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Verfolgt

Dee/Ryo
von

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Act one

„Hi! Ich muss noch mal kurz weg!“ rief Bicky, der gerade aus seinem Zimmer gestürmt war in die Küche hinein. Ryo, der erst vor einer Viertelstunde nach Hause gekommen war, war gerade dabei die Nudeln in einen Topf mit kochendem Wasser zu kippen. „Wohin willst du denn jetzt noch? Es wird dunkel und das Essen ist gleich fertig.“
 

„Ich will nur schnell Carol abholen. Sie isst heute hier. Das ist doch in Ordnung?
 

Ryo nickte. „Wir haben sowieso zu viel.“
 

Bicky sah sich suchend im Zimmer um. „Ist Dee heute gar nicht zum Essen da?“
 

„Doch, natürlich. Er ist nur kurz nach Hause gefahren, um sich umzuziehen.“ Ryo kippte noch eine Prise Salz zu den Nudeln.
 

Bicky lehnte sich gegen den Türrahmen „Warum hat der eigentlich überhaupt noch eine eigene Wohnung? Er isst hier, schläft hier, hängt hier rum… Eigentlich kann er auch gleich hier einziehen.“
 

Ryo drehte sich überrascht um und vergaß die Nudeln für einen Augenblick. „Würde dich das denn nicht stören?“
 

„Wieso? Überlegt ihr das etwa wirklich?“ fragte Bicky misstrauisch.
 

„Nein, natürlich nicht“ antwortete Ryo hastig. Fast etwas zu hastig für Bickys Geschmack.
 

„Also das müsste ich mir noch mal überlegen“, sagte er langsam. „Vielleicht hätte ich gar nichts dagegen, wenn er hier einzieht. Ich geh jetzt Carol abholen.“
 

Bevor Ryo noch etwas erwidern konnte war er auch schon aus der Küche verschwunden und auf dem Weg die Treppe runter. Die Wohnungstür knallte lautstark hinter ihm zu. Ryo sah ihm überrascht nach.
 

Am Fuß der Treppe konnte Bicky gerade noch bremsen, um nicht mit Dee zusammen zu stoßen, der gerade auf dem Weg nach oben war. „Wo willst du denn noch hin?“ fragte er missbilligend. „Es wird schon dunkel.“
 

Bicky stöhnte auf. „Weißt du eigentlich, dass du schon genauso klingst wie Ryo? Ich will Carol abholen.“
 

„Ryo hat vollkommen Recht. Du weißt, dass es im Moment nicht sicher ist auf der Straße. Was dagegen, wenn ich mitkomme?“
 

Bicky schüttelte den Kopf. Zusammen traten sie in die mittlerweile ziemlich kühle Abendluft hinaus. Nachts spürte man bereits, dass der Winter nicht mehr allzu weit war. Dee steckte sich eine Zigarette an. Eine Weile liefen sie schweigend nebeneinander her.
 

„Sag mal Dee“ fragte Bicky plötzlich. „Du und Ryo … habt ihr vor zusammen zu ziehen?“
 

Dees Kopf fuhr zu ihm herum. „Wieso? Hat Ryo irgendwas davon gesagt?“ Er sah ihn gespannt an.
 

„Naja. Eigentlich habe ich gefragt warum du überhaupt noch eine eigene Wohnung hast, wenn du sowieso ständig bei uns bist.“
 

„Ach so…“ Dee sah ein klein wenig enttäuscht aus. „Und was hat Ryo dazu gesagt?“
 

„Er hat mich gefragt, ob ich etwas dagegen hätte, wenn du bei uns einziehst.“
 

„Ehrlich? Das hat er gefragt?“
 

„Ja. Hör auf zu grinsen. Du weißt ja noch gar nicht, ob ich etwas dagegen hätte.
 

Dee sah ihn grimmig an. „Das bekommst du fertig du kleine Ratte, dass du Ryo dazu bringst nicht mit mir zusammen zu ziehen.“
 

Bicky lächelte überheblich. „Naja, ich habe gedacht, ich mache das von unserem gemeinsamen Urlaub abhängig. Wenn wir uns da gut verstehen, dann darfst du vielleicht bei uns einziehen.“
 

Dee knirschte mit den Zähnen. „Du willst doch nur, dass alles nach deinem Kopf geht im Urlaub, hab ich recht? Aber ich lass mich nicht erpressen. Tu nicht so, als könntest du darüber bestimmen, ob ich mit Ryo zusammen ziehe!“
 

„Kann ich aber“ sagte Bicky frech grinsend. „Jedenfalls solange ich noch klein bin und Schutz brauche.“
 

„Du kleine Kröte…“ Dee schnappte nach seinem Arm, aber Bicky sprang geschickt aus dem Weg. „Na na das ist aber kein guter Anfang für unser Zusammenleben. Ryo will bestimmt nicht, dass wir uns…“
 

„Streitet ihr euch etwa schon wieder?“ fragte Carol genervt. Sie waren nur noch einige Straßen von ihrem Haus entfernt und sie kam ihnen entgegen..
 

