Contra todo el Mundo von Maci ((Gegen die ganze Welt)) ================================================================================ Lena ---- Lena „Halt dich von ihr fern.“ Das war das erste was mir meine Mitschüler über Helen sagte. Ich habe nicht auf sie gehört... Mein Name ist Lena. Ich bin 16 Jahre alt und neu in der Stadt. Meine Eltern und ich sind hier vor 2 Tagen eingezogen. Dementsprechend schlecht sieht es auch mit meinen sozialen Kontakten aus. Ich hoffe, das wird sich schon bald ändern. Wobei ich mich besonders freuen würde, wenn ich mich mit einem bestimmten Mädchen anfreunden könnte. Ich habe sie gestern gesehen. Sie war ungefähr in meinem Alter und wirkte unglaublich traurig. Ihr Anblick versetzte meinem Herzen einen heftigen Stich. Es war seltsam, aber sie so zu sehen machte mich ebenfalls total traurig. Und dabei kannte ich sie noch nicht mal. Ich wollte sie aufmuntern und so lächelte ich ihr zu. Sie sah mich erst etwas verschreckt an, erwiderte dann aber meine Lächeln mit einem kleinen, leichten Grinsen. Ihr Gesicht dabei war süß wie Zucker. Sie lächeln zu sehen war einfach nur wunderbar. Ich fühlte mich unglaublich glücklich in diesen Moment. Es war genau wie damals... *Flashback* Es war ein Tag wie jeder andere gewesen. Zumindest dachte ich das, als ich am Morgen von zu hause aufbrach und zum nahegelegenen Spielplatz ging. Ich war damals 7 Jahre alt. Ein kleines, freches und neugieriges Mädchen, das seine schwarzen Haare am liebsten in zwei Zöpfen trug und in der ganzen Nachbarschaft bekannt war. Aber dieser Tag sollte mein ganzes Leben verändern. Es war noch relativ früh, als ich am Spielplatz ankam. Im ersten Moment dachte ich es wäre noch niemand da. Aber dann hörte ich ein leises Geräusch. Es war das Rascheln von Blättern gepaart mit einem Art Wimmern. Ich blickte mich um und bemerkte, dass sich hinter einem der Büsche, die vereinzelt auf dem Gelände standen, etwas bewegte. Jedes andere Kind hätte sich wahrscheinlich tunigst von dem Busch ferngehalten aber bei mir war die Neugier geweckt worden. Also schlich ich um den Busch herum und fand dort ein kleines Mädchen sitzen. Sie hatte ihre Arme um ihre Beine geschlungen und den Kopf an diese gelehnt. Ihre zottelige blonden Haare fielen ihr ins Gesicht, aber ich konnte dennoch ihre vom Weinen geröteten Augen erkennen. Sie hatte wohl schon eine ganze Weile dort gesessen und sich die Augen ausgeweint. Ich setzte mich neben sie, legte ihr einen meiner Arme um die Schultern und fragte sie, warum sie den so weine. Eine ganze Weile lang erhielt ich keine Antwort, aber gerade als ich ein zweites mal fragen wollte, hörte ich ihre leise, von Schluchzern durchsetzte Stimme. „Sie haben... Sie haben mich nicht lieb. Sie hassen mich. ...Sie wollen mich nicht...“ Ich sah sie einen Moment verwirrt an, dann fragte ich: „Wer, wer mag dich nicht? Wie kommst du darauf?“ Diesmal brauchte ich nicht allzu lange auf meine Antwort warten. “Meine Eltern... Sie sind nie da. Sie... Sie gehen immer weg und lassen mich alleine...“ „Und wieso glaubst du, dass sie dich nicht lieb haben?“ „Weil... Weil ich sie gehört habe... Ich hab Mama gehört, wie... wie sie zu meinen Papa gesagt hat: Ich hasse sie! Ich kann ihren Anblick nicht ertragen! Ich wünschte, sie wäre nie geboren worden. Jedes Mal wenn ich sie sehe,... sehe ich IHN vor mir.