For the Pain von Turbofreak (alles wird sich ändern) ================================================================================ Kapitel 1: Neuanfang -------------------- Ich schon wieder *g* Es geht weiter, hier nun das erste Kapitel von "For the Pain". Diese FF dürfte wieder etwas länger werden, es gibt einige Punkte von "Thunder" abzuarbeiten und einiges für die Freunde zu regeln. Ich wünsche viel Spaß und möchte noch kurz los werden, dass weder die Charaktere (außer Chris, Laura, Seiji, Hiromi und Sarah) noch der Autohersteller, der hier erstmals namentlich genannt wird, mir gehören. Sie sind lediglich geliehen *g* For the Pain Mit einer dampfenden Teetasse stand sie an der Glasfront und blickte in die Nacht hinaus. Es war wieder eine dieser Nächte, in denen sie kein Auge zutun konnte. Es schwirrte ihr einfach zu viel im Kopf herum. Eigentlich war sie glücklich. Aber in diesen Nächten keimten immer wieder Zweifel und nagende Gedanken in ihr auf. Chris war nicht zuhause, er hatte es kaum ein halbes Jahr ohne das Rennfahren ausgehalten, nun war er wieder mit seinem Team unterwegs und kam nur sporadisch zu Besuch. Ihr Freund war gerade in New Witchita unterwegs, einen neuen Wagen für ein neues Team testen. April schloss die Augen und schüttelte ihren gesenkten Kopf. Sie hätte es wissen müssen. Aber immerhin war Chris noch öfter bei ihr, als es Fireball war. Der junge Japaner kam ihr immer dann in den Sinn, wenn sie Zeit hatte. Zeit zum Nachdenken und Zeit für sich alleine. Und meistens kam er ihr in den Sinn, wenn Chris nicht hier war. Im Hintergrund lief leise die CD, die der Rennfahrer in jener Nacht bei ihr liegen gelassen hatte. April fragte sich manchmal, ob es richtig gewesen war, sich mit Chris zusammen zu tun. Er wohnte mittlerweile bei ihr und passte auf die Blondine auf, so gut es ihm möglich war. April empfand tiefe Zuneigung für Chris, aber sie wusste nicht, ob es die gleichen Gefühle waren, die sie auch Fireball entgegen brachte. Die Zeit mit Chris war wunderschön. Er ließ sie alles um sich herum vergessen, brachte sie mit seiner Art zum Lachen und bescherte ihr unglaubliche Glücksmomente. Wenn er bei ihr war, vergaß sie Fireball vollkommen. Doch in diesen Nächten, in denen sie am Fenster stand, in ihrer ansonsten dunklen Wohnung, und sie auf die Sterne Yumas blickte, dachte sie an den Mann weit weg von hier. Sie wusste nicht, wie es ihm ging, er hatte sich seit ihrer Abreise aus Tokio nicht mehr gemeldet und sie selbst hatte nicht den Mut aufgebracht, ihn einmal anzurufen. Manchmal kam ihr die Anzeige wieder in den Sinn und es schien, als hätte sich alles klären lassen. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass nun, ein halbes Jahr nachdem sie alle ihre Aussagen machen mussten, noch eine Verhandlung anberaumt wurde. April war froh, dass sich auch mit Colt und Chris wieder alles eingerenkt hatte. Die beiden Streithähne hatten sich monatelang nicht angesehen, geschweige denn miteinander gesprochen. Überhaupt hatte sich nach diesem Grillfest einiges geändert. Robin zum Beispiel bedachte Chris immer noch mit strafenden und mahnenden Blicken, sie konnte dem Rennfahrer nicht verzeihen, wie er sich über Fireball geäußert hatte. Sie sprach mit dem Freund von April nur über Alltägliches, sie ließ ihn an ihrem Leben nicht mehr teilhaben. Und das bekam auch April zu spüren. Denn auch sie erfuhr bei Weitem nicht mehr soviel, wie sie es früher getan hatte. Offenbar hatte Chris die blonde Lehrerin immens gekränkt. Saber und Synthia