Death and Time von Taijou ================================================================================ Kapitel 1: Zwei Uhren --------------------- Die Zeit steht still. Meine Zeit steht schon lange still. Wenn ein Lebewesen geboren wird, nein, wenn es anfängt überhaupt nur zu existieren, dann fangen zwei Uhren an zu schlagen. Niemand kann sie sehen, doch sie ticken die ganze Zeit über bis sie eines Tages stehen bleiben und das Leben beendet ist. Die eine Uhr tickt vorwärts und zeigt uns, wie lange wir schon existieren, sie zählt jede Sekunde unseres Lebens bis wir sterben, die andere schlägt hingegen andersherum und zeigt uns die Zeit, die uns bis zu unserem Tode bleibt. Beide fangen gleichzeitig an zu schlagen und ticken synchron und beide stehen zur selben Zeit still. Nichts kann diesen Prozess aufhalten. Absolut nicht. Doch eine der Uhren hatte bei mir nie angefangen zu schlagen. Die Uhr des Lebens, die die Zeit seit unserer Existenz zählt, fing an zu ticken, doch die andere stand jeher still. Sie hatte sich nie gerührt und somit gab es für mich auch keinen Todeszeitpunkt. Ich konnte nicht sterben, egal wie sehr ich mich bemühte mein Leben zu beenden oder es mir wünschte. Nie habe ich einen Weg gefunden, die eine Uhr zu stoppen, auf das keine mehr schlägt und ich sterben würde. Zuerst hatte ich es nicht bemerkt und wusste auch nicht, woran es lag, dass ich nicht wie alle Wesen sterben konnte. Vor vielen Jahrhunderten hätte ich eigentlich das erste und letzte Mal mein Leben aushauchen sollen. An diesem Tage wurde ich Hexerei beschuldigt und sollte auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden. Damals glaubte man, dass ich einen Brunnen mit Magie verseucht hätte. Vielleicht war es auch so, aber dies kann ich nicht genau sagen. Ich kam in ein Dorf und zur selben Zeit auch die Krankheit. Wie dem auch sei, man zündete das Feuer an. Ich spürte nicht einmal Schmerzen, als mein Körper anfing zu verbrennen, ich verlor nach einiger Zeit nur mein Bewusstsein. Als ich es jedoch wiedererlangte, war alles schwarz um mich herum. In der Tat hatte man gedacht ich sei tot. Selbst ich hatte es gedacht, doch irgendwann war da eine Erschütterung. Mein Körper musste sich in etwas befinden. Als ich in der Dunkelheit herumtastete, erkannte ich schnell, dass sich der Deckel von dem Etwas, in dem ich lag, sich bewegen ließ, daher schob ich ihn nach kurzem Überlegen beiseite. Kaum als dies verbracht war, drang helles Licht hinein und ein entsetzter Aufschrei durchbrach die vorherige Stille. Einige Male musste ich blinzeln, doch dann konnte ich etwas erkennen und richtete mich auf. Das erste was ich erkannte, war ein Totengräber, der kreidebleich stolperte und auf den Boden fiel. Er sah aus, als ob er einen Geist und schlimmeres sehen würde. Sein Blick trotzte nur so vor Entsetzen und er sah mich an. Mich und nichts anderes. Der Mann sprang auf und lief so schnell ihn seine kurzen Beine tragen konnten davon. Während er lief schrie er um Hilfe und, dass er dem Leibhaftigen begegnet wäre. Als ich nun an mir heruntersah, wäre ich ihm am liebsten gefolgt und weggelaufen, aber wie kann man vor sich selbst davonlaufen? Ich erkannte mich selbst nicht mehr, dabei sah ich nicht einmal viel von mir selbst, jedoch reichte es aus, um mir Entsetzen vor mir selbst einzujagen. Meine Haut war verbrannt. Pechschwarz und an manchen Stellen konnte man sogar die Knochen sehen. Was war nur geschehen? Ich hätte Tod sein sollen, doch ich bewegte mich