Triple Cinderella von Nessera_Noire (Sakito+Ni~ya+Hitsugi=Chaos!) ================================================================================ Prolog: Lange Gänge mit vielen Ecken und Türen an der falschen Stelle und ein leckerer Haufen --------------------------------------------------------------------------------------------- Triple Cinderella // Prolog - Lange Gänge mit vielen Ecken und Türen und ein leckerer Haufen Autorin: Nessera Noire Fandom: Nightmare Pairings: Ni~yaxSakito (baaald) Warnung: Schwachsinn XD Disclaimer: Die Band Nightmare gehört nicht mir, die gesamte Story ist erfunden und Geld bekomm ich auch keins dafür (alles schade). Danke an: -Sakito- für die Idee zum Titel XDDD Kommentar: Ich stürze die armen Naito-Member ins perfekte Chaos. XD Sakitos Frisur sitzt nach diesem Kapitel sicher nicht mehr so perfekt. XDDDD Zu dieser Ff, bzw. diesem Kapitel, würde ich mir echt ein Fanart oder einen Douji wünschen, da würde ich bestimmt Tränen bei lachen. XD ~*~ Das Schicksal geht manchmal seltsame Wege. Es lässt Menschen einander begegnen, die gegenseitig ihr gesamtes Leben durcheinander bringen. Doch gibt es nie ein vollkommenes Chaos. Jede Fügung hat ihren Sinn. Von einer solchen Fügung handelt diese Geschichte. ~*~ Sakito hatte es eilig. Es war erst der dritte Tag, den er als Aushilfe in dieser Plattenfirma arbeitete, er kannte sich noch nicht gut aus und wollte keine Fehler machen. Diese langen Gänge waren aber auch verwirrend. Er lief mit einem Stapel Papiere in den Händen zum Büro des Chefs, er wusste nur nicht mehr genau, wo das noch gleich war. Er war nervös. Er wollte seine Aufgaben zu hundert Prozent zufrieden stellend erfüllen, denn er brauchte das Geld. Sonst bekam er keins, seine Mutter konnte es sich nicht leisten, ihm Taschengeld zu geben. Seine kleinen Geschwister waren ja auch noch da. Also musste er jobben. Er lief noch etwas schneller und bog um die nächste Ecke. Ni~ya hatte es überhaupt nicht eilig. Echte Stars kamen sowieso immer zu spät. Er hätte bereits vor einer halben Stunde im Proberaum sein müssen, aber was soll’s. Er konnte eh schon alle Songs, er hatte es gar nicht nötig zu proben. Kurz blieb er im Gang vor einem der vielen Spiegel stehen. Er strich sich probeweise durch das gebleichte Haar und nahem mit dem Bass über der Schulter und einer Hand in der Tasche verschiedene Posen ein. Gott, er war so unglaublich cool. Der große Rockstar Ni~ya. Flüchtig grinste er. Ja, er war berühmt. Aber jetzt sollte er sich vielleicht doch mal zum Proberaum begeben, sonst tickte sein Leader wieder aus. Ni~ya schlenderte möglichst lässig weiter und bog um die nächste Ecke. Hitsugi hatte sich verlaufen. Diese langen Gänge waren so verwirrend und für einen kleinen Tollpatsch wie ihn genau richtig, um sich hoffnungslos zu verirren. Er war bis zum heutigen Tage noch nie in einer Plattenfirma gewesen, hatte immer nur mit großen Augen träumend davor gestanden. Er spielte seit Jahren Gitarre und hatte heute bei einer kleinen Indies-Band hier vorgespielt, doch natürlich hatten sie ihn nicht genommen. Er seufzte. Wer würde schon einen kleinen, verschüchterten Streber wie ihn wollen, der keinem Mädchen gegenüberstehen konnte, ohne rot zu werden? Richtig. Keiner. Er hatte wahrhaftig nicht die besten Voraussetzungen, um berühmt zu werden. Und wenn er jemals wieder aus diesem Gebäude rausfinden sollte, würde er einfach zurück nach Hause gehen und sich wie ein braves Kind in sein Zimmer setzen und Hausaufgaben machen. Er war echt ein toller Hecht. Auf gut Glück öffnete er eine unscheinbare Tür zu seiner Rechten und schritt hindurch. KRACH!!! Sakito und Ni~ya versuchten zeitgleich um dieselbe Ecke zu biegen und liefen dabei ineinander; Sakito hatte etwas mehr Schwung und warf Ni~ya über den Haufen, sodass dieser unsanft auf seinem Hintern landete und er selbst über dessen ausgestreckte Beine fiel. Seine Papiere flatterten durch die Luft, Ni~yas Bass rutsche von dessen Schulter. Im selben Augenblick kam Hitsugi von der anderen Seite durch eine Tür, stolperte über den Bass und ergänzte den Haufen auf dem Boden um eine weitere Person. Ni~ya fasste sich als Erster wieder. Er vollbrachte das Kunststück, sowohl Sakito als auch Hitsugi von sich runterzuschubsen, stand auf und schnauzte beide im selben Moment bereits an: „Sagt mal, spinnt ihr?! Könnt ihr nicht aufpassen, wo ihr hinlatscht? Ich warne euch, wenn denn der Bass kaputt ist, könnt ihr ihn bezahlen!“ Er schnaubte wütend. „Mir ist nichts passiert, aber danke der Nachfrage“, erwiderte Sakito nur ironisch und rieb sich den schmerzenden Hinterkopf, während er Ni~ya anfunkelte, der nicht minder feindselig zurückstarrte. Nur Hitsugi saß noch immer wie angewurzelt auf dem Boden und fragte sich, wo er da hineingeraten war: Plötzlich saß er vor zwei der schönsten Menschen, die ihm je begegnet waren und sah zu, wie zwischen den beiden gerade die schönste Feindschaft entstand. „Ähm…“, versuchte er schließlich schüchtern auf sich aufmerksam zu machen. „Was willst du, du kleiner Streber?“, giftete Ni~ya, doch Sakito wirbelte herum und schenkte ihm ein atemberaubendes Lächeln. „Sorry, dich hatte ich ganz vergessen. Ist dir auch nichts passiert? Komm, ich helf dir auf!“ Er hielt Hitsugi die Hand hin. Zögernd ließ dieser sich hochziehen. „Das tut mir sehr Leid!“ Hastig verbeugte er sich. „Sollte es auch“, grummelte Ni~ya. „Schon gut!“, flötete Sakito, der begann, seine Papiere einzusammeln, „Ich bin ja noch ganz. Und er hier auch.“ Er zeigte auf Ni~ya, dessen Blick sich bei seinen Worten verdunkelte. „Ach, haltet doch alle die Klappe…“, murrte er, verstimmt darüber, dass er Sakito so gar nicht beeindruckte, drehte sich um und ging. „Dir auch einen schönen Tag!“, rief Sakito ihm noch nach, bevor er sich wieder Hitsugi zuwandte. „Ich seh dann auch mal besser zu, dass ich weiterkomme“, sagte er lächelnd; „Das hier muss dringend zum Chef.“ Er deutete auf die Papiere. „Also, baibai!“ Damit verschwand er in die entgegen gesetzte Richtung. Der übrig gebliebene wollte seinen Weg gerade ebenfalls fortsetzen, als ihm zwei Dinge auffielen, nämlich einmal, dass sein Handy auf dem Boden lag, und außerdem, dass er immer noch nicht wusste, wo der Ausgang war. Er war echt schön blöd, dass er nicht gefragt hatte. Seufzend hob er das Handy auf und entschied sich dann per Zufall für eine Richtung. Kapitel 1: Der trottelige kleine Junge mit den verwuschelten Haaren, der muffelige Kerl mit dem Bass und der Mann mit den Schlüsseln ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------ Triple Cinderella // Kapitel 01 – Der trottelige kleine Junge mit den verwuschelten Haaren, der muffelige Kerl mit dem Bass und der Mann mit den Schlüsseln Autorin: Nessera Noire Fandom: Nightmare Pairings: Ni~yaxSakito (baaald) Warnung: nur die, dass es wie immer schwachsinnig wird XD Disclaimer: Die Band Nightmare gehört nicht mir, die gesamte Story ist erfunden und Geld bekomm ich auch keins dafür. Danke an: Meine Mama, meinen Papa, meine Oma und natürlich ganz besonders….ach Quatsch. Eigentlich an Niemanden diesmal. Kommentar: Ich bin müde und ich bin hungrig T__T Aber ich bin froh, dass dieses Kapitel zu Ende ist. Eigentlich sollte noch ein bisschen mehr passieren, aber dann wird es so lang und außerdem werde ich genötigt, Chase me weiterzuschreiben. Deshalb wird dieses Kapitel nun doch etwas kürzer als geplant. Killt mich nicht für alles, was ich Hitsugi antue und dafür, dass Ni~ya so ein Arschloch ist…manchmal weiß ich ja selber nicht mehr, warum er so gemein ist…vielleicht sexuelle Frustration? Oo Äh…ja. Vergesst, was ich sage und lest einfach. ~*~ Gähnend richtete sich Hitsugi in seinem Bett auf und versuchte erfolglos, sich ein paar Strähnen seiner widerspenstigen Haare aus der Stirn zu streichen, die er gerade kraus zog. Wieso war es schon halb elf und wieso hatte der Wecker von seinem Handy seinen Dienst verweigert? Mit einem erneuten Gähnen krabbelte Hitsugi aus dem Bett, stolperte dabei beinahe über seine Hausschuhe und versuchte dann, dem Ausfall seines Weckers auf den Grund zu gehen. Seine Tasche hatte er gestern Abend, nachdem er von dem merkwürdigen Besuch in der Plattenfirma zurückgekommen war, nur unachtsam in die Ecke geschmissen, wo er jetzt begann, sie nach dem Handy zu durchwühlen. Fast fünf Minuten kostete ihn dieses Vorhaben. Nur halbwach wie er war, wunderte sich Hitsugi erst einmal einen Moment lang darüber, wann er denn sein tolles Hintergrundbild von seiner Lieblingsband gegen einen Palmenstrand ausgetauscht hatte, bevor sein Gehirn endlich schaltete und ihm klar wurde, was das bedeutete. Schlagartig hellwach stöberte er probeweise im Posteingang und im Telefonbuch, um seinen Verdacht zu bestätigen: Das hier war nicht sein Handy. Es war nur das gleiche Modell wie seines. Aber wem gehörte es dann? Und vor allem, wo war sein eigenes? Fluchend drehte Hitsugi seine Tasche um und kippte den gesamten Inhalt über den Teppich. Nichts. Kein Handy. Und außerdem musste er dieses Chaos später auch noch wieder aufräumen, genauso wie das, was er als nächstes verbreitete, als er sein ganzes Zimmer auf den Kopf stellte. Am Ende fand er sein eigenes Mobiltelefon in den Taschen der Hose, die er am Vortag angehabt hatte. Der Akku war leer, deswegen war es ausgegangen. Nachdem seine Laune nun endgültig auf den Nullpunkt gesunken war, machte sich Hitsugi auf den Weg in die Küche, wo er in wenigen Minuten feststellen würde, dass die Milch sauer war. Erst um die Mittagszeit hatte sich Hitsugi letztendlich dazu durchgerungen, den Besitzer des Handys anzurufen. Nachdem er neugierig durch das Telefonbuch geblättert hatte, war er nämlich auf einen Eintrag mit dem Titel „Sakito zu Hause“ gestoßen. Auch die Sms im Posteingang waren an einen Sakito gerichtet, also musste der wohl der Besitzer des Handys sein. Hitsugi vermutete, dass es sich um einen der beiden Jungs handelte, mit denen er am Tag zuvor in der Plattenfirma zusammengestoßen war. Dabei hatte dieser Sakito wahrscheinlich sein Handy verloren und Hitsugi hatte es später in dem Glauben, es wäre sein eigenes, eingesteckt. Also musste er ihm jetzt wohl oder übel das Teil zurückgeben und das ging am Besten, indem er ihn einfach zu Hause anrief. Der Haken dabei war nur: Hitsugi hasste telefonieren. Und ganz besonders hasste er es, jemanden Fremden anzurufen. Er war einfach viel zu schüchtern und am Telefon fing er dann in der Regel an, rumzustottern und den Faden zu verlieren. Wenn er merkte, dass er gerade dabei war, sich zu blamieren, wurde es nur noch schlimmer. Deshalb saß er hier jetzt wie das Kaninchen vor der Schlange und starrte schon ganze 24 Minuten bewegungslos auf das harmlose kleine Mobiltelefon auf seinem Schreibtisch, als wäre es sein schlimmster Feind. In der 25. Minute holte er tief Luft, wählte hastig den Eintrag „Sakito zu Hause“ an und drückte den Knopf mit dem grünen Telefonhörer. Er konnte nur hoffen, dass es sich bei Sakito um den netteren von den beiden Jungs handelte und nicht um den muffeligen Kerl mit dem Bass. Hitsugi bekam wie bei jedem Telefonat richtig Herzklopfen vor Nervosität, als das bekannte Tuten ertönte und unterdrückte den Drang, sofort wieder aufzulegen. Sein Herz machte einen Sprung, als am anderen Ende abgenommen wurde. „Edokawa Yumi“, meldete sich eine piepsige Mädchenstimme. „Ähm…“, machte Hitsugi, wurde aber umgehend abgewürgt, denn das Mädchen hatte sich anscheinend umgedreht und rief durchdringend durchs Haus „Sakito, dein Handy ruft an!