nach der Maus und öffnete das erste Foto in der angezeigten Datei. „Ah, Nein!“ Doch Max Einwände kamen zu spät, denn das Mädchen hatte die erwähnten Bilder schon gefunden. Einwenig entsetzt sah sie darauf: „Du Ferkel hast mich beim Duschen fotografiert!“ _____________________________________________________________ Erst lässt die Alte einen ewig warten und dann kommt auch noch so ein ödes Kapitel... was fällt der bloß ein? >__< *sich schon schämt* Die Kapitellänge... Aber ich habe mit Kapitel 31 immerhin schon angefangen und werde auch versuchen, ganz schnell damit fertig zu werden. Ein verzweifeltes Ly... Kapitel 31: We gonna stand it ----------------------------- Mööööö~öpp... da bin ich wieder! ^o^ Ha, ich hab 'nur' 10 Tage gebraucht. *dance* ~(^__^)~ Danke für alle Kommis zum letzten Kapitel. Viel Spaß mit diesem Teil... -__^ _____________________________________________________________ Max ging ein wenig in Deckung, als Kyko ihn empört und etwas aufgebracht anfunkelte, nachdem sie das gute Dutzend Fotos durchgesehen hatte, auf denen sie splitterfasernackt unter der Dusche stand. „Wann hast du die gemacht?“, fragte sie empört. Er rieb sich verlegen den Hinterkopf: „Letzte Woche?!“ Ihr Blick wurde noch düsterer, als sie kurz erneut auf die Bilder und dann wieder zu Max sah. „Aber hey“, er fuchtelte beschwichtigend mit den Händen, „die zeigen dich doch alle nur von hinten!“ „Was wohl nur daran liegt, dass ich mich nicht umgedreht habe!“, schimpfte die Rothaarige, stand auf und packte ihn am Kragen. „Dafür gehörst du bestraft!“ Er sah sie wirsch an. Sie grinste nun dreckig: „Oder ist dein Prozessor genauso schlapp wie der von deinem PC?“ Der Blonde sah sie noch kurze Zeit irritiert an, bevor er sich wieder fasste und ebenfalls dezent lasziv grinste: „Nicht, dass ich wüsste.“ Daraufhin senkte sie ihre Lippen auch schon auf seine und verfiel mit ihm in einen innigen Kuss. „Sieht dir ähnlich, Honey“, schoss es Max durch den Kopf, als sie anfingen seinen Hals zu küssen und er dabei auf das Foto seiner Freundin auf dem Desktop sah. Er spürte nun ihre Zungenspitze und kurz darauf ihre Zähne auf seiner Haut, während er den Computer einfach ausschaltete. Dies tat er, indem er blind mit dem Fuß den Schalter an der Verlängerungsschnur, an die alle Arbeitsgeräte angeschlossen waren und die in einem Wust aus Kabeln lag, betätigt – der Belüfter im Gehäuse des Apparates unter dem Tisch verstummte und der Bildschirm wurde rabenschwarz. Somit konnte er sich nun voll und ganz auf das Mädchen auf seinem Schoss konzentrieren. Ihr Mund arbeitete sich gerade von der einen Seite seines Halses, über seinen Kehlkopf, zur anderen Seite und das prickelnde Gefühl des leichten Saugens ihrer Lippen und des ebenso leichte Zubeißens ihrer Zähne versprach bereits jetzt schon, dass diese Nacht nicht spurlos an ihm vorübergehen würde. Erneut spürte der Blonde, wie seine Freundin an ihm knabberte, währende ihre Hände durch seine Haare fuhren und seine rechte Hand sich langsam über ihr linkes Bein unter den Saum ihres Nachthemdes schlich. Sanft wanderten seine Finger ihr Becken hoch, bis zum schmalen Bündchen ihres Tangas. Erneut biss sie zu und ihm entwich ein leiser, aber dennoch lustvoller Seufzer, bevor Kyko sich nun von ihm löste, ihre Augen wieder öffnete und aufstand, ihn dabei jedoch am Kragen seines T-Shirts packte und zu sich hinzog, um ihn direkt wieder auf den Mund zu küssen. Er folgte ihrer Führung weiterhin, als sie ihn mit sich zur Tür zerrte, wo sie den im Schloss steckenden Schlüssel einmal herumdrehte, ohne, dass sie den sinnlichen Kuss, in dem sie sich gerade befanden, beendete. Danach drängte sie ihn in die entgegengesetzte Richtung zum Bett, wo er wenige Schritte später mit den Füßen gegen den Rahmen stieß und sich auf die untere Etage sinken ließ. Die Rothaarige folgte seiner Bewegung und ließ sich breitbeinig auf seinem Schoss nieder, wo sie nun spürte, dass sich bei ihm wie erwartet schon einiges geregt hatte. Doch wiedererwarten unterbrach Max plötzlich den Kuss. „Ich hab’ im Moment aber keine Gummis da und Pille schön und gut, aber...“, sie stieß ihn leicht mit der Handfläche gegen die Stirn, weshalb er seinen Satz abbrach. „Wieso traust du etwas nicht, das Millionen von Frauen in Amerika und Europa seit Jahren davon abhält schwanger zu werden?“ Sie verstand nicht, warum er so große Zweifel an etwas hegte, was sich scheinbar schon längst bewehrt hatte. Der Amerikaner legte die Stirn in Falten: Sie hatte zwar Recht mit dem was sie sagte, dennoch war ihm diese Methode doch noch recht suspekt, so wie vielen, die in Japan lebten, da hier die Antibabypille alles andere als ein schon lange legales Mittel zur Verhütung war. „Ich fühle mich leider noch etwas zu jung, um Vater zu werden“, entgegnete er. Kyko richtete sich auf und ging zu ihrer Handtasche, in der sie kurz herumwühlte, bevor sie sich wieder ihm zuwand und dabei ein Kondom in der Hand hielt: „Frau ist ja im Gegensatz zu Mr. ‚Ich geh lieber auf Nummer obersicher’ immer bestens präpariert.“ Sie kehrte zu ihm zurück, obwohl sie es immer noch merkwürdig fand, dass er trotz seiner Herkunft so skeptisch war. Außerdem war er der einzige Typ, den sie kannte, der auf ein Kondom bestand. Klar, beim ersten Mal in einer neuen Beziehung war das etwas anderes. Aber doch nicht beim sonst wievielten Mal, wenn beide gesund waren. Aber vielleicht musste sie bei ihm auch erst mit einem einwandfreien Gesundheitszeugnis antanzen, damit er besänftigt war, obwohl sie dies anzweifelte. Wahrscheinlich war er an einigen Ecken doch einfach nur zu sehr von ihrer gegenwärtigen Gesellschaft geprägt. Aber wie auch immer es nun war, im Grunde war es ihr gleichgültig, weshalb sie die kleine Packung nun auf den Nachttisch neben dem Bett ablegte, sich wieder auf ihm niederließ und ihn nach hinten auf die Matratze drückte. „Schau es dir von oben an!“, Kai deutete mit einem Kopfnicken zur Empore, während Naomi fasziniert nach draußen blickte, wo die Sterne über der Stadt leuchteten und gemeinsam mit dem Mond den Raum wieder etwas erhellten. Sie sah ihn überrascht an, da er sie damit aufgefordert hatte, den wohl privatesten Bereich der Wohnung zu betreten. Doch da er nur wortlos zurücksah, stand sie wenig später auf, ging um die Couch herum hinüber zur Leiter und stieg diese hinauf, während der Russe ihr nachsah und die Fernbedienung wieder weglegte. Sie stand nun vor dem breiten modernen Bett, dessen Rahmen eben so aalglatt und kantig war, wie ein Großteil der übrigen Einrichtung. Aber es war nicht die penibel ordentlich gefaltete weiße Bettdecke und die ebenso adrett daliegenden Kopfkissen, die ihren Blick auf sich zogen, sondern der Ausblick, der sich ihr auf der anderen Seite eröffnete. Die Blonde ging um das Bett herum und zum Fenster hinüber, wo sie fassungslos stehen blieb und geradeaus starrte: über die Baumreihen hinter dem Haus hinweg konnte man von hier aus die Häuser der etwas weiter entfernten Wohnstraße sehen. Und dahinter erstreckte sich in der Ferne ein Lichtermeer, aus dem einige extrem hohe Wolkenkratzer und der rotleuchtende Tokiotower hervorstachen. „Wahnsinn!“, war zunächst ihre einzige Aussage, während ihr Freund ebenfalls nach oben geklettert war und nun neben ihr stand. Naomi trat noch näher an das Fenster heran und legte ihre rechte Hand in Augenhöhe auf die Scheibe, wobei sie weiterhin überwältigt auf das niedriger gelegene Stadtzentrum blickte, wo unzählige bunte Lampen leuchteten und blinkten. „Hübsch, nicht?“, fragte Kai, während er seine Hände in die Hosentaschen gesteckt hatte und ebenfalls in Richtung Stadtmitte blickte. „Hübsch?“, wiederholte sie seine Frage ungläubig ohne ihren Blick abzuwenden. „Das ist unbeschreiblich! So einen Ausblick habe ich hier noch nie gesehen.“ „Dürfte auch nicht allzu viele Wohnungen damit geben“, sagte er gelassen. „Dafür war diese hier aber auch teuer genug.“ Sie wendete ihren Kopf zu ihm und grinste: „Willst du sie mir nicht schenken?“ Der Blauhaarige verzog spöttisch das Gesicht: „Nein.“ „Schade.“ Immer noch grinsend sah sie wieder nach draußen. „Aber du kannst ja zu mir ziehen“, ergänzte er, wobei er sie nun ansah. Sie sah wieder zu ihm: „Haha, hör auf mich auf den Arm zu nehmen.“ „Ich meinte das ernst“, sagte er kühl. Der Gedanke, dass sie noch keinen Monat zusammen waren, ließ seine Aussage für sie noch unglaubwürdiger wirken, als sie ohnehin schon erschien, was ihr Blick mehr als deutlich zeigte. „Schau mich nicht so an“, entgegnete er, bevor er fies grinste. „Wenn du mir auf den Wecker gehst, werfe ich dich halt wieder raus.“ Naomi verzog das Gesicht, während er sie weiter so ansah, bevor sie wieder seriös wurde und erneut ins Freie blickte. Auch Kais Miene wurde wieder ernst. „Mein Vater erlaubt mir doch noch nicht mal mit dir zusammenzusein.“ Sie sah hoch zu den Sternen. Er musterte kurz ihr Gesicht, welches der Mond erhellte: Ihre Augen spiegelten plötzlich die Traurigkeit wieder, die sie kurz zuvor noch gezeigt hatten. Kai wandte seinen Blick wieder zum Tokiotower, der in der Ferne in den Nachthimmel empor ragte. „Weist du, irgendwie kommt mir die ganze Geschichte etwas merkwürdig vor“, sagte er ruhig. „Dein Vater hasst Russen, weil die Beziehung zwischen Russland und Japan nicht gerade die beste ist. Aber Ray behandelt er fast wie seinen Sohn, obwohl das Verhältnis zwischen Japan und China noch wesentlich miserabler ist.“ Naomi schaute zu Boden, während sie ihre Hand langsam vom Fensterglas gleiten ließ. „Es... stimmt so auch nicht ganz“, sagte sie leise. „Dachte ich mir schon“, kam es beiläufig von ihm. Sie klammerte ihre Hände krampfhaft in den Stoff ihres langen Oberteiles und biss sich auf die Unterlippe. „Du weißt, dass ich nicht in dem Leben deiner Familie rumwühlen will. Aber wenn ich deinen Vater verstehen soll, müsste ich schon wissen, warum er wirklich etwas gegen mich hat“, er beobachtete die blinkenden Lichter eines Flugzeuges, das hoch oben am Himmel in der Ferne flog, „ansonsten kann ich dir nicht helfen, Nao.“ Einige Sekunden der Stille vergingen, bevor sie anfing zu sprechen: „Mein Vater ist wirklich stolz auf seine Nationalität, doch dass hat nichts mit seinem Hass zu tun. Nur der wahre Grund ist so absurd, dass es eigentlich kein Grund ist und es deshalb auch bisher keiner aus unserer Familie wagt, darüber zu reden, weil es wirkt, als wäre mein Vater verrückt – zumindest wenn man weiß, wie empfindlich er auf das Thema ‚Russland’ reagiert. Daher kennt auch Ray die Wahrheit nicht und die soll er auch nicht unbedingt kennen.“ Kai beobachtete sie nun aus dem Augenwinkel. „Mein Großvater, also der Vater meines Vaters, war beruflich in Russland unterwegs, als er vor vierzig Jahren dort bei einem Anschlag ums Leben kam.“ Erste Tränen sammelten sich wieder in ihren Augenwinkeln. „Die Täter wurden wohl nie gefasst. Mein Vater sagt, das wäre nur die Schuld der russischen Regierung gewesen, weil die einfach alles unter den Teppich gekehrt hätte - seitdem hasst er Russen. Gut, er hat seinen Vater geliebt, genauso, wie ich ihn liebe, aber deswegen kann man doch nicht gleich eine ganze Nation hassen.“ Nun krochen die Tränen endgültig über ihre Wangen, weil sie sich für das Verhalten ihres Vaters, welches ihr vollkommen unsinnig erschien, schämte. „Wo er nicht ganz Unrecht mit hat.“ Naomi sah überrascht zu Kai auf, der wieder nach draußen sah. „Russlands Regierung und Gesetze sind ziemlich bedenklich und lückenhaft, wenn es um die Verbrechensbekämpfung geht. Besonders, wenn nur einfache Leute zu Schaden gekommen sind und die Täter zweifellos aus dem eigenen Land stammen. Das war wohl schon zu Zeiten der Sowjetunion so und das wird sich auch so schnell nicht ändern, in einem Land, wo viele Leute nur auf Profit aus sind.“ „Heißt das,... du verstehst ihn?“, fragte sie leise. Er nickte: „Irgendwie schon. Gut, es ist – ohne deinen Vater kränken zu wollen - etwas übertrieben, so zu reagieren, zumal es ja purer Zufall war. Wäre das Ganze in China passiert, würde er Ray nicht beherbergen, während er mich wohlmöglich mit offenen Armen empfangen würde. Aber das heißt dann ja immerhin, dass es wirklich nicht an mir selber liegt, sondern einfach nur an dem Umstand, dass ich nun mal russische Wurzeln habe.“ „Nur löst das unser Problem nicht“, sagte sie unter Tränen. Der Blauhaarige wandte sich nun ihr zu: „Doch, weil ich mich als Person nie ändern könnte, nur weil dein Vater mich als solche nicht mag. Aber ihm zu zeigen, dass ich, entgegen dem von ihm vertreten Klischee und seiner Meinung, so etwas wie Verantwortungsbewusstsein habe und zu dem stehe was ich tue, dürfte machbar sein.“ Naomi sah ihn mit großen Augen an, als hätte er, untypisch für ihn, einen Witz erzählt. Kai jedoch legte ihr wieder sanft eine Hand auf die Wange, um die Tränen mit dem Daumen wegzuwischen: „Du sollst doch nicht immer weinen.“ Aber seine Gegenüber konnte die kleinen Bäche nicht bremsen, weshalb er die zweite Hand nun ebenfalls aus seiner Hosentasche zog, den Arm um seine Freundin legte und sie an sich drückte. Sie löste ihre Hände von ihrem eigenen Top und klammerte sie in Höhe seiner Brust in den Stoff des seinigen, während seine rechte Hand von ihrer Wange zu ihrem Hinterkopf wanderte. „Du hast es doch vorhin mitbekommen: Es ist hoffnungslos mit meinem Vater“, weinte sie. Kai sagte nichts weiter, sondern hielt sie nur fest, bis sie aufhörte zu schluchzen - auch wenn dies einige Minuten dauerte. „Na also, geht doch“, sagte er, wobei er sie wieder leicht von sich wegschob, um sie ansehen zu können, „Und seit wann gibst du eigentlich so schnell auf?“ „Ich weiß nicht, aber im Moment ist einfach dauernd überall der Wurm drin“, antwortete sie leise. Ein Anflug von einem Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit: „Wir bekommen das mit deinem Vater schon hin.“ Naomi wusste nicht wie er es tat, aber aus irgendeinem Grund, fiel es ihm unbeschreiblich leicht, sie immer wieder aufzumuntern, obwohl er dabei nie seine ernste und nachdenkliche Miene verlor. Sie lächelte, bis er sich wenig später wieder von ihr abwandte und zur Leiter zurückkehrte, die er dann hinunterstieg. Sie folgte ihm zum Geländer und sah ihm nach: „Was hast du jetzt vor?“ „Licht wieder einschalten“, antwortete er trocken und steuerte auf den Couchtisch zu. Etwas verwirrt über das plötzliche, für ihn jedoch typisch nüchterne Beenden eines Themas, folgte sie ihm. „Wissen deine Eltern eigentlich wo du bist?“, fragte er, nachdem er die Deckenlampen wieder eingeschaltet hatte und sie nun neben ihm stand. Sie antwortete nicht, doch ihr Herumdrucksen und das „Öhm“, welches ihr beiläufig über die Lippen rutschte, waren ihm Antwort genug. „Habe ich mir fast schon gedacht.“ Er stellte sein Getränk, von dem er gerade einen Schluck zu sich genommen hatte, wieder zurück auf den Tisch, ließ die Jalousien per Knopfdruck wieder schließen und ging in Richtung Wohnungstür, wobei er sein Schlüsselbund vom Sideboard aufnahm. „Ich bringe dich nach Hause.“ Naomi sah ihm erschrocken nach: „Aber mein Vater...“ Er blickte sie über die Schulter hinweg an und unterbrach sie: „Du machst es nicht besser dadurch, dass du von zu Hause abhaust und dich bei mir verkriechst, Nao.“ Das war kein Wink sondern ein Schlag mit dem Zaunpfahl gewesen – so erschien es ihr zumindest. Ihr Blick wanderte wieder nach unten: Sie verhielt sich schon wieder so naiv und lief von zu Hause weg, ohne sich die Folgen klar zu machen. Dieses ausgesprochen unüberlegte Handeln sah ihr eigentlich überhaupt nicht ähnlich. Scheinbar wusste Kai, welche Gedanken er mit dieser Aussage unabsichtlich wieder in ihr wach gerufen hatte, da er zu ihr zurückging und sich vor sie hockte, um ihr ins Gesicht sehen können: „So meinte ich das jetzt nicht. Nao, du bist kein Kind mehr und du machst auch gerade nichts kaputt. Ich bin froh, dass du gekommen bist. Ich habe es mir sogar gewünscht. Nur kannst du jetzt nicht ewig hier bleiben. Deshalb bringe ich dich lieber nach Hause, bevor dein Vater mir die Tür einrennt. Also komm jetzt!“ Naomis trauriger Gesichtsausdruck verschwand nach Kais Worten wieder, weshalb er sich wieder aufrichtete und erneut auf den Ausgang zusteuerte und sie ihm folgte. Er öffnete die Tür und ließ seine Freundin hinaustreten, bevor er noch mal einige Schritte zurückging, eine seiner Jacken von der Garderobe nahm und erst dann zu ihr ins Freie ging, wo er ihr den Anorak über die Schultern legte. Naomi sah ihn verwundert an: „So kalt ist es doch gar nicht.“ „Das sind vielleicht noch gefühlte fünfzehn Grad“, antwortete Kai, während er die Tür zuzog, abschloss und sich dann ihr mit selbstsicherem Blick zuwandte, „und ich will schließlich nicht, dass meine Süße sich noch verkühlt.“ Der sich auf ihrer Nase und Wangen breitmachende Rosaschimmer, entlockte ihm ein kurzes, kaum auffallendes Grinsen, bevor er zur Treppe des Ganges ging und sie ihm folgte. Nervös schob Kenny den Kugelschreiber vor sich auf der Tischplatte hin und her, wobei die Spitze gelegentlich gegen die nebenliegende Tastatur schlug. „Also wir haben keine Parallelen zu anderen Bladern finden können, weder was sein Beyblade angeht noch... sag mal, Kenny, was klackt da die ganze Zeit bei dir?“, hörte man Emilys Stimme aus den Boxen des Bildschirms auf dem Schreibtisch. „Öhm...“ Kennys Blick wanderte zu dem Stift, auf den er nun augenblicklich seine Hand legte, um ihn stillzuhalten, und sah wieder auf den Desktop, wo Emily ihn per Webkamera fragend anblickte. „Meine Finger hatten Langeweile.“ „Kann ich verstehen, wo sie gerade mal nicht wie wild auf meine oder eine andere Tastatur einschlagen“, kam es etwas bissig von Dizzy, die neben dem Rechner stand, vor dem der braunhaarige Japaner gerade in seinem dunklen Zimmer saß. Kenny rieb sich verlegen den Hinterkopf, während Emily kicherte. „Also wo war ich?“, fragte sie, nachdem sie sich wieder beruhigt hatte. „Dabei, dass ihr nichts über diesen Itachi herausfinden konntet“, versuchte Kenny hastig das Gespräch wieder von sich abzubringen. „Ach ja“, fiel es seinem Gegenüber wieder ein. „Wir haben also keinen Zusammenhang zu anderen Beybladern herstellen können. Judy und ich haben uns auch die Aufzeichnungen, die du mir geschickt hattest, genau angesehen und analysiert, aber auch sein Stil zeigt keine Zusammenhänge mit dem Stil uns bekannter Blader. Und er ist auch bei keiner öffentlichen Beybladeorganistaion irgendwo auf diesem Globus registriert.“ Nachdenklich blickte Kenny auf die Tasten am unteren Bildschirmrand: „Seltsam. Er ist so extrem gut. Dann ging es ihm wohl wirklich nur darum, Naomi zu besiegen.“ „Gut möglich. Oder er führt doch noch mehr im Schilde und arbeitet vielleicht sogar für irgendjemanden.“ Emily blickte ernst drein. Kenny hingegen erschrak einwenig: „Du meinst, er arbeitet vielleicht für jemanden wie Barthez? Oder vielleicht sogar Voltaire?“ „Voltaire? Von dem hat man doch nichts mehr gehört seit der WM vor drei Jahren“, kam es von ihr. „Dann eben Boris.“ Kenny wurde nervös. „Der hat ja immerhin auch letztes Jahr für Unruhe gesorgt.“ „Ach, jetzt mach dir nicht gleich ins Hemd!“ Emily grinste. „Das war nur so eine Idee von mir. Daichi war doch auch schon gut, bevor er zu euch und damit zur BBA kam und wollte keinem an den Kragen.“ „Nein, nur an Tysons Titel“, seufzte der Andere beim Gedanken an das Spektakel, welches Daichi kurz nach seinem Auftauchen veranstaltet hatte. „Und außerdem haben die letzten Endes doch bisher alle den Kürzeren gezogen“, sagte sie. „Mhm.“ Kenny blickte nachdenklich zu Dizzy, als ein leises Klingeln seine Aufmerksamkeit wieder auf den großen Computerbildschirm lenkte. „Du hast Post“, verkündete Emily, nachdem sie das Geräusch ebenfalls über Kennys Mikrofon wahrgenommen hatte. Der Japaner öffnete die Mail und sah als erstes auf den Absender: „Man, da setzt man seine Messenger auf ‚inkognito’, um sich in Ruhe unterhalten zu können, schon wird man von seinen Freunden anders unterbrochen.“ „Von wem ist sie denn?“, wollte das Mädchen wissen. „Max. Er steht auf Kriegsfuß mit seinem PC und ich darf jetzt für ihn seine Fotos auf CD schreiben.“ Erneut ein Seufzer des Braunhaarigen. „Wie schaffen die Leute es nur immer, ihre Computer so zu traktieren, dass sie nicht mehr funktionieren?“, fragte Emily verständnislos. Kenny zuckte mit den Schultern: „Frag mich was leichteres. Ich hänge alle paar Wochen bei einem von den Anderen, um deren Rechner wieder zum Laufen zu bringen. Aber was tut man nicht alles für seine Freunde?“ Sie schüttelte schmunzelnd den Kopf: „Du bist einfach viel zu nett, Kenny.“ Der Angesprochene lief etwas rot an. „Na ja, dann sei du mal weiter Dienstmädchen für deine Freunde. Ich muss ins Labor. Bei uns hat der Tag schließlich gerade erst angefangen.“ Emily deutete auf das Fenster hinter sich, durch welches der strahlend blaue Morgenhimmel über dem Vorort von New York, in dem sie wohnte, zu sehen war. „Ihr habt doch Ferien“, sagte Kenny. „Na und? Du arbeitest doch auch schon früh morgens für dein Team, wenn du nicht in die Schule musst“, ihr selbstsicherer Blick durchbohrte Kenny regelrecht. „Und wir wollen euch dieses Jahr bei der WM schließlich schlagen.“ „Ich denke, die Anderen werden etwas dagegen haben“, entgegnete Kenny ruhig, während er in dem Wust auf seinem Schreibtisch nach einem CD-Rohling suchte. Emily war bereits aufgestanden, um sich ihre Tasche umzuhängen und sah nun noch mal in die Kamera: „Außer Max... wenn Judy ihren Sohnemann wieder zu uns holen sollte.“ „Hör auf! Tyson geht die Wände hoch, wenn wieder einer von den Anderen die Kurve kratzt.“ Kenny fand eine unbeschriebene CD und legte sie in eines der Laufwerke am Rechner. „Wenn ich mir das so vorstelle, lohnte es sich gleich doppelt, ihn herzuholen.“ Emily grinste erneut fies. „Aber ist ja nicht so, dass wir auf Max angewiesen sind. Dieses Jahr geht der Titel so oder so an uns.“ „Sei dir da nicht so sicher“, sagte Kenny nun ernst. „Wir werden sehen. Bis die Tage!“ Emily hob kurz die Hand, als Gruß und beendete dann die Unterhaltung. Ein entspannter Seufzer kam über die Lippen des jungen Japaners, nachdem dieser nebenbei den Befehl zum Brennen von Max’ Bildern gegeben hatte und sich nun entspannt zurücklehnte. „Na? Fertig mit flirten?“, fragte Dizzy spöttisch. Kenny lief erneut rot an, fuhr das Notebook herunter ohne seinem Bitbeast zu antworten und klappte es zu. Im selben Augenblick ging die Zimmertür auf und Mrs. Azuhara schob ihren Kopf durch den Türspalt: „Schatz, wir gehen jetzt ins Bett. Mach bitte auch nicht mehr zu lange!“ „Ja, Mama. Gute Nacht!“, antwortete Kenny mit einem Blick über die Schulter. „Gute Nacht!“ Seine Mutter schloss die Tür wieder, da öffnete sich die Schublade vom Brenner des Computers. Der Junge räumte die CD gerade zurück in die dazugehörige Hülle und legte sie auf seinem Laptop ab, als erneut der Klang seines Emailprogramms zu hören war. Verwundert blickte er wieder zum Bildschirm: „Hat der etwa Fotos vergessen?“ Doch kaum hatte er die Nachricht geöffnet, verriet ihm der Absender, dass die Mail nicht von Max kam. Er las den folgenden, nicht allzu langen Text durch, bevor er ungläubig und einwenig erschrocken auf den Bildschirm blickte: „Da... das darf nicht wahr sein!“ Nochmals las Kenny die Mitteilung durch, bevor er wiederum seufzte und das Programm wieder schloss: „Na, das gibt morgen Aufregung.“ Schließlich schaltete er auch diesen Computer ab, stand auf und verließ gähnend sein Zimmer, um ins Bad zu gehen. _____________________________________________________________ Endlich habe ich mal das Gefühl in der Handlung wieder weiter zu kommen. xD Aber nächste Woche geht wieder die Klausurschreiberei los. Q___Q *versuch noch diese Woche schnell das nächste Kapiel hinterherzuschieben* Kapitel 32: Promises -------------------- Mit der Woche das war wohl nix. *drop* Tut mir leid. -___-' Aber Danke für 500 Kommis! Das ist so unglaublich. °___° Besonderer Dank dieses Mal an otaku507 und Fan4ever. ^^ Aber wie immer auch an alle anderen: -_AngelSuzuna_-, -apple-, -BloodyAngel-, _Fynn_, _May-chan_, _silent_angel_, Arashi_Kishu, B-Sandwich, Black-Phoenix-franzi, bueno-kitty, chimikochan, Desert-Rose, dragoncat16, finstar, Gewitterhex, Goofy_Nash, Hisoka-sama, jillix1991, kaiaaaa, Kayne, Kureha-chan, Kyoko4ever, laola, Lindele, Mao-Sakura, Mido-Chan, Nan-Ju, neji_girl , Painterin, Primrose1801, Racemaus, Rouana, Schalke-lady, shibui , Shizu-Chan01, Somi, Sonchen, Suzame, sweetangle, Sweety22, Tua_Kinya, waliro, wolfchen, XxLynxX, Yune2007 (wehe mir, wenn ich wen vergessen hab' xD). Leider habe ich das FanArt für euch noch nicht fertig... kommt iwann im Laufe der Woche. Bis dahin viel Spaß mit dem Pitel. =3 _____________________________________________________________ Ruhig lagen die Seitenstraßen da, die Naomi auf dem Hinweg genommen hatte und die sie nun zusammen mit Kai durchquerte. Mit diskretem Abstand liefen die Beiden stillschweigend nebeneinander her - doch es war ein angenehmes, warmes Schweigen, das sie umgab. Kai hatte seine Hände in die Taschen seiner Hose gesteckt und blickte stumm geradeaus, während Naomi beim Gehen zu Boden sah und dabei etwas nervös mit ihren Fingern spielte. „Jetzt bleib mal ruhig!“, kam es beiläufig von seiner Seite. Kai hatte längst bemerkt, wie unruhig seine Freundin war – und mit jedem Schritt schien ihre Anspannung zu steigen. Naomi biss sich kurz auf die Unterlippe: „Ich habe Angst, dass er wieder ausrastet.“ „Ich weiß, aber“, er sah sie aus dem Augenwinkel an, „Ray und ich sind bei dir. Und ich habe dir doch versprochen, dass ich es nicht zulasse, dass er dich noch einmal...“ „Ja, ich weiß“, unterbrach sie ihn hastig – sie wollte nicht wieder daran erinnert werden, dass ihrem Vater kurz zuvor vor den Augen ihrer Freunde die Hand ausgerutscht war. Sie schämte sich immer noch dafür, weil es ihm absolut nicht ähnlich sah. Außerdem zeigte es ihr nur, wie verfahren die Situation offenbar sein musste. „Na also“, sagte Kai gewohnt ruhig und drehte ihr nun den Kopf zu. Naomi sah zu ihm hoch und musste lächeln: sein Gesichtsausdruck trotzte nur so vor Ruhe und Selbstsicherheit. Sie sah wieder geradeaus und musste aufgrund ihrer Gedanken kurz kichern: „Egal wie stark der Sturm ist, du schlägst so schnell keine Wellen – wieder typisch für dich, Hiwatari.“ Er verzog nun skeptisch das Gesicht: „Was ist denn jetzt so lustig?“ „Nichts“, grinste sie ihn breit an. Natürlich gab Kai sich damit nicht zufrieden: „Du hast gerade doch noch völlig nervös den Asphalt mit deinen Blicken durchlöchert und grinst jetzt plötzlich wie ein Honigkuchenpferd. Also muss doch irgendetwas lustig gewesen sein.“ „Nein, es ist nichts lustig.“ Aus ihrem Grinsen wurde ein zufriedenes Lächeln, welches sie wieder nach vorne richtete, bevor sie einen Satz nach vorne machte, sich im Gehen umdrehte und mit beiden Händen Kais rechten Arm fasste. „Ich bin nur glücklich, dass ich dich habe.“ Ein Anflug eines Lächelns machte sich auch auf seinen Lippen breit, während sie ihn weiter glücklich ansah, dabei, ihn immer noch festhaltend, rückwärts weiterlaufend. „Verdammt, Nao, warum hast du das gemacht? Jetzt bekommst du doch erst richtig Ärger.“ Verzweifelt biss Ray sich auf die Unterlippe, während er, gefolgt von Mr. Tawakuya, auf dem Weg zu Kais Wohnung war. Die ganze Zeit schon fluchte er innerlich darüber, dass Naomi abgehauen war, obwohl er es gerade geschafft hatte, dass ihr Vater Kai möglicherweise eine Chance geben würde. Ob er dies nun immer noch täte, wagte der Chinese zu bezweifeln, wenn er daran dachte, wie aufgebracht sein Gastvater aus dem Haus gestürmt war. Immerhin hatte Ray es geschafft, ihn dazu zu bringen, dass sie zu Fuß gingen und das Auto stehen ließen. So blieb Kai und Naomi wenigstens noch etwas Zeit – Zeit um vor dem zu fliehen, was sich dort auf sie zu bewegte. „Hoffentlich ist sie überhaupt bei ihm angekommen... nein.“ Kurz kniff er die Augen zusammen, um diesen Gedanken, der ihm nun schon einige Male in den Sinn gekommen war, aus seinem Kopf zu verdrängen und sich einzureden, dass sicher nichts passiert war. Ray warf kurz einen Blick über seine Schulter, um herauszufinden, wie wütend sein Begleiter inzwischen wohlmöglich war. Doch was er sah, überraschte den Schwarzhaarigen ein wenig: Mr. Tawakuya lagen zwar immer noch tiefe Zornesfalten auf der Stirn, doch er wirkte längst nicht mehr so sauer, wie noch kurz zuvor. Stattdessen konnte Ray sehen, dass in ihm gerade noch ein anderes Gefühl stark pulsieren musste. Er war sich nicht sicher, aber es wirkte auf Ray, wie ein Hauch von Angst. Der Ältere bemerkte seinen Blick: „Sind wir gleich da?“ „Ähm, ja... ja sind wir.“ Der Angesprochene richtete seinen Blick wieder geradeaus auf den Boden. Weit war der Weg wirklich nicht mehr, doch nun galt Rays Hauptgedanke dem, was er soeben gesehen hatte. War es wirklich Angst gewesen? Wenn ja, dann wohl weniger, weil er sich vor Kai fürchtete, als dass er um seine Tochter besorgt war. „Das wäre im Grunde gerade das Beste, was passieren kann“, überlegte Ray. „Wenn seine Angst um Nao größer ist, als seine Wut ihr und Kai gegenüber, dann...“ Sein Gedankengang wurde unterbrochen, als sie eine ihnen wohlbekannte Stimme hörten, die um die nächste Straßenecke schalte. Perplex sah der Schwarzhaarige wieder geradeaus und blieb stehen, während der Andere plötzlich an ihm vorbei zur kleinen Kreuzung eilte. Es war schön, aus ihrem Mund zu hören, dass sie froh war, ihn zu haben, fand Kai und beobachtete Naomi, die sich weiterhin glücklich an ihm festhaltend rückwärts lief. Doch im selben Augenblick zog eine andere Person, die um die nächste Ecke bog, seine Aufmerksamkeit auf sich. Ruckartig zog Kai seine Hand aus der Hosentasche und packte Naomi am Arm, um sie zum sofortigen Haltmachen zu bringen. Das Mädchen wurde durch den plötzlichen Ruck in seine Richtung gezogen und musste mit der freien Hand die Jacke auf ihren Schultern festhalten, damit sie nicht zu Boden fiel. Verwundert sah sie in Kais Gesicht, wo sie nun auf einmal wieder einen ernsten Blick vorfand, der über sie hinweg gerichtet war. Im selben Moment zuckte sie zusammen, als eine ihr sehr vertraute Stimme in gemäßigtem Ton ihren Namen rief: „Naomi!“ Ihre Augen weiteten sich ängstlich, ihr Puls begann zu rasen und ein schweres Schlucken kroch ihre Kehle hinab, bevor sie sich zögerlich umdrehte, um ihrem Vater in die Augen zu sehen. Er stand rund zehn Meter entfernt an der Straßenecke, um die Kai und sie als nächstes gebogen wären. Doch nun war er ihnen zuvor gekommen, stand reglos und stumm da und tauschte spannungsgeladene Blicke mit Kai aus. Naomi wich ein Stück zurück und damit eng an Kais Seite. „Komm her, Naomi! Sofort!“ So ruhig er auch sprach: Mr. Tawakuyas Worte klangen bedrohlich, während er weiter den Jungen neben seiner Tochter ansah. Die Angesprochene bewegte sich jedoch keinen Zentimeter in die Richtung ihres Vaters, sondern suchte nun Kais Hand, die ihren Arm inzwischen wieder losgelassen hatte, fand sie und umschloss sie fest. Ihr Freund tat selbiges. Im gleichen Augenblick bog auch Ray in die Straße. Er erblickte das angespannte Szenario und schluckte kurz, bevor sich sein Blick und der von Naomi trafen. Ernst und schnellen Schrittes ging er auf sie zu und packte sie an den Schultern, wodurch sie ein Stück nach hinten gedrängt wurde und sich die Verbindung zwischen ihrer und Kais Hand verlor. „Was sollte das?“, zischte Ray. Naomi sah ihn überrascht und ein kleinwenig erschrocken an, da ihr Gegenüber plötzlich vor Wut kochte und sie böse anfunkelte – etwas dass sie bisher sehr selten, oder eigentlich nie, bei Ray erlebt hatte. „Ich versuche dir zu helfen und du Dummkopf haust einfach ab!“ Immer noch sprach der Schwarzhaarige so, dass nur sie und Kai, der ebenfalls etwas irritiert daneben stand, ihn hören konnten. „Und mal abgesehen davon, dass du dich damit noch mehr ins Schlamassel manövriert hast, weißt du eigentlich... wie gefährlich es ist, wenn du um die Uhrzeit noch alleine draußen rumgeisterst?“ Was war nur in Ray gefahren? So kannte sie ihren besten Freund nicht. Naomi sah verzweifelt zu Kai, der augenblicklich dazwischen gehen wollte: „Ray, lass sie los!“ Doch der schob den Arm des Blauhaarigen beiseite, hielt Naomi weiter fest und sah den Nebenstehenden an, während er nun lauter sprach: „Also wenn du ihre dummen Handlungen auch noch unterstützt, dann habe ich mich wohl geirrt und du bist echt nicht gut für sie.“ „Das tue ich nicht. Natürlich war es dumm und riskant einfach wegzulaufen, aber es macht das ganze nicht besser, wenn du sie jetzt deswegen auch noch fertig machst“, entgegnete Kai. Ray sah ihn vielsagend an, wobei seine Augen kurz in Richtung Mr. Tawakuya schwenkten und er wieder leiser wurde: „Kümmere dich jetzt lieber erst mal um deine Probleme!“ Der Russe sah wieder zu Naomis Vater. Dieser hatte den kurzen Wortwechsel zwischen den beiden Freunden mitbekommen und ging nun auf Kai zu. „Und du kommst mit mir!“ Ray packte Naomi am Arm und zog sie gegen ihren Willen in die entgegengesetzte Richtung. Sie warf einen hilfesuchenden Blick zu Kai. Doch dieser sah lediglich kurz zurück, ehe er seine Aufmerksamkeit wieder ihrem Vater schenkte. „Lass mich los!“ Naomi versuchte sich vergebens aus Rays Griff zu befreien, denn sie verstand kein Bisschen, warum ihr Freund plötzlich so handelte. Als sie und Ray an ihrem Vater vorbei gingen, sah dieser sie grimmig an: „Wir beide sprechen uns gleich noch.“ Damit wurde sie von dem Schwarzhaarigen weiter zur Straßenecke gezogen, während Mr. Tawakuya nun vor Kai Halt machte. Endlich ließ Ray wieder locker. „Man, was sollte das, Ray?“, fragte sie ihn nun. „Ich dachte, du hältst zu mir.“ „Halt die Klappe, Nao!“, zischte er abermals, ehe er leiser ergänzte. „Zerstöre nicht auch noch den letzten Funken Hoffnung, den es gibt, dass das hier für dich und Kai gut ausgeht.“ Er sah zu den beiden Personen in einiger Entfernung: Zumindest Kai schien verstanden zu haben, dass er sich gerade nicht um Naomi kümmern musste, sondern die Gelegenheit beim Schopf packen sollte. Der Schwarzhaarige sah wieder Naomi an, die ebenfalls zu den Anderen blickte. „Aber...“, scheinbar verstand auch sie allmählich, dass er sie nicht von Kai weggezerrt hatte, weil er sauer war, sondern um ihm und ihrem Vater die Möglichkeit zu geben, sich unter vier Augen zu sprechen. Genauso hatte er mit der kleinen Standpauke nur provozieren wollen, dass Kai zeigte, dass er auf sie aufpasste, und ebenso der vernünftigen Ansicht war, dass es gefährlich für sie gewesen war, nachts alleine durch die Straßen zu laufen. Es sollte ihrem Vater zeigen, dass Kai wirklich erwachsen und verantwortungsvoll war. „Seine Jacke?!“, fragte Ray. Naomi sah ihn wieder an, bevor sie auf das Kleidungsstück blickte, das von ihren Schultern hinabhing. Sie nickte kurz. Und plötzlich kam ihr ein Gedanke, der erklärte, warum er darauf bestanden hatte, dass sie diese mitnahm: Es ging sicher nicht um die Temperatur - zumindest nicht primär. Die Jacke diente ebenfalls dazu, ihrem Vater zu zeigen, dass ihr Freund kein unverantwortlicher Jungspund war. Die Blonde blickte wieder zu dem Blauhaarigen, der sich immer noch mit ihrem Vater anschwieg: Wieso war sie nicht eher darauf gekommen? Überhaupt hatte ihr die ganze Aufregung so die Sinne vernebelt, dass ihr logisches Denken bis zu diesem Zeitpunkt vollkommen den Dienst quittiert hatte und erst jetzt wieder begann zu arbeiten. Sie wendete sich wieder Ray zu und schlug ihren Kopf leicht gegen seine Brust, während sie seufzte: „Ich bin so dumm.“ Der Schwarzhaarige tätschelte ihr den Kopf: „Wir stehen alle mal auf dem Schlauch.“ Er hatte aus ihrem Gesicht ablesen können, dass sie inzwischen verstanden hatte, dass er und Kai gerade versuchten ihren Vater zur Vernunft zu bringen, und richtet seinen Blick nun wieder auf die zwei Personen in einiger Entfernung. Geduldig wartete Kai ab, was Mr. Tawakuya sagen würde. Doch bevor dieser überhaupt den Mund aufmachte, ging er noch einige Schritte weiter, ehe er stehen blieb. Dem Anderen den Rücken zugewandt blickte er hoch zu der Straßenlaterne, unter der sie standen. Langsam begann er zu sprechen: „Ich denke, ich muss mich für meine Äußerung und mein ausfallendes Verhalten vorhin aufrichtig bei dir entschuldigen. Ich war wohl nicht ganz bei Sinnen.“ Kai sagte nichts, als der Andere eine Pause machte. Dafür zweifelte er, ob es Mr. Tawakuya leicht fiel, dies zu sagen. Es lag ein Unterton in seiner Stimme, der vermuten ließ, dass er immer noch äußerst aufgebracht war. Kai hätte ihm auch sagen können, dass es für ihn nichts Neues war, wenn Andere ihm gegenüber Vorurteile hatten, doch hätte er damit das Bild, dass Naomis Vater von ihm hatte, wieder verschlechtert, weshalb er weiter schwieg. Der Ältere drehte sich ihm zu. Seine Miene war nach wie vor finster, als er nun weitersprach: „Doch das ändert nichts an der Tatsache, dass ich dir immer noch sehr skeptisch gegenüber stehe. So leid es mir tut, aber ich kann daran zu diesem Zeitpunkt noch nicht allzu viel ändern.“ Kais Blick richtete sich abwesend gen Boden: Scheinbar hatten weder Rays noch seine Bemühungen etwas bewirkt, sodass er nun wohl zu hören bekommen würde, dass sein Gegenüber ihm jeglichen Kontakt mit Naomi verbat. „Jedoch“, der junge Russe sah erneut auf, als Mr. Tawakuya weitersprach, „bin ich gewillt, dir eine Chance zu geben. EINE einzige – wenn du mir versprichst, dich gut um das wertvollste, das ich besitze, zu kümmern.“ Es dauerte einige Sekunden, ehe auf dies eine Antwort folgte. „Das, und wenn es sein muss“, Kai musste schmunzeln, ehe er selbstsicher aus dem Augenwinkel zu Naomi sah, die immer noch an Ray gelehnt in einiger Entfernung stand und nichts von dem mitbekam, was gesprochen wurde, und daher nun lauter fortfuhr, „werde ich für Naomi auch sterben.“ Das Mädchen sah schlagartig auf, während sich abermals ein Rosaschleier über ihrer Nase bildete. Ungläubig sah sie zu Kai: Nie im Leben hätte sie damit gerechnet, dass er so etwas in aller Öffentlichkeit und zudem noch in dieser, zwar gemäßigten aber dennoch gut hörbaren, Lautstärke sagen würde. Ray musste grinsen, während er Naomi beobachtete: „Das ist ja wohl ein ‚Ich liebe dich’ für die nächsten drei Jahre.“ Mr. Tawakuyas ernster Blick musterte Kai scharf: „Gib keine Versprechen, die du nicht halten kannst. Das wäre unklug, mein Junge.“ Der Blauhaarige sah wieder von seiner Freundin zu seinem Gesprächspartner, ohne seinen selbstsicheren Gesichtsausdruck zu verlieren: „Das tue ich grundsätzlich nicht.“ Damit wurde auch die Mimik des Anderen etwas gutmütiger und ein leichtes Schmunzeln huschte über sein Gesicht. „Wenn das so ist, gebe ich dir diese eine Chance“, Mr. Tawakuya ging bereits einige Schritte zurück in Rays und Naomis Richtung, als er noch ernst hinzufügte, „aber wehe dir, wenn mir auch nur eine Beschwerde zu Ohren kommt.“ Während Kai zufrieden stehen blieb wo er war und ihm nachblickte, kehrte der Andere zur Straßenecke zurück. „Und nun zu dir, Fräulein“, wandte er sich ernst an Naomi, die nach wie vor fassungslos zu Kai sah, nun aber erneut hörbar schluckte und ihren Vater ansah. Ein unschuldiges Lächeln zierte ihre Lippen, als er sie bedrohlich anblickte. „Verabschiede dich von ihm!“, sagte er so laut, dass auch Kai es hören konnte. „Du wirst ihn in den nächsten zwei Wochen nicht zu Gesicht bekommen.“ Die drei Jugendlichen sahen ihn überrascht an. „Du hast Hausarrest! Und keine Besuche von irgendjemandem!“, war Mr. Tawakuyas Erklärung. Sowohl Naomis als auch Rays Blick entspannte sich daraufhin wieder. Nur Kai stand immer noch wie vom Blitz getroffen da, während seine Freundin sich nun wieder ihm zuwandte und auf ihn zu lief, bevor sie ihm glücklich um den Hals fiel. „Ich bin so froh, Kai.“ Sie löste sich wieder von ihm und sah ihn glücklich an. Ungläubig blickte er zurück: „Ja, nur dass du jetzt trotzdem zwei Wochen Hausarrest hast.“ Als Antwort lächelte sie lediglich: „Ich liebe dich.“ Sie streckte sich zu seinem Mund hoch und küsste ihn zärtlich, während er sie an den Oberarmen fasste und festhielt. „Naomi! Nicht auf der Straße!“, zischte ihr Vater plötzlich deutlich hörbar durch die Straße. Ray neben ihm musste grinsen: Die ganze Zeit über war sein Fast-Vater ruhig geblieben und nun musste er sich beherrschen, dies beizubehalten, um nicht die Aufmerksamkeit der Nachbarschaft auf sich zu ziehen. Doch das Mädchen ließ nicht von Kai ab, bis dieser sie letztlich leicht zurückdrängte. „Wir wollen ja nicht, dass er es sich wieder anders überlegt“, kam es von ihm. „Nein“, grinste sie. „Dann wohl bis in zwei Wochen“, seufzte ihr Gegenüber wehmütig. Naomi griff nach der Jacke über ihren Schultern, um sie ihm wiederzugeben, doch Kai hielt ihre Hand fest. „Behalte sie so lange“, sagte er. „Danke.“ Nochmals streckte sie sich zu ihm hoch, um ihn kurz zu küssen. „Schlaf gut!“ „Du auch“, lächelte er, bevor sie sich zum Gehen wandte und er sie noch kurz aufhielt. „Ach! Nao!“, Sie sah sich nach ihm um: „Hmm?“ „Ich liebe dich auch“, sagte Kai leise. Ein letztes Lächeln ihrerseits, bevor sie weiterging. „Bis morgen dann“, rief Ray leise zu ihm hinüber. Kai nickte ihm lediglich zu, bevor er sich in Mr. Tawakuyas Richtung leicht verbeugte. Dieser tat selbiges, ehe er als erster den Heimweg antrat. Der Russe sah nochmals Naomi nach, die inzwischen wieder bei Ray angekommen war. Auch sie drehte sich nach ihm um und blieb noch kurz stehen, bis der Chinese sie abrupt mit um die Ecke zog. Der Teamleader musste erneut schmunzeln, wurde jedoch wieder ernst, als er daran dachte, dass er nun doch zwei Wochen ohne Naomi ertragen musste. Ihm musste irgendetwas einfallen wie er sie trotzdem sehen konnte. Mit gemischten Gefühlen trat somit auch er den Rückweg an. „Sag mal, wie hast du eigentlich seine Sinneswandlung bewirkt?“, flüsterte Naomi leise, während Ray und sie einige Meter hinter ihrem Vater gingen. Der Angesprochene zuckte geheimnisvoll mit den Achseln. Ein kleiner Kuss landete hinter Mr. Tawakuyas Rücken auf Rays Wange, während die Drei schon fast zu Hause waren. Der Schwarzhaarige sah seine Freundin neben sich überrascht an. Doch diese blickte glücklich zurück: „Danke für das, was du für mich getan hast. Auch eben mit Kai.“ „Na ja, ich wusste ja nicht, wie dein Vater reagieren würde, aber ich habe gehofft, dass es was bringen würde“, lächelte er, bevor er wieder ernster wurde. „Aber dass es leichtsinnig von dir war, einfach nachts alleine zu Kai zu laufen, meinte ich schon ernst. Ich hatte echt Angst, dass dir was passiert sein könnte.“ „Ja, ich weiß. Tut mir leid“, antwortet sie schuldbewusst. „Und dein Vater muss sich auch Sorgen gemacht haben, sonst hättest du eben wohl wesentlich mehr zu hören bekommen. Beziehungsweise hätte er sich die Standpauke samt Strafe für zu Hause aufgehoben“, ergänzte er. Naomi sah zu ihrem Vater: Ray hatte wie immer Recht mit der was er da sagte. Gähnend kam das Mädchen eine knappe Stunde später aus dem Badezimmer im ersten Stock ihres Elternhauses. Als sie zur Haustür hereingekommen war, war ihre Mutter ihr vor Erleichterung um den Hals gefallen und erneut war Naomi bewusst geworden, wie dumm und leichtsinnig sie gehandelt hatte. Damit hatte sie wohl unter Beweis gestellt, dass einiges dran war, dass bei Verliebten schon mal der Verstand aussetzen konnte. „Ab ins Bett, Nao.“ Ray kam im selben Augenblick die Treppe hinauf und sah sie müde ihre Augen reibend. „Sonst kommst du morgen wieder nicht aus den Federn.“ „Bin schon so gut wie da“, antwortete sie, als er nun neben ihr stand. „Warum hast du Kai eigentlich nichts gesagt, was die Strafen deines Vaters angehen?“, fragte der Schwarzhaarige. Naomi grinste ihn frech an: „Er soll mich ruhig mal ein bisschen vermissen.“ „Wenn es jetzt nicht Kai wäre, würde ich dir glatt vorwerfen, dass das gemein ist“, sagte der Andere ernst und sah an ihr vorbei auf die Badezimmertür. Der Gesichtsausdruck der Blonden wurde wieder ernst: „Oh, Ray, das tut mir leid.“ Sachte fasste sie ihn am Arm: Sie hatte für kurze Zeit vergessen, wie es ihm momentan ging. „Schon okay“, sagte er leise in etwas trauriger Tonlage. Naomi blickte ihn mitleidig an: „Denk dran, du kannst mich auch jederzeit wecken, wenn du mich brauchst.“ „Ich weiß.“ Er sah wieder auf, schob mit einer Hand ihre Ponyfransen hoch und ließ seine Hand auf ihrem Kopf liegen. „Was würde ich bloß ohne dich machen?“ Sie lächelte wieder: „Das gleiche könnte ich dich fragen.“ „Schlaf gut.“ Auch er lächelte wieder und zog seine Hand zurück. „Du auch. Nacht.“ Sie ging auf ihr Zimmer zu und sah sich noch mal nach ihm um. „Ach, und Ray!“ Er war gerade dabei gewesen, das Bad zu betreten als auch er innehielt und sie abermals ansah: „Hmm?“ „Lächeln! Sonst hängen deine Mundwinkel übermorgen chronisch und irreparabel auf Schulterhöhe und das will ich nicht.“ Damit verschwand sie im Zimmer. Wirsch sah Ray ihr nach: Sollte das ein Witz gewesen sein? Sie wusste doch, wie er sich fühlte. Warum sagte sie ihm dann so etwas? Nachdenklich ging der junge Chinese ins Badezimmer, wo er wenig später unter der Dusche stand. Das Bad der Tawakuyas war eine Mischung aus Tradition und Moderne – genau wie auch im Rest des Hauses merkte man hier, dass unter einem Dach zwei Kulturen aufeinander stießen. So standen auf dem Fußboden unter der Hochglanzarmatur und dem glänzenden Duschkopf zwei kleine Plastikschemel auf denen man sich niederließ, einseifte und gründlich sauber duschte, bevor man zur Entspannung in die Badewanne mit dem gut vierzig Grad heißen Wasser stieg, das Mrs. Tawakuya täglich wechselte. Ob man diesen traditionellen Weg ging oder sich im Gegensatz dazu unter der Dusche mit modernen Duschgels vergnügte, war in diesem Haus jedem selbst überlassen. Mr. Tawakuya war der Einzige, der immer badete. Von Naomi wusste er, dass sie, genau wie er selbst, wenn nur am Wochenende in die Wanne stieg, da auch ihr sonst sie Zeit dazu fehlte. Heute entschied Ray sich allerdings für ein Bad, weshalb er nun gründlich seine Haare einschäumte, was bei seiner Haarlänge etwas länger dauerte. Wirklich konzentrieren konnte er sich jedoch nicht auf das, was er tat, sodass er unachtsam gegen die Shampooflasche stieß, die daraufhin umfiel. Dadurch, dass der Konflikt zwischen Kai und Naomis Vater erst einmal weitestgehend gelöst war, war nicht nur die Normalität, sondern auch der Gedanke an seine eigenen Sorgen vollkommen zurückgekehrt. Er hatte nun nämlich nichts mehr, was ihn wirklich davon ablenkte, dass er Mariah vermisste. Langsam seifte er seinen Körper ein, bevor er Shampoo und Seife wieder gründlich abspülte und die Dusche abstellte. Der Chinese steckte seine Haare flüchtig hoch, damit sie nicht im Wasser hingen, ging zur Wanne hinüber und schob die Bambusabdeckung darüber beiseite, bevor er in das gut temperierte Nass stieg. Mit der Abschaffung der Tradition, dass man grundsätzlich abends badete, war im Hause Tawakuya auch die ursprüngliche Reihenfolge dieses Prozesses Geschichte geworden. Und dies ging sogar, wie Ray wusste, auf das Konto des sonst so konservativen Hausherren. Da dieser nämlich häufig bis spät in die Nacht arbeitet, hatte er die Regeln, dass ihm als Hausherr das erste Bad zustand, abgeschafft. Nun duschte oder badete zuerst, wer als erstes ins Bett ging. Wenn Ray genau überlegte, war Mr. Tawakuya eigentlich nur noch hinsichtlich dem Auftreten und Verhalten anderen Menschen gegenüber ein waschechter Japaner. Was sich innerhalb der vier Hauswände abspielte kontrollierte doch mehr oder minder seine Frau, so wie es in viele japanischen Familien Gang und Gebe war. Er musste unweigerlich an das Leben in seinem Heimatdorf denken: dort war alles anders. Sie lebten dort wie in einer Großfamilie miteinander. Nachdem seine Eltern und einige andere Dorfbewohner bei einem Erdrutsch ums Leben gekommen waren, war er bei seiner Großmutter aufgewachsen. Doch dank seiner Freunde, hatte er immer das Gefühl gehabt in einer Familie mit vielen Geschwistern zu leben. Dieses Empfinden hatte sich noch mehr gestärkt, als auch seine Großmutter vor vier Jahren gestorben war. Lee, Kevin, Gary und Mariah – sie waren bis heute seine Familie. Zu letzterer hatte sich im Laufe der Jahre jedoch mehr entwickelt. Es hatte währenddessen Tiefen, die an ihrer Freundschaft genagt hatten, und Höhen, die ihre Freundschaft bestärkt hatten, gegeben, bis es bei der letzten Weltmeisterschaft endgültig um beide geschehen war. Sie hatten es endlich geschafft zueinander zu finden und waren beide bereit gewesen die Herausforderungen, die eine Beziehung auf Distanz mit sich brachte, auf sich zu nehmen und zu bewältigen. Sie hatten sich versprochen trotz alledem immer für einander dazusein. Und die ersten Monate waren ihm so perfekt erschienen – als könne die räumliche Entfernung ihrer Liebe nichts anhaben. Doch inzwischen überkamen Ray starke Zweifel, ob dem wirklich so war. Mariah wusste von Anfang an, worauf sie sich eingelassen hatte, dass er nicht einfach nach China zurückkehren könnte und würde. Sie kannte seine Zukunftspläne: Er wollte die Möglichkeit, die man ihm bat, nutzen, hier die Schule erfolgreich abschließen und möglicherweise auch hier studieren. Eine baldige, dauerhafte Rückkehr seinerseits war damit ausgeschlossen. Zu Beginn hatte es auch funktioniert: Sie hatten viel Brief- und Telefonkontakt gehabt. Doch nun erschien es Ray, als wäre die Luft raus. Er wusste nicht mehr was er schreiben sollte, geschweige denn, was er ihr am Telefon sagen sollte. Es war nicht so gewesen, dass er in den letzten Wochen nicht mehrmals zum Hörer gegriffen hatte. Doch war das Ergebnis immer dasselbe gewesen: Er hatte wieder aufgelegt, bevor er überhaupt begonnen hatte, ihre Nummer zu wählen. Und wenn sie bei ihm angerufen hatte, war er nicht mutig genug gewesen, dran zu gehen. Wer wusste, ob sie jetzt überhaupt noch mit ihm reden wollte? „Nao...“, ja sie wusste es vielleicht, da Ray sich durchaus vorstellen konnte, dass sie mit ihr telefoniert hatte, seit es ihm so schlecht ging. Allerdings musste dies zu einem negativen Ergebnis geführt haben, sonst hätte seine beste Freundin ihm doch davon berichtet. Seufzend rieb Ray seinen Nacken, der so wie ein Großteil seiner Muskulatur völlig verspannt war, weshalb er sich zurücklehnte, die Augen schloss und das warme Wasser genoss. „Wenn die zu Hause diesen Luxus hätten...“ Was dachte er da? Er war doch zu Hause. Das hier war genauso sein zu Hause, wie sein Heimatdorf. Doch unterschied beide Orte so vieles voneinander. In seinem Dorf gab es diese Badezimmer nicht. Im Sommer kam es sogar häufig vor, dass er mit seinen Freunden zum Baden den nahegelegenen Flusslauf unterhalb eines Wasserfalls benutzte. Einfach weil es in den Häusern kein fließendes Wasser gab und es wesentlich einfacher war, als erst einen großen Bottich mit Hilfe von zig Eimern mit Wasser zu füllen und zu erhitzen. In dem kleinen Dorf gab es auch gerade mal ein Auto – ein kleiner, alter Transporter auf dessen Ladefläche einige Einwohner morgens zu den umliegenden Reisfeldern fuhren und abends auf demselben Weg zurückkehrten. Im fortschrittlichen Tokio musste man nur in die Innenstadt gehen, um in einem Meer von Kraftfahrzeugen zu versinken. Doch so gravierend den meisten diese Unterschiede wohl erschienen: für den Schwarzhaarigen waren sie belanglos. Er konnte in beiden Welten leben. Die einzige Differenz, die ihm hier das Leben momentan qualvoll gestaltete, war, dass das Mädchen, das er über alles liebte, nicht bei ihm war. Und er wusste nicht, wann er es wiedersehen würde und ob sie sich dann - und das war das, wovor Ray große Angst hatte – vielleicht nichts mehr zu sagen hatten. Im Schlafanzug verließ der Chinese wieder das Bad. Er wollte gerade auf sein Zimmer zusteuern, als ihm noch etwas einfiel. Leise klopfte er an Naomis Zimmertür, bevor er diese langsam und ebenso still öffnete. „Nao?“, flüsterte er. Doch im fast stockdunklen Zimmer blieb es ruhig. Durch den geringen Lichteinfall von draußen und aus dem Flur, konnte er erkennen, dass seine Freundin bereits schlief. Und obwohl sie dies tat, schaffte sie es, dass ein kleines Lächeln auf seine Lippen zurückkehrte. Dem lag zu Grunde, dass sie einen bestimmten Gegenstand mit ins Bett genommen hatte und diesen nun fest umklammerte. „Wecken um neun müsste reichen“, dachte er, bevor er das Zimmer wieder leise verließ und auf sein eigenes ging. _____________________________________________________________ Jetzt wisst ihr immer noch nicht, was in der Mail stand, die Kenny bekommen hat. Und dann wieder dieser häufige Wechsel der auftretenden Figuren. ~Ironie~ ^___^' Soll mit dem nächsten Kapitel wieder besser werden. Nya, aber das wird jetzt dauern, bis das kommt, da ich mich jetzt erstmal um ein Wichteloneshot kümmern muss. >___< Also bis dann. Kapitel 33: Crumbling privacy ----------------------------- Max: Hi, Leute! Tyson: Wundert euch nicht, dass Ly nicht hier ist, aber der Feigling hat sich nicht her getraut, weil ihr so lange auf das Kapitel warten musstet. xDDDD Max: Och, Ty, sei nicht so fies. Dafür ist das Kapi länger als alle anderen. Und sie hat in der Zwischenzeit einen OneShot, das Cover zur FF und ein THX-FA für 500 Kommis hochgeladen. -____^ Tyson: Haben viele doch schon längst gesehen. ô___o Und nach dem Kapitel kann sie eh mit dem 600er-FA anfangen - vorausgesetzt, nach der langen Wartezeit gibt's hier überhaupt noch geneigte Leser. ^^' Max: Hoffentlich. Sonst ist Ly wieder depri. X____x' Tyson: Richtig. XD _____________________________________________________________ Die Sonne stand bereits hoch am wolkenlosen, hellblauen Sommerhimmel und zauberte mit Hilfe der Blätter ein elegantes Schattenschauspiel an die Wände des kleinen Jugendzimmers. Doch dies war nicht das, was Kyko interessierte. Sie beobachtete mit einem sanften Lächeln den schlafenden Jungen neben sich, an dessen Schulter sie geschlafen hatte. Schon seit einigen Minuten war sie wach, doch Max aus den Tiefen seiner Träume zu reißen, kam ihr nicht in den Sinn – zu niedlich sah er aus, wie er beide Arme von sich gestreckt mit ihr im unteren Teil des Etagenbettes lag, die Augen geschlossen hatte und gleichmäßig atmete. Die letzte Nacht schien ihn mal wieder vollkommen ausgelaugt zu haben. Die Rothaarige musste beim Gedanken an seine Bemühungen bei jedem Mal grinsen – er versuchte immer es perfekt zu machen. Und er war wirklich ein guter Liebhaber, wenn auch nicht der perfekte. Man merkte, dass er schon das ein oder andere Mal Sex gehabt hatte, aber genauso offensichtlich war, dass er den noch nicht so oft gehabt hatte, dass sie ihn als ‚Gott’ auf diesem Gebiet bezeichnet hätte. „Ich mag dich trotzdem, Sommersprosse“, sagte sie in Gedanken. Der Minutenzeiger des Weckers auf dem Nachttisch sprang gerade ein Stück weiter, als es leise an der Tür klopfte. Kyko sah in besagte Richtung, zog die Bettdecke höher und antwortete auf das Klopfen: „Herein!“ Die Tür öffnete sich einen Spalt und Mr. Tates Kopf lugte herein. “Guten Morgen! Seid ihr schon... wa... ch?“ Seinem holprigen Satzende lag der Anblick, der sich ihm bot, zu Grunde: Kyko die ihn freundlich anlächelte, während sie sich etwas aufgerichtet hatte, und Max, der unmittelbar neben ihr schlief. Es fiel ihm nicht schwer sich zu denken, dass außer ihren Schultern und seinem Oberkörper auch der Rest ihrer Körper nackt war und nur von der Bettdecke verdeckt wurde. “Guten Morgen!“, lächelte ihn das Mädchen an. „Max schläft noch wie sie sehen. Soll ich ihn wecken?“ “Ähm, ja, das Frühstück ist fertig... wollte ich nur sagen.“ Verlegen verließ er das Zimmer wieder und schloss die Tür hinter sich. Mit leicht panischem Gesichtsausdruck lehnte er sich gegen die Flurwand: Was für ein Schock am frühen Morgen! Da lag sein kleiner Maxie mit seiner Freundin in einem Bett – nackt! Kaum auszuschließen, dass sie es nicht getan hatten. Mr. Tate fasste sich an die Stirn, als seine Gedanken noch weiter ausholten: „Was wenn er schon mit seinen vorherigen Freundinnen...? Und um Himmels Willen, was wird Judy dazu sagen? Ich bin so ein schlechter Vater.“ Doch die Antwort auf seine letzte Frage kam ihm Sekunden später in den Sinn. „Lass dem Jungen seine Freiräume. Du kannst ihn nicht vom Erwachsenwerden abhalten.“, hätte seine Ex-Frau gesagt. Freiräume? Ja, aber doch nicht so viele. „Er ist doch noch so jung“, seufzte er kaum hörbar, bevor er wieder nach unten ging. Von den verzweifelten Gedanken des Vaters ihres Freundes bekam Kyko auf der anderen Seite der Wand nichts mit. Stattdessen sah sie wieder Max an und fuhr nun zärtlich mit dem Zeigefinger über seine Brust, doch der Blonde wurde dadurch nicht wach. Sie neigte sich zu seinem Ohr hinunter und hauchte: „Aufwachen!“ Zögerlich öffnete er nun doch seine Augen. „Na also geht doch“, grinste sie. Max sah Kyko an und grinste wenig später zurück: „Morgen, Honey!“ „Na? Endlich ausgeschlafen?“, fragte sie, während ihr Finger weiterhin Muster auf seine Haut malte. „Etwas k.o. bin ich noch“, gähnt er. Sie lachte: „Eigentlich kein Wunder.“ Max grinste noch breiter, als er daran dachte, wie Kyko ihn vergangene Nacht wieder bis an sein Limit getrieben hatte. Kais Extremtraining war dagegen nichts. Aber ohne dieses würde er solche Höchstleistungen wie diese wohl kaum vollbringen können. „Vielleicht sollte ich mich bei ihm dafür bedanken“, schoss es dem Amerikaner durch den Kopf, wobei seine Mundwinkel nicht mehr weit von den Ohren entfernt waren. Kyko sah ihn schräg an: „Warum grinst du denn jetzt so blöd?“ „Nur so“, antwortet er. Weiterhin skeptisch dreinblickend sagte sie nun: „Na dann. Dein Vater war gerade eben hier. Das Frühstück ist fertig.“ Mit diesen Worten wich das Grinsen aus Max Gesicht in Sekundenschnelle: „Mei... mein Vater?“ Fassungslos starrte er sie an, während sie nickte. „War er hier im Zimmer? Hat er uns gesehen?“, fragte er entgeistert. „Ja, und?“, kam es ruhig von ihr. Max konnte es nicht glauben: „Aber es war doch abgeschlossen, wie...“ Da er seine Frage nicht beendete, beantwortete Kyko sie so: „Ich war heute Nacht kurz auf der Toilette. Danach habe ich nicht wieder abgeschlossen.“ Er schlug die Hand vor die Augen: Der Gedanke wie sein Vater Kyko und ihn hier hatte liegen sehen müssen gefiel ihm nicht. „Was ist denn so schlimm daran?“, wollte sie wissen. Er linste zwischen zwei Fingern hindurch: „Was so schlimm ist? Mein Vater weiß jetzt, dass ich Sex habe.“ „Und? Den muss er ja auch schon gehabt haben, sonst würdest du nicht hier liegen. Und dein Vater macht auf mich keinen prüden Eindruck.“, sagte sie. „Er hat uns ja außerdem nur hier liegen gesehen.“ „Trotzdem“, entgegnete er. Nein, sein Vater war eigentlich nicht prüde – aber dass sein Sohn schon soweit war musste ihm einen ordentlichen Schock versetzt haben, so wie er ihn kannte. Und Max fand, dass es sich einfach nicht gehörte, wenn Eltern über das Sexualleben ihrer Kinder Bescheid wussten – er wollte ja auch nicht wissen, wie und wie oft er mit seiner Mutter geschlafen hatte. Beim alleinigen Gedanken daran verkrampfte sich seine Magenwand. Kyko sah ihn weiter gelassen an, bis er plötzlich hoch schreckte und unsanft gegen den Lattenrost des Bettes über ihnen stieß. „Aua.“ Er rieb sich mit der Hand über die schmerzende Stelle am Kopf: Eigentlich wusste er, dass seine Körpergröße ihm eine aufrechte Sitzhaltung in beiden Etagen des Bettes längst verwehrte, doch in dieser Schrecksekunde, war ihm dies entfallen. Wieder erntete er argwöhnische Blicke der Rothaarigen, die noch neben ihm lag: „Was ist denn jetzt schon wieder?“ Doch er antwortet nicht, sondern sah panisch auf den Wecker, ehe er mehr aus dem Bett fiel als stieg. Im Adamskostüm stolperte er zum Kleiderschrank, riss diesen auf und zog ein ärmelloses Sweatshirt mit Kapuze, eine halblange Baggyjeans, Socken und Boxershorts heraus. Kyko hinter ihm richtete sich währenddessen auf: „Hallo? Kannst du mir mal sagen, was dich gerade gestochen hat?!“ Bereits aus der Tür laufend antwortete er: „Guck mal auf die Uhr: Kai wird mich umbringen, wenn ich zu spät komme.“ Damit war er aus dem Zimmer und man hörte die Badtür, schräg gegenüber, zuschlagen. Die Rothaarige blickte nun auf die Uhr: Es war halb zehn. „Dass die alle so einen Respekt vor ihrem Teamleader haben – irgendwie verstehe ich das nicht“, sie seufzte, „dabei wäre ich jetzt gerne in die zweite Runde gegangen.“ Lautstark wurde die Shojischiebetür zu Tysons Zimmer aufgerissen, ehe eine Mädchenstimme ebenso laut rief: „AUFSTEHEN, SCHLAFMÜTZE!“ Erschrocken riss der Junge, der gerade noch tief und fest im Bett geschlafen hatte, die Augen auf, bevor er auch schon aufrecht saß: „Was ist passiert?“ „Na also, wer sagt’s denn?!“, hörte er Hilarys Stimme. Er blickte zur Tür, wo die Braunhaarige im Rahmen stand. Hinter ihr erblickte er Kenny, der ihn ansah und ruhig die Hand hoben: „Morgen, Tyson!“ „Was zur Hölle tut ihr hier?“, kam es verwirrt von dem im Bett sitzenden. „Dich wecken“, antwortet das Mädchen. „Es ist schon zwanzig vor zehn – Kai wird sicher kein Verständnis dafür haben, wenn du wieder verschläfst.“ Genervt ließ sich der Japaner wieder zurück ins Kissen fallen und schloss erneut die Augen: „Mir doch egal. Ich schlafe weiter!“ „Nichts da...“, Hilary stapfte auf ihn zu und zog ihm die Bettdecke weg, „dein Großvater hat gesagt wir sollen dich wecken, also tun wir das auch.“ Tyson drehte sich auf die Seite und seinen Freunden damit den Rücken zu. Doch sie gab sich nicht geschlagen, sondern ergriff nun das Kopfkissen und zog es ebenfalls zu sich, wodurch Tysons Kopf mitbewegt wurde und nun von der Bettkante hing. „Sei nicht immer so grob!“, schimpfte er, während er sie nun kopfüber ansah. Hilary sah ihn fies an: „Sei du lieber froh, dass du nicht mehr auf einem Futon schläfst, sonst hätte ich dir den jetzt noch unterm Hintern weggezogen.“ „Der würde doch auch auf dem Fußboden weiterschlafen“, kommentierte Kenny das Geschehen von der Tür aus. Tyson zog eine Fratze in seine Richtung, bevor er wieder Hilary ansah: „Ist das Frühstück denn schon fertig?“ „Wie denn? Dein Großvater wollte dich eben wecken, als wir kamen. Dann hat er uns damit beauftragt und ist einkaufen gegangen“, antwortet sie. „Und der Esstisch war leer, als wir eben daran vorbeigegangen sind.“ „Wie?“, in Windeseile stand Tyson nun auf seinen Beinen. „Er kann doch nicht gehen, ohne mir was zu Essen zu machen!“ „Scheinbar schon.“ Hilary öffnete die Schiebetür zum Garten und klopfte die Decke auf der Veranda aus. „Ist ja wieder typisch.“ Gespielt dramatisch ließ der Blauhaarige sich vor das Bett sinken. „Ich werde hier eines Tages noch armselig verhungern.“ „Jetzt übertreib mal nicht!“, sagte die Braunhaarige skeptisch, wieder neben ihm stehend und die Hände in die Hüften stemmend. „Zieh dich an und ich mache dir Frühstück.“ Er sah zu ihr hoch: „Sei ehrlich: Du willst mich vergiften.“ Mit eingeschnapptem Gesichtsausdruck nahm Hilary das Kissen und ging damit ebenfalls nach draußen: „Dann hungere halt weiter.“ Tyson sprang auf, wedelte mit den Armen und lächelte verlegen: „War nur ein Spaß. Bitte, bitte mach mir was, ja?“ Kenny schüttelte nur den Kopf und wandte sich zum Gehen: „Ich bin schon mal im Garten.“ Die anderen Zwei sahen ihrem Freund nach, bis Hilary Tyson wieder drohend anblickte: „Du bist ja immer noch nicht im Bad.“ „Bin schon weg!“ Hastig suchte er sich Anziehsachen heraus und spurtete davon. Sie musste lächeln: „Du wirst dich nie ändern, Ty.“ Erst jetzt bemerkte sie, dass sie in Gedanken sein Kissen eng an sich gedrückt hatte. Sie lief rot an und warf es auf das Bett, als wäre es eine Bombe, die jeder Zeit explodieren konnte. Mit hochrotem Kopf verließ sie das Zimmer in Richtung Küche. Nachdem er Minuten später frisch geduscht und angezogen aus dem Bad gekommen war, kroch Max unter seinen Schreibtisch, zog alle Kabel an seinem Computer ab und den Netzstecker aus der Steckdose, während Kyko sich noch im Badezimmer fertig machte. Er steckte Draciel und seinen Starter in die großen Seitentaschen seiner Hose, wuchtete den PC hoch und ging in den Flur. „Kyko, beeil dich!“, rief er in Richtung Bad. „Ich gehe schon mal runter!“ Seine Freundin, die immer noch nicht fertig zu sein schien, obwohl sie Max ins Bad gefolgt war, kurz nachdem er selbst darin verschwunden war, rief zurück: „Jaha, ist ja gut!“ Der Blonde ging ins Erdgeschoss hinab, stellte eilig den PC neben der Küchentür ab und ging in den Raum, wo sein Vater gerade die Arbeitsfläche abwischte. „Morgen, Paps!“ Max sah ihn nicht an, da er befürchtete, sein Vater würde ihn darauf ansprechen, was er vorhin gesehen hatte. „Morgen!“ Mr. Tate wusch den Lappen an der Spüle aus und hängte ihn dann über den Beckenrand zum Trocknen, bevor er sich Max zuwandte. „Kyko noch oben?“ „Mhm“, bekam er als knappe Antwort. Der Vater kam seinem Sohn näher: „Max, wir müssen uns glaube ich... mal... heute Abend unter vier Augen unterhalten.“ Max, der gerade dabei gewesen war, im Stehen Reis aus der großen Schüssel auf dem Tisch in die kleine auf seinem Platz zu füllen, hielt inne und sah ihn etwas merkwürdig lächelnd an: „Ach ja?“ „Na ja, weißt du mein Junge...“ Mr. Tate beendete sein Satz, als man im ersten Stock die Badtür aufgehen hörte. Max nutzte die Gelegenheit zur Flucht, bevor sein Vater seine Worte beenden und ihn damit darauf aufmerksam machen konnte, dass er sich mit ihm über Verhütung unterhalten wollte. Denn das war die Absicht seines Vaters, wie Max sich angesichts seiner etwas verklemmten Haltung denken konnte. Hastig schaufelte er noch zwei Happen Reis in seinen Mund, bevor er zurück in den Flur lief, wo seine Freundin gerade die Treppe hinunter kam. Er zog seine Schuhe an, hob seinen Computer wieder hoch und rief noch mal in die Küche: „Wir sind bei Tyson.“ Kyko blickte ihn irritiert an: „Kann ich vielleicht erst noch was essen?“ „Nein“, antwortete er, „bei Tyson gibt’s auch was. Wir kommen sonst zu spät.“ Kyko verdrehte die Augen, zog ebenfalls ihre Schuhe an, verabschiedete sich noch mit einem Wink von Mr. Tate und ließ sich dann von Max aus dem Haus ziehen. Zur selben Zeit saß Hilary bei Tyson am Esstisch, der genüsslich das Frühstück mampfte, dass sie ihm auf die Schnelle gemacht hatte. Da sie, wenn sie hier war, Tysons Großvater gerne in der Küche half, kannte sie sich hier inzwischen bestens aus. „Schling nicht so! Du verschluckst dich doch sonst gleich wieder“, belehrte sie den Blauhaarigen. Dieser verzog mürrisch das Gesicht. Im selben Augenblick klingelte es an der Haustür. „Ich gehe schon.“ Ihren Rock glatt streichend, stand das Mädchen auf und ging in den Flur, während der Junge weiterfrühstückte. Hilary öffnete die Tür: „Ah, guten Morgen, Kai!“ „Morgen.“ Der Teamleader trat in den Hausflur, nachdem Hilary ihn hereingebeten hatte. „Sind die anderen schon da?“ „Nein, nur Kenny und ich“, antwortete sie ihm, während sie die Tür schloss. „Hätte mich auch gewundert“, seufzte er. Im selben Moment sprang Tyson aus der Küche und posierte breit grinsend und selbstsicher: „Aber ich bin schon fertig! Ich bin aufgestanden, hab mich angezogen und gefrühstückt – in fünfzehn Minuten.“ Der Russe musterte ihn skeptisch: „Aber um deine Hose zuzumachen hat’s wohl nicht mehr gereicht, was?“ Während Hilary beschämt die Hände vor die Augen schlug, blickte Tyson mit rotem Kopf an sich hinab, ehe er eilig den noch offenstehenden Reißverschluss zuzog. „Sei froh, dass du Unterwäsche trägst, sonst hätten wir jetzt wirklich was zu lachen gehabt“, trieb Kai die Situation auf die Spitze. Tyson sah ihn gereizt an und ballte eine Faust: „Was soll das denn heißen?“ Doch der Andere ignorierte ihn und sah Hilary an: „Kenny schon im Garten?“ Sie nickte lediglich verlegen, bevor Kai seine Schuhe auszog, durch den langen Hausflur ging und die Tür, die am anderen Ende wieder ins Freie führte öffnete, bevor er seine Schuhe wieder anzog. „Hat Nao dich schon abgeschrieben oder warum hast du sie nicht im Schlepptau?“, versuchte Tyson noch zu kontern, doch Kai schlug da bereits die Tür wieder hinter sich zu, obwohl er die Frage seines Freundes sehr wohl gehört hatte. „Idiot“, nuschelte Tyson. Hilary jedoch schob ihn zurück in die Küche: „Komm, iss zu ende und dann kannst du dich draußen weiter mit ihm streiten.“ „Ray, gib Gas!“, rief Naomi nach hinten, wo Ray mehr oder weniger schnell lief. Der Chinese verzog das Gesicht: „Hör auf mich anzutreiben! Du bist doch wie immer nicht aus dem Bett gekommen.“ Sie wollte gerade etwas erwidern, als man aus einiger Entfernung Kyko hörte: „Max ich habe Hunger!“ „Hör auf zu Jammer! Ich habe doch gesagt, du bekommst bei Tyson was“, entgegnete Max. Naomi erblickte die Beiden, wie sie aus der entgegengesetzten Richtung auf das Tor zu Tysons Haus zusteuerten. „Wenigstens sind wir nicht die Letzten“, grinste Naomi, als sie und Ray am Eingang standen. Max grinste zurück: „Ja, haben etwas verschlafen.“ „Klasse, ich bin auch nur mit Schlafmützen befreundet“, war Rays leise, sarkastische Bemerkung. Die beiden Blonden streckten ihm die Zunge raus, als Kyko schon an seiner Seite stand und seinen Arm umklammerte: „Raaay...“ Etwas verwirrt sah er das Mädchen an: „Morgen, Kyko.“ „Ray, Max ist so böse. Ich durfte nicht mal mehr frühstücken. Nur weil er verschlafen hat“, jammerte sie. „Tröste dich, ich auch nicht“, seufzte Naomi. „Du bist ja auch selber Schuld – wie immer“, warf Ray seiner Freundin vor. Eine Fratze von ihr folgte. „Ray, kannst du mir nicht was zu essen machen?“ Mit einem Glänzen in den Augen blickte Kyko flehend den Schwarzhaarigen an. Dieser lächelte: „Mal sehen.“ „Warum schleppst du deinen Computer mit dir rum?“, lenkte Naomi ab und sah Max fragend an. Er sah ebenso zurück: „Warum schleppst du bei den Temperaturen eine Jacke mit dir rum, die irgendwie nicht nach deiner aussieht?“ Naomi blickte auf Kais Jacke in ihren Armen: „Ach ja, gut dass du es sagst... wir kommen zu spät!“ Damit lief sie los durchs Tor in Richtung Haus. „Hey, warte! Ich will nicht der Letzte sein und den Ärger bekommen!“, rief Max und folgte ihr. „Na super.“ Auch Ray wollte ihnen nach, kam jedoch nicht so schnell von der Stelle, da Kyko immer noch an seinem Arm klammerte. Und so kam er nur schleppend hinter den anderen Beiden her. Da sie Tyson von der Hausseite, an welcher der Verbindungsgang zum Dojo war und wo sie sich immer trafen, bereits lautstark gegen irgendetwas protestieren gehört hatten, waren sie direkt ums Haus herum gelaufen. Kenny, der wie gewohnt auf Dizzy herumtippte, und Tyson saßen nebeneinander auf der Veranda. Hilary stand hinter ihnen und beobachtete, wie Tyson böse Kai anfunkelte, der seelenruhig die Augen geschlossen hatte, und im Rechten Winkel zu den anderen saß, um sich gegen eine der Säulen, die das Hausdach stützten, lehnen zu können. „Morgen!“, kam es vom grinsenden Duett, das soeben um die Hausecke gekommen war und gerade den Gang zum Dojo überquerte. Hilary begrüßte sie freudig: „Ah, Morgen Max! Morgen Nao!“ Und nicht nur Tyson und Kenny sahen ebenfalls zu ihnen hinüber, sondern auch Kai öffnete seine Augen und blickte Naomi verwundert an. Während Max nun übertrieben fröhlich mit seinem PC auf Kenny zulief, tat sie selbiges bei Kai. „Und wer begrüßt mich?“, murrte Tyson beiläufig. „Guten Morgen, Tyson“, kam es von Hilary. Er sah mürrisch zu ihr hoch: „Haha.“ Freudestrahlende stand Naomi nun vor Kai, während er sie überrascht ansah. Doch als sie ihm seine Jacke zurückgeben wollte, war er schon aufgestanden und fasste sie am Arm. „Ich muss mit dir reden.“ Bestimmend zog er sie mit sich um die nächste Hausecke auf die Rückseite des Gebäudes. Genau wie die anderen blickte auch Max ihnen fragend nach: „Was war das denn jetzt?“ „Frag was leichteres!“, antwortete Hilary mit irritiertem Blick. Doch ihr Augenmerk sollte im selben Moment von jemand anderem auf sich gezogen werden: Ray bog keuchend um die Ecke. „Morgen, Leute!“, seufzte er, während er mit Kyko im Schlepptau über die Stufen am Verbindungsgang diesen überquerte. Tyson lachte: „Gehörte das nicht bis gestern zu Max?“ „Ich bin kein es!“, keifte Kyko. Der Blauhaarige nuschelte etwas zur Seite weg: „Genauso zickig wie Hilary.“ Die Kopfnuss, die er daraufhin von dem Mädchen hinter ihm erntete, machte ihm deutlich, dass er zu laut gesprochen hatte. „Sie gehört immer noch zu ihm.“ Ray sah Max an. „Aber der Herr hält es ja nicht für nötig so früh aufzustehen, dass seine Freundin noch frühstücken kann. Bevor ich es vergesse, hier, die Fotos, Hilary.“ Während der Amerikaner ihn breit angrinste, reichte der Chinese der Braunhaarigen eine CD, die er aus seiner Hosentasche zog. Sie bedankte sich, ehe ihr Blick wieder auf Kyko an seinem Arm fiel. „Toller Vorwand, um sich wieder an dich ranzumachen, Ray“, schoss es Hilary durch den Kopf, bevor sie lächelte. „Willst du was essen? Ich habe eben für Tyson Frühstück gemacht. Es ist noch was da.