„Hey, ich hab doch gesagt, ich hol dich ab. Du sollst doch nicht alleine draußen rumlaufen!“ rief Bicky.
 

„Es hat mir zu lange gedauert“ sagte sie mit einem Schulterzucken.
 

Auf dem Rückweg dachte Dee darüber nach, was Bicky erzählt hatte, während Carol und Bicky sich unterhielten. Dachte Ryo vielleicht wirklich darüber nach mit ihm zusammen zu ziehen? Das wäre ja fast zu schön, um wahr zu sein … Und vor allem war es das wert sich mal für zwei Wochen mit Bicky gut zu stellen. Auch wenn es vielleicht einiges kosten würde…
 

Ryo stellte gerade die Soße auf den Tisch, als sie ankamen. Wie immer gab es Dee ein angenehm warmes Gefühl in der Herzgegend, ihn zu sehen. Wenn er bei Ryo war, hatte er mehr als jemals zuvor in seinem Leben das Gefühl zu Hause zu sein. Ryo sah lächelnd auf. „Hallo Carol, hallo Dee.“ Er ging auf seinen Freund zu und gab ihm einen kurzen Kuss auf die Wange.
 

„Schön, dass du da bist.“
 

Dee legte schnell einen Arm um Ryos Hüften und zog ihn zu sich. Er strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Du siehst immer so müde aus in letzter Zeit. Geht’s dir gut?“
 

„Ich sehe auch nicht müder aus als du. Wir brauchen einfach beide Urlaub. Und es dauert ja nicht einmal mehr eine Woche.“
 

Dee nickte. „Kann ich noch irgendwas helfen?“
 

„Nein, es ist alles fertig. Setz dich.“
 

Dee setzte sich auf den Platz am Tisch, der mittlerweile sein eigener geworden war. Seltsam. Er hatte noch nie einen festen Platz an einem Tisch gehabt. Früher im Heim hatten sie sich immer da hin gesetzt wo Platz war und in seiner eigenen Wohnung gab es noch nicht mal einen richtigen Tisch. Er schluckte. Warum war es nur so ein schönes Gefühl einen festen Platz zu haben?
 

Beim Essen ließ er Ryo nicht aus den Augen. Sein Partner sah wirklich nicht gut aus. Ryo war einer der Polizisten, die sich nie an Verbrechen gewöhnen würden. Jeder Fall nahm ihn von neuem mit und Dee wusste, dass er oft auch nach Dienstschluss über die Fälle nachgrübelte. Morde machten ihm natürlich besonders zu schaffen. Und wenn es sich dann auch noch um Täter handelte, die auch vor Kindern nicht halt machten, wie in ihrem momentanen Fall, dann machte ihn das regelrecht fertig.
 

Dabei hatten sie Kyle Brower fast schon festgenommen. Er hatte fliehen können, weil er ein kleines Mädchen als Geisel genommen hatte. Dass Brower zu dem gleichen Mafiaring gehörte, in dem auch Leo, der Mörder von Ryos Eltern gewesen war, machte die Sache auch nicht einfacher.
 

Ryo hatte sicherlich noch nie so dringend Urlaub nötig gehabt. Selbst der Chef hatte eingesehen, dass sie eine Pause brauchten und ihnen ohne zu Murren gleichzeitig frei gegeben. Dee hatte noch nicht einmal darum betteln müssen.
 

„Noch drei Tage, dann können wir in Canada Lachse angeln und hier können sich andere herumärgern“, sagte Dee zufrieden. „Mann, werde ich froh sein, wenn am Freitag die Tür vom Revier hinter uns ins Schloss fällt.“
 

„Bringst du mir Angeln bei?“ fragte Bicky aufgeregt.
 

„Hmmm, ich hab das selbst erst einmal gemacht, aber ich werds versuchen. So schwer war es nicht“, sagte Dee großzügig.
 

