Sweet Sakura von Tattoo (Reita x Satoshi) ================================================================================ Kapitel 4: ----------- ~4~ Reita trug das Band schon seit einer Weile nicht mehr, wenn sie unter sich waren. Als er einen Tag nach seinem Überraschungsbesuch plötzlich ohne das Ding bei Satoshi aufgekreuzt war, hatte dieser ihn nur ein paar Sekunden angeblinzelt und dann scherzhaft gemeint dass er es doch besser wieder umbinden solle, wofür er von Reita genauso scherzhaft Prügel angedroht bekommen hatte. Und damit hatte sich das Thema auch schon erledigt. Dass Satoshi sich angesichts dieses großen Vertrauensbeweises wie ein kleines Kind gefreut hatte mußte der Bassist ja nicht unbedingt wissen. Nun rückten gleich zwei Ereignisse näher, Reita's 26. Geburtstag und Girugämesh's Auftritt beim 'Jrock Revolution Festival' in Los Angeles. Satoshi war, als er erfahren hatte dass sie dabei sein würden, sofort zu Reita gedüst und hatte ihm ganz aufgeregt davon erzählt. Immerhin sollten sie am zweiten Abend des Festivals neben MUCC, Merry und D'espairsRay auftreten! Und es würde auch ihr erster Auftritt im Ausland sein, und dann gleich vor einem so großen Publikum! Einen Monat später stand dann auch gleich der nächste Auftritt außerhalb Japans an, beim 'J-Shock Festival' in Deutschland! Der Bassist hatte Mühe gehabt, ihn wieder einigermaßen zu beruhigen, aber natürlich freute er sich für den Sänger und die anderen Bandmitglieder. Am selben Abend hatte er dann mal ganz beiläufig gefragt wann Satoshi denn aus Amerika zurückkehren würde, und dieser hatte mit einem Augenzwinkern versprochen, rechtzeitig zu Reita's Geburtstag wieder in Tokyo zu sein. **** "Ja... mach ich... danke... Ist das dein Ernst?... Okay... Hab ich ihm auch schon gesagt... genau..." Kopfschüttelnd beobachtete Ryo den Sänger seiner Band dabei, wie dieser mit dem Handy am Ohr an einer Wand lehnte und verträumt lächelnd aus dem riesigen Panoramafenster starrte, durch welches man die Start- und Landebahnen des Flughafens sehen konnte. Es war nicht schwer zu erraten mit wem Satoshi da gerade telefonierte. Diesen Blick kannte der Drummer nur zu gut. Er hatte auch absolut nichts gegen Reita oder dagegen, dass sie sich angefreundet hatten, aber ein bisschen merkwürdig fand er es schon dass jeder der beiden offenbar keinen Tag ohne den anderen auskam. In diesem Moment wurde ihr Flug ausgerufen und Ryo, genau wie Nii und Shuu, griff nach seinem Gepäck. Als er sich noch mal zu Satoshi umdrehte stand dieser noch genau so da wie gerade eben. Offensichtlich hatte er die Durchsage nicht mitbekommen, immerhin telefonierte er mit Reita, da lebte er quasi in einer anderen Welt. Seufzend stellte der Drummer seine Tasche wieder ab und sagte den anderen beiden, dass sie schon mal vorgehen sollten, er hole nur noch schnell Satoshi. Mit einem wissenden Grinsen nickten sie ihm zu und marschierten los zum Einchecken, während Ryo hinüber zu seinem Freund ging. Ganz demonstrativ stellte er sich direkt vor Satoshi, und als sich an dessen abwesenden Blick nichts änderte entriss ihm Ryo kurzerhand das Mobiltelefon und hielt es sich ans eigene Ohr. "Sorry dass ich euch unterbrechen muß, Reita, aber unser Flieger geht gleich. Ihr könnt ja dann in etwa 12 Stunden weiterquasseln." "Oh, klar, kein Problem. Ich wünsch euch einen guten Flug, Ryo. Aber gibst du ihn mir nur noch mal ganz kurz? Bitte?" kam es von Reita und der Drummer mußte schmunzeln. "Na okay, aber wirklich nur kurz." antwortete er, und nachdem sich der Bassist bei ihm bedankt und verabschiedet hatte gab Ryo das Handy wieder an Satoshi, der ihn die ganze Zeit, seit er wieder in die Realität zurückgefunden hatte, finster angestarrt hatte. Sofort hellte sich seine Miene auf als er wieder Reita's Stimme hörte, aber was dieser sagte gefiel ihm dann anscheinend doch nicht so besonders. Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr, dann auf Ryo, und seufzte schließlich. "Ja, du hast Recht, hab ich gar nicht gemerkt... na gut... okay... ich mich auch... ja, danke... ich werd's versuchen... bis bald." Und damit legte er endlich auf und sah den Drummer genervt an. "Ist ja gut, ich komme ja schon." Eine halbe Stunde später saßen die Mitglieder von Girugämesh im Flugzeug nach Los Angeles. Satoshi, der den Platz neben Ryo hatte, blätterte ungeduldig in einer Zeitschrift, stopfte diese aber schon bald wieder in seine Tasche, kramte stattdessen sein Handy hervor und starrte es gedankenverloren an. "Dir ist schon klar dass du hier nicht telefonieren kannst, ne?!" meldete sich der Drummer zu Wort und betrachtete ihn argwöhnisch von der Seite. "Ja, ich weiß..." erhielt er als Antwort und zog fragend eine Augenbraue hoch. "Und was willst du dann mit dem Ding?" Da schaute ihn der Sänger mit großen Dackelaugen an. "Ich vermisse Reita jetzt schon!" Ryo schlug die Hände über dem Kopf zusammen. Er hatte einen 11-stündigen Flug neben einem liebeskranken Nervenbündel vor sich. Das konnte ja heiter werden. "Aber du hast doch gerade eben noch mit ihm gesprochen!" versuchte er Satoshi zur Vernunft zu bringen, hatte aber keinen Erfolg. "Das weiß ich doch selbst, aber... aber... ich vermisse ihn trotzdem! Und ich werde ihn jetzt ganze fünf Tage nicht sehen!" quengelte der Sänger wie ein kleines Kind, und Ryo befürchtete schon er würde gleich auch noch anfangen wie eins zu heulen. Zum Glück für ihn und alle anderen Fluggäste kam es aber nicht dazu, Satoshi begnügte sich damit eine Packung Erdnüsse aufzureißen und diese in sich reinzustopfen. "Pass lieber auf und futter nicht zuviel davon, sonst wirst du noch fett und dann will Reita bestimmt nichts von dir." stichelte der Drummer grinsend, und tatsächlich hielt Satoshi für einen Moment inne. Doch dann sah er ihn trotzig an. "Er will doch sowieso nichts von mir, da ist es doch scheißegal wie ich aussehe..." Gespielt mitleidig patschte ihm sein Nachbar auf den Kopf. "Na na, wer wird denn da gleich zum Frustesser? Außerdem weißt du das doch gar nicht so genau..." Sofort wurde der andere hellhörig. "Wie hab ich denn das zu verstehen? Willst du damit etwa sagen dass ich doch noch eine Chance bei ihm hätte?" Plötzlich wurden seine Augen sogar noch größer. "Hat er etwa sowas zu dir gesagt?? Du hast ihm doch nichts von meinen Gefühlen erzählt, oder?? Ich schwöre dir, wenn du-" "Jetzt halt endlich mal die Luft an, sonst schiebe ich dir gleich die ganze Packung Erdnüsse in dein Plappermaul!" unterbrach ihn der Drummer und schnappte sich, als Beweis dass er seine Drohung durchaus ernst meinte, die Tüte aus Satoshi's Hand. Dieser verstummte, auch wenn ihm dies offensichtlich ganz und gar nicht leicht fiel, und sah ihn ungeduldig an. Ryo wußte nicht genau ob er belustigt oder genervt sein sollte, entschied sich aber schließlich für das erste und grinste