“ Sie brach ab, wurde wieder von einem heftigen Heulkrampf geschüttelt. Ich versuchte sie zu trösten, aber es gelang mir nicht. Sie wollte einfach nicht aufhören zu weinen. Da nahm ich sie in den Arm und küsste sie. Ich weis bis heute nicht, was mich dazu brachte sie zu küssen. Es war mein erster Kuss. Und ich habe ihn bis heute nicht vergessen. Was danach genau passierte, weiß ich nicht mehr. Sie hörte auf zu weinen, ja. Aber ansonsten ist die Erinnerung verschwommen. Das Nächste, woran ich mich erinnere ist, dass es dunkel geworden war und wir nach hause gingen. Wir hatten uns versprochen, am nächsten Tag wieder zu dem Spielplatz zu kommen. Am nächsten Tag konnte ich es kaum erwarten wieder zum Spielplatz zu gehen. Als ich dort ankam, war das Mädchen noch nicht da. Also setzte ich mich auf eine Schaukel und wartete. Ich wartete bis in die Nacht hinein und ging erst als meine Mutter ängstlich zum Spielplatz gelaufen kam, weil ich nicht nach hause gekommen war und sie dachte mir sein etwas passiert. Ich sagte, mir, dass dem Mädchen vielleicht etwas dazwischen gekommen sei und dass sie bestimmt morgen kommen würde. Aber auch am nächsten Tag kam sie nicht. Und auf den darauffolgenden Tag ebenfalls nicht. Aber trotzdem wartete ich jeden Tag auf sie, in der Hoffnung, dass sie eines Tages plötzlich vor mir stehen würde. Doch sie kam nicht und irgendwann hörte ich auch auf, auf sie zu warten. In den darauf folgenden Jahren hatte ich natürlich auch andere Beziehungen, aber keine konnte mir wieder dieses Gefühl geben, welches ich damals bei diesem weinenden Mädchen empfunden hatte. Dieses unglaublich starke Gefühl der Verbundenheit, das man nur bei seiner einzig wahren Liebe verspürt. *Flashback Ende* Der erste Schultag verlief echt gut. Alle waren total nett zu mir und ich verstand mich auch sofort mit ihnen. Aber trotz all dieser Leute ging mir das Mädchen mit den traurigen Augen nicht aus dem Kopf. Die erste Nacht in meinem neuen Zimmer schlief ich wirklich gut. Ich weiß leider nicht mehr genau wovon ich geträumt habe, aber ich weiß das es etwas Schönes gewesen war. Leider passiert mir das oft, dass ich mich an meine Träume nicht erinnern kann. Heute jedenfalls haben wir in der ersten Stunde Sport. Ich liebe Sport total. Das Gefühl, wenn man eine gute Leistung erbracht hat, finde ich einfach umwerfend. In der Sporthalle angekommen, merkte ich, dass unsere Parallelklasse mit uns zusammen Sport hatte. Und diese Erkenntnis machte mich unglaublich glücklich. Denn wie ich nur ein paar Minuten später erfuhr, war diese Klasse, die Klasse in die das Mädchen mit den traurigen Augen ging. Ich hielt nach ihr Ausschau und entdeckte sie nach einem kurzen Moment tatsächlich. Ich fragte ein paar Leute aus meiner Klasse, wer sie denn sei. Die Antworten, die ich erhielt, waren alle ziemlich ähnlich und verblüfften mich ungemein. „Die da? Das ist Helen, die kleine Angeberin. Sie ignoriert uns und tut immer so, als sei sie die schönste und wichtigste Person auf der Welt. Wenn du dir selbst einen Gefallen tun willst, dann halt dich von ihr fern. Die mag hier nämlich keiner.“ Ich konnte mir das gar nicht vorstellen. Sie wirkte auf mich so einsam und verlassen. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass sie ein so gemeines Biest sein sollte. Also entschloss ich mich zu ihr rüber zu gehen und sie anzusprechen. Dabei war ich so in meine Gedanken vertieft, dass ich gar nicht bemerkte wie auch sie sich in Bewegung setzte und in meine Richtung lief. Und so kam es, dass ich sie aus Versehen anrempelte. Sie fluchte wie irre, aber als ich mich entschuldigte und sie zu mir aufsah, schien sich all ihr Ärger in Luft aufgelöst zu haben. Sie stammelte ein leises „Schon okay.“ und sah mich mit ihren süßen Augen an. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)