Heldentat von tough (- Ken kills) ================================================================================ Kapitel 9: 8 ------------ Nun war sein Lauf locker und gleichmäßig. Sein trainierter Körper trug ihn durch das nächtliche Tokyo, der City entgegen. So würde er traben, bis er umfiel. Und mit jedem Plop der Stiefel auf dem harten Pflaster, kamen die letzen Bilder. Die der jüngsten Vergangenheit, die Guten, die Heiteren, die… die heile Welt zeigten. Stevies Freude, als er ihn mitnahm zu einem Fußballspiel. Seine Freude, als er mit dem Jungen im Park kickte und eine Menge Talent entdeckte. Die Zufriedenheit, ihn in bei einem guten Nachwuchstrainer untergebracht zu haben. Und das Glück, als er mit Lou-Ann bei Stevies erstem Spiel zuschaute, den Sieg seiner Mannschaft bejubeln konnte. Sie ihm um den Hals fiel beim Jubeln… und es zu einem behutsamen, sanften, unendlich kostbaren Kuss kam. Ohne jede Geilheit, ohne Peinlichkeit, einfach natürlich. Gewollt von beiden. Das Versprechen eines Anfangs. Eines Versuchs. Dem beschissenen Leben zum Trotz. Für ein paar Wochen war da eine Vision. Die Möglichkeit, Harmonie zu finden. An den freien Wochenenden aufs Land zu fahren. Ein geliehener Wagen, ein bestellter Picknickkorb… und die beiden Wochenenden, an denen Stevie mit seinem Team unterwegs war. So unbegreiflich schön wie eine Fata Morgana. Fast hatte er vergessen, dass er ein Wüstenbewohner war. Und die Wüste hat ihre eigenen, grausamen Gesetze. So lebte er, immer auf die nächste Oase hoffend, völlig verdrängend, dass er die Karawanenstraße schon vor langer Zeit verlassen hatte. Dass er nur noch die dunklen Pfade der Wüstenräuber betreten durfte. Plötzlich… Hupen, wütend und schrill. Quietschend packten Bremsen. Gummi rutschte über den Asphalt, rieb sich auf, hinterließ üblen Gestank. Mitten auf der Kreuzung, im Scheinwerferkegel, unter einer Kanonade von Beleidigungen, wie sie weltweit nur Taxifahrer von sich geben können… riss es ihm den Kopf herum und bremste ihn abrupt. Keuchend registrierte er den Wagen und seine Umgebung. Instinktiv war er Richtung Headquater gelaufen. Was zur Hölle wollte er hier? Hier war das die Wurzel des Übels. Hier wurde er fast täglich aufs Neue zum Mörder gemacht, hinausgeschickt, Menschen zu töten. Um im nächsten Moment seinen Kopf müde zu schütteln. Den Taxifahrer ignorierend, schleppte er sich zur anderen Straßenseite. Nein, es gab keine Ausrede. Ken wurde nicht zum Mörder gemacht… er war ein Killer. Die Menge der Opfer war so nebensächlich wie nur Irgendwas. Und niemandem konnte er die Schuld geben. Es war sein verfluchtes Schicksal. Life is a bitch. Merk dir das, Ken. Und hör das verfluchte Träumen auf. Es gibt keine heile Welt für Berufskiller. Punkt. Die Sache vorhin…. Dummer Zufall, mehr nicht. Aber lehrreich. Hatte ihm die Augen geöffnet, ihm geholfen, nicht noch mehr Bockmist zu bauen. Die beiden hatten eine kleine Chance… ohne ihn, natürlich. Er war Gefahr für alle in seiner Umgebung. Und dass er auf einem Hit ausgerechnet Lou-Ann vor die Füße springen musste, dass sie ausgerechnet heute, ausnahmsweise, Stevie dabei hatte, obwohl das normalerweise anders geregelt war…. Peanuts. Nicht wichtig. Wäre es nicht so, wäre es halt woanders passiert. Irgendwie wäre die Bombe geplatzt… und dann vielleicht drastischer. Obwohl, war ja wohl ein ekliger Anblick für den Jungen…. Ken mit ausgefahrenen Bugnuks. Stevies Stimme klang noch deutlich in seinem Kopf. ‚Ken?’. Dieser fragende, ungläubige Unterton. Diese Bitte um eine harmlose Erklärung, die es natürlich nicht gab. Und dann, stahlhart, ihre Stimme, den Jungen an sich ziehend. ‚Leb wohl, Ken’. Mit der unausgesprochenen Drohung, ihren Jungen nicht mehr zu behelligen. Ihn nicht mit diesem Milieu zu konfrontieren. Und sein stummes Nicken. Ja, Lou-Ann. Ich halte mich fern von euch. Ich habe euch zu lieb. Sie hatte schnell verstanden. Was seinen ‚Job’ anging… und was sein Versprechen anging. Sie schloss die Augen, drehte sich um und ging, Stevie an der Hand. Nahm den letzten Rest von Kens Herz mit. Die allerletzte Hoffnung. Und sein Bemühen, ein normales Leben führen zu wollen. Endgültig. Er legte seinen Kopf an die raue Mauer, drehte sein Gesicht zur Wand. Flüsterte es noch mal. ‚Ich kann nicht… kann nicht mehr.’ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)