seinen Bandkollegen an. "Ganz ruhig, ich hab ihm gar nichts erzählt. Und nein, er hat auch keine Andeutungen oder sonstwas in der Richtung gemacht. Aber es ist schon ziemlich auffällig wie oft ihr zwei zusammenhockt oder telefoniert. Das kann zwar auch einfach eine wirklich gute Freundschaft sein, aber vielleicht steckt für Reita ja auch mehr dahinter. Was hat er denn vorhin auf dem Flughafen noch alles gesagt?" Satoshi sah ihn verdutzt an, dann überlegte er kurz. "Er hat mir einen guten und sicheren Flug und viel Spaß und Glück in L.A. gewünscht." "Und hat er dir das gleiche auch schon gestern gewünscht, als du nach unserer Probe noch bei ihm warst?" Der Sänger nickte langsam und auf Ryo's Gesicht erschien ein triumphierendes Grinsen. "Na siehst du?! Er hätte dich also heute eigentlich gar nicht mehr anrufen brauchen, aber er hat's trotzdem getan weil er dich bestimmt auch schon vermisst hat!" kombinierte der Drummer und beglückwünschte sich im Stillen für sein detektivisches Gespür. Aber so ganz hatte er seinen Freund noch nicht von dieser Theorie überzeugt. "Das hat doch gar nichts zu sagen. Sowas machen Freunde nun mal, das heißt noch lange nicht dass er was für mich empfindet..." meinte Satoshi traurig und wollte sich schon wieder von Ryo wegdrehen, doch dieser hielt ihn am Arm zurück. "Hat er dir denn schon mal klipp und klar gesagt dass er nur auf Frauen steht?" Der Sänger verdrehte die Augen. "Nein, aber ich hab mich auch noch nie vor ihn hingestellt und gefragt 'Hey, bist du ganz zufällig schwul?' Das wäre doch etwas offensichtlich gewesen." "Aber dann hättest du wenigstens endlich Gewissheit." erwiderte Ryo und sah ihn dabei ernst an. Satoshi seufzte. "Das schon, aber ich hätte auch einen guten Freund weniger. Nein danke, das Risiko ist mir zu groß. Ich will Reita nicht verlieren, und wenn es bei dieser normalen Freundschaft bleibt, dann muß ich mich eben damit abfinden. Besser als gar nichts." Der Drummer starrte ihn eine Weile nachdenklich an, dann zuckte er mit den Schultern, drehte sich wieder um und schlug sein Buch auf. "Na wenn du meinst..." **** Durch Reita's Wohnung fegte ein Wirbelsturm, und sein Name war Ruki. Der kleine Sänger wuselte durch sämtliche Räume (seine bevorzugte Strecke war die von der Küche zum Wohnzimmer) und gab den anderen The GazettE-Mitgliedern Anweisungen, wo was hinzustellen war und was noch alles getan werden mußte. Er selbst machte natürlich keinen Finger krumm, immerhin war er der Cheforganisator von Reita's Geburtstagsparty – oder zumindest hielt er sich dafür. Und so sah er es selbstverständlich auch als seine Pflicht an, zur Tür zu sprinten als es klingelte. Doch der Bassist war schneller und packte Ruki am Kragen, ehe dieser die Klinke erreichen konnte. "Nix da, das ist mein Geburtstag, meine Wohnung und meine Tür, also mach ich das. Geh du mal schön brav in die Küche und hilf Kai, oder mach sonst irgendwas nützliches." ordnete Reita an und ließ den strampelnden Zwerg los. "Ich will aber nicht!" nörgelte Ruki und streckte ihm die Zunge raus. "Mir doch egal." war die schlichte Antwort des Bassisten, und dieser beförderte seinen fluchenden Kollegen im nächsten Moment auch schon mit einem gezielten Fußtritt in dessen Hintern in die Küche und konnte nun endlich die Tür öffnen. "Das hat ja gedauert, ich dachte schon es wäre keiner da." bemerkte Satoshi und grinste Reita an. Dieser strahlte. "Hey