spielten bei dem ganzen Theater immer die Rolle der Beobachter. Die beiden hielten sich aus allem raus, egal was es auch war. Sie wollten nicht immer wieder zwischen die Fronten geraten, so wie an diesem Grillabend. Saber hatte für sich entschieden, niemanden mehr einen Ratschlag zu erteilen und auch Synthia hatte aufgegeben, an die Vernunft zu appellieren. Die beiden Rider hatten im Moment ohnehin Wichtigeres zu tun, als sich auf irgendwelche Streiterein einzulassen. Saber richtete in seiner freien Zeit das Kinderzimmer ein, und hatte somit wenig bis gar keine Zeit mehr für seine alten Kollegen. Synthia würde in den nächsten Tagen oder Wochen ihr erstes Kind zur Welt bringen. April selbst war mit ihrer Arbeit ziemlich fertig. Der neue Ramrod glänzte wie ein neuer Pfennig und auch seine Kinderkrankheiten hatte sie ihm längst ausgetrieben. Die Testflüge machte allerdings eine andere Crew, die unter Mandarins Leitung stand. Der Sterncaptain war nach zahlreichen Missionen im Universum endlich wieder heimgekehrt und schien nun eine Weile auf Yuma verbringen zu dürfen. Ihre Gedanken drifteten in die unendlichen Weiten ab, immer wieder tauchten verschwommene Erinnerungen darin auf, die allesamt keinen Sinn ergaben. April würde wohl irgendwann mal Urlaub machen müssen. Das war die Idee! Die Blondine vermerkte sich in ihrem Kalender, den sie nur in ihrem Geiste führte, bei der nächsten Gelegenheit einfach die Koffer zu packen und zu Chris zu fliegen. Das würde sie aus ihrem Alltagstrott reißen und ihr gleichzeitig die Gelegenheit geben, mal andere Techniken kennen zu lernen. Vielleicht konnte sie sich bei den Autobauern noch was abgucken, was auch für Ramrod III ganz nützlich war. Es war ein wunderschöner Herbsttag, allerdings bekam der Junge auf dem Beifahrersitz von dem herrlichen Wetter nichts mit. Seine Chauffeurin hatte ihm die Augen verbunden und ihm erklärt, er solle sich einfach fallen lassen und entspannen. Aber das war alles andere als einfach mit einer Augenbinde. Fireball war immer schon ein schlechter Beifahrer gewesen, was daran lag, dass er bis zu seinem Unfall immer selbst gefahren war, und wenn er nun nicht einmal sehen konnte, was Laura im Stadtverkehr so trieb, beruhigte ihn das nicht gerade. Er wusste, die junge Frau schnitt öfters einem anderen Fahrer auf der Kreuzung heraus, oder missachtete rote Ampeln. Aber er musste sich wohl oder übel seinem Schicksal fügen, immerhin wollte ihn die junge Rechtsanwaltsgehilfin überraschen. Seit Tagen tat sie geheimnisvoll, wenn er sie fragte, was sie am Sonntag mit ihm vor hatte. Nun war Sonntag Nachmittag und er hatte immer noch keinen Schimmer was los war. Seine Mutter hatte natürlich bei dem ganzen Schauspiel mitgespielt und kein Sterbenswörtchen ausgelassen. Genervt seufzte Fireball und schlug sich mit der rechten Hand auf den Oberschenkel: „Ich hoffe für dich, dass ich die Überraschung noch erlebe. Du fährst wie der letzte Henker, Laura!“ „Woher willst du das wissen, du siehst doch gar nicht, wie ich fahre!,“ empört beschleunigte Laura den Wagen. Shinji hingegen raunte: „Ich sehe zwar nichts, aber ich fühle, wie du die Gänge reindrückst. Die arme Kupplung!