“ „Für Tyson? Uuuuuuh“, war Max’ Kommentar. Als Hilary nun auch ihm mit der Faust drohte, wich er ein Stück zurück. „Klappe, Max!“, knurrte Tyson. Kyko hingegen strahlte: „Oh, super! Ray, kommst du auch mit essen?“ Er sah das Mädchen, das immer noch an seinem Arm hing und ihn nun abermals bewundernd ansah, freundlich wie eh und je an: „Nein, geh du mal. Kai erschlägt mich, wenn ich jetzt essen gehe.“ „Hmm, na gut.“ Widerwillig löste sie sich von ihm und folgte Hilary ins Haus, welche zuvor jedoch noch einen skeptischen Blick zu Max geworfen hatte. Doch dieser war zu sehr damit beschäftigt, Kenny zu erklären, dass sein PC streikte und dass er unbedingt etwas tun müsse. „’Kai erschlägt mich.’ – von wegen.“ Mit skeptischem Blick sah Tyson den Schwarzhaarigen an. „Sag ihr doch einfach ‚Geh weg, du nervst!’.“ „Nicht jeder ist so unfreundlich wie du, Tyson“, bekam er von seinem Gegenüber als Antwort. „Und überhaupt: Kyko nervt nicht!“, schaltet Max sich plötzlich in die Diskussion ein. Tyson fuchtelte beschwichtigend mit den Händen, als der Blonde ihn böse ansah: „War ja nur ein Spaß!“ Gleichzeitig hört man Dizzy: „Hast du nicht gestern noch darüber gesprochen, dass du dauernd ihre Computer reparieren musst, als du mit E...“ Sie konnte ihren Satz nicht beenden, da Kenny hastig und mit hochrotem Kopf die Lautsprecher ausgeschaltete hatte. Nun war er es der von seinen Freunden neugierig gemustert wurde. „Mit wem hast du gesprochen?“, wollte Tyson mit bohrendem Blick wissen. „Mit ei... einem Freund!“, versuchte Kenny sich rauszureden. Doch die Blicke der anderen verrieten ihm, dass sie ihm dies nicht abnahmen. Ray jedoch interessierte kurz darauf etwas ganz anderes, als er sich fragend umsah: „Wo sind eigentlich Kai und...“ Da deutete Tyson schon zur etwas weiter entfernten Hausecke: „Mit deinem Soulmate gleich da hinten links rum.“ „Wieso das denn?“, verwundert blickte Ray in die Richtung. Tyson zuckte mit den Schultern: „Frag mich doch nicht. Als würde Kai uns je erklären, warum er irgendetwas tut.“ Zur gleichen Zeit stand ihr Teamleader mit Naomi hinterm Haus. Inzwischen hatte er sie wieder losgelassen und stand etwas seitlich versetzt mit dem Rücken zu ihr. „Was machst du hier? Ich dachte, du hättest Hausarrest“, fragte er ruhig, während er in den Himmel sah. Naomi, die etwas irritiert mit seiner Jacke dastand, weil sie bisher nicht ganz nachvollziehen konnte, warum er sie abrupt von den anderen weggezerrt hatte, lächelte: „Ach... mein Vater vergisst Strafen, die er mir aufgebrummt hat, immer nach ein paar Stunden wieder. Das war schon immer so. Deswegen war ich gestern auch nicht traurig.“ Über die Schulter hinweg sah er sie nun vorwurfsvoll an: „Und warum hast du es mir nicht gesagt?“ „Weil ich...“, sie sah in seine Augen, wodurch sie bereute, dass sie geschwiegen hatte und sah zu Boden, „tut mir leid.“ Ein Schnaufen war alles, was von ihm kam, ehe er sich umdrehte und kurz, bevor er mit ihr auf einer Höhe war, stehen blieb. Ohne sie anzusehen, hielt er ihr einen Zeitungsausschnitt hin: „Ich nehme an, du bist heute morgen sicher nicht dazu gekommen, die Zeitung zu lesen.“ Sie blickte verwundert auf das Papier, nahm es entgegen und faltete es auseinander, um zu lesen. „Eigentlich wollte ich ihn Ray mitgeben, aber wo du hier bist...“ Er sah sie nach wie vor nicht an. Bevor Naomi las, fiel ihr Blick auf das Foto über dem Artikel: Es zeigte Kai und sie am Vorabend auf der Straße, wie sie sich küssten. Auch die fettgedruckte Überschrift sorgte dafür, dass sich ihre Augen noch mehr weiteten: „Weltmeisterliebe – Nächtliche Beybladeromanze in Tokios Straßen“ „Eigentlich lese ich diesen Klatschteil nie. Aber wenn man schon auf der ersten Seite freundlich darauf hingewiesen wird, dass man was über sein eigenes Leben dort lesen kann...“,Kais Stimme war noch ernster also sonst. Naomi erahnte zwar, was in dem Artikel stand, las ihn jedoch erst für sich durch, bevor sie irgendetwas dazu sagte: „Hinter verschlossenen Türen finden dieses Jahr die letzten Vorbereitungen zur Beybladeweltmeisterschaft statt. Weniger unter Ausschluss der Öffentlichkeit hingegen stehen jedoch die Beyblader selbst. Zumindest scheinen Mitglieder des japanischen Teams neuerdings ihr Privatleben nicht zu verheimlichen - Schlechte Nachrichten für alle weiblichen Fans der Bladebreakers, aber es scheint so, als hätte es endlich ein Mädchen geschafft Kai Hiwataris (18) Herz zu gewinnen. Dieser galt sonst besonders in der Fanszene als unnahbar. Doch erst vergangene Nacht wurde der Teamleader des japanischen Beybladenational- und Weltmeisterteams dabei beobachtet, wie er sich in aller Öffentlichkeit mit seiner neuen Geliebten, die niemand geringeres ist als Naomi Tawakuya (17), seiner nun schon langjährige Teamkollegin, amüsierte. Wie es zu dem Zueinanderfinden kam lässt sich nur erahnen, kehrte das Team, nach Informationen der offiziellen Homepage, doch erst gestern von einer Trainingsreise zurück. Die ausgetauschten Zärtlichkeiten (s. Foto) lassen eine rein freundschaftliche Beziehung allerdings ausgeschlossen. Und auch, dass die Beiden Augenzeugen zufolge händchenhaltend an der U-Bahn-Station gestand haben sollen, spricht dagegen. Fest steht damit – und das heißt für einige Fans stark bleiben - dass neben Ray Kon (17) nun auch zwei weitere Mitglieder des Teams vorerst vergeben sind. Bisher gab es von keiner Seite eine offizielle Bestätigung. Doch mit der Zeit wird sich sicher herausstellen, ob es sich um eine ernste Beziehung oder eventuell nur einen PR-Gag handelt.“ Naomi flog noch mal ein paar Zeilen höher: „Glückwunsch, du wurdest soeben älter gemacht, als du bist.“ „Wunderbar.“ Kai sah nach wie vor an ihr vorbei. „Nur geht es mir mehr darum, dass man uns gesehen hat.“ Naomi blieb ruhig: „Na und?“ „Na und?!" Er dreht ihr nun doch den Kopf zu. „Ist das alles was du dazu zu sagen hast?“ Sie faltete das Papier wieder zusammen: „Was soll ich denn machen? Es war doch klar, dass es irgendwann an die Öffentlichkeit gehen würde.“ „Nao, wir sind keine vierundzwanzig Stunden zu Hause und schon weiß es ganz Japan!“ Er versuchte zwar in gemäßigtem Ton zu reden, doch dass er innerlich kochte, merkte man. „Da steht doch kaum etwas drin.“ Sie sah zu Boden. „Schämst du dich für mich oder warum hast du damit so ein Problem? „Nein, natürlich tue ich das nicht", kam es von ihm, „aber ich habe gestern Dinge gesagt, die...“ Er sprach nicht zu ende und sah wieder geradeaus: Ja, was hatte er gesagt? Etwas was er nicht hatte sagen wollen? Das Mädchen neben ihm wurde traurig: „...die du wieder nicht so gemeint hast?“ Dass Kai nicht sofort antwortete, ließ Naomi vermuten, dass sie Recht hatte – dass das, was er zu ihrem Vater gesagt hatte, ihm nur genauso ‚herausgerutscht’ war, wie sein erstes ‚Ich liebe dich’ ihr gegenüber. „Keine Ahnung“, antwortet er leise. Er war im Begriff zu den anderen zurückzukehren, als sie ihm noch seine Jacke vor die Brust drückte, ohne etwas zu sagen. Sekunden später war er um die Hausecke hinter ihr verschwunden und ließ sie allein zurück. Geknickt starrte Naomi auf den sandigen Untergrund zu ihren Füßen: Der Tag hatte so schön angefangen und sie hatte sich so sehr gefreut, Kai wiederzusehen – so hatte sie ihn sich nicht vorgestellt. „Also mich interessiert jetzt, wo die so lange bleiben“, kam es von Ray, ehe er sich von den anderen abwandte und in die Richtung ging, in die Kai Naomi angeblich verschleppt hatte. Max und Tyson sahen ihm nach, als ihr Teamleader um die Ecke bog – alleine. Verwirrt blickte Ray ihn an, doch der Russe ging wie so oft ignorant an ihm vorbei, sodass der Schwarzhaarige ohne Weiteres weiterging. Hinterm Haus fand er Naomi, die mit gesenktem Kopf dastand. Besorgt ging er auf sie zu: „Nao? Alles in Ordnung?“ Sie antwortete nicht, sondern streckte ihm die Zeitungsseite entgegen, als er um sie herum gegangen war und nun vor ihr stand. Er faltete sie auseinander und begann nach einem Blick auf das Foto ebenfalls zu lesen. „Deswegen ist er sauer“, sagte sie leise. „Nicht mal mein Vater würde sich über so etwas aufregen, da eigentlich überhaupt nichts konkretes darin steht.“ Ray zog die Augenbraue hoch: „Seit wann ist Kai achtzehn?“ „Frag die Trottel von der Presse“, nuschelte sie. „Hmm. Aber nett, dass ich auch erwähnt werde“, witzelte er. „Da steht auch, ihr hättet händchenhaltend in der U-Bahn gestand. Muss ich noch was verpasst haben.“ „Stimmt ja auch nicht“, seufzte sein Gegenüber. „Aber damit ist schon mal leicht zu erraten, wer da die Presse angerufen hat – scheiß Fangirlies.“ „Fluchen bringt da auch nichts.“ Der Chinese sah sich den Artikel nochmals genauer an. „Aber ich weiß auch nicht was an dem Bericht so dramatisch sein soll.“ „Kai meint, weil er Dinge gesagt hätte. Du weißt, das was er zu meinem Vater gesagt hat.“ Sie blickte weiter traurig zu Boden. „Das macht ihm zu schaffen, obwohl nichts davon erwähnt wird – wahrscheinlich war der Pressevogel da noch gar nicht in der Nähe. Er hat es, glaube ich, wieder nicht so gemeint, wie er es gesagt hat. Das war das Gleiche, als er mir das erste Mal gesagt hat, er würde mich lieben.“ „Ach, Nao“, Ray faltete die Zeitung wieder zusammen, „ich habe dir doch schon mal gesagt, dass du ihm Zeit geben sollst. In solchen Situationen arbeitet das Herz einfach schneller als der Kopf – daran muss er sich erst mal gewöhnen.“ „Ja, ich weiß.“ Naomi war kurz davor zu weinen, konnte sich jedoch beherrschen. „Aber das tut so weh, wenn er es dann doch wieder nicht so gemeint hat.“ „Der hat das schon so gemeint. Er weiß nur noch nicht damit umzugehen. Er soll nur aufhören zu jammern wegen der Presse“, versuchte er sie aufzumuntern. „Würden wir in Hollywood leben, hätten wir die dauernd an der Backe.“ Nun sah die Blonde ihn an: „Ich glaube, da würde er Amok laufen.“ „Gut möglich“, grinste Ray. Er reichte ihr gerade den Artikel zurück, als man Tyson anerkennend pfeifen hörte: „Sexy. Gibt’s davon noch mehr?“ Ray und Naomi sahen sich wirsch an, ehe sie gemeinsam zu ihren Freunden zurückkehrten. Tyson saß inzwischen dicht neben Kenny und blickte interessiert auf dessen Laptop, während sein Freund mit hochrotem Kopf dasaß. Hilary stand wieder hinter ihnen, blickte jedoch recht skeptisch drein, und auch Kai stand dort und blickte auf den Bildschirm. Allerdings tat er dies mit einem dezent schmutzigen Lächeln. Nur Max und Kyko, die inzwischen etwas abseits saßen, waren mit sich beschäftigt und fütterten sich gegenseitig mit dem Frühstück, das Hilary ihnen gemacht hatte. „Max, komm her, du verpasst was!“, rief Tyson zu seinem Freund hinüber, doch dieser war nach wie vor anderweitig beschäftigt. Hilary bemerkte Ray und Naomi als erste: „Ray, ich wusste nicht, dass du so ein Schwein bist!“ Fragend blickte der Angesprochene zurück, als auch Kai ihn ansprach: „Sag mal, kann ich von der CD eine Kopie haben?“ Noch bevor er selber einen Blick auf den Laptop werfen konnte, wusste Ray nun, was die anderen sich da ansahen. Eilig lief er Naomi voraus und warf einen Blick auf das Notebook, während seine Freundin zunächst auf die Veranda kletterte. „Ups!“, entfuhr es dem Schwarzhaarigen, als er sah, dass sich seine Vermutung bestätigte, dass seine Freunde sich die Bilder ansahen, die er in den letzten vier Wochen gemacht hatte, und dass er vergessen hatte, einige Fotos zu löschen. Auch Naomi kam nun bei den anderen an, ging wortlos an Kai vorbei, der sie aus dem Augenwinkel beobachtete, und stellte sich rechts neben Hilary, ehe sie über Kenny hinweg auf den Bildschirm sah. Im Nu war ihr noch etwas trauriger Blick einem peinlichberührten gewichen und sie lief rot an: „Wa... was... RAY!“ Während Kenny apathisch und unfähig etwas zu tun da saß, klickte Tyson auf der Tastatur immer weiter, damit das nächste Bild angezeigt wurde. Es war eine Bilderreihe, die Naomi entweder im Swingpool oder beim Sonnenbaden zeigten. Sogar Bilder wie sie im Bikini unterm Sonnenschirm lag und schlief, waren dabei. Genauso wie einige am Ende, als sie an Kennys Geburtstag mit Kai aus dem Pool stieg und man ihre Unterwäsche durch die nasse Kleidung sehen konnte. „Tut mir leid. Ich war gestern Nacht so müde, als ich die CD noch gebrannt habe, dass ich vergessen habe die aus dem Ordner zu nehmen“, entschuldigte Ray sich grinsend. „Chef, mach das sofort weg!“, befahl Naomi Kenny. „I...Ich wollte euch sowieso was anderes zeigen“, faselte der Braunhaarige. „Seit wann stellst du dich so an, Nao?“, fragte Ray. „Du sagst doch sonst nichts.“ Sie sah ihn immer noch mit rotem Kopf an: „Ja aber du kannst doch nicht einfach ganze Fotoreihen von mir erstellen.“ „Mir war halt langweilig“, rechtfertigte sich der Schwarzhaarige. Naomi sah ihn böse an, während Tyson fragte: „Mich würde ja mal interessieren, was du damit vor hattest.“ „Kein Ahnung“, antwortete der Chinese ihm. „Vielleicht teuer an Kai verkaufen.“ Der Russe beachtet ich nicht, sondern setzte sich wieder mit dem Rücken gegen eine der Säulen, wobei er seine Jacke, die er unter den Arm geklemmt hatte, neben sich ablegte und die Augen schloss: „Ich hätte dich schon dazu gebracht, dass du sie mir umsonst gegeben hättest.“ Während Ray weiter grinste, beobachtete Naomi Kai: Was war das jetzt? War er jetzt sauer oder nicht? Oder reichten ein paar Fast-Nacktfotos von ihr, um ihn wieder zu besänftigen? Sie sah wieder auf den Bildschirm. Dort waren immer noch die Fotos zu sehen. „Kenny?“ Während das Rot in ihrem Gesicht allmählich wieder abklang, wartete sie nun, dass der Angesprochene endlich die Datei mit den Bildern schloss. Auch Hilary schaltete sich wieder ein: „Du wolltest uns doch noch was anderes zeigen, Chef.“ „Äh, ja, richtig.“ Endlich gelang es Kenny, die Bilder zu schließen und eine andere Datei zu öffnen. „Och Mensch, Max, jetzt hast du alles verpasst“, grummelte Tyson in Richtung des Blonden, der ihm immer noch keine Aufmerksamkeit schenkte, sonder sich von Kyko Reis in den Mund stecken ließ. Ray witzelte: „Liebe geht ja bekanntlich durch den Magen.“ „Der ist aber extrem verliebt“, kommentierte Naomi dies. Der Schwarzhaarige schmunzelte: „Sagt die, die Kais Jacke heute Nacht mit ins Bett genommen hat.“ Während alle gerade noch in Max’ und Kykos Richtung geblickt hatten, sahen sie nun wieder Naomi an, die erneut rot anlief. Auch Kai hatte ein Auge wieder geöffnet und beobachtet seine Freundin unmerklich. „Wie süß“, kam es von Hilary. „Ray, wenn du so weiter machst, bringe ich dich heute noch um“, zischte Naomi kaum hörbar. Der Chinese grinste erneute – irgendwie war dieser Tag bisher durchaus aufmunternd für ihn. „Was wolltest du uns denn jetzt noch zeigen, Chef?“, wollte Tyson wissen. „Achso, ja“, Kenny deutete auf sein Notebook, „die Mail hier kam gestern von der BBA – Die WM fällt aus.“ _____________________________________________________________ Max: Da sind wir wiii~e... äh... Tyson? *sich umsieht* Tyson: Bin schon da. *etwas hinter sich herzieht* *ly vorschubst* Da! Mach das selber! Ich geh' jetzt schlafen! N8! *wieder geht* Max: Oh, gute Idee... N8! ^____^ *auch geht* Ly: Maaaaa~x... Tyson... Jungs, kommt zurück! Die erwürgen mich doch sonst für die Wartezeit und das Ende. ;____; ......... Hallo? *nur echo hört* Solche [A/N: die folgenden Begriffe mussten im Sinne des Jugendschutzes leider zensiert werden]. Ich hasse euch. TT^TT Ja, also... wie die Jungs euch ja wohl schon zu Beginn gesagt haben: Sorry, wegen der ewigen Wartezeit. ~_____~' Hoffe, ich konnte es halbwegs wieder gut machen, in dem das Kapitel länger war als sonst. Und ja, ich habe vieles offen gelassen in diesem Kap (z.B. Kais Reaktion darauf, dass Nao seine Jacke mit ins Bett genommen hat.) - einige kennen ja mein Motto in dieser FF: Alles zu seiner Zeit. x3 Daher: Bleibt mir bitte treu! .____. *hofft dass es mit dem nächsten teil nicht wieder so lange dauert auch wenn sie immer noch viel zu tun hat* Kapitel 34: My mistake ---------------------- Ja, ich lebe noch. Und ja, es tut mir leid, dass es mit dem Kapitel so endlos lange gedauert hat. u___u Aber ich will/muss im Moment einfach so viele Dinge aufeinmal machen, da bleibt die FF wieder ein wenig auf der Strecke. Ich hoffe, das wird wieder besser mit der Zeit. <_< Danke nachtürlich auch für 600 Kommentare - ich hoffe, ihr habt euch wenigstens etwas über das FA dazu gefreut, denn das war immerhin dieses Mal pünktlich. ^^' Aber ich zähle euch jetzt nicht mehr alle auf... die Liste wird iwann zu lang. Wer mir einen Kommi geschrieben hat, weiß das auch so. Also Danke. Viel Spaß mit dem Kapitel. _____________________________________________________________ Fassungslos starrten seine Freunde Kenny an, nachdem dieser ihnen berichtet hatte, was in der Mail der BBA stand. „Chef, lass den Quatsch, mit so was macht man keine Witze!“ Tyson packte seinen Freund entsetzt an den Schultern und schüttelte ihn kurz. Kenny konnte gerade noch Dizzy auffangen, ehe das Notebook zu Boden ging: „Es steht aber da, Tyson.“ Aufgebracht lief der Blauhaarige die Veranda auf und ab: „Das darf doch nicht wahr sein! Wofür haben wir die ganze Zeit trainiert? Wieso fällt die aus?“ Kai hatte sich währenddessen wieder erhoben und las, hinter Kenny stehend, die Mail durch. Derweil spurtet Tyson auf Max und Kyko zu, die immer noch dasaßen und mit sich beschäftigt waren. Er stieß sie weniger sanft auseinander und sah Max an: „Hast du mitbekommen, was passiert ist, Turteltaube?“ Der Blonde sah ihn irritiert an: „Öh... ist euer Kühlschrank explodiert?“ „Argh, nein!“ Er packte Max grob am Arm, zog ihn hoch und mit sich zu den Anderen. Kyko blickte ihnen verwirrt nach, ehe auch sie aufstand und den Beiden folgte. „Was ist denn?“, fragte der Amerikaner immer noch etwas verdattert. „Die Weltmeisterschaft fällt aus“, wiederholte Naomi knapp für ihn, was sie und die Anderen schon Sekunden zuvor erfahren hatten. Während Max nun völlig wirsch dreinblickte, sah Hilary Kai an: „Steht da, warum sie ausfällt?“ Der Russe nickte: „Sie soll ab sofort nur noch alle zwei Jahre stattfinden, um mehr Teams die Chance zu geben, sich darauf vorzubereiten. Logisch, nach zwei Jahren würden mehr Teams teilnehmen als nach einem.“ „Na großartig. Ich fand, ich hatte so schon immer genug aus dem Weg zu räumen, um an den Titel zu kommen“, moserte Tyson. Hilary sah ihn aus dem Augenwinkel an: „Ich höre immer ‚ich’.“ „Wir“, seufzte der Angesprochene. „Hmm... wundert mich, dass wir erst jetzt darüber informiert werden.“ Naomi ballte etwas die Faust. „Wozu ist man mit dem Vorsitzenden der BBA verwandt, wenn man so etwas trotzdem nicht eher erfährt?“ „Das wurde erst gestern beschlossen, Nao. So steht es zumindest hier. Deswegen hat mich die Mail auch erst letzte Nacht erreicht. Die offizielle Pressemitteilung geht auch erst heute raus“, erklärte Kenny. „Wann also hätte Mr. Dickenson uns das sagen sollen? Wir wurden mit der Mail also immer noch eher informiert, als die Öffentlichkeit.“ „Ach so“, kam es daraufhin von der Blonden, „dann ist die Mail auch von meinem Großvater?“ Kenny nickte. „Warum schickt er die E-Mails Kenny und nicht der Teammanagerin, dem Teamleader oder seiner Enkelin?“, wollte Kyko wissen. „Weil Kai und ich nicht dauernd am PC sitzen, so wie Chef. Den erreichst du auch noch mitten in der Nacht über das Teil. Und Hilary ist einfach eine Gefahr für jeden Computer dieser Welt“, antwortete ihr die Andere, als Hilary sie auch schon böse anfunkelte. Kyko wunderte, dass Hilary wirklich grottenschlecht im Umgang mit dem PC sein musste, wenn nach Max’ Aussage vom Vorabend nun auch eine solche Bemerkung von Naomi kam. „Willst du Ärger mit mir, Tawakuya?“, kam es von ihr. Naomi wich hinter Ray zurück: „Nein, danke!“ Doch der Schwarzhaarige schien geistesabwesend: Die ganze Zeit über, seit Kenny verkündet hatte, was in der Mail stand, hatte er nur ausdruckslos zu Boden gesehen. Seine gute Laune war wie verflogen. Nun ließ er einfach die Hand seiner Freundin von seiner Schulter gleiten, indem er in Richtung Grundstückseingang davon ging. Die Anderen sahen ihm fragend nach. „Ray?“, rief Tyson ihm irritiert hinterher. Der Chinese beachtet ihn jedoch nicht und war wenig später um die Hausecke verschwunden. „Warum ist er jetzt abgehauen?“, wunderte Max sich. Hilary sah Naomi an: „Er vermisst Mariah, oder?“ Nun war es die Blonde, die ihm trübselig nachblickte und nickte. „Ach so...“, Max sah wieder in die Runde, „...bei der WM hätten sie sich wiedergesehen.“ „Der Ärmste“, bemitleidete Hilary ihn. „Ja. Und ich wollte mich gerade freuen, weil wir dann erst mal nicht mehr trainieren müssen und ich mehr Zeit für Kyko habe“, seufzte Max. Kai, der zumindest äußerlich kein Mitgefühl für Ray zeigte, sah ihn skeptisch an: „Wie kommst du darauf, dass wir nicht mehr trainieren?“ Nicht nur Max, sondern auch Tyson sah ihn entsetzt an: „Kai, das kannst du uns nicht antun. Da fällt die WM dieses Jahr schon aus und du willst uns trotzdem weiter quälen?“ „Das nächste Turnier kommt bestimmt – spätestens dann die WM nächstes Jahr“, antwortet der Teamkapitän kühl. „Deswegen könnt ihr Zwei auch gleich da weiter machen, wo ihr aufgehört hattet: Bonusrunden ablaufen.“ „Was? Wofür?“, wollte Max wissen. „Also da hätten wir alleine zehn Runden für jeden von euch, für die Aktion mit dem Pool an Kennys Geburtstag...“, antwortet Kai. Er musste erst gar nicht darüber nachdenken, welche Schandtat der Beiden er bisher noch unbestraft gelassen hatte: Alleine diese ließ die Kinnladen von Max und Tyson hinunterklappen. Dennoch fragte Kai: „Soll ich euch noch mehr aufzählen oder lauft ihr lieber los zum Park, bevor ich dazu komme?“ Max wollte gerade protestieren, dass er Kyko zurücklassen müsste, da packte Tyson ihn schon und war im Nu mit ihm vom Grundstück. Hilary lachte: „Ich hab’ doch gewusst, dass du sie nicht ungeschoren davon kommen lassen würdest.“ Kai seufzte und ließ sich wieder an seinem Platz neben der Stützsäule nieder: „Nur gut, dass sie sofort losgelaufen sind. Mehr ihrer Taten habe ich mir nämlich nicht gemerkt. Aber so wie ich die kenne, werden sie sich eh gleich den nächstbesten Imbiss ausgucken und etwas essen.“ Hilary grinste und sah dann Kyko an: „Wo Max jetzt weg ist, soll ich dir die Innenstadt zeigen?“ Kyko, die sich nicht weiter daran gestört hatte, dass ihr Freund nun wieder Zusatzrunden ablaufen musste, nickte freudig: „Klar, warum nicht?!“ „Nao, kommst du auch mit?“, wollte die Braunhaarige wissen. Doch Naomi blickte aus dem Augenwinkel zu Kai: „Ich wette ich werde hier nicht weggelassen. Dem fällt sicher gleich noch was ein, um mich auch laufen zu lassen.“ „Richtig. Ich habe euch schließlich nicht zum Spaß hierher geordert. Mit WM oder ohne – es wird trainiert!“, bestätigte Kai Naomis Vermutung kühl. Hilary tätschelt Naomi mitleidig den Kopf, als diese sie und Kyko nun etwas wehmütig ansah, bevor sie sich mit der Rothaarigen verabschiedete und ebenfalls in Richtung Tor ging. „Jetzt hat sie die CDs mit den Fotos hier liegen lassen“, bemerkte Kenny und blickte auf die drei Plastikhüllen neben sich. „Ach die wird sie nachher schon noch holen. Ich wunder mich sowieso, warum sie unsere Fotos haben wollte, wo sie selber doch so viele gemacht hat“, antwortete Naomi. Kenny zuckte mit den Schultern und widmete sich dann wieder seinem Laptop. Das Mädchen blickte zu Kai: „Ich weiß ja, dass du schlechte Laune hast, aber das mit dem Training war doch nicht dein Ernst, oder? Du hättest Ray doch sonst auch nie gehen lassen ohne ein Wort zu sagen.“ „Seiner Reaktion von eben zur Folge hast du ihm immer noch kein Wort gesagt, was Mariah angeht. Und bevor es zur Diskussion kommen konnte, in der mir dann eventuell etwas herausgerutscht wäre, was er noch nicht wissen soll, habe ich ihn lieber gehen lassen. Du wärst doch sonst sauer gewesen, wenn ich etwas verraten hätte, wo du es so schön geheim hältst, obwohl dein geliebter Ray leidet wie ein Schlosshund“, erklärte Kai. Naomi seufzte leise: „Danke.“ Etwas traurig sah sie zu Boden, da Ray wirklich sehr litt. Aber sie hatte sich vorgenommen, ihm kein Wort von den Telefonaten zu sagen, die sie schon vor drei Wochen mit Mariah geführt hatte, geschweige denn von dem, was sie vereinbart hatten – es sollte eine Überraschung bleiben. Plötzlich streckte Kai seine Hand nach ihr aus: „Hey, jetzt lass den Kopf nicht hängen und komm her. Er wird den einen Tag schon noch überleben.“ Sie sah überrascht auf: „Ich dachte, du wärst noch sauer auf mich.“ „Ich bin nicht sauer auf dich, sondern auf die dämliche Presse“, antwortete er ruhig. Langsam ging Naomi zu ihm und setzte sich neben ihn: „Das klang eben aber ganz anders.“ „Sollte es nicht. Tut mir leid“, sagte er sanft. „Stimmt das eigentlich, was Ray eben zu meiner Jacke gesagt hat?“ Naomi lief wieder etwas rot an und sah zur Seite: „Ähm... ja...“ Da spürte sie schon wie Kai sie zu sich hinzog und ihr einen sanften Kuss auf die Schläfe gab. Kenny, der die ganze Zeit nur halbherzig zugehört hatte, beobachtet dies nun von der Seite her, klappte Dizzy zu und stand auf: „Wie soll man so denn arbeiten?“ Kai und Naomi, die nun wesentlich enger umschlugen dasaßen als noch kurz zuvor, beobachteten ihn verwundert. „Ich bin zu Hause, falls ihr mich suchen solltet.“ Der Braunhaarige nahm mit Mühe noch Max' PC hoch und stapfte dann ebenfalls davon. Die Zurückgebliebenen blickten ihm noch nach, bis er um die Hausecke verschwunden war, sahen sich dann gegenseitig mit einem Schmunzeln an und verfielen letztlich in einen innigen Kuss, um ihre Zweisamkeit auszunutzen. „Der geht doch nicht echt davon aus, dass wir uns die Hacken ablaufen, oder?“, fluchte Tyson unterwegs. Längst hatten er und Max ihren Laufschritt aufgegeben und schlenderten nun beide mit einem Eis in der Hand eine Seitenstraße entlang in Richtung Park. „Na ja... zumindest sollten wir noch so viel laufen, bis wir verschwitzt sind. Sonst fällt es auf, dass wir uns nicht sonderlich angestrengt haben“, entgegnete sein Freund. Während der Park in Sichtweite kam, blickte Tyson ihn skeptisch von der Seite an: „Ich habe eine bessere Idee: Du ziehst mein T-Shirt gleich auch noch an und läufst alleine.“ Der blonde zog die Augenbraue hoch: „Träum weiter.“ „Aber wenn du wärmer angezogen bist, schwitzt du schneller. Also brauchst du nicht so lange laufen“, kam es von Tyson. „Damit ich für dich die Drecksarbeit mache, brauchst du schon bessere Argumente.“ Mit diesen Worten leckte Max erneut an der Vanillekugel in seinem Waffelhörnchen. Sein Freund grinste: „Schade, hätte ja klappen können.“ Einige Meter gingen sie schweigend weiter, bevor Tyson beiläufig fragte: „Sag mal, wie läuft es eigentlich mit dir und Kyko?“ Der Blonde blickte ihn verwundert an: „Wie soll es laufen? Gut. Alles wie immer. Warum?“ „Ach nur so...“, antwortete der Andere. „Nur so? Tyson, du fragst so was nicht ‚nur so’.“ Max kannte seinen Freund einfach zu gut. Dieser seufzte: „Hilary liegt mir schon seit einigen Tagen damit in den Ohren, dass sie glaubt, bei euch läuft nicht alles rund.“ „Wie kommt sie bitte darauf?“ Der Amerikaner hob skeptisch die Augenbraue. „Hat die keine eigenen Sorgen?“ „Du kennst sie doch. Sieht in jeder Mücke einen Elefanten. Aber wenn du sagst, es ist alles in Ordnung, dann wird das schon so sein.“ Tyson lachte etwas gezwungen auf und schlug seinem Freund leicht auf die Schulter: Er hatte keine Ahnung von diesen Liebes- und Beziehungskisten, aber wegen Hilary fühlte er sich plötzlich dazu verpflichtet, sich in die seines Freundes einzumischen, obwohl er dazu gar keine Lust hatte. Max schüttelte wirsch den Kopf: Was hatte Hilary sich für seine Beziehung zu interessieren? Abgesehen davon, dass sie sowieso perfekt war?! Tyson wollte seine Hand gerade wieder von Max’ Schulter nehmen, als hinter dem Kragen des Hemds seines Freundes, das bei dem leichten Schlag etwas verrutscht war, etwas zum Vorschein kam. Mit großen Augen starrt der Blauhaarige auf den dunklen Fleck am Hals seines Freundes: „War das Kyko?“ Max bemerkte nun Tysons Blick und zog hastig sein Oberteil wieder über die Stelle, wo der Hals in die Schulter überging: „Wer sonst?“ Tyson lachte, um seine Verlegenheit zu überspielen: „Dann muss ja echt alles in Ordnung sein.“ Max sah ihn kurz etwas grimmig an, ehe sie ihren Weg wortlos fortsetzten. Gemeinsam betraten sie im Schneckentempo den Park. Vor dem einzelnen Klettergerüst nicht weit vom kleinen Ententeich im Zentrum der Grünanlage stand eine kleine Gruppe Kinder, die sich um zwei Jungen gruppiert hatten. Die Zwei in der Mitte duellierten sich mit ihren Beyblades, die in einer kleinen Beyarena vor ihnen auf dem Boden kreiselten. „Sieh mal, der Nachwuchs trainiert wieder.“ Tyson nickte zu ihnen hinüber. „Erinnert mich immer an die alten Zeiten, als ich noch so klein war.“ „Ach ja, du alter Mann“, kam es daraufhin von Max, der seinen Ärger über Hilary, die sich seiner Meinung nach zu sehr in die Angelegenheit Anderer einmischte, längst wieder vergessen hatte. Tyson jedoch störte sich nicht an dem Kommentar seines Freundes, sondern steckte sich den Rest seines Eishörnchens in den Mund, ehe er bereits einige Schritte auf die Gruppe zuging: „Komm, lass uns zusehen!“ „Du willst doch sowieso nur wieder den Weltmeister raushängen lassen“, schoss es Max durch den Kopf. Dennoch folgte er dem Anderen, dabei weiter sein Eis essend. „Hey, seht mal, da sind Tyson und Max!“, rief ein kleiner Junge unter den Zuschauern, als er die beiden Älteren bemerkte. Seine Freunde sahen ebenfalls zu ihnen hinüber. „Hi!“, begrüßte Tyson sie freundlich. „Alles klar?“ „Sicher!“, freute sich ein anderer Junge über das Kommen der beiden Berühmtheiten. Einer der beiden Jungen an der Arena blickte wieder nach unten und fand sein Beyblade außerhalb des Rondells vor: „Oh nein, ich habe verloren!“ Während auch die anderen Anwesend auf das Beyblade blickten, grinste Tyson selbstsicher: „Du darfst dich beim Beybladen nun mal nicht ablenken lassen.“ „Ich werde versuchen, daran zu denken.“ Der Junge hob seinen Kreisel wieder auf. „Was macht ihr alleine hier? Müsst ihr nicht mit eurem Team für die Weltmeisterschaft trainieren?“, wollte ein Anderer wissen. Der blauhaarige Japaner grinste: „Wir haben heute einen freien Tag.“ Max belächelte seine Aussage stumm: „Von wegen freier Tag. Die WM fällt aus und wir müssen eigentlich Strafrunden ablaufen. Aber das würde der große Tyson ja nie vor seinen Fans zugeben.“ Eines der einzigen beiden Mädchen in der Truppe blickte Tyson fragend an: „Könnt ihr uns nicht ein bisschen was zeigen?“ Der Angesprochene grinste erneut: „Na klar.“ Er drehte sich auffordernd zu Max um. Dieser seufzte und warf den kläglichen Rest seines Eishörnchens in einen nahestehenden Mülleimer: „Was tut man nicht alles, um seinem besten Freund die Show nicht zu vermasseln.“ Und so fanden sie sich Sekunden später umringt von den Kindern, die gebannt zusahen, in einem mehr oder weniger ernsten Match wieder. Tyson konnte es sie wie üblich nicht verkneifen seine volle Stärke zu demonstrieren und die Kinnladen der Zuschauer weiter herunterklappen zu lassen, sodass er nach kurzer Zeit Dragoon zum Vorschein kommen ließ. Und ehe er sich versah, war Max Dank eines gehörigen Windstoßes mit seinem Allerwertesten voran im Teich gelandet, der unmittelbar hinter ihm lag. „Ups!“, grinste Tyson, während die Kinder um sie herum lachten. „Mein Fehler.“ Max blickte ihn vorwurfsvoll an, während er nun in dem seichten Gewässer auf seinen vier Buchstaben saß und Draciel noch vor ihm am Ufer kreiselte: „Danke, Tyson!“ „Tut mir leid.“ Das Grinsen wollte jedoch nicht aus dem Gesicht des Japaners weiche., „Aber siehe es positiv: Jetzt sieht es zumindest bei dir danach aus, als hättest du geschwitzt.“ Der Amerikaner richtete sich mit skeptischem Gesichtsausdruck wieder auf, prüfte kurz, ob sein Handy noch funktionierte, was es zu seiner Erleichterung noch tat, und steckte es wieder ein: „Ganz toll. Das bekommst du trotzdem zurück.“ Und somit war es nun sein Bitbeast, das gnadenlos angriff, nachdem der Blonde wieder im Trockenen war. Seit fast zwei Stunden schlenderten Hilary und Kyko bereits durch die Tokioter Innenstadt, als Hilary plötzlich an einem Laden Halt machte: „Warte mal kurz. Hier muss ich eben rein, wo ich schon mal hier bin. Ich brauche noch ein Geburtstagsgeschenk für meine Mutter.“ Auch Kyko blieb stehen und blickte auf den Eingang des Haushaltswarenladen: „Hmm, meinetwegen. Aber ich warte hier, wenn es dir nichts ausmacht. Solche Geschäfte finde ich schrecklich öde.“ „Okay, ich beeile mich.“ Damit verschwand die Braunhaarige im Gebäude. Kyko blieb draußen stehen und sah sich etwas um: Sie war umgeben von Tausenden vorbeieilenden Menschen, einem Haufen Autos und anderen Fahrzeugen, die sich durch die überfüllte Straße quetschten, und den hohen Häusern auf beiden Straßenseiten mit ihren bunten Werbetafeln. Eigentlich war kaum ein Unterschied zum Osakaer Stadtleben erkennbar. Dennoch oder gerade deshalb fühlte sie sich hier wohl. Zuvor hatte Hilary sie zu einigen Tempelanlagen geschleppt, die man ihrer Meinung nach unbedingt gesehen haben musste. Und auch ein Kurztrip zum Tokiotower war ihr nicht erspart geblieben. „Sie sollte Fremdenführerin werden“, überlegte Kyko, während sie abwechselnd ihr Körpergewicht auf den einen und dann wieder auf den anderen ihrer Füße, die inzwischen ziemlich schmerzten, verlagerte. Es war nicht so, dass sie ansonsten nicht viel lief – im Gegenteil: Sie liebte es Nachmittags stundenlang mit ihren Freundinnen Shoppingtouren in Osaka zu veranstalten - aber Einkaufen war etwas anderes als ein Kulturrundgang durch die Stadt. Im Gegensatz zu Hilary interessierte sie sich nur begrenzt für die alten Tempel und Sehenswürdigkeiten, wodurch ihr viel schneller auffiel, wenn ihre Füße wehtaten. Doch hatte sie ihr das nicht auf die Nase gebunden, da sie wusste, dass Hilary es nur gut meinte. Und jetzt, wo sie hier in Shibuya, Tokios beliebtestem Einkaufsviertel, waren, hatte sie wieder bessere Laune. Sie sah sich weiter um, als sie zwei Jungen erblickte, die an einer Imbissbude in einiger Entfernung standen und sie scharf musterten, wobei sie miteinander tuschelten. Kyko, die sich ein verlockendes Lächeln nicht verkneifen konnte, sah wieder in eine andere Richtung, beobachtet die beiden jungen Männer, die etwas älter als sie zu sein schiene, auf sie aber äußerst attraktiv wirkten, aber immer wieder aus dem Augenwinkel. Irgendwann sah sie dann, dass die Beiden auf sie zukamen. Innerlich grinste sie. Es hatte nicht lange gedauert, bis Hilary gefunden hatte, wonach sie gesucht hatte, und so stand sie nun an der Kasse des Geschäfts und bezahlte das Küchengerät, dass sie ihrer Mutter schenken wollte. Nachdem die Verkäuferin es in eine Plastiktüte gepackt und ihr gereicht hatte, verneigte Hilary sich ein kleines Stück höflich zum Abschied und verließ das Geschäft. Sie sah sich nach Kyko um und entdeckte sie einige Meter neben dem Eingang. Doch sie war nicht alleine: Zwei Jungen, die Hilary nicht kannte, standen bei ihr und unterhielten sich mit ihr. Einer von ihnen tippte etwas in sein Handy ein, während Kyko ihm etwas diktierte, ehe sie sich von ihr verabschiedeten und davon gingen. Kyko sah ihnen nach, bis Hilary neben ihr stand. „Oh, das bist du ja wieder! Und? Hast du bekommen, was du wolltest?“, fragte die Rothaarige freundlich, als sie die Andere neben sich bemerkte. Die Braunhaarige nickte: „Ja. Wer waren den die Beiden gerade?“ „Seiichi und Kaito“, antwortete sie. „Und woher kennst du sie, wenn ich fragen darf?“, erkundigte Hilary sich. „Och, die haben mich gerade einfach so angesprochen und wir haben etwas geplaudert“, antwortete sie und zog ihre Handtasche etwas höher über ihre Schulter. „Waren ganz nett.“ „Und du hast ihnen deine Handynummer gegeben?“, fragte die Braunhaarige skeptisch. Kyko bejahte dies: „Warum auch nicht?!“ „Hmm.“ Hilary war drauf und dran ihr vorzuhalten, dass sie einen Freund hatte, unterlies es dann jedoch. Es war Kykos Sache und sie konnte ihr schlecht vorschreiben, mit wie vielen und mit welchen Leuten sie Kontakt hatte. Es war nur Max, der ihr leid tat, denn Hilary war sich sicher, dass Kyko ihm nichts von ihrer neuen Bekanntschaft erzählen würde. Während sie weiter über das Verhalten der Rothaarigen nachdachte, war diese bereits im Begriff weiterzugehen: „Kommst du? Ich habe Hunger. Lass uns irgendwo eine Kleinigkeit essen.“ Somit folgte Hilary ihr mit gemischten Gefühlen. Gespielt außer Atem kamen Max und Tyson wieder bei Letzterem zu Hause an, nachdem sie geschlagene zwei Stunden im Park mit Beybladen verbracht hatten. Max’ Kleidung war inzwischen wieder getrocknet, sodass die Zwei bezweifelten, dass Kai ihnen auch nur ansatzweise abkaufen würde, dass sie gelaufen waren. Doch zu ihrem Überraschen fanden sie niemanden mehr hinter dem Haus vor, als sie dort ankamen. „Wo sind die denn jetzt alle?“, wunderte Max sich. Im selben Augenblick ging die Hintertür auf und Tysons Großvater trat hinaus: „Ah, da seid ihr ja wieder. Ich soll euch von Naomi ausrichten, dass sie, Kai und Kenny wieder nach Hause und Hilary und Kyko einkaufen gegangen sind. Hilarys CDs liegen übrigens in deinem Zimmer auf dem Schreibtisch.“ „Na wunderbar! Sieht denen ja wieder ähnlich!“, schimpfte Tyson. „Kai dieser Penner wollte uns nur wieder schikanieren. Typisch für ihn.“ „Was fluchst du hier denn wieder rum?“, hörte er plötzlich Hilarys Stimme hinter sich. Er drehte sich zu ihr um: „Die sind alle nach Hause gegangen, während wir laufen durften.“ „Jetzt beruhig dich mal wieder, Tyson. Du weißt genau, dass wir nicht gelaufen sind“, erklärte Max, ehe er glücklich auf Kyko zuging und sie küsste. „Trotzdem“, moserte der Andere. Sein Großvater lachte kurz, ehe er ins Haus zurückkehrte. „Ach dann schimpf weiter über Kai. Ich geh mit Kyko auch nach Hause“, sagte der Amerikaner, ehe er und Kyko sich verabschiedeten und davongingen. Grimmig sah Tyson ihnen nach, während er beiläufig knurrte: „Dein CDs liegen auf meinem Schreibtisch.“ „Unwichtig!“, schoss es wie aus der Pistole aus Hilary heraus, als Max und Kyko um die Hausecke verschwunden waren. Tyson blickte sie nun irritiert an. „Wir müssen ihnen nach“, zischte sie und stellte ihren Einkauf auf der Veranda ab. „Ich lasse das solange hier und hole es nachher mit den CDs ab.“ „Warum willst du ihnen hinterherlaufen?“, wunderte er sich. Sie hielt sich einen Zeigefinger vor den Mund: „Pssst. Sie sollen uns nicht hören.“ Tysons Blick wurde immer misstrauischer. Daher begann das Mädchen leise von Kykos neuen Bekanntschaften und ihrer Skepsis dem gegenüber zu erzählen. „Also komm!“ Der Blauhaarige hatte nicht einmal mehr die Zeit darauf zu reagieren, denn er wurde umgehend von Hilary am Arm gepackt und mitgezogen. Doch wenn er sich überlegte, dass er die Wahl hatte sich von ihr durch die Gegend zerren zu lassen oder sich von seinem Großvater zwingen zu lassen, bei der Hausarbeit zu helfen, viel ihm die Wahl recht leicht. Am liebsten wäre er zwar zurück in den Park gegangen und hätte weiter sein Können demonstriert, doch, dass Hilary ihn nicht einfach so gehen lassen würde, wusste er nur zu gut. Also war er genötigt sich nun mit ihr an einer Straßenecke zu verstecken und zu beobachten wie Max mit Kyko, der dieser verliebt den Arm um die Taille gelegt hatte, durch die nächste Seitenstraße schlendert. Aber um genau zu sein war es nur Hilary, die sich vorbeugte, um in Straße um die Ecke blicken zu können. Tyson stand einfach hinter ihr und beobachtete sie skeptisch. „Das ist doch albern, Hilary“, moserte er. „Pssst! Sei still!“ Wieder ihr bekanntes Zischen, ehe sie ihn erneut am Arm packte und ihn weiterzog, bis zu einigen Mülltonnen, hinter denen sie ihn nun in die Hocke zwang. „Was, wenn sie es ihm erst zu Hause erzählt?“, gähnte Tyson gelangweilt. „So etwas erzählt man entweder sofort oder gar nicht.“, davon ging Hilary aus. Doch ob dem wirklich so war? Sie würde es zwar machen, aber sie selber würde auch erst gar nicht in so eine Situation kommen, weil sie nicht mit anderen Jungen flirten würde, wenn sie vergeben wäre. Eigentlich flirtete sie generell nicht. „Vielleicht bin ich deswegen noch solo“, seufzte sie. „Was?“, irritiert blickte Tyson sie an. Erschrocken hielt sie sich kurz die Hand vor den Mund, als ihr bewusst wurde, dass sie gerade aus Versehen laut gedacht hatte. Um davon abzulenken fasste sie erneut seinen Arm: „Wir müssen näher ran. So verstehen wir nichts.“ „Dann entdecken sie uns aber sicher“, entgegnete er. „Werden sie schon nicht.“ Und schon zog sie ihn weiter hinter in ein Gebüsch auf der anderen Straßenseite. Dadurch dass sie schnell diagonal über die Straße gelaufen waren, um die anderen Beiden etwas einzuholen, hatten sie zwar den Abstand verringert, dabei aber auch durch ihre Schritte auf sich aufmerksam gemacht. Zumindest dreht Max sich verwundert um: „War da gerade jemand?“ Auch seine Freundin wandte ihren Blick nach hinten: „Ich sehe niemanden. Das hast du dir sicher eingebildet.“ Doch Max blieb stehen, da ihm plötzlich etwas einfiel – eine Erinnerung an eine Nacht vor nicht allzu langer Zeit: „Den Fehler das zu ignorieren mache ich nicht noch mal.“ Er ging ein Stück zurück und sah sich suchend um. Kyko beobachtete ihn dabei misstrauisch. Und auch aus dem Gebüsch, dem er sich nun langsam nährte, wurde er von zwei Augenpaaren beobachtet – allerdings eher panisch. Und es dauerte nicht lange, bis er seinen Kopf über das Grün streckte und ihre Verfolger entdeckte. „Also war das doch keine Einbildung“, kam es von ihm, „Warum schleicht ihr uns nach?“ „Wir sind euch nicht nachgeschlichen. Wir...“, Hilary suchte unter den skeptischen Blicken der Jungen nach einer Ausrede, während auch Kyko dazukam, „wir suchen Beeren.“ „An einem Strauch an dem gar keine Beeren wachsen?“ Max Blick wurde allmählich für ihn ungewohnt finster. Selbst Tyson fand, seinem Blick nach zu urteilen, Hilarys Ausrede äußerst dumm. Er richtete sich auf und sah Max ruhig an: „Ich kann nichts dafür. Sie hat mich mitgeschliffen. Mich interessieren eure Problemchen, die ihr wahrscheinlich nicht mal habt, wirklich nicht.“ „Danke, dass du mir in den Rücken fällst, Tyson!“ Hilary war aufgesprungen und sah den Jungen neben sich grimmig an. Er schob schmollend die Unterlippe vor: „Dann lass dir halt bessere Ausreden einfallen.“ „Oder hör am besten gleich auf uns nachzuspionieren!“, kam es plötzlich aufgebracht von Max. Die Freunde blickten den Blonden erschrocken an, da es bei ihm äußerst selten vorkam, dass er wütend war. Doch dies schien nun der Fall zu sein. „Aber, Max...“ Hilary konnte nicht glauben, dass er deswegen wirklich so sauer war. „Kyko und ich sind glücklich – also halte dich aus unserer Beziehung raus! Verstanden?“ Ohne eine Antwort abzuwarten fasste er Kykos Hand, drehte sich um und ging mit ihr davon. Hilary blickte ihnen traurig nach, ehe sie zu Boden sah. Tyson beobachtete sie dabei. „Tut mir leid, das wollte ich nicht“, kam es von ihm. Sie jedoch sah ihn nicht an, sondern verließ das Gebüsch und wandte sich zum Gehen: „Das war diesmal nicht deine Schuld.“ Sie klang traurig. Der Blauhaarige sah sie mitleidig an, wusste aber nicht, was er sagen sollte. Und so trat auch er wieder auf die Straße, blieb stehen und sah ihr nach, bis sie in die nächste Straßenseite gebogen war. Er konnte sie verstehen: Wenn man es schaffte, Max so wütend zu machen, dann musste man wirklich einen großen Fehler gemacht haben – das wusste sie und das tat ihr nun leid. Aber er hatte auch Verständnis für Max’ Reaktion: Hilary hatte es wirklich übertrieben. Sollte das gerade der Auslöser für einen wirklichen Streit zwischen den Beiden gewesen sein, würde allerdings er der sein, der unmittelbar zwischen den Fronten stünde. Ein Seufzer kam über Tysons Lippen, bevor er sich auf den Heimweg machte. _____________________________________________________________ Ich hoffe mal, das war ein halbwegs interessantes Kapitel. ^^° Kapitel 35: By your side ------------------------ Stellt euch vor, ich lebe noch! x___X' Ich sag' dieses Mal nichts mehr zu der langen Wartezeit... außer SORRY! ><' Viel Spaß mit dem Kapitel. *mich gleich ans nächste ranmach* _____________________________________________________________ Die Auseinandersetzung zwischen Hilary und Max wollte Tyson nicht aus dem Kopf gehen, sodass er letztlich niedergeschlagen zu Hause ankam, wo er leise seufzend die Haustür hinter sich zuschlug und auf sein Zimmer zusteuerte. Gedankenverloren blieb er an der Zimmertür stehen und sah durch den Raum: Was sollte er nur machen? Er hasste es, wenn es ernsthaften Streit im Team gab. Außerdem fühlte er sich schlecht, wenn er daran dachte, wie Hilary gegangen war. Warum wusste er nicht, aber es tat ihm selbst regelrecht weh. Und irgendwie verspürte er das Bedürfnis, zu ihr zu gehen und ihr zu sagen, dass Max es sicher nicht so gemeint hatte. Doch zum Einen wollte sie jetzt sicher nicht ihn, den mit dem sie andauernd stritt, sehen und zum Anderen wirkte es auf ihn äußerst absurd, jetzt nur zu ihr zu gehen, um ihr das zu sagen. „Ach, verdammt. Warum hat sie auch nicht auf mich gehört und Max in Ruhe gelassen?“, fluchte er leise. Im selben Augenblick stand sein Großvater hinter ihm: „Da bist du ja wieder!“ Erschrocken fuhr der Blauhaarige herum: „Man Opa, musst du mich immer so erschrecken?“ Doch sein Gegenüber ignorierte die Frage: „Ich habe die Tüte, die auf der Veranda stand, da drüben hingestellt.“ „Tüte? Welche Tüte?“ Irritiert sah Tyson sich um. „Na, die da.“ Mr. Granger deutete neben den Schreibtisch. Als er sie entdeckte, erinnerte sein Enkel sich wieder: „Ach so. Die gehört Hilary. Hat sie wohl vergessen.“ Im selben Moment durchfuhr ihn ein Geistesblitz und er stand wie angewurzelt da, während sein Blick auf die CDs, die auf dem Tisch lagen, wanderte. „Kommst du mir dann im Garten helfen?“, fragte sein Großvater. Doch der Jüngere antwortete nicht, sondern versank wieder in seinen Gedanken: „Das ist es... das ist ein Grund, um zu ihr zu gehen.“ „Ich habe dich etwas gefragt, Grünschnabel!“, kam es von dem Anderen. „Jetzt nicht Opa.“ Tyson ergriff die Tasche und die CDs und spurtete aus dem Zimmer. Sein Großvater sah ihm nach: „Willst du ihr die Sachen jetzt bringen?“ „Ja, vielleicht braucht sie die dringend“, antwortete sein Enkel hastig, während er seine Schuhe wieder anzog. Mr. Granger sah ihm nach, als er bereits halb durch die Tür war: „Aber dann beeil dich! Ich kann wirklich Hilfe im Garten gebrauchen. Der Teich muss...“ Doch da fiel die Tür bereits hinter seinem Enkel ins Schloss. „Hach, diese Jugend.“ Kopfschüttelnd kehrte der Alte der Eingangstür den Rücken. „Hier wird noch alles in Dreck und Unordnung ersticken, wenn ich nicht mehr bin.“ Im Hause Tate wurde gerade zu Mittag gegessen. Max seufzte dabei einige Male. „Was ist denn los?“, erkundigte sich sein Vater, als er dies abermals tat. „Ich hab’ Hilary eben ziemlich zusammengeschissen“, seufzte er wiederum. Mr. Tate sah ihn etwas überrascht an, wusste er doch, dass sein Sohn eigentlich nur schwer dazu gebracht werden konnte, aus der Haut zu fahren: „Wie kam es dazu?“ „Sie hat Kyko und mir nachspioniert“, antwortete der Blonde. „Da bin ich sauer geworden.“ Eigentlich war es nicht nur deswegen gewesen, wie Max wusste, sondern weil es ihn verärgert hatte, dass Hilary es gewagt hatte, zu behaupten, zwischen ihm und Kyko sei nicht alles in Ordnung, so wie Tyson erzählt hatte. Wie kam sie nur dazu, dieser Meinung zu sein? „Das macht man unter Freunden wirklich nicht. Aber ihr werdet euch schon wieder vertragen“, sagte sein Vater beiläufig. „Na, ich werde mich aber sicher nicht entschuldigen“, knurrte Max. Hilary tat ihm zwar irgendwie auch leid, weil er wusste, wie schnell man sie verletzen konnte, aber sie war ihm einfach zu weit gegangen. Max’ Vater wollte noch etwas sagen, als das Handy von Kyko, welche die ganze Zeit nur scheinbar unbeteiligt zugehört hatte, kurz klingelte. „Oh, Entschuldigung.“ Sie zog es aus ihrer Hosentasche, sah kurz darauf, stellte es lautlos und steckte es wieder weg. „SMS?“, fragte Max etwas neugierig. Sie nickte. „Von wem?“, wollte er weiter wissen. „Ein Freund“, antwortete sie knapp und aß weiter. „Ach so.“ Auch der Junge widmete sich wieder seinem Essen, während sein Vater bereits aufstand und seinen Teller zur Spüle brachte. „Ich bin wieder im Geschäft. Sei so gut und wasche bitte eben das Geschirr ab, wenn ihr fertig seid, Max.“, dieser nickte, bevor sein Vater den Raum verließ. Von sich zu Hause aus war es nicht weit bis zum Haus, in dem Hilary mit ihren Eltern lebte, sodass Tyson nach knapp fünfzehn Minuten Fußweg vor dessen Haustür stand. Regungslos starrte er auf den Klingelknopf: Er musste Hilary irgendwie aufmuntern, wenn sie immer noch so traurig war, wie er es bei ihr vermutete. Doch ob sie das auch zulassen würde? Sie konnte ja so stur sein. Aber vielleicht würde ihm auch gar nichts einfallen?! Blödsinn – irgendetwas würde ihm schon in den Sinn kommen. Festentschlossen betätigte der Blauhaarige den kleinen weißen Knopf neben der Tür. Es dauerte nicht lange und die Tür ging auf. „Oh, hallo, Tyson!“, begrüßte Hilarys Mutter ihn freundlich. „Hallo!“ Höflich verbeugte er sich. „Kann ich zu Hilary?“ Der Gesichtsausdruck seines Gegenübers wurde etwas verzweifelt: „Ihr geht es nicht so gut. Sie hat sich in ihrem Zimmer eingesperrt. Nicht mal zum Essen ist sie rausgekommen. Ich weiß nicht, was mit ihr los ist.“ „Wie ich befürchtet hatte“, seufzte Tyson beiläufig. „Du weißt davon?“, kam es von Mrs. Tachibana. Er nickte: „Darf ich vielleicht versuchen mit ihr zu reden?“ „Meinetwegen. Du hast vielleicht mehr Erfolg als mein Mann und ich.“ Sie trat zur Seite und ließ ihn ins Haus. Im selben Moment kam Mr. Tachibana die Treppe herunter. „Ach, hallo, Tyson!“, begrüßte auch er ihn. „Guten Tag!“, erwiderte dieser. „Ist Hilary immer noch in ihrem Zimmer?“, fragte Mrs. Tachibana. Ihr Mann nickte: „Ja, leider. Aber ich muss jetzt wieder los ins Büro.“ „Ist gut“, antwortete seine Frau, ehe er seine Schuhe anzog, ihr einen Abschiedskuss gab, sich auch von Tyson verabschiedete und mit der Aktentasche in der Hand das Haus verließ. Tyson zog währenddessen seine Schuhe aus und folgte Hilarys Mutter dann ins erste Stockwerk. Er war zwar schon mal hier gewesen und wusste, wo Hilarys Zimmer war, doch wahrscheinlich befürchtete ihre Mutter, dass sie auch ihm nicht aufmachen würde, und wollte ihn nicht alleine dort stehen lassen. Als sie vor der geschlossenen Tür, hinter der sich das Zimmer befand, stehen blieben, klopfte Hilarys Mutter leise an: „Schatz, du hast Besuch.“ „Wer denn?“, hörte man Hilary leise mit weinerlicher Stimme fragen. Mrs. Tachibana wollte antworten, doch Tyson kam ihr zuvor: „Ich bin’s. Tyson.“ „Hau ab! Ich will alleine sein“, kam es von der anderen Seite der Tür. „Hilary, sei nicht so unhöflich!“, entgegnete ihre Mutter. „Tyson ist extra gekommen, um nach dir zusehen.“ Tyson sah stumm aus dem Augenwinkel zu ihr: Das stimmte zwar, aber das hatte er doch nie gesagt. „Mir geht’s gut. Er soll mich in Ruhe lassen!“, hörte man Hilary antworten. Ihre Mutter seufzte, als plötzlich das Telefon im Erdgeschoss klingelte. Sie sah Tyson an: „Moment. Ich komme gleich wieder.“ Damit ging sie die Treppe wieder hinab. Der Junge hingegen wandte sich wieder der Tür zu: „Hilary, deine Mutter ist weg. Mach’ mir bitte die Tür auf!“ „Verschwinde! Ich will meine Ruhe!“ Wieder die traurige Stimme von Innen. „Aber ich habe dir deinen Einkauf und die CDs von den Anderen mitgebracht“, versuchte er sie umzustimmen. Doch Hilary blieb stur: „Stell es vor die Tür und geh!“ „Nein, das werde ich nicht. Und wenn ich den ganzen Tag hier stehen muss: Ich gehe nicht, bevor du die Tür aufgemacht hast.“ Warum er das sagte, wusste Tyson in diesem Moment selber nicht. Eigentlich sollte er die Sachen wirklich einfach abstellen und gehen. Es war schließlich nicht sein Problem, sondern das von Hilary und Max. Aber beim Gedanken daran zu gehen, überkam ihn eine Art Schuldgefühl. Außerdem sah er nicht ein, nicht mit seiner eigenen Sturheit gegen die Hilarys vorzugehen. Also blieb er wortlos stehen und wartete ab. Und tatsächlich: Sekunden später hörte er, wie der Schlüssel im Schloss klackte. Allerdings blieb die Tür verschlossen, weshalb er wenig später mit der freien Hand die Klinke hinunterdrückte und vorsichtig das Zimmer betrat. Hilary saß auf ihrem Bett, die Arme um die Beine, welche sie an ihren Körper gezogen hatte, gelegt und das Gesicht an den Knien vergraben. „Hey, ich hab’ deine Sachen mitgebracht“, wiederholte Tyson bei diesem Anblick leise. Dies war zwar eigentlich unnötig, doch ihm fiel nichts besseres ein, als er sie so da sitzen sah. Stumm stellte er die Tasche mit Hilarys Einkauf und den CDs neben dem Bett ab, wobei er den Blick nicht von dem Mädchen auf dem Bett ließ. Nun wusste er doch wieder nicht, was er sagen sollte. Ihm fielen einfach nicht die passenden Worte ein. „Ich geh’ dann mal besser wieder.“ Fluchtartig wollte er sich wieder umdrehen – so hatte er sich das nicht vorgestellt. Er hatte sie doch aufmuntern wollen. Aber jetzt hatte ihn plötzlich der Mut verlassen. Er war gerade im Begriff wieder auf den Flur zu gehen, als er Hilary hinter sich schluchzen hörte: „Hasst du mich jetzt auch?“ Wie erstarrt blieb er stehen und drehte sich wieder um. Hilary sah ihn mit verweinten Augen an. „Hilary...“, kam es nur leise von ihm. „Sag schon“, noch mehr Tränen kullerten über ihr Gesicht, „hasst du mich jetzt auch?“ Es dauerte etwas, doch dann schloss er die Tür leise hinter sich und antwortete: „Wieso sollte ich dich hassen?“ Sie sah zu Boden: „Weil Max doch dein bester Freund ist.“ „Ja und?“, erwiderte er ruhig. Hilary sah weiter auf den Teppich vor ihrem Bett, ohne ihm eine Antwort zu geben. Etwas zögerlich ging er auf sie zu und setzte sich neben sie. „Ich hasse dich nicht. Ich bin zwar Max’ bester Freund, aber nur, weil du einen Fehler ihm gegenüber gemacht hast, hasse ich dich doch nicht“, antwortete er leise, sie nicht aus den Augen lassend. Sie starrte weiter zu Boden, während sie unaufhörlich weinte: „Aber Max hasst mich jetzt, weil ich so dumm war. Ich hätte auf dich hören sollen.“ Der Junge neben ihr zögerte etwas mit seiner Antwort, da sie das zwar wirklich hätte tun sollen, er ihr dies aber nun nicht vorhalten wollte. „Max hasst dich nicht. Er ist nur etwas sauer“, kam es letztlich von ihm, ehe er etwas gezwungen lachte. „Ich meine, wir beide streiten doch auch dauernd und... trotzdem...“ Er brach ab – erneut fehlten ihm die richtigen Worte. Hilary sah ihn aus dem Augenwinkel an: „Trotzdem was?“ „Äh...“, verlegen sah der Blauhaarige nun zur Seite, „was ich sagen wollte... also trotzdem sind wir doch Freunde.“ Er versuchte zu grinsen. Hilary beobachtete diesen kläglichen Versuch kurze Zeit, ehe sie sich nach vorne lehnte und sich, hörbar schluchzend, ruckartig an ihn klammerte. Etwas erschrocken und verlegen starrte Tyson auf das Mädchen an seiner Brust: „Hi... Hilary...“ „Ich will euch nicht verlieren – euch alle. Ich hab’ doch sonst keine Freunde“, weinte sie in sein T-Shirt. Wortlos blickte der Blauhaarige auf sie hinab, ahnungslos, was er jetzt sagen sollte. Er wusste, dass Hilary keine Freunde gehabt hatte, bevor sie sich an seine Fersen geheftet und somit die Bladebreakers kennen gelernt hatte. Da fiel ihm Max ein, dem es im Grunde nicht anders ging. „Die hat Max auch nicht“, sagte er leise. Hilary sah ihn nun fragend an. Daher begann Tyson zu erklären: „Na ja, er ist vor vier Jahren mit seinem Vater von Amerika hier her gezogen. Und den ersten, den er kennen gelernt hat, war ich. Und daher musste er sich auch nie andere Freunde suchen, weil wir seitdem ein Team sind.“ Er grinste etwas überheblich, während Hilary sich mit dem Handrücken einige Tränen wegwischte: „Das wusste ich gar nicht.“ „Jetzt weißt du es. Und er würde es sicher auch nie darauf anlegen, einen von uns als Freund zu verlieren - auch dich nicht.“ Tyson lächelte. Hilary, die sich wieder etwas von ihm gelöste hatte, sah geknickt zur Seite: „Wer weiß... so wütend wie er vorhin war.“ „Geh doch einfach zu ihm und entschuldige dich. Dann wird das schon wieder in Ordnung kommen“, kam es gelassen von dem Blauhaarigen. „Und wenn nicht?“, nuschelte sie, während sie ihn entmutigt ganz los ließ. „Ich traue mich außerdem nicht – er wird mich sicher wieder anschreien.“ Doch Tyson fuchtelte beschwichtigend mit der Hand: „Ach, wird er sicher nicht. Ich kenne Max doch. Dem tut’s sicher schon leid.“ Sie antwortete nicht. „Ich“, wieder zögerte er, „kann ja mitkommen. Dann bist du nicht alleine.“ Sie sah ihn ruckartig wieder an: „Das würdest du tun?“ Etwas verwundert über diese Frage blickte er zurück: „Klar. Ich habe doch gesagt, wir sind Freunde.“ Keine Sekunde verging, bevor sie sich glücklich um seinen Hals warf: „Danke, Tyson.“ Wieder stand ihm die Verlegenheit ins Gesicht geschrieben: „Äh, schon okay.“ Er zog sie etwas von sich weg und stand auf. Sie beobachtete dies überrascht: „Willst du sofort gehen?“ „Sicher. Je früher, umso besser.“ Während er antwortete, wandte er das Gesicht von ihr ab, da er befürchtete, aufgrund ihrer Umarmung etwas rot geworden zu sein. Doch Hilary beachtete dies nicht, sondern sah wieder verunsichert zu Boden: Sie zweifelte am Erfolg ihres Vorhabens. Wie sollte Max ihr so kurz nach dem Streit schon verzeihen? Tyson ließ ihr jedoch nicht viel Zeit um darüber nachzudenken, als er sie am Handgelenk fasste und mit einem „Jetzt komm!“ aus dem Zimmer zog. Etwas überrumpelt stolperte sie ihm hinterher. „Bin wieder da!“, rief Naomi fröhlich durch den Flur ihres Elternhauses, als sie dieses betrat. Ihre Mutter kam darauf hin mit dem Staubsaugerschlauch in der Hand aus dem Wohnzimmer: „Ah, und wo ist Ray?“ Verwundert blickte das Mädchen ihr Gegenüber an: „Ist er nicht hier?“ Ihre Mutter schüttelte den Kopf: „Nein, sollte er das? Ihr seid doch zusammen zu Tyson gegangen.“ Naomi blickte auf den Staubsauger, der halb im Wohnzimmer, halb im Flur hinter ihrer Mutter stand: „Er ist gegangen, als er erfahren hat, dass die WM ausfällt.“ „Davon hat Papa mir gar nichts erzählt“, sagte Mrs. Tawakuya, die an das letzte Gespräch mit ihrem Vater dachte. Das Mädchen an der Haustür legte die Stirn in Falten: „Weil es erst gestern beschlossen wurde. Und Ray bläst jetzt noch mehr Trübsal, weil er Mariah dann auch nicht sehen kann. Ich kann ihm ja nichts von meiner Überraschung erzählen.“ Ihre Mutter blickte verständnisvoll zurück: „Der Ärmste tut mir wirklich leid.“ „Mir ja auch... aber...“, Naomi raufte sich die Haare, „hach, Männer!“ Ein Kichern drang an ihr Ohr. „Was gibt’s da zu lachen?“ Naomi sah sie grimmig an. „Ray verhält sich wie kurz vorm Weltuntergang und Kai musste eben, als ich bei ihm war, noch mal damit angeben, dass er Leute hat, die für ihn putzen.“ „Du warst gerade bei Kai?“, fragte ihre Mutter. „Ja, und der Reinigungsdienst war da und hat sauber gemacht“, antwortete sie etwas empört. Wieder lachte ihre Mutter: „Warum regst du dich darüber so auf? Vielleicht heiratet ihr ja mal. Und dann wirst du froh sein, wenn du das nicht selber machen musst.“ Etwas verlegen sah ihre Tochter zurück: „Mama! Ich bin Siebzehn! Ich denke doch jetzt noch nicht ans Heiraten.“ „Ich war auch erst zweiundzwanzig, als ich deinen Vater geheiratet habe“, antwortete sie ruhig. Naomi sagte dazu nichts, sondern zog nur eine entsetzte Miene, mit der sie wohl ausdrücken wollte, wie unmöglich sie es fand, dass ihre Mutter sich ganz offenbar jetzt schon Kai als ihren Schwiegersohn vorstellte. „Wo wir aber gerade vom Putzen sprechen: Willst du mir nicht eben helfen?“, fragte ihr Gegenüber völlig unbeirrt. „Äh... nein. Ich gehe Ray suchen.“ Und schon war Naomi wieder zur Tür hinaus. Ihre Mutter sah ihr lachend nach, ehe sie den Staubsauger wieder einschaltete und ins Wohnzimmer zurückkehrte. Es dauerte nicht lang und Hilary fand sich, nervös mit ihren Fingern spielend, neben Tyson in der U-Bahn wieder. Im Gegensatz zu ihm, war sie sich nach wie vor sehr unsicher, ob Max ihre Entschuldigung annehmen würde. Der Junge neben ihr beobachtete sie aus dem Augenwinkel, ihre Unruhe wohl bemerkend: „Jetzt krieg dich mal wieder ein. Du machst mich auch schon ganz nervös. Du musst dich bei Max entschuldigen – nicht bei Kai.“ „Ich weiß“, murmelte sie leise. Zwei Stationen weiter stiegen sie wieder aus und der Weg bis zu Max’ Haus erschien Hilary plötzlich entsetzlich kurz, sodass sie in Windeseile bei ihm vor der Haustür standen. Tyson wollte gerade klingeln, als Hilary einen Satz hinter die Hecke, die das Grundstück vom angrenzenden abteilte, machte. Skeptisch beäugte der Junge dies: „Was gibt das jetzt?“ Hilary lächelte verlegen: „Kannst du nicht erst mal gucken, wie er drauf ist?“ Der Blauhaarige war im Begriff sich über sie lustig zu machen, als ihm in den Sinn kam, dass das vielleicht nicht der richtige Moment war, wenn er wollte, dass seine Freunde sich wieder versöhnten. Daher seufzte er kurz, wandte sich wieder der Tür zu und betätigte die Klingel. Naomi wusste ziemlich genau, wo sie nach Ray suchen musste. Und so lenkten sie ihre Schritte automatisch in Richtung Fluss Sumida, dessen Weg ins Meer quer durch Tokio führte. Ihre Gedanken waren jedoch noch bei dem Gespräch mit ihrer Mutter: Kai heiraten? Na klar. Wahrscheinlich träumte sie auch schon davon, mehrfache Großmutter zu sein. „Die spinnt doch!“, knurrte das Mädchen zu sich selbst. Doch ihre Gedanken wurden unterbrochen, als sie am Fluss ankam und dort, wie vermutet, Ray auf der kaum befahrenen Brücke stehen sah, auf der man ihn meistens finden konnte, wenn er nachdachte. Er lehnte stumm am Geländer und blickte betrübt auf das Wasser unter ihm. Langsam ging Naomi auf ihn zu. „Was ist?“, kam es leise von ihm, als er sie neben sich bemerkte, ohne aufzusehen. „Ich wollte nur nach dir sehen“, antwortete sie sanft. „Hast du ja jetzt. Dann kannst du wieder gehen“, antwortete er trocken. Sie seufzte: „Ray, was soll das? Du kannst doch jetzt nicht ewig so rumhängen.“ „Ach nein?“ Plötzlich drehte er sich wütend um und fauchte sie an. „Was verstehst du denn? Du hast ja deinen Kai gleich um die Ecke wohnen!“ Schnaufend ging er an ihr vorbei. Sie war etwas erschrocken, wegen Rays Gefühlsausbruch, bei dem sie wieder deutlich gespürt hatte, wie traurig er war. Dennoch drehte sie sich um und rief ihm nach: „Wo willst du denn jetzt hin?“ „Nach Hause!“, rief er trocken ohne sich umzudrehen und ging stur weiter, während sie ihm etwas geknickt nachsah. „Na, der kann ja zickig sein“, hörte sie plötzlich eine Stimme hinter sich. „Mhm“, seufzte Naomi, ehe sie schaltete, sich ruckartig umdrehte und in Kais Gesicht sah. „Was machst du denn hier? Spionierst du mir nach?“, fragte sie verwirrt. Er jedoch hob die Einkaufstüte in seiner rechten Hand etwas an: „Blödsinn, ich war noch etwas Essen einkaufen. Hatte schließlich nichts mehr im Kühlschrank.“ „Ach so“, sie sah kurz auf die Tüte, bevor sie sich eine bissige Bemerkung nicht verkneifen konnte, „und ich dachte du hättest für alles deine Leute.“ „Bis auf das Putzen mache ich alles selber“, kam es kalt von ihm. „Uh, aber pass auf, dass du dich nicht überanstrengst.“, piesackte sie ihn weiter. Doch Kai ließ sich nicht beirren, strich mit seiner linken Hand lasziv über ihre Wange hinunter zu ihrem Dekolleté und brachte sie mit simplen Worten und einem anzüglichen Gesichtsausdruck aus der Fassung: „Jetzt wo meine Wohnung wieder sauber ist, könnten wir ja wieder zusammen dahin gehen und ich zeige dir mal, was wirklich anstrengend ist.“ Wie von ihm erwartet, lief sie rot an, wich einen Schritt zurück und entgegnete dann trotzig: „Keine Zeit. Ich muss mich um Ray kümmern.“ Sie wollte sich gerade von ihm abwenden, als er sie am Arm fasste, zurück zog und ihr einen Kuss aufzwang. Erst dann ließ er sie wieder los und sie ging wortlos in die selbe Richtung wie Ray davon. Das „Männer!“, welches sie dabei leise zischte, entging Kai nicht. Dieser blieb schmunzelnd stehen, ehe auch er seinen Heimweg antrat. _____________________________________________________________ Das war's leider schon wieder. *nicht vorwärts komme* *deswegen jetzt schnell weiter schreib* Wer mag, darf sich in der Wartezeit auch gerne an meine neue FF 'Wenn die Sonnenblumen blühen' heranwagen. Cu. Kapitel 36: Secret thoughts --------------------------- Ly: *hust* *räusper* *röchel* Hilary: Ich glaube nicht, dass du damit erreichen kannst, dass man dir die fünf Monate Wartezeit verzeiht. ô_o Ly: Ist ja gut... Tut mir leid, aber... ICH WAR IN DER SOMMERPAUSE! ^_^ Die Anderen: O_O' Ly: Guckt nicht so... Fernsehsendungen und ein großer Süßwarenhersteller, machen das auch. Und die Leute sind auch nicht böse. =3 Ray: Ly... Ly: Was? Ich hab' vielleicht keine Hakennase und hässliche Lederstiefel und eine Sendung in der gewettet wird... und ich bin auch nicht so süß wie Mon Chéri und Co. Aber trotzdem kann ich doch Sommerpause machen. \(>o<)/ Ray: Na wenn du meinst. ôo Tyson: Vielleicht sollten sich die Leser schon mal auf eine Winterpause einrichten. ^^' Ly: Haha. -_- Hilary: Vielleicht solltet ihr aufhören zu quatschen, damit die Leser - zumindest die, die noch da sind - das Kapitel endlich lesen können. Rest: *ruhig ist* _____________________________________________________________ Den letzten Teller vom Mittagessen abtrocknend stand Max in der Küche und sah dabei aus dem Fenster: Ihn plagte sein Gewissen. Vielleicht hatte er vorhin zu heftig reagiert? Ein Seufzer kam über seine Lippen, bevor das Geschirr wieder in den Schrank räumte, das Geschirrtuch auf die Fensterbank zum Trocknen hängte und den Raum verließ. Kyko war gleich nach dem Essen nach oben gegangen, da sie sich, mit der Begründung an Kopfschmerzen zu leiden, hatte hinlegen wollen. Somit war er der Einzige, der noch hier war. Max wollte gerade die Treppe hinaufgehen, als es an der Haustür läutete. Somit wandte der Blonde sich wieder von den Stufen ab und ging zur Tür, welche er sogleich öffnete. Davor stand Tyson, der ihn angrinste: „Hi, Alter!“ „Hi“, antwortete Max gelassen. „Was gibt’s? Willst du reinkommen?“ „Ähm...nein“, lehnte Tyson ab. Was sollte er denn jetzt sagen? Darüber hatte er sich keine Gedanken gemacht, bevor er geklingelt hatte. Sein Freund sah ihn skeptisch an, weshalb er hastig mit einem Grinsen antwortete: „Ich wollte nur fragen, ob du noch schlechte Laune hast wegen vorhin.“ Max seufzte: „Nein. Mir tut’s inzwischen leid, dass ich Hilary so angeschrieen hab’. So wie ich sie einschätze, hat sie sich das total zu Herzen genommen. Dabei war ich in dem Moment einfach nur, weil ihr Verhalten nicht richtig war.“ „Dachte ich es mir doch“, grinste Tyson, „du würdest ihr das nicht lange nachtragen.“ „Mhm.“ Max sah sein Gegenüber verwundert an, während er sich gegen den Türrahmen lehnte. „Aber deshalb bist du jetzt gekommen?“ Ein gezwungenes Lächeln von Tyson folgte: „Ja... Nein...“ Der Blick des Blonden wurde immer misstrauischer, bis man von der Seite plötzlich ein leises „Entschuldige, Max.“ hörte. Die Freunde sahen in besagte Richtung, wo Hilary soeben hinter der Hecke hervorgekommen war. Max blickte sie überrascht an: „Hilary?! Was machst du denn hier?“ Sie sah beschämt zur Seite: „Ich wollte mich bei dir entschuldigen.“ „Ach, du hast Tyson nur vorgeschickt, um zugucken, ob ich immer noch wütend bin?!“, durchschaute Max die Beiden. Sie lächelte verlegen: „Na ja... ja.“ „Also? Was ist jetzt? Nimmst du ihre Entschuldigung an?“ Tyson wippte ungeduldige von einem Fuß auf den anderen. „Ich muss nach Hause – mein Opa macht mir die Hölle heiß, wenn ich ihm nicht im Garten helfe.“ Max sah seinen Freund irritiert an und sprach aus, was er in diesem Moment dachte: „Du musst aber ganz schön in Hilary verknallt sein, wenn du das in Kauf nimmst, nur um dich von ihr hier vorschieben zu lassen.“ Im nächsten Augenblick herrschte völlige Stille zwischen den Freunden. Max blickte von Tyson, der immer noch vor ihm stand und nun finster blickte und eine Hand zur Faust ballte, zu Hilary die mit hochrotem Kopf dastand. Der Blonde wusste, welchen wunden Punkt er bei beiden erwischt hatte, lenkte aber nun bewusst wieder schnell zum alten Thema zurück und sah wieder Hilary an: „Entschuldigung angenommen.“ Das Mädchen brauchte einen Augenblick, um zum Sachverhalt zurückzukehren, sah dann jedoch erleichtert Max an, ging auf ihn zu und fiel ihm um den Hals: „Danke, Max.“ Er grinste: „Schon okay. Ich hab’ ja auch echt überreagiert. Aber mach’ das einfach nicht noch mal, ja?“ Sie löste sich wieder und nickte: „Versprochen.“ Im selben Augenblick hörte man Max’ Vater aus dem Laden nebenan rufen, dass Max kommen und ihm helfen sollte. Der Junge seufzte: „Siehst du?! Ich muss auch arbeiten, Tyson.“ Max blickte an Hilary vorbei zu dem Blauhaarigen. Dieser stand jedoch immer noch wie angewurzelt da. Scheinbar war er kurz vorm Explodieren. Er knackte leicht mit den Knöcheln seiner rechten Hand, als er seine Finger dehnte: „Kannst du noch mal das von vorhin wiederholen?“ Max grinste: „Nein, sorry, ich muss meinem Vater helfen. Ich wünsche euch beiden Turteltauben noch einen schönen Tag!“ Und schon schlug Max die Tür vor seinen Freunden zu – gerade noch rechtzeitig, um sich vor Tysons Wutattacke zu retten, die er mit seinem letzten Satz ausgelöst hatte. „MAX! MACH SOFORT DIE TÜR WIEDER AUF!“, rief Tyson gut hörbar. „ICH BRING DICH UM! WIR SIND KEIN PAAR, DU VOLLIDIOT!“ „BRÜLL HIER NICHT SO RUM!“, schrie ihn plötzlich Hilary von der Seite an. „DU BRÜLLST DOCH SELBER!“, schrie Tyson, ehe er sie ansah und Überraschen in sein Gesicht trat – Hilary lächelte überglücklich. „Was ist denn jetzt kaputt?“, fragte er verwirrt. „Hast du nicht mitbekommen, was er gesagt hat?“ „Doch.“ Sie lächelte weiter. „Und? Willst du ihm nicht den Hals umdrehen oder dich irgendwo verstecken?“, erkundigte er sich, da er es von Hilary gewohnt war, dass sie bei solchen Sprüchen entweder im Erdboden versank oder demjenigen, der ihn geliefert hatte, ihre Krallen zeigte. „Nein, heute mal nicht.“ Sie wandte sich zum Gehen und sah ihn glücklich über die Schulter an. „Kommst du?“ Verdattert blieb Tyson noch kurz stehen, folgte ihr dann jedoch. „Irgendwie verhältst du dich merkwürdig“, äußerte Tyson, der, immer noch verwundert über Hilarys Laune, hinter ihr hertrottete, nach einiger Zeit. Sie ließ sich auf seine Höhe zurückfallen: „Ich bin halt einfach glücklich, dass ich Freunde wie euch habe.“ „Ach so?!“, war seine karge Antwort. „Ja, so ist das“, grinste sie. Tyson hob eine Augenbraue: „Und was hast du jetzt vor mit deiner unglaublichen Laune?“ Die Braunhaarige grinste weiter: „Na ist doch klar!“ „Ist es das?“, wieder ein verwirrter Blick ihres Gegenübers. „Wir spionieren Nao und Kai nach!“, erklärte Hilary selbstsicher. „BIST DU WAHNSINNIG?“, entfuhr es Tyson mit einem grellen Aufschrei. Hilary musste lachen: „War doch nur ein Witz.“ „Mit so was macht man keine Witze“, entgegnete er entsetzt. Doch Hilary lächelte: „Danke, Tyson!“ „Wofür?“, fragte er nun verduzt. „Dass du mir geholfen hast.“, antwortete sie ruhig. Er zögerte kurz: „Öhm... ich hab’ doch gesagt, dass wir Freunde sind.“ „Ja, hast du“, lächelte sie. „Und jetzt sollten wir uns beeilen, damit du deinem Großvater helfen kannst.“ „Ach ja! Da war ja noch was“, fiel es ihm wieder ein, ehe er grinste. „Hatte es schon wieder verdrängt.“ „Weißt du Tyson?“, begann Hilary einen Satz. Ein „Hmm?“ von ihm folgte. „Du bist ein unverbesserlicher Holzkopf“, ergänzte sie. „Na schönen Dank auch“, grummelte er. Hilary lächelte ohne zu antworten und behielt ihre Gedanken für sich: „Der liebste und netteste und tollste Holzkopf, den ich kenne.“ „Oh man, endlich fertig.“ Erschöpft schob Max die letzte der zahlreichen Schubladen mit Beybladeersatzteilen hinter der Theke im Laden seine Vaters zu. Den ganzen Nachmittag über hatte er ihm geholfen den Warenbestand aufzufüllen. Es war ein Nachmittag voller Schrauben und Kleinteile gewesen, die nach Art in die richtige Schubladen sortiert werden mussten, während sein Vater sich darum gekümmert hatte, die Auslagen im Regal für die kommende Arbeitswoche herzurichten. „Danke dir. Kannst du vielleicht noch eben die leeren Kartons in den Keller bringen, bevor du raufgehst?“, fragte Mr. Tate und deutet auf die Pappschachteln verschiedener Größe, die gehäuft neben der Tür standen, die in den Flur des Wohnhauses führte. „Geht klar.