“ Hitsugi vernahm ein dumpfes Poltern; Sakito rannte anscheinend die Treppe runter oder fiel sie vielleicht auch mehr hinunter; und ein undeutliches „Was, echt?“; danach deutete ihm das Knacken in der Leitung an, dass jemand am Hörer war. „Hallo?“ „Anou“, stotterte Hitsugi, „ich hab dein Handy gefunden.“ „Das merke ich. Bist du nicht dieser trottelige kleine Junge mit den verwuschelten Haaren von gestern?“ Volltreffer. Besser hätte man ihn wirklich nicht beschreiben können. So wirkte er also auf andere Menschen? Hitsugis Selbstbewusstsein sank umgehend unter null. „Äh…ja…“ „Ist super, dass du mein Handy hast und mich anrufst!“, freute sich Sakito, „magst du es mir auch wiederbringen?“ „ja, sicher, klar“, antwortete der trottelige kleine Junge überrumpelt, „wann denn? Und wo?“ „Hmm.“ Sakito überlegte einen Moment. „Ich bin heute Abend wieder in der Plattenfirma. Könntest du da vielleicht irgendwann vorbeikommen?“ „Ja, okay.“ Hitsugi stimmte einfach nur noch zu. Etwas anderes blieb ihm ja doch nicht übrig, gegen Sakitos freundliche, aber bestimmte Art kam er doch nicht an. „Suuuuper!“, flötete der in den Hörer, „du findest mich am Empfang. Ich muss jetzt auch schnell los, bis dann und danke!“ Und weg war er, bevor Hitsugi auch nur ein Wort sagen konnte. Es war später geworden, als Hitsugi beabsichtigt hatte, genauer gesagt war es sogar schon ziemlich spät. Die meisten Fenster des Gebäudekomplexes der Plattenfirma waren bereits dunkel. Hitsugi hoffte, er würde Sakito überhaupt noch antreffen. Wenn nicht, würde er das Handy vielleicht irgendwie abgeben können. Wenn er sich denn traute, jemanden zu fragen. Mit diesen Gedanken ging Hitsugi also gemächlich durch die Drehtür und machte vor dem unbesetzten Empfang wieder halt, nicht sicher, was er tun sollte. Doch zu seinem Glück tauchte nach wenigen Minuten eine junge Angestellte mit einer Frisur auf, die sie mindestens dreißig Jahre älter aussehen ließ und teilte ihm mit einem Zahnpastalächeln mit, dass sich Edokawa Sakito im zweiten Stock befand, in Raum 207 oder 208. Leider sagte sie ihm nicht, wie er dort hinkam, und Hitsugi hatte mit diesem Gebäude schon so seine Erfahrungen gemacht. Immerhin schaffte er es ohne sich zu verirren in das richtige Stockwerk, lediglich die Suche nach dem richtigen Zimmer gestaltete sich etwas schwieriger, zumal er den Lichtschalter für den Gang nicht fand und hinter den meisten Türen in seinem Blickfeld kein Licht mehr zu sehen war. Er versuchte es auf gut Glück bei der ersten Tür, unter der ein kleiner Lichtstahl auf den Gang schien. Der Raum war menschenleer. Ein Schlagzeug stand in der Ecke, an der Wand waren mehrere Gitarren und Bässe aufgereiht. Auf dem Tisch lagen Notenpapier und mehrere Kaffeebecher sowie Zigarettenschachteln verstreut. Ein Proberaum. Neugierig trat Hitsugi einige Schritte weiter ins Zimmer, besah sich die teuren Gitarren und Verstärker. Wie sehr wünschte er sich, auch in einer Band zu spielen und sich in so einem Proberaum aufhalten zu dürfen! Er träumte oft davon, wie es wäre, berühmt zu sein und vor allem davon, von seinen fiktiven Bandkollegen anerkannt zu werden. Er sah es vor sich, wie sie Beifall spendeten, wenn er einen genialen neuen Song hervorzauberte und wie sie ihn abends einluden, doch noch einen mit ihnen trinken zu gehen. Doch spätestens beim ersten Blick in den Spiegel und bei seinen kläglichen Versuchen, etwas Vernünftiges zu komponieren, wurde er aus seinen utopischen Träumen gerissen und wieder auf den Boden der Tatsachen gebracht. In diesem Fall wurden seine Tagträumereien jedoch abrupt dadurch beendet, dass ihn plötzlich jemand mit scharfer Stimme anfuhr: „Was hast du hier zu suchen?!“ Erschrocken fuhr Hitsugi herum. In der Tür zum Nebenzimmer stand der unfreundliche Bassist, den er am Vortag getroffen hatte und taxierte ihn mit stechendem Blick. „Hey, dich kenn ich doch“, stellte er fest, während er eine Augenbraue hochzog, „du hast gestern beinahe meinen Bass zerschmettert.“ „Ich…das tut mir sehr Leid!“, entschuldigte sich Hitsugi hastig. „Hmpf“, machte sein Gegenüber unfreundlich zur Antwort, um ihn dann nicht weiter zu beachten. Hitsugi war die Stille unangenehm, er wusste nicht recht, wohin mit sich, traute sich aber auch nicht, auf sich aufmerksam zu machen. Der andere Junge hatte ihm den schmalen Rücken zugewandt, packte mit geübten Handgriffen sein Instrument in die dazugehörige Tasche. Hitsugi fragte sich unwillkürlich, wie alt der andere wohl war. Vermutlich war er jünger als er aussah, mit dem Lippenpiercing und den gebleichten Haaren. Endlich fiel ihm aber wieder ein, weswegen er hier war. Schüchtern versuchte er, den anderen auf sich aufmerksam zu machen. „Ähm…du….“ Genervt drehte sich der andere um. „Du bist ja immer noch hier. Was willst du?“ „Ich suche jemanden. Sakito. Er soll hier irgendwo sein.“ „Und wenn du jemanden suchst, warum stehst du dann noch hier rum?“ „Anou, ich…ich weiß nicht, wo genau er ist“, bemerkte Hitsugi errötend. Er fühlte sich zunehmend hilflos, besonders, als der andere zynisch bemerkte: „Das ist meistens so, wenn man jemanden sucht.“ „Ja, ähm, also…“ konnte er nur noch stammeln, nahm dann aber seinen Mut zusammen, „weißt du vielleicht, wo Sakito ist?“ „Woher sollte ich? Ich weiß ja nicht einmal, wer der Kerl ist.“ Der Bassist betonte jedes Wort einzeln, zeigte somit deutlich, wie genervt er von dem Jüngeren war. Zusätzlich stand er jetzt auf, baute sich direkt vor ihm auf. Er wusste nicht, dass sein Versuch, möglichst groß und einschüchternd zu wirken, für Unbeteiligte eher lächerlich aussah, auf Hitsugi jedenfalls hatte es allemal die erwünschte Wirkung. Der wich nämlich ängstlich einen Schritt zurück, jedoch stieß er (und das war in Ni~yas Plan nicht so vorgesehen) bei diesem Ausweichmanöver, tollpatschig wie er war, unsanft gegen den niedrigen Tisch. Er geriet ins Straucheln, versuchte sich am Tisch abzustützen und ihm gelang das Kunststück, dabei Notenpapier, Becher, Zigarettenschachteln und sämtliche anderen auf dem Tisch befindlichen Gegenstände von selbigen hinunterzufegen, inklusive einer hässliche bauchigen Blumenvase mit einem Strauß Narzissen. Sie zersprang auf dem Boden in einige zackige Scherben und verteilte dabei das Blumenwasser über die Zigaretten und einen Teil des Papiers. Geschockt starrte Hitsugi, inzwischen hatte er sein Gleichgewicht wiedergefunden, auf die Auswirkungen seines Missgeschicks. Auch Ni~ya war für einen Augenblick fassungslos, fing sich aber schnell wieder und nutzte die Gelegenheit zu einem Wutausbruch. „Was hast du jetzt wieder angerichtet, du blödes Gör?! Du bist wirklich die dämlichste Person, die mir jemals unter die Augen gekommen ist!“, fuhr er den Kleineren an, ging währenddessen in die Knie, um zumindest einen Teil der Noten vor dem Blumenwasser zu retten. „Jetzt steh da nicht so dumm in der Gegend rum, sondern mach dich mal nützlich!“ ging er den anderen erneut an, der noch immer wie angewurzelt auf das Unglück starrte. Während er nun mit zitternden Händen begann, unbeholfen Scherben und Blumen einzusammeln und nicht recht wusste wohin damit, setzte Ni~ya seine Schimpftirade weiter fort und zischte immer wieder Sachen wie „so einen Idioten hab ich ja noch nie erlebt“ oder „Das Unfähigste, was mir je unter die Augen gekommen ist“ sowie einige wesentlich unnettere Dinge. Er war gerade dabei, sich so richtig in Rage zu reden und Hitsugi war viel zu verunsichert, um ihn irgendwie davon abzuhalten. Im Endeffekt räumte der Bassist nahezu allein auf, in seinem Jähzorn ging ihm das schnell von der Hand. Die Tatsache, dass eine Zigarette, die er aus seiner aufgehobenen Schachtel zog, sich zwischen seinen Fingern einfach an beiden Enden gen Boden bog, hob seine Laune auch nicht gerade. Missmutig musste er feststellen, dass der gesamte Inhalt der Schachtel komplett durchweicht war. Scheiß Blumenvase. „So, begann Ni~ya, als das Zimmer wieder einigermaßen aussah und richtete seinen Blick dabei bedrohlich auf Hitsugi, der die sehr in Mitleidenschaft gezogenen Narzissen im Arm hielt, „und jetzt…machst du, dass du hier schleunigst verschwindest, zu deinem Sakito oder deiner Mama oder wohin auch immer, Hauptsache weit weg von mir. Und Gnade dir Gott, wenn du mir innerhalb der nächsten drei Jahre noch mal unter die Augen kommst.“ Nach dieser Ansage machte Ni~ya auf dem Absatz kehrt, schwang sich in seiner üblichen Bewegung den Bass über die Schulter, klemmte sich noch eine heimlich von einem Bandkollegen geklaute und nicht durchweichte Zigarette zwischen die Lippen und ging dann gemächlich zur Tür, die er weit öffnete und mit einem vernichtenden Blick zu Hitsugi unmissverständlich nach draußen zeigte (und Ni~ya fühlte sich verdammt cool bei dieser Aktion). Der Kleinere sah schleunigst zu, dass er die Tür hinter sich ließ und zum Aufzug kam. Er drückte den Knopf mit dem Pfeil nach unten. Nichts. Er drückte noch einmal. Keine Reaktion. Auch beim dritten Drücken setzte sich kein Fahrstuhl in Bewegung, nicht einmal das Licht im Knopf ging an. „Oh-oh“, machte der inzwischen dazugetretene Ni~ya; ihm schwante Schreckliches. Er ging probeweise ein paar Schritte weiter zu dem grünen Schild mit der Aufschrift „Notausgang“ und drückte die Klinke der Tür darunter. Der Erfolg war gleich Null. Die Tür war zu. Der letzte Angestellte der Plattenfirma hatte das Gebäude verlassen, den Fahrstuhl abgestellt und die Außentüren abgeschlossen. Der Notausgang sollte zwar immer geöffnet sein, aber heute war anscheinend weder Ni~yas noch Hitsugis Glückstag. „Verdammter Mistkerl“, murmelte Ni~ya (das galt dem Menschen, der abgeschlossen hatte), dann ging er zum Fahrstuhl zurück, spießte Hitsugi mit seinem Blick regelrecht auf und schubste ihn gegen die Wand. Mit einem markanten Klatschen traf seine Handfläche die Wand wenige Zentimeter neben Hitsugis Kopf. „Du!“, setzte Ni~ya an, kam dabei dem Gesicht des anderen immer näher, ihn weiterhin bedrohlich fixierend, „du hast dafür gesorgt, dass wir jetzt hier festsitzen bis morgen früh!“ In dem Moment, als er den Satz zu Ende gesprochen hatte und den Mund wieder schloss, ging das Licht aus. Kapitel 2: Zum Unglück gehören Zwei und das Glück bringt dann der Dritte ------------------------------------------------------------------------ Triple Cinderella// Kapitel 02 – Zum Unglück gehören Zwei und das Glück bringt dann der Dritte Autorin: Nessera Noire Fandom: Nightmare Pairings: Ni~yaxSakito (baaald) Warnung: nur die, dass es wie immer schwachsinnig wird XD Disclaimer: Die Band Nightmare gehört nicht mir, die gesamte Story ist erfunden und Geld bekomm ich auch keins dafür. Kommentar: Ich mag dieses Kapitel nicht. Es ist mehr ein Übergangskapitel, um mehr vom Leben der Charaktere zu berichten. Dafür verspreche ich euch, im nächsten Kapitel wird wieder so einiges passieren! Das Ende ist doch auch schon viel versprechend, nicht wahr? *kicher* ~*~ Im Proberaum von Ni~yas Band war es stockdunkel. Nur am Fenster, durch das ein altersschwaches Reklameschild vom Nachbargebäude ein wenig Licht warf, konnte man immerhin noch die Hand vor Augen sehen. Und es herrschte nicht nur Dunkelheit, sondern auch Stille, die höchstens von Kleidungsrascheln und Hitsugis unterdrückten Schluchzern durchbrochen wurde. „Jetzt hör endlich auf zu flennen!