Die schöne alte Zeit von abgemeldet (damals beim Kaiser....) ================================================================================ Kapitel 3: Das Wiedersehen -------------------------- Geneviève hatte endlich den See erreicht. Oh wie war es schön hier! Überall blühten Blumen, einige Weiden hingen ihre langen Äste und Blätter in das dunkelblaue Wasser hinein. Vögel sangen ihre Lieder. Die Sonne schien- oh ja, Genevieve war glücklich. Wo in Berlin fand man denn schon solch idyllische Plätze?Am Wannsee etwa? Nein, sie musste lachen bei diesem Gedanken. Ja auf ihrem eigenen Gut, auf ihrem geliebten Gut Troßburg da schon! Auch wenn man solch einen See dort nicht besaß, doch man hatte einen Wald mit wunderschönen Lichtungen und Blumen, man hatte Koppeln voll erlesener Trakehner und auch das Haus mit seinem Rosengarten stand diesem hier in nichts nach. Genevieve hatte einen Steg entdeckt. Er war auf der anderen Seite, ihr war warm, und sie beschloss ihre Füße ein wenig baumeln zu lassen. Also machte sie sich auf. Ihrer Schuhe und Socken entledigt lief sie durch das Gras, machte immer wieder halt um sich nach diesen oder jenen Blumen zu bücken und hatte bald einen stattlichen Strauß zusammengesammelt. Als sie sich dann auf dem Stege niederließ ihre kleinen Füße ins Wasser tauchte und in die Gegend blickte, da hätte Genevieve mit niemandem tauschen mögen. Sie entdeckte etwas weiter entfernt an einer seichten Stelle des Sees ein Storchenpaar, eines von vielen wie es sie nur im Osten Deutschlands geben kann, das anscheinend auf Froschsuche war. Nein war das eine Idylle hier. Leise, das es wie kleine Silberglöckchen klang, lachte sie vor sich hin. Dann nahm Genevieve den dicken Blumenstrauß und begann einen Kranz zu flechten. Dabei kamen ihr ihre Lieblingslieder auf die Lippen. Und weil sie sich allein und unbeobachtet wußte, trällerte sie eines nach dem Anderen, das Heideröslein, die Linde, und was ihr bei ihrer guten Laune noch alles in den Sinn kam. Als sie den ersten Kranz beendet hatte, setzte sie ihn sich auf den Kopf und beschloß auch einen für Emilie zu flechten. Nikolas und Andreas hatten sich in Insterburg getroffen. Da sie in einer Garnison waren, hatte sich zwischen ihnen seit Jahren eine tiefe brüderliche Männerfreundschaft entwickelt. Sie unternahmen viel gemeinsam, gingen zusammen aus, feierten in Casinos von Königsberg und waren die beliebtesten Kameraden in ihrem Regiment. Andreas hatte Nikolas von seiner enttäuschten Schwester und Mutter erzählt, als sie erfahren hatten, das man dieses Jahr den Sommer über in Berlin bleiben müsse- wirklich eine unangehme Situation. Das Nikolas die Damen und seinen besten Freund auf sein Gut einlud war dann nur selbstverständlich und das man sich natürlich auch zur gleichen Zeit Heimurlaub nahm, bot sich nur an. Jetzt ritten sie in ihren schmucken Uniformen die Landstraßen entlang, nachdem man Insterburg hinter sich gelassen hatte. Normalerweise waren beide sehr unterhaltsam und immer zu Späßen aufgelegt, doch heute schienen die beiden Männer ihren eigenen Gedanken nachzuhängen. Nikolas war der Erste, der das Schweigen brach. "Andreas, wir reiten hier und schweigen uns an, obwohl wir doch sonst die Lustigsten und Lautesten sind. Ich will dir gern sagen was in meinem Kopf vor sich geht, ich wollte es dir schon längst erzählen den schließlich bist du mein bester Freund und weißt alles von mir und ich weiß ich kann dir vertrauen. Aber diesmal ist es nicht so einfach, da es auch dich betrifft, und deine Mutter." Andreas sah seinen Freund verwundert an. Das war doch sonst nicht seine Art? Nun, mal sehen was ihm auf dem Herzen lag-vielleicht könnte er ihm ja danach auch seine Sorge anvertrauen, die ihn schon den ganzen Weg beschäftigte. " Also Andreas, vielleicht ahntest du es ja auch schon aber ich....ich liebe deine Schwester. Schon seit sie mir damals vorgestellt wurde. Ich habe in Insterburg bei unserem bevorzugten Juwelier einen Verlobungsring für sie anfertigen lassen. Sobald wir auf meinem Gut angekommen sind und gespeist haben, werde ich bei deiner Mutter und ihr um ihre Hand anhalten. Nun was sagst du, alter Junge?" Andreas hatte sein Pferd zum Stehen gebracht. Das war es also! Nun, er hatte es wirklich schon lange geahnt, das die beiden sich etwas sein müssten, so wie seine Schwester und Nikolas sich immer anbblickten. Erfreut sagte er zu Nikolas, der