“ Und schon war der Blonde mit einem Stapel Kartons auf dem Weg nach unten. An und für sich half er seinem Vater gerne im Geschäft, aber das Einsortieren von Ersatzteilen war nicht gerade seine Lieblingsbeschäftigung. Umso mehr freute er sich, jetzt zu Kyko gehen zu können, die er seit dem Essen nicht mehr gesehen hatte. „Vielleicht geht es ihr jetzt besser“, schoss es ihm durch den Kopf, als er die Kellertreppe hinaufging. Er blickte kurz im Vorbeigehen durchs Fenster im Wohnzimmer – draußen war der Horizont bereits in rot und orange Töne getaucht – und ging dann hinauf zu seinem Zimmer. Dort angekommen öffnete er leise die Tür, da er davon ausging, dass Kyko schlief. Doch zu seinem Überraschen saß sie auf dem Bett und legte gerade ihr Handy wieder weg, als er hereinkam. „Hat aber lange gedauert mit dem Geschirrabtrocknen“, kam es von ihr. Er schloss die Tür hinter sich: „Ich habe meinem Vater noch im Geschäft beim Waren auffüllen geholfen. Ich dachte, du schläfst.“ „Habe ich auch“, war ihre Antwort, als sie aufstand, „Ich bin im Bad.“ „Öhm, okay.“ Verwundert blickte Max ihr nach, während sie das Zimmer verließ. Kurz darauf vibrierte Kykos Handy auf dem Schreibtisch. Max beobachtete kurz das aufleuchtende Display, sah dann noch mal in Richtung Flur und ging dann auf den Nachttisch zu, wo er das kleine Gerät in die Hand nahm und auf die Anzeige blickte. Eine eins als Ziffer, ein Briefumschlag-Symbol dahinter und der fettgeschriebene Name Seiichi blinkten ihm entgegen. Sie hatte also eine SMS von einem Seiichi bekommen? Der Freund, der sie auch schon beim Mittagessen angepiepst hatte? Wahrscheinlich. Max blickte weiter auf das Telefon in seiner Hand: Die Verlockung die Nachricht zu lesen war groß. Noch einige Sekunden blickte er auf das Display, dann legte er das Handy jedoch zurück ohne eine Taste gedrückt zu haben. Natürlich war er neugierig, mit wem Kyko da schrieb, aber es ging ihn wahrscheinlich auch nichts an, wenn es ein guter Freund war, den sie schon lange kannte. Und überhaupt? Warum sollte er so etwas machen und seiner Freundin nachspionieren? Hilary hatte es doch wohl nicht geschafft ihn an seiner Beziehung zweifeln zu lassen, oder? Nochmals blickte er auf das Display: Nein, das würde er nicht tun. Was wäre das denn für eine Beziehung, wenn er Kyko nicht vertrauen würde? Im selben Moment hörte er Kyko aus dem Bad kommen. Hastig wandte er sich ab und blickte aus dem Fenster. Die Rothaarige betrat das Zimmer im Nachthemd: „Du wolltest doch nicht mehr weg, oder? Ich habe mich nämlich schon mal umgezogen.“ Er drehte sich um: „Nein, nein, ist okay.“ Bei ihrem Anblick spürte er plötzlich, wie sein Herz stärker pochte und ihm das Blut in die Lenden schoss. Peinlich berührt packte er im selben Moment das schmutzige T-Shirt vom Vorabend, das halb auf seinem Schreibtischstuhl hing und hielt es unauffällig vor seinen Unterkörper. Hastig sammelte er auch die andere Schmutzwäsche vom Boden auf. „Ich geh mal eben die Wäsche runterbringen.“ Er ging eilig zur Tür, blieb aber dort noch mal kurz stehen und sah Kyko an. „Ach ja, dein Handy hat vibriert.“ Damit war er auch schon außer Sichtweite. Seine Freundin blieb, etwas verwundert über sein plötzliches Verlassen des Raumes, zunächst regungslos stehen, ehe sie sich ihrem Mobiltelefon widmete. „Ah, Sei“, ging es freudig durch ihren Kopf, als sie auf ihr Display sah, sie sich aufs Bett setzte und die SMS las. „Der schreibt echt ganz schön schnell.“. Max ließ erleichtert die Wäsche vor der Waschmaschine fallen und sortierte sie auf die richtigen Wäschehaufen. „Oh man, so was peinliches.“ Er blickte an sich hinab. „Musstest du mich in solche Situationen bringen? Ich bin doch keine zwölf mehr!“ Max’ Gespräch mit seinem eigenen Körper wurde abrupt durch die Türklingel unterbrochen. Der Blonde schaltet das Licht im Keller aus und ging wieder hinauf, wo er die Haustür öffnete. Davor stand Kenny, der ihm mit einem keuchenden „Hier!“ Max’ Computer in die Arme drückte. „Oh, Danke.“ Etwas überrascht stellte Max den PC im Flur ab. „Kein Wunder, dass der immer abgestürzt ist, so viel Müll wie da drauf war. Und Viren habe ich auch noch gefunden. Das hätte ich bei dir nicht erwartet. Du bist doch eigentlich fit am PC“, kam es von Kenny. „Schon, aber mir fehlt die Zeit und der Nerv für so was“, grinste Max. „Danke fürs Vorbeibringen. Hättest aber auch anrufen können. Dann hätte ich ihn abgeholt.“ „Ach ich muss eh noch eben Besorgungen für meine Mutter machen“, erklärte der Kleinere, während sein Blick auf einmal unbeabsichtigt an Max hinabwanderte und er purpurrot wurde. „Ich will Kyko und dich dann auch mal nicht weiter stören.“ Und schon hatte er auf dem Absatz kehrt gemacht und war wieder auf dem Gehweg. „Kenny, das ist nicht das nach was es aussieht... das heißt doch... aber... Kenny? KENNY!“ Doch sein Freund war bereits außer Sichtweit und ignorierte offenbar seine Rufe, sodass Max’ Erklärungsversuch erst gar nicht weitergeführt werden konnte. Der Blonde seufzte: „Na super, was denkt der Chef jetzt?“ Er schloss die Tür wieder hinter sich und blickte auf seinen Computer: Warum war er eigentlich eben einfach vor Kyko geflüchtet? Eigentlich war die Reaktion seines Körpers doch ganz normal gewesen. Und seine Freundin sollte doch eigentlich die Letzte sein, vor der er sich deswegen schämen musste. Nur irgendwie konnte er noch nicht ganz damit umgehen. Abermals seufzte er, bevor er den PC hochhob und zurück ins erste Geschoss ging. Als er in sein Zimmer kam, lag Kyko bereits im Bett und hatte die Augen geschlossen. Leise stellte Max das Gerät neben dem Schreibtisch ab, sah seine Freundin an und flüsterte: „Schläfst du schon?“ Sie schüttelte den Kopf ohne die Augen zu öffnen: „Aber ich bin hundemüde von Hilarys Sightseeingtour quer durch Tokio.“ „Ach so. Geht’s dir denn wieder besser?“, fragte er. Sie nickte wortlos. „Gut, ich geh’ dann auch eben ins Bad.“ Damit war er wieder aus dem Raum. Kyko öffnete die Augen, als sie die Badtür ins Schloss fallen hörte, richtete sich wieder auf und griff nach ihrem Handy, welches erneut vibriert hatte, kurz bevor Max das Zimmer betreten hatte. Sie hatte erneut eine SMS von Seiichi erhalten, die sie mit einem Lächeln las: „Und ob wir das können...“ In Windeseile tippte sie eine Antwort ins Telefon, sah zufrieden auf das Display und legte das Handy wieder weg. Dann fiel ihr Blick etwas weniger glücklich auf die Tür: „Aber was mache ich mit dir, Max?“ Seufzend ließ sie sich zurück ins Kissen fallen und starrte das Lattenrost des Bettes über ihr an, bis sie die Augen schloss und langsam eindöste. Nach einigen Minuten kehrte Max zurück und schaltete das Licht im Zimmer aus, bevor er sich zu ihr legte. „Kann ja nicht schaden, mal eher ins Bett zu gehen“, flüsterte er ihr ins Ohr. „Mhm“, kam es von ihr. „Hilary war heute da und hat sich entschuldigt. Und Kenny hat eben noch meinen PC vorbeigebracht“, erzählte er ihr kurz. „Schön, schön.“ Im Halbschlaf drehte sie sich auf die Seite und ihm den Rücken zu. Etwas verwundert, erklärte er sich dies jedoch durch ihre Müdigkeit und schloss somit ebenfalls die Augen. Es war ein lautes Klopfen an der Tür, das Ray aus seinem Schlaf riss. Die halbe Nacht hatte er sich mit wirren Gedanken und Zweifeln bezüglich seiner und Mariahs Beziehung um die Ohren geschlagen und war erst in den frühen Morgenstunden eingeschlafen. Und jetzt hämmerte dort jemand an seiner Zimmertür und riss selbige ebenso lautstark auf. „AUFSTEHEN! RAUS AUS DEN FEDERN! DIE SONNE LACHT!“, rief eine gute gelaunte Naomi durchs Zimmer. Zerzaust und schlaftrunken sah Ray seine Freundin, die bereits angezogen war, über den Rand des Kissens an und murrte: „Sag mal spinnst du? Es ist Sonntag früh. Bist du aus dem Bett gefallen?“ „So in etwa“, grinste sie und ging auf ihn zu. Naomi hatte ihn nach dem Vorfall an der Brücke am Nachtmittag des Vortages den restlichen Tag in Ruhe gelassen, nachdem er sich auf seinem Zimmer verkrochen hatte. Und so hatte sie nicht mitbekommen, wie er wachgelegen und an sich und der Welt gezweifelt hatte. Doch sie konnte es sich denken. Und trotzdem war es kein Grund für sie, ihn weiter schlafen zu lassen, weshalb sie nun seine Bettdecke packte und sie ihm entriss. Ray blieb bäuchlings, nur mit einer Schlafanzughose bekleidet, liegen, blickte sie jedoch weiter grimmig an: „Nao, was soll das?“ „Das könnte ich dich fragen. Das Spiel hier läuft doch sonst umgekehrt ab“, antwortete sie. „Es ist so ein schöner Tag, also steh auf!“ Doch der Chinese ließ sich nicht so leicht zum Aufstehen bewegen: „Erstens ist der Tag gar nicht so schön, weil am Himmel Wolken sind...“ Sie unterbrach ihn: „Da sind keine Wolken!“ „Doch, da!“ Ohne hinzusehen deutete er aus dem Fenster, wo ihnen der blaue Morgenhimmel entgegenlachte. „Da ist nichts! Du hast Wolken im Kopf“, erwiderte sie. Er ließ den Arm sinken und erklärte weiter: „Und zweitens muss es einen Grund geben, dass du Sonntags um zwanzig nach neun angezogen und voller Elan in meinem Zimmer stehst und mich zum Aufstehen bewegen willst.“ „Ja den gibt es auch und jetzt steh endlich... auf.“ Mit dem letzten Wort hatte Naomi den Bund seiner Hose gepackt und diese mit einem kurzen aber kräftigen Ruck nach oben gezogen, sodass Ray nun mit schmerzverzogenem Gesicht zusammenzuckte. „Oha, sag mal, spinnst du?“, zischt er schmerzlich und hielt sich die Hände in den Schritt. „Irgendwie muss ich dich ja aus den Federn kriegen“, grinste sie. Gekrümmt richtete Ray sich im Bett auf: „Mann, und du jammerst wenn Kai dir einen nassen Waschlappen ins Gesicht wirft.“ Naomi grinste weiter: „Das ist ja auch gemein.“ „Das tut aber erstens nicht so weh und macht dich zweitens nicht unfruchtbar“, klagte der Schwarzhaarige. „Stell dich nicht so an! Steh' auf und komm runter in die Küche!“ Siegessicher verließ das Mädchen wieder das Zimmer. Das konnte doch alles nur ein schlechter Scherz sein. Ray konnte nicht glauben, welche Vorstellung Naomi ihm eben geliefert hatte - Vor allem ihre äußerst raue Weckmethode von gerade. Sollte das die Rache für sein Wecken jedes Wochenende sein? Nein, das würde sie ihm nicht antun, da sie genau wusste wie es ihm ging – oder vielleicht doch? „Ach, kehr. Jetzt bin ich so oder so wach“, knurrte Ray und stand missmutig auf, ehe er sich ins Bad schleppte. „Guten Morgen!“, kam es von Naomi, als sie die Küche betrat. „Oh, guten Morgen, Liebling“, antwortete ihre Mutter. „Nanu, was ist das? Meine Enkelin so früh wach am Sonntagmorgen? Gehört das zu eurem Training?“, das Mädchen blickte nun ihren Großvater an, der zu ihrer Überraschung am Frühstückstisch saß. „Opa? Was machst du hier?“, fragte sie verwundert. „Na hör mal, ich werde ja wohl noch meine Familie besuchen dürfen. Also was treibt dich so früh aus dem Bett? Doch nicht etwa Kai, oder?“, erkundigte sich Mr. Dickenson. Naomis Blick wanderte zu ihrer Mutter: „Wieso habe ich das Gefühl, dass in dieser Familie immer jede Nachricht schneller umgeht als ein Lauffeuer?“ „Es stand doch in der Zeitung“, nahm der ältere Herr seine Tochter in Schutz. „Ach ja, hatte ich schon wieder vergessen“, erwiderte Naomi und ließ sich auf ihren Platz sinken. „Hat Yoshiro nichts dazu gesagt?“, der Mann sah seine Verwandten an. „Nein. Er hat den Artikel zwar gestern Abend noch gelesen, hat sich aber beherrscht. Ich denke, er wird lernen mit der Situation umzugehen“, erklärte Naomis Mutter. Ihr Großvater wusste scheinbar schon von dem Theater, welches sich am Abend ihrer Rückkehr im Hausflur abgespielt hatte. Zu gut wusste Naomi, wie schnell ihre Mutter darin war, der Verwandtschaft Bericht zu erstatten. Und somit hatte sie ihren Großvater an diesem Morgen sicher bereits bestens informiert. Zumindest hakte er das Thema damit ab und wandte sich wieder an Naomi: „Also warum bist du so früh auf?“ Naomi wollte gerade erklären, als ihr ihre Mutter zuvor kam: „Heute ist doch Rays großer Tag. Ich habe dir doch davon erzählt, gleich nach dem Nao uns aus dem Urlaub angerufen hat.“ „Ach das ist schon heute? Na dann...“ Mr. Dickenson nahm einen Schluck aus seiner Teetasse. Währendessen blickte Naomi mit ironischem Blick zu ihrer Mutter: „Hast du noch irgendwas übergelassen, dass ich Opa vielleicht erzählen könnte?“ „Erzähl ihm doch, wie euer Urlaub war. Das habe ich ja selber erst gestern Abend erfahren. Deswegen hätte ich es ihm auch jetzt erst erzählt“, lächelte sie. „Urlaub? Wer war im Urlaub? Also wenn du Ray, mich und die Anderen meinst, wir waren auf einem Intensivtrainingsfoltertrip geleitet und durchgeführt von Kai Hiwatari persönlich“, witzelte Naomi. „Ach komm, so schlimm war es doch gar nicht“, erwiderte ihr Mutter. „Nein, aber fast“, grummelte die Jüngere, ehe sie begann ihrem Großvater von der Trainingsreise zu erzählen. Zumindest fasste sie die Reise kurz zusammen. „Du hast jetzt aber einiges ausgelassen“, sagte Mrs. Tawakuya, während sie weiter den Tisch deckte. Naomi sah sie an: „Ich bin ja auch tot müde. Das ist eine unmenschliche Zeit, um Aufstehen und Geschichten zu erzählen.“ Ihr Großvater lachte: „Das findet dein Vater heute wohl auch.“ „Stimmt. Der schläft immer noch“, seufzte Naomis Mutter. „Er hat wieder viel zu viel gearbeitet in der letzten Woche.“ „Er will halt gut für seine Familie sorgen“, erklärte Mr. Dickenson. „Ich weiß, aber... hach.“ Erneut ein Seufzer seiner Tochter. „Ach ja, bevor ich es vergesse...“, Mr. Dickenson zog ein gefaltetes Blatt Papier aus seiner Hosentasche und reichte es Naomi, „hier.“ Verwundert öffnete sie das Papier und las still was dort stand. „Ah ja“, sie sah wieder ihren Großvater an, „und warum gibst du mir das?“ „Ihr habt doch erst so spät von der Absage der Weltmeisterschaft erfahren. Da dachte ich, ich könnte dir zumindest diese Mitteilung schon mal heute geben oder zumindest vorbeibringen. Ich hatte nicht damit gerechnet, dich schon so früh anzutreffen.“ Ihr Großvater lächelte, wie Großväter in Naomis Augen immer lächelten, wenn sie es gut mir ihren Enkeln meinten. „Es ist zwar nicht an euch direkt gerichtet, weil es nur die Pressemitteilung ist, aber ich denke, es wird die Anderen trotzdem interessieren, das zu erfahren.“ „Ja, da könntest du Recht haben. Danke.“ Naomi blickte noch mal auf das Schreiben. „Hier wären die Teams natürlich die Bladebreakers und White Tiger X – ist nahe liegend“, ergänzte Mr. Dickenson. „Habe ich gerade White Tigers gehört?“ Ray stand plötzlich angezogen im Türrahmen. „Guten Morgen, Ray!“, kam es von Mrs. Tawakuya. „Guten Morgen“, erwiderte er. Da stand Naomi auch schon auf und drückte ihm den Zettel in die Hand: „Scheinst dich ja wieder erholt zu haben. Du hast jedenfalls richtig gehört.“ Während er sie etwas grimmig ansah und dann den Text durchlas, ging sie zum Telefon im Flur. Ray sah Mr. Dickenson an, nachdem er sich die Mitteilung durchgelesen hatte: „Also wir und die White Tigers?“ Sein Gegenüber nickte. Doch Ray seufzte: „Sind aber noch fast drei Monate bis dahin.“ „Ach Ray...“ Mrs. Tawakuya hatte Mitleid mit ihm. Da kam bereits Naomi zurück, nahm ihm den Zettel wieder ab und steckte ihn ein, bevor sie ihn am Arm packte und mit sich zog: „Hör jetzt auf zu jammern und komm mit. Wir haben es eilig. Tschüss Familie!“ „Hey, mach mal langsam. Hast du überhaupt schon gefrühstückt? Ich jedenfalls nicht“, moserte Ray, während sie zur Haustür gingen. „Nein, dafür haben wir jetzt auch keine Zeit!“, entgegnete sie. Er blieb nun einfach stehen, sodass sie gezwungen war, ebenfalls stehen zu bleiben oder ihn loszulassen. Sie entschied sich für Letzteres und zog ihre Schuhe an, bevor sie sich wieder aufrichtete und ihn grimmig ansah: „Jetzt hör auf rum zu zicken und komm gefälligst mit!“ „Was soll das? Mit diesem Befehlston kenne ich dich überhaupt nicht“, knurrte Ray. „Und ich kenne dich nicht als Langschläfer und Morgenmuffel“, war ihr Kontra. Er zog ebenfalls seine Schuhe an, ging dann jedoch grimmig an ihr vorbei aus dem Haus: „Und ich dachte du verstehst mich.“ „Argh, Ray!“, hastig eilte sie ihm nach, die Haustür hinter sich zuziehend. „Diese Jugend“, lachte Mr. Dickenson, der zusammen mit seiner Tochter das Schauspiel von der Küche aus verfolgt hatte. Mrs. Tawakuya lächelte: „Danke, dass du ihr eben nicht gesagt hast, dass ich dich gleich Freitag angerufen habe, nachdem ich von der Sache mit Kai wusste.“ „Ich weiß doch, dass es sie nervt, wenn du mich immer gleich benachrichtigst“, lachte er weiter. „Kann ich bitte noch Tee haben?“ „Natürlich.“ Seine Tochter schenkte ihm mit einem Lächeln nach. _____________________________________________________________ Ly: Ich hoffe es hat euch gefallen nach der langen SOMMERpause. ^^' Tyson: Vergiss die Nummer mit der Sommerpause - die funktioniert nicht. Ly: ;_; Na ja... Kapitel 37: United again... --------------------------- Ja, traut ruhig euren Augen! Ich bin es schon wieder, mit einem neuen Kapi im Gepäck. x3 Von meiner Seite auf jeden Fall Danke an alle, die das letzte Kapitel gelesen & kommentiert haben - ich war wirklich etwas gerührt, dass noch so viele dabei sind. ;_; Danke! Aber jetzt: Viel Spaß mit diesem Teil! _____________________________________________________________ Ohne sich umzudrehen und auf ihre Rufe zu reagieren entfernte sich Ray immer weiter vom Haus der Tawakuyas. Naomi lief ihm nach: „Ray, jetzt warte!“ Doch der Schwarzhaarige blieb stur und ging weiter. Das Mädchen hinter ihm verdrehte die Augen: „Na wenigstens läuft er in die richtige Richtung.“ Irgendwann blieb er an einer Kreuzung jedoch stehen und drehte sich wütend um: „Wie lange willst du mir noch nachrennen?“ „Mann, Ray, jetzt beruhig dich mal!“, erwiderte sie. Im selben Moment kam Kai aus der querverlaufenden Seitenstraße auf sie zu: „Oh, gutes Timing.“ Er gab Naomi einen flüchtigen Kuss, als er bei ihnen ankam. „Morgen, Kai“, begrüßte sie ihn. „Ich soll mich beruhigen? ICH...“, Ray beachtete Kai gar nicht weiter, „...soll MICH beruhigen? Mir geht’s beschissen und alles was meine beste Freundin zu tun hat, ist mir Befehle zu erteilen. Und dann noch vorhin die Nummer im Bett...“ Wütend drehte er sich um und ging weiter. Naomi seufzte, als Kai sie ansprach: „Nummer im Bett? Habe ich was verpasst?“ „Äh...“, erst jetzt wurde ihr bewusst, wie das für ihn geklungen haben musste, weshalb sie ihn beschwichtigend und etwas entsetzt ansah, „nicht SO eine Nummer.“ „Sondern was für eine?“, fragte er weiter. Sie sah zur Seite und nuschelte leise: „Ich habe ihm etwas fester am Hosenbund gezogen, um ihm aus dem Bett zu bekommen. Wusste ja nicht, dass ihm das so wehtun würde.“ Nun war es Kai, dem leichtes Entsetzen ins Gesicht trat: „Nao, wie kannst du nur? Nachher kann er noch als Sopranist arbeiten.“ Sie blickte ihn aus dem Augenwinkel an: „Immerhin ist er aufgestanden.“ „Soviel Grausamkeit hätte ich dir aber nicht zugetraut“, kam es von ihm. „Da fragt man sich doch wirklich von wem ich solche Grausamkeiten haben könnte.“ Mit einem vielsagende Blick setze sie ihren Weg fort. „Wir verlieren ihn noch aus den Augen. Bisher geht er den richtigen Weg.“ Kai folgte ihr: „Worum geht’s eigentlich? Ich war ja schon überrascht so früh und dann noch an einem Sonntag von dir angerufen und zu Tyson bestellt zu werden.“ Sie reichte ihm den Zettel, den Mr. Dickenson ihr überreicht hatte: „Hier. Das hat mir mein Großvater eben gegeben. Ich hab’ die anderen auch angerufen – außer Tyson. Der wird vor vollendete Tatsachen gestellt.“ „Du bist heute wirklich grausam“, erwähnte Kai beiläufig. „Sagt der netteste und rücksichtsvollste Mensch auf Erden“, erwiderte sie mit ironischem Unterton. Ihr Freund ging darauf nicht weiter ein und las die Mitteilung: „Interessant.“ „Denke ich auch. Das wird doch gerade Tyson, der gestern noch so wegen der WM gejammert hat, sicher interessieren“, erklärte sie. Kai nickte kurz. Sie waren fast da, als Ray, der immer noch knapp zwanzig Meter vor ihnen ging plötzlich abbog. „RAY!“, rief Naomi. „Verdammter Idiot, bleib stehen!“ Und schon rannte sie ihm nach, während Kai ihnen langsam folgte. Kaum hatte sie ihn eingeholt, fasste sie ihn am Arm: „Man, jetzt hör doch mal auf mit dem Theater!“ „Wieso Theater?“, entgegnete er zornig. „IHR lauft MIR doch nach.“ „Wir wollen zu Tyson“, erklärte sie ruhig. „Wegen der Mitteilung?“, fragte er. Sie nickte. „Und wozu braucht ihr mich da?“, wollte Ray weiter wissen, wobei er eindeutig genervt klang. „Das wirst du noch sehen. Komm bitte mit.“, antwortete sie. „Mir tut das von vorhin und das mit dem Wecken auch leid.“ Er seufzte und wurde wieder ruhiger. Niedergeschlagen blickte er zu Boden: „Darum geht’s nicht. Mir geht’s doch einfach wirklich schlecht. Ich will meine Ruhe.“ „Ich weiß. Und ich verstehe das auch. Aber bitte, komm mit. Nur jetzt. Wir lassen dich auch alle den restlichen Tag in Ruhe“, versuchte sie ihn umzustimmen. Ray sah zur Seite: Eigentlich war es ja egal. Er war ohnehin ziellos aufgebrochen. Und was sollte er mit diesem Tag schon groß anfangen? „Meinetwegen.“, antwortete er leise. Und somit folgte er Naomi zurück zur Straßenecke, an der Kai wartete. „Na? Hat unser Zicklein sich wieder beruhigt?“, fragte der Russe, kassierte dadurch jedoch einen Seitenhieb mit dem Ellenbogen von Naomi. „Jetzt bring ihn nicht dazu, es sich wieder anders zu überlegen.“, zischte sie. Er runzelte die Stirn: „Warum hast du ihn nicht im Bett gelassen?“ Sie sah ihn mit einem vielsagenden Blick an: „Darum?!“ Doch Kai wusste in diesem Moment nicht, was „Darum“ genau bedeutete. Kurze Zeit später kamen sie am Haus der Grangers an. Davor trafen sie Tysons Großvater, der den Gehweg fegte. „Guten Morgen, Mr. Granger“, begrüßte Naomi ihn höflich mit einer Verbeugung. „Welch Überraschung, euch hier so früh zu sehen. Guten Morgen, Kinder. Tyson der Faulpelz liegt noch im Bett. Aber ihr könnt gerne reingehen und ihn wecken“, entgegnete der alte Mann. „Das ist dein Job, Nao. Du hast ja jetzt Übung.“ Kai legte ihr kurz die Hand auf die Schulter und ging dann an ihr vorbei. „Sehr witzig.“ Sie sah Ray an. Doch dieser winkte ab: „Ne, das tue ich mir heute nicht an. Warte zur Not auf Hilary.“ Im selben Moment bog diese auch schon mit Kenny um die Ecke und betrat das Grundstück. Naomi stürmte auf sie zu: „Guten Morgen! Hilary, du kommst wie gerufen.“ „Ähm... du hast mich ja auch angerufen und her bestellt“, erwiderte sie verwirrt, bevor sie und Kenny Mr. Granger begrüßten. „Ach ja... egal. Geh’ doch bitte rein und weck unsere Schlafmütze. Aber beeil dich bitte“, fuhr Naomi fort und fasste Kenny am Arm. „Komm Chef, wir gehen schon mal in den Garten!“ Und schon zerrte sie den Kleineren um die Hausecke. Hilary blickte Ray irritiert an, doch dieser zuckte ahnungslos mit den Achseln und folgte dann seinen Freunden. „Was ist denn heute mit der los? Erst ruft sie zu einer für sie ungewöhnlichen Zeit an und bestellt einen hier her und jetzt soll ich auch noch Tyson wecken?“ Etwas verwirrt und kopfschüttelnd betrat Hilary letztlich das Haus der Grangers, ohne weiter darüber nachzudenken. Tyson, der noch friedlich in seinem Bett schlummerte, als Hilary sein Zimmer betrat, ahnte nicht, dass er auch an diesem Tag mit entsetzlicher Grausamkeit geweckt werden sollte. „TYSON! AUFSTEHEN!“, war Hilarys gut hörbarer Weckruf, der dem eines Militärbefehlshabers gleichte und dafür sorgte, dass der Blauhaarige mit einem „Was? Hilfe!“ hochschreckte und letztlich aus dem Bett fiel. „Na also.“ Zufrieden verschränkte das Mädchen die Arme. Irritiert und verschlafen blickte Tyson zu ihr hoch: „Was ist denn jetzt los? Hast du einen Knall mich am Sonntagmorgen so zu wecken? Wie spät ist es überhaupt?“ „Spät genug. Und jetzt komm! Nao will uns irgendwas mitteilen oder so.“ Sie packte den Japaner an den Beinen und zog ihn bäuchlings über den glatten Holzboden in seinem Zimmer zur Tür. „Hey, mach mal langsam!“ Tyson versuchte von ihr los zu kommen – ohne Erfolg. „Das tut doch weh!“ Doch Hilary zog in rücksichtslos weiter – endlich wusste sie, warum der Boden im Haus lackiert und damit zum größten Teil spiegelglatt war. Ray hatte sich gerade auf der Veranda hinterm Haus niedergelassen, als Max um die Ecke bog und müde gähnte: „Morgen!“ „Morgen!“, entgegnete Kenny. „Heute ohne Anhang da?“, erkundigte sich die Blonde, als ihr auffiel, dass Kyko nicht bei ihm war. „Na hör mal – es ist Sonntag früh. Schon schlimm genug, dass du mich aus dem Bett geklingelt hast. Das konnte ich Kyko nicht antun“, kam es zähneknirschend von Max. Im selben Moment ging die Hintertür des Hauses auf und Hilary betrat die Veranda. Die Anderen schenkten ihr jedoch weniger Beachtung als Tyson, der, nur mit seiner Schlafanzughose bekleidet, über den Fußboden von ihr hinterher gezogen wurde. „Hilary, was soll der Scheiß?“, moserte er. „Frag Nao!“, konterte sie und ließ seine Beine unsanft fallen. „Morgen, Max! Morgen, Kai!“ Ihre Freunde starrten die Beiden verblüfft an, während Max ein verdattertes „Morgen!“ hervorbrachte. „Und meine Weckmethode war grausam, Ray?“. Naomi sah weiter auf den mit allen Vieren von sich gestreckt am Boden liegenden Tyson. Auch der Schwarzhaarige beäugte ihn etwas schockiert: „Na ja, so gesehen bin ich wirklich froh, dass der Fußboden bei uns nicht mal halb so glatt ist.“ „Also? Weshalb hast du uns herbestellt?“, wollte die Braunhaarige wissen. „Wegen...“, Naomi suchte ihre Hosentaschen ab, „Hey, wo ist der Zettel?“ Da zog Kai das Schreiben von Mr. Dickenson aus seiner Tasche und hielt es ihr entgegen. „Ach ja“, jetzt fiel es ihr mit leicht missmutigem Blick wieder ein, „ich habe ihn dir ja vorhin gegeben.“ „Scheinst auch noch nicht ganz wach zu sein“, kam es vom Teamkapitän. „Kann schon sein. Dann kannst du ihn auch gleich den Anderen vorlesen.“ Naomi ging einige Schritte zurück zur Hausecke, um das Tor des Grundstücks und die davor liegende Straße einsehen zu können. „Ich muss eh aufpassen, wann das Taxi kommt.“ „Taxi?“, kam es von Max und Hilary gleichzeitig. Der immer noch apathisch auf dem Boden liegenden Tyson warf winselnd ein „Aua.“ dazwischen. „Ja, Taxi.“ Ihre Freunde blickte Naomi fragend an, als man auch schon ein Auto vor dem Haus halten hörte. „Taxi?“, überlegte Kai – er wusste, dass heute irgendetwas war: Ihm fiel nur nicht mehr ein was. Naomi blickte nochmals um die Ecke: „Ah, da ist es!“ Und schon wurde Ray von ihr am Arm gepackt. Dieser sah sie verwundert an: „Was für ein Taxi? Was wird das hier?“ „Wirst du schon sehen“, war ihre knappe Antwort. Da fiel scheinbar auch Kai wieder ein, was heute für ein Tag war: „Ach so. Hatte ich ja ganz vergessen...“ Nun blickten die Anderen ihn an. „Was hast du vergessen?“, fragte Max irritiert. „Hätte einer von euch Beiden mal die Güte uns darüber aufzuklären, was hier heute los ist?“ „Später.“ Kai sah seine Freundin an. „Na dann, macht dass ihr endlich wegkommt!“ „Sind schon dabei.“ Naomi versuchte Ray zum Aufstehen zu bewegen. Doch dieser blieb stur: „Sag mir erst mal, was du jetzt wieder vor hast! Du wolltest mich doch in Ruhe lassen, wenn ich mit herkomme.“ Sie seufzte: „Ich muss eine Freundin vom Flughafen abholen.“ „Toll. Und warum muss ich dann mitkommen? Nimm doch Kai mit! Du weißt, dass mir nicht nach so was ist“, moserte der Chinese. „Ich habe leider keine Zeit“, erklärte Kai. „Wo ich schon mal hier bin, muss ich gleich noch Tyson und Max etwas schikanieren.“ Den Protest, den der Blonde nun äußerte, und das Knurren, das vom Fußboden hinter Hilary ausgingen, überhörte er großzügig. „Was bist du denn für ein Freund? Hast keine Zeit für deine Freundin“, kam es skeptisch von Ray. „Fragt sich was du für einer bist?! Jetzt komm!“ Und mit einem kräftige Ruck zog Naomi Ray hoch und mit sich in Richtung Taxi. Seufzend ließ er sich mitziehen – eigentlich war ihm heute ja doch alles egal. Naomi hielt jedoch noch mal kurz an, ließ Ray los, lief kurz zurück zu Kai, um ihm einen Kuss auf die Wange zu geben, und eilte dann wieder zu Ray, um ihn weiter zum Wagen zu schieben. Keine Minute später fuhr das Auto mit den Beiden davon. Max, der das Schauspiel auch um die Hausecke herum noch weiter beobachtet hatte, schüttelte wirsch den Kopf: „Was ist denn heute mit Nao los?“ „Nichts besonderes.“ Kai ließ sich auf die Veranda sinken und reichte Hilary das Schreiben vom Vorsitzenden der BBA. „Deshalb sind wir hier.“ Mit fragendem Gesicht nahm sie das Papier entgegen und faltete es auseinander, bevor sie laut vorlas: „Sehr geehrte Damen und Herren!...“ Knurrend stieg Ray nach über zwanzig Minuten Fahrt mit Naomi vor dem Tokyo International Airport aus dem Taxi, nachdem seine Freundin den Fahrer bezahlt hatte. „Wer bezahlt dir eigentlich den Spaß, mal eben mit einem Taxi hier herzugurken?“, fragte Ray grimmig, als sie die Landseite eines Terminals betraten. „Mein Vater – wer sonst?“, antwortete sie gelassen, während sie durch die große Flughafenhalle gingen. „Na muss ja wichtiger Besuch sein.“ Ray war sichtlich genervt. Naomi seufzte: „Man jetzt hör auf zu nörgeln und lass uns einfach in Ruhe warten.“ Ray blieb neben ihr stehen, als Naomi auf eine der großen Anzeigetafeln mit den Ankunftsdaten der einzelnen Flüge blickte: „Erst schmeißt du mich brutal aus dem Bett, dann bekomme ich nichts zum Frühstück, sondern werde zu Tyson gescheucht und jetzt soll ich mir hier die Beine in den Bauch stehen – hast du irgendwas gegen mich?“ Wieder seufzte sie, bevor sie ihr Portmonee hervorholte, einige Yenmünzen herausnahm und sie ihm in die Hand drückte. „Hol’ dir da vorne was zu essen und gib Ruhe!“ Etwas genervt deutete sie auf einen Snackautomaten in einiger Entfernung. Mit einem grimmigen Blick wandte Ray sich ab und ging in besagte Richtung, Naomi seufzte abermals: Sein Liebeskummer schien Ray nicht nur zu einem Griesgram gemacht zu haben, sondern ihn auch auf der Leitung stehen zu lassen – zumindest war es nicht normal, dass er bisher nicht darauf gekommen war, weshalb sie hier waren. Wartend blickte sie zur Glastür, hinter der jede Sekunde die Person hervorkommen musste, wegen der sie hier waren – zumindest war der Flug laut Anzeigetafel bereits gelandet. Und tatsächlich: Naomi entdeckte ihre Freundin, nach der sie Ausschau gehalten hatte, und hob als Zeichen freudig eine Hand hoch in die Luft. Die Andere erblickte sie und eilte ebenso fröhlich auf sie zu. Kaum war sie bei ihr angekommen, fiel sie ihr um den Hals. Naomi erwiderte die Geste. „Und wo ist er?“, erkundigte sich das Mädchen. Naomi grinste und deutete in Richtung Snackautomat, wo Ray die Auswahl begutachtete. Ihre Freundin grinste zurück, stellte ihre Reisetasche neben der Blonden ab und ging langsam auf den Jungen zu, der auf das Essen vor ihm konzentriert war. Wie von einer Tarantel gebissen sprang Tyson plötzlich auf: „Ein Turnier? Ein Turnier, ein Turnier, EIN TURNIER?“ Hilary sah ihn über die Schulter an, als er ihr völlig aus dem Häuschen das Schreiben, welches sie soeben vorgelesen hatte, entriss: „Ja, ein Turnier.“ Tyson starrte voller Übermut und Vorfreude auf das Blatt in seiner Hand, welches dabei etwas zerknitterte: „EIN TURNIER!“ „Na, der ist ja auf einmal hellwach“, stellte Max fest. Und scheinbar hatte Mr. Dickensons simples Presseschreiben wirklich jeden Funken Müdigkeit aus dem Körper des Japaners vertrieben. Wieder und wieder las er sich den Text durch, in dem geschrieben stand, dass die BBA mit anderen großen Beybladeorgarnisationen, wie der PBB, beschlossen hatte, weltweit Benefizturniere auszurichten. Jeweils zwei Teams auf jedem Kontinent sollten also bei einem großen Wettkampf gegeneinander antreten – dabei ging es einzig und alleine um den Erlös aus den Eintrittskarten, der für einen guten Zweck gespendet werden sollte. Für Asien waren die Bladebreakers und White Tiger X vorgeschlagen worden, so wie es aus dem Schreiben hervorging. „Jetzt krieg’ dich ein. Erst mal müssen wir überlegen, ob wir überhaupt daran teilnehmen“, erklärte Kai. Max legte den Kopf schief: „Warum sollten wir das nicht tun?“ Der Russe verschränkte die Arme: „Ich beyblade nicht, um Kindern in Indien ihr Mittagessen zu finanzieren.“ „Du bist ein egoistischer Arsch!“, wütend über Kais Aussage verpasste Hilary dieses Mal ihm eine Kopfnuss – sehr zu Tysons Zufriedenheit. Grimmig rieb Kai sich den schmerzenden Hinterkopf: „Meinte ich ja nicht ernst.“ Hilary und Naomi schienen heute beide die Brutalität gepachtet zu haben: Sie hatten nicht nur Ray und Tyson kaltherzig und auf grausame Art und Weise geweckt, sondern auch ihm, Kai, beide einen Hieb verpasst. „Also ich würde sagen, wir nehmen daran teil“, unterbrach Kenny seine Freunde. Die ganze Zeit über hatte er auf Dizzy herum getippt. Die Anderen sahen ihn fragend an, weshalb er weiter erklärte: „Das Gästebuch auf eurer Webseite wurde seit gestern überschwämmt.“ „Wieso? Was steht denn da?“, fragte Hilary im Namen aller. Kenny begann einige Einträge vorzulesen: „Kasumi schrieb: WAS? Die WM fällt aus? Das darf nicht sein! Ich habe mich doch so gefreut euch mal wieder live zu sehen! – Sai schrieb: Was für eine Schweinerei – werden wir Fans vielleicht auch mal gefragt? Wir wollen euch sehen! P.S. Tyson du bist der Größte!...“ Der Blauhaarige nahm eine selbstsichere Pose ein: „Recht hat er.“ Die Anderen sahen ihn kurz skeptisch an, ehe sie ihre Aufmerksamkeit wieder Kenny schenkten: „Ayumi schrieb: Kai und Nao ihr seid so ein süßes Paar – ich wünsche euch alles Gute! P.S. Schade, dass die WM ausfällt.“ Kai hob’ eine Augenbraue: „Den kannst du löschen.“ „Warum?“, entgegnete Hilary. „Ihr seid doch ein süßes Paar.“ „Muss da trotzdem nicht stehen“, entgegnete Kai knurrend. „Ach über euch gibt’s noch mehr“, ergänzte Kenny. „Hier steht zum Beispiel: Unbekannt schrieb: Kai, du Loser, lass deine Finger von Naomi! Sie gehört uns Fans!“ „Schreib: Grüße zurück an den Loser, der sich nicht mal traut seinen Namen anzugeben“, antwortete Kai, während er ein leises Kichern von Tyson vernahm. Doch Kenny las weiter vor: „Chi schrieb: Keine WM? Betrug! P.S. Ray, willst du mit mir gehen? – Yoshifumi schrieb: Schade, dass die Weltmeisterschaft nicht stattfindet. Ich hätte euch so gerne endlich mal live gesehen – habe das ganze Jahr schon für die Eintrittskarte gespart. – Kanaye schrieb: Wieso fällt die WM aus? Das ist nicht fair! Ihr müsst etwas unternehmen! – Fujita schrieb: Och Mensch, da freut man sich so auf die Meisterschaft und dann das! P.S. an Hilary und Naomi: Wollen wir mal zusammen was essen gehen?“ Hilary lief leicht rot an: „Da kennt mich wer?“ „Na ja, es gibt halt auch Fans, die den Namen unserer Managerin wissen“, erklärte Max. Kenny seufzte: „Ja, es gibt noch mehr Einträge, wo du auch erwähnt wirst. Eigentlich werden wir alle irgendwo mal erwähnt. Ray führt aber, glaube ich. Aber ich lese jetzt nicht alles vor – zu viel.“ „Du wirst auch erwähnt?“, fragte Tyson überrascht. Kenny rieb sich verlegen den Hinterkopf: „Ja, aber nicht so oft.“ „Na ja, wie auch immer. Dann müssen wir wohl teilnehmen“, erwähnte Max. Der Braunhaarige nickte: „Andernfalls wird der Server, auf dem eure Webseite liegt, sicher demnächst abstürzen.“ „Ok, ich verstehe zwar kein Wort, von dem was du jetzt gerade gesagt hast, aber als eure Managerin habe ich beschlossen, dass wir teilnehmen“, verkündete Hilary, die sichtlich stolz war, offenbar auch Verehrer unter den Fans zu haben. „Schreib das gleich auf die Seite, Kenny!“ Doch dieser sah Kai an: „Was sagt denn der Kapitän dazu?“ „Ich bin wohl sowieso überstimmt – und so vernachlässigen wir wenigstens das Training nicht“, antwortete er. Hilary blickte ihn argwöhnisch aus dem Augenwinkel an: „Du hast doch nur Angst, dass ich dir noch mal eins überzieh.“ Kai ignorierte sie jedoch. „Also gut...“ Und schon machte sich Kenny als Administrator der Seite daran, auf der Homepage der Öffentlichkeit den Entschluss mitzuteilen – weitere Infos würden folgen. „Gut, wo wir das geklärt hätten“, Tyson drehte sich um und warf den Zettel gleichgültig über seine Schulter, „kann ich ja wieder ins Bett gehen. Gute Nacht!“ Damit verschwand er wieder im Haus und zog die Tür, unter den verwunderten Blicken der anderen, hinter sich zu. Hilary schüttelte den Kopf und wandte sich dann neugierig an Kai: „Und wo wollte Naomi vorhin so eilig hin?“ „Ach“, der Graublauhaarige lehnte sich zurück, „nur Rays Liebe vom Flughafen abholen.“ Erdnüsse, Chips, Reiscracker, Schokolade, Müsliriegel... Ray wusste nicht, für was er sich entscheiden sollte: Das Angebot an internationalen Leckerein war reizvoll und verlockend. Ein Seufzen folgte: „Hach, aber eigentlich ist es auch egal.“ Somit warf er das Geld in den Münzschacht und wählte per Tastendruck eine Tüte Fruchtgummis, die sogleich mit einem leisen ‚Klatsch’ in der Ausgabe landete. Ray nahm die Tüte an sich: Warum hatte er sich dafür entschieden? Er war doch gar nicht so für Süßes. Doch sein Hunger war stärker, als seine Abneigung. Er öffnete die Tüte und nahm sich ein rotes Fruchtgummi, das aussah wie eine Ente. Kurz betrachtete er es, bevor es in seinem Mund landete. „Gummienten zum Frühstück – super.“ Seufzend drehte er sich um. Er hatte seine Bewegung noch nicht ganz ausgeführt, als er plötzlich jemanden neben sich hörte: „Ich kann dir ja nachher etwas Richtiges zum Frühstück machen.“ Wie perplex erstarrte Ray in seiner Handlung, bevor er langsam den Kopf zur Seite wandte. „Was hältst du davon, Schatz?“, lächelte ihn ein Mädchen mit rosaroten Haaren an – ein Mädchen das er nur zu gut kannte. Doch Ray bewegte sich keinen Millimeter, sondern starrte wortlos sein Gegenüber an. Naomi gesellte sich dazu und setzte das Gepäck des Ankömmlings grinsend ab: „Hmm, ich glaube, es hat ihm die Sprache verschlagen.“ Aber schon im selben Moment, ließ Ray die Fruchtgummitüte fallen und fiel dem Mädchen ihm gegenüber um den Hals: „Mao...“ Naomi stolperte nach vorne und konnte gerade noch die Süßwaren auffangen, ehe sich kleine Enten, Hasen und anderes Getier auf dem Boden des Terminals verstreuten. „Wirf doch nicht gleich die schönen Süßigkeiten weg“, murmelte sie, während sie neben Ray hockte und sich eine der Leckerein in den Mund schob. Doch der Schwarzhaarige nahm sie nicht wahr: Tränen liefen über sein Gesicht, während er das Mädchen in seinen Armen fest an sich drückte. Und sie erwiderte seine Umarmung glücklich: „Ich habe dich auch vermisst, Ray. Du glaubst gar nicht, wie froh ich bin hier zu sein.“ Mit verweinten Augen sah der Chinese wehmütig seine Freundin an: „Ich dachte, du wärst vielleicht sauer, weil ich mich nicht gemeldet habe.“ „Ach, Blödsinn. Nao, hat mir am Telefon erzählt, wie sehr du leidest“, auch Mariah traten Tränen in die Augen, „und mir ging es ja nicht anders – ich hätte es nicht ertragen, nur deine Stimme am Telefon zu hören.“ Sie klammerte sich wieder fest an ihn. Ray legte seinen Kopf auf ihren: „Ich liebe dich so sehr.“ „Ich dich auch“, bekam er gleich darauf zur Antwort, ehe Mariah sich zu ihm hochreckte und ihn sanft küsste. Naomi richtete sich wieder auf und beobachtete die beiden: „Hach, wie kitschig.“ Allerdings wurde sie von dem Liebespaar erneut ignoriert, sodass sie sich wieder den Fruchtgummis widmete. Ray konnte nicht glauben, dass es wirklich Mariah war – seine Mariah – die vor ihm stand. Sein Herz schien Achterbahn zu fahren – so glücklich war er plötzlich. Und auch seiner Freundin ging es nicht anders – wie sehr hatte sie ihn vermisst? Sanft strich Ray ihr eine Träne aus dem Augenwinkel: „Nicht weinen.“ Mariah musste unter Tränen grinsen: „Du weinst doch selber!“ „Ach egal.“ Wieder küsste er sie und schloss sie dann wieder fest in seine Arme. „Ich kann’s einfach nicht glauben, dass du da bist. Ich hab dich so vermisst.“ „Ich dich auch“, kam es leise von ihr. Naomi rollte mit den Augen und schob sich dann zwischen die Beiden: „Soweit wart ihr schon.“ Verwundert blickte die Beiden sie an – ihr Tränenfluss hatte scheinbar durch Naomis Dazwischengehen nachgelassen. Die Blonde stützte eine Hand in die Hüfte: „Ihr könnte zu Hause weiter rumturteln, aber ICH habe auch noch nicht gefrühstückt. Also lasst uns endlich fahren! Ich habe Mao schließlich nicht hergeholt, damit wir jetzt die ganze Zeit hier am Flughafen rumstehen.“ Ray und Mariah grinsten sich kurz an, bevor Ray seine Arme um Naomis Taille legte und sie hochhob. „HEY!“, protestierte sie erschrocken, während sie an seinen Schultern Halt suchte. „Lass mich runter!“ „Danke, Nao!“ Sie blickte verwundert zu ihm hinab. „Ich liebe dich!“ Das Mädchen sah ihn skeptisch an: „Wozu habe ich meinen Vater angebettelt, damit er Maos Flug zahlt und mir dein Genörgel angetan, wenn du in Wirklichkeit mich liebst?“ „Du weißt genau wie ich das meine“, grinste Ray. „Ja, weiß ich wohl“, grinste Naomi zurück, bevor sie ihrem besten Freund mit der Fruchtgummitüte auf dem Kopf schlug. „Und jetzt lass mich wieder runter!“ Ray gehorchte und setzte sie wieder ab, bevor sie sich auch schon in einer erneuten Umarmung Mariahs wiederfand: „Vor mir auch ein riesiges Dankeschön – du bist wirklich eine Freundin.“ „Na, ich muss mich wohl eher bei dir bedanken, dass du so kurzfristig kommen konntest - Rays Gejammer war ja in den letzten Tagen nicht mehr auszuhalten“, witzelte Naomi. Mariah lachte und sah Ray an: „Und ich dachte Lee wäre der Einzige gewesen, der sich so ein Gejaule anhören musste.“ „Nein“, seufzte ihr Freund und blickte die Andere wieder an. „Sorry dafür, Nao.“ „Schon vergessen. Guckt mal, der Frosch kann Gymnastik machen!“ Das Mädchen hielt den beiden einen grünen Fruchtgummifrosch vor die nun verwirrten Gesichter und drückten ihn an den Seiten mit zwei Fingerspitzen immer wieder zusammen, sodass er seine Gummibeine bei jedem Druck spreizte. „Nao...“, kam es skeptisch von Mariah. Die Angesprochene schob sich den Frosch in den Mund: „Hmm?“ „Du siehst: Sie ist kein Stück erwachsener geworden, obwohl sie jetzt mit Kai zusammen ist“, seufzte Ray. „Tzz, ich wollte euch nur von eurem Gesäusel abbringen“, schmollte sie. Die anderen Beiden lachten angesichts ihrer Miene, ehe Ray Mariahs Tasche hochnahm: „Dann lasst uns endlich gehen – ich brauche was anderes zu essen, als Gymnastikgummifrösche.“ „Mir schmecken sie zwar, aber wahrscheinlich hast du Recht“, bestätige Naomi, sodass die Drei sich auf den Weg in Richtung Ausgang begaben. Die Blonde reichte Mariah die Tüte, welche dankend hineingriff und, so wie ihr Freund kurz zuvor, eine Ente erwischte. „Und wo wir eben beim Thema waren: Du bist jetzt mit Kai zusammen?“, fragte sie interessiert. „Na ja... ja“, gab Naomi mit schüchternem Blick auf die Süßigkeiten in ihrer Hand zu. „Hat sie dir das nicht erzählt?“, mischte Ray sich ein. Mariah schüttelte den Kopf: „Nein. Sie hat mir nur von dir berichtet – ich hatte mich schon gefragt, wie sie an Kais Handy gekommen war, als sie mich aus eurem Trainingsurlaub anrief.“ „DA hast du Mao schon angerufen?“, fragte Ray Naomi überrascht. Diese nickte lediglich. „Na dann erzähl mal“, kam es weiter von Mariah, „wie kam das mit Kai und dir?“ „Och...“ Naomi druckste herum. Doch Ray legte seiner Freundin einen Arm um die Schulter und begann zu erzählen: „Das fing so an...“ Naomi blieb verdattert stehen, während der Schwarzhaarige Mariah nun alles berichtete, und sah ihnen nach, wie sie gemeinsam die Halle verließen und sich die Glastür hinter ihnen schloss. Erst einige Sekunden später rannte sie ihnen nach: „Hey, wartet! Ray, ich kann das selber erzählen!“ Und so schloss sich die große automatische Schiebetür am Ausgang kurz darauf auch hinter ihr. _____________________________________________________________ So, ich hoffe alle Seelen unter euch, die Ray nicht mehr leiden sehen konnten, sind nun glücklich. XDDD Klar, dass die gute Mariah auch sofort ihren Stecki bei den Charabeschreibung erhalten hat. ^___^ Aber wer denkt, hier kommt jetzt eine Frieden-Freude-Eierkuche-Phase, kennt mich schlecht. *schomal das nächste große Leid aus dem See des Dramas fischt* xP Kapitel 38: ...But it's over now -------------------------------- Heute nur wenige Worte: Danke an alle, die sich über Mariahs Auftauchen gefreut und mir dies auch mitgeiteilt haben. Viel Spaß beim Weiterlesen! ^^ _____________________________________________________________ Freudig hatten Naomis Eltern den Gast in ihrem Hause begrüßt. Und sowohl Ray als auch Mariah hatten sich herzlich bei Mr. Tawakuya, der inzwischen auch den Weg aus dem Bett gefunden hatte, dafür bedankt, dass er das Flugticket gezahlt hatte, bevor Mariah der Familie ein zweites – für einige das erste, sah man von den Fruchtgummis am Flughafen ab - Frühstück bereitet hatte, welches sich nicht nur Naomi und Ray hatten schmecken lassen. Auch der Hausherr und seine Frau waren nicht abgeneigt gewesen, noch einmal zu frühstücken. Und während Ray seine Mariah immer wieder mit kleinen Häppchen gefüttert hatte, hatte Naomi das Paar zufrieden beobachtet: In ihren Augen wirkte es, als wären sie keine vierundzwanzig Stunden liiert. Ihre Beobachtungen waren letztlich jedoch durch das Klingeln ihres Handys gestört worden: Kai hatte angerufen und sie, so wie Ray und Freundin zu Tyson geordert – Zwecks Training. Naomis Protest war kläglich gescheitert und da Ray im Moment einfach nur glücklich war, Mariah wieder an seiner Seite zu wissen, kümmerte ihn dies wenig, so dass die Drei gegen Mittag wieder am Hause Granger ankamen und sich zu den Anderen in den Garten gesellten, wo Mariah freudig empfangen wurde. Hilary war die Erste, die sie zur Begrüßung umarmte: „Schön, dich mal wieder zu sehen.“ „Ja, ich freue mich auch.“ Das Mädchen wandte sich als nächstes an Max, den sie ebenfalls freudig umarmte. Und auch Kenny blieb nicht verschont, was ihm wie so oft, zur Belustigung seiner Freunde, die Schamesröte ins Gesicht trieb. Tyson hingegen blieb auf der Veranda sitzen und brachte nur ein grimmiges „Hi, Mariah!“ hervor. „Oh, was ist denn mit dir los?“, erkundigte sie sich, angesichts Tysons Misslaune. „Er wurde heute zum zweiten Mal von Hilary aus dem Bett geholt – ziemlich grausam, muss man dazu sagen“, erklärte Max. Tatsächlich war das der Grund für die finstere Miene des Blauhaarigen: Kurz nachdem Ray und Naomi zum Flughafen aufgebrochen waren, hatte Kai beschlossen, dass man den Sonntag auch zum Training nutzen könnte, wo sie ohnehin schon mal alle auf den Beinen waren. Also hatte er Hilary nochmals geschickt, um Tyson, der tatsächlich ins Bett zurückgekehrt war, zu wecken. „Zum zweiten Mal?“, Mariah sah ihn mitleidig an, „Und das am Sonntag.“ „Na, er war doch ganz wild auf das Benefizturnier, also kann er jetzt auch dafür trainieren!“ Kai kam so eben aus dem Haus, wo er zur Toilette gegangen war, wieder. Tyson gab als Kontra ein nörgelndes Geräusch von sich, während Naomi sich neben ihn setzte: „Ich will auch wieder ins Bett.“ Doch Kai ignorierte dies. Stattdessen begrüßte Mariah nun auch ihn: „Hi, Kai.“ „Hi“, war seine knappe Antwort. „Du bist herzlich wie eh und je“, kommentierte Hilary dies. „Ist doch nichts Neues.“ Mariah grinste, ging zu Kai hinüber und gab ihm mit dem Ellenbogen leichte Seitenhiebe. „Immerhin hat der Eiszapfen ja offensichtlich Naos Herz erobert. Ray hat mir schon alles erzählt.“ Erwähnter erntete daraufhin einen vorwurfsvollen Blick des Teamkapitäns, den Ray jedoch mit einem gleichgültigen Schulterzucken abtat. „Wisst ihr eigentlich schon von dem Benefizturnier?“, wandte sich nun Max an Mariah. Diese schüttelte den Kopf. „Woher sollte sie es auch wissen, wenn sie heute früh im Flieger saß? Mal abgesehen davon, dass wir die Nachricht erst vorhin bekommen haben. So schnell kann sie nicht bei den White Tigers ankommen“, antwortete Ray. „Hätte ja sein können, dass du ihr noch von was anderem berichtet hast, als Kais und Naos Romanze“, grinste Max. „Das ist keine Romanze...“, murmelte Naomi. Der Blonde grinste weiter: „Meinetwegen auch Beziehung.“ „Hier, bitte.“ Hilary reichte Mariah den Zettel, den Mr. Dickenson ihnen gegeben hatte. Interessiert las sie diesen durch: „Oh, das ist doch mal eine schöne Idee, jetzt wo die WM ausfällt. Aber dann fehle ich wieder so viel in der Akademie.“ „Ach ja, du bist ja schon in der Ausbildung“, erinnerte sich Hilary, die genau wie die Anderen inzwischen wusste, dass Mariah sich nach Ende ihrer Schulpflicht nun zur Kindergärtnerin ausbilden ließ. „Und macht es Spaß?“, wollte Max wissen. Mariah faltete den Zettel wieder zusammen: „Ja. Ist zwar manchmal ganz schön anstrengend, aber ich bin mir sicher, es wird sich lohnen. Kinder sind einfach so süß.“ „Hach, vielleicht werde ich auch mal was in die Richtung machen“, überlegte Hilary. „Nein, danke. Mir klingeln jetzt schon die Ohren, wenn ich dran denke, wie laut Kinder sein können“, überlegte der Amerikaner neben ihr. „Du erträgst Tyson seit drei Jahren – so schlimm können Kinder nicht sein“, witzelte Naomi, ehe sie Tyson angrinste, der sie böse ansah. „Wenn ihr mit dem Schmieden eurer Zukunftspläne fertig seid, können wir dann endlich mit dem Training anfangen?“ Ernst wie immer unterbrach Kai die Anderen. Tyson war im Begriff ihn nachzuäffen, doch der gefährliche Blick des Russen hielt ihn davon ab. Und somit fand auch er sich kurz darauf in der Ausführung von Kais kurzerhand aufgestelltem Trainingsplan und in einem Match mit Ray wieder. Der Schwarzhaarige schien ihm dieses Mal jedoch haushoch überlegen und so musste Tyson nach wenigen Sekunden unter die Veranda des Hauses krabbeln, um Dragoon wieder hervorzuholen. „Das sieht doch schon viel besser aus als die letzten Tage“, stellte Hilary fest, die sich nur zu gut daran erinnerte, wie lustlos Ray in letzter Zeit trainiert hatte. „Kein Wunder.“ Mit einem Grinsen blickte der Chinese zu seiner Freundin, die zurücklächelte. „Pah!“, kam es von Tyson, während er unter der Veranda hervorkroch, „Ich bin nur müde, das ist alles.“ „Aber natürlich“, lachte Hilary. „Das meine ich ernst!“ Entschlossen kehrte der Blauhaarige zur Beyarena zurück. „Ich werde es dir beweisen!“ „Tu das.“ Und unter Hilarys und Mariahs Lachen begann erneut ein Kampf zwischen den Beiden, während auch die Anderen in ihr Training vertieft waren. Ungeduldig sah Kyko auf ihre Armbanduhr und schwenkte ihre kleine Handtasche hin und her, während sie wartend vor einem Café in der Tokioter Innenstadt stand. Den Weg dorthin hatte ihr eine SMS vom Vortag gewiesen. Das Mädchen beobachtete wie die kleinen Strasssteinchen auf ihrer Tasche das Sonnenlicht reflektierten. Als sie aufgewacht war, hatte Max das Haus bereits verlassen – er hätte dringend zu Tyson gemusst, sie dafür aber nicht wecken wollen, wie sie von Mr. Tate erfahren hatte. Kyko war das nur allzu gelegen gekommen. So hatte sie sich nicht überlegen müssen, warum sie lieber in die Stadt ging als den Tag mit ihm zu verbringen, und hatte die Zeit somit nutzen können, um sich noch mehr zu stylen, als sie es sonst ohnehin schon tat. Schließlich gab es dafür einen guten Grund! Und eben jener kam nun von der Seite auf sie zu gelaufen: „Hey, Ky!“ Freudig wirbelte die Rothaarige herum: „Ah, Sei! Da bist du ja.“ Vollkommen aus der Puste blieb er vor ihr stehen: „Entschuldige die Verspätung. Aber selbst Sonntags kommt man mit dem Auto kaum in City – von der Parkplatzsuche mal ganz zu schweigen.“ Sein Gegenüber lächelte und umarmte ihn zur Begrüßung: „Macht doch nichts. Ich freue mich, dich zu sehen.“ „Ich mich auch.“ Er löste sich von ihr und betrat mit ihr das Café. Bis zur Abenddämmerung ließ Kai das Team an diesem Tag, trotz jeder Proteste, trainieren. Einzig und alleine Ray war so in Höchstform, dass ihm dies nicht viel ausmachte. Doch die anderen Drei warfen irgendwann das Handtuch, sodass der Graublauhaarige sich irgendwann erweichen und sie nach Hause gehen ließ. Gähnend schloss Max die Haustür auf und betrat den Flur: „Bin wieder da!“ Noch während er die Tür hinter sich schloss und die Schuhe auszog, kam sein Vater aus der Küche – und wieder trug er seine lächerliche Küchenschürze mit dem ‚Küchenbär’. „Oh, ist aber spät geworden...“, stellte Mr. Tate fest. „Ich weiß. Kai hat einen Knall!“ Er musterte seinen Vater mit skeptischem Blick. „Zieh die Schürze aus! Was soll Kyko denken?“ „So lange sie noch weg ist, werde ich sie anlassen“, verkündete sein Gegenüber, wobei er sichtlich stolz auf seine Schürze die Brust hinausstreckte. „Wie Kyko ist weg?“ Irritiert sah Max ihn an. Ebenso verwundert kam die Antwort: „Sie ist heute Nachmittag in die Stadt gefahren, nachdem ich ihr gesagt hatte, dass du schon früh zu Tyson musstest. Ich dachte das hätte sie dir gesagt?“ „Öhm, nein.“ Überlegend blickte Max zu Boden: Oder war es ihm entfallen? Abwartend sah Mr. Tate ihn an. „Na ja, sicher wird es ihr auch einfach zu langweilig sein, uns dauernd beim Training zuzuschauen“, sagte Max. Sein Vater war überrascht: „Ihr habt heute wirklich trainiert? Tut ihr doch Sonntags nie. Und dafür musstest du auch noch so früh aufstehen?“ „Jein. Dafür gab’s einen anderen Grund, von dem wusste Kyko aber auch nichts. Deswegen ist sie sicher davon ausgegangen, dass wir sowieso nur trainieren.“ Max lächelte gezwungen, während er an Kais hartes Training dachte. „Und das haben wir ja dann doch noch zu Genüge.“ „Oh je.“ Mr. Tate sah seinem Sohn an, wie erschöpft er war. „Dann geh erst mal duschen! Ich mache dir etwas zu essen.“ „Danke, Paps.“ Somit machte Max sich auf den Weg ins Bad, voller Vorfreude aufs Essen und in der Hoffnung, dass seine geliebte Kyko bald nach Hause kommen würde, damit er ihr vom Tag und dem bevorstehenden Tunier berichten konnte. Es war später Abend und die Zeiger der Uhr schritten auf Mitternacht zu. Kyko konnte ihr Glück nicht fassen: Sie war seit zwei Stunden in einem der angesagtesten Clubs Tokios – und das obwohl sie noch längst nicht volljährig war. Seiichi hingegen war einundzwanzig und hatte es somit geschafft, sie an den Türstehern vorbei mit in den Club zu nehmen, nachdem sie nach ihrem Cafébesuch, durch die Stadt spaziert waren und anschließend einen kleinen Imbiss zu sich genommen hatten. Und die Rothaarige war hin und weg von dem jungen Mann an ihrer Seite, der so eben mit ihr von der Tanzfläche an einen Tisch nicht weit weg zurückgekehrt war: Er sah toll aus, studierte an der hiesigen Uni im zweiten Semester, hatte ein eigenes Auto, eine eigene Wohnung und war ausgesprochen charmant – einfach ein Traum. Und exakt dieser Traum stand ihr nun gegenüber, nippte an seinem mit Vodka-Lemon befüllten Glas und flirtete dabei ausgiebig mit ihr. Und Kyko hatte sichtlich ihren Spaß – sie wusste, dass hier raus keine Beziehung werden würde, alleine schon deshalb, weil sie zu weit von einander weg lebten. Sie hatte Seiichi schon am Nachmittag erzählt, dass sie bei ihrer Tante in Osaka wohnte und hier nur zu Besuch war – bei einem guten Freund. Zugegeben, das mit dem ‚guten Freund’ entsprach nicht ganz der Wahrheit, aber hier ging es ja auch nur um einen Flirt. Und der Tag war viel zu gelungen, um ihn durch die Wahrheit zu zerstören. Überhaupt hatte sie den Tag in vollen Zügen genossen – es war eben doch etwas anderes, ob man seinem Lieblingsteam beim Training zusah oder mit einem netten Jungen ausging. Und letzteres gefiel ihr letztlich doch wesentlich besser. Doch auch dieser großartige Tag hatte ein Ende, als die Reifen von Seiichis Auto vor dem Haus der Tates zum Stehen kamen. „Schade, dass der Tag schon um ist“, bedauerte der junge Mann am Steuer des chicen schwarzen Hondas, der mit laufendem Motor dastand. „Ja“, seufzte seine Beifahrerin und schnallte sich ab. „Aber er war wirklich schön.“ „Das ist nur meiner hübschen Begleitung zu verdanken.“ Er gab ihr einen Handkuss. Kyko lächelte: „Danke.“ Sie öffnete die Tür, stieg aus und wandte sich noch mal an ihr Date, welches auch schon reagierte: „Schlaf gut.“ „Danke, du auch. Gute Nacht!“ Sie schlug die Tür wieder zu und ging zur Haustür. Kaum hatte sie geklingelt, öffnete Mr. Tate ihr und Seiichis Wagen fuhr davon. „Da bist du ja. Ich habe mir schon Sorgen gemacht!“, kam es erleichtert von Max’ Vater, während er kurz dem schwarzen Auto hinterher sah und dann die Tür schloss. „Hat dich der Fahrer des Wagens gerade gebracht?“ „Ja, ein Freund von mir.“ Sie verneigte sich leicht vor ihm. „Ich hatte mich verlaufen und mein Handyakku war leer. Tut mir leid, dass sie sich Sorgen machen mussten.“ Sie war zwar von ihren Eltern nicht zum Lügen erzogen worden, doch im Moment erschien ihr dieses Mittel am einfachsten, um weiteren überflüssigen Fragen zu entgehen. „Ach ist ja nicht so wild. Hauptsache dir ist nichts passiert. Komm, ich mache dir noch schnell etwas zu essen. Max wollte eigentlich auf dich warten, aber er ist selber erst sehr spät vom Training nach Hause gekommen. Und als er dann beim Essen vor Müdigkeit fast eingeschlafen ist, habe ich ihm gesagt, er solle ins Bett gehen, ich würde auf dich warten“, erklärte er, während Kyko ihm in die Küche folgte. „Max hat gewartet?“, schoss es ihr durch den Kopf. Hing er so sehr an ihr? Sie an seiner Stelle wäre einfach ins Bett gegangen. Aber gut, das war seine Sache. Genüsslich verspeiste sie das Abendbrot, welches Mr. Tate ihr serviert hatte, auch wenn sie nicht sonderlich hungrig war, bevor sie ihm eine gute Nacht wünschte und in den ersten Stock ging, während der Hausherr noch das Geschirr abspülte. Zielstrebig ging sie zuerst ins Bad, schminkte sich ab, putzte sich die Zähne und wusch sich gründlich, bevor sie in Max’ Zimmer ging. Dort war es dunkel. Nur zaghaft konnte man im fahlen Licht, dass von den Straßenlaternen durch die zugezogenen Vorhänge am Fenster ins Zimmer geworfen wurden, die Silhouette des Blonden erkennen: Er lag im Bett und schlief offensichtlich tief und fest. Kyko wusste nicht warum, aber aus irgendeinem Grund überkam sie plötzlich ein Gefühl von Zweifel und Schuldgefühlen. Vielleicht hing Max mehr an ihr, als sie bisher dachte? Leise zog sie sich um und schlich sich zu ihm unter die Bettdecke. Kaum hatte sie sich hingelegt, drehte er sich im Schlaf um und legte einen Arm um sie. „Da bist du ja wieder“, murmelte er leise, ohne die Augen zu öffnen. Sie lächelte wortlos: „Ja, da bin ich wieder. Aber ob es richtig ist, dass ich es bin?“ Das Mädchen hatte keine Antwort darauf. Doch die Suche nach einer solchen war ihr um diese Uhrzeit viel zu anstrengend, weshalb sie es bei der offenen Frage beließ und die Augen schloss. Der Montagvormittag setzte da ein, wo der Sonntag für das Team geendet hatte: Beim Training. Und jedem, der daran etwas auszusetzen hatte, begegnete Kai mit dem Argument ‚Benefizturnier’, so dass selbst Tyson, der sich am meisten auf eben jenes freute, kein Kontra einfiel und auch er somit wieder einmal fürchterlich schläfrig auf der Veranda im Garten seines Großvaters saß und herzhaft gähnte. Kai sah ungeduldig auf die Uhr, nachdem Max und Kyko vor wenigen Minuten um die Ecke gebogen waren: „Und wo bleibt der Rest?“ „Wird sicher gleich kommen“, antwortet Max. „Na, heute aus dem Bett gekommen?“, lachte Hilary in Kykos Richtung. „Bin ich gestern auch – wenn auch etwas später als Max“, antwortete sie. „Ich war nur gestern etwas in der Stadt und habe sie mir angesehen.“ „Hmm, okay, ich konnte dir bei unserer Sightseeingtour ja nun wirklich nicht alles zeigen“, stellte Hilary fest. „Aber hättest du was gesagt... ich wäre mitgekommen.“ „Ich kann dich hier ja nicht von deinem Job abhalten“, lächelte die Rothaarige. Dass das nicht der wahre Grund war, musste weder ihr Gegenüber noch sonst jemand der Anwesenden wissen – am wenigsten Max. Auch ihm hatte sie heute früh gesagt, sie hätte sich nur die Stadt noch etwas genauer angesehen. Und er hatte Verständnis dafür gehabt, dass das Training für sie auf die Dauer nicht sonderlich spannend war. Zu Kykos Überraschen hatte er nicht einmal nachgebohrt, warum sie sich nicht gemeldet hatte, sondern ihr stattdessen davon berichtet, dass die Bladebreakers an einem Benefiztunier teilnehmen würden. Doch das sollte ihr nur Recht sein. „Guten Morgen!“ Ein gut gelaunter Ray bog Arm in Arm mit Mariah um die Hausecke und gesellte sich zu den Anderen. Niemand bemerkte die kalten Blicke, die Kyko auf Mariah warf. „Morgen ihr Zwei!“, begrüßte Hilary sie im Namen aller. „Da fehlt immer noch jemand“, kam es trocken von Kai. Mariah grinste: „Müsste gleich hier aufkreuzen.“ Auch Ray musste lachen: „Ja, ich glaube, wir haben Nao unterwegs verloren. Vielleicht ist sie an irgendeiner Laterne im Stehen eingeschlafen.“ „Halt die Klappe, Ray!“ Müde trottet Naomi um die Ecke, überquert mit geknickter Körperhaltung den Verbindungsgang zwischen Wohnhaus und Dojo und ging auf Kai zu, vor dem sie stehen blieb und auf dessen Brust sie schlapp ihren Kopf sinken ließ. „Weck’ mich bitte, wenn ihr mit dem Training fertig seid.“ Kai hob angesichts dieses Schauspiels eine Augenbraue: „Gestern warst du aber munterer, obwohl es wesentlich früher war.“ „Da mussten wir ja auch Mao abholen“, gähnte Naomi, während sie sich weiter an ihren Freund lehnte. „Ach ja“, fiel es Max ein, „ihr kennt euch ja noch gar nicht. Kyko, Mariah. Mariah, Kyko.“ Mariah begrüßte sie freundlich, doch Kyko brachte nur ein ordinäres „Hi“ hervor – sie wusste aus der Klatschpresse nur zu gut wer sie war: Rays Freundin. Die Anderen beobachteten ihr Verhalten. „Meine Güte, ist die immer noch nicht über Ray hinweg? Sie hat doch Max“, dachte Hilary, während sie skeptisch die Rothaarige beäugte. Doch Mariah schien sich nicht aus der Fassung bringen zu lassen. Sie hatte bereits am Vortag von Max’ Freundin und deren Augen für Ray erfahren. Aber IHREN Ray ließ sie sich sicher nicht von ihr streitig machen. „Das freut mich, dass du mit Max zusammen bist“, lächelte sie. „Jetzt sind außer Kenny alle im Team vergeben.“ „Chef ist mit Dizzy verheiratet und Tyson und Hilary sind ja offiziell immer noch nicht zusammen“, erklärte Ray. „Und wir werden es auch nie sein!“, fauchte Hilary. Tyson bestätigte dies ernst: „Richtig!“ Leises Gelächter machte die Runde. Nur Kai war zu abgelenkt, um sich daran zu beteiligen, zumal er es wahrscheinlich ohnehin nicht getan hätte: „Nao, jetzt reiß dich mal zusammen.“ „Ich will schlafen“, jammerte die Blonde an seiner Brust. Er seufzte: „Kannst du nach dem Training.“ Ihre Freunde beobachteten sie. „Wenn ich so jammere, werde ich entweder von dir zusammengeschissen oder bekomme Schläge von Hilary – das ist nicht fair“, stellte Tyson grummelnd fest und sah Kai schmollend an. „Stimmt, der Schongang, den ihr Nao verpasst, geht wirklich nicht.“ Ray löste sich von Mariah, ging zum Teamleader und Naomi hinüber und fasste durch ihr T-Shirt hindurch nach ihrem BH-Verschluss, zog diesen ein Stück und ließ ihn dann zurückflutschen. Mit einem lauten „Aua“ schreckte das Mädchen hoch und drehte sich zu dem Schwarzhaarigen um: „Spinnst du? Das tut doch weh!“ „Das war die Rache für gestern früh!“, verkündete Ray triumphierend. Naomi funkelte ihn böse an, während Kai seufzte: „Hauptsache du bist jetzt wach.“ Nun sah Sie ihn entgeistert an: „Kai, du kannst doch nicht zulassen, dass ich so von Ray geweckt werde.“ „Stimmt“, kam es kühl von ihm, „eigentlich sollte ich auch noch mal ziehen, um sicher zu gehen, dass du jetzt wirklich wach bleibst.“ „Wag es nicht!“, das Schlimmste befürchtend ging Naomi unter dem Lachen ihrer Freunde einige Schritte zurück. Doch Kai beendete den Spaß kurz darauf und brachte das Team in seinem üblichen Befehlston zum Trainieren. Während sie damit begann, ließ Mariah sich neben Hilary auf der Veranda nieder. Kyko beobachtete sie dabei: Jetzt wo sie hier war, fand sie Ray nur noch halb so reizvoll. Zumindest würde die Rosarothaarige, die nun dasaß und fröhlich ihren Freund beim Training beobachtete, sicher nicht zulassen, dass sie sich Ray auch nur noch ansatzweise so sehr näherte wie in den vergangenen Tagen – zumindest ging sie davon aus. Aber eigentlich hatte ihr Schwarm das ja ohnehin nicht gemocht. Nur hatte sie das nicht davon abgehalten, sich trotzdem an ihn zu hängen. Mariah war da schon ein größeres Hindernis. Plötzlich spürte Kyko, wie ihr Handy in der Hosentasche vibrierte. Sie holte es hervor: Eine SMS, die ihr ein Lächeln auf Gesicht zauberte. Seiichi fragte nach einem erneuten Treffen. Was sprach dagegen? Mariah war ihr hinsichtlich Ray ohnehin im Weg. Sie sah zu ihrem Freund: Max trainierte fleißig. Er würde sie sicher nicht zu sehr vermissen – und es war ja nur ein Treffen. Und wo das Training sie inzwischen ohnehin langweilte... Eilig tippte sie eine Antwort ein, nicht merkend, dass Hilary sie beobachtete. Ihr Handy wieder wegsteckend, ging sie zu Max hinüber und unterbrach ihn kurz: „Du, sei mir nicht böse, aber ich gehe wieder in die Stadt. Ist mir doch irgendwie zu langweilig.“ „Kein Problem. Viel Spaß!“ Er lächelte, bevor sie ihn kurz küsste, sich mit einem Wink von den Anderen verabschiedete und das Grundstück verließ. Max setzte sein Training ebenso wie der Rest des Teams unbeirrt fort. Nur Hilary blickte skeptisch seiner Freundin nach. „Ich glaube, ich werde noch ein paar Besorgungen machen“, verkündete sie beiläufig. Kenny nahm von ihrer Aussage keine große Notiz, da er zu sehr in die Daten, die Dizzy ihm berechnet, vertieft war. Ganz anders Mariah: „Hey, ich könnte dich begleiten, wenn’s dir nichts ausmacht. War ja lange nicht mehr in Tokio.“ Ob das so eine gute Idee war? Schließlich wollte Hilary Kyko nachspionieren. Zwar hatte sie Max versprochen, es zu lassen, doch sie traute ihr einfach nicht über den Weg. Aber wieso sollte Mariah sie dabei stören? Vielleicht würde sie ihr sogar helfen. Daher nickte die Braunhaarige, stand auf und wandte sich an die Anderen: „Leute? Mariah und ich gehen etwas bummeln. Bis später!“ „Ist klar... ihr dürft euch vom Acker machen“, grummelte Tyson, während Mariah zu Ray lief, um sich mit einem innigen Kuss zu verabschieden. „Hör auf zu nörgeln und mach weiter, Tyson!“, kam es von Kai, ehe er den Chinesen beobachtet, welcher sich scheinbar nicht aus dem Kuss seiner Freundin lösen konnte. „Und du finde jetzt auch ein Ende, Ray, und trainier’ weiter!“ Mariah grinste in den Kuss, bevor sie ihn beendete und mit Hilary aufbrach, während Ray Kai nun vorwurfsvoll ansah. Dieser beachtete ihn jedoch nicht weiter und beschäftigte sich wieder mit Dranzer, der vor ihm im seine Kreise zog. Mariah fand sich wenig später in der U-Bahn wieder. Fragend wandte sie sich nun an Hilary: „Warum fahren wir eigentlich bis in die Innenstadt? Hier in der Nähe gibt es doch auch viele Geschäfte, oder?“ Hilary seufzte: Offensichtlich war der Zeitpunkt gekommen, an dem sie ihr erklären musste, dass sie unauffällig Kyko gefolgt waren, die zwei Türen weiter vorne eingestiegen war. „Wir folgen ihr.“ Hilary nickte in die Richtung, wo man in einer kleinen Menschentraube den Rotschopf sehen konnte. Da man nur ihren Hinterkopf sah, fragte die Andere nach: „Kyko?“ Erneut folgte ein Nicken der Anderen. Und während sie sich nun hinter einem etwas korpulenteren Mann mit Tageszeitung vor der Nase versteckten, erzählt Hilary von ihrem Verdacht, ihrer ersten Spionage und dem Streit mit Max. „Ach so. Verstehe.“ Mariah sah an dem Mann vorbei zu Kyko, die wie Hilary vermutet hatte, scheinbar wirklich in die Innenstadt wollte, da sie sich dort, dank Hilarys Führung, etwas auskannte, und bisher nicht ausgestiegen war. „Da bin ich dabei.“ Überrascht blickte Hilary die Andere an: „Du machst mit?“ Mariah ging wieder in Deckung und bejahte dies: „Mich interessiert wirklich, wo sie hin will.“ Die Managerin atmete auf: „Und ich dachte schon, du sagst mir jetzt, ich soll es lassen, weil es mich nichts angeht.“ „Na ja, angehen tut es uns wohl wirklich nichts. Aber ich mag sie nicht – sie scheint schließlich wirklich ein Auge auf Ray geworfen zu haben, so wie sie mich begrüßt hat. Ich wollte es ja erst nicht glauben, als du mir gestern erzählt hast, wie sie anfangs zu Nao war. Aber inzwischen glaube ich dir jedes Wort. Und wenn sie wirklich Spielchen mit dem armen Max treibt, dann muss man ihr einfach nachspionieren und gegebenenfalls etwas unternehmen“, erklärte Mariah. Hilary war sichtlich zufrieden: Diese Frau war eindeutig besser als Partner für so was zu gebrauchen als Tyson. Gemeinsam folgten sie Kyko mit gewissem Sicherheitsabstand aus einer U-Bahn-Station inmitten der City bis zu einem Café, vor dem sie wartend stehen blieb. Hilary und Mariah versteckten sich auf der anderen Straßenseite hinter der Warenauslage einer Boutique und beobachteten das Geschehen. „Siehst du? Genau das Café hatte ich ihr empfohlen, als ich ihr die Stadt gezeigt habe“, kam es ernst von Hilary, als auch schon ein junger Mann zielstrebig auf Kyko zuging und sie mit Wangenkuss umarmte. „Ha! Da!“ „Vielleicht ein guter Freund?!“, meinte Mariah, welche das Objekt ihrer Spionage ebenfalls nicht aus den Augen verlor. „Dann frage ich mich, warum sie es verheimlicht?! Oh, sie gehen ins Café“, beobachtete Hilary. „Dann müssen wir jetzt wohl warten, bis sie wieder rauskommen.“ Mariah stimmte dem zu und so harrten sie eine gute Stunde aus, bis Kyko mit ihrer Begleitung das Lokal verließ. Nun galt es, sich wieder an ihre Fersen zu heften und sie im Menschengewusel nicht aus den Augen zu verlieren – und das war nachmittags in einer überfüllten Einkaufsstraße in der japanischen Hauptstadt durchaus eine Kunst für sich. Doch den zwei Mädchen gelang es, ihnen zwei Stunden lang kreuz und quer durch die Weltgeschichte zu folgen und sie beim Schaufenstergucken zu beobachten. Zu guter Letzt landeten sie vor einem Kino. Kykos Begleitung kaufte zwei Karten, bevor er einen Arm um sie legte und mit ihr in Richtung der Kinosäle ging. Eilig stürmte Hilary zur selben Kasse, wo aufgrund der frühen Uhrzeit noch keine Schlange stand: „Der selbe Film wie die beiden vor uns – zwei mal.“ Mariah stand irritiert daneben, während Hilary der Kassiererin das Geld überreichte und die Karten in Empfang nahm: „Wäre es nicht besser, wenn nur einer geht? Oder wenn wir gleich beide hier warten? Kino ist doch so teuer.“ „Nichts da. Nachher verpassen wir noch was.“ Und schon zog Hilary Mariah mit sich. Im richtigen Kinosaal angekommen hielten sie Ausschau nach Kyko und Begleitung, entdeckten sie und setzten sich einige Reihen hinter sie, während über die Leinwand bereits Werbespots flimmerten. Keine fünf Minuten später begann der Film und als der Titel eingeblendet wurde schlug Mariah die Hände über dem Kopf zusammen: „Den kenne ich.“ „Hast du ihn schon gesehen?“, fragte Hilary leise. Mariah schüttelte den Kopf: „Nein, aber Lee wollte sich den noch unbedingt anschauen. Das ist ein Actionfilm. Sprich explodierende Autos, quietschende Reifen und Schießerein – in so einen Film schleppt man doch kein Mädchen. Und dann noch um DIE Uhrzeit! Oder geht ihr Japaner immer nachmittags ins Kino?“ „Öhm...“ Hilary wusste keine Antwort darauf. Eigentlich ging sie nie ins Kino. Und was man sich dort mit seinem Freund, Date oder sonst was ansah, wusste sie auch nicht, da sie bisher nichts davon gehabt hatte. Auf eine Antwort wartete die Andere jedoch nicht mehr, als plötzlich ihr Handy klingelte. Erschrocken rutschten die Zwei auf ihrem Sitz hinab, um nicht entdeckt zu werden, während Mariah ihr Telefon hervorholte, da sich nun sämtliche Zuschauer genervt nach ihnen umdrehten. „Ja?“, flüsterte die Rosarothaarige leise ins Telefon. „Ich bin’s. Alles okay?“ Ray war am anderen Ende der Leitung. „Ja“, antwortet sie leise, „aber wir sitzen gerade im Kino.“ „Kino?“, fragte er verwundert. „War eine spontane Idee“, erklärte sie. „Ach so. Na ja ich wollte nur Bescheid sagen, dass ihr euch ruhig Zeit nehmen könnt. Kai denkt noch nicht dran, uns gehen zu lassen. Wünsche euch noch viel Spaß“, kam es vom anderen Ende. „Danke“, erwiderte Mariah. „Lieb' dich.“ „Ich dich auch.“ Damit legte Ray auf, ebenso Mariah. „Ray?“, fragte Hilary. Sie nickte: „Jetzt wird er mich sicher fragen, wie der Film war. Dabei wollte ich mich nicht darauf konzentrieren.“ Hilary lächelte, bevor sie wieder etwas hoch rutschte, um weiter Kyko zu beobachten. Der Film war, wie Mariah bereits angekündigt hatte, ein Actionstreifen mit lauter absurden Stunts in Form von sich überschlagenden Autos, Schießerein und Explosionen. Die Zwei langweilten sich schrecklich, da auch zwischen den Objekten ihrer Beobachtung nichts nennenswertes passierte, und waren froh, als nach mehr als einer Stunde endlich der Abspann zu sehen war und das Licht wieder anging. Sie beobachteten Kyko wie sie mit dem Jungen den Saal verließ, und eilten ihnen hastig aber unauffällig nach. „Also ich weiß nicht. Aber das sieht weder nach Liebe noch nach Freundschaft aus. Für das eine ist es zu oberflächlich und für das andere zu intensiv“, stellte Hilary fest, während sie nun am späten Nachmittag in einem Park saßen und das Paar aus sicherer Entfernung beobachteten. „Ist bis jetzt ja wohl auch nur ein Flirt“, entgegnete Mariah. Hilary sah sie an: „Ein Flirt?“ „Na die flirten doch bis zum geht nicht mehr, so wie es aussieht“, kam es zurück. Die Braunhaarige blickte in Kykos Richtung, die gerade von dem Unbekannten ein Blume entgegennahm, die er auf die Schnelle von der Wiese neben ihnen gepflückt hatte: So flirtete man also? Im selben Moment geschah etwas, was beiden die Sprache verschlug: Kyko küsste ihren Begleiter – auf den Mund. „Ok, jetzt ist es sicher: Sie geht fremd“, verkündete Mariah. „Komm! Wir stellen sie zur Rede!“ „Nein!