Kleiner, schön dass du wieder im Land bist! Komm rein!" Daraufhin trat der Sänger in den Flur, und während er seine Schuhe auszog meinte Reita noch "Du bist aber ein bisschen zu früh, die anderen Leute kommen erst in etwa einer Stunde." Satoshi richtete sich wieder auf und nickte. "Ich weiß, aber ich bleib auch gar nicht lange." Als er den enttäuschten Ausdruck in Reita's Gesicht sah beeilte er sich noch zu sagen "Nimm's mir bitte nicht übel, ich hab dir auch was mitgebracht." und drückte ihm eine große Tüte in die Hand. "Alles Gute zum Geburtstag, Opa!" Der Bassist schmunzelte und tippte ihm mit einem Finger gegen die Stirn. "Werd mal nicht frech, Kleiner." Dann griff er in die Tüte und zog Satoshi's Geschenk heraus. Es war eine schwarzweiße Hose, aber nicht *irgendeine* Hose! Fasziniert betrachtete Reita die vielen Nieten, Ketten und Bänder und die verschiedenen Aufnäher und Applikationen, drehte sie mehrmals um und bekam ganz glänzende Augen. "Wow, die ist ja der absolute Wahnsinn..." staunte er und drehte sich zu seinem Freund um. "Freut mich dass sie dir gefällt." meinte Satoshi lächelnd, aber Reita schüttelte den Kopf. "Das ist nicht der richtige Ausdruck. Ich liebe sie! Vielen vielen Dank!" Und damit zog er den Sänger an sich und umarmte ihn. Satoshi war sprachlos. Als er die Hose gekauft hatte hätte er nicht im Traum daran gedacht dass sie der Auslöser für ihre erste Umarmung sein würde. Aber hey, er beschwerte sich nicht, und nachdem der anfängliche Schock überwunden war legte auch er seine Arme um den Bassisten. So standen sie einige Sekunden im Flur, jeder mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt, bis ein Räuspern die beiden schließlich aus eben diesen riss. Schnell ließen sie voneinander ab und drehten sich zu der Quelle des Geräusches um. Aoi, Ruki, Kai und Uruha standen im Türrahmen, und an ihren verblüfften Gesichtern las Satoshi ab dass es wohl relativ ungewöhnlich war dass Reita jemanden umarmte. Und so sehr er sich auch dagegen wehrte, so ganz konnte er die in ihm aufkeimende Hoffnung nicht unterdrücken. Aber ihm blieb keine Zeit sich näher damit zu befassen, denn Ruki ergriff – war ja auch nicht anders zu erwarten - als erster das Wort. "Sag mal, Reita, warum haben wir für unsere Geschenke eigentlich keine Umarmung bekommen?" "Weil ihr euch daran gewöhnen und dann ständig eine von mir verlangen könntet. Außerdem-" Er hielt seinen Kollegen die Hose entgegen, so als wären keine weiteren Worte mehr nötig, und tatsächlich waren die vier ähnlich begeistert davon. "Nicht schlecht, um die könnte ich dich glatt beneiden." meinte Aoi, und Kai verlieh seiner Bewunderung mit einem anerkennenden Pfeifen Ausdruck. "Sag ich doch, das Teil ist genial." grinste Reita stolz und wandte sich wieder an Satoshi. "Du mußt mir unbedingt den Laden zeigen, wenn es da noch mehr solcher toller Klamotten gibt werde ich sofort Stammkunde." Da schmunzelte der Sänger amüsiert. "Ich kann dir gern sagen wo ich die Hose gekauft habe, aber ich bezweifle mal stark dass du deshalb gleich in ein Flugzeug nach L.A. springst." Noch bevor der Bassist etwas erwidern konnte schaltete sich Uruha ein. "Sei da mal nicht zu voreilig! Reita ist verrückt nach Klamotten, dem trau ich alles zu. Hallo übrigens." sagte er und machte damit die anderen darauf aufmerksam, dass sie Satoshi ja noch gar nicht gegrüßt hatten. Dies holten sie auch sofort nach, dann kam