Jede Münze hat zwei Seiten von abgemeldet (WB-Geschichte zum ersten WB vom PaAr-OF-Zirkel) ================================================================================ Jede Münze hat zwei Seiten -------------------------- Klirrend schlug die wertvolle Silbermünze meiner Großmutter auf den Boden. Sekunden waren wie in Zeitlupe vergangen, in denen alle Gäste aufsahen und mich anstarrten. Ich blieb wie angewurzelt stehen und sah auf die runde Metallscheibe. Leises Gemurmel kam auf, als mein Vater von seinem Sessel aufsprang und schnell auf mich zukam. Ich hatte Angst, er würde mich ohrfeigen, wie so oft, wenn ich etwas angestellt hatte. Aber mein Vater schaute nur auf die Münze und entspannte sich langsam. „Heb die Münze auf und komm.“, sagte er zu mir und ich folgte ihm. Bevor ich ins Nebenzimmer trat, hörte ich das Gemurmel und die empörten Kommentare der Gäste. „Das arme Kind, was für ein Rabenvater“, hatte eine Frau gesagt. „Bei mir würde sie es sichtlich besser haben“, meinte eine andere. Und ein Mann sagte: „Es ist ein Jammer, dass ihre Mutter so tragisch verunglückt ist. So, wie ihr Vater sie seitdem behandelt…“ Weiteres hörte ich nicht, denn der Hass auf meinen Vater machte mich fast blind. Alle dachten, meine Mutter wäre bei einer Lawine im Skiurlaub vor zehn Jahren umgekommen, aber damit lagen sie falsch. Doch wer von diesen Leuten würde sich schon die Mühe machen, nachzuforschen? Wer außer mir? Niemand! Es hatte an dem Tag keine Lawine gegeben, aber das wusste ich im Alter von fünf Jahren ja noch nicht. Meine Mutter war tot, das war alles was damals in meinem Kopf vorging. Mit zehn Jahren wollte ich es nicht mehr glauben, als ich beobachtete wie mein Vater öfter eine andere Frau mit nach Hause brachte. Ich sah es als Verrat. Er hatte sie nie vermisst oder gar geliebt und meine Erziehung hatte er nach dem Unfall auch jemand anderem überlassen. Die Frauen blieben mal kürzer, mal länger. Dann verschwanden sie und die Nächste kam. Ich fragte meinen Vater einmal, an welchem Tag meine Mutter gestorben sei. Er bekam große, hasserfüllte Augen und sein ganzer Körper zitterte, dann schlug er mich. Das war das erste Mal, dass er mich geschlagen hatte und eine Wut stieg in mir hoch. „Wann?!“, fragte ich noch einmal. „Du gottverdammtes Kind, am 13.Oktober 1968! Und weißt du was?!“ Er schüttelte mich, wie ein Verrückter. „Sie war eine gottverdammte Hexe! Sie war böse, so schwarz wie ihre Magie und ihre Mutter auch, deine Großmutter! Alles verdammte Hexen! Und du! Du wirst es erben, da bin ich mir sicher, aber nicht mit mir!“ Fluchend war er weggerannt und hatte mich allein gelassen. Ich hatte mich auf das edle Sofa im langen Flur der Villa gesetzt. Dann war Florian, unser Butler gekommen und hatte sich neben mich gesetzt. Ich hatte geweint, aber Florian tröstete mich. Er ist für mich wie ein richtiger Vater und ist immer für mich da. Schließlich waren Florian und Marie, unser Hausmädchen, für meine Erziehung zuständig gewesen. „Florian? Kannst du mir etwas besorgen?“ „Was darf es denn sein, Fräulein?“ „Such bitte einen Zeitungsartikel vom 13.Oktober 1968, wo steht, dass es eine Lawine in den Alpen nahe dem Ort Garmisch-Partenkirchen gab.“ “Sehr wohl, Fräulein. Aber haben Sie etwas Geduld.“ Ich nickte nur und Florian ging um zu recherchieren. „Fräulein, Ihr Vater wartet nicht gern.