“, herrschte Ni~ya ihn an. Hätten sie Licht gehabt, hätte er gesehen, dass der Jüngere mit angezogenen Knien auf dem Boden kauerte, mit dem Rücken an die Wand gelehnt. „Lass mich!“ schluchzte dieser zurück, lehnte die Stirn auf die Knie. „Jetzt spiel hier nicht den Beleidigten! Wie sitzen doch nur wegen dir hier fest, also denk dir lieber was aus, wie wir hier vor morgen früh rauskommen – ich hab echt keinen Bock, die Nacht mit einem heulenden Kleinkind zu verbringen – oder überleg dir schon mal, wie du das hier überleben willst, ich hätte nämlich nicht übel Lust, dir an die Gurgel zu gehen“, machte Ni~ya seiner Wut Luft. Im Dunkeln klang seine Stimme lauter und bedrohlicher als sonst. Hitsugi fühlte sich zunehmend hilflos. Ohne nachzudenken sagte er weiterhin vor sich hinschluchzend: „Ich will hier doch auch nicht sitzen! Ich hasse Dunkelheit, verdammt!“ Das nächste, was man nach mehreren langen Sekunden der Stille vernahm, war ein leises Glucksen, dann prustete Ni~ya los. „Was…?“, fragte der Kleinere verdutzt, bevor er schaltete und den Kopf errötend wieder senkte. Wie demütigend! Er saß hier mit einem ziemlich unfreundlichen Kerl eingesperrt und hatte ihm gerade gestanden, dass er Angst im Dunkeln hatte. Wenn er dann noch an den Anruf bei Sakito und die Aktion mit dem umgeschmissenen Tisch dachte, so rekapitulierte Histugi, ging dieser Tag mit Sicherheit in die Hitliste der peinlichsten Tage seines Lebens ein. Als einer von vielen. „Meine Güte“, meldete sich der Bassist da wieder zu Wort, „du bist ja echt eine entsetzliche Memme. Gibt es überhaupt Menschen, die es freiwillig mit dir aushalten? Als Musiker treffe ich ja viele dämliche Menschen, aber du topst wirklich alles. Hast du jemals was von Selbstbewusstsein gehört? Und du willst Musiker werden, war das nicht so?“ „Ja“, flüsterte der Kleinere eingeschüchtert. Er war schon wieder den Tränen nahe. „Aber woher weißt du das?“ Ni~ya schnaubte abfällig. „Hat mir ein Kollege erzählt, dass du bei nem Probevorspielen warst. Und ich sage dir: Vergiss es. Du wirst nie in ne Band aufgenommen werden.“ „Ich kann Gitarre spielen!“ war die trotzige Antwort. Dann leiser: „Ich seh nur nicht gut aus und bin zu schüchtern.“ „Genau das meine ich. Du kannst Gitarre spielen, na und? Jetzt hör mir mal gut zu: Als Musiker musst du mehr als dein Instrument beherrschen. Du musst immer in Topform sein. Du musst in jeder erdenklichen Situation improvisieren und die Fassung behalten können, egal wie peinlich es wird, du musst auf jede Frage eine Antwort haben und vor allem musst du ständig mit den verschiedensten Menschen umgehen, egal, ob du sie leiden kannst oder nicht. Und du musst den Menschen gefallen. Besonders äußerlich. Hast du dir über all diese Dinge schon mal Gedanken gemacht? Nein, das hast du nicht. Du glaubst, wenn du Gitarre spielen kannst, reicht das. Das ist völliger Schwachsinn. Das kann jeder lernen. Aber wenn du berühmt werden willst, musst du erst mal den Rest draufhaben. Und der kommt nicht von selbst. Du glaubst doch nicht allen Ernstes, wenn du ne Band hast, bist du plötzlich selbstsicher und siehst gut aus, einfach so? Wird erst mal erwachsen, Kleiner, dann kannst du ja mal wieder kommen.“ Es war ein hartes Urteil, welches Ni~ya da aussprach, und doch bewies er mit seinen Worten, dass in ihm mehr steckte als man auf den ersten Blick vermuten würde. Er zeigte Menschenkenntnis, wenn auch etwas harsch formuliert. Und Hitsugi war sich durchaus bewusst, wie Recht der andere hatte. Er hätte es nur gern auf nettere Art und Weise gehört. Eine Antwort gab er nicht. Es gab nichts hinzuzufügen und nichts, womit er sich hätte verteidigen können. So biss er sich nur zitternd auf die Lippe, um nicht wieder anfangen zu weinen. Zum Glück – ja, auch Hitsugi hatte manchmal so etwas – kam die Rettung im nächsten Augenblick, bevor der Ältere weiter Gardinenpredigten halten oder seine Drohung vom Umbringen von vorhin wahr machen konnte oder der Jüngere das dank seiner düsteren Gedanken selbst erledigte: Ein extrem lautes und penetrantes Klingeln erschreckte beide fast zu Tode. Hitsugi vergas vor Schreck sogar, sich auf die Lippe zu beißen. Das Klingeln dauerte an. „Jetzt nimm schon ab, dieser eklige Klingelton ist ja nicht zum aushalten!“ motzte der Bassist. „Aber das ist nicht mein Handy!“, gab der Gitarrist zurück. „Meins ist es auch nicht, und falls du taub bist, das Klingeln kommt aus deiner Tasche.“ „Oh…“ Hitsugis Gesichtsfarbe machte erneut einer Flasche Ketchup Konkurrenz, als er nach einigem Kramen Sakitos Handy aus der Tasche zog. „Hallo?“ meldete er sich. „Das dauert aber lange, bis du mal abnimmst“, erklang Sakitos Stimme, „Wo warst du? Ich hab auf dich gewartet, aber du bist nicht gekommen.“ „Anou…Wie soll ich das erklären…da…da ist halt was Dummes passiert und…“, begann der Braunhaarige verlegen, kam jedoch nie zum Punkt, da Ni~ya kurzerhand vom Fenster rübergekommen war und ihm das Handy aus der Hand riss. „Genauer gesagt sind wir immer noch hier, weil diese kleine Trantüte hier Mist gebaut hat“ beendete er die Erklärung, „Und ich wäre dir ewig dankbar, wenn du mir jetzt sagen würdest, dass du eine tolle Idee hast, wie wir hier heute noch rauskommen und nicht bis morgen früh dumm rumsitzen, bis jemand das Gebäude wieder aufschließt.“ „ Hab ich.“ „Was?“ machte Ni~ya perplex. Damit hatte er nicht gerechnet. „Ich hab einen Schlüssel für die hintere Tür, weil ich selber manchmal spät abends noch arbeite. Gebt mir 10 Minuten, dann bin ich da. Ich bin ja mal gespannt, wie deine „ewige Dankbarkeit“ aussieht“, kicherte Sakito noch, bevor er auflegte. Mit dummem Gesichtsausdruck starrte Ni~ya auf das Telefon. Kurze Zeit später stand Sakito tatsächlich, mit einer unförmigen Taschenlampe bewaffnet, im Raum. Grinsend dirigierte er die beiden anderen nach draußen, nahm von Hitsugi endlich sein Handy in Empfang, allerdings nicht, ohne sich vorher dessen Nummer geben zu lassen, stritt noch ein wenig mit Ni~ya, und war dann wieder verschwunden. Ni~ya kam diese ganze Geschichte im Nachhinein einfach unbeschreiblich blöd vor. Er hatte nicht mal besonders cool dabei ausgesehen. Gegen diesen Sakito kam er einfach nicht an, da hielt er wohl besser die Klappe. Der andere hatte grundsätzlich die besseren Argumente und war immer für eine Überraschung gut. Wie er das wohl machte? Irgendwie war er ja fasziniert von dem hübschen Jungen und irgendwie hatte er auch ein wenig Mitleid mit dem kleinen Tollpatsch, obwohl beide nervig sein konnten. Doch ziemlich bald hatte er diese Gedanken mit einem Schulterzucken abgetan und fand wieder zurück zu alter Form. Von der nächtlichen Episode im Proberaum erzählte er seinen Bandkollegen allerdings nichts, sondern regte sich am nächsten Morgen sogar noch gemeinsam mit ihnen über den Idioten auf, der in der vorigen Nacht das Zimmer verwüstet hatte. Musste ja keiner wissen, dass er was damit zu tun hatte. Sakito fand die ganze Sache eher witzig. Sowieso empfand er diesen Unglücksraben von Gitarrist und den muffeligen Bassisten als ungemein komisch, gerade über letzteren konnte er sich wunderbar amüsieren. Bis er Ni~ya nach seiner Rettungsaktion wieder traf, sollte allerdings noch eine gute Woche vergehen. Bis er Hitsugi wieder traf, vergingen kaum ein paar Stunden. Die beiden wurden in den nächsten Tagen aus irgendeinem Grund Freunde, auch wenn sie wahrlich gar nichts gemeinsam hatten bis auf ihren Musikgeschmack und die Tatsache, dass auch Sakito Gitarre spielte. Ansonsten fand Sakito den Kleineren einfach niedlich und genoss die Bewunderung, die dieser ihm entgegenbrachte. Inzwischen sahen sich die beiden beinahe jeden Tag, Sakito zwang Hitsugi, mit ihm shoppen zu gehen und alles Mögliche anzuprobieren – leider war es ihm bisher nicht gelungen, den Jüngeren dazu zu bringen, etwas von den Sachen zu kaufen. Aber das würde er auch noch hinbekommen. Hitsugis neuer erklärter Lieblingsort wurde Sakitos Zuhause, wo die kleine Schwester ihm mit Begeisterung Schleifen in die wuscheligen Haare band oder ihm Zöpfchen flocht, was er sich gern gefallen ließ. So eine niedliche Schwester hätte er auch gerne gehabt. Seine eigene war einige Jahre älter als ihr, studierte Medizin, hatte spitzenmäßige Noten und würde demnächst ihren Doktor machen. Und danach würde sie zusätzlich auch noch einen heiraten. Akiko, die Zwillingsschwester der Schleifchen bindenden Yumi, erinnerte ihn ein wenig an die eigene Schwester. Immer, wenn er da war, las sie in irgendeinem Buch oder machte Hausaufgaben. Selten hatte er sie einmal lachen sehen. Dagegen war ihm der Jüngste aus Sakitos Familie, der vierjährige Kintaro, genauso lieb wie Yumi. Er zeigte ihm bei jedem Besuch seine kleinen Spielzeugautos, die er auf einem fransigen und ausgeblichenen Verkehrsteppich herumfahren ließ. Meistens hatten sie dabei Unfälle oder wurden von Tornados und wild gewordenen Elefanten überrascht. Wenn Hitsugi hier war, war er rundum glücklich. Hier waren Menschen, die sich darüber freuten, wenn er kam und sich nicht über ihn lustig machten. Hier fühlte er sich nicht mehr so unterlegen und unsicher, auch wenn ihm natürlich bewusst war, wie viel Sakito ihm voraus war. Aber dieser ließ ihn das nicht spüren. Ein wenig schämte er sich, sich dauernd in diesem Haus aufzuhalten, denn er bemerkte selbstverständlich, dass die Mutter selten da war, und wenn, dann kam sie gerade müde und erschöpft von der Arbeit oder sie war gerade genauso müde und erschöpft auf dem Weg zur Arbeit. Einen Vater gab es hier nicht, gesprochen wurde über ihn nie. Er sah, wie viel Sakito schuftete, nicht nur in der Plattenfirma, sondern auch im Haushalt, wie er sich um seine kleinen Geschwister kümmerte. Und er sah die alten Möbel in der winzigen Wohnung, die abgetragenen Klamotten der Kinder und ihre halb kaputten Spielsachen. Natürlich gab es in diesen schwierigen Verhältnissen manches Mal Streit, doch vertrugen sich alle im Großen und Ganzen besser als in Hitsugis Familie. Und das war nicht zuletzt Sakitos Verdienst, der wirklich unglaublich viel leistete und sich unermüdlich bemühte. Hitsugis Bewunderung für diesen Jungen wuchs mit jedem Tag, den er Sakito erlebte, noch weiter. Wie gesagt dauerte es eine gute Woche, bis Sakito auch Ni~ya erneut traf. Und das kam so: „Edokawa-san?“ Ein schlaksiger Tontechniker mit Bart und ergrautem langem Haar trat zur Rezeption. „Haben Sie Zeit, eine Kleinigkeit zu erledigen?