Ryo lächelte ihn an.
 

„Das wird einfach traumhaft", fuhr Dee fort, von Ryos Lächeln angespornt Wir haben die Hütte ganz für uns allein und weit und breit niemand anders. Das nächste Dorf ist kilometerweit entfernt. Wir müssen sogar selbst Holz hacken und abends können wir ein Feuer im Kamin anmachen. Ich hab gehört in diesen Holzhütten soll es irre gemütlich sein.“
 

„Wir wollen aber lieber im Zelt schlafen.“ Warf Bicky ein. „Vor der Hütte.“
 

„Könnt ihr ja“ Dee grinste zufrieden. Dieses Arrangement war ihm nur zu recht.
 

„Wir müssen daran denken genug Vorräte mit zu nehmen“ meinte Ryo. „Nur für den Fall, dass ihr nicht genug Fische fangt, natürlich.“
 

Er räumte die Teller zusammen und stand auf.
 

Dee hielt seinen Arm fest. „Setzt dich wieder. Ich mach den Abwasch.“ Er sah Bicky mit einem breiten Grinsen an. „Und Bicky und Carol helfen mir sicher gern dabei.“
 

„Ja natürlich“ Bicky warf ihm einen grimmigen Blick zu, machte sich aber ohne ein weiteres Wort daran die Teller abzuräumen. Er wusste ja selbst, dass es Ryo in letzter Zeit nicht so gut ging.
 

Zu dritt war der Abwasch fast schneller geschafft, als Dee lieb war. Schließlich hieß das, dass er jetzt in seine eigene kalte Wohnung zurück musste. Er fröstelte schon beim Gedanken daran.
 

„Das Essen war wie immer toll.“ Er ging lächelnd auf Ryo zu, um sich zu verabschieden. Insgeheim hoffte er natürlich, dass Ryo ihn zum Bleiben auffordern würde.
 

„Willst du etwa schon gehen?“ fragte Ryo ehrlich enttäuscht.
 

„Naja, wir haben morgen noch Dienst und müssen früh raus“ sagte Dee vorsichtig.
 

„Dann schlaf doch hier.“
 

Dees Herz machte einen kleinen Sprung. Ja! Ryo hatte es gesagt. Er versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie froh er darüber war. „Wirklich? Ich habe die ganzen letzten Tage hier geschlafen...“
 

„Ja wirklich. Außerdem funktioniert deine Heizung nicht.“
 

„Ach, die hätte ich sowieso nicht angemacht.“
 

„Und du müsstest durch den Regen nach Hause gehen.“
 

„Es hat schon vorhin aufgehört zu regnen.“
 

„Und von hier aus ist es näher zum Revier.“
 

„Ryo?“ sagte er sanft „Wenn du möchtest, dass ich hier schlafe, dann sag es doch einfach.“
 

„Okay.“ Ryo lächelte. „Ich möchte gern, dass du hier schläfst.“
 

Bicky sah zwischen Ryo und Dee hin und her. Waren Erwachsene immer so kompliziert? Als er merkte, dass sie sich gleich küssen würden zog er Carol hinter sich her in sein Zimmer. Das mussten sie sich nun wirklich nicht auch noch angucken.
 

Kaum waren sie aus dem Zimmer verschwunden, ließ Dee sich neben Ryo auf dem Sofa nieder. Er streichelte mit einer Hand über die kleinen Härchen an Ryos Nacken und wusste, dass das einen wohligen Schauer über Ryos Rücken jagen würde. Langsam zog er ihn näher zu sich.
 

Er wusste mittlerweile, dass sein Partner es meistens nicht so gern mochte, von ihm überfallen zu werden. Aber Ryo konnte einfach nicht widerstehen, wenn er sanft verführt wurde. So auch dieses Mal. Sehnsuchtsvoll schloss er die Augen, kurz bevor ihre Lippen sich berührten. Dee fühlte Gänsehaut an seinem ganzen Körper. Schon der erste Kuss damals mit Ryo war anders gewesen, als sämtliche Küsse vorher. Damals schon hatte er gewusst, dass er niemals wieder jemand anders küssen wollte. Obwohl sein Arm gebrochen gewesen war, hatte er plötzlich keinerlei Schmerzen mehr gefühlt. Und . . . auch wenn Ryo es niemals zugeben würde . . . er hatte schon bei ihrem allerersten Kuss zurückgeküsst. Wenn auch nur sehr vorsichtig.
 

