Nightdancer von Mihikoru (- Killerin aus Liebe I -) ================================================================================ Kapitel 22: Flashback Teil 1 ---------------------------- Lest einfach… *heute schweigsam sei* Kapitel 22: Flashback Vor meinen weit aufgerissenen Augen drehte sich alles wie in einem viel zu schnellen Kinderkarussell. Bunte Lichtkegel und Farbreflexe tanzten in meinem Blickfeld sodass ich heftig blinzelte. E-Er konnte doch nicht einfach… DAS GING ZU WEIT!! Obwohl seine Lippen nur hauchzart auf meinen lagen und er nur sachte seinen Mund gegen meinen bewegte, spürte ich diesen leichten Kontakt bis in die Zehenspitzen. Anstatt einer harmonischen Stille und klangvollem Frieden legte sich eine nie gekannte Angst in meinem Magen fest. Dunkle Schatten legten sich in meine verwirrten Gedankengänge und ich sah es. Ich sah Bilder… Die Bilder, vor denen ich schon immer Angst gehabt hatte. Kyusuke, tot auf dem Boden seines Wohnzimmers - durch einen Kopfschuss niedergestreckt… Kyusuke inmitten seines Blutes in einer dunklen Seitenstraße… Und ich hörte die Stimmen, diese kalten Stimmen: Du kennst die Regeln, neko! Vergiss niemals, wer du bist! Vergiss niemals, was du tust! Vergiss niemals, dass auch DU dich an Regeln halten musst! Panik fraß sich wie ätzende Säure in jede glücklich Empfindungen sodass ich mich mit einem lauten Schluchzer von seinen Lippen löste in dem ich mich kraftvoll aus seinen Armen wand. Unter Tränen stolperte ich zurück und fasste mir mit zittrigen Fingern an meine bebenden Lippen. „N-Nein…“ Flüsterte ich leise und sah meinem Kumpel bestürzt in die Augen. Kyusuke sah mir mit einem Ausdruck zurück, der gleichsam besorgt wie auch unsicher war. „Suzuna…? Suzu?“ Ganz langsam streckte er die Hand nach mir aus doch diese Geste brachte mich nur dazu, weiter zurückzutreten. „Nein!“ Mein verzweifelter Schrei hallte mir wie ein unwirkliches Echo in den Ohren. Was hatte er getan? Was hatte ich getan? Was hatten wir getan? Du kennst die Regeln, neko! Ja, ja… ich kannte die Regeln. Ich wusste es besser, besser als jeder Andere. „Du verstehst es nicht…“ Flüsterte ich nun während mir heiße Bäche aus Tränen über die Wangen liefen.„ Du verstehst gar nichts… BAKAYARO[1]!!“ Ehe ich wusste was ich tat, wirbelte ich auf dem Absatz herum und hechtete in den Flur, wo ich mir mit fahrigen Bewegungen in meine Schuhe schlüpfte und die Haustür aufstieß, stolpernd rannte ich die Auffahrt des Hauses hinunter und auf die Straße. Ich hörte noch seine eiligen Schritte die mir folgten und ich vernahm noch sein aufgebrachtes Rufen:„ SUZU! Hey… SUZU!!“ Doch ich weigerte mich es wahrzunehmen. Ich weigerte mich etwas zu hören. Etwas zu sehen… oder etwas zu fühlen. Der Nebel in meinem Kopf nahm immer mehr zu. Die schwarzen Schatten wurden größer und bedrohlicher. Ich schrie nicht… Ich weinte nicht… Ich lief noch nicht mal weg. Mit ausgebreiteten Armen und einem traurigen Lächeln empfing ich die bedrohliche Dunkelheit und ließ mich von ihr verschlingen. Wenn du mich eines Tages findest, wirst du mich dann verurteilen? Wenn du mir eines Tages in die Augen siehst, wirst du mich dann hassen? Was wird mit deinen Blicken geschehen… Deinen Blicken