“ „Natürlich“, nickte Sakito verwundert. Ihm wurden zwei Cds unter die Nase gehalten. „Das ist ein Demotape, das ich heute fertig abgemischt hab“, erklärte der Tontechniker. „Jemand sollte die Kopien zu Ni~ya-san und Ruka-san bringen. Es ist die neue Single ihrer Band und alle Bandmitglieder sollen sich das fertig abgemischte Stück vor der Veröffentlichung noch einmal anhören und ihre Zustimmung geben. Aber leider sind Ni~ya-san und Ruka-san heute beide zu Hause. Würden Sie ihnen die Cds vielleicht bringen?“ Und so war Sakito wenige Minuten später mit den beiden Cds und zwei Adressangaben auf dem Weg zu den Musikern. Er entschloss sich, zuerst zu Ruka zu gehen, der wohnte näher bei. Leider hatte er wenig Glück, der Drummer war nicht im Haus, ihm blieb am Ende nichts anderes übrig, als ihm das Ganze mit einer Notiz in den Briefkasten zu werfen. Genau in dem Moment, als er das Grundstück wieder verlassen wollte, kam ihm der Gesuchte dann doch noch mit mehreren Einkaufstaschen im Arm entgegen. Etwas verlegen erklärte Sakito sein Anliegen und ließ sich auf einen Kaffee einladen, auch wenn es ihm unangenehm war, in der Küche eines ihm unbekannten Musikers zu sitzen und Kaffee zu schlürfen, während dieser (und das passte gar nicht zu seiner äußeren Erscheinung) herumrannte und seine Einkäufe in die Schränke sortierte. Erstaunlicherweise, so dachte sich Sakito hinterher, war dieser groß gewachsene Ruka mit dem schmutzigen Grinsen aber netter, als er es gedacht hatte. Nun stand ihm nur noch die vermeintlich unangenehmere Aufgabe bevor, nämlich Ni~ya zu besuchen. Dieser wohnte im Gegensatz zu Ruka tatsächlich noch bei seinen Eltern, so stellte er anhand des Namens auf seinem Zettel erstaunt fest. Doch als er das Anwesen der Familie sah, stockte ihm glatt der Atem: Er stand vor einer riesigen alten Villa im europäischen Stil, weiß getüncht mit einer hübschen Veranda davor. Ein großer, gepflegter Garten lag vor dem Gebäude, mit hohen Birken und Trauerweiden, ordentlich angelegten Blumenbeeten, von Rosenbüschen gesäumten Kieswegen und einem Gartenteich mit Koikarpfen. Er mochte gar nicht vermuten, was sich wohl hinter dem Haus noch alles verbarg. Das ganze Anwesen wurde von einer hohen Mauer aus hellen Steinen geschützt. Immerhin gab es kein Gittertor mit Sprechanlage, das wäre dann wirklich zu viel den Guten gewesen. Sakito konnte das Grundstück ungehindert durch eine Pforte betreten. Staunend schritt er langsam den Kiesweg zur altmodischen Haustür hinunter. Was für ein Luxus umgab Ni~ya! Wenn er da an die eigene winzige Wohnung dachte, in der es nur drei Schlafzimmer gab, die sie sich mit fünf Personen teilen mussten. Er war der einzige der Familie, der ein eigenes Zimmer besaß. Und in der Küche hatten sie zu fünft kaum alle Platz am Tisch. Einen Garten besaßen sie überhaupt nicht, nur einen kleinen Balkon, der aber meistens vom Wäscheständer blockiert war. Und dagegen dann das hier! Sakito kam sich plötzlich unglaublich fehl am Platze vor. Gleichzeitig bekam er auch eine gewisse Wut auf Ni~ya, der diesen Luxus wie selbstverständlich erlebte. Oh, er konnte sich schon denken, woher diesen Kerl seinen schlechten Charakter hatte! Endlich war Sakito bei der Haustür angekommen, und als er die melodische Türglocke betätigte, öffnete ihm ein zierliches Hausmädchen und schickte ihn auf seine Frage hin nach hinten. Ni~ya sei im Garten. So setzte er seinen Weg über die Kieswege fort, noch ein bisschen wütender, weil sich der Bassist auch noch von so niedlichen Hausmädchen umsorgen lassen konnte. Wie er es gedacht hatte, stand der hintere Teil des Gartens dem Vorderen in Nichts nach. Hier gab es sogar einen Swimmingpool mit mehreren Liegestühlen am Rand. Wo war Ni~ya? Sich umsehend trat Sakito näher an den Pool heran. Das Wasser war ganz klar und sauber. Als er Schritte hinter sich hörte, wirbelte er herum. Dabei glitt er auf dem feuchten Fließen am Rand des Pools aus und stürzte nach hinten. Reflexartig ließ er seine Tasche los und griff den Arm des Bassisten, der bereits direkt hinter ihm gestanden hatte. Mit einem Aufschrei fielen beide ins Wasser. Kapitel 3: Viel Wasser, viele Überraschungen und ein Kuss macht noch lange keine Freundschaft --------------------------------------------------------------------------------------------- Triple Cinderella// Kapitel 03 – Viel Wasser, viele Überraschungen und ein Kuss macht noch lange keine Freundschaft Autorin: Nessera Noire Fandom: Nightmare Pairing: Ni~yaxSakito Disclaimer: Die Band Nightmare gehört nicht mir, die gesamte Story ist erfunden und Geld bekomm ich auch keins dafür. Kommentar: Sakito ist perfekt und hat keine Schwachstellen? – Soweit kommt’s noch. In dieser Ff kriegt jeder sein Fett weg. *nyahahaha* Es geht wirklich drunter und drüber hier! Oo; Hoffentlich bleibt es noch nachvollziehbar. *sich sorg* Ein großes „Gomen nasai“ an alle Hitsugi-Fans dafür, dass er hier nur 26 Wörter sagen darf und gar nicht persönlich auftaucht. Im nächsten Kapitel kommt er wieder mehr vor, versprochen! ~*~ Prustend tauchten Sakito und Ni~ya wieder auf. Während Letzterer sich hinstellte und gerade zu einem Wutausbruch ansetzte, tauchte Ersterer im selben Moment erneut kreischend unter und schlug wild mit den Armen um sich. Verdutzt schaute der Größere sich das Schauspiel ein paar Sekunden an, doch als er von Sakitos rudernden Armen einen Schwall Wasser ins Gesicht bekam, reichte es ihm. Entschlossen stapfte er zu dem anderen und zog ihn am Kragen in die Höhe, um ihn dann auf seine Füße zu stellen. „Man kann hier auch stehen“, bemerkte er sarkastisch. Der Blick des Kleineren war köstlich. Völlig perplex hielt er inne, hörte auf zu kreischen und mit den Armen zu fuchteln und sah an sich herab in das etwa brusthohe Wasser. Dann lief er hochrot an. „Oh“, machte er nur. Um Ni~yas Mundwinkel zuckte es schon verdächtig. Sakito sah ihm in die Augen und wurde gleich noch eine Nuance röter, als ihm die Schadenfreude aus den dunklen Augen förmlich entgegensprühte. „Ähm…also, ich…“, suchte der Brünette nach einer Erklärung und gestikulierte dabei wild mit den Armen. Das einzige Ergebnis war, dass er sich selbst mit der Hand Wasser ins Gesicht spritzte und seine Erklärung hustend unterbrechen musste. Ni~yas Mundwinkel zuckten noch ein bisschen mehr, dann war es um ihn geschehen. Er stützte sich mit einem Arm auf dem Beckenrand ab und lachte sich die Seele aus dem Leib. Sakitos Gesichtsfarbe verdunkelte sich noch einmal, als er die Überraschung darüber verdaut hatte, dass der mürrische Bassist so lachen konnte. Rasch zog er sich am Rand hoch. Nur erst mal aus diesem fiesen Wasser raus. Der andere folgte ihm immer noch lachend. „Sag mal“, grinste er schelmisch, „kann es vielleicht sein, dass du keinen Zentimeter weit schwimmen kannst und außerdem wasserscheu bist?“ Er bekam keine Antwort. Aber wenn Blicke töten könnten, wäre er jetzt gerade gevierteilt und auf direktem Wege in die Hölle befördert worden. Nur…da man durch einen Blick nun mal noch lange nicht starb, wurde Ni~ya übermütig. Wenn der andere ihn schon mit sich ins Wasser zog und dadurch seine teuren neuen Schuhe ruinierte, konnte er sich auch noch ein bisschen dafür rächen. Oder ihn zumindest ein Stück aus der Reserve locken. „Keine Antwort? Heißt das nein?“ fragte er und sein Grinsen wurde breiter, „Dann stört es dich sicher auch nicht, wenn ich das hier tue!“ Mit diesen Worten griff er nach Sakitos Schultern und schubste ihn mit einem kräftigen Stoß nach hinten. Mit einem erneuten überraschten Aufschrei fiel dieser ein weiteres Mal ins Becken. Belustigt beobachtete Ni~ya vom Rand aus, wie er mit einem noch wütenderen Todesblick wieder auftauchte. „Wenn du keine Lust mehr zum Schwimmen hast, kannst du ja ins Haus kommen und dir ein Handtuch holen“, schlug er vor. Damit schwang er sich die Tasche des anderen über die Schulter und ging den Weg hinunter zur Terrasse. „Du Scheißkerl!“ schrie Sakito ihm empört hinterher. Man konnte hören, wie es auf die Fliesen tropfte, als er sich aus dem Wasser zog. „Und lass gefälligst meine Tasche hier! Hey!“ Der Größere reagierte nicht. Schäumend vor Wut rannte er ihm nach. Beide hinterließen auf dem Weg eine Wasserspur. Sakito glaubte, dass ihn an diesem Tag nichts mehr überraschen könnte. Er stand in Ni~yas Zimmer, oder besser gesagt, in Ni~yas Hauptzimmer, wie er es nannte, und trocknete sich die Haare mit einem flauschigen rosa Handtuch. Er fragte sich, wohin all die Türen abgingen. Eine führte zum Badezimmer, in dem sich der Bewohner dieses Luxusraums jetzt befand, eine weitere zu einem hübschen Balkon. Aber er war sich nicht sicher, ob er die Tür zum Flur noch wieder finden würde. Es gab nämlich noch zwei weitere Türen, die in ihm unbekannte Räume führten. Vermutlich war dieses Schlafzimmer größer als die gesamte Wohnung von Sakitos Familie. Das beherrschende Element des Raumes waren ein imposantes Himmelbett und ein ebenso imposanter Kleiderschrank aus dunklem Holz, mit geschmackvollen Schnitzereien verziert. In einer Ecke standen passend dazu ein kleiner runder Tisch und zwei niedliche Ohrensessel. Der einfache Hocker vor der Kommode und dem Spiegel darüber an der anderen Seite des Raumes wirkte dagegen beinahe fehl am Platze. Der Boden war mit Parkett ausgelegt, das unter den Füßen geheimnisvoll knarrte, wenn man darüber lief. Die Person, die dieses Zimmer eingerichtet hatte, bewies ohne Zweifel einen sehr guten Geschmack und einen großzügig ausgestatteten Geldbeutel. Dennoch, etwas erstaunte Sakito. Dieser penibel aufgeräumte Raum wirkte seltsam unbewohnt, charakterlos, etwa wie ein Zimmer in einem noblen Landhotel. Aber auf keinen Fall wie das Schlafzimmer eines jungen Mannes. Jener junge Mann trat gerade aus seinem Badezimmer und bedachte ihn mit einem undurchsichtigen Blick. Sakito fühlte sich plötzlich sehr unwohl, wie er dastand, in seiner nassen Jeans, immer noch Wasser auf den teuren Parkettboden tropfen lassend. Das T-Shirt hatte er ausgezogen. Ohne ein Wort zu sagen, ging Ni~ya zu seinem Kleiderschrank, warf Sakito dann eine Trainingshose und ein schwarzes Shirt zu. „Hier“, meinte er, „das müsste dir in etwa passen.“ Seine Stimme klang sehr ruhig, der mürrische Unterton war beinahe komplett daraus verschwunden. Mit den Klamotten im Arm warf Sakito einen unsicheren Blick Richtung Badezimmertür, entschied sich dann aber, dass das albern wäre. Sie waren doch beide Männer, da sprach nichts dagegen, sich vor dem anderen umzuziehen. Das tat er in der Gemeinschaftsumkleide im Schwimmbad schließlich auch. Ihm entging allerdings nicht, dass er beobachtet wurde, als er sich mühsam aus der klatschnassen Hose schälte und in die weite Trainingshose schlüpfte. Und er war immer noch ein wenig gereizt wegen der Aktion beim Swimmingpool. Genervt fragte er: „Macht es Spaß, mir beim Umziehen zuzugucken?“ Ni~ya hatte sich aufs Bett gesetzt. Gedankenverloren nickte er auf diese Frage hin. „Huh?“ machte der Brünette erstaunt. Dann begann er zu grinsen. Vielleicht konnte er sich ja jetzt für vorhin rächen. Er trat auf den Hellhaarigen zu, der erstaunt den Kopf hob, als er die Person vor sich bemerkte. Sakito beugte sich leicht nach unten, stützte dabei die Hände auf die Hüften. „So“, stellte er fest, „du beobachtest mich also gerne, ja?