Nicht zu vergleichen mit jetzt. Zu Dees Überraschung und Freude küsste Ryo ihn diesmal wirklich sehr intensiv. Er hatte die Arme um ihn gelegt und zog ihn dichter an sich, während seine Zunge fordernd über Dees Gaumen strich. Was für ein tiefer, wundervoller Kuss. Dee fühlte sich völlig versunken. Mittlerweile kannte er das: Wenn Ryo sehr geschafft war, oder sehr verstört, dann brauchte er ihn ganz nah bei sich und Dee liebte diese Momente, in denen er wusste, dass Ryo wirklich ihm gehörte. Ihm ganz allein.
 

Ryo ließ von ihm ab und seine Augen waren dunkel vor Erregung. Dee wurde ganz schwindelig. Er war immer noch nicht ganz daran gewöhnt, dass Ryo jetzt manchmal ganz offen zeigte, wie sehr er ihn begehrte. Immer noch konnte er es nicht ganz glauben
 

„Ins Bett?“ flüsterte er heiser. Ryo nickte.
 

~*~*~
 

söp.. kappi 1 finished ^.^

kommis?

Act two

Es fiel Ryo heute Morgen schwer sich zu konzentrieren. Er bekam kaum wirklich mit, was Barclay ihnen bei der Dienstbesprechung zu sagen hatte. Dee stand direkt neben ihm und er musste zugeben, dass er am liebsten den Kopf auf seine Schulter gelegt hatte. Seine Gedanken wanderten zur letzten Nacht. Es wurde mit jeden Mal schöner, mit Dee zu schlafen. „Es gibt da einige Dinge, die du sehr genießen wirst“, hatte Dee bei ihrem zweiten Mal zu ihm gesagt und er hatte Recht behalten. Mittlerweile sehnte er sich ständig nach Dees Berührungen. Sogar jetzt in diesem Moment. Er schlief auch nicht mehr gut, wenn Dee nicht neben ihm lag. Sein Bett kam ihm dann immer viel zu groß vor.
 

Dee wusste mittlerweile ganz genau, wie er ihn berühren musste, welche Stellen er küssen musste, um ihn aufs Höchste zu erregen. Ryo errötete leicht. Warum musste er ausgerechnet jetzt daran denken? Schnell versuchte er sich wieder auf Barclay Roses Worte zu konzentrieren. Schließlich war er noch nicht im Urlaub. Leider.
 

Es ging einfach nicht. Er konnte nicht richtig zuhören. Er war zu abgelenkt und auch zu müde. Bis sie gestern Nacht eingeschlafen waren war es ziemlich spät geworden. Er fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Sie hatten noch lange nicht Feierabend. Es war ja noch nicht einmal Mittag. Warum war er nur in letzter Zeit so schlapp?

Dee bemerkte natürlich sofort, dass etwas nicht in Ordnung war und warf ihm einen besorgten Blick zu. Ryo versuchte zu lächeln, was allerdings etwas misslang.
 

Doch dann kam Rose auf Kyle Brower, ihren aktuellen Fall zu sprechen und plötzlich fiel es Ryo nicht mehr schwer aufmerksam zu sein. Dieser Fall nahm ihn besonders mit. Nicht nur, weil Brower zu dem Mafiaring gehörte, der für den Tod seiner Eltern verantwortlich war. Brower hatte ohne zu zögern zwei kleine Mädchen, etwa in Bickys Alter getötet, um sich selbst zur Flucht zu verhelfen. Brower bekam von seinem Ring keine Unterstützung mehr, da er ihnen wahrscheinlich selbst zu gefährlich geworden war und war auf eigene Faust auf der Flucht. Da er dabei vor nichts zurückschreckte, mussten sie unglaublich vorsichtig sein.
 

Ryo wollte Brower so gerne noch festnehmen, bevor ihr Urlaub begann. Er hatte das Gefühl, dass der Fall ihn sonst die ganze Zeit nicht loslassen würde. Aber ihre Chancen standen nicht besonders gut.
 

Dabei waren sie schon zwei Mal kurz davor gewesen ihn fest zu nehmen. Einmal war es Ryo sogar gelungen ihn anzuschießen, aber da Brower eine Geisel genommen hatte, hatte er entkommen können. Jetzt standen ihre Chancen wieder schlechter, da es ihm gelungen war, unterzutauchen.
 