“ Hilary packte Mariah am Arm, welche sie verwundert ansah, und hielt sie auf. „Wir mischen uns nicht weiter ein. Das kann wenn nur einer tun...“ Und schon zog sie die Andere, die etwas irritiert war, in Richtung der nächsten U-Bahn-Station. Kyko beobachtete die Stromleitungen, die an der Tunnelwand vorm Fenster des U-Bahn-Zugs vorbeirauschten. Sie war auf dem Weg zurück zum Hause der Tates. Erneut hatte sie einen tollen Nachmittag mit Seiichi verbracht. Und nicht nur das: Sie hatte ihn geküsst. In diesem Moment war ihr bewusst geworden, dass sie dieses Spiel beenden musste, wenn sie nicht wollte, dass es eskalierte. Sie liebte Seiichi nicht – er war nur ein Flirt gewesen. Und das hatte sie ihm auch gesagt. Ihr Date war nicht sonderlich enttäuscht gewesen, da auch er sie wohl nur als solchen angesehen hatte. Er hatte es nur etwas bedauert, als sie ihm mitgeteilt hatte, dass sie sich nicht mehr treffen könnten, hatte es letztlich aber akzeptiert, da ihm bewusst war, dass sie ohnehin in Kürze wieder in Osaka sein würde. Und so waren sie, mit dem Versprechen, in Kontakt zu bleiben, auseinander gegangen. Doch ihr größtes Problem stand noch vor ihr: Max die Sache zu erklären. Wie sollte sie ihm ihre Entscheidung verständlich machen? Sie wollte ihm nicht wehtun – das hatte er nicht verdient. Story of my life Searching for the right But it keeps avoiding me Sorrow in my soul Cause it seems that´s wrong Really loves my company Gedankenverloren kam sie irgendwann am Haus ihres Freundes an. Mr. Tate öffnete ihr die Tür, als sie klingelte. „Nanu? Warst du nicht mit Max beim Training?“, fragte er überrascht. „Ja, aber ich war dann noch etwas in der Stadt.“ Sie zog ihre Schuhe aus. „Ist er noch nicht wieder da?“ Der Vater schüttelte den Kopf. Kyko wandte sich zur Treppe: „Dann warte ich oben auf ihn.“ Und schon war sie im ersten Stock verschwunden. Mr. Tate dachte nicht weiter darüber nach, da er zurück ins Geschäft musste. Kyko hingegen dachte sehr genau nach, als sie nun in Max’ Zimmer stand: Ihr Nachthemd lag noch so auf seinem Bett, wie sie es heute Morgen dort zurückgelassen hatte – Max’ Schlafanzughose lag ebenso daneben. He´s more than a man And this is more than love The reason that the sky is blue The clouds are rolling in Because I´m gone again And to him I just can't be true Sie war auf der Suche nach etwas – doch das hatte sie bisher nicht gefunden. Und Max hatte es nicht verdient, was sie hier tat. Anfangs waren da Schmetterlinge im Bauch gewesen, doch inzwischen war die Luft raus. Um es kurz zu machen: Sie liebte ihn nicht mehr – hatte es vielleicht auch nie. Es war wahrscheinlich nicht mehr als eine Schwärmerei gewesen. Doch der Gedanke daran, es ihm zu sagen, schmerzte Kyko. Sie mochte Max. Er war ein herzensguter Mensch und hatte es nicht verdient, dass man ihm so weh tat. Und es würde ihm wehtun, denn sie war sich mehr als sicher, dass er sie aufrichtig liebte. Doch wie sehr würde es ihn verletzen, wenn sie weiter mit Seiichi und vielleicht noch anderen Jungen ausging und er über Umwege davon erfahren würde? And I know that he knows That I´m unfaithful And it kills him inside To know that I am happy with some other guy I can see him dieing Sie griff nach ihrem Nachthemd: Sie hatte schöne Erinnerungen an die Zeit mit Max. Doch das reichte nicht, um sie an seiner Seite zu halten. Sie wollte ihm nicht länger etwas vorspielen. Warum sie diesen Entschluss nun gefasst hatte, wusste sie nicht. Vielleicht war es Mariahs Auftauchen, die ihr die Illusion genommen hatte, dass man mal hier mal da etwas flirten konnte. Vielleicht war es aber auch einfach, weil Max ihr doch zu viel bedeutete, um die Wahrheit weiter vor ihm zu verbergen. Er sollte seine Leben ohne ihre Lügen führen können. I don´t wanna do this anymore I don´t wanna be the reason why Everytime I walk out the door I see him die a little more inside I don´t wanna hurt him anymore I don´t wanna take away his life I don´t wanna be a murderer Sie ließ das Nachthemd in ihre offne Reistasche neben dem Kleiderschrank fallen, bevor sie ins Bad ging. Ein emotionsloses Gesicht sah sie aus dem Spiegel über dem Waschbecken an: Wie viel Mühe hatte sie sich gestern gegeben, um Seiichi zu gefallen? Zu diesem Zeitpunkt hatte sie bereits ausgiebig über ihr Handeln nachgedacht. Doch da hatten sie ihre Gedanken noch nicht davon abhalten können, ihr Spiel weiter zu spielen. Mit ernster Miene sammelte sie ihre Kosmetiksachen ein, packte sie in ihren Kosmetikkoffer und trug diesen zurück ins Nebenzimmer, um ihn ebenfalls in der Reisetasche zu verstauen. I feel it in the air As I'm doing my hair Preparing for another date A kiss up on my cheek He's here reluctantly As if I'm gonna be out late Auch ihr sonstiges Eigentum fand bald den Weg in die Tasche. Sie würde zu Tyson gehen, wenn Max nicht vorher hier auftauchen würde, und sich dort von ihm verabschieden, bevor sie mit der U-Bahn zum Bahnhof fuhr, um dort ein Ticket nach Osaka zu lösen. Es war nicht richtig gewesen, dass sie gestern und heute nicht gesagt hatte, warum sie wirklich in die Stadt wollte. Aber warum bohrte er auch nie nach? Nur was wenn er es getan hätte? Sie hätte ihn doch belogen. I say I won't be long Just hanging with the girls A lie I didn't have to tell Because we both know Where I'm about to go And we know it very well Plötzlich hörte sie die Haustür auf und wieder zu gehen. „Bin wieder dahaaaa!“, hörte man Max’ fröhliche Stimme im Hausflur. „Man bin ich wieder im Eimer.“ Mr. Tate kam offenbar aus dem Laden, da man nun auch ihn hörte: „Ihr trainiert ja wohl wirklich fleißig. Kyko ist oben.“ Und schon hörte man Max die Treppe hinaufspurten. Wenige Sekunde später stand er hinter ihr in der Zimmertür. „Hey, Schatz! Wie...“ Doch sein Satz, der freudig begonnen hatte, brach mit einem Mal ab. Kyko konnte im Nacken spüren, wie er fassungslos dastand und auf sie und die gepackte Tasche, deren Reißverschluss sie im selben Moment zuzog, starrte. „Kyko, was ist? Was... was machst du da?“, war seine entgeisterte Frage. Ja, was tat sie hier? Das fragte sie sich inzwischen selbst. 'Cause I know that he knows I'm unfaithful And it kills him inside To know that I am happy with some other guy I can see him dying I don't wanna do this anymore I don't wanna be the reason why Everytime I walk out the door I see him die a little more inside I don't wanna hurt him anymore I don't wanna take away his life I don't wanna be a murderer Doch genauso wenig wie sich selbst konnte sie ihm eine Antwort auf diese Frage geben. Überhaupt wusste sie, entgegen ihres Vorhabens nun absolut nicht mehr, was sie ihm sagen sollte. Mit dem Rücken zu ihm erhob sie sich und nahm ihre Tasche: „Tut mir Leid, Max.“ Sie wandte sich um und ging an ihm, der mit ungläubigem Gesichtsausdruck dastand, vorbei. „Viel Glück beim Turnier“, damit war sie auch schon auf dem Weg nach unten. Max blieb wie versteinert stehen. Starr blickte er in den verlassenen Raum – alles was er noch hörte war wenig später das Geräusch der ins Schloss fallenden Haustür. _____________________________________________________________ So, jetzt stehen wahrscheinlich einige von euch gerade genauso unter Schock wie Max - entweder wegen dem Ende oder weil ich endlich mal wieder ein paar Lyrics (Rihanna - Unfaithful) mit reingebracht habe. XDDDD Ich hoffe nur, ihr seid nicht auch erstarrt. ôo Nya, wird sich ja zeigen... x3 Kapitel 39: 'Cause we're friends -------------------------------- Aloha! Da bin ich wieder. Meine Hand tut's inzwischen wieder weitestgehend - Danke für die Genesungswünsche, die ich von vielen bekommen habe. Und natürlich auch danke nochmal für sämtliche Kommentare zum letzten Kapitel. Viel Spaß mit diesem hier! ^_^ _____________________________________________________________ So schnell er nur konnte rannte Tyson durch die ruhigen Wohnstraßen, während die Sonne sich über ihm weiter dem Horizont nährte und den Himmel bereits in zarte Orangetöne tauchte. Er hatte zusammen mit Ray in aller Seelenruhe, und über Kai und sein Training fluchend, die Getränkeflaschen, die er und seine Freunde während des Trainings benötigt hatten, weggeräumt, während die Anderen bereits nach Hause gegangen waren, als plötzlich Hilary und Mariah in den verlassenen Garten gestürmt gekommen waren. Vollkommen aus der Puste und mit panischem Gesichtsausdruck hatte die Braunhaarige ihn an den Schultern gepackt. Und immer wieder gingen Tyson auch jetzt noch ihre Worte durch den Kopf: „Kyko betrügt Max. Wir haben es gesehen! Tyson, du musst was tun, bevor sie ihn noch mehr verletzen kann!“ Er hatte es nicht glauben und es wieder als die Einbildung Hilarys abtun wollen, bis Mariah ihm bezeugt hatte, was sie gesehen hatten. Dies hatte ihn erschüttert. Doch zunächst hatte er nicht gewusst, was er in diesem Fall tun sollte, bis Ray, der mitgehört hatte, sich eingeschaltet hatte: „Du weißt nicht wie Max darauf reagieren wird, wenn er davon erfährt. Ich wüsste auch nicht, was ich tun würde, wenn Mao mir beichten würde, dass sie mich betrügt. Es war schon hart genug, als sie nicht hier war – ohne Nao hätte ich das nicht ausgehalten. Und du als Max’ bester Freund solltest auch an seiner Seite sein, wenn er davon erfährt.“ „Und was, wenn sie es ihm nicht sagt?“, war Tysons Frage gewesen. „Dann sagst du es ihm! Er muss die Wahrheit wissen, bevor er sie wer weiß wie erfährt. Und er hat ein Recht darauf, sie zu erfahren!“, das war Mariahs ernste Antwort darauf gewesen. Und der Blauhaarige hatte eingesehen, dass seine Freunde Recht hatten – dass er als Max’ bester Freund irgendetwas tun musste. Er wusste zwar nicht was, doch er war sich sicher, dass er es sich nie verzeihen würde, wenn er Max in so einer Situation einfach alleine lassen würde. Daher rannte er nun, um schnellstmöglich bei seinem Freund zu sein – warum er es so eilig hatte, obwohl er nicht den geringsten Schimmer hatte, was ihn erwartete, wusste er nicht. Aber vielleicht war es auch gerade seine Ahnungslosigkeit die ihn so antrieb. Völlig aus der Puste kam er am Haus der Tates an, als er auch schon erschrocken stehen blieb, da Kyko ihm mit ihrem Gepäck vor der Haustür entgegenkam. Sie blickte ihn traurig an und blieb kurz stehen, offenbar überlegend, was sie sagen sollte: „Hey, Tyson...“ „Kyko, ...“ Er wusste nicht was er antworten oder tun sollte. War er zu spät? Hatte Kyko ihm schon alles gebeichtet? Hatte er sie daraufhin hinausgeworfen? Nein, das sah Max nicht ähnlich – oder doch? Er hatte keine Ahnung. Vielleicht ging sie auch von sich aus?! So wie es aussah, hatte sie sich dazu entschlossen, sich ihm gegenüber keine Zeit für Erklärungen zu nehmen, da sie nun mit gesenktem Kopf an ihm vorbeiging: „Mach’s gut! Und kümmere dich bitte um Max.“ Sich fragend, was er nun tun sollte, blickte er ihr hinterher: „Kyko, warte!“ Sie sah noch mal über die Schulter zu ihm: „Hmm?“ Tyson dachte darüber nach, was er nun sagen sollte, als im selben Moment auch schon die Haustür aufgerissen wurde und Max herausstürmte: „KYKO!“ Der Japaner beobachtete, wie er an ihm vorbeilief, ohne Notiz von ihm zu nehmen, und das Mädchen am Arm fasste. „Warum gehst du? Was soll das?“ Aus Max entgeisterter Frage schloss der Blauhaarige, dass Kyko ihm nichts gesagt hatte, sondern einfach gegangen war. Sie sah zu Boden: „Tut mir wirklich leid, Max. Lass mich bitte.“ „Aber warum? Warum willst du gehen? Habe ich irgendetwas falsch gemacht?“ Verzweiflung lag in der Stimme des Amerikaners. „Erkläre es mir!“ „Nein, du hast nichts falsch gemacht“, antwortete sie leise und mit einem Unterton, der deutlich machte, wie schwer es ihr fiel zu gehen. „Was ist es dann?“ Er ließ sie nicht los – klammerte sich sogar noch fester an ihren Arm. „Ich will dir nicht wehtun, aber ich...“, sie zögerte und einige Sekunden der Stille vergingen, bevor sie sehr leise zu Ende sprach, „...ich liebe dich nicht mehr.“ Wie traumatisiert ließ Max von ihr ab und seine Hand sinken: Der Schock und der Schmerz standen ihm ins Gesicht geschrieben. „Verzeih mir, dass ich nicht schon früher ehrlich zu dir und mir war. Danke für die Zeit...“ Sie warf noch einen letzten Blick auf Tyson, bevor sie sich abwandte und ihren Weg fortsetzte. Max blieb wie angewurzelt stehen: Er war nicht in der Lage noch einen klaren Gedanken zu fassen. Alles was in seinem Kopf herumirrte war die Frage „Warum?“. Mit leblosem Gesichtsausdruck und unfähig, sich auch nur einen Millimeter zu bewegen, blickte er seiner Freundin nach, bis diese um die nächste Ecke verschwunden war. Sein Freund machte wenig später hinter ihm Anstalten, sich auf ihn zu zu bewegen: „Max...“ Doch der Blonde reagierte nicht. Er blieb ausdruckslos stehen. Kleine Wasserperlen bildeten sich in seinen Augenwinkeln, ehe er die Augen zukniff, sich abrupt umdrehte, zurück zur Haustür rannte, wobei er Tyson unsanft zur Seite stieß, und im Haus verschwand. „MAX!“, der Japaner zögerte nicht lange und eilte ihm durch die immer noch offenstehende Tür nach. Im Hausflur kam ihm Mr. Tate entgegen. Er hatte seinen Sohn die Treppe hinaufrennen und Tyson rufen hören und daher besorgt das Geschäft erneut verlassen, um nach dem Rechten zu sehen. Fragend blickte er den Blauhaarigen an: „Oh, Tyson, was ist passiert?“ Aber der Angesprochene, bereits auf dem halben Weg in den ersten Stock, nahm sich nicht viel Zeit für ihn: „Später, Mr. Tate.“ Während er nun gänzlich nach oben rannte, schloss der Vater verwundert die Tür, wobei er überlegte, ob er dem Freund seines Sohnes folgen sollte oder nicht. Tyson fand Max in seinem Zimmer. Er stand mit dem Rücken zu Tür, mit hängenden Schultern, aber geballten Fäusten. Langsam ging der Japaner auf ihn zu: „Max...“ Er wollte eine Hand auf seine Schulter legen, doch kaum dass der Amerikaner dies spürte, zog er seine Schulter auch schon weg. Seine Hand wieder langsam zurückziehend, überlegte der Japaner abermals, was er nun tun oder sagen sollte, als Max plötzlich einen Satz nach vorne machte, ausholte und mit einem festen Schlag seines linken Unterarms seine Nachttischlampe und alles, was sich in ihrer Nähe befand, vom Nachttisch stieß, wobei er ein lautes „Warum?“ in den Raum schrie. Doch kaum war das Klirren der zerbrechenden Glühbirne unter dem, nun verbeulten, Kunststofflampenschirm verklungen, hörte man bereits wie unzählige Bücher den Weg auf den Zimmerboden fanden. Und auch alle anderen Sachen, die mit ihnen im Regal in der Zimmerecke gestanden hatten, wurden mit einem erneuten „Warum?“ grob von Max herausgerissen. Entsetzt beobachtet Tyson das Schauspiel, während er nun erstmals wieder das Gesicht seines Freundes sehen konnten: Wut und Zorn standen darin geschrieben, doch gleichzeitig liefen ganze Tränenflüsse Max’ Wangen hinab. So hatte Tyson ihn noch nie erlebt. Mit der Situation überfordert musste er nun mit ansehen, wie der Blonde ungehalten und erneut mit der selben Frage die Schreibtischplatte mit einem Schlag frei räumte und somit auch ein Trinkglas, welches dort gestanden hatte, auf dem Boden aufschlug und in tausende von Scherben zersprang. Max war drauf und dran auf das einzige Poster, eines seiner Lieblingsband, in seinem Zimmer zu zustürmen und es von der Wand über dem Arbeitsplatz zu reißen, als Tyson einen Schritt auf ihn zumachte und seine Arm fest von hinten um den Oberkörper seines Freundes schlang. Augenblicklich versuchte der Andere sich zu befreien und schrie ihn an: „Lass mich los!“ Doch Tyson hielt ihn nur noch fester. Er wollte nicht, dass er mit der mutwilligen Zerstörung weitermachte und sich möglicherweise letzen Endes selber wehtat. Max drehte sich in seinen Armen hin und her und kämpfte gegen seinen Freund an, doch dieser gab nicht nach. Auch wenn es ihn viel Kraft kostet, der Blauhaarige hielt den Versuchen seines Freundes, sich zu befreien, stand, bis der Andere allmählich nachgab und irgendwann regungslos dastand. Tyson lockerte seinen Griff nur wenig, bemerkte aber währenddessen Mr. Tate im Türrahm stehen. Offensichtlich war er ihm gefolgt und hatte somit ebenfalls einen Großteil von Max’ Wutausbruch mitangesehen – zumindest stand ihm das Entsetzen ins Gesicht geschrieben. Wieder hörte man Max fragen: „Warum?“ Doch dieses Mal kam es wesentlich leiser und weniger wütend als schluchzend von ihm. Tyson sah von Mr. Tate wieder zu Max, ohne ihn loszulassen: Sein Freund ließ den Kopf hängen. Den Boden anstarrend und die Scherben zu seinen Füßen beobachtend, war er allmählich wieder in der Lage erste, klare Gedanken zu fassen. Und der blinde Zorn, durch den er sein Zimmer verwüstet hatte, wich entsetzlicher Trauer. Erst jetzt realisierte er wirklich, was da eigentlich passiert war: Kyko hatte ohne Vorankündigung Schluss gemacht und war gegangen – wahrscheinlich für immer. „Max... es tut mir so leid“, hörte er nun Tyson leise hinter sich – immer noch hielt sein Freund ihn fest. Der Blonde beobachtete, wie seine Tränen auf dem Holzfußboden dunkle Wasserflecken hinterließen, während die Worte des Anderen in seinem Kopf verhallten, ohne dass er groß Notiz von ihnen genommen hätte. In Max’ Innerem fand ohnehin im Moment absolut nichts mehr seinen Platz. Seine Gedanken waren ein einziges Chaos, ebenso wie seine Gefühle. „Tyson, ich hole eben ein Kehrblech“, flüsterte Mr. Tate leise und hörbar mitgenommen. Der Japaner nickte ihm zu und Max’ Vater ging zurück ins Erdgeschoss. Tyson selbst löste nun seine Arme noch etwas, allerdings nicht gänzlich. Er hatte Angst, dass Max erneut in seinem Zimmer wüten oder möglicher Weise sogar zusammenbrechen würde, wenn er dies täte. Aber selbst, wenn er diese Angst nicht gehabt hätte, wollte er seinen Freund in diesem Augenblick nicht loslassen. Langsam lehnte er seine Stirn gegen Max' Nacken: „Entschuldige, dass ich jetzt erst hier bin.“ Tyson plagten plötzlich entsetzliche Gewissensbisse: Vielleicht hätte er eher auf Hilary hören und sich einmischen sollen. Er hatte scheinbar einfach viel zu wenig Feingefühl, wenn es um solche Dinge ging. Während Max immer noch stumm vor sich hin weinend den Boden mit Blicken traktierte, kehrte sein Vater zurück. Tyson erhob seinen Kopf wieder, löste nun seine Umarmung und zog seinen apathischen Freund behutsam in Richtung Bett, darauf bedacht, dass keiner von ihnen auf die Scherben trat, auf welches er ihn sanft hinunterdrückte. Während der Blonde nun starr dasaß, blickte er selbst wortlos über seine Schulter, wo Mr. Tate begann, die Glasstücke zusammen zu fegen. „Warum? Was habe ich falsch gemacht?“ Tyson sah zurück zu seinem Freund, als er ihn dies leise fragen hörte. „Du hast nichts falsch gemacht, Max“, antwortete er bestürzt. Doch seinem Gegenüber schien die Antwort nicht zu reichen, da er ihn nun verweint ansah: „Aber warum ist sie dann einfach gegangen? Wie kommt sie plötzlich darauf, dass sie mich nicht mehr liebt?“ Auf diese Frage war Tyson nicht vorbereitet gewesen. Er vermutete die Antwort darauf zu kennen, doch wie sollte er es seinem besten Freund sagen? Das konnte er unmöglich tun. Verzweifelt wich er dem Blick des Anderen aus und sah zur Tür. Doch Max kannte sein Gegenüber gut genug, um zu wissen, dass er so reagierte, weil er ihm die Antwort verschweigen wollte. Mit den Tränen, die im warmen Abendlicht funkelten, kämpfend sah er ihn ernst an: „Tyson, du weißt mehr als ich! Sag es mir!“ Der Blauhaarige brachte es jedoch nicht übers Herz, seinem besten Freund noch mehr wehzutun. Auf der anderen Seite spürte er nicht nur Max’ durchdringenden Blick, sondern auch den Mr. Tates, denn das schabende und klirrende Geräusch von Scherben, die auf das Metall des Kehrblechs trafen war abrupt verstummt. Was sollte Tyson nun tun? Er hatte schon immer Probleme damit gehabt, unter Druck zu stehen – und das tat er nun wirklich. Aber nun kam noch hinzu, dass er sich von Anfang an mit dieser Situation überfordert gefühlt hatte und jetzt mit dem Rücken gegen die Wand stand. Auf dem besten Wege sich in Ausreden zu flüchten, fielen ihm Mariahs Worte wieder ein: Max hatte ein Recht darauf, die Wahrheit zu erfahren. Und das hatte er wahrscheinlich wirklich. Tyson versuchte sich in Max’ Lage hineinzuversetzen: Würde er diese Art von Wahrheit gesagt bekommen wollen? Wahrscheinlich schon. „Tyson!“, erneut eine deutliche Aufforderung seines Freundes, endlich zu sprechen. Auch wenn es ihn noch mehr verletzen würde, Tysons Entschluss stand fest, sodass er Max nun wieder ansah und kurzer Hand aussprach, was er wusste: „Kyko war nicht alleine in der Stadt – sie hat sich dort mit einem Anderen getroffen.“ Dass bereits die erste Hälfte der Wahrheit Max nicht gut tat, konnte Tyson an seinem ungläubigen Blick sehen: „War... bestimmt nur ein Freund.“ Der Blauhaarige schüttelte zaghaft den Kopf: „Hilary und Mariah haben sie gesehen. Sie haben sich geküsst.“ Dass dies der Gnadenstoß in Max’ ohnehin schon zerbrochenes Herz war, war unschwer zu erkennen, als seinen Augen nun von Tränen geflutet wurden. Somebody said they saw you The person you were kissing wasn't me And I would never ask you I just kept it to myself Doch schon Sekunden später sprang er auf und packte den Blauhaarigen, zu dessen Erschrecken, am Kragen: „Du lügst!” „Max,... nein.“ Erschrocken blickte Tyson in die geröteten Augen des Anderen – mit dieser Reaktion hatte er nicht gerechnet. „Sag mir, dass das nicht wahr ist!“, fuhr Max ihn nun regelrecht an. Man hörte, wie Mr. Tate aufsprang, um sie auseinander zu bringen, doch da ließ Max bereits wieder von seinem Freund ab und den Kopf gemeinsam mit den Händen sinken. „Es tut mir so entsetzlich leid, Max“, wisperte Tyson. Doch sein Freund blickte wieder resigniert zu Boden: „Geht bitte!“ Nun schaltet sich auch sein Vater ein: „Max...“ Aber auch von ihm wollte der Blonde kein Mitleid hören: „Lasst mich alleine!“ Der Erwachsene sah seinen Sohn besorgt an, ehe er Schaufel und Handfeger vom Boden aufnahm und mit deutlichem Blick zu Tyson sah. Diesem war bewusst, dass Mr. Tate damit aussagen wollte, dass sie ihn wirklich alleine lassen sollten. Doch Tyson haderte mit sich: Er wollte Max nicht einfach sich selbst überlassen. Es tat ihm weh seinen Freund so zu sehen. Andererseits wusste er auch nicht, wie er ihm momentan helfen sollte. Und vielleicht war es besser für ihn, wenn er erst mal alleine war. Somit folgte er Max’ Vater zur Tür, sah aber noch einmal zu Max: „Wenn du mich brauchst, ruf’ mich an – egal wann.“ Da der Blonde nicht reagierte, zog Tyson letztlich die Tür hinter sich und Mr. Tate zu. Kaum dass Beide aus dem Raum waren, brach Max erneut in Tränen aus und ließ sich unsanft vor sein Bett sinken. Er fühlte sich einfach nur entsetzlich. So etwas war ihm noch nie passiert. Weder hatte ihn bisher ein Mädchen betrogen, noch hatte ihn je eines einfach sitzen gelassen. Wie hatte das nur passieren können? Er hatte sie doch so geliebt und tat es sogar immer noch, obwohl sie ihn so verletzt hatte. Es war doch alles perfekt gewesen - zumindest hatte es für ihn so ausgesehen. Wie hatte er nur so naiv sein können? I don't wanna know If your playin’ me, keep it on the low Cause my heart can't take it anymore And if your creepin’, please don't let it show Oh baby, I don't wanna know Auf dem harten Fußboden sitzend blickte er zum Fenster hinaus, wo die Abenddämmerung den Sommerhimmel verfärbte. Max fühlte sich verzweifelt. Vielleicht hätte er dieses Ende verhindern können, wenn er auf Hilary gehört und der Sache selber kritischer gegenüber gestanden hätte. Doch nun war es zu spät. Kyko war sicher längst auf dem Weg nach Osaka oder zu ihrem Neuen oder sonst wohin. Und Max war es egal. Er hatte nicht das Bedürfnis ihr nachzueilen. Auch wenn er sich eingestehen musste, dass er sie noch liebte, wollte er sie nicht mehr hier haben. Denn offenbar war er ihr nicht gut genug gewesen – und wenn dem so war, dann war sie es für ihn auch nicht. Da war er sich sicher, auch wenn er im Augenblick diesen Gedanken nur schwer akzeptieren konnte. Did he touch you better then me? Did he watch you fall asleep? Did you show him all those things that you used to do to me? If your better off that way Baby what I like to say Go on and do your thing and don't come back to me Langsam zog er den Fuß, auf dem er gesessen hatte, unter sich hinweg und streckte das Bein gemeinsam mit dem anderen von sich weg, wobei er sein Lexikon und ein paar Schulbücher unachtsam zur Seite schob. Seine Hände ließ er schlapp und tatenlos neben sich sinken, während er mit dem Rücken an seinem Bett lehnte. Mit leerem Blick und Tränenbächen auf den Wangen sah er sich im Raum um: Das Durcheinander hier war nichts gegen das in seinem Inneren, wo sich Gefühle wie Trauer, Wut, Hass und Verzweiflung mischten und jedes davon versuchte, ihn zu dominieren. Und dazwischen lag sowohl im Raum, als auch in ihm ein Scherbenhaufen. Geknickt stand Tyson in der Küchentür des Hauses Tate und beobachtete, wie Max’ Vater den Teil der Glasscherben, den er aufgefegt hatte, im Müll entsorgte. „Ich hätte als sein Vater doch etwas merken müssen.“ Mr. Tate machte sich Vorwürfe, nachdem der Blauhaarige ihm erzählt hatte, wie Kyko gegangen war, und dass Hilary sich schon vorher in Skepsis geübt hatte, was die Beziehung anging. Doch er stand damit nicht alleine da. Und Tyson wäre gerne noch geblieben, doch plötzlich klingelte das Telefon. Mr. Tate reichte ihm den Hörer, nachdem er abgenommen hatte: Es war Tysons Großvater, der mit dem Abendessen wartete und hier anrief, da sein Enkel ohne Handy aufgebrochen war. Wahrscheinlich hatten seine Freunde ihm gesagt, wo Tyson steckte. Der Blauhaarige, wollte ihm erklären, dass er etwas später kommen würde, doch Mr. Tate unterbrach ihn: „Geh’ nur, Tyson! Ich melde mich sofort, wenn Max dich braucht.“ Nach kurzem Zögern, gab er daher nach und bestätigte seinem Opa, dass er sich auf den Weg nach Hause machen würde. Und kaum, dass er aufgelegt hatte, verabschiedete er sich von Mr. Tate, bevor er das Haus trotz seiner Zweifel, ob er nicht doch bleiben sollte, verließ. Vor dem Gebäude blickte er noch einmal hoch zu Max’ Zimmerfenster, ehe er sich abwandte und sich auf den Rückweg durch die hereinbrechende Dunkelheit machte. Die Hände in die Hosentasche gesteckt ging er sichtlich niedergeschlagen die Seitenstraßen entlang. Er dachte angestrengt darüber nach, wie er seinem Freund helfen konnte, kam aber zu keiner Lösung. Und hinzu kam noch, dass er sich selber mit die Schuld an der Sache gab, da er nicht eher gehandelt hatte. Tyson war so in seine Gedanken versunken, dass er nicht einmal bemerkte, dass er einen gewaltigen Umweg ging. Erst als er eine, ihm vertraute, Stimme schräg hinter sich hörte, schrak er auf: „Hey, Tyson!“ Er wirbelte herum: „Kai!“ Der Graublauhaarige saß auf einer Leitplanke an der Straße und blickte auf den Fluss, der parallel dazu verlief. „Was machst du hier?“ Irritiert sah der Blauhaarige ihn an. „Spazieren gehen“, war die gewohnt karge Antwort des Anderen. Der Japaner blickte ihn skeptisch an: „Du gehst aber nicht.“ „Man wird ja wohl noch die Dämmerung genießen dürfen.“ Wieder einmal kein Kontra parat habend, schob Tyson angesichts dieser logischen Antwort die Unterlippe vor, bevor Kai ihn fragte: „Und was rennst du so spät noch geistesabwesend hier herum? Geh’ lieber ins Bett, damit du morgen mal eher aus den Federn kommst und wir pünktlich mit dem Training anfangen können.“ Der Angesprochene sah sich um: Was er hier tat, wusste er nicht. Dass dies nicht der kürzeste Weg zurück nach Hause war, fiel ihm erst jetzt auf, wurde ihm aber auch gleichzeitig entsetzlich gleichgültig. Für wenige Sekunden waren Tyson die Sorgen, die er sich um Max machte, entfallen, doch nun wurden sie ihm wieder schmerzlich bewusst. Langsam ließ er sich neben Kai sinken: „Ich war bei Max. Kyko ist weg.“ Der Teamleader sah ihn fragend an: „Wie weg?“ „Sie ist einfach gegangen.“ Während er nun traurig aufs Wasser sah, welches das Orange und Rot des Himmels wiederspiegelte, und einige wenige Autos hinter ihnen vorbeifuhren, erzählte Tyson auch ihm, was passiert war, begonnen von Hilarys vorausgegangenem Verdacht und den Beobachtungen, die sie gemeinsam mit Mariah gemacht hatte, bis hin zu dem Moment, in dem er Max’ Zimmertür hinter sich zugezogen hatte. „Hmm.“ Kai, der aufmerksam zugehört hatte, blickte gen Himmel. „Er tut mir so leid. Ich hätte eher etwas tun sollen. Ich hätte auf Hilary hören sollen. Und ich hätte mich einmischen müssen!“ Sich selbst verfluchend, krallte Tyson seine Hände neben sich an die Kante der Leitplanke. „Du hättest, hast aber nicht.“ Kai blieb gewohnt ruhig. „Es gibt so oft in unserem Leben Situationen, in denen wir die Zeit gerne zurückdrehen würden, um einiges anders zu machen. Und leider treten die öfter auf, als uns lieb ist.“ Etwas überrascht von dieser Anteilnahme, sah Tyson Kai an: „Wann hattest du denn letztes Mal das Bedürfnis, das zu tun?“ „Heute Morgen, als ich statt Kaffee Tee getrunken habe, weil ich ersteres nicht mehr im Haus hatte – der schmeckte überhaupt nicht“, kam es gelassen von ihm. Tyson sah ihn etwas aufgebracht an: „Das ist ja wohl etwas ganz anderes.“ „Tja, das war aber das letzte Mal.“ Kai störte sich nicht an der Reaktion des Anderen. Doch sein Freund motzte weiter: „Tzz, du hast mal wieder überhaupt keine Ahnung. Du bist ja auch viel zu perfekt, um Anderen gegenüber etwas falsch zu machen.“ „Dass das nicht stimmt, weißt du genauso gut, wie ich. Oder willst du mir sagen, ich hätte mich zum Beispiel am Anfang der Ferien Nao gegenüber richtig verhalten?“ Nun sah der Graublauhaarige ihn ernst an und Tyson sah ein, dass er Kai gerade zu Unrecht beschuldigte. „Im Gegensatz zu dir jammere ich nur nicht so viel herum, sondern versuche das Geschehene wieder gut zu machen. Oder zumindest das Beste aus der Situation herauszuholen. Das ist die einzige Möglichkeit, die du hast, wenn du etwas ändern willst – die Zeit zurückdrehen kann niemand.“ Seufzend blickte Tyson zu Boden: „Und was soll ich machen? Ich habe keine Ahnung, womit ich Max aufmuntern könnte.“ Der Russe blickte kurz überlegend auf den Fluss: „Hat er nicht diese Woche Geburtstag?“ Tyson sah auf: „Ach ja. Habe ich in der Aufregung ganz vergessen. Dabei habe ich gestern noch überlegt, was ich ihm schenken soll.“ „Na dann hast du doch jetzt ein Geschenk – Überraschungsfeier“, kam es gelassen von Kai. Vorfreudig sprang der Andere auf: „Ja! Wir machen es wie an Kennys Geburtstag. Das wird klasse – zwei Partys in zwei Wochen!“ „Nein!" Dieses einzige Wort seitens Kais, vertrieb die Freude aus Tysons Gesicht. Zunächst verwundert, dann etwas wütend sah er ihn an: „Was heißt nein? Du hast mich doch darauf gebracht! Und du kannst doch jetzt in so einer Situation nicht verbieten, dass wir ordentlich feiern.“ „Ich will es ja auch nicht verbieten. Nur ich würde es nicht wie an Kennys Geburtstag machen, sondern anders“, entgegnete der Graublauhaarige. „Anders? Wie anders?“ Etwas genervt davon, dass man Kai mal wieder alles einzeln aus der Nase ziehen musste, sah Tyson ihn abwartend an. Kai ergänzte: „Ohne die Mädchen.“ Es dauerte einige Augenblicke, in denen noch zwei oder drei Autos an ihnen vorbeisausten, bis Tyson die Antwort realisiert hatte. „Ohne die Mädchen?“, wiederholte er verständnislos. „Wieso das?“ „Was denkst du wie Max sich fühlt, wenn er Ray und Mariah oder Nao und mich da zusammen sieht? Du willst ihn doch auf andere Gedanken bringen und nicht noch mit der Nase darauf schubsen, dass Kyko Schluss gemacht hat, oder?“ Der Teamleader dachte mal wieder an alles, wie Tyson feststellen musste. „Öhm, nein. Da ist was dran.“ Überlegend und mit Gedankenfalten auf der Stirn, verschränkte er die Arme. „Aber dann sind wir so wenige.“ Doch Kai schien auch hierfür eine Lösung parat zu halten: „Wer sagt das? Es gibt doch noch genug andere Menschen hier, die man noch kennen lernen kann.“ „Ich glaube nicht, dass mein Großvater davon beigeistert sein wird, wenn ich einen Haufen wildfremder Leute zu uns nach Hause einlade.“ Ironisch verzog Tyson das Gesicht. „Oder feiern wir bei dir?“ „Wohl eher nicht“, antwortet Kai kühl. „Aber man kann auch außerhalb feiern.“ „Und wo?“ Wieder musste Tyson offensichtlich nachbohren, um genaueres zu erfahren. Doch dieses Mal hielt der Andere sich bedeckt: „Das überlass’ mal mir. Du kümmerst dich morgen nur darum, dass die Anderen davon erfahren – bis auf Max natürlich.“ „Und was soll ich ihnen sagen?“ Der Blauhaarige war sichtlich verwirrt darüber, dass Kai plötzlich Pläne schmiedete, um Max zu helfen, und diese dann auch noch geheim hielt. „Dass wir uns Donnerstag um acht vor Max’ Haus treffen“, war die konkrete Antwort. Tyson sah seinen Freund grimmig an: Wie er es hasste, wenn dieser nur Anweisungen gab und sich ansonsten in Schweigen hüllte. Doch er wusste leider nur zu gut, dass man Kai ohne Folter nichts entlocken konnte, was er für sich behalten wollte: „Meinetwegen. Aber wehe, du kommst uns dann mit Training oder so was – ich schwöre, ich drehe dir den Hals um.“ Kai blieb gelassen: „Keine Sorge, werde ich nicht. Ich denke, bis Max wieder auf dem Damm ist, ist Training eh zwecklos, weil der Rest von euch dann auch wieder nicht richtig bei der Sache ist.“ Ein kurzes Schnaufen folgte von Tyson, während Kai sich erhob. „Du bist nicht der Kai, den ich kenne“, äußerte der Japaner nun knapp. Dieses Mal war es der Andere, der fragend drein blickte: „Wie kommst du jetzt darauf?“ „Du bist viel zu hilfsbereit. Und überhaupt... merkwürdig. Früher hättest du mir ins Gesicht geworfen, dass das alles nicht dein Problem ist“, erklärte Tyson. „Das ist aber schon länger her“, antwortete Kai und wandte sich zum Gehen. „Trotzdem richtig unheimlich, was ein Mädchen aus dir machen kann“, fügte Tyson leise hinzu. „Dabei bist du noch gar nicht so lange mit Nao zusammen.“ Kai hörte dies jedoch sehr wohl und lächelte wortlos und vielsagend, Tyson in dem Glauben belassend, dass es Naomis Verdienst war, dass er sich über die Jahre hinweg mehr oder weniger verändert hatte. Ihm war diese Veränderung selber bewusst und sicher hatte seine Freundin in den letzten Wochen genau wie das gesamte Team in den vergangenen Jahren das ein oder andere dazu beigetragen, doch am meisten hatte ihn wohl eine andere einzelne Person verändert – sein Gegenüber. „So ist das eben.“ Mit dieser Aussage kehrte Kai seinem Freund den Rücken zu. „Wir sehen uns dann spätestens übermorgen. Ich melde mich, wenn was sein sollte.“ Damit ging er davon. Tyson sah ihm nach: So ist das eben? Was sollte das wieder? Keine verbessernden Wiederworte oder ähnliches? Doch bevor der Blauhaarige näher über die Eigenarten des Anderen nachdenken konnte, fiel ihm sein Großvater ein: Dieser würde im selben Augenblick vielleicht schon das Abendessen wieder abräumen, weil sein Enkel wieder einmal unpünktlich war. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf, setzte Tyson sein Weg eilig in entgegengesetzter Richtung zu Kai fort. _____________________________________________________________ *hust* Ich glaube, in diesem Kapitel gab es mal wieder die ein oder andere Szene, aus der man mehr als Freundschaft lesen konnte - aber zu eurer Beruhigung/Enttäuschung (kommt auf den Standpunkt an XD), bleibt diese FanFiction hier eine reine Hetero-FF. x3 Aber ob euch das nun besänftigt oder traurig macht (Sry! XD), ich hoffe es hat euch insgesamt gefallen. ó.ò Ach ja, Lyrics: Mario Winans - Hurt No More Kapitel 40: Keep your head up ----------------------------- *herein geschlichen komm**Staub von der FF pust**hust*Ähm ja... was sagt man, wenn man nach mehr als vier Jahren plötzlich wieder die Zeit und die Lust gefunden hat, eine FF weiterzuschreiben? x___X Eigentlich fällt mir nicht wirklich was ein. Viel ist passiert in den letzten Jahren und vieles hat sich verändert - nur nicht die Tatsache, dass ich immer noch gerne diese FF vollenden möchte. Allerdings weiß ich natürlich nicht, ob sie nach der langen Zeit überhaupt noch jemand lesen mag. D: Ich hoffe es sehr... Einen Betaleser habe ich leider auch nicht mehr - kein Wunder, wo ich so lange nicht mehr geschrieben habe. Falls das jemand übernehmen möchte, kann er sich gerne melden. Aber Hauptsache, es liest überhaupt noch jemand. @_@ _____________________________________________________________ Bis auf Max und Kai war das gesamte Team, sowie Mariah, auch am Dienstagmorgen bei Tyson aufgelaufen. Und das nahezu grundlos, wie sich bald herausstellen sollte, denn sie hatte niemand darüber informiert, dass das Training bis auf Weiteres ausfiel. Ein sichtlich schläfriger Tyson saß nun, noch mit der Schlafanzughose bekleidet, neben Kenny und Hilary auf der Veranda des Hauses seines Großvaters, nachdem ihn an diesem Morgen zur Abwechslung Ray gewohnt grob aus dem Bett befördert hatte. Er hatte seinen Freunden gerade von den Geschehnissen am Vorabend berichtet - zumindest in groben Zügen. Er wollte nicht jedes kleinste Detail preisgeben, das er im Zimmer seines besten Freundes mit angesehen hatte. Die anderen waren sichtlich bestürzt von den Entwicklungen. Und so herrschte eine ganze Weile tiefe Stille. Es war Hilary, die diese unterbrach: „Max tut mir so furchtbar leid. Ich wünschte, ich hätte Unrecht gehabt.“ „Ja, das wünschte ich auch. Jetzt haben wir zwar erst mal Ruhe vor Kais Schikanen, aber der Preis dafür war selbst mir zu hoch“, seufzte Tyson. Seine Freunden sahen ihn ungläubig an und Naomi sprach aus was alle dachten: „Wie Ruhe?“ „Achso“, der Blauhaarige fasste sich lachend an den Hinterkopf, „das habe ich fast vergessen. Ich bin gestern auf dem Heimweg noch Kai begegnet und habe mit ihm darüber gesprochen. Er lässt das Training vorerst ausfallen, weil wir im Moment in Gedanken eh nicht bei der Sache wären.“ „UND DAS SAGST DU JETZT?!“, war Naomis empörter Ausruf. „Ich habe mich extra aus dem Bett gequält. Hättest du mich gestern Abend nicht anrufen können? Du bist doch wohl der Letzte, dem ich erklären muss, wie furchtbar frühes Aufstehen ist!“ Tyson schob schmollend die Unterlippe vor: „Ich hab’s vergessen. Außerdem musste ich mich deswegen eben auch unsanft von Ray aus dem Bett werfen lassen. Zumal Kai dir ja offensichtlich auch nicht Bescheid gesagt hat, während der jetzt wahrscheinlich noch tief und fest schlummert. Sonst wäre er wohl hier.“ Etwas weinerlich lehnte Naomi ihre Stirn nun an eine der Säulen die das Dach stützten: „Mein schöner Schlaf. Kai ich bring dich um… und dich auch, Tyson.“ „Jetzt jammer hier nicht so rum! Wir sollten uns lieber Gedanken machen, wie wir Max aufmuntern können. Oder ist dir dein Schlaf so viel wichtiger?“ Ray sah Naomi skeptisch an. Diese richtete sich wieder auf und blickte nun wieder traurig zu Boden: „Nein, natürlich nicht.“ „Das sowas dann auch noch passieren musste, wo er doch morgen Geburtstag hat.“ Kenny ließ bei diesen Worten seinen Blick nicht von Dizzy, als würde sein Bitbeast ihnen helfen können. Doch wieder war es Tyson, dem bei diesem Satz etwas einfiel: „Ach ja, und da wären wir noch mal bei Kai. Er hatte die Idee, dass wir Max‘ Geburtstag zusammen feiern und uns dazu einfach morgen Abend um acht bei ihm vorm Haus treffen – als Überraschung.“ Ungläubigkeit machte die Runde, während Hilary Tyson nun in den Schwitzkasten nahm: „Hast du vielleicht noch ein paar wichtige Informationen, die du uns vorenthältst?“ Er rieb sich kurz den Hals, nachdem sie wieder von ihm abgelassen hatte: „Mann, das ist nicht meine Uhrzeit. Und der Tag gestern war echt anstrengend.“ „Das hat Kai vorgeschlagen?“, Mariah legte den Kopf schräg, „Wir reden aber schon vom gleichen Kai?“ Tyson gähnte: „Ja, ich rede von Mr. Superlaune, der sonst immer nur rumnörgelt - von Naos Macker.“ „Er ist nicht mein Macker“, knurrte die Blonde. „Was ist er dann?“ Ray blickte sie belustigt an. „Mein Freund, mein Teamleader, mein Was-weiß-ich, aber nicht mein Macker. Das klingt total abwertend.“ Naomi verschränkte die Arme. „Na Macker klingt immer noch freundlicher als Eisklotz, Tiefkühltruhe, Spast, Idiot, Penner, Hornochse, Stinkstiefel und was weiß ich nicht, wie du Kai in den letzten Jahren noch so genannt hast“, schmunzelte der Chinese. Dem Mädchen fiel dazu nichts mehr ein, außer Ray fassungslos anzustarren, genau wissend, dass sie in der Vergangenheit wahrhaftig selbst all diese Bezeichnungen für Kai verwendet hatte. Mariah kicherte kurz, ehe sie sich wieder den anderen zuwendete: „Ungewöhnlich, dass ausgerechnet von ihm so eine Idee kommt. Aber verkehrt klingt das nicht. Könnte ganz lustig werden.“ „Jetzt wo du es sagst,“, Tyson rückte etwas von Hilary weg, als er bereits im Augenwinkel sehen konnte, wie sie sich bereit macht, ihm erneut den Kopf zu waschen, weil er noch etwas vergessen hatte zu erwähnen, „Kai meinte noch, dass wir ohne euch Mädchen feiern sollten. Wäre besser für Max in der Situation.“ Der Japaner beobachtete die Braunhaarige und wartete ihre, für ihn erneut schmerzliche, Reaktion ab. Doch sie hielt inne und sah wieder in die Runde: „Wahrscheinlich hat er damit nicht ganz Unrecht.“ Die anderen stimmten ihr nickend zu. „Aber was machen wir dann an dem Abend?“ Mariah sah fragend ihren Freund an, ehe sie sich an seinen Arm klammert: „Dann muss ich dich ja entbehren.“ Ray lachte: „Euch wird schon was einfallen. Und wir bleiben ja nicht ewig weg.“ „Bis vorgestern standest du noch vor deinem persönlichen Weltuntergang und jetzt bist du schon wieder froh, wenn du Ruhe vor deiner Freundin hast, oder wie?“ Nun war es Naomi, die ihn angrinste. „Ey, das habe ich nicht gesagt. Aber ich werde einen Abend schon überleben. Max zu helfen ist mir schließlich auch wichtig“, sagte Ray hastig. Naomi grinste zunächst ihn, dann Mariah an: „Wir machen einfach einen Mädchenabend. So mit DVDs gucken, rumgammeln und über die Jungs herziehen.“ Während sie dafür skeptische Blicke der drei männlichen Anwesenden erntete, löste sich Mariah von Ray und machte freudig einen Satz auf sie zu: „Klingt super. Und ich mache uns dazu etwas Leckeres zu essen.“ „Jap, so machen wir es. Du bist doch auch dabei, Hilary, oder?“ Naomi sah ihre Freundin an. „Ich?“ Irritiert zeigte diese mit dem Finger auf sich selbst. „Klar! Oder siehst du hier noch jemanden, der Hilary heißt?“, bekam sie zur Antwort. Hilary wollte gerade ihre Zustimmung geben, als Tyson ihr lachend auf den Rücken schlug: „Natürlich ist sie dabei. Das hilft ihr vielleicht nicht immer so verklemmt zu sein.“ Die aufschäumende Wut über seine Worte konnte Tyson schon im nächsten Augenblick in Hilarys Augen ablesen, als diese sich nun ihm wieder mit finsterem Blick zuwendete: „Wer ist hier verklemmt?“ „Oh je, das gibt wieder Tote“, seufzte Ray. Doch soweit kam es nicht, da Naomi dazwischen ging: „Beruhig dich Hilary. Du kennst ihn und seine Sprüche doch. Du kannst ihn später umlegen. Jetzt steht erst mal Max im Vordergrund. Und der braucht Tyson von uns allen im Moment wohl am meisten.“ Schnaufend und beleidigt drehte Hilary sich wieder von ihm weg: „Stimmt. Aber ich merke mir das alles.“ Tyson atmete auf, erleichtert darüber, vorerst ohne größere Blessuren davon gekommen zu sein. „Und was ist mit dir Chef?“ Kenny blickte nun erstmals auf, als Ray ihn ansprach. „Ja genau, du bist aber morgen auch dabei, oder? Kneifen gilt es nicht. Sonst schicken wir dich mit zu den Mädels, damit du auch mal lockerer wirst.“ Tyson fand sich selbst gerade irre komisch. „Als wäre er selber Casanova“, dachte Ray mit Blick auf den Blauhaarigen. „Ähm, ja. Was hat Kai denn genau vor?“ Kenny rieb sich verlegen den Hinterkopf, etwas unsicher darüber, ob der geplante Abend wirklich etwas für ihn war. Tyson zuckte mit den Achseln: „Keine Ahnung. Er sagte, das solle ich ihm überlassen.“ „Tja, so ist Kai nun einmal. Ein Geheimniskrämer wie er im Buche steht. Dann wird das sicher nicht nur für Max sondern für uns alle eine Überraschung.“ Überlegend, was ihr Teamkapitän sich wohl hatte einfallen lassen, sah Ray in die Baumkronen, durch die der blaue Sommerhimmel immer wieder stellenweise im sanften Wind hervor lugte. Erneut hörte man Tyson gähnen, ehe er aufstand: „Na ja warten wir es ab.“ „Was hast du vor? Willst du jetzt etwa wieder ins Bett gehen?“ Hilary, die ihren Ärger über Tyson offenbar schon wieder vergessen hatte, sah zu ihm hoch. Er streckte sich: „Würde ich gerne. Aber ich habe Hunger. Ich muss schauen, was ich zu essen finde. Opa hat ja schon längst gefrühstückt. Außerdem will ich dann lieber gleich noch mal bei Max vorbeischauen. Ich muss ihn ja zumindest wieder soweit aufmuntern, dass wir ihn morgen dann überhaupt aus dem Haus bekommen.“ „Das ist lieb von dir.“ Sie war sichtlich erfreut über seinen Entschluss. „Na klar, du kennst mich doch“, er grinste und streckte den Daumen in die Luft, „ich würde nie einen meiner Freunde im Stich lassen – schon gar nicht meinen besten Kumpel.“ Hilary lächelte, als Kenny das aussprach, was sie und wohl auch die anderen dachten: „Und das ist der Grund, warum wir dich alle so gerne haben, Tyson.“ Etwas beschämt rieb dieser sich den Hinterkopf: „Ach hört auf, ihr macht mich ganz verlegen.“ Ein Lachen machte die Runde. Dann stand auch Hilary auf: „Ich werde dir Frühstück machen, damit du gleich fit genug bist, um Max aufzupäppeln.“ Tyson sah sie zunächst ungläubig, dann grinsend an: „Super! Danke dir.“ Sichtlich froh darüber, sich nicht selber mit der in seinen Augen lästigen Nahrungszubereitung beschäftigen zu müssen, richtete er ein „Wir sehen uns!“ an seine Freunde und kehrte ins Haus zurück. Auch Hilary verabschiedete sich von den anderen und folgte ihm. Nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, seufzte Mariah: „Sie würden so ein hübsches Paar abgeben.“ Ihr Freund nickte zustimmend: „Ja, wenn sie sich nur nicht immer gegenseitig beleidigen und mal über ihre Schatten springen würden.“ Nun war es Naomi die gähnte und sich müde ein Auge rieb: „Tja da können wir sicher noch lange warten.“ „Oh, ich kenne zwei Leute, die waren so ähnlich – und plötzlich waren sie zusammen.“ Sie wusste ganz genau, wen Ray meinte. „Mit dem habe ich sowieso noch ein Wörtchen zu reden“, grummelte sie und ballte eine Faust. „Mir einfach nicht Bescheid zu sagen, dass ich heute hätte ausschlafen können. Frechheit.“ „Alles andere hätte mich bei Kai überrascht“, lachte Mariah. „Dem bring ich noch Manieren bei. Aber erst“, wieder musste die Blonde gähnen, „wenn ich ausgeschlafen habe. Bis später, Chef!“ Mit einem Wink in Kennys Richtung wandte sie sich zum Gehen. Mariah und Ray lachten über ihre Aussage, stellten sie sich doch beide sichtlich amüsiert vor, wie Naomi versucht, Kai Manieren beizubringen, ehe Ray sich ebenfalls an Kenny wendete: „Und was machst du jetzt noch mit dem angebrochenen Tag?“ Der Angesprochene war längst wieder in seine Arbeit am PC vertieft und sah nicht auf: „Ach ich werde hier noch etwas sitzen bleiben und die Resonanz der Fans zum Benefizturnier verfolgen.“ „Na dann viel Spaß dabei.“ Nicht weiter irritiert darüber, dass sein Freund wie sooft einer, wie es ihm erschien, langweiligen Beschäftigung nachgehen wollte, fasste Ray seine Freundin an der Hand. Beide verabschiedeten sich ebenfalls von ihm und folgten der schläfrigen Naomi, die inzwischen am Grundstückstor angekommen war. Kenny beachtete seine Freunde nicht weiter. Zu sehr war er damit beschäftigt, eifrig seine E-Mail zu Ende zu schreiben, in deren Adresszeile bereits ‚York, Emily‘ stand. Den gesamten Heimweg fluchte Naomi immer wieder zähneknirschend, dass sie so früh aufgestanden war. Ihre beiden Freunde, die Arm in Arm etwas hinter ihr liefen, amüsierten sich über die Schlafmütze vor ihnen. Nach einiger Zeit sah Mariah ihren Freund jedoch grinsend an: „Eigentlich wirklich etwas schade. Hätten wir das gewusst, hätten wir auch im Bett bleiben können und den Tag ganz anders starten können.“ Ray wusste genau, was sie meinte – er kannte sie einfach zu gut. Aus dem Augenwinkel sah er sie schelmisch an: „Das können wir heute Nacht dann ja doppelt nachholen.“ „Da mach dich auf was gefasst. Ich bin schon ganz wild.“ Die Rosarothaarige warf ihm einen verführerischen Blick zu. Ihr Gegenüber grinste weiter: „Ich kann es kaum erwarten, Schatz.“ Er beugte sich zu ihr herab und küsste sie, als Naomi vor ihnen im Gehen und ohne sich umzudrehen rief: „Ich kann euch hören!“ Das Pärchen lachte. Ray ließ von Mariah ab, legte ein paar Schritte zu, um seine beste Freundin einzuholen, und neigte sich nach vorne, um ihr ins Gesicht sehen zu können: „Tut mir leid. Ich hoffe du konntest uns letzte Nacht nicht hören. Und vorletzte auch nicht.“ Wie angewurzelt blieb Naomi wortlos stehen. In Sekundenschnelle lief sie rot an, ehe sie hastig weiterlief, um ihn und Mariah abzuhängen. Ray amüsierte sich köstlich über diese Reaktion. Seine Freundin sah der Blonden etwas irritiert nach und stellte fest: „Auf das Thema reagiert sie aber empfindlich.“ Ray legte grinsend einen Arm um sie: „Ja, immer noch. Das ist ab sofort mein ‚Wie weit ist Kai inzwischen gegangen?‘-Test.“ „Ah, verstehe.“ Mariahs Blick wurde mitleidig: „Das ist aber schon gemein von dir. Für uns Mädchen ist das erste Mal doch noch mal etwas ganz anderes als für euch.“ „Ich weiß. Aber sie hat sonst immer eine relativ große Klappe, genau wie Tyson“, weiterhin amüsiert streckte er nun seine Hand aus und deutete mit Daumen und Zeigefinger einen Abstand von etwa zwei Zentimetern, „aber wenn es um das Thema geht, sind die beiden, und vor allem Nao, so klein mit Hut. Das ist einfach zu lustig, sie damit aus der Fassung zu bringen.“ Auch Mariah musste schmunzel, obwohl ihr Naomi leid tat. Gemütlich setzten sie ihren Weg fort, als Ray auch schon begann, ihr zu erklären, was es mit seiner Anspielung eben auf sich gehabt hatte, und ihr davon berichtete, als Naomi und Tyson zumindest akustisch Max bei seinem nächtlichen Treiben erwischt hatten. Naomi kam einige Minuten vor ihren Freunden zuhause an. „Ray, du Blödmannn“, nuschelte sie, während sie, immer noch sichtlich verlegen, die Haustür aufschloss. „Bin wieder...“, rief sie noch beim Öffnen der Tür. Doch sie konnte ihren Satz, der eigentlich ihrer Mutter galt, die sie irgendwo im Erdgeschoss vermutete, nicht zu Ende bringen. Denn kaum, dass sie die Tür ganz geöffnet hatte und im Haus war, fiel ihr eine Person, die bis eben noch mit dem Rücken zur Tür im Flur gestanden war und sich scheinbar mit ihrer Mutter unterhalten hatte, da diese ebenfalls dort stand, mit einem freudigen „Nao!“ um den Hals. „Sachiko?“ Überrascht sah Naomi das grünhaarige Mädchen an, als dieses sich wieder von ihr gelöst hatte: „Was machst du denn hier?“ Ihr Gegenüber grinste: „Na du hast dich auch schon mal mehr gefreut, mich zu sehen. Ich bin heute Morgen aus dem Urlaub zurückgekommen und konnte es kaum abwarten dich wiederzusehen.“ Nun lachte auch Naomi, war sie natürlich froh darüber, ihre beste Freundin nach vier Wochen endlich wiederzusehen: „Klar freue ich mich. Ich hatte nur nicht damit gerechnet, dass du hier bist.“ „Ich wollte auch nur kurz vorbeikommen, um dir die hier zugeben.“ Sachiko reichte ihrer Freundin eine Postkarte. Die Blonde sah sich die Ansichtskarte vom Badeort, an dem ihre Freundin den Sommerurlaub mit ihrem Freund verbracht hatte, an, bevor sie diese umdrehte und den Text auf der Rückseite las. Sachiko berichtete dort vom schönen Wetter, dem warmen Meereswasser, dem tollen Sandstrand und den traumhaften Sonnenuntergängen, die sie mit ihrem Freund bei endlosen Strandspaziergängen bewundert hatte. Den Text hatte sie mit Smileys und Herzchen verziert, die wohl verdeutlichen sollten, wie sehr es ihr gefallen hatte. „Na klingt ja um einiges besser und erholsamer als unser Trainingsurlaub.“ Ray und Mariah waren im selben Augenblick zur Tür hereingekommen und ersterer hatte sich mit einem Arm auf Naomis Schulter gelehnt, um über diese hinweg ebenfalls die Karte zu lesen, während seine Freundin die Tür hinter ihnen schloss. „Oh, hallo Ray!“, begrüßte Sachiko nun auch ihn fröhlich. „Hi!“, grinste Ray mit einem lässigen Wink seiner rechten Hand, ehe er zwischen ihr und Mariah hin und her sah. „Ihr kennt euch noch oder?“ Auch Mariah hob freundlich die Hand, um das Mädchen zu begrüßen: „Ja klar, wenn wir uns letztes Jahr auch nur kurz gesehen haben. Hallo!“ Nun erinnerte sich auch Sachiko wieder daran, dass sie Mariah schon getroffen hatte, als diese im Vorjahr nach Ende der WM ein paar Tage im Hause Tawakuya zu Besuch gewesen war, nachdem sie gerade mit Ray zusammengekommen war. Daher schenkte sie auch ihr ein fröhliches Lächeln: „Ach ja, stimmt. Hallo Mariah!“ „Aber sag mal,“, Naomi drehte die Karte noch einmal und betrachtete die Fotoaufnahme vom Strand, „gab es da keine Briefkästen, dass du mit die Karte mitgebracht hast?“ Sachiko streckte verlegen die Zunge raus: „Du kennst mich doch. Ich habe es mal wieder verpennt, die Karten rechtzeitig zu schreiben. Die wären nie und nimmer bis heute hier gewesen.“ Naomi lachte: „Ja, anders kenne ich dich wirklich nicht. Trotzdem danke.“ „Außerdem hast du mir auch keine aus dem Urlaub geschickt, oder?“ Ihre beste Freundin sah sie durchdringend an. Ihr Gegenüber seufzte: „Das war auch kein Urlaub – das war die Hölle.“ Nun schaltete sich Ray wieder ein: „Na ja komm, so schlimm war es auch wieder nicht. Schließlich wärst du sonst jetzt wohl nicht mit Kai zusammen.“ „DU BIST WAS?“ Aufgebracht packte Sachiko Naomi an den Schultern. „Ach so ja“, diese sah sie verlegen an, „ich kam nicht dazu, dich anzurufen. Meine Prepaidkarte war leer. Und dann habe ich es wieder vergessen.“ Vorwurfsvoll sah die Grünhaarige sie an und schüttelte sie leicht: „Wie konntest du DAS vergessen? Das sind ja wohl DIE Neuigkeiten überhaupt. Wie kam das denn dazu? Das kann ich gar nicht glauben. Du musst mir alles erzählen bis ins kleinste Detail.“ „Ja, aber lass mich erst mal wieder los.“ Naomi hatte Mühe ihre Freundin zu bremsen, die unübersehbar erschüttert und erfreut zu gleich über diese Nachricht war und gar nicht abwarten konnte, mehr zu erfahren. Sachiko ließ von ihr ab und sah auf die Uhr: „Gut, das müssen wir wohl eh auf später verschieben. Yamato wartet sicher schon auf mich. Wir wollten unsere Urlaubsfotos aussortieren und die schönsten direkt im Fotoshop ausdrucken lassen.“ Sie zog ihre Schuhe wieder an, als Naomi etwas anderes wieder einfiel: „Ach sag mal, hast du morgen Abend schon was vor?“ Sachiko blickte kurz überlegend zur Decke, ehe sie antwortete: „Öhm nein, ich denke nicht. Warum?“ „Wir wollen morgen einen Mädchenabend machen. Also Mariah, Hilary und ich – und du, wenn du Lust hast“, erklärte Naomi. Mariah ergänzte: „Genau. Das wird sicher super. Ich mache uns auch was Leckeres zu essen.“ „Klingt super. Und wann und wo?“, erkundigte Sachiko sich. „Ähm…“, Naomi sah fragend Mariah an, die ebenso irritiert zurücksah, „darüber haben wir ja noch gar nicht nachgedacht.“ „Also ihr könnt das gerne hier machen, aber denk dran, dass Papa im Moment wieder viel arbeitet und Lärm da nicht gebrauchen kann, Nao“, bat Mrs. Tawakuya an, die ebenfalls immer noch im Flur stand. „Ach kein Problem. Wir machen das bei mir. Meine Eltern fahren morgen früh zu meinen Großeltern, um dort Urlaub zu machen. Das heißt ich habe sturmfrei – ganze zwei Wochen“, freute Sachiko sich. „Seid ihr nicht gerade erst aus dem Urlaub wiedergekommen?“ Fragend sah Mariah sie an. „Nein, meine Eltern nicht. Ich war mit meinem Freund im Urlaub. Wir haben Katzen. Und weil wir die ungerne weggeben oder Leute zu uns kommen lassen, um auf sie aufzupassen, fahren meine Eltern und ich inzwischen nur noch getrennt in den Urlaub, damit immer jemand von uns da ist. Ich bin inzwischen schließlich alt genug. Und mit dem Freund ist es eh viel cooler als mit den Eltern.“ Wieder streckte sie schelmisch die Zunge heraus. Mariah lachte: „Da ist natürlich was dran.“ Sachiko nickte: „Sollen wir uns morgen dann vielleicht hier so um fünf treffen? Dann könnten wir vorher noch zusammen einkaufen. Also was zu essen und so.“ „Ja, machen wir. Wir könnten überhaupt zusammen mal wieder shoppen gehen. Zu viert wird das sicher lustig.“ Naomi freute sich nun ganz offensichtlich besonders auf den kommenden Tag. Auch Mariah stimmte dem fröhlich zu. „Gut. Dann bis morgen!“ Freundlich verabschiedete sie sich von allen anderen Anwesenden, ehe Sachiko das Haus verließ und die Tür hinter sich zuzog. „Ha, dann gehe ich gleich Hilary anrufen und sage ihr Bescheid.“ Naomi entledigte sich ihrer Schuhe und lief zum Telefon im Hausflur, um ihre Freundin anzurufen. „Ich kümmere mich dann mal weiter, um die Hausarbeit. Ach herrje, es ist tatsächlich schon wieder spät. Ich sollte auch langsam anfangen, dass Mittagessen vorzubereiten“, stellte Mrs. Tawakuya mit einem Blick auf ihre Armbanduhr fest. „Kein Problem, dass übernehmen wir“, entgegnete Ray. Mariah stimmte dem lächelnd zu: „Genau.“ „Das ist lieb von euch. Danke.“ Die Hausfrau war immer wieder sehr erfreut darüber, wie gerne Ray ihr das Kochen abnahm. Und auch, dass Mariah sehr gut kochen konnte, war ihr bekannt, sodass sie ganz unbekümmert darüber, ob am Mittag etwas leckeres auf dem Tisch stehen würde, in den Haushaltsraum ging, um sich dort um die Wäsche zu kümmern. Ray und seine Freundin verschwanden daraufhin in der Küche, während Naomi noch am Telefon hing und darauf wartete, dass Hilary am anderen Ende abnahm. „Boah war das gut.“ Glücklich hielt Tyson sich den Bauch, während er sich zurücklehnte. Inzwischen war er angezogen und hatte gerade sein Frühstück verspeist, nachdem Hilary ihm eben jenes zubereitet hatte. Die Braunhaarige erhob sich lächelnd vom Tisch, um diesen abzuräumen: „Freut mich, dass es dir geschmeckt hat.“ „Du kannst wirklich gut kochen, weißt du das?“ Hilary, die gerade an der Spüle angekommen war, um das schmutzige Geschirr dort abzustellen, spürte wie sie rot wurde. Sie war froh, dass er dies nicht sehen konnte: „Ach, das war doch nur ein simples Frühstück.“ „Kann sein, aber ich fand es super lecker. Und es war echt nett von dir, dass du mir schon wieder Frühstück gemacht hast.“ Er erhob sich und setzte seine Basecap auf, die er während des Essens neben sich abgelegt hatte. „Danke. Aber du solltest dich jetzt lieber um Max kümmern.“ Immer noch verlegen sah sie ihn nicht an. „Ja. Bin deswegen jetzt auch weg.“ Er wollte gerade den Raum verlassen, als er noch mal innehielt und sich zu ihr umdrehte, ehe er sie etwas frech ansah: „Schade eigentlich, dass du nicht immer so nett zu mir bist.“ Hilary sah perplex die Wand über dem Spülbecken an, bevor sie ruckartig und immer noch mit geröteten Wangen herumwirbelte: „Was soll das denn…“ Doch sie beendete ihre Frage nicht, da im selben Moment schon die Haustür zufiel und Tyson verschwunden war. „Tyson…“, murmelte sie und sah gedankenverloren in den verlassenen Raum. Auch der Klingelton ihres Handys holte sie nicht zurück in die Realität. So zog sie es langsam und unbewusst aus ihrer Rocktasche und ging ran: „Ja, hallo?“ „Hey, ich bin es – Nao“, klang es fröhlich vom anderen Ende der Leitung an ihr Ohr, „Ich wollte dir nur schnell Bescheid sagen, dass wir uns morgen um fünf bei mir treffen. Wir wollen vorher noch in die Stadt, einkaufen und etwas bummeln. Ist doch okay, oder?“ „Ja.“ In welch verträumter Tonlage sie das gesagt hatte, war Hilary nicht bewusst, sodass sie weiter zur Küchentür sah. Naomi bemerkte diese jedoch sehr wohl: „Alles in Ordnung bei dir? Du klingst so komisch.“ „Ähm“, erst jetzt realisierte sie offenbar, wie geistesabwesend sie war, und blickte nun etwas erschrocken zum Fenster, „ja klar. Alles bestens. Morgen um fünf bei dir. Ich werde da sein.“ „Super. Bis morgen dann“, verabschiedete ihre Freundin sich. „Ja. Bis morgen.“ Hilary klappte ihr Handy wieder zu und richtete ihren Blick wieder zur Tür. Wieso war sie gerade nur so verwirrt und fühlte sich so merkwürdig? „Oh Mann, was habe ich da nur eben gesagt?“ Diese Frage stellte Tyson sich nun schon die ganze Zeit auf seinem Weg zu Max. Er war von seinem eigenen Verhalten so verwirrt, dass er beinahe am Haus seines Freundes vorbeilief. Noch rechtzeitig merkte er dies, sodass er nun vorm Haus der Tates stehen blieb und wirsch den Kopf schüttelte. „Ich muss mich jetzt auf Max konzentrieren.“ Während er versuchte, seine anderen Gedanken aus dem Kopf zu verdrängen, ging er zur Haustür und klingelte. Max‘ Vater öffnete ihm die Tür: „Oh, hallo Tyson.“ „Hallo, Mr. Tate. Wie geht es Max? Kann ich zu ihm?“, erkundigte er sich. „Besser als gestern Abend. Aber natürlich nicht gut.“ Sein Gegenüber ließ ihn herein und deutete die Treppe hinauf: „Er ist in seinem Zimmer.“ Während Mr. Tate die Haustür wieder schloss, zog Tyson seine Schuhe aus und ging dann hinauf in den ersten Stock, wo er an Max‘ Zimmertür klopfte. „Ja?“, kam es leise von der anderen Seite. Tyson öffnete die Tür. Max hing in geknickter Haltung in seiner Schlafanzughose vor seinem PC. Seine Haare waren zerzaust. Im Zimmer lagen immer noch die meisten Sachen, die er in seinem Wutanfall am Vorabend zu Boden geworfen hatte, auf dem Boden und sein Bettzeug hing unordentlich aus dem Bett. Wahrscheinlich war er eben erst aufgestanden. „Hey! Wie geht’s dir?“, fragte der Blauhaarige vorsichtig. „Ach du bist es.“ Max sah nicht auf, sondern tippte trübselig immer wieder mit einem Finger auf eine Pfeiltaste auf der Tastatur: „Geht so.“ Der Japaner schloss die Tür wieder hinter sich und bahnte sich vorsichtig mit den Füßen einen Weg zu seinem Freund: „Was machst du denn da?“ „Nichts Besonderes.“ Immer noch sah er weiter traurig auf den Bildschirm. Als Tyson bei ihm angekommen war und jetzt ebenfalls auf den Monitor sah, wurde er wütend. Max sah sich tatsächlich Fotos an, die er in den letzten Wochen gemacht hatte und auf denen ausnahmslos Kyko mit ihm und den anderen oder sogar alleine zu sehen war. „Alter, spinnst du?“, empört schaltete Tyson den Bildschirm aus. Nun sah Max ihn aufgebracht an: „Hey, das ist meine Sache.“ Er wollte das Gerät wieder einschalten, als Tyson ihn am Handgelenk packte, um ihn davon abzuhalten: „Wenn du dir jetzt noch ein Foto von der ansiehst, rufe ich sofort Chef an und sage ihm, er soll deinen Rechner hacken und alle Bilder löschen.“ „Mach doch“, kam es gleichgültig von Max, während er nun mit der anderen Hand die kleine Taste betätigte und die Bilder wieder zu sehen waren. Ein Schnaufen seitens Tyson, ehe dieser ohne zu zögern mit dem Fuß den Powerknopf des Computers, der neben dem Schreibtisch stand, für einige Sekunden betätigte, bis der Bildschirm wieder schwarz wurde. Max sprang wütend auf: „Hast du sie noch alle?“ „Ich schon. Du aber scheinbar nicht. Hängst hier wie der letzte Penner rum und schaust dir Fotos von der blöden Kuh an, um dir selber noch mehr weh zutun“, entgegnete sein Freund. „Sprich nicht so über das Mädchen, das ich liebe.“ Der Amerikaner sah ihn sichtlich sauer an. „Du solltest sie aber nicht mehr lieben, nachdem was sie abgezogen hat“, antwortete Tyson engstirnig. Max funkelte ihn zornig an: „Das kann man nicht einfach so abschalten, Tyson! Aber davon hast DU ja keine Ahnung!“ Über seine eigenen Worte erschrocken wich Max nun etwas zurück, als er sah, wie sein Freund etwas den Kopf senkte. „Das… das tut mir Leid. Das meinte ich nicht so.“ Max wusste, dass der andere noch nie eine Freundin gehabt hatte und er ihn damit nun schwer getroffen hatte. „Doch. Das meintest du so. Und du hast ja auch Recht“, sagte Tyson leise, bevor er lachend wieder aufsah, „aber ich bin wohl selber Schuld – mit so blöden Sprüchen, wie ich sie immer ablasse, bekommt man ja auch kein Mädchen ab.“ Dass sein Lachen relativ künstlich war, wusste Max: „Tyson…“ Gerne hätte er ihm einen guten Ratschlag gegeben. Aufgrund seiner eigenen miserablen Situation fiel ihm jedoch keiner ein. „Ach Maxie, vergessen wir mal die Weiber.“ Sein Freund schob sich durch das Chaos an ihm vorbei zum Fenster und öffnete die noch zugezogenen Vorhänge, um die Sonne herein zu lassen: „Lass uns raus gehen in den Park. Die Kiddies werden sicher wie immer begeistert sein, wenn wir ihnen was zeigen.“ „Was ist mit dem Training? Warum bist du eigentlich nicht da?“ Erst jetzt fiel Max ein, wie spät es war und dass er für gewöhnlich jetzt mit den anderen trainieren würde. „Fällt heute aus. Und morgen auch“, war Tysons Antwort, der ein paar Sachen vom Boden aufhob und sie auf dem Schreibtisch abstellte, um wieder richtig treten zu können. Max legte den Kopf schräg: „Wie jetzt?“ Tyson sah ihn an: „Na ja, ich musste den anderen ja erzählen, was passiert ist. Und Kai war der Meinung, dass Training unter den Umständen eh zu nichts führen würde.“ „Hast du ihnen alles erzählt?“ Der Blonde sah beschämt zur Seite, was verriet, wie unangenehm ihm sein Ausraster war. „Nein, nein. Von dem hier habe ich nichts erzählt“, beruhigte Tyson ihn, wohl wissend, dass das nicht ganz stimmte. Denn Kai hatte er wirklich alles geschildert. Doch er war sich absolut sicher, dass dieser niemandem etwas davon erzählen würde. „Danke, Tyson“, murmelte Max leise, „dass du mir helfen willst und für mich da bist.“ Wieder lachte der andere: „Hey dafür sind Freunde da. Und jetzt mach dich fertig und zieh dir was an, damit wir rausgehen können. Ich lass dich nicht hier rumgammeln. Auch wenn du das gerade gerne hättest.“ Sein Gegenüber blickte wieder auf und nickte. Wie schon so oft, seit er Tyson kannte, war Max unendlich froh, einen Freund wie ihn zuhaben. Und wahrscheinlich hatte er Recht. Es würde ihm gut tun, vor die Tür zu gehen, weshalb er nun den Weg ins Badezimmer antrat. Etwas erleichtert darüber, nicht allzu viel Mühe gehabt zu haben, Max dazu zu bewegen, sich anzuziehen und mit ihm rauszugehen, blieb Tyson im Zimmer zurück und sah nun aus dem Fenster, während er auf seinen Freund wartete. Er musste über Max‘ Worte von eben nachdenken: Er hatte wirklich keine Ahnung. Und das hatte er ja selber schon festgestellt. Aber wie sollte er so einfach etwas daran ändern? Eine Freundin für ihn würde schließlich nicht vom Himmel fallen. Wieder fiel ihm die Situation zwischen ihm und Hilary bei ihm zuhause ein. Wieso nur hatte er so etwas Komisches gesagt? Natürlich war sie nicht immer nett zu ihm. Sie konnte ihn nun mal nicht wirklich leiden. Oder? _____________________________________________________________ Oder? Oder soll ich aufhören mit der FF? D: Ich hoffe nicht, weil ich sie wirklich gerne eines Tages abschließen und nicht abbrechen will. Vielleicht konnte ich ja doch den ein oder anderen mit diesem Kapitel wieder begeistern, auch wenn es eine Ewigkeit auf sich hat warten lassen. ^_^° Kapitel 41: Yourself -------------------- Yay~ da bin ich schon mit dem nächsten Kapitel. ^_^v Ich habe mich wahnsinnig gefreut, dass die FF immer noch einige treue Leser hat. Vielen, vielen lieben Dank für euer Feedback. _____________________________________________________________ Über Mittag war es entsetzlich heiß geworden. Die Straßen waren wegen der Hitze wie leer gefegt und der Asphalt flimmerte. „Meine Güte, was ist das denn heute nur so übertrieben warm?“, keuchte Naomi, die schon ihr luftigstes Sommerkleid angezogen hatte. Während Mariah und Ray sich nach dem Essen einen schattigen Platz im kleinen Garten des Hauses der Tawakuyas gesucht hatten, dort faulenzten und eisgekühlte Limonade schlürften, schleppte sie sich nun durch die sengende Nachmittagssonne, obwohl sie sich eigentlich lieber schlafen gelegt hätte. Und das nur weil sie zu Kai wollte. Dabei wusste sie nicht einmal, ob dieser überhaupt zuhause war. Sie hatte versucht ihn auf dem Handy anzurufen, doch dort meldete sich nur die Mailbox. Es sah ihm ähnlich, dass er das Telefon ausschaltete, wenn er seine Ruhe wollte. Vor allem seit außer Kenny, der ursprünglich der einzige gewesen war, der seine Nummer hatte, auch alle anderen im Team diese besaßen. Und das nur, weil Tyson, Max und Naomi es geschafft hatten, sie vor einigen Monaten aus diesem heraus zu kitzeln, um Kai zu ärgern. Tatsächlich hatten sie ihn nachts einmal aus Spaß aus dem Bett geklingelt, woraufhin der Teamleader sie am nächsten Tag auf seine übliche Art zu recht gestutzt hatte. Eigentlich hatte er nach diesem Vorfall seine Nummer wechseln wollen, doch Hilary hatte ihn davon überzeugen können, dass es wirklich besser sei, wenn alle im Team die Nummer aller anderen hatten. Und so hatte er sie ihnen halbwegs freiwillig und unter der Prämisse, dass sie wirklich nur für Notfälle war, überlassen. Um Ärger mit ihren andere Freunden zu vermeiden, hatte das Trio sich zusammengerissen und ihn zumindest nicht mehr durch Telefonstreiche geärgert – dafür war den dreien auch genug anderer Blödsinn eingefallen, mit dem sie Kai erfolgreich auf die Palme getrieben hatten. Aber was brachte die Nummer jetzt, wenn er sein Handy abschaltete? Dabei herrschte doch gerade ein Notfall, fand Naomi. Schließlich musste sie sich noch beschweren, weil er ihr nicht gesagt hatte, dass das Training ausfiel. Wobei das eigentlich nur ein Vorwand war. In Wirklichkeit vermisste sie ihren Freund, obwohl es gerade mal vierundzwanzig Stunden her war, dass sie sich gesehen hatten. Im Schneckentempo schlürfte sie weiter die Straße entlang, bis sie endlich bei Kai ankam. Müde und durstig ging sie die Treppe zu den Apartments hinauf und blieb vor der letzten Tür stehen, wo sie den Klingelknopf betätigte. Eine ganze Weile verging. Nochmals klingelte sie. „Wehe der ist jetzt echt nicht da“, grummelte sie innerlich. Wieder verstrich einige Zeit, in der die Tür vor ihr verschlossen blieb. Das Mädchen seufzte und wollte gerade noch ein letztes Mal klingeln, als ihr geöffnet wurde. Nun freudestrahlend verließ sie ihre, von der Hitze etwas geknickte Körperhaltung. Doch schon im selben Moment standen ihr leichtes Entsetzen und ein dezenter Rosaschimmer im Gesicht. Kai stand mit nassen Haaren und nur mit einem Handtuch um die Hüfte gewickelt vor ihr und hatte offensichtlich nicht mit ihr gerechnet: „Was machst du denn hier?“ „Ich… wollte dich sehen“, beschämt sah sie zur Seite, „Entschuldige, falls ich störe.“ „Ja, du störst“, er lehnte sich an den Türrahmen und fuhr sich durchs Haar, „Ich treibe es gerade wild mit einer meiner anderen Freundinnen.“ Fassungslos starrte sie ihn an. War das sein Ernst? Doch nun schmunzelte er: „Komm rein, damit ich die Tür zu machen kann. Ich will, dass die Hitze draußen bleibt.“ Damit packte er sie auch schon am Handgelenk und zog sie, ehe sie überhaupt reagieren konnte, an sich vorbei in die Wohnung, bevor er die Tür wieder schloss. „Dein Blick war zu göttlich“, amüsierte er sich weiter, als er sich nun zu ihr umdrehte. Sie sah ihn immer noch ungläubig an: „Entschuldige mal, ich bin nicht gerade daran gewöhnt, dass du Witze machst.“ „Es war einfach gerade zu verlockend. Aber ich kann dich beruhigen, ich stand nur gerade noch unter der Dusche. Also kein Grund zur Sorge“, nun lächelte er, „es gibt keine andere.“ „Gut zu wissen“, murmelte sie verlegen. „Also, warum bist du dann immer noch so rot?“, fragte er. „Na ja…“, verlegen sah sie kurz an ihm herab. Er folgte ihrem Blick und verstand. „Ich habe ja gesagt, ich stand gerade noch unter der Dusche, als du geklingelt hast. Aber keine Angst, das Handtuch bleibt schon da wo es ist…“, fies grinsend beugte er sich zu ihrem Ohr, ehe er hauchte, „meistens jedenfalls.“ Sichtlich darüber amüsiert, als die Farbe ihrer Wangen noch intensiver wurde, richtete er sich wieder auf. Sich bereits wieder dem Bad zuwendend, tätschelte er ihr den Kopf: „Setz dich. Ich komme sofort. Ziehe mir nur schnell meine Hose an, bevor du mir doch noch in Ohnmacht fällst.“ Damit verschwand er wieder im Nebenraum. Immer noch peinlich berührt, ließ Naomi ihre Sandalen an der Tür stehen und ging ins Wohnzimmer, wo sie zunächst ihre kleine Umhängetasche, die sie bei sich trug, auf dem Couchtisch ablegte und sich selbst auf das Sofa sinken ließ. Innerlich ärgerte sie sich etwas darüber, dass er sich über sie lustig machte, doch der Ärger war sofort vergessen, als sie nun das kühle Leder des Sofa an ihren Beinen spürte. Entspannt ließ sie sich zurückfallen, legte den Kopf nach hinten auf die Lehne und schloss die Augen, um die Abkühlung zu genießen. Allgemein war es dank Klimaanlage in Kais Wohnung angenehm temperiert. „Hast du dich von dem Schrecken erholt?“ Immer noch schmunzelnd, stand Kai wenig später neben ihr. Sie riss die Augen wieder auf, hob den Kopf und ihr erster Blick wanderte prüfend von seinem immer noch nackten Oberkörper auf seine untere Körperhälfte. Zu ihrer Erleichterung trug er nun ganz gewöhnliche Shorts. Sie sah wieder zu ihm auf und nickte stumm, während der Rosaschleier langsam von ihren Wangenknochen wich. „Du hast sicher Durst. Ich hole mal etwas zu trinken.“ Damit verschwand er auch schon wieder in der Küche, kam aber schon nach kürzester Zeit mit zwei Gläsern und einer Flasche Wasser zurück. Er stellte beides auf dem Couchtisch ab und ließ sich ebenfalls auf das Sofa sinken, bevor er ihnen einschenkte und ihr ein Glas reichte. „Danke.