“ „Wir sind fast da, Shinji. Denk nicht so viel darüber nach und lass es auf dich zukommen. Es wird dir sicherlich gefallen.,“ Laura ließ sich nicht aus der Reserve locken. Nein, diese Überraschung hatte sie schon wochenlang geplant, endlich spielten sowohl das Wetter als auch die Umstände mit. Für diese Überraschung war es wichtig, dass alles passte. Mit leise quietschenden Reifen bog die schwarzhaarige Frau ab und parkte das Auto so nahe wie möglich. Sie wollte Fireball eine Freude machen, sie wusste, er würde, wenn er denn schon wieder könnte, Luftsprünge machen, wenn er das Geschenk sah. Nach dem Zwischenfall auf dem Friedhof war Shinji nur noch enger mit Laura verbandelt, allerdings waren sie nach wie vor nur Freunde, was Laura ein bisschen bedauerte. Der Polizist hatte sich die darauffolgenden Monate wieder mehr und mehr in eine positive Richtung gearbeitet, auch wenn seine Füße nicht mitspielen wollten. Er war nach wie vor auf Krücken angewiesen und brauchte an manchen Tagen auch noch Schmerzmittel. Aber alles in Allem ging es ihm jeden Tag ein bisschen besser. Nervös vor lauter Vorfreude auf Shinjis Gesichtsausdruck, stieß Laura die Fahrertür auf und stieg aus. Sie half Fireball beim Aussteigen und drückte ihm seine Krücken in die Hände. Ihre Hand legte sich mit leichten Druck auf Fireballs Schulter und mit freudiger Stimme verkündete Laura: „Du wirst Augen machen, das verspreche ich dir, Shinji.,“ ganz sachte drehte Laura den jungen Mann noch in die richtige Richtung, ehe sie ihm die Augenbinde abnahm: „Tadaa!“ Fireball blieb wie angewurzelt stehen, er rührte sich keinen Millimeter. Er befand sich in der Boxengasse der Rennstrecke von Suzuka, vor ihm stand ein nagelneuer Tourenwagen, daneben jede Menge Leute, die er aus früheren Tagen noch kannte und das Kuriose an der ganzen Sache war: Seiji und Sarah, seine Mutter und auch Dr. Shirota standen bei den Mechanikern. Fireball brachte kein Wort heraus, er blinzelte nur verwirrt. Der Tourenwagen vor ihm war pechschwarz, mit einem silbernen Schriftzug darauf, welcher sein Name in Kanji-Schriftzeichen war. Er wusste nicht, wie er reagieren oder was er sagen sollte. Fireball war von dem ganzen Aufmarsch ehemaliger Kollegen und Freunde beeindruckt. Ungläubig las er die Schriftzeichen seines Namens immer wieder. Es konnte nur ein Traum sein. Die letzten Monate waren immer wieder eine Zerreißprobe für Fireballs Nerven gewesen, es war sozusagen der erste Lichtblick seit dem Aufbruch der Star Sheriffs gewesen. Die Umstehenden starrten gebannt auf Shinji. Sie waren nervös, wollten endlich wissen, was er zu diesem Geschenk zu sagen hatte. Aber er blieb stumm wie ein Fisch. Stattdessen setzte er sich langsam in Bewegung und nahm den Wagen in Augenschein. Auf der Heckscheibe stand in roten Lettern sein Kosename „Fireball“ geschrieben. Es sprang einem direkt in die Augen, bei den verdunkelten Heckscheiben setzten sich die Letter enorm gut ab. Shinji bückte sich kurz und schmunzelte. Am Heck prahlten nicht nur zwei einzelne sondern zwei Doppelauspuffe mit den PS des Wagens. Fireball schätzte den Wagen auf gute dreihundert oder vierhundert PS. Er wusste, dass sein altes Team keine Auspuffblenden verwendete. Die Spiegel waren verchromt und glänzten in der Nachmittagssonne. Die Alufelgen der Fünfzehnzollreifen standen den Außenspiegeln um nichts nach. Die fünf dicken Speichen der Alufelgen waren leicht gewölbt, was dem Japaner ein entzücktes Lächeln entlockte. Langsam tappte er weiter Richtung Motorhaube. Wieder bückte er sich leicht und stellte breit grinsend fest, dass die Lufteinlässe für den starken Motor wie Haifischkiemen an den Seiten lagen. Es gefiel ihm außerordentlich gut und er fand, dass es diesem Modell hervorragend stand. Vorne blinzelten ihm zwei Klarglasscheinwerfer entgegen, die mit feinsten Xenonbirnen bestückt waren. Fireball konnte