“, hörte ich jemanden sagen. Mein Blick wurde wieder klar. Ich nickte Florian zu und ging in das Nebenzimmer. Dort stand mein Vater zum Fenster gewandt und wartete. Ich setzte mich in den Holzstuhl neben dem Schreibtisch. Die Möbel im Haus waren größtenteils noch von meinem Urgroßvater Antonio. Und die Vasen und die anderen wertvollen und zerbrechlichen Wertgegenstände waren von meiner Großmutter, so wie die Silbermünze, die ich immer noch in der Hand hielt. Florian hatte inzwischen das Nebenzimmer verlassen und mein Vater kam langsam auf mich zu. Er holte die vorhin ausgelassene Ohrfeige nach und beschimpfte mich. „Du kannst von Glück für dich sagen, dass die Münze auf die Kopfseite gefallen ist!“ „Ach ja? Wieso denn bitte?!“, antwortete ich genauso schreiend wie er, der Hass hatte mich nun vollständig blind gemacht. Er kam so nah an mich ran, dass ich seinen Atem auf meinem Gesicht spüren konnte. „Wieso? Weil deine Großmutter dich wenn die Münze auf Zahl fällt, ins Reich der Toten geholt hätte, darum!“ “Als ob dich das interessieren würde! Du wärst doch froh, wenn ich verschwunden wäre! Und was für eine Geschichte erzählst du dann rum? ‚Meine Tochter hat sich aus Verzweiflung am Tod ihrer Mutter vom Turm gestürzt. Sie hatte es einfach nie verkraftet.’?“ Wieder schlug er mich, bis ich auf dem Boden aufschlug. Schmerz, ich fühlte ihn auf meinem Gesicht. Aber dann war er weg, ich spürte ihn einfach nicht mehr, als meine Tränen über meine Wangen liefen. Wie in Trance stand ich auf und ging. Er hielt mich nicht auf. Ich durchquerte den Saal, in dem die Gäste saßen. Meine Frisur zerzaust, mein Kleid zerknittert, mein Gesicht rot von Schlägen und Tränen. Wieder erhob sich Gemurmel im Saal, aber ich ging weiter in mein Turmzimmer. Wieder schweiften meine Gedanken zu dem Tod meiner Mutter. Es hatte lange gedauert bis Florian mir endlich etwas sagen konnte. „Fräulein!“, hatte er mir zugerufen. Ich war gerade auf dem Weg zu meinem Vater gewesen, denn dieser hatte nach mir verlangt. „Was gibt es, Florian?“; fragte ich neugierig. „Ihr Auftrag, Fräulein, ich- “ „Haben Sie etwas?“, unterbrach ich nun aufgeregt. „Ja, Fräulein. Es gab am 13. Oktober 1968 keine Lawine in der Nähe von Garmisch-Partenkirchen.“ „Aber…“ “Es gab keine Fräulein.“ „Wie ist meine Mutter dann umgekommen, Florian?“, fragte ich verzweifelt und den Tränen nahe. „Ich weiß es nicht, Fräulein. Auf jeden Fall nicht durch eine Lawine. Fräulein entschuldigen mich nun, ich muss meiner Arbeit weiter nachgehen und Ihr Vater erwartet sie.“ Er deutete eine Verbeugung an und verschwand im Saal. Ich stand im verlassenen Flur und dachte angestrengt nach. Keine Lawine, aber Mutter war tot. Vater hatte gelogen und er hatte sie als Hexe beschimpft. Es fiel mir wie Schuppen von den Augen. Er hatte sie beseitigt, sie war ihm lästig geworden! Eine unbeschreibliche Wut stieg in mir hoch und ich setzte mich einen kurzen Moment, um die Beherrschung über mich wieder zu erlangen. Als ich mich beruhigt hatte, war ich zu meinem Vater gegangen. Und sobald ich ihn sah, den Mörder meiner Mutter, meinen eigenen Vater, begann es in mir erneut zu brodeln. Aber noch konnte ich mich beherrschen. Ich setzte mich damals in genau den gleichen Stuhl wie heute und wartete darauf, dass mein Vater redete. Es dauerte, aber ich blieb ruhig. Noch. Dann wandte er sich zu mir um und begann zu sprechen: “Ich habe dir gesagt, du würdest die magischen Fähigkeiten deiner Großmutter und deiner Mutter erben. Aber jetzt ist es nicht mehr möglich. Ich habe all die magischen Sachen verkauft.“ Sein Ton war komisch, aber seine Augen hasserfüllt und zu Schlitzen zusammengezogen. Als er weitersprach, wurde sein Gesicht zu einem hässlichen Grinsen. „Dir ist es ab sofort verboten, die Gegenstände deiner Großmutter anzufassen! Auch der Gang auf den Dachboden ist dir verwehrt! Und wenn du nicht gehorchst…“ Er kam bedrohlich nahe auf mich zu und holte aus. Im nächsten Augenblick schmerzte meine Wange von der Wucht seines Schlages. „Ich hoffe wir haben uns verstanden!