“ Sie nahm es, setzte an und trank es in einem Zug aus. Er beobachtete sie: „Na du musst ja kurz vor dem Verdursten gewesen sein.“ Naomi seufzte: „Kein Wunder bei den Temperaturen draußen.“ „Du musst mich wirklich sehr vermisst haben, wenn du dich für mich sogar durch diese Hitze quälst“, stellte er fest, während sie ihm das Glas hinhielt und er ihr nachschenkte. Sie weiter beobachtend, wie sie auch dieses Mal ohne abzusetzen austrank, lehnte Kai sich mit einem Arm auf die Rückenlehne und stützte seinen Kopf auf seine Hand. Seine Freundin sah auf das leeres Glas in ihrer Hand: „Na ja, du warst ja heute früh nicht bei Tyson. Und auf dem Handy konnte ich dich nicht erreichen. Ich hatte schon befürchtet, dass du gar nicht zuhause bist, als ich eben vor der Tür stand.“ „Der Akku ist leer. Deswegen ist es aus“, erklärte er nüchtern. „Gib mir mal dein Handy.“ Irritiert sah sie ihn an, als er ihr fordernd die Hand entgegenstreckte: „Wozu?“ „Frag nicht, sondern gib es mir einfach“, wiederholte er. Sie angelte es aus ihrer kleinen Handtasche und händigte es ihm misstrauisch aus. Er stellte die Wasserflasche beiseite, nahm es entgegen, tippte kurz etwas ein und reichte es ihr dann zurück. Verwirrt blickte sie auf das Display: „Was ist das für eine Nummer?“ „Wähl sie doch einfach mal“, forderte er sie auf. Sie sah ihn kurz unsicher an und dann wieder die Telefonnummer auf ihrem Handy, bevor sie ihr Glas wegstellte und zögerlich die Taste mit dem grünen Hörer betätigte und das Telefon an ihr Ohr hielt. Es dauerte einen Augenblick, als das erste Freizeichen zuhören war. Im selben Moment wirbelte sie herum, als das Telefon an der Wand neben der Küchentür klingelte. Sie legte auf und sah ungläubig von ihrem Handy zu ihrem Freund. „Jetzt solltest du mich eigentlich immer erreichen können, wenn ich zuhause bin“, lächelte er, bevor er sie ernst ansah, „die behältst du aber für dich. Außer deinem Großvater, der Reinigungsfirma, die hier putzt, und der Schulverwaltung hat die nämlich sonst keiner. Und das soll auch so bleiben.“ Sie nickte: „Versprochen. Danke.“ Sie konnte nicht so ganz glauben, dass er ihr tatsächlich seine Festnetznummer gegeben hatte. Was für andere eine Selbstverständlichkeit war, war für ihn ein tiefster Einblick in seine Privatsphäre. Darüber mehr als glücklich, speicherte sie die Nummer ab und steckte das Gerät wieder weg, wobei sich ihre Müdigkeit kurz in einem Gähnen ihrerseits bemerkbar machte. „Du hast aber wirklich Glück, dass ich jetzt da bin. Bin erst vor einer halben Stunde wiedergekommen.“ Nun drehte Kai sich wieder etwas von ihr weg, um sich mit dem Rücken anzulehnen und beide Arme entspannt über die Lehne zu legen. „Wo warst du denn?“, fragte sie neugierig. Er sah sie aus dem Augenwinkel an: „Hat Tyson euch nichts erzählt?“ „Das mit Max und wegen morgen Abend? Doch hat er“, antwortete sie. „Darum musste ich mich noch kümmern.“ Mehr gab er nicht Preis. Doch seine Freundin lehnte sich nun noch interessierter zu ihm herüber: „Sag schon, was hast du vor?“ „Nein. Ich verrate es dir nicht.“ Er blieb stur. Sie verschränkte die Arme und schob schmollend die Unterlippe vor: „Mann, erst quäle ich mich völlig umsonst aus dem Bett, weil weder du noch Tyson Bescheid gesagt hat, dass das Training ausfällt, und jetzt verrätst du mir nicht mal, was du geplant hast.“ „Erwartest du jetzt Mitleid?“, gleichgültig sah er sie an. „Ja.“ Wieder musste sie gähnen. Er lachte: „Du scheinst ja echt müde zu sein.“ „Mhm, eigentlich wollte ich nach dem Mittagessen schlafen. Aber…“ Sie sprach nicht zu Ende. Dafür tat er es: „Aber mich zu sehen war dir wichtiger.“ Wieder schaute sie verlegen zur Seite, als sie auch schon spürte, wie er sie kurz auf die Wange küsste. Mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen, lehnte sie sich an ihn, zog dabei ihre Beine mit auf die Couch und schloss die Augen: „Jetzt, wo ich dich gesehen habe, kann ich ja schlafen.“ Seine Antwort bestand nur aus einem sanften Lächeln. Er beobachtete sie noch einige Minuten stillschweigend, bis er bemerkte, dass sie tatsächlich allmählich einschlief. Vorsichtig stand er auf, dabei ihren Oberkörper jedoch festhaltend, damit sie nicht unsanft auf die Sitzfläche fiel. Er zog eines der kleinen Kissen nahe der Armlehne an die Stelle, an der er gerade noch gesessen hatte und legte ihren Kopf behutsam darauf ab, bevor er sich leise von ihr entfernte, um sie schlafen zu lassen. Bis in den frühen Abend hinein hatte Kai Naomi schlafen lassen. Erst als die untergehende Sonne den Himmel in erste Rottöne tauchte, hatte er sie geweckt und nachhause gebracht. Zu seiner Überraschung hatte ihr Vater ihn eingeladen, zum Abendessen zu bleiben. Wohlgleich Kai gemerkt hatte, dass es seine Frau gewesen war, die ihn dazu gedrängt hatte. Um nicht unhöflich zu sein, war der Einladung nachgekommen und ging nun, die Hände in seine Hosentaschen gesteckt alleine zurück nachhause. Es war inzwischen fast dunkel. Am Horizont war nur noch ein dünner rotorangener Streifen zu sehen. Dennoch entschloss er sich, einen Umweg durch den Park zu gehen, um sich noch etwas die Beine zu vertreten. Es war zwar immer noch sehr warm, aber um ein Vielfaches angenehmer als noch am Nachmittag. Und so ging er jetzt gemütlich den sandigen Parkweg entlang, dabei die Stille um sich herum genießend. Er musste an den vergangenen Nachmittag denken. Zwar hatte er es nicht gesagt, aber er hatte sich darüber gefreut, dass Naomi zu ihm gekommen war, weil sie ihn vermisst hatte. Er stellte sich gerade wieder den Anblick vor, wie sie friedlich auf seinem Sofa geschlafen hatte, als ihn jemand anderes in die Gegenwart zurückholte. „Was sitzt du denn noch so spät hier rum?“, fragte er die trübselig zu Boden sehende Person auf der Bank, vor der er Halt gemacht hatte. Den ganzen Tag hatte Max mit Tyson im Park verbracht. Sein Freund hatte Recht gehabt: Es hatte ihm wirklich gut getan mit ihm zusammen vor die Tür zu gehen und den Tag zu genießen. Auch wenn dieser sehr heiß geworden war. Es war heute unglaublich anstrengend gewesen, sich Tysons Willen zu beugen und den kleinen Nachwuchsbladern, die trotz des Wetters fleißig beybladeten, etwas von seinem Können zu zeigen. Doch Max hatte keine andere Chance gehabt, als sich von seine besten Freund mitreißen zu lassen, war dieser doch euphorisch wie eh und je an die Sache herangegangen. Und tatsächlich hatte der Blonde dabei für einige Zeit seinen Schmerz und seine Trauer vergessen. Doch die Kinder waren nun schon längst aus dem Park verschwunden. Und auch Tyson hatte sich, nachdem Max sich eine Stunde sein Magenknurren angehört hatte, von ihm breitschlagen lassen, nachhause zu gehen. Eigentlich hatte er Tyson, welcher sichtlich besorgt gewesen war, dass er alleine nur wieder Trübsal blasen würde, versprochen, auch nicht mehr allzu lange hierzubleiben. Doch nun saß der Blonde schon eine ganze Weile einsam in seinem verschwitzten T-Shirt auf der Parkbank, auf der sie sich zu letzt zum Ausruhen niedergelassen hatten. Und sein Freund hatte erneut Recht behalten. Wieder war er in seine einsamen finsteren Gedanken versunken. Traurig beobachtete er seinen eigenen Körperschatten, den die etwas flackernde Laterne schräg hinter ihm auf den Boden warf und dachte an Kyko. War es vielleicht doch seine Schuld, dass sie gegangen war? Hatte er sich falsch verhalten? Hatte er sie nicht genug beachtet? Oder hatte sie sich doch nur an ihn herangemacht, weil er halbwegs berühmt war und bei ihrem eigentlichen Schwarm Ray keine Chance gehabt hatte? Er hatte all diese Fragen auch Tyson gestellt, doch wie er erwartet hatte, hatte auch er keine Antworten darauf, außer, dass es nicht seine Schuld sei. Doch das reichte Max nicht - Er wollte die Gründe, warum sie gegangen war - Die Gründe, warum er ihr plötzlich nicht gut genug gewesen war. Aber würde er sie je erfahren? Max‘ spürte, wie eine kleine Träne sich den Weg aus einem seiner Augenwinkel bahnte und langsam über seine Wange lief. Doch er bemühte sich nicht einmal, sie aufzuhalten. „Was sitzt du denn noch so spät hier rum?“, hörte er plötzlich von der Seite, „Weinst du etwa?“ Erschrocken wischte er sich die Träne nun doch weg und sah auf. Dort stand Kai und sah nüchtern zu ihm hinab. Max verfluchte in diesem Moment sein eigenes Schicksal noch mehr: Über neun Millionen Menschen lebten in dieser verdammten Stadt. Warum also musste jetzt ausgerechnet sein Teamleader an ihm vorbeilaufen und ihn in so einem schwachen Moment sehen? Sicherlich stempelte er ihn jetzt als ein Weichei ab. „Nein, ich weine nicht“, versuchte Max den Starken zu mimen. Doch war er sichtlich überrascht, als Kai sich nun neben ihn setzte, über die Grasfläche vor ihnen blickte und in gewohnt kühler Tonlage reagierte: „Nein, tust du natürlich nicht. Dir ist nur etwas ins Auge geflogen.“ Max antwortete nicht, sondern sah wieder auf die Erde. „Es tut mir leid für dich, Max“, sprach der Graublauhaarige. Für einen Moment weiteten sich Max‘ traurige Augen, konnte er doch nicht so ganz glauben, was er da hörte. Doch schnell wurden sie wieder kleiner. „Willst du dich jetzt über mich lustig machen?“ Er hielt seinen Blick weiterhin gesenkt. Kai sah ihn an: „Ich meinte das ernst. Es tut mir wirklich leid.“ Nun schaute auch der andere für eine Augenblick wieder auf, bevor er geknickt murmelte: „Danke. Aber ich bin ja wohl selber Schuld.“ „Wer sagt das?“, wollte der Halbrusse wissen. Max seufzte: „Wenn man abserviert wurde, muss man sich ja irgendwie falsch verhalten haben.“ „Hast du dich denn verstellt?“, fragte Kai. Irritiert sah sein Freund ihn an: „Wieso verstellt? Nein habe ich nicht.“ Der andere sah wieder geradeaus über die Wiese und musterte die Bäume, die im fahlen Licht der Parklaternen und dem des kaum noch sichtbaren Abendrots nur schemenhaften erkennbar waren: „Na ja, wenn du zu ihr die ganze Zeit über so warst, wie du immer bist, wie kannst du dich dann falsch verhalten haben?“ „Willst du mich verarschen?“, Max verstand absolut nicht, was Kai meinte, „Man kann tausend Fehler machen. Auch wenn man man selbst ist.“ „Schon, aber wenn man jemanden liebt, liebt man dann nicht auch seine Fehler oder verzeiht sie ihm zumindest?“ Der Blick des Amerikaners wurde immer ungläubiger. Er verstand inzwischen zwar, was Kai sagen wollte, aber er war sich gerade nicht mehr so sicher ob da wirklich Kai neben ihm saß oder vielleicht einfach nur jemand, der ihm verdammt ähnlich sah. Der Graublauhaarige bemerkte seinen Blick und sah zurück: „Was? Ist doch so, oder nicht?“ Max blickte ihn noch eine ganze Weile weltfremd an, ehe er in den Himmel über ihnen schaute, an dem inzwischen ein Stern nach dem anderen aufleuchtete. „Ähm ja, eigentlich schon“, war wenig später seine Antwort. „Na also. Dann kannst du ja nichts falsch gemacht haben. Und somit ist es natürlich auch nicht deine Schuld.“ Kai zog die Hände aus den Hosentaschen und verschränkte die Arme vor der Brust, während er wieder zu den Bäumen hinübersah. „Aber warum ist sie dann weg?“, kam es leise von Max. „Keine Ahnung. Vielleicht hat sie einfach gemerkt, dass sie deine Fehler nicht geliebt hat und nicht damit klar kam. Vielleicht war es ihr aber auch einfach von Anfang an nicht ernst und sie hat dir nur etwas vorgespielt, aus welchen Gründen auch immer“, entgegnete der andere ruhig. Der Blonde reagierte nun etwas aufgebracht: „Das meinte Tyson schon! Wieso hätte sie es nicht ernst meinen sollen? Ihr könnt ihr so etwas doch nicht einfach unterstellen!“ Kai seufzte und drehte den Kopf nun wieder in Max‘ Richtung: „Das ist zum Beispiel so ein Fehler, den ich bei dir furchtbar nervig fände und mit dem ich nicht klar käme, wenn du ein Mädchen wärst: Du bist zu naiv, wenn es um andere Menschen geht – zumindest was die betrifft, die du magst. Die sind in deinen Augen scheinbar immer perfekt. Dass sie auch schlechte Seiten haben, willst du nie so ganz wahrhaben. Dabei haben wir die alle - der eine mehr, der andere weniger.“ Sprachlos blickte der anderen ihn an. Kai hatte so unglaublich Recht mit dem was er da sagte, stellte Max fest. Er war wirklich schrecklich gutgläubig, wenn es um Menschen ging, die ihm am Herzen lagen. Er würde keinem von ihnen etwas wirklich Böses zutrauen. Kai beobachtete ihn eine Weile, wohl merkend, dass ihm gerade so einiges klar wurde, bevor er aufstand und seine Hände wieder in die Hosentaschen wanderten. Er wandte sich gerade zum Gehen, als Max zu ihm hochsah: „Also sollte ich deiner Meinung nach beim nächsten mal misstrauischer sein? Oder am besten so wie du werden?“ Kai richtete seine Blick auf den Weg vor ihm: „Nein. Du sollst du bleiben. Aber du solltest dir ein Mädchen suchen, das deine positive Sicht auf Menschen nicht ausnutzt. Und ich sage ja auch gar nicht, dass Kyko das wirklich getan hat. Es ist nur eine Vermutung. Wissen tue ich es auch nicht. Das tut wahrscheinlich niemand außer ihr. Aber um das herauszufinden, musst du sie selber fragen.“ Max seufzte: „Nein danke, das werde ich ganz sicher nicht.“ Kai sah ihn noch mal über die Schulter hinweg an: „Was willst du dann tun?“ „Tyson sagte, ich soll sie einfach vergessen“, er sah wieder zu Boden, „aber so einfach ist das nicht, wie er meint. Aber wie soll er das auch verstehen?“ „Wahrscheinlich versteht er das wirklich nicht, weil er noch nie in der Situation war, vermute ich. Aber manchmal kann man sogar mal auf einen Tyson hören. Der hat nämlich überraschender Weise mit dem was er sagt gar nicht so oft Unrecht wie man meint.“ Erneut wollte Kai den Heimweg antreten. „Und du?“, doch nochmals hielt Max ihn nach kurzem Zögern verbal davon ab, „Warst du schon mal in so einer Situation?“ Kai hielt kurz inne, lächelte dann und hob die Hand ohne sich noch mal umzudrehen: „Sitz nicht mehr zu lange hier. Gute Nacht!“ Seinem Freund eine Antwort schuldig bleibend, trat er nun endgültig seinen Rückweg an und verschwand allmählich im Dunkeln. Max war wieder alleine. Doch nun mit ganz anderen Gefühlen als denen, die er noch hatte, bevor Kai aufgetaucht war. Der Anflug eines Lächelns huschte über sein ansonsten trauriges Gesicht: „Das hätte mich jetzt auch gewundert, wenn er mir geantwortet hätte.“ Wieder legte er den Kopf in den Nacken und blickte hinauf zu den kleinen Punkten am Himmel. Wahrscheinlich hatten er und Tyson Recht: Er musste sie vergessen, auch wenn das nicht einfach würde. Auf jeden Fall würde er ab sofort jedes Mal, wenn er wieder damit anfing, sich die Schuld dafür zu geben, an Kais Worte denken. Ja, er hatte und machte Fehler. Aber wenn sie der Grund waren, warum ein Mädchen nicht mit ihm zusammen sein wollte, dann war sie auch nicht die Richtige für ihn. Egal wie viel es ihm bedeutete – er wollte so geliebt werden, wie er war. „Hoffentlich haut das mit dem Vergessen bald hin“, seufzte er, bevor auch er sich auf den Weg nachhause machte. Der nächste Tag wurde ähnlich heiß wie der vorherige. Das mussten auch die vier Mädchen feststellen, als sie sich nun schon einige Zeit durch die Einkaufsstraßen in der Innenstadt quälten. Zwischendurch machten sie Stop in unterschiedlichen Geschäften – hauptsächlich um die Klimaanlagen in den Läden auszunutzen. „Na wenigstens ist es dank der Hitze nicht ganz so voll wie sonst“, stöhnte Sachiko, während sie sich mit dem Papierfächer, den sie gratis als Werbegeschenk in einem Laden abgegriffen hatte, Luft zu fächerte. „Voll wäre mir gerade lieber. Mein Eis schmilzt schneller als ich es essen kann“, stellte Hilary mit Blick auf den kläglichen Rest der Eiskugel in dem Waffelhörnchen in ihrer Hand fest. Naomi machte einen überlegenden Gesichtsausdruck: „Meinst du deine Eltern haben etwas dagegen, wenn wir bei euch im Wohnzimmer ein Planschbecken aufbauen?“ Sachiko grinste: „Solange wir kein Wasser einfüllen sicher nicht.“ „Dann ist es ja witzlos“, entgegnete ihre Freundin. „Uhi, wartet mal!“ Die Gruppe blieb überrascht stehen und drehte sich um, nachdem Mariah sie zum Haltmachen aufgefordert hatte und nun ein Schaufenster anstarrte. „Hmm? Was gibt es dann?“, interessiert lief Sachiko als erste zu ihr zurück. Die anderen beiden folgten ihr langsam. „Ach“, die Grünhaarige betrachtet nun ebenfalls die Ware ein Fenster weiter, das jedoch auch noch zum Geschäfte gehörte, „solche Lolitaklamotten.“ „Ja, aber die meine ich nicht. Sondern sowas. So eins wollte ich immer schon mal anprobieren“, Mariah deutete auf das Fenster vor dem sie stand. Die anderen positionierten sich neben ihr. „Ist das dein Ernst?“ Hilary blickte die Rosarothaarige ungläubig an, nachdem sie gerade das allmählich durchgeweichte Hörnchen weggeworfen hatte. Auch Naomi traute ihren Augen nicht, als sie sah, was ihre Freundin meinte: „Das sind doch Dienstmädchenuniformen. So wie die Bedienungen in Maid-Cafés sie tragen.“ „Ja, ich finde die total hübsch“, gab Mariah freudig bekannt. Sachiko grinste: „Ich auch. Ich habe mir neulich selber eine gekauft.“ „Du hast was?“ Naomi sah sie perplex an. Das Grinsen der anderen wurde immer breiter: „Ja und wenn ich es anziehe, tut Yamato alles für mich. Oder zumindest danach.“ Hilary und Naomi sahen sie entgeistert an. Offenbar wussten beide nicht, was sie davon halten sollten, verband man mit solchen Kleidern doch eindeutige Klischees. Doch Sachiko und Mariah schienen sichtlich Gefallen an diesen Outfits gefunden zu haben und in keinster Weise ein Problem damit zu haben, in die Rolle einer Maid zu schlüpfen. „Kommt, lasst uns reingehen“, rief letztere fröhlich. „Nein danke, ich verzichte.“ Naomi schien der Gedanken, sich in ein Dienstmädchen zu verwandeln sichtlich befremdlich. Auch Hilary wich ein Schritt zurück: „Ich warte auch lieber hier draußen.“ „Habt euch nicht so!“ Mit diesen Worten packte Mariah Hilary am Handgelenk und zog sie, gefolgt von Sachiko, die Naomi vor sich herschob, in den Laden. Augenblicklich eilte eine Verkäuferin auf sie zu, um sie zu beraten. Während Mariah und Sachiko das Angebot dankend annahmen und sich zu den besagten Kleidern führen ließen, hielten die anderen zwei weiterhin einen gewissen Sicherheitsabstand. „Meinst du sie merken, wenn wir uns heimlich raus schleichen?“, flüsterte die Blonde in Hilarys Richtung. Diese zuckte mit den Achseln: „Keine Ahnung. Ich hoffe nur, es hat uns niemand gesehen, der uns kennt, als wir reingegangen sind.“ „Mal den Teufel nicht an die Wand. Stell dir mal vor, einer unserer Lehrer… nein warte, stell es dir lieber nicht vor.“ Naomi wurde etwas blass um die Nase. Auch die andere fühlte sich nach wie vor unwohl. Nicht so Mariah, die bereits ein Kleid, welches ihr besonders gefiel, von der Stange genommen hatte und damit nun in einer Umkleidekabine verschwand. Während sie sich umzog, wandte die Grünhaarige sich ihren Freundinnen zu: „Jetzt steht da nicht so rum, als würde wir hier etwas verbotenes tun. Probiert doch auch welche an.“ „Nochmals: Nein, danke“, murmelte Naomi verlegen. Sachiko kam zu ihnen herüber und flüsterte ihr zu: „Kai fährt bestimmt auch total drauf ab, wenn du es für ihn anziehst und ihn ganz unterwürfig bedienst. Der kann sich dann gar nicht mehr beherrschen.“ „Du hast sie ja nicht mehr alle“, zischte Naomi leise, um die Aufmerksamkeit der anderen Leute im Geschäft nicht auf sich zu ziehen, „das ist ein Grund mehr, so etwas nicht anzuziehen! Das ist doch pervers!“ Ihre beste Freundin zog ein langes Gesicht: „Du kannst bei dem Thema so verklemmt sein, Nao. Übrigens musst du mir immer noch erzählen, wie das zwischen euch kam.“ „Ja, aber sicher nicht hier.“ Am liebsten wäre sie panisch aus dem Laden gerannt. Wenige Augenblicke später kam Mariah aus der Kabine und drehte sich einmal vor den anderen um die eigene Achse. Erwartungsvoll sah sie die Gruppe an: „Und wie findet ihr es?“ Sachiko hob ohne zu zögern beide Daumen: „Super! Du hast genau die richtige Figur dafür.“ „Na ja, es steht dir schon“, gab Hilary kleinlaut zu, „aber es ist immer noch das was es eben ist.“ Mariah warf ihren Pferdeschwanz, der ihr über die Schulter hing, zurück: „Ja und? Ich bin mir sicher, Ray wird seine Freude daran haben.“ „Wenigstens eine, die ihrem Freund gerne eine Freude macht.“ Sachiko fühlte sich bestätigt. Dafür erntete sie wieder skeptische Blicke des blonden Mädchens: „Das kann man ja wohl auch anders.“ „Ihr stellt euch ja wirklich an“, amüsierte die Rosarothaarige sich und widmete sich nun Hilary, „Du solltest dir auch so eins zulegen und das nächste Mal darin Tyson Frühstück machen.“ „In tausend Jahren nicht!“ Erschrocken hielt die Angesprochene sich die Hände vor den Mund und sah sich um, ob sie vielleicht zu laut gesprochen hatte. Doch dem schien nicht so. Zumindest schenkte ihnen niemand Beachtung. „Hach, schlimm mit euch.“ Mariah betrachte sich prüfen im Spiegel: „Ich nehme es jedenfalls.“ Erneut verschwand sie in der Umkleide. „Wer ist hier schlimm? Das seid ja wohl ihr“, stellte Naomi grimmig fest. „Ach ihr ändert eure Meinung auch noch.“ Selbstischer verschränkte die Grünhaarige ihre Arme vor der Brust. „Niemals!“, schoss es aus den anderen beiden heraus. Sachiko zwinkert ihnen frech zu: „Wir sprechen uns noch mal, wenn ihr es doch getan habt.“ Hilary schnaufte: „Ich warte jetzt draußen.“ Damit stapfte sie aus dem Geschäft. Naomi tat es ihr mit einem „Ich auch“ gleich. Die Zurückgelassene amüsierte sich innerlich herrlich, bis Mariah, die wieder ihr normales Sommerkleid trug, zu ihr zurückkam. „Man merkt gar nicht, dass die beiden noch keiner ins Bett bekommen hat“, witzelte sie leise. „Nein überhaupt nicht“, stimmte Sachiko ihr ironisch zu und wartete, bis die andere ihre Errungenschaft bezahlt hatte, bevor auch die beiden den Laden wieder verließen. Draußen trafen sie wieder auf die beiden immer noch verschüchterten Mädchen. Stolz hielt Mariah ihnen die Einkaufstasche mit dem Kleid entgegen: „So jetzt brauche ich dazu noch schöne Strümpfe, aber die bekomme ich sicher in einem Kaufhaus günstiger.“ „Schön“, Naomi lief bereits zielstrebig los, die Tasche dabei gekonnt ignorierend, „dann gehen wir da jetzt hin und holen dann endlich die Lebensmittel.“ Hilary folgte ihr umgehend, während die anderen zwei sich angrinsten, ehe sie ebenfalls mit dem Ziel Kaufhaus losliefen. Für die restliche Shoppingtour hielten sich Mariah und Sachiko damit zurück, wieder auf die Jungs zu sprechen zu kommen. Doch kaum, dass sie bei letzterer zuhause angekommen waren, sollte das Thema wieder aufblühen. Während Mariah und Hilary sich in der zum Wohnzimmer hin offenen Küche im Haus von Sachikos Familie daran gemacht hatten, das eben gekaufte Essen für ihren DVD-Abend anzurichten, schleppt die Gastgeberin ihre gesamte, nicht zu knapp ausfallende DVD-Sammlung aus ihrem Zimmer ins Wohnzimmer. Naomi saß dort auf dem Boden und spielte mit einer der drei Katzen, die hier herumliefen. „Hey du Faulpelz, du könntest auch mal was tun“, wies ihre Freundin sie an, nachdem sie den letzten Stapel Filme abgelegt hatte. „Du weißt, dass ich in der Küche zwei linke Hände habe.“ Naomi sah nicht auf, sondern befasste sich weiter mit dem Stubentiger, der sichtlich Freude daran hatte, nach der kleinen Spielmaus, die das Mädchen ihm immer wieder an einer Schnurr vor die Nase hielt und wieder wegzog, zu schlagen. „Also Gemüse schälen kannst du ja wohl auch“, äußerte die andere. „Ach das passt schon“, warf Hilary dazwischen, „Zwei sind für das Bisschen Arbeit wirklich mehr als genug.“ „Wenn das so ist“, Sachiko kniete sich auf den Fernsehsessel, der mit der Rückseite zu Naomi stand, legte ihre Arme auf die Rückenlehne und blickte zu ihrer Freundin hinunter, „dann will ich jetzt endlich wissen, wie das zwischen dir und Kai kam.“ Naomi hielt inne, während die Katze die Maus nun zu fassen bekam und wie wild begann daran zu ziehen. „Äh… also…“, sie stockte. „Ich erzähle es dir“, fing Hilary plötzlich an. „Hey, jetzt nicht du auch noch“, rief Naomi empört, „Ray kam mir schon zuvor, als ich es Mariah erzählen wollte.“ „Du druckst ja auch immer so lange rum“, fügte die Rosarothaarige hinzu. „Genau, also Ruhe da unten.“ Sachiko wandte sich nun interessiert den beiden Mädchen in der Küche zu. Und so begann Hilary zu erzählen, wobei Naomi den Kopf hängen lies und leise ein „Menno“ von sich gab. „Wow, da war ja einiges los bei euch, aber ich freue mich für dich“, nachdem die Braunhaarige ihre Erzählung beendet hatte, sah das Mädchen auf dem Sessel wieder zu ihrer Freundin hinunter und lachte, „Jetzt musst du den armen Kerl nur noch ranlassen.“ Naomi sah sie finster von unten an: „Das ist ja wohl meine Sache.“ „Klar, aber kein Mann wartet ewig“, antwortete Mariah ernst und stellte einige Leckereien auf dem Wohnzimmertisch ab. Die Blonde sah sie irritiert an, als Sachiko ergänzte: „Eben. Und du willst doch nicht, dass er sich anderweitig umsieht, oder?“ Die auf dem Boden sitzende blickte zwischen ihnen hin und her. „Woher wollt ihr überhaupt wissen, dass ich noch nicht…“ Doch wieder lag Verlegenheit in Naomis Stimme und sie sprach nicht zu Ende. „Du bist meine Freundin seit wir Kinder waren. Ich wüsste wenn es anders wäre – außerdem war dein Verhalten vorhin im Geschäft mit den Maid-Kleidern mehr als eindeutig“, erklärte Sachiko. Mariah nickte zustimmend: „Und Ray konnte dich gestern auf dem Heimweg auch damit aus der Reserve locken.“ „Manchmal hasse ich Ray“, seufzte sie, ehe sie die Arme verschränkte und in Hilarys Richtung sah, „aber wenigstens stehe ich dazu, dass ich Kai liebe, und bin damit in meiner Beziehung einen großen Schritt weiter als andere hier im Raum.“ Hilary, die eigentlich froh gewesen war, aus der Diskussion bisher herausgehalten worden zu sein, wurde nun rot, zumal auch die anderen beiden sich nun ihr zuwendeten. „Da hat sie Recht.“ Das Mädchen wich ein Stück zurück, als Mariah es nun durchdringend ansah: „Wie das mit dir und Tyson noch mal was werden soll, ist mir wirklich ein Rätsel.“ „Ich liebe ihn aber nicht! Er ist ein Idiot, der ständig auf mir rumhackt“, zischte Hilary. „Ja klar. Deswegen regst du dich auch so auf, wenn man das sagt. Und weil du ihn so hasst, hast du ihm gestern auch Frühstück gemacht“, Mariah winkte ab und setzte sich aufs Sofa, „Aber denk dran: So wie man in den Wald hineinruft, so schallt es auch wieder heraus.“ Während es sich auch die anderen beiden vor dem Fernseher gemütlich machten, blieb Hilary noch an der Küchentheke stehen und sah stumm zu ihnen hinüber. Während ihre Freundinnen sich nun über die DVDs hermachten, um den ersten Film auszusuchen, versank sie selbst für einen Moment in ihre Gedanken: Warum mussten sie alle immer wieder darauf ansprechen? Zugegeben, sie hätte gerne auch endlich einen Freund gehabt. Aber wie kamen immer alle auf Tyson? Sie und er gifteten sich doch ständig gegenseitig an. Gut, nicht immer, das musste sie sich selbst eingestehen. Und ja, sie hatte ihm gestern zum wiederholten Mal etwas zu essen gemacht. Und wieder hatte sie dabei ein eigenartiges Gefühl beschlichen, aber das konnte unmöglich Liebe sein. Dafür hatte sie in manchen Situationen viel zu sehr das Bedürfnis, ihn zu erschlagen, wenn er sich über sie lustig machte. Oder war es genau das, was Mariah eben gemeint hatte? Schließlich hielt sie sich auch nicht immer zurück, was bissige Kommentare ihm gegenüber betraf. „Hey, jetzt schlag da keine Wurzeln, sondern komm rüber“, riss Naomi sie plötzlich aus ihren Gedanken, weshalb sie sich letztlich zu ihnen hinüber gesellte. „Da bist du ja endlich“, kam es von Kenny, als Tyson etwas abgehetzt um zehn nach acht vor dem Hause der Tates ankam. „Sorry, ich habe die Uhrzeit aus den Augen verloren.“ Er keuchte, da er fast den ganzen Weg gerannt war, obwohl das Thermometer immer noch an die dreißig Gradmarke heranreichte. „Na ja Hauptsache, du hast den Weg hergefunden“, merkte Ray spöttisch an. Der Japaner rümpfte die Nase, ehe er zu Max Zimmerfenster auf sah: „Was ist mit ihm?“ „Kein Ahnung“, antwortete der Schwarzhaarige, „wir wollten erst auf dich warten.“ „Gut, dann hole ich Max.“ Damit stand Tyson auch schon vor der Tür und klingelte. „Aber beeil‘ dich!“ Erstmals meldete sich nun auch Kai zu Wort, der bisher gewohnt abweisend neben den anderen stand: „In zehn Minuten kommt das Taxi.“ „Taxi?“, fragte Kenny verwirrt. „Ja, ich habe ja schon damit gerechnet, dass wir nicht eher hier wegkommen“, antwortete er mit Blick zu Tyson, „und es deswegen direkt erst für zwanzig nach acht bestellt.“ „Also ich will langsam echt mal wissen, wo du mit uns hinwillst. Und wer dann noch das Taxi zahlen soll“, Kenny beschlich wieder sein ungutes Gefühl. „Das überlass mal mir“, beschwichtigte er ihn. Der Braunhaarige seufzte lediglich, während Tyson die Tür geöffnet wurde. Es war Max, der dies tat und nun ihn und seine anderen Freunde irritiert ansah: „Was macht ihr denn hier? Und dann noch in dem Aufzug.“ Er war sichtlich verwirrt, da sie alle ausnahmslos kurzärmlige Hemden und Jeans trugen. An und für sich war es nichts Ungewöhnliches. Besonders Kenny und Kai liefen öfter auch außerhalb der Schule in Hemden herum. Doch angesichts des Wetters fand er es auch bei ihnen merkwürdig, genauso wie die langen Hosen. Tyson, der ein rotes Hemd offen über einem weißen T-Shirt trug, zuckte mit den Achseln: „Anweisung von Kai. Wir sollen uns „ordentlich“ anziehen.“ „Richtig. Und das gilt auch für dich.“ Kai musterte Max scharf. Der Blonde blickte an sich hinab: Er trug Shorts und ein schlichtes, etwas verwaschenes T-Shirt. Er sah wieder auf: „Hä, wozu?“ Tyson grinste und schob ihn ins Haus: „Keine Ahnung, aber du solltest dich umziehen. Sonst motzt er wieder rum.“ „Was habt ihr denn vor?“ Max ging gefolgt von seinem Freund auf sein Zimmer, während die anderen vorm Haus warteten. „Eine Überraschung für dich“, erklärte Tyson, als sie nun in seinem Zimmer standen. „Ach deswegen wart ihr alle nur so kurz vorhin da.“ Max erinnerte sich an den bisherigen Verlauf seines Geburtstages: Seine Freunde waren vereinzelt nach und nach bei ihm aufgetaucht, hatten ihm knapp gratuliert, je ein Geschenk in die Hand gedrückt und waren wieder verschwunden. Er sah auf die noch ungeöffneten Päckchen auf seinem Schreibtisch: „Und ich dachte schon, ihr wollt jetzt alle nichts mehr mit mir zu tun haben.“ Der andere grinste: „Nein, wir wollten dich nur etwas hinhalten.“ Er verzog ironisch das Gesicht: „Danke, sehr nett.“ „Jetzt hau rein und zieh dich um. Du hast keine zehn Minuten mehr. Sonst flippt Kai sicher aus.“ Tyson lehnte sich an die Zimmerwand. Max ging mit gemischten Gefühlen an seinen Kleiderschrank. Bis eben hatte er diesen Geburtstag noch als den traurigsten seines ganzen bisherigen Lebens empfunden und jetzt war er vollkommen verwirrt durch das plötzliche und unerwartete Auftauchen seiner Freunde. Doch er schaffte es, seinen Kleidungsstil innerhalb der vorgegebenen Zeit dem der anderen anzupassen und sich auch ansonsten zu Recht zu machen. Letztlich stand er mit den anderen vor der Tür, nachdem er sich von seinem Vater, der ebenso überrascht, aber gleichzeitig froh darüber schien, dass er mit seinen Freunden wegging, verabschiedet hatte: „So und wohin wollt ihr mich jetzt verschleppen?“ „Das weiß nur er – war übrigens auch seine Idee.“ Ray deutete auf Kai. „Ist ein Witz oder?“ Der Blonde beäugte ungläubig den Teamleader. Doch dieser antwortete kühl, als auch schon ein Großraumtaxi vorfuhr: „Sieh es als mein Geburtstagsgeschenk an. Und jetzt steigt ein. Sonst nehme ich es wieder zurück.“ Da nicht nur Max sondern auch die anderen inzwischen mehr als neugierig waren, was Kai sich da als Geschenk überlegt hatte, taten sie, was er sagte, ehe sich der Wagen wieder in Bewegung setzt. _____________________________________________________________ Etwas länger geraten, als ursprünglich geplant. Aber na ja... jetzt erfahrt ihr auf jeden Fall im nächsten Kapitel was Kai vor hat. Ich glaube, man kann es sich eh schon denken. Dinge ungewollt in die Länge zu ziehen, habe ich in den 4 Jahren jedenfalls nicht verlernt. |D Kapitel 42: Sparkling lights ---------------------------- Während der Autofahrt durchbohrte vor allem Tyson Kai mit seinem Blick und stellte ihm dauernd wieder dieselbe Frage: „Jetzt sag schon, wo fahren wir hin?“ Kai war so geschickt gewesen und hatte dem Fahrer den Zielort, zu dem er wollte, auf einen Zettel geschrieben und ihm gegeben, sodass sein Team nach wie vor ahnungslos war. Auch den anderen gelang es weiterhin nicht, aus Kai auch nur die kleinste Information über das, was ihnen bevorstand, herauszufinden. „Wartet es ab“, sagte er zum wiederholten Mal und sah dabei aus dem Fenster. Das Taxi fuhr immer weiter ins Stadtinnere, vorbei an unzähligen Gebäuden, die stetig höher wurden. Dahinter tauchte die Abendsonne den Himmel im Westen in Orange- und Rottöne, die sich über Violett in den dunklen blauen Nachthimmel im Osten verliefen. Und während es über ihnen immer dunkler wurde, erstrahlte die Stadt um sie herum umso heller und farbenfroher. Unzählige bunte Lichter und beleuchtete Werbetafeln flogen an ihnen vorbei und lenkten nun auch immer mehr die Aufmerksamkeit von Max und den anderen auf sich. 30 Grad Ich kühl' mein' Kopf am Fensterglas Such den Zeitlupenknopf Wir leben immer schneller, feiern zu hart wir treffen die Freunde und vergessen unsern Tag, Wolln' kein Stress, kein Druck, Nehm'n Zug, noch'n Schluck vom Gin Tonic, Guck in diesen Himmel: wie aus Hollywood! Rot knallt in das Blau, vergoldet deine Stadt Und über uns zieh'n lila Wolken in die Nacht! Mitten in Roppongi, dem Vergnügungsviertel von Tokio, hielt das Taxi letztlich. Während seine Freunde etwas ungläubig aus diesem stiegen, bezahlte Kai den Fahrer. „Wow, hier war ich noch nie. Zumindest nicht um die Uhrzeit.“ Tyson sah sich um. An jeder Ecke blinkten und leuchteten Lampen in allen Farben und erhellten die abendlichen Straßen, sodass man gar nicht mehr realisierte, wie dunkel es inzwischen war. Und um sie herum liefen viele fröhliche, ausgelassene Menschen vorbei. Ein ungeheurer Geräuschpegel aus Stimmen und Musik drang aus allen Richtungen an ihre Ohren. „Ich vermute sogar, dass du da nicht der Einzige bist.“ Der Graublauhaarige sah in die Runde und konnte an den überwältigten Gesichtern der anderen erkennen, dass er Recht hatte. „Sag nicht, du bist öfters hier unterwegs.“ Ray, der ebenfalls das bunte Treiben um sich herum zu realisieren versuchte, konnte sich so gar nicht vorstellen, dass Kai gerne hier war. „Es hält sich in Grenzen“, antwortete der andere, „aber um einfach mal alles andere zu vergessen ist das manchmal schon eine gute Sache.“ Nicht nur der Chinese war völlig überrascht von dem was Kai ihnen da gerade offenbarte. Auch das restliche Team starrte ihn nun an, als käme er von einem anderen Planeten. Doch der Teamleader blieb davon völlig unberührt: „Also wir können jetzt hier noch bis zum Morgen stehen bleiben, wenn ihr mich weiter wie Autos anstarren wollt, oder wir ziehen jetzt los, feiern Max‘ Geburtstag und machen die Nacht zum Tag.“ „Du bist auch immer wieder für Überraschungen gut“, grinste Tyson und schlug ihm auf den Rücken, wofür er einen finsteren Blick von Kai erntete. „Schade, dass Kyko jetzt nicht hier ist.“ Plötzlich sah man Max wieder seine Trauer an, von der ihn bisher der Trubel um ihn herum offensichtlich abgelenkt hatte. Nun war er es, der von dem Graublauhaarige böse angesehen wurde: „Erwähne den Namen heute Abend noch einmal und ich werde ungehalten. Verstanden?“ Besonders Max und Tyson kannten die Bedrohlichkeit, die nun in seiner Stimme lag, nur zu gut. „Verstanden“, gab der Amerikaner kleinlaut von sich. Ray schmunzelte angesichts Kais Reaktion: „Jetzt bin ich mir wenigstens wieder sicher, dass du wirklich Kai bist.“ Jetzt grinste auch der Blauhaarige und legte Max eine Hand auf die Schulter: „Ich sage es ja nur ungerne, aber Kai hat mal wieder Recht. Heute Abend hat der Name hier nichts verloren. Das wird dein Abend, Maxie.“ „Na hoffentlich.“ Der Angesprochene versuchte zu lächeln, was ihm sichtlich schwer fiel, war er doch in Gedanken immer noch bei Kyko. Da lenkten einige Jugendliche in ihrem Alter sein Augenmerk auf sich. Die Gruppe aus zwei Mädchen und drei Jungs kam auf sie zu. Einer von ihnen sprach sie an: „Entschuldigt, aber ihr seid doch die Blade Breakers.“ Tyson grinste: „Gut erkannt.“ „Wow, cool. Hätte ich nicht gedacht, euch hier zu treffen. Wir sind alle echte Beyblade-Fans. Und ihr seid mit Abstand das beste Team“, gab er begeistert bekannt, „Und Tyson, du bist echt genial.“ „Ach ist das so?“, gab der Blauhaarige mit gekünstelter Bescheidenheit zur Antwort. Einer der anderen beiden Jungen nickte: „Klar. Wir freuen uns schon total auf das Turnier Ende Oktober.“ „Ja, wir haben sofort Tickets gesichert, als wir davon erfahren haben“, ergänzte eines der Mädchen. „Cool, dass ihr mich alle gewinnen sehen wollt.“ Tyson strotzte wie eh und je vor Selbstsicherheit, wenn es um das Beybladen ging. „Ja klar. Sie kommen alle nur deinetwegen“, merkte Kenny beiläufig an. Die Gruppe lachte, ehe einer sich etwas zu Ray hinüberbeugte: „Sie kommt nur wegen dir.“ Er deutete auf das zweite Mädchen, welches schüchtern daneben stand und ihn die ganze Zeit ansah, ehe sie nun beschämt zu Boden sah. „Oh.“ Mit einem verlegenen Lachen rieb der Chinese sich den Hinterkopf. „Ja Chiyo ist total in dich verknallt“, kicherte ihre Freundin. „Ach halt die Klappe, Aoi“, fuhr das schüchterne Mädchen sie nun mit hochrotem Kopf an, „Dafür stehst du doch auf Max!“ Nun war es die andere, welcher die Röte ins Gesicht stieg. Der Junge, der sie zuerst angesprochen hatte, schüttelte den Kopf: „Tut mir leid. Die beiden sind nervig.“ „Sagt der Richtige, Shiro. Du hast vorgestern noch zu mir gesagt, dass du Naomi schnuckelig findest“, schmollend schob das Mädchen namens Aoi die Unterlippe vor und sah dann das Team an, „mein Bruder ist echt ein Idiot.“ „Kenne ich. Brüder können wirklich gemein sein“, lachte Tyson. „Ich gebe es ja zu. Sie ist ja auch süß, oder?“ Eine Bestätigung abwartend, wandte Shiro sich an seine beiden Freunde. Während der eine zustimmend nickte, zuckte der andere mit den Schultern: „Also mein Typ ist sie nicht. Aber ihr beide hattet, was Mädchen, betrifft schon immer einen komischen Geschmack.“ „Oh das sag besser nicht zu laut, sonst geht Kai dir sicher an die Gurgel. Apropos“, Ray sah sich suchend um, „wo ist der überhaupt?“ Erst jetzt bemerkten sie, dass ihr Teamleader nicht mehr bei ihnen stand. Kenny entdeckte ihn in rund hundert Meter Entfernung, wo er sich ignorant gegen eine Mauer gelehnt hatte: „Da ist er.“ „Typisch, dass der sich wieder aus dem Staub macht“, stellte Tyson fest. „So ist er halt“, grinste Max. Shiro lachte: „Na ja wir wollen euch hier auch nicht ewig aufhalten. Aber hättet ihr vielleicht noch kurz Zeit für ein Foto? Das muss man doch festhalten, wenn wir euch schon mal so privat treffen und das dann auch noch an meinem Geburtstag.“ „Oh du hast heute Geburtstag? Ich auch!“ Max war über diesen Zufall sichtlich erfreut. „Echt? Wusste ich gar nicht. Ist ja cool.“ Sein Gegenüber teilte die Freude ganz offensichtlich. „Ja, dann Geburtstagskinder bitte in die Mitte“, dirigierte Tyson, „ich trete den Platz ausnahmsweise an euch ab.“ „Sehr großzügig von dir“, witzelte Ray, wofür der andere ihm die Zunge rausstreckte. „Soll ich das Foto machen?“, bot Kenny an. Dankend drückte Aoi ihm ihre Kamera in die Hand, die sie gerade aus ihrer Tasche geholt hatte, bevor sie sich mit den anderen aufstellte. Nur Chiyo blieb etwas abseits stehen. „Hey, jetzt komm her, sonst bist du nicht auf dem Foto“, wies einer der Jungen sie an. Zögerlich stellte sie sich dazu. Und während alle anderen breit in die Kamera grinsten, wurde sie noch roter, als Ray, der hinter ihr stand, ihr eine Hand auf die Schulter legte, bevor Kenny den Auslöser betätigte. Während seine Schwester die Kamera wieder entgegennahm, bedankte Shiro sich: „Super. Danke“ „Immer gerne“, antwortete Max, „aber wir wollen dann mal weiter. Sonst wird unser Käpt’n sicher gleich stinkig.“ „Ja sicher. Dann noch einen schönen Abend und einen tollen Geburtstag“, verabschiedete Shiro sich im Namen seiner Gruppe. Max tat es ihm gleich:„Danke, dir auch.“ Damit trennten sich ihre Wege und das Team ging zu Kai hinüber. „Fertig mit eurem Kinderkram?“, fragte dieser trocken. „Mensch, Kai, man muss seinen Fans auch Beachtung schenken. Sonst hat man irgendwann keine mehr“, meinte Tyson. Doch der andere blieb unbeeindruckt: „Klingt doch super.“ „Du kannst echt froh sein, dass du Blader bist. Wenn du in die Musik oder ins Filmgeschäft gerutscht wärst, hättest du echt ein Problem“, kam es von Ray. Max lachte: „Ja weil er keinen Erfolg hätte, da er jeden Fan sofort vergraulen würde mit seiner netten Art. Gut dass wir inzwischen wissen, dass du auch anders sein kannst.“ „Genau, sonst wären wir auch längst über alle Berge“, fügte Tyson hinzu. Kai sah ihn sarkastisch an: „Schreckliche Vorstellung, wenn du plötzlich einfach weg wärst.“ „Nicht wahr?“ Der Blauhaarige grinste breit. Für einen Moment wurde es still. Kai gestand sich in diesem Augenblick kurz ein, dass er eigentlich ganz froh war, dass dem nicht so war. Auch wenn besonders Tyson ihn nicht selten einfach nur nervte. Er behielt seine Gedanken aber wie so oft für sich und wandte sich erneut ab: „Lasst uns gehen.“ „Hmm, aber kommen wir hier überhaupt irgendwo rein? Wir sind nicht volljährig.“ Kenny sah sich überlegend um. Eine Mischung aus Lachen und Schnaufen lag in Kais Antwort: „Als hätte ich daran nicht gedacht.“ Wieder blickten seine Freunde ihn verwundert an. „Na da bin ich mal gespannt“, freute der Chinese sich nun, bevor er mit den anderen Kai folgte. Wir bleiben wach bis die Wolken wieder lila sind! Wir bleiben wach bis die Wolken wieder lila sind! Bis die Wolken wieder lila sind! Wir bleiben wach bis die Wolken wieder lila sind! Guck da oben steht ein neuer Stern: Kannst du ihn sehen bei unserm Feuerwerk? Wir reißen uns von allen Fäden ab Lass sie schlafen - komm wir heben ab! Er führte die Gruppe zunächst zu einer Bar ganz in der Nähe. „Da kommen wir nie rein.“ Doch von Kennys Aussage völlig unbeirrt, marschierte der Graublauhaarige unter den ungläubigen Blicken der anderen einfach in das Lokal. Und tatsächlich schien sich niemand daran zu stören als auch sie ihm folgten. Im Inneren war es voll und laut, Musik lief und gut gelaunte Menschen saßen und standen überall, unterhielten sich und lachten. Auf den ersten Blick schien kaum ein Durchkommen möglich. Trotzdem ging Kai zielstrebig zur Theke und reichte einem der Barkeeper, die im schummerig, gedämpften Licht die Gäste bedienten, unter den weiterhin verwirrten Blicken des restlichen Trupps die Hand, was darauf schließen ließ, dass sie sich kannten. Er sprach kurz mit ihm und deutete dann zu seinen Freunden, die sich langsam zu ihm durchschoben. Der Unbekannte hob grüßend die Hand in ihre Richtung, bevor Kai sie mit einem Wink an einen Tisch weiter hinten im Raum lotste. Dort angekommen ließ er sich in einen der bequemen Sessel fallen. Die anderen taten es ihm gleich. „Du scheinst ja tatsächlich hier kein ganz unbekanntes Gesicht zu sein“, stellte Max fest. Kai lehnte sich zurück: „Nein, ich kenne ein paar Leute, die in den Bars und Clubs hier arbeiten.“ „Aber was ist, wenn wir kontrolliert werden oder uns hier jemand erkennt? Das gibt doch nur Ärger.“ Kenny war sichtlich angespannt. „Mann Chef, mach‘ dir mal nicht ins Hemd“, lachte Tyson. Der Teamleader stimmte ihm zu: „Entspann dich. Hier werden selten Alterskontrollen durchgeführt. Besonders da, wo viele internationale Gäste feiern, schauen die Behörden nicht so genau hin. Und für den unwahrscheinlichen Fall, dass das doch passieren sollte, habe ich gestern schon vorgesorgt.“ Doch wie er das angestellt hatte, behielt Kai für sich. Da kam auch schon der Barkeeper von eben mit einem Tablett zu ihnen und stellte jedem ein gefülltes Schnapsglas hin. „Trotzdem.“ Kenny war sichtlich unzufrieden. „Jetzt hab‘ dich nicht so. Das wird schon gut gehen“, Ray nahm sein Pinnchen, „und wenn wir bei einem von uns Geburtstag feiern, trinkst du doch auch. Wenn auch nicht viel.“ „Eben. Es erwartet ja keiner, dass du dich unter den Tisch säufst und dann Leute auf der Straße anpöbelst“, fügte Tyson hinzu. Kenny sah auf das Getränk: Seine Freunde hatten Recht. Sie hatten schon das ein oder andere Mal zusammen ihre Geburtstage feuchtfröhlich gefeiert und bis jetzt waren die nie ausgeartet. Außer einmal als Tyson versucht hatte beim Trinken mit Kai mitzuhalten. Doch er war sich sicher, dass er den Fehler kein zweites Mal machen würde. „Und du guck nicht schon wieder wie sieben Tage Regenwetter“, ermahnte nun Ray Max, der wieder einen etwas niedergeschlagenen Eindruck erweckte. „Wirklich“, ergänzte Tyson, „das hier ist was Besonderes. Ich glaube nicht, dass Kai hier jeden hinschleppt, oder?“ „Sicher nicht“, bestätigte Kai dies. „Also sei mal wieder unser Sonnenschein!“ Der Blauhaarige schubste Max nun mit der Faust am Oberarm an. Dieser sah auf: „Ja, sorry, ihr habt ja Recht.“ Er blickte in die erwartungsvollen Gesichter seiner Freunde. Und ja, sie hatten wirklich Recht. Er durfte sich nicht schon wieder so hängen lassen. Zumal es wirklich etwas Besonderes war, so eine Überraschung von Kai zu bekommen. Das wollte er weder sich noch seinen Freunden vermiesen. Also fasste er einen Entschluss: So schwer es ihm auch fallen würde, für diesen Abend würde er seine Ex aus seinem Kopf verbannen. Langsam machte sich wieder ein Lächeln auf seinen Lippen breit. Auch Kai erhob nun sein Glas: „Also ich hoffe, ihr habt alle reichlich zu Abend gegessen, denn das hier ist erst der Anfang. Wer schlapp macht, wird zurückgelassen.“ Tyson lachte: „Ich könnte zwar gleich noch was vertragen, aber für den Anfang sollte es reichen.“ „Na dann: Auf Max“, sagte Ray und hob sein Glas in die Luft. Mit einem „Auf Max“ taten es ihm die anderen gleich. „Auf uns und eine geile Nacht“, grinste das Geburtstagskind nun. Damit gossen sie den Alkohol alle gleichzeitig die Kehle hinunter. „Aber dass ausgerechnet du uns hier her geschleppt hast, kann ich immer noch nicht glauben“, äußerte der Schwarzhaarige kurz darauf, „vor allem warst du an Kenny Geburtstag noch dagegen, dass wir uns betrinken.“ „Da waren wir ja auch im Trainingsurlaub.“ Der Angesprochene bestellte gerade die nächste Runde. „Aber glaubt nicht, dass wir das jetzt regelmäßig machen. Ab Montag wird wieder trainiert.“ „War klar.“ Tyson sah sich um, da ihm auffiel, dass einige Leute um ihn herum etwas zu essen serviert bekamen: „Hier gibt’s wohl auch was zu futtern?“ „Klar“, antwortete Kai und deutete auf die Karte auf dem Tisch, „schmeckt sogar nicht schlecht.“ Der Japaner ergriff diese augenblicklich und begann sie zu studieren: „Wow, sogar Burger und Pizza. Hier bleibe ich!“ Max musste unweigerlich lachen: „Sieht dir wieder so ähnlich.“ Kai beobachtete den Blonden zufrieden: Er schien sich im Augenblick wirklich alle Mühe zu geben, keinen Gedanken mehr an Kyko zu verlieren. „Aber sag mal“, es war Ray, der erneut seine Aufmerksamkeit verlangte, nachdem er auch einen Blick in die Speisekarte riskiert hatte und nun das moderne Interieur musterte, „da stehen gar keine Preise dran. Und so ganz günstig sieht das hier auch nicht aus, wenn ich mich so umsehe.“ „Die Preise haben euch auch nicht zu interessieren. Alles was ihr heute Abend esst oder trinkt, geht auf mich.“ Wieder hatte Kai es geschafft, den anderen ungläubige Gesichter zu verschaffen. „Bist du krank oder hast du neuerdings Spendierhosen an?“, wollte Tyson wissen. „Also ihr könnt es auch gerne selber bezahlen, wenn es euch so stört.“ Kai zuckte gleichgültig mit den Achseln. „Äh nein, passt schon“, winkte der Blauhaarige ab und orderte umgehend eine Pizza und einen Hamburger. Auch die anderen bestellten sich etwas zu essen – im Vergleich zu Tyson aber eher Kleinigkeiten. Und zwischen gutem Essen, guter Laune und viel Bier, verging einige Zeit. Zeit in der Max es tatsächlich schaffte, nicht einmal mehr über Kyko zu sprechen. Zeit in der seine Gedanken an sie immer weiter in die unergründeten Winkel seiner Erinnerung verschwanden. Und seine Freunde ließen ihm gar keine Möglichkeit, um sie wieder hervorzuholen, zu gut unterhielten sie ihn dafür und lenkten ihn ab. Es waren nur zwischenzeitlich immer wieder winzige Bruchteile von Sekunden, in denen er kurz mit sich kämpfen musste, doch er blieb standhaft, denn er wollte sie einfach vergessen – wenigstens für heute. Der Abend war bereits weit fortgeschritten, als sie das Lokal angeheitert verließen und ihrem Teamleader durch die Nacht und die feiernden Menschenmassen auf der Straße folgten. Wieder wurden sie unterwegs von zwei Jungen, die sich als große Beyblade-Fans offenbarten, angesprochen. Und wieder nahm sich das Team, bis auf Kai, Zeit für sie. Nachdem sie die zwei mit Autogrammen in kürzester Zeit glücklich gemacht hatten, suchten sie wieder den Anschluss an ihren Teamleader, der vorgegangen war. Dieses Mal machte er vor einem angesagten Club halt. „Hi, Kai!“, grüßte ihn der stämmige Türsteher davor, wobei er zum Gruß die Hand hob. Der Graublauhaarige tat es ihm gleich und deutete auf die vier hinter ihm: „Die gehören zu mir!“ „Alles klar“, damit ließ der lebende Wandschrank sie vorbei ins Innere aus dem man bereits die Bässe dröhnen hörte. Grelle Laserlichter bewegten sich schnell im Takt der Musik. Nebelschwaden waberten durch die Luft über der riesigen Tanzfläche, auf die die Gruppe nun blickte und wo sich unzählige Leute zur Musik bewegten. Rechts und links waren Theken, sowie einladende Sitzecken. Wieder war es Kai, der eine solche freie erspähte und die Gruppe durch die Massen dorthin führte. „Ich hole uns was zu trinken.“ Während die anderen sich setzten, ging er zu einer der Bars. „Schon krass, was Kai mit uns hier abzieht. Ich kann das immer noch nicht glauben.“ Ray sah ihm nach. „Geht nicht nur dir so. Aber ich glaube, der hat noch so viele Geheimnisse, von denen wir nichts wissen. Und ist doch echt cool, dass er uns mit hergenommen hat. Zeigt doch eigentlich nur, dass er uns inzwischen wirklich als Freunde und nicht nur als Teamkollegen sieht“, kam es von Kenny. „Hier gefällt es ihm bestimmt gut. Durch die Lasershow erkennt einen hier kaum jemand.“ Tyson blinzelte und versuchte die Gesichter der Leute in einiger Entfernung zu erkennen, was tatsächlich sehr schwer war, wenn man sich nicht unmittelbar vor der Person befand. Wenig später kehrte Kai mit fünf Bier zurück und stellte diese auf dem runden Tisch ab: „So, das ist aber die letzte Runde Bier heute. Ab jetzt gibt es nur noch Hochprozentiges!“ „Ausnahmsweise mal ein Befehl von dir, der mir passt“, grinste der Blauhaarige, nahm sich eine Flasche und stieß mit seinen Freunden zum wiederholten Male an diesem Abend an. Jung und ignorant, stehen auf'm Dach teilen die Welt auf und bauen einen Palast, Aus Plänen und Träumen - jeden Tag neu! Bisschen Geld gegen Probleme Wir nehmen was wir wollen! Wollen mehr sein, mehr sein, als nur ein Moment Komm mir nicht mit großen Namen die du kennst Wir trinken auf Verlierer, lassen Pappbecher vergolden Feiern hart, fallen weich auf die lila Wolken! Und Kais Worte sollten der Wahrheit entsprechen. Nur Kenny und Ray stiegen irgendwann auf nicht Alkoholhaltiges um, als sie merkten, wie ihnen doch etwas zu warm wurde. „Ich muss mal wohin“, verkündete der Braunhaarige nach einiger Zeit, erhob sich und verschwand in Richtung Toiletten. Auch Max stand plötzlich auf. Offensichtlich zeigte der Alkohol auch bei ihm inzwischen Wirkung, als er euphorisch verkündete: „So und ich will jetzt tanzen. Sofort!“ „Kannst du das denn noch oder bist du schon zu voll?“, lachte Ray. „Pah, ich kann das noch sowas von. Ich bin der Tanzkönig!“, verkündete er, als wenig später vier Mädchen an ihren Tisch kamen. „Hi“, begrüßte eines von ihnen die Gruppe, „meine Freundinnen und ich hätten Lust zu tanzen. Wie sieht’s bei euch aus?“ „Tanzen ist seine Abteilung.“ Kai nickte in Max‘ Richtung. Da zog eines der anderen Mädchen diesen auch schon am Arm: „Dann gehörst du jetzt mir.“ „Das trifft sich ja gut“, grinste der Blonde und begab sich umgehend mit ihr ins Getümmel. „Von wegen Tanzkönig. Dem zeig ich’s!“ Tyson, der ähnlich wie sein Freund inzwischen deutlich angeheitert war, erhob sich ebenfalls, packte eines der Mädchen an der Hand und folgte seinem Freund. „Und was ist mit euch beiden Hübschen?“ Die beiden Verbliebenen setzten sich je neben Ray und Kai auf die runde Sitzbank und rutschten näher an sie heran. Doch der Schwarzhaarige wich ein Stück zurück: „Äh… sorry, aber ich…“ „Er ist schwul“, fiel der andere ihm ins Wort. Während Ray ihn perplex ansah, blickte das Mädchen neben ihm ihn ernüchtert an: „Schade.“ „Aber der ist zu haben.“ Der Halbrusse deutete in Kennys Richtung, der soeben zu ihnen zurückkehrte. „Oh du bist ja süß!“ Freudig sprang die eben noch Enttäuschte auf und schnappte sich den völlig überrumpelten Kenny, ehe sie ihn ebenfalls zur Tanzfläche zog. Zurück blieb nur das Mädchen, das immer noch neben Kai saß und ihm nun eine Hand aufs Bein legte, während sie ihm zuflüsterte: „Und du? Bist du auch anders wie dein Kollege hier?“ „Nein“, antwortete er knapp, sie dabei nicht ansehend. „Darf ich dich dann entführen?“, fragte sie weiter, wobei sie ihm noch näher kam. „Nein.“ Wieder diese karge Antwort seinerseits. „Ach komm schon.“ Ray beobachtete das Geschehen und wartete auf Kais Reaktion, als sie ihre Brüste nun ganz offensichtlich an seinen Oberarm drückte. Doch er blieb kühl und beachtete sie weiterhin nicht: „Kein Interesse.“ „Du bist aber nicht gerade ein Gentleman“, sie ließ etwas von ihm ab und sah den Schwarzhaarigen an, „Ist der immer so?“ Dieser nickte: „Ja.“ „Ist ja ätzend.“ Nun fiel ihr Augenmerk ganz offensichtlich auf einen anderen jungen Mann, als dieser an ihrem Tisch vorbeiging, denn sie erhob sich eilig und versuchte nun ihn um den Finger zu wickeln. Mit Erfolg wie es schien, denn schon kurze Zeit später, entfernte sie sich mit ihm zusammen vom Tisch. „Na die ist ja rangegangen.“ Ray sah ihr nach. „Normal hier. Gewöhnt man sich dran“, erklärte Kai gleichgültig. „Ach“, der andere sah ihn an, „und du wimmelst die immer so ab? Die wär doch mit dir nicht nur tanzen gegangen.“ „Kommt drauf an. Manchmal so, manchmal so. Aber das hat sich jetzt eh erledigt“, nun sah Kai zurück, „oder glaubst du, ich würde Nao das antun?“ Der Chinese war erneut etwas überrascht, hatte er nicht mit so viel Offenheit und Ehrlichkeit seitens des Anderen gerechnet. Doch es machte ihn froh, zu wissen, dass Kai seine Beziehung scheinbar ernst nahm, auch wenn er bisher nicht daran gezweifelt hatte, dass er dies tat. Er nahm gerade einen Schluck aus seinem Glas, als ihm wieder einfiel, was Kai zuvor gesagt hatte, und sah ihn daher finster an: „Aber was sollte das eben? Ich bin nicht schwul!“ „Ich weiß“, auch der andere nahm einen Schluck, „aber glaub mir, die lassen nicht locker, wenn du ihnen sagst, dass du eine Freundin hast. Und ich weiß, dass du das sagen wolltest.“ „Öhm, ja.“ Ray verstand nun, dass Kai das nur behauptet hatte, um ihn aus der Situation zu befreien. Offenbar wusste er genau, wie treu er Mariah war und dass er nicht mal in Erwägung zog, mit einem anderen Mädchen zu tanzen. „Ich konnte dich ja nicht hängen lassen und zusehen, wie sie dich doch noch abschleppt. Und wer weiß, nachher hättest du in deinem Zustand noch andere Dinge getan, die du später bereut hättest“, sagte Kai. Der andere war nun sichtlich froh, dass sein Gegenüber so schlagfertig war und schmunzelte: „Weißt du, manchmal kannst du ein echtes Arschloch sein. Aber alles in allem bist du echt schwer in Ordnung und ein richtig guter Kumpel. Alleine, dass du das hier für Max getan hast. Dem tut das gerade echt gut.“ Er nickte zur Tanzfläche, wo man unter anderem Max mit seiner neuen Bekanntschaft ausgelassen tanzen und lachen sah. „Danke für die Blumen.“ Auch Kai warf nachdenklich einen Blick hinüber. Anfangs hatte er noch Zweifel gehabt, ob die ganze Sache wirklich eine gute Idee gewesen war. Doch inzwischen bereute er dies kein Bisschen mehr, auch wenn er ein Stück seines Privatlebens damit preisgegeben hatte. Eigentlich, so musste er sich selbst eingestehen, war es in Gesellschaft sogar wesentlich schöner hier zu sein. Vor wenigen Jahren noch hätte er sich niemals träumen lassen, dass er mal so viel Spaß mit anderen haben würde. Damals hatte er für seine Mitmenschen nur Verachtung übrig gehabt. Und auch heute noch trat er den meisten Menschen mit großer Skepsis gegenüber, doch das galt nicht für seine Freunde. Tyson und die anderen hatten ihn über die Jahre hinweg so sehr verändert – zum Guten. Und davon wollte er ihnen ein Stück zurückgeben. Wir bleiben wach bis die Wolken wieder lila sind! Wir bleiben wach bis die Wolken wieder lila sind! Bis die Wolken wieder lila sind! Wir bleiben wach bis die Wolken wieder lila sind! Guck da oben steht ein neuer Stern: Kannst du ihn sehen bei unserm Feuerwerk? Wir reißen uns von allen Fäden ab Lass sie schlafen - komm wir heben ab! „Grins nicht so, du Honigkuchenpferd“, belehrte Tyson Max während sie nach einiger Zeit mit Kenny, der sichtlich k.o. war, im Schlepptau zu ihrem Tisch zurückkehrten. Ray beobachtete dies amüsiert: „Na ihr hattet ja scheinbar viel Spaß.“ „Yumi ist voll süß“, grinste der Blonde und deutete stolz auf seinen rechten Handrücken, auf dem das Mädchen, mit dem er getanzt hatte, ihm eben etwas notiert hatte, „ich habe sogar ihre Telefonnummer bekommen.“ „So? Und du scheinst ja auch erfolgreich gewesen zu sein.“ Belustigt musterte der Schwarzhaarige nun Kenny, der sich mit einem Lippenstiftabdruck auf der Wange neben ihm fallen ließ. Doch dieser schien so apathisch zu sein, dass er nicht darauf reagierte. „Ah, wieso habe ich eben nein gesagt?“, fluchte Tyson nun. Kai blickte ihn fragend an: „Hmm?“ Das Geburtstagskind lachte: „Der Esel hat ohne zu überlegen abgelehnt, als die, mit der er getanzt hat, ihm auch ihre Nummer geben wollte und jetzt ärgert er sich.“ „Selber Schuld“, kommentierte Kai dies lediglich. „Tja, sein Herz schlägt nun mal doch für eine andere“, spottete der Schwarzhaarige. Nun legte Tyson den Kopf auf die Seite: „Hä?“ Aufgrund seiner Verfassung schien er nicht zu begreifen, auf wen Ray da anspielte. Letzterer beließ es daher auch dabei. Es war weit nach Mitternacht, als sie die Discothek wieder verließen. Nicht mehr nüchtern, aber dafür umso fröhlicher, liefen die fünf nebeneinander die immer noch belebten Straßen entlang. Tyson hatte sein Hemd inzwischen ausgezogen und trug es lässig über die Schulter, da ihn sein Alkoholpegel ausreichend von innen wärmte. Ray hatte es ihm gleich getan und auch Max und Kai, die keine T-Shirts trugen, hatten die oberen Knöpfe ihrer Hemden bis zur Brust geöffnet, um etwas abzukühlen. Kenny lockerte gerade den Knoten seines dünnen Schlips und gähnte: „Mann, bin ich müde!“ „Wie kannst du müde sein?“, fragte Max, „Ich bin sowas von aufgedreht.“ „Warte ab, bis du wieder zuhause bist. Ich wette, du schläfst nach zwei Minuten ein wie ein Baby“, kommentierte Kai dies kühl. „Ach Quatsch“, grinste er, „Wie spät ist es eigentlich?“ „Äh“, Tyson zog sein Handy aus der Hosentasche und warf einen Blick darauf, „was ist denn das für eine komische Uhrzeit?“ „Alter, du hältst es falsch rum“, klärte Ray ihn auf. „Huch.“ Während seine Freunde sich über Tysons Betrunkenheit amüsierten, drehte dieser das Telefon um hundertachtzig Grad: „Ah, jetzt macht das Sinn. Oh, schon kurz vor drei.“ „Dann wird es wohl echt Zeit den Heimweg anzutreten“, hielt Kenny fest. „Ja.“ Kai zückte ebenfalls sein Mobiltelefon, bei dem er im Gegensatz zu seinem Freund aber noch wusste wo oben und unten war, und rief ein Taxi. Während er dies tat, blödelten Max und Tyson herum. Ray beobachtet amüsiert, wie sie irgendwann Kenny an den Händen und Füßen packten und ihn mit Schwung in einen Springbrunnen befördern wollten. Und auch Kais Mundwinkel formten sich zu einem dezenten Schmunzeln, während er sein Handy nach getätigtem Anruf wieder weggesteckt, sich entspannt an eine Hauswand gelehnt und wie so oft die Hände in seinen Hosentaschen versenkt hatte. Normalerweise hätte er sie zurecht gepfiffen. Aber gerade war nicht normalerweise – es herrschte Ausnahmezustand. Und er war nun selbst interessiert daran, ob sie ihren panischen Freund wirklich ins Wasser befördern würden. Jedoch waren sie wohl noch soweit bei Verstand, um kurz davor Halt zu machen und ihn wieder runter zu lassen. Wenig später kletterte Max auf den Rand des Brunnen und sprang mit einem lauten Jauchzer auf Tysons Rücken, der ihm diesen gerade zugewendet hatte: „Uns gehört die Welt!“ Der Japaner torkelte lachend mit seinem Freund auf dem Rücken nun um den Brunnen, während die anderen drei dies lachend beobachteten. Sie alle waren mehr als erleichtert, dass der Blonde tatsächlich all seinen Schmerz zumindest vorübergehend vergessen zu haben schien. Kapitel 43: All I want ---------------------- „Uns müsste irgendetwas einfallen, um ihr zu helfen. Aber was?“ Fragend sah Mariah Naomi an. Die beiden waren längst wieder bei Letzterer zu Hause angekommen, nachdem sie um kurz nach halb drei beschlossen hatten, dass sie genug Filme gesehen hatten und es Zeit war, ihren Mädchenabend zu beenden, da sich doch allmählich Müdigkeit in der Runde breit gemacht hatte. Die beiden hatten Hilary noch nach Hause gebracht, wobei ihnen nicht verborgen geblieben war, dass diese immer wieder in ihren eigenen Gedanken versunken war und sich kaum an den Gesprächen beteiligt hatte. Sie hatten sie gefragt, ob alles in Ordnung sei. Ihre Freundin hatte dies bejaht, doch die anderen wussten, dass ihre Antwort nicht der Realität entsprach. Sie ahnten, dass sie in irgendeiner Form an Tyson dachte. Aber genauso wussten sie Hilarys Reaktion einzuschätzen, hätten sie sie darauf angesprochen, daher hatten sie es dabei belassen. Dafür hatten die zwei sich, nachdem sie ihre Freundin zu Hause abgesetzt hatten, untereinander über Hilarys Verfassung unterhalten. Und dies taten sie nun immer noch, während Mariah im Schneidersitz auf Naomis Bett saß und die andere sich vor dem Wandspiegel ihre Haare kämmte. „Ich weiß es auch nicht“, seufzte Naomi, „sie war heute wirklich sehr geistesabwesend. So habe ich sie noch nie erlebt, aber vielleicht denkt sie ja auch über etwas ganz anderes nach.“ „Kann ich mir nicht vorstellen“, kam es von der Rosarothaarigen, „ich wette, dass sie dauernd an ihn denkt. Ich frage mich nur, ob sie uns nur sagt, dass sie ihn nicht liebt, oder ob sie es selbst nicht weiß.“ Die andere legte die Bürste beiseite und sah zurück: „Keine Ahnung, aber ich will mich da auch ehrlich gesagt nicht weiter einmischen. Das bringt die beiden nur zum ausrasten. Besser, man wartet ab und redet nicht weiter auf sie ein, auch wenn es so vielleicht noch ewig dauert, bis sie mal in die Pötte kommen.“ „Da hast du wahrscheinlich Recht. Aber Apropos auf jemanden einreden“, nun grinste ihre Freundin und lehnte sich zur Seite, um nach der Tasche zu greifen, die sie neben dem Bett abgestellt hatte, „Zieh es wenigstens ein Mal an.“ Naomi blickte grimmig auf das Kleid, welches Mariah soeben hervorgeholt hatte und ihr nun entgegenhielt: „Nein, ich will das nicht anziehen. Ich mache mich nicht für Kai zum Affen.“ „Sollst du doch auch nicht, der ist schließlich gar nicht hier. Ich will nur mal sehen, wie es dir steht. Bitte.“ Mit ihrem herzerweichendsten Bettelblick sah Mariah sie nun an. In Wirklichkeit ging es ihr darum, die Blonde vielleicht doch von der Sache begeistern zu können, aber das behielt sie für sich. Ihre Freundin gab ihrem Blick nach und seufzte: „Na gut, aber nur kurz.“ Sie entledigte sich ihrer kurzen Hosen und ihres Tops, ehe sie das Kleid entgegennahm und es anzog. „Du siehst so niedlich darin aus.“ Mariah war sichtlich begeistert. Missmutig betrachtete Naomi sich erneut im Spiegel: „Ach ja? Ich wette, Kai würde mich auslachen, wenn er mich so sehen würde. Oder er würde mich nicht mehr für voll nehmen.“ Mariah grinste: „Quatsch, du hast echt keine Ahnung. Männer stehen auf so etwas.“ Inzwischen ging es auf vier Uhr zu und am Horizont war bereits ein erster feiner Lichtstreifen zu erkennen, der das Morgengrauen ankündigte. „Danke für den geilen Geburtstag“, kam es von Max, als sie zusammen in der Seitenstraße, in der sie ausgestiegen waren, standen und das Taxi wieder davon fuhr. Überglücklich sah er seine Freunde an. Er fühlte sich unglaublich gut und war einfach wahnsinnig froh, solche Freunde zu haben. Sicher würde er noch einige Tage oder vielleicht sogar Wochen an seiner Trennung zu knacken haben, aber er wusste jetzt wieder, dass es Dinge gab, die das Leben trotzdem lebenswert machten. Und heute Nacht würde er sicher um ein Vielfaches besser schlafen als die letzten beiden Nächte. „Gerne“, Tyson grinste noch breiter als sonst und legte Kai einen Arm um den Hals, „aber bedank dich hauptsächlich bei ihm hier.“ Max nickte: „Ja, danke, Kai, auch für gestern Abend. Oder viel mehr vorgestern.“ „Kein Thema.“ Der Graublauhaarige befreite sich wieder von Tyson. Dieser sah ihn verwundert an: „Vorgestern?“ „Nicht so wichtig, vergiss es“, winkte Kai ab. „So etwas wie heute Nacht sollten wir auf jeden Fall öfter machen“, verkündete Ray hingegen. „Erst mal wird wieder trainiert und das Turnier gewonnen. Dann überlege ich mir das noch mal“, war die Reaktion des Russen. „Erst mal gehe ich jetzt ins Bett.“ Tyson gähnte lauthals. „Da bin ich dabei.“ Kenny schob seine Brille hoch und rieb sich müde die Augen. Sein Freund sah ihn panisch an und schrie: „Geh gefälligst in dein eigenes!“ „Meinte ich doch. Und schrei nicht so, hier schlafen Leute“, kam es von dem Kleineren, während die anderen lachten. „Wir sehen uns dann morgen oder heute viel mehr?“, wollte Ray wissen. „Heute Nachmittag frühestens.“ Der Blauhaarige wandte sich zum Gehen. „Ich komme um neun bei dir vorbei und wecke dich“, kam es da kühl von Kai. Sein Gegenüber streckte ihm über die Schulter hinweg die Zunge heraus: „Du kannst mich mal!“ Damit gingen er, Max und Kenny lachend davon, während Ray und Kai sich amüsiert in die andere Richtung verabschiedeten. „Hoffentlich hatten die Mädchen auch so viel Spaß wie wir“, überlegte Ray, als sie bereits kurz vor dem Haus der Tawakuyas waren. „Ganz sicher nicht. Wir waren ja nicht da“, entgegnete der andere ruhig. Sein Freund lachte: „Wo du Recht hast.“ Wenig später kamen sie am Haus an. „Wie es scheint, sind sie aber noch wach. Zumindest brennt bei Nao noch Licht.“ Der Schwarzhaarige deutete zum Fenster im ersten Stock. „Meinst du ich kann noch mal kurz mit hochkommen?“, fragte Kai, den Blick ebenfalls nach oben gerichtet. „Klar. Sei nur leise.“ Ray ging zur Tür vor. Der andere folgte ihm gelassen: „Ich heiße ja nicht Tyson.“ „Stimmt“, grinste der Chinese, während er vorsichtig, um keinen unnötigen Krach zu machen, die Haustür aufschloss. Leise betraten sie das Haus und entledigten sich ihrer Schuhe, ehe sie die Treppe hinaufschlichen. Naomi begutachtete weiter ihr Spiegelbild. Natürlich wusste sie, welch anziehende Wirkung die Bedienungen in Maid-Cafés auf die meisten Männer ausübten, denn sie war selbst schon mal mit Sachiko in einem solchen gewesen, nachdem diese ihr von den leckeren Törtchen und anderen Speisen vorgeschwärmt hatte, die man dort von den Maids serviert bekam. Aber selbst so rumzulaufen? Auch wenn es nur für den eigenen Freund war? Oder war sie doch zu verklemmt? Wieder seufzte sie. „Was ist?“, erkundigte Mariah sich daraufhin. „Ich wünschte, ich könnte so entspannt mit dem Thema umgehen wie du oder Sachiko“, sagte die Angesprochene. Mariah lachte: „Ach, ich werde Kai morgen sagen, dass er dich endlich ins Bett zerren soll, damit du lockerer wirst.“ „Haha“, Naomi blickte sie über den Spiegel ironisch an, bevor sie sich umdrehte, „du und Sachiko habt ja leicht reden. Ihr habt ja schon… na du weißt schon.“ „Ja und? Hat Sachiko dir solche Horrorgeschichten erzählt oder warum hast du es noch nicht getan?“, erkundigte Mariah sich. Ihre Freundin sah kurz zur Seite. Sachiko hatte ihr natürlich von ihrem ersten Sex erzählt, was nun länger zurücklag, so wie es wohl jede beste Freundin tat. Sie hatte ihr zwar berichtet, dass es „nicht schlimm“ gewesen sei, aber das half Naomi selten wenig weiter. Sie konnte sich trotzdem so gar nicht ausmalen, wie es sein würde. Sie wusste ja nicht einmal, was sie dabei tun musste. Vielleicht tat es auch furchtbar weh? „Nein“, antwortete sie letztlich. Kurz trat Schweigen ein. Naomi blickte zu Boden. Sie schämte sich mal wieder für ihr eigenes Verhalten und zudem für ihre Unerfahrenheit. „Hattest du auch so Angst davor, alles falsch zu machen?“, murmelte sie wenig später. Etwas überrascht von dieser Frage sah Mariah sie nun an, bevor sie verschämt lächelte: „Angst nicht direkt, aber ich war furchtbar nervös. Aber damit war ich zum Glück nicht alleine.“ Naomi wusste von Ray, dass er sein erstes Mal mit seiner jetzigen Freundin erlebt hatte. Aber das war auch alles, weshalb sie die andere nun etwas schüchtern ansah: „Dann habt ihr wenigstens zusammen alles falsch gemacht, oder wie?“ Wieder grinste ihr Gegenüber: „So in etwa, aber es war dadurch auch ganz lustig, weil wir uns beide etwas ungeschickt angestellt haben. Aber trotzdem war es schön. Und du machst bestimmt nichts falsch. Wie ich Kai einschätze, wird der sogar dabei sowas von selbstsicher sein und dir gar keine Gelegenheit geben, irgendetwas falsch zu machen. Der hat doch sicher Übung, oder?“ Naomi wurde rot: „Keine Ahnung.“ „Wie keine Ahnung?“, Mariah legte den Kopf auf die Seite, „Hast du mit ihm noch gar nicht darüber geredet?“ Verlegen blickte die Blonde zur Seite: „Na ja, schon etwas.“ Mariah hob eine Augenbraue: „Aber scheinbar nicht richtig. Das solltest du dann vielleicht mal tun.“ „Vielleicht.“ Naomi musterte wieder die Holzdielen zu ihren Füßen. Auf der einen Seite hasste sie dieses Thema, aber auf der anderen wusste sie, dass sie nicht ewig darum herum kommen würde, auch wenn Kai bisher mehr oder weniger rücksichtsvoll gewesen war. Und sie wusste, dass Mariah Recht hatte: Sie sollte wirklich mit ihm über ihre Ängste sprechen, schließlich betraf es ihn genauso wie sie selbst. Aber wie sollte sie das machen? Das Vorhaben klang so einfach, aber es umzusetzen erschien ihr gerade wie eine unlösbare Aufgabe, schließlich ging es nicht darum, über das Wetter zu reden. Wahrscheinlich würde ihr nur bleiben, all ihren Mut zusammen zu nehmen, wenn sie das nächste Mal unter vier Augen waren. Bei diesem Gedanken spürte sie allmählich, wie sehr sie ihren Freund gerade wieder vermisste, obwohl es noch gar nicht lange her war, dass sie sich gesehen hatten. „Wie hältst du es nur aus, so lange von Ray getrennt zu sein?“, die Blonde sah auf, „Ich sehe Kai vierundzwanzig Stunden nicht und bekomme schon Liebeskummer.“ Ihre Freundin sah zum Fenster: „Na ja ihr seht euch jeden Tag, da ist es wahrscheinlich schon sehr ungewohnt, wenn man sich auch nur einen Tag nicht sieht, gerade am Anfang. Aber glaube mir, die letzten Monate waren echt schlimm. Zeitweise habe ich wirklich nur noch geweint. Wenn Lee mich nicht dauernd aufgemuntert hätte, wäre ich kaputt gegangen.“ Naomi bemerkte, dass nun etwas Trauriges in der Stimme der anderen lag. Sie konnte nur erahnen, wie Ray und Mariah sich fühlten, wenn sie etliche Kilometer voneinander entfernt waren und sich für Monate nicht sehen konnten. Dem gegenüber erschien es ihr geradezu lächerlich, dass sie Kai vermisste, schließlich konnte sie jeden Tag in seiner Nähe sein und das würde sich wohl auch in absehbarer Zeit nicht ändern. „Tut mir leid, dass ich damit angefangen habe“, sagte sie nun leise. „Schon okay. Es war ja unsere Entscheidung, es so trotz der Entfernung zu versuchen. Aber wenn ich daran denke, dass ich mich in zwei Wochen schon wieder verabschieden muss, könnte ich direkt wieder losheulen.“ Niedergeschlagen blickte Mariah auf die Bettdecke. „Du kannst auch gerne länger bleiben. Meine Eltern haben mit Sicherheit nichts dagegen.“ Naomi sah sie mitleidig an. „Danke, das ist lieb von dir“, kam es von der anderen, „aber meine Ferien sind dann um und es wird schon schwer genug sein, eine Beurlaubung von der Schulleitung während des Benefizturniers zu bekommen.“ „Ach ja. Das vergesse ich immer.“ Naomi blickte kurz überlegend zur Zimmerdecke, ehe sie wieder Mariah ansah: „Aber meinst du nicht, sie würde dir bis nach dem Turnier frei geben, wenn du sie darum bittest?“ Mariah hob den Kopf: „Von jetzt bis danach? Das ist ganz schön lange. Ich weiß wirklich nicht, ob das genehmigt wird.“ „Probieren geht über Studieren. Ruf da morgen an und frag“, schlug Naomi vor. Ihre Freundin lächelte: „Ja, vielleicht sollte ich das wirklich machen.