Reita endlich wieder zu Wort. "Hör nicht auf ihn, Uruha will nur von sich ablenken, eigentlich ist er die größte Shopping-Schlampe von uns." Blitzschnell duckte er sich und konnte so gerade noch dem Schuh ausweichen, den der verleumdete Gitarrist nach ihm geworfen hatte. "Und jetzt erzähl endlich wie das Festival gelaufen ist." "Was, hier im Flur?" fragte Satoshi grinsend, und sofort machten die vier Musiker den Weg frei und sie gingen alle zusammen ins Wohnzimmer. Nachdem es sich jeder auf der großen Schlafcouch bequem gemacht hatte fing Satoshi an zu berichten. "Es waren unglaublich viele Leute gekommen, damit hätte ich echt nicht gerechnet, und die Stimmung war super. Am ersten Abend ist das Publikum besonders bei Vidoll und Miyavi abgegangen, aber Kagrra, Alice Nine und DuelJewel haben auch ordentlich Zuspruch bekommen. Und am zweiten waren MUCC und D’espairsRay die Favoriten, ich glaub bei Merry waren einige enttäuscht dass Gara keine Tusche getrunken oder sonstwas freakiges gemacht hat. Wir sind auch ziemlich gut angekommen, da war ich sehr erleichtert. Und ich habe endlich mal den Unterschied zwischen dem westlichen und dem japanischen Publikum miterleben dürfen. Die Amerikaner sind auf jeden Fall um einiges lauter als unsere heimischen Fans, aber solange sie ihren Spaß haben..." Der Sänger zuckte mit den Schultern. "Jedenfalls bin ich schon total gespannt wie das deutsche Publikum so drauf ist." Da grinste Kai ihn an. "Bei unserem Auftritt in Deutschland waren auch ziemlich viele Fans da, und sie haben auch ordentlich Stimmung gemacht. Auf die kannst du dich also echt freuen." Satoshi lächelte matt. "Das klingt ja schon mal gut." Dann fiel ihm auf dass Reita ihn nachdenklich anschaute. "Was ist?" "Du siehst müde aus." stellte der Bassist fest, und seinen Bandkollegen entging nicht der besorgte Ton in seiner Stimme. Satoshi nickte. "Ist ja auch kein Wunder, immerhin bin ich noch die Ortszeit in L.A. gewöhnt, und dort ist es jetzt-" er überlegte kurz "so etwa drei Uhr morgens. Deshalb geh ich jetzt, der blöde Jetlag macht mir langsam zu schaffen. Shuu, Nii und Ryo wollten ursprünglich ja auch mitkommen, aber die waren bei unserer Ankunft schon so fertig dass sie es sich doch noch anders überlegt haben. Du bist doch nicht sauer dass ich nicht länger bleibe, oder?" fragte er und Reita schüttelte sofort energisch den Kopf. "Natürlich nicht! Daran hab ich gar nicht gedacht, sonst hätte ich dich doch niemals so lange hier festgehalten! Geh ruhig und schlaf dich erstmal aus. Soll ich dich noch nach Hause begleiten?" Lächelnd erhob sich der Sänger von der Couch. "Nein danke, die paar Meter schaff ich schon noch alleine." Damit wandte er sich an die anderen. "Na dann viel Spaß bei der Party, Leute." Sofort dröhnte ihm ein vierstimmiges "Mach's gut, Satoshi!" entgegen und er grinste, dann brachte Reita, der mittlerweile neben ihm stand, seinen Freund zur Tür. "Tut mir wirklich leid dass ich nicht an deinen Jetlag gedacht habe." entschuldigte sich der Bassist leise, aber Satoshi, der sich inzwischen seine Schuhe wieder angezogen hatte, winkte ab. "Ach was, alles halb so wild. Ich bin ja noch jung und vertrag sowas, du bräuchtest bestimmt länger um dich davon zu erholen." witzelte er und kassierte dafür einen leichten Knuff gegen seine Schulter. Sie grinsten sich an, dann wurde Reita wieder ernst. "Erhol dich gut, und ruf mich an wenn du wieder fit bist. Und danke nochmal für die Hose, ich hab mich echt total gefreut." Der Sänger nickte lächelnd. "Das hab ich gemerkt. Also dann, einen schönen Abend noch." Zum Abschied hob er eine Hand und Reita tat es ihm gleich. "Danke, und schlaf gut." Er sah Satoshi noch hinterher als dieser die Treppe hinabstieg, dann schloss er die Tür und lehnte sich dagegen. 