“; sagte er verächtlich auf mich herabblickend. Beinahe hätte ich die Beherrschung verloren, aber dann nickte ich. „Verschwinde jetzt aus meinen Augen!“; brüllte er und ich beeilte mich aus dem Zimmer zu kommen. Auch damals war ich durch den großen Saal in mein Turmzimmer gerannt. Wie heute. Ich öffnete die Tür und knallte sie danach zu. Dann schrie ich, weil ich einfach schreien musste. Bald darauf hörte ich Schritte, die die Treppe eilig heraufrannten und bald klopfte es gegen meine Tür. „Fräulein, Fräulein! So hören sie doch auf zu schreien!“, rief Florian. Aber ich schrie weiter bis ich nicht mehr konnte und mich erschöpft auf mein Bett fallen ließ. Dann weinte ich, aber Florian ließ ich nicht herein, dass er mich tröstete. Er klopfte zwar immer wieder gegen die Tür, aber bald hörte ich das nicht mehr, denn ich war in einen unruhigen Schlaf gefallen. Ein Blitz erleuchtete mein Zimmer, Donner folgte. Der Wind rüttelte mit Wucht an den Fenstern und ich wälzte mich unruhig in meinem Bett. Ich schlief, aber ich träumte davon, wie mein Vater meine Mutter umbrachte. Blut floss überall und ich sah sein hämisches Grinsen. Ein heftiger Windstoß stieß das Fenster auf und ließ mich aus dem Schlaf hochschrecken. Keuchend vor Schreck versuchte ich mich zu beruhigen. Langsam stand ich auf und ging zum Fenster um es zu schließen. Doch der Wind blies mir stark entgegen, ich kam nicht zum Fenster. Erst jetzt bemerkte ich aus dem Augenwinkel eine geisterhafte Gestalt in der Ecke. Langsam drehte ich meinen Kopf zu dieser um und spürte wie mir der Angstschweiß auf die Stirn trat. Ich wollte schreien, aber die Stimme blieb mir im Hals stecken. Der Geist lächelte, es war eine alte Frau. „Bleib ruhig, Ana.“ Ana? So hatte mich laut Florian nur eine genannt. „Großmutter? Aber wie…“ „Stell keine Fragen, ich habe nur diese eine Nacht. Bitte setzt dich Ana.“ Ich setzte mich vorsichtig auf mein Bett und behielt diesen „Großmutter-Geist“ dabei im Auge. „Ana, hör gut zu was ich dir jetzt erzähle. Ich kann es dir nur dieses eine Mal erzählen. Kein weiteres, verstanden?“ Ich nickte. „Gut. Ich weiß, du hast herausgefunden, dass dein Vater für den Tod deiner Mutter verantwortlich ist. Er ist auch für den Meinen verantwortlich. Aber genau wie ich jetzt die erschienen bin, bin ich ihm erschienen. Er wollte alle meine Sachen verkaufen, aber dann hättest du sie nicht mehr erben können. Ich riet ihm die Sachen ja nicht zu verkaufen, denn ich würde dafür sorgen, dass jemand die Wahrheit über ihn rausbringen würde. Er würde alles verlieren: seine Arbeit, seinen Ruf und sein Geld, einfach alles.“ „Aber er hat doch alles verkauft von deinen Sachen…“, erwiderte ich. „Nein, Ana. Das hat er dir erzählt, damit du nicht genauso wirst. Die Sachen sind auf dem Dachboden, deswegen darfst du auch nicht dort hingehen.“ Der Geist lächelte. „Also, wo war ich stehen geblieben? Ach ja, genau. Ich erzählte ihm nicht nur das, Ana. Ich sagte zu ihm: ‚Jede Münze hat zwei Seiten, Schwiegersohn. Aber die Zahlseite ist dein Verderben!’ Ich sollte ihm das erklären, also tat ich das: ‚Ich werde meinen Geist in die alte Silbermünze sperren und dich im Auge behalten! Sollte die Münze von einer von dir unterdrückten Person jemals auf Zahl gedreht werden, werde ich kommen und dich verfluchen! Kurz danach wird dein Leben zu Ende gehen, dafür sorge ich!’ Er hat vor Angst gezittert, aber seine Augen waren hasserfüllt.“ „Aber, er…“ „Er hat gelogen, Ana. Er hat dich ständig belogen, liebes Kind.