deutlich die Blinker erkennen und schloss daraus, dass dieser Wagen vor ihm eine Straßenzulassung erhalten hatte. Etwas weiter unter den normalen Scheinwerfernd, genauer gesagt, im Frontverbau des Wagens, befanden sich noch zwei kleine runde Nebelscheinwerfer. Der Wagen gefiel ihm unheimlich gut, er erinnerte ihn fast an seinen ersten Wagen, der ebenfalls pechschwarz war. Fireball glaubte sich daran zu erinnern, dass sein erster Wagen seines Werksherstellers das Vorgängermodell dieses Wagens vor ihm war. Endlich lenkte Fireball seinen Blick vom Auto weg und auf die Menschen in der näheren Umgebung. Er musterte kurz die gespannten Gesichter und erkannte mitten unter ihnen seinen Rennsportdirektor, den er das letzte Mal kurz vor seinem Unfall auf Yuma gesehen hatte. Damals hatten die beiden einen Streit ausgefochten, weil sich Fireball strikt geweigert hatte, auf den Ball zu gehen. Fireball verzog das Gesicht sorgenvoll und marschierte auf Scott zu. Er nahm die Krücke von der rechten Hand auf die linke dazu und streckte Scott die Hand entgegen. Beschämt senkte er den Blick und murmelte: „Ich hätte mich schon längst bei dir entschuldigen sollen, Scott. Es tut mir leid.“ Der Mann Mitte vierzig nahm die dunkle Sonnenbrille ab und ergriff grinsend die Hand des Japaners. Seine dunkelblonden Haare glänzten in der Sonne und ließen Scott einige Jahre jünger aussehen, als er tatsächlich war. Mit warmer Stimme antwortete er: „Ist schon gut, Shinji. Heute kann ich dich sehr gut verstehen.,“ Er machte eine kurze Pause und deutete auf den Wagen: „Gefällt er dir? Wenn nicht, wäre schade, er gehört nämlich dir.“ Überrascht griff Fireballs Hand fester um Scotts und er stotterte: „Aber wofür? …Ich bin doch nicht mehr bei Mitsubishi. …Außerdem kann ich nicht, ich meine… seit meinem Unfall… ich bin doch nur noch Beifahrer. Ich darf keinen Wagen mehr fahren.“ Scott nahm Fireball breit grinsend an den Schultern. Immerhin wusste er mehr als Fireball und den Triumph über den Japaner kostete er in vollen Zügen aus. Er packte Fireball also und schob ihn in Richtung der Box des Teams. Dort wartete bereits ein zweiter Wagen auf die beiden Männer und Scott erklärte ihm: „Ob du fahren kannst oder nicht, werden wir gleich sehen. Du erinnerst dich noch an den Wagen hier? …Der ist wie ein Fahrschulauto, sprich hat auch auf der Beifahrerseite Gas- und Bremspedal. Wir beide drehen jetzt eine Runde und dann sehen wir, ob du fahren kannst. Aber ich denke mal, so ein Talent wie deines geht so schnell nicht verloren.“ Verwirrt und überrumpelt ließ sich Fireball von Scott zum Traineeauto schieben. Er war nicht fähig, ihn abzuwimmeln oder die anderen um eine Meinung zu fragen. Aber eines wusste er, wenn er heil aus dem Wagen aussteigen sollte, würde Laura dafür die Quittung kassieren. Sie konnte ihn doch nicht einfach ohne ärztliches Okay hinter das Steuer eines Wagens setzen! Mit zittrigen Händen setzte er sich in den Wagen und strich über das Lenkrad. Er fühlte sich wie bei der Führerscheinprüfung. Scott nahm neben ihm auf dem Beifahrersitz platz und streckte ihm die Zündschlüssel entgegen: „Die brauchst du noch, schieben wollen wir die Kiste ja nicht!