auch sein Pferd anhalten ließ: " Oh ich wünsche dir alles Gute mein Freund. Das dir dies eine Last gewesen sein muss, mir zu sagen, verstehe ich-schließlich ist Geneviève meine Schwester. Aber sei dir versichert, das sowohl ich und mein Vater, sowie Mutter und Geneviève, dieser Verbindung herzlich zustimmen werden!" Lachend reichten sich die beiden die Hände. Man beschloß gegen Abend auf Brüderschaft anzustoßen, natürlich aber vor Allem auf die Verlobung. Nikolas bat Andreas schon einmal vorzureiten, er wolle sich noch einmal kurz sammeln und allein sein. Der Freund tat ihm den Gefallen. Langsam ritt Nikolas seinem Gut entgegen. Er hätte nicht gedacht, dass Genevieves Bruder so einfach damit zurecht käme, das er ihm seine einzige, überalles geliebte Schwester "wegnehmen" würde. Aber so war er-ein wunderbarer Kamerad, durch und durch. Nachdem er einige Zeit so in Gedanken in Richtung Heim geritten war, horchte er plötzlich auf. Er hörte eine zarte Mädchenstimme. Sie sang ein Lied, und zwar so wunderschön das es ihm durch Mark und Bein ging. Sie sang "Ich liebe dich so wie du mich", von Beethoven. Er versuchte herauszufinden von woher der Gesang kam. Da bemerkte er, das der Gesang von seinem eigenen kleinen See kam! Er sprang ab,band seinen Trakehnerwallach an einen Baum und ging langsam auf den See zu-jedoch so, dass er nicht gesehen werden konnte. Als Nikolas dann durch die Büsche spähte---was für einen Freudensprung machte sein Herz da! Es war Geneviève, die wie eine Elfe an dem kleinen Steg saß, mit einem Blumenkranz im Haar, die goldblonden Haare geöffnet und lockig auf ihre Schultern fallend. Sie sang und sah dabei so frei und glücklich aus! Das Herz ging ihm auf bei all ihrem Liebreiz. Er beschloss zu ihr zu gehen und seine Braut zu überraschen und sogleich mit Heim zu nehmen, auch wenn es Nikolas furchtbar Leid tat, dieses reizende Schauspiel zu beenden. Leise schlich er sich an, bis er ganz nah hinter Genevieve stand, und sagte: "Meine kleine liebe Elfe, bitte singe auch in Zukunft solch schöne Lieder für mich!" Genevieve schwieg sofort und fuhr erschrocken um. Sie blickte in Nikolas liebes Gesicht, wie er sie aus seinen stahlblauen Augen ansah, und errötete zutiefst. Oh wie peinlich! Wie hatte sie sich nun vor ihm blamiert! Er würde denken, das sie noch ein kleines Kind sei, ein Mädchen das singt und Blumen pflückt anstatt sich in den Ernst des Lebens zu fügen! Nein, das wollte sie nicht mitansehen, das er sie ob ihrer Kindereien auslachte, da nahm sie lieber Reißaus! Blitzschnell hatte sie Schuhe und Strümpfe zur Hand und wollte gerade losstürmen, als sie merkte wie Nikolas sie am Arm festhielt. "So lauf doch nicht weg meine liebe Genevieve. Schäme dich nicht! Komm und sieh mir in die Augen-lache ich etwa? Nein, denn es war nichts Lächerliches in deinem Tun-du hast mir die Sonne in mein Herz scheinen lassen! Und du hast mir noch einmal bestätigt was ich schon längst wusste- das du diejenige sein wirst, die ich zu meiner Frau machen werde. Nicht wahr? Du bist mir doch auch gut? Ich habe doch richtig gelesen in deinen Gesten und Blicken, das ich dir mehr wert bin als nur ein guter Freund?" Fragend blickte er sie an. Da hob Geneviève dihr Gesicht, rot vor verhaltener Freude. Meinte er es wirklich ernst? Nein er scherzte ja nur, so schnell könnte ihr Wunsch doch nicht erfüllt sein,oder? Aber ja, er meinte es todernst, in seinem Gesicht zeigte sich nichts Scherzhaftes. Da lächelte Geneviève und sagte leise: " Aber Nikolas, wie kannst du fragen? Du hast es doch soeben selbst gesagt, das du die Zeichen richtig gedeutet hast. Natürlich will ich deine Frau werden...Oh, so lange schon, seit ich dir vorgestellt wurde schwärmte ich für dich, und seit einiger Zeit weiß ich, dass es nicht bloß Mädchenschwärmerei, sondern Liebe ist die ich für dich empfinde. Ich nehme mit mit meinem ganzen Herzen und meiner Seele an!" Glücklich sahen sich die beiden verliebten Menschen an. Dann nahm Nikolas Geneviéve in den Arm, und holte sich den ersten Kuss von ihren rosigen Lippen, es folgten sogar noch einige mehr. Danach hob er sie in seine Arme und trug sie zu seinem Pferd um zum Gut zurück zu reiten, es war nämlich inzwischen schon recht spät und Zeit für das abendliche Diner geworden. Im leuchtenden ostpreußischem Abendrot ritten sie gemeinsam dem Gut entgegen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)