“ Die Wut und der Hass begannen in mir zu pulsieren und zu brodeln, aber ich unterdrückte es bewusst um nicht die Beherrschung zu verlieren. „Ich habe nicht mehr viel Zeit, Ana. Du musst bald die Treppen zum Dachboden raufgehen. Dort, in der hintersten und dunkelsten Ecke, findest du ein Regal. Alle Zaubergegenstände, die ich und deine Mutter besessen haben sind dort.“ „Aber wie komme ich denn auf den Dachboden? Ich weiß nicht wo die Tür ist…“, fragte ich verunsichert. „Am Ende des großen Saales befindet sich eine Tür, sie führt hinauf zum Dachboden. Aber es gibt kein Licht, Kind. Und sei vorsichtig, die Treppe ist nicht mehr die Beste. Es wird Zeit, ich muss gehen.“ Der Geist wurde immer unsichtbarer und verschwamm vor meinen Augen, aber noch war er da. „Eins noch, Ana: Dreh die Münze auf die Zahlseite, wenn es nötig ist! Aber lass es ihn nicht merken, sonst ist deine Chance vertan!“ Die Stimme hallte im Zimmer wieder und der Geist verschwamm ganz. Ich konnte sie nicht aufhalten. Ein eisiger Wind tobte, dann schloss sich das Fenster und ich schlief ein, von der Müdigkeit besiegt. Am Morgen blinzelte mir die Sonne in mein Gesicht und ich stand auf. Verschlafen zog ich ein schlichtes, bis zu den Knien reichendes Kleid an, steckte meine Taschenlampe ein. Die Münze hatte ich in einem kleinen Umhängebeutelchen verpackt. Leise ging ich in den Saal. Er war riesig und lang. Am anderen Ende sah ich die Tür und lief los. Alles von gestern erschien mir wie ein Traum, aber trotzdem wusste ich, dass dieser Geist wirklich da gewesen war. Denn die Tür war ja auch da und sie führte zum Dachboden. Langsam öffnete ich die Tür als ich angekommen war. Sie knirschte verräterisch, aber niemand bemerkte mich. Als ich langsam in die Dunkelheit ging, schlug mir eine feuchte Luft entgegen und der Staub vom Boden wirbelte auf. Ich suchte nach meiner Taschenlampe und schaltete sie ein. Eine lange Treppe führte nach oben. Sie war etwas morsch von der Feuchtigkeit und so ging ich vorsichtig hoch. Die Treppe erschien mir endlos lang, aber ich ging weiter, bis ich endlich zu einer Tür kam. Auch diese öffnete ich vorsichtig. Sie knirschte noch viel mehr als die Andere, aber unten im Saal blieb alles still. Ich ging hinein und sah mich um. Hier war es staubig und die Luft war stickig geworden. In einer Ecke war eine Truhe, in der lauter Kleidungstücke meiner Großmutter und meiner Mutter waren. Sonst standen hier noch sehr alte Möbel. Aber in der Ecke rechts neben der Tür, ganz im Dunklen verborgen, stand das Regal. Ich ging vorsichtig hinüber, die Dachbretter knirschten bedrohlich. Endlich erreichte das Licht meiner Taschenlampe das Regal und ich war erstaunt. In dem Regal standen wunderschöne Bücher, in nachtblauen Einbänden und mit silbernen Runen verziert. Amulette und magische Steine glänzten im Licht der Taschenlampe und auf dem Boden fand ich einen roten Umhang mit goldenen Runen. Langsam ging ich näher und sah mir ein Amulett genauer an. Ein nachtblauer Stein an einem Lederband. Ich bemerkte einen Zettel daneben. ‚Für Ana, zum Schutz’, stand darauf. Ich nahm den Stein vorsichtig in die Hand und hängte mir das Amulett um den Hals. Ich spürte die Energie fließen und wusste, dass noch viel mehr hinter dem Stein steckte. Ich steckte das Amulett unter mein Kleid, sodass es niemand sehen konnte. Ich wollte mich weiter umschauen, die Bücher, die Amulette und den Umhang erforschen, aber es kamen Schritte hoch. Hastige, wütende Schritte. Und schon wusste ich, dass es mein Vater war. Wieder kam der Hass. Warum hatte er all das vor mir verborgen? Es konnte ihm doch egal sein, was aus mir wurde! Die Tür sprang auf und mein Vater kam auf mich zu. Wieder durchzuckte mich Schmerz in meiner Wange, als er zuschlug. Er packte mich am Arm und zerrte mich die Treppe runter. Ich wehrte mich wortlos, aber es half nichts, er zerrte weiter. „Lass mich los!