“ Überrascht schaute Ni~ya zu ihm auf. „Wa-was?“ „Du hast es eben behauptet.“ „Eh?“ kam die erstaunte Antwort, dann dämmerte dem Bassisten, was er getan hatte und zu Sakitos Überraschung errötete er leicht. „Gefällt dir wenigstens, was du siehst?“ fragte der Brünette frech. Damit brachte er den anderen nun völlig aus dem Konzept. Er schien sich sichtlich bedrängt zu fühlen, wie er dasaß, der hübsche Gitarrist über ihn gebeugt, ihm keine Fluchtmöglichkeit lassend. „Was? Ähm…also, ich…“, stotterte er, nach einer Erklärung suchend. „Sag schon!“ fuhr Sakito fort. Dieses Spiel machte ihm langsam wirklich Spaß, also entschloss er sich, noch einen Schritt weiterzugehen. „Findest du mich hübsch?“ Zögernd dachte Ni~ya einen Moment darüber nach, was er antworten sollte, ob Ehrlichkeit hier angebracht wäre. Da er seine Fassung nach und nach zurück gewann und sich nicht kampflos geschlagen geben wollte, entschied er sich dazu. „Ich…wer würde dich nicht hübsch finden?“ sagte er leise, blickte dem Jungen über ihm bei seinen Worten ernst ins Gesicht. Diese Antwort und der undurchdringliche Blick brachten diesen aus dem Konzept. Er blinzelte erstaunt. „Im Ernst?“ flüsterte er skeptisch. Als der Bassist stumm nickte, schlich sich eine dezente Röte auf seine Wangen. Er wusste nicht mehr, was er sagen sollte und schwieg deshalb eine Weile, erfolglos versuchend, diese Worte in das Bild, was er vom anderen hatte, einzuordnen. Dieser fand gerade zu seiner üblichen Selbstsicherheit zurück. Jetzt war er wieder am Zug, und wie! „Was ist denn nun?“ hakte er nach. „Wolltest du mich nicht eben noch ärgern?“ Er grinste gemein, als er den betretenen Gesichtsausdruck des Gitarristen wahrnahm. Er stammelte etwas Unverständliches. „Sag schon! Was hattest du vor?“ forschte er weiter, kehrte damit die Situation von vor wenigen Minuten komplett um. Er hatte allerdings nicht damit gerechnet, dass Sakito sich genau jetzt wieder fing, die Hände von den Hüften nahm und sich stattdessen links und rechts von den Beinen des Sitzenden abstützte, ihm somit noch näher kam. Langsam fühlte er sich so bedrängt, dass er kaum mehr zu atmen wagte. Und nun begann der Kleinere auch noch geheimnisvoll zu lächeln. Ein schalkhaftes Funkeln trat in seine schönen Augen, als er eine Antwort gab, mit der Ni~ya nie im Leben gerechnet hatte: „Dich ein bisschen nervös machen.“ Er war ehrlich überrascht, aber so leicht würde er sich nicht geschlagen geben. „Ach ja? Versuchs doch!“ erwiderte er provokant. Seine Augen blitzten übermütig, doch sofort verschwand dieser Ausdruck, als er Sakitos todernsten Blick sah. Hatte er sich jetzt etwa selbst in die Enge getrieben? Es schienen ihm Minuten zu sein, sehr lange Minuten, die der andere ihm einfach nur mit diesem unergründlichen ernsten Blick in die Augen starrte. Ihre Gesichter waren sich so nah, dass er seinen Atem auf der Wange spüren konnte und er fühlte sich plötzlich wie gelähmt. Ihn beschlich das unangenehme Gefühl, sich nie wieder aus dieser Position lösen zu können, solange er diesen hypnotisierenden Blick aus diesen unverschämt schönen Augen ertragen musste. Sein Herz klopfte schneller, als er sich abwesend fragte, was er bloß tun sollte. Wieso war er neuerdings so schnell aus der Fassung zu bringen? Bevor er seinen wirren Gedankengängen weiter folgen konnte, geschah etwas, was Ni~ya absolut nicht erwartet hatte. Sakito gab sich urplötzlich einen Ruck, es war nicht erkennbar, was ihn auf einmal dazu gebracht hatte, sich zu überwinden, und kam Ni~yas Gesicht so nah, dass sich ihre Lippen berührten. Erschrocken riss der Größere die Augen auf. Er erkannte, dass der andere seine geschlossen hatte. Und bevor er sich zurückziehen konnte, schlang sich eine Hand um seinen Hinterkopf, verwob sich in seinen Haaren und zog ihn zu sich, erhöhte den Druck ihrer Lippen, gab ihm keine Gelegenheit mehr, sich dem zu entziehen. Er begriff nicht, warum, aber im nächsten Augenblick war sein Widerstand geschmolzen, er ließ die Augen langsam zufallen und erwiderte den Kuss. Es war nicht viel mehr als eine seichte Berührung, einem leichten Windhauch gleich, kaum spürbar, und doch verursachte sie, dass Ni~yas Herz einen Moment aussetzte, um dann aufgeregt schneller zu klopfen. In seinem Kopf drehte sich alles, als Sakito sich weiter vorbeugte, den Kontakt vertiefte, mit seinen Lippen kosend über die seinen streifte, bevor eine neugierige Zungenspitze ihn zum Zusammenzucken brachte. Aber er hatte keine Kraft mehr, sich zu widersetzen, wusste nicht einmal, ob er das überhaupt wollte, und öffnete seinen Mund widerstandslos einen Spalt, ließ ganz entgegen seines sonstigen Charakters zu, dass der andere ihn erkundete und den Kuss dominierte. Als sich ihre Zungen berührten, schlang er aufseufzend die Arme um Sakitos Hüften, ließ sich dann nach hinten auf das weiche Bett fallen und zog den anderen mit sich. Beide begriffen nicht mehr recht, wie ihnen geschah, warum sie auf einmal zusammen auf der Überdecke eines luxuriösen Himmelbetts lagen und sich gierig küssten, ihre Körper näher aneinander pressend, um die Wärme des anderen zu spüren, die Hände zurückhaltend die Konturen ertastend. Sie wussten nicht, wie lange sie dort lagen, sich gegenseitig vorsichtig streichelten und immer wieder einen neuen tiefen Kuss begannen, sobald der vorige geendet hatte, hungrig nach mehr. Beide hatten alle Zweifel, jeden vernünftigen Gedanken in den hintersten Winkel geschoben, die Augen geschlossen und folgten blind einfach dem, wonach sie sich gerade sehnten, den gemeinsamen Augenblick genießend. Es endete damit, dass Sakitos Handy klingelte. Erschrocken fuhren sie auseinander, sahen sich unwillkürlich eine lange Sekunde in die Augen, bevor sie realisierten, was sie eben getan hatten und beide flammend rot wurden. Sakito richtete sich hastig auf, rollte ungraziös vom Bett und stürzte zu seiner Tasche, um den Anruf in Empfang zu nehmen. Es war Hitsugi. „Sakito? Wo bist du?“ fragte er. Ein leicht verärgerter Unterton schwang in seiner Stimme mit. „Wie, äh…was? Wo ich bin?“ stammelte sein Gesprächspartner, konnte nicht verhindern, dass seine Stimme zitterte. Er zwang sich, seine Gedanken einen Moment zu ordnen, da fiel ihm ein, worum es ging. Er sah auf die Uhr. Es war beinahe halb sechs. Um fünf hatte er sich mit Hitsugi bei sich zu Hause treffen wollen. Um diese Zeit musste er da sein, weil seine Mutter dann zur Arbeit aufbrach und jemand seine kleinen Geschwister betreuen musste. Mist. „Tut mir Leid, Hitsu!“ entschuldigte er sich rasch. „Ich hab völlig die Zeit vergessen! Warte auf mich, ich bin schon so gut wie unterwegs! Gib mir zwanzig Minuten!“ „Ist okay“, murmelte der andere, „deine Schwester hat mir die Tür geöffnet. Ich pass solange auf die Kleinen auf, bis du da bist. Bis gleich.“ Damit legte er auf. Hektisch schmiss Sakito das Handy zurück in die Tasche, zog sich das schwarze T-Shirt über den Kopf, das Ni~ya ihm vorhin gegeben hatte und kramte das Demotape raus, warf es dem verblüfften Bassisten in den Schoß. Er musste so schnell wie möglich nach Hause! An Hitsugis Fähigkeiten, drei kleine Monster, die zudem völlig vernarrt in ihn waren, in Schach zu halten, zweifelte er doch stark. „Das Demotape ist von eurer neuen Single, du sollst es dir anhören und sagen, ob es gut ist. Die Klamotten geb ich dir irgendwann mal zurück. Ich muss jetzt unbedingt los!“ klärte er den anderen hastig auf. „Warum hast du’s plötzlich so super-eilig?“ erkundigte sich der, drehte dabei die Cd in den Händen. Er saß im Schneidersitz auf seinem Bett. „Weil Hitsugi alleine mit meinen kleinen Geschwistern ist und ich eigentlich auf sie aufpassen sollte! Also…auf die Geschwister, mein ich“, informierte Sakito ihn. „Du musst auf deine Geschwister aufpassen?“ Ni~ya fand die Vorstellung irgendwie befremdlich. „Kann das niemand anders machen?“ Der Kleinere stand inzwischen schon in der Tür und reagierte gereizt darauf, weiter aufgehalten zu werden. „Verrat mir mal, wer das sonst machen sollte“, fauchte er, „nicht jeder Mensch hat Hausangestellte!“ „Hätt ja sein können. Jeder normale Mensch kann sich so was leisten, wenn er was Vernünftiges arbeitet und sich nicht zu dumm anstellt“, sagte Ni~ya kühl und zuckte mit den Schultern. Unwissentlich brachte er Sakito damit zum Ausrasten. Mit wenigen Schritten stand der wieder vor ihm, stemmte wie einige Zeit zuvor die Hände in Hüften und funkelte ihn an. Diesmal allerdings nicht neckend und verspielt, sondern sein Blick durchbohrte ihn beinahe und zeugte von unverhohlener Wut. Der Braunhaarige holte noch einmal tief Luft, dann fiel er wutentbrannt über den anderen her. „Du hast doch keine Ahnung, du verwöhntes reiches Gör! Jetzt hör mir mal gut zu: Du solltest dich sehr, sehr glücklich schätzen dafür, dass du in so einem Haus leben und mit Geld nur so um dich schmeißen und deine Zeit damit verplempern kannst, auf deinem Bass rumzuschrammeln.“ Er hielt kurz inne, senkte die Stimme bei seinen nächsten Worten zunächst etwas. „Auch wenn es mir manchmal Leid tut um dich. Wenn du nicht in so einem perfekten Luxus aufgewachsen wärst und wüsstest, was Probleme sind, wärst du nämlich nicht so ein verdammtes Arschloch geworden!“ Und damit schwang sich Sakito die Tasche über die Schulter und knallte im nächsten Moment die Tür hinter sich zu, dass es durchs halbe Haus schallte. Er hoffte, er würde den Ausgang finden, ohne sich zu verlaufen. Kapitel 4: Peinliche Geständnisse und einige Veränderungen, ob zum Guten oder Schlechten, ist aber Ansichtssache ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Triple Cinderella// Kapitel 04 – Peinliche Geständnisse und einige Veränderungen, ob zum Guten oder Schlechten, ist aber Ansichtssache Autorin: Nessera Noire Fandom: Nightmare Pairing: Ni~yaxSakito Disclaimer: Die Band Nightmare gehört nicht mir, die gesamte Story ist erfunden und Geld bekomm ich auch keins dafür. Kommentar: So, diesmal ist die Combo Sakito-Hitsugi wieder dran. Ni~ya muss sich dieses Kapitel erst mal alleine durchschlagen. XD Und…mir gefällt dieses Kapitel nicht so richtig…ich kann einfach nicht mehr witzig sein. T____T ~*~ „Ich hasse ihn!“ schnaubte Sakito wutentbrannt, knallte die Haustür zu und pfefferte seine Tasche in die nächstbeste Ecke. Er traf den Schirmständer, der mit einem lauten Scheppern umfiel und ein Stück über das Laminat kullerte. „Wen hasst du?“ fragte Hitsugi ruhig, als er den Schirmständer wieder an seinen angestammten Platz stellte und Sakitos Umhängetasche an die Garderobe hängte. „Diesen verdammten, eingebildeten Fatzke von einem Bassisten!“ kreischte der andere weiter, machte sich auf den Weg ins Wohnzimmer und begann dort in raschen Schritten auf und ab zu gehen, während er sich weiter lautstark aufregte und seine Wut mit wilden Gesten untermalte. Hitsugi setzte sich gelassen auf die Armlehne eines abgewetzten grünen Sessels und sah ihm zu. Wenn Sakito sich erst mal in Rage geredet hatte, war es das Beste, einfach abzuwarten, bis er genug Dampf abgelassen hatte, um einen wieder zu Wort kommen zu lassen. Diesmal dauerte es immerhin ganze sieben einhalb Minuten (Hitsugi sah auf die Uhr), bevor Sakito endlich mit seinen „dieser Mistkerl!