“ Fireball nickte und nahm Scott die Schlüssel ab. Gezielt steckte er ihn ins Zündschloss und drehte ihn um. Er hatte die Kupplung gedrückt und stand zusätzlich auf der Bremse, so wie er es immer tat, wenn er ein Auto startete. Der Motor heulte kurz auf und der Japaner drehte den Kopf noch einmal zu Scott. Er wollte die Zustimmung von ihm haben, denn immerhin wusste er nicht genau, ob er fahrtauglich war. Deshalb sollte Scott bereit sein, er sollte eingreifen können, wenn es nicht klappen sollte. Der Rennsportdirektor nickte aufbauend und Fireball löste die Handbremse. Er sah sich noch einmal kurz den Wagen an, wo die einzelnen Anzeigen waren und wie die Gangschaltung funktionierte. Dann legte er den ersten Gang ein und nahm den Fuß von der Bremse. Es fühlte sich merkwürdig an, wieder hinter dem Steuer eines Rennwagens zu sitzen. Aber es war ein gutes Gefühl, soviel stand fest. Fireball hätte sich nie träumen lassen wieder ein Auto zu fahren. Aber nachdem er im Yuma Bay Hospital aufgewacht war, hatte er ja an gar nichts mehr geglaubt und dennoch war er ein knappes Jahr nach seinem Unfall doch wieder in der Lage, sich auf seinen eigenen Beinen fortzubewegen. Ganz langsam und vorsichtig rollte der Wagen aus der Boxengasse und ein Mechaniker begleitete die Freunde zur Tribüne, von der aus sie die Jungfernfahrt von Shinji beobachten konnten. Laura schlug das Herz bis zum Hals, sie betete, dass Shinji wieder ein Auto fahren konnte. Sie hoffte es so sehr. Diese Aktion war hauptsächlich auf ihrem Mist gewachsen. Sie hatte Dr. Shirota angerufen und um sein Einverständnis gebeten, ehe sie sich mit der Rennleitung von Mitsubishi in Verbindung setzte. Bei Shirota war sie auf Skepsis gestoßen, allerdings konnte er lediglich die Bedenken äußern, dass Shinji vielleicht Schmerzen haben könnte, wenn er so früh wieder in einen Wagen stieg. Bei Mitsubishi war die Sache ganz anders gewesen. Scott hatte sie zurückgerufen, nachdem die Sekretärin Laura barsch abgewimmelt hatte. Er hatte sich vielmals bei ihr entschuldigt, nicht alle in der Firma wüssten, dass sie wirklich eine gute Freundin von Shinji Hikari war. Als sie Scott von ihrem Vorhaben erzählt hatte, war dieser sofort Feuer und Flamme für das Spektakel gewesen. Er hatte alles weitere organisiert und den Wagen schenkte ihm die Firma. Eigentlich war Shinji nie bei Mitsubishi ausgetreten, lediglich wegen seinem Unfall war allen klar gewesen, dass er nie wieder Rennen fahren würde. Aber so konnte man sich täuschen. Seiji, Sarah und Hiromi hielten Fireball die darauf folgenden Wochen von allem fern, was mit Mitsubishi zu tun haben könnte. Vor allem Seiji hatte alle Hände voll damit zu tun, denn seine Kollegen warteten immer wieder mit diesen Motorsportzeitschriften auf. Laura war auf diese Idee gekommen, weil sie Shinji eines Nachmittags vor dem Fernseher vorgefunden hatte, an einem Sonntag, beim schönsten Wetter. Traurig hatte er den Grand Prix von Spa verfolgt. Erst da war Laura aufgefallen, wie schwer es Fireball fiel, nicht mehr aktiv im Renngeschehen dabei zu sein. Auch da war ihr zum ersten mal eingefallen, wie schlimm es für ihn sein musste, nicht mehr selbst hinter dem Steuer sitzen zu können, sei es nun auf der Rennstrecke oder im Straßenverkehr. Und nun stand sie auf der Tribüne und beobachtete, wie Shinji verhalten und vorsichtig die erste Runde drehte. Es gefiel ihr und sie hoffte, dass Scott nicht allzu viel nachhelfen musste. Stahlblaue Augen strahlten ihm entgegen. Ängstlich und zugleich überglücklich nahm er sich dem Wesen an. Sein Sohn! Synthia hatte ihm einen Sohn geschenkt. Der Junge hatte Sabers Augen und die Haare seiner Mutter. Er war wunderschön wie Saber fand. Dieses kleine Etwas, das locker auf seinem Unterarm Platz hatte, war sein eigen Fleisch und Blut. Er war für das Wohlergehen seines Nachwuchses verantwortlich und er würde alles in