“ Im selben Moment klopfte es an der Zimmertür. Verwundert blickten beide zur Tür, während Naomi denjenigen davor hereinbat: „Ja?“ Es war Ray, der die Tür öffnete, einen Schritt ins Zimmer machte und sie leise aber freudig begrüßte, wobei er automatisch in Richtung der Rosarothaarigen sah: „Hallo Ladys.“ „Schatz!“ Mit einem Satz sprang Mariah, deren Kummer beim Anblick ihres Freundes wie verflogen zu sein schien, vom Bett auf und fiel ihm um den Hals, bevor sie ihn küsste, um kurz darauf schon wieder von ihm abzulassen. „Bäh, du hast getrunken.“ Ray grinste: „Er ist schuld.“ Die beiden Mädchen blickten überrascht an ihm vorbei, als sie dort Kai stehen sahen, auf den der Chinese deutete. „Ach, du bist auch hier?“, Mariah sah etwas böse von Kai zu Ray, „Aber ihn kann ich ja nicht dafür bestrafen, dass du betrunken nachhause kommst. Also musst du dran glauben.“ Damit zog sie den Schwarzhaarigen leise, aber dennoch euphorisch mit einem „Nacht ihr zwei!“ auf den Flur und in Rays Zimmer. „Bestrafen? Klingt ja spannend.“ Kai sah ihnen kurz nach, bis die Tür hinter den beiden ins Schloss gefallen war. Er drehte sich wieder um und musterte nun Naomi, die etwas verdattert da stand. „Was machst du denn noch hier?“, fragte sie sichtlich irritiert. „Gegenfrage: Wie siehst du denn aus?“ Sie blickte panisch an sich hinab, nachdem Kai ihr diese Frage gestellt hatte, denn inzwischen hatte sie ganz vergessen, dass sie noch immer das Kleid ihrer Freundin trug. Beschwichtigend hob sie die Hände: „Das gehört mir nicht. Das hat Mariah sich gekauft. Ich habe es nur anprobiert, weil sie es wollte.“ „Schade“, er schloss die Zimmertür leise hinter sich und ging auf sie zu, dabei hatte er seine Hände wieder mal in den Hosentaschen versteckt, während sie zurückwich, „dachte schon, ich hätte jetzt mein persönliches Dienstmädchen, das mich mit ‚Herr‘ anspricht und mir aufs Wort gehorcht.“ „Was?“ Naomi fühlte sich völlig überrumpelt von dem was er da sagte. Und das änderte sich erst recht nicht, als sie noch einen Schritt nach hinten machen wollte und sich dadurch Sekunden später rücklings liegend auf ihrem Bett wiederfand, Kai sich über sie kniete, sich mit seinen Händen rechts und links von ihr abstütze und sein Gesicht zu ihrem senkte. „Du hast mich schon verstanden“, flüsterte er und sah sie durchdringend an, „Sag mir mal, wie ich mich noch unter Kontrolle halten soll, wenn ich betrunken bin und du dann noch so vor mir stehst?“ Sie schluckte kurz, als er eine Hand auf ihr Bein legte und anfing den Rüschenrock langsam hoch zu schieben. Was hatte er vor? Wusste er noch was er gerade tat oder vernebelte der Alkohol, den sie nun auch deutlich in seinem warmen Atem riechen konnte, ihm völlig den Verstand? Seine Hand wanderte langsam aber sicher immer höher, während seine Lippen den Weg zu ihrem Hals fanden. Naomi merkte, wie ihr Herz zu rasen und ihr Gesicht zu glühen begann. In Kai pulsierte sein Blut und kämpfte gegen die Müdigkeit an, die sich bis eben noch in ihm breit gemacht hatte. Er wollte sie so sehr – am liebsten jetzt, hier und sofort. Aber ihm war bewusst, dass er damit seinen eigenen Vorsatz, ihr so viel Zeit zu geben, wie sie brauchte, damit brechen würde. Und das wollte er nicht – ihr zuliebe. „Kai, bitte hör auf“, sie kniff die Augen zu, „ich will das - Aber nicht so.“ Ein sanftes Lächeln huschte über sein Gesicht, ehe er seine Hand wieder zurückzog und ihr stattdessen sanft durch ihre Ponyfransen strich. „Ich weiß.“ Für einen kurzen Moment legte er seine Lippen auf ihre, ehe er den Kopf wieder etwas hob, um sie anzusehen. „Und so betrunken bin ich auch nicht, dass ich nicht mehr weiß, was ich tue.“ Ihre Erleichterung über seine Worte konnte er ganz deutlich spüren, auch wenn sie ihn nun mit großen Augen ansah. „Außerdem“, er rollte sich auf die Seite und ließ sich neben ihr aufs Bett fallen, wo er die Augen schloss, als ihn wieder die Schläfrigkeit überkam, „bin ich müde.“ Naomi setzte sich kurz darauf aufrecht hin und blickte ihn verwundert an: „Den Anschein hatte das aber gerade gar nicht.“ Er öffnete ein Auge und sah müde zurück: „Dein Anblick in dem Ding hat mich nun mal kurz ziemlich wach gemacht, aber ich bin wirklich fertig und könnte sofort einschlafen.“ So erschöpft hatte sie ihn in den letzten Wochen noch nie erlebt, doch er entlockte ihr dadurch ein Lächeln: „Dann schlaf hier.“ „Was ist mit deinem Vater? Meinst du nicht, er wird etwas dagegen haben?“, fragte er. Sie blickte überlegend zur Seite, bevor sie ihn wieder ansah: „Wahrscheinlich schon, aber jetzt schläft er eh schon. Und er kommt ja auch nicht einfach so in mein Zimmer.“ „Und wenn er mich nach dem Aufstehen hier sieht? Soll ich vielleicht durchs Fenster verschwinden?“, witzelte Kai. „Das hätte doch was“, grinste sie kurz, „aber nein, dann lasse ich mir irgendetwas einfallen. Wie ich ihn kenne, wird er sich ohnehin gleich nach dem Frühstück wieder in seinem Arbeitszimmer verschanzen und nichts mitbekommen, was außerhalb davon passiert. So war es die letzten Tag auch.“ Der Graublauhaarige musste zugeben, dass das plausibel klang. Wieso sollte er das Angebot also ausschlagen? So musste er sich nicht mehr bis nach Hause schleppen und konnte zudem in ihrer Nähe sein, wo er sich wesentlich wohler fühlte als alleine in seinem Bett. „Na wenn du meinst.“ Er schloss die Augen wieder. „Ähm, willst du so schlafen?“, erkundigte sie sich nun, während ihr Blick an seinem halb geöffneten Hemd hängen blieb und sie merkte, dass der Anblick in ihr ein merkwürdiges Kribbeln auslöste. Wieder öffnete er ein Auge und sah sie an: „Du kannst mich ja ausziehen.“ Wie er erwartet hatte, wurde sie umgehend knallrot: „Vergiss es!“ Er konnte sich trotz Müdigkeit ein kleines Grinsen nicht verkneifen: „Schon gut, ich mache das selber. Aber du zieh den Fummel aus, sonst kann ich dir gleich für nichts mehr garantieren.“ Das ließ sie sich nicht zweimal sagen, sprang hektisch auf, schnappte sich ihr Nachthemd und verschwand aus dem Zimmer, um sich im Bad umzuziehen. Kai sah ihr kurz amüsiert nach, bevor er sich mit letzter Kraft aufrichtete, um sich bis auf seine Boxer auszuziehen und seine Sachen feinsäuberlich über den Stuhl am Schreibtisch zu hängen. Als Naomi zurückkehrte, lag er bereits im Bett und schlief. Bei diesem Anblick musste sie nun lächeln, zumal sie sich darüber freute, dass er geblieben war, doch andererseits kam in ihr Unbehagen auf, als sie nochmal kurz an das dachte, was eben fast passiert wäre. Ihre Freundinnen hatten wohl Recht, wenn sie sagten, dass sie ihn nicht ewig hinhalten konnte. Aber vorher wollte sie noch mal mit ihm über das Thema, das sie so sehr belastete, reden, allerdings erst, wenn er seinen Rausch ausgeschlafen hatte. Leise und vorsichtig legte sie das Kleid wieder in die Einkaufstasche, bevor sie die Deckenlampe ausschaltete, sich neben ihrem Freund ins Bett legte, die Bettdecke über sie beide zog und ebenfalls allmählich einschlief. Im dunklen Zimmer auf der anderen Seite des Flurs spielten sich währenddessen ganz andere Szenen ab. „Mao, Schatz, ich bin müde. Können wir das nicht auf morgen verschieben?“ Ray musste zugeben, dass er hin- und hergerissen war. Auf der einen Seite standen seine Müdigkeit und der Alkohol, die ihn drängten, sich auf der Stelle ins Bett fallen zu lassen und einzuschlafen. Auf der anderen stand nun seine Freundin vor ihm, die sich soeben elegant die Träger ihres Kleides von den Schultern geschoben hatte, welches daraufhin an ihr hinab geglitten war und nun zu ihren Füßen auf dem Boden lag, sodass sie nur noch in Unterwäsche vor ihm stand. Glatt, zart und ebenmäßig wirkte die Haut ihres schlanken, aber dennoch sehr weiblich gerundeten Körpers im schwachen Licht der noch blassen Morgenröte, das durch das Fenster fiel. Und ja, dieser Anblick gefiel ihm, das konnte er nicht leugnen, zumal ihm auch sein Körper dies ganz deutlich zeigte. Noch mehr tat er dies, als Mariah sich nun dicht vor ihn stellte, ihren Körper an seinen presste, seine Hände nahm und sie um sich herum auf ihren Po führte. Sie wusste was sie wollte und sie würde es sich auch holen. Neckisch blickte sie ihn von unten, da er einen Kopf größer war als sie, an: „Wer feiern kann, kann auch arbeiten. Oder wie heißt es so schön?“ Ray sah zurück, wobei sein Blick natürlich auch unvermeidbar an ihrem hübschen Gesicht vorbei auf ihr ohnehin schon üppiges Dekolleté fiel, welches sie nun gegen seinen Bauch drückte und dadurch nur noch mehr betonte. Währenddessen nahm er ihren süßen, angenehmen Duft wahr. Er seufzte leicht. Hatte er überhaupt eine Wahl? Seit ihrer Ankunft am vergangenen Sonntag hatten sie keine Nacht die Finger von einander lassen können, doch nun befürchtete er, dass er seinen Leistungen der letzten Nächte in dieser nicht gerecht werden könnte. Nur wie sollte seine Trunkenheit, die ihn zum Schlafen drängte, gegen dieses schöne, verführerische Mädchen ankommen, welches nun sanft mit ihren Händen unter sein T-Shirt wanderte und dieses immer weiter hochschob, bevor sie es ihm auch schon auszog, um sich dann an seinem Hosengürtel zu schaffen zu machen. Sie wusste ganz genau, wie sie in ihm das Verlangen nach ihr wecken konnte. Letztlich konnte er nicht anders als nachzugeben, da die Versuchung einfach zu groß war: „Aber erwarte nicht zu viel von mir.“ Sie grinste: „Keine Sorge.“ Damit fanden sich seine Hose und seine Socken auch schon auf dem Boden und er sich selbst mit dem Rücken auf dem Bett liegend wieder, nachdem sie ihn dorthin dirigiert hatte. Sekunden später saß sie breitbeinig auf seinem Becken, wanderte langsam mit den Händen erneut über seine durchtrainierten Bauchmuskeln, weiter über seine Brust, bis zu seinen Schultern, wo sie innehielt, sich nach vorne beugte, dabei die Augen schloss und ihren Mund auf seinen sinken ließ. Und während sie in einen innigen Kuss verfielen, glitten Rays Hände zärtlich ihre Beine hinauf und ihren Rücken entlang, wo sie letztlich liegen blieben. Wie sehr er es liebte, ihre Haut unter seinen Fingern zu spüren. Mariah löste den Kuss, richtete sich wieder auf und griff langsam mit einer Hand nach einem Ende der Schleife, die ihren Zopf zusammenhielt, wobei sie ihn wollüstig ansah, bevor sie sie öffnete und ihre langen Haare in ihrer ganzen Pracht über ihren Rücken fielen. Zu gut wusste sie inzwischen, welche Reaktion sie damit in ihrem Freund hervorrief und sein Blick bestätigte, dass ihm der Anblick gefiel. Sie nahm das Band zwischen ihre Zähne, griff nach seinen Händen, die mittlerweile wieder auf ihre Oberschenkel gewandert waren, und drückte sie ruckartig über seinem Kopf auf die Matratze, wobei sie sich wieder etwas nach vorne lehnen musste und einige ihrer Haare zu beiden Seiten von ihrem Körper glitten. Er wehrte sich nicht dagegen, sah sie aber dafür überrascht an: „Was gibt das denn jetzt?“ Mariah führte seine Handgelenke übereinander, griff nach dem Haarband und wickelte es um selbige, bevor sie die Enden fest am Kopfende des Bettes am Holzrahmen zusammenknotete, ehe sie mit den Händen über seine Arme zurück auf seine Brust glitt, ihr Gesicht dicht an seins führte, ihn durchdringend ansah und verführerisch hauchte: „Ich habe doch gesagt, ich will dich bestrafen.“ Das gierige Funkeln in ihren goldgelben Augen entging Ray dabei nicht. Er kannte diesen Blick längst, wobei es das erste Mal war, dass er sie in einer solchen Situation so dominant erlebte, was er jedoch ungemein aufregend fand und in ihm die Neugierde weckte. Er schmunzelte: „Ich kann zwar immer noch nichts dafür, aber wenn deine Strafen immer so aussehen, sollte ich vielleicht öfter etwas anstellen.“ Sie lächelte nur geheimnisvoll, bevor sich ihre weichen Lippen an seinem Hals wiederfanden. Genüsslich schloss er die Augen, als sie begann ihn sanft abwärts zu küssen, wobei jede ihrer Berührungen ein Prickeln unter seiner Haut auslöste. Am Übergang zwischen Hals und seiner rechten Schulter machte sie Halt. Er merkte, wie sie anfing, die Stelle mit ihrem Mund intensiv zu bearbeiten. „Hey, lass das. Mao, wir haben Sommer, da laufe ich nicht mit Schal rum“, wollte er sie von ihrem Vorhaben abhalten, wobei er kurz versuchte, sich aus seiner Fessel zu lösen. Allerdings musste er feststellen, dass sie seine Hände so geschickt zusammengebunden hatte, dass ihm dies so leicht nicht gelingen würde. Da richtete sie sich auch schon wieder etwas auf und sah kurz auf das dunkle Mal, welches nun seinen Hals zierte, bevor sie ihn gierig anblickte: „Pech.“ „Du kannst wirklich gemein sein.“ Doch sie nahm keine große Notiz von seiner Aussage, sondern führte ihren Mund nun über seinen Oberkörper, um ihn mit unzähligen Küssen zu übersähen, die ebenfalls ein wohliges Kribbeln in ihm auslösten. Dabei schob sie sich selbst grazil an seinem Körper hinab, bis sie an seinem letzten Kleidungsstück angekommen war, was sich nur wenig später zu den Übrigen auf dem Boden gesellte. Sie entlockte ihm ein erstes sanftes Keuchen und es sollte nicht das letzte sein, wobei er sich bemühte, nicht zu laut zu werden, da sie nun mal nicht alleine im Haus waren. Minutenlang brachte sie sein Blut mehr und mehr zum Kochen. Sein Puls raste und sein Körper bebte, zumindest fühlte es sich für ihn so an. Und auch in ihr brodelte es inzwischen heftig, doch im Gegensatz zu ihm, ließ sie sich davon nichts anmerken, sondern trieb ihn weiter an den Rand der Ekstase. „Ah, Mao, ich halte das nicht mehr lange aus.“ Erst als er dies unter einer Mischung aus Stöhnen und Keuchen von sich gab, ließ sie von ihm ab, beugte sich wieder über ihn, stütze einen Ellenbogen neben seinen Kopf, legte ihr Kinn auf ihrer Hand ab und malte mit der anderen Muster auf seine Brust. Dabei sah sie ihn durchtrieben an: „So? Dann werde ich jetzt wohl aufhören und schlafen.“ Perplex blickte er zurück: „Was? Nein, das kannst du nicht machen!“ „Wetten, dass ich das kann?“ Ihr Blick wurde immer fieser. Ray konnte nicht glauben, was für ein gemeines Spiel sie da gerade mit ihm trieb. Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Das konnte sie doch nicht machen, ihn erst verführen und dann kurz vorm Höhepunkt einfach aufhören, um ihn dann so liegen zu lassen. Er wusste zwar, dass seine Freundin ein Biest sein konnte, wenn sie wollte, aber dass sie ihm so etwas antun würde: Niemals. „Mao, bitte“, flehte er sie nun regelrecht an. Sie grinste wieder und zeichnete weiter mit den Fingerspitzen auf seiner Haut: „Du bist so süß, wenn du mich anbettelst.“ Er hob eine Augenbraue: „Glaub mir, ich merke mir das alles. Das bekommst du irgendwann zurück.“ „Ist das eine Drohung oder ein Versprechen?“, erkundigte sie sich mit spöttischem Unterton, sich innerlich eingestehend, dass sie der Gedanke daran, wie er dieses Spiel mit ihr treiben würde, durchaus reizte. „Beides.“ Wieder entfuhr ihm leise ein Laut der Erregung. „Argh, Mao, bitte.“ Einerseits fachte es ihr eigenes Feuer nur noch mehr an, wenn er ihr so ausgeliefert war und sie darum anflehte, ihn zu erlösen, andererseits wollte sie ihn aber auch nicht unnötig lange quälen – dazu liebte sie ihn einfach viel zu sehr. „Na gut. Aber nur weil du es bist.“ Sie küsste ihn kurz auf den Mund, bevor sie sich aufrichtete und unter seiner Beobachtung ihren BH öffnete, der wenig später ebenfalls zu Boden ging. Der Hausflur war stockdunkel, als Max das Haus seines Vaters betrat. Dieser war natürlich längst zu Bett gegangen. Möglichst geräuschlos schloss er die Haustür hinter sich, bevor er leise nach oben in sein Zimmer schlich. Nachdem er auch hier die Tür wieder geschlossen hatte, blickte er einen Moment starr durch den ebenfalls dunklen Raum, durch dessen Fenster das Licht einer Straßenlaterne vor dem Haus fiel und sich mit dem des anbrechenden Morgens mischte. Jetzt wo er wieder alleine war, spürte er, wie in ihm erneut Gefühle von Schmerz, Trauer und Einsamkeit hinaufkrochen. Er biss sich auf die Unterlippe, denn er wollte nicht wieder weinen. „Du kannst es nicht ändern“, sagte er leise zu sich selbst und versuchte sich das Gespräch zwischen ihm und Kai wieder in Erinnerung zu rufen, „sie war einfach nicht die Richtige. Es ist nicht deine Schuld.“ Langsam ging er zu seinem Schreibtisch und ließ sich vor dem Computer nieder, den er kurz darauf einschaltete. Der Bildschirm blendete ihn zunächst etwas, doch kaum, dass er wieder klar sehen konnte und der Rechner hochgefahren war, was dank Kennys Hilfe nun wesentlich zügiger ging als noch vor einigen Tagen, bewegte er den Mauszeiger auf einen mit „Kyko“ beschrifteten Ordner. Er zögerte jedoch. Sollte er ihn wirklich öffnen und sich dadurch noch mehr Schmerzen zufügen? Er wusste, dass es ihm ungemein wehtun würde, wieder die Fotos von ihr zu sehen, dennoch wollte er es. Für einen Moment fiel sein Blick auf seine rechte Hand, die noch auf der Maus lag und auf der er im Licht des Monitors die mit Kugelschreiber notierte Telefonnummer sehen konnte. Darüber stand der Name „Yumi“. Er dachte an den vergangenen Abend, der so wunderbar gewesen war und an dem seine Freunde so viel für ihn getan hatten. Trotz aller Umstände konnte er sich nicht daran erinnern, jemals so einen aufregenden Geburtstag gehabt zu haben. Wollte er ihn nun doch wieder mit Trauer beenden? Nein, eigentlich nicht. Er kniff kurz die Augen zusammen, bevor er wieder auf den Bildschirm sah, den Ordner in den Papierkorb verschob und, nachdem er noch mal kurz innegehalten hatte, diesen endgültig daraus löschte. Max atmete tief durch. Kyko war weg und alles was ihn so unmittelbar an sie erinnern konnte nun gelöscht. Jetzt musste er sie nur noch für immer aus seinem Kopf verbannen, wie auch immer er das anstellen sollte. Deutlich pochte das Herz in seiner Brust und er musste kurz schlucken, um Tränen, die sich ihren Weg bahnen wollten, zu ersticken. Nochmals blickte er kurz auf seine Hand, bevor er den PC wieder ausschaltete, aufstand und zum Fenster ging. Er sah hinaus in die immer weiter fortschreitende Dämmerung. „Kopf hoch! Du findest bestimmt noch die Eine“, sagte er leise, ehe ihm unkontrolliert ein herzhaftes Gähnen entwich. Kai schien Recht zu behalten: Auf einmal übermannte ihn eine entsetzliche Müdigkeit. Er zog die Vorhänge zu, zog seine Kleidung aus, die er wieder mal an Ort und Stelle liegen ließ und fiel nur in seinen Boxershorts ins Bett. Er schaffte es nicht einmal mehr sich zuzudecken, da hatte die Müdigkeit ihn und all seine Gedanken schon besiegt und er war tief und fest eingeschlafen. Erschöpft lag Mariah neben ihrem Freund, welcher immer noch an das Bett gefesselt war und deutlich hörbar atmete. Sie hatten ihren Kopf auf seine Brust gelegt und lauschte seinem rasenden Herzschlag. „Danke“, seufzte er, „länger hätte ich es wirklich nicht mehr ausgehalten, ohne laut zu schreien und alle im Haus zu wecken.“ Die Rosarothaarige grinste: „Oh da hätte mich ja ein Blick am allermeisten interessiert, wenn sie dann alle hier im Zimmer gestanden hätten.“ „Ja, nur dass das dieses Mal auch für mich peinlich gewesen wäre“, lenkte er ein. „Ach, zumindest Kai hätte dich sicher ziemlich beneidet, falls der noch da ist“, kicherte sie, bevor sie sich etwas erhob, um ihn loszubinden. Kaum hatte sie das Band soweit gelöst, dass er seine Hände wieder bewegen konnte, packte er sie ruckartig und zog sie dicht an sich heran, sodass sie nun in seinen Armen lag. „Kann sein“, antwortete er und deckte sie beide mit der Bettdecke zu, „aber du gehörst mir.“ Sie lächelte: „Ja. Und daran soll sich nie etwas ändern.“ I still hear your voice when you sleep next to me I still feel your touch in my dreams Forgive me my weakness but I don't know why Without you it's hard to survive Sanft fuhr Ray mit den Fingern seiner rechten Hand durch ihr Haar und sah sie verliebt an was sie ebenso erwiderte. Wieder verspürte er ein Kribbeln in seinem Inneren. Doch dieses Mal waren es seine Gefühle und diese galten einzig und alleine dem Mädchen neben ihm. Sie bedeutete ihm so unendlich viel – so viel, dass er es nicht in Worte fassen konnte. Er war einfach nur unglaublich froh, dass sie bei ihm war, denn er brauchte sie mehr als alles andere in seinem Leben. Er richtete sich etwas auf, um sich über sie zu beugen, strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht und lächelte: „Ich liebe dich so sehr.“ „Ich dich auch“, flüsterte sie und sah ihm noch einige Zeit tief in die Augen, bevor beide diese schlossen und er seinen Kopf zu ihrem senkte, um sie zärtlich zu küssen, wobei er eine Hand auf ihre Wange legte. Wie sehr hatten beide es in den letzten Monaten vermisst, dem Anderen so nahe zu sein? Mariah genoss es wie Ray sie küsste – so wie jedes Mal, denn er tat dies mit einer Hingabe, die stets aufs Neue unzählige Schmetterlinge in ihrem Bauch hervorrief und sie auf Wolken schweben ließ. Sie fühlte sich einfach schwerelos. Wie immer gab es in diesem Moment nur einen Gedanke in ihrem Kopf und der galt einzig und alleine ihm. Er konnte einfach so unbeschreiblich gut küssen, fand sie. 'Cause every time we touch I get this feeling And every time we kiss I swear I could fly Can't you feel my heart beat fast? I want this to last Need you by my side 'Cause every time we touch I feel the static And every time we kiss I reach for the sky Can't you hear my heart beat so? I can't let you go Want you in my life Wie so oft hätte er auch dieses Mal den Kuss am liebsten nie enden lassen, wäre da nicht die Müdigkeit gewesen, die allmählich wieder an ihm zu nagen begann, weshalb er seine Lippen nun langsam von ihren löste. Müde aber glücklich sah er ihr erneut in die Augen: „Schlaf gut.“ „Du auch.“ Wieder ein Lächeln ihrerseits und noch ein sanfter Kuss auf ihre Stirn von ihm folgten, bevor er sich zurück ins Kissen sinken ließ und die Augen wieder schloss. Mariah beobachtete ihn und merkte, dass er bereits ins Land der Träume abtauchte. Der Abend schien ihn sichtlich mitgenommen zu haben, zumal sie ihm gerade noch den Rest gegeben hatte, wie sie selber wusste. Aber es störte sie nicht, dass er nun seelenruhig neben ihr schlief und ihr keine Beachtung mehr schenkte. Für sie zählte in diesem Augenblick nur, dass sie überhaupt bei ihm sein konnte, war das doch das Wichtigste für sie. Und es gab einfach ihres Erachtens gerade kein schöneres Gefühl, als in seinen starken Arm zu liegen, in denen sie sich so wohl fühlte, und seinem, inzwischen wieder ruhigen, Atem zu lauschen. Wieder kam ihr der Gedanke, dass sie schon bald abermals darauf verzichten werden müsse. Wollte sie sich das wirklich schon wieder antun, jetzt wo es gerade doch so schön war? Ihr war klar, dass sie früher oder später zurück nach China und sich damit wieder auf unbestimmte Zeit von ihm trennen musste. Aber wenn es sich hinauszögern ließ, sollte sie es dann nicht tun? - Doch das sollte sie, denn nichts in der Welt konnte ihre Liebe zu Ray aufwiegen. Your arms are my castle Your heart is my sky They wipe away tears that I cry The good and the bad times We've been through them all You make me rise when I fall Morgen, so fasste sie den Entschluss, würde sie die Schulleitung anrufen und sie bitten, noch hier bleiben zu können. Und egal, was diese sagen würde, sie würde hier bleiben, auch wenn sie ihre Heimat liebte und unbedingt Erzieherin werden wollte. Sie wollte einfach so lange wie möglich bei dem Menschen sein, der ihr Alles bedeutete, bevor sie sich wieder von einander verabschieden mussten. Auch wenn dieser Zeitpunkt irgendwann kommen würde, denn er konnte hier nicht weg. Sie hatte längst akzeptiert, dass er zu den Bladebreakers gehörte. Außerdem war es ihr wichtig, dass er hier seinen Schulabschluss machte und wenn möglich sogar in Japan studierte, wie er es bisher geplant hatte, da er so später beruflich sicher bessere Möglichkeiten hätte als in China. Wie ihre Beziehung diese räumliche Distanz jedoch auf Dauer überstehen sollte, wusste sie nicht. Aber darüber wollte Mariah sich nun nicht den Kopf zerbrechen, auch wenn sie es sich schon einige Male gefragt hatte. Sie schmiegte sich enger an ihren Freund, als sie merkte, wie auch ihre Augenlider schwer wurden. Im Schlaf legte er seine Arme noch etwas enger um sie, während man von draußen bereits das erste, morgendliche Vogelgezwitscher hören konnte. Kapitel 44: Hangover -------------------- Das grelle Licht der Mittagssonne fiel ungehindert durch das Zimmerfenster, da die Vorhänge nicht zugezogen waren, und kitzelte Kai im Gesicht. Langsam öffnete er die Augen und blinzelte. Es dauerte einen Augenblick ehe er klar sehen konnte und realisierte, dass er nicht in seinem Bett lag. Da spürte er auch schon wie sich jemand hinter ihm an seinen Rücken kuschelte. Vorsichtig drehte er sich um und sah seine Freundin an. Obwohl sie noch schlief, schien sie zu merken, dass er sich durch seine Drehung wieder etwas von ihr entfernt hatte, denn nun rutschte sie erneut dicht an ihn heran und schmiegte sich an seine Brust. Naomi entlockte ihm unbewusst ein Lächeln, weil sie ihm damit wieder einmal mehr als deutlich zeigte, wie sehr sie an ihm hing. Und das zu wissen machte Kai mehr als glücklich, wenngleich das Gefühl gebraucht zu werden für ihn immer noch etwas ungewohnt war. An ihr vorbei konnte er den Wecker auf dem Nachttisch sehen: Er verriet ihm, dass es bereits Viertel vor eins war. Aber dass auch er nach so einer Nacht länger schlief, war natürlich nichts ungewöhnliches, auch wenn er sonst eindeutig zu den Frühaufstehern gehörte. Trotzdem spürte er wie sich in ihm nun allmählich das Bedürfnis regte, aufzustehen und zu duschen, weshalb er dem Mädchen vor ihm sanft einen Kuss auf die Stirn gab. Er bekam ein Grummeln zur Antwort, bevor auch Naomi die Augen öffnete, langsam ihren Kopf von ihm wegbewegte und schlaftrunken zu ihm hochsah. „Guten Morgen, meine Schlafmütze. Oder guten Mittag viel mehr.“ Er musste bei ihrem Gesichtsausdruck schmunzeln. „Morgen“, murmelte sie. „Du kannst meinetwegen gleich weiterschlafen. Ich wollte mich nur eben von dir verabschieden, weil ich jetzt nach Hause gehe“, erklärte er ruhig. Etwas wacher sah sie ihn nun an: „Was? Warum?“ „Weil ich duschen und mir frische Sachen anziehen will“, war seine Antwort. „Kannst du vergessen“, sie legte einen Arm um ihn und klammerte sich wieder eng an ihn, „ich lasse dich nicht gehen.“ „Du kannst auch aufstehen und mitkommen“, er musste grinsen, „dann nehme ich dich mit unter die Dusche.“ Wieder rot werdend zischte sie an seiner Brust: „Hör auf mich zu ärgern!“ Wortlos grinsend gab er ihr noch einen Kuss auf den Kopf, bevor er sich langsam von ihr löste und aufstand. Grimmig beobachtete sie nun, wie er anfing sich anzuziehen: „Du bist gemein.“ „Ich mag es nun mal nicht, so lange nicht zu duschen, vor allem nicht bei dem Wetter“, er schloss seinen Hosengürtel und zog sein Hemd über, bevor er sich über sie beugte, „und ich habe doch gerade gesagt, du kannst mitkommen. Oder du kommst nach, wenn du ausgeschlafen hast.“ Dieses Mal folgte ein Kuss auf den Mund. „Wie? Heute kein Training?“, fragte sie daraufhin. Er richtete sich wieder auf und knöpfte sein Oberteil zu: „Mich würde es wundern, wenn vor allem Tyson heute überhaupt ansprechbar ist. Der hat sich gestern nicht gerade zurückgehalten.“ Durch seine letzten Worte war sie nun hellwach: „Ach richtig, was habt ihr eigentlich gemacht?“ „Getrunken. Was sonst?“, antwortete er, als sei es aus seinem Mund das Selbstverständlichste der Welt. „Ja das habe ich heute Nacht als ihr wiederkamt wohl mitbekommen“, sie sah ihn ungläubig an, „aber du warst ernsthaft mit den Anderen feiern? Also so richtig?“ Er erwiderte ihren Blick: „Was dachtest du denn? Dass ich mit ihnen in den Zoo gehen würde?“ „Öhm, nein, eigentlich hatte ich so gar keinen Plan, was du vorhaben könntest“, gestand sie ein. „Na irgendwie musste man Max ja auf andere Gedanken bringen“, erklärte er. „Du überraschst mich wirklich immer wieder.“ Als er nun nur vielsagend lächelte und sich dann in Richtung Tür drehte, sprang sie jedoch auf und hielt ihn zurück: „Warte!“ „Was?“ Verwundert sah nun er sie an. „Mein Vater. Schon vergessen?“, erklärte sie nun ihre Reaktion, wobei ihr der Gedanke an den Erwähnten selber gerade erst wieder in den Sinn gekommen war. „Nein, aber ich muss nun mal durch den Flur, um aus dem Haus zu kommen, weil ich immer noch nicht durchs Fenster klettern will“, sagte er, „und du meintest doch, er sei sicher eh in seinem Arbeitszimmer.“ „Schon, aber lass mich wenigstens erst nachsehen.“ Sie ging zur Zimmertür und öffnete diese leise. Müde sah Mariah zunächst zur Zimmerdecke als sie aufwachte, bevor ihr Blick zu Ray wanderte, der neben ihr lag und einen Unterarm auf seine Augen gelegt hatte. „Schatz?“, flüsterte sie leise, da sie diese Schlafposition für ihn ungewöhnlich fand. „Hmm?“, kam es etwas knurrend vom Angesprochenen. Sie drehte sich ihm zu: „Alles okay?“ „Mein Kopf platzt“, murmelte Ray. Das Mädchen richtete sich ein Stück auf und sah ihn mitleidig an: „Oh je.“ „Kannst du bitte mal die Gardinen zuziehen?“, bat er sie, da er das helle Sonnenlicht in seiner Verfassung nicht gerade als angenehm empfand. „Klar.“ Sie stand auf und tat ihm den Gefallen. „Danke.“ Zwar war es nun immer noch schummerig hell im Raum, aber es war zumindest etwas ertragbarer als vorher, wie Ray befand, als er nun den Arm von seinem Gesicht nahm und Mariah, die ans Bett zurückgekehrt war, ansah. „Du hättest wohl weniger trinken sollen“, stellte sie angesichts seines Zustandes fest. Ray schloss die Augen wieder, um der Helligkeit auszuweichen: „Sagt sich so leicht, wenn man durch Roppongi geschleift wird und nicht selber zahlen muss. Dabei habe ich mich schon gebremst.“ „Sag nicht, Kai war mit euch da und hat euch dann auch noch eingeladen?“ Die Rosarothaarige konnte nicht glauben, was ihr Freund ihr nun mit einem Nicken bestätigte. Sie kannte den Stadtteil Tokios vom Hören und Sagen, war aber noch nie selber dort gewesen. Denn im Gegensatz zu Shinjuku, wo man den durchschnittlichen Japaner in Feierlaune antraf und sie selber auch schon mal mit Ray und den Anderen gewesen war, sagte man Roppongi nach, dass es dort unheimlich teuer sei und man somit dort nur Touristen oder sehr wohlhabende Japaner antraf. Aber letztlich spielte es, wie sie fand, keine Rolle, wo genau sie waren. Fakt war, dass ihr Freund nun völlig verkatert war und Kai ihres Erachtens daran eine eindeutige Mitschuld trug. „Na dem erzähle ich was, wenn ich ihn in die Finger bekomme.“ Er antwortete nicht, weshalb sie aufstand: „Ich gehe kurz ins Bad. Danach kümmere ich mich wieder um dich.“ Wieder erhielt sie keine Antwort von dem Elend auf dem Bett, weshalb sie sich eilig ihren Slip, der noch auf dem Boden lag, sowie ihr Nachthemd anzog, bevor sie sich saubere Kleidung aus dem Schrank nahm und damit das Zimmer verließ. Sie wollte gerade die Tür hinter sich zu ziehen, als ihr Blick auf die Tür schräg gegenüber fiel, aus der Naomi herauslugte und sich suchend umsah. „Guten Morgen. Darf ich fragen, was du da tust?“, wollte Mariah wissen. Die Blonde sah zu ihr hinüber: „Guten Morgen. Hast du meinen Vater gesehen?“ „Nein, ich bin gerade selber erst aufgestanden“, antwortete sie, bevor sie beobachtete, wie ihre Freundin aus dem Zimmer und hinüber zum Büro ihres Vaters schlich, wo sie ein Ohr dort an die Tür lehnte und dann leise klopfte. Sie bekam keine Antwort, weshalb sie vorsichtig die Tür einen Spalt öffnete. „Hmm, hier ist er schon mal nicht“, stellte sie nach einem Blick in den Raum fest, schloss ihn wieder und sah kurz zum Schlafzimmer ihrer Eltern. Naomi überlegte kurz, ob sie dort auch noch nachsehen sollte, als sie hörte, wie jemand im Erdgeschoss das Haus betrat. Unter Mariahs inzwischen argwöhnischem Blick, lief sie hastig ein paar Stufen hinab und ging in die Hocke, um zu sehen, wer dieser jemand war. Wie sie an den Hausschuhen, die die Person soeben anzog, erkennen konnte, handelte es ich um ihre Mutter. „Mama?“, rief sie dennoch leise von oben herab. Wenig später streckte die Angesprochene ihren Kopf auch schon um die Ecke, um die Treppe hinaufsehen zu können: „Oh du bist schon wach? Guten Morgen.“ „Morgen. Weißt du wo Papa ist?“, fragte die Blonde weiter. „Er ist eben zum Verlag gefahren, wegen seiner nächsten Abgabe. Warum fragst du?“ Merkwürdigerweise lag kaum Verwunderung über das eigenartige Verhalten ihrer Tochter in ihrer Stimme. „Nur so.“ Damit sprang sie wieder auf und lief die Treppe nach oben, wo sie durchatmete, während ihre Mutter schulterzuckend in der Küche verschwand. „Uff, so ein Glück.“ „Jetzt erklär mir doch mal was…“, doch Mariah konnte ihre Frage nicht zu Ende stellen, da sie unterbrochen wurde. „Na dann kann ich ja ganz unbesorgt zur Vordertür raus spazieren.“ Kai hatte sich in der Zwischenzeit gegen den Türrahmen von Naomis Zimmer gelehnt und die Geschehnisse auf dem Flur beobachtet. Die Rosarothaarige wirbelte herum: „Ach, du bist noch hier?“ „Ja, aber nicht mehr lange“, entgegnete er gewohnt kühl. Mariah blieb davon jedoch unbeeindruckt und sah ihn durchtrieben an: „So so, dann hast du also bei Nao geschlafen. Und wie war’s?“ „Wüsste nicht, was dich das angeht.“ Er konnte an ihrer Tonlage genau heraushören, worauf sie anspielte. Sie schob schmollend die Unterlippe vor, ehe sie einen Schritt auf ihn zumachte, nun dicht vor ihm stand und ihn von untenher böse anfunkelte: „Deinetwegen geht es Ray übrigens total beschissen. Wie konntest du zulassen, dass er so viel trinkt?“ „Er ist ja wohl alt genug, um das alleine zu entscheiden.“ Der Russe sah sie gleichgültig an, bevor sein Blick in Rays Zimmer fiel. Sofort registrierte er den BH und die Boxershorts in dem Wust aus Kleidung auf dem Boden, bevor sein Augenmerk weiter zum Bett wanderte, wo der Chinese sich inzwischen auf den Bauch gedreht und das Gesicht im Kissen vergraben hatte. Kai konnte sich denken, dass auch sein Unterkörper, der unter der Bettdecke verschwand, genauso nackt war wie sein Oberkörper. Seine letzte Schlussfolgerung zog er jedoch aus dem rosafarbenen Band, das am Kopfende am Bett baumelte, weshalb sich nun ein leichtes, aber dennoch dreckiges Grinsen in seinem Gesicht breit machte und er wieder das Mädchen vor ihm ansah: „Und was beschwerst du dich eigentlich? Ihr scheint heute Nacht doch euren Spaß gehabt zu haben.“ Sie blickte weiter grimmig drein, bevor sie die Arme verschränkte und die Nase rümpfte, um ihn dann zu zitieren: „Wüsste nicht, was dich das angeht.“ „Leute, macht die verdammte Tür zu! Ich will meine Ruhe.“ Es war Ray, der aus dem Zimmer knurrte, bevor er sich genervt das Kissen über den Kopf zog, als Mariah auch schon die Tür schloss. „Siehst du?“, kommentierte sie dies. Der Graublauhaarige gab sich weiter ignorant: „Du hast ihn bestimmt nur zu hart rangenommen.“ Wieder antwortete sie bissig: „Von wegen.“ „Falls ihr mich suchen solltet: Ich bin unten“, kam es da plötzlich kleinlaut von Naomi, die die ganze Zeit den Wortaustausch von der obersten Treppenstufe aus perplex mit angehört hatte und nun hastig und sichtlich verlegen nach unten lief. Die übrigen Beiden sahen ihr nach, bevor Mariah sich wieder spöttisch an Kai wandte: „Na, offensichtlich hast du sie überhaupt nicht rangenommen.“ „Geht dich nach wie vor nichts an.“ Damit beendete Kai das Gespräch und folgte seiner Freundin. „Tzz, der Typ ist und bleibt ein Idiot“, murmelte Mariah leise, bevor sie im Bad verschwand. Unten angekommen fand Kai Naomi beschämt im Flur stehend. „Alles okay?“, fragte er bei diesem Anblick, wohl wissend, in welche Gefühlslage er und Mariah sie mit ihrem Gespräch gebracht hatten. „Klar“, antwortete sie knapp, sah ihn dabei jedoch nicht an. Er gab ihr sanft einen Kuss auf die Wange, bevor er sich seine Schuhe anzog. Naomi beobachtete ihn aus dem Augenwinkel, wobei ihr etwas anderes einfiel: „Ach herrje, hoffentlich hat mein Vater nicht gemerkt, dass die Schuhe gar nicht Rays sind.“ „Wohl kaum. Dazu war er vorhin viel zu sehr in Eile.“ Das Mädchen wirbelte herum, als ihre Mutter aus der Küche kam und dies sagte. Kai verneigte sie vor ihr: „Guten Morgen.“ „Guten Morgen, Kai“, begrüßte sie ihn, „ich hatte mir schon gedacht, dass es deine sind. Möchtest du nicht zum Essen bleiben?“ „Nein, danke, aber ich möchte Ihnen keine Umstände machen.“ Er war etwas überrascht, dass sie so gelassen reagierte, wo sie doch sicher eins und eins zusammenzählen und sich denken konnte, dass er über Nacht hier gewesen war. Aber andererseits sah ihr das ausgesprochen ähnlich, zumal Naomi ihre Unbekümmertheit in vielerlei Hinsicht von irgendwem geerbt haben musste. „Schade, aber kann ich verstehen, dass du nach so einem Abend auch erst mal nach Hause willst.“ Für diese Aussage erntete sie sowohl von Kai als auch von ihrer Tochter ungläubige Blicke, die sie zugleich kommentierte: „Seht mich nicht so an. Ich war auch mal in eurem Alter.“ Kai fasste sich zuerst wieder, auch wenn er erneut überrascht war, wie sehr sich Mrs. Tawakuya von ihrem Mann unterschied. Er sah seine Freundin an: „Bis später.“ Sie wandte sich wieder ihm zu, machte einen Schritt in seine Richtung, streckte sich zu seinem Gesicht hoch und gab nun ihm einen Kuss auf die Wange, bevor er sich nochmals vor ihrer Mutter verbeugte und letztlich das Haus verließ. Nach wie vor überrumpelt von den letzten Geschehnissen sah die Blonde auf die Haustür, bevor ihre Mutter sie erneut ansprach: „Du hast aber wirklich Glück gehabt, dass Papa nicht mitbekommen hat, dass er hier geschlafen hat.“ Erschrocken drehte sie sich um: „Du sagst es ihm doch nicht, oder?“ „Nein, natürlich nicht“, beruhigte ihr Gegenüber sie, „ich verstehe euch ja. Aber treibe es nicht auf die Spitze.“ Da es an diesem Tag nicht ganz so entsetzlich heiß war wie an den vorherigen, hatte Max nach dem Aufstehen beschlossen, seinem besten Freund einen Besuch abzustatten. Zum Einen, um abgelenkt zu sein und nicht wieder in seinen traurigen Gedanken zu versinken und zum Anderen wollte er einfach zu gerne wissen, wie Tyson den vergangenen Abend weggesteckt hatte. Er selbst hatte nur lange genug schlafen müssen und war nun putzmunter. Doch er wusste, dass sein Freund Alkohol bei weitem nicht so gut vertrug wie er selbst. Und so machte sich bei der Vorstellung, wie Tyson wahrscheinlich schon jammernd in seinem Bett lag, ein breites Grinsen in seinem Gesicht breit. Schließlich wusste der Blauhaarige selber, dass er bisher nach jeder Feier am Morgen nicht schmerzfrei aufgewacht war, was aber trotzdem nie dazu geführt hatte, dass er so vernünftig wie Ray und Kenny war und auf nicht Prozenthaltiges umstieg. Gemächlich schlenderte er weiter, als er plötzlich eine Mädchenstimme aus der Seitenstraße, an der er gerade vorbeiging, hörte: „Hey, Max!“ Er blieb stehen, sah nach links und erkannt sofort die Person, die da auf ihn zugelaufen kam: „Oh, hi Sachiko!“ „Alles Gute nachträglich“, gratulierte sie, als sie bei ihm ankam. Er lächelte: „Danke. Und wo geht es hin?“ „Zu meinem Freund“, verkündete sie freudig, ehe ihr Lächeln schlagartig verschwand, „Oh, tut mir leid, ich wollte dich damit jetzt nicht verletzen.“ Sachiko befürchtete, einen wunden Punkt bei ihm getroffen zu haben, denn natürlich hatten die anderen Mädchen ihr am Vorabend erzählt, was passiert war. Doch sein Gesichtsausdruck machte keinen bestürzten Eindruck, denn er lächelte immer noch: „Ach, Quatsch. Ich finde es immer wieder schön zu sehen, wie glücklich du bist.“ Max hatte genau wie die Anderen im Team, sowohl in der Schule als auch in der Freizeit, wenn die Grünhaarige zur Abwechslung mal nicht die Zeit mit ihrem Freund verbrachte, was eher selten der Fall war, ihrer Schwärmerei für eben Jenen nicht ausweichen können. Und so kam es, dass inzwischen nicht nur Naomi, sondern alle im Team wussten, dass er Yamato hieß, einundzwanzig war, studierte, schon einen Führerschein sowie ein eigenes Auto hatte und, wenn man Sachikos Worte nutzte, ohnehin der tollste, hübscheste und großartigste Mann auf dieser Welt war. Max fand, dass er eigentlich ein ganz normaler Typ war, zumindest sofern er das beurteilen konnte, schließlich hatte er ihn nur einige Male flüchtig getroffen, wenn er Sachiko von der Schule abgeholt hatte. Aber der Blonde fand es schon fast niedlich, wie sie nach einem Jahr Beziehung immer noch von ihm schwärmte, auch wenn sie es schaffte, jeden damit auf die Palme zu bringen. Allerdings schien sie nun keine Anstalten zu machen ihre Begeisterung erneut kundzutun. Wahrscheinlich weil sie weiter auf ihn Rücksicht nehmen wollte. Interessiert sah sie ihn an: „Und was hast du so vor?“ Max grinste wieder: „Tyson einen Besuch abstatten. Mal sehen wie er den gestrigen Abend verkraftet hat.“ „Ach ja, wie war es eigentlich?“, fragte sie, während sie ihren Weg in dieselbe Richtung fortsetzten. „Super. Wir hatten eine Menge Spaß“, erinnerte er sich zurück, während einige Bilder der Nacht noch mal vor seinem inneren Augen Revue passierten. Sachiko konnte an seinem Blick sehen, dass er dies ernst meinte und nicht nur so daher sagte. Der Abend mit seinen Freunden schien ihm wirklich gut getan zu haben und das war schön zu sehen, schließlich war Max genau wie Tyson, Ray, Hilary und Kenny mittlerweile ein Freund für sie geworden, auch wenn sie, seit sie mit ihrem Freund zusammen war, außerhalb der Schule nur noch sehr wenig Zeit mit ihnen verbrachte. „Das freut mich“, verkündete sie, „aber Tyson hat wieder über die Stränge geschlagen, meinst du?“ „Na, du warst doch schon mehrfach dabei, wenn wir mal richtig gefeiert haben“, erinnerte er sich. Das Mädchen nickte: „Ja stimmt, er kennt sein Limit wirklich nicht.“ „Du kannst ja mitkommen und dir sein Leiden mit ansehen“, lachte der Blonde. „Kann es sein, dass du gerade etwas schadenfroh bist?“ Auch sie grinste nun. Ein schelmisches Grinsen wanderte über sein Gesicht: „Du weißt doch, Schadenfreude ist die schönste Freude, auch wenn er mein bester Kumpel ist.“ „Das stimmt natürlich“, erwiderte sie und musste sich eingestehen, dass auch sie ein gewisses Interesse daran hatte, wie es Tyson nun ging, „na gut, dann komme ich kurz mit. Aber wirklich nur kurz, Nao hat nämlich mal wieder ihr Handy bei mir liegen lassen und ich wollte es ihr eigentlich noch schnell vorbeibringen. Liegt ja eh auf dem Weg zu Yamato.“ „Schon wieder? Wie kann man sein Handy so oft liegen lassen? Das ist bestimmt schon das dritte oder vierte Mal an das ich mich erinnern kann“, erinnerte Max sich. Sachiko seufzte: „Ja, sie vergisst es gerne und kann echt von Glück sprechen, dass sie es immer wiederbekommt“ „Hmm, du könntest ja mal in den SMS stöbern. Wer weiß, was sie sich da mit Kai jetzt so alles schreibt“, grinste er. „Nein, das mache ich nicht, auch wenn es sicher interessant wäre. Aber ich bin zu ihr nicht so fies wie du zu Tyson“, lachte sie. Er streckte ihr frech die Zunge raus, während sie ihren Weg fortsetzten und schon wenig später vor dem Haus der Grangers standen, wo Tysons Großvater ihnen öffnete und sie ins Haus ließ, um sie dort auf das Zimmer seines Enkels zu verweisen. „Hey, Alter“, rief Max fröhlich, während er noch die Tür öffnete. Doch genau wie Sachiko blieb auch er abrupt stehen, als er realisierte, dass Tyson, der bäuchlings in Boxershorts auf dem Bett lag und seine gesamte Bettdecke über seinem Kopf zusammen geknüllt hatte, nicht alleine war. Vor dem Bett stand Hilary und drehte sich nun zu ihnen um: „Oh, hallo ihr zwei.“ „Hi, Hilary“, Max sah sie irritiert an, „mit dir hatte ich jetzt hier ehrlich gesagt nicht gerechnet.“ „Ich wusste ja nicht, dass ihr das Training heute ausfallen lasst. Aber wenn ich mir Tysons Verfassung so ansehe, ist das wohl wirklich das Beste“, sie seufzte, „dabei hatte ich extra frische Erdbeeren für alle mitgebracht. Aber nicht mal damit ist er aus dem Bett zu bekommen.“ Nun fiel der Blick der beiden Ankömmlinge auf die große Schüssel mit den roten Früchten auf dem Schreibtisch. „Die sehen ja lecker aus“, befand Sachiko. „Bedient euch.“ Während die beiden das Angebot nun dankend annahmen und sich über die Erdbeeren hermachten, widmete sich die Braunhaarige wieder dem jaulenden Etwas unter der Bettdecke: „Tyson, steh endlich auf.“ „Nein, Mann, warum denn? Lass mich. Ich will sterben“, war seine gejammerte Antwort. „Das sagst du mir jetzt schon seit einer halben Stunde, aber du bist immer noch nicht tot.“ Sie fing an, an der Decke zu ziehen. Er umklammerte diese fester mit den Händen, während er weiter grummelte: „So leicht wirst du mich halt nicht los.“ Sachiko und Max beobachteten sie amüsiert, bevor Letzterer sich einschaltete: „Du bist echt grausam zu ihm, Hilary.“ „Er weiß genau, dass er nicht viel verträgt. Also soll er sich jetzt nicht so anstellen und wenigstens mal aufstehen. Wenn er duschen würde, ginge es ihm sicher schon besser“, verteidigte sie sich. „Das ist alles Kais Schuld“, kam es unter der Decke hervor. „Ja klar. Das sagst du auch schon die ganze Zeit. Kai ist bei dir doch immer schuld.“ Sie gab nach und ließ sich seufzend auf die Bettkante sinken. Im selben Augenblick piepste Sachikos Handy kurz. Sie zog es aus ihrer Tasche und blickte, während sie sich noch eine Erdbeere in den Mund steckte, auf das Display. Sofort finden ihre Augen an zu leuchten. Max bemerkte dies und fing an zu schmunzeln: „Lass mich raten: Yamato?“ Sie nickte: „Ja, er fragt, ob ich schon unterwegs bin. Er würde mich dann mit dem Auto einsammeln, weil er irgendwo mit mir hin will bei dem Wetter.“ Während sie eifrig anfing zu tippen, um ihm zu antworten, lächelte Hilary: „Na wenigstens einer, der das Wetter zu schätzen weiß.“ „Tja, dein Schwarm hat gestern zu tief ins Glas geguckt. Ich glaube nicht, dass du ihn heute in die Sonne bekommst“, lachte der Amerikaner nun. „Mein… Schwarm…?“, ihr Blick änderte sich von verwundert in zornig, „Ich geb dir gleich Schwarm. Steck dir noch eine Erdbeere in den Mund und halt ihn dann!“ Doch er lachte nur noch mehr, als Tyson nun noch ein „Penner“ unter der Decke brummte. Auch Sachiko grinste, während sie die mit der Festnetznummer ihrer besten Freundin belegte Kurzwahltaste ihres Handys drückte. Ray hatte sämtliche Hilfe, die Mariah ihm angeboten hatte, bis auf ein kühlendes Tuch für seinen schmerzenden Kopf, ausgeschlagen. Er wollte weder eine Kopfschmerztablette, da er Medikamente ohnehin nicht für gut befand, noch Essen zu sich nehmen, und so hatte seine Freundin beschlossen, dass es wohl das Beste war, ihn einfach in Ruhe zu lassen, bis es ihm wieder besser ging. Daher saß sie nun zusammen mit Naomi und ihrer Mutter in der Küche und hatten gerade zu Mittag gegessen. „Ihr wisst, dass ich nichts dagegen habe, wenn ihr ab und zu mal was trinkt“, sagte Mrs. Tawakuya, als gerade der Vorabend wieder Gesprächsthema war, „aber ihr solltet es nicht übertreiben. Und wenn Papa von Rays Zustand Wind bekommt, gibt das nur Theater.“ „Ja, das weiß ich. Und Ray weiß eigentlich auch, dass Papa das nicht so locker sieht wie du. Aber er trinkt auch eigentlich nie so viel, dass es ihm danach so geht. Keine Ahnung, warum er das getan hat“, antwortete Naomi. Während ihre Mutter zur Spüle ging, lehnte Mariah sich zur ihrer Freundin hinüber und flüsterte: „Na da frag mal deinen Kai. Der ist meiner Meinung nach Schuld daran.“ Fragend sah die Blonde sie an, während ihre Mutter zum Tisch zurückkehrte, um diesen weiter abzuräumen und auch Mariah sich nun erhob, um ihr zu helfen, als im selben Augenblick das Telefon klingelte. „Ich geh‘ schon“, verkündete Naomi, stand auf und ging in den Flur, um den Anruf entgegen zu nehmen. Kaum, dass sie sich mit ihrem Namen gemeldet hatte, drang schon eine ihr wohlbekannte Stimme an ihr Ohr: „Hallo Schusselchen.“ „Hi Sachiko“, antwortete sie, „und wieso Schusselchen?“ „Na, vermisst du nichts?“, fragte ihre Freundin am anderen Ende. Naomi sah überlegend auf die Wand vor ihr: „Ähm, nein, aber sollte ich wohl, wenn du schon so fragst, oder?“ „Du hast dein Handy wieder bei mir liegen gelassen“, war Sachikos Antwort. „Oh“, erst jetzt fiel der Blonden auf, dass sie es gestern Abend zwar zwischenzeitlich aus ihrer Tasche geholt, aber dann wohl nicht wieder eingesteckt hatte. „Es ist immer wieder dasselbe mit dir. Gut, dass dein Kopf angewachsen ist. Eigentlich wollte ich es dir vorbei bringen, aber jetzt bin ich bei Tyson und Yamato holt mich jeden Moment von hier ab. Aber ich lasse es einfach hier liegen und du holst es dir ab, das sollte ja auch gehen“, schlug die andere vor. Doch bei diesen Worten kam Naomi etwas ganz Anderes in den Sinn: Kais Nummer! „Nein! Lass es bloß nicht da“, schrie sie panisch, „bleib wo du bist! Ich komme sofort!“ Damit legte sie schon auf und rannte zur Haustür, um ihre Schuhe anzuziehen, während sie in die Küche rief: „Ich muss ganz dringend zu Tyson. Nehme keinen Schlüssel mit, bin aber gleich wieder da!“ „Ähm, Nao, kann ich gleich zum Telefonieren vielleicht in dein Zimmer gehen?“, fragte Mariah hastig, wobei sie den Kopf zur Küchentür hinausstreckte. „Was? Wie?“ Die Klinke der Haustür bereits in der Hand sah Naomi zurück. „Na um zu Hause anzurufen.“ Mariah hatte ihr bereits vor dem Essen erzählt, dass sie nun doch gerne länger bleiben würde, und so hatte Naomi ihre Mutter um ihre Einwilligung gebeten, welche diese völlig problemlos erteilt hatte. „Ach, ja klar, aber du kannst auch vom Festnetz anrufen. Meine Eltern haben sicher nichts dagegen“, antwortete das Mädchen an der Tür nun. Doch ihr Gegenüber winkte ab: „Nein, das wird sicher länger dauern. Und Ray will ich damit jetzt nicht nerven indem ich in seinem Zimmer telefoniere.“ „Ach so“, Naomi verstand, „Ja, dann mach wie du meinst. Du weißt ja wo mein Zimmer ist. Ich muss los.“ „Ok, danke“, sagte die Rosarothaarige, als die Andere auch schon eilig die Haustür hinter sich zuzog. Ihre Freundin verschwand wieder in der Küche und half ihrer Gastgeberin, bevor sie sich wieder in den ersten Stock und in Rays Zimmer begab. Dieser lag immer noch im Bett und hatte die Augen geschlossen. „Wie geht es dir, Schatz?“, fragte sie leise, während sie sich neben ihn setzte. „Als hätte mich jemand überfahren“, murmelte er. Sanft strich sie ihm über den Rücken und nahm den nassen Lappen von seiner Stirn: „Soll ich den noch mal kalt machen?“ „Nein, ich versuche mich gleich mal irgendwie aufzuraffen und mich unter die Dusche zu stellen. Vielleicht hilft das“, antwortete der Chinese. Sie nickte und legte das Tuch beiseite: „Mach das. Ich bin mal eben telefonieren.“ „Mhm.“ Ray realisierte nur halbwegs, wie sie aufstand, ihr Handy nahm und wieder aus dem Zimmer ging. Zu sehr hatte er mit seinem brummenden Schädel und der Übelkeit, die ihn plagten, zu kämpfen. Er konnte sich nicht daran erinnern, sich nach einer Feier schon mal so bescheiden gefühlt zu haben. Das war wohl doch etwas zu viel des Guten gewesen. Während er sich stöhnend auf die Seite drehte, war seine Freundin längst in Naomis Zimmer verschwunden, hatte die Tür geschlossen und sich dort am Schreibtisch niedergelassen, um die Nummer ihrer Schule zu wählen. „Na, dann wollen wir mal.“ Sie atmete noch einmal tief durch, bevor sie die Taste mit dem grünen Hörer drückte. Kapitel 45: Whatever they say ----------------------------- Völlig außer Atem riss Naomi die Tür zu Tysons Zimmer auf, nachdem sein Großvater, der inzwischen wieder im Garten tätig war, sie hereingelassen hatte, wodurch sie die Blicke aller Anwesenden auf sich zog. „Das ging aber wirklich schnell“, stellte Max fest. Er und die Anderen hatten ihr Telefonat mit Sachiko zumindest einseitig mit angehört und so von der Grünhaarigen im Nachhinein erfahren, wie panisch sie am Telefon reagiert hatte. „Wo ist es?“, fragte sie nun ebenso aufgeregt. Sachiko zog das Telefon aus ihrer Handtasche und streckte es ihr entgegen: „Hier.“ Erleichtert nahm sie es entgegen, als Tyson neugierig zu ihr hinüber sah: „Was ist denn da so Geheimnisvolles drauf, dass es nicht hier bleiben durfte? Irgendetwas womit man Kai ärgern könnte?“ Durch Sachikos Anruf war er unter seiner Decke hervorgekommen, da er trotz seines momentanen Befindens an Naomis Handy genauso interessiert war wie Max. Doch die Grünhaarige hatte jeglicher Bettelei der Beiden Stand gehalten und ihnen das Telefon nicht ausgehändigt. „Selbst wenn, es geht dich nichts an.“ Mit diesen Worten zog die Braunhaarige Tyson die Decke wieder über den Kopf. Max grinste währenddessen: „Bestimmt irgendwelche Nachrichten, die Kais romantische Ader offenbaren.“ „Ähm, nein.“ Naomi umschloss das Telefon fest mit ihrer Hand, damit man es ihr nicht entreißen konnte. „Dann versaute Nachrichten“, meinte nun Sachiko, deren Mundwinkel ebenfalls zu einem breiten Grinsen geformt waren, während ihre Freundin rot wurde. „Nein“, wiederholte sie, wich einen Schritt zurück und stieß in diesem Moment mit jemandem zusammen, der im selben Augenblick zur Tür hereinkam. Sie sah über ihre Schulter und erblickte eine ihr bekannte Person, die Mr. Granger, der daneben stand, offensichtlich ebenfalls hereingelassen und zu Tysons Zimmer geführt hatte: „Ach du bist es. Hallo!“ Der Junge mit den dunkelbraunen Haaren hinter ihr lächelte: „Hallo zusammen.“ Da sprang Sachiko auch schon freudig auf, schob Naomi beiseite und fiel ihrem Freund um den Hals: „Schatz!“ „Hallo, Maus.“ Er gab ihr einen Kuss. Wieder kroch Tyson unter seiner Decke hervor: „Wie kommst du denn jetzt hier her?“ „Ich habe ihm eben geschrieben, wo ich bin und wo du wohnst“, antwortete Sachiko. „Achso.“ Mit nun desinteressiertem Gesichtsausdruck zog er sich wieder ins Dunkle zurück. „Was ist denn mit dem los?“, erkundigte Yamato sich, der Tyson zwar bisher nur flüchtig, aber wenn eher als lebensfrohen Typen kennengelernt hatte. „Verkatert“, lachte Max. „Ach er auch?“, stelle Naomi nun fest, „Ray geht es nicht besser.“ „Na dann habt ihr ja gestern ganz schön zugelangt“, warf Tysons Großvater nun amüsiert in den Raum. Wieder hob der Blauhaarige die Decke etwas: „Das ist nicht lustig. Mir geht es echt mies und du lässt hier immer mehr Leute in mein Zimmer, obwohl ich meine Ruhe will!“ Doch der Graue hatte nicht viel mehr als Spott für seinen Enkel über: „Dann steh doch auf und geh Kendo trainieren. Das entspannt Körper und Geist - und du hast deine Ruhe. Du vernachlässigst dein Training ohnehin wieder viel zu sehr.“ Der Blauhaarige gab nur einen grummelnden Ton von sich, während der alte Mann mit höhnischem Lachen wieder aus dem Haus ging. Es sah seinem Großvater einfach so ähnlich, dass er sich so verhielt und ihm am liebsten eine ganze Blaskapelle ins Zimmer gestellt hätte, egal wie schrecklich er sich fühlte. „Wir sind jetzt eh wieder weg“, sagte Yamato. „Genau, im Gegensatz zu dir wollen wir die Sonne genießen“, stimmte seine Freundin dem zu und sah dann noch zu Naomi, bevor sie ihr sehr leise zuflüsterte, „Du solltest dir auch Kai schnappen und den Tag mit ihm verbringen – in seinem Bett oder so.“ Wieder wurde sie rot, bevor sie Sachiko böse anfunkelte: „Macht, dass ihr wegkommt!“ Die Grünhaarige sah sie noch mal frech an, bevor sie und Yamato sich auch schon von allen verabschiedeten und das Haus verließen. Immer noch peinlich berührt sah Naomi ihnen nach. Wieso musste immer wieder jemand mit dem Thema anfangen? Sie sah auf ihr Handy: Aber vielleicht sollte sie den Tag heute wirklich nutzen, um zumindest mit ihm darüber zu reden? „Was gab es denn da zu tuscheln?“, riss Max sie nun aus ihrer Überlegung. „Nichts“, sie wirbelte herum, wobei ihr Blick auf die Schüssel auf dem Tisch fiel, „Oh, Erdbeeren?“ Hilary nickte: „Ja, die habe ich mitgebracht. Nimm dir so viele, wie du magst.“ „Danke.“ Damit fiel auch sie über die süßen Früchte her. Ihre Freundin wandte sich währenddessen wieder Tyson zu: „Und du? Stehst du jetzt endlich auf?“ Wieder gab er nur ein ablehnendes Knurren von sich. „Tyson, jetzt hab dich nicht so. Hilary möchte mit dir den Tag verbringen“, mischte Max sich ein. Sie war von dieser Aussage sichtlich empört: „Will ich gar nicht.“ „Klar, deswegen willst du auch, dass er aufsteht.“ Max amüsierte sich weiter über die beiden. „Hast du nichts anderes zu tun, als zu nerven?“, schaltete sich nun der Blauhaarige ein, „Was ist mit dieser Yumi? Hast du die schon angerufen?“ „Wer ist Yumi?“, wollte nun Naomi, die sich erneut eine Erdbeere in den Mund steckte, wissen. Auch Hilary sah den Blonden interessiert an, während es nun Tyson war, der grinste: „Max‘ neuste Errungenschaft.“ „Das ging aber schnell“, stellte Hilary fest. „So ein Blödsinn“, lenkte sein Freund nun ein, „Das war nichts. Ich habe ihre Nummer nicht mal mehr.“ Und das war die Wahrheit. Als er das erste Mal an diesem Tag nach dem Aufstehen in den Spiegel geschaut hatte, hatte er zunächst einen blauen Streifen in seinem Gesicht bemerkt, der ihn letztlich wieder auf die Nummer auf seiner Hand aufmerksam gemacht hatte. Er hatte daraufhin einige Zeit überlegt, was er damit machen sollte, sich aber letztlich dafür entschieden, sowohl den Streifen als auch die etwas verwischte und verblasste Schrift auf seinem Handrücken abzuwaschen. Es war nicht so, dass er sich kaum noch an das Mädchen hinter dem Namen und der Nummer erinnern konnte, sondern, dass sein Herz dafür einfach noch viel zu sehr an Kyko hing und er Zeit brauchte, um sich wieder anderweitig umzusehen. „Warum das denn nicht? Sie war doch hübsch und gefiel dir.“ Sein Freund verstand die Welt nicht mehr. Naomi schüttelte angesichts seiner mangelnden Feinfühligkeit den Kopf: „Tyson, man ersetzt den Menschen, den man liebt, nicht einfach durch einen anderen, so wie man es mit verloren gegangenen Gegenständen macht.“ „Richtig“, gab Max zu, bevor er sie ansah, „aber wo dein Kai uns da hin geschleppt hat war echt der Hammer. Die nobelsten Schuppen mitten in Roppongi. Und er kennt da sogar einige Leute und kann da an den Türstehern mal eben so vorbei marschieren.“ Beide Mädchen sahen ihn ungläubig an. „Ja, das war unglaublich. Er hat sogar alles bezahlt und die Mädels waren nett“, bestätigte Tyson dies, „nicht so bösartig wie Hilary.“ Während die Blonde ihn wegen des ersten Teils seiner Aussage mit großen Augen ansah, funkelte ihn die Erwähnte nun gefährlich an: „Ich bin bösartig?“ „Ja, bist du!“ Ehe sie ihn dafür zurechtstutzen konnte, suchte er wieder unter seiner Decke Schutz. Das Mädchen schnaufte: „Bitte.“ Sichtlich wütend stand sie auf und ging zur Tür. „Hilary, jetzt bleib doch“, versuchte Max sie aufzuhalten, „du kennst ihn doch. Er meinte das nicht so.“ „Tzz, verrecken soll er!“ Damit verließ sie das Haus. Naomi sah ihr nach und dann hinüber zum Bett: „Na super, du Trampel.“ Er hob die Decke wieder: „Was denn? Mir geht es schlecht und sie nervt mich dann noch so.“ „So schlecht geht es dir nun auch wieder nicht. Außerdem hat sie es nur gut gemeint und hätte dir sicher Frühstück gemacht“, erklärte die Blonde. „Und wenn schon. Ich will meine Ruhe. Also könnt ihr jetzt auch wieder gehen“, Tyson wollte sich gerade wieder unter seinem Zudeck vergraben, ehe er sie durchdringend ansah, „außer du verrätst uns doch, warum wir dein Handy nicht in die Finger bekommen dürfen.“ „Niemals!“ Sie nahm sich noch eine Erdbeere, bevor sie ebenfalls fluchtartig das Weite suchte. Max grinste: „Irgendwie bekommen wir das schon in die Finger.“ „Ja“, sein Freund sah zu ihm hinüber, „aber erst wenn ich mich wieder besser fühle. Gib mir mal eine Erdbeere.“ Der Blonde grinste angesichts der Tatsache, dass Tyson ganz offensichtlich wirklich nicht ganz so verkatert war, wie er vorgab und warf ihm eine Frucht hinüber, die der Blauhaarige gekonnt fing, nachdem er sich nun erstmals an diesem Tag aufgerichtet hatte. Sachikos Bemerkung von eben ging Naomi nicht mehr aus dem Kopf, während sie langsam das Grundstück der Grangers verließ. Und auch das Wortgefecht zwischen Kai und Mariah vom Morgen, genau wie ihr Gespräch mit Letzterer kamen ihr wieder in den Sinn. Dazu die ständigen Anspielungen ihrer Freunde: Wie lange sollte das noch so weitergehen? Zumal seine Reaktion bei ihrem Anblick letzte Nacht gepaart mit Sachikos Worten vom Vorabend sie allmählich wirklich befürchten ließ, dass er nicht ewig warten würde. Doch wie sollte sie ihre Angst überwinden? Wahrscheinlich hatte Mariah Recht und sie musste mit ihm darüber reden, wie auch immer sie das angehen sollte. Heute war jedenfalls eine gute Möglichkeit dazu und je eher sie es tat, desto schneller würde sie es hinter sich haben. Zögerlich zückte sie ihr Handy, um ihn zu Hause anzurufen. Es dauerte nicht lange, als seine Stimme am anderen Ende erklang: „Hi.“ „Hey, ich bin’s“, antwortete sie. „Ich weiß“, kam nüchtern zurück, „sehe ich am Display. Was gibt’s?“ „Ich… will mich mit dir treffen.“ Naomi blieb stehen und blickte gen Himmel. „Klar. Komm einfach vorbei“, schlug er vor. Doch sie zögerte: „Ähm, nein. Können wir uns bitte im Park bei den Bänken an der Treppe treffen?“ „Muss das sein? Es ist viel zu warm draußen“, war seine Reaktion. Naomi wunderte sich nicht, dass er so reagierte, da sie gut nachvollziehen konnte, dass er seine klimatisierte Wohnung der schwülen Nachmittagshitze vorzog, auch wenn es nicht ganz so schrecklich heiß war wie noch am Vortag. Dennoch blieb sie bei ihrem Plan: „Bitte, Kai. Ich muss mit dir reden – auf neutralem Boden.“ Die Ernsthaftigkeit in ihrer Stimme ließ ihn nachgeben: „Na gut, ich bin gleich da.“ „Okay, danke. Bis gleich“, verabschiedete sie sich, ehe beide auflegten und sie sich zum Park aufmachte. „Oh Mann, es ist jedes Mal dasselbe. Wieso macht dir der Alkohol nie was aus?“, grummelte Tyson in Max Richtung. Dieser lachte: „Muss an den Genen liegen.“ Ein merkwürdiges Knurren seitens des Anderen folgte: „Aber immerhin lachst du wieder. Dann hat sich das Opfer ja wenigstens gelohnt.“ Der Amerikaner lächelte, ehe er etwas neutraler zur Seite blickte: „Ich habe heute Morgen meine Geschenke ausgepackt. Mein Vater hat mir zwei Tickets für das Konzert von Sixth Street im November geschenkt. Kyko mochte sie auch ganz gerne, aber das hat sich ja jetzt erübrigt.“ Tyson sah ihn an: „Fang nicht wieder mit ihr an. Wenn du willst, gehe ich mit dir dahin.“ „Du magst die Musik doch gar nicht.“ Max blickte zurück: Er war im Team der Einzige, der HipHop hörte, weswegen er sicher keinen seiner Freunde für das Konzert begeistern konnte. „Nein, aber für dich würde ich mitkommen, wobei“, der Blauhaarige blickte kurz überlegend zur Seite, „frag doch mal Sachiko. Die hört so einen Mist doch auch manchmal.“ Max hob eine Augenbraue: „Das ist kein Mist. Und ihr Freund wird sicher begeistert sein, wenn ich sie frage, abgesehen davon, dass man sie doch eh nicht mehr von ihm loseisen kann.“ Sein Freund nickte zustimmend: „Ja bevor sie mit ihm zusammen kam hing sie wirklich öfter mit uns rum. Aber Fragen kostet ja nichts.“ Doch der Andere blieb skeptisch: „Na ich weiß nicht.“ „Tu’s einfach. Und wenn sie nein sagt, komme ich eben doch mit.“ Tyson rieb sich den Nacken, in der Hoffnung, seine Kopfschmerzen damit lindern zu können. Max lächelte wieder: „Na gut. Aber dann versprichst du mir, dass du nachher zu Hilary gehst, um ihr die Schüssel hier wiederzubringen und dich bei ihr zu entschuldigen.“ Dafür erntete er einen grimmigen Blick: „Schüssel: meinetwegen. Entschuldigen: niemals.“ „Mann, Tyson, sie wollte sich doch wirklich nur um dich sorgen. Wenn wir nicht aufgekreuzt wären, hätte sie das sicher etwas sensibler gezeigt“, kam es von seinem Freund. „Von wegen. Sie kam nur, um mich aus dem Bett zu treten“, widersprach Tyson. „Und hast du dir mal überlegt, warum sie fast jeden Morgen hier als Erste auf der Matte steht, um das zu tun?“ Max sah ihn nun wieder grinsend an. Der Japaner verdrehte die Augen: „Sie gehört nun mal mit ins Team und hackt zudem gerne auf mir rum.“ „Ja klar gehört sie zum Team. Aber hier gibt es ja nun nicht so viel zu managen, als dass sie immer so früh hier sein müsste. Und wer hier eben auf wem rumgehackt hat, solltest du noch mal überdenken.“ Der Blonde steckte sich eine der letzten Erdbeeren in den Mund. „Ich kann’s nicht mehr hören.“ Damit stand Tyson auf und schleppte sich grummelnd ins Bad, weil seine Blase ihn dorthin drängte. Max blieb kopfschüttelnd zurück: Wo sollte das nur hinführen? Starr blickte Mariah auf das Telefon in ihrer Hand, nachdem sie das letzte Telefongespräch beendet hatte. Der Anruf in ihrer Schule hatte nicht lange gedauert. Die Aussage, die sie bekommen hatte, war nicht viel mehr als die, dass sie selber wissen müsse, was sie tue und gegebenenfalls die Konsequenzen zu tragen hätte. Das hieß übersetzt so viel, dass sie gar nicht mehr kommen müsste, wenn sie hier blieb. Sie biss sich auf die Unterlippe: Was hatte sie erwartet? Dass man laut applaudieren würde? Sicher nicht. Aber zumindest etwas mehr Verständnis wäre schön gewesen. Doch diese Erwartung war wohl selten absurd gewesen, schließlich konnte es den Zuständigen furchtbar egal sein, was sie tat. Wenn sie nicht wiederkam, würde sie sehr wahrscheinlich die Prüfungen nicht schaffen, von der Akademie fliegen und jemand anders ihren Platz einnehmen. Allerdings war es nicht die Gleichgültigkeit der Schulleitung, die ihr nun eine kleine Träne entlockte, sondern viel mehr Lees Worte. Sie hatte auch ihn angerufen und mit ihm über ihre Lage gesprochen. Und zumindest von ihrem Bruder hatte sie sich mehr Einfühlungsvermögen erhofft, doch auch hier war sie bitter enttäuscht worden, denn er war strikt dagegen, dass sie blieb. Zum Einen weil sie so nicht mit ihrem Team für das Benefizturnier trainieren konnte, zum Anderen, und das war wohl noch viel ausschlaggebender, befand er ihr Vorhaben für naiv und unüberlegt. „Sei nicht so dumm und wirf wegen Ray alles hin! Er hat sich damals einen Dreck um dich geschert und ist einfach nach Japan abgehauen, um weiterzukommen“, waren seine aufgebrachten Worte gewesen. Und damit hatte er sicher Recht. Aber nur weil Ray so gehandelt hatte, hieß das nicht, dass sie das auch konnte. Sie hatte nicht die Ausdauer und das Durchhaltevermögen wie ihr Freund, um entgegen ihren Gefühlen zu handeln, zumal die Situation jetzt eine ganz andere war als noch vor vier Jahren. Immerhin waren sie zu diesem Zeitpunkt noch kein Paar gewesen – und dabei hatte sie damals schon mehr als genug gelitten. Unvorstellbar, wie sie es dann jetzt aushalten sollte, sich in Kürze schon wieder über so lange Zeit von ihm zu trennen. Aber wie sollte Lee das auch verstehen? Ray war zwar für ihn wie ein Bruder, aber ihre Gefühle für ihn waren natürlich um ein Vielfaches größer. Wahrscheinlich konnte niemand, der nicht selber in einer solchen Lage war, ihr nach empfinden. „Ach ist mir doch egal“, schoss es ihr durch den Kopf. Selbst wenn sie durch ihr Handeln alles riskierte, sie hatte den Entschluss gefasst, zumindest bis nach dem Turnier hierzubleiben. Und daran konnte auch Lee nichts ändern. Mit entschlossenem Gesichtsausdruck stand sie auf und ging aus dem Zimmer. Gerade als sie die Tür hinter sich zuzog kam Ray aus dem Bad, wobei er sich noch die Spitzen seiner Haare abtrocknete. „Und geht es dir wieder besser?“, erkundigte sie sich. „Ja“, bestätigte er und hing sich das Handtuch um den Hals, „Ist Kai wieder weg?“ Das Mädchen nickte: „Ja, schon eine ganze Weile. Nao auch.“ Er legte den Kopf schräg: „Was hast du dann in ihrem Zimmer gemacht?“ „Ähm“, sie druckste kurz herum, ehe sie ihn anlächelte, „nur geklärt, dass ich bleiben kann.“ „Wie bleiben?“ Sein Blick wurde immer fragender. „Bis nach dem Turnier“, antwortete sie. Ray sah sie ungläubig an: „Aber was ist mit deiner Schule?“ „Ich sagte, doch, dass ich das gerade geklärt habe. Alles kein Problem.“ Dass das eine glatte Lüge war, war Mariah schmerzlich bewusst, aber genauso war ihr klar, dass Ray ähnlich wie Lee reagieren würde, wenn sie ihm die Wahrheit sagte. Und der Gedanke daran, sich mit ihm deswegen zu streiten und letztlich doch nach Hause zu fahren tat ihr im Moment mehr weh als ihn anzulügen, auch wenn sie sich dabei ausgesprochen unwohl fühlte. „Wirklich?“ Seine Augen wurden nun groß, da er das offensichtlich nicht ganz glauben konnte. Sie grinste: „Wenn ich es doch sage.“ „Das kann doch gar nicht sein. Ist das wirklich wahr?“ Ihm schien es sichtlich schwer fallen, zu glauben was sie da sagte, aber warum sollte sie ihm etwas vormachen? Wieder nickte sie, woraufhin er seine Arme um ihre Hüften legte, sie hoch hob und sich mit ihr um die eigene Achse drehte, wobei die Freude aus ihm sprudelte: „Das ist toll!“ Sie grinste: „Ja.“ Der Schwarzhaarige war mehr als begeistert von dem Gedanken, sie nun noch länger bei sich zu haben, auch wenn er es immer noch nicht fassen konnte. Bisher hatte er erfolgreich verdrängt, dass sie schon in weniger als zwei Wochen wieder in China sein musste, weil ihre Ferien dann endeten, aber nun konnte er dies komplett aus seinem Gedächtnis streichen. Natürlich würden sie trotzdem irgendwann wieder Abschied nehmen müssen, aber dieser Zeitpunkt erschien ihm im Augenblick viel zu fern, als dass er darüber nachdenken wollte. Allerdings zwang ihn nun sein Magen dazu innezuhalten und sie wieder abzusetzen: „Oh Mann, mir wird schon wieder flau. Ich sollte mich wohl doch noch mal hinlegen.“ Nun sah sie ihn mitleidig an: „Ja, mach das besser. Ich bringe dir einen Tee.“ „Danke, Schatz“, er küsste sie kurz, bevor er sich wieder in sein Zimmer schleppte. Die Rosarothaarige sah ihm nach: Ray war nicht dumm. Er wusste, wie der Hase in China und wohl auch fast überall sonst auf der Welt lief und dass man nicht mal eben so von der Arbeit, Schule oder Ausbildung fernbleiben konnte. Aber scheinbar war sein Vertrauen in ihre Worte groß genug, dass er es so hingenommen hatte. Möglicherweise trug aber auch seine Verfassung dazu bei, dass er nicht weiter nachgebohrt hatte. Was aber auch immer letztlich der Grund war, Mariah war froh, dass es so gekommen und ihre Lüge somit vorerst unerkannt geblieben war. Daran, dass das wohl keine langfristige Lösung sein konnte, wollte sie in diesem Moment keinen Gedanken verschwenden, sodass sie sich nun auf den Weg in die Küche machte. Es war relativ leer im Park, nur ab und zu ging jemand vorbei und in einiger Entfernung hörte man Kinder spielen, während Naomi am vereinbarten Treffpunkt auf einer Bank saß und auf Kai wartete. Inzwischen hatte sie auch zu Hause angerufen, um Bescheid zu geben, dass sie noch eine Weile weg war. Allerdings hoffte sie, dass er nicht mehr allzu lange auf sich warten ließ, da sie allmählich Durst bekam. Nervös schob sie einen weggeworfenen Flaschendeckel mit den Füßen auf dem Boden hin und her, während in ihrem Kopf die Gedanken kreisten: Wie sollte sie überhaupt anfangen? Sie konnte doch nicht einfach mit der Tür ins Haus fallen. Vielleicht sollte sie erst einmal über etwas anderes reden. Viel Zeit darüber nachzudenken blieb ihr jedoch nicht mehr, da sie wenig später im Augenwinkel Kai bemerkte, der gerade die Stufen der Treppe zum Plateau hochkam. Als er neben ihr stand, nahm er seine Sonnenbrille ab, steckte sie am Kragen seines T-Shirts fest und musterte sie von oben herab: „So, ich hoffe, es ist etwas wirklich Wichtiges.“ Sie blickte zunächst überrascht, dann jedoch etwas böse zu ihm hoch: „Wenn es für mich nicht wichtig wäre, hätte ich dich nicht hierher gebeten.“ Doch nun lächelte er und ließ sich neben sie sinken: „Ist doch okay, war nur ein Spaß. Du alleine bist mir schon wichtig genug, um mich trotz des Wetters her zu quälen.“ Es folgte ein Kuss seinerseits auf ihre Wange, wodurch auch ihr Blick wieder sanfter wurde: „An deinen Humor muss ich mich wirklich noch gewöhnen.“ Kai schmunzelte: „Also was gibt’s? Hat dein Vater doch mitbekommen, dass ich heute Nacht bei dir war?“ Sie schüttelte den Kopf: „Nein. Zumindest bisher nicht.“ „Gut. Ich hatte schon das Schlimmste befürchtet. War wirklich leichtsinnig von mir bei dir zu bleiben und dann noch meine Schuhe im Flur stehen zu lassen.“ Kai hatte sich schon zu Hause über die für ihn doch Recht untypische Unüberlegtheit geärgert. Dies zeigte nur, dass Alkohol auch bei ihm ab einer gewissen Menge einige Gehirnzellen an ihrer Arbeit hinderte. Sie schien sich jedoch keine weiteren Gedanken darüber zu machen, denn ihr Augenmerk wanderte von ihm ab und hinüber zu den spielenden Kindern: „Ihr wart in Roppongi?“ Naomi wusste nicht, wie sie anders anfangen sollte als erst einmal über den vergangenen Abend zu sprechen. Er lehnte sich zurück und legte beide Arme über die Rückenlehne: „Ja.“ „Du hast sogar alles bezahlt?“ Nun blickte sie ihn interessiert an. „Ja. Ist das schlimm?“ Der Graublauhaarige hob eine Augenbraue. „Nein, es überrascht mich nur. Erst deine bombastische Wohnung und jetzt auch noch das, mal abgesehen davon, dass es dir nicht ähnlich sieht, anderen etwas zu schenken. Hast du mal eine Bank überfallen oder wo hast du das ganze Geld her?“ Diese Frage stellte sie sich nun schon einige Zeit, hatte sich aber nochmals verstärkt, als Max erwähnt hatte, dass er ihnen den Abend spendiert hatte. Nun wurde sein Blick etwas finsterer: „Ist das so wichtig?