“, schrie ich nun völlig aufgebracht. „Halt deinen Mund, du gottverdammtes Kind! Ich habe dir verboten auf den Dachboden zu gehen und du hast dich nicht daran gehalten, nun wirst du die Konsequenzen tragen!“ Wieder schlug er mich. Aber ich wollte nicht still sein! „Dir kann es doch egal sein, wenn ich eine Hexe werde! Du hast dich nie für mich interessiert! Nie!“ Er funkelte mich hasserfüllt an, aber sagte nichts mehr sondern zerrte mich weiter in den Saal. Dort ließ er mich los und schlug wieder zu. Ich konnte nicht mehr und ich wollte nicht mehr. Dann erinnerte ich mich an die Worte, die mir Großmutter gesagt hatte: ‚Dreh die Münze auf die Zahlseite, wenn es nötig ist! Aber lass es ihn nicht merken, sonst ist deine Chance vertan!’ Ich zog langsam die Münze aus der Tasche, und legte sie unter meiner Hand auf die Kopfseite. Ich musste lächeln. Jetzt würde alles vorbei sein und nie wieder müsste ich seine Schläge dulden. Ich sah zu Vater auf. Er wollte gehen und mich hier lassen. „Geh nie wieder auf den Dachboden, du weißt, dass ich diesen Ungehorsam nicht länger dulde!“ „Sicher, Vater“, sagte ich mit Ironie in der Stimme, aber anscheinend bemerkte er das nicht. ‚Jetzt!’, dachte ich und sagte: „Jede Münze hat zwei Seiten, Vater! Aber die Zahlseite ist dein Verderben!“ Erschrocken drehte er sich um und sah die Münze. Ich drehte sie langsam auf die Zahlseite, genüsslich meinen Triumph ausspielend. „Nein! Tu das nicht!“ Aber es war zu spät. Ein gleißendes Licht ging von der Münze aus und schoss auf meinen Vater zu, der panisch anfing zu schreien. Danach verschwand es und mit dem Licht die Münze. Mein Vater war stumm, doch dann fing er hämisch an zu lachen. „Na, wo ist mein Verderben jetzt?“ Die Wut und der Hass stiegen in mir empor wie glühende Lava in einem Vulkan. Der Ausbruch war nicht zu verhindern, ich ging auf meinen Vater los, als wäre ich verrückt. Aber ich konnte mich nicht mehr halten, all die Jahre, die Schläge, der Tod meiner Mutter! Er hatte mein Leben zur Hölle gemacht und dafür sollte er büßen! Florian und Marie platzten in den Saal und hielten mich auf. Ich wehrte mich, aber wieder half es nichts. Mein Vater verschwand in seinem Zimmer und mich sperrte man in das Meine, denn mein Ausbruch war nicht vorbei. Ich wollte mich nur noch ein meinem Vater rächen für all das, was er mir angetan hatte. Ich schlug gegen die Tür, versuchte sie aufzubekommen, aber ich war zu schwach. Langsam wurde mein Blick wieder klar und ich fing an zu weinen. Warum hatte das mit der Münze nicht geklappt? Warum hat Großmutter mich auch belogen? Alles schien nun hoffnungsloser als vorher. Plötzlich hörte ich einen markerschütternden Schrei. Ich fuhr auf und ging zur Tür, hoffte Florian würde öffnen. “Florian?! Was ist denn da los?“ „Oh mein Gott, Fräulein. Kommen Sie schnell, Ihr Herr Vater!“, sagte Florian, als er meine Tür öffnete. Schnell ging ich die Treppen hinunter und lief den langen Flur entlang in das Zimmer meines Vaters. Entsetzt starrte ich auf den Boden. Alles war voller Blut und mein Vater lag mitten drin. Einerseits war ich froh, die Münze hatte seinem Leben ein Ende gesetzt. Andererseits war es schwer, denn nun war ich allein. „Er hat sich umgebracht!“, sagte Marie erschüttert. „Ich rufe Tante Margret an.“, rief Florian auf dem Weg zum Telefon. Ich stand einfach nur da und blickte auf die Leiche bis mich jemand in die Arme nahm und ins Nebenzimmer des Saales führte. Alles war vorbei… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)