“, „Was bildet der sich ein“ oder „Argh! Ich könnte ihn…“ Ausrufen aufhörte und schwer atmend in der Mitte des Raumes stehen blieb. „So“, mischte sich der Kleinere jetzt ein. „Erzählst du mir jetzt, was eigentlich passiert ist?“ Erstaunt sah der Brünette ihn an. „Hitsugi…du bist ja plötzlich so gelassen!“ stellte er unpassenderweise fest. Angesprochener grinste verlegen. „Einer muss ja die Ruhe behalten, wenn du schon so austickst. Und außerdem hätte ich jetzt wirklich gerne eine Kurzform deiner Erlebnisse der letzten Stunden.“ Auch Sakito musste grinsen. Seine Wut war verflogen, erschöpft ließ er sich in den Sessel fallen, auf dessen Lehne sein Freund saß und fasste zusammen: „Ich war bei Ni~ya, um ihm ein Tape zu bringen, er hat mich erst in den Pool geschubst, mich dann in sein Zimmer eingeladen, mir Klamotten gegeben, mich beim umziehen bespannt und dann hab ich ihn erst geärgert und danach geküsst. Und dabei hat dein Anruf uns unterbrochen. Und dann ist er mir dumm gekommen, ich hab ihn angeschrieen und bin weg.“ Er blinzelte zu dem anderen hoch, der ihn erst einige Sekunden anstarrte, um danach hochrot anzulaufen und zu stammeln: „Wie bitte…WAS?!“ „Du wolltest ne Zusammenfassung und das war sie.“ Er lachte über das rote Gesicht unter den wuscheligen Haaren. „Du…du hast ihn wirklich geküsst?“ fragte Hitsugi ungläubig nach. „Jaaa…und das Schlimme ist…wir haben nach dem ersten Kuss nicht wieder aufgehört…weil es…ich weiß auch nicht…irgendwie schön war…“, nuschelte Sakito leicht rötlich. Der andere riss die Augen daraufhin noch weiter auf, als er es eh schon tat. „Was! Aber…wieso? Du magst ihn doch noch nicht mal!“ Der hübsche Junge im Sessel zog die Knie eng an den Körper und rollte sich peinlich berührt ein wenig zusammen, sodass man sein rotes Gesicht nicht mehr so sah. Langsam wurde ihm diese Unterhaltung doch etwas unangenehm. „Ich weiß es doch auch nicht!“ jammerte er. „Es hat sich halt irgendwie so ergeben! Ich hab gar nicht mehr richtig gemerkt, was ich tue!“ Sein Freund auf der Sessellehne legte den Zeigefinger an die Lippen und schien zu überlegen. „Naja…“, begann er schließlich zögerlich stotternd, „vielleicht…kann es sein, dass du…einfach lange niemanden mehr geküsst hast und irgendwie…das Bedürfnis danach hattest…oder so.“ „Quatsch!“ „Wieso nicht?“ Sakitos heftige Reaktion hatte Hitsugi anscheinend neugierig gemacht. Auf seine Frage hin verfärbten sich Sakitos Ohren in einem tiefen Rot und er versank so tief im Sessel, wie es möglich war, ohne in den Ritzen zu verschwinden und verschwundenen Ohrringen seiner Schwestern und diversen Kekskrümeln Gesellschaft zu leisten. „Weil ich überhaupt noch nie…ähm…jemanden so richtig geküsst hab. Nur einmal mit zwölf auf nem Geburtstag beim Flaschendrehen, aber das zählt ja wohl nicht!“ gab er leise zu. Der Kleinere zog eine Augenbraue hoch. „Dann versteh ich erst recht nicht, warum du’s jetzt gemacht hast!“ „Verdammt, ich doch auch nicht!“ jammerte es da wieder mit voller Kraft. Sakito schlug mit der Faust auf den Sessel, dass der Staub nur so aufwirbelte. „Aber…du bist nicht in ihn verliebt, oder?“ „Bist du bescheuert!? In dieses arrogante Arsch? Du hast sie ja nicht mehr alle, Hitsugi!“ Jetzt hatte sich der hübsche Braunhaarige wieder vollständig aufgesetzt und funkelte ihn wütend an. ‚Ertappt’, dachte Hitsugi, aber statt das auszusprechen, beschwichtigte er ihn nur mit einem „Jaja, schon gut…ich frag ja nur.“ Danach kehrte für ein paar Sekunden Stille ein. Zu dem Thema war eigentlich alles gesagt, Sakito wollte mit Sicherheit kein Geständnis abliefern und Hitsugi traute sich nicht weiter nachzufragen. „Sag mal…“, brach der Größere schließlich leicht grinsend ihr Schweigen. „Nur so aus reiner Neugier: Hast du eigentlich schon mal jemanden geküsst, Hitsu?“ Angesprochener schaute nur konsterniert, ohne eine Antwort zu geben. „Los, sag!“ wurde er aufgefordert. „Äh…nein. Wer würde mich auch schon küssen wollen?“ Leicht verlegen kratzte er sich am Kopf und verwuschelte seine Haare noch mehr. „Ganz schön bescheuert, oder?“ lachte er hohl. „Wir sind immerhin beide schon Oberschüler und haben trotzdem noch nie…Das ist eigentlich viel zu peinlich, um es zuzugeben.“ „Ach was“, winkte Saki ab. „Du machst dir viel zu viele Gedanken darüber, was andere von dir halten, Hitsu. Und sowieso…Warum sollte dich keiner küssen wollen?“ „Na, so blöde wie ich aussehe…“, erwiderte Hitsugi leise und drehte den Kopf weg. Sakito fing an zu grinsen. „Du hast vielleicht Komplexe, mein Lieber. Dabei bist du total knuffig, du müsstest nur mehr aus dir machen! Und welch ein Glück, dass du gerade einen Spezialisten für gutes Aussehen vor dir hast!“ „Angeber“, grummelte der Kleinere und ignorierte das knuffig. Sakito dagegen sprang auf, wieder voller Energie und erklärte strahlend: „Das ist die Idee! Wenn du findest, dass du doof aussiehst, dann werden wir das jetzt eben ändern! Wir gehen jetzt zu meinem Friseur und ich verspreche dir, hinterher wirst du total geil aussehen!“ „Oh Gott“, maulte das Opfer entsetzt, aber ihm war klar, dass er jetzt keine Chance mehr hatte. Sakito wollte irgendwo Dampf ablassen und diesmal war er das Ziel dieser überschüssigen Energie. Da musste er jetzt wohl oder übel durch. Und wer weiß…vielleicht würde ja sogar etwas Ansehnliches dabei herauskommen? „Ha…mbmbl“, stammelte Hitsugi ungefähr zwei Stunden später. „Was du auch gerade gesagt haben magst, ich deute es jetzt mal als Ausdruck deiner Zufriedenheit“, flötete Sakito mit gerunzelter Stirn (wie auch immer er es hinbekam, gleichzeitig zu flöten und die Stirn zu runzeln). Der Kleinere entschied sich dafür, ihn zu ignorieren und stattdessen weiter wie besessen in den Spiegel mit Goldrahmen zu starren, der vor ihm stand. Er saß auf einem Frisörstuhl und hatte einen albernen gelb-rot gestreiften Umhang um, der entfernt an ein Zirkuszelt erinnerte, aber dass Sakitos Friseur so dämliche Umhänge benutzte, war ihm gerade völlig egal. Eben jener Friseur hatte ihm gerade die Haare in einem hübschen schokobraun gefärbt, noch einige hellere Strähnen dazwischen gemacht und dann das Ganze zu einer ziemlich coolen Frisur geschnitten und hochgestylt. Er erkannte sich selbst kaum wieder. Der Friseur zog ihm grinsend den Umhang weg und brachte den Stuhl wieder auf normale Höhe und gleich darauf umarmte ihn Sakito in einem spontanen Anfall von Sentimentalität freundschaftlich, legte den Kopf auf seine Schulter und lächelte: „Und, ist es nicht gut geworden?“ „D-das…das ist absolut…ich weiß auch nicht, ich bin echt sprachlos, Saki!“ stotterte Hitsugi. Als er sich wenige Minuten später von einem fröhlich vor sich hin plappernden Sakito in die Stadt ziehen ließ, um – wie Saki sagte – endlich mal etwas von den Klamotten zu kaufen, die er schon dauernd anprobieren musste, fühlte er sich richtig gut. Das war das erste Mal, dass er durch die Straßen gehen konnte, ohne ständig daran zu denken, dass ihn alle Leute vermutlich komisch ansahen oder einfach nur übersahen, weil er so unauffällig und blöde aussah. Jetzt, fand er, als er sich im vorbeilaufen in einem Schaufenster betrachtete, machte er sich gar nicht so schlecht. Nur die Klamotten waren noch genauso langweilig wie eh und je. Das einzige, was ihm nicht klar war, war, wie er diese Frisur und vor allem diese Haarfarbe am Abend seinen Eltern erklären sollte. Ob es was bringen würde, ihnen zu erzählen, seine Haare seien ausgeblichen, weil er neuerdings in die Schwimm-AG eingetreten war, so wie Kaoru von Dir en grey es angeblich gemacht hatte? Vermutlich nicht. „Das ist scheiße“, entschied ein hagerer Typ namens Aoki, während er sich eine blond gefärbte Haarsträhne aus der Stirn strich. „In letzter Zeit ist alles, was du schreibst, scheiße, Ni~ya“, stellte er fest. „Wie bitte?!“ Ein giftiger Blick traf ihn. Ni~ya stellte den Bass unsanft auf dem Boden ab. „Als ob du es besser könntest!“ „Kann er“, mischte sich der Vocal Seichi ein, der es sich in einer anderen Ecke des Raumes auf dem Sofa bequem gemacht hatte. „Ich weiß ja nicht, ob du das begriffen hast, aber wir sollen nächsten Monat ein Album aufnehmen und nichts von dem, was du hier verzapft hast, wird es da drauf schaffen. Wenn wir diesen Schund spielen, werfen die Fans Tomaten, das kann ich dir versichern.“ Bevor Ni~ya aufbrausen konnte, hatte Ruka bereits seine Drumsticks beiseite geschmissen und den Bassisten zurück auf seinen Stuhl gedrückt. „Also“, begann er stirnrunzelnd, seine Meinung abzugeben. „Ich finde ehrlich gesagt nicht, dass Nis Songs komplett schlecht sind, aber ich muss Seichi Recht geben. Diese Lieder passen nicht zu unser Band.“ „Genau!“ rief Seichi. „Das hier ist eine verdammte Metal-Band. Dieses schnulzige Zeugs hier sing ich jedenfalls nicht!“ Aoki nickte zustimmend über seiner Gitarre. „Damit kannst du höchstens noch kleine Mädchen beeindrucken. Hört sich an, als hättest du Bock aufn paar Groupies.“ „Glaubst du echt, das hab ich nötig?“ giftete Ni~ya wütend. „Ach nein? Kriegst du die mit deinem ganzen Geld etwa auch so?“ „Hey, ich kann auch nichts dafür, dass meine Eltern genug Zaster haben, okay? Hast du echt nichts anderes, auf dem du rumhacken kannst?“ „Doch, deine schlechten Songs zum Beispiel!“ entgegnete Aoki ruhig. Im Hintergrund lachte Seichi böse. „Wenn das alles ist, was du kannst, können wir uns auch gleich nen anderen Bassisten suchen. Hier gibt es jedenfalls genug, die besser sind als du!“ „Schön!“ schrie Ni~ya und schmiss die Zigarettenpackung, die er gerade in die Hand genommen hatte, zornig zu Boden. „Genau darauf legst du es doch eh an, hab ich nicht Recht?! Du willst mich doch schon seit Monaten am liebsten aus der Band raus haben, weil dir meine Nase nicht passt!“ „JUNGS!“ versuchte Ruka noch, das Ganze zu stoppen und wieder etwas Ordnung reinzubringen, doch vergeblich, denn in diesem Moment antwortete Aoki Ni~ya kühl: „Du hast es erfasst.“ „Gut, dann weiß ich ja Bescheid“, presste der Bassist zwischen den Zähnen hervor. „Ruka?“ sprach er den Drummer und seinen besten Freund an. „Viel Spaß noch mit diesen Arschlöchern. Ich denke, ich bin hier nicht mehr erwünscht.