“ „Tut mir leid. Ich wollte nicht so neugierig sein. Du musst es mir natürlich nicht sagen.“ Sie sah zur Seite. An ihrem Gesichtsausdruck konnte er erkennen, dass er etwas zu böse reagiert hatte, weshalb er sich nun zu ihr hinüber lehnte und sanft antwortete: „Schon okay. Mir tut es leid. Irgendwann erzähle ich es dir. Versprochen.“ Sie sah ihn wieder an: „Okay.“ Schweigen trat ein. Er lehnte sich wieder zurück: „Aber deswegen hast du mich doch nicht herbestellt, oder?“ „Nein“, sie überlegte kurz, wie sie fortfahren sollte, „wie kommt es denn, dass du da scheinbar so bekannt bist? Bist du öfter da?“ Kai wurde skeptisch: „Wird das jetzt ein Verhör?“ Sie schüttelte den Kopf: „Wird es nicht. Aber ich interessiere mich nun mal für dich und dein Leben.“ Dies entsprach der Wahrheit. Nun sah er sie etwas verwundert an: Das hatte noch nie jemand zu ihm gesagt. Wahrscheinlich deshalb, weil es noch nie jemand in diesem Ausmaß getan hatte. Doch dass sie sich nun so für ihn interessierte, machte ihn in gewisser Weise glücklich. Ein Lächeln huschte über seine Lippen, bevor er ihr antwortete: „Na ja, bekannt ist relativ. Ich kenne da nur zwei oder drei Leute, weil ich zumindest da, wo wir gestern waren, schon öfter war, um auf andere Gedanken zu kommen. Da lernt man nun mal auch ein paar Leute mit der Zeit kennen.“ „Auch Mädchen?“, fragte sie weiter. Er war irritiert: „Natürlich.“ Die Blonde versuchte locker zu klingen: „Und wie viele hast du schon abgeschleppt?“ Doch seine Gelassenheit, die soeben zurückgekehrt war, schlug ihre gespielte bei Weitem: „Das ein oder andere sicher.“ Sie sah verlegen zu Boden: Vielleicht hätte sie das Gespräch doch anders angehen sollen? Kai bemerkte ihr Verhalten und versuchte sie zu beruhigen: „Keine Sorge. Gestern Abend nicht ein einziges. Und das werde ich auch nicht mehr, solange ich dich habe.“ „Gut zu wissen“, Naomi sah wieder auf, „aber das meinte ich nicht.“ „Sondern?“ Argwöhnisch beobachtete er nun, wie sie erneut den Boden musterte und sich dabei mit den Händen an die Kante der Sitzfläche der Bank klammerte. „Dann“, fing sie nach einigen Sekunden leise an, „hast du auch schon mal… na, du weißt schon.“ Nun schwante ihm, worauf sie hinaus wollte: „Ach so. Du willst wissen, ob ich schon mal Sex hatte?“ Seine direkte Art diese Frage auszusprechen, ließ sie wieder einmal rot werden, während sie nickte ohne ihn anzusehen. „Ja hatte ich.“ Wieder antwortete er knapp und ruhig. Natürlich hatte er. Was hatte sie auch sonst erwartet? Naomi zweifelte einen Augenblick, ob dieses Gespräch nicht furchtbar absurd war. Aber sie wusste nicht so Recht, wie sie sonst auf ihre Angst zu sprechen kommen sollte. „Auch schon mal mit einem Mädchen das noch nie…“, ihre Gesichtsfarbe glich mittlerweile annähernd der einer Tomate, „ach vergiss es.“ Er ließ sich nicht abbringen, zumal es nun ein Leichtes war zu erraten, was sie hatte sagen wollen: „Nein, ich kann mir schon denken, was du jetzt fragen wolltest. Und auch wenn ich nicht weiß, warum das so wichtig für dich ist: Ja, auch das.“ Sie presste die Lippen aufeinander: Also hatte er im Gegensatz zu ihr wohl wirklich schon einiges an Erfahrungen gesammelt. Wahrscheinlich war es für ihn sogar schon reine Routine. „Dann ist das für dich ja eh nichts Besonderes mehr“, murmelte das Mädchen leise. Wirsch sah er sie an: „Wie kommst du denn darauf?“ Während sie den Boden weiter mit Blicken traktierte, beobachtete Kai seine Freundin und dachte darüber nach, warum sie darüber mit ihm reden wollte. Wie kam es auf einmal dazu? Letztlich lehnte er sich etwas nach vorne, um ihr ins Gesicht sehen zu können: „Hey, ich habe dich was gefragt. Wie kommst du auf die Idee, dass es für mich nichts Besonderes ist?“ „Na ja, du hast halt schon…“ Wieder brach sie mitten im Satz ab und drehte ihren Kopf noch weiter von ihm weg. Wo hatte sie sich da nur hinein geritten? Dieses Gespräch war ihr so peinlich. Unerwartet fasste Kai sie jedoch nun an den Schultern und drehte sie zu sich herum: „Jetzt sieh mich mal an.“ Zögerlich kam sie dieser Aufforderung nach, indem sie ihren Kopf zumindest wieder etwas ihm zuwandte und ihn aus dem Augenwinkel ansah, während immer noch ein deutlicher Rotschimmer ihre Wangenknochen zierte. „Mich wundert es wirklich, wie du plötzlich auf dieses Thema kommst. Aber eins kann ich dir sicher sagen: Wenn wir beide mit einander schlafen, dann wird das für mich genauso besonders sein wie für dich.“ Doch egal, wie viel Mühe er sich gab, bei diesen Worten einfühlsam zu klingen, sie drehte erneut den Kopf eingeschüchtert zur Seite, woraufhin er nochmals kurz seufzte, bevor er leise ergänzte: „Und in gewisser Weise wird es für mich auch das erste Mal sein und somit etwas Außergewöhnliches.“ Nun musste sie ihn doch wieder etwas ansehen, da seine Aussage sie sichtlich verwirrt hatte: „Wie meinst du das?“ Dieses Mal war er derjenige, der kurz zur Seite sah, bevor er in der Lage war fortzufahren: „Ich habe das noch nie mit einem Mädchen getan, das ich liebe.“ Ihre Augen weiteten sich. „Jetzt starr mich nicht so an“, reagierte er daraufhin zurückhaltend, „ich habe dir doch schon mal gesagt, dass ich bisher noch nie verliebt war.“ „Ja, hast du“, erinnerte sie sich. In Kai kreisten währenddessen die Gedanken: Dass er mit ihr darüber sprechen würde, hätte er bis vor wenigen Sekunden nicht gedacht. Und irgendwie fühlte er sich unwohl dabei, obwohl sie wahrscheinlich ein Recht darauf hatte, ihn danach zu fragen. „Aber du konntest das einfach so ohne Liebe?“ Noch so eine Frage, die ihn Gefahr laufen ließ den Faden zu verlieren. Er wandte sich erneut etwas ab: „Scheinbar ja.“ Wie viele Fragen dieser Art sie wohl noch stellen würde? Ob er ihr auch sagen sollte, dass er noch nicht mal eines der besagten Mädchen mit zu sich nach Hause genommen hatte, sondern jedes Mal eines von abertausenden unpersönlichen Hotelzimmern vorgezogen hatte, um diesen Menschen erst gar keine Möglichkeit zu geben, weiter in sein Leben einzudringen? Er hatte nicht eine seiner Liebschaften auch nur mehr als ein Mal gesehen. Und das obwohl sie fast ausnahmslos versucht hatten, ihn noch mal zu kontaktieren, aber wenn er eins wusste, dann wie man Leute durch abweisendes Verhalten vergraulte. Aber spielte das jetzt eine Rolle? Wollte sie wirklich noch tiefer in seinem Leben graben, was diese Dinge anging und sich so wieder das Bild von ihm als rücksichtslosen, kaltherzigen Menschen verschaffen? „Und ich“, fuhr sie nach kurzer Zeit jedoch leise fort, „traue mich nicht mal bei dir, obwohl ich dich liebe. Nur weil ich Angst habe, etwas falsch zu machen.“ Überrascht sah Kai Naomi an, denn damit hatte er nun nicht gerechnet: „Wieso solltest du etwas falsch machen?“ „Weil ich keine Ahnung habe, was ich dabei tun muss. Ich werde dich sicher ganz schön enttäuschen, falls ich mich überhaupt jemals trauen sollte.“ Sie wurde immer leiser und ein Zittern lag in ihrer Stimme. Diese Aussage warf nun all seine vorherigen Gedanken über Board, da er nun verstand, worüber sie eigentlich mit ihm sprechen wollte. „War das das Wichtige, was du mir sagen wolltest?“, verlangte er dennoch eine Bestätigung. Sie nickte kaum merklich. Nun wanderte wieder ein sanftes Lächeln in sein Gesicht, bevor er seine Hand auf ihre, die zwischen ihnen immer noch fest die Bank umklammerte, legte. Er wartete kurz, bis ein älteres Ehepaar an ihnen vorbeigegangen und außer Hörweite war, bevor er weitersprach: „Du wirst nichts falsch machen und mich auch nicht enttäuschen.“ „Aber ich weiß doch wirklich nicht wie das geht. Und“, sie schluckte kurz, „ich habe Angst, das es wehtut und so…“ Kai realisierte allmählich, wie aufgewühlt sie in ihrem Innern sein musste: „Ach, Nao, du musst überhaupt nichts wissen. Alles was du tun musst, ist mir vertrauen. Und ob es wehtun wird, weiß ich nicht. Aber ich werde alles tun, damit dem nicht so sein wird. Nur musst du erst mal soweit sein. Und bis dahin hör auf, dir so sehr den Kopf darüber zu zerbrechen. Das bringt überhaupt nichts.“ Vorsichtig sah sie ihn wieder an: „Aber wer weiß, wann ich endlich soweit bin? Du hast doch heute Nacht gesehen, dass ich mich immer noch nicht traue. Wenn das so weiter geht, suchst du dir sicher bald eine Andere.“ „Wer sagt denn so einen Quatsch?“ Etwas fassungslos sah er sie nun an. „Sachiko und Mariah“, sagte sie kleinlaut. Verärgert und genervt zugleich blickte er kurz an ihr vorbei: „Klar. Da hätte ich auch selber drauf kommen können, spätestens nach Mariahs Anspielung vorhin.“ „Na ja, aber wenn ich mich wirklich nicht traue und wie ein kleines Kind anstelle“, ergänzte Naomi. Er sah sie wieder an und grummelte: „So ein Blödsinn. Ihr solltet euch vielleicht mal andere Gesprächsthemen aussuchen, wenn nur so ein Mist dabei rumkommt.“ „Ich halte dich aber doch wirklich hin. Wir sind jetzt immerhin schon einen Monat zusammen.“ Sie wich seinem Blick erneut aus. „Ja und?“ Er legte seine zweite Hand auf ihre Wange, um ihren Kopf in seine Richtung zu drehen, sodass sie ihn wieder ansah. „Selbst, wenn es noch Monate dauern sollte, bis du dich traust, ändert das nichts daran, wie viel du mir bedeutest. Auch wenn ich es gerne tun würde, ist das nicht der Grund, warum ich mit dir zusammen bin. Das habe ich dir auch schon mal gesagt.“ „Ich weiß“, kam es von ihr. „Also. Dann hör auf dich unter Druck zu setzen und vergiss was die Anderen gesagt haben.“ In seiner Stimme lagen wieder die gewohnte Ruhe und Selbstsicherheit. Naomis Nervosität verschwand allmählich und sie sah ein, dass er Recht hatte und sie sich wohl wirklich selber, verstärkt durch das Gerede ihrer Freundinnen, unnötig verrückt gemacht hatte. Wie hatte sie sich Sorgen machen können, wo sie sich doch in seiner Nähe immer so sicher und beschützt fühlte? Langsam lehnte sie sich zu ihm hinüber und legte ihren Kopf an seine Schulter: „Danke.“ „Wofür?“, wollte er wissen. Sie schloss die Augen: „Dafür, dass du für mich da bist und mir zuhörst. Und dafür, dass du mir immer wieder das Gefühl von Sicherheit gibst.“ Der Graublauhaarige lächelte, während er einen Arm um sie legte, bevor er sich mit ihr wieder zurücklehnte und die tobenden Kinder auf der Wiese beobachtete. „Ich danke dir dafür, dass du mich liebst.“ Diesen Gedanken für sich behaltend wanderte sein Blick langsam zum Himmel. Eine ganze Weile saßen sie so dort, ehe sie die Augen wieder öffnete und zu ihm hochsah: „Nimmst du mich denn auch mal mit nach Roppongi?“ Er senkte den Kopf wieder und blickte dezent grinsend zurück: „Was bekomme ich denn dafür?“ Sie rümpfte die Nase, bevor sie sich wieder etwas von ihm löste und ihn schüchtern ansah: „Dir hat doch das Maid-Kleid gefallen und fändest es toll mal von einer Maid bedient zu werden, oder?“ „Allerdings.“ Kai hatte eigentlich damit gerechnet, dass sie auf seine Frage hin wieder verlegen würde. „Na dann werde ich“, sie hielt kurz inne, bevor sie ihn frech angrinste, „dir die Adresse von einem Maid-Cafe in der Stadt geben. Ich war schon mal dort und die haben wirklich leckere Sachen.“ Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet, weshalb er sie zunächst perplex ansah. Doch zeitgleich war er froh, dass sie nun wieder wie immer war und versuchte ihn auf die Schippe zu nehmen. Wobei er dies nicht auf sich sitzen lassen wollte und sie daher wenig später mit einem Schmunzeln ansah: „Da kann ich ja nicht naschen.“ Nun war sie diejenige, die verwirrt drein blickte: „Doch, du musst nur dafür zahlen.“ Angesichts ihrer Naivität musste er grinsen, fasste sie am Kinn und zog ihr Gesicht dicht an seins heran: „Ich meinte an den Maids naschen. Das kann ich nur an meiner persönlichen.“ Wie auf Bestellung wurde sie nun doch wieder rot – ganz so wie er es erwartet hatte. „Tut mir leid, Süße, aber damit musstest du rechnen“, flüsterte er leicht triumphierend, bevor er sie ganz zu sich hinzog um sie zu küssen. Kapitel 46: Everyday life ------------------------- Schon seit geraumer Zeit waren Kai und Naomi nun im Park. Inzwischen hatten sie sich allerdings von der Bank erhoben um etwas spazieren zu gehen. Immer noch schallten Kinderstimmen durch die Luft, während ein sanfter Wind aufgekommen war und das Sonnenlicht, das durch die Baumkronen fiel, auf dem Gehweg zum Tanzen brachte. Dabei kam Kai nochmals auf das leidige Thema zu sprechen, weil es nun ihm keine Ruhe mehr ließ. „Mich wundert es trotzdem, wie scheu du auf einmal geworden bist“, meinte er und sah dabei emotionslos geradeaus, während sie langsam weiterliefen. Sie sah fragend zu ihm hoch: „Warum das?“ „Na“, nun blickte er sie aus dem Augenwinkel an, „vor einigen Wochen hast du morgens noch im BH vor mir gestanden und es hat dir nichts ausgemacht. Und jetzt versinkst du in Situationen wie letzte Nacht vor Scham in Grund und Boden.“ „So ein Kleid ist ja auch was ganz Anderes“, antwortete sie leise, wobei sie den Blick wieder gen Boden richtete. „Ja, nur hattest du trotzdem mehr an. Und ich habe dich schon fast ganz nackt gesehen, falls du dich erinnerst.“ Er blieb weiterhin ruhig. Sie hingegen machte es wieder verlegen, als sie sich wieder an den Abend nach Kennys Geburtstag erinnerte: „Ich weiß.“ Wieder sah er neutral geradeaus: „Dann verstehe ich nicht, warum du dich jetzt so schämst.“ „Na ja, es ist nicht so, dass ich mich deswegen schäme. Ich habe doch gesagt, dass ich Angst habe, irgendetwas falsch zu machen“, innerlich fluchend, dieses Thema nicht endlich abhaken zu können, biss sie sich kurz auf die Unterlippe, „und mich verunsichern einfach diese dauernden Anspielungen.“ Etwas überrascht sah er sie nun an: „Meine?“ „Mhm“, bestätigte sie dies knapp. Er blieb stehen, zog eine Hand aus seiner Hosentasche und fasste sie am Arm, sodass auch sie Halt machen musste. Verwundert blickte sie ihn an. „Tut mir leid“, entschuldigte er sich mit gewissenhaftem Blick, „das wollte ich nicht.“ Wieder wich sie diesem aus: „Ist schon okay. Selbst wenn du es nicht tust, dann tun es die Anderen.“ Kai legte die Stirn in Falten: „Was soll das heißen? Macht das sonst noch wer außer mir?“ Seine Freundin seufzte: „Ja, Ray hat einen Narren dran gefressen, mich damit aufzuziehen. Und Sachiko jetzt scheinbar seit gestern auch. Mao hat auch schon ein oder zwei Andeutungen gemacht.“ „Und das sagst du mir nicht?“ Er konnte nicht fassen, was er da hörte, während es in ihm zu brodeln begann und ihm nur eins durch den Kopf schoss: Wie konnten sie es wagen? Sie sah zu ihm hoch: „Wie hätte ich? Außerdem mache ich mich ja selber lächerlich, schließlich bin ich hier der Angsthase.“ „Ich finde das nicht okay“, antwortete er grimmig. „Es ist die eine Sache, wenn ich versuche dich aus der Reserve zu locken, aber wenn das Dritte tun, die das eigentlich gar nichts angeht, geht das wirklich zu weit. Mir hat das heute Mittag von Mariah schon nicht gepasst.“ Naomi blickte zur Seite, während er sie wieder los gelassen hatte: „Kann ich mir vorstellen, es ist ja schließlich auch ein Teil deines Lebens. Und du hasst es, wenn andere sich darin einmischen.“ „Das auch“, seufzte er, „aber ich will vor allem nicht, dass sie dich damit ärgern.“ Doch sie schien sich damit abgefunden zu haben: „Na ja, da ich muss wohl durch.“ „Musst du gar nicht. Sag ihnen, sie sollen es lassen. Und wenn du es nicht machst, dann tu ich es.“ Als Naomi erneut zu ihm aufsah, lösten die Entschlossenheit und Selbstsicherheit in seinen Augen bei ihr wieder mal ein Kribbeln aus, das sie nicht in Worte fassen konnte. Dennoch wandte sie ihren Blick wenig später wieder ab: „Ich habe keine Lust auf Streit deswegen. Das ist es nicht wert.“ „Sie sind deine Freunde. Eigentlich sollten sie deine Gefühle respektieren“, war sein Einwand. Sein erster Satz hallte noch mal in ihrem Kopf wider, bevor sie lächelte: „Sie sind UNSERE Freunde, Kai.“ Damit hatte er nun nicht gerechnet, wie man aus seinem überraschten Gesichtsausdruck ablesen konnte. Doch sie blieb unbeirrt: „Oder siehst du sie etwa nicht als deine Freunde an?“ Eigentlich hatte sie nicht gezielt vom Thema ablenken wollen, allerdings wollte sie, dass er aufhörte von „ihren“ Freunden zu sprechen und sich selbst auszugrenzen. Schließlich war sie sich mehr als sicher, dass sie Recht hatte, denn warum sonst sollte er beispielsweise so etwas wie den gestrigen Abend über sich ergehen lassen? Kai antwortete nicht sondern sah wieder mit ernster Miene geradeaus. „Weißt du, ich bewundere dich für deine Selbstsicherheit und dafür, dass du immer so beherrscht und zielstrebig bist“, fuhr sie fort, „nein, ich bewundere dich nicht nur dafür. Ich liebe dich deswegen.“ Er hatte sich schon öfter gefragt, was sie eigentlich an ihm mochte, da es ihm bisher doch etwas unerklärlich schien, was sie überhaupt an ihm fand. Nun hatte er eine Antwort, ganz ohne danach gefragt zu haben, wobei er von diesen Worten nun doch etwas überrannt war und sie dementsprechend ansah: „Deswegen liebst du mich?“ „Klar. Was dachtest du denn? Bestimmt nicht, weil du uns am Wochenende zwingst, früh aufzustehen, oder weil ich deinen zeitweise sehr finsteren Blick so mag“, sie musste grinsen, „wobei doch, manchmal finde ich den ganz süß.“ Er hob skeptisch eine Augenbraue: „Süß?“ Naomi musste lachen: „Ja ich hab dich gerade mit „süß“ in Verbindung gebracht. Hass mich dafür jetzt bitte nicht.“ „Das muss ich mir erst noch überlegen“, sagte er mit sarkastischem Unterton. Aus ihrem Grinsen wurde wieder ein sanftes Lächeln: „Aber noch mehr würde ich dich bewundern und wohl auch lieben, wenn du wenigstens mir gegenüber einfach mal dazu stehen würdest, dass wir Freunde sind. Und mit „wir“ meine ich jetzt nicht uns beide sondern dich und das gesamte Team.“ Wieder wurde seine Miene ernst: Was sie sagte stimmte - und das wusste er. Wenn er ehrlich zu sich selbst war, sah er die Anderen nach so langer Zeit wirklich als seine Freunde an. Aber trotzdem fiel es ihm schwer dies zuzugeben. Als könnte sie Gedanken lesen, sprach sie genau dies aus: „Und ich weiß, dass du uns alle als deine Freunde längst akzeptierst. Sonst würdest du dich nicht dauernd beim Training mit uns rumärgern. Und solche Gefallen, wie den gestern für Max, würdest du uns noch viel weniger tun.“ Allmählich formten sich die Mundwinkel des Russen zu einem dezenten Lächeln: „Dann sollten eben UNSERE Freunde deine Gefühle akzeptieren.“ Naomi antwortete darauf lediglich, indem sie zurück lächelte: Auch wenn es nur ein kleiner Schritt gewesen war, aber zumindest hatte er nun ein wenig eingestanden, dass ihm die Anderen mehr bedeuteten als er nach außen hin zeigte. Vielleicht würde er irgendwann wirklich dazu stehen und merken, dass es nichts Verkehrtes war, anderen zu zeigen, dass sie einem wichtig waren. Schließlich hatte er es bei ihr auch geschafft. Glücklich darüber fasste sie ihn an der Hand: „Komm, lass uns irgendwo was zu trinken kaufen. Ich habe Durst.“ Und so schritt der Nachmittag weiter fort, bis in den frühen Abend hinein. Kai hatte ihr neben einem Getränk auch noch ein Eis spendiert, bevor beide sich auf den Weg zu ihr nach Hause gemacht hatten. „Willst du noch mit reinkommen? Du kannst sicher auch wieder zum Essen bleiben“, fragte sie ihn, während sie vor dem Hauseingang standen und er im Begriff war, sich zu verabschieden. „Meinetwegen, aber nur wenn es keine Umstände macht“, antwortete er und folgte ihr ins Haus. Bereits im Hausflur wurden sie freundlich von Mrs. Tawakuya empfangen: „Ach da seid ihr ja beide wieder.“ Er begrüßte sie wie gewohnt, während ihre Tochter antwortete: „Tut mir leid, dass es so spät geworden ist.“ „Macht ja nichts, aber es gibt gleich Abendessen. Holst du bitte Ray und Mariah runter? Papa ist zwar auch wieder da, aber er hat sich wieder in seinem Arbeitszimmer eingesperrt und will nicht gestört werden.“ Den letzten Teil ihrer Aussage hatte Mrs. Tawakuya etwas wehleidig ausgesprochen, denn offensichtlich schien der übermäßige Arbeitseifer ihres Mannes sie zu besorgen, trotzdem lächelte sie im nächsten Moment wieder: „Jetzt bleibst du aber bitte zum Essen, Kai.“ Der Angesprochene nickte: „Gerne. Danke.“ Während sie wiedermal in der Küche verschwand, grinste Naomi ihn an: „Meine Mutter mag dich wirklich gerne.“ „Zum Glück.“ Er folgte ihr die Treppe hinauf. Oben angekommen machte die Blonde kurz einen Abstecher in ihr eigenes Zimmer, um die Tüte mit dem Kleid, das Mariah sich gekauft hatte, zu holen, ehe sie an Rays Zimmertür klopfte. „Herein“, hörte man die Stimme des Chinesen von der anderen Seite, woraufhin das Mädchen die Tür öffnete. Sie wollte gerade etwas sagen, als sie erstarrte: Ray lag auf dem Bauch auf seinem Bett und trug nur seine Boxershorts, während Mariah breitbeinig auf seinem Becken saß und ihm ganz offensichtlich den Rücken massierte. „Ähm, ich wollte nicht stören“, stammelte Naomi und stellte die Tasche ab, „hier ist nur dein Kleid. Und das Essen ist gleich fertig.“ Sie wollte gerade auf dem Absatz umkehren, als sie mit Kai zusammenstieß, der ihr gefolgt war, dicht hinter ihr stand und die Situation nicht im Geringsten schockierte: „Oh das ist ja ein Service. Kann man sich dafür irgendwo in einer Warteliste eintragen?“ „Tut mir leid, aber das ist exklusiv“, witzelte Ray, dem es inzwischen wieder relativ gut ging, „da musst du wohl Nao bequatschen.“ „Apropos, was bist du eigentlich schon wieder so verlegen?“, wunderte sich nun Mariah angesichts ihres beschämten Blicks zur Seite. Naomi sah auf: „Bin ich gar nicht!“ Ihre Freundin stritt dies ab: „Doch, bist du.“ Der Schwarzhaarige lachte: „Sie dachte wohl, wir tun hier sonst was. Kai, du solltest sie wohl langsam mal noch zu ganz anderen Dingen als nur Massagen überreden.“ Dass er mit diesem Satz zu weit gegangen war, konnte man augenblicklich an der finsteren Miene des Anderen erkennen. Kai schloss die Zimmertür hinter sich, um zu vermeiden, dass Naomis Eltern ihn hören konnten, und legte dann einen Arm schützend um seine überraschte Freundin, die, wie er bemerkt hatte, wieder rot geworden war, bevor er bedrohlich zischte: „Noch so ein Kommentar und ich werde ungemütlich.“ „Beruhige dich. Das war doch nur ein Spaß.“ Mariah stand auf, um ihren Freund zu verteidigen, denn es gefiel ihr gar nicht, wie der Teamleader nun mit ihm sprach. Doch nun war sie diejenige, die Kais Wut über Rays und auch ihr eigenes Verhalten zu spüren bekam: „Das gilt auch für dich. Lasst sie in Ruhe! Alle beide!“ Naomi wusste nicht so recht, wie ihr geschah, während Kai sie fest an sich drückte und über sie hinweg die anderen Beiden böse ansah. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass er so reagieren und sie vor den erneuten, für sie unangenehmen Anspielungen beschützen würde. Offensichtlich nahm er ihre Gefühlslage sehr ernst, was ihr wieder bewies, wie wichtig sie ihm war. Andererseits ging sie jedoch auch davon aus, dass es ihn erneut wurmte, wie Ray indirekt auch in sein Leben eingriff, so wie Mariah es schon am Mittag getan hatte. Mit beiden Vermutungen hatte sie absolut Recht. Nun erhob auch der Chinese sich und sah grimmig zu ihm hinüber, während er seine Jogginghose vom Schreibtischstuhl nahm und anzog, bevor er sich schützend vor seine Freundin stellte: „Fahr Mariah nicht so an, sonst werde ICH ungemütlich.“ „Dann verkneift euch alle beide in Zukunft eure blöden Sticheleien. Sonst raste ich aus.“ Dass Kai wirklich wütend war, war nicht zu überhören. Der Chinese verschränkte die Arme: „Du verstehst wohl wirklich keinen Spaß, was?“ „Doch, aber nicht wenn ihr damit Nao in die Enge treibt und sie sich unwohl fühlt“, antwortete der Andere. Ray wollte gerade wieder kontern, als Naomi, die innerlich immer noch gerührt war, weil Kai sich nun so für sie einsetzte, sich etwas von ihm löste und dazwischen ging: „Hört auf zu streiten. Bitte.“ Der Schwarzhaarige wandte seinen zornigen Blick von Kai ab und sah sie weniger finster an: „Hast du das denn jetzt so schlimm gefunden?“ „Na ja“, wieder mal druckste sie herum, wobei sie erneut schüchtern zu Boden sah, „ihr wisst inzwischen alle Drei, was ich für ein Problem mit diesem gewissen Thema habe. Ein paar Anspielungen weniger wären manchmal schon ganz nett.“ Ihr Gegenüber hatte nun wohl doch Mitleid: „Das tut mir leid. Ich wollte dich damit nicht verletzen oder so.“ „Nein, schon okay“, lächelte sie zögerlich, „übertreibe es nur bitte nicht mehr.“ „Hört am besten ganz damit auf!“, schnaufte Kai hinter ihr und ging aus dem Zimmer, um sich wieder zu beruhigen. Seine Freunde sahen ihm kurz nach, während man hörte, wie er die Treppe hinunter ging. Naomi wandte sich wieder an die anderen Beiden: „Du weißt doch, wie sehr er es hasst, wenn man sich in sein Leben einmischt. Das Thema hatten wir neulich schon mal.“ Ray erinnerte sich: „Ja, stimmt.“ „Dann tu ihm und mir den Gefallen und lasse die Kommentare wirklich. Zumindest in seinem Beisein“, bat sie ihn. Er seufzte: „Ja, ich versuche es mir zu verkneifen. Aber mehr wegen dir, als wegen ihm.“ „Er ist aber auch wirklich empfindlich was das angeht. Das habe ich vorhin schon gemerkt“, stellte Mariah fest, „aber das klang ein bisschen so, als hättest du mit ihm über dieses Thema gesprochen.“ Naomi lächelte zögerlich: „Ja.“ „Na das ist doch schon mal viel wert“, freute die Andere sich. Ihre Freundin nickte, bevor ihr Blick nun erstmals auf den dunklen Fleck oberhalb von Rays rechtem Schlüsselbein fiel und sie etwas verlegen auf die Stelle deutete: „Ist das das, was ich denke das es ist?“ Nun war er derjenige, der sich peinlich berührt ein T-Shirt schnappte und es überzog: „Ja, verdammt. Aber das behältst du für dich! Sonst ziehen die Anderen mich damit nur auf.“ Da sie offensichtlich jetzt bei ihm einen wunden Punkt erwischt hatte, grinste sie: „Würde dir Recht geschehen.“ Während sein Blick entgleiste, schaltete sich Mariah wieder ein: „Ach übrigens, ich konnte klären, dass ich länger bleiben kann.“ Freudig richtete Naomi ihren Blick wieder auf sie: „Wirklich? Das ist toll.“ „Ja“, die Rosarothaarige nickte, „allerdings war Lee nicht ganz so begeistert, weil ich so das Training versäume.“ Dass das nur die halbe Wahrheit war, behielt sie natürlich auch jetzt für sich. „Dann trainierst du halt einfach mit uns. Ich rede mal mit Kai deswegen“, schlug Naomi vor. „Oh, der wird bestimmt absolut nichts dagegen haben. Schon gar nicht nach gerade.“ Der ironische Unterton in Rays Stimme war unüberhörbar. „Ach, der kriegt sich wieder ein“, war Naomi sich sicher, „also kommt, lasst uns essen gehen.“ Damit verließ auch sie das Zimmer und die Zwei folgten ihr, wobei der Schwarzhaarige jedoch kurz an der Tasche innehielt. „Was ist das eigentlich?“ Neugierig wollte er einen Blick riskieren, wurde aber von seiner Freundin abgehalten. „Später, Schatz.“ Zwar hatte er das Kleid in der Nacht schon gesehen, als Naomi es getragen hatte, allerdings wollte Mariah, dass er es das nächste Mal an ihr sah, schließlich wusste er nicht, dass es eigentlich ihr gehörte und als Überraschung für ihn bestimmt war. Daher schob sie ihn nun ganz aus dem Zimmer und schloss die Tür hinter sich. In Hilary brodelte es immer noch. Was fiel Tyson bloß ein, sie als bösartig zu bezeichnen? „Und um den macht man sich Sorgen!“, zischte sie zum wiederholten Male. „Ach, du kennst ihn doch.“ Kenny wusste nicht, was er ansonsten dazu sagen sollte. Direkt nach ihrem Besuch bei Tyson war sie zu ihm gegangen. Zum einen, um zu sehen, wie er sich nach dem Vorabend fühlte und zum anderen, um sich irgendwo über Tyson zu beschweren. Und da es dem Braunhaarigen im Gegensatz zu jenem beachtlich gut ging, hatte er keine andere Wahl, als sich anzuhören, wie seine Freundin vor sich her schimpfte, während sie wütend auf seinem Zimmerboden saß und er selbst auf seinen Computertastaturen herum tippte. Ab und zu warf Dizzy etwas in den Raum: „Ihr Menschen macht es euch aber auch schwer.“ „Was willst du damit sagen?“, zischte das Mädchen. „Na, dass ihr beide netter zu einander sein solltet. Dann wärt ihr längst...“, doch Kenny unterbrach sie. „Lass gut sein, Dizzy“, versuchte er sein Bitbeast zu bremsen. Doch Hilary stand auf und sah finster auf das Notebook auf dem Schreibtisch: „Dann wären wir längst was? Ein Paar? Wolltest du das sagen?“ Kenny befürchtete, dass sie jeden Moment den Rechner packen und auf den Boden schleudern würde, weshalb er ihn panisch festhielt: „Beruhige dich!“ „Ich kann es einfach nicht mehr hören“, fluchte sie, „manchmal denke ich mir, dass er ein echt lieber Kerl ist. Aber wenn er dann wieder solche Dinge sagt, will ich am liebsten seine hohle Birne nehmen und gegen die nächste Wand werfen. Und das betrifft den Großteil der Zeit. Deswegen geht mir das so auf den Wecker, wenn dauernd solche Sprüche kommen.“ Kenny seufzte. Er war sich mehr als sicher, dass sie nach außen hin zwar diese Wut zeigte und so tat, als würde sie Tyson nicht für voll nehmen, innerlich jedoch zutiefst verletzt durch seine Worte war, da sie ganz andere Gefühle für ihn hegte. Allerdings wusste er nur zu gut, dass sie nur noch mehr in Rage verfallen würde, wenn er dies jetzt angesprochen hätte, weshalb er schwieg. Letztlich war es Hilary selbst, die, immer noch sichtlich verärgert war, schnaufte: „Egal mit wem ich darüber rede, dauernd bekomme ich den gleichen Mist zu hören. Es nervt. Ich geh nach Hause. Es ist eh schon spät. Bis morgen.“ „Okay, bis morgen“, verabschiedete er sich, als sie auch schon sein Zimmer immer noch sichtlich aufgebracht verließ. Kaum dass man die Wohnungstür zufallen hörte, wandte er sich seufzend an Dizzy: „An dem Tag, an dem sie mal ehrlich zu sich selbst ist und zugibt, dass sie in Tyson verliebt ist, formatiere ich deine Festplatte ohne vorher ein Backup zu ziehen.“ „Spinnst du?“, reagierte sein Bitbeast panisch. „Als würde dieser Tag je kommen.“ Er schüttelte verständnislos den Kopf. „Na warte es mal ab. Außerdem stehst du ja auch nicht zu Emily“, zog Dizzy ihn nun auf. „Was?“, er wurde verlegen, „Wieso zu Emily stehen? Wir sind nur Freunde!“ „Ja natürlich...“ Dizzy wurde von einem „Pling“, das von einem der anderen Rechner ausging, unterbrochen. Kenny wirbelte hastig herum und sah auf den Bildschirm, bevor er freudig „Emily!“ ausrief und anfing euphorisch zu tippen. Sein Notebook ließ er dabei völlig außer Acht, während Dizzy in dessen Innerem sein Verhalten belächelte: „...nur Freunde.“ „Da erpresst der mich einfach“, schimpfte Ray, während er mit verschränkten Armen auf dem Bett in seinem Zimmer saß und die Zeiger der Uhr bereits kurz vor zweiundzwanzig Uhr zeigten. Auch dem Teamleader war der Knutschfleck zu Rays Bedauern nicht entgangen, genauso wenig wie die Tatsache, dass der Chinese immer wieder beim Essen prüfend an seinen Kragen gefasst hatte, um sicher zu gehen, dass das T-Shirt ihn nach wie vor verdeckte. Kai hatte daraus seine eigenen Schlüsse gezogen, sodass er, als sie kurz unter vier Augen gewesen waren, mit ihm gesprochen hatte: „Ich warne dich, wenn du Nao noch einmal aufziehst, erzähle ich Max und Tyson von dem Fleck an deinem Hals. Denn dir scheint es ja sehr wichtig zu sein, dass den niemand sieht. Und ich kann mir schon denken, dass die beiden ihre größte Freude daran hätten, DICH damit zu ärgern, was DIR sicher unangenehm wäre.“ Über diese Worte grummelte der Schwarzhaarige nun immer noch, während seine Freundin, der er davon berichtet hatte, hinter ihm saß und seine Haare kämmte. „Meinst du wirklich, er würde es erzählen?“, wollte sie wissen. „Keine Ahnung.“ Ray war sich selber nicht sicher, wie er Kai diesbezüglich einschätzen sollte. „Hmm“, sie wurde ernst, „aber er hat wohl irgendwie Recht. Wir sollten Nao wirklich in Ruhe lassen. Es ist ziemlich gemein, sie dauernd so unter Druck zu setzen und zu sticheln.“ „Ja, das stimmt“, gab er schuldbewusst zu, „allerdings hätte sie doch auch einfach sagen können, dass es ihr zu viel wird.“ „Na ja, das ist bei dem Thema vielleicht so eine Sache“, Mariah legte die Bürste bei Seite und band seine Haare wieder zusammen, damit sie nicht direkt wieder verknoteten, „so fertig.“ Er lehnte sich nach hinten an ihre Brust und legte den Kopf in den Nacken, um sie anzusehen: „Danke, mein Schatz.“ Die Rosarothaarige lächelte und gab ihm einen Kuss, bevor sie aufstand: „Und jetzt habe ich noch eine Überraschung für dich. Du dürftest ja wieder fit genug sein.“ Mit fragendem Blick beobachtete er sie, während sie aufstand und zur Tüte ging. „Ach erfahre ich endlich, was das ist?“ Neugierig lehnte er sich nach vorne. Sie zwinkerte ihm verführerisch zu: „Moment.“ Damit verschwand sie samt Einkaufstasche im Badezimmer. Er blieb ungeduldig sitzen und sah gebannt auf die Zimmertür, bevor diese nach einigen Minuten wieder aufging und Mariah wiederkam. Sie stellte die Tüte, in die sie nun ihre Alltagskleidung gelegt hatte, ab und schloss die Tür wieder, bevor sie sich an ihren Freund wandte und ihn mit zuckersüßem Blick ansah. Mit großen Augen musterte er sie von Kopf bis Fuß: Da stand seine Freundin plötzlich als Dienstmädchen in einem kurzen Kleidchen vor ihm. Bis auf die langen schwarzen Strümpfe und das Spitzenhäubchen kam ihm dieser Anblick bekannt vor, soweit er sich noch dunkel erinnern konnte: „Ist das nicht das Kleid, was Nao gestern an hatte?“ „Ja, ich wollte wissen wie es ihr steht und sie vielleicht überreden, sich auch eins zu kaufen. Aber davon dürfte sie weit entfernt sein“, antwortete sie. „Hätte mich auch gewundert, wenn sie sich so was gekauft hätte“, musste er eingestehen. „Und? Gefällt es dir?“ Wieder dieser Blick, bei dem er am liebsten dahin geschmolzen wäre. „Allerdings“, er stand auf, ging auf sie zu und hob sie grinsend hoch, „jetzt habe ich meine eigene Maid. Finde ich super.“ Während er sie zum Bett trug, rümpfte sie die Nase: „Du willst es mir doch jetzt nicht gleich wieder ausziehen, oder?“ „Ich würde schon gerne. Aber das wäre wirklich doof irgendwie“, gab er zu, weshalb er sie auf dem Bett absetzte und sich dann wieder bäuchlings auf eben jenes legte, nachdem er sich wieder seines T-Shirts entledigt hatte und breit grinste, „mach am besten erst mal da weiter, wo du vorhin aufgehört hast.“ Mariah grinste ebenfalls und ließ sich erneut auf seinem Becken nieder: „Sehr gerne.“ Auch am nächsten Tag war Hilary nicht besser auf Tyson zu sprechen. Entgegen seiner Aussagen gegenüber Max hatte er auch nicht die Schüssel zu ihr zurückgebracht, weil er schlicht und ergreifend zu faul gewesen war. Stattdessen giftete er sich weiter mit ihr an. Zumindest soweit das möglich war, da Kai ihn wie gewohnt zum Trainieren anhielt. Und auch Mariah trainierte mit ihnen, da Naomi es tatsächlich geschafft hatte, ihren Freund zu überreden, auch wenn er zunächst alles andere als dafür gewesen war. Aber immerhin hatte er Ray nun in gewisser Weise in der Hand, da er zum einen seine Freundin mit trainieren ließ und zum anderen wegen der Sache mit dem Knutschfleck. Wobei Ray sich immer noch nicht ganz sicher war, ob Kai nicht doch nur geblufft hatte, da es ihm nicht ähnlich sah, sich über so etwas lustig zu machen und Andere damit reinzureiten, aber ein Risiko wollte der Chinese lieber nicht eingehen. Dazu war ihm die Sache zu unangenehm und abgesehen davon sah er ein, dass er sich Naomi zur Liebe wirklich etwas zurücknehmen sollte. Dementsprechend verliefen auch die nächsten Tage: Ray und Mariah machten keine Anmerkungen mehr was Kais und Naomis Liebesleben anging, genauso Sachiko, die von Mariah beim nächsten Aufeinandertreffen darauf angesprochen worden war und ebenfalls eingestand, dass es besser war, sie in Ruhe zu lassen. Naomi war darüber innerlich mehr als erleichtert. Ray schaffte es außerdem erfolgreich, seinen Knutschfleck vor seinen Freunden zu verbergen, bis dieser endlich verschwunden war, während seine Freundin weiterhin schwieg, was die Wahrheit über ihre Telefonate nach China betraf. Kai schikanierte das Team wie gewohnt mit seinem Training. Max gelang es, immer weniger an Kyko zu denken oder sie gar zu erwähnen und Hilary und Tyson beleidigten sich wieder mal gegenseitig und ernteten dafür ständig bemitleidende Blicke ihrer Freunde. Kenny hingegen schrieb nach wie vor heimlich E-Mails mit Emily und chattete bis spät in die Nacht mit ihr, ohne dass die Anderen auch nur die leiseste Ahnung davon hatten. Und so verging die letzte Woche der Sommerferien relativ ruhig und unspektakulär. Am ersten Schultag meinte das Wetter es weiterhin gut und so schien die Sonne, wie schon in den letzten Wochen, munter vom blauen Himmel hinab, während Vögel ihre Lieder vor sich hin zwitscherten. „Guten Morgen“, trällerte Max fröhlich, als er um zehn vor acht auf den Schulhof kam, wo er bereits aus der Ferne Kenny, Kai und Sachiko gesichtet hatte, die zusammen in der Nähe einiger Bäume standen, wo sich die Gruppe oft in den Pausen aufhielt. „Hey, guten Morgen, Max“, grüßte das Mädchen ihn freudig. Auch Kenny begrüßte ihn, während der Teamleader immerhin ein knappes „Hi“ hervorbrachte. „Sind die Anderen noch nicht da?“, erkundigte er sich. Kenny runzelte die Stirn, während er seine Schultasche von der einen in die andere Hand nahm: „Was erwartest du? Dass Tyson und Nao plötzlich freudig aus ihren Betten springen, nur weil die Schule wieder anfängt? Ich wette Ray und Hilary haben gerade ihre lieben Mühen mit den beiden. Ich weiß jedenfalls, warum ich Tyson nicht mehr zur Schule abhole.“ Max, der dies vor geraumer Zeit ebenfalls aufgegeben hatte, lachte: „Dito.“ Auch Sachiko kannte dieses Problem und nickte: „Aus demselben Grund tue ich das bei Nao schon seit zwei Jahren nicht mehr. Die kann mal schön alleine zu spät kommen.“ „Ach, solange sie unsere gute Seele Ray hat, schafft sie es ja in der Regel rechtzeitig. Hilary hat es da schon schwerer“, grinste Max, „aber sie tut sich das ja freiwillig an, was nur wieder zeigt, wie gerne sie ihn hat, wenn ihr mich fragt.“ „Allerdings.“ Auch die Grünhaarige musste breit grinsen, bis zwei Schülerinnen aus der Unterstufe an ihnen vorbeigingen. Freudig lächelten sie den Amerikaner an: „Hi, Max.“ Er reagierte ebenso freundlich: „Hallo.“ Kurz darauf kam ein weiteres Mädchen vorbei und blieb kurz stehen: „Guten Morgen, Max. Hattest du schöne Ferien?“ Der Angesprochene nickte: „Ja, danke. Du auch?“ Sie freute sich sichtlich über sein Interesse: „Ja.“ Im selben Moment stießen zwei Jungen dazu, die genau wie das Mädchen mit Max, Tyson, Kenny und Hilary in einer Klasse waren. Einer von ihnen grinste: „Hey, Miharu, du kannst ihn gleich im Unterricht noch genug anhimmeln.“ Sie wurde rot, während der zweite Junge die Runde lässig begrüßte: „Hi Leute. Alles fit?“ „Immer“, antworte der Blonde lachend. „Super. Wie freuen uns schon auf das Turnier im Oktober. Macht uns da bloß keine Schande. Bis später.“ Damit gingen die Drei weiter in Richtung Schulgebäude. „Ihr und eure Fans“, kam es beiläufig von Sachiko, als sie außer Hörweite waren. Inzwischen war es zur Gewohnheit geworden, dass das Team oder zumindest einzelne Mitglieder ständig von irgendwelchen Mitschülern angehimmelt wurden. Besonders unmittelbar nach den Ferien erregten sie ein besonders starkes Aufsehen. Allen voran Ray, der sich zeitweise vor Verehrerinnen kaum retten konnte. Und so war es kaum verwunderlich, als wenig später Naomi alleine zu der Gruppe stieß. „Guten Morgen“, begrüßte sie ihre Freunde fröhlich, wobei sie Kai einen besonders liebevollen Blick zuwarf, welchen dieser, wenn auch wesentlich unscheinbarer, erwiderte. Da die Schulregeln sowohl Händchenhalten als auch Küssen strikt untersagten und zumindest in diesem Punkt auf strengste Einhaltung geachtet wurden, verzichteten sie auf einen Begrüßungskuss, auch wenn besonders ihr dies schwer fiel. „Wo ist Ray?“, lenkte Sachiko sie nun ab. „Wo wohl?“ Sie deutete über ihre Schulter hinweg in Richtung Schultor, wo man eine Ansammlung von Schülerinnen sehen konnte. Es waren sogar einige zu sehen, die keinen dunkelblauen Rock mit einem weißen Oberteil und ebenfalls dunklem Matrosenkragen trugen, sondern andere Uniformen an hatten, was davon zeugte, dass sie von den umliegenden Mittel- und Oberschulen kamen und nur hier waren, um vor Unterrichtsbeginn noch schnell ihren Schwarm anzuhimmeln. In Mitten der teilweise quietschenden Meute konnte man Ray erkennen, der Mühe hatte, überhaupt ein paar Schritte vorwärts zu kommen. Und so beobachteten seine Freunde wieder einmal das Schauspiel, welches sich nach jeden Ferien in besonders ausgeprägter Form bot, während an ihnen selbst angenehmerweise nur vereinzelt Schüler vorbeigingen, die sie freundlich grüßten. „Vielleicht sollte er einfach mal Mariah mit zur Schule bringen. Die würde dem gesamten Haufen sicher die Augen auskratzen“, merkte Kai spöttisch an, bevor er drei Jungen, die Naomi im Vorbeigehen freundlich begrüßten, ihn jedoch respektvoll ansahen, tödliche Blicke zuwarf. Naomi bemerkte dies genauso wenig wie die Anderen und grinste stattdessen: „Gut denkbar.“ „Was macht die jetzt eigentlich, während Ray in der Schule ist?“, fragte Kenny. „Sie wollte meiner Mutter im Haushalt helfen“, antwortete die Blonde. Sachiko lachte: „Pass bloß auf, dass sie Mariah deswegen nicht adoptiert und dich rauswirft.“ „Hey, ist ja nicht so, als würde ich nie etwas tun“, verteidigte ihre Freundin sich. „Na trotzdem. Oder Kai angelt sich Mariah, weil die eine viel bessere Hausfrau ist“, witzelte sie weiter. Naomi verzog das Gesicht: „Der hat doch jetzt schon einen Putzdienst.“ „Eben“, warf Kai kühl ein, während er im Augenwinkel weiter seine Mitschüler beobachtete, bis sie in der Schule verschwunden waren, „außerdem ist sie mir viel zu kratzbürstig.“ Sichtlich zufrieden über diese Aussage sah Naomi ihren Freund an, bis man in der Ferne einen Lehrer hören konnte: „Macht hier bitte nicht so einen Lärm und geht in eure Klassenräume. Diejenigen von euch, die nicht auf diese Schule gehen verlassen umgehend das Gelände!“ Protestgemurmel war das Nächste, was sich in der Luft mit dem Vogelgezwitscher vermischte, bevor sich der Pulk um Ray langsam auflöste und die Mädchen in verschiedene Richtung davongingen, dabei jedoch weiter scharf von dem Lehrer beobachtet wurden. Das kurzärmlige weiße Hemd seiner Uniform zurecht zupfend ging Ray seufzend auf seine Freunde zu, bis er bei ihnen ankam: „Oh Mann, ab morgen bleibe ich zu Hause.“ „Das sagst du jedes Mal“, amüsierte Sachiko sich. „Im Ernst, die sind doch nicht mehr normal.“ Er war sichtlich mitgenommen von dem Tumult um seine Person. „Ach beschwer dich nicht“, grinste Max breit, „schließlich bekommst du zum Valentinstag immer so viel Schokolade geschenkt, dass es wochenlang für uns alle reicht.“ Naomi nickte zustimmend, da auch sie es befürwortete, weiterhin etwas von den unzähligen, leckeren Pralinen abzubekommen, die Ray am besagten Tag erhielt. Dieser war jedoch nicht ganz so amüsiert darüber, da er nicht sonderlich gerne Schokolade aß und sich zudem noch an den vierzehnten Februar dieses Jahres erinnerte, als er am Morgen nur seine Straßenschuhe gegen die Schulschuhe hatte tauschen wollen und ihn dabei eine Lawine aus Geschenkschachteln überrollt hatte, nachdem er sein Schuhfach im Eingangsbereich der Schule geöffnet hatte. Am Ende des Tages waren es sogar so viele gewesen, dass er sie nicht mal alleine hatte nach Hause tragen können. „Glaubt mir, ich würde lieber euch auf Süßigkeitenentzug ertragen, als das hier“, seufzte er. „Kai hat gerade schon vorgeschlagen, dass du Mariah zur Abschreckung mitbringen solltest“, sagte Sachiko, die zumindest etwas Mitleid hatte. „Wäre eine Überlegung wert.“ So sehr er seine Fans auch mochte, Ray war es sichtlich leid, sich seinen Weg in die Schule erst freikämpfen zu müssen. „Oder mach es so wie Kai und sei einfach furchtbar unfreundlich und ignorant“, lachte Naomi. Nun musste auch der Schwarzhaarige lachen, denn auch er wusste, wie der Graublauhaarige es durch seine Art geschafft hatte, jedes Mädchen, dass ihm seine Zuneigung hatte zeigen wollen, zu vergraulen oder zumindest insofern einzuschüchtern, dass sie ihn in Ruhe ließ: „Ja das ist wohl wirklich das Effektivste.“ Kaum dass er dies ausgesprochen hatte, gesellte sich ein Mädchen mit langen, lockigen, violetten Haaren zu ihnen und stieß Naomi unsanft mit der Schulter beiseite, was sie ganz offensichtlich mit vollster Absicht tat, als sie sich nun, anstatt sich dafür zu entschuldigen, dicht vor Kai aufbaute, während die Blonde sich erst wieder fangen musste. Sie lächelte breit: „Guten Morgen, Kai, mein Liebster.“ Kapitel 47: Friends and foes ---------------------------- „Na ja, immer zieht Kais abweisende Art auch nicht“, äußerte Max beiläufig, während er genau wie seine Freunde skeptisch das soeben aufgetauchte Mädchen beäugte. Dieses schien jedoch weder von seiner Aussage noch von den umstehenden Personen Notiz zu nehmen, da es seinen Blick nicht von Kai abwandte. Dieser sah finster auf sie hinab: „Was willst du, Asuka?“ „Du hast mich doch sicher auch so vermisst wie ich dich, oder?“ Sie kam seinem Gesicht noch näher, indem sie sich etwas auf die Zehenspitzen stellte. „Nicht dass ich wüsste“, reagierte er kalt. Sie ließ sich wieder auf ihre Füße sinken und blickte ihn zuckersüß von unten an: „Ach sei doch nicht so. Du kannst doch ruhig dazu stehen, wie viel ich dir bedeute.“ „Bist du schwerhörig oder so?“, äußerte sich Sachiko nun, „Wie oft soll er dir noch sagen, dass er kein Interesse an dir hat?“ Auch Ray mischte sich ein, wobei er auf Naomi deutete: „Außerdem gehört Kai zu ihr.“ Naomi war sichtlich irritiert darüber, so in die Situation involviert zu werden. Aber eigentlich war dies absehbar gewesen, denn auch sie kannte das Mädchen namens Asuka längst. Sie ging erst seit Kurzem auf diese Schule und besuchte genau wie Ray, Kai, Naomi und Sachiko die dritte Stufe, war allerdings in einer anderen Klasse. Das hielt sie jedoch nicht davon ab in den Pausen dem Russen zu folgen. Sie war so ziemlich die Einzige seiner Verehrerin, bei der es ihm bisher nicht gelungen war, sie durch sein abweisendes, kaltes Verhalten loszuwerden. Selbst seine klaren Worte, mit denen er ihr schon mehrfach zu verstehen gegeben hatte, dass er keinerlei Interesse an ihr hatte, waren an dem höchst versnobten Mädchen aus reichem Elternhaus wie an einer Betonwand abgeprallt. Und so versuchte sie augenscheinlich auch an diesem Morgen Kai von sich zu überzeugen, so wie sie es vom ersten Tag an getan hatte, seit sie auf diese Schule gewechselt war. Allerdings hatte sie bisher dabei nicht gegen eine Nebenbuhlerin ankämpfen müssen. Kais Verehrerin wirbelte herum und sah das blonde Mädchen finster an: „Ach ja?“ Die Bestätigung des Halbrussen folgte prompt: „Ja.“ „Dann stimmt es also, was in der Zeitung stand“, sie blickte nun zickig drein, „aber glaube mir, so leicht lasse ich mich nicht abwimmeln. Kai gehört mir und du wirst ihn mir nicht wegnehmen!" Naomi zog ein gleichgültiges Gesicht, da sie ihre Worte als wertlos betrachte, schließlich wusste sie genau, dass Kai absolut nichts von diesem Mädchen hielt: „Ah ha.“ Ihr Gegenüber schnaufte: „Du wirst dich noch umsehen.“ Sie wollte sich gerade aufgebracht zum Gehen wenden, als ein Mitschüler zu ihnen stieß, Naomis Hand packte und sie mit einem Handkuss begrüßte: „Einen wunderschönen guten Morgen, meine Teuerste. Ich hoffe, du hattest schöne Ferien. Meine waren leider sehr trostlos ohne dich. Aber du strahlst wieder so voll atemberaubender Schönheit, dass mich das über diese schreckliche Zeit hinweg tröstet.“ „Öhm, ja, dir auch einen schönen guten Morgen, Hiroki.“ Perplex sah die Blonde ihn an, obwohl sie inzwischen daran gewöhnt war, dass der rothaarige Junge aus ihrer Parallelklasse sie und Hilary ständig anbaggerte. Und wie sie selbst wusste lag der Hauptgrund hierfür darin, dass sie mehr oder weniger berühmt waren und er sich selbst nach dieser Aufmerksamkeit sehnte. Trotzdem war es für sie immer wieder ungewohnt mit so vielen Komplimenten überhäuft zu werden, egal wie viel Wahrheit in ihnen steckte. Er wollte gerade ausholen, um sie noch mehr in solche einzuwickeln, als Kai dazwischen ging indem er seine Hand weg schlug: „Lass deine Flossen von ihr!“ Irritiert blickte sein Mitschüler ihn an, da er es nicht gewohnt war, dass jemand ihn davon abhielt. Normalerweise konnte er die beiden Mädchen so lange umschwärmen bis es ihnen selbst zu bunt wurde und sie ihn ignorierten. Doch nun stand er ausgerechnet dem sonst so wortkargen Kai gegenüber, welcher ihn böse ansah. „Was mischst du dich denn jetzt ein?“, fragte er, wobei sich seine Stirn ebenfalls bedrohlich in Falten legte. „Du liest wohl nicht viel Zeitung, was?“, kam es von Asuka, die immer noch daneben stand. Der Rothaarige blickte sie an: „Nein.“ „Und so jemand arbeitet für die Schülerzeitung. Unfassbar. Kein Wunder, dass dieses Käseblatt nichts taugt.“ Nach diesem Satz drohte nun Sachiko hinter ihr auszurasten, da sie ebenfalls für die besagte Zeitung tätig war. Max konnte sie gerade noch festhalten bevor sie auf die Andere los ging: „Bleib locker. Die hat doch echt keine Ahnung.“ Wütend schnaufend sah sie Kais Verehrerin nach, während diese arrogant ihre Haare zurückwarf und sich dann in Richtung Gebäude aufmachte, während Ray sich an Hiroki wandte: „Tja, du hast wohl schlechte Karten, denn Naomi ist jetzt vergeben.“ „Ach so?“ Eine Bestätigung abwartend sah er zwischen seiner Angebeteten und Kai hin und her. Letzterer reagierte dementsprechend: „So sieht es aus.“ „Das ist aber schade“, seufzte er, als auch an sein Ohr eine wohlbekannte Stimme drang. „Jetzt leg mal einen Zahn zu!“ Die gesamte Gruppe wandte ihre Blicke zum Schultor, als sie dort Hilary hörten, die offensichtlich wieder einmal Tyson antrieb. Dieser trottet schlaftrunken hinter ihr her: „Jetzt mach doch nicht so einen Stress. Wir haben noch gut fünf Minuten Zeit.“ „Bis du in der Klasse bist sind locker zwanzig Minuten um, wenn du in dem Tempo weiterläufst“, ermahnte sie ihn, während sie ihre Freunde entdeckte und auf diese zuging. Sie kam jedoch nicht bei ihnen an, da Hiroki nun auf sie zueilte und unter den skeptischen Blicken der Anderen eine ähnliche Show wie zuvor bei Naomi ablieferte, als er dieses Mal ihre Hand ergriff: „Guten Morgen, Hilary. Du siehst wieder bezaubernd aus. Zu schade, dass wir uns so lange nicht gesehen haben.“ Sie sah ihn relativ neutral an, da auch sie sich inzwischen an sein Verhalten gewöhnt hatte: „Danke. Dir auch einen guten Morgen.“ „Ich hoffe, du hast über die Ferien hinweg nicht auch dein Herz an einen Anderen verloren.“ Hoffnungsvoll wartete er auf ihre Antwort, die nur aus einem zögerlichen „Ähm“ bestand, während Tyson müde an ihnen vorbei trottete. „Morgen“, gähnte er, als er bei den Anderen ankam. „Morgen“, antwortete Kenny. Max nickte in Hilarys und Hirokis Richtung: „Willst du nicht dazwischen gehen? Also Kai war da gerade wesentlich engagierter als du.“ Er blickte kurz über die Schulter zurück: „Pff, was geht mich das an, wenn der Affe die blöde Kuh angräbt?“ Das hatte auch Hilary sehr wohl gehört, weshalb sie nun giftig zischte: „Du bist doch hier der Affe!“ Er streckte ihr die Zunge entgegen. Genau wie seine Freunde beobachtete auch Kai dies skeptisch, bevor er Naomis Handgelenk griff: „Komm! Mir werden das hier langsam zu viele Vollidioten.“ Dass er sich damit auf Hiroki, vor allem aber auf Tyson bezogen hatte, war den Anderen nicht entgangen, sodass sie ihm etwas überrascht nachsahen, während er seine Freundin hinter sich her zum Haupteingang zog. Noch nie hatten sie erlebt, dass Kai sich, wenn auch nur indirekt, in die verklärte Beziehung zwischen Tyson und Hilary einmischte. Ray und Kenny folgten ihnen wenig später. Und auch Max hatte genau wie Sachiko nur ein Kopfschütteln für den Blauhaarigen über: „So wird das nie was. Dabei willst du doch Kai sonst in nichts nachstehen.“ „Was soll das denn jetzt heißen?“ Entrüstet blickte er seinen besten Freund an, während dieser sich nun ebenfalls mit der Grünhaarigen auf den Weg machte, da bereits das erste mahnende Klingeln der Schulglocke zu hören war. Ratlos sah Tyson ihnen nach: Was wollte Max damit sagen? Sollte er etwa Hilary vor diesem aufgeblasenen Wichtigtuer verteidigen? Er sah zurück, wo sich nun Hilarys Blick mit seinem traf. Finster sah sie ihn an, während Hiroki immer noch ihre Hand hielt, bevor sie diese löste, um dann in ignoranter Körperhaltung an Tyson vorbeizugehen. „Mach dir keine Mühe. Ich komme auch bestens ohne dich klar.“ Mit dieser schnippischen Bemerkung ging sie davon. Tyson sah ihr etwas überfordert nach, bis der Rothaarige ihn von der Seite ansprach: „Da würde man auch wirklich Perlen vor die Säue werfen.“ Damit ließ auch er ihn alleine zurück. „Was will der denn jetzt von mir?“, grummelte er, ehe auch er sich langsam wieder in Bewegung setzte, um nicht zu spät zum Unterricht zu kommen. Dieser zeugte wie gewohnt weder heute noch an den kommenden drei Tagen von besonderem Unterhaltungswert. Und auch ansonsten verliefen die ersten Schultage recht belanglos, sah man von Hiroki ab, der Kai stets einen drohenden Gesichtsausdruck entlockte, wenn er sich auf weniger als fünf Meter Naomi näherte, was dazu führte, dass er sich etwas mehr zurückhielt. Dies betraf jedoch nicht Hilary, die seinen Liebesbekundungen weiterhin ausgeliefert war. Ebenso hatte Ray weiterhin mit seiner Fangemeinde zu kämpfen, die ihn zumindest am Morgen stets belagerte. Und auch in den Pausen kam es immer wieder vor, dass er von einigen Verehrerinnen beobachtet oder gar umzingelt wurde. Nur Asuka hatte seit Montagmorgen einen Bogen um Kai gemacht und ihn, wenn überhaupt, aus sicherer Entfernung beobachtet. Allerdings war nicht zu übersehen, welch böse Blicke sie Naomi jedes Mal zu warf, sobald sich ihre Wege kreuzten. Doch daran störte sich weder Naomi noch sonst irgendjemand. Und auch wenn ihr Schwarm von diesem Verhalten mehr als überrascht war, so war er auch zeitgleich froh, dass er nun endlich seine Ruhe zu haben schien. Somit war er auch am Donnerstag erleichtert darüber, da er nun die Mittagspause wieder genießen konnte ohne verfolgt zu werden. Wie gewohnt hatte sich die Gruppe an ihrem Stammplatz unter den Bäumen eingefunden und sich dort auf der kleinen Grünfläche niedergelassen, wo sie den Inhalt ihrer Bentos verspeisten. „Die sind ja cool!“, rief Naomi freudig, als sie ihre Box öffnete und dort, genau wie Ray in seiner, Onigiri vorfand, die aussahen wie kleine Pandabären. Auch Sachiko begutachtete die Reisbällchen interessiert: „Die sind ja viel zu schade zum Essen. Hat Mariah die gemacht?“ Ray nickte stolz: „Ja, sie wollte das heute früh unbedingt machen.“ „Kann sie das nicht auch mal für mich machen?“ Etwas wehmütig betrachtete Max seine Mahlzeit. Nun wandte die Grünhaarige sich an ihn: „Wieso? Dein Essen sieht doch auch wieder sehr lecker aus. Auch wenn du keine Pandas hast.“ „Schon, aber mein Vater hat mir wieder keine Süßigkeiten eingepackt“, seufzte er angesichts des in seinen Augen zu hohen Anteils an Gemüse in seiner Bentobox. Da bekam er auch schon von Sachiko einen Schokoriegel unter die Nase geschoben, der aus ihrem eigenen Launchpaket stammte: „Hier bitte.“ Mit großen Augen sah er sie an: „Ist das dein Ernst?“ Sie lächelte: „Klar. Ich muss eh mal auf meine Linie achten. Schließlich bin ich im Gegensatz zu euch ein absoluter Sportmuffel.“ Er nahm ihn grinsend an: „Ach Quatsch, musst du gar nicht. Aber trotzdem danke.“ „Apropos Muffel“, Naomi erhob sich und ging mit ihrem Essen zu Kai hinüber, der sich etwas abseits an einen der Bäume gesetzt, die Hände hinterm Kopf verschränkt und die Augen geschlossen hatte, „du isst wieder nichts?“ Inzwischen war es nichts Neues mehr, dass Kai sein Essen, das, wenn er überhaupt welches mitbrachte, aus einem gekauften Bento bestand, häufig unangetastet ließ, bis es des Öfteren letztlich Tyson zum Opfer fiel. Doch anders als noch vor den Ferien, wollte sie dies nun nicht mehr einfach mit ansehen. Er öffnete die Augen und beobachtete, wie sie sich neben ihn hockte: „Ich esse lieber erst heute Abend wieder.“ „Das ist doch noch viel zu lange hin.“ Sie nahm eines der Panda-Onigiri und hielt es ihm unter die Nase: „Mund auf!“ Er hob skeptisch eine Augenbraue: „Ich sagte doch, dass ich keinen Hunger habe.“ „Jetzt lass sie dich doch wenigstens mal füttern“, hörte man da Ray lachen. „Mit dem Essen DEINER Freundin?“, fügte Max an ihn gewandt hinzu. Sachiko grinste: „Na, wenn sie es selbst macht, vergiftet sie ihn wahrscheinlich noch.“ Ihre Freundin sah sie empört an, während Max ergänzte: „Tja, dann muss sie wohl mal bei Ray, Mariah oder Hilary Nachhilfe nehmen, damit sie Kai demnächst auch kleine Pandabären basteln kann.“ „Ja. Wobei Hilary erst mal für Tyson welche machen sollte.“ Aus dem Augenwinkel sah der Chinese zu der Braunhaarigen hinüber, welche sich die ganze Zeit mit Kenny intensiv über die letzte Schulstunde unterhalten hatte, da sie sich immer noch uneinig waren, was die Lösung einer Aufgabe anging. „Was ist mit mir?“ Offensichtlich hatte sie nicht allzu viel von dem mitbekommen, was um sie herum geschehen war. „Nichts, nichts.“ Ray winkte ab und widmete sich wieder seinem Essen, während Naomi immer noch versuchte, Kai davon zu überzeugen, dass er etwas essen sollte, was ihre Freunde weiterhin amüsiert beobachteten. Tyson kommentierte Rays Worte hingegen mit einem gleichgültigen „Bla“, während er sein Essen in sich hinein schaufelte. „Sagt mal“, fiel nun Max wieder etwas ein, das am Vormittag in seiner Klasse zur Sprache gekommen war, und wandte sich dabei hauptsächlich an Sachiko und die anderen Drei aus dem dritten Jahr, „habt ihr euch eigentlich schon entschieden an welchen Wettbewerben ihr beim Sportfest teilnehmen wollt?“ „Ach ja, das ist ja schon wieder diesen Monat“, seufzte der Chinese nun, weil ihm bereits beim Gedanken daran, wie ihn seine Verehrerin dabei wieder einmal umjubeln und kreischend anfeuern würden, die Ohren klingelten. „Ich glaube, ich melde mich krank.“ „Das geht nicht. Wir brauchen dich und Nao für unsere Staffel. Ihr und Kai seid die sportlichsten in unserer Klasse und es wird Zeit, dass wir mal wieder gewinnen. Du kannst also nicht kneifen“, lenkte Sachiko ein. Er sah sie grimmig an: „Sagt die, die sich wie jedes Jahr drückt, indem sie für die Schülerzeitung Fotos macht.“ Da er damit Recht hatte, grinste sie nur frech, während sich auch Naomi einmischte: „Du kannst mich wirklich nicht hängen lassen, Ray. Es reicht schon, wenn Kai wieder nicht aufkreuzt.“ Kai, dem bewusst war, dass sie darauf anspielte, dass er im Vorjahr zum besagten Sportfest einfach nicht erschienen war, reagierte gelassen: „Du musst ja auch nicht mitlaufen.“ „Will ich aber“, antwortete sie, bevor sie das Onigiri in ihrer Hand nun selbst aß. „Also ich werde auf jeden Fall auch für unsere Klasse beim Staffellauf mitmachen. Und beim Fußball bin ich auch am Start. Oder vielleicht doch beim Basketball?“ Max sah überlegend in den Himmel. Er mochte beide Sportarten, war sich allerdings etwas unschlüssig, da sie zu den wenigen gehörten, in denen die Teams beim Sportfest klassenübergreifend gebildet wurden und man so nie sicher sein konnte, mit wem und vor allem gegen wen man spielen würde. „Fußball klingt super. Lass sie uns zusammen alle wegfegen“, grinste Tyson nun und legte ihm einen Arm auf die Schulter. Kenny sah ihn skeptisch an: „Du weißt schon, dass die Jungs vom Fußballclub auch daran teilnehmen werden und dass sie bei Weitem mehr Übung haben als ihr?“ „Na und?“ Tyson war wie so oft von sich selbst überzeugt, obwohl er wusste, dass Kenny nicht ganz Unrecht hatte. Aber da auch er nachmittags schon ein paar Mal mit Max beim Training des besagten Clubs gewesen war, war er zuversichtlich eine reelle Chance gegen seine Mitschüler zu haben. „Alles klar“, lachte Max. Hilary seufzte: „Ich werde dann wohl wie jedes Jahr mein Glück beim Tauziehen oder Seilspringen versuchen, damit ich wenigstens überhaupt irgendwo mitmache.“ „Geht mir auch so“, schloss Kenny sich an. Er und Hilary waren im Gegensatz zu Tyson, Max und den meisten anderen ihrer Klasse nicht sonderlich begeistert von dieser Veranstaltung, da sie nicht zu den Sportikonen an ihrer Schule gehörten und nur an einem Wettbewerb teilnahmen, um die eigene Klasse nicht völlig im Stich zu lassen. „Und was machst du? Mal abgesehen vom Staffellauf“, fragte Naomi ihren Freund. „Ja, Kai, spiel doch auch mit Fußball“, versuchte Max ihn begeistert zu überzeugen, da er sich daran erinnern konnte, dass es Tyson vor den Sommerferien gelungen war, ihn so lange zu sticheln, bis Kai ein einziges Mal mit zum Training gekommen war. Und das auch nur, um Tyson, der behauptet hatte, er wolle nur nicht spielen, weil er zwei linke Füße hätte, das Gegenteil zu beweisen – mit Erfolg. Doch da dies wirklich eine Ausnahme gewesen war, sorgte seine Antwort nicht gerade für Überraschen: „Es bleibt dabei: Ich mache bei gar nichts mit. Auch nicht bei der Staffel.“ Tyson versuchte erneut ihn zu provozieren: „Ist vielleicht auch besser so. Du würdest dich bestimmt nur blamieren.“ Sein Teamleader sah ihn skeptisch an, richtete seinen Blick jedoch kurz darauf wieder auf seine Freundin, die ihm erneut ein Onigiri hinhielt: „Nao, ich habe wirklich keinen Hunger.“ Sie schob schmollend die Unterlippe vor, bis sie plötzlich jemand von der Seite ansprach: „Ich nehme es aber gerne, wenn du mich damit fütterst.“ Neben ihnen stand Hiroki und grinste breit. „Verzieh dich!“, zischte Kai gefährlich. Der Rothaarige zog ein langes Gesicht, bevor er sich freudestrahlend in Hilarys Richtung wandte. Allerdings wurde er von Sachiko davon abgehalten sich nun bei ihr wieder ein zu schleimen: „Anstatt hier rumzulungern, solltest du lieber mal an deinem Bericht für die nächste Ausgabe schreiben.“ Er wusste genau, was sie meinte, da es nichts Neues war, dass er seine Abgaben ständig zu spät einreichte und damit die gesamte Herausgabe der Schülerzeitung in Verzug brachte. Und es war nicht das erste Mal, dass sie ihn deswegen ermahnte oder er gar mit ihr aneinander geriet. „Bin ja schon weg.“ Missmutig trottete er davon, um einer lautstarken Diskussion aus dem Weg zu gehen. „Mann, der Typ macht mich wahnsinnig“, seufzte die Grünhaarige, bevor sie ihr Essen beiseite stellte und sich erhob, „ich gehe mir eben die Hände waschen.“ Auch Hilary schloss ihre Bentobox wieder: „Warte, ich komme mit.“ Während ihre Freundinnen sich auf den Weg zu den Spülbecken hinter der Turnhalle machten, sah Naomi mitleidig Hiroki nach: „Irgendwie tut er mir ja leid. Er nervt zwar meistens, aber eigentlich ist er doch ganz nett.“ „Nett?“, kam es finster von Kai. Sie sah ihn fragend an: „Na ja, er tut ja keinem was.“ Ray lachte: „Oh, wird da jemand eifersüchtig?“ „Sicher nicht.“ Doch entgegen seiner Aussage blickte Kai weiterhin grimmig drein und bemerkte dabei genauso wenig wie seine Freunde, dass sie von Asuka belauscht wurden, als diese im nächsten Augenblick auch schon um den Baum, an dem er saß, herum kam und sich neben ihn und Naomi setzte. „Was willst du schon wieder?“, fragte er hörbar genervt, als er sie im Augenwinkel registrierte. „Ich dachte, ich wäre dich endlich los.“ „Hier muss irgendwo ein Nest voll Nervensägen sein“, warf Max beiläufig in die Runde. Sie lächelte abermals breit und sah das blonde Mädchen neben sich an: „Ich wollte mich nur bei dir entschuldigen, weil ich am Montag so gemein zu dir war.“ Mit diesen Worten sorgte sie in der gesamten Gruppe für Verwirrung, denn damit hatte wirklich niemand von ihnen gerechnet. Nur Kai blieb gefasst: „Schön. Dann kannst du ja jetzt wieder gehen.“ Doch sie ignorierte diese Aufforderung wie so oft: „Ach ich dachte mir, ich verbringe einfach die restliche Pause mit euch.“ „Falsch. Das wirst du nicht“, entgegnete der Graublauhaarige kühl. „Ich habe viel nachgedacht und verstanden, dass dein Herz ihr gehört“, Asuka sah ihn wehleidig an, „aber ich möchte trotzdem in deiner Nähe sein, Kai.“ Während die Anderen nun gebannt zwischen ihm und ihr hin und her sahen, wurde seine Blick nun wirklich angsteinflößend kalt: „Aber ich möchte dich nicht in meiner Nähe haben. Du nervst mich!“ Stille trat ein. Es war nicht das erste Mal, dass er ihr seine Haltung so deutlich zu verstehen gegeben hatte. Doch ihre Reaktion darauf war neu. Tränen bildeten sich ihren Augenwinkeln und schon im nächsten Augenblick sprang sie auf und lief weinend davon. „Oha, das war hart.“ Ray und die anderen sahen ihr nach, während ihr Teamleader sich schnaufend wieder zurücklehnte. „Ja, jetzt tut sie mir sogar etwas leid“, merkte Naomi an. Kai knirschte mit den Zähnen: „Und du nervst mich, wenn du mit solchen Leuten Mitleid hast.“ Perplex sah sie ihn an. Er jedoch schloss seine Augen wieder. „Aber… sie hat doch auch Gefühle“, sagte die Blonde leise, während sie erneut dem sich immer weiter entfernenden, weinenden Mädchen hinterher sah. Bisher hatte sie sich nie näher mit Asuka beschäftigt, da diese ohnehin nur auf Kai fixiert gewesen war und er sehr wohl alleine in der Lage war ihr die kalte Schulter zu zeigen. Doch jetzt fühlte sie sich etwas schuldig. „Und selbst wenn. Das mit der Entschuldigung meinte sie ohnehin nicht ernst“, ergänzte der Halbrusse trocken. Seine Freundin wandte ihren Blick wieder ihm zu: „Ach ja?“ Im Gegensatz zu ihr und den Anderen hatte er ein umfangreicheres Bild von Asuka, welches er seinen Freunden jedoch weiterhin vorenthielt und daher nur gewohnt knapp antwortete: „Ja. Sie ist jedenfalls die nervigste Person, die mir spontan einfällt.“ „Oh, und ich dachte, das wäre Tyson“, kam es spöttisch von Ray, wofür er einen grimmigen Blick des Blauhaarigen erntete. „Nein, so nervig ist nicht mal er.“ Kais Augenbrauen zuckten gefährlich: Dieses Mädchen trieb ihn wirklich noch zur Weißglut. Sie war zwar hübsch und kam aus gutem Elternhause, aber trotzdem hatte er absolut kein Interesse an ihr, was nicht zuletzt an ihrer aufdringlichen, fast schon hysterischen Art lag. Sie war wirklich das, was man allgemein als verzogen bezeichnen würde. Ganz abgesehen davon, dass er jetzt ohnehin vergeben war. Allerdings wusste er nicht, wie er Asuka ein für allemal los werden sollte, da weder Ignoranz noch klare Worte eine Wirkung zu erzielen schienen. Kenny sprach aus, was nicht nur er dachte: „Ok, also wenn das so weiter geht, befürchte ich, dass Kai heute noch explodiert.“ „Na wenigstens bin ich dann nicht schuld“, grinste Tyson. „Abwarten. Der Tag ist noch lang“, antwortete sein Teamleader nun etwas ruhiger. Der Blauhaarige wollte gerade erneut sticheln, als sie Hilary deutlich „Lass sie los!“ schreien hörten, was sogar Kai dazu bewegte, seine Augen abermals zu öffnen. Das Team tauschte für einen Augenblick irritierte Blicke aus, bevor es das Essen stehen ließ, aufsprang und in Richtung Turnhalle spurtete. „Danke, dass du Hiroki eben abgewimmelt hast. Manchmal ist er wirklich anstrengend“, seufzte Hilary, während sie neben Sachiko am Waschbecken stand. „Ach kein Problem. Ich weiß doch wie nervig er sein kann“, antwortete die Andere, „wobei es ja eigentlich Tysons Aufgabe wäre, dich vor ihm zu beschützen. Er sollte sich wirklich mal ein Beispiel an Kai nehmen.“ Auf Hilarys nun finsteren Blick hin, grinste die Grünhaarige frech, da sie genau wusste, welch wunden Punkt sie mit ihrer Aussage wieder einmal erwischt hatte. Sie wollten sich gerade auf den Rückweg zu ihren Freunden machen, als sie jemand von der Seite ansprach: „So sieht man sich wieder.“ Die Mädchen hielten inne und sahen den Jungen an, der offensichtlich soeben durch das Seitentor neben der Turnhalle das Schulgelände betreten hatte und nun lässig an der Schulmauer lehnte. Während Sachiko ihn irritiert anblickte und überlegte, ob sie den attraktiven, großen, schwarzhaarigen Jungen, in der schwarzen engen Hose und dem schwarzen Hemd schon mal gesehen hatte, erschrak Hilary: „Was willst du hier?“ „Na das ist ja mal eine nette Begrüßung“, sagte er mit ironischem Unterton. „Wer ist das?“ Die Grünhaarige sah fragend ihre Freundin an. „Du erinnerst dich doch sicher noch an den Psychopathen, von dem wir dir erzählt haben, der es in unserem Trainingsurlaub auf Nao abgesehen hatte, oder?“, fragte sie, wobei sie ihren Blick nicht von ihm ließ. Sachikos Augen weiteten sich: „Sag nicht, dass er das ist!“ „Doch er ist es“, bestätigte Hilary dies. Nun sahen beide ihn finster an, während Itachi lachte, wobei er sich von der Mauer wegdrückte und ein paar Schritte auf sie zuging: „Psychopath? Klingt ja schmeichelnd.“ „Nach dem, was ich von dir gehört habe, bist du wirklich ein Psycho“, fuhr Sachiko ihn an. „Ach ja?“ Er bewegte sich weiter auf sie zu. „Eigentlich wollte ich nur wissen, wie es meiner kleinen Freundin so geht.“ Die Grünhaarige ließ sich jedoch nicht einschüchtern: „Falls du Naomi meinst: Das geht dich einen feuchten Dreck an!“ „Du bist ganz schön frech“, stellte er fest. „Wer bist du eigentlich, dass du meinst, so etwas sagen zu können?“ „Unterschätz den Typen nicht“, flüsterte Hilary. Doch Sachiko blieb weiterhin unbeeindruckt von seiner Größe sowie seinem selbstbewussten Auftreten und hielt seinem eisigen Blick stand: „Ich bin zufällig Naomis beste Freundin und kann dir versichern, dass sie dich sicher nicht sehen will und du direkt wieder die Biege machen kannst.“ „So, ihre beste Freundin also?“ Unerwartet überbrückte er die ohnehin nur noch kurze Distanz zwischen ihnen nun mit wenigen Schritten, packte Sachiko an der Schulter, schob sie ruckartig ein Stück nach hinten und gegen die Wand der Sporthalle, bevor er sie am Kinn fasste, ihren Kopf zu sich hoch neigte und ihrem Gesicht sehr nahe kam, bevor er leise weitersprach: „Dann solltest du dein loses Mundwerk lieber dazu benutzen, um sie herzuholen.“ Nun spürte Sachiko, wie doch allmählich Angst in ihr aufkam, als seine hellblauen Augen sie regelrecht durchbohrten, während seine Hand sie immer noch fest gegen das Gebäude drückte und sie auch ihren Kopf nicht wegdrehen konnte. Die Anderen hatten ihr beim DVD-Abend an Max‘ Geburtstag von Itachi und den Geschehnissen, die mit ihm in Zusammenhang standen, genau berichtet, doch dass er wirklich so beängstigend sein konnte, hatte sie sich bisher nicht vorstellen können. „Lass sie los!“, schrie Hilary ihn an. Nun sah er sie aus dem Augenwinkel gefährlich an: „Gerne, sobald du Naomi hergeholt hast.“ Die Braunhaarige war jedoch angesichts seines Blicks regelrecht starr vor Angst. Sekunden verstrichen, in denen er weiterhin nicht von Sachiko abließ und Hilary finster anstarrte, bis man plötzlich jemanden angerannt kommen hörte. Max stürmte auf Itachi zu und stieß ihn wütend von der Grünhaarigen weg: „Lass sie in Ruhe!“ Während der Amerikaner sich schützend vor Sachiko stellte, schweifte Itachis Augenmerk von ihm, vorbei an einem etwas panisch dreinblickenden Kenny hinüber zu Hilary. Doch auch der Blick auf sie wurde ihr augenblicklich von Tyson verwehrt, als dieser sich mit grimmigem Gesichtsausdruck vor sie schob. „Was hast du hier zu suchen?“, fuhr Ray ihn an, der neben Tyson Halt gemacht hatte. Doch die Augen des Anderen wanderten weiter, bis sie an Naomi haften blieben. „Da bist du ja.“ Seinem nun gierigen Gesichtsausdruck setzte sich allerdings sogleich Kai entgegen, indem er sich vor seiner Freundin aufbaute. „Hattest du nicht gesagt, du lässt uns in Ruhe?“, erinnerte Tyson sich an die Abmachung des letzten Kampfes gegen ihn. „Sagen wir so: Ich habe es mir anders überlegt.“ Itachi würdigte ihn keines Blickes, sondern machte einen Schritt in Naomis Richtung und sah dabei an Kai vorbei: „Na meine Hübsche, wie sieht’s aus? Lust auf ein Spielchen?“ Naomi trat neben ihren Freund, der jedoch schützend einen Arm zu Seite ausstreckte, um zu verhindern, dass sie ihm zu nahe kam. „Was willst du noch? Du hast einmal gewonnen und einmal verloren. Das muss doch wohl reichen. Und willst du mich jetzt dauerhaft verfolgen oder warum bist du in Tokio?“ Das Mädchen versuchte ruhig zu bleiben, wobei es sie durchaus beunruhigte, ihn hier, weit weg vom Ort ihrer letzten Begegnung, zu sehen. Er lachte auf: „Du bist ja niedlich. Nein, ich lebe genauso wie du in dieser Stadt. Ich war nur zufällig in den Bergen, als einer meiner Kumpels mir sagte, dass ihm zu Ohren gekommen war, du seist auch dort in der Nähe. Da kam mir die Idee, dass das doch DIE Gelegenheit wäre, dich in die Knie zu zwingen, wo ich seit Jahren so einen Hass auf dich und deinen Bruder geschoben hatte. Eigentlich wollte ich es dabei belassen. Aber irgendwie hat es mir eine Menge Spaß bereitet, dich das Fürchten zu lehren.“ „Fürchten? Ach“, Tyson zog ein langes Gesicht, als er sich noch einmal an die erste Begegnung mit Itachi erinnerte, „deswegen die affigen Umhänge und die blöde Ruine.“ Itachi sah ihn abwertend an: „Klar, oder dachtest du vielleicht, ich wohne da?“ „Nein, eigentlich dachte ich, du wohnst in der Kanalisation, so wie es sich für Ratten gehört“, entgegnete der Blauhaarige gefasst. Der Blick seines Gegenübers verfinsterte sich erneut: „Pass auf, was du sagst!