Dieser Fall zehrte an Ryos Nerven, wie lange keiner mehr. Als er Brower gegenübergestanden hatte, hatten sich ihre Blicke für einen Augenblick getroffen. Seine Augen waren von einer seltsam dreckigen Farbe und wirkten trübe. Seine fleischigen Lippen hatten sich zu einem Grinsen verzogen und gelbliche Zähne enthüllt. Es war nur der Bruchteil einer Sekunde gewesen, aber das Bild hatte sich in Ryos Gehirn eingebrannt. Brower hatte auf ihn geschossen, aber er hatte ausweichen können und dann seinerseits geschossen. Was, wenn er ihn damals tödlich getroffen hätte? Wäre dann jetzt alles vorbei? Er hätte es tun können. Nachdem Brower auf ihn geschossen hatte, wäre es Notwehr gewesen. Trotzdem hatte er nur auf das Bein gezielt. Sie hätten Brower damals gehabt, wenn er nicht diese kleine Geisel genommen hätte . . .
 

Dankbar fühlte er, wie Dee ihm eine Hand auf die Schulter legte und ihn leicht stütze. Er schloss für einen Moment die Augen und hörte auf Roses Worte.
 

„Brower gilt als höchst gefährlich. Unsere Profiler haben herausgefunden, dass er keinerlei Moralvorstellungen oder Gewissensbisse mehr hat. Für ihn geht es ums nackte Überleben und er ist bereit alles dafür zu opfern. Wir müssen damit rechnen, dass sein Geist nicht so arbeitet, wie der eines normalen Menschen. Als er noch für die Mafia gearbeitet hat, war es sein Job Leute ausfindig zu machen, zu verfolgen und zu töten. Er ist völlig skrupellos. Unterschätzen sie ihn niemals." Rose machte eine bedeutungsvolle Pause. "Drake und JJ übernehmen ab nächster Woche den Fall von Dee und Ryo. Damit ist die Sitzung für heute beendet. Ryo, mit ihnen würde ich gerne noch ein paar Worte wechseln. Kommen sie bitte in mein Zimmer.“ Rose verschwand in seinem Büro und die anderen verließen das Besprechungszimmer.
 

Ryo sah Rose überrascht nach und Dee knurrte leise neben ihm. „Was will der schon wieder von dir?“ Ryo zuckte die Schultern.
 

„Ich warte vor dem Büro“, erklärte Dee. „Wenn irgendetwas ist, schrei.“
 

„Danke, aber ich kann auf mich selbst aufpassen“ sagte Ryo bestimmt. „Außerdem wird Rose wohl kaum in seinem Büro über mich herfallen.“
 

Dee sah ihn skeptisch an. Offensichtlich hatte er da so seine Zweifel. „Ich warte trotzdem. Wir können danach zusammen etwas essen gehen, oder?“
 

Ryo nickte. Er hatte im Grunde nichts dagegen, wenn Dee auf ihn wartete.
 

Gespannt was Rose von ihm wollte, folgte er ihm in dessen Büro, das direkt an das Besprechungszimmer angrenzte.
 

Rose lehnte an seinen Schreibtisch und blätterte in einer Akte, als Ryo eintrat. Er schloss die Tür hinter sich und Rose sah auf. Seine stechenden Augen musterten ihn durchdringend. „Wie geht es ihnen Ryo?“ fragte er. „Sie sehen nicht gerade gut aus, im Moment.“
 

Ryo seufzte innerlich auf. Jeder sagte das in letzter Zeit. Er musste wirklich schlimm aussehen. „Ich brauche wahrscheinlich einfach Urlaub.“
 

Rose nickte und kam auf ihn zu, ihn immer noch sehr genau musternd. „Nicht, dass sie noch krank werden, bevor ihr Urlaub beginnt. Jedenfalls sollten sie sich in den nächsten Tagen etwas schonen.“
 

Ryo sah überrascht auf. Es war normalerweise nicht Roses Art, seinen Detectives zu empfehlen, sich zurück zu halten.
 