seiner Macht stehende tun, um dem kleinen Matthew ein erfülltes Leben zu geben. Der Anführer der ehemals besten Truppe im KOK stand bei seiner Frau am Krankenbett und hielt seinen Sohn, der vor wenigen Augenblicken das Licht der Welt erblickt hatte, im Arm. Matthew sah noch etwas zerknittert aus, aber es war schon deutlich zu erkennen, dass er Saber wie aus dem Gesicht geschnitten war. Synthia war von der Geburt ziemlich mitgenommen, aber es ging ihr gut. Sie hatte die Strapazen gut überstanden. Müde, aber glücklich, legte sie ihre Hand auf die von Saber und strahlte ihn an. Der Moment war vollkommen. Auch wenn Saber ganz und gar nicht darauf vorbereitet gewesen war. Die Wehen hatten mitten in der Nacht eingesetzt, einige Wochen zu früh, wie Saber fand. Voller Sorgen hatte er Synthia eingepackt und sie ins Krankenhaus gefahren. Alles war gut gegangen. Nun graute der Morgen und alles war vorbei. Obwohl, es fing gerade erst an, wie Saber verträumt feststellte. Es war der Anfang einer kleinen Familie, was er heute Nacht erlebt hatte. Es war der Anfang eines weiteren Lebensabschnittes, der Saber und Synthia viel Kraft kosten würde, sie aber reichlich dafür entlohnen würde. Als Synthia eingeschlafen war, legte Saber den kleinen Jungen in seine Wiege und verließ leise das Zimmer. Er stolperte völlig gedankenverloren in die Cafeteria, wo er sich eine große Tasse Kaffee bestellte und zu seinem Kommunikator griff. Er war gespannt, ob zu dieser Uhrzeit überhaupt jemand wach war, aber er hatte ihnen versprochen, sich zu melden, wenn es soweit war. Unerwartet schnell meldete sich am anderen Ende der Leitung jemand: „Guten Morgen, Säbelschwinger!“ „Matthew,“ mehr wollte Saber nicht sagen. Er fand, das sagte alles aus. Saber fühlte sich, als würde er im Kreis lachen, aber es waren einfach nur diese Glücksgefühle, die er im Moment erlebte. Und er wollte seine Freunde daran teilhaben lassen. Die Blondine saß am Fenster und beobachtete die aufgehende Sonne, als Saber sie angerufen hatte. Mit diesem Namen, den er ihr genannt hatte, konnte sie gar nichts anfangen. Mit nicht nur einem Fragezeichen auf dem Gesicht kratzte sie sich hinterm Ohr: „Welcher Matthew?? …Saber, warst du die ganze Nacht in irgendwelchen Lokalen unterwegs?“ Amüsiert schüttelte Saber den Kopf und antwortete April: „Mein Sohn. Matthew ist mein Sohn. Ich bin jetzt offiziell Papa Rider, Süße!“ Verzückt sprang April von ihrem Platz auf und stieß einen Freudenschrei aus: „Was? …Oh, Saber. Das ist ja Wahnsinn, ich gratuliere dir und Synthia von ganzen Herzen. Das ist ja… mir fehlen die Worte, Boss.“ Saber erzählte ihr noch kurz die wichtigsten Details über Matthew, ehe er das Gespräch beendete und Colts Nummer anwählte. Bei dem dauerte es schon Hausecken länger, bis der gewünschte Teilnehmer endlich abhob. Und das auch noch ziemlich gereizt: „Wenn es nicht wichtig ist, reiß ich dir den Kopf ab, Saber!“ Doch Saber beeindruckte Colts Gehabe nicht im Geringsten. Der war schon immer ein ausgesprochener Morgenmuffel gewesen und diese Drohungen waren allesamt leere Drohungen, die er noch nie in die Tat umgesetzt hatte. Der blonde Schotte erklärte: „Es sind zwar keine Outrider aber es ist mindestens genauso wichtig. 52 Zentimeter groß, dreieinhalb Kilo schwer und heißt Matthew. Colt, ich gehöre nun auch zum Club der Väter!“ Es dauerte eine Weile, bis sich Colt wieder bemerkbar machte. Anscheinend waren das nicht die Nachrichten gewesen, auf die der Kuhhirte blitzschnell reagieren konnte. Als ihm allerdings klar wurde, was Sabers Worte zu bedeuten hatten, entrang sich auch seiner Kehle ein grölendes „Yehaa, ich gratulier dir recht herzlich, alter Schwede du!!