die immer sanft und beschützend gewesen waren? Wie wirst du mich dann ansehen, wenn du weißt, wer ich bin? Wenn du weißt, was ich tue? Wenn du weißt, dass ich dich verraten habe? Kann ich dir dann noch sagen ,Verzeih mir‘, oder wirst du mir nicht mehr zuhören? Darf ich dann noch wagen die Hand nach dir auszustrecken, oder wirst du sie weg schlagen? Wirst du…? Es begann an meinem 15. Geburtstag. Ich erinnerte mich noch genau daran. An diesem Tag änderte sich mein Leben schlagartig. Nichts sollte mehr wie vorher sein… Seit ich zurückdenken konnte, war ich alleine gewesen. Meine Eltern hatte ich nie kennen gelernt, nur aus den Erzählungen einer Betreuerin im Waisenhaus erfuhr ich von diesem Autounfall. Der Autounfall, der meine Eltern tötete. Es war wohl eine regnerische Nacht gewesen, die Straße aufgeweicht und rutschig vom vielen Regen zu gefährlich. Mein Vater hatte es nicht geschafft den Wagen noch herumzureißen als ein entgegenkommender Lastwagen die Kontrolle verloren und sie gerammt hatte. Damals war ich gerade mal 3 Jahre gewesen. Ich konnte mich an die beiden so gut wie nicht erinnern. Alles was eine Art Erinnerung von mir sein könnte, war verschwommen und unwirklich; wie in einem Traum. Ich erinnerte mich an eine Frau mit langen blonden Haaren - die meinen ähnlich waren - die lächelte wie ein Engel. Ich erinnerte mich an eine breite Männerbrust, an die ich immer gelegen und geschlafen hatte und den Duft von dieser: Pfefferminz. Nach dem Tod meiner Eltern gab es keine Verwandten oder engere Freunde, zu denen ich hätte gehen können also, musste ich ins Waisenhaus. Die kalten Mauern dieses Gebäudes hatte ich schon von außen wie ein bedrohliches Monster empfunden und als sich damals das große Eisentor hinter mir geschlossen hatte, war es mir so, als hätte mir eine unbekannte Kraft das Herz herausgerissen. Ich war schon immer zurückhaltender und schweigsamer als andere Kinder gewesen und zu dieser Zeit wurde es sogar noch schlimmer. Ich sprach mit niemandem, aß nicht viel und saß fast den ganzen Tag unter der großen Eiche draußen im Hof und schaute zum Himmel empor. Würden Mama und Papa eines Tages von einer Wolke wieder zu mir herunterhüpfen? Ich wünschte es mir so sehr. Und dann… Dann war ER eines Tages gekommen. Ein kleiner Junge, mit verdrecktem T-Shirt und kurzen Hosen. Sein Gesicht und Arme voller Schrammen von den vielen Raufereien, ständig ein geschnitztes Holzschwert unter dem Arm. Ein richtiges kleines Großmaul, der geborene Anführer; mit verstrubbelten schwarzen Haaren und kämpferischen grünen Augen. Kyusuke… Ja, seinen Namen hatte ich mir aus irgendwelchen Umständen als allererstes gemerkt. Schon nach wenigen Tagen erfuhr ich, dass er seinen Vater damals während eines Flugzeugunglücks verloren und seine Mutter schon vorher, aufgrund seiner Geburt gestorben war. Kyusuke war die ersten 5 Jahre bei seinem Großvater aufgewachsen, bevor dieser ihm auch genommen wurde. Die nächsten Monate lernte ich ihn kennen. Ich lernte ihn kennen… und lieben. Obwohl ich einen weiten Abstand hielt, da er mir viel zu laut und stürmisch war, half er mir eines Tages als ein paar anderer Jungs mich ärgerten. Nach diesem Ereignis kamen wir immer mehr