„Das meine ich ernst Ryo. Ich weiß, dass sie sich in dem Fall Brower sehr bemühen, aber sie werden ihn nicht mehr schnappen, bevor sie in den Urlaub fahren. Halten sie sich lieber etwas zurück und bringen sie sich nicht selbst in Gefahr. Kommen sie lieber erholt und mit frischen Kräften wieder.“ Rose trat noch einen Schritt näher und jetzt wäre Ryo gerne zurückgewichen, aber das hielt er für unhöflich. „Ich möchte ihnen keine Angst einjagen“ Roses Stimme war seidig und sehr dicht an seinem Ohr. „Aber Brower ist dafür bekannt, dass er sehr rachsüchtig ist. Es kann durchaus sein, dass er es auf sie abgesehen hat. Schließlich haben sie ihn schon einmal angeschossen.“
 

Ryo war nun doch ein paar Schritte zurückgewichen, stand dadurch jetzt aber unglücklicherweise mit dem Rücken zur Wand. Rose war jetzt tatsächlich erschreckend nahe und für einen Moment überlegte er, wirklich nach Dee zu rufen, aber das wäre ihm doch zu albern vorgekommen. „Ich werde auf mich aufpassen.“ Er versuchte zur Seite auszuweichen, aber Rose lehnte einen Arm neben ihn an die Wand. Jetzt konnte er auch sehr deutlich den Duft seines After Shaves wahrnehmen.
 

‚Wenn er wieder versucht mich zu küssen, fängt er sich eine’ dachte er entschlossen. „Kann ich jetzt gehen?“
 

„Warum denn so eilig?“ fragte Rose sanft. „Wartet dein kleiner Wachhund etwa auf dich?“
 

Ryo entging nicht, dass Rose jetzt auf die förmliche Anrede verzichtete. „Dee ist nicht mein Wachhund“ sagte er scharf. „Aber er wartet auf mich. Wir wollen gleich zusammen Mittag essen gehen.“
 

„Mir schuldest du auch immer noch ein Essen“, flüsterte Rose.
 

In dem Moment flog lautstark die Tür auf und Dee trat ein. Seine Augen funkelten vor Wut. „Wusste ich’s doch“ zischte er, als er sah, wie Rose von Ryo zurückfuhr. „Möchte vielleicht jemand Kaffee?“ Die Tasse zitterte in seiner Hand und es hätte wohl nicht viel gefehlt, dass er sie Rose über den Kopf gekippt hätte. „Ich dachte ich frag mal.“
 

„Wie aufmerksam von ihnen“ sagte Rose ironisch. „Nein Danke.“
 

Ryo hielt es für besser schnell zu verschwinden. Dee bebte immer noch vor Wut „Lass uns essen gehen, Dee.“ Er nahm ihn am Arm und zog ihn hinter sich aus der Tür.
 

Dee stampfte wütend neben ihn durch die Gänge, ohne ein Wort zu sagen. Ryo konnte hören, wie er mit den Zähnen knirschte.
 

„Ich bin froh, dass du gekommen bist“ sagte er sanft.
 

Dee drehte sich nicht zu ihm. „Ach wirklich? Dir schien es nicht allzu viel auszumachen, von ihm in die Ecke gedrängt zu werden.“
 

„Doch das hat es“ sagte Ryo ernst. „Ich war kurz davor ihm wieder eine zu knallen.“ Er wurde rot.
 

Dee stockte und drehte sich zu ihm um. Sein Gesicht hatte augenblicklich einen begeisterten Ausdruck angenommen. „Wirklich? Dann hätte ich lieber noch warten sollen.“
 

Ryo schüttelte lächelnd den Kopf. „Ich bin sehr froh, dass du gekommen bist. Wo wollen wir essen gehen?“
 

„Wie wärs mit dem chinesischen Restaurant gleich gegenüber?“
 

„Klingt gut.“ Ryo wollte den Weg zur Treppe einschlagen.
 

„Warte“ Dee hielt ihn am Arm zurück. „Lass uns den Aufzug nehmen.“
 

„Aber warum?“ Ryo sah ihn überrascht an. „Es sind nur zwei Stockwerke.“
 

Dee hatte bereits die Taste des Aufzugs gedrückt und lächelte ihn an. „Nur so.“
 

Die Türen öffneten sich und er zog Ryo hinein. Kaum hatten sich die Schiebetüren hinter ihnen geschlossen drängte er ihn gegen die Wand und küsste ihn auf die Lippen. „Der einzige der das darf bin ich“ flüsterte er.
 

„Dee, nicht im Dienst“ flüsterte Ryo zurück. „Ich hab dir schon hundertmal gesagt, dass ich das nicht will.“ Er machte allerdings auch keine Anstalten Dee zu entkommen. Es fühlte sich so unglaublich gut an. Genau das hatte er jetzt gebraucht. Unbewusst lehnte er sich gegen seinen Partner und schloss die Augen, um sich noch einmal küssen zu lassen. Er hatte Dees Küsse schon immer geliebt. Schon der allererste war etwas besonderes gewesen. Auch jetzt wieder wurden seine Knie weich und er war froh, dass Dees starke Arme ihn festhielten.
 