'Was ist das nur für ein Gefühl?' **** Einen knappen Monat hatten die beiden nun wieder Zeit füreinander, doch dann wurde Reita's und besonders Satoshi's Geduld auf eine sehr viel härtere Probe gestellt. Zuerst flogen Girugämesh nach Deutschland zum 'J-Shock Festival', wo sie vom Publikum begeistert empfangen wurden und die Halle zum Kochen brachten, und nach ihrer Rückkehr hatte der Bassist kaum noch Zeit denn The GazettE bereiteten sich intensiv auf ihre kommende Japan-Tour vor. Sie stand unter dem Titel 'STACKED RUBBISH', würde am 15. Juli in Yuki starten und erst einmal bis zum 28. August dauern. Danach würde die Band nach Tokyo zurückfahren und dort am 7. September in der Nippon Budokan Hall auftreten. Aber dies sollte nur das Finale der ersten Runde sein, denn von Mitte Oktober bis Ende November war der zweite Teil der Tour geplant, die ebenfalls mit einem Auftritt in Tokyo enden würde. Als Reita kurz nach seinem Geburtstag Satoshi davon erzählt hatte war dieser, trotz seiner Glückwünsche an den Bassisten, alles andere als froh über diese Neuigkeit gewesen, und auch Reita schien nicht so euphorisch wie man es erwartet hätte. **** "Willst du was essen?" "Nein..." "Willst du was trinken?" "Nein..." "Willst du dass ich mit dir in 'nen Puff gehe?" "Nein..." Ryo war am Verzweifeln. Drei Wochen waren The GazettE erst auf Tour, das bedeutete sie hatten gerade mal Halbzeit, und Satoshi war schon jetzt nur noch ein wandelnder Zombie. Seit ein paar Tagen nicht mal mehr ein wandelnder, denn er lag nur noch im Bett oder auf der Couch und starrte ins Leere. Und wenn der Drummer es dann doch (wahlweise mit sanftem Zureden oder lautem Geschrei) schaffte den Sänger zur Probe zu bewegen, dann vergaß dieser entweder den Text, setzte zu spät ein oder machte sonst irgendwelche Fehler, die die anderen schließlich an den Rand eines Nervenzusammenbruchs trieben. Ryo machte sich allmählich wirklich Sorgen um die Band, aber noch größere Sorge bereitete ihm Satoshi. Natürlich telefonierten die beiden miteinander, aber das war relativ selten da Reita entweder schlief oder beim Soundcheck war, viel Zeit und Kraft für etwas anderes blieb da nicht. Und abgesehen von diesen kurzen Gesprächen war Satoshi kaum noch ansprechbar, so wie jetzt im Moment, wo er auf dem Sofa hockte (mit dem Telefon direkt neben ihm) und den ausgeschalteten Fernseher fixierte. "Den kenn ich schon, lass mich mal sehen ob was anderes läuft." Damit schaltete Ryo den Fernseher ein und setzte sich mit der Fernbedienung in der Hand neben seinen seelenlosen Freund. Vielleicht ließe sich ja etwas finden das den Sänger wenigstens für kurze Zeit aus seiner Depression reißen konnte. Anfangs sah es nicht gerade danach aus, es lief mal wieder nur Müll in der Kiste, und so zappte er sich nach einer Weile immer schneller durch die Kanäle. Doch dann hörte Ryo auf einmal ein ihm bekanntes Lied und hielt inne. Er war auf einem Musiksender gelandet der gerade vom The GazettE Konzert im Shimin Bunka Center in Himeji berichtete und auch Live-Ausschnitte davon