“ Saber konterte lachend: „Schotte, ich bin Schotte, Colt!“ Zu guter letzt wählte Saber auch Fireball an, immerhin hatte der genauso darum gebeten. Allerdings erhielt er keine Antwort, der Rennfahrer ging nicht ran. Doch etwas enttäuscht verstaute der Schotte sein Gerät wieder und nippte an seinem Kaffee. Er redete sich ein, dass Fireball vielleicht gerade in einer Besprechung saß oder schlief, die Zeitverschiebung hatte der Säbelschwinger immer noch nicht im Griff. In Windeseile hatte sich April was übergezogen und war aus der Wohnung gestürmt. Sie wollte zu Saber ins Krankenhaus, diese Good News sollten gebührend gefeiert werden. Deshalb hatte sie auch eine Flasche Sekt und fünf Gläser im Gepäck. Auf dem Weg zum Krankenhaus machte sie noch einen Bäcker unsicher, um ein Sektfrühstück anbieten zu können. Diese Nacht hatte allerdings Spuren an ihr hinterlassen. Sie war die ganze Nacht wach im Wohnzimmer gesessen. April hatte an alles mögliche gedacht, manchmal Antworten gesucht, meistens jedoch hatten sich nur alte Fragen wieder aufgeworfen. Aber sie war nicht enttäuscht, wieder eine Nacht wach gewesen zu sein. Nein, manchmal war es sogar angenehm mit seinen Gedanken alleine zu sein und sie mal ordnen zu können. Die CD war die ganze Nacht leise im Hintergrund gelaufen und mittlerweile verstand April auch manche Titel, die ihres Erachtens untypisch für den Japaner gewesen waren. Sie verstand, wie tief sie ihm damals aus der Seele gesprochen hatten. Vielleicht taten sie das auch heute noch. Aber im Moment zählte nur Matthew. April war gespannt wie ein Flitzebogen auf den kleinen Rider. Ob er Saber ähnlich war? Wie es Synthia wohl nach der Geburt ging. Die Blondine entdeckte den Recken in der Cafeteria. Den Alkohol hatte sie geschickt am Eingang vorbeigeschleust und war instinktiv in das kleine Restaurant im Erdgeschoß gegangen. Saber saß an einem Tisch mit einer großen Tasse Kaffee. Und er war der einzige in dem großen Raum. Es war einfach noch zu früh am Morgen. Außerdem hielten sich die Unfälle auf Yuma momentan in Grenzen, das Krankenhaus war generell ziemlich ruhig. Strahlend lief April die letzten Meter zu Saber und fiel ihm um den Hals: „Ich gratuliere recht herzlich, Säbelschwinger!“ Überschwänglich drückte sie ihrem ehemaligen Anführer ein Küsschen auf die Wangen und beäugte ihn gespannt. Nein, ihm war nicht anzusehen, dass er Vater geworden war. Aber woher sollte man das auch sehen? Man veränderte sich nicht äußerlich, wenn man Vater wurde. April fielen die Ringe unter den Augen auf, diese führte sie auf die anstrengende Nacht und die Aufregung zurück. Lachend ließ sie Saber wieder aus ihrer Umarmung frei und streckte ihm den Korb unter die Nase: „Die lassen wir uns dann bei Synthia schmecken, damit die Mama auch was davon hat.“ Saber schüttelte amüsiert den Kopf. Er konnte sich vorstellen, was in dem Korb unter der Decke steckte. Und er ahnte schon, dass April nicht die einzige war, die heute Alkohol in Synthias Zimmer schleuste. Das waren ja schöne Aussichten. Colt würde wahrscheinlich nicht nur mit einer Flasche aufwarten, wie er den Kuhhirten kannte, war es wahrscheinlicher, dass dieser eine Flasche Whisky und vielleicht noch etwas hochprozentiges eingesteckt hatte. Erst allmählich merkte der Schotte, dass irgendetwas nicht so war, wie ansonsten. Suchend sah er sich hinter April um, ehe er sie fragte: „Wo ist Chris?