ins Gespräch. Er setzte sich neben mich - unter die große Eiche - und plapperte stundenlang über sich und seine Weltanschauung während ich ihn nur schweigend ansah. Er half mir bei den Schularbeiten, setzte sich beim essen neben mich und tröstete mich sogar, als ich mich eines Nachts weinend in den Flur setzte da mir ein hereinbrechendes Gewitter soviel Angst gemacht hatte. Und dann… Eines Tages - nach monatelangen Schweigen - redete ich mit ihm. Noch heute wusste ich, was ich damals als allererstes zu ihm gesagt hatte: „Sag mal, ist dir das nicht zu blöd immer nur alleine zu reden und nie eine Antwort zu bekommen?“ Auf meine leise Frage hatte er mich aus großen, grünen Augen verblüfft angesehen bevor er einen freudigen Laut ausgestoßen hat. „SUPER! Du kannst ja doch reden…!“ Starr hatte ich in sein glückliches Gesicht geblickt und mich im Stillen gefragt, warum er sich nur so freute. „Nun sag doch was… Komm schon! Rede mit mir! - Verrat mir deinen Namen, ja?“ Bat er mich mit einem kleine Hauch Panik sodass ich den Kopf leicht geneigt hatte: „Warum? Den weißt du doch sicherlich schon?“ Ein Kopfschütteln war von ihm gekommen. „Nein. Du hast zwar nicht geredet, aber ich habe extra bei keinem Anderen nachgefragt. Ich will es von dir hören. Wie heißt du?“ „Suzuna…“ „Suzuna? - Ein schöner Name! Guten Tag Suzuna, ich bin Kyusuke.“ „Ich weiß.“ „A-Achso… ja…“ Verlegen hatte er aufgelacht während ich nun endlich die Frage zu stellen traute, die mir schon seit Monaten auf der Seele lag. „Wieso bleibst du bei mir?“ „Wieso?“ „Ja! Wieso?“ „Na weil…“ Neckisch hatte er seine Lippen verzogen, kleine Fältchen ließen seine Nase kräuseln. „Weil du ein Engel bist und Engel dürfen nun mal nicht so traurig aussehen wie du.“ Aus weit aufgerissenen Augen hatte ich ihn angesehen. Ich sollte ein Engel sein? Ein Engel… ICH?! „Ich bin kein Engel…“ „Aber du hast so schönes goldenes Haar.“ Er mochte meine Haare? War wegen meinen Haaren bei mir geblieben? Mit leerer Mimik hatte ich auf eine herabhänge Locke gesehen. Ich hatte meine außergewöhnliche Haarfarbe damals mehr als alles andere verabscheut. Die anderen Kinder im Waisenhaus hänselten mich deswegen oder mieden mich gänzlich. Ich war keine ganze Japanerin, in diesem Land überwogen die dunklen Haarfarben und für mich war da kein Platz. Kein Platz für Freunde… „Meine Haare sind hässlich.“ „Das stimmt nicht! Sie sind wunderschön… und wenn dich diese Idioten das nächste mal ärgern, verprügele ich sie mit meinem Holzschwert!“ Darauf hatte ich einfach lächeln müssen. Es war das erste ehrliche Lächeln, seit dem Tod meiner Eltern gewesen. Dieses Lächeln würde ich nie vergessen. „Vielen Dank, Kyusuke.“ zu danken. - Weißt du was? Ich nenn dich ab heute einfach ,Suzu‘?“ „Wie du meinst…“ Ein fröhliches Lachen war meiner Kehle entstiegen. „Wie du meinst… Kyu.“ **************************************************************** [1] Bakayaro = japanisch für ,Idiot‘ oder ,Blödmann‘. Ja, ich weiß *augenverdreh* Es ist nicht grad der riesige Knüller und auch nicht grad viel aber… In der Kürze, liegt die Würze ^^ Freude über eure Kommis ist immer vorhanden also, nicht vergessen *droh* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)