Keiner von beiden merkte es, als sich die Türen des Fahrstuhls zwei Stockwerke tiefer öffneten. Drake sprang erschrocken zurück und sie fuhren auseinander. Alle drei starrten sich etwas verdattert an.
 

„Entschuldigung“ stotterte Drake. „Ich wollte euch nicht stören.“
 

„Nein, wir müssen uns entschuldigen“ sagte Dee schnell und zog Ryo an ihm vorbei aus dem Auszog. Ryo war knallrot im Gesicht. Zwar wussten im Revier mittlerweile alle über sie Bescheid, aber er war dafür es nicht allen so auf die Nase zu binden. Dee sah das allerdings anders.
 

„Wie unangenehm“ murmelte Ryo.
 

„Ach Quatsch“ Dee grinste. „So bekommt der arme Drake auch mal ein bisschen Action. Ich wette er freut sich.“
 

„Bestimmt nicht.“ Ryo war immer noch rot. „Mach das bitte nicht mehr. Nicht im Revier.“
 

„Ich weiß gar nicht was du hast. Es wissen doch alle bescheid.“
 

„Ich mag es eben nicht so öffentlich.“
 

„Ist schon okay, ich weiß ja. Du sahst nur so aus, als könntest du etwas Zuneigung gebrauchen.“ Er lächelte Ryo an. „Komm ich lade dich ein. Dafür, dass du immer für mich kochst.“
 


 

*
 


 

Nach der Mittagspause fühlte Ryo sich deutlich erfrischter. Außerdem wusste er, dass er jetzt nur noch zweieinhalb Tage arbeiten musste, bis sie nach Canada fuhren und das gab ihm Auftrieb. Er sah von seinem Stapel Akten auf zu Dee, der am Schreibtisch gegenüber saß und konzentriert auf den Monitor seines Computers starrte. Allerdings nur, weil er ein neues Computerspiel spielte.
 

„Dee“ sagte Ryo mahnend.
 

„Die Mittagspause dauert noch zwei Minuten“ erklärte Dee. „Bis dahin schaffe ich noch einen neuen Rek . . .“
 

Die Tür wurde aufgerissen und Drake stürmte hinein. „Einsatz. Wir sollen alle zum Tatort fahren. Wahrscheinlich Brower.“
 

Das reichte um Dee und Ryo auffahren zu lassen. Ryo fühlte wie seine Knie zitterten. Noch immer hasste er es zu Tatorten zu fahren. Ganz würde er sich wohl nie daran gewöhnen. Er war unglaublich froh, dass Dee dabei sein würde. Besonders, wenn es sich um Brower handelte.
 

Ziemlich weiß im Gesicht saß er auf dem Beifahrersitz, während Dee fuhr. Er hatte die Sirene angestellt und raste nur so durch die Straßen zum beschriebenen Tatort in einer verlassenen Fabrikhalle. Trotz des schnellen Tempos warf er hin und wieder besorgte Blicke zu Ryo.
 

„Konzentrier dich auf die Straße, Dee.“
 

„Geht es dir auch gut?“
 

„Ja. Hör auf mich das ständig zu fragen.“
 

„Dann hör auf so auszusehen, als wärst du kurz vorm Umkippen.“
 

„Sehe ich wirklich so schlimm aus?“
 

„Ja.“
 

„Ich bin einfach überarbeitet. Da vorne ist es.“ Ryo zeigte auf die Ansammlung von Polizeiwagen auf der Einfahrt zu einer der großen verdreckten Hallen.
 

Dee stoppte den Wagen direkt neben den anderen Fahrzeugen und stieg aus. Ryo folgte ihm. Seltsam. Alles drehte sich. Er musste sich einen Moment am Auto festhalten, um nicht umzukippen. Es war als könne er Browers Gegenwart noch spüren. Plötzlich wollte er nur noch weg hier.
 

„Laytner, McLain, hierher!“ rief jemand und Ryo folgte Dee, darauf konzentriert nicht zu stolpern. Was war nur los mit ihm? Er fühlte sich so wackelig auf den Beinen.
 