noch, trotz des verbrannten Körpers und spürte auch keinerlei Schmerzen. Ich wusste nicht mehr, was ich denken sollte. Ja, ich fragte mich sogar, ob ich überhaupt ein Mensch sei. Diese Frage kann ich bis heute nicht beantworten. Nach diesem Ereignis floh ich erst einmal zu einem nahegelegenen Fluss, bis dahin hatte ich es stets vermieden mich in irgendeiner Weise zu sehen, doch jetzt musste es sein. Ich wusste, dass es in der Nähe eine Mühle gab und in dieser ein Spiegel stand, weil ich in dieser zeitweise gearbeitet hatte, also schlich ich mich unbemerkt in diese hinein. Es dauerte nicht lange, da stand ich genau vor diesem besagten Spiegel und sah erschrocken, aber auch teilweise erleichtert, in diesen. Ich sah aus wie immer. Meine Haut war nicht mehr schwarz und es gab auch keine sonstigen Spuren von Verbrennungen. Niemand wäre darauf gekommen, dass ich jemals auf dem Scheiterhaufen gestanden hätte. Auch ich nicht. Jedoch war es so gewesen, das wusste ich und würde es auch nicht vergessen. Doch wie konnte ich das überlebt haben? So etwas war unmöglich. Keiner überlebt eine Verbrennung bis zu den Knochen und erholt sich davon in kürzester Zeit. Niemand. Dennoch stand ich hier. Zudem betrat zu diesem Zeitpunkt auch noch der Müller den Raum. Er erstarrte auf der Stelle und traute seinen Augen nicht, nicht, dass ich es selbst tat, aber er schickte gleich ein Stoßgebet gen Himmel. "Du kannst nicht...Du bist Tod! Du bist Tod!", hatte mein ehemaliger Arbeitgeber hysterisch geschrien. Daran werde ich mich wohl immer erinnern. Solange ich lebe, denn er war eiligst zurückgetreten und war äußerst unglücklich gefallen. Er starb an Ort und Stelle. Das war das erste Mal, dass ich die Seele eines Menschen gesehen habe. Sie trat aus dem Körper hinaus und flog in Richtung Himmel. Dies ist auch der Grund warum ich den Tod nicht fürchte. Mittlerweile bin ich sogar das Wesen, was man als den Tod bezeichnet. Ich komme, wenn Menschen sterben und bringe ihre Seelen ins Totenreich, von da aus wandern sie entweder in den Himmel oder der Hölle. Manchmal jedoch nehme ich den Menschen ihr Leben, in dem ich gewaltsam die beiden Uhren stoppe. Dies tue ich auch bei denen, deren Uhren nicht richtig funktionieren. So wie bei meiner. Jedoch, bevor sie in Situationen kommen, in denen sie eigentlich sterben würden und dennoch weiterexistieren. Es ist grausam so zu leben wie ich, daher beende ich ihres, bevor es so weit kommt. Nur meins konnte ich nicht beenden, denn ist war zu spät dafür. Ich war der erste und auch der letzte, dessen Todesuhr nicht schlug, und der demnach nicht sterben kann. Niemanden wünsche ich mein Schicksal. Daher habe ich einst diese Aufgabe als Tod übernommen. Ich bekam sie, nachdem ich noch viele Jahre unter meinem Schicksal gelitten hatte. Sie wurde mir von einem Engel aufgetragen und trotz, dass ich nach alldem solangsam den Verstand zu verlieren drohe, erfülle ich diese Aufgabe weiterhin aus. Dies ist das einzige, was mir geblieben ist. Die Menschen, die ich liebte, oder die ich im Laufe meines Lebens getroffen habe, sind schon lange tot. Nur ich erinnere mich noch an sie. Aber auch meine Erinnerungen verblassen im Strom der Zeit. Und meine Uhr schlägt noch immer. Sie wird nie stehen bleiben, egal was ich tue. Ich werde immer der Tod für die Menschen sein und sie ins Totenreich begleiten. Und manchmal werde ich auch meine Sense benutzen um die tickenden Uhren zum Stillstand zu bringen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)