“ Kleinlaut rückte April mit der Sprache heraus. Sie hatte weder Saber noch Colt mitgeteilt, was ihr Liebster für einer Arbeit nachging. April hatte es für unklug gehalten, immerhin hatten ihr alle gesagt, dass Chris nur in der ersten Euphorie bei ihr bleiben würde. Saber hatte sie einfach viel zu schnell durchschaut: „In New Witchita.“ „Was?,“ völlig überrumpelt wich Saber einen Schritt zurück. Er hatte eher damit gerechnet, April würde ihm erklären, dass Chris noch im Land der Träume verweilte, immerhin war die Uhrzeit ziemlich unchristlich, zu der er sie angerufen hatte. Im nächsten Moment verfinsterten sich allerdings seine Gesichtszüge. Saber war enttäuscht von Chris, das war nicht zu übersehen. Nach einem weiteren Gespräch hatte ihm der Rennfahrer versprochen, April nicht alleine zu lassen, deshalb hatte er auch den letzten Widerstand und die letzten Zweifel gegen diese Beziehung fallen gelassen. Saber schnaubte leise: „Was macht er da? Kartoffel züchten?“ „Er testet einen neuen Wagen, Saber.“ In diesem Moment fühlte sich April extrem schlecht gegenüber. Eigentlich wartete sie nur noch darauf, wie er ihr die Zunge herausstreckte und sie anprangerte, von wegen er hätte es ja gleich gesagt. Aber von Saber kam gar nichts mehr diesbezüglich. Er nickte einfach nur und ließ es dabei bewenden. April beschlich das Gefühl, sie würde sich eher von Colt noch was anhören können. Sie hörte schon die erboste Stimme des Kuhhirten und den mahnenden Blick konnte sie auch schon auf ihr ruhen spüren. April wusste, dass Colt nie mit Chris als ihren Partner einverstanden gewesen war. Und als wäre das nicht genug gewesen, nur zu glauben, ihn zu hören, vernahm sich in just jenem Augenblick tatsächlich Colts joviale Stimme, die vor sich hinmeckerte: „Mit euch macht man was mit, Säbelschwinger! Das nächste Mal sagst du mir bitte, in welchem Krankenhaus du die gute absetzt, damit ich nicht jedes in der verdammten Stadt abfahren muss. ...War ja klar, dass ich dich erst im letzten finde!“ Der Schotte zog die Schultern hoch und setzte sein unschuldigstes Gesicht auf: „Warum rufst du mich nicht an, bevor du alle anfährst. Ich hätte dir schon gesagt, in welchem ich bin. ...Ach, Colt.“ Colt hatte auch Robin mit, diese schmunzelte nur und deutete mit einem Kopfnicken zu ihrem Mann. Sie war solche Aktionen schon von Colt gewöhnt, er würde sich nicht mehr ändern. Robin hatte diese Umstand längst akzeptiert, im Gegensatz zu manch anderen Sachen. Als ihr Mann weitermeckern wollte, stieß sie ihm in die Seite und lachte: „Komm wieder runter, Colt. Du weckst sonst noch alle auf.“ Und als hätte Saber es nicht geahnt. Colt nickte seiner Frau zu und zog zwei große Flaschen hervor. Er grinste: „Was besseres hab ich auf die Schnelle nicht finden können, Boss. Aber der Stoff ist gut.“ Colt streckte ihm zwei Flaschen Whisky entgegen. Dankbar nahm Saber das Geschenk entgegen und deutete nach draußen. Inzwischen war die Sonne über Yuma aufgegangen und es strahlte ein herrlicher Tag entgegen. Die Freunde setzten sich auf die Krankenhausterrasse und kümmerten sich erst mal um den Sekt und die Brötchen, die April mitgebracht hatte. Sie genossen das Zusammensitzen und feierten die Geburt des kleinen Matthew. Es war so herrlich und entspannt, dass Colt das Fehlen von Aprils neuem „Schatz“ gar nicht auffiel. Die Freunde genossen einfach das ungewöhnliche Frühstück und freuten sich, wieder einen Grund zu haben, sich alle zu treffen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)