Mondscheinkinder von MangaEngel ================================================================================ Kapitel 24: Alles nur für Kai ----------------------------- Es hatte Tage gedauert, um alles vorzubereiten, doch dafür hoffte ich, dass es sich lohnen würde. Auch, wenn mich Marys Postkarte etwas verunsichert hatte, die irgendwas von Problemen und Stress gesagt hatte. Vor allem war seltsam gewesen, dass Kais Unterschrift gefehlt hatte. Aber als Mary nach ihrer Rückkehr mit mir telefoniert hatte, klang sie zwar ziemlich müde, aber trotzdem fröhlich und ich dachte nicht weiter darüber nach. Bei ihr wusste man eh nie, woran man war, doch gerade dafür war ich stolz auf meine Tochter. Ihre Brüder waren ihr da schon ziemlich ähnlich, allerdings waren diese viel frecher als sie es als kleines Kind gewesen war. Jedenfalls hatten wir alle Vorbereitungen nach etwa 12 Tagen fertig, komischerweise dauerte es aber sehr lange, ehe die Drei die Erlaubnis bekamen, einen Ausflug zu machen. Aber vermutlich war nach der Rückkehr aus Europa einfach viel Trubel und Organisatorisches, weshalb es einfach länger dauerte. Aber nach etwa einer Woche durfte ich sie für zwei Tage entführen und ich fuhr noch am gleichen Tag zur Klinik. Ich hatte erwartet, Masa und Mary knusperbraun zu sehen, immerhin waren sie in einem Dorf mitten im Gebirge gewesen, doch sie sahen eher ziemlich blass aus, als wenn sie wie Vampire nur in Schränken gehockt hätten. Was aber gar nicht so abwegig war, immerhin haben sie vermutlich auf Kai geachtet und so logischerweise wenig Sonne gesehen. Naja, auf jeden Fall hatte ich extra alle Autoscheiben mit abdunkelnder Folie beklebt. Ich hatte zuerst schwarzes Klebeband nehmen wollen, doch das hätte garantiert Probleme beim Fahren und mit der Polizei verursacht, was mir Jane im Baumarkt mehrmals eingebläut hatte. Sie blieb allerdings zuhause, sie wollte Abendessen fertig haben, wenn wir kommen. Alle saßen ziemlich still im Auto, nur ab und zu murmelte einer etwas. Ich fürchtete kurz, dass der Stress, den Mary auf der Postkarte erwähnt hatte, vielleicht Streit zwischen ihnen bedeutet hatte, doch bei einem Blick auf den Rücksitz fiel mir auf, dass Kai das Buch auf dem Schoss liegen hatte, dass Jane und ich ihm geschenkt hatten. Er blätterte ganz langsam durch dieses, als würde er es zum ersten Mal sehen, nur ab und zu machten er oder Mary einen Kommentar zu einem Bild. Masa dagegen saß am Fenster und hörte per Kopfhörer anscheinend Musik. So fuhr ich mit einem Grinsen und dem Gedanken „Sie sind ja doch ein komisches Trio“ Richtung Oklahoma. Mary hatte nach dem Aussteigen erstmal ziemlich lange die Hausfassade angestarrt und auch Kai schien es aufzufallen, denn auch er blieb eine Weile stehen. Masa merkte natürlich nichts, er folgte einfach dem Geräusch meiner Schritte und betrat das Haus. „Papa!?“ rief Mary, während sie und Kai uns hinterherliefen und das dunkle Haus betraten. „Papa, was soll das...?“ fragte mich Mary anscheinend verunsichert und auch jetzt wurde Masa unruhig, da er raushören konnte, das etwas nicht stimmte. Ich grinste sie nur an. „Naja, ich dachte, da Kai ja heute und morgen hier ist, sollte das Haus auch ihm angepasst sein.“ Kai ging zögerlich an mir vorbei und sah vom Hausflur in die einzelnen Zimmer hinein. „Aber das...Das hätten sie doch nicht tun müssen...“ meinte er leise und klang für mich, als hätten wir etwas schlimmes getan. Dabei hatten wir nur alle Fenster mit schwarzer Folie zugeklebt, was nichtmal sonderlich schlimm, sondern nur etwas ungewohnt war. „Neville?“ hörte ich es dann aus der Küche und Jane trat mit Schürze und Kochlöffel in den Flur. „Mensch, sag doch was, wenn ihr hier seid!“ meinte sie und sah mich vorwurfsvoll an, ein Zeichen für mich, dass ich damit wohl zum Tisch decken verdonnert werden würde. Dann sah sie abwechselnd unsere Gäste an, jetzt allerdings freundlich lächelnd. „Geht doch schonmal ins Esszimmer und macht es euch bequem, das Essen ist nachher fertig. Ach und Mary, sag doch bitte Stan und Kyle auch Bescheid, ja?“ Damit verschwand sie wieder in die Küche und die Drei liefen, angeführt von Mary, zum Wohnzimmer. Ich ging dabei zu Jane. Wie ich schon geahnt hatte, durfte ich das Geschirr schleppen. Kai bot an, mir zu helfen, doch das verhinderte Jane mit dem bissigen Kommentar „Nein, dass kann er auch allein, nicht wahr, Schatz?“ Ich hasse es, wenn sie mich Schatz nennt, denn dann darf ich meistens Drecksarbeit verrichten oder habe etwas getan, was sie meint, bestrafen zu müssen. Und Geschirr für sieben Leute herschleppen ist da schon fies. Dafür verlief das Essen angenehm fröhlich. Es gab ein paar scherzhafte Vergleiche zwischen unserem Essen und der Kantinennahrung und das wir in Sachen „alles XP-freundlich“ der Direktorin sehr ähnelten, was aber offenbar nicht nett gemeint war. Stan und Kyle versuchten während dem Essen mehrmals, Kai dazu zu bewegen, seine Kapuze abzunehmen, doch dieser wollte es einfach nicht und nach mehrmaligem Wiederholen der Bitte wurden die Drei ziemlich heftig von Mary angefahren. Die Beiden ließen daraufhin schmollend das Fragen, doch das ständige Betteln schien Kai ein schlechtes Gewissen gemacht zu haben, denn er spielte auffällig oft mit dem Rand der Kapuze. Doch er nahm sie nicht ab und als sie sich nach dem Abendessen für die Mahlzeit bedankten und hochgingen, sahen die Zwillinge ihm schon fast sehnsüchtig hinterher. Doch Jane schlug beiden einmal tadelnd auf den Hinterkopf und nun durften die Beiden abräumen. Ich wusste nicht, wie ich darüber denken sollte, ich und Jane hatten Mary schließlich bewusst so aufgezogen, dass ihr Gesicht ihr nicht zu unangenehm war. Doch Kai hatte vermutlich eine tief sitzende Angst, dagegen konnte man schlecht mit Argumenten ankämpfen und so ließ auch ich es, ebenfalls ein wenig schmollend, mit den Gedanken bleiben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)