Sein Herz schlug wie ein Hammer gegen seine Brust, als sie sich dem Tatort näherten. Es war nie angenehm einen Tatort zu besichtigen, aber diesmal wäre er wirklich gern einfach umgedreht.
 

Da lagen sie. Ein Junge und ein Mädchen, kaum älter als Carol. Blutüberströmt und die Augen immer noch weit aufgerissen vor Entsetzen. Ryo wollte wegsehen, aber er konnte den Blick nicht von ihnen wenden.
 

„Wie lange sind sie schon tot?“ fragte Dee. Die Antwort des Gerichtsmediziners hörte Ryo wie durch eine Wand. Die Stimmen schienen sich zu vermischen und immer undeutlicher zu werden. Er starrte immer noch auf den Jungen und das Mädchen. Sie hatten beide helle Haare, in denen jetzt Blut klebte und ihre Gesichter waren von der Angst verzerrt. Sie mussten wahnsinnige Angst gehabt haben.
 

„Ryo?“ hörte er Dee wie aus weiter Ferne fragen. „Ryo? Ist alles in Ordnung?“
 

Plötzlich verschwammen die Gesichter der Opfer vor seinen Augen und begannen sich zu verändern. Das des Jungen wurde dunkler . . . und plötzlich sah er ganz deutlich Bicky und Carol da liegen, die ihn vorwurfsvoll aus ihren toten Augen anstarrten. Er schrie vor Entsetzen.
 

„RYO!“ hörte er Dee erschrocken rufen. Dann wurde ihm schwarz vor Augen. Kraftlos sank er nach hinten in Dees Arme.



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Kommentare zu dieser Fanfic (11)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2008-06-02T12:55:31+00:00 02.06.2008 14:55
deine ff ist toll! warum schreibst du nicht weiter? echt schade...
Von:  MarySueLosthername
2007-08-21T14:12:43+00:00 21.08.2007 16:12
oh,mein gott!du hast sie abgebrochen?schade....
Von:  MarySueLosthername
2007-08-21T14:11:48+00:00 21.08.2007 16:11
deine geschichte gefällt mir total gut.bitte schreib schnell weiter...
Von:  LindenRathan
2007-08-13T20:28:05+00:00 13.08.2007 22:28
Die Geschichte gefiel mir.
Warum hast du aufgehört zu schreiben?
Von:  Daemon_Sadi
2007-07-25T13:22:48+00:00 25.07.2007 15:22
ahhhhh die beiden sind voll süßich liebe sie^^
hachhhhhhhhhhhhhhhh
du musst bitte gans gans schnell weiter schreiben
*mit keks wink*
also dann bin gerad n bisschen schreibfaul
chu chu
Von: abgemeldet
2007-07-21T11:03:36+00:00 21.07.2007 13:03
dieses kapitel ist auch sehr spannend..

vorallem der schluss :)

ich will hoffen das du bald weiter schreibst
lg
pain
Von: abgemeldet
2007-07-21T10:45:17+00:00 21.07.2007 12:45
hm.. also ich muss sagen ich kenne fake jetzt nicht sehr gut...
hab nur den ersten band...

aber ich finde die story gut..
weiter so! :)
Von:  ChichiU
2007-06-11T17:14:15+00:00 11.06.2007 19:14
Das fängt sehr spannend an. Armes Ryo...ihm gehts ja echt dreckig. Er sollte das dringend lernen abzuschalten.
Dein Schreibstil mag ich auch. Du beschreibst das wirklich toll. Bitte weiter!
Von:  Avarra
2007-05-18T07:34:38+00:00 18.05.2007 09:34
Hallo,

das erste Kapitel hat mir sehr gut gefallen, auch wenn jetzt noch nicht so viel Handlung drin vorkam. Imo hast du die einzelnen Charaktere genau getroffen, z.B. die ewigen Kabbeleien zwischen Bikky und Dee *g*.

Liebe Grüße, Avarra
Von: abgemeldet
2007-05-13T16:55:16+00:00 13.05.2007 18:55
Tolles Kapi, ich mag Barclay (will aber trotzdem, dass Dee und Ryo zusammenkommen)und auch seine "Überfälle". Tolles Kapi, nur scheint Ryo echt Urlaub zu brauchen. Oder eine Nervenheilanstalt^^°
Nya, tolles Kapi ich will wissen, wie es weitergeht, also los! Schreib, schreib, schreibe. Ganz schnell^^ Ähm ja... Das war's.

Bye, Jessi.


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