“ Er zwang sich dazu, möglichst gelassen seinen Bass und die anderen Dinge aus dem Proberaum, die ihm gehörten, einzupacken. „Lass nur“, sagte er abwinkend, als Ruka mit einer Diskussion beginnen wollte, um diese Entscheidung wieder rückgängig zu machen. Aoki und Seichi schwiegen stur. Ohne sich noch mal umzudrehen, schwang sich Ni~ya den Bass über die Schulter, nahm seine Tasche und ließ kurz darauf die Tür hinter sich zufallen. ‚Das wars also’, dachte er. Ni~ya ging langsam, um sein aufgewühltes Gemüt etwas zu beruhigen, vielleicht aber auch einfach nur aus Sentimentalität. Schließlich war es wahrscheinlich, dass er diese Gänge nicht mehr allzu oft entlanggehen würde. Klar, er musste mit seiner Band ein letztes Konzert geben, in einigen Pressekonferenzen seinen Ausstieg erklären und so weiter. Dagegen sah er jetzt schon an, denn ob sie sich da zurückhalten und die bereits seit längerer Zeit anschwellende Feindschaft verbergen könnten, war höchst fraglich. Erstaunlicherweise war er aber sogar ein wenig erleichtert, dass es jetzt zu Ende war. Er musste sich eingestehen, dass so ein Ende schon lange vorauszusehen war und Seichi und besonders Aoki ihn nicht besonders gut behandelt hatten. Kein gutes Bandklima also, aber er hatte sich eingebildet, dass es in einer Band, die harte Musik spielte, immer auch ein wenig härter zuging. Sie waren ja schließlich keine Girlgroup. Ni~ya stutzte und horchte auf, als er auf seinem Weg durch die endlosen labyrinthartigen Gänge der Plattenfirma plötzlich von irgendwo jemanden Gitarre spielen hörte. Die Proberäume der Bands waren aus nachvollziehbaren Gründen schalldicht, also musste das Geräusch aus einem der anderen Zimmer kommen. Aber wer sollte da spielen? Es interessierte ihn, denn er musste sich eingestehen, dass die Person für jeden sofort hörbar verdammt gut spielte. Da wusste jemand, was er tat. Gehässig dachte er, dass es sogar wesentlich besser klang als Aokis Spiel, und der war nun wirklich nicht schlecht, das musste er dann doch zugeben. Er folgte dem Geräusch aufmerksam lauschend, bog um mehrere Ecken, um schließlich vor der Tür zum Aufenthaltsraum der normalen Angestellten zu landen. Hier gingen viele der Leute aus der Verwaltung und andere Mitarbeiter hin, um eine zu rauchen oder in Ruhe zu essen, wenn sie Pause hatten (oder, wenn sie mutig genug waren, auch zu anderen Zeiten). Leise öffnete Ni~ya die Tür einen Spalt weit, um neugierig hindurch zu spähen und einen Blick auf den begabten Gitarristen zu erhaschen. Er wusste nicht, wen er erwartet hatte, aber an die Person, die dort konzentriert am Tisch saß und die Finger gekonnt über die Saiten gleiten ließ, hatte er in etwa als letztes gedacht. Der hellbraune Haarschopf gehörte definitiv Sakito. Sakito, der einige Tage zuvor bei ihm gewesen war und den er geküsst hatte. Er wurde zu seinem Ärger unweigerlich rot, als er daran dachte, wie sie beide auf seinem Bett gelegen und sich immer weiter geküsst hatten, als ob sie jeglichen vernünftigen Verstand verloren hätten. Er wollte sich gar nicht ausmalen, wie weit sie vielleicht gegangen wären, hätte Hitsugi sie mit seinem Anruf nicht unterbrochen! Leider musste er feststellen, dass ihn die Vorstellung nicht mal abstieß, auch nicht jetzt, wo er Sakito leibhaftig vor sich sah. „Wen bespannst du da?“ fragte es in diesem Moment amüsiert hinter ihm, sodass er aus seinen nicht mehr ganz jugendfreien Gedanken gerissen wurde und sich erschrocken umdrehte. Hinter ihm stand Ruka. Er musste ihm wohl gefolgt sein. „Ähm…niemanden“, erklärte er hastig und wollte rasch die Tür schließen, doch Rukas Hand stoppte ihn. Der Drummer warf einen Blick über Ni~yas Schulter auf den Gitarre spielenden Sakito, der noch immer nichts von ihnen beiden mitbekommen hatte, und erklärte anzüglich grinsend: „Niemand sieht aber verdammt gut aus. Ich will ja gar nicht wissen, was du dir gerade so zusammenphantasiert hast.“ „Klappe, sonst Beule!“ fauchte der Bassist ertappt und zog die Tür nun endlich ins Schloss. „Okay, okay“, grinste Ruka (weiterhin ziemlich schmutzig). „Komm mit, wir gehen eine rauchen.“ „Es gibt nichts mehr zu besprechen, Ruka“, wehrte Ni~ya ab, der sofort begriffen hatte, dass der Drummer nicht nur rauchen, sondern vor allem das Geschehene besprechen wollte. Ruka rollte mit den Augen. „Ich versuch schon nicht, dich dazu zu überreden, den Austritt rückgängig zu machen. Komm einfach mit, okay?“ Er drehte sich um und ging voraus, nachdem Ni~ya widerwillig genickt hatte und ihm folgte. „Und übrigens“, fügte Ruka schon wieder grinsend hinzu. „Niemand spielt echt gut Gitarre.“ Kapitel 5: Freunde sind manchmal rätselhaft und auch Jungs können viele Tränen vergießen ---------------------------------------------------------------------------------------- Triple Cinderella// Kapitel 05 – Freunde sind manchmal rätselhaft und auch Jungs können viele Tränen vergießen Autorin: Nessera Noire Fandom: Nightmare Pairing: Ni~yaxSakito Disclaimer: Die Band Nightmare gehört nicht mir, die gesamte Story ist erfunden und Geld bekomm ich auch keins dafür. Kommentar: Hat jemand den Namen des Meerschweinchens von Sakitos Bruder begriffen? Ich hoffe doch. XD Dieses Kapitel ist leider relativ lieblos von mir runtergeschrieben worden…mal wieder eines dieser typischen Übergangskapitel. *dropz* Es tut mit Leid. ._. Nächstes Mal wird es wieder interessanter, versprochen. ^^; ~*~ Ihr üblicher Platz zum Rauchen war ein ausladender Balkon im dritten Stock, und genau dort standen Ni~ya und Ruka nun seit einigen Minuten und zogen nachdenklich an ihren Zigaretten. „Es war die richtige Entscheidung, Ni“, sagte Ruka in die Stille hinein, wie um ihn zu beschwichtigen. Er fuhr erst fort, als er sicher war, dass der andere nichts antworten würde. „Weißt du, die Songs, die du geschrieben hast, waren auf keinen Fall schlecht, glaub mir. Sie waren lediglich nicht das Richtige für diese Band. Aber ich glaube, das weißt du selbst.“ „Hör auf, es schönzureden, Ruka“, grummelte Ni~ya mit der Zigarette im Mund, sodass der Lärm der vierspurigen Kreuzung unter ihnen ihn fast übertönte, zumal dort gerade ein blauer Sportwagen unter lautem Gehupe der anderen die rote Ampel ignorierte. „Du magst doch selber auch nur so richtig brachiales, hartes Zeug.“ „Das stimmt, aber, hey, ich mein das wirklich ernst! Was Seichi und Aoki schreiben, ist zwar hart und Metal und so, aber es ist nicht – wie soll ich sagen – echt. Verstehst du?“ „Nein“, gab der Kleinere zu und zog eine Augenbraue hoch. „Das Publikum, vor dem wir gespielt haben“, fuhr Ruka fort, „denen ist es doch egal, wovon ein Song handelt. Die hören die Musik, ohne darüber nachzudenken, sondern stellen sich auf einem Konzert nur hin und headbangen oder betrinken sich quasi mit Musikbegleitung. Seichi und Aoki haben genau dafür die richtige Musik geschrieben, aber mir passt das eigentlich genauso wenig wie dir. Mir war ziemlich schnell klar, dass wir mit dieser Band nie erfolgreicher werden würden, als wir es jetzt gerade waren. Das hast sogar du begriffen, oder?“ Er grinste überheblich. „Was soll das denn heißen, ‚sogar ich’? Mir ist sehr wohl klar, dass mit dieser Band praktisch kein Blumentopf zu gewinnen ist. Seichis Texte sind ohne Inhalt, ausnahmslos alle. Nur leere Worte und Phrasen und nicht das geringste Gefühl. Total unsensibel, der Kerl.“ Eigentlich hatte er noch mehr sagen wollen, doch er wurde dadurch unterbrochen, dass Ruka sich über die Brüstung lehnte und anfing, hemmungslos zu lachen. „Was war daran jetzt so witzig?“ fuhr Ni~ya den anderen ungehalten an. „Dass es von dir kam! Ich hätte nie gedacht, dass ich den Tag noch erlebe, an dem du unsensibler Klotz so was sagen würdest!“ Ruka begann noch einmal für etwa zwei Minuten zu lachen, bevor er sich endlich wieder vollständig einkriegte. „Aber immerhin hast du’s begriffen“, stellte er danach fest. „Anscheinend bist du doch nicht so dumm, wie ich immer dachte.“ „Hallo? Kannst du jetzt mal aufhören, mich zu beleidigen?“ „Nein.“ Und mit dieser Aussage trat der Drummer seine Zigarette aus und durch die Balkontür zurück ins Innere des Gebäudes. Der Bassist folgte ihm. „Jetzt wart doch mal!“ rief er ihm nach. „Wenn du die Band schon selber so scheiße findest, warum bleibst du dann noch Mitglied?“ Ruka, der inzwischen bereits einige Schritte vorausgegangen war, hielt inne und drehte sich mit einem breiten Lächeln um. „Wer hat denn behauptet, dass ich das vorhabe?“ Es war genau 19:38 Uhr und Hitsugi war ja sooooo langweilig. Er saß an seinem Schreibtisch und kaute an einem Bleistift, während er zum Zeitvertreib mit seinem Drehstuhl Karussell fuhr. Hier verbrachte er neuerdings einen Großteil seiner Zeit. Zwar hatte zu seinem Erstaunen zu Hause niemand ernsthaft Einspruch gegen seine Frisur erhoben, aber das hatte sich schnell geändert, nachdem mit den Zwischenzeugnissen klar wurde, dass er in der Schule erheblich abgesackt war. So was sei seiner großen Schwester ja nie passiert, hieß es, aber die habe sich auch nicht die Haare gefärbt und mit den Eltern unbekannten Freunden herumgetrieben. Nun gaben Hitsugis Eltern also Sakito die Schuld an seinen schlechten Noten (was nur bedingt berechtigt war, es lag nämlich vielmehr daran, dass er in letzter Zeit fast schon bis zur Besessenheit Gitarre übte) und er wurde zum Lernen verdonnert. Das störte ihn an sich sogar relativ wenig, er hatte noch nie ein größeres Problem mit Schulbüchern gehabt. Was Hitsugi dagegen viel mehr störte, war die Tatsache, dass er überhaupt keine Chance mehr hatte, sich mit Sakito ‚herumzutreiben’, wie seine Eltern es nannten. Dieser hatte nämlich aus unerfindlichen Gründen in den letzten Wochen einfach keine Zeit. Und zwar wirklich überhaupt keine. Der Kleinere hatte jetzt schon endlose Stunden damit verbracht, in der Wohnung auf Sakito zu warten und nebenbei darauf zu achten, dass Kintaro nicht sein heiß geliebtes Meerschweinchen Pyu mit in die Badewanne nahm oder Yumi ihre Haare aus lauter Neugier versehentlich in den Suppentopf tauchte. Doch vergeblich, am Ende ging er immer frustriert nach Hause, weil Sakito angerufen hatte, dass er länger arbeiten würde oder schlicht und einfach nicht aufkreuzte. Lediglich die permanent erschöpft wirkende Frau Edokawa hatte er jetzt öfter angetroffen, dabei war die sonst nie da gewesen. So langsam machte er sich wirklich ernsthaft Sorgen. Da hatte er gerade seinen ersten wirklich guten Freund gefunden und jetzt lief er bereits wieder Gefahr, ihn aus den Augen zu verlieren. Das wollte er auf keinen Fall! Vielleicht könnte er ja noch einen letzten Versuch starten, Sakito mal wieder leibhaftig vor sich zu sehen…immerhin wusste er ja sehr genau, wo dieser arbeitete und vermutlich würde er auch heute wieder zu dieser unmöglichen Zeit noch dort hinterm Empfangstresen stehen. Und so machte er sich wenige Minuten später ein weiteres Mal auf den Weg zur Plattenfirma. Doch gerade in dem Moment, als er um die Ecke bog und die überdimensionale Drehtür des riesigen Gebäudes in Sichtweite kam, trat Sakito aus eben dieser Tür, streckte sich und ging dann mit gemäßigten Schritten in die entgegengesetzte Richtung davon, ohne Hitsugi zu bemerken. Wo wollte er hin? Um nach Hause zu kommen, hätte er genau auf ihn, auf Hitsugi, zugehen müssen. Einige Sekunden lang zögerte er, überlegte, ob er ihm hinterherrufen sollte, doch dann tat er etwas, was gleichzeitig viel blöder und viel spannender war: Er folgte dem Größeren neugierig in einiger Entfernung. Der Weg führte sie eine ganze Weile durch zahlreiche belebte Straßen, vorbei an Kaufhäusern, Restaurants und Clubs, vorbei an angetrunkenen Geschäftsmännern und schrill gekleideten Jugendlichen mit den neusten Handymodellen in der Hand. Ein paar Mal verlor er den anderen bei diesen vielen Leuten beinah aus den Augen, aber jedes Mal entdeckte er den sich stetig umsehenden Sakito nach kurzer Zeit wieder, weil er nur langsam den Weg entlang schlenderte und so gar keine Eile hatte. Er schien nicht recht zu wissen, wo genau er hinwollte, denn immer wieder glitt sein Blick über die vielen Läden, als suche er etwas Bestimmtes. Und nach einer knappen halben Stunde hatte er es anscheinend gefunden, unschlüssig blieb er mitten auf der Straße stehen, bevor er sich erneut in Bewegung setzte und in einer einfachen, aber gemütlich aussehenden Bar verschwand, in die er in seinem Alter eigentlich noch gar nicht hinein durfte. Hitsugi ahnte jedoch, dass sein bester Freund dank seines verdammt guten Aussehens wohl eher selten Probleme bekam, weil er noch minderjährig war. Das erklärte allerdings noch lange nicht, warum Sakito hier war. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass der sonst so pflichtbewusste Junge in der Zeit, in der er ihn kannte, schon einmal ausgegangen wäre oder ihm etwas darüber erzählt hatte. Bevor er wieder wegging wollte Hitsugi aber wenigstens noch wissen, ob Sakito allein hierher kam oder sich mit jemandem traf. Vorsichtig bewegte er sich auf die Bar zu, hielt direkt vor dem Fenster an, bückte sich, als ob er sich den Schuh zubinden wollte und spähte dabei – wie er hoffte unauffällig – durch die Scheibe. Er hat mit allem gerechnet, aber nicht damit. Sakito sprach mit einer Person, die neben ihm am Tresen saß, und Hitsugi kannte diese Person nur zu gut: Es war Ni~ya. Den Weg zurück nach Hause legte er immer noch vollkommen fassungslos zurück. Er fühlte sich gerade ziemlich hintergangen. Hatte Sakito ihm nicht selber noch vor einiger Zeit erzählt, er würde Ni~ya hassen und nichts mit ihm zu tun haben wollen? Sicher, er wusste ganz genau, dass das nicht stimmte und sich der Brünette irgendwo doch angezogen fühlte von dem kühlen Bassisten, aber er hatte gedacht, dass dieser sich das nicht einmal selbst eingestehen wollte. Und nun traf er sich sogar heimlich mit ihm! Vermutlich war das der Grund, warum er in den letzten Wochen überhaupt keine Zeit mehr für ihn, Hitsugi, gehabt hatte. Anscheinend hatte Sakito seine Gesellschaft bereits über und gab sich stattdessen lieber mit diesem Möchtegern-Superstar ab. Aber er hatte ihm nicht einmal die Wahrheit gesagt! Eiskalt angelogen hatte er ihn mit der Ausrede, er müsse arbeiten! Hitsugi hätte heulen mögen. War ja klar, dass ihm wieder so etwas passierte. Für ihn interessierte sich nun mal niemand. Sakito hatte sich wohl nur so lange aus Mitleid mit ihm abgegeben, bis er was Besseres gefunden hatte. Wütend ballte er die Hände zu Fäusten. Der konnte ihm in Zukunft gestohlen bleiben! „Was machst du denn hier?“ fragte Sakito kalt, als er sich auf den einzigen freien Platz am Tresen fallen ließ, direkt neben Ni~ya. „Das Gleiche könnte ich dich fragen“, erwiderte dieser im selben Tonfall. „Bist du nicht eigentlich noch viel zu jung für so einen Laden?“ Der andere zuckte gleichgültig mit den Schultern und bestellte sich einen Caipirinha. Er kippte das alkoholische Getränk in erstaunlich zügigen Schlucken hinunter. Der Bassist sah ihm eine Weile dabei zu, bevor er skeptisch fragte: „Willst du dir hier total die Kante geben, oder wie seh ich das?“ „So siehts aus“, gab der Kleinere offen zu. „Ach, und ich dachte immer, du wärst so ein braves Kerlchen, das auf seine Geschwister aufpasst und sich vor dem Chef tiefer verbeugt, als es nötig wär.“ „Dann hast du dich wohl getäuscht“, schnaubte Sakito abfällig und knallte das leere Glas auf den Tisch. Er bestellte sich noch mal dasselbe. „Und jetzt lass mich in Ruhe!“ „Okay, okay.“ Ni~ya hob abwehrend die Hände. Anscheinend war mit dem anderen heute nicht gut Kirschen essen. Da war es nur Glück, dass er einige Minuten zuvor aus dem Augenwinkel gesehen hatte, wie ein Bekannte von ihm die Bar betreten hatte. Rasch erhob er sich von seinem Hocker und ging diesen Bekannten suchen, auch wenn er ihn eigentlich nicht besonders leiden konnte (wie die meisten Menschen). Aber es konnte nur angenehmer werden als mit dieser Zicke. Tatsächlich war jener flüchtige Bekannte sogar äußerst guter und spendabler Laune, weshalb der Bassist im Endeffekt einen recht unterhaltsamen Abend verbrachte und Sakito fürs Erste vergaß. Er war wohl schon relativ betrunken, als er zu fortgeschrittener Stunde zur Toilette torkelte, um die viele Flüssigkeit, die er zu sich genommen hatte, wieder loszuwerden, und als er sich durch die vielen mehr oder weniger geradeaus laufenden Menschen zurück zu seinem Platz schlängeln wollte, warf er einen Blick zur Theke, weil ihm der Brünette eben jetzt wieder einfiel und ihn interessierte, ob er noch da war. Er stutzte ein wenig bei dem Bild, das sich ihm bot. Tatsächlich saß Sakito noch immer dort, wo er ihn einige Stunden zuvor zurückgelassen hatte, doch in diesem Moment hatte er sich vornüber gebeugt und stützte den Kopf in die Hände. Seine Schultern zitterten und einer der Kellner hatte ihm eine Hand auf die Schulter gelegt und sprach auf ihn ein. Jetzt registrierte der Mann, dass er beobachtet wurde und bevor Ni~ya sich dazu entschließen konnte, sich besser aus dem Staub zu machen, wurde er schon herüber gewunken. „Du kennst ihn hier, oder?“ fragte der Kellner ihn mit einem Blick zu Sakito. „Dann kümmere dich mal um ihn, ich hab da echt keine Zeit zu“, wies er auf Ni~yas Nicken hin an und verschwand sofort mit einem Tablett voller Biergläser. Als der Bassist sich näher zu dem Sitzenden hinunterbeugte, begriff er auch endlich, warum er sich kümmern sollte: Sakito weinte hemmungslos, die Tränen tropften schon zwischen seinen Fingern hindurch und liefen an seinen Händen herunter, die er auf sein Gesicht gepresst hatte. Seufzend legte er dem Kleineren einen Arm um die Schulter und stellte fest: „Ich bring dich wohl besser hier raus, du hast für heute jedenfalls mehr als genug getrunken.“ Widerstandslos ließ sich der andere auf die Beine ziehen. Er war zu betrunken, um noch zu protestieren. Rasch verständigte Ni~ya sich noch mit dem Kellner darüber, ob er bezahlt hatte, bevor er ihn nach draußen auf die Straße schob, wo man das laute Schluchzen weithin hören konnte. „Jetzt hör doch mal auf zu flennen“, kommentierte der Größere die Situation, doch Sakito hörte natürlich nicht auf ihn. Dafür fing er jetzt an zu reden. „D-du hast doch keine Ahnung!“ schluchzte er undeutlich. „Und nun lass mich los, ich will zurück!“ „Damit du dich komplett unter den Tisch saufen kannst und morgen früh mit ner Alkoholvergiftung im Krankenhaus aufwachst? Vergiss es!“ Erbarmungslos griff er den Kleineren am Handgelenk und zog ihn hinter sich her. Er wusste nicht, wo Sakito wohnte und er hatte nicht die geringste Lust, mitten in der Nacht mit einem Betrunkenen dessen Haus zu suchen, also blieb ihm nichts anderes übrig, als ihn mit zu sich zu nehmen. Um ihn einfach heulend am Straßenrand zurückzulassen, dafür war er dann doch zu nett. Generell wurde er unter Alkoholeinfluss immer so nett und er hasste das. Zu seiner Erleichterung ließ der andere sich die nächsten Minuten ohne großen Protest mitziehen und in der U-bahn stellte er zudem noch das laute Schluchzen ein und weinte nur noch leise vor sich hin. Schien so, als hätte er für den Moment resigniert. Erst als sie nach weiteren zehn Minuten Fußmarsch am Tor der großen Villa angekommen waren, in der Ni~yas Familie lebte, erkannte er, wo er war und wehrte sich erneut. „Ich muss nach Hause“, fiel ihm ganz plötzlich ein. „Und zu dir in dein doofes Haus geh ich sowieso nicht.“ Ni~ya rollte mit den Augen. „Jetzt komm mit“, ordnete er ungeduldig an, aber das machte es nur noch schlimmer. „Nein, ich will nicht! Ich muss nach Hause und ich muss doch arbeiten und meine Mutter, die muss morgen früh weg und dann muss ich doch da sein und Frühstück machen und morgen muss ich Kintaro zum Schwimmkurs bringen und danach zur Arbeit und-“ –„Jetzt halt doch mal die Klappe!“ unterbrach der Größere fauchend Sakitos endloses Geleier darüber, was er nicht alles tun musste. „Du kommst jetzt mit hier rein und dann schläfst du und lässt mir meine Ruhe und morgen früh gehst du wieder und was du dann tust, ist mir völlig egal, okay?!“ Damit erreichte er, dass das Geweine wieder losging, aber immerhin kam er nun mit. So leise wie möglich zerrte er Sakito am Handgelenk in sein Zimmer und drückte ihn auf sein Bett. Seufzend beobachtete er, wie dieser augenblicklich zur Seite fiel und sich zusammenrollte. Immer noch liefen ihm Tränen über die Wangen. Wie konnte ein Mensch nur so viele Tränen haben? Zu seinem Leidwesen erzeugte dieser jammervolle Anblick auch noch so viel Mitleid in ihm, dass er sich ebenfalls auf die Bettkante setzte, dem Liegenden über die Schulter strich und für seine Verhältnisse äußerst teilnahmsvoll fragte: „Hey, was ist eigentlich los mit dir, dass du dir so sinnlos die Cocktails reinhaust und danach nur noch heulst? So bist du doch sonst nicht drauf.“ Sakitos Kopf drehte sich leicht, er sah zu ihm hinauf und ihm damit zum ersten Mal an diesem Abend wirklich in die Augen. Ein kurzes, bitteres Lächeln huschte über sein Gesicht. „Heute Abend hab ich meinen Verdienst von mehreren Tagen vertrunken“, erklärte er, kaum wahrnehmbar lallend, aber ansonsten erstaunlich klar. „Dabei ist das doch das einzige Geld, was wir im Augenblick haben, außer dem bisschen vom Staat. Meine Mutter hat ihren Job verloren, weißt du. Nun schufte ich wie ein Besessener, damit wir noch irgendwie über die Runden kommen, in jeder freien Minute, aber…aber…ich bin so blöd!“ Er heulte wieder mit aller Kraft los. „Ich weiß nicht, was heute mit mir los war, aber der Tag war so scheiße und ich war so fertig, ich hab gedacht, ich brauch unbedingt ein paar Minuten für mich, deshalb bin ich was trinken gegangen…und dann wollt ich nicht mehr aufhören, damit ich alles vergesse, aber jetzt geht’s mir nur noch schlechter…Ni~ya, ich kann einfach nicht mehr!“ berichtete er zunehmend verzweifelter. „Ich kann nicht mehr…“, schluchzte er noch einmal leise, bevor er den Blick wieder von dem Bassisten abwandte und den Kopf in den Händen vergrub. Wortlos erhob sich Ni~ya vom Bett. Schnell zog er sich selber um, danach zog er Sakito die Schuhe, Socken und nach einigem Zögern auch noch die Jeans aus. Der andere wehrte sich nicht, er ließ das widerspruchslos mit sich machen. Ursprünglich hatte Ni~ya daran gedacht, ihn in einem der Gästezimmer einzuquartieren, aber nun brachte er es doch nicht über sich, den deprimierten Jungen allein zu lassen. Er warf Sakitos Hose in irgendeine Ecke, legte sich neben ihn und deckte sie beide zu. Wo er so dalag, im Dunkeln, und immer noch das leise Schluchzen hörte, fühlte er sich zunehmend hilflos, doch nach einiger Zeit rutschte Sakito von selber näher an ihn heran und kuschelte seinen Kopf an die fremde Schulter neben ihm. Zaghaft drehte sich Ni~ya etwas und legte einen Arm um den schmalen Körper, zog ihn näher zu sich und strich ihm beruhigend über den Rücken. Nur noch halbwach nahm er erleichtert wahr, dass der andere sich anscheinend tatsächlich beruhigte und aufhörte zu weinen, dann fiel er in einen leichten, unruhigen Schlaf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)