zeigte. Hastig überlegte er ob es nun gut oder schlecht für Satoshi wäre, Reita auf diese Weise wiederzusehen, doch der Sänger nahm ihm die Entscheidung ab. "Mach das sofort weg." knurrte er und wendete seine Augen vom Fernseher ab, doch plötzlich fuhr er hoch und schrie "Nein, warte, lass es an!!" Aber da hatte Ryo schon umgeschaltet, und so stürzte sich Satoshi auf den Drummer und entriss ihm die Fernbedienung. Eine Sekunde später war das Konzert wieder zu sehen und der Sänger klebte fast an der Mattscheibe. Ryo war völlig überrumpelt von dessen unerwartet schnell zurückgekehrten Lebensgeistern und rappelte sich wieder hoch. "Satoshi, was zum Teu-" "Da!! Da, siehst du?!" schnitt ihm der andere das Wort ab und wedelte wie ein Irrer mit einem Finger vor dem Bildschirm herum, auf dem gerade der Bassist bei einem Solo zu sehen war. "Das ist Reita." stellte der Drummer fest und Satoshi nickte in einem halsbrecherischen Tempo mit dem Kopf. "Ja, aber das meine ich gar nicht! Fällt dir denn nichts auf??" Ryo wurde von Sekunde zu Sekunde verwirrter. "Was sollte mir denn deiner Meinung nach auffallen?" fragte er vorsichtig und beobachtete wie sein Bandkollege die Augen verdrehte. "Sieh dir doch mal seine Hose an!!" Nach einem kurzen Blick auf besagtes Kleidungsstück war der arme Drummer immer noch nicht schlauer. "Ja und? Findest du es so ungewöhnlich dass er auf der Bühne eine Hose trägt?" Entgeistert schlug sich Satoshi mit der flachen Hand gegen die Stirn. "Du Idiot, das ist MEINE Hose!!!" Nun war bei Ryo alles aus, und mit großen Augen schaute er den Sänger an. "Willst du damit sagen er hat dir deine Hose geklaut??" Satoshi starrte seinen Freund an als wäre diesem ein zweiter Kopf gewachsen. "Ich... ich glaub das einfach nicht... Wie kann man nur so begriffsstutzig sein?? Mach doch mal die Augen auf, das ist die Hose die ich Reita zum Geburtstag geschenkt habe!!" Vollkommen verdattert und mit offenem Mund saß Ryo auf der Couch. Dann explodierte er. "Das ist alles?? Deswegen machst du hier so ein Theater?? Ich hab fast 'ne Herzattacke gekriegt, und das alles nur wegen der blöden Hose?? Du hast ja nicht mehr alle Nadeln an der Tanne, du Geisteskranker!!!" "Was heißt denn hier 'nur wegen der blöden Hose'?? Verstehst du denn nicht? Normalerweise tragen die Bandmitglieder bei Konzerten doch immer die Outfits, die sie auch für die letzten Fotoshootings oder Musikvideos anhatten, weil ja alles ins 'Konzept' passen muß. Das weißt du doch so gut wie ich. Und jetzt stell dir doch mal bitte vor wie lange Reita auf die Obrigkeit eingeredet haben muß um mit dieser Hose auf die Bühne zu dürfen!" erklärte er nun in einem ruhigen und vernünftigen Ton, und endlich klingelte es auch bei Ryo. "Ach darauf wolltest du hinaus... Hast Recht, das war bestimmt nicht einfach für ihn. Zum Glück passt das Teil zum restlichen Outfit, sonst hätten die es ihm bestimmt verboten." Mit einem Augenzwinkern fügte er hinzu "Da muß Reita ja wirklich eine ganze Menge an der Hose liegen, oder besser gesagt an dem, der sie ihm geschenkt hat." und Satoshi, der normalerweise bei solchen Anspielungen sofort abblockte und darauf bestand, dass er und der Bassist nur gute Freunde waren, ließ zum ersten Mal zu dass sich ein kleiner Funken Hoffnung in sein Herz schlich. "Vielleicht hast du Recht... Vielleicht habe ich wirklich eine Chance..." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)