“ „Tyson hat Recht. Du bist wirklich eine Ratte.“ Hilary, die sich nun scheinbar um einiges sicherer fühlte, verschränkte die Arme. Da er sie dafür zwar verächtlich ansah, ansonsten aber nicht reagierte, mischte Ray sich wieder ein: „Ah ja, du warst zufällig in den Bergen? Ausgerechnet da wo wir auch waren? Und das sollen wir dir glauben?“ „Wenn es dich so brennend interessiert: Ich habe da früher eine Zeit lang bei meinen Großeltern gelebt, nachdem mein Bruder gestorben war. Ab und zu fahre ich noch dahin, um alte Kumpels wiederzusehen“, antwortete er nüchtern. Max hob eine Augenbraue: „Und wo sind deine tollen Kumpels? Die haben dich ja beim letzten Mal schon ordentlich im Stich gelassen.“ Doch er lächelte nur vielsagend, weshalb Tyson wieder das Wort ergriff: „Kannst du vielleicht mal aufhören so dumm zu grinsen und uns sagen, was du überhaupt hier willst?“ „Was wohl?“, er griff in seine Hosentasche und zückte unter den erstaunten Blicken der Umstehenden ein Beyblade, welches ebenso schwarz war wie jenes, das beim letzten Kampf das Zeitliche gesegnet hatte. Am aller meisten sorgte jedoch der glänzende Bitchip auf der Oberseite für Fassungslosigkeit. „Das ist doch…“ Kenny traute seinen Augen nicht. Itachis Grinsen wurde noch bösartiger: „Richtig. Das ist Phiophas.“ Auch Max‘ Augen wurden immer größer, da auch er sich noch daran erinnerte, wie Itachis Bitbeast bei seinem letzten Kampf gegen Naomi verschwunden und das Blade anschließend zerborsten war. Natürlich konnte man ein Beyblade leicht ersetzen, aber ein Bitbeast kam wenn nur aus freien Stücken zu seinem Blader zurück, wenn es ihn erst einmal verlassen hatte. „Aber wie ist das möglich?“, kam es geistesabwesend von dem Blonden. „Tja, Phiophas weiß nun mal, zu wem es gehört und wer seiner als Einziger würdig ist. Deswegen ist es zu mir zurückgekehrt, als ich ein neues Beyblade hatte. Eigentlich solltet ihr als Weltmeister im Beybladen so etwas doch wissen“, erklärte der Andere skeptisch. Und er hatte Recht: Sie hatten selbst miterlebt, wie Driger vor drei Jahren Ray den Rücken gekehrt hatte, jedoch kurz darauf von alleine zurückgekommen war. Ebenso als die Saint Shields ihm ihn vor zwei Jahren entrissen hatten und der weiße Tiger sich aus eigener Kraft befreit hatte, um zu seinem ursprünglichen Besitzer zurückzukehren. Und auch Kai erinnerte sich an jenen Moment, als er Dranzer nach dem Justice-Five-Turnier gehen ließ. Doch auch der Phönix war wiedergekehrt, nachdem Kenny sein Beyblade erneuert hatte. Scheinbar gab Phiophas also ähnlich viel auf Itachi, wie es wohl die meisten Bitbeasts auf ihre Besitzer taten – egal wie sie sich anderen gegenüber verhielten. Möglicherweise lag es auch daran, dass sein Bitbeast genauso böse Züge hatte wie er. Tyson sah ihn verbissen an: „Und wenn schon! Dein Unkraut kann es mit meinem Dragoon in tausend Jahren nicht aufnehmen!“ Nun wollte auch er in seine Hosentasche greifen, doch Hilary packte ihn am Arm und hielt ihn davon ab: „Nicht, Tyson, du weißt, dass das hier verboten ist.“ Während der Blauhaarige gerade darauf reagieren wollte, lachte Itachi erneut kurz auf: „Kann sein. Ist mir auch relativ egal. Ich habe hier nur an einer Person Interesse.“ Er wandte sich wieder Naomi zu: „Ich möchte dich einfach zu gerne noch mal vor mir im Dreck kauern sehen. Am besten so lange, bis du vor Angst um Vergebung bettelst.“ Doch bevor sie darauf eingehen konnte, packte Kai sein Gegenüber nun wütend am Kragen und schob ihn von ihr weg. Dabei kochte er nun sichtlich vor Wut, zumal er von den vorherigen Zusammentreffen mit Hiroki und Asuka ohnehin immer noch genervt war: „Du hast mir heute wirklich noch gefehlt. Dir hat wohl die Abreibung beim letzten Mal nicht gereicht, was?“ Der Halbrusse hob drohend seine Faust. Naomi wollte ihn gerade davon abhalten, zuzuschlagen, als ein Lehrer um die Ecke kam und panisch in die Situation eingriff, indem er dazwischen ging: „Was ist denn hier los? Auseinander! Sofort!“ Keine andere Wahl habend, ließ der Graublauhaarige von Itachi ab. Dieser bemerkte wohl, dass dies für ihn als Schulfremder nun ein schlechter Zeitpunkt war, um zu bleiben, und lächelte Kai daher nur spöttisch an: „Wir sehen uns wieder.“ Mit einem letzten furchteinflößenden Blick, der Naomi galt, drehte er sich um und verschwand wieder durch das Nebentor. Die Zurückbleibenden sahen ihm nach, bis der Lehrer erneut das Wort ergriff und dabei Kai scharf musterte: „Du kommst sofort mit zur Schulleitung!“ Ebenso entsetzt wie ihre Freunde, wollte seine Freundin die Situation klären: „Aber er hat doch…“ Jedoch schnitt der Lehrer ihr das Wort ab: „Ich will nichts hören. Du kommst umgehend mit mir!“ Da der Blick des Älteren deutlich machte, dass jedes weitere Widerwort noch schwerwiegendere Konsequenzen nach sich ziehen würde, sagte keiner mehr einen Mucks. Der Lehrer würde wohl ohnehin nur das glauben, was er soeben gesehen hatte. Und so blieb ihnen nichts anderes übrig, als zu beobachten, wie Kai ihm stumm folgte, ohne seine Freunde auch noch kurz anzusehen. Besonders Naomi stand der Schreck ins Gesicht geschrieben, denn auch ihr war bewusst, was es heißen konnte, wenn man zur Schulleitung musste. „Na, wenigstens bin ich heute wirklich nicht schuld, dass Kai so wütend geworden ist“, merkte Tyson ohne zu überlegen an. Hilary stauchte ihn dafür lautstark zusammen: „Schön, dass das deine einzige Sorge ist. Du weißt genau, dass er dafür von der Schule fliegen könnte.“ „Ja, verdammt!“, schrie er zurück. Kenny seufzte nur angesichts der erneuten Streiterei zwischen den beiden, während Max sich besorgt an Sachiko wandte, die immer noch hinter ihm stand: „Ist mit dir denn alles in Ordnung?“ „Ja, danke.“ Sie nickte, bevor sie zu Naomi hinübersah, die fassungslos in die Richtung starrte, in die Kai mit dem Lehrer gegangen war. Ray legte ihr die Hand auf die Schulter: „Keine Angst, Nao. Er wird sicher nur einen Rüffel kassieren.“ „Hoffentlich“, murmelte sie unsicher. Kapitel 48: Lonesome -------------------- Unruhig saß Naomi an ihrem Platz im Klassenzimmer und sah immer wieder zur Tür, während ihre Mitschüler auf den nächsten Lehrer warteten und sich dabei in kleinen Grüppchen unterhielten. Obwohl die Pause längst vorbei war, war Kai immer noch nicht wieder aufgetaucht. Ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war, konnte man nicht sagen. Sowohl Ray, der neben ihr saß, als auch Sachiko, die ihren Platz eine Reihe vor ihm hatte, sahen sie besorgt an. „Mach dich nicht verrückt. Er wird schon nicht der Schule verwiesen“, versuchte Sachiko sie abermals zu beruhigen. Aber ihre Freundin hatte Zweifel, da bereits andere Schüler wegen, in ihren Augen geringerer Sachverhalte, von der Schule geflogen waren: „Wer weiß? Ihr wisst doch, wie schnell das hier geht.“ „Schon, aber er hat ja nicht zugeschlagen“, antwortete Ray, „und wir sollten uns vielleicht auch mehr Sorgen darum machen, dass dieser Typ wieder aufgetaucht ist.“ Doch dazu kam es nicht mehr, da Kai im selben Augenblick den Raum betrat. Die anderen in der Klasse hatten nichts von den Geschehnissen mitbekommen. Und so beachteten sie ihn nicht mehr als dass sie nur kurz prüfend zu ihm sahen, ob es nicht vielleicht ein Lehrer war, der die Tür aufschob und hinter sich wieder schloss. Da dem jedoch nicht so war, nahmen sie letztlich ihre Gespräche wieder auf. Ganz anders verhielt es sich bei seinen Freunden. Vor allem Naomi sprang hektisch auf, als er nun ruhig zu ihnen hinüber ging. „Und?“, wollte sie wissen, als er bei ihnen ankam. Doch Kai sah sie nicht an sondern klappte die Tischplatte an seinem Sitzplatz hoch, nahm die Bücher heraus, die er dort deponiert hatte und packte sie in seine Schultasche. Naomi wurde bereits blass um die Nase: „Sag bitte nicht, dass sie dich…“ „Nein, haben sie nicht“, schnitt er ihr das Wort ab, wobei er sie nun neutral ansah, „wir sehen uns allerdings drei Wochen nicht.“ „Also haben sie dich suspendiert?“, fragte Sachiko nach. Er nickte stumm. „Da bist du ja noch recht glimpflich davon gekommen. Auf jeden Fall besser als zu fliegen. Und du solltest ja kein allzu großes Problem haben, den Stoff nachzuholen“, überlegte Ray. Genau wie die anderen wusste er, dass die Strafe in Form einer Suspendierung darin bestand, dass man über einen festgelegten Zeitraum nicht am Unterricht teilnehmen durfte und auch der individuelle Zugang, den jeder Schüler über das Internet auf den Lernstoff hatte, in dieser Zeit für den Betreffenden gesperrt wurde. Doch für die meisten Schüler in dieser Situation bestand die eigentliche Strafe darin, dass ihnen außerdem während dieser Zeit jeder Kontakt zu ihren Mitschülern untersagt war. An und für sich sollte besonders Kai sich jedoch Schlimmeres vorstellen können, auch wenn das Training dann wohl vorerst flach fallen würde. Natürlich hätte er das Verbot missachten und sich weiterhin mit den anderen treffen können. Doch er wäre dann nicht der Erste gewesen, wenn er durch einen dummen Zufall erwischt worden wäre. Und Berühmtheit hin oder her, nicht jeder war sein Fan. Im Gegenteil: Es gab den einen oder anderen Mitschüler, der ihn oder sogar sein ganzes Team nicht ausstehen konnte und sie nur zu gerne in noch größeren Schwierigkeiten gesehen hätte. Egal ob Neid oder Antisympathie der Grund hierfür war, so konnte Kai sich durchaus vorstellen, dass einige dieser Leute die Situation nach Möglichkeit ausnutzen würden, um ihnen noch mehr Ärger einzuhandeln, einfach indem sie ihn anschwärzen würden, sobald sie von seinem Regelverstoß Wind bekämen. Das Risiko wollte er nicht eingehen. Allerdings hieß dies letztlich auch, dass er und Naomi sich nicht sehen durften, weshalb nicht nur Rays sondern auch Sachikos Blick nun wieder auf ihre Freundin gerichtet war. Diese sah Kai sprachlos an. Der Teamleader blieb jedoch ruhig und schloss seine Tasche: „Tut mir leid, Nao.“ Gerne hätte er sie jetzt in den Arm genommen, da er ahnte, was gerade in ihr vorging, allerdings wollte er nicht riskieren, sich selbst und vor allem ihr noch mehr Schwierigkeiten zu machen, weshalb er es nicht tat. Stattdessen wandte er sich noch mal mit ernster Miene an den Schwarzhaarigen neben sich: „Pass bitte so lange auf sie auf. Und lass sie nicht aus den Augen. Wer weiß, wann dieser Verrückte wieder aufkreuzt, geschweige denn, was er im Schilde führt.“ Ray nickte zustimmend: „Klar, verlass dich drauf.“ Der Russe richtete nochmals seinen Blick auf seine Freundin, die dastand, als hätte sie einen Geist gesehen. Und er musste sich eingestehen, dass es ihm wehtat, wenn er daran dachte, wie sie sich gerade fühlte. Dennoch versuchte er sie aufzumuntern: „Nao, es sind nur drei Wochen. Genieße die freie Zeit, die du gewonnen hast, weil das Training ausfällt.“ Der Blonden fehlten aber immer noch die Worte und so starrte sie ihm nur apathisch nach, während er nun langsam den Raum verließ. Er war gerade zur Tür raus, als sie ihm hinterherrannte. Der Versuch ihrer beiden Freunde, sie mit einem „Nao, nicht!“ aufzuhalten, war zwecklos. „Kai, warte!“, rief sie ihm nach, woraufhin er kurz vor der Treppe stehen blieb und sich nochmals umdrehte. Er bemerkte, dass sie den Tränen nahe war und etwas sagen wollte, allerdings nicht mehr dazu in der Lage war, da sich ihre Gefühle wohl gerade überschlugen. Er ging ein paar Schritte bis zu ihr zurück, während Ray und Sachiko ebenfalls aus dem Klassenzimmer kamen, jedoch an der Tür stehen blieben und sie aus der Entfernung mitleidig beobachteten. „Ich weiß, dass das für dich jetzt gerade ein Schock ist. Aber so schlimm ist es doch wirklich nicht. Vor den Ferien wärst du noch froh gewesen, wenn du mich drei Wochen los gewesen wärst“, sagte er leise. Naomi sah zu ihm hoch, sichtlich darum bemüht nicht zu weinen: „Ja, aber… jetzt doch nicht mehr. Und was soll ich mit mehr freier Zeit, wenn ich sie nicht mit dir verbringen kann?“ „Es tut mir wirklich leid, Nao“, antwortete der Graublauhaarige, bevor er sich kurz nochmal umsah: Bis auf ihre Freunde, die immer noch im Türrahmen standen, war der Korridor inzwischen verlassen. Und da sie weit genug von den Flurfenstern der Klassenzimmer entfernt waren, legte er nun für einen kurzen Augenblick seine freie Hand auf ihre Wange und seine Lippen auf ihre, um sie vorerst ein letztes Mal zu küssen. Doch so schnell dieser Kuss endete, so schnell war er Naomis Empfinden nach auch schon um die Ecke verschwunden, wo die Treppe hinunter führte. Regungslos blieb sie stehen und blickte starr den leeren Gang entlang, bis sie Schritte hinter sich hörte. Sachiko packte ihre Freundin langsam an der Hand: „Komm! Du wirst ihn ja bald wiedersehen.“ Während die Grünhaarige sie nun behutsam mit sich in Richtung Klassenzimmer zog, blickte Naomi weiter in die Richtung, in die Kai gegangen war – nur mit Mühe konnte sie verhindern, dass aus einer einzelnen kleinen Träne in ihrem Augenwinkel reißende Tränenströme wurden. Lässig trug Kai seine Schultasche über seine rechte Schulter, während seine linke Hand wie üblich in seiner Hosentasche verweilte und er gelassen die Seitenstraßen entlang ging, die zu ihm nach Hause führten. Allerdings täuschten seine Haltung und sein emotionsloser Blick, indem sie den Eindruck vermittelten, er sei wie so oft die Ruhe in Person. Denn zumindest in seinem Inneren rotierten seine Gedanken und seine Gefühle. Ray hatte Recht damit, dass es für ihn keine große Herausforderung darstellen würde, den versäumten Schulstoff in kürzester Zeit nachzuarbeiten und somit trotzdem wie gewohnt mehr als gut in den Prüfungen abzuschneiden. Und auch die Tatsache, dass das Training in den kommenden Wochen ruhen würde, fand gerade keinen Platz in seinem Kopf, wohlgleich sie ihn unter anderen Umständen angesichts des immer näher rückenden Turniers entsetzlich gewurmt hätte. Aber gerade machte er sich wesentlich mehr Sorgen um Naomi. Auch wenn er es sich nicht herbeigesehnt hatte, solange von ihr getrennt zu sein: er selbst würde diese Zeit schon überstehen, war er sich sicher, weil er sich vor Augen hielt, dass auch die längsten drei Wochen irgendwann ein Ende haben würden. Jedoch zweifelte er daran, wie sie diese Zeit verkraften würde. Ihr Blick im Klassenzimmer und auf dem Flur hatte Bände gesprochen. Zumal sie ihm ständig wieder zeigte, wie sehr sie seine Nähe suchte. Eigentlich machte es ihn glücklich, dass sie inzwischen dermaßen an ihm hing und ihn offensichtlich wirklich brauchte, doch im Moment beunruhigte es ihn. Er wollte nicht wieder die Schuld dafür tragen, dass es ihr schlecht ging. Wieso hatte er sich nicht besser unter Kontrolle halten können, so wie sonst auch? Bei dieser Überlegung, wurde er noch unruhiger, denn ihm kam wieder der Auslöser für die ganze Sache in den Sinn: Itachi. Niemand im Team hatte wohl damit gerechnet, ihn überhaupt noch mal wiederzusehen. Umso unwohler wurde Kai beim Gedanken daran, dass er wieder aufgetaucht war und es ganz offensichtlich erneut auf Naomi abgesehen hatte. Und nun war er für drei Wochen nicht mal in der Lage, sie vor ihm zu beschützen. Und das, obwohl er es sich doch geschworen hatte. Eine Sorgenfalte bildete sich zwischen seinen Augenbrauen, während er nun kurz in den wolkenlosen Himmel blickte: „Hoffentlich passt Ray gut auf sie auf.“ „Na super“, seufzte Tyson, „jedes Mal wenn das Training ausfällt, kann ich mich nicht darüber freuen, weil einer meiner Freunde dafür leiden muss. Erst Max und jetzt Nao.“ Er und die anderen standen nach Schulschluss am Tor des Schulgeländes, wo Ray und Sachiko ihnen inzwischen berichtet hatten, wie die ganze Sache ausgegangen war. Auch Hilary sah mitleidig Naomi an, die geknickt dastand und den Boden zu ihren Füßen musterte: „Hey, lass den Kopf nicht hängen. Es sind nur drei Wochen. Auch wenn es nur ein schwacher Trost ist, freu dich doch einfach, dass du am Samstag ausschlafen kannst.“ „Sowas in der Art meinte Kai vorhin auch schon“, murmelte Naomi leise, „aber ich würde lieber nie wieder ausschlafen, wenn ich ihn dafür nur sehen könnte.“ „Ach, Nao.“ Auch Sachiko fiel momentan nichts ein, um ihre Freundin aufzumuntern. Doch wider Erwarten machte sich ein, wenn auch sehr gequältes, Lächeln auf ihren Lippen breit: „Es ist schon merkwürdig. Vor den Ferien hätte ich wahrscheinlich wirklich Luftsprünge gemacht, wenn das passiert wäre und jetzt will ich nur noch weinen. Wie kann es sein, dass ich plötzlich so an Kai hänge?“ „Du hast schon immer an ihm gehangen“, antwortete Ray ruhig, was dazu führte, dass sie nun überrascht aufblickte und ihn ansah. „Ich erinnere dich nur daran, als er während der ersten Weltmeisterschaft das Team gewechselt hat. Das hat dich sichtlich fertig gemacht. Als er auf dem Baikalsee eingebrochen ist, hast du sogar geweint. Genau wie letztes Jahr, als er im Kampf Brooklyn gegenüber stand. Jedes Mal, wenn Kai plötzlich spurlos verschwunden ist oder in Schwierigkeiten war, hat das dich und Tyson immer am meisten mitgenommen.“ Auch der Blauhaarige war nun sichtlich irritiert, da er plötzlich erwähnt wurde: „Was? Mich?“ „Ja. Auch wenn Kai manchmal nicht gerade der einfachste Zeitgenosse ist, wissen wir alle, dass wir uns immer auf ihn verlassen können. Er ist nicht nur der beste Teamleader, den wir uns wünschen können, sondern auch ein Freund, den keiner von uns noch missen möchte. Und das betrifft dich wohl ganz besonders.“ Rays Worte sorgten dafür, dass Tyson ihn regungslos anstarrte. Der Japaner konnte nicht abstreiten, was sein Freund da sagte: Auch wenn es immer wieder Momente gab, in denen er Kai gerne für sein Verhalten erwürgt hätte. Aber dass einem seiner anderen Freunde so bewusst war, dass er ihn eigentlich sehr schätzte, überraschte ihn, zumal er sich selber noch nie so intensive Gedanken darüber gemacht hatte. „Das stimmt wohl“, bestätigte nun Kenny. Max nickte: „Du hast halt ein großes und vor allem wahnsinnig gutes Herz. Und ich glaube, wenn du nicht in unserem Team wärst, wäre Kai es auch nicht.“ „Ja, er hält einiges von dir - als Beyblader und als Freund, Tyson“, fügte Hilary hinzu. Tyson blickte abwechselnd zwischen seinen Freunden hin und her, ehe er seufzte: „Mag ja sein. Aber was spielt das jetzt für eine Rolle? Ich werde es überleben, dass ich drei Wochen keine Strafrunden laufen muss. Aber hier gibt es jemanden, der ihn mehr vermissen wird.“ Er sah erneut Naomi an. Diese senkte ihren Blick wieder: „Es stimmt was du sagst, Ray. Aber ich habe mir immer um jeden von euch solche Sorgen gemacht, wenn etwas war. Auch wenn ich Kai gerade zu Anfang am liebsten manchmal auf den Mond geschossen hätte. Aber jetzt ist das etwas ganz anderes. Ich weiß ja selber nicht warum ich es plötzlich tue, aber ich liebe ihn. Mehr als alles andere.“ „Ja, natürlich macht es das nur noch unerträglicher. Das musst du mir nicht sagen“, antwortete der Schwarzhaarige, der von allen Anwesenden ihre Situation wohl am ehesten nachempfinden konnte. „Ich wollte damit nur sagen, dass es nicht merkwürdig ist, dass du an ihm hängst, weil du es eben schon immer getan hast. Es war uns und vor allem dir nur nie so bewusst. Und auch wenn es jetzt um ein Vielfaches schwerer wird, ihn nicht zu sehen, wirst du es auch dieses Mal aushalten. Zumal du jetzt sicher gehen kannst, dass du ihn wiedersehen wirst.“ „Eben“, stimmte Sachiko dem zu, „und ich denke nicht, dass Kai froh wäre, wenn er wüsste, wie traurig du gerade bist.“ Naomi seufzte. Ihr war klar, dass ihre Freunde nur versuchten sie aufzumuntern, doch egal was sie sagten, es änderte nichts. Der Gedanke daran, Kai ganze drei Wochen nicht zu sehen und zu sprechen, geschweige denn berühren oder küssen zu dürfen, war momentan für sie unerträglich. Erste Tränen sammelten sich wieder in ihren Augen. Krampfhaft versuchte sie diese unter Kontrolle zu halten: „Ich weiß, dass ihr mich nur aufheitern wollt und ich komme mir ziemlich doof vor, dass ich mich gerade so hängen lasse. Ray und Mariah sehen sich ständig viel längere Zeit nicht. Dagegen ist das nichts. Aber ich bin nicht so stark, auch wenn ich es gerne wäre.“ Ray überlegte, ob er dazu noch etwas sagen sollte. Doch alles was ihm dazu einfiel war, dass diese Trennungen auf Zeit wirklich hart waren – und das würde ihr wohl gerade kaum helfen. Die erste Träne schaffte es, über ihre Wange zu kriechen, da legte Tyson ihr eine Hand auf die Schulter: „Hey, du bist stark. Und jetzt wirst du es auch wieder sein – für Kai.“ Langsam sah sie auf: „Tyson…“ Er lächelte: „Du kannst jetzt nicht einfach Trübsal blasen. In einigen Wochen ist das Turnier und Kai hat die ganze Zeit alles dafür getan, damit wir dort unserem Titel gerecht werden. Wir können ihn jetzt also nicht einfach so hängen lassen. Wir müssen weitermachen, wo wir gestern Nachmittag aufgehört haben.“ Nicht nur Kenny sah ihn verwundert an: Niemand hatte damit gerechnet, dass ausgerechnet er so etwas sagen würde. „Meinst du das ernst? Du willst jetzt doch weiter trainieren?“, hakte Max nach. Der Angesprochene nickte entschlossen: „Ja. Klar würde ich gerne nachmittags und an den Wochenenden auf meiner faulen Haut liegen. Aber dafür haben wir nicht die ganzen Ferien so hart gearbeitet. Und dafür hat Kai nicht seine Zeit geopfert. Er ist ein so guter Beyblader, dass er auch ohne uns und mit jedem anderen Team erfolgreich sein könnte. Aber er trainiert uns und tut alles dafür, um uns zum Erfolg zu führen. Kai glaubt immer an uns. Und das obwohl wir ihn manchmal ziemlich zur Weißglut treiben. Wir können ihm jetzt nicht so in den Rücken fallen und uns ausruhen.“ „Ich bin zwar wirklich verwundert, dass ausgerechnet du das sagst, Tyson, aber ich stimme dir absolut zu“, bestätigte Ray dies. Max nickte: „Geht mir auch so. Also treffen wir uns wie gewohnt bei dir.“ Von den anderen unbemerkt nahm Hilarys Blick etwas sehr zufriedenes an: Es zeigte mal wieder, dass Tyson das Herz wirklich am rechten Fleck trug. „Also?“, er sah Naomi auffordernd an, „Du lässt Kai doch nicht hängen, oder?“ Nach kurzem Zögern, wischte sie sich ihre Tränen weg und versuchte zu lächeln: „Nein, ganz bestimmt nicht.“ „Also abgemacht: Wir trainieren weiterhin zu den gewohnten Zeiten“, fasste Kenny noch mal zusammen. Doch im selben Moment brachte Tyson wieder mal die Gesichtsausdrücke aller Anwesenden zum Entgleisen: „Na ja, vielleicht könnten wir das Training an den Samstagen um zwei Stunden nach hinten verschieben.“ Verlegen rieb er sich den Hinterkopf, ehe seine Freunde nun lauthals lachten. Auch Naomi konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen: Das sah ihm einfach zu ähnlich. Doch das Lachen sollte abrupt wieder verstummen, als eine weitere Person sich zu ihnen gesellte und empört auf das blonde Mädchen zuging. Es war Asuka, die sie bedrohlich zurückdrängte und dabei zischte: „Kai wurde suspendiert? Und das ist deine Schuld, wie ich gehört habe?“ Naomi, die damit im Augenblick nicht gerechnet hatte, wich ein Stück zurück. Doch Sachiko ging dazwischen: „Lass sie in Ruhe!“ „Misch du dich nicht ein!“, fuhr Asuka sie nun an. Aber die Grünhaarige konterte: „Doch, das tue ich. Und Kai ist sicher froh, dass er dich drei Wochen nicht ertragen muss.“ „Pah“, gewohnt arrogant hob die andere ihre Nase etwas an, „das denkst auch nur du. Kai liebt mich. Er gibt es nur nicht zu. Und wer sagt, dass ich ihn drei Wochen nicht sehe?“ „Die Schulregeln“, erwiderte Max trocken. Hilary ergänzte: „Richtig. Und an die musst auch du dich halten, wenn du keinen Ärger willst.“ „Ich muss gar nichts“, entgegnete die Lilahaarige schnippisch. „Mein Vater hat in den Sommerferien der Schule die Finanzierung der Renovierung der Turnhalle zugesichert. Die Schulleitung wird also einen Teufel tun und mich bestrafen, sollte man mich in den nächsten Wochen mit Kai sehen.“ Die Blicke der Umstehenden verfinsterten sich. Entweder hatte ihr Vater, der offenbar im Geld schwamm, eine sehr soziale Ader oder er wollte mit dieser noblen Tat seiner Tochter schulische Vorteile, möglicherweise sogar bessere Noten einräumen. „Na, viel Erfolg. Du musst Kai erst mal finden“, äußerte Tyson, der wusste, dass Kais Adresse genauso wenig wie seine eigene oder die der anderen in einem Telefonbuch oder sonst irgendwo einfach so zu finden war. Und selbst wenn es ihr gelingen würde, diese herauszufinden, würde der Teamleader sie nicht gerade willkommen heißen, da war sich nicht nur der Blauhaarige sicher. „Wenn du wüsstest“, war jedoch die vielsagende Antwort des Mädchens, bevor sie sich wieder Naomi zuwandte, „tut mir ja echt leid für dich, dass du ihn jetzt so lange nicht siehst. Aber mach dir keine Sorgen, ich werde ihn schon davon ablenken, dass ihr euch nicht seht. Und danach wird er dich ohnehin vergessen.“ Mit einem durchaus bösartigen Blick, wandte sie sich ab und verließ den Hof. „So viel zu ihrem Gerede in der Pause, von wegen es täte ihr leid. Kai hatte wohl Recht, dass das nur geschauspielert war“, merkte Sachiko an. Naomi sah ihr nach: Asuka machte ihr keine Angst, egal was sie sagte. Sie vertraute Kai und war sich sicher, dass er sich niemals von ihr um den Finger wickeln lassen würde. „Die ist wirklich ein Biest. Könnte glatt mit Itachi verwandt sein.“ Hilary verschränkte die Arme. „Da sagst du was. Der ist ja der Grund für das ganze Schlamassel. Hatte ich fast schon wieder vergessen“, fiel es Max wieder ein. „Um ihn sollten wir uns im Gegensatz zu Asuka wohl wirklich Sorgen machen.“ „Mhm, stimmt“, Hilary sah besorgt Naomi an. Nun war es ihr Blick der finster wurde: „Der soll mir noch einmal über den Weg laufen. Den mache ich zur Schnecke.“ „Spuck keine großen Töne. Du solltest ihn nicht unterschätzen. Ich werde das Gefühl nicht los, dass er noch weitaus gefährlicher und wahnsinniger ist, als wir bisher gedacht haben“, befürchtete Ray. „Er mag ja ein guter Beyblader sein, aber ich habe ihn schon mal besiegt und werde es wieder tun, wenn nötig. Solange ich nicht wieder gesundheitlich angeschlagen bin, packen Driston und ich das.“ Naomi war trotz ihrer aktuellen Situation zuversichtlich. Doch Sachiko hatte Zweifel: „Das meinte Ray nicht, glaube ich. Er hat mich vorhin ohne mit der Wimper zu zucken in die Enge getrieben und ich konnte nichts machen. Du weißt nicht, wozu er noch in der Lage ist und ob er es wirklich nur auf das Beybladen abgesehen hat. Wenn er dir wirklich etwas antun will, hast du alleine keine Chance gegen ihn – vor allem nicht als Mädchen.“ Die Blonde sah sie an, während Ray nickte: „Genau. Solange Kai nicht auf dich aufpassen kann, lasse ich dich jedenfalls nicht alleine draußen rumlaufen, bis wir wissen, was er wirklich vorhat, oder wir sicher gehen können, dass er nicht mehr aufkreuzt.“ „Sehe ich auch so. Du solltest wirklich vorsichtig sein und nur in Begleitung unterwegs sein.“ Auch Max schien besorgt. Naomi blickte überlegend drein: Wahrscheinlich hatten ihre Freunde damit nicht ganz Unrecht, auch wenn ihr der Gedanke etwas missfiel nun ständig unter Begleitschutz sein zu müssen. Ray schien mal wieder ihre Gedanken lesen zu können: „Na ja, meistens bist du ja eh nicht alleine. Sollte also nicht das große Problem sein.“ Sie nickte nur stumm. Wieder war sie in Gedanken bei Kai. Angesichts der Tatsache, dass Itachi erneut aufgetaucht war, wünschte sie sich nun noch mehr, ihn an ihrer Seite zu wissen. Doch dem würde vorerst nicht so sein. Und auch wenn sie wusste, dass sie sich auf ihre Freunde verlassen konnte, beunruhigte sie es nun doch ein wenig, dass er ihr nicht wie üblich das Gefühl von Sicherheit geben konnte. Wohl merkend, dass sie erneut im Begriff war, den Kopf hängen zu lassen, ergriff Sachiko wieder das Wort: „Du kannst Kai ja auch anrufen. Wer sollte das schon herausfinden? Du hast doch sogar seine Festnetznummer.“ Dass sie das besser nicht gesagt hätte, verriet ihr Naomis nun panischer Blick, weshalb die Grünhaarige sich mit einem „Ups“ die Hand vor den Mund hielt. „Ach ne“, Tyson sah die Blonde interessiert an, „kann es sein, dass du deswegen neuerdings dein Handy wie deinen Augapfel hütest?“ Er und Max hatten mehrfach versucht, aus ihr herauszubekommen, was sich darauf so geheimnisvolles befand – bisher ohne Erfolg. Sachiko war die Einzige, der Naomi anvertraut hatte, was es damit auf sich gehabt hatte, als sie so panisch gewesen war, nachdem sie ihr Telefon bei ihr vergessen hatte. Und eigentlich sah es ihr nicht ähnlich, dass sie sich verplapperte. Doch nun war es passiert. Und das auch zu Max‘ Freude: „So so, das ist ja interessant.“ Doch Naomi sah ihn und Tyson flehend an: „Bitte, Jungs, vergesst es wieder. Kai wird echt sauer, wenn ich sie euch gebe und ihr damit Blödsinn macht.“ Der Blauhaarige grinste: „Ach, der verzeiht dir doch jetzt eh alles.“ „Tyson, bitte!“, wiederholte sie. Obwohl ihm der Gedanke, die Nummer in die Finger zu bekommen und damit Kai ärgern zu können, mehr als nur gefiel, gab Tyson nach. Aber auch nur, weil er Naomi in der gegenwärtigen Lage nicht noch mehr Kummer bescheren wollte: „Na gut. Wir bekommen sie eh raus. So oder so.“ „Eben“, grinste nun auch Max. „Ihr seid wirklich unverbesserlich“, seufzte Hilary. Ray nickte zustimmend, bevor er wieder Naomi ansah: „Aber Sachiko hat Recht. So lange dein Vater nichts davon weiß, dass Kai suspendiert wurde, sollte das doch wirklich kein Problem sein.“ Die Blonde sah überlegend zur Seite: Eigentlich stimmt es. Denn wer sollte außer ihrem Vater etwas dagegen sagen? Bei anderen Schülern war es zwar so, dass die Eltern über die Zwangsbeurlaubung ihrer Kinder informiert wurden und diese somit darauf achteten, dass sie nicht weiter gegen die Schulregeln verstießen, um schlimmere Konsequenzen zu vermeiden, aber Kai lebte alleine. Es gab niemanden, der mit erhobenem Finger hinter ihm stehen könnte - außer vielleicht seiner eigenen Vernunft. Die Idee, die drei Wochen einfach durch Telefonate zu überbrücken, gefiel Naomi nun von Sekunde zu Sekunde mehr. So würde sie zumindest nicht gänzlich auf ihn verzichten müssen. Allmählich wirkte ihr Gesicht wieder etwas glücklicher, sehr zur Erleichterung ihrer Freunde. Dass sie zum wiederholten Male an diesem Tag belauscht wurden, ahnte jedoch keiner von ihnen. Naomi gab sich alle Mühe, diesen Gesichtsausdruck auch beizubehalten, als sie und Ray ihr Elternhaus betraten. Es war Mariah, die wie jeden Tag freudestrahlend als erste im Flur stand, um Ray, kaum dass er zur Tür hereingekommen war, um den Hals zu fallen und mit einem Kuss zu begrüßen. Doch er löste sich ungewohnt schnell aus ihrer stürmischen Umarmung. Sehr zu Mariahs Verwunderung: „Alles in Ordnung?“ „Na ja“, Ray sah von ihr zu Naomi neben sich, die sich wortlos die Schuhe auszog, und wieder zurück, „nicht so wirklich.“ Nun blickte auch Mariah ihre Freundin an. Sie vermutete bereits, dass irgendetwas passiert war, was mit Kai in Zusammenhang stand. Doch wider Erwarten lächelte die Blonde: „Schon okay. Ihr müsst euch meinetwegen nicht zurückhalten.“ „Was ist denn passiert?“, wollte die andere dennoch wissen. „Sind meine Eltern nicht da?“, war jedoch Naomis Gegenfrage, die darauf beruhte, dass zumindest ihre Mutter nicht wie fast jeden Tag bereits ebenfalls in den Flur kam, um sie und Ray zu begrüßen. Die andere schüttelte den Kopf: „Deine Mutter wollte noch ein paar Besorgungen machen und dein Vater ist noch auf der Arbeit.“ „Hmm, das ist er in letzter Zeit überraschend oft“, stellte Naomi fest. Für gewöhnlich arbeitete ihr Vater die meiste Zeit von zu Hause aus und fuhr nur in den Verlag, wenn wichtige Termine wie unmittelbare Abgaben seiner Texte bevorstanden. Wahrscheinlich war das mal wieder der Fall. Mariah jedoch interessierte sich weniger für den Terminkalender von Mr. Tawakuya als dafür, was Naomi auf der Seele lag: „Mag sein. Aber was ist denn jetzt los?“ „Erzählen wir dir lieber oben. Meine Eltern müssen das nicht mitbekommen, falls sie gleich nach Hause kommen sollten“, antwortete ihre Freundin, wobei sie bereits die ersten Treppenstufen hinaufging. Ray und Mariah tauschten kurze Blicke aus, bevor sie ihr folgten. In Rays Zimmer und hinter verschlossener Tür berichteten sie und der Chinese, was passiert war. Auch Mariah hatte Mitleid, zumal sie genau wie ihr Freund nur zu gut wusste, wie schrecklich es war, den Menschen, den man liebte, über einen längeren Zeitraum hinweg nicht sehen zu können. Doch Naomi versuchte ihre Gefühle zu überspielen: „Ach, aber es sind ja wirklich nur drei Wochen. Ich sollte mich als nicht so anstellen. Ihr beide müsst immer viel längere Zeit aufeinander verzichten.“ Wieder tauschten ihre beiden Freunde einige Blicke untereinander aus, bevor die Rosarothaarige, die neben ihr auf dem Bett saß und sehr wohl merkte, dass sie in Wirklichkeit am liebsten geweint hätte, ihr mit einer Hand über den Rücken strich: „Das ist doch Quatsch, Nao. Klar ist es nicht so lange, aber das spielt eigentlich keine Rolle. Du liebst ihn nun mal und willst in seiner Nähe sein. Da ist jeder Tag schmerzhaft, an dem du es nicht sein kannst. Zumal das jetzt auch noch so unerwartet kam.“ „Das stimmt“, bestätigte Ray, während er seinen Kleiderschrank schloss, aus dem er gerade eine Hose und ein T-Shirt gefischt hatte, um sich für das anstehende Training umzuziehen. „Na ja, aber es lässt sich jetzt nicht ändern, egal wie viel ich heule. Hauptsache meine Eltern erfahren von all dem nichts. Sie wissen beide nichts von Itachi und das soll auch so bleiben. Sie würden sich nur unnötig Sorgen machen – vor allem mein Vater. Und wenn der noch erfährt, dass Kai beurlaubt wurde, wird der gar nicht begeistert sein, weil er dann wieder denkt, er sei nicht gut für mich“, hielt Naomi fest. „Das sehe ich allerdings auch so. Vor allem, wo er gerade anfängt, Kai zu akzeptieren.“ Ray begann das Hemd seiner Schuluniform auszuziehen, wobei Mariah ihn beobachtete. Der Anblick, wie der weiße Stoff nach und nach mehr von seinem durchtrainierten Oberkörper preisgab, gefiel ihr mal wieder außerordentlich gut. Wären sie alleine und zudem die Stimmung nicht so angeschlagen gewesen, hätte sie nicht ausschließen können, dass sie über ihn hergefallen wäre, wie eine hungrige Raubkatze über ihre Beute. Doch angesichts des niedergeschlagenen Häufchen Elends neben sich – und so wirkte Naomi inzwischen wirklich wieder, auch wenn sie sich alle Mühe gab zu lächeln – ließ sie Ray sich weiter umziehen. „Hoffentlich merkt mein Vater nicht, dass Kai in nächster Zeit nie hier ist“, überlegte die Blonde mit gesenktem Blick. „Ach, sicher nicht. Du hast doch selbst eben festgestellt, dass er im Moment viel arbeitet. Und wenn doch, wird uns sicher irgendetwas einfallen“, lenkte Ray ein, nachdem er sein T-Shirt übergezogen und sein Hemd auf einen Bügel gehangen hatte und sich nun daran machte, seine Hose zu wechseln. „Argh, Schatz, musst du dich hier so beiläufig umziehen, während wir uns unterhalten?“, warf Mariah nun forsch in den Raum, als er bereits seinen Gürtel öffnete. Er hielt inne und blickte sie zunächst irritiert dann jedoch frech an: „Wieso? Lenkt dich das etwa ab?“ „Ja! Und das ist ein denkbar schlechter Moment dafür“, entgegnete seine Freundin empört. Ray konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen, bis Naomi sich erhob und ihre Schultasche ergriff, die neben dem Bett stand: „Schon okay. Ich gehe jetzt eh in mein Zimmer und ziehe mich um, damit wir noch trainieren können.“ Scheinbar war sie so traurig, dass nicht mal Verlegenheit aus ihrer Stimmlage herauszuhören war. Mitleidig sahen die anderen beiden ihr nach, während sie das Zimmer verließ. Betrübt sah die Rosarothaarige ihr nach: „Sie versucht so tapfer zu sein. Dabei ist sie den ganzen Zeit den Tränen nahe. Das merkt man. Sie tut mir so leid.“ „Nicht nur dir.“ Auch Rays Blick verweilte auf der Zimmertür, durch die Naomi soeben gegangen war. „Aber vielleicht können wir sie durchs Training etwas ablenken.“ „Ihr wollt trotzdem noch trainieren?“ Mariah sah wieder ihren Freund an, der augenblicklich zurücksah. „Ja.“ Wieder befasste er sich mit seinem Gürtel. „Wir waren uns einig, dass wir es jetzt nicht einfach faul sein können nur weil Kai vorerst ausfällt. Schließlich wollen wir euch beim Turnier besiegen.“ Mariah lachte künstlich auf: „Da müsstet ihr aber noch lange trainieren.“ „Meinst du?“ Ray musste erneut grinsen, während er seine Hose nun über seinen Schreibtischstuhl hängte. „Zur Not ziehe ich einfach wieder mein Oberteil aus. Damit kann ich dich ja ganz gut aus dem Konzept bringen.“ Mariah verzog das Gesicht, stand auf und ging zu ihm, wo sie sich zu seinem Gesicht hochreckte, bevor sie verführerisch wisperte: „Wollen doch mal sehen, wer hier wen aus dem Konzept bringt, wenn er sich auszieht.“ Ihm noch einen kurzen Kuss aufzwingend, wandte sie sich letztlich zur Tür. „Das können wir gleich heute Abend gerne vorab testen“, rief er ihr nach, als sie auch schon grinsend den Flur betrat, um noch mal schnell ins Bad zu gehen, ehe sie wie jeden Nachmittag mit ihm und Naomi zu Tyson aufbrechen würde. Kaum, dass Naomi ihre Zimmertür hinter sich geschlossen hatte, brach es aus ihr heraus: Eine Flut von Tränen lief ihre Wangen herab. Die ganze Zeit über hatte sie dagegen angekämpft. Vor ihren Freunden hatte sie sich so gut es ging zusammengerissen, da es ihr immer noch lächerlich erschien wegen drei läppischen Wochen dermaßen zu weinen. Besonders gegenüber Ray und Mariah, die damit leben mussten, immer wieder eine viel längere Zeit voneinander getrennt zu sein, und auch angesichts Max, der gerade erst die Trennung von Kyko und damit etwas viel schmerzhafteres hinter sich hatte, wollte sie nicht so schwach sein. Sie würde Kai schließlich schon bald wiedersehen. Doch im Augenblick erschienen ihr diese drei Wochen so unendlich lang. Und dann war es noch so plötzlich und unerwartet gekommen, wie Mariah ganz richtig festgestellt hatte. Sie hatte nicht mal die Gelegenheit gehabt, ihn noch einmal richtig zu umarmen und ihm zu sagen, dass sie ihn liebte. Und der Kuss, den er ihr zum Abschied gegeben hatte, war ihr so furchtbar kurz erschienen, dass sie ihn kaum realisiert hatte. Doch selbst wenn er länger gewesen wäre, was hätte das geändert? Sie würde drei Wochen darauf verzichten müssen, ihn überhaupt noch mal zu küssen - Drei Wochen, in denen sie sich nicht an ihn lehnen konnte - Drei Wochen, in denen er nicht seine schützenden Arme um sie legen würde - Drei Wochen, in denen sie nicht seinen grimmigen oder fiesen Blick sehen würde, bevor er sie sanft anlächeln würde. Wie sollte sie das nur überstehen? Ja, Ray hatte Recht, dass sie immer schon besorgt um Kai gewesen war, wenn mit ihm etwas nicht gestimmt hatte. Aber jetzt war das Ganze etwas anderes und um ein Vielfaches schlimmer. Denn im Gegensatz zu früher war sie sich jetzt ihrer Gefühle für Kai bewusst. Und sie gehörte einfach zu der Art von Menschen, die entsetzlich litt, wenn sie von geliebten Menschen getrennt wurde – und wenn es nur auf Zeit war. Aber war das etwas Verwerfliches? Etwas wofür sie sich schämen sollte? Eigentlich nicht. Denn so war sie nun mal. Sie brauchte Kai einfach und fühlte sich ohne ihn furchtbar alleine, auch wenn sie das natürlich nicht war. Wie es ihm wohl jetzt ging? Sie öffnete ihre Schultasche, holte ihr Handy heraus und blickte auf das Display: Sollte sie ihn anrufen? „Wenn ich das jetzt mache, weine ich danach sicher nur noch mehr“, ging es ihr durch den Kopf. Verzweifelt sackte sie auf den Boden, wobei Tränen auf den Rock ihrer Uniform fielen und dort dunkle Flecken bildeten. Jedoch kam dabei nur ein kaum hörbares Schluchzen über ihre Lippen, da sie darum bemüht war, nicht von den beiden nebenan gehört zu werden. Kapitel 49: Smiling Again ------------------------- Mit verschränkten Armen stand Kai unter der Empore in seiner Wohnung und sah starr aus dem Fenster, den ernsten Blick auf die Baumwipfel hinter dem Haus und die Skyline dahinter gerichtet. Seit er nach Hause gekommen war, zerbrach er sich den Kopf darüber, ob er wirklich drei Wochen lang strikt keinen Kontakt zu Naomi aufnehmen sollte. Normalerweise wäre die Antwort klar gewesen, da er ihr auf keinen Fall Ärger einhandeln wollte, doch die Tatsache, dass Itachi wieder aufgetaucht war, beunruhigte ihn zunehmend. Zudem wusste er nicht, was genau dieser von Naomi wollte. Selbst wenn es ihm nur darum ging, sie im Beybladen erneut zu schlagen, hatte Kai Angst, dass es so enden könnte wie bei ihrem ersten Kampf. Alleine beim Gedanken daran, konnte er deutlich spüren, wie sich sein Magen zusammenzog. Er musste dieses Mal auf jeden Fall verhindern, dass es so weit kommen konnte. Aber was sollte er tun, jetzt, wo er sie nicht einmal sehen durfte? Wenn er gewusst hätte, wo er Itachi hätte finden können, wäre er ihm zuvor gekommen und hätte ihn in seine Schranken gewiesen. Aber er wusste eigentlich nichts Hilfreiches über ihn, außer seinen Namen. Doch vielleicht reichte das schon? Auch wenn Kai dieser Hoffnung gegenüber mehr als pessimistisch gestimmt war, ging er nun zu seinem Schreibtisch hinüber, ließ sich dort nieder und öffnete sein Notebook, um zu prüfen, ob nicht doch zumindest eine winzige Information über diesen Typen im Internet herauszufinden war. Einen ähnlichen Gedanken hatte auch Max, der, nachdem er genau wie seine Freunde zu Hause gewesen war, um sich umzuziehen, nun ebenfalls bei Tyson im Garten war und sich vom Training, das sie soeben absolviert hatten, ausruhte. „Itachi ist ziemlich gut im Beybladen. Vielleicht ist er bei der BBA oder irgendeiner anderen Organisation registriert“, überlegte er, nachdem erwähnter erneut Gesprächsthema war. Doch Kenny vernichtete diese Hoffnung sogleich: „Nein. Ich habe Emily neulich gebeten, nachzuforschen, ob dem so ist - Vergeblich. Und sie konnte auch keine Verbindung zu anderen Bladern über seinen Stil herstellen.“ Damit sorgte er für große Augen bei seinen Freunden. „Emily?“, kam es überrascht von Tyson. „Jetzt hast du dich selbst verplappert“, spottete Dizzy auf Kennys Schoß. Er wurde etwas verlegen: „Äh, ja. Als wir aus den Bergen wiederkamen, habe ich Kontakt zu ihr aufgenommen, damit sie meine Aufzeichnungen vom letzten Kampf zwischen Nao und Itachi analysiert und mit ihren Daten abgleicht.“ „So?“ Nicht nur Tysons durchdringender Blick zeugte davon, dass seine Freunde ihm nicht so ganz glaubten, dass das der einzige Grund war. Auch Hilary harkte nach: „Davon hast du uns gar nichts erzählt.“ „Ähm…“ Kenny spürte, wie sein Herz etwas zu rasen begann. Doch zu seinem Glück hatte Naomi im Augenblick wenig Interesse daran, dass er bisher seinen Kontakt zu Emily nicht erwähnt hatte. Unbewusst lenkte sie stattdessen die Aufmerksamkeit der anderen wieder von ihm ab, während sie auf der Veranda saß und geistesabwesend mit dem Finger die Kanten von Dristons Angriffsring in ihrer Hand nachfuhr: „Wen interessiert es? Er wird ohnehin früher oder später wieder aufkreuzen.“ „Ja natürlich, aber es wäre vielleicht trotzdem hilfreich, wenn wir mehr über ihn wüssten“, warf Sachiko ein, die neben ihr saß. Die Grünhaarige verbrachte diesen Nachmittag seit Langem mal wieder nicht mit ihrem Freund. Doch wirklich überrascht war davon niemand, denn in Situationen wie diesen stellte Sachiko generell ihre eigenen Interessen zurück und war für die Menschen, die sie gerade am meisten brauchten, da. Dafür schätzten ihre Freunde sie sehr. Allerdings half auch das nichts, um Naomi wirklich auf andere Gedanken zu bringen. Nur mit Mühe hatte sie sich überhaupt zum Trainieren aufraffen können und dabei ähnlich lustlos trainiert wie Ray, als er noch vor wenigen Wochen im Liebeskummer versunken war. Und nach wie vor schien jedes gute Zureden ihrer Freunde nutzlos. Traurig erhob Naomi sich: „Kann sein. Aber im Moment ist er mir eigentlich relativ egal. Ich will euch jetzt nicht mit meiner Laune noch weiter nerven, deswegen gehe ich jetzt.“ Hilary, die ebenfalls auf der Veranda saß, sah zu ihr auf: „Nao, du nervst uns nicht. Wir wissen alle, wie du dich fühlst.“ „Eben. Außerdem, wenn du gehst, kommen Mariah und ich mit. Du sollst nicht alleine gehen“, erinnerte Ray sie. Naomi seufzte angesichts seiner belehrenden Worte: „Ich weiß.“ „Es ist ohnehin schon recht spät. Morgen ist schließlich noch mal Schule.“ Auch Hilary erhob sich. Ebenso Sachiko, während Tyson die Augen verdrehte: „Juhu.“ „Na dann bis morgen!“, verabschiedete Ray sich von seinen Freunden, während die Mädchen sich wie gewohnt zum Abschied kurz umarmten, wobei Naomi heute dabei wenig enthusiastisch war. „Lass den Kopf nicht so hängen, sondern ruf ihn gleich einfach an“, versuchte Sachiko sie noch ein letztes Mal aufzubauen, bevor sie mit einem „Mhm“ zusammen mit Ray und Mariah das Grundstück verließ. „Hoffentlich fällt uns etwas ein, um sie aufzumuntern“, seufzte Hilary. „Tja, Besäufnisse in Roppongi fallen leider raus. Es sei denn, einer von euch möchte das bezahlen“, warf Kenny ein. „Selbst wenn wir stattdessen nach Shinjuku fahren würden: Das wäre ziemlich einfallslos“, befand Sachiko. Max nickte: „Stimmt. Aber irgendwas wird uns schon einfallen, um sie auf andere Gedanken zu bringen. Bei mir ist es euch ja auch gelungen.“ „Fühlst du dich denn wieder besser oder versuchst du dir nur nichts anmerken zu lassen?“ Nicht nur Sachiko, war überrascht, dass der Blonde in den letzten Tagen nicht ein einziges Mal mehr Kykos Namen in den Mund genommen hatte und stattdessen wieder wie gewohnt der Sonnenschein im Team war. „Nein, keine Sorge, mir geht’s wirklich wieder gut. Ab und zu denke ich zwar noch an sie, aber unsere Beziehung war wahrscheinlich viel zu kurz, um ihr noch weiter nachzutrauern.“ Grinsend legte er nun den beiden verbliebenen Mädchen je einen Arm um die Schultern: „Außerdem habe ich ja euch beiden hübschen, die ich jetzt nach Hause bringen werde.“ „Du weißt, dass Sachiko einen Freund hat und Hilary nur auf Tyson steht.“ Während Max aufgrund von Kennys Aussage, die er gewohnt nüchtern und ohne von seinem Laptop aufzusehen ausgesprochen hatte, nun deprimiert den Kopf hängen ließ und Sachiko ihm diesen mitleidig tätschelte, wirbelte Hilary herum. „Wie ich das mal überhaupt nicht tue, Chef!“, fuhr sie ihn zornig an. Kenny wich erschrocken zurück. Tyson hingegen gähnte: „Kann ich auch dankend drauf verzichten. Mir sind hübsche Verehrerinnen lieber.“ Nun fauchte die Braunhaarige ihn an: „Wie war das?“ Sachiko seufzte: „Oh je.“ „Da hast du wieder was angezettelt, Chef“, mischte Dizzy sich ein. Dieser wurde kleinlaut: „Merke ich auch gerade.“ Max versuchte zu verhindern, dass sie auf den Blauhaarigen losging: „Beruhig dich, Hilary.“ Doch sie drehte sich schnippisch von ihm weg: „Der Idiot kann froh sein, wenn er überhaupt jemals eine Verehrerin haben sollte.“ Damit stapfte sie davon, während Tyson ihr die Zunge hinterher streckte. Max und Sachiko seufzten kurz synchron, bevor sie sich verabschiedeten und ihrer Freundin folgten. Auch Kenny klappte Dizzy zu und erhob sich: „Sei nicht immer so gemein zu ihr.“ „Sie ist doch gemein zu mir“, konterte er abrupt. „Ja, aber meistens nur dann, wenn du es vorher zu ihr warst“, antwortete der Braunhaarige, „aber überleg mal, wie oft sie sich um dich kümmert. Im Gegensatz zu mir nimmt sie sich morgens immer noch die Zeit dich aus dem Bett zu bekommen, damit du nicht zu spät zur Schule kommst. Du solltest mal anfangen dir etwas mehr Gedanken darüber zu machen, wie du zu einigen Menschen stehst und dich ihnen gegenüber verhältst. Ich glaube, vor allem Hilary und Kai könntest du ruhig öfter mal dankbar sein.“ Tyson starrte seinen Freund wortlos an: Erst Rays erschütternde Erkenntnis nach der Schule über seine eigene Person und seine Beziehung zu Kai und jetzt diese Worte von Kenny. Was war denn los? Hatten seine Freunde sich gegen ihn verschworen? Doch danach fragen konnte er nicht mehr, da Kenny im nächsten Augenblick mit einem „Wir sehen uns morgen!“ schon um die Gebäudeecke verschwand. Regungslos saß Naomi in ihrem Schlafanzug auf ihrem Bett und starrte auf das dunkle Display ihres Handys in ihrer Hand. Sie hatte es mit Mühe und Not geschafft, sich während des Abendessens nichts von ihren Eltern anmerken zu lassen. Zu ihrem Vorteil ärgerte sich ihr Vater den ganzen Abend lang über das Verhalten eines Arbeitskollegen, sodass nicht nur er ihr wenig Beachtung geschenkt hatte, sondern auch ihre Mutter sich nicht einmal danach erkundigt hatte, wie ihr Tag gewesen war, da sie es offenbar als ihre Aufgabe ansah, ihren Mann zu besänftigen. Gutes Essen und das ein oder andere Glas Sake schienen ihr dabei zu helfen. Doch ob sie auch in den kommenden drei Wochen nicht merken würden, wie unglücklich ihre Tochter gerade war? Sie hatte daran jedenfalls ihre Zweifel, da sie keine allzu gute Schauspielerin war. Naomi sah auf, als es plötzlich an der Tür klopfte: „Ja?“ Ray öffnete die Tür und trat gefolgt von Mariah ein. „Und? Hast du ihn schon angerufen?“, erkundigte er sich, während er die Tür wieder schloss. Sein Gegenüber senkte den Kopf erneut, um ihn dann traurig zu schütteln. „Warum nicht?“, mischte Mariah sich nun ein und ließ sich auf das Bett neben ihr sinken. „Vielleicht will er das nicht. Nachher ist er nur sauer, wenn ich es tue“, antwortete sie wirsch. „Sauer? Wenn du ihn anrufst?“ Dass diese Aussage absurd war, fand nicht nur ihre Freundin, die kurz zu Ray blickte, bevor sie wieder Naomi ansah: „Wenn er nicht wollte, dass du ihn jederzeit anrufst, wenn dir danach ist, hätte er dir sicher nicht seine Festnetznummer gegeben.“ Naomi sah sie kurz skeptisch an, überlegend, woher sie nun ebenfalls wusste, dass sie die Nummer hatte. Doch ein sporadischer Blick zu Ray, der an ihren Kleiderschrank gelehnt stand, beantwortete ihre Frage bereits unausgesprochen. Wieder blickte sie auf ihr Handy hinab, wobei ihr ein leiser Seufzer entwich. Wahrscheinlich stimmte das, was Mariah sagte, dennoch traute sie sich nicht, ihn anzurufen. Es erschien ihr selbst merkwürdig, schließlich war Kai ihr Freund und somit wohl der letzte Mensch auf Erden, bei dem sie eigentlich hätte Angst haben sollen, am Telefon abgewiesen zu werden. Doch das war gleichzeitig das Problem: Es war Kai. Sie konnte ihn immer noch nicht richtig einschätzen in solchen Situationen. Vor den Ferien wäre sie jede Wette eingegangen, dass er sie zusammengestaucht und anschließend aufgelegt hätte, wenn er überhaupt ans Telefon gegangen wäre. Andererseits hatte sie zu diesem Zeitpunkt auch nur seine Handynummer. Ray, der sie stumm beobachtete und zum wiederholten Male erahnen konnte, welches Gedankenpingpong sich gerade im Kopf seiner besten Freundin abspielte, stöhnte kurz etwas genervt auf, bevor er sich mit der Schulter vom Schrank wegdrückte und auf sie zuging: „Jetzt reicht’s!“ Aus ihren Gedanken gerissen sah sie erschrocken auf, als er ihr das Telefon aus der Hand nahm: „Hey!“ „Wenn du ihn nicht anrufst, tue ich das jetzt“, mit diesen Worten hatte er auch schon den passenden Telefonbucheintrag gefunden und drehte das Telefon in Naomis Richtung, sodass sie das Display und seinen Daumen auf der grünen Taste sehen konnte, „drückst du selbst oder soll ich?“ Doch wieder machte sich Unsicherheit bei ihr breit: „Ich weiß nicht, ob…“ Daher schnitt er ihr das Wort ab: „Gut, dann mache ich das. Er wird sicher nicht sonderlich begeistert sein, wenn er weiß, dass ich weiß, dass du seine Festnetznummer hast.“ Er hatte seinen Satz gerade beendet und die Wahltaste betätigt, als die Blonde aufsprang und ihm das Handy panisch entriss. „Spinnst du?“, entwich es ihr kurz, noch nicht ganz realisierend, dass am anderen Ende der Leitung bereits das Freizeichen erklang. „Kann sein“, grinste Ray, als Sekunden später ein kurzes „Hi“ aus dem Telefon zu hören war. Erschrocken blickte Naomi auf dieses, bevor sie es an ihr Ohr hielt und leise antwortete: „Hey.“ Das darauf folgende, relativ emotionslose „Hey“ seinerseits, verunsicherte sie erneut: War es vielleicht doch ein Fehler gewesen, ihn anzurufen? Ray und Mariah beobachteten Naomi, die sehr genau überlegte, was sie nun sagen sollte. Doch da sie sich für ihre Überlegung offenbar zu viel Zeit ließ, kam er ihr zuvor: „Wie geht es dir?“ Kais Stimme war wider Naomis Befürchtung sehr ruhig und zeugte keineswegs davon, dass er sauer oder entsetzt über ihren Anruf war. Langsam ließ sie sich wieder aufs Bett sinken, während man ihrem Gesichtsausdruck nun ansehen konnte, dass sie sich auf das Telefonat konzentrieren wollte. Daher erhob sich Mariah lächelnd, fasste Ray, der ebenfalls zufrieden schien, an der Hand und verließ leise mit ihm den Raum. Dabei blickte sie noch mal kurz prüfend durch den Türspalt zu Naomi, die aber ihre Umwelt bereits ausgeblendet zu haben schien, bevor sie die Tür möglichst geräuschlos zuzog. „Wie geht es dir?“, erkundigte Kai sich, während er sich erneut auf seinem Sofa niederließ, wo er noch kurz zuvor gesessen und ziellos durch das ernüchternde TV-Programm gezappt hatte, bevor unerwartet sein Telefon geklingelt hatte. Seine Suche nach Informationen über Itachi war ergebnislos geblieben, sodass er den restlichen Nachmittag lediglich damit verbrachte hatte, noch ein paar Lebensmittel einzukaufen, um dann einen Umweg zu gehen, in der Hoffnung dabei auf andere Gedanken zu kommen. Doch auch dies war nicht von Erfolg gekrönt gewesen. Immer und immer wieder hatte er sich gefragt, wie es Naomi ging und sich darum gesorgt, wie sie die kommenden Wochen aushalten würde. Dabei war ihm sogar der Gedanke gekommen, ob er ihr nach kurzer Zeit nicht vielleicht sogar wieder egal werden würde. Dass dies jedoch völliger Blödsinn war, konnte er nun gut an Naomis leiser, fast schon zerbrechlicher Stimmlage hören. „Na ja… geht so“, murmelte sie, „ich hätte dich ja gerne eher angerufen, aber ich hatte Angst, dass du dann wütend bist.“ Er sah verdutzt auf die Mattscheibe des Fernsehers, den er inzwischen stumm geschaltet hatte: „Warum sollte ich wütend sein?“ „Weil du nicht gerne angerufen wirst? Und weil es gegen die Schulregeln verstößt?“, war ihre rhetorische Gegenfrage. „Stimmt, ich telefoniere nicht, wenn es nicht sein muss. Aber da ich dich im Moment nicht sehen kann, ist das etwas anderes. Und ja, es verstößt gegen die Schulregeln. Aber wir werden schon nicht abgehört“, er lächelte kurz, bevor seine Miene wieder ernst wurde, „aber wissen deine Eltern von der Sache?“ „Nein. Ich versuche zu vermeiden, dass sie etwas davon erfahren. Sie wissen ja auch nichts von Itachi, wie du weißt. Und ich will zudem nicht, dass mein Vater wieder ausflippt“, kam vom anderen Ende der Leitung. „Hmm“, Kai blickte überlegend zur Raumdecke, „Warte mal kurz. Ich lege eben auf und rufe dich zurück.“ Noch ein „Ok“ von ihr abwartend setzte er das gesagte in die Tat um, da er nicht vorhatte, das Telefonat innerhalb von fünf Minuten gänzlich zu beenden, ihr allerdings die Kosten ersparen wollte. „Lass den Kopf nicht so hängen“, versuchte er sie aufzumuntern, nachdem er sie wieder am Apparat hatte, da er deutlich an ihrer Stimme hören konnte, wie geknickt sie war. „Aber ich…“, sie zögerte kurz, „vermisse dich. Klingt komisch, ist aber so.“ Er schmunzelte, da es das erste Mal war, dass sie ihm dies sagte und er es sonst eher von ihr gewöhnt gewesen war, das Gegenteilige an den Kopf geworfen zu bekommen, wenn sich die Gelegenheit ergeben hatte: „Klingt wirklich etwas komisch.“ Ihr jedoch schien nicht nach Lachen zu Mute, wie er weiter heraushören konnte: „Mhm.“ „Ach Nao“, begann ein erneuter Aufmunterungsversuch seinerseits, „wir schaffen das schon.“ „Das sagen alle“, der Graublauhaarige konnte die Tränen, die sich in ihren Augen bildeten, förmlich hören, „aber mir erscheinen diese drei Wochen gerade endlos lang. Und dabei ist heute erst der erste Tag.“ Er seufzte: „Ich weiß. Und es tut mir wirklich leid, dass ich mich nicht besser unter Kontrolle hatte.“ „Es ist ja nicht deine Schuld“, entgegnete sie niedergeschlagen. „Das wäre nicht passiert, wenn Itachi nicht wieder aufgetaucht wäre.“ „Na ja ich hätte mich trotzdem zusammenreißen sollen. Aber wo wir schon mal von ihm sprechen“, Kais Miene wurde wieder angespannt, „der lässt mir keine Ruhe.“ Damit begann ein längeres Gespräch über besagte Person, seine möglichen Absichten und darüber, dass partout keinerlei Informationen über ihn zu existieren schienen. Dazwischen pflügte sich immer wieder die Sorge des Russen, dass er nicht auf Naomi aufpassen konnte. Doch diese versuchte ihn wiederum zu beruhigen, indem sie ihm versicherte, nicht alleine unterwegs zu sein, wobei sie innerlich immer wieder etwas schmunzeln musste, weil es ihm so gar nicht ähnlich sah, sich so deutlich Sorgen um jemanden zu machen. Doch dies behielt sie für sich, wobei Kai nicht verborgen blieb, dass sich ihre Stimmung während des Gesprächs hörbar verbesserte – sehr zu seiner Erleichterung. Für ihn gab es derzeit kaum einen schlimmeren Gedanken als den, dass Naomi unglücklich war. Er mochte es einfach viel lieber, wenn sie lachte, auch wenn sie davon immer noch weit entfernt war. Aber immerhin schien ihre Gefühlslage zumindest während des Telefonats wieder mehr in diese Richtung zu tendieren, zumal sie irgendwann begann, nachdem sie lange gemeinsam über Itachis Vorhaben spekuliert hatten, von ihrem restlichen Tag zu berichten. Kai staunte sichtlich, als sie ihm erzählte, dass sie trotz allem trainiert hatten und dies auch so beibehalten wollten. Dass dies auch noch Tysons Vorschlag gewesen sein sollte, machte es nur noch unglaubwürdiger. Innerlich gestand er sich jedoch ein, dass es ihn in gewisser Weise glücklich machte, dass sie das Training auch ohne ihn fortsetzten. Dennoch kommentierte er letztlich spöttisch: „Als würde das ohne mich irgendetwas bringen. Ich kann mir schon denken, wie ihr da wie nasse Waschlappen rumhängt und das dann als Training bezeichnet.“ „Von wegen“, konterte Naomi augenblicklich, „du wirst dich noch umsehen, wenn du wieder da bist. Wir werden alle so viel besser sein als du!“ Er lachte kurz auf: „Träum weiter.“ Eine patzige Antwort folgte prompt: „Wart’s ab.“ Immer noch schmunzelnd sah er auf die Uhr seines Handys, das vor ihm auf dem Tisch lag. Inzwischen telefonierten sie schon gut zwei Stunden. Kai hätte in diesem Moment selbst nicht sagen können, wann und ob er überhaupt schon mal so lange mit jemandem telefoniert hatte. „Nao, ich würde ja gerne noch ewig deine Stimme hören, aber es ist gleich zwölf Uhr und ich weiß dass du morgen in die Schule musst und dass du ein Langschläfer bist. Also solltest du langsam ins Bett gehen“, sagte er nüchtern. „Mann, sei nicht immer so vernünftig. Außerdem bin ich schon im Bett… also so halb zumindest“, antwortete sie. „Wenn es nach mir ginge, würde ich jetzt einfach die ganze Nacht mit dir durch telefonieren, aber dann bist du morgen total übernächtigt. Und sollten wir das jetzt jeden Abend machen, hast du irgendwann dunkle Augenringe.“ Dass er damit bereits erneut darauf abzielte, sie ein klein wenig zu necken, ahnte sie noch nicht. Zumindest klang Naomis Antwort wie erwartet ahnungslos: „Ja und? Ist doch egal.“ „Findest du? Also ich fände das hässlich. Und ich möchte keine hässliche Freundin. Dann müsste ich also mit dir Schluss machen. Aber wenn dir das egal ist, meinetwegen“, stichelte er, wobei er wieder sein spöttisches Lächeln aufgesetzt hatte. Es dauerte eine Weile, bis eine Reaktion kam, wobei Kai sich gut vorstellen konnte, mit welch fassungslosem Gesicht sie gerade dasaß, bevor sie ihn letztlich anknurrte, nachdem sie doch den witzelnden Unterton in seiner Aussage realisiert hatte: „Verarsch mich nicht!“ „Würde ich nie tun, Süße“, reagierte er amüsiert, während ein kurzes Schnaufen vom anderen Ende der Leitung kam. Kurz trat Stille ein, bevor er wieder das Wort ergriff: „Also geh schlafen.“ „Na gut“, willigte sie nun missmutig ein. „Darf ich dich denn morgen wieder anrufen?“ Wieder lächelte er: „Natürlich. Nao, du darfst mich immer anrufen. Rund um die Uhr. Im schlimmsten Fall auch mitten in der Nacht.“ Einen Moment kam erneut keine Antwort, da sie wohl erst verarbeiten musste, was er da gerade gesagt hatte, bevor ein leises „Danke“ an sein Ohr drang. Er lächelte, obwohl sie es nicht sehen konnte. „Aber ich werde es bis morgen Abend aushalten, denke ich… hoffe ich“, fügte sie hinzu. „Dann klingel einfach an. Ich rufe dich dann zurück“, antwortete er Hörbar glücklich und zufrieden stimmte Naomi dem zu: „Okay. Dann gute Nacht.“ „Gute Nacht. Und schlaf gut!“, antwortete er, ehe noch ein „du auch“ von ihr kam und beide, wenn auch etwas widerwillig, aber mit der Gewissheit sich am nächsten Tag wieder zu sprechen, auflegten. Sichtlich entspannter als noch vor zwei Stunden blickte Kai nun auf den Hörer: Er war mehr als froh, dass es ihr nun wieder etwas besser ging. Blieb nur zu hoffen, dass ihm das auch in den kommenden drei Wochen gelingen würde. Ein kurzes Gähnen quälte sich plötzlich über seine Lippen, sodass er das Telefon beiseitelegte und den immer noch laufenden Plasmafernseher ausschaltete, um sich allmählich ebenfalls ins Bett zu begeben. Dass das Telefonat mit Kai Naomi sichtlich gut getan hatte, fiel bereites Mariah und Ray beim Frühstück auf. Und auch ihren anderen Freunden entging ihre bessere Laune nicht, als sie am nächsten Morgen auf dem Schulhof zusammentrafen. „Na also. Du hättest ihn gleich anrufen sollen, als du aus der Schule kamst“, reagierte Sachiko auf ihre bessere Verfassung. Die Blonde lächelte: „Ja kann sein.“ Natürlich war es bei Weitem nicht das gleiche, ob sie telefonierten oder sich trafen, aber es war besser als nichts, fand Naomi. Sie war sich zwar nicht sicher, ob es tatsächlich ausreichen würde die nächsten zwanzig Tage zu überdauern, aber vorerst würde es ein guter Ersatz für reale Treffen sein. Dass mit ihrer fröhlichen Laune auch ihr Selbstbewusstsein allmählich zurückkehrte zeigte sich unerwartet in der Pause, als eine Gruppe von vier Mitschülern aus ihrer Parallelklasse an ihr und den anderen vorbeikam und stehen blieb. Natürlich hatte sich längst herumgesprochen, dass Kai suspendiert worden war. „Na, wo ist denn euer toller Teamkapitän?“, witzelte einer von ihnen, während er seine Hände lässig in die Hosentaschen gesteckt hatte. „Ach, stimmt, der darf ja nicht mehr mit euch zusammen spielen.“ „Nein, der hat nur kein Bock auf Hirnis wie euch“, entgegnete Hilary trocken. Die Gruppe, die ihnen gegenüber stand, pöbelte das Team von Zeit zu Zeit immer mal wieder an. Sie waren ebenfalls Beyblader, aber bei weitem nicht so erfolgreich wie die Bladebreakers, auch wenn sie gerne so taten als ob. „Kein Bock auf uns? Oder kein Bock mehr auf euch, weil ihr solche Luschen seid, die zudem noch Mädchen im Team haben? Und dazu noch eins, das bladet?“, griff einer der anderen nun Naomi an, wobei dies nicht das erste Mal war, dass sie sich so etwas von der Truppe, die der festen Meinung war, dass das Beybladen ein reiner Jungensport war, anhören musste. Dementsprechend gleichgültig reagierte sie: „Ja genau. Mädchen haben beim Beybladen ja auch nichts verloren.“ „So sieht’s aus“, der Junge grinste fies, „aber du bist ja eigentlich eh nur Hiwataris Flittchen, oder? Was machst du denn jetzt so in deiner Freizeit, wo du ihn nicht sehen darfst?“ Einer seiner Freunde lachte: „Also bei mir im Bett ist es in letzter Zeit leider immer etwas voll. Aber ich besorg es dir auch gerne woanders.“ Nicht nur Rays Gesichtsausdruck wurde düster: „Euer Niveau ist mal wieder sowas von unterste Schublade.“ „Allerdings. Gut, dass ihr so grottenschlechte Beyblader seid und wir euch nicht bei der WM ertragen müssen, weil ihr es nicht mal über die Vorrunden hinausschafft“, warf Tyson grimmig in die Runde. „Das werden wir nächstes Jahr sehen“, entgegnete ein anderer, „ich denke eher, dass wir euch da platt machen.“ „Mhm, bestimmt“, antwortete dieses Mal Max unbeeindruckt, als die Schulglocke das Ende der Pause verkündete. „Na man sieht sich, ihr Loser“, verabschiedete sich einer im Namen der Gruppe, bevor sie sich zum Gehen wandten, wobei Naomi nochmals ein unseriöses Angebot entgegen gebracht wurde, „ich hätte zur Not übrigens noch Platz in meinem Bett.“ Die Angesprochene nahm dies einfach kommentarlos hin, ebenso wie ihre Freunde, da dies der übliche Umgangston dieser Gruppe war. „Wenn ich die sehe, möchte ich jedes Mal kotzen“, merkte Tyson wenig später an. „Tyson, du drückst dich gerade nicht wesentlich gewählter aus, als dieser Pöbel“, belehrte Hilary ihn. Er zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Sind schon Helden die vier. Seit wir auf diese Schule gehen, machen sie uns immer mal wieder an und spucken große Töne. Dabei würde jeder von uns sie mit verbundenen Augen beim Beybladen schlagen“, hielt Ray fest. Sachiko verschränkte die Arme: „Mich stört ja mehr, wie sie jedes Mal Nao angreifen.“ „Sollen sie doch. Mich interessiert nicht, was so ein niveauloser Haufen von sich gibt“, reagierte Naomi gelassen. „Hach, bin ich froh, dass du wieder so entspannt bist“, freute sich die Grünhaarige. Ihre Freundin erwiderte dies mit einem Lächeln. „Aber ich frage mich immer wieder, was solche Leute auf dieser Schule verloren haben“, grübelte Hilary. Wie so oft hatte Kenny dafür eine einfache Erklärung: „Tja, es gibt auch schlecht erzogene Leute mit reichen Eltern.“ „Apropos schlecht erzogen“, warf Max nun in die Runde, während er sich mit seinen Freunden auf den Weg zum Schulgebäude machte, „ist euch schon aufgefallen, dass wir Asuka heute noch gar nicht gesehen haben? Dabei hätte ich fast gewettet, dass sie uns heute auch noch mal schräg kommt so wie gestern nach der Schule.“ „Die wird sicher versuchen, irgendwie an Kais Adresse zu kommen“, lachte Tyson. Naomi schmunzelte: „Oh, wie gerne wäre ich dabei, wenn er ihr erst den finstersten aller finsteren Blicke zuwirft, sie dann zusammenstaucht, weil sie Sturm geklingelt hat und letztlich die Tür vor der Nase zuknallt.“ Hilary blickte genervt drein: „Wahrscheinlich würde sie das nicht mal stören.“ „Sie ist eben sehr hartnäckig, genau wie…“, doch Sachiko konnte ihren Satz nicht mehr beenden. Denn als sie gerade die Schule betreten hatten und ihre Schuhe wechselten, kam Hiroki euphorisch angestürmt: „Hilary! Naomi!“ Das fröhliche Trällern in seiner Stimme sorgte vor allem bei Sachiko für genervtes Zucken einer Augenbraue, als sie ihren Satz nun knurrend beendete: „…Hiroki.“ „Oh, stimmt wo warst du in der Pause eigentlich? Es war so… ruhig“, stellte Max fest. Der Rothaarige zog ein langes Gesicht: „Ich musste noch die Artikel für die nächste Ausgabe vorsortieren.“ „Erinnere mich bitte daran, dass ich sie bei Gelegenheit wieder durcheinander bringe, damit du uns auch in der nächsten Pause erspart bleibst“, zischte die Grünhaarige. „Kannst du mir eigentlich mal sagen, was ich dir getan habe?“, erkundigte er sich nun und sah sie grimmig an. „Du nervst einfach!“, schoss es aus ihr heraus, wobei sie sich gegenseitig böse anfunkelten. „Hach, ihr würdet auch ein hübsches Paar abgeben. Genau wie Tyson und Hilary“, amüsierte Max sich. Dass er nun gleich von vier Leuten dafür mit einem aufgebrachten „Wie bitte?“ angefahren wurde, war absehbar gewesen. Während Kenny dafür nur ein Kopfschütteln übrig hatte, musste Naomi breit grinsen, bis ihr auffiel, dass sie nicht mehr vollzählig waren. „Wo ist eigentlich Ray hin?“ Suchend sah sie sich um, während Max versuchte, dem Zorn seiner vier Mitschüler zu entgehen, indem er langsam in Richtung Treppe zurückwich. Der Braunhaarige tat es ihr gleich und entdeckte den Chinesen etwas abseits wo er von drei Mädchen belagert und in die Enge gedrängt wurde: „Da drüben.“ Auch sie erspähte ihn: „Oh. Ich glaube… der hat zu tun.“ Kenny nickte: „Hoffe nur, er kommt deswegen nicht zu spät zum Unterricht. Aber er hat ja langsam Übung daraus zu kommen, denke ich.“ „Na ja. Er ist nicht wie Kai und sagt einem Mädchen einfach klipp und klar, dass es nervt. Dazu ist er viel zu nett. Aber ich stelle gerade fest“, sie grinste erneut und sah noch mal kurz zu Max und den anderen, die kurz davor waren, ihn regelrecht die Treppe hinauf zu jagen, „Schule kann schon echt erheiternd sein.“ „Du weißt schon, dass du nicht zum Spaß hier bist, sondern um zu lernen, oder?“, war Kennys humorlose Aussage. Doch nun lachte Naomi und stieß ihm mit dem Ellenbogen gegen den Arm: „Und wenn es dann noch Leute wie dich gibt, die das alles mit ihrer rationalen, trocknen Sichtweise wieder zu Nichte machen, ist es doch gleich noch viel besser, Chef.“ Er sah ihr verwirrt nach, als sie nun lachend zu Ray hinüber ging und sich zwischen die Mädchen schob, ehe sie unter den entsetzten Augen dieser seinen Arm fasste und ihn mit sich zog: „Sorry Leute, aber der muss jetzt auch wieder lernen. Wir sind nämlich nicht zum Spaß hier.“ Der Schwarzhaarige sah sie skeptisch an: „Was ist denn jetzt mit dir los?“ „Wieso? Das hat der Chef gesagt. Wir sind zum Lernen hier“, versuchte sie Kennys Stimme zu imitieren. Der Braunhaarige seufzte angesichts dessen, während Naomi sich auch Sachiko schnappte, um sie ebenfalls zu ihrem Klassenraum zu führen. Und so durfte auch Max vorerst weiterleben, da auch die anderen einsahen, dass es allmählich höchste Zeit war, zum Unterricht zu gehen. Naomis gute Laune hielt sich auch in den kommenden Tagen. Zwar hätte sie immer noch nicht behauptet, dass es ihr genauso gut ging wie sonst, aber die täglichen Telefonate mit Kai erleichterten ihr die Situation deutlich. Und es amüsierte sie, als der Teamleader nur mit einem geknurrten „dafür müsste er sich erst mal Hirn zulegen“ reagierte, als sie ihm eines Abends berichtete, wie Hiroki an diesem Tag ganz ritterlich verkündet hatte, ihn vertreten und sie, Naomi, beschützen zu wollen, nachdem er zufällig mitbekommen hatte, warum Kai eigentlich suspendiert worden war. Zwar fand sie Kais Aussage etwas gemein, da sie Hiroki nach wie vor nett fand, aber trotzdem belustigte sie, dass er wohl doch etwas eifersüchtig schien, auch wenn er es nicht offen zugab. Dennoch versicherte sie ihm, dass sie das Angebot ausgeschlagen hatte, da Ray ausreichend auf sie Acht gab. Zudem hatte sich Itachi bisher nicht mehr blicken lassen. Auch das Training schien wieder mehr Früchte zu tragen. Oder zumindest war sie dabei wieder wesentlich besser gelaunt. Dass sie sich ständig dabei vor Augen hielt, am Abend wieder Kais Stimme hören zu können, und sich dadurch motivierte, war ein offenes Geheimnis. Doch solange es wirkte, war jeder damit zufrieden. Und so verstrich mehr als eine Woche. Auch an diesem Abend freute Naomi sich ungemein darauf, nach dem Abendessen auf ihr Zimmer zu gehen und es sich dort mit ihrem Handy gemütlich zu machen, um dann kurz bei Kai anzuklingeln ehe dieser zurückrief. Alleine bei dem Gedanken daran musste sie jedes Mal grinsen, da sie das Gefühl hatte, etwas furchtbar Böses und Verbotenes zu tun – zumal das ja auch in gewisser Weise zutraf, denn außer ihren Freunden wusste nach wie vor niemand davon. Ihrem Vater war Dank seines Arbeitsstresses ohnehin nicht aufgefallen, dass Kai in den letzten Tagen nie zu Besuch gewesen war. Und auch ihre Mutter hatte bisher keine Anmerkungen gemacht, außer einer, die aber lediglich aus der Aufforderung bestanden hatte, dass Kai doch ruhig mal wieder zum Essen vorbei kommen sollte und Naomi diese mit einem „werde ich ihm ausrichten“ abgetan hatte. Wie lange ihre Eltern weiterhin keinen Verdacht schöpfen würden, wusste sie nicht. Aber sie hoffte, dass das noch lange der Fall sein würde. Aber sie war sich sicher, dass ihr eine Ausrede einfallen würde, falls sie doch stutzig würden. Daher war Naomi auch an diesem Abend keine Spur von schlechter Laune anzusehen. Mariah und Ray belustigte es, wie sie auf dem Rückweg vom Training kurz vor ihrem Elternhaus ein paar Schritte zulegte, um fröhlich die Tür aufzuschließen. „Wir sind wieder da“, verkündete sie gut gelaunt, wobei sie ihre Schuhe auszog und auch ihre Freunde wenig später zur Tür hereinkamen. Doch ihre gute Laune sollte ihr an diesem Tag ohne Vorankündigung genommen werden: Mariah hatte gerade die Haustür hinter sich geschlossen, als Mr. Tawakuya aus dem Wohnzimmer kam. „Hast du mit ihm telefoniert?“, war seine barsche Frage, die ohne lange Vorrede daher kam. Zunächst sah seine Tochter ihn etwas entfremdet an, während es in ihrer Schläfe bereits zu pochen begann: „Was?“ Der Blick ihres Vaters hatte etwas überaus Ernstes: „Eine Schulfreundin von dir hat mich heute vor dem Verlag angesprochen und mir gesagt, dass sie sich Sorgen um dich macht, weil Kai suspendiert sei, du aber trotzdem mit ihm telefonieren oder ihn vielleicht sogar treffen wolltest. Sie wollte dich wohl davon abhalten, damit du dir keinen Ärger einhandelst, aber auf sie hörst du angeblich nicht.“ Naomi fehlten die Worte. Stattdessen starrte sie ihr Gegenüber einfach nur an. Schulfreundin? Sorgen gemacht? Ray sprach mit düsterer Miene leise den Namen aus, der im selben Moment auch der Blonden durch den Kopf ging: „Asuka.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)